Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
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15. Mai 2008<br />
Sauter: Die<br />
Meisterklinger<br />
vom Heuberg<br />
Mit Klavieren wird man nicht<br />
reich, sagt der Geschäftsführer<br />
der Spaichinger Klavier- und<br />
Flügelmanufaktur Sauter, Otto<br />
Hott. Stimmt. Aber man kann<br />
davon leben, wenn Klang und<br />
Optik stimmen. Hotts Mitarbeiter<br />
fertigen deshalb die<br />
Instrumente in echter Handarbeit<br />
und mit Liebe zum<br />
Detail. Seite 17<br />
Intelligente Koffer<br />
gegen Kabelsalat<br />
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den<br />
Durchbruch schaffen.<br />
Seite 7<br />
Mehr als bunte<br />
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Wie Kommunikationsagenturen<br />
aus der Region Mittelständler<br />
bekannt machen und<br />
beim Markenaufbau unterstützen.<br />
PROFIT wirft einen<br />
Blick hinter die Kulissen.<br />
Seiten 28-31<br />
INHALT<br />
Aktuell 1-4<br />
<strong>Unternehmen</strong> &<br />
<strong>Management</strong><br />
5-15<br />
Veranstaltungen 16<br />
Menschen & Märkte 17-18<br />
Tipps & Tricks 19-24<br />
Geld 25<br />
Technik 26<br />
Campus 27<br />
Marketing &<br />
Werbung<br />
28-31<br />
Pro:Fit für Sie<br />
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IHRE REGIONALE WIRTSCHAFTSZEITUNG. FAKTEN. MEINUNGEN. TRENDS.<br />
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Land der Tüftler<br />
◆ Baden-Württemberg ist eine Hochburg der Erfinder. Jetzt hat das Musterländle<br />
bei den Patentanmeldungen sogar Bayern überholt – und ist somit Nummer 1<br />
in Deutschland. PROFIT machte sich auf die Suche nach den erfinderischen<br />
Köpfen im Südwesten – und stieß auf faszinierende Innovationen. Auf die<br />
Hightech-Kamera von Frank Schäfer etwa, mit der dieser geschäftstüchtige Entwickler<br />
die Reifenprofiltiefe bei fahrenden Autos misst und so die Sicherheit auf<br />
deutschen Straßen erhöht. Mehr über Schäfer und andere findige Tüftler in der<br />
Region auf den Seiten 2 und 3.<br />
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Ausgabe 5 / 2008<br />
von peter ludäscher<br />
Baden-Württemberg ist aus<br />
gutem Grund bekannt für<br />
seine findigen Köpfe. Hier<br />
erfand Gottlieb Daimler das<br />
Auto, Artur Fischer den Fischer-Dübel,<br />
Wilhelm Maybach<br />
den Bienenwabenkühler und Robert<br />
Bosch den Magnetzünder und die elektrische<br />
Hupe. Manche Erfinder erlangten<br />
weltweiten Ruhm. Andere wurden nur<br />
einem Fachpublikum bekannt. Seinen<br />
wirtschaftlichen Erfolg verdankt das<br />
Bundesland den berühmten Namen<br />
ebenso wie der Vielzahl anonymer Ingenieure<br />
in den Entwicklungsabteilungen<br />
seiner <strong>Unternehmen</strong>. Allen<br />
gemein ist der Ehrgeiz, Probleme zu<br />
lösen, oder bekannte Lösungen zu<br />
verbessern. Dieses Streben treibt seit<br />
Generationen die Wirtschaft des<br />
Südwestens an. Solange dieser Eifer<br />
anhält, müssen wir uns um das Schicksal der<br />
<strong>Unternehmen</strong> keine Sorgen machen.<br />
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Aktuell<br />
Seite 2 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
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Aesculap<br />
Seite<br />
18<br />
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14<br />
Föhrenbach Analytics 7<br />
GFT 7<br />
Göhringer 11<br />
Hälg 13<br />
Hess 23<br />
Hügli 13<br />
IBB 10<br />
Knecht<br />
Maschinenbau<br />
6<br />
Kownatzki 7<br />
Lean-Alu<br />
Lissmac Maschinen-<br />
5<br />
bau und Diamentwerkzeuge<br />
6<br />
Looser Holding 13<br />
Medsolution 6<br />
MSF Pavaletz 14<br />
MTU 5<br />
Orbitalum Tools 4<br />
Phoenix Mecano 13<br />
Primion 20<br />
Prisma 10<br />
Procontour 2<br />
Rohwedder 6<br />
Rothaus 11<br />
Sauter 17<br />
Schellinger 8<br />
Sedus Stoll 12<br />
SET 6<br />
Sick-Stegmann 9<br />
Sigpack Systems 13<br />
Sonett 20<br />
Team Nanotec 26<br />
Testo 18<br />
Tognum 3<br />
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Viellieber Bau 10<br />
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6<br />
Wagner 10<br />
Waldmann 23<br />
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Impressum<br />
Profit<br />
Redaktion: Peter Ludäscher (Leitung)<br />
Holger Thissen<br />
Redaktionelle Beratung und<br />
Mitarbeit:<br />
Hildegard Linßen<br />
Michael Merklinger<br />
Sabine Strauß<br />
Gestaltung:<br />
Jessica Steller<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
SÜDKURIER GmbH, Konstanz<br />
Geschäftsführer:<br />
Rainer Wiesner<br />
Objektverantwortung und Anzeigen:<br />
Andreas Heinkel<br />
Verlagsleitung Vertrieb:<br />
Erwin Dohm-Acker<br />
SÜDKURIER GmbH, Medienhaus<br />
Max-Stromeyer-Straße 178,<br />
78467 Konstanz<br />
Postfach 102 001,<br />
78420 Konstanz<br />
Telefon 0 75 31/999-0<br />
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Commerzbank Konstanz<br />
Konto-Nr. 270181100<br />
BLZ 690 400 45<br />
Druck:<br />
Druckerei Konstanz GmbH<br />
78467 Konstanz,<br />
Max-Stromeyer-Straße 180<br />
Zurzeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 3<br />
vom Januar 2008 mit den Allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen für Anzeigen<br />
und Beilagen und den Zusätzlichen<br />
Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
des Verlages gültig. Bei<br />
Ausfall der Lieferung infolge höherer<br />
Gewalt, Arbeitskampf, Verbot oder<br />
bei Störungen in der Druckerei bzw.<br />
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Keine Gewähr für<br />
unverlangte Manuskripte. Erfüllungsort<br />
und Gerichtsstand für alle Verlagsgeschäfte<br />
ist Konstanz, soweit<br />
nicht zwingend gesetzlich anders<br />
vorgeschrieben.<br />
Aufbauend: Gesundheit ist Chefsache,<br />
sagt Sportwissenschaftler Klaus<br />
Westhoff. Er rät Unternehmern, die<br />
Fitness ihrer Mitarbeiter aktiv zu<br />
fördern. Wie das am besten geht,<br />
lesen Sie auf Seite 20<br />
Das Thema: Erfinder<br />
Kreative Pioniere im Südwesten<br />
◆ Sie sind einfallsreich und ausdauernd – aber nicht immer geschäftstüchtig<br />
von Sabine Strauß<br />
Mit abgefahrenen Autoreifen sollten<br />
wir bei Erfinder Frank Schäfer in<br />
Waldshut-Tiengen gar nicht erst ankommen.<br />
Ansonsten werden wir noch<br />
unfreiwillig zum Versuchsobjekt.<br />
Denn Schäfer ist Profi in Sachen Autoprofil.<br />
Gemeinsam mit seinem Team<br />
hat er ein Verfahren entwickelt, mit<br />
dem sich die Tiefe des Reifenprofils im<br />
fließenden Verkehr messen lässt. Und<br />
weil Schäfer nicht nur Erfinder, sondern<br />
auch Geschäftsmann ist, hat er<br />
gleich eine eigene Firma gegründet:<br />
die Procontour GmbH. Potentielle<br />
Kunden: Die Polizei und Verkehrssicherheitsfirmen.<br />
„Alleine hätte ich dieses Projekt mit<br />
einem Investitionsvolumen von fünf<br />
Millionen Euro nicht finanzieren können“,<br />
erklärt Schäfer, „als Einzelerfinder<br />
kommst du nicht weit.“ Das Patent<br />
verkaufen wollte er nicht, also hat er<br />
renommierten Wissenschaftlern, Ingenieuren,<br />
Betriebswirten und sogar<br />
einem Patentanwalt Anteile angeboten.<br />
Die nahmen an – und plötzlich<br />
klappte es auch mit dem Investor. Das<br />
war 2006, seither entwickelt die Procontour<br />
GmbH ihr Messverfahren<br />
weiter. „Anfang 2009 wollen wir mit<br />
der Produktion beginnen“, berichtet<br />
Schäfer. 500 der finanziell und technisch<br />
aufwändigen Messsysteme hofft<br />
er in Europa abzusetzen.<br />
Erfinder wie Schäfer gibt es viele. Erfinder<br />
mit einem Geschäftssinn wie<br />
Schäfer hingegen wenige. „Betriebswirtschaftliche<br />
Instrumente wie eine<br />
Kosten-Nutzen-Analyse oder ein Businessplan<br />
werden in der ersten Euphorie<br />
des Erfindens oft vergessen“, sagt<br />
Wolfgang Müller, Leiter des Steinbeis-Transferzentrums<br />
Infothek in<br />
Villingen, der zentralen Anlaufstelle<br />
für Einzelerfinder in der Region. 100<br />
Tüftler berät der Ingenieur pro Jahr bei<br />
der Finanzierung, Umsetzung und Patentierung<br />
einer Idee. „Als Einzelerfinder<br />
ist es sehr schwierig an Kapital zu<br />
kommen“, weiß Müller, „da ist eine realistische<br />
Markteinschätzung umso<br />
wichtiger.“ Rund 3000 bis 4000 Euro<br />
kostet eine Patentierung beim DPMA.<br />
Wer einen Patentanwalt hinzuzieht –<br />
und das Patent international schützen<br />
lassen will, greift tiefer in die Tasche.<br />
Klar, dass der Großteil der 60 992<br />
Anmeldungen, die 2007 beim Patentamt<br />
in München eingingen, von <strong>Unternehmen</strong><br />
stammen. Spitzenreiter<br />
sind dabei Konzerne wie die Robert<br />
Ausdauer – das ist die wichtigste<br />
Eigenschaft eines Tüftlers, sagt Helmut<br />
Jahnke, Leiter des Patentinformationszentrums<br />
Stuttgart. PROFIT<br />
sprach mit dem Ingenieur über die<br />
Erfinderkultur im Ländle, Nachwuchssorgen<br />
und den schweren Stand der<br />
Privattüftler bei den <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Wie steht es denn um die Erfinderkultur<br />
im Ländle?<br />
Aus der Entstehungsgeschichte heraus<br />
war Württemberg früher mal ein<br />
armes Agrarland. Leute wie Ferdinand<br />
von Steinbeis (Anm. d. Red. württembergischer<br />
Wirtschaftspolitiker) förderten<br />
die Beschäftigung mit Industrieprodukten.<br />
Das Erfindertum hat<br />
zur Mentalität der Württemberger gepasst.<br />
Das ist heute noch so. Die Entwickler<br />
der Firmen zeichnen die selben<br />
Eigenschaften aus wie die privaten<br />
Erfinder: Freude, Neugier, Ausdauer<br />
beim Tüfteln. Diese Eigenschaf-<br />
Aufstrebend: Für die Looser Holding<br />
aus Arbon stehen die Zeichen auf<br />
Wachstum. Um die Expansionslust<br />
zu finanzieren, will das Thurgauer<br />
Industrieunternehmen im Juni an die<br />
Zürcher Börse. Seite 13<br />
Bosch GmbH (Stuttgart), die Siemens<br />
AG (München) und die Daimler AG<br />
(Stuttgart), die bis zu 2500 Patente im<br />
Jahr anmelden. Die meisten Innovationen<br />
kamen auch 2007 erneut aus<br />
dem Fahrzeug- und Maschinenbau,<br />
doch auch die Patentanmeldungen im<br />
Bereich Klimawandel und erneuerbare<br />
Energien wachsen stets. Im vergangenen<br />
Jahr wurden in Baden-Württemberg<br />
erstmals mehr Schutzrechte<br />
angemeldet als in jedem anderen<br />
Bundesland und Bayern wurde von<br />
Platz 1 verdrängt. „Der Wechsel an der<br />
Spitze zeigt, dass Baden-Württemberg<br />
die innovativste Industrie hat“, sagte<br />
Jürgen Schade, DPMA-Präsident, Mitte<br />
März bei der Jahrespressekonferenz.<br />
Dort werde selbst in ländlichen<br />
Gebieten viel geforscht, während sich<br />
die Forschertätigkeit in Bayern auf die<br />
Zentren beschränke.<br />
„Alleine hätte ich dieses<br />
Projekt nicht finanzieren<br />
können. Als Einzelerfinder<br />
kommst du nicht weit“<br />
ERFINDER UND PROCONTOUR-CHEF<br />
FRANK SCHÄFER<br />
Dabei kann doch gerade ein ländliches<br />
Umfeld – das zeigt das Beispiel<br />
von Tüftlerin Petra Hövermann (54) –<br />
zu kreativen Höchstleistungen führen.<br />
Station Nummer 2 der Reise: Die Große<br />
Kreisstadt Emmendingen, knapp<br />
26 000 Einwohner, eingebettet im<br />
Breisgau zwischen Schwarzwald und<br />
Kaiserstuhl, umgeben von Wiesen und<br />
Feldern. „Bei einer Autofahrt entlang<br />
der Erdbeerfelder ist mir aufgefallen,<br />
wie mühsam das Pflücken auch heutzutage<br />
noch ist“, erinnert sich Hövermann,<br />
„dann entstand vor zehn Jahren<br />
die Idee, ein rückenschonendes<br />
Erntegerät zu entwickeln.“ Gemeinsam<br />
mit ihrem Vater, einem Maschinenbauingenieur,<br />
machte sich die gelernte<br />
Fachverkäuferin an die Arbeit,<br />
überlegte, konstruierte und rechnete.<br />
Zehn Jahre später ist es so weit: Der<br />
„Frupy“, ein Erntegerät, mit dem sich<br />
Erdbeeren im Stehen pflücken lassen,<br />
ist marktreif. Jetzt wird er vom Verkaufsfernsehsender<br />
QVC auf seine<br />
Verkaufstauglichkeit überprüft. Für<br />
rund 70 Euro pro Stück soll der „Frupy“<br />
schließlich den Weg in den Alltag<br />
der Kleingartensiedlungen finden.<br />
Oft sind es die kleinen, alltäglichen<br />
Dinge, die den Erfindergeist technik-<br />
ten gehen zunehmend verloren.<br />
Sie machen sich Sorgen um den<br />
Tüftler-Nachwuchs?<br />
Wir erleben derzeit, dass die Technik aus<br />
dem Blickfeld der Jugend gerät. Den <strong>Unternehmen</strong><br />
wird jetzt bewusst, dass sie<br />
etwas tun müssen, damit die Jugend<br />
nicht ganz von der Technik wegdriftet.<br />
Wettbewerbe, wie der Artur-Fischer-Erfinderpreis<br />
oder Erfinderclubs an Schu-<br />
Aufforsten: In Singen können Autofahrer<br />
mit der Zapfsäule Bäume<br />
pflanzen. Warum auch das Sanitärunternehmen<br />
Widmann auf den Zug<br />
der klimaneutralen Betankung aufspringt:<br />
Seite 14<br />
affiner Menschen wecken. So war es<br />
auch bei Helmut Wolfer, Ingenieur<br />
aus Daisendorf bei Meersburg, der<br />
dritten Station unserer Reise durch<br />
das Land der Tüftler und Denker. Er<br />
hat eine Sparbox für den Wäschetrockner<br />
entwickelt, die Umwelt und Geldbeutel<br />
schont. Die Idee hinter der kleinen,<br />
unscheinbaren Sparbox ist simpel:<br />
Die Box ist an eine Heizung oder<br />
Solaranlage angeschlossen und gibt<br />
deren Wärme an den ebenfalls angeschlossenen<br />
Trockner ab, funktioniert<br />
also wie ein Wärmetauscher.<br />
Weil die kalte Luft im Trockner<br />
nicht mehr mit Strom erhitzt<br />
werden muss, können die<br />
Stromkosten bis zu 95 Prozent<br />
reduziert werden. „Firmen mit<br />
großen Industriemaschinen<br />
können damit bis zu 25 Euro<br />
Betriebskosten am Tag sparen“,<br />
wirbt Wolfer, der ein <strong>Unternehmen</strong><br />
für Rohrleitungsund<br />
Anlagenbau leitet, für seine<br />
Erfindung. Bisher habe allerdings<br />
erst ein großer Elektrokonzern<br />
Interesse gezeigt.<br />
Gerade weil sich Patentierung,<br />
Finanzierung und Vermarktung<br />
einer Idee für den<br />
Einzelerfinder immer noch<br />
schwierig gestalten (Tipps auf<br />
Seite 3), muss sich das Land ins<br />
Zeug legen, um dem Nachwuchs<br />
das Tüfteln schmackhaft zu machen.<br />
28 Erfinderclubs gibt es im Musterländle,<br />
davon sind 17 reine Jugendclubs.<br />
Damit liegt Baden-Württemberg,<br />
was die Möglichkeiten für die<br />
Nachwuchstüftler angeht, noch vor<br />
Bayern (15 Erfinderclubs) an der<br />
Spitze. Und dass auch Jungtüftler<br />
schon einen guten Geschäftssinn<br />
haben können, zeigt das<br />
Beispiel der beiden Radolfzeller<br />
Schüler Maximilian<br />
Krummen (18) und Timo<br />
Hafner (18). Die beiden<br />
Jungs haben eine Induktions-Platte<br />
entwickelt, mit<br />
der sich Speisen warm halten<br />
lassen. Die ersten Hotels und<br />
Restaurants haben bereits Interesse<br />
gezeigt – jetzt wollen<br />
die beiden Jungs ihre Erfindung<br />
richtig vermarkten. Wie echte<br />
Geschäftsmänner eben.<br />
Er hat ein System entwickelt, mit dem<br />
man Reifenprofile im fließenden Verkehr<br />
messen kann und damit eine eigene Firma<br />
gegründet: Frank Schäfer aus Waldshut-Tiengen.<br />
len sind extrem wichtig. Die Beschäftigung<br />
mit Technik muss schon sehr früh<br />
beginnen und eben auch durch entsprechende<br />
Maßnahmen als etwas Positives<br />
dargestellt werden und nicht als die Beschäftigung<br />
eines Spinners.<br />
Private Erfinder kämpfen häufig<br />
mit dem Spinner-Image. Haben<br />
sie es besonders schwer?<br />
Ja. Es gibt natürlich auch Erfinder, die<br />
Probleme lösen, die andere Leute<br />
nicht haben und dabei Skurriles erfinden,<br />
das nicht marktfähig ist. Aber:<br />
Auch Ideen aus einem <strong>Unternehmen</strong><br />
werden nur zu einem Bruchteil wirklich<br />
in Produkte umgesetzt. Letztlich<br />
geht alles durch einen Trichter: Ich<br />
brauche tausend Ideen, dass vielleicht<br />
ein gutes, marktfähiges, erfolgreiches<br />
Produkt rauskommt. Man muss sich<br />
klar machen, dass es nicht nur die privaten<br />
Erfindungen schwer haben,<br />
auch die Erfindungen aus den <strong>Unternehmen</strong><br />
sind nicht alle erfolgreich.<br />
Schneller: Aus Radolfzell kommt der<br />
Handlaser, der Wunden und Sportverletzungen<br />
schneller heilen lässt.<br />
Der Hersteller Medsolution würde<br />
gerne noch schneller wachsen, doch<br />
ihm fehlt das nötige Kapital. Seite 6<br />
Inwiefern kann denn die Wirtschaft<br />
von Tüftlern profitieren?<br />
Natürlich profitieren die Firmen von<br />
gut ausgebildeten, begeisterungsfähigen<br />
jungen Leuten, die dann als Entwickler<br />
in der Firma arbeiten. Wo es<br />
traditionell aber immer große Schwierigkeiten<br />
und Berührungsängste gibt,<br />
ist, wenn ein <strong>Unternehmen</strong> eine externe<br />
Entwicklung aufgreift. Das funktioniert<br />
einfach nach wie vor nicht gut.<br />
Das ist eigentlich auch das größte Hindernis<br />
für den privaten Erfinder. Der<br />
private Erfinder ist meist nicht in der<br />
Lage, seine Idee selber unternehmerisch<br />
umzusetzen. Er braucht eine Firma,die<br />
die Idee aufgreift und daraus<br />
ein fertiges Produkt entwickelt. Es gibt<br />
die Tendenz, Entwicklungen von externen<br />
Erfindern nicht aufzugreifen.<br />
Warum gibt es diese Berührungsängste<br />
zwischen Tüftlern und<br />
Firmen?<br />
Einfacher: Wenn im Herbst das<br />
GmbH-Recht modernisiert wird,<br />
können Firmengründer aufatmen.<br />
Für sie ist der Weg zur GmbH dann<br />
schneller und günstiger. Schon 1<br />
Euro reicht als Startkapital. Seite 16<br />
„Die Erfinderei passt zur Mentalität im Ländle “<br />
◆ Warum sich Patentberater Helmut Jahnke dennoch Sorgen um die Innovationsfreudigkeit und technikbegeisterte Nachwuchstalente macht<br />
Maschinenbau-Ingenieur<br />
Helmut Jahnke<br />
leitet das Patentinformationszentrum<br />
Stuttgart.<br />
Erfindungen schützen<br />
Technische Erfindungen lassen sich<br />
durch die Anmeldung eines Patentes<br />
oder Gebrauchsmusters schützen.<br />
Das Patent:<br />
Zum Patent können Erfindungen<br />
aus allen Bereichen der Technik<br />
angemeldet werden, die weltweit<br />
neu und gewerblich anwendbar<br />
sind. Dazu zählen nicht: Wissenschaftliche<br />
Theorien, reine Entdeckungen<br />
und Pläne, Verfahren<br />
oder Regeln.<br />
Die Anmeldung:<br />
Die Erfindung muss zunächst<br />
in Wort und Bild umfassend<br />
beschrieben werden. Mit<br />
dieser Patentbeschreibung<br />
kann die Erfindung beim<br />
Deutschen Patent- und<br />
Markenamt (DPMA) in<br />
München angemeldet<br />
werden, das das Patent<br />
prüft. Nach 18 Monaten<br />
wird die Patentanmeldung<br />
als „Offenlegungsschrift“<br />
veröffentlicht.<br />
Der Schutz:<br />
Das Patent gewährt dem<br />
Inhaber bis zu 20 Jahre das<br />
ausschließliche Recht, seine<br />
Erfindung zu nutzen.<br />
Das Gebrauchsmuster:<br />
Technische Erfindungen –<br />
ebenfalls mit Ausnahme von<br />
Verfahren – die neu und gewerblich<br />
nutzbar sind, können als Gebrauchsmuster<br />
angemeldet werden.<br />
Die Anmeldung:<br />
Im Gegensatz zum Patent wird<br />
beim Gebrauchsmuster vom DPMA<br />
nicht überprüft, ob die Schutzvoraussetzungen<br />
vorliegen.<br />
Geprüft wird erst dann, wenn<br />
sich ein Dritter mit einem<br />
Löschungsantrag gegen das<br />
Gebrauchsmuster wendet.<br />
Bereits nach zwei bis drei<br />
Monaten kann die Erfindung<br />
eingetragen werden.<br />
Der Schutz:<br />
Der Schutz eines Gebrauchsmusters<br />
dauert<br />
maximal zehn Jahre. Da die<br />
Anmeldung aber viel schneller<br />
geht, kann das Gebrauchsmuster<br />
eine gute Ergänzung<br />
zur längeren Patentanmeldung<br />
sein, die parallel erfolgen kann.<br />
Das DPMA im Internet:<br />
www.dpma.de<br />
Das ist sicher auch ein psychologisches<br />
Problem. Einerseits gibt es in<br />
den Firmen natürlich Verantwortliche,<br />
die eigentlich selber neue Produkte<br />
entwickeln sollen und die<br />
zwangsläufig gegen die Ideen von außen<br />
sind. Andererseits sind manche<br />
Ideen vielleicht ganz nett, aber realistisch<br />
betrachtet lässt sich daraus kein<br />
marktfähiges Produkt machen. Die Erwartungen<br />
der Erfinder sind unter betriebswirtschaftlichenGesichtspunkten<br />
manchmal nicht zutreffend.<br />
Ihre Lieblingserfindung?<br />
Ich habe bei einer Recherche ein altes<br />
Patent gefunden, das fand ich sehr<br />
nett: Eine Vorrichtung zur Verhinderung<br />
von Fahrraddiebstählen. Wenn<br />
Sie das Rad abstellen, dann klappen<br />
Sie auf den Sattel eine Art Pickelhaube.<br />
Ob es das Patent auf den Markt geschafft<br />
hat, weiß ich aber nicht.<br />
FRAGEN: SABINE STRAUSS
Aktuell<br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 3<br />
LEUTE<br />
Behrend, Sven<br />
Seite<br />
9<br />
Deutrich,<br />
Anne-Kathrin<br />
18<br />
Dietz, Ulrich 7<br />
Dörr, Wilfried 15<br />
Eickhoff, Armin 4<br />
Fritzsching, Klaus 18<br />
Funk, Helmut 3<br />
Gallist, Klaus 10<br />
Geissler, Martina 9<br />
Ghetta, August 11<br />
Göbel, Tim 9<br />
Grässlin, Anna 18<br />
Grieshaber, Kurt 3<br />
Grieshaber, Thomas 8<br />
Guldin, Harald 3<br />
Hafner, Michael 4<br />
Hafner, Timo 2<br />
Häßler, Christoph 3<br />
Hauser, Ursula 7<br />
Heuer, Volker 3<br />
Hott, Otto 17<br />
Hövermann, Petra 2<br />
Jahnke, Helmut 2<br />
Kallup, Bernhard E. 12<br />
Kamp, Armin 6<br />
Kastner, Rudolf 4<br />
Kirn, Günther 11<br />
Klöckener,<br />
Franz Werner<br />
6<br />
Klotz, Berthold 15<br />
Knospe, Burkhart 18<br />
Koch, Thorsten 10<br />
Kownatzki, Günter 7<br />
Krummen,<br />
Maximilian<br />
2<br />
Kumpf, Michael 14<br />
Lachner, Karsten 3<br />
Makino, Elena 3<br />
Moosmann,<br />
Alexander<br />
13<br />
Müller, Wolfgang 2<br />
Mußhoff, Karin 14<br />
Nachbaur, Stefan 10<br />
Neumann-Schäfer,<br />
Renate<br />
11<br />
Niederkofler,<br />
Christian<br />
13<br />
Nienhaus, Franz 4<br />
Noppel, Manfred 4<br />
Nüsse, Stephan 12<br />
Ölz, Bernhard 10<br />
Pumpmeier, Heinz 6<br />
Rohwedder, Joachim 6<br />
Rothmund, Armin 3<br />
Schade, Jürgen 2<br />
Schäfer, Frank 2<br />
Schellinger, Helmut 8<br />
Schoner, Dirk 5<br />
Schoner, Lothar 5<br />
Schwarz, Jürgen 11<br />
Schwelling, Hermann 10<br />
Seitz, Georg 15<br />
Stegmann, Marita 6<br />
Storck, Axel 10<br />
Ungethüm, Michael 18<br />
Villot, Jean 13<br />
Wagner, Rolf 9<br />
Westhoff, Klaus 20<br />
Weyl, Brigitte 18<br />
Widmaier, Kurt 6<br />
Wintermantel, Erich 6<br />
Wolfer, Helmut 2<br />
Zölle, Hans-Jörg 15<br />
Erfinderische Köpfe und ihre Ideen<br />
◆ Manche basteln nebenher, andere ziehen mit ihren Innovationen ein eigenes Geschäft auf – PROFIT stellt einige Tüftler vor<br />
HARALD GULDIN<br />
Solarheizanlage<br />
Für alternative Energien hat<br />
sich der Überlinger Heizungsbauer<br />
Harald Guldin<br />
(links) schon seit Jahren<br />
interessiert. Die zündende<br />
Idee, wie sich die Solartechnik<br />
revolutionieren<br />
lässt, kam ihm aber erst<br />
vor wenigen Monaten.<br />
Der Überlinger hat eine<br />
Solarheizanlage mit<br />
Speicherzisterne entwickelt,<br />
mit der man die<br />
Sonnenenergie des<br />
Sommers auch über den<br />
eisigen Winter hinweg nutzen<br />
kann. Ausprobiert hat Guldin<br />
das Ganze im Haus seines<br />
Kollegen Stefan Seige (rechts)<br />
in Owingen. In Seiges Garten<br />
ist jetzt eine Zisterne vergraben,<br />
deren Wasser über die<br />
Kollektoren-Anlage auf dem<br />
Dach aufgeheizt wird. Früher<br />
ELENA MAKINO<br />
& KARSTEN<br />
LACHNER<br />
Water<br />
for Life<br />
„Water for Life“<br />
heißt die Erfindung<br />
der vier<br />
Abiturienten<br />
Dimitri Chatzianagnostou,<br />
Karsten Lachner (rechts),<br />
Elena Makino (links) und<br />
Andreas Rohlfess aus Villingen-Schwenningen<br />
– und mit<br />
der haben sie beim Artur-<br />
Fischer-Erfinderpreis sogar<br />
den ersten Platz abgeräumt.<br />
Die Idee ist simpel: Mit einer<br />
Vorrichtung soll bei dem<br />
Betrieb von Verbrennungsmotoren<br />
Wasser gewonnen<br />
werden. „Wir kamen auf die<br />
Idee, als wir die Rallye Paris-<br />
Dakar gesehen haben. Be-<br />
zahlte Seige rund 2500 Euro<br />
Heizkosten im Jahr – jetzt<br />
sollen es nur noch 1000 Euro<br />
sein. „In zehn Jahren hat sich<br />
die Anlage amortisiert“, ist<br />
sich Guldin sicher. (sab)<br />
Infos im Internet:<br />
www.h-guldin.de<br />
sonders wasserarmen Ländern<br />
nutzt unsere Technik,<br />
schließlich wird so Kondenswasser<br />
wieder trinkbar“,<br />
erklärt Lachner. Mit Automobilfirmen<br />
waren die Jungtüftler<br />
bereits im Gespräch –<br />
jetzt wollen sie ihre Erfindung<br />
einer Hilfsorganisation spenden.<br />
Für die Jugendlichen ist<br />
klar: Sie wollen später Naturwissenschaftler<br />
werden und<br />
weiterforschen. (sab)<br />
HELLMUT FUNK<br />
Druckwalze<br />
Hellmut Funk (Bild) aus<br />
Überlingen ist Erfinder mit<br />
Leib und Seele. Mit der<br />
Membranen-Feuchtauftragswalze<br />
hat der 46-<br />
Jährige bereits sein drittes<br />
Patent angemeldet. „Es<br />
war schon immer ein<br />
Wunsch von mir, Sachen<br />
zu erfinden.“ Jetzt hofft er<br />
auf den Durchbruch in<br />
der Druckindustrie. Beim<br />
Offset-Druck wird nämlich<br />
viel Wasser und<br />
Alkohol benötigt, um die<br />
Flächen der Druckplatte von<br />
der Farbe freizuhalten. Beim<br />
Drucken verschmutzt das<br />
Wasser – und muss mit komplizierten<br />
Apparaten gereinigt<br />
werden. „Die Industrie sucht<br />
schon seit Ewigkeiten nach<br />
einer Lösung“, sagt Funk – der<br />
jetzt meint, genau die gefun-<br />
ARMIN ROTHMUND &<br />
CHRISTOPH HÄSSLER<br />
Schützen-Abzug<br />
Polizist Christoph Häßler<br />
(links) und Bankkaufmann<br />
Armin Rothmund haben<br />
eine Leidenschaft: Sie sind<br />
beide begeisterte Bundesliga-Sportschützen.<br />
Doch<br />
seit 2004 sind die beiden<br />
Schwarzwälder auch Geschäftspartner:<br />
Mit „Techro“<br />
haben sie ihre eigene<br />
Firma gegründet, die<br />
Sportschützen-Zubehör<br />
vertreibt. Mit einem Produkt,<br />
einer Weltneuheit, haben die<br />
beiden Brigachtaler Jungunternehmer<br />
voll ins Schwarze<br />
getroffen: Der seitenverstellbare<br />
Abzug „Touch“ findet<br />
reißenden Absatz. Mit diesem<br />
Adapter kann nun jeder Sportschütze<br />
seine Waffe dem<br />
Zeigefinger anpassen. Heute<br />
Daimler kauft sich wieder bei Tognum ein<br />
den zu haben. Seine Walze<br />
filtert das Wasser – Alkohol<br />
und Apparate werden nicht<br />
mehr gebraucht. Heidelberger<br />
Druckmaschinen testet die<br />
Walze bereits – und hatFunks<br />
Patent mit der Option auf<br />
Rückgabe gekauft. (sab)<br />
haben die beiden Endzwanziger<br />
bereits zehn Produkte<br />
entwickelt und machten im<br />
vergangenen Geschäftsjahr<br />
einen Umsatz von rund<br />
190 000 Euro. (sab)<br />
Infos im Internet:<br />
www.tec-hro.de<br />
◆ Autokonzern übernimmt 22 Prozent der Aktien vom Finanzinvestor EQT und strebt Sperrminorität an – Neu-Einstieg festigt Lieferbeziehungen<br />
von Peter Ludäscher<br />
Friedrichshafen – Die Daimler AG<br />
(Stuttgart) steigt überraschend bei der<br />
Tognum AG (Friedrichshafen) ein, um<br />
sich Einfluss bei dem Motorenbauer<br />
am Bodensee zu sichern. Er gehörte<br />
bis vor knapp zweieinhalb Jahren unter<br />
dem Namen MTU GmbH zum<br />
Daimler-Konzern. Das Stuttgarter <strong>Unternehmen</strong><br />
verkaufte MTU Ende 2005<br />
an den schwedischen Finanzinvestor<br />
EQT, der das <strong>Unternehmen</strong> als Tognum<br />
AG an die Börse brachte.<br />
EQT hatte beim Börsengang 22,3<br />
Prozent der Aktien behalten, um sie<br />
nach Ablauf der Sperrfrist (Ende 2007)<br />
zu verkaufen. Nun hat sich Daimler<br />
mit dem Finanzinvestor über den Erwerb<br />
dieser Anteile geeinigt. Anfang<br />
Mai genehmigte der Daimler-Aufsichtsrat<br />
die Transaktion. Der Autokonzern<br />
zahlt 20 Euro je Aktie. Das<br />
entspricht 585 Millionen Euro. Daimler<br />
wird mit dem Kauf des Aktienpakets<br />
zum größten Anteilseigner der<br />
Tognum AG. Wie der Stuttgarter Konzern<br />
mitteilte, strebt er eine Sperrminorität<br />
– also mindestens 25 Prozent<br />
und eine Aktie – an. Dazu habe sich<br />
Daimler die Möglichkeit gesichert,<br />
weitere Anteile im Volumen von<br />
knapp einem Prozent zu erwerben.<br />
Der Stuttgarter Konzern wird künftig<br />
mit zwei Mitgliedern im Aufsichtsrat<br />
vertreten sein.Der Vorstandsvorsitzende<br />
der Tognum AG, Volker Heuer,<br />
begrüßte die Entscheidung von Daimler:<br />
„Uns konnte nichts Besseres passieren.<br />
Mit Daimler haben wir jetzt einen<br />
verlässlichen Partner, der dem<br />
Tognum AG<br />
Mit ihren <strong>Unternehmen</strong>sfeldern<br />
MTU Engines sowie Tognum Onsite<br />
Energy Systems & Components ist<br />
die Friedrichshafener Tognum-<br />
Gruppe einer der weltweit führenden<br />
Anbieter von schnelllaufenden<br />
Dieselmotoren und kompletten<br />
Antriebssystemen für Schiffe,<br />
schwere Land- und Schienenfahrzeuge,<br />
von Industrieantrieben<br />
sowie dezentralen Energieanlagen.<br />
Das Produktprogramm mit Dieselmotoren<br />
von 20 bis 9100 kW<br />
Leistung, Gasmotorensystemen,<br />
Gasturbinen und Brennstoffzellen<br />
gilt als eines der modernsten und<br />
umfassendsten der Branche. Die<br />
Tognum-Gruppe erzielte 2007<br />
einen Umsatz von über 2,8 Milliarden<br />
Euro und beschäftigte Ende<br />
2007 rund 8200 Mitarbeiter.<br />
Freut sich<br />
über den<br />
neuen alten<br />
Anteilseigner<br />
Daimler:<br />
Tognum-<br />
Chef Volker<br />
Heuer. Bild:<br />
Tognum<br />
<strong>Unternehmen</strong>, den Mitarbeitern und<br />
dem Finanzmarkt Stabilität gibt. Man<br />
kann fast von einer Wunschpartnerschaft<br />
sprechen.“<br />
Warum? Hintergrund der Transaktion,<br />
die nach den kartellrechtlichen<br />
Genehmigungen spätestens im dritten<br />
Quartal vollzogen werden soll, ist<br />
die traditionell enge Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />
von Tognum und<br />
Daimler. Sie hat auch nach dem Verkauf<br />
von Tognum weiter bestanden.<br />
Tognum baut die Motoren niedriger<br />
Leistungsklassen nicht selbst, sondern<br />
bezieht sie vom Mercedes-Benz-<br />
Werk in Mannheim. Diese Motoren<br />
werden von Tognum auf die speziellen<br />
Einsatzzwecke hin, etwa für den Einsatz<br />
auf Schiffen, modifiziert. 2007 bezog<br />
Tognum 17 000 Motoren aus<br />
Mannheim. 5000 weitere Diesel-Aggregate<br />
kaufte Tognum im vergangenen<br />
Jahr von der Detroit Diesel Corporation<br />
in Detroit/USA, die ebenfalls<br />
zum Daimler-Konzern gehört. „Daim-<br />
ler ist daran interessiert, unsere Geschäftsbeziehungen<br />
langfristig abzusichern“,<br />
erklärte Heuer.<br />
Tognum hätte also die kleineren<br />
Dieselmotoren künftig von einem anderen<br />
Lieferanten beziehen können.<br />
Daimler hätte damit einen wichtigen<br />
Kunden verloren: Tognum setzt jährlich<br />
300 Millionen Euro mit Motorenlieferungen<br />
von Daimler um. Umgekehrt<br />
liefert Tognum für 160 Millionen<br />
Euro Gelenkwellen an Daimler. „Auch<br />
wir haben einen Vorteil: Wir können<br />
jetzt davon ausgehen, dass wir auch<br />
langfristig die Motoren von Daimler<br />
beziehen können. Ein Wechsel des<br />
Lieferanten wäre für uns und unsere<br />
Kunden schwierig.“ Mit Daimler als<br />
strategischen Ankerinvestor sei nun<br />
die durch den Börsengang erreichte<br />
Unabhängigkeit des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
im Interesse der Kunden und Aktionäre<br />
langfristig abgesichert.<br />
Heuer sagte, ohne den Verkauf von<br />
MTU an EQT im Jahr 2005 stünde Tognum<br />
heute nicht so gut da, weil der Finanzinvestor<br />
dem Friedrichshafener<br />
<strong>Unternehmen</strong> den Freiraum und die<br />
nötigen Mittel zur Umsetzung der bereits<br />
zuvor entwickelten Strategie gewährt<br />
habe. Daimler hatte seinerzeit<br />
Investitionen in die Tochter MTU gescheut<br />
und stattdessen den Verkauf<br />
vorgezogen. Nach der Trennung vom<br />
Verlustbringer Chrysler und der Verbesserung<br />
der Ertragslage hatte Daimler-Chef<br />
Zetsche aber mehrfach angedeutet,<br />
dass der Konzern nun wieder<br />
an Zukäufe denke.<br />
Für die Mitarbeiter sei es wichtig zu<br />
wissen, dass der Einstieg von Daimler<br />
keinen Einfluss auf die Eigenständigkeit<br />
von Tognum habe, sagte Tognum-<br />
Chef Heuer. „Wir bleiben ein eigenständiges,<br />
börsennotiertes <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Die klare Aussage von Daimler<br />
war: Wir wollen eine Sperrminorität<br />
aber wir wollen keine Mehrheitsübernahme.“<br />
Tognum war in seiner Eigenständigkeit<br />
sehr erfolgreich. Umsätze und Ergebnisse<br />
haben sich stark verbessert.<br />
Der neue Großaktionär habe zugesagt,<br />
Tognum in seiner Wachstumsstrategie<br />
nachhaltig zu unterstützen, sagte<br />
Heuer.<br />
Montage eines Motors der Baureihe<br />
4000 im Friedrichshafener MTU-<br />
Werk. Bild: Tognum<br />
Tipps für Erfinder<br />
Mit dem neuen Programm Signo<br />
(früher Insti und Verwertungsoffensive)<br />
will das Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie<br />
Hochschulen, Firmen und freie<br />
Erfinder bei der rechtlichen Sicherung<br />
und Verwertung ihrer Ideen<br />
unterstützen. Während es besonders<br />
für kleinere und mittelständische<br />
<strong>Unternehmen</strong> jedoch finanzielle<br />
Förderangebote gibt<br />
(KMU-Patentaktion), beschränkt<br />
sich die Unterstützung der freien<br />
Erfinder auf ideelle Möglichkeiten.<br />
Dennoch: Es lohnt sich, zunächst<br />
die Hilfsangebote zu nutzen, bevor<br />
man ein teures Patent anmeldet –<br />
und möglicherweise scheitert.<br />
Erfinderfachauskunft:<br />
Bis zu vier Stunden lang kann sich<br />
ein Erfinder kostenlos bei den<br />
Partnern der Signo-Erfinderfachauskunft<br />
beraten lassen und sich<br />
eine erste Auskunft darüber einholen,<br />
wie gut seine Idee ist. Zwar<br />
gibt es hier keine konkrete Rechtsberatung,<br />
dennoch werden strategische<br />
Hinweise zur Vorgehensweise<br />
und weitere Tipps zu Fördermöglichkeiten<br />
und Patentierung gegeben.<br />
Ansprechpartner in der Region<br />
ist Wolfgang Müller vom Steinbeis<br />
Transferzentrum Infothek<br />
(www.steinbeis-infothek.de) in<br />
Villingen-Schwenningen, erreichbar<br />
unter der 07721/87 86 53.<br />
Erfinderclubs:<br />
28 Erfinderclubs gibt es in Baden-<br />
Württemberg, davon 12 in der<br />
PROFIT-Region. In diesen Clubs<br />
kommen technisch interessierte<br />
Jugendliche, aber auch Privaterfinder<br />
zusammen, um kreative Ideen<br />
im Team zu entwickeln. Hier gibt es<br />
aber auch hilfreiche Tipps und<br />
Kontaktmöglichkeiten. Zudem<br />
präsentieren sich die Clubs auf der<br />
alljährlichen Erfindermesse IENA in<br />
Nürnberg. Eine Liste der Erfinderclubs<br />
in der Regiongibt es im Internet<br />
unter www.signo-deutschland.de.<br />
(sab)<br />
Tipps zu Schutzrechten,<br />
Förderprogrammen und<br />
Vermarktung:<br />
www.signo-deutschland.de<br />
www.patentserver.de<br />
www.patentinformation.de<br />
www.depatisnet.de<br />
www.patentanwaltsuche.de<br />
www.foerderdatenbank.de<br />
www.patente-stuttgart.de<br />
www.dpma.de<br />
www.erfinderpreis-bw.de<br />
IHK: Fluglärm-Analyse<br />
ist ein kleiner Schritt<br />
in richtige Richtung<br />
Hochrhein/Schweiz (sab) Als „kleinen<br />
Schritt in die richtige Richtung“ werten<br />
die deutschen und schweizerischen<br />
Wirtschaftsvertretungen das Ergebnis<br />
des Besuchs von Angela Merkel<br />
in Bern Ende April. Gemeinsam mit<br />
dem Schweizer Bundespräsidenten<br />
Pascal Couchepin hatte Merkel vereinbart,<br />
die Lärmbelastung des Flughafens<br />
Zürich-Kloten nochmal genau<br />
zu analysieren. Im Vorfeld ihres Besuchs<br />
hatten die Industrie- und Handelskammer<br />
Hochrhein gemeinsam<br />
mit der Vereinigung Schweizerischer<br />
<strong>Unternehmen</strong> in Deutschland und der<br />
<strong>Unternehmen</strong>sinitiative Wirtschaftsraum<br />
DCH erstmals grenzüberschreitend<br />
gefordert, den bereits seit Jahrzehnte<br />
fortgesetzten Fuglärmstreit<br />
endlich beizulegen – und sich anderen<br />
infrastrukturellen Problemen am<br />
Hochrhein zu widmen. In einem offenen<br />
Brief an Kanzlerin Merkel plädierten<br />
die Wirtschaftsvertreter rund<br />
um IHK-Präsident Kurt Grieshaber für<br />
eine „Versachlichung der Debatte“.<br />
Zudem forderten sie die Politik auf,<br />
sich den Problemen der Zollabfertigung,<br />
der Stauproblematik (A 98),<br />
dem Schweizer Nachtfahrverbot für<br />
LKW und dem Entsenderecht zu widmen.<br />
„Es muss Bewegung in die Sache<br />
kommen, Stillstand ist für die Region<br />
schädlich“, lautete das Motto. Die jetzt<br />
von Merkel und Couchepin vereinbarte<br />
Analyse der Fluglärmbelastung habe<br />
die IHK bereits vor Jahren vorgeschlagen,<br />
so Grieshaber. Nach wie vor<br />
hoffen die Wirtschaftsvertreter darauf,<br />
dass Bewegung in den Fluglärmstreit<br />
kommt.
