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Leute machen Kleider - RegJo

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26 MODE Regjo HAnnoveR<br />

<strong>Leute</strong> <strong>machen</strong> <strong>Kleider</strong><br />

Modedesign und Style ausgerechnet aus Hannover? In Sachen Mode muss sich die Landeshauptstadt längst nicht<br />

mehr verstecken. Weder als Standort für die qualifizierte Ausbildung noch als Firmensitz junger lokaler Labels.<br />

Regjo HAnnoveR MODE 27<br />

Bild: Claudia Rump


Bild: Claudia Rump<br />

28 MODE Regjo HAnnoveR Regjo HAnnoveR MODE 29<br />

Label: Lyra Amber, Designerin: Anette Stichnoth, Serie<br />

„Ladiestime am Kanal“ (auch die Doppelseite davor).<br />

Kennzeichen des Labels „Lyra Amber“: Recycling,<br />

Zweckentfremdung, Kapuzen und schräge Details.<br />

Bild: Claudia Rump


Bilder: Roland Schmidt<br />

30 MODE Regjo HAnnoveR Regjo HAnnoveR MODE 31<br />

Text: Angela Andresen-Schneehage Fotografie: Claudia Rump, Axel Herzig, Dieter Sieg, Andreas Klein, Roland Schmidt, Themenwechsel<br />

