Altlandkreis Ausgabe Mai/Juni 2017 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
die Ärztlichen Direktoren von Schongau und Weilheim auf der Roten Couch - Kontrollierte Faustschläge: die Boxabteilung Schongau - die Carrera-Bahnen der Familie Benzerath - Rigoros, mit Wollsockn an den Chiemsee - Therpeutisches Klettern in herzogsägmühle - Wetterkapriolen im Frühjahr: die Eisheiligen - das Tierheim Schongau - Personal-Trainer im Altlandkreis Schongau: ganzheitlich zum besseren Lebensgefühl - 180 Jahre Kohlebergbau in Hohenpeißenberg - Fachmännische Radl-tipps zum Frühjahr - Die Tablet-Klasse an der Realschule Schongau - Zunfttaferl am Maibaum: Ausdruck der Dorfgemeinschaft - Bezirksmusikfest in Denklingen - Veranstaltungskalender für Mai und Juni 2017
die Ärztlichen Direktoren von Schongau und Weilheim auf der Roten Couch - Kontrollierte Faustschläge: die Boxabteilung Schongau - die Carrera-Bahnen der Familie Benzerath - Rigoros, mit Wollsockn an den Chiemsee - Therpeutisches Klettern in herzogsägmühle - Wetterkapriolen im Frühjahr: die Eisheiligen - das Tierheim Schongau - Personal-Trainer im Altlandkreis Schongau: ganzheitlich zum besseren Lebensgefühl - 180 Jahre Kohlebergbau in Hohenpeißenberg - Fachmännische Radl-tipps zum Frühjahr - Die Tablet-Klasse an der Realschule Schongau - Zunfttaferl am Maibaum: Ausdruck der Dorfgemeinschaft - Bezirksmusikfest in Denklingen - Veranstaltungskalender für Mai und Juni 2017
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kleinen Standort zu kommen, weit<br />
weg von Metropolen. Aber es gibt<br />
noch mehr Kollegen, die so <strong>den</strong>ken<br />
wie ich, die sagen, ich möchte<br />
an einen kleinen Ort, in eine ruhige<br />
Umgebung, ich möchte Stabilität.<br />
Für mich ist der finanzielle<br />
Aspekt nicht der Hauptantrieb.<br />
Der bundespolitische Trend geht<br />
zu großen Geburtszentren. Warum<br />
setzen Sie auf das Gegenteil?<br />
Jochner-Weiß: Unsere Grundüberzeugung<br />
ist es, dass wir <strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Müttern die Möglichkeit<br />
erhalten wollen, ihre Kinder<br />
nah am Wohnort zur Welt zu bringen.<br />
Wir haben hier tolle Kliniken<br />
mit tollen Teams, die ein familiäres<br />
Umfeld bieten – im Gegensatz<br />
zu leider immer mehr anzutreffen<strong>den</strong><br />
Geburtsfabriken.<br />
Groß: Den Trend zu großen Zentren<br />
sehe ich sehr kritisch. Eine Geburt<br />
ist ein wichtiger Augenblick. In<br />
großen Zentren gehen die Feierlichkeit<br />
und Spiritualität verloren.<br />
Leider hat sich die Geburtskultur<br />
in Deutschland gravierend verändert<br />
hin zu einem übertriebenen<br />
Sicherheits<strong>den</strong>ken. Es herrscht<br />
ein extremer Leistungsdruck auf<br />
die Frauen zu gewährleisten, dass<br />
das Kind gesund zur Welt kommt.<br />
Doch der schöne Augenblick, wo<br />
man Leben schenkt, sollte kein<br />
ökonomisierter, mechanisierter<br />
Prozess wer<strong>den</strong>. Auch in einer<br />
kleinen Klinik ist eine Entbindung<br />
in Deutschland sehr sicher. Wir<br />
setzen auf eine natürliche, frauenorientierte<br />
Geburt.<br />
Lippmann: In nordischen Ländern<br />
führt die Zentralisierung dazu,<br />
dass Frauen aus Angst, es nicht<br />
rechtzeitig in die Klinik zu schaffen,<br />
schon Tage vor dem Geburtstermin<br />
in die Klinik kommen. Da wird<br />
eine Natürlichkeit zerstört. Auch<br />
insofern, als Omas und Opas dann<br />
nicht in der Nähe sein können.<br />
nicht zu schrumpfen und Bereiche<br />
abzugeben oder <strong>den</strong> Träger<br />
zu wechseln. Im Gegenteil: Wir<br />
wollen mit anderen kommunalen<br />