Aktuell<br />
Seite 4 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
Konjunktursonne lacht über Südbaden<br />
◆ In den badischen Unternehmerverbänden überwiegt auch für 2008 die Zuversicht – 12 Prozent weniger Arbeitslose<br />
von Karl-Heinz Zurbonsen<br />
Freiburg – Die Wachstumsraten der<br />
südbadischen <strong>Unternehmen</strong> werden<br />
langsam kleiner, aber ganz und gar<br />
nicht schlecht. Nach Ansicht des Wirtschaftsforschungsinstitut<br />
BAK Basel<br />
Economics, das das <strong>aktuelle</strong> Geschäftsklima<br />
im Auftrag der Vereinigung<br />
Badischer Unternehmerverbände<br />
(VBU) untersuchte, wird sich die<br />
Wirtschaft in Südbaden im Laufe dieses<br />
Jahres weiter abkühlen. „Die südbadische<br />
Wirtschaft verzeichnet weiter<br />
stabiles Wachstum bei etwas nachlassender<br />
Dynamik“, berichtete VBU-<br />
Präsident Rudolf Kastner (EGT, Triberg).<br />
Auf eine Wende zu mehr Wachstum<br />
hofften vor allem die Baubetriebe<br />
und der Handel, die vorsichtig optimistisch<br />
seien.<br />
Die Geschäftslage in der südbadischen<br />
Wirtschaft wird von einem<br />
Großteil der Branchen im Frühjahr<br />
2008 als insgesamt zufrieden stellend<br />
bezeichnet. Die Prognose des BAK<br />
geht von einer abgeschwächten Zunahme<br />
des Bruttoinlandsprodukts um<br />
2,2 Prozent gegenüber drei Prozent im<br />
vergangenen Jahr aus. Mit der sich<br />
schon abzeichnenden weltwirtschaftlichen<br />
Abkühlung dürfte der Höhepunkt<br />
des Konjunkturaufschwungs im<br />
Schwarzwald und am südlichen Oberrhein<br />
überschritten sein, betonte das<br />
Basler Institut.<br />
Dagegen wird die Zahl der Erwerbstätigen<br />
vermutlich noch einmal um<br />
0,4 Prozent steigen. Bereits im Zeitraum<br />
von Januar bis März habe die<br />
wirtschaftliche Dynamik zu einer<br />
spürbaren Verbesserung der Situation<br />
auf dem Arbeitsmarkt beigetragen,<br />
stellte Rudolf Kastner anlässlich einer<br />
Pressekonferenz am am 22. April in<br />
Freiburg fest. So sei die Zahl der Arbeitslosen<br />
in Südbaden im ersten<br />
Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 12,1 Prozent gesunken. „Die Ar-<br />
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in Prozesstechnologie für nasschemische<br />
Anwendungen. RENA steht für wegweisende<br />
Innovationen in der PV- und Halbleiterindustrie,<br />
in der Galvanik, in der Medizintechnik sowie<br />
in der Leiterplattentechnologie.<br />
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In Elektrotechnik und Maschinenbau ist die Geschäftslage bei südbadischen <strong>Unternehmen</strong> besonders gut. Das freut auch Service-Techniker Günter Zanei<br />
vom Singener Maschinenbauer Orbitalum Tools. Bilder: Thissen/Zurbonsen<br />
VBU<br />
Die Vereinigung Badischer Unternehmerverbände<br />
versteht sich als Sprachrohr<br />
der Wirtschaft zwischen Oberrhein,<br />
Schwarzwald und Bodensee<br />
und als Regionalvertretung des Bundesverbandes<br />
Deutscher Arbeitgeberverbände<br />
(BDA). Seit 2006 steht<br />
Rudolf Kastner aus Triberg an der<br />
Spitze der Vereinigung von jetzt zwölf<br />
Mitgliedsverbänden mit insgesamt<br />
rund 60 000 kleinen und mittelständischen<br />
<strong>Unternehmen</strong> zwischen<br />
Karlsruhe, Lörrach und Konstanz. (kaz)<br />
Stuttgart – Die Zahl von <strong>Unternehmen</strong>sinsolvenzen<br />
hat laut dem Statistischen<br />
Landesamt Baden-Württemberg<br />
im vergangenen Jahr abgenommen.<br />
Die Landkreise Waldshut, Bodensee<br />
und Konstanz liegen unter<br />
dem Landesdurchschnitt. Im hinteren<br />
Drittel findet sich dagegen der<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis wieder.<br />
Die gute Konjunktur hat die Zahl der<br />
Firmenpleiten in ganz Deutschland<br />
2007 auf den niedrigsten Stand seit<br />
sieben Jahren gedrückt. Insgesamt<br />
meldeten 29 160 <strong>Unternehmen</strong> Insolvenz<br />
an und damit 14,6 Prozent weniger<br />
als im Jahr zuvor, wie das Statistische<br />
Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.<br />
Trotz dieses Rückgangs stieg die<br />
Gesamtzahl der Insolvenzen im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 2 Prozent. In<br />
Baden-Württemberg zählten die<br />
Amtsgerichte 2137 insolvente <strong>Unternehmen</strong><br />
im vergangenen Jahr.<br />
Allein im Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
sind 63 Verfahren (Vorjahr 41) eröffnet<br />
worden, was einem Zuwachs von 53,7<br />
Prozent entspricht. „Letztes Jahr fielen<br />
der Zahlungsunfähigkeit der Betriebe<br />
rund 1200 Arbeitsplätze zum<br />
Opfer. Besonders schmerzlich sind die<br />
Insolvenz eines weltweit tätigen Automobilzulieferers<br />
und eines großen<br />
Forschungslabors“, erklärt Franz<br />
Nienhaus, Geschäftsführer der IHK<br />
Schwarzwald-Baar-Heuberg. Laut<br />
dem Statistischen Landesamt waren<br />
schlussendlich 276 Beschäftigte im<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis vom eröffneten<br />
Insolvenzverfahren betroffen.<br />
Die Zahl im Landkreis Waldshut<br />
blieb dagegen mit 19 Verfahren wie im<br />
Vorjahr gleich. Weniger Insolvenzeröffnungen<br />
hatten die Landkreise Konstanz<br />
(minus 14,9 Prozent) und der Bodenseekreis<br />
(minus 29 Prozent). „Die<br />
Region Hochrhein-Bodensee schneidet<br />
im regionalen Vergleich durchweg<br />
recht ordentlich ab. Dies ist sicherlich<br />
auch Ausdruck der – im regionalen<br />
Vergleich betrachtet – guten wirtschaftlichen<br />
Situation bereits in<br />
2007“, erklärt Achim Eickhoff, Sprecher<br />
der IHK-Hochrein-Bodensee.<br />
Auffällig im Regionalvergleich ist im<br />
Landkreis Waldshut die landesweit<br />
beitslosenquote lag im März dieses<br />
Jahres bei 5,0 Prozent“, so der VBU-<br />
Präsident, „die Zahl der Erwerbstätigen<br />
stieg in Südbaden im vergangenen<br />
Jahr um 0,7 Prozent.“ Die Export orientierte<br />
Wirtschaft im Südwesten legte<br />
eine besonders gute Jahresbilanz<br />
2007 vor. Die Ursache für die nach wie<br />
vor relativ günstige Lage lag laut VBU<br />
unter anderem in der hohen weltwirtschaftlichen<br />
Nachfrage nach Investitionsgütern,<br />
die im Maschinenbau, der<br />
Elektrotechnik und dem Fahrzeugbau<br />
die Motoren auf Hochtouren laufen<br />
lässt. Für 2007 bilanzierte der Unternehmerverband<br />
ein im Vergleich zum<br />
vorausgehenden Jahr etwas gebremstes<br />
Wachstum um drei Prozent (2006:<br />
plus 3,9 Prozent).<br />
Nicht in allen Branchen herrschen<br />
optimistische Erwartungen. So meldete<br />
die Bauwirtschaft eine gespaltene<br />
Konjunktur: Während die Lage im<br />
Wirtschaftsbau weiter günstig ist, hat<br />
sich im Wohnungsbau infolge der Abschaffung<br />
der Eigenheimzulage die<br />
Nachfrage spürbar eingetrübt. Der öffentliche<br />
Hochbau bilde das Schlusslicht<br />
der baukonjunkturellen Entwicklung,<br />
teilte Verbandsdirektor Michael<br />
Hafner mit. Große Sorge bereite den<br />
Bauunternehmen die schlechte Zahlungsmoral<br />
insbesondere der öffentlichen<br />
Auftraggeber. Im Einzelhandel<br />
ist von Kauflust trotz guter gesamtwirtschaftlicher<br />
Rahmendaten immer<br />
noch nichts zu merken. Hauptgeschäftsführer<br />
Manfred Noppel versicherte<br />
jedoch, dass der Handel trotz<br />
eines auch zu Jahresbeginn schleppend<br />
verlaufenden Geschäfts zuversichtlich<br />
sei und auf ein Umsatzplus<br />
von gut zwei Prozent in diesem Jahr<br />
hoffe.<br />
Das Hotel- und Gaststättengewerbe<br />
verzeichnete im Jahr 2007 Umsatzeinbußen<br />
von real 2,7 Prozent sowie einen<br />
Mitarbeiterrückgang von 0,1 Prozent.<br />
Zum Jahresbeginn 2008 konnte<br />
das Beherbergungsgewerbe bis zum<br />
Februar eine nominale Umsatzsteigerung<br />
von 2,0 Prozent verbuchen, während<br />
das Gaststättengewerbe kaum an<br />
Umsatz aufholte. Ursachen für diese<br />
Entwicklung seien die hohe Mehrwertsteuer,<br />
starke Kostensteigerungen<br />
im Bereich Energie und Lebensmittel<br />
sowie das so genannte Landesnichtraucherschutzgesetz,<br />
urteilte die VBU.<br />
Die Spirituosenhersteller verzeichneten<br />
im Vorjahr einen leicht rückläufigen<br />
Absatz. In der Textil- und Bekleidungsindustrie<br />
ist die Umsatzentwicklung<br />
mit einem Plus von 1,9 Prozent<br />
im Jahr 2007 gut ausgefallen. Der<br />
Auslandsumsatz stieg sogar um 4,6<br />
Prozent.<br />
Pleitegeier überm Schwarzwald<br />
◆ Große regionale Unterschiede bei der Häufigkeit von <strong>Unternehmen</strong>sinsolvenzen<br />
von Michael Merklinger<br />
„Stabiles Wachstum,<br />
bei etwas nachlassender<br />
Dynamik“<br />
VBU-PRÄSIDENT RUDOLF KASTNER<br />
INSOLVENZ-BAROMETER<br />
Insolvenzhäufigkeit von <strong>Unternehmen</strong><br />
in Baden-Württemberg 2007<br />
Verfahren je 1 000 <strong>Unternehmen</strong><br />
Bodenseekreis<br />
Landkreis Waldshut<br />
Landkreis Konstanz<br />
Tuttlingen<br />
Baden-Württemberg<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
2,5<br />
3,0<br />
4,1<br />
4,3<br />
5,0<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg<br />
7,4<br />
Grafik: Orlowski<br />
zweithöchste Anzahl von betroffenen<br />
Mitarbeitern (1124 Beschäftigte) bei<br />
allen eröffneten Insolvenzverfahren.<br />
In Baden-Württemberg waren insgesamt<br />
14 913 Mitarbeiter von Firmeninsolvenzen<br />
betroffen. „Diese Zahl<br />
sprengt völlig den üblichen Rahmen“,<br />
so Achim Eickhoff von der IHK. Ursache<br />
für die hohe Zahl 2007 war unter<br />
anderem das eröffnete Insolvenzverfahren<br />
der Firma Top-Dienstleistungen,<br />
damals mit über 1000 Beschäftigten,<br />
die meisten in so genannten 400-<br />
Euro-Jobs.
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 5<br />
Lean-Alu-Chefs zeigen Profil<br />
◆ Singener Mittelständler investiert fünf Millionen Euro in Firmenerweiterung – Feinprofile für Fernseher<br />
von Gudrun Trautmann<br />
Singen/Villingen – Die Singener<br />
Großindustrie und der Mittelstand<br />
sind geprägt vom Metall verarbeitenden<br />
Gewerbe. Nicht immer geht es um<br />
Konkurrenz. Wie sich die Betriebe gegenseitig<br />
befruchten, wie sie sich mit<br />
Nischen Standortvorteile erarbeiten,<br />
zeigt das Beispiel der Firma Lean-Alu.<br />
Deren feinen Alu-Strangprofile sind so<br />
gefragt, dass das <strong>Unternehmen</strong> jetzt<br />
fünf Millionen Euro in die Erweiterung<br />
investiert.<br />
Lothar Schoner ist ein richtiger<br />
Tüftler. Seit 1965 ist der Seniorchef der<br />
Singener Firma Lean-Alu in der Alubranche<br />
tätig. Begonnen hat die Karriere<br />
des erfolgreichen Mittelständlers<br />
allerdings nicht in Singen, sondern in<br />
Villingen. Und zwar mit der Suche<br />
nach einer Speziallösung für ein Saba-<br />
Radiogerät. Das Hifi-<strong>Unternehmen</strong><br />
wollte weg vom Holzgehäuse: „Die Hifi-Industrie<br />
wollte etwas Hochwertiges“,<br />
erinnert sich der 66-Jährige heute.<br />
Da hatte er die Idee, aus Strangpressprofilen<br />
eine Frontplatte zu konstruieren.<br />
Das war ein echter Durchbruch.<br />
Fortan bestimmten Strangpressprofile<br />
aus Aluminium sein unternehmerisches<br />
Leben. Zuerst in Villingen,<br />
wo er 1982 mit zehn Mitarbeitern<br />
die Firma Pimag gründete.<br />
Alu-Profile wurden hier zu Halbzeugen<br />
verarbeitet. Heute erarbeiten dort<br />
45 Mitarbeiter einen Jahresumsatz<br />
(2007) von 5,2 Millionen Euro. Wie am<br />
Schnürchen läuft die Erinnerung. Kein<br />
Wunder, denn Vater und Sohn Dirk<br />
Schoner (46) werfen sich die Jahreszahlen<br />
wie Bälle gegenseitig zu. Beide<br />
sitzen sich in einem großen Büro gegenüber.<br />
Auf jeder Seite des Raumes<br />
steht ein großer Schreibtisch aus Granit.<br />
In der Mitte ein gläserner Besprechungstisch.<br />
Während sich der Vater,<br />
der Tüftler und gelernte Werkzeugma-<br />
chermeister, eine neue Zigarette ansteckt,<br />
berichtet der Sohn, wie er 1988<br />
nach seinem Studium der technischen<br />
Betriebswirtschaft als kaufmännischer<br />
Leiter in das <strong>Unternehmen</strong><br />
eintrat. Damals immer noch in Villingen.<br />
Als es dann Anfang der 90er Jahre<br />
auf dem Betriebsgelände zu eng wurde,<br />
kam 1993 die Lean-Alu als Neugründung<br />
in Singen dazu.<br />
Fortan wurden hier auf einer 500-<br />
Tonnen-Presse kleine Profile gepresst.<br />
Der Vorgang gleicht exakt dem bei Alcan,<br />
nur dass die Profile viel schmaler,<br />
dünner und feiner sind. Wie eben für<br />
den Hifi-Bereich, der einen wachsenden<br />
Bedarf zeigt. Zum Beispiel kommt<br />
das Chassis des Löwe-Individual-<br />
Fernsehers heute von Lean-Alu aus<br />
Singen. Ein anderer Bereich ist Automotive.<br />
Auch hier hat sich Lothar<br />
Schoner wieder mit einer Erfindung<br />
eine Spitzenposition am Markt erarbeitet:<br />
dem Hydraulik-Zylinder, der<br />
zum Öffnen eines Cabrio-Verdecks<br />
benötigt wird. Hier muss die Oberfläche<br />
innen und außen völlig glatt sein.<br />
„Das können nur wir“, sagt Juniorchef<br />
Dirk Schoner selbstbewusst.<br />
Kleinstteile für die Flugzeugindustrie<br />
werden bei Lean-Alu gepresst. Die Abnehmer<br />
sitzen hauptsächlich in Europa,<br />
aber auch in USA und Asien. Das<br />
Aluminium kam bisher vor allem aus<br />
Schneller nach Stuttgart<br />
◆ Interessenverband Gäubahn: Anliegergemeinden wollen Planungskosten vorfinanzieren<br />
von Stefan Preuß<br />
Die Signale stehen auf Grün: Bis Ende<br />
2012 soll die Gäu-Neckar-Bodensee-<br />
Bahn ausgebaut werden, um den Intercity-Verkehr<br />
auf der Strecke Stuttgart<br />
– Zürich zu beschleunigen. Mit<br />
der grundsätzlichen Zusage, die Planungskosten<br />
vorzufinanzieren, haben<br />
die im Interessenverband Gäubahn<br />
organisierten Anliegergemeinden das<br />
Projekt jetzt erfolgreich aufs Gleis gesetzt.<br />
Derzeit lässt die zu lange Fahrtzeit<br />
zwischen Stuttgart und Zürich keine<br />
befriedigende Synchronisierung mit<br />
den Anschlüssen in beiden Metropolen<br />
zu. Lange Umsteigezeiten und<br />
schlechte Anschlüsse mindern die<br />
Attraktivität der Bahn auf dieser Strecke.<br />
Der Ausbau der eingleisigen Verbindung<br />
ist ein seit langem diskutiertes<br />
Thema. Die Maßnahme ist zwar<br />
im Bundesverkehrswegeplan gelistet,<br />
nicht aber im Investitionsrahmenplan.<br />
Bislang scheiterte die Modernisierung<br />
der Strecke stets an den<br />
Kosten. Zuletzt hatte der Interessenverband<br />
einen Anlauf unternommen,<br />
den Ausbau der Gäubahn in<br />
den Investitionsrahmenplan für 2006<br />
aufnehmen zu lassen. Erfolglos,<br />
denn bei kalkulierten Kosten von 165<br />
Millionen Euro war der volkswirtschaftliche<br />
Nutzen nicht ausreichend<br />
gegeben.<br />
Jetzt hat eine verbesserte, dritte Planung<br />
den Durchbruch gebracht, denn<br />
die angestrebten Ziele lassen sich<br />
nunmehr zu deutlich reduzierten Kosten<br />
realisieren. Im Februar 2008 haben<br />
daher Bundesverkehrs-<br />
ministerium und Deutsche<br />
Bahn AG die Finanzierung<br />
des Vorhabens<br />
zugesagt, nachdem die<br />
volkswirtschaftliche Betrachtung<br />
ein Nutzen-<br />
Kosten-Verhältnis von<br />
1,3 ergab. Das allein hätte allerdings<br />
noch nicht den zeitnahen Start zur<br />
Umsetzung des Projektes bedeutet,<br />
denn der Bahn ist es nach Einwendungen<br />
des Bundesrechnungshofes untersagt,<br />
Planungen für Vorhaben zu<br />
vergeben, die noch nicht im Investitionsplan<br />
gelistet sind. Dieser förmliche<br />
Akt wird aber noch mehrere Monate in<br />
Anspruch nehmen. Deshalb sind die<br />
Anliegergemeinden bei der jüngsten<br />
Sitzung des Interessenverbandes Gäubahn<br />
im März in Singen einstimmig<br />
übereingekommen, die Planungskos-<br />
Die Ausbau-Pläne<br />
für die Gäubahn<br />
begünstigen auch<br />
den Güterverkehr.<br />
Die Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich soll schneller werden. Die<br />
Anliegergemeinden finanzieren die Planungskosten vor. Bild: DB<br />
ten in Höhe von etwa 450 000 Euro für<br />
die ersten Maßnahmen vorzufinanzieren.<br />
Die Mittel werden dann zu einem<br />
späteren Zeitpunkt durch die<br />
Bahn AG erstattet.<br />
Die Einstimmigkeit freut den Vorsitzenden<br />
des Interessenverbandes, den<br />
Horber Oberbürgermeister und MdL<br />
Michael Theurer, ganz besonders,<br />
denn auch die Kantone Zürich und<br />
Schaffhausen ziehen fi-<br />
nanziell mit. Rainer<br />
Kaufmann, Geschäftsführer<br />
des Interessenverbandes,<br />
dringt jetzt<br />
auf rasche Verhandlungen<br />
mit der Bahn, denn<br />
bis 2012 soll der Ausbau<br />
abgeschlossen sein. Dieses Datum ist<br />
deshalb so wichtig, weil die Schweizer<br />
Bahn SBB zugesagt hat, zu diesem Termin<br />
die Anschlüsse in Zürich zu optimieren.<br />
Dort arbeitet man mit einem<br />
so genannten Nullknoten, was besagt,<br />
dass die wichtigsten Linien unmittelbar<br />
um die volle Stunde in Zürich ankommen.<br />
Derzeit fährt der ICE Richtung<br />
Stuttgart erst 13 und 14 Minuten<br />
später ab. Diese Abfahrt wird ab 2012<br />
um sieben Minuten vorverlegt. Die<br />
Destination Stuttgart rückt in der<br />
Wichtigkeit also nach vorne.<br />
Als erstes muss nach Ansicht des<br />
Verbandes ein drei bis fünf Kilometer<br />
langer Streckenabschnitt südlich von<br />
Horb zweigleisig als so genannte Pufferstrecke<br />
ausgebaut werden. Hinzu<br />
kommen Beschleunigungsmaßnahmen<br />
auf der gesamten Strecke, etwa<br />
die Verlegung von Vorsignalen und<br />
Schranken-Auslösern sowie die Überhöhung<br />
von Kurven, damit sie von den<br />
Pendolino-Zügen schneller durchfahren<br />
werden können. Um den Intercity-<br />
Verkehr mit den Regionalbahnzügen<br />
und dem sehr erfolgreichen Ringzug<br />
in der Region Schwarzwald-Baar-<br />
Heuberg koordinieren zu können,<br />
sind in der Folge weitere zwei Abschnitte<br />
zweigleisig auszuführen.<br />
Die Ausbau-Pläne begünstigen<br />
prinzipiell auch den Güterverkehr, vor<br />
allem, wenn die Singener Kurve als<br />
Umgehung des Singener Bahnhofes<br />
für den Güterverkehr gebaut würde.<br />
Verstärkter Güterverkehr würde aber<br />
verstärkte Nachfrage nach Lärmschutzmaßnahmen<br />
bedeuten und die<br />
Frage von Nachtverkehren aufwerfen.<br />
Deshalb konzentriert sich der Interessenverband<br />
zunächst ganz auf die Optimierung<br />
des Personenverkehrs, um<br />
die Attraktivität der wichtigen Verkehrsader<br />
zu steigern.<br />
Vater Lothar und Sohn Dirk<br />
Schoner an ihrer Stangenpresse<br />
im Singener Betrieb Lean-Alu.<br />
Derzeit erweitert das <strong>Unternehmen</strong><br />
am Standort<br />
Singen. Bild: Tesche<br />
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Österreich. Doch jetzt hat Dirk Schoner<br />
die „Top Qualität“ von Alcan aus<br />
Kanada entdeckt. In der Nische für<br />
Kleinstprofile tummelt sich nur noch<br />
ein Mitbewerber in Holland. Doch die<br />
Nachfrage nach den gepressten Strängen<br />
hat so zugenommen, dass Lean<br />
-Alu erweitern muss.<br />
Schon Mitte 2000 wollten die Schoners<br />
zusätzlich eine 800-Tonnen-Presse<br />
aufstellen. Aber da das Gelände gebaut<br />
werden muss, verzögerte sich der<br />
Plan. 2007 kaufte die Familie das<br />
Grundstück. Jetzt sind die Grundmauern<br />
für die neue Halle schon gesetzt<br />
und die 800-Tonnen-Presse ist bestellt.<br />
Insgesamt sind fünf Millionen<br />
Euro für die Betriebserweiterung fällig.<br />
Im Dezember wird die neue Presse<br />
erwartet. 15 bis 20 neue Mitarbeiter<br />
werden dann in der Lean-Alu in der<br />
Carl-Benz-Straße 34 nötig werden, um<br />
die neuen Tonnagen zu erarbeiten:<br />
Hilfsarbeiter, Mechaniker, Schlosser<br />
und Werkzeugmacher. Im vergangenen<br />
Jahr hat Lean-Alu 6,8 Millionen<br />
Euro Umsatz erzielt. Eine tragende<br />
Rolle spielt dabei der Betriebsleiter<br />
Guido Schädler, wie Vater und Sohn<br />
Schoner erklären.<br />
News<br />
ZF FRIEDRICHSHAFEN<br />
Behr neuer Aufsichtsrat<br />
Giorgio Behr<br />
(Bild) führt<br />
künftig das<br />
Kontrollgremium<br />
der ZF. Der<br />
59-jährige<br />
Schweizer Unternehmer<br />
bringt zahlreiche<br />
Erfahrungen aus dem <strong>Management</strong><br />
und der Beratung in<br />
diese Funktion ein. Behr war<br />
bereits für das Beratungsunternehmen<br />
KPMG und die Hesta-<br />
Gruppe tätig und restrukturierte<br />
diverse <strong>Unternehmen</strong>, die er in<br />
seiner <strong>Unternehmen</strong>sgruppe Behr<br />
Bircher Cellpack BBC zusammenführte.<br />
Die ZF steigerte 2007<br />
seinen Umsatz um 8 Prozent auf<br />
12,65 Millionen Euro. Das operative<br />
Ergebnis lag bei 917 Millionen<br />
Euro. „2007 war das beste Jahr in<br />
der Geschichte der ZF“, sagte<br />
Vorstandsvorsitzender Hans-<br />
Georg Härter bei der Bilanzpressekonferenz.<br />
(sk)<br />
MTU<br />
Salem sagt nein<br />
Mit einer knappen Mehrheit<br />
kippten die Gegner in einem<br />
Bürgerentscheid das geplante<br />
Logistikzentrum der MTU im<br />
Gewerbegebiet von Neufrach/<br />
Salem. 85 000 Quadratmeter<br />
wollte das <strong>Unternehmen</strong> in Salem<br />
erwerben – stieß dabei aber auf<br />
enormen Widerstand bei den<br />
Bürgern. „Wir bedauern die Ablehnung<br />
zutiefst“, erklärt MTU<br />
Sprecher Wolfgang Boller. Jetzt<br />
beginnt für den Friedrichshafener<br />
Motorenbauer die intensive<br />
Suche nach einem Standort. (sk)<br />
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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 6 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
Dieser Laserstrahl geht unter die Haut<br />
◆ Radolfzeller Medizintechnikunternehmen Medsolution entwickelt erstes Gerät für den Hausgebrauch – Suche nach Investoren<br />
von Peter Ludäscher<br />
Radolfzell – Franz Werner Klöckener<br />
strahlt über das ganz Gesicht: „Wir haben<br />
ein tolles Produkt mit einem riesigen<br />
Marktpotenzial. Eigentlich gehört<br />
es in jeden Haushalt.“ Vor dem Marketing-Experten<br />
liegt ein futuristisch anmutendes<br />
Gerät. Mit seinen sanften<br />
Rundungen lädt es dazu ein, es in die<br />
Hand zu nehmen. Man erkennt drei<br />
Drucktasten und eine Digital-Anzeige.<br />
Schaltet man das Gerät ein, leuchtet<br />
das vordere Ende in intensivem Rot.<br />
„Ein Laserstrahl“, erklärt Klöckener.<br />
Das Wort „Laser“ klingt nach<br />
Hightech und Science Fiction, und die<br />
entfernt an eine Pistole erinnernde<br />
Form dieses Geräts, legt Gedanken an<br />
„Raumschiff Enterprise“ und Weltraum-Gefechte<br />
nahe. Doch es handelt<br />
sich hier keineswegs um eine Waffe,<br />
sondern um ein medizinisches Gerät<br />
zur Behandlung einer Vielzahl von<br />
Leiden, von schlecht heilenden Wunden<br />
bis zu Schmerzen nach Sportverletzungen.<br />
„Palm Laser“ nennt sich<br />
der von der Firma Medsolution in Radolfzell<br />
entwickelte Handlaser. Seine<br />
Wirkung beruht auf der Anregung des<br />
Zellstoffwechsels durch Laserlicht.<br />
Laser für jedermann<br />
„Die Wirkung des Laserlichts ist in vielen<br />
Studien erwiesen“, sagt Armin<br />
Kamp. Der promovierte Physiker ist<br />
Laser-Experte. Schon bevor er 1995 gemeinsam<br />
mit Marita Stegmann das<br />
<strong>Unternehmen</strong> Medsolution gründete,<br />
beschäftigte er sich beruflich mit der<br />
Anwendung von Lasern in der Medizintechnik.<br />
An seinem Arbeitsplatz in<br />
der Schweiz sah der gebürtige Bochumer<br />
jedoch kein Entwicklungspotenzial.<br />
Daher entschied er sich für die<br />
Selbständigkeit. Inzwischen hat er<br />
Medsolution zum Spezialisten für medizinische<br />
Softlaser-Technik entwickelt.<br />
Das kleine <strong>Unternehmen</strong> mit<br />
seinen acht Teilzeitkräften entwickelt<br />
und produziert stationäre Laser-Gerä-<br />
Softlaser<br />
Bei der Softlaser-Therapie strahlt<br />
niedrig-energetisches Laserlicht auf<br />
die Haut und bis zu sechs Zentimeter<br />
tief in das Gewebe hinein.<br />
Das Licht erzeugt eine sanfte<br />
Stimulation der Zellen, indem es die<br />
Synthese des „Energiekraftstoffs“<br />
ATP steigert. Auf diesem Weg<br />
werden die Durchblutung und der<br />
Lymphfluss verbessert. Schwellungen<br />
und Entzündungen nehmen<br />
ab, Zellaustauschprozesse werden<br />
angeregt, Schmerzen reduziert. Die<br />
Fußballer von Schalke 04 und<br />
Hertha BSC haben gleich mehrere<br />
Geräte im Einsatz, um bereits im<br />
Bus nach dem Spiel Verletzungen<br />
zu behandeln.<br />
Die biochemischen Reaktionen, die<br />
durch das Laserlicht angestoßen<br />
werden, führen zu folgenden<br />
Effekten: Beschleunigte Wundheilung,<br />
schnellere Schmerzfreiheit,<br />
Abbau von Schwellungen, Rötungen<br />
und Hämatomen, schnelleres<br />
Abklingen von Entzündungen<br />
Beschleunigte Regeneration des<br />
Gewebes, verminderte Narbenbildung,<br />
gesteigerte Kollagensynthese,<br />
verbesserte Durchblutung.<br />
(lud)<br />
te für Arztpraxen und seit 2003 den<br />
Palmlaser, der in der Praxis, aber auch<br />
vom Patienten zu Hause eingesetzt<br />
werden kann.<br />
„Die Herausforderung war, ein Laser-Gerät<br />
zu entwickeln, das auch der<br />
Laie ohne Gefahr einsetzen kann“,<br />
sagt Kamp. Denn Laserlicht kann bei<br />
unsachgemäßer Verwendung den Augen<br />
gefährlich werden. Die Vorschriften<br />
für Laser-Geräte sind daher streng.<br />
Häufig dürfen sie erst nach Ablegen einer<br />
Prüfung und nur mit Schutzbrille<br />
eingesetzt werden. Das hindert die<br />
Verbreitung der Technik. Kamp steckte<br />
viel Geld und Überlegung in die Entwicklung<br />
seiner Geräte. Sie bieten eine<br />
ausreichend hohe Leistung, um die<br />
gewünschte therapeutische Wirkung<br />
zu erreichen. Gleichzeitig sind sie aber<br />
ungefährlich in der Anwendungund<br />
können ohne behördliche Auflagen<br />
eingesetzt werden. Sicherheit und ein-<br />
Innovationspreis 2008: Drei erste Preise und vier Auszeichnungen vergaben Landkreis und Kreissparkasse Ravensburg<br />
an innovative <strong>Unternehmen</strong> im Landkreis Ravensburg. Bild: Müller<br />
Erfinderisches Oberschwaben<br />
◆ Beim WIR-Innovationspreis machen erstklassige Neuentwicklungen das Rennen<br />
von Barbara Müller<br />
Ravensburg – „Der Landkreis Ravensburg<br />
hat keine Bodenschätze, aber<br />
viele andere Schätze – die heutigen<br />
Preisträger zum Beispiel“, sagte Landrat<br />
Kurt Widmaier bei der Verleihung<br />
des WIR-Innovationspreises in der<br />
Kreissparkasse Ravensburg (KSK). Die<br />
WIR Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft<br />
Landkreis Ravensburg<br />
mbH hatte den Preis in Kooperation<br />
mit der KSK ausgeschrieben.<br />
Drei erste Preise gingen an die<br />
Lissmac Maschinenbau und Diamantwerkzeuge<br />
GmbH (Bad Wurzach),<br />
die SET GmbH (Wangen im Allgäu)<br />
und die Virtuelle Flurbereinigung<br />
Riedhausen GbR (Riedhausen).<br />
Die drei <strong>Unternehmen</strong> teilen sich das<br />
Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro zu<br />
gleichen Teilen.<br />
Die Lissmac Maschinenbau und Diamantwerkzeuge<br />
GmbH wurde für die<br />
Entwicklung der Schleif- und Entgratmaschine<br />
SBM/GS zur beidseitigen Bearbeitung<br />
von laser-, plasma- und autogengeschnittenen<br />
Blechwerkstücken<br />
ausgezeichnet. Durch das innovative<br />
Schleifverfahren unterliegt das Schleifmittel<br />
einem über die gesamte Arbeitsbreite<br />
gleichmäßigen Verbrauch. Das<br />
Verfahren ermöglicht die beidseitige<br />
Oberflächenbehandlung und Entgratung<br />
von mehreren Werkstücken in einem<br />
einzigen Arbeitsgang. Das führt zu<br />
längeren Standzeiten und weniger<br />
Wechselintervallen des Schleifwerkzeugs.<br />
Die Bearbeitungszeit pro Werkstück<br />
reduziert sich gegenüber herkömmlichen<br />
Verfahren um 50 Prozent.<br />
Ein Gerät zur Echtzeitsimulation<br />
des elektrophysikalischen Verhaltens<br />
von elektrischen Systemkomponen-<br />
ten am Beispiel eines Elektromotors<br />
hat die 2001 in Wangen im Allgäu gegründete<br />
SET GmbH mit ihren aktuell<br />
40 Mitarbeitern entwickelt. Mit der<br />
Motorsimulation VDM 310 gelingt es,<br />
den Elektromotor in seinem gesamten<br />
elektrophysikalischen Verhalten realitätsnah<br />
abzubilden. Dadurch entfällt<br />
ein aufwändiger mechanischer Testaufbau<br />
und alle in der Realität auftretenden<br />
Betriebspunkte können unter<br />
Laborbedingungen besser dargestellt<br />
werden. Erfolgreich eingesetzt wurde<br />
die innovative Simulationstechnik bereits<br />
bei der Entwicklung des Kabinendruckregelsystems<br />
beim Airbus A380.<br />
Die dritte prämierte Innovation ist<br />
das Ergebnis eines Pilotprojekts von<br />
zwölf Landwirten in Riedhausen, die<br />
„Der Landkreis Ravensburg<br />
hat keine Bodenschätze,<br />
aber viele andere Schätze“<br />
LANDRAT KURT WIDMAIER<br />
Laser-Experten:<br />
Marita<br />
Stegmann,<br />
Armin<br />
Kamp. Bild:<br />
Ludäscher<br />
mit Unterstützung der Fachhochschule<br />
Nürtingen und des Ministeriums ländlicher<br />
Raum eine flurstückübergreifende<br />
Landbewirtschaftung mit Hilfe von<br />
GPS-Technology entwickelten und<br />
heute gemeinsam eine Fläche von 220<br />
Hektar bewirtschaften. Mit Hilfe der<br />
„virtuellen Flurbereinigung“ gelingt es<br />
dem Riedhausener <strong>Unternehmen</strong>, den<br />
Ernteertrag pro Hektar um mehr als 10<br />
Prozent zu steigern. Die gesamten Flächenbewirtschaftungskosten<br />
lassen<br />
sich mit dieser innovativen Bearbeitungsmethode<br />
nahezu halbieren.<br />
Neben den drei ersten Preisen gab<br />
es im Rahmen des Innovationspreises<br />
2007/08 noch vier Auszeichnungen.<br />
Diese gingen an die Atoll GmbH und<br />
die Venta-Luftwäscher GmbH (beide<br />
Weingarten), die Knecht Maschinenbau<br />
GmbH (Bergatreute) und die Baljer<br />
& Zembrod GmbH & Co. KG (Altshausen).<br />
27 Bewerbungen waren für<br />
den WIR-Innovationspreis 2007/08<br />
eingegangen. „Machen Sie weiter so“,<br />
ermunterte Landrat Widmaier die Gewinner,<br />
„dann bleibt unsere Region<br />
das, was sie ist: eine Nummer-1-Region<br />
mit erstklassigen <strong>Unternehmen</strong>.“<br />
Unternehmer rangierten derzeit,<br />
was das Image betreffe, im unteren<br />
Bewertungsdrittel der Gesellschaft,<br />
bedauerte der KSK-Vorstandsvorsitzende<br />
Heinz Pumpmeier. Zu Unrecht<br />
würden sie wegen unschöner Vorkommnisse<br />
in einigen Vorstandsetagen<br />
von der Bevölkerung in Sippenhaft<br />
genommen. „Dabei sind vor allem<br />
die mittelständischen Unternehmer<br />
fleißige Bienen“, sagte Pumpmeier.<br />
Ihnen verdanke die Region Bodensee-Oberschwaben<br />
den wirtschaftlichen<br />
Wohlstand. Erich Wintermantel,<br />
Ordinarius für Medizintechnik an der<br />
TU München, begeisterte in seinem<br />
Festvortrag mit Berichten über neueste<br />
Forschungsergebnisse aus dem Bereich<br />
der Medizintechnik. Er appellierte<br />
an die mittelständischen Unternehmer,<br />
stärker den Schulterschluss<br />
mit der akademischen Seite zu suchen.<br />
„Wir sind nicht mehr die verknöcherten<br />
Professoren von früher,<br />
sondern offen für innovative Ideen<br />
und Kooperationen. Den jugendlichen<br />
Nachwuchs forderte er auf, das<br />
Handwerk zu achten, da von dort<br />
wichtige Impulse kämen. „Die Welt ist<br />
die Plattform, nicht der Kreis Ravensburg<br />
oder Deutschland“, sagte Wintermantel.<br />
fache Anwendung sind auch für den<br />
medizinischen Laien gewährleistet.<br />
„Wir haben den ersten wirksamen Laser<br />
auch für den Hausgebrauch“, freut<br />
sich Kamp.<br />
Etwa drei Viertel seines Umsatzes<br />
erzielt das <strong>Unternehmen</strong> in Asien.<br />
„Thailand, Taiwan, Hongkong und die<br />
Philippinen sind unsere wichtigsten<br />
Märkte“, berichtet Marita Stegmann,<br />
die sich gemeinsam mit dem freien<br />
Handelsvertreter Franz Werner Klöckener<br />
um den Vertrieb kümmert.<br />
„Dort verkaufen wir hauptsächlich die<br />
stationären Geräte.“ In Asien setzen<br />
Stuttgart/Bermatingen – Für den<br />
Rohwedder-Konzern (Bermatingen)<br />
war 2007 ein Jahr der Weichenstellungen.<br />
„Es war hart und schwierig, aber<br />
wir sind auf dem richtigen Weg“, gab<br />
sich Vorstandschef Joachim Rohwedder<br />
optimistisch für die Zukunft. Das<br />
zeige schon die Geschäftsentwicklung<br />
im ersten Quartal 2008, in dem sowohl<br />
die Gesamtleistung als auch das Ergebnis<br />
des Konzerns deutlich über<br />
den Planungen gelegen habe.<br />
Wichtigster Meilenstein im vergangenen<br />
Jahr war für den Anbieter komplexer<br />
Systemlösungen für die Automatisierungstechnik<br />
die Übernahme<br />
der finnischen Jot Automation mit ihren<br />
400 Mitarbeitern. 24 Millionen Euro<br />
ließ sich Rohwedder diesen Zukauf<br />
kosten. Eine Investition, die sich nach<br />
Ansicht des Vorstandschefs auch langfristig<br />
auszahlen wird. Das gelte nicht<br />
zuletzt für den Standort Radolfzell:<br />
Nach der Insolvenz der deutschen<br />
BenQ-Handytochter sei hier ein Auftragsvolumen<br />
von 20 Millionen Euro<br />
mit hoher Marge weggebrochen. „Das<br />
mussten wir schnell kompensieren,<br />
um einen größeren Abbau zu vermeiden“,<br />
unterstrich Rohwedder. Mit Hilfe<br />
der Jot-Übernahme kann diese Lücke<br />
nun geschlossen werden.<br />
Auch für den Gesamtkonzern hat<br />
der Zukauf einen Wachstumsschub<br />
mit sich gebracht. Lag die Gesamtleistung<br />
2006 noch bei 89,2 Millionen Euro,<br />
machte sie im vergangenen Jahr<br />
schon 132,5 Millionen Euro aus. Allein<br />
48 Millionen davon entfielen auf Jot<br />
Automation und die Lörracher Mimot,<br />
die der Konzern ebenfalls im vergangenen<br />
Jahr übernommen hat.<br />
Damit hat Rohwedder auch sein<br />
Ziel erreicht, die Geschäftsbereiche<br />
Mechatronics Production Solutions<br />
(MPS/Montage und Mikromontage)<br />
sowie Electronics Production Solutions<br />
(EPS/Elektronikproduktion) etwa<br />
gleich stark zu machen. So erhöhte<br />
sich die Gesamtleistung bei EPS im<br />
vergangenen Jahr von 25,2 Millionen<br />
auf 63,7 Millionen Euro, während sie<br />
bei MPS 69,0 Millionen nach 65,2 Millionen<br />
Euro ausmachte.<br />
Allerdings sind und waren die Neuerwerbungen<br />
– neben dem Kaufpreis<br />
– zunächst auch mit einigen Kosten<br />
verbunden. Das hat Spuren auf der Er-<br />
Auch die Fußballer von<br />
Schalke 04 nutzen das<br />
Radolfzeller Lasergerät, um<br />
Sportverletzungen zu behandeln.<br />
Im Hausgebrauch<br />
kann der Palmlaser die<br />
Wundheilung beschleunigen.<br />
Bild: Medsolution<br />
nicht nur Ärzte die Softlaser-Therapie<br />
ein, sondern auch Kosmetik-Studios<br />
verwenden das sanfte Laserlicht zur<br />
Behandlung von verschiedenen Haut-<br />
Irritationen und Akne.<br />
Alles klar also bei Medsolution?<br />
Nicht ganz. Denn das <strong>Unternehmen</strong><br />
kann sein Wachstumspotenzial nicht<br />
so ausschöpfen, wie es sich die Gründer<br />
wünschen. Es fehlt das für eine<br />
breite Vermarktung erforderliche Kapital.<br />
Die selbst erwirtschafteten Mittel<br />
werden zu einem großen Teil vom<br />
Aufwand für die Zertifizierung des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
und seiner Produkte auf-<br />
tragsseite hinterlassen. So verringerte<br />
sich das Ergebnis vor Zinsen und<br />
Steuern (Ebit) von 6,7 Millionen auf<br />
1,5 Millionen Euro. Darin ist der Erlös<br />
aus dem Verkauf der restlichen<br />
Roth&Rau-Aktien in Höhe von 10 Millionen<br />
Euro bereits enthalten. Ohne<br />
diesen Sondereffekt wäre das Ergebnis<br />
also deutlich in den roten Zahlen.<br />
Angesichts dessen will der Vorstand<br />
der Hauptversammlung Ende Juni<br />
vorschlagen, für 2007 auf eine Dividende<br />
zu verzichten.<br />
Belastet wurde das Ergebnis von außerordentlichen<br />
Aufwendungen in<br />
Höhe von 2,2 Millionen Euro. Hier<br />
schlugen sich nicht nur die Kosten für<br />
die Jot-Integration, sondern auch „erhebliche“<br />
Produktionsprobleme in<br />
Bermatingen nieder. „Wir wollten hier<br />
das Angebot mit neuen Projekten erweitern,<br />
was aber mit ständigen Änderungen<br />
aufgrund der Kundenwünsche<br />
verbunden war“, erläuterte Rohwedder.<br />
Das habe den Standort Bermatingen<br />
überfordert. Trotz dieser Schwierigkeiten<br />
habe man auf kurzfristige<br />
Personalanpassungen verzichtet.<br />
„Damit wäre viel Know-how verloren<br />
gegangen. Und außerdem glauben wir<br />
an den Standort und seine Technolo-<br />
gefressen. Um das im <strong>Unternehmen</strong><br />
schlummernde Potenzial zu wecken,<br />
denkt Kamp jetzt an die Aufnahme<br />
privater Investoren in die Firma.<br />
Da Medsolution medizintechnische<br />
Geräte herstellt, schlägt es sich mit<br />
den ständig wachsenden Anforderungen<br />
an die Zertifizierung herum. Die<br />
gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen,<br />
kostet viel Zeit und Geld – vor allem<br />
gemessen an der <strong>Unternehmen</strong>sgröße.<br />
„Wir sind wahrscheinlich eines<br />
der kleinsten zertifizierten Medizintechnik-<strong>Unternehmen</strong><br />
in Deutschland“,<br />
seufzt Kamp. Ganz schwierig sei<br />
es, die Anforderungen der US-Behörden<br />
zu erfüllen. Dabei sei gerade der<br />
nordamerikanische Markt außerordentlich<br />
vielversprechend für das Radolfzeller<br />
<strong>Unternehmen</strong>.<br />
Kapitalgeber gesucht<br />
„Wir müssen wachsen, damit sich die<br />
Zertifizierungskosten besser rechnen“,<br />
sagt Kamp. Doch für die Finanzierung<br />
des Wachstums wäre mehr<br />
Kapital erforderlich. Aber als kleines<br />
<strong>Unternehmen</strong> bleibt Medsolution der<br />
Zugang zu Venture Capital versperrt,<br />
und eine Bankfinanzierung sei „praktisch<br />
unmöglich“, so Kamp.So kann<br />
Medsolution nur aus eigener Kraft<br />
wachsen. Der schnelle Ausbau des<br />
Vertriebsnetzes und die Produktion<br />
großer Stückzahlen – sie würde Preissenkungen<br />
ermöglichen – sind so jedoch<br />
kaum möglich. Ganz zu schweigen<br />
von der Vermarktung der bereits<br />
fertig entwickelten Innovationen wie<br />
des Laser-Gerätes zur Behandlung<br />
von Tinitus. Das kleine Gerät wird vom<br />
Patienten täglich eine halbe Stunde<br />
am Ohr getragen. Das in den Gehörgang<br />
gelenkte Laserlicht regeneriert<br />
die Zellen im Innenohr. „Wir haben<br />
noch weitere Produkt-Ideen, die für<br />
einen Investor interessant sein könnten“,<br />
sagt Kamp.<br />
Im Netz:<br />
www.medsolution.de<br />
Rohwedder verdaut Zukäufe<br />
◆ Kräftiges Wachstum durch Akquisitionen – Integrationskosten belasten aber Ergebnis<br />
von Hildegard Linssen<br />
Will die Aktivitäten in China ausbauen:<br />
Rohwedder-Chef Joachim<br />
Rohwedder. Bild: Rohwedder<br />
gie“, betonte Rohwedder. Nachdem<br />
man nun die Strategie wieder gewechselt<br />
habe, seien „die größten Baustellen<br />
jetzt geschlossen“. Um wieder<br />
„Ruhe in den Laden zu bringen“, habe<br />
man etwa die Gesamtleistung an diesem<br />
Standort im laufenden Jahr „signifikant“<br />
heruntergefahren. Im ersten<br />
Halbjahr 2008 werde Bermatingen allerdings<br />
noch rote Zahlen schreiben.<br />
Um die Abhängigkeit des Werks<br />
Bermatingen vom Automobil-Sektor<br />
zu verringern, soll der Bereich Medical<br />
ausgebaut werden. „Wir wollen<br />
mit unseren Kunden auf Augenhöhe<br />
zusammenarbeiten und eine faire<br />
Partnerschaft, die im Automobil-Bereich<br />
nicht immer gegeben ist“, erläuterte<br />
der Vorstandschef. Die großen<br />
Autokonzerne machten Druck auf die<br />
Zulieferer und diese gäben den Druck<br />
dann weiter. „Und am Ende der Kette<br />
sind dann <strong>Unternehmen</strong> wie Rohwedder.“<br />
Gleichzeitig ist sich Rohwedder<br />
sicher, dass der Bereich Medical<br />
angesichts der demographischen Entwicklung<br />
in Zukunft eine immer wichtigere<br />
Rolle auf den Märkten spielen<br />
wird.<br />
Mit dem Zukauf von Jot Automation<br />
ist Rohwedder auch bedeutend internationaler<br />
geworden. So erhöhte sich<br />
der Auslandsanteil 2007 von 34,1 auf<br />
52,0 Prozent. Künftig soll diese Entwicklung<br />
weiter verstärkt werden. Das<br />
gilt besonders für die Geschäfte in<br />
China, wo der Konzern die Mitarbeiterzahl<br />
in Peking von derzeit 50 auf<br />
das Doppelte erhöhen will. „Durch die<br />
sukzessive Verlagerung unserer Wertschöpfungskette<br />
nach China wird dieser<br />
Standort als Produktionsstätte zunehmend<br />
an Bedeutung gewinnen“,<br />
sagte Rohwedder. Betroffen von der<br />
Verlagerung sind die Standorte in<br />
Finnland und Estland. Ob sich die<br />
Auslandspläne langfristig auch auf<br />
Deutschland auswirken werden, ließ<br />
der Vorstandschef offen: „Das wäre in<br />
die Kristallkugel geschaut, zu sagen,<br />
was in ein paar Jahren ist.“<br />
Für das laufende Jahr peilt der Konzern<br />
eine Gesamtleistung von 150 Millionen<br />
Euro und ein Ebit von 4,0 Millionen<br />
Euro an. Weitere Akquisitionen<br />
sind nicht geplant. „Das Haus ist mittlerweile<br />
gebaut. Jetzt geht es darum,<br />
die Wände hochzuziehen, damit wir<br />
im Jahr 2010 da sind, wo wir hinwollen.“
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 7<br />
Koffer gegen den Kabelsalat<br />
◆ Föhrenbach Analytics baut maßgefertigte Gehäuse für jeden Zweck – jetzt auch für die biometrische Erkennung<br />
von Holger Thissen<br />
Löffingen-Unadingen – Am Anfang ist<br />
der Kabelsalat. Auch bei der mobilen<br />
biometrischen Erkennung. Denn bevor<br />
Fingerabdruck, Gesichtszüge und<br />
die persönliche Unterschrift digital erfasst<br />
werden, müssen Kamera, Fingerscanner<br />
