Tassilo, Ausgabe Mai/Juni 2017 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
Therapieklettern in der DAV-Halle Peißenberg - Die Ärztlichen Direktoren von Weilheim und Schongau auf der Roten Couch (Prof. Dr. Andreas Knez, Dr. Wilhelm Fischer) - Tipps für Fahrrad im Frühjahr - Wetterkapriolen im Frühjahr: die Eisheiligen - Bambi-Rettung per Drohne: ein Pilotprojekt auf Gut Achberg - Die Geschichte der Zunftzeichen am Maibaum: Ausdruck der Dorfgemeinschaft - Feuerwehrwettkampf in Murnau am 24. Juni - Die Lebenshilfe Polling und ihr Wohnraumangebot - Drei Firmen unter einem Dach: die Bauer Unternehmensgruppe - Tierheim Starnberg - Spatzenhausen: ein Ort feiert Bezirksmusikfest - Veranstaltungstipps für Mai und Juni im Tassiloland
Therapieklettern in der DAV-Halle Peißenberg - Die Ärztlichen Direktoren von Weilheim und Schongau auf der Roten Couch (Prof. Dr. Andreas Knez, Dr. Wilhelm Fischer) - Tipps für Fahrrad im Frühjahr - Wetterkapriolen im Frühjahr: die Eisheiligen - Bambi-Rettung per Drohne: ein Pilotprojekt auf Gut Achberg - Die Geschichte der Zunftzeichen am Maibaum: Ausdruck der Dorfgemeinschaft - Feuerwehrwettkampf in Murnau am 24. Juni - Die Lebenshilfe Polling und ihr Wohnraumangebot - Drei Firmen unter einem Dach: die Bauer Unternehmensgruppe - Tierheim Starnberg - Spatzenhausen: ein Ort feiert Bezirksmusikfest - Veranstaltungstipps für Mai und Juni im Tassiloland
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Pilot-Projekt auf Gut Achberg<br />
Rehkitz-Rettung<br />
per Drohnenflug<br />
Achberg | Als Florian Pfütze anfängt<br />
von toten Rehkitzen zu erzählen,<br />
stockt ihm regelrecht der<br />
Atem. Diese Bilder in seinem Kopf<br />
seien „grausam, wie durch den<br />
Fleischwolf gedreht“. Der Vorsitzende<br />
des Kreisjagdverbandes<br />
spricht vom Tod durch Mäharbeiten.<br />
Allein in seinem <strong>r<strong>und</strong></strong> 540<br />
Hektar großen Gebiet erwischte<br />
es 2016 an nur einem einzigen Tag<br />
15 Stück. Noch grausamer als der<br />
Anblick <strong>die</strong>ser „zerhäckselten“ Babys:<br />
wenn <strong>die</strong> Mütter an den Tatort<br />
zurückkehren, mit ihren Vorderbeinen<br />
vorsichtig <strong>die</strong> Kleinen<br />
anstupsen <strong>und</strong> feststellen, dass<br />
jede Hilfe zu spät kommt. „<strong>Das</strong> ist<br />
wirklich schlimm“, seufzt Pfütze,<br />
der nun mit einer neuen Methode<br />
gegen den alljährlich auftretenden<br />
Mähtod effektiver ankämpfen will:<br />
mit Drohnen-Flügen.<br />
Mitte März trifft sich Florian Pfütze<br />
erstmals mit Martin Wagner,<br />
gelernter Maschinenbautechniker,<br />
Bauhofmitarbeiter in Hohenpeißenberg<br />
<strong>und</strong> nebengewerblicher<br />
Drohnen-Flieger. Er soll mit seinem<br />
ferngesteuerten Kopter, der<br />
am Bauch eine hochauflösende<br />
Kamera führt, Felder <strong>und</strong> Wiesen<br />
in Pfützes Jagdrevier abfliegen,<br />
<strong>und</strong> mittels Luftaufnahmen <strong>die</strong><br />
im hohen Gras liegenden Rehkitze<br />
ausfindig machen. Im Optimalfall<br />
unmittelbar vor Beginn<br />
der Mähsaison. „Denn sobald <strong>die</strong><br />
Landwirte ausschwärmen, kommt<br />
jede Hilfe zu spät“, so Pfützes Erfahrung.<br />
Gemäht wird bei Geschwindigkeiten<br />
von 15 bis 20 km/h. Die bis zu<br />
drei Mähbalken an einem Traktor<br />
– vorne zentral, hinten jeweils<br />
seitlich – betragen Spannweiten<br />
