Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 6 . 19. Oktober 2006 Pro:fit<br />
News<br />
ZF FRIEDRICHSHAFEN<br />
Großauftrag von Nissan<br />
Die ZF Friedrichshafen liefert ab<br />
2007 für die kommende Modellreihe<br />
des 4,5-Tonners Nissan<br />
Cabstar manuelle Ecolite-Sechsgang-Getriebe<br />
der e-Tronic-<br />
Baureihe und automatische<br />
Getriebesysteme. Die Getriebe<br />
werden in die weltweite Plattform<br />
des Cabstar, der in Japan als<br />
„Atlas“ vermarktet wird, eingebaut.<br />
„Der Auftrag von Nissan<br />
belegt, dass wir als Technologieführer<br />
mehr Kundennutzen bieten“,<br />
erklärt Ulrich Diller, Leiter<br />
des ZF-Geschäftsfeldes Pickup/<br />
Van-Antriebstechnik. Von der<br />
neuen Cabstar-Modellreihe mit<br />
ZF-Antriebstechnik verspricht<br />
sich Nissan höhere Marktanteile<br />
bei Kleintransportern. (sdr)<br />
PRIMION<br />
Übernahme von GET<br />
Die Primion Technology AG aus<br />
Stetten am kalten Markt, börsennotierter<br />
Anbieter von soft- und<br />
hardwarebasierten Systemen für<br />
Zutrittskontrolle, Zeiterfassung<br />
und integrierte Schutztechnik<br />
meldet die größte Akquisition der<br />
Firmengeschichte. Primion übernimmt<br />
100 Prozent der Anteile an<br />
der GET Gruppe, deren Hauptsitz<br />
in Belgien ist und bei der 120<br />
Mitarbeiter tätig sind. GET gilt in<br />
Belgien als Marktführer im Bereich<br />
Zeiterfassung, Zutrittskontrolle<br />
und Sicherheitstechnik.<br />
„Durch diese Akquisition befinden<br />
wir uns auf dem besten Weg<br />
zur Marktführerschaft in Europa“,<br />
so Vorstandsvorsitzender Heinz<br />
Roth. (sdr)<br />
SOLAR-FABRIK<br />
Mehr Kapital<br />
Die Solar-Fabrik AG in Freiburg<br />
braucht mehr Geld. Deshalb<br />
stockt das börsennotierte <strong>Unternehmen</strong><br />
sein Grundkapital um<br />
rund zehn Prozent auf 8,9 Millionen<br />
Euro auf. Es werden unter<br />
Ausschluss des Bezugsrechts der<br />
Aktionäre bis zu 800 000 neue<br />
Aktien zu einem börsennahen<br />
Preis (zurzeit ca. 9,50 Z) ausgegeben.<br />
Die Aktien sollen bei<br />
Investoren platziert werden. Die<br />
Solar-Fabrik AG teilte mit, sie<br />
beabsichtige, mit der Kapitalerhöhung<br />
ihre Eigenkapitalbasis<br />
zu stärken und zusätzlichen<br />
Spielraum für die Finanzierung<br />
des zukünftigen Wachstums zu<br />
schaffen. (kaz)<br />
RAVENSBURGER VERLAG<br />
Umsatz steigt stetig<br />
Der Ravensburger Buchverlag<br />
erwartet nach vier Geschäftsjahren<br />
für das Jahr 2006 ein deutliches<br />
Umsatzwachstum. Wie das<br />
<strong>Unternehmen</strong> mitteilt, soll die<br />
Steigerung zwischen 3 und 5<br />
Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />
betragen. 2005 erwirtschaftete der<br />
Verlag 46,9 Millionen Euro. Das<br />
<strong>Unternehmen</strong> steht mit 11,6<br />
Prozent Marktanteil an der Spitze<br />
der Kinder- und Jugendbuchbranche.<br />
Auf der Frankfurter<br />
Buchmesse ließ das <strong>Unternehmen</strong><br />
verlauten, der Umsatz mit<br />
Kinder- und Jugendromanen sei<br />
in den vergangenen vier Jahren<br />
um 38 Prozent angestiegen. Der<br />
Verlag engagiert sich mit mehreren<br />
Initiativen für die Förderung<br />
von jungen Lesern. (hsc)<br />
BÄCKEREI BAADER<br />
Neues Gebäude<br />
Die Frickinger Bäckerei Baader<br />
hat mit ihrem Neubau im Gewerbegebiet<br />
„Böttlin II“ Richtfest<br />
gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt<br />
waren nach Angaben des zuständigen<br />