und Unterschriftenleser<br />
aufgebaut und einzeln mit dem Laptop<br />
verkabelt werden. Das kostet Zeit,<br />
Nerven und bringt garantiert Strippenchaos.<br />
Bislang. Dann kam die<br />
Unadinger Firma Föhrenbach Analytics<br />
GmbH um Geschäftsführerin Ursula<br />
Hauser ins Spiel und brachte mit<br />
einem maßgeschneiderten Systemkoffer<br />
Ordnung in den Kabelsalat.<br />
Aufklappen, anschalten, fertig<br />
Hauser ließ ihre Mitarbeiterin Diana<br />
Sonntag einen Hartschalenkoffer entwerfen,<br />
in dem alle elektronischen Geräte<br />
inklusive Laptop und Magnetkartenleser<br />
fertig verkabelt Platz finden.<br />
Wo zuvor 30 Minuten vergingen, bis die<br />
Geräte zur biometrischen Erfassung<br />
einsatzbereit waren, heißt es jetzt nur:<br />
Koffer aufklappen, das integrierte Notebook<br />
hochfahren und loslegen. Interessant<br />
ist der kompakte Biometrik-Koffer<br />
nicht nur für Behörden, <strong>Unternehmen</strong><br />
oder bei Veranstaltungen. Auch Krankenkassen,<br />
Vereine oder Fitness-Studios<br />
hat der Schwenninger Software-<br />
Anbieter DCS Europe ID Solutions<br />
GmbH, in deren Auftrag Föhrenbach<br />
Analytics das Gehäuse entwickelt hat,<br />
als Kunden im Visier. Schließlich lassen<br />
sich mit dem Set ohne große Vorbereitung<br />
Kundenkarten, Mitarbeiterausweise<br />
oder Besucherkarten erstellen. DCS<br />
rechnet deshalb mit starker Nachfrage<br />
nach dem Biometrik-Koffers.<br />
So wie der kompakte Koffer zur Datenerfassung<br />
entstehen viele Spezialgehäuse<br />
bei Föhrenbach als Auftragsarbeiten.<br />
Föhrenbach Analytics entwickelt<br />
und fertigt die Hartschalen- oder<br />
Aluminiumkoffer, der Auftraggeber<br />
füllt sie mit Inhalt. Das können Werkzeuge,<br />
elektronische Geräte oder tragbare<br />
Schminktische mit aufklappbaren<br />
Flügelspiegeln sein. „Die Anwendungsmöglichkeiten<br />
sind unbegrenzt“, sagt<br />
Firmen-Chefin Hauser, die das <strong>Unternehmen</strong><br />
seit der Gründung 2003 führt<br />
und beständig erweitert hat. Innerhalb<br />
von fünf Jahren hat Hauser die Mitarbeiterzahl<br />
von fünf auf 20<br />
vervierfacht, der Um-<br />
Der Koffer für die<br />
biometrische Datenerfassung.<br />
Kamera, Fingerscanner,<br />
Unterschriftenfeld und Laptop<br />
sind kompakt untergebracht. Langes Aufbauen<br />
und verkabeln der Einzelteile entfällt. Bild: DCS<br />
satz stieg 2006 auf 3 Millionen Euro.<br />
„Die Branche und die Aufgaben<br />
als Geschäftsführerin waren für<br />
mich absolutes Neuland“, sagt die<br />
gelernte Hotelfachfrau Hauser.<br />
Aber sie hat sich durchgebissen<br />
und die Mitarbeiterzahl innerhalb<br />
eines halben Jahres nach der Gründung<br />
verdoppelt. Anfangs, mit nur<br />
einem Kunden aus der Medizintechnik,<br />
stellte das <strong>Unternehmen</strong><br />
nur die Alukoffer für die Kleinserien<br />
im eigenen Haus her. Die Hartschalenkoffer,<br />
die sich erst ab einer<br />
Föhrenbach Analytics<br />
Föhrenbach Analytics ist ein eigenständiges<br />
<strong>Unternehmen</strong> der Föhrenbach-Gruppe<br />
in Löffingen-<br />
Unadingen. Der Hauptsitz ist im<br />
selben Gebäude wie der Automatisierungs-<br />
und Präzisionsmaschinenbauer.<br />
Der Chef der<br />
Föhrenbach-Gruppe, Manfred<br />
Föhrenbach, ist neben Ursula<br />
Hauser Hauptgesellschafter der<br />
Föhrenbach Analytics. Keimzelle der<br />
Föhrenbach Analytics war der<br />
Koffersystemhersteller Santox. (hot)<br />
Höchste Präzision im Großformat<br />
◆ Wehrer Zahnradfabrik Kownatzki investiert Millionen in neue Produktionsmaschine<br />
von Justus Obermeyer<br />
Wehr – Hightech aus Wehr: Eine millionenschwere<br />
Investition hat die<br />
Zahnradfabrik Kownatzki in diesen<br />
Tagen in Betrieb genommen: Eine<br />
selbst entwickelte Verzahnungsmaschine,<br />
mit der außergewöhnlich große<br />
Werkstücke in höchster Präzision<br />
bearbeitet werden können. Zwei Jahre<br />
Entwicklungsarbeit stecken in der<br />
Kownatzki<br />
Die Zahnradfabrik Kownatzki wurde<br />
1965 von den Zwillingen Werner<br />
und Günter Kownatzki gegründet.<br />
Mittlerweile sind deren Söhne<br />
Michael und Jürgen in die Geschäftsführung<br />
eingestiegen. Heute<br />
stellt die Firma mit rund 90 Mitarbeitern<br />
High-Tech-Teile für die<br />
Antriebstechnik her. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
produziert Zahnräder und<br />
Getriebeteile für Werkzeugmaschinen<br />
und Maschinenbau sowie die<br />
Schwerindustrie und den Schiffsbau.<br />
Kunden hat das <strong>Unternehmen</strong><br />
im gesamten europäischen Raum.<br />
Seit 2004 wurde die Produktionsfläche<br />
von 3500 auf rund 5000<br />
Quadratmeter erweitert. Dabei hat<br />
Kownatzki etwa zwölf Millionen<br />
Euro investiert. (job)<br />
zehn Meter langen Maschine. Entworfen<br />
wurde sie von Günter Kownatzki,<br />
einem der beiden Firmengründer.<br />
„Ein Unikat“, erklärt sein Sohn Michael.<br />
Bis zu sechs Meter lange Werkstücke<br />
können damit bearbeitet werden,<br />
in einer Präzision, die bei üblichen<br />
Maschinen nicht möglich ist. „Wir stoßen<br />
damit in eine ganz neue Dimension<br />
vor. In Fachkreisen gilt die Maschine<br />
als Sensation“, so der Geschäftsführer<br />
über die Maschine mit einem<br />
Marktwert von 1,8 Millionen Euro.<br />
Das jüngste Kind aus dem Hause<br />
Kownatzki ist stolze 35 Tonnen schwer<br />
und trägt den Namen „HAF 6000 GK“.<br />
Die Abkürzung steht für „Horizontale<br />
Abwälz-Fräsmaschine“, die maximale<br />
Länge der Werkstücke von 6000 Millimetern<br />
und den Initialen von Günter<br />
Kownatzki. „Betriebsintern gibt es<br />
noch eine humorvolle Begründung für<br />
die Abkürzung“, erklärt Michael<br />
Kownatzki augenzwinkernd: „Der<br />
Meister, der die Maschine betreut,<br />
heißt ‚Herr Axel Felber’“.<br />
Aus Gewichtsgründen (allein das<br />
Maschinenbett wiegt 22 Tonnen) wurden<br />
die Großteile in einer Chemnitzer<br />
Firma bearbeitet, die kleineren Einheiten<br />
in Wehr-Öflingen gefertigt und<br />
das Ganze dann in Chemnitz komplettiert.<br />
Zum Schluss wurde das Ungetüm<br />
mit einem Spezialtransport nach<br />
Öflingen geschafft. Nun können hier<br />
komplexe Spezialaufträge erledigt<br />
Die jüngste Großinvestition der Zahnradfabrik Kownatzki, betreut von Axel<br />
Felber, hat einen Marktwert von 1,8 Millionen Euro. Bild: Obermeyer<br />
werden. Zumeist sind es Einzelanfertigungen<br />
oder kleinere Stückzahlen.<br />
Die voll durch Computer gesteuerte<br />
Maschine erlaubt die Fertigung aller<br />
bekannten Modifikationen der Verzahnungstechnik<br />
in äußerst hoher<br />
Qualität. Bei einem aufwändigen Auftrag<br />
kann die Laufzeit für ein einzelnes<br />
Werkstück bis zu einer Woche betragen.<br />
Es ist nicht die erste Maschine,<br />
die von Günter Kownatzki entwickelt<br />
wurde. Bis in die erste Hälfte der 80er<br />
Ordnung muss sein. Föhrenbach Analytics-Chefin Ursula Hauser vor einer<br />
Auswahl ihrer kompakten Spezialgehäuse. Bild: Thissen<br />
Jahre wurden in einer Werkhalle des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s serienmäßig Maschinen<br />
produziert, bis sich das <strong>Unternehmen</strong><br />
auf die Herstellung von Zahnrädern<br />
konzentrierte. Hier fand sie eine<br />
Nische, die das <strong>Unternehmen</strong> weiter<br />
ausfüllte und zu einem der Marktführer<br />
wurde. „Bei der Qualität trennt sich<br />
die Spreu vom Weizen. Bei höchsten<br />
Ansprüchen gibt es nur noch eine<br />
Hand voll Firmen, die das überhaupt<br />
können“, so Kownatzki.<br />
Stückzahl von mindestens hundert<br />
rechnen, ließ Hauser auswärts fertigen.<br />
Doch das Geschäft lief so gut,<br />
dass Hauser seit 2007 auf einer eigenen<br />
Tiefziehmaschine die Hartschalengehäuse<br />
selbst produziert.<br />
Die Kunden kommen zumeist aus<br />
technischen Bereichen wie Medizintechnik,<br />
Forschungsinstituten, Militäreinrichtungen<br />
oder Messtechnik. Die<br />
digitalen Tachographen des Villinger<br />
Werks von Continental-VDO, mit dem<br />
Speditionen ihre Fahrer schulen, stecken<br />
auch in einem Gehäuse von Föhrenbach<br />
Analytics. Angenehm für<br />
Hauser: Die Kunden kommen zu ihr.<br />
Kaltakquise hat Föhrenbach Analytics<br />
nicht nötig. „Unsere Kunden werden<br />
nur auf Empfehlung oder durch persönliche<br />
Kontakte auf uns aufmerksam“,<br />
sagt Hauser.<br />
Ursula Hauser ist die ordnende<br />
Hand im <strong>Unternehmen</strong>. Die 48-Jährige<br />
kümmert sich um Finanzen, Planung,<br />
Personal. Ihr Mann Peter Hauser<br />
ist hingegen der kreative Kopf mit<br />
den zündenden Ideen, die in einen<br />
kleinen Koffer passen müssen. Da ist<br />
echte Puzzle-Arbeit gefragt, bis die<br />
Plätze und Aussparungen für die Einzelteile<br />
optimal im Koffer angeordnet<br />
sind und Schluss ist mit Kabelsalat.<br />
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Goodbye St. Georgen:<br />
GFT-Zentrale zieht<br />
nach Stuttgart<br />
St. Georgen (ath) Nachdem der Vorstand<br />
bereits in die Landeshauptstadt<br />
umgezogen ist, plant die GFT Technologies<br />
AG, auch den Firmensitz von St.<br />
Georgen nach Stuttgart zu verlegen.<br />
Die Aktionäre sollen in der Hauptversammlung<br />
am 11. Juni über das Vorhaben<br />
abstimmen. Wie Vorstandsvorsitzender<br />
Ulrich Dietz sagte, sei jedoch<br />
nicht geplant, den Standort St.<br />
Georgen zu schließen. Schon jetzt ist<br />
die GFT-Gruppe an mehr als 20 Standorten<br />
in neun Ländern vertreten.<br />
Nächste Schritte, so Dietz, seien der<br />
Ausbau des Entwicklungszentrums in<br />
Brasilien und die zügige Expansion<br />
nach Osteuropa. Dazu sei es notwendig,<br />
dass die Zentrale des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
von Besuchern und Mitarbeitern<br />
verkehrstechnisch günstig zu erreichen<br />
sei. Der Standort St. Georgen,<br />
wo aktuell rund 70 Mitarbeiter beschäftigt<br />
sind, biete sehr viele Vorteile,<br />
so Dietz. Die Kontinuität sei sehr<br />
hoch, die meisten der Mitarbeiter im<br />
Schwarzwald begleiten GFT seit vielen<br />
Jahren. „Als Basis für die weitere <strong>Unternehmen</strong>sentwicklung<br />
ist Stuttgart<br />
als <strong>Unternehmen</strong>ssitz für uns günstiger“,<br />
so Dietz. Nach 20 Jahren im<br />
Gründer- und Technologiezentrum St.<br />
Georgen sei nun die Zeit gekommen,<br />
für die Firmenzentrale<br />
ein Gebäude und<br />
einen Standort zu<br />
wählen, das dem heutigen<br />
und künftigen<br />
Anspruch des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
gerecht<br />
werde. Die Branche<br />
unterliege dem steten<br />
Wandel, auf den entsprechend<br />
reagiert<br />
Ulrich Dietz<br />
werden müsse. Als <strong>aktuelle</strong>s Beispiel<br />
nennt Dietz den Bereich „Services“, in<br />
dem GFT stark mit Banken zusammenarbeitet.<br />
Durch die <strong>aktuelle</strong> Krise<br />
auf den Finanzmärkten hätten sich die<br />
Anforderungen aktuell sehr geändert.<br />
Ein Teil der Verwaltung soll aber in St.<br />
Georgen ebenso bestehen bleiben wie<br />
mehrere Entwicklungsabteilungen,<br />
sagte der Vorstandsvorsitzende.„Wir<br />
sind auch dabei, Personal einzustellen,<br />
etwa für die Buchhaltung und die<br />
Personalabteilung.“ Die für das<br />
Deutschlandgeschäft zuständige Personalabteilung<br />
hat ihren Sitz in St.<br />
Georgen und werde auch hier bleiben.<br />
In Stuttgart ist GFT bereits seit 1997<br />
mit einem Standort vertreten; im<br />
Stadtteil Plieningen wurde im vergangenen<br />
Jahr ein repräsentatives Gebäude<br />
bezogen. „Wir haben uns bewusst<br />
dafür entschieden, in Baden-Württemberg<br />
zu bleiben“, sagt Dietz. „Wir<br />
werden unsere Anfänge im Schwarzwald<br />
nicht vergessen. Ich will mich<br />
nicht über St. Georgen beschweren.<br />
Aber es gibt heute so viele Möglichkeiten,<br />
Zukunftskonzepte zu entwickeln.<br />
Wenn man die nicht wahrnimmt, ist es<br />
schade für die Leute und schade für<br />
die Industrie. GFT wird auch in Zukunft<br />
ein kritischer Begleiter des Geschehens<br />
bleiben.“<br />
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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 8 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
News<br />
KETTERER<br />
Neue Abfüllanlage<br />
1,5 Millionen Euro<br />
investiert die<br />
Brauerei Ketterer<br />
mit Sitz in<br />
Hornberg in<br />
eine neue Abfüllanlage<br />
für Bier. Für<br />
eine kleine Privatbrauerei sei eine<br />
solche Investitionssumme nicht<br />
leicht zu schultern, so Inhaber<br />
Michael Ketterer bei der Einweihung<br />
der Anlage. Machbar sei<br />
das nur mit Fördermitteln für die<br />
Entwicklung ländlicher Raum, die<br />
das Land Baden-Württemberg<br />
bereitstellt. (sk)<br />
FREI LACKE<br />
Neues Logistikzentrum<br />
Der Lackhersteller Frei Lacke mit<br />
Sitz in Döggingen bei Bräunlingen<br />
baut ein neues Logistikzentrum.<br />
Die Projektgesamtkosten inklusive<br />
der innerbetrieblichen<br />
Logistik- und Lagersysteme belaufen<br />
sich auf rund 7 Millionen<br />
Euro. Auch der Versand und die<br />
Kommissionierung sollen erweitert<br />
werden. Zudem soll ein<br />
zentrales Hochregallager entstehen,<br />
das eine Kapazität von<br />
4800 Stellplätzen hat. Die Fertigstellung<br />
der Maßnahmen ist für<br />
das zweite Halbjahr 2009 geplant.<br />
Frei Lacke bekennt sich damit zu<br />
seinem einzigen Entwicklungsstandort.<br />
(sk)<br />
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Alno tief in den roten Zahlen<br />
◆ Sanierung des Küchenmöbelherstellers lässt Verluste weiter steigen – Alno-Chef Kellinghusen: 2008 wieder profitabel<br />
von Julia Schönmuth<br />
Pfullendorf – Die Alno AG ist durch<br />
das umfangreiche Sanierungsprogramm<br />
tiefer in die roten Zahlen gerutscht.<br />
Das Ergebnis vor Steuern<br />
brach im Vergleich zu 2006 um 43,8<br />
Millionen auf 61 Millionen Euro ein.<br />
Alno-Chef Georg Kellinghusen geht<br />
weiterhin davon aus, 2008 wieder Gewinne<br />
zu erwirtschaften. Dennoch<br />
sagte er, die Zukunft des Küchenmöbelherstellers<br />
sei ungewiss.<br />
Wegen seines millionenschweren<br />
Sparprogramms ist der Küchenmöbelhersteller<br />
Alno im vergangenen<br />
Jahr noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht.<br />
Das Ergebnis vor Steuern<br />
(EBT) brach im Vergleich zu 2006 um<br />
43,8 Millionen auf minus 61 Millionen<br />
„Wir haben die Basis für den<br />
künftigen Erfolg des Alno-<br />
Konzerns gelegt“<br />
GEORG KELLINGHUSEN, VORSTANDS-<br />
VORSITZENDER DER ALNO AG<br />
Euro ein. Als einen Grund gab Alno-<br />
Chef Georg Kellinghusen in Pfullendorf<br />
Restrukturierungskosten und<br />
Einmalaufwendungen in Höhe von<br />
32,5 Millionen Euro an. Im Rahmen<br />
des Sparprogramms entließ der Konzern<br />
in den vergangenen neun Monaten<br />
600 Mitarbeiter an den Standorten<br />
Enger und Pfullendorf.<br />
Damit wurde die Belegschaft um<br />
rund ein Viertel auf 1800 Angestellte<br />
reduziert. Über die Zukunft des Konzerns<br />
äußerte sich Kellinghusen zurückhaltend.<br />
Sie sei ungewiss, sagte er<br />
gegenüber PROFIT. Allerdings sagte er<br />
gleichzeitig, dass 2007 „ein einschneidendes<br />
und hartes Jahr“ für die Alno<br />
AG war, in dem es gelungen sei, die Restrukturierung<br />
in wesentlichen Teilen<br />
abzuschließen. „Damit haben wir die<br />
Basis für den künftigen Erfolg des Alno-Konzerns<br />
gelegt“, versicherte Kellinghusen.<br />
Er gehe weiterhin davon<br />
aus, im laufenden Jahr in die Gewinnzone<br />
zurückkehren zu können.<br />
Auch Betriebsrat Hermann Zweifel<br />
glaubt an den Erfolg des Sanierungsprogramms:<br />
„Wir sind auf dem richti-<br />
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gen Weg. Das erste Quartal beweist die<br />
Fortschritte.“ Die Auftragslage sei zufriedenstellend.<br />
2007 lag das um die<br />
Restrukturierungskosten bereinigte<br />
Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern<br />
(Ebit) bei einem Minus von 23,4<br />
Millionen Euro. Alleine 2007 seien<br />
durch die Umstrukturierungen 20 Mil-<br />
Irrfahrt im Kfz-Handel<br />
◆ Autohaus Grieshaber rutscht in einen bundesweiten Betrugs-Skandal<br />
von Klaus Dangel<br />
Baar – Kaum eine Branche ist von Krisen<br />
und Veränderungen geschüttelt<br />
wie der Autohandel. Überlebenswichtig<br />
daher für viele Betriebe, sich neue<br />
Standbeine zu suchen. Das tat auch<br />
Thomas Grieshaber mit seinem Dögginger<br />
Autohaus, als er sich auf ein<br />
scheinbar erstklassiges Geschäftsmodell<br />
einließ. Doch es wurde zum Fiasko<br />
für ihn und die Kunden. Landeskriminalamt<br />
und Staatsanwaltschaft ermitteln<br />
jetzt in dem Fall.<br />
Schwerer gewerbsmäßiger Betrug –<br />
so lautet der Verdacht, mit dem LKA<br />
und Staatsanwaltschaft Ravensburg<br />
derzeit gegen ein bundesweites System<br />
der Autovermittlung vorgeht, in<br />
dessen Zentrum die Firma „EU-Car<br />
Zentrale“ seit mehreren Jahren die Fäden<br />
gesponnen hat. Die Firma residierte<br />
ursprünglich in Singen und zog<br />
dann nach Tettnang/Bodenseekreis.<br />
Mit ihren Zuarbeitern soll sie mit<br />
Preisabschlägen von 30 Prozent und<br />
mehr viele Kunden für Neuwagen,<br />
Jahreswagen und Jungwagen aller<br />
Marken und Modelle angelockt und<br />
dann hereingelegt haben. Der Schaden<br />
soll in Millionenhöhe liegen, Konkretes<br />
ist noch nicht bekannt.<br />
Den Interessenten wurden zwei Abwicklungsmodelle<br />
angeboten, entweder<br />
der Barkauf mit Eigentumsübergang<br />
auf den Kunden erst nach zwölf<br />
oder 24 Monaten, oder Mietkauf mit<br />
bis zu 60-monatiger Finanzierungsdauer.<br />
Die Fahrzeuge sollten innerhalb<br />
der marktüblichen Lieferfristen<br />
bereitstehen, sobald eine 30-prozentige<br />
Anzahlung auf den Kaufpreis nach<br />
Vertragsabschluss erfolgte.<br />
Die Behörden wurden aktiv, nachdem<br />
mehrere Kunden aus dem Inund<br />
Ausland Anzeige erstatteten. Sie<br />
hatten Anzahlungen geleistet, aber<br />
kein Fahrzeug bekommen. Ermittlungen<br />
ergaben: Die „EU-Car Zentrale“<br />
soll die Autos zum Teil im eigenen Namen<br />
bei deutschen Händlern gekauft<br />
oder finanziert haben; der Kunde<br />
konnte also gar kein Eigentum daran<br />
erwerben, sondern nur zum Nutzer<br />
werden.<br />
Staatsanwaltschaft und LKA sehen<br />
darin ein „typisches schneeballartiges<br />
Betrugssystem“, so das Ermittlungsfazit.<br />
Der 33-jährige Firmenverantwortliche<br />
wurde verhaftet, zwölf Wohnungen<br />
und Büros von Tatverdächtigen in<br />
Baden-Württemberg, Hessen und Ös-<br />
„Ungewisse<br />
Zukunft.“ Alno-<br />
Chef Georg Kellinghusen<br />
musste<br />
einen Verlust von<br />
61 Millionen<br />
Euro für das<br />
Geschäftsjahr<br />
2007 verkünden.<br />
Bild: picturealliance/<br />
dpa<br />
lionen Euro eingespart worden, gab<br />
Alexia Sailer, Sprecherin der Alno AG,<br />
bekannt. Bis September 2008 rechnet<br />
das <strong>Unternehmen</strong> mit weiteren 15<br />
Millionen Euro.<br />
Das Abrutschen des Ebit in die roten<br />
Zahlen von 6,8 Millionen (2006) auf<br />
23,4 Millionen Euro im Jahr 2007 läge<br />
Autohändler Thomas Grieshaber, der<br />
offenbar unwissentlich in den Skandal<br />
verwickelt ist. Bild: Dangel<br />
terreich durchsucht. Umfangreiches<br />
Beweismaterial wurde sichergestellt,<br />
auch fünf hochwertige Fahrzeuge und<br />
Bargeld.<br />
Nach dem Zugriff steht auch eine<br />
Vielzahl von Vermittlern am Pranger,<br />
die der „EU-Car Zentrale“ Kunden<br />
brachten. Sind sie Täter oder Opfer?<br />
Die Grenze sei verschwommen, urteilt<br />
der Bundesverband freier Kfz-Händler.<br />
Die Vermittler müssten damit<br />
rechnen, möglicherweise für den entstandenen<br />
Schaden haftbar gemacht<br />
zu werden. Unter denen, die jetzt zittern,<br />
ist Thomas Grieshaber. Er bzw.<br />
seine selbstständige Autoverkäuferin<br />
und Lebensgefährtin für „EU-Car Zentrale“<br />
vermittelten Autos an Kunden<br />
aus dem Internet und dem eigenen<br />
Lebensumfeld, von denen jetzt einige<br />
zu den möglichen Geschädigten zählen.<br />
Aus allen Wolken gefallen sei er,<br />
als die Bombe platzte, sagte er. „Das<br />
tut mir so wahnsinnig leid; allein die<br />
nach Angabe von Sailer auch an der<br />
Mehrwertsteuererhöhung. Vorzieheffekte<br />
führten zu einem guten Jahr 2006<br />
für die Küchenbranche. 2007 sei hingegen<br />
geprägt durch den daraus resultierenden<br />
Marktrückgang, die Strukturschwächen<br />
im <strong>Unternehmen</strong>, gestiegene<br />
Materialkosten und starken<br />
Verdrängungswettbewerb. Im laufenden<br />
Jahr würden weitere Restrukturierungskosten<br />
in niedriger einstelliger<br />
Millionenhöhe anfallen, sagte Kellinghusen.<br />
Einen Rückgang gab es im vergangenen<br />
Jahr auch beim Umsatz. Er<br />
schrumpfte um 2,2 Prozent auf 602,2<br />
Millionen Euro. Ein Grund dafür ist<br />
der schwache Küchenmöbelmarkt,<br />
der 2007 in Deutschland um 9 Prozent<br />
zurückging. Kellinghusen hält einen<br />
weiteren Umsatzrückgang im zweistelligen<br />
Bereich für möglich, da Alno<br />
künftig auf Margen statt auf Mengen<br />
setzen werde. Während das Geschäft<br />
im Inland um 5,8 Prozent auf 420,8<br />
Millionen Euro sank, legte es im Ausland<br />
um 7,5 Prozent auf 181,5 Millionen<br />
Euro zu. Mittelfristig will das <strong>Unternehmen</strong><br />
seine Exporte auf 50 Prozent<br />
ausbauen. Wichtige Märkte seien<br />
neben Europa auch China und Dubai-<br />
.Kellinghusen war im März 2007 als Finanzvorstand<br />
nach Pfullendorf gekommen<br />
und hat seitdem gravierende<br />
Veränderungen durchgesetzt.<br />
Zunächst verließ im Mai nach Diskussionen<br />
um die Führungsstruktur<br />
der Vorstandsvorsitzende Frank Gebert<br />
den Küchenmöbelhersteller.Kellinghusen<br />
übernahm den Chefposten<br />
und setzte das millionenschwere Sanierungsprogramm<br />
mit dem Abbau<br />
von mehreren hundert Jobs im Konzern<br />
und einer Verbesserung der Produktionsprozesse<br />
durch. Für die Mitarbeiter,<br />
die eine betriebsbedingte<br />
Kündigung erhielten, wurde eine Beschäftigungs-<br />
und Qualifizierungsgesellschaft<br />
eingerichtet.<br />
Vorstellung, dass ich Leute in wirtschaftliche<br />
Probleme gebracht haben<br />
könnte, geht mir total an die Nieren.“<br />
Vor einem Jahr sei ihm bei einer<br />
Fachtagung das System der „EU-Car<br />
Zentrale“ empfohlen worden. Es überzeugte<br />
ihn, „es schien gut für unsere<br />
Kunden und für uns, das sollte unsere<br />
Handelsplattform der Zukunft werden“.<br />
Rund 15 000 Euro investierte er<br />
in EDV, monatliche Beiträge und<br />
Schulungen. Werbeschilder kamen<br />
vor die Tür; wer in der Region wohnt<br />
und im Internet nach Mietkauf-Fahrzeugen<br />
suchte, kam via „EU-Car Zentrale“<br />
und Postleitzahlensuche zum<br />
Autohaus Grieshaber nach Döggingen.<br />
Der Kunde zahlte an, wartete auf<br />
die Lieferung, zahlte bei Fahrzeugübergabe<br />
einen weiteren Abschlag,<br />
dann die kleinen Mietkaufraten.<br />
„Alles lief völlig problemlos“, schilderte<br />
er. Rund 20 Wagen brachte das<br />
Autohaus Grieshaber auf diese Weise<br />
reibungslos an den Mann. Dann plötzlich<br />
drehte alles. Spätestens mit dem<br />
„Das tut mir so leid; allein<br />
die Vorstellung, dass ich<br />
Leute in wirtschaftliche Probleme<br />
gebracht haben könnte,<br />
geht mir an die Nieren“<br />
AUTOHÄNDLER<br />
THOMAS GRIESHABER<br />
Behördenzugriff in Tettnang kam der<br />
Kreislauf von Vorauszahlungen und<br />
Lieferungen zum Erliegen. Etwa 15<br />
Dögginger Kunden warten derzeit auf<br />
ihre Autos, für die sie bereits Geld anzahlten.<br />
Darunter auch Grieshaber als<br />
Besteller eines Autos für sich selbst.<br />
„Jeden Tag kommen Anfragen von<br />
Kunden, aber wir hängen total in der<br />
Luft“, so Grieshaber. Seine Verkäuferin,<br />
derzeit aus anderem Grund längerfristig<br />
in Spanien, versuche per<br />
Email-Verkehr die laufenden Angelegenheiten<br />
zu bewältigen. „Ich schlafe<br />
keine Nacht mehr, es ist die Hölle“, bereut<br />
der Dögginger Kleinunternehmer<br />
heute den Schritt in ein Autobeschaffungssystem,<br />
dessen möglicherweise<br />
kriminellen Hintergrund er bis heute<br />
nicht ganz durchschaut habe – und<br />
dessen rechtliche und wirtschaftliche<br />
Folgen für Grieshaber und etliche andere<br />
hereingefallene Vermittler, also<br />
Autohäuser, noch nicht absehbar ist.
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 9<br />
Lehrstunden für Chefs<br />
◆ Mit der Seminarreihe „<strong>Management</strong> Perspektiven“ will die Zeppelin University die Theorie mit der Praxis verdrahten<br />
von Karin Walz<br />
Zwölf Führungskräfte sitzen sich<br />
mit verbundenen Augen und verschiedenfarbigen<br />
Legobausteinen in<br />
den Händen gegenüber. Sie sollen eine<br />
vorgegebene Aufgabe lösen. Die<br />
anderen Teilnehmer beobachten die<br />
Gruppe und machen sich Notizen. Es<br />
ist Dienstag und die kreative Einstiegsübung<br />
Teil einer knapp dreistündigen<br />
Abendveranstaltung an der Zeppelin<br />
University (ZU) zum Thema „Innovationen<br />
für radikales Wachstum“.<br />
Die Namensschilder mit Angabe des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s sind ein „Who is Who“<br />
am Bodensee: MTU, ZF, Tognum, Intersky.<br />
Aber auch aus Bayern, Österreich<br />
und aus der Schweiz sind Teilnehmer<br />
angereist. Der Frauenanteil<br />
liegt bei etwa 20 Prozent.<br />
„<strong>Management</strong> Perspektiven“ lautet<br />
der vielversprechende Titel der Veranstaltungsreihe,<br />
welche die private ZU<br />
Praktikern anbietet. Die Friedrichshafener<br />
möchten mit ihr „eine Orientierungshilfe<br />
zu wichtigen Trends der<br />
<strong>Unternehmen</strong>sführung“ geben. Das<br />
Konzept: Vermittlung <strong>aktuelle</strong>r Ansätze<br />
und Strategien durch qualifizierte<br />
Referenten plus Diskussion über die<br />
Relevanz dieser neuen Erkenntnisse<br />
und deren Umsetzbarkeit in den Führungsetagen.<br />
„Wissensgenese statt<br />
bloßer Wissenstransfer“, verheißt der<br />
goldfarbene Veranstaltungsprospekt.<br />
Sick-Stegmann zieht Bilanz<br />
◆ Umsatz brummt, Jobs stabil: Der erfolgreiche Umbau zum Weltmarkt-Player<br />
von Klaus Dangel<br />
Donaueschingen – Im Herbst 2002<br />
ging Sorge um in Donaueschingen:<br />
Der wichtige Arbeitgeber Stegmann<br />
wurde vom Sick-Konzern geschluckt,<br />
440 Mitarbeiter fragten gemeinsam<br />
mit der Stadtpolitik nach der Firmenzukunft.<br />
Fünfeinhalb Jahre später<br />
zieht das <strong>Unternehmen</strong> Bilanz einer<br />
höchst erfolgreichen Umbauzeit. Die<br />
mittelständische Tüftlerschmiede ist<br />
zum selbstbewussten Weltmarkt-<br />
Player mit dicken Zuwachszahlen geworden.<br />
Spürbar tauchte<br />
Sick-Stegmann<br />
nach der Zäsur von<br />
2002 von der öffentlichen<br />
Wahrnehmung weg, nahm sich<br />
eine lange Auszeit, um jetzt Ende April<br />
erstmals umfangreich über die Entwicklungen<br />
seit damals zu berichten.<br />
Was Geschäftsführungsvorsitzender<br />
Sven Behrend und Marketingchef Rolf<br />
Wagner zu präsentieren hatten, kann<br />
sich sehen lassen. Die „Innovationsfabrik<br />
Donaueschingen“ ist selbstständig<br />
und praktisch handlungs-autonom<br />
geblieben, statt zu einer von vielen<br />
Konzern-Filialen zu verkümmern.<br />
Die Mitarbeiterzahl blieb bei 440 Beschäftigten<br />
stabil und soll in den kommenden<br />
Jahren steigen. Die Umsätze<br />
klettern jährlich zweistellig und toppen<br />
damit die bereits üppigen Ergebnisse<br />
des Gesamtkonzerns.<br />
Die Innovationskraft ist augenfällig;<br />
Sick-Stegmann spuckt wie am Fließband<br />
Neuentwicklungen aus, die ihre<br />
Kundschaft finden. Nach Behrends<br />
Einschätzung hat das <strong>Unternehmen</strong><br />
binnen kurzer Zeit geschafft, wovon<br />
Wer alle sechs Veranstaltungen für<br />
sich oder seine Mitarbeiter bucht – die<br />
Tickets sind nicht an eine Person gebunden<br />
– zahlt 890 Euro. Ein Einzelabend<br />
kostet 160 Euro.<br />
Den Anstoß für diesen <strong>Management</strong>-Zyklus,<br />
so Tim Göbel, Mitglied<br />
des Präsidiums der ZU, sei die Überlegung<br />
gewesen, nicht nur Studenten<br />
auszubilden, sondern auch Erwachsenen<br />
Weiterbildungsangebote auf hohem<br />
Niveau anzubieten. Gleichzeitig<br />
„Sehr viele Impulse“<br />
Praxis trifft Theorie: Arnd Florack, Inhaber des Lehrstuhls für Strategische Kommunikation an der ZU, zeigt Führungskräften<br />
<strong>Management</strong> Perspektiven auf. Bild: Böhme<br />
Konkurrenten in vergleichbarer Größe<br />
träumen: „Den Charme des Mittelständlers<br />
(kurze Wege, schnelle Entscheidungen)<br />
mit der Power eines<br />
starken Konzerns zu paaren.“<br />
Die Art und Weise der Firmenübernahme<br />
legte den Grundstein dafür.<br />
Sick in Waldkirch kaufte Stegmann<br />
nicht aus Marktbereinigungsgründen,<br />
sondern zur Erweiterung des eigenen<br />
Portfolios. „Es gab keine Überlappungen,<br />
es waren keine Schrumpfungen<br />
notwendig, das war hundertprozentige<br />
Synergie“, so Behrend. Die Sick-<br />
Sick-Stegmann spuckt wie am Fließband<br />
Neuentwicklungen aus.<br />
Stegmann GmbH profitiert von der<br />
Kapitalkraft der Sick AG (jährlich etwa<br />
2,5 Millionen Euro Investitionen bei<br />
der GmbH), nutzt das weltweit ausgebaute<br />
Vertriebsnetz des Konzerns, um<br />
recht autonom seine Entwicklungen<br />
an den Markt zu bringen. Aus heutiger<br />
Sicht gelte die Einbindung Stegmanns<br />
in den Konzern als die erfolgreichste<br />
Sick-Stegmann<br />
Die frühere Max Stegmann GmbH<br />
ging 2002 als Sick-Stegmann GmbH in<br />
der Sick AG (Waldkirch) auf. Hauptsitz<br />
ist Donaueschingen, Standorte gibt es<br />
außerdem in USA und Israel. In Donaueschingen<br />
arbeiten 440 Mitarbeiter.<br />
Für 2007 weist die GmbH 57<br />
Millionen Euro Umsatz aus, das sind<br />
gut acht Prozent des Konzernumsatzes<br />
von erstmals über 707 Millionen Euro.<br />
sei die Universität von <strong>Unternehmen</strong><br />
auf diese Möglichkeit angesprochen<br />
worden.Die Botschaft war eindeutig:<br />
Die Zeit für Fortbildungsmaßnahmen<br />
ist heute knapp bemessen, drei bis vier<br />
Stunden pro Woche über einen überschaubaren<br />
Zeitraum sind jedoch einplanbar.<br />
Auf der Wunschliste der befragten<br />
Führungskräfte und <strong>Unternehmen</strong><br />
standen die Aktualisierung<br />
von vorhandenem Wissen, die Vermittlung<br />
von neuen Inhalten und der<br />
◆ Wie zufrieden sind Führungskräfte mit den „<strong>Management</strong> Perspektiven“?<br />
Josef Büchelmeier,<br />
Oberbürgermeister<br />
Friedrichshafen: „Es ist<br />
sehr spannend, mit Leuten<br />
aus unterschiedlichen<br />
Bereichen zusammenzukommen.Mitgenommen<br />
habe ich nicht nur sehr viele<br />
Impulse, sondern teilweise auch die<br />
Bestätigung von eigenen Ideen und<br />
Vorstellungen. Aber es ist gut, die Dinge<br />
mal von einer anderen Perspektive<br />
zu betrachten. Und wenn man im Prozess<br />
ist, muss man dieses <strong>Management</strong>wissen<br />
auch ständig anwenden.“<br />
Daniel Höfler,<br />
Geschäftsstellenleiter der<br />
Wolff & Müller GmbH &<br />
Co. KG, Ravensburg (Baubranche):<br />
„Ich bin interessiert<br />
an neuen Ideen.<br />
Gerade was das Thema<br />
Innovation betrifft. Bisher war die Veranstaltung<br />
sehr interessant und hat<br />
viele Anregungen gegeben. Das habe<br />
ich nicht erwartet. Es ist vielleicht für<br />
die Bauindustrie etwas schwieriger<br />
anzuwenden als für andere Branchen.<br />
Aber es sind neue Dinge und die versucht<br />
man dann umzusetzen, in der<br />
Hoffnung, dass es funktioniert.“<br />
Susanne Kremeier,<br />
Personalentwicklung,<br />
Dow Europe GmbH, Horgen<br />
bei Zürich (Chemiebranche):<br />
„Bei mir war es<br />
zunächst Neugierde. Als<br />
ich das Programm der<br />
<strong>Management</strong> Perspektiven<br />
entdeckte, habe ich drei der sechs<br />
Themen ausgewählt. Das waren die<br />
beiden holistischen Betrachtungen zu<br />
Beginn und Ende der Reihe sowie das<br />
Thema Innovation für radikales<br />
Wachstum. Das muss die Chemiebranche<br />
sicher lernen, denn die hat<br />
die letzten 60 Jahre nichts mehr erfunden.“<br />
Karla Gürtler,<br />
Betriebswirtin, ZF Friedrichshafen<br />
AG: „Ich finde<br />
es sehr anregend, mich<br />
extern inspirieren zu lassen,<br />
neue Ideen aufzunehmen,<br />
auch Ergebnisse<br />
aus <strong>aktuelle</strong>n Forschungen und Studien.<br />
Mir fällt da spontan das Thema<br />
Kundenzufriedenheit ein. Da wurden<br />
interessante Fragen behandelt. Zum<br />
Beispiel: Wie werden Statistiken ausgewertet,<br />
welche Zusammenhänge<br />
kann man erkennen? Das wurde sehr<br />
praxisbezogen vermittelt. Gerade das<br />
schätze ich sehr an dieser Veranstaltungsreihe.<br />
Die Vorträge sind generell<br />
sehr professionell, sehr strukturiert<br />
aufgebaut, wohltuend auf den Punkt<br />
gebracht. Und die Referenten bleiben<br />
bei den ausgeschriebenen Themen.<br />
Natürlich ist das persönliche Interesse<br />
unterschiedlich ausgeprägt, wenn<br />
man alle Abende besucht. Aber es ist<br />
so, dass man überall etwas mitnimmt.“<br />
Integration bei immerhin mehr als 40<br />
Tochterunternehmen.<br />
In fünfeinhalb Jahren wandelte sich<br />
das Firmengesicht innen wie außen.<br />
Gruppenarbeit löste die Linienfertigung<br />
ab. Sick-Stegmann entwickelte<br />
sich vom durchaus erfolgreichen „Motörchen-Hersteller“<br />
zum reinen Sensoren-Spezialisten<br />
mit Marktpotenzialen<br />
in vielen Industriebereichen.<br />
Drehgeber und Positionsgeber „made<br />
in Donaueschingen“ sorgen dafür,<br />
dass in Hochregalsystemen alles am<br />
rechten Platz ist, dass Hafenkräne den<br />
richtigen Übersee-Container an den<br />
Haken hängen, aber auch, dass bei<br />
Windkraftanlagen (wie auf dem Fürstenberg)<br />
die Rotorblätter korrekt im<br />
Wind stehen oder die Dachkuppel<br />
über der Schalke-Arena präzise öffnet<br />
und schließt.<br />
Auch in Zukunft soll Donaueschingen<br />
Drehscheibe der Sick-Stegmann-<br />
Welt bleiben. Die Zweigwerke in Israel<br />
und USA kooperieren erfolgreich, aber<br />
„ich gehe davon aus, dass die Grundlagenentwicklung<br />
weiterhin hier stattfindet“,<br />
sagt Behrend.<br />
Zehn Prozent des GmbH-Umsatzes<br />
fließen zurück in Forschung und<br />
Entwicklung, jährlich werden 250 000<br />
Euro in die Weiterbildung investiert.<br />
Sick-Stegmann bezeichnet sich als<br />
einer der weltweit führenden Hersteller<br />
von Encodern, Motorfeedback-<br />
Systemen und Formatverstellantrieben.<br />
Als „Auge“ von Maschinen und<br />
Industrierobotern sorgen seine Minibauteile<br />
dafür, dass sich vieles korrekt<br />
positioniert bewegt. (dan)<br />
interaktive Austausch mit anderen<br />
Praktikern.<br />
In diesem Jahr wurde das Programm<br />
zum dritten Mal aufgelegt, das<br />
erste Mal in eigener Regie, wie Daniela<br />
Geissler, zuständig für den Bereich<br />
Universitätsveranstaltungen und Weiterbildung,<br />
betont. In der Startphase<br />
der privaten Universität, die 2003 ihre<br />
Pforten öffnete, bestand eine enge Kooperation<br />
mit der Universität St. Gallen.<br />
2006, im ersten Jahr der <strong>Management</strong><br />
Perspektiven, kam noch die<br />
Hälfte der Referenten aus der Schweiz.<br />
Heute, mit 520 Studenten und 18 Lehrstühlen,<br />
kann aus den eigenen Ressourcen<br />
geschöpft werden – mit Gastrednern<br />
anderer Universitäten.<br />
„Das Ganze ist mehr als die Summe<br />
seiner Teile“, das erkannte schon Aristoteles.<br />
Dirk Baecker, Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Kulturtheorie und -analyse<br />
an der ZU, stellte bei der Eröffnungs-<br />
und Schlussveranstaltung des<br />
ANZEIGE<br />
diesjährigen Zykluses die Verbindung<br />
zu Wirtschaftsunternehmen her. Gerade<br />
in der heutigen Zeit des Spezialistentums<br />
ginge bei Führungskräften,<br />
so sein Ansatz, dieses wichtige Verständnis<br />
für das Gesamtgebilde oft<br />
verloren. Und damit auch die Antworten<br />
auf die Fragen: Wo ist die Identität<br />
einer Firma verankert, wo wird sie<br />
symbolisiert und wozu braucht man<br />
sie? In den folgenden vier Veranstaltungen<br />
wurden die Bereiche Kundenzufriedenheit,Marketingkommunikation,<br />
Verkaufsprozess und Innovationsmanagement<br />
beleuchtet. In der<br />
Abschlussveranstaltung lenkte Baecker<br />
wieder den Blick auf das <strong>Unternehmen</strong><br />
als Ganzes – vor dem Hintergrund<br />
der neuen Einsichten.<br />
Göbel ist mit der bisherigen Resonanz<br />
der Reihe sehr zufrieden. „Im<br />
ersten Jahr hatten wir noch pro Abend<br />
durchschnittlich 20 Teilnehmer, jetzt<br />
sind es bis zu 30 Personen.“ Mehr sollen<br />
es auch nicht werden. „Wir wollen<br />
keine Informations-Berieselung der<br />
Manager, sondern uns liegt viel daran,<br />
einen Diskurs zu gewährleisten.“ Das<br />
Programm für 2009 ist bereits in Planung.<br />
„Wir überlegen“, so Göbel, „aus<br />
dem Thema Kundenzufriedenheit einen<br />
Schwerpunkt zu machen“. Vor allem<br />
Großunternehmen, aus ihnen rekrutieren<br />
sich etwa 60 Prozent der<br />
Teilnehmer, nutzen bisher das Angebot<br />
der ZU als Chance, um ihre Führungskräfte<br />
auf dem neuesten Wissensstand<br />
zu halten. Vor diesem Hintergrund<br />
denkt Göbel aktuell über eine<br />
Teilung des Angebots in einen Zyklus<br />
für Konzerne und einen für Mittelständler<br />
nach. Denn die „investieren<br />
nicht nur weniger in die Fortbildung<br />
ihrer Mitarbeiter, sie verfügen in<br />
der Regel auch über keine eigene Abteilung,<br />
die sich – wie bei Konzernen<br />
üblich – nur mit diesem Thema befasst“,<br />
so Göbel.<br />
KLARTEXT<br />
Müller, Willi,<br />
jetzt bist du<br />
dran!<br />
von Klaus-Dieter Klar<br />
Breit und stark.<br />
Die Opel Nutzfahrzeugpalette.<br />
Den Müller, Willi, den konnte<br />
ich noch nie leiden. Der hat<br />
sich schon in der Schule für was Besseres<br />
gehalten. Überall Einsen und<br />
dann das ewige Geschleime. Und die<br />
Sache mit der Uschi, naja, vergessen<br />
wir’s. Jetzt ist er nach Jahren wieder<br />
aufgetaucht, der Müller, Willi. Behauptet,<br />
er sei Unternehmer, Gießereibranche,<br />
international tätig, Millionengewinne.<br />
Dieser Angeber. Ich<br />
möchte nur mal wissen, was da wirklich<br />
dahinter steckt. Gut, dass es das<br />
Internet mit einem dutzend Personensuchmaschinen<br />
gibt. www.Yasni-<br />
.de, Spock, Myonid, 123people oder<br />
wie sie alle heißen. So, Müller, Willi –<br />
jetzt bist du dran. Mal schauen, wie<br />
dein dunkles Geheimnis aussieht. Da,<br />
ein Foto. Sahst auch schon mal besser<br />
aus. Zwei Klicks weiter ein Verweis auf<br />
den Jagdverein Oberhimmelshausen.<br />
Aha, Vorstand bist du da, als ziel- und<br />
treffsicher bezeichnest du dich in dem<br />
Steckbrief. Da, noch was: Einen Fachartikel<br />
in einer Gießerei-Zeitschrift<br />
hast du geschrieben, aha. Klar, du<br />
wolltest ja schon immer deinen Senf<br />
zu allem abgeben. Hier, der nächste<br />
Verweis: Die Gießerei Müller bekommt<br />
das Prädikat „Bester Arbeitgeber“.<br />
Mhhhh, gar nicht so übel. Gibt es<br />
denn gar nichts am Müller, Willi, das<br />
zum Himmel stinkt? Peinliche Party-<br />
Bilder von der letzten Weihnachtfeier?<br />
Eine unbezahlte Rechnung einer anrüchigen<br />
Bar? Fehlanzeige. Letzter<br />
Versuch: Eine Bestellung bei einem Internetbuchhandel.<br />
Wenn das jetzt ein<br />
Kamasutra-Lexikon für Uschi ist,<br />
dann… Ach neee. Das also hat der<br />
Müller, Willi zuletzt bestellt: „Verräterische<br />
Spuren im Internet löschen“. Ist<br />
wohl doch ganz der Alte geblieben.<br />
Aber irgendwann, da krieg ich ihn.<br />
Abb. zeigen Sonderausstattungen.<br />
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Autohaus Tiefert GmbH, Bundesstraße 51, 79787 Lauchringen,<br />
www.tiefert.de<br />
Autohaus Zimmermann, In den Burgwiesen 18, Sigmaringen, Tel. 0 75 71/72 00 41<br />
www.zimmermann-sig.de
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 10 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
News<br />
FÜHRUNGS-SEMINAR<br />
„10 Todsünden“<br />
Die Kommunikationsagentur<br />
Grün Zweig Kommunikation in<br />
Radolfzell veranstaltet am Freitag,<br />
20. Juni, im RIZ Konferenz-Center<br />
in Radolfzell von 9 bis 16 Uhr ein<br />
Seminar zum Thema „Die 10<br />
Todsünden in der Führung“. Als<br />
Business-Coaches machen die<br />
Referenten Petra Körber und<br />
Jürgen Nüßle häufig die Erfahrung,<br />
dass sich im Führungsalltag<br />
der unterschiedlichsten <strong>Unternehmen</strong><br />
immer wieder die gleichen<br />
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Chef trotzt Insolvenz<br />
Alfons Viellieber<br />
(Bild),<br />
Inhaber der<br />
insolventen<br />
Viellieber Holzbau<br />
GmbH in<br />
Markdorf, will<br />
nicht aufgeben<br />
und mit einer neuen Zimmerei<br />
weitermachen. Seine 1981 gegründete<br />
Viellieber Holzbau<br />
GmbH musste er wegen des<br />
Rückgangs der Konjunktur in der<br />
Baubranche schließen. Zunächst<br />
konnte sich die Zimmerei halten,<br />
expandierte, investierte 1998 in<br />
eine Produktionshalle und kaufte<br />
eine hochmoderne CNC-Maschine.<br />
(sk)<br />
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www.schmiedergmbh.de<br />
