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TONALi17 Journal

Alle Informationen: www.tonali.de

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Es gibt aber noch ein zweites, fröhlicheres Thema. Es ist mit tranquillo,<br />

d.h. ruhig, überschrieben. Dieser Teil ist leicht zu erkennen, da sich die<br />

Musik deutlich beruhigt und zuversichtlicher und gelassener klingt.<br />

Hörst du in der Mitte des Satzes auch die Kadenz? Die Kadenz wurde<br />

früher improvisiert, damit der Solist sein Können unter Beweis stellen<br />

konnte. Nach der Kadenz steigt das Orchester sanft mit der Melodie ein.<br />

Der Übergang vom 1. zum 2. Satz ist fließend. Du erkennst die Vorbereitung<br />

des 2. Satzes daran, dass die Musik dramatischer wird: Es erklingen<br />

die beiden ersten Takte des Hauptthemas in verschiedenen Varianten,<br />

und dann wird es plötzlich nochmal schneller, bevor der Satz in das<br />

Andante mündet.<br />

2. Satz: Andante (dt.: gehend, schreitend)<br />

Das Andante ist ein lyrischer, ruhiger 6/8-Takt, der leidenschaftlich<br />

dahinfließt. Diesen Satz könnt ihr einfach genießen. Achtet auf das Zwiegespräch<br />

von Orchester und Solist. Welche Instrumente des Orchesters<br />

passen besonders gut zum Klang der Geige?<br />

Auch der Übergang vom 2. zum 3. Satz ist fließend und daran zu erkennen,<br />

dass die Musik wieder schneller wird und in einen pfiffigen,<br />

lustig-heiteren Satz mündet.<br />

3. Satz: Allegro (dt.: heiter, schnell)<br />

Der letzte entsteht aus zwei Ideen, die abwechselnd, aber auch vermischt,<br />

von Geige und Orchester gleichermaßen erklingen. Das erste<br />

vorwitzige und spritzige Thema wird zunächst von der Geige in hoher<br />

Lage vorgestellt. Das Orchestermotiv ist breiter und majestätischer und<br />

steht in deutlichem Gegensatz zum Geigenthema. Die Themen sind daher<br />

leicht voneinander zu unterscheiden. Dieses Zwiegespräch von Orchester<br />

und Solist rauscht förmlich ins Ende des Konzertes.<br />

nach Paris, und in den Wirren der Geschichte wurde das<br />

Werk dann doch erst Ende Oktober 1923 das erste Mal<br />

aufgeführt. Und auch da lief es zunächst nicht rund. Einige<br />

Geiger lehnten es ab, eine solche Musik einzustudieren.<br />

Zu kompliziert war der Solopart den einen, zu<br />

sentimental den anderen.<br />

1. Satz: Andantino<br />

(dt.: ein wenig schneller gehend, schreitend)<br />

In diesem Violinkonzert spielt die Violine am Anfang eine<br />

sehr schöne lyrische Melodie mit einer reinen Seele. Die<br />

Violine setzt über dem Tremolo der Streicher zu ihrer weit<br />

ausgesponnenen Melodie an – die sie im Grunde über<br />

den gesamten Satz hinweg fortspinnt. Wie ein großer<br />

Monolog wirkt der Violinpart, mal versonnen, mal heftig<br />

aufbrausend – und kaum Raum zum Atmen lassend.<br />

Ganze zehn Takte nur pausiert die Sologeige während<br />

des ersten Satzes.<br />

2. Satz: Scherzo. Vivacissmo<br />

(dt.: heiter, sehr lebhaft)<br />

Im 2. Satz begegnet die reine Seele plötzlich dem Teufel.<br />

Der Soloviolinist verwandelt sich in einen Teufelsgeiger.<br />

Man hört Ketten rasseln und es werden Messer geschliffen.<br />

Somit bildet dieser Satz den kompletten Gegensatz<br />

zum ersten Satz. Er ist rhythmisch, akzentuiert, spukhaft<br />

und grotesk. Prokofjew nutzt die Klangpalette des<br />

Sophie Werkmeister<br />

Sergej Prokofjew (1891-1953)<br />

Eine Bosheit, ein Fehlurteil<br />

Prokofiews Musik ist rein verstandesmäßig, seine Melodie<br />

geschmacklos. Er ist der Psychologe der häßlichen Gefühle.<br />

— Richard Aldrich, 1918<br />

Violinkonzert Nr. 1<br />

Es war ein etwas holpriger Beginn: 1915, im Alter von 24 Jahren, hatte<br />

Prokofjew mit den Arbeiten an dem Werk begonnen, das er zunächst<br />

bewusst klein halten wollte. Im Herbst 1917 hätte die Uraufführung des<br />

nun doch zum vollgültigen Concerto angewachsenen Konzerts stattfinden<br />

sollen. 1918 emigrierte Prokofjew erst in die USA und später dann<br />

JOURNAL TONALi 17 90

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