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ALFRED SCHLACHER - Willingshofer EDV

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3. Ernting - August 1928<br />

Den ganzen Tag ist der Nebel von den Bergen nicht gewichen. Ist das<br />

schon ein Zeichen, dass der Sommer zu End geht?<br />

„Noch ist nit Bartlmä. Drei Wochen wird’s doch noch halten!“ So<br />

meint die Dorfpatrizlin. Sie wird recht haben, obwohl‘s mir schon<br />

Tag für Tag frischer dünkt. Ein wenig rechnet man doch noch als „Talmensch“.<br />

Draußen in der Ebene ist jetzt Hochsommer, bei uns in der<br />

Gasen sind die „14 warmen Sommertage“ ziemlich vorüber.<br />

Noch steht das meiste Korn. Weberhofer haben mit dem Schnitt Anfang<br />

gemacht. Zweimal hat sie’s Wetter mitten in der Arbeit heimgetrieben.<br />

Aber endlich steht doch die Frucht in kleinen Schöbern auf<br />

dem Stoppelfeld.<br />

Auf den Schattseiten von Mitterbach und Amaßegg kriegt das Getreide<br />

erst ein wenig von der Farbe der Reife.<br />

Kirchweihsamstag ist Religionsprüfung. Mit viel Aufregung wird der<br />

Herr Dechant von Birkfeld erwartet. Die ganze Schulzeit sitzt der<br />

Kornreitpatriz Hermann am Fensterbankl, um den Hochwürdigsten<br />

Herrn zu erspähen, der sein Kommen von der Fischbacherseiten her<br />

angesagt hat. So äugt der Hermann unablässig in die besagte Gegend.<br />

Steil führt der Weg vom Knappensattel herunter ins Dorf. Ganz oben,<br />

da muss der Hohe Herr in Begleitung des Herrn Pfarrers erscheinen.<br />

Die Schule ist aus. Der Hermann rutscht von seinem Auslugplatz herunter.<br />

Er hätte das Zeichen den Läutern am Kirchturm geben sollen.<br />

Nun ist der Dechant noch immer nicht da. Ich steig inzwischen die<br />

steilen Treppen zur Empore hinauf, setze mich vor den alten, wurmstichigen<br />

Orgeltisch und spiel etwas, was mir gerade in den Sinn kommt.<br />

Es klingt sehr seltsam in dem leeren Kirchlein. Ganz anders wehen<br />

die Töne als an Sonntagen, da alle Seelennot und alles Seelenglück<br />

der weiten Pfarre in dem kleinen Raum sich aus den Herzen ringt. Da<br />

hat die Orgel einen anderen Klang. Wie – ich kanns nicht sagen.<br />

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