Sattes Plus beim Bankhaus Bodensee<br />
◆ Vorsteuer-Gewinn steigt um 49 Prozent – Friedrichshafener IBB erwartet Abkühlung der Konjunktur<br />
von Peter Ludäscher<br />
Friedrichshafen – Das Internationale<br />
Bankhaus Bodensee (IBB AG/Friedrichshafen)<br />
war im Geschäftsjahr 2007<br />
außerordentlich erfolgreich. Auch<br />
2008 will die zur Würth-Gruppe gehörende<br />
Privatbank weiter wachsen. Wegen<br />
der internationalen Finanzkrise<br />
blickt das IBB aber eher skeptisch in<br />
das Jahr 2009.<br />
Das Bankhaus Bodensee hat seinen<br />
Gewinn vor Steuern 2007 um 49 Prozent<br />
auf 2,4 Millionen Euro gesteigert,<br />
20 weitere Mitarbeiter eingestellt und<br />
zahlreiche neue Kunden gewonnen.<br />
Die Bilanzsumme wuchs um 7 Prozent<br />
auf 603 Millionen Euro. Abschreibungen<br />
auf Forderungen aus zweifelhaften<br />
US-Hypothekenkrediten, wie sie<br />
viele Banken in den letzten Monaten<br />
melden mussten, gibt es beim Bankhaus<br />
Bodensee nicht. „Wir haben kein<br />
einziges dieser Papiere in unseren Büchern“,<br />
sagte Vorstand Axel Storck.<br />
„Dafür sind wir zu klein. Außerdem<br />
spekulieren wir nicht mit dem Geld<br />
unserer Anleger.“<br />
Die Ausfälle am US-Immobilienmarkt<br />
in der Folge der Subprime-Krise<br />
betreffen das IBB zwar nicht direkt, indirekt<br />
spürt aber auch das Friedrichshafener<br />
Geldhaus die Folgen: „Die Kapitalmarktkosten<br />
für unsere Refinanzierung<br />
haben deutlich angezogen.“<br />
Das heißt, die Bank muss sich das für<br />
Kredite an Kunden benötigte Geld teurer<br />
beschaffen und daher auch höhere<br />
Zinsen verlangen.<br />
Das Geschäftsjahr 2008 habe gut begonnen<br />
und das Geldhaus ist zuversichtlich,<br />
erneut zulegen und auch die<br />
Mitarbeiterzahl von derzeit 109 weiter<br />
steigern zu können, sagte Storck. Sein<br />
Vorstandskollege Klaus Gallist ist für<br />
Friedrichshafen – Knapp ein Jahr<br />
nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts<br />
des „Competence Park“<br />
Friedrichshafen am Gewerbegebiet<br />
am Flughafen stehen zwei weitere<br />
Bauvorhaben der Prisma Holding AG<br />
an. Darin vereint sein werden weitere<br />
Branchen mit den Schwerpunkten<br />
Technologie, Engineering, Forschung<br />
und Entwicklung. Spatenstich für Gebäude<br />
Nummer zwei ist im Frühsommer.<br />
60 Prozent der Büroflächen sind<br />
schon vergeben.<br />
Der Standort Friedrichshafen hat<br />
sich für Bernhard Ölz, Vorstand der<br />
Prisma Holding AG, als äußerst lukrativ<br />
erwiesen. Ein Jahr nach Fertigstellung<br />
des ersten Bürokomplexes im Gewerbegebiet<br />
am Flughafen, in dem 18<br />
<strong>Unternehmen</strong> rund 150 Mitarbeiter<br />
beschäftigen, wird die Nachfrage nach<br />
weiteren Büroflächen immer lauter.<br />
„Es besteht schon lange der Druck, an<br />
diesem Standort weiterzumachen.“<br />
Zwei weitere Gebäude, deren Architektur<br />
sich gelungen in das Areal einfügt,<br />
stehen jetzt kurz vor der Realisie-<br />
Nach starker Gewinnsteigerung sind die IBB-Vorstände Klaus Gallist (rechts)<br />
und Axel Storck skeptisch für das Jahr 2009. Bild: IBB<br />
Expansion für weitere Branchen<br />
rung. Mit der Fertigstellung des ersten<br />
Neubaus mit einer Nutzfläche von<br />
4500 Quadratmetern ist im Winter<br />
2009 zu rechnen. Integriert werden 70<br />
Tiefgaragen- und 80 Oberflächenstellplätze.<br />
Mit dem Bau des dritten Gebäudes<br />
wird gleich im Anschluss begonnen.<br />
Rund 20 Millionen Euro sind für beide<br />
Bauvorhaben eingeplant. Der Platz<br />
zwischen allen drei Gebäuden soll autofrei<br />
gehalten und ein Ort der Begeg-<br />
nung für die Mitarbeiter der <strong>Unternehmen</strong><br />
werden. Aber nicht nur für<br />
sie. „Es soll nicht der Eindruck entstehen,<br />
das Competence Zentrum’ ist ein<br />
Haus für G’scheite’“, erklärt Bernhard<br />
Ölz in breitem Österreichisch. Vorstellbar<br />
wären Veranstaltungen für die<br />
Bevölkerung, vom Weihnachtsmarkt<br />
bis zum Sommerfest. Auch eine Belebung<br />
mit kulturellem Angebot ist<br />
möglich. „Ein Gewerbeareal sollte<br />
auch am Wochenende mit Leben ge-<br />
das Jahr 2009 eher skeptisch. Er befürchtet,<br />
dass in der Folge der US- Hypothekenkrise<br />
und der zu befürchtenden<br />
US-Rezession auch die deutsche<br />
Konjunktur leiden wird. Er rät Mittelständlern<br />
daher, ihre Kapazitäten nur<br />
dann auszuweiten, wenn die Aufträge<br />
zu deren Auslastung sicher sind.<br />
In der Bilanz des Geschäftsjahres<br />
2007 haben solche globalen Einflüsse<br />
noch keine Spuren hinterlassen. Die<br />
Kredite an <strong>Unternehmen</strong> haben um<br />
22 Prozent auf 287 Millionen Euro zugenommen.<br />
Insgesamt betreut das<br />
IBB Forderungen im Volumen von 892<br />
Millionen Euro, 12 Prozent mehr als<br />
im Vorjahr. Davon stehen allerdings<br />
„Die Kapitalmarktkosten für<br />
unsere Refinanzierung haben<br />
deutlich angezogen“<br />
IBB-VORSTAND AXEL STORCK<br />
nur 576 (plus 7 Prozent) in der Bilanz.<br />
Denn die Bank fasst ihre Hypothekendarlehen<br />
schon seit Jahren zu Paketen<br />
zusammen und verkauft sie an andere<br />
Banken. 2007 hatten diese Verkäufe einen<br />
Umfang von 54 Millionen Euro.<br />
Mit der Art von Darlehensverkauf, wie<br />
sie in jüngster Zeit in Verruf geraten<br />
ist, habe die Praxis des IBB aber nichts<br />
zu tun, betont Bankvorstand Klaus<br />
Gallist. In Medien sind Fälle beschrieben<br />
worden, in denen ausländische<br />
Finanzinvestoren die Zwangsversteigerung<br />
deutscher Immobilien betrieben<br />
haben, teils sogar in Situationen,<br />
in denen die Kreditnehmer nicht einmal<br />
mit Zahlungen im Rückstand waren.<br />
„Wir verkaufen unsere Darlehen<br />
nicht an anonyme Finanzinvestoren,<br />
sondern an renommierte deutsche<br />
◆ Friedrichshafener Competence Park wird erweitert – Schwerpunkte Technologie, Forschung und Entwicklung<br />
von Gaby Krämer<br />
Markdorf – Die J. Wagner GmbH<br />
(Markdorf) erzielte im vergangenen<br />
Geschäftsjahr das beste Ergebnis der<br />
Firmengeschichte. Der Spezialist für<br />
Oberflächenbeschichtung steigerte<br />
seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr<br />
um 15 Prozent auf 112 Millionen<br />
Euro. Der Gesamtumsatz der Wagner-<br />
Gruppe ging wegen der Schwäche des<br />
amerikanischen Marktes von 387 auf<br />
371 Millionen Euro zurück. „Das <strong>Unternehmen</strong><br />
hat sich auch in stürmischen<br />
Zeiten als wetterfest erwiesen,<br />
wozu auch das hervorragende Ergebnis<br />
in Europa beigetragen hat“, so der<br />
Vorsitzende der Wagner-Gruppe,<br />
Thorsten Koch.<br />
Umsatzzuwächse von 10 Prozent<br />
auf dem europäischen Markt kompensierten<br />
die starken Umsatzabnahmen<br />
in den USA. Die Folgen der Finanzmarktkrise<br />
brachten Wagner<br />
Rückgänge im Handwerkergeschäft<br />
von 30 Prozent. „Wir haben gut 35 Millionen<br />
Euro Umsatz in den USA verloren“,<br />
erklärte Koch, der frühzeitig<br />
Maßnahmen in den Bereichen Kosten<br />
Der Standort Friedrichshafen<br />
hat sich<br />
für Bernhard Ölz<br />
(rechts), Chef der<br />
Prisma Holding AG,<br />
und Geschäftsführer<br />
Stefan Nachbaur als<br />
besonders attraktiv<br />
erwiesen. Jetzt soll<br />
erweitert werden.<br />
Bild: Krämer<br />
Wagner trägt dick auf<br />
und Struktur ergriffen hatte. „Die Bereinigung<br />
des Finanzmarktes ist noch<br />
nicht abgeschlossen“, erklärte Koch,<br />
der 177 Arbeitsplätze in den USA abbauen<br />
ließ. 44 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
erzielte die Gruppe in den USA,<br />
33 in Europa und 15 in Deutschland.<br />
Der Anteil des Europageschäfts stieg<br />
im vergangenen Jahr um 6 Prozentpunkte<br />
auf 48 Prozent, das USA-Geschäft<br />
verlor dagegen um 6 Prozentpunkte.<br />
Koch: „Wir haben in den USA<br />
massiv abgebaut und in Europa massiv<br />
aufgebaut.“ Zum wichtigsten Anbieter<br />
ist die Wagner-Gruppe im Bereich<br />
Felgenbeschichtung geworden.<br />
80 Prozent aller Felgen weltweit werden<br />
mit Produkten der Gruppe beschichtet.<br />
Gute Zahlen erzielte die J. Wagner<br />
GmbH am Stammhaus in Markdorf.<br />
„Dieser Standort war lange Zeit hochdefizitär,<br />
nun sind wir weit über die<br />
Stabilisierung hinaus“, so Koch. Im<br />
vergangenen Geschäftsjahr hat die J.<br />
Wagner GmbH ihre Umsatzredite vor<br />
Steuern auf 6,3 (Vorjahr: 2,7) Prozent<br />
verbessert. Zwischen 2002 und 2003<br />
hatte die J. Wagner GmbH noch eine<br />
negative Rendite von 9,6 Prozent verzeichnet.<br />
Die Umsatzrendite der Wagner-Gruppe<br />
im vergangenen Geschäftsjahr<br />
ist von 6,9 auf 8,6 Prozent<br />
gestiegen.<br />
In Markdorf wird die Gruppe in diesem<br />
Jahr 5 Millionen Euro investieren.<br />
Ein Turm, der im Foyer-Bereich eine<br />
Erweiterungsfläche von 1300 Quadratmeter<br />
bietet, soll die beiden bestehenden<br />
Gebäudeteile zukünftig miteinander<br />
verbinden. Auch beim Personal<br />
wächst das <strong>Unternehmen</strong> kräftig. Am<br />
Ende des Geschäftsjahres waren 404<br />
Arbeitskräfte bei der J. Wagner GmbH<br />
angestellt. Weitere Personaleinstellungen<br />
sind geplant.<br />
In den USA will die Gruppe insgesamt<br />
5 Millionen Euro in die drei<br />
Standorte investieren, um mehr Effizienz<br />
zu erzielen. Weitere Investitionen<br />
sind in Russland und Indien geplant,<br />
wo die Wagner-Gruppe Fuß fassen<br />
möchte. Für das kommende Geschäftsjahr<br />
rechnet die Geschäftsführung<br />
mit einem guten Jahr. „In<br />
Deutschland sind wir hervorragend<br />
unterwegs und haben gut gefüllte Auftragsbücher“,<br />
sagte Thorsten Koch.<br />
füllt werden“, erklärt Stefan Nachbaur,<br />
Geschäftsführer der Prisma<br />
Deutschland.<br />
Zukunftsmusik ist, in einem der<br />
neuen Gebäude eine Kindertagesstätte<br />
einzurichten. In erster Linie für die<br />
Kinder der Mitarbeiter des „Competence<br />
Zentrums“ gedacht, ist es auch<br />
für Ölz vorstellbar, diese Betreuungsstätte<br />
für die Kinder zu öffnen, deren<br />
Eltern in den angrenzenden <strong>Unternehmen</strong><br />
beschäftigt sind.<br />
◆ Markdorfer Spezialist für Oberflächenbeschichtung meldet Rekordergebnis – Europa stark, US-Markt schwächelt<br />
von Michael Merklinger<br />
Wagner-Gruppe<br />
Zur Wagner-Gruppe gehören weltweit<br />
19 operative Firmen, der<br />
Stammsitz ist in Markdorf. Wagner<br />
stellt Geräte und Anlagen zum<br />
Auftragen von Nass- und Pulverlacken<br />
sowie Farben und anderen<br />
flüssigen Materialen auf Oberflächen<br />
her. Für die Wagner-Gruppe<br />
arbeiten derzeit 1532 Mitarbeiter,<br />
dies sind 140 weniger als im vorherigen<br />
Geschäftsjahr. In den USA<br />
wurden im vergangenen Geschäftsjahr<br />
177 Stellen abgebaut. Am<br />
Standort in Markdorf sind 404<br />
Arbeitskräfte angestellt. Nach der<br />
5-Jahresplanung von Wagner sind<br />
rund 150 zusätzliche Arbeitsplätze<br />
in Markdorf geplant. Derzeit sind 20<br />
Azubis und BA-Studierende dort<br />
beschäftigt. Zudem arbeiten 25<br />
Diplomanden und Praktikanten bei<br />
der Wagner GmbH.<br />
Im Netz:<br />
www.wagner-group.com<br />
und österreichische Banken“, so Gallist.<br />
„Wir bleiben immer Besitzer der<br />
Grundschuld. Vorzeitige, ungerechtfertigte<br />
Kreditkündigungen sind somit<br />
absolut ausgeschlossen.“<br />
Das IBB sieht sich nicht nur als Mittelstandsfinanzierer,<br />
sondern auch als<br />
Bank für den vermögenden oder Vermögen<br />
aufbauenden Privatkunden.<br />
Diese Gruppe unterhielt am Jahresbeginn<br />
1400 Depots bei der Friedrichshafener<br />
Bank. Inzwischen sei die Zahl<br />
auf 1485 gestiegen, berichtete Storck.<br />
Im vergangenen Jahr wuchs das von<br />
Privatkunden beim IBB angelegte Kapital<br />
um 14 Prozent auf über 400 Millionen<br />
Euro.<br />
IBB<br />
Das Internationale Bankhaus Bodensee<br />
(IBB, Friedrichshafen) ist<br />
eine vor zwölf Jahren gegründete<br />
Aktiengesellschaft, die heute zu gut<br />
80 Prozent der Würth-Gruppe<br />
(Künzelsau) gehört. Bei einer<br />
Bilanzsumme von 600 Millionen<br />
Euro und derzeit 109 Mitarbeitern<br />
betätigt sich die Bank vor allem in<br />
der Mittelstandsfinanzierung und<br />
dem Anlagenmanagement vermögender<br />
Privatkunden. Das<br />
Depotvolumen der 1400 Privatkunden<br />
überschritt im vergangenen<br />
Jahr erstmals 400 Millionen Euro.<br />
Das IBB betreibt Filialen in Konstanz,<br />
Radolfzell, Überlingen, Künzelsau<br />
und Göppingen. Die Bank<br />
hat 2007 vor Steuern 2,4 Millionen<br />
Euro verdient. Den Bilanzgewinn<br />
von 1,3 Millionen Euro lassen die<br />
Eigentümer den Rücklagen zufließen.<br />
Wegen Widerstand in<br />
Salem: HSM erweitert<br />
in Frickingen<br />
Salem/Frickingen (as) Die Firma<br />
HSM wird ihre geplante Betriebserweiterung<br />
nun wohl definitiv nicht in<br />
Salem, ihrem angestammten Standort,<br />
sondern in Frickingen vornehmen.<br />
Davon setzte Firmenchef Hermann<br />
Schwelling seine Belegschaft im<br />
Rahmen einer Betriebsversammlung<br />
in Kenntnis. „Die Geschichte ist gelaufen“,<br />
erklärte der Unternehmer.<br />
Über ein Jahr lang hat das <strong>Unternehmen</strong><br />
versucht, seine Pläne auf einem<br />
an das Betriebsgelände in Salem<br />
angrenzenden Grundstück zu realisieren.<br />
Dagegen formierte sich jedoch<br />
aus dem Kreis der Umlieger, zu denen<br />
auch das Hotel-Restaurant Reck gehört,<br />
massiver Widerstand. Zunächst<br />
sollte hinter dem Gastronomiebetrieb<br />
ein neues Verwaltungsgebäude errichtet<br />
werden. Für einen späteren Zeitpunkt<br />
war dann noch der Bau einer<br />
Montagehalle hinter dem neuen Verwaltungsgebäude<br />
vorgesehen.<br />
Nun wird Salem aller Wahrscheinlichkeit<br />
das Nachsehen haben. Nach<br />
mehreren Anläufen hat der Gemeinderat<br />
mit mehrheitlicher Zustimmung<br />
Mitte Januar zwar einen Bebauungsplan<br />
auf den Weg gebracht. „Aber mit<br />
den letztlich darin getroffenen Festsetzungen<br />
können wir nicht leben“,<br />
führt Schwelling als Begründung an,<br />
warum er seine Fühler nach Frickingen<br />
ausgestreckt hat. „Frickingen war<br />
die letzte Bastion, um unseren Betrieb<br />
im Bodenseekreis zu halten“, sagt er.<br />
Dort hat es von den ersten Gesprächen<br />
mit der Verwaltung nur etwa fünf Wochen<br />
gedauert, bis der Bauantrag<br />
durch den Gemeinderat war. Dieser<br />
liegt zurzeit im Landratsamt zur Bearbeitung.<br />
In der Firmenleitung von<br />
HSM geht man davon aus, dass er<br />
demnächst das Genehmigungssiegel<br />
erhalten wird. „Ich schätze, dass wir<br />
etwa im April kommenden Jahres unser<br />
Verwaltungsgebäude in Frickingen<br />
beziehen können“, hat Hermann<br />
Schwelling schon klare zeitliche Vorstellungen.<br />
In Frickingen könne man günstiger,<br />
weil etwas kleiner bauen. Denn dort<br />
könne man die vorhandenen Verwaltungsräume<br />
weiter nutzen. Zudem<br />
seien auch die geologischen Voraussetzungen<br />
vorteilhafter und erforderten<br />
weniger baulichen Aufwand. Trotz<br />
des Schwenks nach Frickingen ist Hermann<br />
Schwelling ist sehr daran gelegen,<br />
dass darunter das seit Jahrzehnten<br />
gute Verhältnis zur Gemeinde Salem<br />
nicht leidet.<br />
Im Netz:<br />
www.hsm.eu
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 11<br />
Alcan-Töchter beißen sich durch<br />
◆ Die Verpackungsunternehmen am Bodensee wachsen trotz schwieriger Bedingungen – teure Rohstoffe belasten<br />
von Peter Ludäscher<br />
Konstanz – Die drei am Bodensee beheimatetenVerpackungsunternehmen<br />
des kanadischen Alcan-Konzerns<br />
haben sich 2007 gut behauptet. Sie<br />
steigerten ihren Gesamtumsatz um<br />
2,8 Prozent auf 619 Millionen Euro. In<br />
Singen, Kreuzlingen und Rorschach<br />
beschäftigen sie 1700 Mitarbeiter.<br />
Die drei <strong>Unternehmen</strong> behaupteten<br />
sich in schwierigem Umfeld: Die<br />
Strompreise haben sich seit 2003 fast<br />
verdoppelt. Gleiches gilt für die vom<br />
Ölpreis abhängigen Kosten der Kunststoff-Granulate,<br />
die zur Herstellung<br />
Die internationale<br />
Finanzkrise erschwert den<br />
Verkauf der Verpackungssparte<br />
Alcan Packaging.<br />
von Verbundfolien benötigt werden.<br />
Auch der Rohstoff Aluminium verteuerte<br />
sich deutlich. Singen musste zudem<br />
eine Nachfrageschwäche im<br />
zweiten Halbjahr 2007 bewältigen.<br />
Dennoch schlossen alle Standorte mit<br />
guten schwarzen Zahlen ab und steigerten<br />
die Umsätze. Für 2008 sind die<br />
<strong>Unternehmen</strong> zuversichtlich.<br />
Der Bergbaukonzern Rio Tinto, zu<br />
dem Alcan seit dem vergangenen<br />
Sommer gehört, will die Verpackungssparte<br />
Alcan Packaging verkaufen. Die<br />
internationale Finanzkrise erschwert<br />
jedoch die Finanzierung eines solch<br />
großen Geschäfts. Die Verpackungssparte<br />
setzt mit 31 000 Mitarbeitern<br />
mehr als 6 Milliarden Dollar um.<br />
Alcan Singen<br />
Die Alcan Packaging Singen GmbH<br />
produziert unter anderem Verpackungsmaterialien<br />
für die Lebensmittel-,<br />
die Pharma- und die Tiernahrungsindustrie.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong><br />
steigerte den Umsatz im vergangenen<br />
Jahr um 2 Prozent auf 381 Millionen<br />
Euro. Die Mitarbeiterzahl blieb mit<br />
1070 konstant. Zu ihren Ergebnissen<br />
machen die Alcan-Töchter traditionell<br />
keine näheren Angaben. Die Singener<br />
Geschäftsführerin Renate Neumann-<br />
Schäfer sagte jedoch, das <strong>Unternehmen</strong><br />
habe wieder gute schwarze Zahlen<br />
geschrieben. Wegen der Belastungen<br />
durch hohe Energie und Rohstoffpreise<br />
sei jedoch die Profitabilität<br />
nicht im gleichen Ausmaß wie in den<br />
Vorjahren gesteigert worden. Belastend<br />
wirkte sich neben den höheren<br />
Kosten eine Marktschwäche im zweiten<br />
Halbjahr aus. Sie führten dazu,<br />
dass die Walzanlage, der das Aus-<br />
Der mühsame Weg zur Arbeitgeber-Marke<br />
Der Wettbewerb um qualifizierte<br />
Mitarbeiter wird immer härter. In der<br />
Singener Stadthalle diskutierten am<br />
21. April Mittelständler der Region<br />
darüber, wie man sich auf dem Stellenmarkt<br />
als attraktiver Arbeitgeber<br />
positioniert. Nur so sei es möglich,<br />
wie etliche der anwesenden Unternehmer<br />
bestätigten, neue Fachkräfte<br />
zu gewinnen und das bestehende<br />
Personal an das <strong>Unternehmen</strong> zu<br />
binden. „Vieles muss verändert<br />
gangsmaterial Aluminiumfolie hergestellt<br />
wird, an 20 Tagen still stand.<br />
Inzwischen hat sich die Lage normalisiert.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> sei mit<br />
gut gefüllten Auftragsbüchern in das<br />
Jahr gestartet, sagte die Geschäftsführerin.<br />
Sie ist optimistisch, 2008 erstmals<br />
mehr als 400 Millionen Euro umsetzten<br />
zu können.<br />
Der Erfolg von Alcan Singen wird<br />
von innovativen Produkten getragen.<br />
So wurde das <strong>Unternehmen</strong> für eine<br />
neue Verpackungsfolie für die Pharmaindustrie<br />
ausgezeichnet. In das<br />
Material sind mikroskopisch kleine<br />
Teile eines Trockenmittels eingearbeitet,<br />
die die Haltbarkeit der Arzneimittel<br />
verbessern. Eine Auszeichnung er-<br />
werden und nichts wird bleiben wie<br />
bisher“, prophezeite der ehemalige<br />
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang<br />
Clement den Gästen. Auf Einladung<br />
des SÜDKURIER-Medienhauses und<br />
des Projekts „Top-Job“ der Überlinger<br />
Firma Compamedia referierte<br />
Clement über das Thema: „Wie<br />
werde ich zur Arbeitgebermarke?“<br />
Der demographische Wandel, die<br />
Globalisierung und der Fachkräftemangel<br />
stellen die Unternehmer vor<br />
hielt Alcan Singen auch für ein neuartiges<br />
Tee- Portionssystem. Sehr gut sei<br />
eine neue Medikamenten-Blisterverpackung<br />
mit eingebauter Kindersicherung<br />
angekommen, berichtete<br />
Neumann-Schäfer.<br />
Alcan Kreuzlingen<br />
Das Alcan-Werk im schweizerischen<br />
Kreuzlingen produziert Verpackungsfolien<br />
für die Pharmaindustrie, transparente<br />
Folien für die Lebensmittelindustrie<br />
und technische Folien, die<br />
zum Beispiel in der Herstellung von<br />
Kondensatoren eingesetzt werden.<br />
Der für seinen Wachstumskurs mit<br />
einem Preis ausgezeichnete Standort<br />
steigerte 2007 seinen Umsatz um 11<br />
eine große Herausforderung. Da es<br />
immer schwieriger wird, qualifizierte<br />
Mitarbeiter zu finden, sind die Firmen<br />
gezwungen, mit ausgefallenen<br />
Ideen oder mit Hilfe externer Berater<br />
dafür zu sorgen, dass sie als Arbeitgeber<br />
attraktiv sind. Im Bild (von<br />
links) Wolfgang Clement, Ex-Bundeswirtschaftsminister,PROFIT-Chefredakteur<br />
Peter Ludäscher und Silke<br />
Burger (SBS Feintechnik, Schonach).<br />
Bild: Tesche<br />
Prozent auf 127 Millionen Euro. Die<br />
Belegschaft wuchs um 20 auf 345 Mitarbeiter.<br />
Die Pharma-Sparte sei mit einem<br />
Umsatz von 98 Millionen Euro<br />
wieder äußerst erfolgreich gewesen,<br />
sagte Geschäftsführer August Ghetta.<br />
Enttäuscht ist er über das Aus eines für<br />
den US-Pharmakonzern Pfizer entwickelten<br />
Insulin- Inhalationssystems<br />
für Diabetiker. Das Produkt hatte für<br />
Kreuzlingen hohe Umsätze bedeutet.<br />
Alcan Rorschach<br />
Die Alcan Packaging Rorschach AG<br />
(Goldach) produziert Verpackungsmaterialien<br />
für Tiernahrung und<br />
hochwertige Lebensmittel. Ein Spezialgebiet<br />
sind Kaffee-Portionsverpa-<br />
Stabwechsel bei<br />
Signalbauer Werma<br />
◆ Matthias Marquardt übernimmt Geschäftsführung<br />
von Anika Luz<br />
Rietheim-Weilheim – Zum 1. Januar<br />
2009 gibt es einen Wechsel in der Geschäftsleitung<br />
bei Werma Signaltechnik<br />
in Rietheim-Weilheim (Kreis Tuttlingen).<br />
Matthias Marquardt (50), seit<br />
1994 Geschäftsführer bei dem ebenfalls<br />
in Rietheim-Weilheim angesiedelten<br />
Schalterhersteller Marquardt,<br />
wird die Geschäftsführung bei Werma<br />
übernehmen.<br />
Bei der Marquardt-Gruppe zieht<br />
sich Matthias Marquardt aus dem<br />
operativen Geschäft zurück, bleibt jedoch<br />
Mitgesellschafter. Als Mitglied<br />
im <strong>Unternehmen</strong>sbeirat der Marquardt<br />
GmbH wird er die Entwicklung<br />
des weltweit agierenden <strong>Unternehmen</strong>s<br />
weiterhin mitgestalten.<br />
Matthias Marquardt wird bei Werma<br />
den in den Ruhestand wechselnden<br />
Günter Kirn (62) ablösen. Kirn<br />
möchte nach eigenen Aussagen nach<br />
zehn Jahren an der Firmenspitze etwas<br />
ruhigere Töne anschlagen und<br />
privaten Plänen nachgehen. 1986 kam<br />
Kirn als kaufmännischer Leiter ins<br />
<strong>Unternehmen</strong> und wurde 1998 neben<br />
Erich Marquardt in die Geschäftsleitung<br />
berufen. Seit 2001 führt er Werma<br />
als Alleingeschäftsführer. Zeitgleich<br />
wurde ein Beirat gegründet, dem auch<br />
Mitgesellschafter Matthias Marquardt<br />
angehört. Mit dem Ausscheiden von<br />
Kirn wird Marquardt das <strong>Unternehmen</strong><br />
zukünftig wieder inhabergeführt<br />
leiten. Das Signaltechnikunternehmen<br />
wurde bereits Anfang der 90er-<br />
Sie sind für das<br />
Geschäft der drei<br />
Bodensee-Standorte<br />
von Alcan<br />
Packaging verantwortlich<br />
(von<br />
links): August<br />
Ghetta (Kreuzlingen),<br />
Renate<br />
Neumann-Schäfer<br />
(Singen) und<br />
Jürgen Schwarz<br />
(Rorschach). Auf<br />
dem Bild präsentieren<br />
sie die<br />
Verpackungen, die<br />
aus Produkten<br />
ihres Werks hergestellt<br />
werden.<br />
Bild: Tesche<br />
ckungen für Espresso-Maschinen.<br />
Hier nahm der Umsatz um 29 Prozent<br />
zu. Der Gesamtumsatz stieg 2007 um 9<br />
Prozent auf 108 Millionen Euro. Der<br />
Gewinn habe leicht über den Erwartungen<br />
gelegen, sagte Geschäftsführer<br />
Jürgen Schwarz.<br />
In dem Werk arbeiten 286 Mitarbeiter,<br />
8 weniger als im Vorjahr. Das Jahr<br />
2008 habe gut begonnen, so Schwarz.<br />
Es sei ein Umsatzwachstum von mindestens<br />
5 Prozent geplant. Impulse<br />
bringe z.B. ein neues Verpackungskonzept<br />
für Fischkonserven, das in Frankreich<br />
mit Erfolg vermarktet wird. Im<br />
Geschäft mit Alu-Portionsschalen für<br />
Luftfahrt- Menüs profitiert der Standort<br />
von wachsenden Passagierzahlen.<br />
Matthias Marquardt (l.) löst Anfang<br />
2009 Günter Kirn ab. Bilder: Luz<br />
Jahre von Matthias Marquardts Vater<br />
Erich Marquardt übernommen. Gründer<br />
war dessen Bruder Werner Marquardt.<br />
Werma Signaltechnik hat 2007 weltweit<br />
mit 190 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von rund 23,5 Millionen Euro mit<br />
Signalgeräten für den Maschinenbau<br />
erwirtschaftet. In den letzten zwanzig<br />
Jahren verzeichnete der Mittelständler<br />
fast ausnahmslos zweistellige Umsatzzuwächse.<br />
Die Mitarbeiterzahl hat<br />
sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt.<br />
Das international agierende<br />
<strong>Unternehmen</strong> hat Tochtergesellschaften<br />
in China, der Schweiz und England<br />
sowie über fünfzig Vertretungen weltweit.<br />
Die Marquardt-Gruppe, als Zulieferer<br />
für die Automobil-Industrie sowie<br />
als Hersteller von Systemlösungen für<br />
die Elektrowerkzeug- und Hausgeräte-Industrie<br />
weltweit tätig, wurde 1925<br />
von Johannes und Johannes Marquardt<br />
– beide waren nicht miteinander<br />
verwandt – gegründet.<br />
News<br />
ROTHAUS<br />
Zäpfle bringt Gewinn<br />
Das Geschäftsjahr<br />
2007 brachte für<br />
die Badische<br />
Staatsbrauerei<br />
Rothaus AG zwar<br />
kein Rekordergebnis<br />
wie im<br />
Vorjahr, dennoch<br />
schloss das <strong>Unternehmen</strong><br />
mit<br />
einer Umsatzrendite von rund 30<br />
Prozent ab. Der Ausstoß ging auf<br />
902 000 Hektoliter (minus 3,7<br />
Prozent) zurück. Die Umsatzerlöse<br />
betrugen 84,5 Millionen<br />
Euro. Größter Absatz- und damit<br />
Umsatzträger war mit 82,7 Prozent<br />
wie im Vorjahr das Pilsbier.<br />
Den größten Anteil daran erzielte<br />
Rothaus mit der Marke Tannenzäpfle.<br />
Auch das neue Geschäftsjahr<br />
ist nach Angaben von Alleinvorstand<br />
Thomas Schäuble gut<br />
angelaufen. Er erwartet für 2008<br />
trotz des starken Anstiegs der<br />
Rohstoff- und Energiekosten<br />
einen erfolgreichen Abschluss.<br />
(sk)<br />
GÖHRINGER<br />
Kupfer-Diebe in U-Haft<br />
Zwei der vermutlich<br />
drei<br />
Täter, die im Mai<br />
vergangenen<br />
Jahres bei der<br />
Triberger Firma<br />
Göhringer Buntmetall<br />
im Wert<br />
von 160 000 Euro gestohlen haben,<br />
sitzen in Konstanz in U-Haft.<br />
Dank einer Video-Aufzeichnung<br />
in einem Straßentunnel zwischen<br />
Triberg und Hornberg konnte die<br />
Kripo die dringend Tatverdächtigen<br />
ermitteln. Dabei handelt es<br />
sich um zwei Brüder, die ein<br />
Firmentor der Triberger Firma<br />
aufgebrochen haben sollen. Mit<br />
einem von einer Hornberger<br />
Firma gestohlenen Lkw sollen sie<br />
Göhringer um fünf Tonnen Kupfer,<br />
zehn Tonnen Kupfer-Rollen<br />
und eine Tonne Bronze erleichtert<br />
haben. Das gestohlene Buntmetall<br />
sollen sie bei einem<br />
Schrotthändler verhökert haben.<br />
Die Konstanzer Staatsanwalt hat<br />
jetzt wegen schweren Bandendiebstahls<br />
in 17 Fällen Anklage<br />
erhoben. Die Brüder sollen die<br />
gleiche Masche auch bei Betrieben<br />
in Haslach, Rastatt,<br />
Mannheim, Gutach, Lahr, Schwanau<br />
und Kaiserslautern durchgezogen<br />
haben. (sk)<br />
GUTEX<br />
Dämmspezialist wächst<br />
Die hohen Heizkosten geben der<br />
Waldshut-Tiengener Firma Gutex,<br />
die Holzfaserplatten zur Wärmedämmung<br />
herstellt, Auftrieb.<br />
2007 konnte das <strong>Unternehmen</strong><br />
seinen Umsatz um 40 Prozent auf<br />
38 Millionen Euro steigern. Im<br />
Jahr 2007 produzierten die rund<br />
120 Mitarbeiter rund 250 000<br />
Kubikmeter Dämmstoffe. Dies<br />
entspricht einer Fläche von 15 000<br />
Dächern plus 5000 Fassaden, die<br />
mit Holzfaserplatten von Gutex<br />
isoliert sind. Durch die Investition<br />
in eine neue Produktionstechnologie<br />
und die damit verbundene<br />
Erhöhung der Kapazität konnte<br />
der Absatz 2007 deutlich gesteigert<br />
werden. Gutex-Holzfaserdämmplatten<br />
werden bereits<br />
seit 75 Jahren aus unbehandeltem<br />
Holz aus dem Südschwarzwald<br />
hergestellt. Verarbeitet wird vor<br />
allem Tannen- und Fichtenholz.<br />
SCHWARZWALD-BAAR<br />
76 Standorte im Netz<br />
Ein Jahr nach dem Start des<br />
regionalen Informationssystems<br />
der Region Schwarzwald-Baar-<br />
Heuberg zieht die Wirtschaft jetzt<br />
positive Bilanz. Unter der Adresse<br />
www.standort-sbh.de finden<br />
Unternehmer zu allen 76 Kommunen<br />
der Region Infos. Am<br />
stärksten nachgefragt würden die<br />
Ortsprofile, so die IHK, gefolgt<br />
von den Gewerbeflächen und<br />
-Immobilien. Auch Existenzgründer<br />
nutzen das Portal. (sk)<br />
Das Portal im Netz:<br />
www.standort-sbh.de
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 12 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
Jungtüftler halten das Büffett warm<br />
◆ Zwei Radolfzeller Schüler wollen mit neuartigem Induktionssystem Speisen auf Temperatur halten – Jetzt suchen sie Förderer für ihre Erfindung<br />
von Jadis Walden<br />
Es begann in einem Restaurant mit<br />
einem heißen Stövchen und verbrannten<br />
Fingern. Damals fragten<br />
sich Maximilian Krummen (18) und<br />
Timo Hafner (18), wie Speisen eigentlich<br />
warm gehalten werden können,<br />
ohne dass man sich daran die Finger<br />
verbrennt? Bei diesem Gedanken<br />
blieb es zunächst und erst mit der Teilnahme<br />
bei der Start-Up-Werkstatt<br />
2006, einem Jungunternehmerprojekt<br />
der Sparkassen, geht die eigentliche<br />
Geschichte beider Schüler aus Radolfzell<br />
so richtig los. Die Gedanken der<br />
Jungts kreisten nicht mehr um verbrannte<br />
Finger, sondern schon darum,<br />
wie sich die Warmhaltung von<br />
Speisen in Restaurants revolutionieren<br />
lässt.<br />
Den jungen Forschern schwebte ein<br />
im Büfetttisch integriertes Induktionselement<br />
vor, das ein elektromagnetisches<br />
Feld aufbaut und durch das<br />
Porzellanteller und -schalen mit Metallbeschichtung<br />
so lang wie nötig<br />
warm gehalten werden. Während der<br />
Start-Up-Teilnahme klopften die beiden<br />
Radolfzeller bei renommierten<br />
Hotelketten den Bedarf nach einer optimierten<br />
Warmhaltung von Speisen<br />
ab und merkten schnell: Gerade die<br />
Top-Gastronomie ist offen für eine Alternative<br />
zur Warmhaltung mit Wasserbad<br />
und Infrarotstrahlern.<br />
Von der Idee zum Patent<br />
Nach Ende des Wettbewerbs vermittelte<br />
die IHK Hochrhein-Bodensee die<br />
Tüftler an das Steinbeis-Transferzentrum<br />
in Villingen. Hier sollten sie ihr<br />
Konzept auf einer hauseigenen Messe<br />
vorstellen. Zugleich tat sich mit diesem<br />
Angebot eine neue Hürde auf: Ein<br />
Patent musste her. Und das hat bekanntlich<br />
seinen Preis. Aber auch hier<br />
hielt das Glück den tüchtigen Tüftlern<br />
ANZEIGE<br />
Die Jungerfinder Maximilian Krummen (links) und Timo Hafner mit ihrem<br />
Prototypen einer Warmhalteplatte für Speisen. Bilder: Walden<br />
seine Treue: Mit Stephan Nüsse aus<br />
Singen konnten die beiden nicht nur<br />
einen der Physik kundigen Patentanwalt<br />
gewinnen, sondern auch einen<br />
überzeugten Förderer, mit dem sie zu<br />
Sonderkonditionen ein Schutzrecht<br />
beim DPMA in München anmelden<br />
konnten. „Patentiert wurde dabei die<br />
Zusammenführung von Induktionstechnik<br />
und beschichteten Abnehmergefäßen,<br />
also die Idee zur Kombination“,<br />
nennt Hafner den Kern des<br />
Patents. Die anschließende Hausmesse<br />
führte die Schüler und Professor Ar-<br />
Wir machen unsere Städte<br />
fit für die Zukunft.<br />
Die Folge der Urbanisierung und dem Wirtschaftswachstum in den Städten<br />
ist ein zunehmender Bedarf an leistungsfähigen Infrastrukturen.<br />
Siemens hat diesen Trend erkannt und realisiert wegweisende Neuerungen<br />
auf dem Gebiet der Postautomatisierung und intelligente Lösungen für<br />
Flughäfen.<br />
Wir helfen, als weltweit führender Hersteller von Systemen zur automatischen<br />
Bearbeitung aller Arten von Postsendungen sowie für Gepäck und<br />
Luftfracht, unseren Kunden die an sie gestellten Anforderungen zu bewältigen.<br />
Mit unseren “Completely Integrated Solutions“ sind wir nicht nur<br />
ein engagierter und überzeugender Soft- und Hardwarelieferant sondern<br />
zeigen auch, dass Systemintegration, Instandhaltung und Modernisierungskonzepte<br />
zu unseren Kernkompetenzen gehören.<br />
www.siemens.com/postalautomation<br />
tur Fischer zusammen, der die beiden<br />
Erfinder einlud, sich an dem Stand des<br />
namensgleichen Erfinderpreises auf<br />
der IENA 2006 in Nürnberg, der weltweit<br />
größten Erfindermesse, präsentieren<br />
zu können. Die Idee existierte<br />
bis dato nur auf dem Laptop, fand aber<br />
großen Anklang.<br />
Die Umsetzung zum Prototyp wurde<br />
schließlich als Studentenprojekt an<br />
der HTWG Konstanz realisiert. Im<br />
Wintersemester 2006/07 machten<br />
sich drei Studenten im Rahmen ihrer<br />
Diplomarbeit daran, den ersten einfachen<br />
Prototypen herzustellen. Damit<br />
war ein demonstrationsfähiges Ausstellungsgerät<br />
geschaffen. „Das Ergebnis<br />
hätten wir uns nicht besser vorstellen<br />
können“, zeigen sich die beiden<br />
Schüler heute noch glücklich über<br />
das Erstlingswerk: Ein kleines, transportfreundliches<br />
Tischchen, an dessen<br />
Unterseite in einer Art Schublade<br />
das Induktionselement untergebracht<br />
ist. Damit werden beschichtete Teller<br />
und Schalen warm gehalten.<br />
Geldgeber gesucht<br />
Damit gewannen die beiden Jungerfinder<br />
nicht nur den dritten Platz des<br />
Artur Fischer Erfinderwettbewerbs<br />
2007, sondern wurden auch von vielen<br />
<strong>Unternehmen</strong> registriert. Schließlich<br />
konnten Hafner und Krummen ein<br />
mittelständisches Elektronikunternehmen<br />
und einen Porzellan-Hersteller<br />
für eine Zusammenarbeit gewinnen.<br />
Eine der weltweit bekanntesten<br />
und größten Hotelketten hatte schon<br />
vor Messebeginn am inzwischen als<br />
„Induct Warm GbR“ angemeldeten<br />
Jungunternehmen Feuer gefangen.<br />
„Wir konnten uns wieder mal die Hotelkosten<br />
nicht leisten, da habe ich<br />
dem Haus in Nürnberg einen Tausch<br />
vorgeschlagen: die Präsentation unserer<br />
Idee gegen Übernachtungen“, berichtet<br />
Timo Hafner über den aus der<br />
Auch Bürostühle wie<br />
diese <strong>aktuelle</strong>n Modelle<br />
gehören zum Portfolio<br />
von Sedus.<br />
Waldshut – Für den Sedus-Stoll-Konzern<br />
war 2007 ein Rekordjahr. Ob Umsatz<br />
oder Gewinn – in allen Bereichen<br />
meldet das <strong>Unternehmen</strong> kräftige Zuwächse.<br />
„Es war in der Tat ein gutes<br />
Jahr“, urteilte Vorstandschef Bernhard<br />
E. Kallup bei der Pressekonferenz in<br />
Stuttgart. Zunehmende Sorge bereitet<br />
aber die Suche nach qualifizierten<br />
Mitarbeitern.<br />
Der Sedus-Stoll-Konzern bekommt<br />
den Fachkräftemangel bereits zu spüren:<br />
Ob Vertriebsangestellte, Prozess-<br />
Ingenieure oder IT-Mitarbeiter – in allen<br />
Bereichen sucht der Komplettanbieter<br />
für Büromöbel händeringend<br />
qualifizierte Kräfte. Insgesamt sind<br />
derzeit 50 neue Stellen unbesetzt. Das<br />
schlägt sich auf den Umsatz nieder. Eine<br />
genaue Zahl wollte Kallup zwar<br />
nicht nennen, doch schätzt er, dass<br />
dem <strong>Unternehmen</strong> damit ein Umsatzbetrag<br />
in „zweistelliger Millionenhöhe“<br />
entgeht. Doch auch so kann sich<br />
die Geschäftsentwicklung im vergangenen<br />
Jahr sehr gut sehen lassen: So<br />
kletterten die Erlöse um 21,4 Prozent<br />
auf 168,8 Millionen Euro. Rechnet<br />
man die Entwicklung der im Januar<br />
2007 übernommenen Fachhandelsgruppe<br />
Planbüro hinzu, waren es sogar<br />
193,8 Millionen Euro.<br />
Damit lagen die Waldshuter deutlich<br />
über dem Branchenschnitt, wo<br />
sich der Zuwachs auf 15 Prozent belief.<br />
Noch erfreulicher sah es auf der Ertragsseite<br />
aus: Mit einem Jahresüberschuss<br />
von 6,5 Millionen Euro wurde<br />
So sieht der Büfetttisch<br />
mit dem<br />
Induktionselement<br />
aus, der Porzellanteller<br />
und -schalen<br />
mit Metallbeschichtung<br />
warm<br />
hält. Die Erfinder<br />
suchen derzeit<br />
Geldgeber für die<br />
Weiterentwicklung.<br />
Not geborenen Plan. Doch der ging<br />
auf. Noch in diesem Jahr sollen die<br />
ersten Testgeräte im Nürnberger Hotel<br />
eingesetzt werden, die Reaktionen<br />
von Kunden und Gästen können Maximilian<br />
Krummen und Timo Hafner<br />
kaum abwarten.<br />
Dennoch befürchten die beiden,<br />
von der Konkurrenz eingeholt und abgehängt<br />
zu werden. Jeder weitere<br />
Schritt zur Realisierung von „Induct<br />
Warm“ kostet mehr als die beiden Abiturienten<br />
durch Preis- und Fördergelder<br />
aufbringen können. Den größten<br />
Anteil der bisher aufgelaufenen Kosten<br />
haben sie aus eigener Tasche bestritten,<br />
und auch von der Sparkasse<br />
Singen-Radolfzell gibt es Fördergelder<br />
sowie persönliche Betreuung. Doch<br />
die benötigten Finanzmittel wachsen<br />
überproportional. „Klar haben viele<br />
<strong>Unternehmen</strong> Interesse gezeigt und<br />
das Vorjahresergebnis von 3,2 Millionen<br />
Euro mehr als verdoppelt. Inklusive<br />
der ausgezahlten Mitarbeiterbeteiligung,<br />
die den Beschäftigten 15,3 Monatsgehälter<br />
bescherte, lag der Überschuss<br />
sogar bei 10 Millionen Euro. Als<br />
Grund für diese Zuwächse verwies<br />
Kallup auf die gute Konjunktur.<br />
Gleichzeitig zahle sich auch die eingeschlagene<br />
Strategie aus. Denn<br />
schon längst versteht sich Sedus Stoll<br />
nicht mehr nur als reiner Büromöbelhersteller.<br />
Mittlerweile engagiert sich<br />
das <strong>Unternehmen</strong> auch verstärkt in<br />
Planung und Gestaltung von Arbeitsplätzen.<br />
2007 hat der Konzern sein<br />
Dienstleistungsangebot ausgebaut:<br />
Neben der Übernahme der Planbüro-<br />
Gruppe gründete er die Transform-<br />
Consult GmbH, eine Objektberatungsgesellschaft<br />
mit Sitz in München.<br />
Diese unterstützt <strong>Unternehmen</strong><br />
bei der Raum- und Arbeitsplatzgestaltung,<br />
liefert Bedarfs- sowie Bestandsanalysen<br />
oder kümmert sich um das<br />
Flächen- und Umzugsmanagement.<br />
Darüber hinaus setzt Sedus Stoll weiter<br />
auf das Konzept „Place 2.5“. „Dabei<br />
wollten in uns investieren. Aber nur<br />
gegen Beteiligungen oder Konditionen,<br />
auf die wir nicht eingehen wollen<br />
oder können“, fasst Maximilian Krummen<br />
die bisherigen Verhandlungen<br />
zusammen.<br />
Daher geht die Weiterentwicklung<br />
ihrer Idee nur langsam und mühevoll<br />
voran. Was sie gerade in dieser Phase<br />
der praktischen Umsetzung dringend<br />
suchen, ist finanzielle Unterstützung<br />
von Unternehmern oder auch Einzelpersonen,<br />
die ihnen ohne mitgelieferten<br />
Hemmschuh zur Verfügung gestellt<br />
wird. „Wir hoffen immer noch<br />
auf jemanden, der sich sagt: das hat<br />
Zukunft, das will ich fördern. Vielleicht<br />
findet sich so ein Mensch noch“,<br />
sagt Krummen. Eines haben sich die<br />
Jungtüftler in den Kopf gesetzt: Aufgeben<br />
wollen sie nicht, nicht, nachdem<br />
sie bereits so weit gekommen sind.<br />
Sedus Stoll legt kräftig zu<br />
◆ Waldshuter Büro-Spezialist mit zweistelligen Zuwächsen – Mitarbeiter-Suche bremst<br />
von Hildegard Linssen<br />
„Es war in der<br />
Tat ein gutes<br />
Jahr“, sagt<br />
Vorstandschef<br />
Bernhard E.<br />
Kallup. Sedus<br />
Stoll meldete<br />
kräftige Zuwächse.<br />
Bilder:<br />
Sedus Stoll<br />
geht es nicht allein um die Möblierung<br />
des Arbeitsplatzes, sondern um die<br />
neue emotionale Kultur des Büros“,<br />
erläuterte Kallup. Gemeinsam mit<br />
Partnern wolle man so auch Begrünung,<br />
Licht, Duft und Akustik im Büro<br />
professionell abdecken. Ein Angebot,<br />
das nach Einschätzung Kallups künftig<br />
immer mehr Abnehmer finden<br />
wird. „Gerade im ’War for Talents’<br />
(Krieg um Talente) wird es für viele<br />
<strong>Unternehmen</strong> wichtiger, qualifizierten<br />
Mitarbeitern attraktiv gestaltete<br />
Arbeitsplätze zu bieten“, zeigte sich<br />
der Vorstandschef überzeugt.<br />
Gleichzeitig will Sedus Stoll sein Geschäft<br />
auf den Auslandsmärkten ausbauen.<br />
Schon im vergangenen Jahr erzielte<br />
der Konzern in den west- und<br />
osteuropäischen Ländern, Japan, den<br />
Emirates und Australien einen Umsatz<br />
von 77,35 Millionen Euro (plus<br />
29,5 Prozent). Künftig sollen die Märkte<br />
in den USA, Indien und China hinzukommen.<br />
„Eine Verlagerung der<br />
Produktion in außereuropäische Länder<br />
– beispielsweise nach China oder<br />
Indien – kommt aber nicht in Frage“,<br />
betonte Kallup ausdrücklich.<br />
Auch für das laufende Jahr zeigte<br />
sich der Vorstandschef zuversichtlich.<br />
Angesichts der Bankenkrise und ihrer<br />
Folgen für die Konjunktur würden die<br />
Zuwächse zwar nicht mehr so deutlich<br />
ausfallen, doch werde es ein moderates<br />
Wachstum geben. Die Entwicklung<br />
in den ersten drei Monaten untermauert<br />
dies: Der Konzernumsatz erhöhte<br />
sich im ersten Quartal um 6,8 Prozent<br />
auf 48,7 Millionen Euro.