Natürlich! Hannover ist weder New York<br />

noch Mailand. Es gibt in der niedersächsischen<br />

Metropole keine internationalen<br />

Fashionshows, die Eskapaden von Naomi<br />

Campbell und Co. ereignen sich nicht am<br />

Kröpcke und in puncto Edelshopping hält<br />

die Georgstraße einem Vergleich mit der<br />

Pariser Avenue Montaigne wohl kaum<br />

stand. Selbst wenn man in Sachen Mode<br />

ganz deutsch denkt, stehlen Düsseldorf<br />

und Berlin der Leinestadt die Schau. Was<br />

allerdings die Leidenschaft für den Look,<br />

die Kreativität und die handwerklichen<br />

Fähigkeiten der hiesigen Designer betrifft,<br />

da kann sich Hannover durchaus mit anderen<br />

Modemetropolen messen.<br />

Davon ist jedenfalls Martina Glomb,<br />

Professorin am Studiengang Modedesign<br />

der Fachhochschule Hannover überzeugt:<br />

„Diese Stadt bietet den jungen Modedesignern<br />

ein ganz wunderbares Wirkungsfeld.<br />

Hannover ist aktiv und kreativ, hier<br />

herrscht eine Atmosphäre, die ein ausgesprochen<br />

konzentriertes Arbeiten zulässt.“<br />

Selbst London, die heimliche Welthauptstadt<br />

der Mode, bekommt von Prof. Glomb<br />

keine Bestnoten: „In London gibt es ein<br />

vergleichsweise oberflächliches Konsumdenken,<br />

die Stadt hat sich zu einem Disneyland<br />

des Modedesigns entwickelt,<br />

hier fehlt inzwischen die Tiefe.“ Und die<br />

Diplom-Designerin weiß, wovon sie spricht.<br />

Schließlich hat sie zwölf Jahre als Assistentin<br />

bei der exzentrischen Mode-Ikone Vivienne<br />

Westwood gearbeitet und am Londoner<br />

Royal College of Art unterrichtet.<br />

Zurück in Norddeutschland ist sie von der<br />

Stimmung in Hannover begeistert. „Verglichen<br />

mit den klassischen Modemetropolen<br />

der Welt ist es hier tatsächlich ein bisschen<br />

provinziell. Doch ich mag das. Hier kann<br />

man das Feld der Mode noch neu bestellen<br />

und etliches bewegen. Und daran arbeiten<br />

die Nachwuchs-Designer verbindlich,<br />

fleißig und bescheiden. Statt eine arrogante<br />

Großstadtattitüde vor sich herzutragen,<br />

überzeugen sie mit ihrer großen<br />

Kreativität.“<br />

nach dem Studienabschluss an der Fachhochschule Hannover gründete<br />

Mareike otto vor fünf jahren das Label „ping pong“.<br />

Drei wichtige Designerschmieden sor-<br />

gen dafür, dass Phantasie und Ideenreichtum<br />

sich auf unterschiedlichen Ausbildungswegen<br />

zu einer höchst professionellen<br />

Gestaltung von Mode entwickeln<br />

können.<br />

Der achtsemestrige Bachelor-Studiengang<br />

Modedesign an der Fachhochschule<br />

Hannover bereitet die Studierenden intensiv<br />

auf die vielfältigen Betätigungsfelder der<br />

Branche vor. Neben der reinen Produktentwicklung<br />

spielen zunehmend auch Marketing,<br />

Werbung und Journalismus eine<br />

Rolle. Hinzu kommen die Bereiche Art<br />

Direction, Illustration und Trendscouting.<br />

Das umfangreiche Repertoire an wissenschaftlichen,<br />

fachlich-gestalterischen und<br />

produktionstechnischen Studienangeboten<br />

bietet beste Voraussetzungen für ein konzentriertes<br />

Studium; ebenso wie die hochmoderne<br />

Ausstattung der Fachhochschule<br />

auf der Expo-Plaza. Hier scheint auch neun<br />

Jahre nach der Weltausstellung noch internationaler<br />

Wind zu wehen: Der Studien-<br />

Shooting im Bretz-Store Hannover / Lyra Amber;<br />

Label: ping pong (Designerin: Mareike otto).<br />

gang Modedesign zeichnet sich durch die<br />

intensive Pflege von weltweiten Kontakten<br />

aus und ermöglicht den Studierenden<br />

Auslands- oder Praktikumssemester,<br />

überwiegend in den Ländern der Europäischen<br />

Union oder im Fernen Osten. Ein<br />

internationales Alumni-Netzwerk unterstützt<br />

die angehenden Modedesigner bei<br />

ihren Projekten und auf der Suche nach<br />

Praktikumsplätzen.<br />

„Unsere Absolventen sind hervorragend<br />

ausgebildet“, so die Leiterin des Studiengangs<br />

Prof. Martina Glomb. „Und<br />

