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TONALi17 Journal

Alle Informationen: www.tonali.de

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ERÖFFNEN<br />

Amadeus Templeton<br />

Boris Matchin<br />

Musik, die klingt, ist immer neu. Neue Konzertformate sind<br />

immer so neu, wie sie etwas „Suchendes“ haben, wie sie<br />

Grundsätzliches reflektieren, wie sie das zum Ausdruck bringen,<br />

was gerade Thema ist – ob Thema des Komponisten,<br />

des Musikers oder des Zuhörers.<br />

Der Grad des Neuen bemisst sich demnach durch die<br />

Schnittmenge ein und desselben Themas, das für die drei<br />

genannten von hervorgehobener Bedeutung ist; für die Komponisten,<br />

für die Musiker wie auch für die Hörer. Bildet das<br />

Thema im Dreieck der Akteure eine Schnittmenge, ist das<br />

gesuchte Format im besten Fall als „neu“ zu bewerten – was<br />

aber von keiner wirklichen Bedeutung ist. Oder doch?<br />

Und wenn nun eine TONALi-Woche entwickelt wurde, die<br />

so viele Menschen einbezieht, die so unkonventionelle Orte<br />

bespielt, die so viel unerhörte Musik beinhaltet, die in ein<br />

Fest einen Wettbewerb integriert, dann folgt die Woche<br />

einer übergeordneten Dramaturgie, dann hat sie ein großes<br />

gemeinsames Thema: Das Thema „Begegnung“.<br />

Kein Konzert dieser Woche wird bestuhlt sein (Ausnahme:<br />

Das Elbphilharmonie-Finale). Kein Ort wird das Publikum<br />

in üblicher Weise empfangen, immer wird das Publikum<br />

zum Akteur des Geschehens, immer werden sich die Menschen<br />

neu begegnen, ob auf einem pinken Teppich beim<br />

Eröffnungskonzert, beim Konzert in der Ritze inmitten eines<br />

Chores, in der Grundbuchhalle auf verschiedenen Ebenen eines<br />

Treppenfoyers, in der Halle 424 vor einem offenen Rolltor<br />

zum Hafenkanal, in der Elbphilharmonie mit einem Orchester,<br />

das sich selbst vom Hocker holt.<br />

Was aber bitte ist das Neue?<br />

Suchen wir also das Neue, müssen wir den Dialog über<br />

Themen anregen, dürfen wir fragen und zuhören, sollten wir<br />

streiten und verhandeln, müssten wir um Ecken denken und<br />

ein inspiriertes Interesse am Blickwinkel und an den Potenzialen<br />

des jeweils anderen entwickeln, würden wir Empathie<br />

aufbringen. Eine Empathie, die sich in Neues ebenso hineindenkt<br />

wie hineinfühlt. Die andere einbeziehende Selbständigkeit<br />

im Selbstdenken, Selbstfühlen und Selbsthandeln<br />

bildet Neues, Freies, Menschliches. In der Kammermusik<br />

geht es exakt darum: Jeder beherrscht seine eigene Stimme,<br />

bringt diese ein, damit ein größeres Ganzes entsteht, das<br />

ebenso klanglich homogen wie im Detail gerade sehr eigenständig<br />

ist.<br />

Diesen themensuchenden Dialog zum Prinzip einer „offenen<br />

Küche“ zu erheben, ist unser Bestreben. Wir setzen niemanden<br />

an den gedeckten Tisch. Wir geben keine Themen vor.<br />

Wir haben die berühmte Weisheit nicht mit Löffeln gefressen.<br />

Jedoch regen wir an, wir provozieren, wir positionieren, wir<br />

bringen Themen ins Gespräch.<br />

Neu ist, dass wir einem interessierten Publikum begegnen,<br />

dass wir junge Musiker in einem Wettbewerb erleben,<br />

der ihnen ein Maximum an kreativem wie künstlerischem<br />

Können abverlangt. Neu ist, dass das Fest und der Wettbewerb<br />

dem mit Spannung erwarteten G20-Gipfel trotzt, dass<br />

das Kulturleben hier einfach weiterläuft, unbekümmert,<br />

uneingeschränkt. Neu ist all das, was in monatelanger Arbeit<br />

vorbereitet wurde, was an Musik erklingen wird, was von<br />

allen Beteiligten ermöglicht wird - in dieser einen Woche.<br />

Wir haben dafür zu danken. Wir danken unseren Künstlern,<br />

der jungen norddeutschen philharmonie und ihrem Dirigenten,<br />

unseren engagierten Förderern und Sponsoren, den<br />

Partnern, den zahlreichen Helfern und allen, die TONALi<br />

erst zu dem machen, was es ist, eine Bewegung nämlich,<br />

die fragt, sucht und initiiert – immer im Sinne einer realen<br />

Begegnung.<br />

7<br />

JOURNAL TONALi 17

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