Börsenpläne: Hauptsitz der Looser<br />
Holding in Arbon/Thurgau.<br />
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 13<br />
Looser geht an die Zürcher Börse<br />
◆ Thurgauer Industriegruppe wechselt von Berner Börse, um Expansion zu finanzieren – drittes Geschäftsfeld möglich<br />
von Martin Sinzig<br />
Arbon – Das jüngste Kapitel in der langen<br />
Geschichte der Sarganserländer<br />
Industriellenfamilie Looser begann<br />
1996, als sie die in den Bereichen Farben<br />
und Lacke tätige FLH Gruppe zurückkaufte<br />
und begann, eine neue Industrieholding<br />
aufzubauen. Diese<br />
nahm 2004 mit dem Zukauf der Condecta-Gruppe,<br />
einer vor allem im<br />
Schweizer Markt starken Baudienstleisterin,<br />
Formen an. Im gleichen Jahr<br />
wurde die Looser Holding AG mit Sitz<br />
in Arbon am Bodensee gegründet und<br />
in die zwei Sparten „Industrial Services“<br />
und „Coatings“ gegliedert.<br />
Zwischen 1996 und 2006 wuchs das<br />
Umsatzvolumen der Looser-Gruppe<br />
von 60 Millionen auf gut 260 Millionen<br />
Franken. Die Mittel für diese Wachstumsschritte<br />
hatte vollumfänglich die<br />
Familie Looser zur Verfügung gestellt.<br />
Um ein weiterhin starkes, auch akquisitorisches<br />
Wachstum voranzutreiben,<br />
entschied sich das <strong>Unternehmen</strong><br />
vor zwei Jahren an die Börse zu gehen.<br />
Über den Gang an den Kapitalmarkt<br />
soll einerseits die Weiterentwicklung<br />
der Looser Holding AG finanziert und<br />
andererseits die Nachfolge geregelt<br />
werden. Weil die Gruppe erst seit 2004<br />
besteht, beschloss sie den Umweg<br />
über die Berner Börse BX zu machen.<br />
Im Herbst 2006 wurden dort erstmals<br />
Looser-Aktien gehandelt. Anfang April<br />
des laufenden Jahres hat die Industrieholding<br />
ihre Pläne bekräftigt, im<br />
Juni den Schritt an die Schweizer Börse<br />
SWX in Zürich zu machen.<br />
Margenziele reduziert<br />
Seit dem Bekanntwerden ihrer Börsenpläne<br />
hat die Looser-Gruppe wichtige<br />
Zukäufe getätigt und ihre Wachstumsziele<br />
erreicht. Das Umsatzvolumen<br />
erreichte per Ende 2007 rund 416<br />
Millionen Franken, der Personalbestand<br />
erhöhte sich auf weltweit rund<br />
1600 Mitarbeitende. Ein großer Schritt<br />
war vor einem Jahr die Akquisition der<br />
Prüm-Garant Gruppe. Sie gilt als<br />
zweitgrößte Türenherstellerin<br />
Deutschlands und erwirtschaftete<br />
2006 mit mehr als 1,1 Millionen verkauften<br />
Türen und Zargen einen Umsatz<br />
von rund 113 Millionen Euro.<br />
Die Ertragsziele hat die Looser-<br />
Gruppe allerdings nicht ganz erreicht.<br />
Bedingt durch steigende Rohstoffkosten<br />
sowie eine im Konzernvergleich<br />
unterdurchschnittliche Marge der<br />
Die Looser Holding vermietet über<br />
die Firma Condecta auch Kräne.<br />
Kursentwicklung<br />
Seit der Notierung der Looser-<br />
Aktien mit dem Symbol LOHN an<br />
der Berner Börse im September<br />
2006 haben sich die Titel ansprechend<br />
entwickelt. Der Eröffnungskurs<br />
lag bei 100 Franken.<br />
Anfang Mai des laufenden Jahres<br />
bewegten sich Looser bei circa 160<br />
Franken. Dieses Niveau befindet<br />
sich laut Niederkofler aber im<br />
unteren Bandbreitenbereich. Bisher<br />
haben sich 500 Aktionäre eingetragen,<br />
darunter 16 institutionelle.<br />
Der Freefloat konnte beträchtlich<br />
erhöht und soll weiter ausgebaut<br />
werden. Ende 2007 lag dieser bei<br />
rund 38 Prozent. (msi.)<br />
80-jährige Industriegeschichte<br />
Der Grundstein der industriellen Tätigkeit<br />
geht auf die 1928 gegründete E.<br />
Looser & Co. zurück, die sich später als<br />
ELCO Looser Holding AG zu einem<br />
führenden Hersteller von Feuerungsanlagen<br />
entwickelte. Zum <strong>Unternehmen</strong><br />
gehörte auch die FLH Holding AG,<br />
die Firmen im Bereich Farben und<br />
Hügli findet Haar in der Suppe<br />
Blick in die Produktion der deutschen Türenherstellerin Prüm-Garant. Sie<br />
gehört seit einem Jahr zur Arboner Looser Holding AG. Bilder: pd<br />
Prüm-Garant-Gruppe reduzierte sich<br />
die Ebitda-Marge gegenüber dem Vorjahr<br />
von 13,9 auf 13,3 Prozent. Auf Stufe<br />
Betriebsgewinn erzielte die Looser<br />
Gruppe eine Marge von 9,1 Prozent<br />
und blieb unter der vor Jahresfrist geäußerten<br />
Zielsetzung<br />
von mindestens 12<br />
Prozent.<br />
„Wir haben die<br />
Messlatte etwas zurückgenommen“,<br />
räumte der Vorsitzende<br />
der Konzernleitung<br />
und Verwaltungsratsdelegierte<br />
Christian Niederkofler an der Bilanzmedienkonferenz<br />
von Anfang April<br />
ein. Neu setzt die Looser Gruppe eine<br />
Ebitda-Marge von 13 bis 15 Prozent<br />
zum Ziel. Dieser Maßstab könne zudem<br />
die finanziellen Aspekte des stark<br />
extern getriebenen Wachstums besser<br />
abbilden.<br />
Kern der Wachstumsstrategie ist der<br />
Aufbau zweier gleichwertiger Sparten,<br />
dies sowohl durch die organische Wei-<br />
Lacke umfasste. Die börsennotierte<br />
ELCO Looser Holding AG wurde 1995<br />
durch ein öffentliches Übernahmeangebot<br />
von der Preussag AG übernommen.<br />
1996 kaufte die Industriellenfamilie<br />
Looser die FLH Holding<br />
AG wieder zurück und startete den<br />
Aufbau der Looser Holding AG. (msi.)<br />
◆ Nahrungsmittelhersteller kämpft mit steigenden Rohstoffpreisen – und steigert dennoch den Gewinn<br />
von Peter Ludäscher<br />
Zürich/Radolfzell – Die deutschen<br />
Verbraucher müssen sich auf weiterhin<br />
stark steigende Preise für Lebensmittel<br />
einstellen. Der Chef des Schweizer<br />
Nahrungsmittelherstellers Hügli<br />
Holding AG (Steinach), Jean Villot,<br />
rechnet im deutschen Markt mit zweistelligen<br />
Preissteigerungsraten.<br />
Grund sei die Preisexplosion bei vielen<br />
Rohstoffen. „In den letzten 50 Jahren<br />
haben wir noch nie eine derartige Verteuerung<br />
der Rohstoffe erlebt“, sagte<br />
Villot bei der Bilanzpressekonferenz<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s in Zürich.<br />
Viele für Hügli wichtige Rohstoffe<br />
wie Getreide, Milchprodukte, Soja, vegetabile<br />
Fette und Teigwaren hätten<br />
sich dramatisch verteuert. Wichtigste<br />
Ursache sei das durch steigende Kaufkraft<br />
angeregte Nachfragewachstum<br />
vor allem in China und Indien. Aber<br />
auch die Verwendung landwirtschaftlicher<br />
Flächen zur Erzeugung von Bioethanol<br />
wirke preistreibend, da sie das<br />
Rohstoff-Angebot für die Nahrungsmittelproduktion<br />
verringere. Für den<br />
Hügli-Konzern bedeutete die Verteuerung<br />
der Rohstoffe zunächst eine Belastung<br />
des Ergebnisses, denn die höheren<br />
Kosten ließen sich nicht sofort<br />
auf die Verkaufspreise überwälzen.<br />
Dennoch schlug sich Hügli gut: Das<br />
Betriebsergebnis (Ebit) stieg um 19<br />
Prozent auf 26,8 Millionen Franken. Es<br />
wuchs damit noch stärker als der Umsatz,<br />
der um 13 Prozent auf 345 Millionen<br />
Franken zulegte. Das Wachstum<br />
spiegelt sich auch in der Zahl der Mitarbeiter,<br />
die um 120 auf 1164 zunahm.<br />
Der Ausblick für 2008 ist vielversprechend:<br />
Der Konzernumsatz wuchs im<br />
ersten Quartal um 20 Prozent, selbst<br />
ohne <strong>Unternehmen</strong>skäufe wären es<br />
immer noch 13 Prozent.<br />
Auch in Deutschland entwickelte<br />
sich Hügli gut. Der Umsatz nahm um<br />
10 Prozent auf 200 Millionen Franken<br />
zu. Das Betriebsergebnis sogar um 34<br />
Prozent auf 18 Millionen Franken. Bei<br />
dieser Steigerung ist allerdings zu berücksichtigen,<br />
dass die Vorjahreszahl<br />
(13,4 Millionen Franken) durch eine<br />
Rückrufaktion belastet war. Hügli<br />
nahm ein Reis-Gericht zurück, nachdem<br />
darin genetisch veränderter Reis<br />
festgestellt wurde. Im Jahr 2007 verlief<br />
das Geschäft wieder normal. Zugleich<br />
profitierte Hügli in Deutschland von<br />
den Erfolgen seiner Bio-Sparte. Diese<br />
Produkte werden neben den<br />
Hügli-typischen Suppen,<br />
Saucen und Würzen in Radolfzell<br />
gefertigt. An diesem Standort<br />
beschäftigt Hügli derzeit 530<br />
Mitarbeiter. 40 Arbeitsplätze wurden<br />
2007 neu geschaffen. Der Geschäftsführer<br />
der Radolfzeller Hügli Nahrungsmittel<br />
GmbH, Alexander Moosmann,<br />
erwartet nicht, dass der Personalaufbau<br />
anhält. Er rechnet eher mit<br />
einem leichten Abbau. Die Radolfzeller<br />
Hügli-Tochter setzte 2007 115 Millionen<br />
Euro um, 7 Prozent mehr als im<br />
Vorjahr. Das Ergebnis wird nicht beziffert,<br />
der Konzern sei aber „sehr zufrieden“,<br />
so Moosmann. Er erwartet für<br />
2008 ein weiteres Umsatzwachstum<br />
und ein zufriedenstellendes Ergebnis.<br />
Der Standort werde daher mit Investitionen<br />
von 3 Millionen Euro weiter modernisiert.<br />
Die Schweizer <strong>Unternehmen</strong>sgruppe<br />
hat in den vergangenen neun Monaten<br />
zwei wichtige <strong>Unternehmen</strong>skäufe<br />
getätigt. In Oberitalien kaufte<br />
Hügli das <strong>Unternehmen</strong> Ali-Big, das<br />
italienische Antipasti und Flüssig-<br />
Saucen und -Suppen produziert. Hügli<br />
erlangt damit Zugang zur Flüssigprodukt-Technologie<br />
und zum italienischen<br />
Markt. Ali-Big beschäftigt 50<br />
Mitarbeiter und setzt 11 Millionen Euro<br />
um. In Großbritannien erwarb das<br />
<strong>Unternehmen</strong> im Januar die Firma<br />
Contract Foods mit 128 Mitarbeitern<br />
und einem Umsatz von 8,6 Millionen<br />
Pfund. Sie produziert „Functional<br />
Food“ – Schlankheitsnahrung usw.<br />
NEUES AUS<br />
DER SCHWEIZ<br />
terentwicklung bisheriger Aktivitäten<br />
als auch durch Akquisitionen. Zugekaufte<br />
<strong>Unternehmen</strong> müssten immer<br />
auch zur Internationalisierung des<br />
Konzerns beitragen, erklärt Niederkofler.<br />
„Das <strong>Management</strong> hat<br />
bewiesen, dass es<br />
erfolgreich Zukäufe<br />
integrieren kann“<br />
CHRISTIAN NIEDERKOFLER,VORSITZEN-<br />
DER DER KONZERNLEITUNG<br />
Mit Herzblut betreibt er die Aktivitäten<br />
der Thurgauer Industrieholding.<br />
„Hohe Wachstumsraten sind möglich“,<br />
ist er überzeugt und macht deutlich,<br />
wohin die Reise gehen soll. „Wir<br />
haben für inneres Wachstum viel getan,<br />
wir sind breit aufgestellt, und das<br />
<strong>Management</strong> hat bewiesen, dass es erfolgreich<br />
Zukäufe integrieren kann“.<br />
Gesamthaft ist der Konzern gut unterwegs.<br />
Für das laufende Jahr wird ein<br />
Volumenwachstum von 25 bis 30 Prozent<br />
anvisiert, getrieben durch ein inneres<br />
Wachstum von sieben Prozent<br />
und durch die Vollkonsolidierung der<br />
Prüm-Garant Gruppe. Das Ziel von<br />
500 Millionen Franken würde damit<br />
deutlich übertroffen. Bis 2012 soll die<br />
Umsatzmilliarde geknackt und der<br />
Gewinn pro Aktie verdoppelt werden.<br />
Nicht ausgeschlossen sei der Aufbau<br />
eines dritten Geschäftsbereichs mit<br />
hohem inneren Wachstumspotenzial,<br />
deutete Niederkofler an.<br />
Hügli verkaufte auch 2007 gewinnbringend<br />
Suppen. Bild: Hügli<br />
CH-News<br />
FIRMENNETZWERKE<br />
Neue Kooperation<br />
Die beiden <strong>Unternehmen</strong>snetzwerke<br />
Virtuelle Fabrik Baden-<br />
Württemberg (VFBW) und der<br />
Produktions- und Technologieverbund<br />
Ostschweiz (PTV) wollen<br />
künftig eng kooperieren. Zunächst<br />
sind regelmäßige Treffen<br />
geplant. „Gemeinsam wollen wir<br />
in Dialog treten mit dem Ziel, eine<br />
strategische Partnerschaft der<br />
beiden <strong>Unternehmen</strong>snetzwerke<br />
aufzubauen", erklärte Edmund<br />
Dehnle, Vorsitzender der VFBW.<br />
Der Tätigungsschwerpunkt der<br />
VFBW-Betriebe liegt auf Engineering-undKonstruktionsdienstleistungen<br />
sowie der Fertigung.<br />
Die Mitgliedunternehmen des<br />
PTV hingegen kommen aus der<br />
Metallver- und Bearbeitung sowie<br />
Oberflächenbehandlung und<br />
-Veredelung. (sab)<br />
HÄLG<br />
Abgebaut<br />
Rund 3 Millionen<br />
Schweizer<br />
Franken<br />
büßte die in<br />
der Gebäudetechnik<br />
tätige<br />
Hälg Building<br />
Service Group<br />
mit Hauptsitz in St. Gallen im<br />
vergangenen Geschäftsjahr an<br />
Umsatz ein. Damit sank der<br />
Umsatz von 200 Millionen Franken<br />
(2006) auf 197 Millionen<br />
Franken. Auch die Mitarbeiterzahl<br />
schrumpfte von 610 auf 605. Als<br />
Grund für die Abnahme macht<br />
das <strong>Unternehmen</strong> eine vorübergehendeProduktionsrücknahme<br />
im Sanitätsgeschäft verantwortlich.<br />
Insgesamt sei das<br />
Auftragsvolumen jedoch 2007<br />
wieder zweistellig gewachsen. Die<br />
St. Gallener Gebäudetechnik-<br />
Firma ist Nummer 2 auf dem<br />
Schweizer Markt und hat 16 Niederlassungen.<br />
(sab)<br />
SIGPACK SYSTEMS<br />
Gut verpackt<br />
Die zur<br />
Bosch-Verpackungstechnikgehörende<br />
Schweizer<br />
Tochtergesellschaft<br />
Sigpack<br />
Systems mit<br />
Sitz in Beringen konnte ihren<br />
Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr<br />
2007 um 14 Prozent<br />
auf 184 Millionen Franken steigern.<br />
Der Umsatz der gesamten<br />
Bosch-Verpackungstechnik erhöhte<br />
sich im vergangenen Jahr<br />
von 600 auf 650 Millionen Euro.<br />
Bosch gibt zwar grundsätzlich<br />
keine Gewinnzahlen bekannt.<br />
Jedoch habe sich die Ebit-Marge,<br />
so Sigpack-Geschäftsführer Jakob<br />
Bleiker, von fünf bis sechs Prozent<br />
in 2006 um rund ein Prozent in<br />
2007 erhöht. Sigpack Systems ist<br />
spezialisiert auf Endverpackungen<br />
für die Pharma- und Lebensmittelindustrie.<br />
(sab)<br />
PHOENIX MECANO<br />
Erfolgsjahr<br />
Für den Gehäuse- und Komponentenhersteller<br />
Phoenix<br />
Mecano (Stein am Rhein) brachte<br />
das vergangene Geschäftsjahr ein<br />
Umsatzwachstum von 12,4 Prozent.<br />
So konnte das <strong>Unternehmen</strong>,<br />
das Rohgehäuse in Billiglohnländern<br />
in großer Stückzahl<br />
fertigen lässt und sie dann in der<br />
Schweiz „veredelt“, den Umsatz<br />
von 346,5 Millionen Euro auf<br />
389,4 Millionen Euro erhöhen.<br />
Das Betriebsergebnis Ebit konnte<br />
um 8,4 Prozent auf 38,8 Millionen<br />
Euro gesteigert werden. Besonders<br />
gut lief das Geschäft mit<br />
Gehäusen für die Öl- und Gasindustrie.<br />
(sab)
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 14 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
News<br />
JOACHIM LAEMPE<br />
Bei Absturz getötet<br />
Der Schopfheimer Unternehmer<br />
Joachim Laempe, Begründer der<br />
Laempe & Mössner GmbH, stürzte<br />
Mitte April mit seinem Flugzeug<br />
am Kaiserstuhl ab und starb<br />
bei dem Unglück. Der 59-Jährige<br />
war geschäftlich von München<br />
nach Bremgarten unterwegs und<br />
änderte seine Flugrichtung aufgrund<br />
der Wetterlage. Über die<br />
Ursache des tödlichen Absturzes<br />
soll eine Untersuchung des Bundesamtes<br />
für Flugfalluntersuchung<br />
in Braunschweig Klarheit<br />
bringen. Vermutet wird aber, dass<br />
die zweimotorige Maschine von<br />
einem Blitzschlag getroffen wurde.<br />
Die Laempe & Mössner GmbH<br />
ist ein international tätiges <strong>Unternehmen</strong><br />
im Bereich der Projektierung,<br />
Konstruktion, Fertigung<br />
und Herstellung von Maschinen<br />
und Anlagen für die<br />
Gießerei-Industrie. Weltweit hat<br />
die Firma 25 Gesellschaften und<br />
Niederlassungen. (sk)<br />
MSF PAVALETZ<br />
Insolvent<br />
Die Bauträger-Firma MSF Pavaletz<br />
GmbH mit Niederlassungen<br />
in Villingen, Brigachtal und<br />
Schaffhausen ist insolvent. Vor<br />
allem Kunden aus der Schweiz,<br />
aber auch aus dem Inland, so<br />
Geschäftsführer Ralf Pavaletz,<br />
hätten ihn mit gekürzten Zahlungen<br />
in Schwierigkeiten gebracht.<br />
Der Preiskampf am Markt<br />
habe sich stark verschärft. Auch<br />
die gestiegene Mehrwertsteuer<br />
und die gestrichene Eigenheimzulage<br />
habe die Flaute am privaten<br />
Baumarkt verstärkt. Jetzt<br />
will sich der Unternehmer neu<br />
orientieren. (sk)<br />
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Exklusiv!<br />
Tanken für neue Wälder<br />
◆ Das Singener Heizungsunternehmen Widmann befeuert seine Flotte nur noch mit CO 2-neutralem Kraftstoff<br />
von Jadis Walden<br />
Singen – Gärtner, die ein Lenkrad in<br />
der Hand haben anstatt einer Gießkanne.<br />
Wie passt das zusammen? Es<br />
geht – und wie, das führt das Singener<br />
Heizungs- und Sanitärunternehmen<br />
Widmann GmbH vor. Der Fuhrpark<br />
des mittelständischen Betriebes umfasst<br />
derzeit 48 Fahrzeuge inklusive<br />
zwei Gasfahrzeuge. Gut 50 000 Liter<br />
Benzin oder Diesel verbraucht das<br />
<strong>Unternehmen</strong> jährlich mit seiner Flotte.<br />
Den Kraftstoff bezieht Widmann<br />
vornehmlich vom Bundesverband der<br />
freien Tankstellen (bft) und beteiligt<br />
sich so an dessen Projekt „Umweltverträgliche<br />
Mobilität“, für das sich der<br />
bft, der Automobilclub von Deutschland<br />
(AvD) sowie die Umweltschutzorganisation<br />
Global Woods zusammengeschlossen<br />
haben.<br />
Zwei Cent mehr pro Liter kostet dadurch<br />
der Kraftstoff an den Tankstellen<br />
der bft, wenn sich Kunden wie<br />
Widmann anstatt für den Normalpreis<br />
für das Klima-Bonus-Angebot<br />
entscheiden. Für dauerentschlossene<br />
Tanker bietet sich die Jahresvignette<br />
an, durch die die gesamte Jahres-<br />
Fahrleistung neutralisiert werden<br />
kann, zumindest in Bezug auf den<br />
Kohlendioxidausstoß. „Der Entschluss<br />
dafür und damit die Vorreiterrolle<br />
samt Vorbildfunktion in der Region<br />
zu übernehmen, wurde von unserem<br />
<strong>Unternehmen</strong> eher selbstverständlich<br />
gefasst“, charakterisiert Geschäftsführer<br />
Michael Kumpf die Entscheidung<br />
der Widmann GmbH.<br />
Denn: „Wir nehmen den Klimaschutz<br />
sehr ernst. Und hoffen, dass so viele<br />
Autofahrer wie möglich aus der Bevölkerung<br />
mitmachen.“<br />
Der Aufpreis von zwei Cent pro Liter<br />
geht immerhin ohne Selbstbehalt<br />
an „Global Woods“. Die Aufforstungsgesellschaft<br />
pflanzt dafür<br />
hauptsächlich in Afrika oder Südame-<br />
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Sigmaringen/Stuttgart – „Langeweile<br />
und Einsamkeit prägen den Alltag vieler<br />
alleinstehender Senioren. Die<br />
nächsten Angehörigen wohnen meist<br />
weit weg oder sind beruflich stark eingespannt.<br />
Da bleibt kaum Zeit für gemeinsame<br />
Unternehmungen“, sagt<br />
Karin Mußhoff. Die 25-Jährige ist derzeit<br />
in Elternteilzeit und hat eine Geschäftsidee<br />
entwickelt, die auf einer<br />
Dienstleistung basiert, die in früheren<br />
Jahrhunderten allgemein bekannt<br />
und weit verbreitet war: die Gesellschaftsdame.<br />
Congrego Seniorenbetreuungsgesellschaft<br />
GmbH heißt<br />
Mußhoffs Firma, die ihren Sitz in Sigmaringen<br />
hat. Als Geschäftsgebiet<br />
denkt die Jungunternehmerin aber<br />
mehr an Ballungsräume wie Stuttgart<br />
– dort leben rund 85 000 Menschen<br />
über 70 Jahre – oder Städte, in denen<br />
besonders viele Senioren wohnen, wie<br />
in Baden-Baden.<br />
Nach dem Vorbild der früheren Gesellschaftsdamen<br />
will sie eine qualifizierte<br />
Betreuung und Begleitung für<br />
Senioren anbieten, bei der nicht das<br />
Pflegerische, sondern eher die sozialen<br />
Kontakte und das Bedürfnis nach<br />
Unterhaltung im Vordergrund stehen.<br />
„Es ist erwiesen, dass für das ganzheitliche<br />
Wohlbefinden zwischenmenschliche<br />
Belange erfüllt sein müssen.<br />
Diesem Bedürfnis entsprang das<br />
frühere Berufsbild der Gesellschaftsdame,<br />
das wir nun wiederbeleben“,<br />
erläutert Karin Mußhoff die Beweggründe<br />
für das neue Angebot.<br />
Das Aufgabengebiet der Congrego-<br />
Gesellschaftsdamen umfasst die Unterstützung<br />
bei alltäglichen Arbeiten,<br />
wie zum Beispiel Hilfe beim Ankleiden,<br />
Einkaufen oder bei Behördengängen.<br />
Großen Wert legt man bei<br />
Congrego aber auch auf die soziale Betreuung<br />
und aktive Freizeitgestaltung.<br />
Wenn der Kontakt zu Angehörigen<br />
rika neue Wälder an, die nicht nur<br />
nachhaltig in die weltweite Klimastabilisierung<br />
wirken sollen. Darüber hinaus<br />
sollen diese auch langfristige<br />
Existenzgrundlagen für die Menschen<br />
vor Ort schaffen, indem die Bevölkerung<br />
in die Aufforstungsprojekte eingebunden<br />
werden, in den gepflanzten<br />
Wäldern traditionelle Landwirtschaft<br />
betreiben können und an den Erträgen<br />
der Holzwirtschaft beteiligt werden.<br />
und Mitmenschen fehlt und die Vereinsamung<br />
droht, sind die Damen –<br />
und durchaus auch Herren – von<br />
Congrego Gesprächspartner und helfen,<br />
Abwechslung in den Alltag zu<br />
bringen.<br />
Dies kann das Vorlesen eines Buchs<br />
oder einer Zeitung sein, aber auch<br />
Spaziergänge oder kleine Ausflüge.<br />
Und wer für einen Theaterbesuch<br />
oder ein Konzert eine Begleitung haben<br />
möchte, der kann sich die von Karin<br />
Mußhoffs Agentur holen. „Wir versuchen<br />
natürlich, genau die richtigen<br />
Personen zusammenzubringen“, sagt<br />
sie. Im Klartext: Wer bei Congrego arbeiten<br />
will, braucht eine gute Allgemeinbildung<br />
und muss sich auch in<br />
vielen Themenbereichen einigermaßen<br />
auskennen.<br />
In den USA, wo sich die Exis-<br />
Warum die Projekte nicht auf<br />
Deutschland übertragbar sind, hat<br />
seine Gründe. „Hier fehlt es an Flächen<br />
für die Aufforstung“, erklärt<br />
Hans Friedrich Ley die Rahmenbedingungen<br />
des Unterfangens. „Neue<br />
Bäume dürfen nur auf brachliegenden<br />
Flächen gepflanzt werden, nicht<br />
in sturmgeschädigten Gebieten. Außerdem<br />
kostet die Pflanzung eines<br />
Baumes hier um ein Vielfaches mehr<br />
als in Afrika oder Südamerika“, zählt<br />
der geschäftsführende Gesellschafter<br />
der bft-Tankstelle in der Singener<br />
Freibühlstrasse als einen weiteren<br />
Grund auf. „Global Woods“ lässt sich<br />
dabei transparent in seine Arbeit<br />
schauen, zeigt „seinen“ Autofahrern,<br />
wo ihr Geld „ihre“ Bäume gesetzt werden.<br />
„Wir nehmen den<br />
Klimaschutz sehr ernst“<br />
WIDMANN-CHEF, MICHAEL KUMPF<br />
Für Widmann hat der Ort der Aufforstung<br />
nur sekundäre Priorität.<br />
Dringendstes Gebot ist, überhaupt<br />
viele neue Wälder zu schaffen, die den<br />
CO 2 -Ausstoß ausgleichen. Und nicht<br />
weniger wichtig sieht Michael Kumpf<br />
den Klimaschutz im eigenen Haus:<br />
Sein <strong>Unternehmen</strong>, in dem auch Heizanlagen<br />
gebaut werden, soll CO 2 -neutral<br />
mit seiner Wagenflotte dem täglichen<br />
Kundendienst nachgehen und<br />
damit auch Zeichen setzen. Kumpf<br />
hofft, auch dadurch möglichst viele<br />
Hausbesitzer von der Notwendigkeit<br />
umweltfreundlicher Heizkonzepte<br />
und deren Nutzen mit erneuerbaren<br />
Energien überzeugen zu können. Autofahren<br />
setzt in Deutschland weniger<br />
CO 2 frei als das Heizen von Häusern<br />
und Gebäuden.<br />
„Der Klimaschutz fängt im Kleinen<br />
an“, heißt da die Devise der Widmann<br />
GmbH, die sukzessiv weitere Kreise<br />
ziehen soll, beispielsweise durch Gespräche<br />
mit Lieferanten, bei denen<br />
Michael Kumpf auf ein Umdenken<br />
durch Überzeugung setzt.<br />
Klein abgesteckte Ziele lassen sich<br />
schneller erreichen und motivieren zu<br />
mehr. Im Falle des Singener <strong>Unternehmen</strong>s<br />
werden diese Ziele bald<br />
nicht mehr zu übersehen sein, zumindest<br />
in Südamerika oder Afrika: Bei<br />
50 000 verbrauchten Litern Kraftstoff<br />
„pflanzt“ die Widmann GmbH jährlich<br />
300 Bäume.<br />
Moderne Gesellschaftsdamen<br />
◆ Sigmaringer Firma vermittelt Freizeitgestalter für Senioren<br />
von Karlheinz Fahlbusch<br />
„Wir versuchen,<br />
die richtigen Personenzusammenzubringen“<br />
CONGREGO-GRÜNDERIN<br />
KARIN MUSSHOFF<br />
tenzgründerin aus erster Hand informierte,<br />
sind derartige Betreuungsangebote<br />
bereits sehr ausgeprägt. Im<br />
Vordergrund steht hierbei immer ein<br />
erstklassiger Service durch qualifiziertes<br />
Personal. „Genau in diesem Punkt<br />
wollen wir uns von diversen Angeboten<br />
einzelner Haushaltshilfen unterscheiden“,<br />
erklärt Mußhoff. Alle<br />
Congrego-Gesellschaftsdamen verfügen<br />
über eine Ausbildung und praktische<br />
Erfahrung im Gesundheits- und<br />
Sozialwesen. Vor ihrem Arbeitsbeginn<br />
durchlaufen sie bei Congrego eine zusätzliche<br />
Schulung, die garantieren<br />
soll, dass in respektvollem Umgang<br />
auf jeden älteren Menschen persönlich<br />
eingegangen werden kann.<br />
Karin Mußhoff: „Gerade in Ballungsräumen<br />
ist die soziale Isolation<br />
vieler älterer Menschen größer als auf<br />
dem Land, wo Senioren oft im gleichen<br />
Haus mit ihren Kindern leben-<br />
.“Die Congrego-Geschäftsführerin ist<br />
sich sicher, dass in spätestens zehn<br />
Jahren nicht mehr die Kinderbetreuung<br />
im Mittelpunkt der Diskussion<br />
und der Bedürfnisse stehen wird, sondern<br />
die älterer Familienmitglieder.<br />
Infos im Netz:<br />
www.congrego.de<br />
„Farbe in den<br />
Alltag von<br />
Senioren bringen.“<br />
Anders als<br />
reine Pflegedienste<br />
möchte<br />
Congrego alten<br />
Menschen in<br />
erster Linie<br />
anregende<br />
Gesellschaft<br />
leisten.<br />
Bilder: dpa/<br />
Congrego
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 15<br />
Der Mann, der Ferrari-Träume<br />
wahrmacht<br />
◆ Berthold Klotz aus Kirchen-Hausen ist<br />
Europas größer Vermieter der roten Sportwagen<br />
von Christina Fröhlin<br />
Die Farbe Rot demonstriert seine<br />
Leidenschaft und das schwarze<br />
Pferd auf gelbem Hintergrund ist sein<br />
Lieblingstier: Die Rede ist hier von<br />
Berthold Klotz, der seit rund 15<br />
Jahren vom Geisinger Stadtteil<br />
Kirchen-Hausen aus die größte<br />
Ferrari-Vermietung in Europa<br />
betreibt und Niederlassungen<br />
in Berlin, in der Nähe<br />
von Mainz und Dresden hat.<br />
Mit der Ferrari-Vermietung<br />
Special-Cars hat sich der gelernte<br />
Konditormeister, der bis<br />
1990 in Donaueschingen das<br />
Café Hengstler betrieb, einen<br />
Traum erfüllt.<br />
„Seit 1977 bin ich selber begeisterter<br />
Ferrari-Fahrer und wollte einfach anderen<br />
Begeisterten die Möglichkeit<br />
geben, auch einmal solch einen Wagen<br />
zu fahren, auch wenn es nur für<br />
ein paar Stunden ist“, erklärt der 58-<br />
Jährige. Immer wieder sei er früher auf<br />
seinen Ferrari angesprochen worden,<br />
ob er ihn auch für besondere Anlässe<br />
vermiete. Daraus entwickelte sich die<br />
Verwirklichung seines Traums, der mit<br />
einem der roten italienischen Flitzer<br />
vor rund 15 Jahren begann.<br />
Mittlerweile gehören 34 Luxusautos<br />
zu seiner Flotte, die erst neulich komplett<br />
in die Heimat des Ferraris, nach<br />
Maranello, beordert wurde. „Dort fand<br />
ein Event einer Versicherungsgesell-<br />
Maranello<br />
Maranello (16 000 Einwohner) ist<br />
eine italienische Stadt in der Provinz<br />
Modena und wurde als Sitz des<br />
Ferrari-Werkes und des gleichnamigen<br />
Formel-1-Rennstalls Ferrari<br />
bekannt. Ferrari-Fans finden in der<br />
„Galleria Ferrari“ eine Sammlung<br />
der seltensten und wertvollsten<br />
Ferrari-Sport- und Rennwagen.<br />
Ausgestellt sind auch viele Formel-1-Boliden<br />
der Sportgeschichte,<br />
wie beispielsweise die schnellen<br />
Dienstfahrzeuge von Niki Lauda,<br />
Gerhard Berger, Nigel Mansell und<br />
Michael Schuhmacher, der 2006<br />
zum Ehrenbürger von Maranello<br />
ernannt wurde. (cf)<br />
Erzingen – Die weltweite Konkurrenz<br />
ist enorm. Chile, Kalifornien, Neuseeland<br />
oder Südafrika – in den Weinregalen<br />
greifen die Weinfreunde nach wie<br />
vor zu 61 Prozent nach ausländischen<br />
Produkten. Diese Zahlen nennt Wilfried<br />
Dörr vom Vorstand des Badischen<br />
Winzerkellers Breisach. Der ist<br />
übrigens Europas größte Kellerei, wie<br />
der Internetauftritt erklärt. „Eine Entwicklung<br />
hin zum Deutschen Wein ist<br />
absehbar“, stellt Dörr fest, nachdem<br />
der Marktanteil seit 2004 immerhin<br />
um fünf Prozent anstieg. Insbesondere<br />
die klassischen Anbauländer Italien<br />
und Spanien erlebten Einbußen.<br />
Wirtschaftlich gesehen ist der Weinanbau<br />
in der Region eher vernachlässigbar.<br />
Die Winzergenossenschaft Erzingen<br />
mit ihren 54 Mitgliedern<br />
kommt 2007 gerade auf eine Bilanzsumme<br />
von 325 000 Euro, so Geschäftsführer<br />
Hans-Jörg Zölle. Über<br />
ein halbes Dutzend freie Winzer in der<br />
einzigen Weinbaugemeinde des Landkreises,<br />
die Weingüter in Hohentengen<br />
und Lottstetten-Nack sind darin<br />
aber nicht enthalten. Dafür ist die<br />
Qualität durchaus respektabel. Gerade<br />
hat die Winzergenossenschaft Erzingen<br />
eine Goldmedaille bei der landesweiten<br />
Prämierung von Frühjahrsund<br />
Sommerweinen erhalten.<br />
Das Weingut LCK aus Erzingen, das<br />
mittlerweile gut zehn Prozent der Rebfläche<br />
des Ortes bewirtschaftet, räumte<br />
hier gar drei goldene Urkunden ab.<br />
Doch auch andere Winzer konnten in<br />
den vergangenen Jahren mit Prämierungen<br />
aufwarten. Sie sind es, die eine<br />
Wettbewerbssituation schaffen, der<br />
sich die genossenschaftlich organi-<br />
Da wird’s dem<br />
Verleiher mulmig:<br />
Für ein<br />
Großevent in der<br />
Ferrari-Heimat<br />
Maranello verschiffte<br />
Klotz neulich seine<br />
gesamte Flotte nach<br />
Italien.<br />
Erzingens kleine Weingemeinde<br />
◆ Winzer hoffen auf stärkeren Absatz der heimischen Weine – „Wir müssen uns mit unseren Produkten nicht hinter anderen verstecken“<br />
von Manfred Hüfner<br />
schaft statt. Höhepunkt für alle Beteiligten<br />
ist eine zweitägige Toskana-<br />
Rundreise mit den Sportwagen“, informiert<br />
der Ferrari-Vermieter, der seine<br />
„Schätze“ mit gemischten Gefühlen<br />
vom Hof fahren lässt. Rund fünf Millionen<br />
Euro sind die 34 Luxuskarossen,<br />
Lamborghinis und Ferraris, wert, die<br />
von Klotz und seinem Disponenten<br />
Georg Seitz vorsichtig in die dafür vorgesehenen<br />
Transporter gefahren werden.<br />
Es ist so eng in den Transportern,<br />
dass Klotz die Wagen durch das Fenster<br />
verlässt, sofern sie keine Flügeltü-<br />
Erzingen<br />
Die südlichste Weinbaugemeinde<br />
Deutschlands, Erzingen, bietet für<br />
Weinliebhaber einige Überraschungen.<br />
So gehört sie zum Anbaugebiet<br />
Bodensee, obwohl ein Teil<br />
ihrer Trauben in Breisach bei Freiburg<br />
gekeltert wird.<br />
Die wichtigsten Erzeuger im<br />
Internet:<br />
www.nackerwein.de<br />
www.weinbau-gromann.de<br />
www.engelhof.de<br />
www.erzinger-weinkeller.de<br />
www.weingut-lck.de<br />
www.weinbau-burger.de<br />
www.winzergenossenschafterzingen.de<br />
www.gemeinde-klettgau.de<br />
„Ferrari fahren hebt<br />
die Mitarbeitermotivation<br />
ungemein“<br />
FERRARI-VERMIETER, BERTHOLD KLOTZ<br />
ren besitzen. Sechs der heißen Flitzer<br />
beherbergt einer der vier großen Laster,<br />
mit denen sie von Kirchen-Hausen<br />
gen Italien gefahren werden.<br />
„Ferrari fahren hebt die Mitarbeitermotivation<br />
ungemein“, sagt Klotz lachend,<br />
der etliche Firmen und Kon-<br />
zerne zu seinen Kunden zählt. Darüber<br />
hinaus hat er mit zahlreichen Reiseagenturen<br />
Verträge, die beispielsweise<br />
solch eine Toskana-Rundreise<br />
anbieten, zu denen er die Fahrzeuge<br />
liefert. In ganz Europa sind seine roten<br />
Flitzer unterwegs. „Der Mythos Ferrari<br />
lebt mehr denn je“, freut sich der ehemalige<br />
Konditormeister über den Erfolg<br />
seines Traumes.<br />
Auch wer sich einen Ferrari als Mietwagen<br />
wünscht, ist hier an der richtigen<br />
Adresse. Gut betuchte Amerikaner<br />
beispielsweise, die für ihren Aufent-<br />
Erzingen ist die südlichste Weinbaugemeinde Deutschlands. Sie grenzt unmittelbar an das eidgenössische Gebiet des<br />
„Blauburgunderlands“ des Kantons Schaffhausen. Bilder: Hüfner<br />
halt in Europa, ob geschäftlich oder<br />
privat, einem solchen Luxuswagen<br />
wünschen, bekommen ihn auch.<br />
„Egal wo und wann der Kunde seinen<br />
gemieteten Wagen haben möchte, ob<br />
am Flughafen in Paris oder anderswo<br />
in Europa, er steht bereit“, betont<br />
Klotz, der seine Sportwagen nur an<br />
Kunden vermietet, die mindestens 25<br />
Jahre alt sind und fünf Jahre einen<br />
Führerschein besitzen. Die meisten<br />
seiner Kunden sind Männer, die diesen<br />
besonderen Kick, einmal mit einem<br />
Ferrari zu fahren, erleben und ge-<br />
sierten Winzer nicht mehr verschließen<br />
können. Sogar an der Hauptschule<br />
des Ortes wird in einer Weinbau-Arbeitsgemeinschaft<br />
daran gefeilt,<br />
Nachwuchs und Begeisterung für<br />
Qualität zu fördern. Dies umso mehr,<br />
als Klettgaus Bürgermeister Volker<br />
Jungmann „eine leichte Überalterung“<br />
in der Winzergenossenschaft<br />
feststellt. Ideen für neue Wege bei der<br />
Präsentation hat der einstige Biertrinker<br />
eine ganze Menge.<br />
Seit sieben Jahren tritt die Gemeinde<br />
als Veranstalter der Weinmesse auf,<br />
die um den Palmsonntag herum stattfindet.<br />
Hier treten Genossenschaftler<br />
und Freie gemeinsam, und nicht als<br />
Konkurrenten, auf. Ihr Anliegen dabei<br />
ist es, den Winzerort in seiner Vielfalt<br />
zu zeigen, denn gut 50 verschiedene<br />
Produkte schaffen sie aus den dort gewachsenen<br />
Trauben. Noch ist es<br />
schwer, in der regionalen Gastronomie<br />
Erzinger Wein auf der Karte zu finden.<br />
Die Hoffnung der Organisatoren<br />
der Weinmesse beruht auf den Kunden<br />
und Weinliebhabern. Wenn die<br />
hartnäckig in den Gasthäusern nachfragen,<br />
so die Erwartung der Winzer,<br />
werden die Wirte sich auf die regionalen<br />
Produkte besinnen. Vor Ort jedenfalls<br />
können die Weinliebhaber neben<br />
dem traditionellen Spätburgunder jedenfalls<br />
eine ganze Reihe von Spezialitäten<br />
ausfindig machen, die vom Barrique<br />
bis hin zu Prosecco reichen.<br />
Selbst Schokoladen- und Trüffelkreationen<br />
aus den Erzeugnissen des Erzinger<br />
Kapellenberg sind zu haben.<br />
Und so ist der Satz des Vorsitzenden<br />
der Winzergenossenschaft zu verstehen,<br />
der sagt: „Wir brauchen uns mit<br />
unserem Produkt in keiner Weise hinter<br />
anderen zu verstecken.“<br />
Seit über dreißig Jahren ist der gelernte Konditormeister<br />
Berthold Klotz Ferrari-Fan. Bilder: Fröhlin/dpa<br />
nießen möchten. Neben den Nobelmarken<br />
Ferrari und Lamborghini sind<br />
in den Hallen seines <strong>Unternehmen</strong>s<br />
auch Maserati, Viper und ein Rolls-<br />
Royce vertreten. Und diejenigen, die<br />
zwar das Ferrari-Gefühl testen möchten,<br />
aber nicht selber fahren wollen<br />
oder können, die können es sich auf<br />
dem Beifahrersitz bequem machen<br />
und sich fahren lassen.<br />
Informationen im Internet:<br />
www.special-cars.de<br />
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Veranstaltungen<br />
Seite 16 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
Termine<br />
ITS-TECHNO-APÉRO<br />
Ökoeffizienz in Firmen<br />
„Wer Ressourcen spart, spart auch<br />
Geld“ – so lautet das Motto des<br />
