Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Es gibt aber noch ein zweites, fröhlicheres Thema. Es ist mit tranquillo,<br />
d.h. ruhig, überschrieben. Dieser Teil ist leicht zu erkennen, da sich die<br />
Musik deutlich beruhigt und zuversichtlicher und gelassener klingt.<br />
Hörst du in der Mitte des Satzes auch die Kadenz? Die Kadenz wurde<br />
früher improvisiert, damit der Solist sein Können unter Beweis stellen<br />
konnte. Nach der Kadenz steigt das Orchester sanft mit der Melodie ein.<br />
Der Übergang vom 1. zum 2. Satz ist fließend. Du erkennst die Vorbereitung<br />
des 2. Satzes daran, dass die Musik dramatischer wird: Es erklingen<br />
die beiden ersten Takte des Hauptthemas in verschiedenen Varianten,<br />
und dann wird es plötzlich nochmal schneller, bevor der Satz in das<br />
Andante mündet.<br />
2. Satz: Andante (dt.: gehend, schreitend)<br />
Das Andante ist ein lyrischer, ruhiger 6/8-Takt, der leidenschaftlich<br />
dahinfließt. Diesen Satz könnt ihr einfach genießen. Achtet auf das Zwiegespräch<br />
von Orchester und Solist. Welche Instrumente des Orchesters<br />
passen besonders gut zum Klang der Geige?<br />
Auch der Übergang vom 2. zum 3. Satz ist fließend und daran zu erkennen,<br />
dass die Musik wieder schneller wird und in einen pfiffigen,<br />
lustig-heiteren Satz mündet.<br />
3. Satz: Allegro (dt.: heiter, schnell)<br />
Der letzte entsteht aus zwei Ideen, die abwechselnd, aber auch vermischt,<br />
von Geige und Orchester gleichermaßen erklingen. Das erste<br />
vorwitzige und spritzige Thema wird zunächst von der Geige in hoher<br />
Lage vorgestellt. Das Orchestermotiv ist breiter und majestätischer und<br />
steht in deutlichem Gegensatz zum Geigenthema. Die Themen sind daher<br />
leicht voneinander zu unterscheiden. Dieses Zwiegespräch von Orchester<br />
und Solist rauscht förmlich ins Ende des Konzertes.<br />
nach Paris, und in den Wirren der Geschichte wurde das<br />
Werk dann doch erst Ende Oktober 1923 das erste Mal<br />
aufgeführt. Und auch da lief es zunächst nicht rund. Einige<br />
Geiger lehnten es ab, eine solche Musik einzustudieren.<br />
Zu kompliziert war der Solopart den einen, zu<br />
sentimental den anderen.<br />
1. Satz: Andantino<br />
(dt.: ein wenig schneller gehend, schreitend)<br />
In diesem Violinkonzert spielt die Violine am Anfang eine<br />
sehr schöne lyrische Melodie mit einer reinen Seele. Die<br />
Violine setzt über dem Tremolo der Streicher zu ihrer weit<br />
ausgesponnenen Melodie an – die sie im Grunde über<br />
den gesamten Satz hinweg fortspinnt. Wie ein großer<br />
Monolog wirkt der Violinpart, mal versonnen, mal heftig<br />
aufbrausend – und kaum Raum zum Atmen lassend.<br />
Ganze zehn Takte nur pausiert die Sologeige während<br />
des ersten Satzes.<br />
2. Satz: Scherzo. Vivacissmo<br />
(dt.: heiter, sehr lebhaft)<br />
Im 2. Satz begegnet die reine Seele plötzlich dem Teufel.<br />
Der Soloviolinist verwandelt sich in einen Teufelsgeiger.<br />
Man hört Ketten rasseln und es werden Messer geschliffen.<br />
Somit bildet dieser Satz den kompletten Gegensatz<br />
zum ersten Satz. Er ist rhythmisch, akzentuiert, spukhaft<br />
und grotesk. Prokofjew nutzt die Klangpalette des<br />
Sophie Werkmeister<br />
Sergej Prokofjew (1891-1953)<br />
Eine Bosheit, ein Fehlurteil<br />
Prokofiews Musik ist rein verstandesmäßig, seine Melodie<br />
geschmacklos. Er ist der Psychologe der häßlichen Gefühle.<br />
— Richard Aldrich, 1918<br />
Violinkonzert Nr. 1<br />
Es war ein etwas holpriger Beginn: 1915, im Alter von 24 Jahren, hatte<br />
Prokofjew mit den Arbeiten an dem Werk begonnen, das er zunächst<br />
bewusst klein halten wollte. Im Herbst 1917 hätte die Uraufführung des<br />
nun doch zum vollgültigen Concerto angewachsenen Konzerts stattfinden<br />
sollen. 1918 emigrierte Prokofjew erst in die USA und später dann<br />
JOURNAL TONALi 17 90