ALFRED SCHLACHER - Willingshofer EDV
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überfiel von rücklings den ahnungslosen, dass die kleinen Fensterln<br />
ganz groß wurden vor Staunen. Das war wohl ein feiner Nachmittag,<br />
und als ich mich zum Heimgehen wandte, war es elf Uhr geworden.<br />
Der Mond hat mir das kleine Steiglein erhellt und mich glücklich an<br />
den Kettenhunden des Leitenmaxl, Gutshofer und Schreihofer vorübergeleitet.<br />
Das Stück Weg durch den holprigen Pfarrerwald war<br />
wohl – wie’s stets ist – ein wenig bös. Über dem Dorf, der Kirche und<br />
dem Gottesacker lag noch die Trauer des Allerseelentages, die einem<br />
hier, wie kaum draußen in der Ebene, zu Gemüt geht.<br />
In unserer Berg- und Talgegend ist es nicht schwer, von einem Graben<br />
in den anderen zu kommen. So stieg ich vom Schulhaus, das im<br />
Mitterbachgraben liegt zwischen Kirche und Friedhof hinauf auf die<br />
kleine Wasserscheide und bin nach wenigen Minuten im Augraben.<br />
Heute geht’s freilich ein wenig langsamer. Hoch über dem Graben, in<br />
dessen Tiefe ein wilder Bach rauscht, führt mich ein schmales Steiglein<br />
zum Kornreitpatritz. Beim Leitnmaxl geht’s scharf hinunter und<br />
drüben ein wenig hinauf. Dann bin ich am Ziel. Der Abend senkt sich<br />
langsam von den Höhen in das Tal.<br />
In der Stube stellt sich in einem Augenblick das gewohnte Bild zusammen:<br />
Der Ankömmling mit dem verheißungsvollen Sackerl im Mittelpunkt,<br />
um ihn herum die sprichwörtlichen „Orgelpfeifen“, im dunklen<br />
Hintergrund endlich die Hausleute, mit jenem gütigen Lächeln, das<br />
hier im Gebirg jedermann eigen scheint. Der kleine Patritzerl, der sich<br />
erst die ersten Hosen verdienen muss, bleibt natürlich nicht im hintersten<br />
Stubenwinkel, fährt mit seinem Hinterteil blitzschnell über den<br />
Stubenboden und reiht sich selbstbewusst in den Kreis seiner noch<br />
immer Parade stehenden Geschwister ein. Bald ist das starre Staunen<br />
gebrochen und es wird spät, ohne dass man das schnelle Verrinnen der<br />
Stunden bemerkte.<br />
1) Liturgische Gesänge