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15-16_Stadionzeitung_Nr16_koeln

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Schöner Traum 29<br />

Aufsteiger gegen Aussteiger:<br />

Alexander Hacks Bundesliga-Laufbahn<br />

läuft gerade erst an, Werder-Kapitän<br />

Clemens Fritz setzt seiner nach<br />

13 Erstliga-Spielzeiten ein Ende.<br />

Schmerzhafter aber ist für ihn sein Rücken. „Ich<br />

hatte ein Wirbelgleiten“, sagt er. Klingt komisch,<br />

war eklig: Ein Wirbel-Teilchen war abgebrochen<br />

und glitt in seinen Rücken. „Ich musste so eine Art<br />

Wrestling-Gürtel tragen, damit das wieder zusammenwächst.“<br />

Fünf Monate lang wenig bis gar kein<br />

Sport, dafür Spritzen und Physio. Und am Ende der<br />

Saison dann die Nachricht: Für dich reicht es nicht<br />

mehr. Mit 14 anderen wird Hack bei den Löwen<br />

aussortiert. Einfach so, ohne weitere Begründung.<br />

Als er seine Wohnheims-Tür zum letzten Mal<br />

schließt, hakt Hack den Profi-Gedanken wieder ab.<br />

Er trainiert zwar ein paar Tage beim FC Ingolstadt<br />

seinem Sport rein gar nichts zu tun haben. Die<br />

Dame, die unter den Folgen ihres Schlaganfalls<br />

leidet, erinnert ihn daran, dass es wichtigere<br />

Dinge im Leben gibt, als den Fußball. „Ohne diese<br />

Erfahrung wäre ich wahrscheinlich kein Fußballer<br />

mehr geworden.“<br />

In seiner Heimat debütiert Hack im Senioren-<br />

Fußball. 18 Jahre alt ist er da. „Das war natürlich<br />

auch lehrreich. Plötzlich spielte ich nicht mehr mit<br />

Gleichaltrigen, sondern mit Familienvätern. Da<br />

ging’s zur Sache, man bekommt ganz schön auf<br />

die Knochen.“<br />

Hack spielt sich als Innenverteidiger fest. Wird<br />

nach Mainz. Erstmal in die U23 aber mit dem neu<br />

erweckten Traum vom Profi-Fußball im Gepäck.<br />

Und heute? Ist Hack 22 Jahre alt und<br />

Bundesliga-Spieler. „Ein hammermäßiges Gefühl,<br />

wenn man sich meinen Weg dahin so anschaut“,<br />

sagt er. Als er Ende November gegen die Eintracht<br />

debütiert, kennt ihn kaum einer, der sich nicht für<br />

die Mainzer U23 interessiert. Seine Berufung mag<br />

Außenstehende überrascht haben. Ihn selbst aber<br />

auch. „Ganz ehrlich? Ich war richtig nervös, als ich<br />

zum ersten Mal Bundesliga spielen sollte.“<br />

Ein paar Monate und Einsätze später hat Hack<br />

für eine neue Ordnung in der FSV-Innenverteidigung<br />

gesorgt. Er ist ein ernstzunehmender Konkurrent<br />

für die Etablierten geworden. „Er ist eine coole<br />

Socke“, sagt Trainer Martin Schmidt – nicht ohne<br />

nachzuschieben: „Fast ein bißchen zu cool.“<br />

Schmidt bescheinigte seinem Schützling, im Spiel<br />

gegen den FC Augsburg das bisher „wichtigste für<br />

seine Zukunft“ gemacht zu haben. Warum? Weil<br />

In der B-Jugend war ich kein Stammspieler. Profi zu werden,<br />

daran habe ich nicht einen Gedanken verschwendet.<br />

» Alexander Hack «<br />

mit, hat ein Angebot für die U23 des FC Augsburg,<br />

lässt aber beides sein. Hack geht zurück nach<br />

Memmingen, entschließt sich für die Regionalliga<br />

Bayern und für ein freiwilliges Jahr beim ASB.<br />

Bedürftige, ältere Menschen betreuen. „Diese Zeit<br />

hat mich enorm geprägt“, sagt er. Hier bekommt<br />

er seinen Kopf wieder frei, findet Freunde, die mit<br />

ab und zu mal in die Bayern-Auswahl berufen.<br />

„Und doch kam das Angebot von Unterhaching<br />

dann überraschend für mich“, sagt er. Hack geht<br />

wieder nach München, setzt sich beim Drittliga-<br />

Club in der Vorstadt auf Anhieb durch – die nächste<br />

Überraschung. Dann die Nationalmannschafts-<br />

Berufung und am Ende der Saison wechselt er<br />

Hack sich nach Unkonzentriertheiten, die jungen<br />

Spielern eben mal passieren, in der zweiten Hälfte<br />

fing und das 3:2 einleitete.<br />

Besagte Zukunft liegt in Mainz. Hack hat<br />

nach seinem Debüt einen Profi-Vertrag bis 2019<br />

unterschrieben. Der Traum den er nie wirklich<br />

träumte, wurde wahr.

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