29. Techno-Apéro des Industrieund<br />
Technozentrum Schaffhausen<br />
(IST), der am Montag, 30.<br />
Juni, im SIG-Hus in Neuhausen<br />
am Rheinfall stattfindet. Neben<br />
Vorträgen zur Ökologie-Effizienz<br />
in <strong>Unternehmen</strong> von Stefan<br />
Schaltegger (Uni Lüneburg), Peter<br />
Müller, Präsident des Brillenglasherstellers<br />
Knecht & Müller und<br />
Thomas Heim, Geschäftsführer<br />
der Effizienz-Agentur Schweiz,<br />
gibt es im Anschluss eine Ausstellung.<br />
Los geht der Apéro um<br />
17.30 Uhr. Ort der Veranstaltung:<br />
SIG-Hus, Wüscherstr. 6, Neuhausen<br />
am Rheinfall. (sab)<br />
Anmeldung:<br />
www.its.sh.ch oder per E-Mail:<br />
administration@its.sh.ch<br />
VOGTHAUS-STIFTUNG<br />
Diskussion über Märkte<br />
„Wo bitte geht’s zur Zukunft – der<br />
Märkte, Marken, Menschen?“,<br />
lässt der Trend- und Handelsforscher<br />
David Bosshart fragen:<br />
am Donnerstag, 5. Juni, ab 19 Uhr<br />
im Öffentlichen Wohnzimmer der<br />
Vogthaus-Stiftung Ravensburg.<br />
Bosshart leitet das Gottlieb<br />
Duttweiler Institut (GDI) in<br />
Rüschlikon, eines der<br />
bedeutendsten Zentren<br />
für Zukunftsforschung<br />
in der Schweiz. Dort<br />
werden gesellschaftsundwirtschaftsrelevante<br />
Trends und<br />
Gegentrends analysiert.<br />
Eine der<br />
wichtigsten Thesen<br />
des Forschers ist,<br />
dass das Marketing<br />
heute eine ganzheitliche,<br />
den<br />
Kunden in seinem<br />
sozialen<br />
Kontext begreifende<br />
Perspektive<br />
entwickeln<br />
muss. (sab)<br />
Infos im<br />
Netz:<br />
www.vogthaus.org<br />
Neues GmbH-Recht kurz erklärt<br />
◆ Mini-GmbH soll Unternehmern die Gründung erleichtern – bei „Voll-GmbHs“ reichen künftig 10 000 Euro Stammkapital<br />
von Ute Kimmling und Isabelle Büren<br />
Die Gründung einer GmbH soll einfacher<br />
werden. Seit 23.05.2007 liegt der<br />
Regierungsentwurf zum MoMiG, dem<br />
Gesetz zur Modernisierung des<br />
GmbH-Rechts und zur Bekämpfung<br />
von Missbräuchen, vor. Nachdem der<br />
Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages<br />
am 23. Januar 2008 eine öffentliche<br />
Sachverständigenanhörung<br />
durchgeführt hat, wird mit einem bal-<br />
digen Inkrafttreten des Gesetzes im<br />
dritten Quartal 2008 gerechnet. Mit<br />
der umfassendsten Reform des<br />
GmbH-Gesetzes seit 1892 wird das gesamte<br />
GmbH-Recht modernisiert.<br />
Einfacher gründen<br />
So soll das Mindeststammkapital der<br />
„Voll-GmbH“ soll von bisher 25 000<br />
Euro auf 10 000 Euro herabgesetzt<br />
werden. Als Einstiegsvariante für Existenzgründer,<br />
die am Anfang nur sehr<br />
wenig Stammkapital haben<br />
und benötigen<br />
(z.B. im Dienstleistungsbereich)<br />
führt<br />
das MoMiG eine<br />
Einstiegsvariante<br />
der GmbH,<br />
die haftungsbeschränkte<br />
Unternehmergesellschaft (UG) ein.<br />
Bei der auch „Mini-GmbH“ genannten<br />
GmbH-Variante handelt es sich<br />
nicht um eine eigene, neue Rechtsform,<br />
sondern um eine GmbH. Das<br />
bedeutet, dass die Vorschriften, die für<br />
eine normale GmbH einschlägig sind,<br />
auch für die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft<br />
gelten. Zu beachten<br />
sind aber die ausdrücklichen<br />
Sonderregelungen für diese Gesellschaft.<br />
Die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft<br />
kann ohne sofortige<br />
Einzahlung des Mindeststammkapitals<br />
gegründet werden, das heißt<br />
theoretisch ist eine Gründung mit einem<br />
Geschäftsanteil in Höhe von 1Euro<br />
möglich. Hierbei muss aber die<br />
strafbewehrte Insolvenzantragspflicht<br />
des Geschäftsführers beachtet wer-<br />
Ute Kimmling<br />
(links) und<br />
Isabelle Büren<br />
erklären am<br />
28. und 29.<br />
Mai das neue<br />
GmbH-Recht.<br />
Bild: Tesche<br />
Begeisterung für Technik von früher<br />
◆ Neue Messe „Klassikwelt Bodensee“ zeigt in Friedrichshafen historische Fahrzeuge – Oldieschau geht vom 22. bis 25. Mai<br />
von Herbert Guth<br />
Friedrichshafen – Wer denkt nicht<br />
gerne an die angeblich ach so schönen<br />
Jahre zurück, als man noch jung und<br />
ungestüm war, die Welt verändern<br />
wollte und der erste Urlaub mit der<br />
hübschen, kurz berockten Freundin in<br />
Italien das große Erlebnis war? Mit der<br />
neu geschaffenen Messe „Klassikwelt<br />
Bodensee“ sollen vom 22. bis 25. Mai<br />
auf dem Friedrichshafener Messegelände<br />
und in der Altstadt solche Erinnerungen<br />
aufleben. Oldtimer und<br />
Youngtimer zu Lande, zu Wasser und<br />
in der Luft stehen an vier Tagen im<br />
Mittelpunkt des Interesses der vielen<br />
tausend Besucher, die erwartet werden.<br />
Und wenn diese auch noch in die<br />
Kleidung von früher schlüpfen, die<br />
Männer sich der vergessenen Koteletten<br />
erinnern – dann haben die Friedrichshafener<br />
Messemacher das geschafft,<br />
was sie sich bei der Konzeption<br />
der Messe erträumten.<br />
Bei der Vorstellung der Inhalte der<br />
Klassikwelt Bodensee benutzte Projektleiter<br />
Berthold Porath gestern Superlative:<br />
„Eine solche Messe in dieser<br />
Konzeption gibt es in ganz Europa<br />
nicht mehr.“ Dass Friedrichshafen der<br />
richtige Ort für eine solche technisch<br />
geprägte Technologiemesse mit Ausstellungsstücken<br />
aus früheren Jahrzehnten<br />
ist, bestätigt die Einschätzung<br />
des Stuttgarter Professors Hartmut<br />
Seeger, der gesagt haben soll: „Das Silicon<br />
Valley der Mobilität lag vor 100<br />
Jahren am Bodensee!“ Die Berechtigung<br />
einer solchen Aussage zeigt sich,<br />
wenn an die Namen der großen Erfinder<br />
und Konstrukteure vom Bodensee<br />
gedacht wird: Zeppelin, Maybach,<br />
Dornier, Porsche und wie sie alle heißen.<br />
Mit deren Produkten, die aus ihrer<br />
Arbeit heraus im Laufe der Jahrzehnte<br />
entstanden, können die Messe-<br />
Klassikwelt Bodensee<br />
den. Hat die Gesellschaft eine Kapitalausstattung<br />
von 1 Euro, ist sie bereits<br />
nach dem Kauf eines Taschenrechners<br />
überschuldet. Einem Existenzgründer<br />
wäre deshalb anzuraten, die Gesellschaft<br />
mindestens mit einem Startkapital<br />
von ein paar tausend Euro auszustatten,<br />
damit die Gründungskosten<br />
gezahlt werden können und ein Mindest-Startkapital<br />
für die notwendigsten<br />
Anschaffungen vorhanden ist.<br />
Um das Mindestkapital anzusparen<br />
darf die Unternehmergesellschaft ihre<br />
Gewinne nicht voll ausschütten. Sie<br />
muss vielmehr ein Viertel des um den<br />
Verlustvortrag des Vorjahres gekürzten<br />
Gewinns in eine Rücklage einstellen.<br />
Diese Rücklage darf nur zur Kapitalerhöhung<br />
verwendet werden. Dem<br />
Geschäftsführer der Gesellschaft kann<br />
durch Anstellungsvertrag ein angemessenes<br />
Gehalt gezahlt werden. Dieses<br />
Gehalt mindert den rückstellungspflichtigen<br />
Betrag. Allerdings sollte<br />
wegen des Verbots der vollständigen<br />
Gewinnausschüttung wirklich auf die<br />
Angemessenheit des Gehaltes geachtet<br />
werden.<br />
Notar nicht mehr nötig<br />
Wenn die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft<br />
durch Kapitalerhöhung<br />
das Mindestkapital von 10 000 Euro<br />
erreicht hat, muss sie die Rücklage<br />
nicht weiter bedienen. Die Unternehmergesellschaft<br />
kann dann umfirmieren<br />
zur „klassischen GmbH“. Sie kann aber<br />
auch weiterhin mit dem Rechtsformzusatz<br />
„haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft“<br />
firmieren. In Bezug auf<br />
Verhandlungen mit Banken und weiteren<br />
Kapitalgebern wäre dem Unternehmer<br />
allerdings eine Umfirmierung in<br />
die „klassische GmbH“ zu empfehlen.<br />
Für einfache Standardgründungen,<br />
Veranstaltungstipp<br />
Die Messe Klassikwelt Bodensee ist eine Dokumentation historischer<br />
Fahrzeuge zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Die<br />
Tageskarte kostet 12 Euro, die Zwei-Tages-Karte 20 Euro.<br />
Informationen im Internet:<br />
www.klassikweltbodensee.de<br />
Auf dem Foto von links: Roland Bosch, Leiter der <strong>Unternehmen</strong>sentwicklung Messe Friedrichshafen Berthold Porath, Projektleiter der Klassikwelt Bodensee.<br />
Die Oldtimer: Im Hintergrund das Wasserflugzeug Do 24, ein Austin Healey Le Mans Baujahr 1962 und eine NSU Max Baujahr 1955. Bild: Messe<br />
beispielsweise eine Bargründung unter<br />
höchstens 3 Gesellschaftern, stellt das<br />
neue Gesetz einen Mustervertrag als Anlage<br />
zur Verfügung. Der Mustervertrag<br />
wird ergänzt durch weitere Muster für<br />
die Handelsregisteranmeldung, die Geschäftsführerbestellung<br />
sowie die Gesellschafterliste<br />
(„Gründungs-Set“).<br />
Bei Verwendung des Musters, muss<br />
der Gesellschaftsvertrag nicht mehr<br />
notariell beurkundet werden. Die öffentliche<br />
Beglaubigung der Unterschriften<br />
unter dem Gesellschaftsvertrag<br />
soll genügen.<br />
Schnelle Registereintragung<br />
Bislang konnten Gesellschaften, deren<br />
<strong>Unternehmen</strong>sgegenstand genehmigungspflichtig<br />
ist, nur nach Vorliegen<br />
der verwaltungsrechtlichen Genehmigungsurkunde<br />
eingetragen werden<br />
(z.B. Bauträger, Finanzdienstleister,<br />
Handwerks- und Restaurantbetriebe).<br />
Nunmehr wird auf die Einreichung der<br />
Genehmigungsurkunde komplett verzichtet.<br />
Das bedeutet, dass das Eintragungsverfahren<br />
vollständig von der<br />
verwaltungsrechtlichen Genehmigung<br />
abgekoppelt wird.<br />
Hinsichtlich der Ein-Mann-GmbH<br />
erfolgt ebenfalls eine Erleichterung:<br />
Hier wird künftig auf die Stellung einer<br />
besonderen Sicherheitsleistung bei<br />
nicht vollständiger Einzahlung des<br />
Stammkapitals verzichtet.<br />
Zukünftig soll es auch möglich sein,<br />
den Verwaltungssitz einer GmbH unabhängig<br />
von dem in der Satzung gewählten<br />
Sitz zu errichten. Der Verwaltungssitz<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s kann<br />
dann auch im Ausland liegen.<br />
Die Autorinnen sind Rechtsanwältinnen<br />
in der Singener Wengert GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft.<br />
Die Verfasserinnen des Artikels, Ute Kimmling und Isabelle<br />
Büren, Rechtsanwältinnen von der Wengert GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft<br />
in Singen, werden im Rahmen der kostenlosen<br />
Informationsveranstaltung der IHK Hochrhein Bodensee<br />
„Das neue GmbH-Recht“ über die im Artikel erwähnten und<br />
alle weiteren Neuregelungen des GmbH-Rechts informieren.<br />
Die Veranstaltung findet statt in Konstanz: am Mittwoch 28.<br />
Mai 2008, 18:00 bis 20:00 Uhr im Gebäude der IHK Hochrhein-Bodensee,<br />
Schützenstr. 8; in Schopfheim: am Donnerstag,<br />
29. Mai 2008, 18:00 bis 20:00 Uhr im Gebäude der IHK<br />
Hochrhein-Bodensee, E.-Fr.-Gottschalkweg 1.<br />
Anmeldungen bitte bei der IHK, Geschäftsfeld Recht und<br />
Fairplay, Telefon 07531/2860-137, Mail: karin.schmidt-<br />
@konstanz.ihk.de<br />
besucher ein Wiedersehen<br />
feiern. Maybach-<br />
Automobile sind zu sehen, Porsche-<br />
Traktoren, der Zeppelin Neue Technologie<br />
schwebt über dem Gelände und<br />
lädt zu Rundflügen ein, ebenso wie die<br />
legendäre Ju 52.<br />
Dornier-Flugzeuge sind zu sehen,<br />
ebenso Wasserflugzeuge auf dem Bodensee.<br />
Jenseits der Attraktionen auf<br />
dem Messegelände gibt es an der<br />
Uferpromenade einen Treffpunkt<br />
„Klassikwelt am See“. Hier sind historische<br />
Schiffe zu besichtigen, mit denen<br />
auch Rundfahrten angeboten<br />
werden. Reinhard Kloser, Senior-Kapitän<br />
des Raddampfers „Hohentwiel“<br />
und ausgewiesener Oldtimerexperte<br />
setzte sich dafür ein, dass auch historische<br />
Dampflokomotiven an den Bodensee<br />
kommen. Dabei werden die<br />
Stahlrösser auf Schienen zwischen<br />
Friedrichshafen und Lindau verkehren.<br />
Historische Omnibusse pendeln<br />
zwischen Messe, Flughafen und Gondelhafen.Oldtimerliebhaber<br />
Rainer<br />
Klink, Leiter des Boxenstopp-Museums<br />
Tübingen, räumt der Klassikwelt<br />
Bodensee eine große Zukunft ein.<br />
„Friedrichshafen hat die Chance, aus<br />
der Nur-Messe deutlich mehr zu machen.<br />
Hier können die Besucher Atmosphäre<br />
schnuppern.“ Begeistert<br />
prophezeit Klink außerdem: „Friedrichshafen<br />
ist auf dem Weg, die deutsche<br />
Oldtimer-Szene aufzuwirbeln!“
von Uli Fricker<br />
Klaviere sind die Dinosaurier der<br />
modernen Industrie. Im Zeitalter<br />
der Automaten und Fertigungsstraßen<br />
erlauben sich die Hersteller dieser Instrumente<br />
noch immer einen Luxus:<br />
Das Klavier und erst recht dessen großer<br />
Bruder, der Flügel, werden von<br />
Hand gefertigt. In Manufakturen, wie<br />
man solche Betriebe nennt, bauen viele<br />
Hände die Geräte Stück für Stück<br />
zusammen. Firma Sauter in Spaichingen<br />
ist eine solche Manufaktur. In einem<br />
schmucklosen Bau im Gewerbegebiet<br />
werden Klangkörper hergestellt,<br />
die sich inzwischen Weltrang errungen<br />
haben.<br />
Max-Planck-Straße 20, so lautet die<br />
Adresse. Man steht vor einem absolut<br />
nüchternen Bau und wünscht sich eigentlich<br />
an die nächste Pommesbude.<br />
Nichts verrät, dass hier mit derselben<br />
Leidenschaft geschafft wird, mit der<br />
ein fertiges Klavier später gespielt<br />
wird. 45 Mitarbeiter arbeiten für und<br />
bei Sauter, sie stellen – je nach <strong>aktuelle</strong>r<br />
Nachfrage – 700 bis 800 Instrumente<br />
jährlich her und erwirtschaften<br />
damit einen Umsatz von 5,5 Millionen<br />
Euro. „Mit Klavieren wird man nicht<br />
reich“, berichtet Otto Hott in seinem<br />
holzgetäfelten Büro. Der Mann mit<br />
dem gepflegten graumelierten Haar<br />
ist geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Firma. Wenn er von den letzten<br />
zwei Jahrzehnten der Firmengeschichte<br />
erzählt, dann treten Berge<br />
und Täler der Branche deutlich hervor.<br />
Der Berater wird Chef<br />
Hott gelangte auf Umwegen in das<br />
schwäbische Spaichingen. Sauter betrat<br />
er erstmals in seiner damaligen<br />
Funktion als <strong>Unternehmen</strong>sberater.<br />
Später schickte ihn eine Bank als Nothelfer:<br />
Der Klavierbauer war in die<br />
Schieflage geraten, es ging schlicht<br />
ums Überleben. Hott sanierte, rettete,<br />
griff durch. Später erwarb er Anteile,<br />
heute ist er Mehrheitsgesellschafter<br />
(mit 76 Prozent), die verbleibenden 24<br />
Prozent bleiben bei der Gründerfamilie,<br />
die dem <strong>Unternehmen</strong> den Namen<br />
gab. Damit herrschen klare Verhältnisse,<br />
um sich auf dem Weltmarkt neu<br />
zu positionieren, wie es so schön<br />
heißt. Der alte Name von 1819 bleibt<br />
natürlich – er ist eine Marke, die man<br />
so schnell nicht eintauscht.<br />
Klaviere haben den marktwirtschaftlichen<br />
Nachteil, dass sie den<br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 17<br />
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Die Meisterklinger<br />
vom Heuberg<br />
„Mit Klavieren wird<br />
man nicht reich“<br />
OTTO HOTT, GESCHÄFTSFÜHRENDER<br />
GESELLSCHAFTER VON SAUTER<br />
Käufer überleben und in aller Regel<br />
noch die Enkel erfreuen. Der Kauf eines<br />
Instruments verhindert in der Regel<br />
alle weitere Nachfrage. Die meisten<br />
Manufakturen sehen einen Kunden<br />
nur einmal. So war der Markt Ende der<br />
80er Jahre erst einmal übersättigt. Dazu<br />
kam die Konkurrenz von Billigheimern<br />
aus Fernost (Yamaha, Kawai), die<br />
nicht einmal übel klingen. Und es kam<br />
die Monopolisierung der oberen Klasse<br />
durch die deutsch-amerikanische<br />
Firma Steinway & Sons dazu: Wer sich<br />
einen Flügel wünschte, kaufte schon<br />
automatisch den Steinway. Ein Selbstläufer.<br />
Gut für Steinway, schlecht für<br />
alle anderen.<br />
„Die Herkunft des Instruments ist in<br />
Deutschland heute nicht mehr so<br />
wichtig“, lernte Hott. Während ein<br />
Weinkäufer sehr wohl die Herkunft<br />
begutachtet, ignoriert ein Pianist das;<br />
er schaut auf das Preisschild, obwohl<br />
er im Gegensatz zum Weintrinker eine<br />
Langzeitinvestition tätigt.<br />
Hott und seine Mitarbeiter setzten<br />
damals auf Qualität. Sie wollten Sauter<br />
auf die Höhen eines neuen Klangs führen.<br />
Alles sollte besser werden, feiner<br />
im Anschlag, kräftiger im Volumen.<br />
Aktuelle Bewertungen durch Experten<br />
und Rankings zeigen: Sauter hat sich<br />
verbessert und nach oben geschoben.<br />
In manchem Konzertsaal sieht man einen<br />
Flügel vom Heuberg stehen, in der<br />
Landesvertretung von Baden-Würt-<br />
◆ Die Klaviere und Flügel der<br />
Spaichinger Firma Sauter haben<br />
eine neue Qualität erreicht<br />
temberg in Brüssel steht ebenfalls ein<br />
Fabrikat Made in Spaichingen. „Wir<br />
sind in den letzten 10 Jahren besser geworden“,<br />
freut sich Otto Hott. Jüngst<br />
wurden auf einen Schlag 13<br />
Flügel an die Oper von Oslo<br />
geliefert.<br />
Die Hände arbeiten<br />
langsamer als eine Maschine.<br />
500 Stunden Arbeit<br />
verschwinden in einem<br />
Flügel, 80 Stunden<br />
in ein Klavier. Dazu<br />
kommt, dass zwischen<br />
den einzelnen<br />
Fertigungsstufen oft<br />
viel Zeit vergeht – damit<br />
fällt ausgiebige Lagerhaltung<br />
an, was in anderen<br />
Firmen inzwischen zum Fremdwort<br />
geworden ist. Viel Zeit brauchen<br />
die Holzarbeiten. Etwa 200 verschiedene<br />
Holzarten sollen nach dem<br />
Schnitt erst einmal getrocknet werden.<br />
In hohen Regalen ruhen hauchdünne<br />
Furniere oder Platten. Buche<br />
und Ahorn, auf die Holztechniker<br />
Matthias Jansch deutet. Oder Fichte,<br />
aus der ein Resonanzboden gefertigt<br />
wird und damit das Herzstück des Instruments,<br />
der über Klang oder Nichtklang<br />
entscheidet. Die Fichte lässt<br />
man im Bregenzer Wald oder im Val di<br />
Fiemme in Südtirol schlagen. Die Hölzer<br />
– und nur sie kommen aus den Alpen<br />
– alles andere wird auf dem Heuberg<br />
oder in anderen deutschen Regionen<br />
gemacht. Darauf ist man stolz<br />
und sagt es auch.<br />
Es riecht nach Holzstaub<br />
Wer durch die Manufaktur geht, riecht<br />
sofort: Klaviere sind in erster Linie<br />
Möbel, und Klavierbauer sollten vom<br />
Tischlern viel verstehen. Es riecht<br />
nach Hölzern und Holzstaub, nach<br />
Leim und Lösungsmitteln, nach Lacken<br />
und dem Abrieb von Schleifmaschinen<br />
und Polierscheiben.<br />
Nicht alles fertigt Sauter selbst. Die<br />
Mechanik zum Beispiel – die 88 weißen<br />
und schwarzen Tasten und die<br />
Klöppel – werden eingekauft, ebenso<br />
die Saiten. Eine eigene Herstellung<br />
wäre bei den kleinen Stückzahlen zu<br />
aufwändig, erklärt Jansch. Entscheidend<br />
ist das Holzgehäuse sowie der<br />
Zusammenbau. Und am Ende das,<br />
was die Eigenart jedes Instruments<br />
ausmacht: die Intonation, also die<br />
harmonische Abstimmung des Klaviers.<br />
Die Intonation ist die ohrgefällige<br />
richtige Stimmung plus das gewisse<br />
Etwas. Sie adelt das Möbel mit dem<br />
Schriftzug Sauter zum musikalischen<br />
Charakter – oder ruiniert das Material,<br />
wenn es nicht recht klingen will.<br />
Die Spaichinger haben ein neues<br />
Segment entdeckt: 15 Prozent der Produktion<br />
werden derzeit als Designer-<br />
Instrument verbucht. Und das kam so:<br />
Sauter verpflichtete den Möbelgestalter<br />
Paul Maly, der seitdem die existierende<br />
Technik neu einkleidet. Schnittig<br />
sehen seine Kreationen aus, mal<br />
extravagant, mal retro. Einem Straßenkreuzer<br />
ähnelt der große Maly-<br />
Flügel. Ein Band mit 200 Swarowsky-<br />
Kristallen läuft ringsum und verleiht<br />
der schwarzen Kiste Glanz. Nur mit<br />
diesem Rezept überlebt eine kleine<br />
feine Manufaktur wie Sauter: Bewährte<br />
Technik, handwerkliche Präzision<br />
und dezent modernisierte Verpackungen<br />
für eines der schönsten Musikinstrumente.<br />
Viele Arbeitsschritte greifen für die Herstellung eines Flügels ineinander: Die Zarge als das eigentliche Gehäuse wird<br />
aus dünnen Holzplatten unter Spannung gebogen und geleimt (Bilder unten). Die Intonation der Hämmer ist eine<br />
der wichtigsten Arbeiten (oben). Bilder: Sauter/Fricker<br />
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Seite 18 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
Köpfe<br />
THOMAS SPAHR<br />
Jetzt bei GSM+C<br />
Thomas Spahr<br />
(Bild) ist neuer<br />
Leiter der BereicheProjektmanagment,<br />
IT-Planung<br />
und-strategie<br />
bei der Donaueschinger<br />
IT-<br />
<strong>Unternehmen</strong>sberatung GSM + C<br />
GmbH. Der 44-Jährige hat seine<br />
Karriere bei Hewlett Packard<br />
begonnen und war danach bei<br />
dem IT-Beratungsunternehmen<br />
Accenture als Senior-Projekt- und<br />
Programmmanager tätig. Die<br />
GSM + C GmbH berät <strong>Unternehmen</strong><br />
rund um die Softwareentwicklung.<br />
MELANIE HÄTTICH<br />
Navigation für Raucher<br />
Melanie Hättich<br />
(Bild) aus Hinterzarten<br />
hat<br />
aus ihrem „Laster“<br />
– dem<br />
Rauchen – eine<br />
Abschlussarbeit<br />
an der HochschuleFurtwangen<br />
geschnitzt.<br />
Die Absolventin<br />
der Wirtschaftsinformatik<br />
hat dabei ein Navigationssystem<br />
für Raucher entwickelt,<br />
das im Internet unter www.blendlife.de<br />
abgerufen werden kann.<br />
Raucher können hier nach Lokalen,<br />
Hotels und Clubs suchen, in<br />
denen noch genüsslich gepafft<br />
werden kann. Das Studium im<br />
Bereich Wirtschaftsnetze animierte<br />
Hättich dazu, die Orientierungshilfe<br />
für Zigarettenfreunde<br />
zu entwickeln. (sk)<br />
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Frühere Sick-Chefin geht zu Testo<br />
◆ Beim Messgerätehersteller übergibt Firmengründer Gerd Knospe den Vorsitz des Aufsichtsrats an Anne-Kathrin Deutrich<br />
von Angèle Kerdraon<br />
Lenzkirch – Mit der Aktionärshauptversammlung<br />
der Testo AG in Lenzkirch<br />
im Juni dieses Jahres geht die Erfolgsära<br />
von Gerd Knospe zu Ende.<br />
Knospe, der 37 Jahre lang das<br />
Schwarzwälder <strong>Unternehmen</strong> auf der<br />
Erfolgsleiter steil nach oben führte,<br />
wird zu diesem Zeitpunkt seinen Aufsichtsratsvorsitz<br />
aus Altersgründen an<br />
die 65-jährige Anne-Kathrin Deutrich<br />
abgeben. Mit der Abgabe seiner letzten<br />
verantwortlichen Funktion bleibt<br />
der 75-Jährige, den die Testorianer ihren<br />
„Motivator“ nennen, aber immer<br />
noch Aktionär und Ehrenmitglied im<br />
Aufsichtsrat des marktführenden<br />
Messgeräteherstellers.<br />
Rückzug ins Private<br />
„Ich wollte nie, dass man mir einmal<br />
nachsagt, kann denn der Alte nicht<br />
endlich verschwinden“, begründete<br />
der Seniorchef seinen Rückzug ins Privatleben.<br />
Mit Deutrich hat Knospe eine<br />
würdige Nachfolgerin gefunden.<br />
Die Diplomvolkswirtin gehörte seit<br />
1996 dem Vorstand der Sick AG in<br />
Waldkirch an und war Vorstandssprecherin<br />
der Sick AG.<br />
Burkhart Knospe, Vorstandsvorsitzender<br />
der Testo AG und Sohn von Firmengründer<br />
Gerd Knospe, informierte<br />
in einer Pressekonferenz an der sowohl<br />
Anne-Kathrin Deutrich als auch<br />
Gerd Knospe teilnahmen, über den<br />
bevorstehenden Wechsel. „Unser<br />
Hauptgesellschafter Klaus Fritzsching<br />
wollte den Aufsichtsratsvorsitz nicht<br />
übernehmen und deshalb habe ich<br />
mich bereits vor zwei Jahren auf die<br />
Suche gemacht“, erläuterte Gerd<br />
Knospe. „In Frau Deutrich haben wir<br />
eine hervorragende Managerin und<br />
<strong>Unternehmen</strong>s-Persönlichkeit in Südbaden<br />
gefunden, die sich bei guten<br />
Firmen im Land wie beispielsweise bei<br />
der Sick AG umgesehen hat“, unter-<br />
Wir verteilen zuverlässig<br />
Gerd Knospe (rechts) gibt im Juni den Aufsichtsratsvorsitz bei Testo an Anne-<br />
Kathrin Deutrich ab. Links Testo-Chef Burkhart Knospe. Bild: Kerdraon<br />
strich er die Kompetenz seiner Nachfolgerin.<br />
Im Falle von Testo und Sick<br />
kommt laut Gerd Knospe außerdem<br />
die Ähnlichkeit der Geschäftsfelder als<br />
Bonuspunkt hinzu. Bei Sick sei es vor<br />
allem die Sensortechnik im Bereich<br />
der Fabrikautomation und Testo sei<br />
eher im Bereich dezentraler portabler<br />
Messtechnik zu Hause. „Die Ähnlichkeit<br />
dieser Geschäftsfelder garantieren<br />
eine Ähnlichkeit der Themen und<br />
Herausforderungen“, erklärte er weiter.<br />
Außerdem kenne Deutrich den<br />
Umgang mit Tochtergesellschaften,<br />
von denen Testo derzeit weltweit dreißig<br />
besitze und habe Erfahrungen mit<br />
Fertigung, Vertrieb und Service im<br />
Ausland, den stark wachsenden Firmen<br />
und der Akquisation. „Ich schät-<br />
Verdienstmedaille<br />
26 Menschen wurden mit der<br />
Landesverdienstmedaille als „Zeichen<br />
dankbarer Würdigung hervorragender<br />
Verdienste um das Land<br />
Baden-Württemberg“ ausgezeich-<br />
net. Unter den Medaillenträgern<br />
sind: Udo Andriof (Regierungspräsident<br />
a.D, Dettenhausen),<br />
Ihre Zeitungen, Prospekte,<br />
Anzeigenblätter<br />
Max-Stromeyer-Straße 178<br />
78467 Konstanz<br />
Tel 07531 999-1475 1382<br />
Fax 07531 999-77 1475 1382<br />
anne.rotzinger@suedkurier.de<br />
silvia.hinder@suedkurier.de<br />
Anne Silvia Rotzinger Hinder<br />
und Briefe<br />
Rufen Sie uns an und testen Sie uns.<br />
TM<br />
Hubert Burda (Verleger, Offenburg),<br />
Gerhard Ertl (Wissenschaftler und<br />
Träger des Nobelpreises für Chemie<br />
2007, Berlin), Karlheinz Kögel<br />
(Unternehmer, Baden-Baden),<br />
Stelian Moculescu (Volleyballtrainer,<br />
Langenargen-Oberdorf), Jürgen<br />
Offenbach (ehem. Chefredakteur<br />
Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart),<br />
Wolfgang Schäuble (MdB, Bundesminister<br />
des Innern, Gengenbach)<br />
Norbert Schneider (Staatssekretär<br />
a.D., Horb a.N.), Erwin Teufel (Ministerpräsident<br />
a.D., Spaichingen),<br />
Sven von Ungern-Sternberg (Regierungspräsident<br />
a.D., Freiburg),<br />
Martin Winterkorn, (Vorstandsvorsitzender<br />
Volkswagen, Lenting).<br />
Presse- und Verteilservice<br />
Baden-Württemberg GmbH<br />
Tuttlinger Straße 16-18<br />
78582 Balgheim<br />
Tel. 07424 9497-5233<br />
Fax 07424 9497-5291<br />
verkauf@psg-bw.de<br />
Christine Böck<br />
ze die Konsequenz, mit der Testo seine<br />
Aufgaben anpackt“, erklärte Anne-Kathrin<br />
Deutrich, die es als große Ehre<br />
bezeichnete, im Aufsichtsrat die<br />
Nachfolge von Gerd Knospe anzutreten.<br />
„Ich kenne Testo schon lange“,<br />
betonte Deutrich, die – nachdem sie<br />
nach eigener Aussage ihren Ruhestand<br />
genossen hat – sich jetzt aber<br />
gerne wieder mit Themen beschäftigt,<br />
die ihr Spaß bereiten.<br />
Gerd Knospe erinnerte daran, dass<br />
er sich vor zehn Jahren im Alter von 65<br />
Jahren zur Ruhe setzte und die operative<br />
Verantwortung an seinen Sohn<br />
Burkhart Knospe weitergegeben habe.<br />
„Jetzt ist es an der Zeit, ganz aufzuhören<br />
und ich werde als Ehrenmitglied<br />
im Aufsichtsrat mithören, aber nicht<br />
Verdienstmedaillen für<br />
Süd-Unternehmer<br />
◆ Ministerpräsident Oettinger würdigt Firmenlenker der PROFIT-Region<br />
von Roland Sprich<br />
und Sabine Strauß<br />
Stuttgart – Genau 26 Menschen wurden<br />
in diesem Jahr mit der Verdienstmedaille<br />
des Landes Baden-Württemberg<br />
ausgezeichnet. Darunter auch<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
aus der PROFIT-Region, wie Anna<br />
Grässlin aus St. Georgen, die gemeinsam<br />
mit ihrem Mann Dieter Grässlin,<br />
eine der bedeutendsten Sammlungen<br />
zeitgenössischer Kunst aufbaute.<br />
Oder Brigitte Weyl, die als Ärztin ihrem<br />
Vater Johannes Weyl in der Geschäftsführung<br />
des SÜDKURIER nachfolgte<br />
und bis 1989 Herausgeberin dieser<br />
Zeitung war. Zudem wurde auch Michael<br />
Ungethüm, langjähriger Chef<br />
des Medizinherstellers Aesculap in<br />
Tuttlingen ausgezeichnet.<br />
Grässlin steht für Kunst<br />
„Ich war schon ein bisschen aufgeregt“,<br />
erzählt Anna Grässlin, die 1956<br />
gemeinsam mit ihrem Mann Dieter<br />
das Zeitschalttechnologie-<strong>Unternehmen</strong><br />
Grässlin in St. Georgen im<br />
Schwarzwald gründete. Vor mehr als<br />
40 Jahren hat sie die Leidenschaft zur<br />
Kunst für sich entdeckt. Anfang der<br />
60er Jahre ist sie, zusammen mit ihrem<br />
Mann, von einem Freund auf die<br />
moderne Kunst des Bildhauers Erich<br />
Anna und Dieter Grässlin fanden Gefallen<br />
am sogenannten deutschen Informell.<br />
„So begann unser Einstieg in<br />
die Welt der Kunst“, erinnert sich Anna<br />
Grässlin. Anfang der 70er Jahre begannen<br />
die Grässlins dann intensiv Kunst<br />
zu sammeln. In den folgenden Jahren<br />
entstand so eine ansehnliche Kunstsammlung.<br />
Schon damals wollten<br />
Grässlins ihre Kunst nicht für sich allein<br />
haben, sondern andere Menschen<br />
teilhaben lassen. So fanden in den Fabrikhallen<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s Grässlin<br />
regelmäßig Ausstellungen unter<br />
dem Motto „Kunst in der Fabrik“ statt.<br />
Viele Werke aus dem Besitz der Familie<br />
Grässlin wurden bereits unter<br />
anderem an das Museum der Kunst in<br />
Karlsruhe sowie an bedeutende Museen<br />
in London und New York ausgeliehen.<br />
In St. Georgen selbst präsentiert<br />
Sohn Thomas Grässlin seit zehn<br />
Jahren die „Räume für Kunst“ in leeren<br />
Schaufenstern. Nicht zu vergessen<br />
mitbestimmen“, erklärte der Seniorchef.<br />
Im Juni werden die Aktionäre die<br />
neue Aufsichtsrätin bestimmen. „Wir<br />
nehmen etwas vorweg, was innerbetrieblich<br />
bereits Zustimmung gefunden<br />
hat“, dokumentierte Knospe.<br />
„Achtzig Prozent der Aktien gehören<br />
den Familien Knospe und Fritzsching“,<br />
informierte er genauer über<br />
die Anteilssituation.<br />
Einen Börsengang zur Kapitalbeschaffung<br />
wies Knospe weit von sich<br />
und unterstrich, dass alle Firmen, die<br />
in wirtschaftlichen Nöten gekommen<br />
sind, vom Kapital, das von außen kam,<br />
mitbestimmt worden. „Wir schaffen<br />
es lieber aus eigener Kraft, denn den<br />
Firmen, die im Privatbesitz bleiben,<br />
geht es gut und bei uns wird das erwirtschaftete<br />
Geld auch in den nächsten<br />
Jahren in die Firma investiert“, erklärte<br />
er seine erfolgreiche Firmenphi-<br />
„Ich schätze die Konsequenz,<br />
mit der Testo seine Aufgaben<br />
anpackt“<br />
ANNE-KATHRIN DEUTRICH<br />
losophie.<br />
Der Erfolg gibt Knospes Thesen<br />
recht. Testo verzeichnet ein starkes<br />
Wachstum. Das Stammwerk in Lenzkirch<br />
wurde 2007 mit einer Investition<br />
von zwölf Millionen um 200 Arbeitsplätze<br />
erweitert. „Bis in zwei Jahren<br />
sind diese Reserven aufgezehrt und<br />
Lenzkirch bietet nur Insellösungen“,<br />
erklärte Burkhart Knospe. Die sei ein<br />
Grund, weshalb das zweite Standbein<br />
in Titisee-Neustadt mit 800 Arbeitsplätzen,<br />
die in den nächsten zehn bis<br />
zwölf Jahren entstehen sollen, errichtet<br />
werde. „Lenzkirch bleibt aber bei<br />
hoher Auslastung erhalten“, unterstrich<br />
der Testo-Chef. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
hat derzeit 1550 Mitarbeiter weltweit.<br />
Die Kunstsammlung aus dem Unternehmerhause Grässlin ist weit über die<br />
Grenzen St. Georgens hinaus bekannt. Bild: Sprich<br />
Michael Ungethüm,<br />
Brigitte Weyl, Anna Grässlin (rechts).<br />
das 2006 eröffnete Kunstmuseum.<br />
Weyl – Verlegerin mit Herz<br />
Auch SÜDKURIER-Verlegerin Brigitte<br />
Weyl wurde von Ministerpräsident<br />
Günther Oettinger für ihre besonderen<br />
Verdienste für das Land Baden-<br />
Württemberg ausgezeichnet. Die 81jährige<br />
Weyl gehört zu den bekanntesten<br />
Persönlichkeiten in der süddeutschen<br />
Zeitungslandschaft. Von Haus<br />
aus Ärztin, folgte sie ihrem Vater Johannes<br />
Weyl in der Geschäftsführung<br />
des SÜDKURIER nach. Bis 1989 war sie<br />
Herausgeberin dieser Zeitung. Die<br />
Stuttgarter Regierung ehrte sie vor allem<br />
für ihr außerberufliches Engagement:<br />
Sie unterstützte die Universität<br />
Konstanz seit ihrer Gründung 1966<br />
und engagiert sich ehrenamtlich für<br />
die Arbeit der Unesco. Besonders<br />
Anne-Kathrin Deutrich<br />
Die 65-jährige neue Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der Testo AG in<br />
Lenzkirch ist studierte Diplom-<br />
Volkswirtin und war zuletzt Vorstandssprecherin<br />
der Firma Sick AG<br />
in Waldkirch, wo sie 2006 altersbedingt<br />
in den Ruhestand verabschiedet<br />
wurde. Nachdem sie<br />
nach eigenen Angaben den Ruhestand<br />
genossen hat, wird sie jetzt<br />
als Aufsichtsratsvorsitzende bei<br />
Testo eine neue Aufgabe wahrnehmen.<br />
Nach dem Studium<br />
arbeitete sie von 1963 bis 1968 bei<br />
der Firma Intermetall in Freiburg in<br />
den Bereichen Finanzen, Controlling<br />
und <strong>Unternehmen</strong>splanung.<br />
Danach war sie bis 1992 Bereichsleiterin<br />
im Rieter Konzern (Kfz-<br />
Zulieferindustrie) in Darmstadt, wo<br />
sie für Finanzen und Administration<br />
zuständig war. Der weitere berufliche<br />
Lebensweg führte sie als<br />
kaufmännische Geschäftsführerin<br />
zur Firma Sick GmbH nach Waldkirch.<br />
Deutrich beteiligte sich als<br />
Vorstandsmitglied mit den Zuständigkeiten<br />
Finanz- und Rechnungswesen,<br />
Controlling, Personalwesen<br />
und Informationsservice<br />
aktiv an der Umwandlung<br />
der Sick GmbH in eine Aktiengesellschaft.<br />
Sie war Sprecherin des<br />
Vorstandes der Sick AG und ist<br />
Aufsichtsratsmitglied bei diversen<br />
Tochtergesellschaften der Sick AG.<br />
Außerberuflich engagiert sich die<br />
erfahrene Wirtschaftsfrau als Mitglied<br />
des Hochschulrates der<br />
Pädagogischen Hochschule Freiburg<br />
und ist seit 2006 Vorsitzendes<br />
des Hochschulrates sowie seit<br />
2003 Mitglied des Universitätsrats<br />
der Albert Ludwigs-Universität<br />
Freiburg. (ker)<br />
wichtig war Brigitte Weyl die Versöhnung<br />
zwischen Deutschland und<br />
Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Unternehmer mit Weitblick<br />
„Weitblick, Innovationsfreude und eine<br />
herausragende Fachkompetenz<br />
zeichnen den Unternehmer Professor<br />
Ungethüm aus.“ Mit diesen Worten<br />
würdigte Günther Oettinger Michael<br />
Ungethüm, den langjährigen Vorstandsvorsitzenden<br />
und Gesellschafter<br />
der Aesculap AG mit Sitz in Tuttlingen.<br />
Ungethüm, der zugleich stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
B. Braun Melsungen AG ist, zu der Aesculap<br />
seit den 70er Jahren gehört, habe<br />
die Firma an die Sitze im Bereich<br />
Medizintechnik geführt – und zugleich<br />
immer die soziale Verantwortung<br />
gegenüber den Mitarbeitern im<br />
Blick gehabt. Ob betriebliche Alterversorgung,<br />
die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf, betriebliches Umweltmanagment<br />
(seit 1992 vergibt Aesculap<br />
den Umweltpreis), die enge Verzahnung<br />
von Wirtschaft und Wissenschaft<br />
oder die Integration von Behinderten<br />
– Michael Ungethüm sei das<br />
Gemeinwohl sehr wichtig gewesen.
