Wem gehört das Internet? - Journalistenakademie
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www.wem-gehoert-<strong>das</strong>-internet.de<br />
über die Veranstalter dieses Straßenfestes, schwule Gewaltsex-<br />
Gruppen, hin zu Nazi-Gruppen, die originale NSDAP-Propaganda-<br />
Plakate im <strong>Internet</strong> verbreiten, zu Gewaltsex-Prostituierten, die<br />
„Kidnap“-, Überfall- und Vergewaltigungs-Sex anbieten, und zu<br />
Händlern historischer Militaria (Wehrmachts- oder SS-Uniformen<br />
und -Abzeichen) und illegalen <strong>Internet</strong>-Waffenhändlern, die sexuelle<br />
„Fetisch“-Anhänger mit Realwaffen ausstatten, für die es in Deutschland<br />
Verkaufsbeschränkungen gibt.<br />
Neuerdings hat <strong>das</strong> BIFFF… diese Recherche auch auf die heterosexuelle<br />
Sadomasochismus-Szene ausgedehnt. Dabei konnten wir feststellen,<br />
<strong>das</strong>s politisch bekannte „neu-rechte“ Autoren, die z. B. in der<br />
Jungen Freiheit oder sogar in der FAZ schreiben, gleichzeitig auch als<br />
Führungsfiguren dieser heterosexuellen SM-Szene wirken. Auch von<br />
ihren <strong>Internet</strong>seiten bzw. den Seiten ihrer SM-Publikationsorgane<br />
führen Link-Ketten in die Nazi- und „Kidnap“-Szene, bis hin zu den<br />
Hitler-Plakaten der NSDAP, die heute auf Sado-Maso- und „Fetisch“-<br />
Seiten verbreitet werden. Herausragend zu nennen sind hier Claus<br />
Martin Wolfschlag, der in der FAZ ebenso wie im rechtsextremen und<br />
im SM-Bereich publiziert, und Arne Hoffmann, der in der Jungen<br />
Freiheit und in Buchverlagen gegen Frauenrechte und gegen den angeblichen<br />
Einfluss der Juden in der deutschen Presse anschreibt und in<br />
seinen SM-Romanen aus dem Marterpfahl-Verlag seinen Phantasien<br />
der Züchtigung und Folterung von Frauen freien Lauf lässt. Die Link-<br />
Ketten führen dabei immer wieder über die Hauptzeitschrift der heterosexuellen<br />
SM-Szene namens Schlagzeilen und über kommerzielle<br />
Geschäfte, die durch den Verkauf von SM-Zubehör Geld verdienen.<br />
Gerade die „Online-Shops“ führen durch die europaweite Link-Vernetzung<br />
immer wieder auch zu Nazi-Gruppen und Militaria-Händlern,<br />
ohne <strong>das</strong>s bisher irgend eine deutsche Staatsanwaltschaft dagegen<br />
eingeschritten wäre.<br />
Bernd Kasparek / Alexander Thal:<br />
Von ausreisezentren.de zu antira.info —<br />
Antirassistische Bewegung im <strong>Internet</strong><br />
Panel Partizipation & Politik<br />
Antirassistische Arbeit findet nicht im luftleeren Raum statt. Sie<br />
muss grundlegende Informationen über <strong>das</strong> Ausländer- und Asylrecht<br />
vermitteln, kampagnenfähig und medienkompatibel sein.<br />
Mit der Dokumentationsseite Ausreisezentren war ein erster Anfang<br />
geschaffen.<br />
Ende der 1990er Jahre war die antirassistische Arbeit in Bayern nur<br />
wenig im <strong>Internet</strong> präsent. So sie dieses Medium nutzte, dann zumeist<br />
für eine kurze Selbstdarstellung der Gruppen oder, in wenigen Ausnahmefällen<br />
und über Kooperationen mit bundesweiten Gruppen,<br />
für vereinzelte Eilaktionen zugunsten von Abschiebung bedrohter<br />
Flüchtlinge. Umfassende Informationen waren jedoch schwer zu<br />
finden. Doch gerade die antirassistische Arbeit ist darauf besonders<br />
angewiesen. Denn sie muss nicht nur komplizierte ausländerrechtliche<br />
Regelungen erklären, die Lage in Herkunftsländern von Flüchtlingen<br />
und MigrantInnen erläutern und ihre Situation in Deutschland darstellen.<br />
Sie muss ihre Informationen auch zielgruppenspezifisch für<br />
AktivistInnen, AnwältInnen oder PolitikerInnen aufbereiten und<br />
kampagnenfähig sein. Und auch JournalistInnen müssen differenzierte<br />
Informationen finden können, um die Forderungen der Gruppen<br />
und Organisationen nachvollziehen zu können und bereit zu sein,<br />
sie in ihrer Berichterstattung auzugreifen.<br />
2001 nahm die Gruppe res publica ihre Arbeit zu den in Bayern<br />
geplanten Abschiebelagern (sog. „Ausreisezentren“) auf. Dem Zufall<br />
eines computerinteressierten Mitglieds ist es zu verdanken, <strong>das</strong>s sie<br />
eine umfassende Dokumentationsseite zu Ausreisezentren<br />
(www.ausreisezentren.de) aufbaute. Diese Seite, die eine<br />
themenspezifische Bibliothek darstellt und alles zu Ausreisezentren<br />
enthält, von gesetzlichen Grundlagen über Stellungnahmen von Poli-<br />
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