KuS 2017-1
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Handwerk in der Denkmalpflege<br />
«MIR GING ES NICHT DARUM, MEHR AUFTRÄGE ZU HABEN»<br />
Jonas, du führst einen Einmannbetrieb<br />
– worauf liegt das Schwergewicht deiner<br />
Arbeit?<br />
Die meisten Aufträge bekomme ich für Grabsteine.<br />
Auch für Restaurierungen werde ich hin<br />
und wieder angefragt. Dies waren aber bisher<br />
meist kleinere Arbeiten. Ich mache natürlich<br />
auch andere Sachen, Brunnen, Vogelbecken,<br />
Skulpturen, Objekte für den Garten. Die verkaufen<br />
sich allerdings nicht so gut, die sind<br />
mehr ein Hobby.<br />
Grabsteinbildhauer haben es ja heute nicht<br />
mehr so leicht…<br />
Ja, die Grabsteine sind rückläufig, das merke<br />
ich schon. Manchmal kommt es mir vor, als<br />
riefen mich bald mehr Leute an, die mir einen<br />
Grabstein anbieten, als Leute, die einen haben<br />
möchten. Ich mache allerdings nicht nur Steine,<br />
sondern auch Bildhauerarbeiten in Holz.<br />
Als Handwerker in der Denkmalpflege kannst<br />
du dir nun auch weitere Bereiche eröffnen –<br />
war dies ein Grund für dich, den Lehrgang zu<br />
machen?<br />
Mir ging es nicht in erster Linie darum, mehr<br />
Aufträge zu haben, nein. Der Lehrgang hat<br />
mich einfach interessiert. Ich finde es immer<br />
interessant, wenn man etwas Neues dazulernen<br />
kann, gerade in einem Gebiet, auf dem<br />
man schon lange arbeitet. Seit meiner Lehrzeit<br />
hat sich das Vorgehen bei Restaurierungen<br />
stark verändert. Früher sollten alte Steine<br />
nach der Restaurierung wieder „wie neu“<br />
aussehen, man hat sie überarbeitet und von<br />
der bestehenden Substanz relativ viel abgetragen.<br />
Das ist heute verpönt; heute will man<br />
so viel Substanz erhalten wie möglich, inklusive<br />
frühere Bearbeitungsspuren als Zeitzeugen<br />
der damaligen Arbeitsweise. Darauf wurde im<br />
Lehrgang grosses Gewicht gelegt: stets zu versuchen,<br />
so viel wie möglich zu bewahren und<br />
nicht zu denken, das geht sowieso nicht, es<br />
ist am einfachsten, wenn man da einfach alles<br />
zurückarbeitet. Was mich ebenfalls immer<br />
schon sehr interessiert hat, waren Geschichte<br />
und Baustilkunde. Und dann vor allem auch<br />
die anderen Berufe: wie bei ihnen gearbeitet<br />
wird, welche Materialien verwendet werden –<br />
das war etwas vom Spannendsten des ganzen<br />
Lehrgangs.<br />
Hat die Weiterbildung deine Erwartungen<br />
erfüllt?<br />
Inhaltlich schon, ja. Ich muss zwar sagen, in<br />
unserem eigenen Gebiet, also Naturstein,<br />
habe ich nicht wahnsinnig viel Neues mitbekommen.<br />
Das spricht aber vor allem für unsere<br />
bis jetzt sehr gute Grundbildung. Es ist bei uns<br />
einfach noch nicht so viel verloren gegangen<br />
wie in anderen Berufen.<br />
Was war für dich der grösste Nutzen, den dir<br />
der Lehrgang gebracht hat?<br />
Das waren sicher einmal die Einblicke in die<br />
Denkmalpflege – wie ist sie organisiert, wie<br />
läuft das dort ab, welche Ideen und Richtlinien<br />
sind massgebend. Sehr viel gebracht hat mir<br />
auch, dass wir gelernt haben, wie man eine<br />
Dokumentation erstellt – was beinhaltet sie,<br />
wie ist sie aufgebaut, worauf ist zu achten. Ich<br />
hatte während der Ausbildung die Gelegenheit,<br />
das übungshalber gleich in die Praxis umzusetzen<br />
– ich konnte eine Fassadenrestaurierung<br />
an einem denkmalgeschützten Objekt<br />
in Thun machen, und gab dem Architekten<br />
eine Dokumentation mit ab. Dies hat er sehr<br />
geschätzt, und für mich war es eine wertvolle<br />
Übung.<br />
Wo lagen die grössten Schwierigkeiten während<br />
der Ausbildung?<br />
Der Zeitaufwand war schon sehr gross. Manchmal<br />
dachte ich, wenn wieder so ein Dreitagesblock<br />
vor der Tür stand und ich grad mehr als<br />
genug zu tun gehabt hätte in der Werkstatt,<br />
jetzt würde ich lieber nicht gehen. Aber wenn<br />
man dann mal dort war, war es immer gut. Man<br />
war in einer anderen Welt, weit weg vom Alltag.<br />
Aber freie Samstage gab es kaum während der<br />
Ausbildung. Es war nicht immer einfach, mit<br />
meinem Arbeitspensum durchzukommen.<br />
Hat der Lehrgang deine Herangehensweise<br />
an deine Arbeit verändert?<br />
Ich versuche verstärkt, soweit es geht mineralisch<br />
zu arbeiten, nicht nur bei Restaurierungen,<br />
sondern auch bei neuen Sachen. Das gilt<br />
nicht nur für meine eigene Arbeit – im Augenblick<br />
bauen wir unser Haus um, und ich achte<br />
darauf, dass die Handwerker möglichst keine<br />
kunststoffvergüteten Produkte verwenden,<br />
sondern rein mineralische, ökologisch unbedenkliche<br />
und langlebige.<br />
Das heisst, was du in der Ausbildung gelernt<br />
hast, wendest du jetzt auch im Arbeitsalltag an?<br />
Im Arbeitsalltag, und allgemein im Leben.<br />
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