Menschen & Märkte<br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 19<br />
Listige Gesellen<br />
◆ Experte: Chinesische Manager schrecken vor Täuschung und Tricks nicht zurück<br />
von David Wolf<br />
Was hierzulande oft als amoralisch<br />
gilt, ist im Reich der Mitte<br />
der Schlüssel für erfolgreiche Geschäftsabschlüsse.<br />
Trickreiche Listen<br />
können auf der einen Seite Teil einer<br />
ganzen Strategie, andererseits aber<br />
auch bloß taktischer Natur sein.<br />
Als 2000 die Planungen für das deutsche<br />
Prestigeobjekt Transrapid, einer<br />
292 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
zwischen Hamburg<br />
und Berlin, endgültig zu Grabe getragen<br />
wurden, schrien Politik und Wirtschaft<br />
Zeter und Mordio. Nach einer<br />
revidierten Fahrgastprognose lautete<br />
das vernichtende Urteil: zu unrentabel,<br />
und mit rund neun Milliarden D-<br />
Mark schlichtweg zu teuer. Heute,<br />
rund acht Jahre danach, ein ähnliches<br />
Bild, dieses Mal im Süden der Republik,<br />
wo jüngst die geplante Transrapidstrecke<br />
zwischen der Stadt München<br />
und ihrem Flughafen aufgrund<br />
einer Kostenexplosion kläglich scheiterte.<br />
Während sich Politik und <strong>Unternehmen</strong><br />
gegenseitig die Schuld in die<br />
Schuhe schieben, könnte der lachende<br />
Dritte wie bereits im Jahr 2000 wieder<br />
einmal das Reich der Mitte sein.<br />
Denn kurz nach dem Aus erklärte<br />
Thyssen-Krupp, sich nun auf die Verlängerung<br />
der Transrapid-Strecke in<br />
Schanghai konzentrieren zu wollen.<br />
Schon in der Notsituation vor acht<br />
Jahren traten die Chinesen auf den<br />
Plan: Sie kauften die Magnetschwebetechnologie<br />
zum Schnäppchenpreis,<br />
setzen das Konsortium um Siemens<br />
und Thyssen-Krupp geschickt unter<br />
Druck, stornierten Bestellungen aufgrund<br />
von Bagatellmängeln und verlagerten<br />
Teile der Produktion in ihr<br />
Land. Für Harro von Senger, Professor<br />
für Sinologie an der Albert-Ludwigs-<br />
Universität Freiburg und China-Kenner,<br />
liegt der Fall auf der Hand: „Hier<br />
haben die Chinesen mehrere Listen<br />
hintereinander angewendet“, erklärt<br />
er. Von Senger nennt so etwas Verknüpfungs-Strategem.<br />
Während seines<br />
Asienaufenthaltes von 1971 bis<br />
1977 lernte er den Katalog der so genannten<br />
36 Strategeme kennen, eine<br />
Aufzählung von Listtechniken, deren<br />
Anwendung und Durchschauen in<br />
China hoch geachtet und gepflegt<br />
wird. Strategem kommt aus dem Griechischen<br />
und wurde ursprünglich im<br />
militärischen Sprachgebrauch als<br />
Kriegslist verwendet. So werden die<br />
berühmten 36 Strategeme dem General<br />
Tan Daoji, der im Jahre 436 starb,<br />
zugerechnet.<br />
China machte sich das Scheitern<br />
des Transrapid zu Nutze. Was für unsere<br />
westlichen Breitengrade etwas<br />
befremdlich klingt, ist für Chinesen im<br />
Umgang mit ausländischen Verhandlungspartnern<br />
gang und gäbe. „Wenn<br />
einem chinesischen Manager ein<br />
merkwürdiger Vorschlag gemacht<br />
wird, denkt er rasch in den Mustern<br />
der 36 Strategeme und versucht, sich<br />
gegen eine mutmaßliche List des Konkurrenten<br />
zu schützen“, sagt Listexperte<br />
von Senger. Bei dieser defensiven<br />
Form der Listanwendung kommen<br />
nur diejenigen zum Einsatz, mit<br />
denen man sich in diesem Moment<br />
wehren beziehungsweise behaupten<br />
kann. Offensiv wird eine List dann eingesetzt,<br />
wenn jemand ausgetrickst<br />
werden soll. „Manchmal kann dies<br />
„Listkompetenz gilt in China<br />
als ein Zeichen von Klugheit<br />
und ist bei Geschäftsleuten<br />
weit verbreitet“<br />
CHINA-EXPERTE HARRO VON SENGER<br />
auch durch absichtliche Täuschung<br />
geschehen“, erläutert der Schweizer.<br />
Am Ende stehen noch die Listen, bei<br />
denen eher abgewogen wird, ob der<br />
Vorschlag oder die Äußerungen des<br />
Gegenübers wirklich ehrlich gemeint<br />
sind oder in Wahrheit andere Absichten<br />
dahinter stecken. Von Senger<br />
nennt das die Rolle des unabhängigen<br />
Beobachters.<br />
Von Senger hat in seinem neuesten<br />
Buch „Moulüe – Supraplanung: Unerkannte<br />
Denkhorizonte aus dem<br />
Reich der Mitte“ die 36 Strategeme<br />
erstmals klassifiziert.<br />
Ein Versuch, eine<br />
bisher im westeuropäischen<br />
Kulturkreis<br />
„Hinter dem Lächeln den<br />
Dolch verbergen“ – so<br />
lautet eines der 36 Strategeme,<br />
die chinesische Manager<br />
anwenden. Europäische Geschäftsleute<br />
werden oft getäuscht.<br />
Bilder: MEV<br />
und der westlichen <strong>Management</strong>literatur<br />
nicht vorhandene Listtheorie zu<br />
erarbeiten. Der Forscher unterscheidet<br />
dabei sechs Listtechniken: Zum einen<br />
die Simulations-Strategeme, bei<br />
denen Gegner oder Konkurrenten wissentlich<br />
über einen bestimmten Zustand<br />
getäuscht werden. Strategem<br />
Nummer 29 beispielsweise spiegelt<br />
falsche Tatsachen wider, indem „dürre<br />
Bäume mit künstlichen Blüten geschmückt“<br />
werden, um den Baum<br />
stark und gesund aussehen zu lassen.<br />
Strategem Nummer 10 etwa gehört zu<br />
den so genannten Dissimilations-Listen:<br />
„Hinter dem Lächeln den Dolch<br />
verbergen“ bedeutet nichts anderes<br />
als den Feind durch Freundlichkeit in<br />
Sicherheit wiegen, um dann im Moment<br />
der Schwäche<br />
anzugreifen.<br />
Oder die so genanntenAusmünzungs-Strategeme<br />
wie<br />
Nummer 12: Wer „mit<br />
leichter Hand das Schaf<br />
wegführt“ packt die Gelegenheit,<br />
sprich die Geschäftschance,<br />
beim<br />
Schopf und erreicht mit<br />
geringem Aufwand ein<br />
Maximum an Erfolg. Hinzu<br />
gesellen sich noch Erkundungs-Strategemesowie<br />
das Flucht-Strategem.<br />
Darüber hinaus lassen sich<br />
auch mehrere Listen miteinander<br />
kombinieren, von<br />
Senger nennt das dann hybride<br />
Strategeme, bei denen<br />
sich ein und dieselbe Handlung<br />
Strategemen verschiedener<br />
Kategorien zuordnen<br />
lässt.<br />
Flucht bedeutet für Chinesen<br />
nichts Negatives, sondern<br />
eine sinnvolle Strategie. „Weglaufen<br />
ist die beste Methode“ –<br />
das Strategem Nummer 36 mag<br />
für manch westlich denkenden<br />
Geschäftsmann unglaublich klingen.<br />
Einfach verschwinden, ist das nicht<br />
feige? Ganz im Gegenteil, meint der<br />
Chinese, denn in einer Situation völliger<br />
Aussichtslosigkeit ist rechtzeitiges<br />
Davonlaufen die beste Strategie.<br />
Wenn alle anderen 35 Listen versagen,<br />
bleibt nur noch die Flucht. In chinesischen<br />
Denkmustern ist ein Sichergeben<br />
eine vollständige Niederlage, ein<br />
Vergleich zumindest eine halbe.<br />
Flucht hingegen nicht, sie bietet immer<br />
noch die Chance zu gewinnen.<br />
Rückzug ist Taktik, um sich neu zu formieren<br />
und wieder gestärkt anzugreifen.<br />
Solche Denkweisen sind westlichen<br />
Wirtschaften fremd. Hierzulande, gerade<br />
in Europa, dominiert der Geist<br />
der Aufklärung und das Streben nach<br />
Klarheit, Listen gelten eher als unmoralisch.<br />
Chinesisches Denken hingegen<br />
ist geprägt von der List und der<br />
Nicht-List. Beides gehört untrennbar<br />
zusammen, bedingt sich gegenseitig,<br />
so wie das Yin und das Yang, der Schatten<br />
und die Sonne. Wird das eine abgetrennt,<br />
geht das andere zu Grunde.<br />
„Listkompetenz gilt in China als ein<br />
Zeichen von Klugheit und ist bei Geschäftsleuten<br />
und Politikern weit verbreitet“,<br />
betont Harro von Senger. Ein<br />
unbestreitbarer Vorteil, durch den<br />
westliche Manager ihren chinesischen<br />
Verhandlungspartnern oft gnadenlos<br />
unterlegen sind. „Listenblindheit“,<br />
nennt er diesen Zustand, der sich aus<br />
einer Art intellektuellem Unvermögen<br />
speise, die List hierzulande unbefangen<br />
zu betrachten. Die eurozentristische<br />
Moralkeule hilft also nicht viel,<br />
wenn das Geschäft am Ende so läuft,<br />
wie es eigentlich nicht unbedingt gewünscht<br />
war. „Westliche Manager<br />
sollten sich vor ihrem ersten Kontakt<br />
mit Chinesen ausgiebig über das<br />
Land, das Rechtssystem, die sinomarxistische<br />
Ideologie und eben die Listkundigkeit<br />
seiner Bevölkerung informieren“,<br />
ermahnt der Sinologe.<br />
Listkompetenz bei Verhandlungen<br />
bedeutet für Chinesen vor allem, die<br />
mutmaßliche List des Gegenübers<br />
rechtzeitig zu erkennen. Die Reaktionen<br />
auf eine erkannte List können im<br />
Einzelfall ganz unterschiedlich ausfallen.<br />
So haben westliche Manager zum<br />
Beispiel die Chance, das Spiel mitzuspielen<br />
oder dem chinesischen Verhandlungspartner<br />
„das Brennholz<br />
heimlich unter dem Kessel wegzunehmen“,<br />
was soviel heißt wie ihm das<br />
Wasser abgraben, den Boden für den<br />
Konflikt entziehen. Denkbar sind auch<br />
nicht listige Reaktionen. „Im Einzelfall<br />
kann das sehr langwierig sein und viel<br />
Geduld erfordern, nichts für hastige<br />
Typen“, sagt von Senger.<br />
Bis 2049 plant China die vollstän-<br />
dige Modernisierung von<br />
Industrie, Landwirtschaft,<br />
Wissenschaft und<br />
Technik sowie Landesverteidigung.<br />
Unter dem<br />
Strich peilt das Reich der<br />
Mitte seine eigene wirtschaftliche<br />
Unabhängigkeit<br />
an. Technologisches Wissen<br />
soll dann nicht mehr nur importiert,<br />
sondern einmal selbst<br />
verkauft werden. Sollte dieser<br />
Prozess der sinomarxistischen<br />
Supraplanung abgeschlossen sein,<br />
möchte China vom Entwicklungsstand<br />
her so dastehen wie Griechenland<br />
heute. Bis dahin allerdings, wird<br />
wohl so manch westlicher Manager<br />
noch auf die eine oder andere List hereinfallen.<br />
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Köpfe<br />
CLAUDIA WEIGEL<br />
Preis für Ingenieurin<br />
Die 26-jährige<br />
Ingenieurin bei<br />
der MTU Friedrichshafen<br />
wird<br />
2008 mit dem<br />
Ilse-Essers-<br />
Preis ausgezeichnet.<br />
Der<br />
Preis wird<br />
jährlich von der Stadt Friedrichshafen<br />
an junge Frauen übergeben,<br />
die einen technischen Beruf<br />
mit hervorragenden Leistungen<br />
abschließen. Weigel studierte<br />
Maschinenbau an der BA Ravensburg<br />
und arbeitet seit Oktober<br />
2007 in der Abteilung Vorserienentwicklung<br />
und -analysen bei<br />
der MTU.<br />
PETER HUG<br />
Vertriebs-Chef<br />
Peter Hug<br />
verantwortet<br />
seit April den<br />
weltweiten<br />
Vertrieb und<br />
das Marketing<br />
der Markdorfer<br />
Techni-Data-<br />
Gruppe. Zuvor<br />
hat der aus Konstanz stammende<br />
Informatiker als Geschäftsführer<br />
von Techni-Data America den<br />
nordamerikanischen Markt erschlossen.<br />
Insgesamt war Hug<br />
bereits zwölf Jahre bei dem Software-<strong>Unternehmen</strong><br />
tätig. Techni-<br />
Data entwickelt und betreibt<br />
Software-Lösungen für <strong>Unternehmen</strong><br />
verschiedener Branchen und<br />
ist Entwicklungspartner von SAP.<br />
2006 erwirtschaftete der Software-<br />
Dienstleister einen Umsatz von<br />
52,3 Millionen Euro. (sk)<br />
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Tipps & Tricks<br />
Seite 20 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
News<br />
BRIEFKASTENFIRMA<br />
800 000 Euro Schaden<br />
Mit fingierten Rechnungen hat<br />
ein 39-jähriger Angestellter seinen<br />
schweizerischen Arbeitgeber in<br />
Diesenhofen um mehr als 800 000<br />
Euro betrogen. Das Landgericht<br />
Konstanz hat den ehemaligen<br />
Einkaufsleiter des Fertigungstechnik-<strong>Unternehmen</strong>s<br />
wegen<br />
Betrug und Untreue in 114 Fällen<br />
zu einer Freiheitsstrafe von 39<br />
Monaten verurteilt. Bereits vor<br />
neun Jahren sei er auf die Idee<br />
gekommen, sein Gehalt mittels<br />
fingierter Rechnungen an seinen<br />
Betrieb aufzubessern, erklärte der<br />
geständige Familienvater. Um<br />
diese „Geschäftsidee“ realisieren<br />
zu können, brachte er seinen<br />
älteren Bruder dazu, eine Briefkastenfirma<br />
zu gründen. Dorthin<br />
flossen insgesamt 114 Scheinaufträge,<br />
die dem schweizerischen<br />
<strong>Unternehmen</strong> in Auftrag<br />
gestellt wurden. (sk)<br />
SONETT<br />
Sauberes Wachstum<br />
Der Bio-Waschmittelhersteller<br />
Sonett in<br />
Deggenhausen<br />
erweitert nach dem<br />
erfolgreichen<br />
Geschäftsjahr 2007<br />
am Standort. 2007<br />
verzeichnet der<br />
Bio-Pionier einen<br />
Umsatzzuwachs<br />
von 27 Prozent.<br />
Davon entfallen knapp 35 Prozent<br />
auf Deutschland, 65 Prozent setzt<br />
Sonett im Ausland um. „Der<br />
Markt ist in Bewegung. Öko wird<br />
auch im Ausland immer mehr<br />
zum Stichwort“, so Geschäftsführerin<br />
Beate Oberdorfer. Um<br />
dem steigenden Bedarf zu begegnen,<br />
wird in den nächsten<br />
Wochen ein Erweiterungsbau<br />
fertiggestellt, Sonett gewinnt<br />
dadurch 1000 Quadratmeter<br />
Lagerfläche hinzu, zudem ist die<br />
Erweiterung der Flüssigabfüllung<br />
geplant. Das 1977 gegründete<br />
<strong>Unternehmen</strong> arbeitet auf der<br />
Grundlage der Anthroposophie,<br />
Überschüsse fließen in die Firma<br />
zurück. Geschäftsführende Gesellschafter<br />
sind Beate Oberdorfer<br />
und Gerhard Heid. (sk)<br />
T-CITY<br />
Industrie steigt ein<br />
Die vier größten <strong>Unternehmen</strong><br />
aus der Region Friedrichshafen,<br />
EADS/Astrium, ZF Friedrichshafen,<br />
MTU/Tognum und die<br />
Zeppelin GmbH haben eine<br />
Vereinbarung unterschrieben,<br />
gemeinsam das T-City-Projekt zu<br />
unterstützen. Koordinieren wird<br />
die Aktivitäten für die Stadt Friedrichshafen<br />
der EADS-Manager<br />
Alexander Decker. Die vier <strong>Unternehmen</strong><br />
seien überzeugt, dass<br />
ihnen der Einsatz neuer Technologien<br />
entscheidende Vorteile<br />
im Wettbewerb bringe. Geplant<br />
sind der Ausbau von Mobil- und<br />
Heimarbeitsplätzen und die<br />
Verbesserung der Firmenvernetzung.<br />
(sk)<br />
PRIMION<br />
Vorstand geht<br />
Ende April hat Ingenieur Roland<br />
Schmider sein Vorstandsmandat<br />
bei der Primion Technology AG in<br />
Stetten a.k.M. „aus persönlichen<br />
Gründen“, wie das <strong>Unternehmen</strong><br />
mitteilt, niedergelegt. Schmider<br />
war seit November 2005 als Interimsmanager<br />
tätig und wurde<br />
2006 zum Verantwortlichen für<br />
das internationale Geschäft in<br />
den Vorstand berufen. Er war<br />
verantwortlich für den Ausbau<br />
des internationalen Geschäftes.<br />
„Gesundheit ist Chefsache“<br />
◆ Sportwissenschaftler Klaus Westhoff über ganzheitliche Gesundheitskonzepte in <strong>Unternehmen</strong><br />
Ein gesunder Geist soll in einem<br />
gesunden Körper sein – das wussten<br />
schon die alten Römer. Ein erfolgreicher<br />
Arbeitnehmer steckt aber auch<br />
in einem fitten Körper – das weiß<br />
Sportwissenschaftler Klaus Westhoff.<br />
Er berät <strong>Unternehmen</strong> in Sachen<br />
Gesundheitsmanagment – und zeigt,<br />
wie sich die Leistungen der Mitarbeiter<br />
durch Fitness steigern lassen.<br />
Herr Westhoff, Sie sind Sporttherapeut<br />
und Sportwissenschaftler.<br />
Wie erleben Sie in der täglichen<br />
Praxis in <strong>Unternehmen</strong><br />
deren Gesundheitsmanagement?<br />
Von einem wirklich funktionierenden<br />
Gesundheitsmanagement kann meist<br />
nicht die Rede sein. Zwar haben größere<br />
Konzerne oft einen Fitnessraum<br />
oder bieten Einzelmaßnahmen an,<br />
doch mangelt es oft an der ganzheitlichen<br />
und vor allem langfristigen Strategie.<br />
Auch wenn der Krankenstand in<br />
den letzten Jahren nicht unbedingt gestiegen<br />
ist, heißt das noch lange nicht,<br />
dass die Mitarbeiter gesünder sind.<br />
Viele gehen, aus Angst um Ihren Ar-<br />
„Es arbeiten immer mehr<br />
kranke Menschen in kranken<br />
<strong>Unternehmen</strong>“<br />
KLAUS WESTHOFF<br />
beitsplatz, trotz Krankheit in die Arbeit.<br />
Anwesenheit heißt in diesem Zusammenhang<br />
also nicht unbedingt,<br />
gesund und fit seinen Aufgaben nachzukommen.<br />
Eine zunehmende Überalterung<br />
der Belegschaften bei gleichzeitig<br />
wachsendem Leistungsdruck<br />
tut ein Übriges dazu, dass es immer<br />
mehr kranke Menschen in kranken<br />
<strong>Unternehmen</strong> gibt.<br />
Was sollten <strong>Unternehmen</strong> für die<br />
Gesundheit der Mitarbeiter tun?<br />
<strong>Unternehmen</strong> werden es nicht mehr<br />
lange vermeiden können, sich mit diesem<br />
Problem auseinanderzusetzen.<br />
Von den drastischen Einschnitten im<br />
Leistungskatalog der Krankenkassen<br />
werden sowohl Mitarbeiter als auch<br />
<strong>Unternehmen</strong> automatisch finanziell<br />
betroffen sein. Gesundheit ist Chefsache<br />
– auch wenn die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter im Kennzahlensystem der<br />
<strong>Unternehmen</strong> bislang noch keine Rolle<br />
spielt. Doch Gesundheit und Motivation<br />
der Mitarbeiter sind die wichtigsten<br />
Motoren für den geschäftlichen<br />
Erfolg. Durch Maßnahmen im<br />
Gesundheitsbereich steigt nicht nur<br />
die Leistungsfähigkeit, sondern auch<br />
das Engagement der Mitarbeiter als<br />
Basis zur Erreichung der <strong>Unternehmen</strong>sziele.<br />
Fitness ist gut. Ein ganzheitliches, langfristiges Gesundheitskonzept ist noch besser für die Mannschaft im <strong>Unternehmen</strong>. Bild: mev<br />
Sie sprechen von Corporate Activity.<br />
Was ist das?<br />
Corporate Activity zielt darauf ab, die<br />
Beschäftigungsfähigkeit eines Menschen<br />
lebenslang zu erhalten und zu<br />
fördern. Dies sollte so geschehen, dass<br />
es für beide Seiten – Mitarbeiter wie<br />
<strong>Unternehmen</strong> – eine Win-Win-Situation<br />
darstellt. Die Mitarbeiter fühlen<br />
sich wichtig genommen und identifizieren<br />
sich stärker mit dem Unterneh-<br />
men. Und das <strong>Unternehmen</strong> profitiert<br />
nicht nur von deutlich geringeren<br />
Krankenständen, sondern auch von<br />
einer verbesserten Personalbindung<br />
sowie Attraktivität bei der Personalgewinnung.<br />
Auf was sollten <strong>Unternehmen</strong><br />
achten, wenn Sie in die Gesundheit<br />
ihrer Mitarbeiter investieren<br />
wollen?<br />
Klaus Westhoff<br />
Klaus Westhoff, Sporttherapeut und diplomierter<br />
Sportwissenschaftler, ist Initiator<br />
und verantwortlicher Leiter des Schmidt-<br />
College Business Health Concepts. Der<br />
Praktiker mit Überzeugungskraft hat<br />
jahrelange Erfahrung in der erfolgreichen<br />
Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitsprogrammen<br />
in <strong>Unternehmen</strong>.<br />
„Kranke<br />
<strong>Unternehmen</strong>“:Sporttherapeut<br />
Klaus<br />
Westhoff.<br />
Wie ist die Business-Stimmung am See?<br />
◆ Studentische <strong>Unternehmen</strong>sberatung ermittelt wieder das Geschäfsklima rund um den Bodensee<br />
von Holger Thissen<br />
Konstanz – Ab sofort fühlt die Uni<br />
Konstanz der Wirtschaft am Bodensee<br />
wieder den Puls. Alle <strong>Unternehmen</strong><br />
im grenzüberschreitenden Bodenseeraum<br />
sind eingeladen, bei der<br />
ersten Halbjahreserhebung 2008 des<br />
Bodensee Geschäftsklimaindex<br />
(BGKI.net) ihre Geschäftslage online<br />
unter www.bgki.net einzuschätzen.<br />
Der BGKI.net ist eine wissenschaftliche<br />
Studie der studentischen <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
Bodensee Consulting<br />
e.V. und wird von den Projektleitern,<br />
den Volkswirtschaftsstudenten<br />
an der Uni Konstanz Matthias Bannert<br />
und Josuah Rechtsteiner, als Pegelstandsanzeige<br />
der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung im internationalen<br />
Bodenseeraum bezeichnet.<br />
Der BGKI.net soll die wesentlichen<br />
Charakteristika der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung rund um den Bodensee<br />
erfassen. „Hierbei zeigt die<br />
Indexzahl des BGKI.net sowohl<br />
Richtung als auch Intensität“,<br />
so Matthias Bannert. Ziel<br />
der regelmäßigen Erhebung<br />
sei es, die Region um<br />
den Bodensee als länderübergreifendeWirtschaftsregion<br />
zu analysieren und die Stimmung<br />
innerhalb der <strong>Unternehmen</strong> zu ermitteln.<br />
Untersucht werden dabei die<br />
Konjunkturerwartungen und das Geschäftsklima.<br />
Das regionale Wirt-<br />
Konjunkturklima am Bodensee:<br />
Ihre Einschätzung ist gefragt. Bild: MEV<br />
schaftsbarometer soll so zu besseren<br />
politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen<br />
im Bodenseeraum beitragen.<br />
Josuha Rechtsteiner hofft auf<br />
eine starke Beteiligung der Unterneh-<br />
men: „Je mehr <strong>Unternehmen</strong> an der<br />
BGKI.net Umfrage teilnehmen, desto<br />
besser ist der Informationsinput“. Der<br />
Fragebogen wird online ausgefüllt<br />
und umfasst etwa 20 Fragen aus 4 Be-<br />
Was ist BGKI.net?<br />
Der Bodensee Geschäftsklimaindex<br />
BGKI.net wurde im Rahmen<br />
einer innovativen Zusammenarbeit<br />
der studentischen <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
Bodensee Consulting<br />
e.V. mit den Studenten der Volkswirtschaftslehre<br />
an der Universität<br />
Konstanz Matthias Bannert und<br />
Josuah Rechtsteiner entwickelt.<br />
Seit September 2007 ist das<br />
Thurgauer Wirtschaftsinstitut TWI<br />
Projektpartner. Per Online-Umfrage<br />
(Dauer: 5 bis 10 Minuten)<br />
können alle <strong>Unternehmen</strong> im<br />
Bodenseeraum mitmachen: auf<br />
deutscher, österreichischer und<br />
Schweizer Seite, sowie Firmen aus<br />
Liechtenstein. Der BGKI.net wird<br />
halbjährlich erhoben. Die Ergebnisse<br />
der Umfrage werden in der<br />
zweiten Woche nach Ende des<br />
Erhebungszeitraumes online<br />
veröffentlicht.<br />
Im Internet:<br />
www.bgki.net<br />
reichen (allgemein, <strong>aktuelle</strong> Situation,<br />
Erwartungen und internationale Beziehungen).<br />
Brauchen wir denn wirklich noch einen<br />
weiteren Geschäftsklimaindex?<br />
Wichtig ist, dass es keine Insellösung<br />
ist, sondern Maßnahmen in eine ganzheitliche<br />
und langfristige Strategie<br />
eingebunden sind. Mitarbeitern den<br />
Eintritt ins Fitnessstudio zu zahlen ist<br />
zwar besser als nichts, ein Health Concept<br />
sollte jedoch unbedingt die drei<br />
wichtigen Bausteine Vorbereitung,<br />
Check-up sowie Analyse/Maßnahmen<br />
beinhalten – so wird das Ganze<br />
für alle beteiligten Seiten transparent<br />
und auch wirtschaftlich messbar.<br />
Natürlich, meint Josuah Rechtsteiner<br />
– wegen der internationalen Perspektive<br />
des Index, die dennoch regional<br />
ist: „Das wichtigste Merkmal der Analyse<br />
ist ja die Wahrnehmung des Bodenseeraumes<br />
als gesamter, die nationalen<br />
Grenzen überschreitender Wirtschaftsraum.“<br />
„Der Geschäftsklimaindex<br />
soll das Bewusstsein für die<br />
Zusammengehörigkeit der<br />
Länder rund um den Bodensee<br />
stärken“<br />
MATTHIAS BANNERT<br />
Den Studenten Bannert und<br />
Rechtsteiner geht es dabei nicht nur<br />
um den wissenschaftlichen Aspekt des<br />
Index. „Der BGKI.net soll das Bewusstsein<br />
für die Zusammengehörigkeit<br />
der Regionen und Länder rund<br />
um den See stärken, und für die Belange<br />
und Befindlichkeiten der Nachbarn<br />
sensibilisieren“, so Bannert. Er ist<br />
überzeugt, dass für die effiziente und<br />
nachhaltige Entwicklung der Bodenseeregion,<br />
die Erarbeitung vergleichbarer<br />
Daten unverzichtbar ist. „Die<br />
gemeinsamen, standortbedingten Interessen<br />
werden dadurch deutlicher<br />
erkennbar, und es lassen sich leichter<br />
Prämissen für kooperatives, zielpräzises<br />
Handeln ableiten.“
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Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 23<br />
Wie viele Fachkräfte fehlen wirklich?<br />
◆ Etliche Firmen übertreiben beim Thema Personalmangel, meint Personalberater Gerhard Wiesler<br />
Firmen schreien nach Fachkräften,<br />
technische Hochschulen suchen<br />
händeringend Studenten, um für die<br />
Wirtschaft mehr Nachwuchs auszubilden.<br />
Doch wie drückend ist der<br />
Fachkräftemangel wirklich? Gerhard<br />
Wiesler von Kienbaum Consultants<br />
International hält die Aufregung für<br />
übertrieben.<br />
Wo ist der Fachkräftemangel in<br />
der Region besonders stark?<br />
Das lässt sich generell nicht beantworten.<br />
Es geht über alle Bereiche, vom<br />
Einkauf bis zur Produktion und ganz<br />
besonders natürlich bei den Ingenieuren.<br />
Leitungspositionen und ganz<br />
normale Fachkräfte.<br />
Ingenieure werden anscheinend<br />
schon mit Wildwestmethoden<br />
abgeworben, vor allem mit viel<br />
Geld. Kennen Sie auch solche<br />
Beispiele?<br />
Auch wenn wir es nicht ‚headhunting’<br />
nennen, sondern ‚Direktsuche’, sind<br />
wir natürlich daran beteiligt, guten<br />
Leuten, die wechseln wollen, ein Angebot<br />
zu machen. Das ist ein ganz normaler<br />
Wettbewerb. Aber erstens gibt es<br />
ungeschriebene Regeln. Man tut nicht<br />
alles, was man könnte. Wir würden uns<br />
ja selber den Ast absägen, auf dem wir<br />
sitzen. Wir legen keine Firmen rein.<br />
Zweitens wechselt niemand seinen<br />
Job, der zu hundert Prozent zufrieden<br />
ist. Und drittens ist es legitim, auch mal<br />
den Arbeitgeber wechseln zu wollen.<br />
Abwerben löst das Personalproblem<br />
des einen <strong>Unternehmen</strong>s,<br />
aber nicht den Fachkräftemangel<br />
insgesamt. Ist der Markt so leergefegt?<br />
Der Markt ist eng, aber nicht leer. Das<br />
heißt, wir müssen uns anstrengen die<br />
„Richtigen“ zu finden. Wir sind ebenso<br />
auf Talentsuche und bekommen<br />
viele Initiativ-Bewerbungen, auch von<br />
Absolventen der Hochschulen und<br />
Berufsakademien, die wir versuchen<br />
in der Region zu platzieren. Aber die<br />
Mehrheit unserer Suche erstreckt sich<br />
vor allem auf erfahrene Leute, die sofort<br />
loslegen können. Und die haben<br />
wir bisher auch immer gefunden, zum<br />
Teil mit viel Aufwand und Zeit.<br />
Wie sieht es mit Bewerbern von<br />
außerhalb aus?<br />
Sehr gut, Freiburg ist ein attraktiver<br />
Standort. Wir haben selten ein Problem,<br />
jemanden hierher zu bekommen.<br />
Es gibt Leute, die wollen in die<br />
Gerhard Wiesler<br />
Gerhard Wiesler<br />
(43) ist Leiter des<br />
Freiburger Büros<br />
der Personalberatung<br />
Kienbaum<br />
Consultants<br />
International<br />
GmbH, das<br />
Anfang des Jahres<br />
die Arbeit in der<br />
Rehlingstraße aufnahm. Der im<br />
Münstertal gebürtige Volkswirt hat<br />
zuvor in verschiedenen Positionen<br />
bei Siemens und zuletzt bei der<br />
Personalberatung Human Council<br />
in SMünchen gearbeitet. Hauptsitz<br />
der 1945 von Gerhard Kienbaum<br />
gegründeten Personalberatung ist<br />
Gummersbach im Bergischen Land<br />
(Nordrhein-Westfalen). In Deutschland<br />
reklamiert Kienbaum mit 14<br />
Standorten die Marktführerschaft in<br />
der Personalberatung und im<br />
Human Resource <strong>Management</strong>.<br />
Kienbaum hat mehr als 20 Auslandsstandorte.<br />
(sie)<br />
Keine Fachkräfte greifbar? Berater Gerhard Wiesler glaubt, dass die Region noch relativ gut versorgt ist.<br />
Region zurück, weil sie hier geboren<br />
und aufgewachsen sind, andere haben<br />
gehört, wie schön es hier ist. Auch<br />
der Schwarzwald ist kein wirkliches<br />
Problem, das sind doch alles keine<br />
Entfernungen nach Freiburg oder<br />
nach Basel. Wichtig ist, dass die Kandidaten<br />
selber wissen, was sie wollen<br />
und flexibel sind.<br />
Warum ist es überhaupt zum<br />
Fachkräftemangel des gegenwärtigen<br />
Ausmaßes gekommen?<br />
Es gibt immer Disproportionen, weil<br />
sich die Wirtschaft rasant verändert<br />
und wenig planbar ist. Mit Sicherheit<br />
hat man auch zu wenig ausgebildet<br />
oder in den falschen Bereichen. Dann<br />
gibt es Regionen, die eine Fachkräfteflucht<br />
hatten wie der Osten. Hier ist<br />
das anders, wir sind eine Boomregion.<br />
Wir stehen gut da, viele <strong>Unternehmen</strong><br />
wachsen zweistellig jedes Jahr. Also<br />
brauchen sie auch Leute.<br />
Fachkräfte wie zum Beispiel Ingenieure<br />
kann man nicht per<br />
Knopfdruck produzieren wie<br />
Waren. Wo kriegt man welche her?<br />
Wir können keine neuen schnitzen,<br />
wir müssen denen, die da sind, ein<br />
Umfeld bieten, wo sie sich wohl fühlen.<br />
Die Mitarbeiterzufriedenheit bekommt<br />
einen ganz anderen Stellenwert<br />
in diesen Zeiten. Es nützt auch<br />
nichts, nur einzustellen, man muss geeignete<br />
Strukturen schaffen, um die<br />
Mitarbeiter zu halten. Wer zu viel arbeiten<br />
muss, nicht leistungsbezogen<br />
entlohnt wird, wer das Problem der<br />
Kinderbetreuung nicht lösen kann,<br />
der – oder die – wird sich überlegen, ob<br />
er oder sie in diesem <strong>Unternehmen</strong><br />
bleiben möchte. Geld ist nicht alles, es<br />
muss das Leistungs- Paket stimmen.<br />
Auf der Jagd nach den klügsten Köpfen<br />
◆ Headhunter wie der Freiburger Alfred Speth suchen für <strong>Unternehmen</strong> die besten Fach- und Führungskräfte<br />
von Heinz Siebold<br />
Der Jäger trägt Krawatte und lächelt<br />
freundlich: Alfred Speth hat rein gar<br />
nichts an sich, was auf einen „Headhunter“<br />
hindeutet. Aber er ist einer,<br />
auch wenn er den Begriff nicht mag<br />
und lieber von der „Direktansprache“<br />
spricht. Speth ist Inhaber der Personalberatung<br />
Limberger und Dilger in<br />
Freiburg, ein Dienstleister, der für <strong>Unternehmen</strong><br />
Personal beschafft und<br />
manchmal auch bei anderen <strong>Unternehmen</strong><br />
abwirbt.<br />
„Direktansprache wird oft überschätzt“,<br />
winkt Speth ab, „sie ist nur<br />
eine von vielen Methoden, Personal zu<br />
beschaffen.“ Der Anteil am Geschäft<br />
liege aber unter 50 Prozent. Die klassische<br />
Zeitungsanzeige, in zunehmendem<br />
Maße das Internet sowie Bewerbermessen<br />
seien die wichtigeren Instrumente<br />
der Personalfindung. Aber<br />
schreit der Fachkräftemangel nicht direkt<br />
nach Abwerbung? Fast 30 000 Ingenieure<br />
werden allein in Baden-<br />
Württemberg gesucht und <strong>Unternehmen</strong><br />
klagen, sie könnten locker expandieren,<br />
wenn sie nur die geeigneten<br />
Leute fänden. „Ja, Direktansprachen<br />
haben zugenommen“, räumt Speth<br />
ein. Aber zu Wildwestmethoden lässt<br />
sich der 61-Jährige nicht hinreißen.<br />
„Es gibt ungeschriebene Regeln und<br />
einen Ehrenkodex“, erklärt Speth,<br />
„der Headhunter ist nichts anderes als<br />
ein seriöser Mittler zwischen zwei Interessen.“<br />
Das ist auf der einen Seite<br />
das Interesse eines <strong>Unternehmen</strong>s, eine<br />
Stelle (neu) zu besetzen, auf der anderen<br />
Seite das Interesse eines Beschäftigten,<br />
sich zu seinem Vorteil zu<br />
verändern. „Und wer nicht wechseln<br />
will, der geht nicht“, sagt Speth aus<br />
langer Erfahrung. 1993 ist er in die<br />
Agentur eingestiegen, zuvor war er bei<br />
Hellige, als das noch ein Freiburger Familienunternehmen<br />
war. 1995 hat<br />
Speth dann die Agentur übernommen,<br />
die von Hermann Limberger am<br />
1. April 1968 gegründet worden war.<br />
Das Lockmittel, eine Fachkraft zum<br />
Wechsel des Arbeitgebers zu bewegen,<br />
kann mehr Geld sein, aber auch eine<br />
höhere Position, ein attraktiverer Arbeitgeber<br />
oder ein schönerer Wohnort.<br />
Oder alles zusammen. „Jemanden<br />
nach Freiburg zu holen, ist überhaupt<br />
kein Problem“, sagt Speth. Aber zu<br />
den ungeschriebenen Regeln gehört<br />
es, möglichst wenig Ärger zu verursachen.<br />
„Der Auftraggeber sagt uns, wo<br />
wir nicht nachfragen dürfen.“<br />
Schließlich kennen sich die Unternehmer,<br />
sitzen eventuell gemeinsam<br />
in einer Erfahrungsgruppe im Wirtschaftsverband<br />
oder im Lions-Club.<br />
Es gäbe großen Ärger, wenn der Eine<br />
dem Anderen hinterrücks sein bestes<br />
Pferd aus dem Stall entführen würde.<br />
Deshalb wird in der unmittelbaren<br />
Nähe und beim Wettbewerber in der<br />
Regel nicht gewildert.<br />
Doch harmonisch und reibungslos<br />
geht das Abwerben fast nie vonstatten.<br />
„Es gibt schon mal böse Anrufe“, gibt<br />
Speth zu. Es gibt auch rechtliche Barrieren.<br />
„Man kann nicht einfach in ein<br />
<strong>Unternehmen</strong> reinspazieren oder beliebig<br />
oft reintelefonieren. Ein Anruf<br />
ist erlaubt, der Rest spielt sich außerhalb<br />
ab.“ Das ist gefestigte Rechtssprechung.<br />
Headhunter spielen mit<br />
offenen Karten. In der Regel läuft es so:<br />
Man vereinbart einen Termin zum<br />
Kennenlernen, trifft sich zum Beispiel<br />
diskret zum Abendessen und tastet<br />
sich ab. Die zur Debatte stehende Aufgabe<br />
wird erst allgemein besprochen.<br />
Erst, wenn der oder die Angesprochene<br />
sich konkret bewerben will, werden<br />
Ross und Reiter genannt.<br />
Firma sucht Zielperson aus<br />
Probleme bei der direkten Ansprache<br />
von Fachkräften gibt es kaum. Der Personalberater<br />
kann sich in Internetzeiten<br />
seine „Zielperson“ meist ganz genau<br />
aussuchen, denn die Firmen präsentieren<br />
ihre Fachkräfte als Ansprechpartner<br />
gerne auf ihrer Homepage<br />
im Internet. Mit E-Mail, Fax- und<br />
Durchwahlnummer. Aber rund 70<br />
Prozent sagen gleich beim ersten Anruf<br />
„Nein danke“. Aber wer wirklich<br />
wechseln will, tut das auch, vorausgesetzt<br />
das Angebot stimmt. Manche Arbeitgeber<br />
versuchen im letzten Moment,<br />
einen Wechselwilligen mit viel<br />
Geld zu halten. „Damit tun sie sich keinen<br />
Gefallen“, meint Alfred Speth. Wer<br />
einem Beschäftigten erst dann zeigt,<br />
dass er ihn braucht, wenn er am Gehen<br />
ist, habe er schon vorher was<br />
falsch gemacht.<br />
„Die gesamte Einstellung zum Mitarbeiter<br />
sollte sich ändern“, findet Alfred<br />
Speth. <strong>Unternehmen</strong> sollten ein<br />
„Employer branding“ betreiben. Gemeint<br />
ist ein positives Arbeitgeberimage,<br />
das zur Marke wird. Dazu gehöre<br />
der wertschätzende Umgang mit<br />
den Beschäftigten, aber auch die Personalfindung<br />
selbst. Viel wichtiger als<br />
„Headhunting“ sei daher, die <strong>Unternehmen</strong><br />
auf das Potenzial der Aus-<br />
und Weiterbildung aufmerksam zu<br />
machen, Aufstiegschancen zu bieten<br />
und den Nachwuchs direkt an den<br />
Fachhochschulen abzuholen, ihnen<br />
zum Beispiel bei den Diplomarbeiten<br />
zu helfen. Das kann länger<br />
dauern, ist aber für die langfristige<br />
Bindung eines Mitarbeiters<br />
an ein <strong>Unternehmen</strong> besser.<br />
Und vielleicht auch billiger.<br />
Denn die „Jagdprämie“ bei der<br />
Direktansprache ist üppig. Pauschalbeträge<br />
im fünfstelligen<br />
Bereich oder Provisionen bis zu<br />
einem Drittel eines Jahresgehalts<br />
sind normal. Und nicht immer ist<br />
der „Jäger“ beim ersten Anlauf<br />
auch erfolgreich.<br />
Wie dramatisch ist der Fachkräftemangel<br />
denn wirklich?<br />
Manche Firmen behaupten, sie suchen<br />
30 oder 40 Leute. Wenn man genau<br />
hinsieht, stellt man fest, dass es<br />
ganz so schlimm nicht sein kann. Man<br />
muss sich nur mal ansehen, wie viel<br />
Zeit man sich bei der Suche nach<br />
Fachkräften lässt. Bei vielen, sogar global<br />
aktiven, Mittelständlern sind die<br />
Personalabteilungen immer noch zu<br />
klein, da ist eine gezielte Personalentwicklung<br />
mit Zielvereinbarung und<br />
Weiterbildung nicht machbar. Viele<br />
Mittelständler machen umständlich<br />
alleine, was Personalberater viel besser<br />
machen könnten. Die Firmen sollten<br />
sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren<br />
und ihre Mitarbeiter als<br />
wichtigstes Gut erkennen.<br />
FRAGEN: HEINZ SIEBOLD<br />
Wilderei in fremden<br />
Revieren ist nicht<br />
seine Sache: Der<br />
Freiburger<br />
Headhunter<br />
Alfred Speth<br />
setzt beim<br />
Abwerben von<br />
Fachkräften auf<br />
klare Spielregeln:<br />
Die Mitarbeiterbestimmter<br />
Firmen sind<br />
dabei tabu. Bild:<br />
Siebold<br />
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in Villingen-Schwennigen<br />
als Sponsorenunterstützen.<br />
Jetzt haben Christoph<br />
Hess, Vorstandsvorsitzender der<br />
Hess AG, und Geschäftsführer<br />
Gerhard Waldmann einen Vertrag<br />
unterschrieben, nachdem sie<br />
gemeinsam je ein Fünftel des als<br />
Ziel gesetzten Barsponsorings<br />
und des Sponsorings von Sachleistungen<br />
übernehmen. Die<br />
beiden Beleuchtungsfirmen<br />
wollen die Landesgartenschau<br />
zudem – im<br />
wahrsten<br />
Sinne des<br />
Wortes – mit<br />
einer Lichtwoche<br />
ins richtige<br />
Licht rücken. (sk)<br />
FLUGHAFEN FN<br />
Neues Ibis-Hotel<br />
Die LuxemburgerInvestorengruppe<br />
Cofir AG<br />
baut am Friedrichshafener<br />
Flughafen einen<br />
80-Zimmer-<br />
Komplex der<br />
Ibis-Kategorie. Hinter Cofir steht<br />
die Groupe Pasquale Corcelli, die<br />
unter anderem mit der Accor-<br />
Gruppe, der größten Hotelkette in<br />
Deutschland, verbunden ist. Das<br />
neue Flughafenhotel soll im<br />
Rahmen eines Franchise-Vertrags<br />
der Cofir AG mit der Accor-Gruppe<br />
in der Ibis-Kategorie betrieben<br />
werden. Für diese Kette wird<br />
damit die Lücke zwischen den<br />
beiden Ibis-Hotelstandorten<br />
Bregenz und Konstanz geschlossen.<br />
Das 4,3 Millionen teure Hotel<br />
soll spätestens im September<br />
2009 fertig werden, parallel zu<br />
den Umbau- und Ausbaumaßnahmen<br />
am Flughafen. (sk)<br />
ZF FRIEDRICHSHAFEN<br />
Neues Werk in Indien<br />
Immer größere Bedeutung gewinnt<br />
der Wachstumsmarkt Indien für<br />
die ZF Friedrichshafen AG. Deshalb<br />
soll bis Sommer 2009 in Pune<br />
in der Nähe von Mumbai (früher<br />
Bombay) ein neues Werk entstehen.<br />
In einem Industriepark<br />
engagieren sich gemeinsam die<br />
<strong>Unternehmen</strong>sbereiche Nutzfahrzeug-<br />
und Sonderantriebstechnik<br />
(Friedrichshafen) und Arbeitsmaschinen-Antriebstechnik(Passau).<br />
„ZF setzt auf die Karte, in<br />
dem Wachstumsmarkt Indien<br />
eigenständiger unterwegs zu sein“,<br />
betonte <strong>Unternehmen</strong>ssprecher<br />
Andreas Veil. Indien ist weltweit<br />
der fünftgrößte Markt für schwere<br />
Nutzfahrzeuge. Zwei ZF-Mitarbeiter<br />
aus Friedrichshafen werden<br />
jetzt an vorderster Front für<br />
das Entstehen des neuen Werks vor<br />
Ort in Indien zuständig sein. (sk)<br />
FEHLERMELDUNG<br />
Falsche Bildzeile<br />
In der letzten PROFIT-Ausgabe<br />
haben wir beim Sonderthema<br />
Transport & Logistik eine falsche<br />
Bildzeile gedruckt. Auf Seite 31<br />
wurde ein Bild veröffentlicht,<br />
das einen Lastwagen der Grieshaber<br />
Logistik AG in Weingarten<br />
zeigt. In der Bildunterschrift<br />
wurde jedoch<br />
behauptet, auf dem Foto sei<br />
ein Fahrzeug der Grieshaber<br />
Logistics Group aus<br />
Bad Säckingen zu sehen.<br />
Die PROFIT-Redaktion<br />
bittet, diesen Fehler zu<br />
entschuldigen.
Tipps & Tricks<br />
Seite 24 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
News<br />
EU-FORSCHUNGSPROJEKT<br />
Dem Alter auf der Spur<br />
Dem Altern<br />
auf die Spur<br />
kommen, ist<br />
das Ziel des<br />
neuen EU-<br />
Forschungsprojekts<br />
„Markage“,<br />
das von der<br />
Uni Konstanzkoordiniert<br />
wird.<br />
In den kommenden fünf Jahren<br />
werden 26 Arbeitsgruppen aus 14<br />
europäischen Staaten daran<br />
arbeiten, eine Formel zu finden,<br />
mit der man das biologische Alter<br />
eines Menschen bestimmen kann.<br />
Die Wissenschaftler erhoffen sich,<br />
dass die Formel vor allem im<br />
Bereich der Präventivmedizin<br />
eingesetzt werden kann. Ziel ist<br />
es, bei gesunden Menschen Erkrankungen<br />
zu verhindern. Das<br />
Verbundprojekt gehört zum siebten<br />
Forschungsrahmenprogramm<br />
der Europäischen Union und wird<br />
mit zwölf Millionen Euro gefördert.<br />
(sk)<br />
UMWELTTECHNOLOGIE<br />
Neues Netzwerk<br />
Die Bodensee Standort Marketing<br />
GmbH (BSM) will ein neues<br />
regionales Netzwerk im Bereich<br />
der Umwelttechnologie aufbauen.<br />
Ziel ist es, den Technologietransfer<br />
zwischen <strong>Unternehmen</strong>,<br />
Gründern und Hochschulen zu<br />
fördern und die Bodensee-Region<br />
als wettbewerbsfähigen Standort<br />
für Umwelttechnologie zu unterstützen.<br />
Interessierte <strong>Unternehmen</strong><br />
aus dem Umweltsektor<br />
können sich unter der Nummer<br />
07531/800 11 45 informieren. (sab)<br />
ANZEIGE<br />
Von grauen Mäusen<br />
und fleißigen<br />
Bienen<br />
◆ Die unscheinbaren Mitarbeiter<br />
bilden das Rückgrat einer Firma und<br />
müssen besonders gefördert werden<br />
von Roland Jäger<br />
Führungskräfte kümmern sich<br />
meist intensiv um die Spitzenkräfte<br />
und die Nieten in ihrem Team. Wenig<br />
Beachtung schenken sie hingegen<br />
den fleißigen Bienen und grauen Mäusen,<br />
die ohne zu murren ihren Job verrichten.<br />
Dabei bilden die das Rückgrat<br />
jeder Organisation.<br />
Besondere Aufmerksamkeit bekommen<br />
die so genannten Low-Performer<br />
– also die Mitarbeitern, deren<br />
Arbeitsverhalten und -einstellung<br />
nicht den Erwartungen entspricht –<br />
und die High-Performer – also den<br />
Mitarbeitern, die fachlich fit und<br />
hochmotiviert sind. Denn diese Mitarbeiter<br />
sind zumeist auch recht selbstund<br />
karrierebewusst und fordern von<br />
ihren Führungskräften eine aktive Unterstützung.<br />
Recht wenig Beachtung<br />
schenken die Führungskräfte jedoch<br />
Zeigen Sie Gesicht!<br />
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nutzen Sie eine einzigartige Werbeplattform:<br />
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zumeist den grauen Mäusen oder treffender<br />
formuliert fleißigen Bienen in<br />
ihrem Team, die ohne zu Murren und<br />
große Forderungen zu stellen, zuverlässig<br />
ihre Arbeit verrichten. Sich mit<br />
diesen Mitarbeitern zu befassen, besteht<br />
für die Führungskräfte auch kein<br />
Anlass. Sie funktionieren ja.<br />
Ohne sie läuft nichts<br />
Dabei bestünde hierzu durchaus Anlass.<br />
Denn die fleißigen Bienen machen<br />
in der Regel 60 bis 80 Prozent der<br />
Beschäftigten aus. Sie sind zwar nicht<br />
das Herz und Hirn, aber das Rückgrat<br />
jedes <strong>Unternehmen</strong>s. Und sie leisten<br />
aufgrund ihrer Zahl und Zuverlässigkeit<br />
den größten Beitrag zum Erfolg jeder<br />
Organisation. Deshalb erfordern<br />
sie besonders Beachtung.<br />
Zum Steigern ihrer Leistung sind die<br />
fleißigen Bienen in der Regel fähig und<br />
bereit. Unter drei Voraussetzungen:<br />
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Erstens ihre Führungskräfte nehmen<br />
die Leistung der Mitarbeiter überhaupt<br />
wahr, zweitens Sie suchen den<br />
Dialog mit ihnen und drittens die erwartete<br />
Leistungssteigerung ist realistisch.<br />
Anders ist es, wenn eine Führungskraft<br />
eine fleißige Biene mit einer<br />
unrealistischen Forderung konfrontiert<br />
wie „Im kommenden Jahr<br />
müssen Sie 50 Prozent mehr Umsatz<br />
erzielen.“ Eine solche Forderung wird<br />
als Affront erlebt.<br />
Nicht nur, weil sie von den fleißigen<br />
Bienen als mangelnde Wertschätzung<br />
ihrer bisherigen Arbeit erfahren wird,<br />
sondern auch weil diese wissen: Wenn<br />
ich dieses Ziel auch nur annähernd erreichen<br />
möchte, dann bedeutet dies<br />
für mich so viel Mehrarbeit, dass ich<br />
noch spät nachts hier sitze. Das heißt:<br />
Die Mitarbeiter erleben einen solchen<br />
Anspruch auch als mangelnde Rücksichtnahme<br />
auf ihre persönlichen Interessen.<br />
Also beginnen sie (innerlich)<br />
zu rebellieren und zu opponieren. Das<br />
Rückgrat der Organisation wird geschwächt.<br />
Anders reagieren diese Mitarbeiter<br />
jedoch, wenn Sie als Führungskraft beispielsweise<br />
zu ihnen sagen: „Frau Mai-<br />
Den Spitzenkräften<br />
und<br />
Nieten schenkt<br />
der Chef oft<br />
große Beachtung.<br />
Die grauen<br />
Mäuse und die<br />
fleißigen Bienen<br />
hingegen bleiben<br />
dabei auf der<br />
Strecke. Dabei<br />
gibt es hier<br />
großes Potenzial,<br />
emsige Mitarbeiter<br />
zu<br />
fördern.<br />
Bilder: dpa<br />
Stuttgart – Sie heizen, kühlen Büros,<br />
Betriebe, Gebäude und Wohnhäuser<br />
und sind dabei echte Energie-Wunder:<br />
Großwärmepumpen gelten als wirtschaftlich<br />
besonders effizient und halten<br />
Energie- und Betriebskosten in<br />
Produktionsbetrieben gering. Rund<br />
um das Thema „Wärmepumpen in Industrie-<br />
und Großbauten – Energie<br />
sparen und Umwelt schützen“ dreht<br />
sich alles bei der <strong>aktuelle</strong>n Veranstaltung<br />
des Institutes Energiewirtschaft<br />
& Rationelle Energieanwendung (IER)<br />
der Uni Stuttgart, des Arbeitskreises<br />
Energietechnik des Württembergischen<br />
Ingenieursvereins Stuttgart sowie<br />
der Ochsner Wärmepumpen<br />
GmbH am Donnerstag, 12. Juni, im<br />
er, Sie haben bisher von 100 Angeboten<br />
im Schnitt 17 in Aufträge umgewandelt.<br />
Eine gute Quote. Erachten Sie es unter<br />
gewissen Umständen als möglich, im<br />
Schnitt 20 von 100 Angeboten in Aufträge<br />
umzuwandeln?“ Dann antwortet jede<br />
fleißige Biene mit Ja.<br />
Die fleißigen Bienen machen<br />
in der Regel 60 bis 80 Prozent<br />
der Beschäftigten aus.<br />
Sie sind zwar nicht das Herz<br />
und Hirn, aber das Rückgrat<br />
jedes <strong>Unternehmen</strong>s.<br />
Um die fleißigen Bienen in Gang zu<br />
halten, benötigt es der Unterstützung<br />
aller Führungskräfte. Bindet der Chef<br />
die High-Performer mit ein, entlastet<br />
er sich selbst und gibt den Spitzenkräften<br />
die Chance, sich zu bewähren. Teilweise<br />
kann also die Betreuung der fleißigen<br />
Bienen den High-Performern<br />
übertragen werden – zum Beispiel, indem<br />
Sie als Führungskraft gezielt aus<br />
einem High-Performer und zwei oder<br />
drei fleißigen Bienen ein Arbeitsteam<br />
VDI-Haus in Stuttgart-Vaihingen. Ziel<br />
des Symposiums ist es, technische<br />
Rahmenbedingungen, Anwendungsmöglichkeiten<br />
und Potenziale von<br />
Wärmepumpen darzustellen. Eine<br />
Fachausstellung dient zur anschaulichen<br />
Ergänzung der Inhalte. Die Tagung<br />
richtet sich an Teilnehmer aus<br />
den Industriebranchen Ernährung,<br />
Textil, Holz, Papier, Chemie und<br />
Kunststoff, sowie Entscheider und Betriebsleiter<br />
aus Industrie und Handwerk.<br />
Auch Facility Manager, Umweltbeauftragte<br />
und Gebäudetechniker<br />
zählen zur Zielgruppe des Symposiums.<br />
Infos zur Anmeldung gibt es bei Undine<br />
Stricker-Berghoff unter der Telefon-<br />
Nummer 04502/770568.<br />
bilden, das gemeinsam gewisse Herausforderungen<br />
meistern soll.<br />
Eine weitere Möglichkeit, Mitarbeiter<br />
zu motivieren, entsteht durch die<br />
Aufwärtsspirale. Auch diese Möglichkeit<br />
nutzen Führungskräfte viel zu selten,<br />
um die Mehrzahl der Mitarbeiter<br />
in Bewegung zu versetzen und die gewünschte<br />
Mehrleistung zu erzielen.<br />
Dabei müsste dies das Ziel von Führung<br />
sein, denn hierdurch setzt sich<br />
eine Spirale nach oben in Gang. Wenn<br />
eine Organisation zu den Top-Performern<br />
im Markt zählt, dann erwirbt sie<br />
sich mit der Zeit auch einen entsprechenden<br />
Ruf.<br />
Das heißt, ihr haftet das Image „die<br />
sind gut“ an. Dadurch wird die Organisation<br />
auch attraktiver für gute Bewerber.<br />
Also kann sie höhere Maßstäbe<br />
an neue Mitarbeiter stellen, wodurch<br />
sich das Leistungsniveau Schritt<br />
für Schritt erhöht. Diese Spirale in<br />
Gang zu setzen, ist gerade in Zeiten, in<br />
denen gute Fach- und Führungskräfte<br />
rar werden, wichtig.<br />
Roland Jäger ist Inhaber der <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
rj management in<br />
Wiesbaden.<br />
Alles über Wärme-Pumpen<br />
◆ Ingenieurstagung zu Energieeffizienz und Einsparmöglichkeiten in <strong>Unternehmen</strong><br />
von Sabine Strauß<br />
Um Großwärmepumpen geht es am<br />
12. Juni in Vaihingen. Bild: Ochsner
Geld<br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 25<br />
L-Bank: Geld für Mittelstand ist da<br />
◆ Finanzmarktkrise trifft Kreditinstitut bisher nicht: 3 Milliarden Euro für regionale <strong>Unternehmen</strong><br />
von Michael Merklinger<br />
Stuttgart – Die landeseigene L-Bank<br />
hat 2007 insgesamt 6,5 Milliarden Euro<br />
an Familien, Kommunen und <strong>Unternehmen</strong><br />
in Baden-Württemberg<br />
vergeben. Mit 3 Milliarden Euro förderte<br />
im vergangenen Jahr die L-Bank<br />
die Wirtschaft im Land. Keine Sorgen<br />
bereitet dem Kreditinstitut die Finanzmarktkrise.<br />
„Wir sind von dieser<br />
Krise bisher nicht betroffen“, sagte<br />
Vorstandsvorsitzender Christian<br />
Brand in Stuttgart.<br />
Finanzminister Gerhard Stratthaus<br />
kann sich freuen – 246,5 Millionen Euro<br />
überweist die L-Bank (Suttgart)<br />
dem Land als Eigentümer aus dem<br />
2007 erzielten verteilungsfähigen Gewinn,<br />
wie Christian Brand auf der Bilanzpressekonferenz<br />
mitteilte. Das<br />
Kreditinstitut steigerte im vergangenen<br />
Jahr unter anderem seine Bilanzsumme<br />
um 14,5 Prozent auf 59 Milliarden<br />
Euro. Einen Rückgang von 10,8<br />
Prozent hatte die L-Bank beim Zinsüberschuss<br />
mit 338,4 Millionen zu<br />
verzeichnen. Als Gründe dafür nannte<br />
das <strong>Unternehmen</strong> die Zinssatzschwankungen.<br />
Keine schlaflosen Nächte bereitet<br />
dem Vorstandsvorsitzenden Brand die<br />
Finanzmarktkrise. „Zu keinem Zeitpunkt<br />
haben wir Probleme gehabt,<br />
und ich bin optimistisch, dass wir sie<br />
unbeschadet überstehen“, beteuerte<br />
Brand. Da die L-Bank nicht im direkten<br />
Wettbewerb stehe, so der L-Bank-<br />
Chef, könne die Staatsbank auch weder<br />
von der Krise profitieren, noch darunter<br />
leiden. „Wir haben keinen<br />
Druck in Investitionen zu gehen, die<br />
wir nicht kennen oder verstehen“, betonte<br />
Christian Brand, der Wert auf<br />
konservative Anlagestrategien legt. Er<br />
räumte allerdings ein, dass die L-Bank<br />
beim Ausfall eines großen Partners<br />
Schwierigkeiten bekommen würde.<br />
Keine Probleme sieht Brand für die<br />
Kreditvergabe an den Mittelstand:<br />
„Selbst wenn die Finanzmarktkrise die<br />
Banken anhaltend belasten sollte, die<br />
Liquidität für den Mittelstand ist da.“<br />
Anzeichen, dass sich die Hausbanken<br />
bei der Kreditvergabe zurückhalten,<br />
sieht der Vorstandsvorsitzende nicht:<br />
„Der Mittelstand hat in den ersten drei<br />
Monaten 2008 kräftig investiert.“<br />
Mehr als 3 Milliarden Euro verlieh das<br />
<strong>Unternehmen</strong> 2007 an die Wirtschaft<br />
im Land. Damit steigerte die L-Bank<br />
ihre Wirtschaftsförderung um 24 Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr. Um 60<br />
Prozent auf 775 Millionen Euro wurde<br />
das Fördervolumen der L-Bank in den<br />
Sparten Familien, Bildung und Soziales<br />
erhöht.<br />
Bild:<br />
„Selbst wenn die Finanzmarktkrise die<br />
Banken anhaltend belasten sollte, die<br />
Liquidität für den Mittelstand ist da“<br />
CHRISTIAN BRAND, CHEF DER L-BANK<br />
Spanische Sonne soll Anleger verwöhnen<br />
◆ Solar Projekt AG aus Weingarten bietet deutschen Investoren Beteiligung an andalusischem Solar-Kraftwerk<br />
Weingarten (ep/lud) Die <strong>Unternehmen</strong>sgruppe<br />
Solar Projekt AG aus<br />
Weingarten nutzt die um 50 Prozent<br />
stärkere Sonne Andalusiens. Bereits<br />
den zweiten großen Solarpark mit einer<br />
installierten Leistung von 2,18 Megawatt,<br />
das entspricht einer Stromversorgung<br />
für 1200 Haushalte, stellt das<br />
<strong>Unternehmen</strong> jetzt mit seiner spanischen<br />
Firma Solar Projekt Andaluz gerade<br />
fertig. Die Großahnalge besteht<br />
aus 13 230 Modulen. Während das erste<br />
Projekt auf der Beteiligungsebene<br />
bereits abgeschlossen ist, öffnet sich<br />
die Firma jetzt mit dem zweiten Projekt<br />
auch für kleinere Investoren aus<br />
der Region.<br />
„Etwas anders ticken die Uhren in<br />
Spanien momentan schon noch“, so<br />
Michael Mitzel, Projektleiter vor Ort.<br />
Gemeint ist damit in erster Linie die<br />
sehr gute Einspeisevergütung, die in<br />
Spanien laut Königlichem Dekret 661<br />
aus 2007 noch bis zum 28. September<br />
dieses Jahr gilt. Wer bis zu diesem Datum<br />
eine Freiflächen-Anlage in Betrieb<br />
nimmt, erhält 25 Jahre lang 45<br />
Cent je Kilowattstunde. In Deutschland<br />
kann man auf Freiflächen derzeit<br />
nur mit 35,49 Cent rechnen und<br />
selbst die Solaranlage auf dem eigenen<br />
Dach wird mit 46,75 Cent nur<br />
marginal besser als die spanische<br />
Freiflächenanlage vergütet. „Und das<br />
Tolle dabei ist natürlich die Kraft der<br />
spanischen Sonne, denn die scheint<br />
in Südspanien erwiesener Maßen 50<br />
Prozent mehr als in Deutschland“;<br />
sagt Mitzel.<br />
„Wir nutzen in Spanien unser Fachwissen,<br />
das wir beim Bau und Vertrieb<br />
von über 2500 Solaranlagen in<br />
Deutschland aufbauen konnten“, sagt<br />
Emanuel Senz, der sich als Vorstand<br />
Solar Projekt AG<br />
Ursprünglich starteten der heutige<br />
Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende<br />
Emanuel Senz und das<br />
heutige Aufsichtsratsmitglied Peter<br />
Seethaler vor 20 Jahren in Ravensburg<br />
ihre Aktivitäten am damals<br />
noch jungen Solarmarkt. Mit ihrer<br />
Firma Solar Projekt Energiesysteme<br />
waren sie sowohl auf dem Gebiet<br />
der Photovoltaik als auch der Solarthermie<br />
aktiv. 2005 gründeten sie<br />
die Solar Projekt AG. 2007 konnte<br />
die Firmengruppe, die mehrere<br />
Geschäftsfelder im Solarbereich<br />
bündelt, einen Umsatz von 100<br />
Millionen Euro verzeichnen. Derzeit<br />
sind in der Gruppe rund 150 Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
Kontakt für Investoren:<br />
www.solar-projekt.de<br />
persönlich sehr stark um die Spanien-<br />
Projekte kümmert. Die zuerst fertig<br />
gestellte 1,9 Megawatt-Anlage „Fuentes“,<br />
die über Einzelbeteiligungen bereits<br />
verkauft wurde, wird über ein<br />
fünfstufiges Sicherheitskonzept Tag<br />
und Nacht überwacht. „Unsere Klientel,<br />
die sich bei diesem Projekt ausschließlich<br />
aus Privatinvestoren zusammensetzt“,<br />
so Senz, „schätzt diese<br />
zusätzliche Sicherheit sehr.“ Das Konzept<br />
beinhaltet einen Zaun mit Zugangskontrolle,<br />
außerdem Videoüberwachung<br />
und einen Sicherheitsdienst,<br />
der im Notfall schnell auf dem Feld ist,<br />
versiegelte Modulbefestigung und auf<br />
den einzelnen Modulen einlaminierte<br />
Seriennummern. Darüber hinaus<br />
Das Solarkraftwerk in Andalusien<br />
besteht aus 13 200 Modulen. Sie liefern<br />
genug Strom, um 1200 Haushalte zu versorgen.<br />
Bild: Solar Projekt<br />
wird auch von Solarprojekt Andaluz<br />
die zuhause in Weingarten entwickelte<br />
Online Überwachung installiert. In<br />
diesem Bereich sieht sich das <strong>Unternehmen</strong><br />
als Marktführer.<br />
Neben der Transparenz des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
und der Kundennähe bis<br />
hin zum Vorstand sind solche Parameter<br />
für den Anleger nicht unwichtig.<br />
Immerhin wird er ja bereits während<br />
der Bauphase durch seine Beteiligung<br />
zum Kommanditisten, also<br />
Unternehmer. Beim neuen Projekt<br />
„Ecija“ hat er die Möglichkeit, sein unternehmerisches<br />
Engagement mit einem<br />
Beteiligungs-Paket von 4200 Euro<br />
oder einem größeren mit 12 500 Euro<br />
einzubringen. Einmal beteiligt er<br />
sich an einer 34,65 KWp-Anlage (Kilowatt<br />
Peak = Kilowatt installierte<br />
Höchstleistung) mit zehn Modulen<br />
und das andere mal an einer 103,95<br />
KWp-Anlage mit 31 Modulen. 25 Jahre<br />
– das ist die Laufzeit – kann er Unternehmer<br />
in Spanien sein, oder wie im<br />
Unternehmertum nicht unüblich, es<br />
an seine Nachkommen weitergeben.<br />
Die Rendite soll nach Angaben von<br />
Solar Projekt je nach Anlagentyp 8,1<br />
Prozent bzw. 9,1 Prozent betragen.<br />
Außerdem biete die Gesellschaft ihren<br />
Gesellschaftern ein Rundum-<br />
Sorglos-Paket. Nach Ablauf der 25<br />
Jahre kann der Gesellschafter die Anlage<br />
noch mit 80 Prozent des letzt bezahlten<br />
Tarifs weiterbetreiben.<br />
Das neue Projekt soll im August<br />
dieses Jahr bereits in Betrieb genommen<br />
werden. Mit dem Bau wurde gerade<br />
begonnen. Auch während der<br />
Bauphase denken die Weingartner<br />
Unternehmer in Spanien an das Thema<br />
Sicherheit. Ein 24-Stunden Body<br />
Guard, der tagsüber aus einer Person<br />
besteht und nachts aus zwei Personen,<br />
sorgt für die nötige Ruhe auf der<br />
Baustelle und eine Herstellergarantie<br />
über 25 Jahre auf die einzelnen Module<br />
wie auf die Wechselrichter über<br />
10 Jahre sorgt für die nötige Beruhigung<br />
beim Investor. Oder auch ein<br />
Beweis dafür, dass sich die Sonne äußerst<br />
positiv auf das Gemüt auswirken<br />
kann.<br />
News<br />
AUSGEZEICHNET<br />
Bildung mit Qualität<br />
Die Bildungsakademie<br />
(Standorte in<br />
Konstanz,<br />
Villingen,<br />
Rottweil und<br />
Waldshut), das<br />
<strong>Management</strong>-<br />
Zentrum (Villingen) und die<br />
Frauenakademie erhielten von<br />
der Gesellschaft der Deutschen<br />
Wirtschaft ein Zertifikat für die<br />
gute Qualität der Lehre. Alle drei<br />
Einrichtungen werden von der<br />
Handwerkskammer Konstanz<br />
betrieben. Während an der Bildungsakademie<br />
praxisnahe Ausund<br />
Fortbildungen im Handwerk<br />
stattfinden, bietet das <strong>Management</strong>-Zentrum<br />
kaufmännische<br />
Kurse an. Angebote der Frauenakademie<br />
gibt es an allen Standorten.<br />
(sab)<br />
Infos im Internet:<br />
www.hwk-konstanz.de<br />
STECHER DREHTECHNIK<br />
Produktionshalle I<br />
Die Stecher<br />
Drehtechnik<br />
GmbH im<br />
Sauldorfer<br />
Ortsteil Krumbach<br />
beginnt<br />
mit dem Bau<br />
einer 6000<br />
Quadratmeter<br />
großen Produktionshalle mit<br />
Verwaltung und Mitarbeiterräumen.<br />
Bereits Mitte Dezember<br />
sollen die Bauarbeiten beendet<br />
sein und mittelfristig 100 neue<br />
Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />
„Wir sind auf Wachstum eingerichtet“,<br />
betont Günther Stecher,<br />
der das Drehunternehmen gemeinsam<br />
mit Bruder Michael und<br />
Vater Adolf leitet. (sk)<br />
PFAFF PRÄZISION<br />
Produktionshalle II<br />
Mehr als eine Millionen Euro<br />
investiert die Schonacher Firma<br />
Pfaff Präzision in eine neue Produktions-<br />
und Materialhalle.<br />
Inhaber Mike Pfaff verdoppelt mit<br />
dem Anbau die bisherige Produktionsfläche.<br />
Seit 2004 leitet<br />
Pfaff (39) das kleine Familienunternehmen,<br />
das unter anderem<br />
Teile für die Automobilindustrie<br />
fertigt. Gegründet wurde es 1969<br />
von Vater Edgar Pfaff. Der Umzug<br />
in die neue Halle ist noch für<br />
Mitte Juni geplant. (sk)<br />
IZA-STUDIE<br />
Stress nimmt zu<br />
Die firmeninterneVeröffentlichung<br />
von Leistungsvergleichen<br />
der<br />
Mitarbeiter<br />
wirkt, so eine <strong>aktuelle</strong> Studie des<br />
Bonner Instituts zur Zukunft der<br />
Arbeit (IZA), häufig kontraproduktiv.<br />
Statt die Leistungsbereitschaft<br />
und Produktivität der<br />
Beschäftigten zu fördern, führt<br />
der interne Vergleich oft Stress –<br />
und bewirkt somit das glatte<br />
Gegenteil. Fazit der Studie: Sagen<br />
Sie Ihrem Arbeitnehmer nicht<br />
täglich, wo er steht – sonst gerät<br />
er in Panik und macht mehr<br />
Fehler. (sab)<br />
ZEPPELIN UNI<br />
Kooperation USA<br />
Die FriedrichshafenerZeppelin<br />
University<br />
hat mit der<br />
University of<br />
Georgia einen<br />
weiteren internationalenKooperationspartner<br />
gewonnen. Künftig soll<br />
der Austausch zwischen den<br />
Studierenden und interdisziplinäre<br />
Projekte gefördert werden. Die<br />
Zeppelin Universität kooperiert<br />
mittlerweile mit Universitäten in<br />
Asien, Amerika und Europa. Ein<br />
Auslandssemester ist mittlerweile<br />
für alle ZU-Studierende ein Muss.
