ALFRED SCHLACHER - Willingshofer EDV
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sich wieder den Trümmern zu. So könnt ich weiter erzählen ....<br />
Es war ein trauriger Morgen. Um halb sechs haben sie den verbrannten<br />
David aus der Asche gezogen. Ein paar Hosenknöpfe ... das letzte<br />
menschliche Erkennungsmal. Er war Gemeindearmer, zu seinem Begräbnis<br />
aber rückte die Feuerwehr aus. Ein Wetteifer in der Hilfsbereitschaft<br />
setzt ein. Die Motorspritze rattert noch auf der Brandstatt,<br />
als schon von allen Seiten die Leute mit vollbepackten Buckelkörben<br />
herabwanken. Lebensmittel, Kleider…<br />
Der politische Hassgesang vom Sonntag freilich ist über all dem<br />
Elend nicht verstummt. Man weiß noch nicht die Brandursache und<br />
da muss manch Schuldloser dem Gerede der zu tiefst erregten Leute<br />
herhalten. Aber sobald eines der Brandopfer durch die schwatzenden<br />
Gruppen schreitet, da schweigt alles und sieht in der eingeknickten<br />
Gestalt nicht den politischen Gegner mehr, sondern den armen und<br />
ärmsten Bruder der Gemeinschaft.<br />
Kranzbinden<br />
Sonntag vor Oswaldi, dem Gasner Kirchweihfest. Um zwei Uhr<br />
Nachmittag sitzen sie schon bei der Arbeit. Körbe mit Immergrünzweiglein<br />
warten zum Aufarbeiten. Um den klobigen Tisch herum ist<br />
bald alles in emsiger Tätigkeit. Anfangs fehlt sichtlich der Schwung<br />
beim Werk. Es ist notwendige Sonntagsarbeit. Vielleicht ist das die Er-<br />
klärung – doch nein! Es sind noch nicht alle Plätze besetzt. Die vom<br />
Bergbauern, die ihren Kranz für die Kirchentür schon fertig haben,<br />
sind eben angekommen und auch die Grazer Bundesleut haben sich<br />
durch einen etwas plötzlichen Regenguss nicht abschrecken lassen.<br />
Wenn sie auch patschnass hereinschnauben – dass sie nur da sind!<br />
Die Vorlaube beim Pailer ist nun gut voll. Während wir Burschen<br />
die Immergrünzweiglein zerschneiden und zu Büscherln ordnen,<br />
haben die Mentscher sorglich darauf zu sehen, dass der Kranz nicht<br />
„g’schartert“ wird. Denn dieser hat die hohe Sendung, am Oswalditag<br />
die Kanzel für den Festprediger zu schmücken. Frohes Singen beglei-