Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WISSEN<br />
Orchesters stärker als im ersten Satz. Die Solovioline<br />
trillert wild drauflos, spielt „con forza“ (dt.: mit Kraft)<br />
sein Instrument und das Ganze klingt ein bisschen wie<br />
die Musik der berühmten Duschszene aus Alfred Hitchcocks<br />
„Psycho“.<br />
3. Satz: Moderato. Allegro moderato<br />
(dt: mäßig schnell)<br />
Das abschließende Moderato verbindet alles Gehörte.<br />
Es knüpft, wenn auch deutlich verlangsamt, an das Pulsieren<br />
des Mittelsatzes an und erinnert mit der spukhaften<br />
Fagottstimme an die dunklen Sphären. Später<br />
gesellen sich zu diesem Pochen noch die tiefen Blechbläser<br />
hinzu und wirken wie eine düstere Übermacht,<br />
der die Sologeige aberwitzige Spielfiguren in höchsten<br />
Lagen entgegenhält – bis sich schließlich nicht nur die<br />
lyrische Stimmung des ersten Satzes, sondern sogar<br />
ganz wörtlich dessen Hauptthema in einer gewaltigen<br />
Coda durchsetzt.<br />
Bianca Maria Cantelli<br />
Max Bruch (1838-1920)<br />
Violinkonzert g-Moll op. 26<br />
Das Violinkonzert von Max Bruch ist dem berühmten<br />
Geiger Joseph Joachim gewidmet, der ebenfalls die Uraufführung<br />
des Werkes spielte und dem Komponisten<br />
beratend bei der Fertigstellung des Konzerts zu Seite<br />
stand. Ursprünglich war dieses Violinkonzert als Geigen-<br />
Fantasie geplant, eine freiere musikalische Form als das<br />
klassische Violinkonzert.<br />
1. Satz: Allegro moderato (dt.: gemäßigt schnell)<br />
Dieser Satz wurde von Bruch selbst mit „Vorspiel“<br />
überschrieben und lässt sich nur schwer in ganz klar<br />
abgegrenzte Teile gliedern. Es gibt zwei musikalische<br />
Hauptgedanken, die während des Stückes erst langsam<br />
zu entstehen scheinen – der erste in g-Moll, der zweite<br />
in der Paralleltonart B-Dur. Das Moll-Thema wird bereits<br />
von den Bläsern in den ersten Takten angedeutet, wonach<br />
die Sologeige sich zunächst von der leeren g-Saite,<br />
das ist die tiefste Saite der Geige, nach oben schwingt,<br />
woraufhin sich der Ablauf in Dur wiederholt. Präge dir diesen<br />
Anfang gut ein! Du wirst ihn später wiedererkennen.<br />
Erst nach diesem Anfang setzt die Geige mit dem ersten<br />
vollständigen musikalischen Gedanken ein. Ein weiteres,<br />
sehr gesangliches Thema wird in zuversichtlichem Dur<br />
zunächst von der Geige vorgestellt.<br />
Hier schließt sich ein Teil an, in dem die Themen weiterverarbeitet werden<br />
und in der über diese improvisiert wird. Dieser Teil führt in den<br />
dramatischen Höhepunkt des Satzes. Die Geige bereitet zwar diesen<br />
Augenblick vor, das Orchester mit seiner Intensität und Ausdruckskraft<br />
unterstreicht diesen aber. Es schließt sich eine Wiederholung des Anfangs<br />
an. Erkennst du sie?<br />
Die Überleitung in den 2. Satz ist fließend. Nach der letzten Wiederholung<br />
des Anfangs bäumt sich der 1. Satz noch ein letztes Mal auf und führt in<br />
den langsamen 2. Satz in Dur.<br />
2. Satz: Adagio (dt.: langsam)<br />
Der 2. Satz ist das Herzstück dieses Violinkonzertes. Das innige Spiel der<br />
Geige, ihre endlos scheinenden Melodien, begleitet vom Orchester, zeugen<br />
von Bruchs schöpferischer Kreativität. Dieser Satz lädt zum Träumen ein.<br />
Aber Achtung: Der Anfang des Adagio taucht am Ende des Satzes wieder<br />
auf. Hörst du die allererste Melodie des langsamen Satzes aus den anderen<br />
Melodien heraus?<br />
3. Satz: Allegro energico (dt.: schnell und energisch)<br />
Der 3. Satz, ist ein reißerischer, tänzerischer Satz in ungarischem Volkstanzcharakter.<br />
Zunächst wird dieser Tanz vom Orchester nur angedeutet,<br />
dann von der Geige richtig ausgeführt, um dann vom Orchester übernommen<br />
zu werden. Zwischen diesem immer wiederkehrenden tänzerischen<br />
Teil erklingt ein lyrisches, sehnsuchtsvolles Thema. Dieser Satz arbeitet<br />
in erster Linie mit Wiederholungen. Aber gerade diese Einfachheit macht<br />
diesen Satz so beliebt.<br />
Sophie Werkmeister<br />
91<br />
JOURNAL TONALi 17