Wem gehört das Internet? - Journalistenakademie
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www.wem-gehoert-<strong>das</strong>-internet.de<br />
sich sonst noch herumgetrieben und was sie dabei gelesen haben. Nutzen<br />
Sie zudem noch die Google-Toolbar, wird auch noch der bisher<br />
nicht erfasste Rest ausgeleuchtet.<br />
Auf einer solch riesigen Datenbasis, die aber auch durch die Verknüpfung<br />
von Daten vieler kleiner Anbieter entstehen kann, werden<br />
mittels moderner Dataminingverfahren unter anderem vollautomatisch<br />
umfangreiche Personenprofile erstellt. Dabei reicht ein einziger<br />
Login oder die beim Zugangsprovider gespeicherte Zuordnung<br />
der genutzten IP-Adresse zum Kunden, um ab dem Moment ein bereits<br />
jahrelang gepflegtes Profil einer konkreten Person zuordnen zu<br />
können.<br />
Bei der Auswertung von Kontaktdaten und Inhalten aus Kommunikationsdiensten<br />
wie E-Mail, Messengern, Communities, Groups<br />
und anderer Vernetzungsdienste werden unter anderem auch soziale<br />
Zusammenhänge und Netzwerke sowie Hierarchien und Organisationsstrukturen<br />
errechnet.<br />
Mensch braucht jedoch keine paranoiden Verschwörungstheorien<br />
zu bemühen, um nachvollziehbare Gründe für diese beängstigende<br />
Praxis zu finden. Denn wer Entwicklungen, Trends, Strukturen,<br />
Unternehmen, Multiplikatoren, einzelne Menschen, deren soziale<br />
Netzwerke, Einfluss, Relevanz, Umsätze, Gewohnheiten, Vorlieben,<br />
Bedürfnisse, Interessen und politische Einstellung kennt, kann effektiver<br />
und effizienter Produkte entwickeln und werben sowie bei Bedarf<br />
zielgerichteter auf Politik und Wirtschaft Einfluss nehmen und<br />
letztendlich profitieren. Zudem können unerwünschte, weil nicht<br />
lukrative Kunden schon im Vorfeld ausgeschlossen werden. Informationen<br />
sind sehr wertvoll. Daher ist auch der Handel personenbezogener<br />
Daten zur Normalität geworden.<br />
Dass bei so vielen so relevanten Daten auch bei Geheimdiensten,<br />
der Polizei und anderen Behörden Begehrlichkeiten geweckt und die<br />
bereits gesammelten Daten von diesen dann auch für deren Zwecke<br />
genutzt und auch missbraucht werden, ist selbstverständlich. Wegen<br />
der Datenmengen allein auf technische Grenzen oder unverhältnis-<br />
Panel Technik & Geschichte<br />
mäßigen Aufwand bei der fortschreitenden Realisierung Orwellscher<br />
Zukunfsalbträume zu setzen, ist wegen günstiger und immer leistungsfähigerer<br />
Informationstechnik überholt.<br />
Trotzdem gibt es bisher weder für die wirtschaftlichen noch für<br />
die politischen Aspekte der zunehmenden Datensammelwut ein angemessenes<br />
Problembewusstsein. Dabei wird die Auseinandersetzung<br />
mit Datenschutz immer wichtiger und betrifft nicht „nur“ bespitzelte<br />
JournalistInnen oder politisch Aktive, sondern zunehmend auch<br />
Menschen, die zwar außer ihrer Privat- und Intimsphäre nichts vor<br />
den zunehmend schnüffelnden Behörden zu verbergen hätten, aber<br />
sich beispielsweise um einen Arbeitsplatz bewerben, eine Wohnung<br />
suchen oder eine Versicherung benötigen und dabei in Zukunft anhand<br />
der über sie gesammelten Daten sowie willkürlich festgelegter<br />
Raster von der Wirtschaft diskriminiert werden.<br />
Noch kann und darf mensch neben dem Führen der notwendigen<br />
politischen Auseinandersetzung Sand ins Getriebe streuen: Wer<br />
sein Kaufverhalten nicht mehr mitprotokollieren lassen möchte,<br />
bezahlt nicht mit EC-Karte und nutzt auf keinen Fall sogenannte<br />
Rabatt- oder Kundenkarten.<br />
Als weiteren gegen gewerbliche Datensammler schon recht wirksamen<br />
Schritt sollte mensch sogenannte Cookies regelmäßig löschen<br />
lassen. Dabei handelt es sich meist um unserer Person zugeordnete<br />
und auf unserem Rechner abgelegte Nummern, die bei jedem Seitenabruf<br />
wieder abgefragt und mit deren Hilfe wir dauerhaft und eindeutig<br />
identifiziert werden. Bei Browsern mit einfach einzustellenden<br />
Datenschutzfunktionen wie Firefox werden diese bei entsprechender<br />
Konfiguration nach Beenden automatisch gelöscht. Da Cookies oft<br />
jahrelang gültig sind, sollte mensch nicht die Option „Behalten, bis sie<br />
nicht mehr gültig sind“ wählen, sondern „Behalten, bis Firefox geschlossen<br />
wird“ einstellen.<br />
Bei nächster Gelegenheit sollte mensch Google und co nicht mehr<br />
die Inhalte privater Korrespondenz analysieren lassen und sich mit<br />
der Verschlüsselung von E-Mails beschäftigen, die dank freier Soft-<br />
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