Häusern in ähnlicher Größenordnung<br />
und mit ähnlichem<br />
Gedankengut – im konkreten Fall<br />
Gab es bei Ihnen nie die Überlegung,<br />
Landsberg am Lech und Fürsten-<br />
dass die Geburtshilfe eine feldbruck – einen Klinikverbund<br />
– vielleicht <strong>für</strong> die ganze Klinik eingehen, mit dem wir mittelgefährliche<br />
– fi nanzielle Last sein<br />
könnte?<br />
und langfristig die breite medizinische<br />
Versorgung sichern.<br />
Jochner-Weiß: Nein, die gab es Jochner-Weiß: Schon allein aus<br />
nicht. Eine Geburt ist das Natürlichste<br />
auf der Welt. Wenn dieses<br />
Thema aus unseren Krankenhäusern<br />
dem Argument heraus, dass wir<br />
als Landkreis mit 800 Geburten<br />
aus bundespolitischer Sicht ei-<br />
Jochner-Weiß: Sehr gut! Darüber<br />
verdrängt wird, ist das <strong>für</strong> gentlich schon zu klein sind. Im will ich mit meinem Kollegen,<br />
mich völlig unverständlich. Verbund mit weit über 2000 Geburten<br />
Landrat Josef Niedermaier, spre-<br />
wür<strong>den</strong> wir ganz anders chen.<br />
Ein Landkreis muss aber auch sagen:<br />
dastehen.<br />
<strong>Das</strong> leisten wir uns jetzt. Es ist<br />
kein Pappenstiel.<br />
Würde auch die Kreisklinik Wolfrats-<br />
Was wür<strong>den</strong> Sie dem Tölzer Kreistag<br />
jetzt raten: Soll er mit einem<br />
mt. Lippmann: Natürlich wissen wir,<br />
hausen<br />
in so<br />
einen Verbund<br />
passen?<br />
dass es in<br />
Zukunft im ländlichen<br />
n<br />
Bereich eec schwierig wird, kleine<br />
e<br />
Kliniken iken<br />
in<br />
kommunaler Hand zu<br />
erhalten. en<br />
Aber unsere Antwort ist<br />
Zuschuss an Asklepios die Geburtshilfe<br />
stützen?<br />
Jochner-Weiß: <strong>Das</strong> ist eine äu-<br />
ßerst schwierige Frage. Ich fin-<br />
de es nur ungeheuerlich, dass<br />
ein Krankenhaus dem Landkreis<br />
<strong>den</strong> Schwarzen Peter zuschiebt.<br />
Falls sich der Kreistag dagegen<br />
entscheidet, e steht in vorderster<br />
Front der Landrat als Buhmann<br />
da. Meinem Kollegen etwas zu ra-<br />
ten,<br />
würde ich mir nicht anmaßen.<br />
Zwei Millionen Euro, das<br />
wären bei uns zwei Punkte<br />
Kreisumlage. <strong>Das</strong> wird natürlich<br />
kritisch beäugt.<br />
Groß: Die Geburt ist der Anfang<br />
des Lebens, und man<br />
422 Geburten in Schongau<br />
(links) und 345 in Weilheim,<br />
macht zusammen<br />
stolze 767 Kinder, welche<br />
in 2016 in der Krankenhaus<br />
GmbH auf die Welt<br />
kamen.<br />
muss sich überlegen: Was sollte<br />
uns das wert sein?<br />
Denken Sie, der Asklepios-Konzern<br />
könnte, wenn er wollte, die Geburtshilfe<br />
aus eigener Kraft erhalten?<br />
Jochner-Weiß: Ich spreche mal<br />
ganz allgemein von privaten Klinik-<br />
und Krankenhausträgern: Bei<br />
allem, womit man Geld machen<br />
kann, sind sie voll dabei. Eine Abteilung,<br />
die keinen Gewinn abwirft,<br />
wird zugemacht – darum soll sich<br />
dann die Kommune kümmern.<br />
Es ist die Rosinenpickerei, die ich<br />
nicht akzeptieren kann und will.<br />
Lippmann: Um ein Beispiel zu<br />
nennen: Für einen akutgeriatrischen<br />
Fall bekommt das Krankenhaus<br />
<strong>den</strong> gleichen Erlös wie <strong>für</strong><br />
drei bis vier Geburten. Im Falle<br />
der Krankenhäuser Weilheim-<br />
Schongau ist unser Auftrag, beides<br />
zu machen und keines zu lassen.<br />
Dr. Solveig Groß (links), Chefärztin der Weilheimer Frauenklinik,<br />
Landrätin Andrea Jochner-Weiß und Thomas Lippmann, Geschäftsführer<br />
der Krankenhaus GmbH.<br />
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