Architekten Tobias<br />
Müller bereits 600 Kubikmeter<br />
Beton, 35 Tonnen Stahl und 35<br />
Kubikmeter Holz in dem Gebäude<br />
verbaut. Die neue Backstube ist so<br />
konzipiert, dass Besucher den<br />
Bäckern bei der Arbeit über die<br />
Schulter schauen können, sowohl<br />
von einem Stehcafe aus als auch<br />
über eine Galerie. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
beschäftigt derzeit zwölf<br />
Bäcker, insgesamt arbeiten 50<br />
Angestellte für die Bäckerei. (hsc)<br />
Rieggers Funkkasten sieht alles<br />
◆ Lorenz Rieggers Telemetriegeräten entgeht nicht einmal die Pause des Mähdrescher-Fahrers<br />
RTS<br />
Die Firma Riegger Telemetrie Systeme<br />
GmbH (RTS) wurde im Jahr<br />
2001 gegründet. Inhaber Lorenz<br />
Riegger bietet Dienstleistungen rund<br />
um die Telemetrie an. Der Umsatz im<br />
vergangenen Jahr lag nach Angaben<br />
von RTS bei rund 500 000 Euro. Im<br />
Mittelpunkt stehen die Entwicklung<br />
von Telemetrie-Software, die Anbindung<br />
der Telemetrie-Geräte sowie<br />
andere Anwendungen. Die Hardware<br />
wird bei der Firma Sensor-Technik<br />
Wiedemann (STW) in Kaufbeuren<br />
produziert.<br />
von Matthias Borlinghaus<br />
Riedhausen – Lorenz Riegger (47) ist<br />
ein Tüftler. In seinem Büro, einem Ein-<br />
Mann-Betrieb in Riedhausen unweit<br />
von Pfullendorf, ist er umringt von<br />
mehreren flirrenden Bildschirmen,<br />
überall sind Kabel und Apparate – es<br />
sieht aus wie in einem Forschungslabor.<br />
Hochentwickelte Telemetrie-Systeme<br />
sind sein Ding. Diese zu erklären<br />
ist schwer, sagt er, umso faszinierender<br />
die Anwendung. Die Ingenieure in<br />
den Entwicklungsabteilungen großer<br />
Motoren- und Traktorenhersteller hat<br />
er von seinen Ideen bereits überzeugt.<br />
Jetzt ist der Einzug in die Praxis in vollem<br />
Gang.<br />
„Das Gerät zeichnet<br />
genau auf, wann der<br />
Mähdrescher ins Feld fährt,<br />
wo er sich gerade befindet<br />
und wie lange der Fahrer<br />
eine Pause macht.“<br />
LORENZ RIEGGER, FIRMENCHEF<br />
Das Prinzip ist einfach: Ausgestattet<br />
mit einem Peilsender versteckt in einem<br />
kleinen Kasten und einer Antenne<br />
auf dem Fahrzeugdach, lässt sich<br />
der Einsatz von Maschinen rund um<br />
die Uhr überwachen, erklärt Riegger,<br />
Inhaber der Riegger Telemetrie Systeme<br />
GmbH (RTS). „Das Gerät zeichnet<br />
genau auf, wann der Mähdrescher<br />
ins Feld fährt, wo er sich gerade befindet,<br />
welchen Gang der Fahrer einlegt<br />
und wie lange er eine Pause macht“,<br />
sagt Riegger.<br />
Der große Vorteil dieser Erfindung:<br />
Mit Hilfe der Technik können verschiedene<br />
Landwirte ihre Felder mit<br />
Lorenz Riegger wurde für seine Leistungen<br />
mehrfach ausgezeichnet.<br />
Unter anderem: 1997 Top-Händler<br />
Europas der Firma Massey-Ferguson,<br />
2000 Innovationspreis auf der Messe<br />
ITP Ulm, 2001 Silbermedaille für<br />
Telemetrie auf der Agritechnica in<br />
Hannover, 2002 Innovationspreis vom<br />
Landkreis Ravensburg, 2005 Auszeichnung<br />
von der Firma Fendt auf der<br />
Agrarmesse Sima in Paris und 2006<br />
mit der Firma Amazone den Innovationspreis<br />
auf den Agrarcomputertagen<br />
in Oldenburg.<br />
Im Internet:<br />
www.riegger-rts.de<br />
Die Telemetrie-Systeme von Lorenz Riegger, Inhaber der Riegger Telemetrie Systeme GmbH (RTS), sind nicht nur in der Landwirtschaft gefragt. Auf dem<br />