die Industrie liebt uns dafür. Viele der<br />

besten Jungdesigner verlassen nach ihrem<br />

Abschluss daher leider die Stadt und gehen<br />

zu bekannten Modelabels wie Hugo Boss<br />

oder Esprit. Wir hoffen natürlich, dass viele<br />

von ihnen zurückkommen. Eine ganze<br />

Reihe kreativer Köpfe siedelt sich zunehmend<br />

aber auch hier in der Stadt an, vernetzen<br />

sich und arbeiten daran, das provinzielle<br />

Image der Stadt zu korrigieren.“ Wie<br />

groß das Interesse an der Hannoverschen<br />

Bild: Axel Herzig<br />

Entwicklungsarbeit in Sachen Fashion tatsächlich<br />

ist, beweisen die Abschlussmodenschauen.<br />

Wenn die Studierenden ihre<br />

Diplomkollektionen auf den Laufstegen der<br />

Fachhochschule präsentieren, sind regelmäßig<br />

rund 1.000 Zuschauer dabei.<br />

Über mangelnde Aufmerksamkeit kann<br />

sich auch die vor sechs Jahren in Hannover<br />

gegründete Fahmoda nicht beklagen,<br />

Niedersachsens einzige staatlich anerkannte<br />

Berufsfachschule für Modedesign<br />

und Maßschneiderei, die sich in kurzer Zeit<br />

zu einer bundesweit anerkannten Erfolgsinstitution<br />

der Textilwirtschaft entwickelt<br />

hat. In den denkmalgeschützten Räumen<br />

der ehemaligen Continental AG Limmer<br />

wird nach dem Prinzip „Design und Handwerk<br />

aus einer Hand“ gelehrt. Insgesamt<br />

dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung,<br />

an deren Ende sowohl der von der Handwerkskammer<br />

anerkannte Gesellenbrief für<br />

Maßschneiderei steht wie auch der qualifizierte<br />

Abschluss in Modedesign. „Diese<br />

Kombination aus praktischen und kreati-<br />

ven Lehrinhalten ist unsere Stärke“, erklärt<br />

Fahmoda-Direktorin Karin Lilienthal. „Die<br />

zweigleisige Ausbildung ist besonders effektiv.<br />

Besser kann man sich wohl nicht auf<br />

die hohen Anforderungen im Modebusiness<br />

vorbereiten. Von unseren Absolventen<br />

zählen sicherlich zwei Drittel zu den<br />

Hoffnungsträgern der Branche. So wurde<br />

Mery Esajan bereits als Schülerin von der<br />

Zeitschrift „Burda“ zur besten deutschen<br />

Nachwuchsdesignerin gekürt. Und die<br />

Abschluss kollektion von Wladimir Arutti<br />

brachte ihm bereits Vergleiche mit den<br />

Kreationen von Balmain ein.“<br />

Rund 100 Schüler in insgesamt vier<br />

Jahrgängen streben in der Fahmoda ihren<br />

Abschluss an und damit auch den Eintritt<br />

in eine breit gefächerte Berufswelt.<br />

Das Spektrum reicht von Entwurfs- und<br />

Schnittdirectrice über Trendguide für<br />

Ein- und Verkauf bis zum Damenschneiderhandwerk<br />

mit anschließender Meisterprüfung.<br />

Für viele Absolventen ebenso<br />

interessant: Tätigkeiten bei Theater, Film<br />

Bild: Roland Schmidt


Bild: Themenwechsel<br />

32 MODE Regjo HAnnoveR Regjo HAnnoveR MODE 33<br />

und Fernsehen oder der Weg in die Selbständigkeit.Einen<br />

weiteren Erfolg versprechenden<br />

Ausbildungsgang in die Welt der<br />

Mode bietet Hannover mit der 2006 mitten<br />

in der Stadt gegründeten Berufsfachschule<br />

M3-MenschenMachenMode e.V.<br />

„Unser Konzept ermöglicht den Studierenden<br />

in allen Bereichen der Mode kreativ<br />

zu arbeiten“, erklärt Diplom-Designerin Eva<br />

Emde aus dem Team der Schulleitung. „Die<br />

Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie<br />

und Kulturwissenschaft, das Engagement<br />

des kompetenten Dozententeams sowie<br />

die Einbindung von Entwurfswettbewerben<br />

vermitteln bereits frühzeitig ein reales<br />

Berufsbild.“ Besonders bemerkenswert sei<br />

die Tatsache, so Emde weiter, dass in sieben<br />

Semestern vier Abschlüsse erreicht<br />

werden können: Maßschneider(in),<br />

Modedesigner(in), die Zusatzqualifikation<br />

Bekleidungsfachtechniker(in) und<br />

In ihrem Design- und vintagestore „Themenwechsel“ führt Modedesignerin julia Penkina eine<br />

erlesene Auswahl junger Kollegen. Alle drei bis vier Wochen wechselt das Motto des Ladens.<br />