von bis zu neun Metern. Gewaltige<br />
Maschinerien, <strong>die</strong> sich von einem<br />
zwei Handflächen großen Rehkitz<br />
selbstverständlich nicht aufhalten<br />
lassen. Z<strong>um</strong>al es bei Mäharbeiten<br />
immer schnell gehen muss,<br />
da Schönwetter-Zeitfenster meist<br />
kurz sind, das Heu oder Gr<strong>um</strong>met<br />
rechtzeitig ins Trockene soll.<br />
Ein weiteres Problem: Fährt der<br />
Landwirt mit Fendt Vario <strong>und</strong> Co.<br />
durch’s hohe Gras, hat er ohnehin<br />
keine Chance, vom Führerhaus<br />
aus <strong>die</strong>se in sich eingerollten Kitze<br />
rechtzeitig zu entdecken. „Deshalb<br />
muss <strong>die</strong> Suche unbedingt<br />
vor dem Mähen erfolgreich abgeschlossen<br />
sein“, sagt Pfütze. Ein<br />
mühsames Unterfangen.<br />
Zu Fuß sehr zeitintensiv<br />
<strong>und</strong> oft erfolglos<br />
In der Regel gehen Jäger <strong>die</strong> Felder<br />
zu Fuß ab. <strong>Das</strong> braucht viel Zeit<br />
– <strong>und</strong> Finderglück. „Selbst wenn<br />
wir zu dritt recht nah beieinander<br />
marschieren, kann es trotzdem<br />
sein, dass wir <strong>die</strong> Kitze im teilweise<br />
oberschenkelhohen Gras übersehen“,<br />
sagt Pfütze. Hinzu kommt,<br />
dass speziell unter der Woche<br />
<strong>die</strong> meisten Jäger berufsbedingt<br />
keine Zeit haben, großangelegte<br />
Suchaktionen ohnehin unmöglich<br />
sind. Eine Drohne mit Weitwinkelkamera<br />
dagegen wäre wesentlich<br />
effektiver. Bei einer Flughöhe von<br />
<strong>r<strong>und</strong></strong> zehn Metern erspäht sie eine<br />
Fläche von <strong>r<strong>und</strong></strong> zehn auf zehn<br />
Metern. Und <strong>die</strong> Fluggeschwindigkeit<br />
ist bei maximal 65 km/h<br />
wesentlich höher als des Jägers<br />
Schrittgeschwindigkeit.<br />
Ganz so euphorisch ist Drohnen-<br />
Spezialist Martin Wagner allerdings<br />
(noch) nicht. Ursprünglich<br />
wollte er mittels Wärmebildkamera<br />
auf Rehkitz-Suche gehen.<br />
Die hat er inzwischen wieder<br />
verkauft, weil „sie mit <strong>r<strong>und</strong></strong> 1 500<br />
Euro extrem teuer ist <strong>und</strong> sich<br />
mangels Aufträgen nicht rentiert<br />
hat“. Und weil sie Rehkitze nicht<br />
wirklich von Scherhaufen unterscheiden<br />
konnte. <strong>Das</strong> habe ein<br />
erster Testflug im vergangenen<br />
Jahr gezeigt. Scherhaufen sind abgeflachte<br />
Maulwurfhügel aus H<strong>um</strong>us,<br />
<strong>die</strong> bei Sonneneinstrahlung<br />
schnell erwärmen <strong>und</strong> damit in<br />
etwa <strong>die</strong> Körpertemperatur eines<br />
Lebewesens erreichen. „Würde<br />
man jeden Scherhaufen mit einem<br />
Rehkitz verwechseln <strong>und</strong> ihn<br />
explizit ansteuern, kommt man<br />
mit der Suche sprichwörtlich in<br />
den Wald hinein“, meint Wagner,<br />
der allerdings davon überzeugt<br />
ist, mittels „normaler“ Kamera<br />
durchaus guten Erfolg zu haben.<br />
Vorausgesetzt, das Gras ist nicht<br />
allzu hoch <strong>und</strong> überdeckt <strong>die</strong> Kitze.<br />
„Denn durch Grasbüschel hindurchschauen<br />
kann <strong>die</strong> Kamera<br />
natürlich nicht.“<br />
Rechte <strong>und</strong> Pflichten für<br />
Drohnen-Flieger<br />
Zwei St<strong>und</strong>en unterhalten sich<br />
Martin Wagner <strong>und</strong> Florian Pfütze<br />
auf dessen Gutshof in Achberg.<br />
24 | tassilo