LEO April 2017
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Liebeskummer, Weltschmerz, all das inspiriert<br />
mich. Unerfüllte Liebe treibt mich an ...<br />
Das ist auch gut, dadurch rastet man nicht.<br />
(grinst)<br />
Du inszenierst Mode auch gerne<br />
recht kunstvoll.<br />
Ich zelebriere meine Mode gerne, ja. Für<br />
Deutschland gilt: Individualität wird geschätzt,<br />
aber nicht gekauft. Also braucht<br />
man eine Inszenierung, die einen in die<br />
Presse bringt, die etwaige Sponsoren auf<br />
einen aufmerksam macht. Ich inszeniere<br />
gerne den Mann als Lustobjekt, was nicht<br />
heißt, dass ich ernste Themen ausspare.<br />
So engagiere ich mich seit drei Jahren für<br />
ein Projekt zum Thema Ehrenmord. Dreißig<br />
Prozent aller Ehrenmorde passieren an<br />
Männern und keiner weiß es! 2014 habe<br />
ich mich entschlossen, Einrichtungen zu<br />
unterstützen, die das Bewusstsein<br />
derer erweitern können, die<br />
aus anderen Kulturkreisen<br />
zu uns kommen.<br />
Provozierst du<br />
gerne?<br />
Das ist ein Mittel, um<br />
Aufmerksamkeit zu<br />
generieren. Aber ich<br />
nenne es lieber so: Ich<br />
überschreite gerne Grenzen.<br />
Die Provokation ist bei mir<br />
kein Selbstzweck, sie soll auf meine<br />
Mode, auf meine Gedanken aufmerksam<br />
machen. Nacktheit ist für mich eine Hommage<br />
an die Schöpfung, nicht Porno.<br />
Sind Internetportale für dich eine<br />
Option?<br />
Das sind ja im Grunde die, die den Markt<br />
verändert haben. Mode als beliebiger Wegwerfartikel.<br />
Input wird nur durch Low- Budget<br />
-Masse geschätzt. Tatsächlich hat mich<br />
Zalando angefragt, ob ich für sie einige<br />
„sehr couturige“ Modelle fertigen kann, vier<br />
Outfits in einer Woche – für kaum Etat. Das<br />
war gar nicht zu schaffen, ich bräuchte da<br />
pro Outfit drei Wochen. Ich positioniere<br />
mich so: zweimal ihm Jahr Berlin Fashion<br />
Week mit meiner Show – meine wichtigsten<br />
Feiertage im Jahr.<br />
Und wie nutzt du die Fashion Week?<br />
Ich bin da mit meiner eigenen Schau beschäftigt.<br />
Die meisten Designer interessieren<br />
mich nicht. Es ist alles so austauschbar<br />
geworden. Ich favorisiere ohnehin immer<br />
die Off-Locations ... Wenn ich eine Schau<br />
mache, dann schaue ich immer, ob ich für<br />
das Thema der Kollektion eine passende<br />
Location, einen passenden Rahmen, das<br />
passende Ambiente finde.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.mbrilliant.com
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