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Kultur Joker April 2017

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KUNST KULTUR JOKER 17<br />

Der Schwarzwald als spezifische Atmosphäre<br />

Schwarz-Weiß-Fotografien von Joseph Carlson<br />

Die Motive sind<br />

unspektakulär, die<br />

Blickwinkel ungewöhnlich.<br />

Alles<br />

in dem Fotoband<br />

„Schwarz.Wald.<br />

Land“ von Joseph<br />

Carlson lädt zum<br />

Innehalten ein, zum<br />

Betrachten dessen,<br />

was hier an landschaftlichen<br />

Räumen<br />

gezeigt wird – sie<br />

scheinen magisch<br />

abgeschieden und<br />

fast stillzustehen.<br />

Schwarz-Weiß-Fotografie<br />

ist ein perfektes<br />

Medium, um<br />

Besonderheiten des<br />

Schwarzwalds wahrnehmbar<br />

zu machen.<br />

Foto-grafieren,<br />

Schreiben mit Licht,<br />

ist ein Verfahren,<br />

das seit seiner Erfindung<br />

auf die ihm<br />

eigenen Möglichkeiten<br />

geprüft wird.<br />

Die Frage, ob Fotografie<br />

etwa die Natur<br />

und das Leben<br />

adäquater darstellen<br />

kann als Malerei, hat zu ganz<br />

unterschiedlichem Umgang<br />

mit den spezifischen Mitteln<br />

des fotografischen Sichtbarmachens<br />

geführt. Schwarz-<br />

Weiß-Fotografie enthält zahllose<br />

Nuancen von Grau, kann<br />

so Formen und Bildebenen intensivieren<br />

und den Blick des<br />

Betrachters etwa mit scharfen<br />

Details im Vordergrund faszinieren<br />

und ihm gleichzeitig<br />

einen weichen, haptischen Tiefenraum<br />

bieten. Joseph Carlson<br />

sagt dazu: „Nicht Grau ist die<br />

Farbe des Buches, sondern ein<br />

Schwarz, das aufgeschlüsselt<br />

Fotografien aus dem Bildband „Schwarz.Wald.Land“<br />

wird, das sich öffnet und auf<br />

die Impulse des Weiß antwortet.“<br />

Die Wiedererkennbarkeit<br />

bestimmter Orte, das ist nicht<br />

Ziel von Carlsons Fotografien<br />

„Schwarz.Wald.Land“ (aufgenommen<br />

zwischen St. Peter<br />

und Buchenbach); durch die<br />

Wahl von Motiv und Bildausschnitt<br />

werden diese beinahe<br />

zu zeitlosen Ikonen von den<br />

Kräften, die in Wald und Bäumen,<br />

Geäst und Vegetation,<br />

Himmel, Wolken, Nebel und<br />

Lichteinfall wirken. Intensive<br />

Aufmerksamkeit für das Fotografierte<br />

war bereits für<br />

die Klassiker der Fotografie<br />

wesentlich; dabei interessierte<br />

nie allein das Sehen,<br />

sondern zudem das Empfinden<br />

und der unmerkliche<br />

poetische Moment,<br />

den die Kamera eventuell<br />

einzufangen vermag; das<br />

gelingt Joseph Carlson z.B.<br />

in sensiblen Aufnahmen von<br />

Baumwipfeln, die für kurze<br />

Zeit aus einem Wolkenmeer<br />

ragen. Insgesamt wird dem<br />

Betrachter vermittelt, dass<br />

„Schwarz.Wald.Land“ ein<br />

ästhetisch ansprechendes<br />

Gefilde ist, das<br />

Carlson nicht als<br />

schrille Attraktion<br />

zeigen will, sondern<br />

in seiner „Stille und<br />

Ernsthaftigkeit“.<br />

Mit dieser Vorstellung<br />

kommt der<br />

Mensch ins Spiel,<br />

der auf den Fotos<br />

nirgendwo leibhaftig<br />

präsent ist, sondern<br />

nur durch taktil anmutende<br />

Zeichen<br />

seiner Arbeit (sorgfältige<br />

Holzbeigen,<br />

gefällte Bäume,<br />

kunstvolle Spuren<br />

von Mähfahrzeugen<br />

auf Ackerstücken);<br />

Landschaft war immer<br />

schon ein Ort<br />

der Sehnsucht, auf<br />

den sich die Suche<br />

nach ernsthafter<br />

Stille projizieren<br />

lässt.<br />

J. Carlson. Schwarz.<br />

Wald.Land. Verlag<br />

Seltmann+Söhne.<br />

Berlin <strong>2017</strong><br />

Cornelia Frenkel<br />

Schöne JacquardS<br />

auS organiScher Baumwolle<br />

made in germany<br />

Merianstr. 5/Ecke Schiffstr. · Freiburg · Tel 0761/70 700 69<br />

Dunque<br />

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