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INTERVIEW<br />
Callejon, dieMetalcore-Helden ausder Landeshauptstadt, haben einneues Album aufdem Markt.<br />
„Fandigo“heißt es <strong>und</strong>erscheint im <strong>Juli</strong>.TossiaCormantrafGründungsmitglied <strong>und</strong> GitarristBernhard<br />
Horn <strong>und</strong> sprach mitihm über Musikgeschmäcker,Songwriting <strong>und</strong>Menschenfleisch.<br />
D Ü S S L D O R F<br />
Zuallerest: Wer seid ihr?<br />
WirsindCallejon,gegründetin2002<strong>Düsseldorf</strong>. Basti(derSänger) <strong>und</strong><br />
ichsindzusammen zurSchulegegangen. Wirhaben Musikals etwasentdeckt,<br />
waswir coolfinden, waswir machenwollten.OhneAusbildungoder<br />
sonstwas,wir hatten beidenochnie einInstrumentinder Hand,sondern<br />
wir haben einfachlosgelegt.Ich an derGitarre,Basti am Gesang.Wir habenaberschnell<br />
eine Ernsthaftigkeitdarin gesehen<strong>und</strong> dieganze Sache<br />
zielstrebigverfolgt. Mitder Zeit istdie Band dann immer größergeworden,<br />
vonden Gründungsmitgliedernsindnur noch Basti<strong>und</strong> ichamStart.Für<br />
unsist damitunser Traum, Musiker zu sein <strong>und</strong>ein Stückweitauch davon<br />
zu leben, in Erfüllunggegangen.<br />
Warder Wegdorthin steinig? Habt ihrdie gute,alte„Ochsentour“hinter<br />
euch?<br />
In derletzten Zeit,wennwir zurückblicken,merken wir –esist eigentlich<br />
ganz schönkrass:Wennduheute als Band anfängst, bist du sofort in diesemSocialMedia-Hype,<br />
du musst direkt mitziehen.Auch eine relativ gut<br />
klingendeProduktionist einfachzumachen. Diemeisten fangen so rum<br />
an:erstmal MusikamStart haben,vielleichtnachbestimmten Bedürfnissenschon<br />
vonAnfangangemacht.Inzwischen sind wir sehr dankbar,<br />
dass wir viel Zeit hatten,uns so zu entwickelnals Band.Wir haben erst<br />
malGigsgespielt, dann einDemoaufgenommen, dasdann wieder livepräsentiert,dann<br />
dieerste EP.Alles hattevielmehrZeitzureifen.Wir konnten<br />
unsmusikalisch finden. Alsoja, dieOchsentourwar aufjeden Fall angesagt.Die<br />
klassische Bandentwicklung, wasauch für unsals Gruppe sehr<br />
ges<strong>und</strong> war.<br />
Wie seid ihr auf Callejon als Name gekommen? Was heißt das?<br />
Wirsaßen damals beiunserem Drummer im Keller, hatten zwei,dreiBier,<br />
wasjaindem Altermeist schonausreicht,umein bisschen angetrunken<br />
zu sein,<strong>und</strong> haben rumphilosophiertüberdas Leben. Unddassman ja immerirgendwie<br />
in Sackgassen landet.Dann standdadas Spanisch-Wörterbuch,irgendjemandist<br />
aufdie Idee gekommen,zuschauen,was Sackgasse<br />
aufSpanisch heißt- voilá! Istauf jedenFall einbesondererName.<br />
Nochmal zu euremmusikalischen Backgro<strong>und</strong>:Hörtihr selber auch die<br />
düstere Musik, von der man glaubt, dass ihr sie hört?<br />
Natürlichhaben wir,zumindestfrüher,sehrvielPop-Punk, BlackMetal<br />
<strong>und</strong>Hardcoregehört<strong>und</strong> dasganze Emo-Zeug. Aber manentwickeltsich<br />
ja weiter <strong>und</strong>inzwischen sind unsere Musikgeschmäcker sehr weit gefächert.<br />
Wenn es gut gemacht ist, höre ichesgerne,eigentlich ganz einfach.<br />
Undwennman aufsoeinem Metal-Festivalist <strong>und</strong>den ganzen Tagnur Geballer<br />
aufden Ohrenhat,braucht mandas nichtauch noch zuhause. Die<br />
anderenEinflüssehörtman bestimmt auchdemneuenAlbum an.Wir habenuns<br />
relativ viel mit80’s<br />
–So<strong>und</strong>-Ästhetiken beschäftigt,<br />
wieThe Smiths, Morrissey, The<br />
Clash. Diehaben wir nichtzitiert,<br />
aber derkrasseMetal-Flowfehlt<br />
