15-16_Stadionzeitung_Nr1_Ingolstadt
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Ich habe lange überlegt, ob ich bereit dazu bin,<br />
alles auf die Karte Fußball zu setzen.<br />
» Fabian Frei «<br />
Der Kleine war schon die ganze Zeit unruhig.<br />
Zappelte und brabbelte, seitdem er an der Hand seines<br />
Vaters den Sportplatz betreten hatte. Ein paar<br />
Minuten ging das gut. Ein paar Minuten standen<br />
der leicht genervte Vater und sein leicht anstrengender<br />
Sohn da an der Seite des Trainingsplatzes,<br />
um dem zweiten, älteren Sohn beim Training<br />
zuzusehen. Bis der Vater einen Moment nachgab,<br />
der jüngere Sohn sich losriss und aufs Spielfeld<br />
rannte. Nicht auf seinen zwei Jahre älteren Bruder,<br />
sondern nur auf den Fußball zu. Manchmal wird<br />
das Leben von Augenblicken entschieden. Und<br />
welche Folgen dieser eine unachtsame Augenblick<br />
für sein eigenes, vor allem aber für das Leben<br />
seines Sohnes haben würde, konnte Markus Frei<br />
nun wirklich nicht ahnen.<br />
Heute ist Frei Karriereberater für Talente im<br />
Schweizer Fußball. Damals, Anfang der 90er war<br />
der ehemalige Erstliga-Spieler technischer Leiter<br />
im Thurgauer Nachwuchsfußball, förderte und<br />
entdeckte die besten Kicker seiner Region. Sein<br />
Sohn, der damals aufs Feld rannte, ist heute einer<br />
von ihnen. Zählt nach mehreren Meistertiteln mit<br />
dem FC Basel zu den besten Kickern des ganzen<br />
Landes. Fabian Frei, schweizer Nationalspieler und<br />
Neuzugang von Mainz 05.<br />
„Ich selbst kann mich an diesen verhängnisvollen<br />
Trainingsbesuch bei meinem Bruder gar nicht<br />
erinnern“, sagt er. Wenig verwunderlich: Frei war<br />
damals gerade drei Jahre alt. Und doch begleitet<br />
ihn die Geschichte seines ersten Kontakts mit dem<br />
runden Leder bis heute. Weil sie den Anfang seiner<br />
Für die Ballverteilung im zentralen<br />
Mittelfeld zuständig – ab sofort im<br />
neuen roten 05-Dress.<br />
Karriere darstellt. Der Trainer seines Bruders hatte<br />
in der Bambini-Mannschaft gerade nicht genügend<br />
Spieler beisammen, also ließ er den kleinen Fabian<br />
einfach munter mitmachen. Der entwickelte daraus<br />
so eine Leidenschaft, dass er fortan zu jedem<br />
Training kam.<br />
Markus Frei glaubt, dass es nicht wahnsinnig<br />
viel Talent braucht, um ein erfolgreicher Fußballer<br />
zu werden. „Manchmal ist es sogar gut, wenn<br />
man nicht zu viel davon hat“, sagt er. „Weil man<br />
dann bereit ist, mehr zu leisten.“ Entscheidend ist<br />
für Vater Frei der Wille, sich weiterentwickeln zu<br />
wollen. Er rät Eltern, ihre Kinder nur in „groben“<br />
Dingen zu unterstützen. Warnt davor, dass sie den<br />
Sprösslingen auch noch die Schuhe putzen oder<br />
die Tasche packen. „Wir dürfen ihnen nicht alle<br />
Verantwortung abnehmen.“<br />
Fabian Frei findet das den richtigen Ansatz.<br />
Offensichtlich hat er bei ihm ja auch funktioniert.<br />
Er kann sich vor allem an eine Anekdote erinnern.<br />
Seine Mannschaftskollegen bekamen, wie viele<br />
Millionen andere Kinder wohl auch, pro Tor eine<br />
Belohnung. „Als ich dieses Thema bei meinen<br />
Eltern angesprochen habe, sagten sie nur: ‚Das<br />
kannst du vergessen!‘“, sagt Frei. Als Kind hätte er<br />
sich vielleicht über monetäre Anerkennung gefreut,<br />
heute sieht er das anders. „So eine Torprämie<br />
empfinde ich als Quatsch“, sagt er. „Sonst könnte<br />
ich mir ja den Ball schnappen und jedes Mal<br />
alleine aufs Tor zurennen. Egal, was das für meine<br />
Mannschaft bedeutet.“<br />
Bei den groben Dingen bekam er umso mehr