Bordcomputer in dieser Schlepperkabine werden die Daten vollautomatisch erfasst. Bild: Borlinghaus<br />
einer Maschine bearbeiten lassen und<br />
getrennt abrechnen – eine Idee, die<br />
unter dem Stichwort virtuelle Flurbereinigung<br />
in der Agrarwelt für Aufmerksamkeit<br />
sorgt, weil so die Bewirtschaftungskosten<br />
deutlich gesenkt<br />
werden. Übertragen werden die gesammelten<br />
Daten drahtlos entweder<br />
auf einen Pocket- PC oder sie laufen<br />
auf einem zentralen Server auf, von wo<br />
aus Riegger sie verwaltet, falls die Kunden<br />
das wünschen. So lässt sich eine<br />
Datenflut verhindern, die Ergebnisse<br />
werden per E-Mail zugeschickt.<br />
Riegger ist in einem Betrieb für<br />
Landtechnik aufgewachsen. „Im Kin-<br />
dergarten“, scherzt er, „war ich höchstens<br />
einen Tag lang“. Nach dem Maschinenbaustudium<br />
in Weingarten<br />
war er fast 20 Jahre lang Werkstattleiter.<br />
Die Begeisterung für Telemetrie<br />
kam ihm 1999 auf dem Hockenheim<br />
Ring. So wie die Rennautos komplett<br />
elektronisch überwacht werden,<br />
könnte man dies doch eigentlich auch<br />
bei den Landmaschinen machen. Eine<br />
Fehlerdiagnose aus der Ferne würde<br />
helfen, Ersatzteile schnell auszutauschen,<br />
so der Gedanke. „Am nächsten<br />
Tag habe ich bei Siemens angerufen<br />
und bin tatsächlich durchgestellt worden.<br />
Wenige Monate später haben wir<br />
KTW sucht sich eine neue Nische<br />
Friedrichshafen – Wo gebohrt wird,<br />
gibt es Grate, wo entgratet wird, gibt es<br />
wieder kleine Grate und bei allem entsteht<br />
Schmutz. Das alles muss weg,<br />
wenn Gussteile zum Beispiel den Qualitätsansprüchen<br />
von Autoherstellern<br />
genügen sollen. Das erledigen oft ungelernte<br />
Arbeitskräfte – mal besser,<br />
mal schlechter. Zwar geht das auch<br />
maschinell – zum Beispiel mit Waschmaschinen<br />
oder Hochdruckreinigern,<br />
die Eispellets auf die Teile schießen.<br />
Aber das ist alles aufwändig, teuer<br />
„und das Ergebnis ist oft auch nicht so,<br />
wie man es sich vorstellt“, sagt Kurt<br />
Weißhaupt. Seine Ingenieure haben<br />
jetzt eine Anlage entwickelt, die ihresgleichen<br />
suchen soll.<br />
Eine Hochdruckpistole an einem<br />
Roboterarm schießt Luft und Kohlendioxid,<br />
das an der Luft erkaltet, am<br />
Werkstück entlang. Der Grat kühlt<br />
schneller ab als das Werkstück, springt<br />
ab und wird weggeblasen. „Das ist in<br />
dieser Technik ein Quantensprung“,<br />
sagt Hermann Amrein, der KTW berät.<br />
100 000 Euro habe die Entwicklung gekostet,<br />
berichtet Kurt Weißhaupt. Jetzt<br />
hofft er, dass ein Zulieferer für Daimler-Chrysler<br />
die Neuentwicklung kauft<br />
– und natürlich auch, dass sie sich<br />
durchsetzt. Denn sie sei wirtschaftlicher<br />
als andere. Daimler-Chrysler und<br />
Porsche und natürlich der Kohlendioxid-Lieferant<br />
interessierten sich dafür,<br />
berichtet er. Was ist, wenn sie sich<br />
durchsetzt? „Ich gebe keine Prognosen<br />
ab. Dafür habe ich schon zu viele<br />
Enttäuschungen erlitten“, sagt er.<br />
Aber ein Grundstück neben seinem<br />
vor einigen Jahren erstellten Firmengebäude<br />
im Seewiesenösch hat er bereits<br />
gekauft – vielleicht sogar für eine<br />
eigene Entgraterei. „Wir kommen an<br />
die Kapazitätsgrenze. Die Auftragslage<br />
ist hervorragend. Zehn Leute haben<br />
wir dieses Jahr eingestellt“, berichtet<br />
der Chef. 50 Mitarbeiter beschäftigt<br />
KTW zwischenzeitlich – zwei Drittel in<br />