vielleicht einbisschen, dafür<br />
gibtesandereSo<strong>und</strong>s.<br />
22<br />
VÖ: 28.7.,People LikeYou Records<br />
Foto: Matthias Möller<br />
Wiesehrnehmt ihreuchKritiker<br />
zu Herzen,die euch vorwerfen,<br />
dass sich eure Musik verändert hat?<br />
Es gibtimmer Leute, dieirgendwas doof finden. Das kann aber nichtdas<br />
Kriterium füruns sein,was für Musikwir machen. Wirsindsehrdankbar<br />
für dieUnterstützungunserer Fans,abereskann nichtimmer jedemalles<br />
gefallen.Was dasangeht, istFandigo auch eintotal wichtigesAlbum:Nach<br />
demVorgänger„WirsindAngst“wollten wir wieder loslegen, Songsschreibenfür<br />
einneuesAlbum.Wir haben losgelegt, fanden aber alles nichtgut,<br />
wir warengelangweilt vonuns selbst.Wir haben gemerkt,dasswir in eine<br />
andere Richtung gehenmüssen, damitwir weiter Bock haben,Musik zu<br />
machen. Das isterstmal wichtig. Wenn dasdann jemandem nichtgefällt,<br />
kann dasnicht derMaßstab sein füruns,sichzuverbiegen. Füruns ist<br />
daseineextrempersönlicheSache,Musik istnicht nurein Produkt.Die<br />
einzigeRegelwar:Esgibtkeine Regeln! Wirmachennur,wowir Lust drauf<br />
haben!Das war für unseinetotaleBefreiung. Wirstanden sozusagenin<br />
einerSackgasse,haben aber wieder rausgef<strong>und</strong>en!<br />
Inwiefern klingt „Fandigo“ anders?<br />
Es istein völligunironisches Album,was für Callejon ungewöhnlich ist.<br />
DerVorgänger, „Wir sind Angst“, warsehrwütend, sehr aufgeladen mitden<br />
Stimmungen, diezur Produktionszeit in derLuft schwebten, politische<br />
Strömungen, gesellschaftlicheEntwicklungen. Alles musstenachdraußen,<br />
dieganze Angst, derZorn. Auch musikalisch,alles laut, heftig.„Fandigo“ist<br />
dielogischeKonsequenzdaraus:Alles,was wir befürchtethatten,<br />
istwahr geworden–der Brexit,Trump istPräsident, dieAfD wird immer<br />
stärker.Unser Album hatdakeinenUnterschied gemacht.Alsogehtes<br />
jetztdarum,zureflektieren, wiegeheich mitder Sacheum? Waskommt<br />
aufmichzu? Auch eine Flucht aus derRealität,eineFokussierungauf Persönliches.Callejon<br />
bewegt sich ja auch immer zwischen Reflexion<strong>und</strong> Betäubung.Für<br />
Ironie <strong>und</strong>Partysongsist da keinPlatz.<br />
Was bedeutet „Fandigo“ eigentlich?<br />
Das Wort gibteseigentlich garnicht,das isteineEigenkreation. Es setzt<br />
sich zusammen aus Wendigo, derNameeiner Sagengestalt deramerikanischenUreinwohner,<strong>und</strong><br />
demWortFan.Der Wendigoist süchtignachMenschenfleisch.<br />
Einbisschenwie einWerwolf,wer voneinem Wendigogebissenwird,<br />
wirdselbereiner.Und er hatein Herzaus Eis. Underist besessen,<br />
obsessiv.Was ja beiFansauch manchmal passiert.Deshalb passte<br />
dasWortspiel ganz gut.<br />
Behandelt ihr das Thema auch inhaltlich auf dem Album?<br />
Generell hatdas Album keine klareStringenz,aberesgehtvielumZwanghaftigkeit,<br />
Obsessionenüberein ges<strong>und</strong>es Maßhinaus.Zum Beispiel im<br />
Song „Fandigo Umami“:Ein Mensch liebteinen anderensosehr, dass er<br />
ihn aufessen muss. Nichtaus Hass,sondern weil er diesen anderenso<br />
sehr braucht, dass er keinenanderen Wegsieht,als ihn sich einzuverleiben.<br />
Undwennman sich so sehr miteiner Materiebeschäftigtwie wir mit<br />
derMusik, kann manschon verstehen, dass Menschen besessen <strong>und</strong>verrückt<br />
werden.Ein bisschen istMusikmachenauch so:dieserZwang, das,<br />
wasman in sich hat, rauszulassen.<br />
Teil zwei desInterviewsauf <strong>coolibri</strong>.de<br />
Release-Club-Gig:28.7.,The Tube,<strong>Düsseldorf</strong><br />
callejon.de