Bild: Claudia Rump 28 MODE Regjo HAnnoveR Regjo HAnnoveR MODE 29 Label: Lyra Amber, Designerin: Anette Stichnoth, Serie „Ladiestime am Kanal“ (auch die Doppelseite davor). Kennzeichen des Labels „Lyra Amber“: Recycling, Zweckentfremdung, Kapuzen und schräge Details. Bild: Claudia Rump
Bilder: Roland Schmidt 30 MODE Regjo HAnnoveR Regjo HAnnoveR MODE 31 Text: Angela Andresen-Schneehage Fotografie: Claudia Rump, Axel Herzig, Dieter Sieg, Andreas Klein, Roland Schmidt, Themenwechsel Natürlich! Hannover ist weder New York noch Mailand. Es gibt in der niedersächsischen Metropole keine internationalen Fashionshows, die Eskapaden von Naomi Campbell und Co. ereignen sich nicht am Kröpcke und in puncto Edelshopping hält die Georgstraße einem Vergleich mit der Pariser Avenue Montaigne wohl kaum stand. Selbst wenn man in Sachen Mode ganz deutsch denkt, stehlen Düsseldorf und Berlin der Leinestadt die Schau. Was allerdings die Leidenschaft für den Look, die Kreativität und die handwerklichen Fähigkeiten der hiesigen Designer betrifft, da kann sich Hannover durchaus mit anderen Modemetropolen messen. Davon ist jedenfalls Martina Glomb, Professorin am Studiengang Modedesign der Fachhochschule Hannover überzeugt: „Diese Stadt bietet den jungen Modedesignern ein ganz wunderbares Wirkungsfeld. Hannover ist aktiv und kreativ, hier herrscht eine Atmosphäre, die ein ausgesprochen konzentriertes Arbeiten zulässt.“ Selbst London, die heimliche Welthauptstadt der Mode, bekommt von Prof. Glomb keine Bestnoten: „In London gibt es ein vergleichsweise oberflächliches Konsumdenken, die Stadt hat sich zu einem Disneyland des Modedesigns entwickelt, hier fehlt inzwischen die Tiefe.“ Und die Diplom-Designerin weiß, wovon sie spricht. Schließlich hat sie zwölf Jahre als Assistentin bei der exzentrischen Mode-Ikone Vivienne Westwood gearbeitet und am Londoner Royal College of Art unterrichtet. Zurück in Norddeutschland ist sie von der Stimmung in Hannover begeistert. „Verglichen mit den klassischen Modemetropolen der Welt ist es hier tatsächlich ein bisschen provinziell. Doch ich mag das. Hier kann man das Feld der Mode noch neu bestellen und etliches bewegen. Und daran arbeiten die Nachwuchs-Designer verbindlich, fleißig und bescheiden. Statt eine arrogante Großstadtattitüde vor sich herzutragen, überzeugen sie mit ihrer großen Kreativität.“ nach dem Studienabschluss an der Fachhochschule Hannover gründete Mareike otto vor fünf jahren das Label „ping pong“. Drei wichtige Designerschmieden sor- gen dafür, dass Phantasie und Ideenreichtum sich auf unterschiedlichen Ausbildungswegen zu einer höchst professionellen Gestaltung von Mode entwickeln können. Der achtsemestrige Bachelor-Studiengang Modedesign an der Fachhochschule Hannover bereitet die Studierenden intensiv auf die vielfältigen Betätigungsfelder der Branche vor. Neben der reinen Produktentwicklung spielen zunehmend auch Marketing, Werbung und Journalismus eine Rolle. Hinzu kommen die Bereiche Art Direction, Illustration und Trendscouting. Das umfangreiche Repertoire an wissenschaftlichen, fachlich-gestalterischen und produktionstechnischen Studienangeboten bietet beste Voraussetzungen für ein konzentriertes Studium; ebenso wie die hochmoderne Ausstattung der Fachhochschule auf der Expo-Plaza. Hier scheint auch neun Jahre nach der Weltausstellung noch internationaler Wind zu wehen: Der Studien- Shooting im Bretz-Store Hannover / Lyra Amber; Label: ping pong (Designerin: Mareike otto). gang Modedesign zeichnet sich durch die intensive Pflege von weltweiten Kontakten aus und ermöglicht den Studierenden Auslands- oder Praktikumssemester, überwiegend in den Ländern der Europäischen Union oder im Fernen Osten. Ein internationales Alumni-Netzwerk unterstützt die angehenden Modedesigner bei ihren Projekten und auf der Suche nach Praktikumsplätzen. „Unsere Absolventen sind hervorragend ausgebildet“, so die Leiterin des Studiengangs Prof. Martina Glomb. „Und die Industrie liebt uns dafür. Viele der besten Jungdesigner verlassen nach ihrem Abschluss daher leider die Stadt und gehen zu bekannten Modelabels wie Hugo Boss oder Esprit. Wir hoffen natürlich, dass viele von ihnen zurückkommen. Eine ganze Reihe kreativer Köpfe siedelt sich zunehmend aber auch hier in der Stadt an, vernetzen sich und arbeiten daran, das provinzielle Image der Stadt zu korrigieren.“ Wie groß das Interesse an der Hannoverschen Bild: Axel Herzig Entwicklungsarbeit in Sachen Fashion tatsächlich ist, beweisen die Abschlussmodenschauen. Wenn die Studierenden ihre Diplomkollektionen auf den Laufstegen der Fachhochschule präsentieren, sind regelmäßig rund 1.000 Zuschauer dabei. Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich auch die vor sechs Jahren in Hannover gegründete Fahmoda nicht beklagen, Niedersachsens einzige staatlich anerkannte Berufsfachschule für Modedesign und Maßschneiderei, die sich in kurzer Zeit zu einer bundesweit anerkannten Erfolgsinstitution der Textilwirtschaft entwickelt hat. In den denkmalgeschützten Räumen der ehemaligen Continental AG Limmer wird nach dem Prinzip „Design und Handwerk aus einer Hand“ gelehrt. Insgesamt dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung, an deren Ende sowohl der von der Handwerkskammer anerkannte Gesellenbrief für Maßschneiderei steht wie auch der qualifizierte Abschluss in Modedesign. „Diese Kombination aus praktischen und kreati- ven Lehrinhalten ist unsere Stärke“, erklärt Fahmoda-Direktorin Karin Lilienthal. „Die zweigleisige Ausbildung ist besonders effektiv. Besser kann man sich wohl nicht auf die hohen Anforderungen im Modebusiness vorbereiten. Von unseren Absolventen zählen sicherlich zwei Drittel zu den Hoffnungsträgern der Branche. So wurde Mery Esajan bereits als Schülerin von der Zeitschrift „Burda“ zur besten deutschen Nachwuchsdesignerin gekürt. Und die Abschluss kollektion von Wladimir Arutti brachte ihm bereits Vergleiche mit den Kreationen von Balmain ein.“ Rund 100 Schüler in insgesamt vier Jahrgängen streben in der Fahmoda ihren Abschluss an und damit auch den Eintritt in eine breit gefächerte Berufswelt. Das Spektrum reicht von Entwurfs- und Schnittdirectrice über Trendguide für Ein- und Verkauf bis zum Damenschneiderhandwerk mit anschließender Meisterprüfung. Für viele Absolventen ebenso interessant: Tätigkeiten bei Theater, Film Bild: Roland Schmidt