planet toys 3/17
Fachmagazin für den Spielwarenhandel
Fachmagazin für den Spielwarenhandel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
LERNSPIELZEUG<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 25<br />
Dach soll die Zukunft sein. Wie weit<br />
sind Sie in der Zukunft angekommen?<br />
G.G.: Wir stecken mittendrin.<br />
F.R.K.: Wir sind auf einem guten Weg,<br />
aber wie lang der Weg ist, können wir<br />
nicht prognostizieren.<br />
Vor zwei Jahren waren Sie in einem<br />
Stadium vor Realisierung, 2016 gab<br />
es Gespräche auf der Spielwarenmesse,<br />
ein Treffen mit Herstellern folgte.<br />
Wann ist Stapellauf?<br />
G.G.: Die Branche ist sehr klein- und<br />
mittelständisch geprägt und mit unterschiedlichen<br />
Interessen. Diese Unternehmen<br />
verfügen oft nicht über die<br />
Kapazitäten, gemeinsame Projekte voranzutreiben.<br />
Der grundsätzliche Tenor<br />
ist aber, dass gute Marken zusammenarbeiten<br />
müssen, um den Fachhandel<br />
zu erhalten. Alle Marken wollen in 1-a-<br />
Lagen präsent sein; alle wollen ihre<br />
Marken schützen und voranbringen.<br />
Vielleicht ist der Leidensdruck bei einigen<br />
noch nicht groß genug.<br />
Was uns zu der Frage führt, warum es<br />
für Sie einfacher sein sollte, verschiedene<br />
Marken für ein gemeinsames<br />
Ziel zu gewinnen, wenn es selbst Verbundgruppen<br />
nicht schaffen, Händler<br />
einzuschwören?<br />
G.G.: Familienunternehmen denken<br />
langfristig; sie sind nicht daran interessiert,<br />
Marken aufzubauen und zu<br />
verkaufen. Sie denken in Generationen.<br />
Das ist ein anderer Ansatz.<br />
»Jahrelang schreiben Unternehmen<br />
Verluste, was<br />
keine Konsequenzen hat,<br />
weil man Umsatz haben<br />
möchte.«<br />
GERHARD GOLLNEST,<br />
Geschäftsführer Gollnest & Kiesel<br />
Einige potenzielle Partner sind seit<br />
Jahren mit eigenen Shops aktiv. Kein<br />
Hemmnis?<br />
G.G.: Das bedeutet doch nicht, dass<br />
man nicht gemeinsam arbeiten kann.<br />
Jeder weiß, dass er allein überhaupt<br />
keine Chance hat, niemand. Keine<br />
Marke wird allein mit eigenen Läden<br />
erfolgreich sein. Das mag bei Lego vielleicht<br />
noch zutreffen.<br />
F.R.K.: Wir sind über den Schritt vom<br />
Anstoß der Idee hinaus. Einige Produzenten<br />
denken inzwischen intensiv<br />
über die Zukunft nach, wie es in 10 oder<br />
20 Jahren aussehen könnte.<br />
G.G.: Als Familienunternehmen verfügt<br />
man nicht über das Kapital, mit Millionen<br />
und Konzepten herumzuhantieren.<br />
Wenn wir etwas wagen, dann muss es<br />
funktionieren.<br />
Wäre nicht ein externer Projektmanager,<br />
der Ihr Konzept vorantreibt, der<br />
Schlüssel, um schneller voranzukommen?<br />
F.R.K.: Das ist der richtige Ansatz.<br />
Und wann kommt er oder sie?<br />
F.R.K.: Vielleicht in zwei Monaten.<br />
Für den Handel wird es darauf ankommen,<br />
die Schere zwischen Ertrag und<br />
Kosten, die schneller steigen als der<br />
Umsatz, nicht weiter auseinandergehen<br />
zu lassen. Welcher Satz des Requiems<br />
läuft denn gerade?<br />
G.G.: Wir haben eine Zeit erlebt, in der<br />
wir glaubten, es würde den Einzelhandel<br />
bald nicht mehr geben, weil der<br />
Versandhandel so stark wurde; dann<br />
