Industrielle Automation 3/2017
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INDUSTRIELLE KOMMUNIKATION I STATEMENT<br />
Verändern Embedded Systeme die<br />
Zukunft der industriellen Produktion?<br />
Ein Kommentar von Philipp Wallner, Industrial <strong>Automation</strong> & Machinery<br />
Industry Manager bei Mathworks<br />
Im Bereich der Embedded Systeme hat sich in den letzten Jahren ein enormer Wandel hin<br />
zur Smart Industry vollzogen. Produktionsmaschinen und Geräte von heute sind zu hoch<br />
integrierten mechatronischen Systemen geworden. Der Anteil an Embedded Software ist<br />
dabei groß. Und das wird den industriellen Fertigungsprozess maßgeblich verändern.<br />
„Bei dem Stichwort «Smart Industry»<br />
denken die meisten zu aller erst an Big<br />
Data. Nicht zu Unrecht, denn die wachsende<br />
Menge an Daten hat den Wandel zum<br />
Industrial Internet of Things erst möglich<br />
gemacht“, meint Philipp Wallner. „Optische<br />
Sensoren, elektronische und hydraulische<br />
Antriebe, Produktionsmaschinen,<br />
Kraftwerke usw. Sie alle produzieren<br />
während des Betriebs Daten. Diese zu<br />
analysieren und sinnvolle, zielgerichtete<br />
Erkenntnisse daraus zu ziehen, ist die<br />
große Kunst.“ Produktqualität, Energieverbrauch,<br />
Maschinenstatus und andere<br />
relevante Parameter können durch eine<br />
Optimierung große wirtschaftliche Vorteile<br />
bringen. Einen Schritt weiter geht das<br />
Prinzip der vorausschauenden Wartung<br />
oder „Predictive Maintenance“. Dabei<br />
werden mathematische Modelle verwendet,<br />
um auf Basis der laufend eingelesenen<br />
Maschinen- und Produktionsdaten<br />
Voraussagen über den Zustand der<br />
Anlage abzuleiten. Diese werden<br />
dann in der Regel genutzt, um<br />
Serviceintervalle optimal zu planen,<br />
Produktionsausfälle zu vermeiden<br />
oder zu minimieren und um den<br />
Produktionsumsatz zu maximieren.<br />
Die Rolle von<br />
Embedded Software<br />
Mit der Weiterentwicklung<br />
der Smart Industry<br />
nehmen Software-<br />
Komponenten einen<br />
immer höheren<br />
Stellenwert in der<br />
Wertschöpfungskette<br />
von Maschinen und<br />
Produktionsstätten<br />
ein. Embedded<br />
Software, die auf PLCs,<br />
industriellen Computern oder FPGAs<br />
läuft, verwendet Reglungsfunktionen,<br />
die einerseits die Produktionsqualität<br />
sicherstellen und andererseits mithilfe<br />
von Algorithmen die Wartung vereinfachen<br />
und für längere Produktionszeiten<br />
ohne technischen Support sorgen. Sie<br />
ermöglicht den Einsatz von Supervisory<br />
Logic für das Behandeln von Fehlern und<br />
die automatische Erstellung von optimierten<br />
Maschinenbewegungsbahnen.<br />
Embedded Software bietet auf diese<br />
Weise immer mehr Möglichkeiten, um<br />
die Produktion effizienter zu gestalten.<br />
Komplexität als Herausforderung<br />
sehen und meistern<br />
Anhaltende Trends wie mehr Modularität,<br />
mehr Unabhängigkeit von der Hardware<br />
und mehr Abbildung von Funktionalität<br />
in der Software, die den<br />
Anteil und die Komplexität des<br />
Codes in Produktionsmaschinen<br />
erhöhen, sind eine<br />
Herausforderung für<br />
klassische Maschinenbauer.<br />
So erklärt Philipp Wallner: „In<br />
der Regel ist der Maschinenbau<br />
es gewohnt, mit aufwendigen<br />
Workflows und<br />
Toolchains für<br />
mechanische<br />
Konstruktionen<br />
zu arbeiten.<br />
Wenn es jedoch<br />
um Software geht,<br />
verlassen sich<br />
Maschinenbauer<br />
oft auf traditionelle<br />
Methoden für das<br />
Programmieren und<br />
Testen und nutzen<br />
Verfahren wie Modell-<br />
bildung, Simulation, Automatisches Testen<br />
oder Code-Generierung noch deutlich<br />
seltener als ihre Kollegen aus der Luftfahrt<br />
oder der Automobilindustrie.“<br />
Während es für Maschinenbau-Ingenieure<br />
selbstverständlich ist, ein CAD-Tool<br />
anzuwenden und Simulationen durchzuführen,<br />
bevor sie die mechanische Struktur<br />
der Maschine bauen, ist diese Selbstverständlichkeit<br />
im Bereich der Software noch<br />
nicht vorhanden. Der Großteil der Software<br />
wird noch immer manuell programmiert<br />
und erst dann umfangreich getestet, wenn<br />
die Maschine schon bereitsteht.<br />
Um jedoch den Anforderungen der Systeme<br />
der neuesten Generation gewachsen zu sein,<br />
ist ein anderer, besser integrierter Ansatz<br />
nötig, wie Philipp Wallner betont: „In der<br />
Smart Industry werden Ingenieure aus allen<br />
drei mechatronischen Fachrichtungen<br />
gebraucht – mechanisches, elek trisches und<br />
Software-Ingenieurswesen. Erst wenn diese<br />
drei Disziplinen ineinandergreifen, finden<br />
sie neue Wege, um das Design, das Testen<br />
und die Verifikation von Maschinensoftware<br />
so zu entwickeln, dass neue Stufen von<br />
Funktionalität und Qualität erreicht werden<br />
können.<br />
Auch wenn Maschinenbauer heute meist<br />
keine Experten für Software Engineering<br />
sind, können sie dennoch mit Tools für<br />
Model-Based Design wie Matlab und<br />
Simulink die Produktivität und Zuverlässigkeit<br />
ihrer Systeme steigern. Diese Programme<br />
erleichtern das modulare Entwickeln und<br />
Testen von Automatisierungskomponenten<br />
und die automatische Code-Generierung,<br />
die mit einem Klick Algorithmen für<br />
spezifische Hardware-Plattformen<br />
implementiert.“<br />
Fotos: Aufmacher Fotolia, sonstige MathWorks<br />
www.mathworks.de<br />
56 INDUSTRIELLE AUTOMATION 3/<strong>2017</strong>