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14-15_Stadionmagazin_Nr11_Frankfurt

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Unser heutiger Gast 35<br />

im DFB-Pokal: In der ersten Runde siegte die Eintracht 2:0<br />

bei Viktoria 1899 Berlin.<br />

Abseits dieser nüchtern klingenden Resultate präsentierte<br />

die Eintracht häufig das, was eine von Thomas Schaaf<br />

trainierte Mannschaft verspricht: Spektakel. Schaaf, seit<br />

vergangenem Samstag mit 500 Bundesliga-Spielen in der<br />

Trainer-Vita, stand bereits in seiner Bremer Ära für den<br />

Slogan: Was jucken mich vier Gegentore, wenn ich vorne<br />

eins mehr schieße! 80 Treffer sind bislang in Partien mit<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Beteiligung gefallen, so viele wie bei keinem<br />

anderen Club. Nach dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg<br />

verfügt die Eintracht mit 39 geschossenen und geköpften<br />

Toren über die drittbeste Abteilung Attacke. 41-mal mussten<br />

die Torleute Kevin Trapp, Felix Wiedwald und Timo<br />

Hildebrand dagegen das Bällchen aus dem Netz fischen.<br />

Der zweitschlechteste Wert der Spielklasse. Lediglich eine<br />

Mannschaft ist gebefreudiger: Werder Bremen, trainiert<br />

vom ehemaligen Schaaf-Schützling Viktor Skripnik. Ein<br />

Schelm, der Böses dabei denkt ... Wobei zur Ehrenrettung<br />

des Ukrainers festgehalten werden darf, dass bei den<br />

Hanseaten 20 Gegentore schon in der Bilanz standen, als<br />

er Ende Oktober 20<strong>14</strong> das Amt von Robin Dutt übernahm.<br />

Einst galt Eintracht <strong>Frankfurt</strong> als launische Diva.<br />

Sperenzchen waren so gewiss wie die Tatsache, dass<br />

Heinz Schenk (Gott hab‘ ihn selig) im Blauen Bock<br />

mit Lia Wöhr und Herrn Nonsens Bembel unters Volk<br />

brachte. Die Eintracht war ein Verein, bei dem sich die<br />

Kluft zwischen Anspruch und Realität schon mal zu einem<br />

Canyon weitete. Das ist Geschichte. Die Sportgemeinde<br />

steht für solides Wirtschaften und Bodenhaftung. Und<br />

wenn schon in der Chefetage nüchtern kalkuliert wird, so<br />

darf doch wenigstens auf dem Rasen ein wenig Anarchie<br />

herrschen, oder nicht? Überspitzt, gewiss: Und doch hat<br />

die Eintracht die Balance noch nicht wirklich gefunden.<br />

Die Auftritte schwanken zwischen göttlich und lausig, und<br />

das 1:0 gegen den FC Schalke war allein deshalb wichtig,<br />

weil es all jene beruhigte, die nach zuvor sechs sieglosen<br />

Partien Muffensausen verspürt hatten. Auch das muss man<br />

verstehen: In der Saison 2010/11 spielte die Eintracht in<br />

der Hinserie tollen Fußball, belegte nach 17 Etappen Platz<br />

sieben – und stieg ab.<br />

Davon ist sie in diesem Jahr bei aktuell sieben Punkten<br />

Vorsprung auf Relegationsplatz 16 ein gutes Stück<br />

entfernt. Viel eher hängt das Ensemble um Klub-Ikone<br />

Alexander Meier „mit dem letzten Haken an<br />

den vorderen Plätzen“, wie Finanzvorstand<br />

Axel Hellmann es ausdrückt. 28 Zähler, Platz Das Gründungsmitglied der<br />

neun, vier Punkte bis zum Tabellensechsten Bundesliga hat mittlerweile 45<br />

Bayer Leverkusen und Europa – eine Lücke, Spielzeiten in der Beletage auf<br />

die geschlossen werden kann. Sie wäre es<br />

dem Buckel und liegt in der<br />

wohl längst, käme die wahre Tabelle zum<br />

ewigen Tabelle auf dem neunten<br />

Tragen: Fünfmal versagten Unparteiische<br />

Platz. Fünfmal schlossen die<br />

der Eintracht in dieser Spielzeit einen<br />

Adlerträger seit 1963 eine<br />

klaren Strafstoß. „Wir kriegen pro Saison<br />

Bundesliga-Saison als Dritter<br />

einen Elfmeter, das wissen wir“, spottet<br />

ab, der sechste Platz in der<br />

Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Nur<br />

Saison 2012/13 war die beste<br />

gegen Schalke gewannen die Hessen trotz<br />

Platzierung in den vergangenen<br />

der Benachteiligung.<br />

20 Jahren. In diesen zwei<br />

Weil Kevin Trapp zum wiederholten Male Jahrzehnten verließen die Hessen<br />

hielt wie der Teufel. „Durch das, was wir<br />

erstmals die Beletage und<br />

falsch machen, kann er sich ja auszeichnen“, pendelten insgesamt viermal mit<br />

unkt Thomas Schaaf. Weil der Trainer selbst dem Fahrstuhl zwischen erster<br />

ein glückliches Händchen bewies: Er ersetzte und zweiter Liga.<br />

den glücklosen Sonny Kittel durch Lucas<br />

Piazon, die Chelsea-Leihgabe dankte es mit<br />

seinem zweiten Saisontor, seinem ersten Kopfballtreffer<br />

überhaupt. Und weil die Mannschaft durch kolossale<br />

Geschlossenheit bestach. Freudig sagte Thomas Schaaf nach<br />

dem siebten Saisonsieg: „Die Mannschaft hat sich ins Spiel<br />

eingebracht, mit Herz, Leidenschaft und Begeisterung.“<br />

Nichts weniger kann man erwarten, wenn die Herren<br />

mit dem Adler auf der Brust auf den Rasen marschieren.<br />

Genau diese Tugenden will der Fan sehen. Da darf dann<br />

schon mal ein Gegentor mehr fallen, als es vielleicht nötig<br />

gewesen wäre ...

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