haben wir gedacht, Aldi und Lidl zerstören<br />
den Markt. Irgendwann kam<br />
Müller als nächste Bedrohung. Das<br />
sind Zyklen. Es kommt Neues und das<br />
Neue wird wieder anders sein; was,<br />
wissen wir nicht. Ich persönlich glaube<br />
an die Renaissance der Städte, klar<br />
strukturierte Zentren mit einem gewissen<br />
Erlebniswert und eine hochinteressante<br />
Zukunft für den Einzelhandel. Ich<br />
würde davor warnen, dass die Branche<br />
immer so kurz denkt. Sie ist aber nicht<br />
der Nabel der Welt. Die eigentlich relevanten<br />
Entscheidungen fallen in Fragen<br />
Umweltschutz, Energie, Überbevölkerung,<br />
Krieg oder Frieden, Bündnis oder<br />
kein Bündnis.<br />
F.R.K.: Die neuen Konzepte müssen<br />
sich doch immer an der Praxis beweisen.<br />
Die vor Jahren getroffenen Voraussagen<br />
über das Internet und die<br />
Konzentration zu den Großformaten<br />
sind alle nicht so eingetreten. Es wird<br />
weiterhin Nischen geben und wenn die<br />
kompetent sind, dann haben sie eine<br />
Zukunft.<br />
Sie arbeiten weder mit Amazon noch<br />
mit Toys R Us zusammen. Warum?<br />
G.G.: Die Frage ist, ob wir unter Bedingungen<br />
arbeiten können, mit denen<br />
wir auch mit unseren anderen Kunden<br />
arbeiten. Wir geben niemandem,<br />
weil er groß ist, einen riesigen Rabatt,<br />
während unsere kleinen Händler in die<br />
Röhre schauen. Das ist nicht unsere<br />
Philosophie. Solange wir unter fairen<br />
Bedingungen arbeiten, sind wir zur Zusammenarbeit<br />
bereit. Ist die Arbeitsbasis<br />
nicht fair, ist für uns immer Schluss.<br />
Können Sie uns erklären, warum andere<br />
nicht nachziehen? Haben die keine<br />
Traute?<br />
F.R.K.: Ich glaube ja.<br />
G.G.: Wahrscheinlich sind sie vom Umsatz<br />
und Gewinndenken getrieben. Man<br />
muss auch sehen, dass es manchmal<br />
nur Geschäftsführer und keine Inhaber<br />
sind.<br />
»Für Holzspielzeug sehen<br />
wir, zumindest für unser<br />
Unternehmen, eine gute<br />
Zukunft.«<br />
FRITZ-RÜDIGER KIESEL,<br />
Geschäftsführer Gollnest & Kiesel<br />
Wird diese Liebe zum Einzelhandel<br />
und zur Ware auch von der nächsten<br />
GoKI-Generation geteilt? In immer<br />
mehr Unternehmen wird „digital first“<br />
gedacht!<br />
F.R.K.: Das können und wollen wir auch<br />
nicht bestimmen. Es wird so kommen,<br />
wie es kommt. Gerade in den letzten<br />
Jahren haben wir allerdings gemerkt,<br />
dass die Luft nicht dünner wird, wenn<br />
man sich auf Holzspielzeug konzentriert,<br />
zumal sich viele Mitbewerber zurückziehen<br />
oder teilverabschieden. Für<br />
Holzspielzeug sehen wir, zumindest für<br />
unser Unternehmen, eine gute Zukunft,<br />
aber wir können nicht bestimmen, was<br />
unsere Nachfolger zu wollen haben.<br />
G.G.: Es geht ja nicht nur um den Nachwuchs.<br />
Alle Mitarbeiter bringen eine<br />
ungeheure Leidenschaft für unser Sortiment<br />
mit. Keiner würde auf die Idee<br />
kommen, nach Produkten zu suchen,<br />
die mit der Kernkompetenz nichts zu<br />
tun haben. Es ist eine Leidenschaft für<br />
Holz da und es würde nichts nützen,<br />
wenn ein Nachfolger käme und dem<br />
Sortiment eine andere Ausrichtung<br />
gibt, aber die Belegschaft das nicht will.