das Zertifikat „Digitale Medien im Modedesign“.<br />

Am Nachwuchs an Modedesignern<br />

sollte es der Messestadt also nicht mangeln.<br />

Doch wie sieht es mit den Absatzmöglichkeiten<br />

aus, welche Chancen haben die jungen<br />

Kreativen auch kommerziell erfolgreich<br />

zu sein? „Hier besteht in der Tat noch ein<br />

gewisser Nachholbedarf bei der Förderung<br />

und der Akzeptanz der lokalen Mode“, so<br />

sieht es Prof. Martina Glomb. „Das liegt<br />

nicht zuletzt daran, dass eine Textilindustrie<br />

in Deutschland so gut wie gar nicht<br />

mehr existent ist. Wir müssen dringend<br />

wieder kleine Produktionsstätten schaffen,<br />

die es überhaupt erst ermöglichen, lokales<br />

Design zu vermarkten.<br />

Untersuchungen haben ergeben, dass<br />

sieben Prozent der Frauen gerne bei hier<br />

ansässigen Designern kaufen würden. Das<br />

ist nicht wenig und zeigt, dass das Kundenpotenzial<br />

für hochwertige Bekleidung<br />

durchaus vorhanden ist. Um aber Prototypen<br />

und Kleinserien herstellen zu können,<br />

müss te es deutlich mehr Unterstützung für<br />

die kleinen Labels geben.“<br />

Ähnliches besagt auch eine Untersuchung<br />

zur Förderung der jungen<br />

Modeszene in Hannover, die von der Wirtschaftsförderung<br />

der Landeshauptstadt in<br />

Auftrag gegeben worden war: Die geringe<br />

Produktionskapazität sei ein bedeutsamer<br />

begrenzender Faktor für die Marktentwicklung<br />

der hannoverschen Designlabel. Zur<br />

deutlichen Positionierung im umkämpften<br />

Modemarkt müssten die hiesigen Designer<br />

und Designerinnen ihre Kapazitäten<br />

bündeln, neue Formen der Zusammenarbeit<br />

üben und gemeinschaftlich handeln.<br />

Effektive Kooperationsmöglichkeiten könnten<br />

in der Bildung von Einkaufsgemeinschaften<br />

zur Materialbeschaffung liegen,<br />

aber auch in der gemeinsamen Beauftra-<br />

gung von Dienstleistungen wie Werbefotografie<br />

oder Büroservice. Die Gründung<br />

einer marketingwirksamen Dachmarke<br />

böte die Gelegenheit, hannoversche Mode<br />

über die Grenzen der Stadt hinaus populär<br />

zu <strong>machen</strong>. Und mit der Auslobung<br />

eines eigenen Modedesignpreises, vielleicht<br />

durch die hier ansässigen Modeschulen,<br />

würde verstärkte Aufmerksamkeit auf<br />

die lokalen Modeschöpfer gelenkt. So lassen<br />

sich die Handlungsansätze zusammenfassen,<br />

die das Fazit dieser Studie bildeten.<br />

Das war vor drei Jahren. Inzwischen haben<br />

Hannovers Designer reagiert.<br />

Zum Beispiel mit der „Styleprovinz“,<br />

einem Netzwerk von zehn Modedesignerinnen<br />

aus der Stadt. „Wir wollten einfach<br />

zeigen, dass Hannover sich – nicht zuletzt<br />

wegen der vielen guten Ausbildungsmöglichkeiten<br />

– durchaus nicht hinter Hamburg<br />

und Berlin verstecken muss, was das<br />

modische Potenzial angeht“, erklärt Daniela<br />

Cebulla-Tscherny, die mit ihrem Modelabel<br />

„Cebulla Cou(l)ture“ zu den Mitbegründerinnen<br />

zählt. „Als gemeinsame<br />

Plattform im Internet bündelt Styleprovinz<br />

Modedesign aus und für die Stadt Hannover<br />

unter einem zentralen Dach.“ Eine wichtige<br />

Art zu kommunizieren. Und Kommunikation<br />

spielt für die Fashion-Frau nicht nur<br />

in der PR, sondern auch in ihren Kollektionen<br />

eine entscheidende Rolle. Die Entwürfe<br />

von Cebulla-Tscherny „sprechen“ – mit<br />

Hilfe von aufgestickten Zitaten. „Literarische<br />

Bekleidung“ nennt sie ihre aus hochwertigen<br />

Materialien gefertigten Unikate.<br />

„Es ist eine zeitlose, einzigartige, spezielle<br />

Garderobe. Anders und besonders. Für Kinder<br />

und Erwachsene. Für alle neugierigen<br />

Menschen unserer Zeit.“ Ein weiterer der<br />

kreativen Köpfe Hannovers sitzt auf den<br />

Schultern von Rike Winterberg, ebenfalls<br />

Mareike otto: „Ping pong-Mode ist nicht<br />

glamourös, sondern alltagstauglich.“<br />

Bild Roland Schmidt


34 MODE Regjo HAnnoveR Regjo HAnnoveR MODE 35<br />

Label: Lyra Amber, Designerin: Anette Stichnoth,<br />

Shooting in new York mit Stylistin jessica Hofmann.<br />

Bild: Claudia Rump<br />

zuhause in der Styleprovinz. Die an der Fachhochschule Hannover<br />

diplomierte Modedesignerin gründete vor fünf Jahren das eigene<br />

Label „winterberg collection“. Mit Kreationen selbstverständlicher<br />

Eleganz will sie Charakter und Sinnlichkeit ihrer weiblichen Kunden<br />

unterstreichen. „Kleidung ist ein kulturelles Element und geht<br />

weit über den ursprünglichen Sinn des Verhüllens hinaus. Unsere<br />

Garderobe soll dem Wohlbefinden dienen und Inneres und Äußeres<br />

im Gleichgewicht halten.“ Zu finden sind ihre Stücke mitten<br />

in Hannovers City: Der „Rike Winterberg Concept Store“ mit Atelier<br />

