ALFRED SCHLACHER - Willingshofer EDV
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Dieses Tätigsein ist der zweiten Grundhaltung wesentlich. Und insoweit<br />
unser Wirken, so es richtig läuft, ständig unter „Furcht und<br />
Zittern“ vor sich geht, ist ein bittendes Hinneigen zum immer hilfsbereiten<br />
und erhörenden Vater naturnotwendig.<br />
So ist unser Wirken stets vom Gebet begleitet, und die beiden Grundhaltungen,<br />
das unbeirrbare Vertrauen in die Vorsehung einerseits, und<br />
das tägliche Bitten um Hilfe zum Selbst-Werken anderseits bestimmen<br />
unser Geistesleben.<br />
Ist es richtig, Gott aufmerksam machen zu wollen auf Sorgen, die<br />
seinem Ermessen nach nicht stimmen? Haben wir nicht schon den<br />
peinlichen Eindruck, der Sprecher mancher Bibelstellen sei zu weit<br />
gegangen? („Hast du denn kein Gedächtnis mehr für unsere Not? Was<br />
zögerst du, o Herr?“)<br />
Aber es ist wohl so, Gott will, daß wir ihn bitten, ihn sozusagen zwingen,<br />
dass wir ihn bestürmen, ja ihm lästig fallen, und er läßt uns oft<br />
das Wasser bis zur Kehle steigen, dass wir den Mund aufreißen zum<br />
Bitten. Wohl regiert er die Welt selbstherrlich, aber er läßt auch die<br />
Dinge treiben, weil er uns vom Anbeginn an mit freiem Wollen ausgestattet<br />
hat, und so können Menschen schuldig werden, trotz aller<br />
souveränen Gnadenwahl Gottes.<br />
Der letzte Zusammenklang dieser beiden Tatsachen (freie menschliche<br />
Entscheidung und Gnadenwahl Gottes) wird unserem „gehaltenem“<br />
Auge wohl Geheimnis bleiben. Solange aber neben dem „Sorget<br />
nicht..!“ das andere steht: „Bittet, dass eure Freude vollkommen werde!“,<br />
brauchen wir uns verzagter Stunden nicht zu schämen, sondern<br />
wollen bitten um Erlösung, aus „Abgrundtiefen rufen“, Gott zu rühren<br />
suchen, dass er „ein Ende mache unserer Bedrängnis“. Da muß<br />
ich aber schon wieder einschränken, ich, der ich so zur Dankbarkeit<br />
verpflichtet bin: Not, Bedrängnis, Elend, Schmach – sind für mich zu<br />
arge Worte. Denn bis zur Stunde bin ich ohne Schaden durchgekommen,<br />
ich lebe, bin gesund, habe Nahrung und Kleidung, die Gnade des<br />
Gleichmutes und Vertrauens, keiner aber rühme sich, es sei denn, seiner<br />
Schwachheit, drum will ich jetzt frischweg vom gestrigen Abend<br />
erzählen.