Konstruktion und Planung, ein Drittel<br />
in der Werkstatt. Hier entstehen die<br />
Lastaufnahmen für Metall verarbeitende<br />
Betriebe, zum Beispiel für ZF<br />
und MTU, oder aber vollautomatische<br />
gemeinsam am Massey-Ferguson-<br />
Stand auf der Agrarmesse Agritechnica<br />
das erste System vorgestellt,“ erzählt<br />
er. Heute ist Riegger kompletter<br />
Systemlieferant vom Traktorenhersteller<br />
Fendt. Andere namhafte Hersteller<br />
wie MF, Krone, Kässbohrer oder<br />
Kverneland zählen zu seinen Kunden.<br />
Wenn auf Großbaustellen starke Erschütterungen<br />
die umliegenden Gebäude<br />
gefährden, sind Rieggers Telemetrie-Systeme<br />
ebenso gefragt wie in<br />
einem Daimler-Chrysler Projekt, in<br />
dem es um fahrerlose Fahrzeuge geht.<br />
„Für einen französischen Betreiber<br />
haben wir das Verlegen von Gasleitun-<br />
◆ Friedrichshafener Mittelständler entwickelt neuartige Entgratungsanlage – Gute Auftragslage – Erweiterung möglich<br />
von Wolfgang Boller<br />
KTW Weißhaupt<br />
Die Firma KTW (Konstruktion<br />
Technik Weißhaupt) im kleinen<br />
Gewerbegebiet an der Lindauer<br />
Straße in Friedrichshafen, entstanden<br />
1988 aus einem Ingenieurbüro,<br />
arbeitet in speziellen Nischen.<br />
Für die heimische Industrie konstruiert<br />
das <strong>Unternehmen</strong> Lastaufnahmevorrichtungen,<br />
Prüfstände<br />
und beispielsweise Motoren- oder<br />
Getriebeteile. Zu den jüngsten<br />
Entwicklungen der Firma zählt nun<br />
eine Entgratungsanlage – eine<br />
Vorrichtung, mit der scharfe Kanten,<br />
Auffaserungen oder Splitter, die<br />
beim Herstellen oder Bearbeiten<br />
entstanden sind, entfernt werden<br />
können. (hsc)<br />
Anlagen für die Bearbeitung von Teilen.<br />
Er will weg von der Abhängigkeit<br />
von wenigen Großkunden. „Wir wollen<br />
unseren Vertrieb verbessern.“<br />
KTW streckt nun auch die Fühler<br />
nach Nord- und Ostdeutschland, nach<br />
Österreich und Osteuropa aus. Auch<br />
wenn Weißhaupt durchblicken lässt,<br />
dass er an weiteres Wachstum seiner<br />
Firma glaubt, geht er nicht davon aus,<br />
dass sich das <strong>Unternehmen</strong> grundle-<br />
gen in Marseille genau festgehalten“,<br />
erzählt er. Wenn Risse auftreten, lässt<br />
sich nachweisen, ob die Vibrationen<br />
beim Einbau über oder unter dem<br />
Grenzwert gelegen haben. Wichtige<br />
Aufzeichnungen, um bei Sachschäden<br />
die Haftungsfrage zu klären.<br />
Beim britischen Motorenhersteller<br />
Perkins war er schon eingeladen, sagt<br />
er. „Das macht richtig Spaß.“ Und in<br />
diesen Tagen erreichte ihn ein Anruf<br />
aus den USA. Der Agco-Konzern will<br />
Rieggers Erfahrungen in Anspruch<br />
nehmen und hat ihn für eine Woche<br />
auf die andere Seite des Atlantiks ein<br />
eingeladen.<br />
KTW-Firmenchef Kurt Weißhaupt (zweiter von rechts), Hermann Amrein (rechts), der Leiter des Fachbereichs Automation,<br />
Roland Schöbinger (links) und Fertigungs- und Einkaufsleiter Gerhard Mayer (zweiter von links) Bilder: Boller<br />
gend ändern wird. „KTW wird ein Nischenanbieter<br />
für technisch anspruchsvolle<br />
Lösungen bleiben“, sagt<br />
Amrein. In diesem Jahr will Weißhaupt<br />
erst einmal klären, wie es mit der Führung<br />
der Firma weitergeht. KTW und<br />
der im vergangenen Jahr eingestellte<br />
Geschäftsführer haben sich nach kurzer<br />
Zeit getrennt. Jetzt, so Weißhaupt,<br />
„ziehe ich die eigenen Mitarbeiter<br />
stark ins Kalkül“.