15-16_Stadionzeitung_Nr7_1860_Muenchen
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Texte: Andreas Böhm<br />
Christopher Schindler,<br />
der Ur-Sechziger<br />
Einmal Löwe, immer Löwe? Bis jetzt trifft dies auf Christopher<br />
Schindler zu. Gut, seine Laufbahn begann in der Jugend beim<br />
FC Perlach, seit 2009 aber gehört der heute 25-Jährige dem<br />
TSV <strong>1860</strong> München an. Vor der laufenden Runde drohte sich<br />
dies zu ändern, Schindler soll vom HSV und den „Nullfünfern“<br />
umgarnt worden sein. Schließlich verlängerte der Kapitän seinen<br />
20<strong>16</strong> endenden Vertrag um drei Jahre. Trainer Torsten Fröhling<br />
hatte dies als zwingend notwendig betrachtet, nun ist er nicht<br />
mehr da. Sehr zum Bedauern des einstigen Schützlings. „Ich<br />
find’s unglaublich schade. Es gibt immer wieder Tage, da hasst<br />
man das Geschäft. Heute ist so einer“, sagte Schindler nach der<br />
Entlassung. „Wir verlieren einen Trainer, mit dem wir in der letzten<br />
Saison durch die Hölle gegangen sind. Deshalb tut’s unglaublich<br />
weh.“ Schindler selbst litt wie ein Hund. In der Hinrunde<br />
fabrizierte er Böcke, körperlich rauschte er in ein Tief, nach dem<br />
1:4 in Aue klappte er mental zusammen und saß minutenlang<br />
weinend auf dem Rasen. Doch Schindler, der Kämpfer, rappelte<br />
sich auf. Unvergessen jene Szene in der Relegation gegen<br />
Kiel, als er und Referee Knut Kircher Nase an Nase standen<br />
und Kircher ihm die Faust in die Brust drückte. Inzwischen ist<br />
Schindler Vater einer Tochter geworden. „Das pusht einen und<br />
gibt mir entsprechend viel Kraft“, sagt er. Wie es scheint: Kraft<br />
für einen weiteren Abstiegskampf.<br />
Vitus Eicher,<br />
die Nummer 1<br />
Wer an <strong>1860</strong> München denkt, glaubt doch noch heute felsenfest,<br />
im Tor stünde eine labberige graue Jogginghose. Also,<br />
jemand, der diese Jogginghose trägt. Kein Wunder: Gabor Kiraly<br />
prägte im Tor der Löwen die Zeit von 2009 bis 2014, er war<br />
eine Institution. An den Namen Vitus Eicher muss man sich erst<br />
noch gewöhnen, dabei war er es, der den TSV <strong>1860</strong> in der<br />
vergangenen Saison mit teils spektakulären Paraden am Leben<br />
hielt, der großer Rückhalt einer torkelnden, eingeschüchterten<br />
Mannschaft war. Das Happy End nach einer unseligen Saison,<br />
die für Eicher damit begann, dass Ex-Trainer Ricardo Moniz ihn<br />
zunächst zur Nummer drei degradierte. Es schlossen sich eine<br />
geplatzte Ausleihe und die „Taxi-Affäre“ an, jener feuchtfröhliche<br />
Ausflug ins Münchner Nachtleben, der ihm und drei Kollegen<br />
schlimme Schlagzeilen einbrockte. „Das war die unangenehmste<br />
Phase meiner Karriere“, sagte Eicher dem Münchner Merkur.<br />
„Das war nicht einfach. Aber ich habe immer an mich geglaubt.“<br />
Der 24-jährige Erdinger ordnet es mittlerweile als wertvolle<br />
Erfahrung ein, sich aus dem Jammertal befreit zu haben: „Das<br />
hat mich extrem vorangebracht.“ Eicher ist ein Ur-Löwe, seit<br />
<strong>15</strong> Jahren im Verein. Ein Fan, der nach langem Kampf zur<br />
Stammkraft wurde – und dies bleiben will. „Hier die Nummer 1<br />
zu werden, war immer mein Ziel. Ich habe bewiesen, dass ich es<br />
kann und wüsste keinen Grund, warum ich es nicht sein sollte.“