und Showroom befindet sich in der Galeria Kaufhof an der<br />

Marktkirche.<br />

Zu Hannovers guten Adressen gehört für die Fans innovativer<br />

Mode zunehmend die Nordstadt; am und um den Engelbosteler<br />

Damm siedeln sich immer mehr junge Designer an. Echten Hannoverstyle<br />

gibt es bei Heide Niemeyers „Hometown“. Schon der Name<br />

lässt erahnen, dass sich bei ihrem hauseigenen Hometown-Label<br />

alles um diese Stadt dreht. Mit einem dezenten Niedersachsenpferd<br />

auf der Brust oder einem originellen handgezeichneten Druckmotiv<br />

hannoverscher Wahrzeichen können sich die Träger von Heide<br />

Niemeyers Shirts und Tops zu ihrer Stadt bekennen.<br />

Nur zwei Häuserblocks weiter führt Modedesignerin Julia<br />

Penkina eine erlesene Auswahl wechselnder junger Kollegen in<br />

ihrem Design- und Vintagestore „Themenwechsel“. Dieser Name<br />

ist Programm: „Zu einer guten Vermarktung von jungem Modedesign<br />

gehört ein Ladenkonzept mit der Präsentation von kompletten<br />

Outfitvorschlägen und – ganz wichtig – viel Abwechslung“, so Pen-<br />

Label: Lyra Amber, Designerin: Anette Stichnoth: Serie „Ladiestime am<br />

Kanal“ (li.), Shooting im „past perfect“Hannover (re.).<br />

kina. „Mein Laden ist daher so etwas wie ein begehbares Schaufenster<br />

und steht alle drei bis vier Wochen unter einem anderen<br />

Motto.“ Unter ihrem Hauslabel „Kina*“ vertreibt Julia Penkina in<br />

ihrem Geschäft auch eine eigene Kollektion von Accessoires mit<br />

Kleidungsstückcharakter: Schals, die jedes vorhandene Kleidungsstück<br />

neu aufpeppen und als Bolero oder Ärmelschal alles andere<br />

tun, als nur langweilig herumzuhängen.<br />

Ebenfalls im „Themenwechsel“-Boot sitzt Mareike Otto (ehemals<br />

Böttcher) mit ihrem Atelier und Showroom. Nach dem Studienabschluss<br />

an der Fachhochschule Hannover vor fünf Jahren<br />

gründete sie das Label „ping pong“. „Meine Kollektionen bestehen<br />

aus Unikaten, Kleinserien und Accessoires. Ping pong-Mode ist<br />

nicht glamourös, sondern alltagstauglich und unkompliziert und<br />

für Frauen gemacht, die Spaß am Kombinieren haben.“<br />

Recycling und Zweckentfremdung, Kapuzen und schräge<br />

Details kennzeichnen die Kreationen von Anette Stichnoth, die<br />

sie unter dem Label „Lyra Amber“ vertreibt. In der Stadt und ihrem<br />

Atelier am Engelbosteler Damm 42 unter dem Dach des „Themenwechsels“<br />

fühlt sich die Designerin ausgesprochen wohl. „Hier ist<br />

es vielschichtig und lebendig. Es gibt eine viel größere Designerszene<br />

als gemeinhin angenommen wird und viele Hannoveraner<br />

sind sehr modebewusst.“<br />

Ein breites Fashion-Spektrum, in dem auch Männer fündig<br />

werden, bietet das „Designkombinat“ Ecke Engelbosteler Damm/<br />

Paulstraße. Der Clou des Ladenkonzeptes: Nachwuchsdesigner<br />

können sich hier einzelne Regalfächer, Taschenhaken oder ein<br />

Bild: Dieter Sieg


Label: Lyra Amber, Designerin: Anette Stichnoth,<br />

Shooting im „past perfect“ Hannover.<br />

Regjo HAnnoveR MODE 37<br />

Bild: Dieter Sieg


Bild: Andreas Klein<br />

38 MODE Regjo HAnnoveR Regjo HAnnoveR MODE 39<br />

Bilder: Themenwechsel<br />

Unter dem Label „Kina*“ vertreibt julia Penkina eine eigene<br />

Kollektion von Accessoires mit Kleidungsstückcharakter.<br />

Stück <strong>Kleider</strong>stange anmieten, um ihre Unikate zu präsentieren. Abwechslung<br />

und Auswahl sind damit garantiert.<br />

„Es gibt eigentlich kein Alleinstellungsmerkmal für Mode, die aus<br />

Hannover kommt“, so Karin Lilienthal von der Fahmoda. „Der Ort Hannover<br />

kann nicht als ein Raum begriffen werden, der a priori einen signifikanten<br />

Stil oder eine bestimmte Schule im Bereich der Mode oder des Designs<br />

hervorbringt. Das liegt sicherlich daran, dass Hannover keine mit Paris,<br />

Mailand oder London vergleichbare langjährige Tradition, Vernetzung und<br />

Infrastruktur für die Modeproduktion besitzt. In den großen Modemetropolen<br />

gibt es eine Tradition, die über Jahrhunderte hinweg gewachsen ist<br />

und die sich im Bewusstsein der Menschen kulturell fest verankert hat.<br />

Ein kulturelles Gedächtnis, das hier fehlt. Dennoch bewegt sich inzwischen<br />

peu à peu immer mehr im Bereich Mode. „Hannover Goes Fashion“, die<br />

im vergangenen Jahr viel beachtete Modeausstellung in insgesamt zehn<br />

Museen der Stadt, war beispielsweise ein deutliches Signal dafür.“ Auch<br />

wenn Niedersachsens Hauptstadt es nicht schafft, sich in absehbarer Zeit<br />

im Ranking der Style-Metropolen ganz nach oben zu schieben, Hannovers<br />

Designer sind auf dem Wege, ihre berufliche Heimat vom Image des Modedorfes<br />

mit Provinzmief zu befreien. Fashion made in H hat’s verdient.

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