58 » IM ZEITRAFFER « Text: Lukas Schmidt
Marcel Costly 59 Der 18-Jährige Marcel Costly ist bei seinem Wechsel vom Rotenburger SV nach Mainz gleich zwei Ligen nach oben geklettert und hat heute seine ersten Minuten in der 3. Liga schon hinter sich. In einem Jahr von der U19-Niedersachsenliga in den Profifußball – auch für ihn selbst noch kaum zu fassen. I In Dresden standen gleich neun Spieler für die Nullfünfer auf dem Rasen, die schon für die Mainzer A-Junioren aufgelaufen sind - Die Jungs aus den eigenen Nachwuchsteams bilden die klare Mehrheit im Kader der höchsten Ausbildungsmannschaft. Marcel Costly dagegen macht gerade erstmals Station in einem Nachwuchsleistungszentrum, kam mit 18 Jahren vom Rotenburger SV an den Bruchweg. Dort spielte er seine erste Herren-Saison in der Oberliga, war zuvor als A-Jugendlicher für den FC Verden 04 in der Niedersachsenliga aktiv. Fast ein Quereinsteiger auf höchstem Leistungsniveau, sammelte er jetzt schon erste Einsatzminuten im Profifußball. Gegen Energie Cottbus und beim VfB Stuttgart II schenkte Trainer Martin Schmidt seinem Neuzugang auf der rechten Außenbahn das Vertrauen. „Erst nach meinem ersten Einsatz habe ich so richtig realisiert, wie schnell das alles im letzten Jahr gegangen ist und wie krass das eigentlich ist“, erzählt Costly, der sich „natürlich total gefreut“ hat. „Als der Trainer meinen Namen zur Einwechslung gerufen hat, war ich schon echt nervös und habe einen richtigen Adrenalinkick bekommen.“ Vor einem Jahr noch nicht mal an den „Durchbruch in der Oberliga gedacht“, überschlagen sich für Marcel Costly in diesem Sommer die Ereignisse. Auch der nächste Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten: „Als wir in Dresden das erste Mal vor über 23.000 Zuschauern den Rasen betreten haben, habe ich echt Gänsehaut bekommen. Damit wurde schon ein Traum wahr!“ Doch zum Träumen bleibt Costly im Alltag unter Vollprofi- Bedingungen keine Zeit: „Man sieht schon, dass ich noch mehr tun muss, um die bessere Ausbildung der Jungs aus dem NLZ wettzumachen und da mitzuhalten. Die Trainingsintensität ist viel höher als in der Oberliga und auch im Umfeld passiert jetzt viel, viel mehr.“ Tägliches Training, Ernährungsumstellungen, Videoanalysen und ein voll durchstrukturierter Tagesablauf – „das war am Anfang schon eine echte Herausforderung. Aber es ist auch total spannend, zu sehen, welche Fortschritte man damit erzielt.“ Neue Herausforderungen fand Costly in Mainz auch neben dem Platz: „Zum ersten Mall alleine in einer eigenen Wohnung, selbst waschen und spülen…“ Und auch nach Feierabend hat sich einiges geändert: „Statt feiern geht man jetzt eher ins Kino oder verbringt einen ruhigen Abend mit den Mannschaftskameraden am Rhein.“ Damit sind dann auch schon die ausschlaggebenden Gründe für den Wechsel nach Mainz genannt: „Die Nachwuchsarbeit zählt hier zu den besten Deutschlands, aber auch die Atmosphäre gefällt mir richtig gut“, war Costly schon nach dem ersten Probetraining begeistert. „Ich wurde hier vom ersten Moment an super aufgenommen, das findet man so nicht bei allen Vereinen. Auch die Nähe zu den Profis finde ich super, wir sehen uns fast täglich, haben auch schon ein Testspiel gegen die erste Mannschaft bestritten. Und die Stadt gefällt mir richtig gut, ich bin in fünf Minuten zu Fuß am Trainingsgelände, das hat einfach alles perfekt gepasst.“ Jetzt heißt es für den rechten Verteidiger, der selbst „am liebsten in der Offensive spielt“, weiter kämpfen. In der Handlungsschnelligkeit und mannschaftstaktischen Inhalten sieht Costly noch klares Verbesserungspotenzial: „Auch technisch und athletisch muss ich zulegen. Viele Inhalte waren für mich ganz neu, als ich hierher kam. Ich will alles geben, um mich weiter zu verbessern, um am Kader dranzubleiben und vielleicht auch irgendwann ein Spiel über neunzig Minuten zu spielen. Das größte Ziel für die Saison ist aber auf jeden Fall der Klassenerhalt.“ Total zufrieden. Marcel Costly hat seinen Wechsel nach Mainz nicht bereut und „will jetzt kämpfen, damit die Entwicklung weitergeht“. NLZ