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Tomasz Skweres (*1984)<br />
„Impact“ ist ein innerer Monolog, der sich imaginär im menschlichen<br />
Gehirn abspielt. Das ganze Stück besteht aus drei Charakteren,<br />
deren Gegenüberstellung ein Spannungsfeld erzeugt, das zum Hauptgeschehen<br />
des Werkes wird.<br />
Werkbeschreibung<br />
Der erste musikalische Hauptgedanke ist eine anfangs ruhige, kantable<br />
melodische Linie, die eine zwar langsame, aber auch ständige und<br />
kompromisslose Zunahme an Energie aufweist, um letztendlich, wie<br />
von einer Gravitation angezogen, in den tiefsten Ton der Violine, das<br />
„g“, hineinzustürzen. Dieser Aufprall – „Impact“ – bildet jedes mal<br />
den Wendepunkt in der dramaturgischen Entwicklung des Stückes.<br />
Der zweite Charakter – ein Resultat der bei dem Sturz freigesetzten<br />
Energie – wird durch die flirrenden, unkonkreten, scheinbar chaotisch<br />
in den Raum schwebenden musikalischen Objekte dargestellt.<br />
Der dritte Hauptgedanke ist ein spannungsgeladener Abgesang, der<br />
stets eine Reduktion der Energie aufweist.<br />
So bilden die drei Motive zusammengenommen eine heterogene<br />
Spannungskurve: langsamer Aufbau bis hin zum Impact – Freisetzung<br />
der Energie – Reduktion.<br />
Im Laufe der Entwicklung des Werkes treffen die Charaktere in<br />
unterschiedlichsten Relationen und Wechselwirkungen aufeinander<br />
und bilden, nach mehreren gescheiterten Versuchen, einen großen<br />
dramaturgischen Aufbau bis hin zum motorischen, äußerst schnellen<br />
und dynamischen Mittelteil - hier wird die Idee des Impacts – also<br />
des Hineinstürzens – exzessiv zelebriert.<br />
Nach der endgültigen Explosion verschmelzen alle Motive zu einer<br />
heterogenen absteigenden Linie – einen Abgesang, der die Energie<br />
zum völligen Stillstand bringt.<br />
Jean Sibelius (1865-1957)<br />
Lemminkäinen Paluu (Lemminkäinens Rückkehr)<br />
aus »Lemminkäinen-Suite« op. 22<br />
Eine Bosheit, ein Fehlurteil<br />
... einige der gräßlichsten Harmonien und Passagen, die ich je gehört<br />
habe, eine Mischung von musikalischem Quatsch und Selbstquälerei.<br />
Ein Teil der Zuschauer suchte das Weite, um Luft zu schöpfen – das<br />
erste Erquickliche seit Beginn des Konzerts.<br />
— Louis Elson, 1914<br />
Was ist ein Konzert?<br />
Juri de Marco<br />
Welchen Wert hat dieses kulturelle Ereignis noch in der<br />
Gesellschaft?<br />
Diese Fragen stelle ich mir als Komponist, als klassischer<br />
Hornist und als Jazz-Trompeter mit meinem frisch<br />
gegründeten STEGREIF.orchester, welches auswendig<br />
und ohne Dirigent spielt und klassische Werke nicht<br />
nur neu interpretiert, sondern auch improvisiert und<br />
inszeniert. Im Labor des STEGREIF.orchesters machte<br />
ich wichtige Erfahrungen, die in die heutige Performance<br />
von Jean Sibelius’ „Lemminkainen Paluu“ (Lemminkäinens<br />
Rückkehr) mit einfließen.<br />
Wenn es etwas gibt, was die Berechtigung hat, hier gedruckt<br />
zu werden, wäre es meiner Meinung nach, dass<br />
unreflektierte Konventionen in einem neuen klassischen<br />
Konzertsaal des 21. Jahrhunderts, wie der Elbphilharmonie,<br />
nichts mehr zu suchen haben. Wenn es euch also<br />
beliebt, reinzuklatschen, aufzustehen oder gar zu tanzen,<br />
dann tut es, niemand zwingt euch dazu, stillschweigend<br />
auf eurem Stuhl zu sitzen!<br />
JOURNAL TONALi 17 88