Technik<br />
Seite 26 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />
News<br />
ASTRIUM<br />
Auftrag von der ESA<br />
Der Astrium-<br />
Standort<br />
Friedrichshafen<br />
wird im<br />
Auftrag der<br />
europäischen<br />
Weltraumorganisation<br />
(ESA) den ersten<br />
optischen Satelliten der Sentinel-<br />
Reihe entwickeln und bauen. Der<br />
Vertrag über 195 Millionen Euro<br />
beinhaltet den Bau des Sentinel-2,<br />
der umfassend Daten für die<br />
Bereiche Landwirtschaft, Katastropheneinsätze<br />
und humanitäre<br />
Hilfseinsätze liefert. „Dieser Satellit<br />
wird es Europa ermöglichen,<br />
die Änderungen seiner Umwelt<br />
langfristig zu beobachten, erklärt<br />
Volker Liebig, Direktor für Erdbeobachtungen<br />
der ESA. (sab)<br />
EVONIK<br />
Neue Wasserstation<br />
Das Chemiewerk<br />
Evonik<br />
(Rheinfelden)<br />
schnürt<br />
derzeit ein<br />
millionenschweresInvestitionspaket<br />
zum Bau einer neuen<br />
Wasserentnahmestation für die<br />
Silan- und Siliziumproduktion.<br />
Grund ist der geplante Bau eines<br />
neuen Kraftwerks in Nähe des<br />
Chemiewerks bis 2010. Damit<br />
Evonik weiterhin Wasser aus dem<br />
Rhein beziehen kann, wird jetzt<br />
die neue Station gebaut. (sk)<br />
BÄUMLE<br />
Spedition erweitert<br />
Die Murger Spedition Bäumle<br />
erweitert ihre Betriebsfläche um<br />
0,5 Hektar. Die Baugenehmigung<br />
wurde dem Speditionsunternehmen<br />
dafür bereits erteilt. Der 1900<br />
gegründete Betrieb vergrößert seit<br />
Jahren kontinuierlich am Standort<br />
Murg. Mittlerweile hat die Spedition<br />
mit Töchtern in der Schweiz<br />
rund 200 Mitarbeiter. (sk)<br />
Ihr Weltrekord ist winzig klein<br />
◆ Team Nanotec GmbH baut in Villingen-Schwenningen den feinsten Fühler für Mikrochip-Hersteller<br />
Villingen-Schwennigen (sk) Mit einem<br />
frischen Weltrekord in der Nanotechnologie<br />
feiert die Team Nanotec<br />
GmbH in diesen Tagen ihr zehnjähriges<br />
Bestehen. Das <strong>Unternehmen</strong> war<br />
1998 als Ausgründung aus dem IBM-<br />
Entwicklungslabor in Böblingen entstanden<br />
und hatte sich als Mieter im<br />
Institut für Mikro- und Informationstechnik<br />
der Hahn-Schickard-Gesellschaft<br />
(HSG-IMIT) in Villingen-<br />
Schwenningen angesiedelt.<br />
Team Nanotec beschäftigt elf Mitarbeiter<br />
und gilt nach eigenen Angaben<br />
weltweit als ein Pionier in der kommerziellen<br />
Anwendung der Silizium-<br />
Nanotechnologie. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
fertigt Nadeln und Masken aus Silizium.<br />
Deren Spitzen und Öffnungen<br />
sind nur wenige Nanometer groß. Die<br />
Nadeln werden als Abtastsensoren in<br />
Rasterkraftmikroskopen eingesetzt.<br />
Mit den feinen Fühlern kann die Halbleiterindustrie<br />
die Strukturen von Mikrochip-Oberflächendreidimensional<br />
sichtbar machen und so deren<br />
Qualität prüfen.<br />
Im März gelang es, die bisher kleinste<br />
industriell einsetzbare Abtastspitze<br />
in Zylinderform herzustellen. Ihr<br />
Durchmesser: 15 Nanometer. „Das ist<br />
3000 mal dünner als ein menschliches<br />
Haar und ein neuer Weltrekord in der<br />
Nanotechnologie“, sagt Geschäftsführer<br />
Johann Greschner. Nur etwa 45<br />
Atome haben in den 15 Nanometern<br />
Platz. Die Prototypen hätten für Aufsehen<br />
in der Fachwelt gesorgt, so die<br />
Firma. Da die Nanospitzen beim Abtasten<br />
der Mikrochip-Strukturen verschleißen,<br />
müssen sie regelmäßig ersetzt<br />
werden. Nur eine Handvoll Lieferanten<br />
weltweit kann den Nachschub<br />
bereitstellen – darunter Team Nanotec.<br />
Die Nachfrage steigt, da nicht nur<br />
die Halbleiterindustrie immer mehr<br />
Rasterkraftmikroskope einsetzt, um<br />
kleinste Strukturen zu analysieren.<br />
Mehrere tausend Spitzen pro Jahr<br />
entstehen bei Team Nanotec. Das<br />
nächste Etappenziel ist der 32-Nanometer-Chip.<br />
Derzeit wird die 45-Nanometer-Technik<br />
eingeführt. Bei der<br />
Gründung von Team Nanotec vor<br />
zehn Jahren war die riesige Dimension<br />
von 250 Nanometern das Nonplusultra<br />
in der Silizium-Bearbeitung.<br />
Den anhaltenden Erfolg führt das<br />
<strong>Unternehmen</strong> auch auf die guten<br />
Standortbedingungen in Villingen-<br />
Schwenningen zurück. Am HSG-IMIT<br />
steht ein 600 Quadratmeter großes<br />
Reinraumlabor zur Verfügung. „Der<br />
große Vorteil ist, dass wir alles unmittelbar<br />
beieinander haben: Büros, Labor<br />
und Messgeräte für unsere eigene Qualitätskontrolle“,<br />
so Greschner. Die Nähe<br />
Wissenschaftler Marco Pedrozzi erläutert den neuen Laser im Forschungsinstitut PSI. Bild: Huber<br />
Chance für Krebskranke<br />
◆ Das größte Schweizer Forschungsinstitut PSI erweitert Strahlentherapie<br />
von Heinz J. Huber<br />
Kreis Waldshut – Das Paul-Scherrer-<br />
Institut, der Schweiz größtes Forschungszentrum,<br />
wird zum 20. Geburtstag<br />
die nur zehn Kilometer entfernte<br />
Landesgrenze überschreiten:<br />
Im August will das PSI in Waldshut<br />
mehrere Tage „Forschung im Zelt“<br />
präsentieren. Ein Schwerpunkt der<br />
Spitzenforschung an der Aare bleibt<br />
die Strahlentherapie, sie soll mit neuer<br />
Technik auf weitere Krebsarten ausgedehnt<br />
werden.<br />
Medizintechnik, Energieforschung,<br />
Materialentwicklung oder Umweltforschung<br />
– die Wissenschaftler im ständig<br />
wachsenden Institut zwischen Villigen<br />
und Würenlingen sind auf vielen<br />
Gebieten unterwegs. Und sie sind eine<br />
weltweit geschätzte Adresse: Über<br />
15 000 Forscherinnen und Forscher<br />
von allen Kontinenten nutzten in den<br />
zwei Jahrzehnten die Großgeräte und<br />
die Fachkompetenz des PSI, berichtete<br />
Direktor Martin Jermann bei der<br />
Jahresmedienkonferenz 2007.<br />
Auch bei wissenschaftlichen Laien<br />
haben sich die Erfolge des Instituts bei<br />
der erfolgreichen Bekämpfung von<br />
Krebs-Tumoren herumgesprochen.<br />
Durch präzisen Beschuss mit Atomteilchen<br />
(Protonen) wird befallenes<br />
Gewebe abgetötet, die Umgebung geschont.<br />
2007 ging ein neuer Beschleuniger<br />
in Betrieb, weltweit der modernste,<br />
der nun einen ganzjährigen<br />
Betrieb zum Segen der Patienten ermöglicht.<br />
Bisher ist die Behandlung<br />
auf Tumoren beschränkt, die man ruhig<br />
stellen kann – etwa im Auge. Ein<br />
neues Projekt („Gantry 2“) soll diese<br />
Bestrahlungsmethode künftig auch<br />
bei sich bewegenden Tumoren – etwa<br />
Lungen- oder Brustkarzinomen – ermöglichen.<br />
Die Energieforschung am Scherrer-<br />
Institut wird zunächst mit der Kernenergie<br />
in Verbindung gebracht. Ein<br />
Vorgängerinstitut rechts der Aare war<br />
schließlich das Eidgenössische Institut<br />
für Reaktorforschung. Heute<br />
macht die Kernenergie am Gesamtpersonaleinsatz<br />
etwa 15 Prozent aus.<br />
Die Energieforscher bemühen sich<br />
um schadstofffreien Antrieb für Fahrzeuge,<br />
um bezahlbare Wasserstoffproduktion,<br />
aber auch um neue Atomreaktor-Konzepte<br />
und die effektivere<br />
Nutzung von Uran. Ein Großprojekt<br />
des PSI soll ab 2012 für insgesamt rund<br />
250 000 Schweizer Franken buchstäb-<br />
Mit einem neuen Rasterelektronenmikroskop in der Mitte prüfen Karsten Kurschat, Georg Fritz, Yvonne Mombächer und Rainer Bauer (von links) die Qualität<br />
der Nanospitzen von Team Nanotec. Bild: Team Nanotec<br />
lich im Boden versinken. Das PSI-<br />
XFEL (Free Electron Laser) soll nicht<br />
nur die „Welt des Allerkleinsten“ sichtbar<br />
machen, sondern auch Bewegungen<br />
auf der Ebene des Atoms. Die Ergebnisse<br />
könnten für die Entwicklung<br />
von Medikamenten, für elektronische<br />
Hochtechnologie und im Umweltund<br />
Energiebereich nutzbar sein, hoffen<br />
die Wissenschaftler. Für das rund<br />
800 Meter lange unterirdische Gebäude<br />
werden die Betreiber etwa 170000<br />
Franken öffentliche Forschungsmittel<br />
beantragen und den Rest aus eigenen<br />
Einnahmen bestreiten. Der Freie Elektronen-Laser<br />
soll in seiner Kompaktheit<br />
weltweit Maßstäbe setzen.<br />
20 Jahre PSI<br />
Das Paul-Scherrer-Institut ist mit 1300<br />
Mitarbeitenden das größte Forschungsinstitut<br />
der Schweiz. Dazu<br />
forschen jährlich über 1500 externe<br />
Wissenschaftler aus rund 50 Ländern<br />
bei Villigen an der Aare. Schwerpunkte<br />
sind unter anderem Materialwissenschaften,<br />
Energieforschung<br />
und eine Krebstherapieanlage.<br />
zu Instituten und Hochschulen in Baden-Württemberg<br />
sowie der intensive<br />
Austausch mit der Chipindustrie in<br />
Dresden, Grenoble, in den USA, Japan,<br />
Taiwan und Singapur befruchte auch<br />
die Arbeit bei Team Nanote. Heute ist<br />
das <strong>Unternehmen</strong> unter anderem in<br />
die Entwicklung der tomographischen<br />
Finger weg vom Fahrrad<br />
◆ Der Schwenninger Rüdiger von Voigt entwickelt einen Diebstahlschutz für Drahtesel<br />
von Yvonne Bechheim<br />
VS-Schwenningen – Radfahren – es<br />
gibt kaum jemanden der es nicht beherrscht.<br />
Es ist nicht nur Vergnügen,<br />
sondern auch Fortbewegung. Das Problem:<br />
Ein Fahrrad wird häufig gestohlen.<br />
„Mit einem sicheren Fahrradparkplatz<br />
kann das nicht passieren“, sagt<br />
Werbefachmann Rüdiger von Voigt.<br />
Eine entsprechende Vorrichtung hat<br />
der Schwenninger jetzt erfunden.<br />
Sein Patent ist denkbar einfach: Das<br />
Rad kann an einer stationären Fahrradparksäule<br />
– dem Bike-Guard – mit<br />
einem handelsüblichen Vorhängeschloss<br />
so gesichert werden, dass auch<br />
Vorder- und Hinterrad vor Diebstahl<br />
geschützt bleiben. „Selbst wenn aus<br />
beiden Reifen die Luft herausgelassen<br />
wird, kann das Fahrrad nicht gestohlen<br />
werden“, verspricht von Voigt. Der<br />
Fahrradparkplatz ist eine Metallsäule<br />
mit Haltekralle. Zuerst wird das Pedal<br />
in den Pedaleinstieg des Bike-Guards<br />
eingesetzt. Danach wird mittels einer<br />
Kurbel die Haltekralle auf die Fahrradrahmenstange<br />
aufgedreht. Anschließend<br />
wird mit einem mitgebrachten<br />
Schloss der Kopf der Kurbel gesichert.<br />
Damit ist das Fahrrad in seiner Lage<br />
nicht mehr veränderbar und vollständig<br />
gesichert. Ebenso auch das<br />
Schloss, das durch die Flanken des<br />
Kurbelgehäuses vor Manipulationen<br />
mit Blech- oder Schneidewerkzeugen<br />
geschützt wird. Vier Jahre, so von<br />
Voigt, habe es gedauert, bis die Erfindung<br />
serienreif war.<br />
Präsentationen gab es unter anderem<br />
auf der weltgrößten Fahrradmesse<br />
und bei Auftritten im WDR. Die niedersächsische<br />
Stadt Osnabrück hat im<br />
Rahmen eines Pilotprojektes mehrere<br />
Bike-Guards am Bahnhof aufgestellt.<br />
Außerdem entwickelte von Voigt mit<br />
einer Firma aus Erfurt für den Fahrradparkplatz<br />
ein Chip-System. Radfahrer<br />
lösen am Automaten einen<br />
Chip und können damit den Bike-Guard<br />
nutzen. In Villingen-Schwenningen<br />
wird der Fahrradparkplatz noch<br />
Atomsonde eingebunden, die von einem<br />
jungen US-<strong>Unternehmen</strong> zur<br />
Marktreife gebracht wird.<br />
Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung<br />
des Feld-Ionen-Mikroskops,<br />
das vor längerer Zeit in Deutschland<br />
erfunden wurde. Man kann damit<br />
Werkstoffe auf atomarer Basis dreidi-<br />
Hier haben Diebe keine Chance: Der Bike-Guard von Rüdiger von Vogt ist ein<br />
sicherer Parkplatz für Fahrräder. Bild: Bechheim<br />
nicht verwendet. „Obwohl die Geometrie<br />
und das Design in jedes Stadtbild<br />
passen und kaum Platz benötigt“, sagt<br />
von Voigt. Dabei könne sich die Doppelstadt<br />
zur „fahrradfreundliche Einkaufsstadt“<br />
entwickeln, wenn sie<br />
Fahrradparkplätze anschaffen würde.<br />
„Im Hinblick auf die Landesgartenschau<br />
2010, wäre eine sichere Abstell-<br />
mensional analysieren. Aber auch vor<br />
Ort entwickelt sich inzwischen ein Absatzmarkt:<br />
Team Nanotec führt derzeit<br />
Gespräche mit dem in Villingen-<br />
Schwenningen beheimateten Labor eines<br />
internationalen Elektronikkonzerns<br />
über die Lieferung von Nanotechnologie.<br />
möglichkeit fürs Fahrrad sicherlich<br />
gewinnbringend.“ Obwohl bisher viel<br />
für die Infrastruktur des Fahrradfahrens<br />
getan wurde, wünscht sich der<br />
Werbefachmann, dass auch über Abstellsicherheit<br />
mehr nachgedacht<br />
wird. Informationen gibt es bei Rüdiger<br />
von Voigt unter der Telefonnummer:<br />
07720/80 72 93.
Campus<br />
Pro:fit 15. Mai 2008 . Seite 27<br />
Ohne Ziele und Pläne werde die berufliche Zukunft zu einem reinen Zufallsprodukt, erklärte Rolf Kunisch in der Reihe „Lebenswerke“ an der Zeppelin-<br />
Universität. Bild: Böhme<br />
„Tue alles mit Lust und Liebe“<br />
◆ Rolf Kunisch, Ex-Chef der Beiersdorf AG, spricht an der Zeppelin-Uni über seine Erfolge<br />
von Rainer Böhme<br />
Wenn Wirtschaftskapitäne über<br />
ihr Wirken berichten, dann<br />
sprechen sie gerne in Zahlen. Der<br />
Mensch dahinter hält sich dabei oftmals<br />
im Hintergrund. Nicht so Rolf<br />
Kunisch, früherer Vorstandsvorsitzender<br />
der Beiersdorf AG. In der Reihe<br />
„Lebenswerke“ an der Friedrichshafener<br />
Zeppelin-Universität (ZU) berichtete<br />
„Mr. Nivea“ über Erfolge und<br />
Kämpfe und sein Leben als Rentner.<br />
Einfach „furchtbar“ sei der Tag nach<br />
seinem Ausscheiden gewesen, bekannte<br />
er freimütig – das war im Mai<br />
2005. Elf Jahre hatte Kunisch die Geschicke<br />
der Beiersdorf AG gelenkt, nun<br />
war er plötzlich Ruheständler. Für fast<br />
zwei Jahre zog er sich gemeinsam mit<br />
seiner Frau nach Indonesien zurück,<br />
einfach um Abstand zu gewinnen. Daraus<br />
wurde eine neue Aufgabe. Als<br />
dort ein Erdbeben einen ganzen Landstrich<br />
verwüstete, machten sich Kunisch<br />
und seine Frau daran, den Menschen<br />
zu helfen. Sie ließen eine zerstörte<br />
Schule wieder- und neuerrichten<br />
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„Tue das, was du tust, mit Lust und<br />
Liebe – und das gut“, dieses Motto von<br />
Kunisch, das er auch den ZU-Studierenden<br />
ans Herz legte, gilt sicherlich<br />
für dieses Projekt wie für seine gesamte<br />
berufliche Laufbahn. Nach dem<br />
Wunsch seiner Eltern „sollte ich Jura<br />
studieren und Professor werden“ – er<br />
indes entschied sich für den damals<br />
neuen Studiengang des Wirtschaftsingenieurs,<br />
den er mit der Promotion<br />
abschloss. Seine Karriere als Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter an der Universität<br />
zu Köln endete schließlich jäh,<br />
als ihm Procter & Gamble ein Angebot<br />
machte – „und für 390 Mark mehr im<br />
Monat habe ich dann die Wissenschaft<br />
verraten“. Beim Konsumgüter-<br />
Konzern machte Kunisch rasch Karriere:<br />
vom Assistenten zum Produktmanager<br />
für die Bundesrepublik<br />
Deutschland, danach in gleicher<br />
Funktion in den USA, weiter als<br />
„Country Manager“ für die Niederlande,<br />
als „General Manager“ zurück in<br />
Deutschland und schließlich in gleicher<br />
Funktion für den Bereich der damaligen<br />
Sowjetunion und Osteuropa.<br />
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Ein Jahr später, 1991, wechselte Kunisch<br />
in den Vorstand der Beiersdorf<br />
AG, deren Vorstandsvorsitzender er<br />
1994 wurde und bis 2005 blieb, ehe er<br />
in den Aufsichtsrat wechselte. In seiner<br />
Zeit haben sich Umsatz und Nettoumsatzrendite<br />
des Konzerns rund<br />
verdreifacht und der Aktienkurs verzehnfacht<br />
– aus der Beiersdorf AG mit<br />
so bekannten Marken wie Nivea, 8x4,<br />
„Finden Sie selbst den für<br />
Sie passenden Weg zum<br />
Erfolg – und nicht einen, der<br />
Ihnen vorgebetet wird“<br />
EX-BEIERSDORF-CHEF ROLF KUNISCH<br />
Labello, Hansaplast, Eucerin und Tesa<br />
wurde ein global aufgestelltes <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Beiersdorf wurde so erfolgreich,<br />
dass es Begehrlichkeiten bei<br />
Konkurrenten weckte.<br />
Und ausgerechnet Kunischs früherer<br />
Arbeitgeber Procter & Gamble sollte<br />
ihm deshalb die wohl „schwierigste<br />
Zeit“ in seinem Berufsleben bescheren.<br />
Monatelang buhlte der Großkon-<br />
zern 2003 um eine Übernahme, doch<br />
Kunisch leistete erfolgreich Widerstand<br />
und verhinderte so eine Fusion<br />
und mutmaßliche Zerschlagung des<br />
deutschen Traditionsunternehmens.<br />
Ihn selbst habe das, so hat Kunisch<br />
später ausgerechnet, „wohl 30 Millionen<br />
gekostet“, das übliche „Handgeld“<br />
in solchen Fällen – „aber ich sah<br />
mich eben einzig meinem <strong>Unternehmen</strong><br />
verpflichtet“. Und dass ihm Haltung<br />
wichtiger ist als Mainstream-<br />
Denken, das machte er in seinen Tipps<br />
deutlich: „Finden Sie selbst den für Sie<br />
passenden Weg zum Erfolg – und nicht<br />
einen, der Ihnen vorgebetet wird.“<br />
Dazu gehöre, sich klarzumachen,<br />
dass immer das das Allerwichtigste<br />
sei, was man gerade mache. Und dass<br />
man sich Ziele setzen und einen Plan<br />
entwickeln müsse, wie man dort hin<br />
komme. Dabei freilich müsse der<br />
„Plan weit genug gesteckt sein, dass er<br />
anpassungsfähig ist“. Ohne Ziele und<br />
Pläne jedenfalls würde der weitere berufliche<br />
Weg ein reines Zufallsprodukt<br />
– mit gegebenenfalls fatalen Konsequenzen,<br />
so Kunisch: „Das Motto, Ich<br />
hätte auch können, ist immer Mist.“<br />
Beispiel Business-Paket:<br />
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 6 . &<br />
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18. Mai 2007 Pro:fit<br />
News<br />
Schweizer Electronic<br />
PRO-CONTOUR Wie Phönix<br />
Vom Emaillierwerk zum High-Tech-<strong>Unternehmen</strong>:<br />
Die Geschichte der Schweizer Electronic AG ist<br />
die Geschichte von Beständigkeit und Wandel.<br />
Preis für Schäfer<br />
Frank Schäfer, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Weilheimer<br />
Firma Pro-Contour GmbH, hat aus der Asche<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> hat sich im Laufe seiner Entwicklung<br />
den wechselnden Bedürfnissen des<br />
Marktes angepasst.<br />
Die Firma wurde im Jahre 1849 gegründet und<br />
fertigte zunächst emaillierte Zifferblätter für die in<br />
den zweiten Platz beim landes-<br />
Schramberg dominierende Uhrenindustrie.<br />
weiten Wettbewerb der Sparkas-<br />
◆ Zwei Jahre nach Großbrand: Wiederaufbau<br />
Schweizer erweiterte 1879 die Produktion auf<br />
sen „StartUp“ für neue Firmen-<br />
Schilder für Straßennamen und Hausnummern.<br />
ideen gewonnen. Schäfer hat ein<br />
bei Schweizer Electronic AG abgeschlossen –<br />
Zur Jahrhundertwende beschäftigte man bereits<br />
innovatives Messsystem ent-<br />
190 Mitarbeiter. 1909 wurde die Schilderfertigung<br />
wickelt zur Erkennung von Fahr-<br />
Streit mit Versicherung trübt die Freude<br />
auf Skalen für Präzisionsgeräte wie Telefone oder<br />
zeugen, die mit unsicherer Be-<br />
Waagen ausgedehnt.<br />
reifung unterwegs sind. Der<br />
1958 legte das <strong>Unternehmen</strong> mit der Fertigung<br />
42-jährige Unternehmer erhielt<br />
der ersten Leiterplatten den Grundstein für die<br />
ein Preisgeld von 5000 Euro.<br />
heutige Schweizer Electronic AG und lieferte 1965<br />
Pro-Contour wurde 2006 ge-<br />
die ersten durchmetallisierten Leiterplatten. Ein<br />
gründet und ist Hersteller von<br />
Meilenstein war der Umzug in das neue Werk im<br />
Reifenmessgeräten. (sk)<br />
Industriegebiet Schramberg-Sulgen. Seit 1980<br />
produziert Schweizer ausschließlich Leiterplatten<br />
und Baugruppen, die Emaillefertigung wurde<br />
LOTUS SYSTEMS<br />
eingestellt. 1988 errichtete die Firma einen wei-<br />
Erweiterung<br />
teren Neubau in der Nachbargemeinde Dunningen,<br />
ein Jahr später folgte der Gang an die Börse<br />
Lotus Systems plant die Erweite-<br />
und aus „Chr. Schweizer Söhne“ wurde die<br />
rung seines Betriebs. Diese um-<br />
Schweizer Electronic AG, notiert an den Börsen in<br />
fasst einen Neubau im Gutmadin-<br />
Frankfurt und Stuttgart. 1997 startete die Fertigung<br />
ger Gewerbegebiet In der Au<br />
von Multilayern, also Mehrlagenschaltungen, in<br />
sowie die Einstellung von bis zu<br />
Lasertechnologie. 2001 fiel der Startschuss für<br />
15 weiteren Fachkräften aus den<br />
eine große Betriebserweiterung am Standort<br />
Bereichen Prozess-Ingenieurs-<br />
Schramberg-Sulgen ein Glücksfall, denn in<br />
wesen, Verfahrensmechanik und<br />
diesen bis 2005 nur zum Teil genutzten Räumen<br />
Service- und Elektotechnik. Das<br />
konnte nach dem Brand relativ schnell mit der<br />
2001 von Joachim Mink gegründe-<br />
Aufstellung von nicht beschädigten Maschinen<br />
te <strong>Unternehmen</strong> entwickelt unter<br />
begonnen und die Fertigung wieder aufgenom-<br />
anderem Nassprozesssysteme,<br />
men werden. (wei)<br />
Chemiesysteme und Reinigungssysteme<br />
und ist besonders in der<br />
Der Großbrand zerstörte im Juni 2006 das Produktionsgebäude des Platinenherstellers Schweizer Electronic in Schramberg-Sulgen. Bild: Sprich<br />
Halbleiterbranche international von Thomas Weilacher<br />
schätzungsweise 125 Millionen Euro. ternehmen.<br />
In diesem Hochtechnologiewerk den Sachverständigen nie ganz geklärt<br />
aktiv. Bis zur Fertigstellung des<br />
Jetzt, zwei Jahre nach dem Unglück, ist Die SEAG weist die Vorwürfe der stand ausreichend ungenutzte Fläche werden. Aufgrund der immens hohen<br />
Neubaues in etwa einem Jahr Schramberg Der 1. Juni 2005 war ein die Produktion wieder zu fast 100 Pro- Versicherung zurück. Sowohl der Vor- zur Verfügung. Einige der unbeschä- Temperaturen nahe am Schmelz-<br />
muss der Verwaltungsbereich in wunderschöner Frühsommertag in zent hergestellt. Doch es droht neues wurf der arglistigen Täuschung als digten Anlagen konnten dorthin verlapunkt von Stahl lässt sich der Brand-<br />
Bürocontainer ausgelagert wer- Deutschland und der schwärzeste Ungemach: Die Versicherung will auch die behaupteten Obliegenheitsgert, die Produktion schon nach zwei ausbruch nur erahnen. Vermutlich hat<br />
den. Lotus Systems profitiert von Tag in der Geschichte der Schweizer noch ausstehende Schadenszahlunverletzungen entbehren laut Investor Wochen in Teilen wieder aufgenom- ein technischer Defekt im Bereich des<br />
der derzeit expandierenden Solar- Electronic AG (SEAG) in Schramberg. gen nicht mehr leisten, wirft dem Relation Manager Rigo H. Züfle jeder men werden. In diesem Bereich des Tanklagers das Inferno ausgelöst es<br />
zellenindustrie. Die Firma be- Gegen 11 Uhr bricht in der Galvanik- Schramberger <strong>Unternehmen</strong> gar „ver- Grundlage. „Daher bewerten wir die <strong>Unternehmen</strong>s erfolgte zum größten kam zur Reaktion einer Chemikalie,<br />
schäftigt Außendienstmitarbeiter abteilung des Leiterplattenherstellers suchte arglistige Täuschung und Ob- Vorwürfe seitens der Versicherung als Teil der Wiederaufbau. „Es ist auch ein die zur Abwasserbehandlung einge-<br />
in Asien und präsentierte auf der ein Feuer aus daraus entwickelt sich liegenheitsverletzungen“ vor. SEAG Vorwand, um ihren weiteren vertrag- Glücksfall, dass wir einen Teil unserer setzt wird.<br />
diesjährigen Hannovermesse einer der größten Industriebrände in wird ihre Ansprüche nun vor Gericht lichen Erstattungsverpflichtungen Fertigung gleich nach dem Unglück in Erst klein und überschaubar, greifen<br />
Innovationen zum Ätzen von der deutschen Nachkriegszeit mit ei- geltend machen. Auf die Lieferfähig- nicht nachkommen zu müssen“, so unser Zweigwerk Dunningen verla- die Flammen dann rasch auf die Gal-<br />
Silizium. (csp)<br />
ner Schadenssumme einschließlich keit habe das Verhalten der Versiche- der Vorstand der Schweizer Electronic gern konnten“, erinnert sich Rainer vanik über. Plötzlich steht ein Teil des<br />
Betriebsunterbrechungsschaden von rung keine Auswirkungen, so das Un- AG.<br />
Hartel. Dort mussten zwar alle Be- High-Tech-Werkes in Flammen. Alle<br />
schäftigten etwas enger zusammenrü- Mitarbeiter können sich in Sicherheit<br />
Kunden blieben treu<br />
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cken entscheidend aber war die zeit- bringen und müssen dann ohn-<br />
Eine unerwartete Hürde zum Ende der nahe Wiederaufnahme der Produktimächtig zusehen, wie immer höhere<br />
Aufbauphase, die eigentlich ausgeon und Lieferfähigkeit.<br />
Flammen aus dem Dach des Gebäusprochen<br />
positiv verlaufen ist. Immer- Nicht nur die Mitarbeiter, auch die des schlagen. Eine dicke, schwarze<br />
hin wurden durch das Feuer 20 Pro- Kunden haben nach dem verheeren- Rauchsäule steht über der Stadt Ein gutes Team braucht zent des 3,4 Hektar großen Werkes den Brand eine keinesfalls selbstver- mehr als eineinhalb Kilometer hoch<br />
starke Partner!<br />
und 30 Prozent der Anlagen zerstört. ständliche Loyalität bewiesen. Diese und noch in 30 Kilometer Entfernung<br />
Das Traditionsunternehmen stand vor Solidarität liegt wohl auch in der Zu- zu sehen. Erst nach Tagen können die<br />
der größten Herausforderung seiner friedenheit mit der Produktqualität betroffenen Gebäudeteile gefahrlos<br />
IPEKA Personaldienstleistungen ist ein etabliertes,<br />
157-jährigen Geschichte. „Mit dem und der engen Kooperation mit den betreten werden.<br />
Wiederaufbau unseres Werkes mit Abnehmern begründet. Binnen 48 „Wir sind trotz dieses Unglücks un-<br />
zum Teil völlig neuen Maschinen ver- Stunden waren alle Abnehmer über seren Weg konsequent und erfolgreich<br />
fügen wir in Schramberg über die mo- den Großbrand informiert und man weiter gegangen“, bilanziert Rainer<br />
dernsten Fertigungskapazitäten für hatte gemeinsam Maßnahmen abge- Hartel die beiden vergangenen Ge-<br />
komplexe Leiterplatten in Europa“, so stimmt, um negative Auswirkungen schäftsjahre. Mehr als ein Wettbewer-<br />
Rainer Hartel, Vorstandsvorsitzender möglichst gering zu halten. „Es ist uns ber, der nicht unter solch schwierigen<br />
der Schweizer Electronic AG.<br />
gelungen, die Geschäftsbeziehung zu Rahmenbedingungen um Kunden<br />
im süddeutschen Raum ansässiges Dienstleistungsunternehmen. Es war ein Kraftakt, den Vorstand den allermeisten Kunden aufrecht zu und Marktanteile kämpfen musste, ist<br />
Gegründet wurde die Firma am 1. Juni 2007 von Geschäftsführer<br />
und Mitarbeiter gemeinsam voll-<br />
während dieser Zeit von Markt ver-<br />
erhalten“, unterstreicht Vorstandsvorbracht<br />
haben. Sie haben es geschafft, sitzender Hartel. Um die Lieferfähigschwunden. Josef Ott.<br />
die Mehrzahl der Kunden zu halten. keit zu gewährleisten, ließ die SEAG Der Erfolg der Schweizer Electronic<br />
Sie haben durch extreme Flexibilität Leiterplatten auch bei anderen Her- AG ist auch auf das Angebotsportfolio<br />
Unser Geschäftsgebiet erstreckt sich von Donaueschingen über und Motivation das Überleben des Bestellern im Auftrag fertigen. Der Erfolg des Leiterplattenherstellers zurückzutriebes<br />
gesichert. Innerhalb nur eines all dieser Anstrengungen spiegelt sich führen, der den größten Teil seines<br />
Waldshut-Tiengen und Bad Säckingen bis nach Lörrach.Im Jahres war der abgebrannte Firmen- in einer besonderen Würdigung wider: Umsatzes mit der Automobilbranche<br />
Bodenseeraum sind wir durch eine Niederlassung in Ravensburg<br />
bereich mit einer Fertigungsfläche Trotz aller Widrigkeiten bei der Bewäl- erzielt. Selbst im Brandjahr 2005 er-<br />
vertreten und vermitteln Personal in dem Großraum Friedrichshafen/<br />
von 4000 Quadratmetern wieder auftigung der Brandfolgen wurde die wirtschaftete die SEAG trotz massiv<br />
gebaut.<br />
Schweizer Electronic AG insbeson- eingeschränkter Produktionskapazitä-<br />
Ravensburg/Lindau.<br />
20 chinesische Facharbeiter und ein dere aufgrund des professionellen Kriten einen Jahresüberschuss von 0,3<br />
Die Basis unserer Arbeit ist solides Know-how bei der Auswahl der<br />
Experte aus Schottland haben in diesenmanagements von einem nam- Millionen Euro, im Jahr 2006 steht ein<br />
sem Frühjahr den zweiten, europaweit haften Automobilzulieferer zum „Lie- Ergebnis von 0,7 Millionen Euro in den<br />
größten Galvanikautomaten mit einer feranten des Jahres 2005“ gewählt. Ein Büchern. Der Umsatz im Gesamtjahr<br />
Mitarbeiter, sowie kompetente Beratung. Ein auf das jeweilige Unter- Länge von 68 Metern installiert. Die Motivationsschub für alle Mitarbeiter 2006 bewegte sich mit rund 63 Millionehmen<br />
zugeschnittenes System ermöglicht es, ohne Risiko Mitarbeiter erste vergleichbare Anlage steht be- beim Wiederaufbau des Unternehnen Euro auf Vorjahresniveau, 42 Milreits<br />
seit dem vergangenen Jahr bei mens.lionen<br />
Euro wurden zur Beseitigung<br />
flexibel im <strong>Unternehmen</strong> einzusetzen. Unsere Schwerpunkte liegen bei der SEAG. Sie galvanisiert rund 1000<br />
der Brandfolgen und in den weiteren<br />
der Arbeitnehmervermittlung und der Arbeitnehmerüberlassung.<br />
Quadratmeter Leiterplatten täglich. Gewinn auch im Brandjahr Ausbau des <strong>Unternehmen</strong>s investiert<br />
Drei Millionen Euro kostet jede dieser Zunächst standen die Beschäftigten der höchste Betrag in der Firmenge-<br />
Unser Motto: Der richtige Mitarbeiter am richtigen Ort!<br />
in Hongkong gefertigten Maschinen. an jenem 1. Juni 2005 allerdings vor schichte. Die Zahl der Mitarbeiter war<br />
Ein weiterer Mosaikstein im zwi- den Trümmern ihrer teilweise jahr- mit 748 Personen leicht rückläufig. Für<br />
In der Umsetzung dieses Mottos sind wir so konsequent,<br />
schenzeitlich nahezu komplett fertig zehntelangen Arbeit. Die Ursache für 2007 erwartet die SEAG ein Umsatz-<br />
dass sogar der Fernsehsender RTL auf uns aufmerksam wurde. Lesen<br />
gestellten Bild der neuen SEAG. das verheerende Feuer konnte von plus im zweistelligen Prozentbereich.<br />
Sie hierzu mehr auf unserer Homepage.<br />
Schneller Wiederaufbau<br />
Dass der Wiederaufbau so schnell ge-<br />
Wir besitzen eine unbefristete Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung hen würde, hatten selbst die Optimisten<br />
im <strong>Unternehmen</strong> nicht geglaubt.<br />
und -vermittlung und sind Mitglied im Bundesverband Zeitarbeit<br />
Zwei Jahre nach dem Brand, am Ende<br />
(BZA).<br />
der Haftzeit der Betriebsunterbre-<br />
Unsere Ansprechpartner stehen Ihnen gerne in Rat<br />
chungsversicherung, wird die ursprüngliche<br />
Leistungsfähigkeit wohl<br />
wieder erreicht sein.<br />
„Wir haben gleich nach dem Un-<br />
und Tat zur Seite.<br />
glück einen Masterplan erstellt und<br />
diesen inzwischen mehr als erfüllt“,<br />
freut sich der Vorstandsvorsitzende. In<br />
enger Abstimmung mit den Sachverständigen<br />
der Versicherungen wurde<br />
eine Provisorienstrategie umgesetzt<br />
mit dem Ziel, die Fertigung so schnell<br />
Wir sind Mitglied im wie möglich wieder aufzunehmen.<br />
Bundesverband Zeitarbeit<br />
Dabei hatte der viertgrößte deutsche<br />
Leiterplattenhersteller die Nummer<br />
Klettgaustr. 9, 79761 WT-Tiengen, Tel. 0 77 41 96 94 90<br />
sieben in Europa noch Glück im Unglück:<br />
Dank des schnellen und um-<br />
Niederlassung: Marienplatz 11, 88212 Ravensburg, Tel. 0 7 51 3 59 47-0 sichtigen Einsatzes der 250 Feuerwehrmänner<br />
konnte ein im Jahre 2002 Der Vorstand der SEAG hat das <strong>Unternehmen</strong> durch schwierige Zeiten ge-<br />
www.ipeka.de, info@ipeka.de<br />
errichteter Neubau vor den Flammen führt (von links): Marc Schweizer, Rainer Hartel und Rudolf Schmider. Im<br />
gerettet werden.<br />
Hintergrund der neue Galvanoautomat. Bilder SEAG/Montage Steller<br />
Ï Portrait 1⁄4 Seite<br />
=<br />
+<br />
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Online zum<br />
Meisterbrief<br />
◆ Konstanzer Christiani<br />
Akademie bietet gemeinsam<br />
mit der Allensbacher<br />
Online-Meisterschule<br />
GmbH Handwerkern virtuelle<br />
Lehrgänge an<br />
von Corinna S. Heyn<br />
Allensbach/Konstanz – Das multimediale<br />
Lernen hält seinen Einzug jetzt<br />
auch in die Meisterausbildung. Mit<br />
der Konstanzer Christiani Akademie<br />
und Thomas Pilger als Leiter bietet Simone<br />
Pfeffer-Brandl mit ihrer Online<br />
Meisterschule GmbH (Allensbach) im<br />
Auftrag von Christiani Kurse für angehende<br />
Meister an. Sie ist die Koordinatorin,<br />
bei der alles zusammenläuft.<br />
Auf die Idee kam Pfeffer-Brandl<br />
über ihre Tätigkeit für die Handwerkskammer<br />
im Herbst 2006. „Eine herkömmliche<br />
Meisterschulung kostet<br />
rund 30 000 bis 50 000 Euro. Nicht alle<br />
Handwerker sind in der Lage, sich den<br />
Verdienstausfall, die Übernachtungen<br />
und die Fahrtkosten zur Schule zu leisten.<br />
Das virtuelle Angebot dauert je<br />
nach Zeitaufwand für anderthalb bis<br />
drei Jahre 10 000 Euro“, erzählt die Initiatorin.<br />
Im November 2007 wurden<br />
die ersten fünf Zimmerermeister geehrt,<br />
darunter Johann Karl als Bester<br />
aus Bayern.<br />
Voraussetzung für die Online-Meisterschule<br />
sind neben dem Gesellenbrief<br />
ein Notebook und technisches<br />
Verständnis. Bislang werden Meisterkurse<br />
für Zimmerer, Fachwirte Baumanagement<br />
und Gebäudeenergieberater<br />
angeboten. Ab dem zweiten<br />
Quartal 2008 kommen der Kfz-Techniker,<br />
Maler und Elektrotechniker (ab<br />
dem vierten Quartal 2008) hinzu.<br />
Der Unterricht findet in einem virtuellen<br />
Raum und immer abends statt.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, wo sich der<br />
Schüler befindet“, sagt die studierte<br />
Verwaltungswissenschaftlerin. Sogar<br />
aus den USA und aus dem Urlaub aus<br />
Mallorca haben Schüler am Online-<br />
Tipps & Tricks<br />
Pro:fit 19. April 2007 . Seite 21<br />
Elektronische Unterschrift gesucht Buchtipp<br />
◆ Vom richtigen Umgang mit Online-Rechnungen (Teil 2): Wie Sie die digitale Signatur prüfen<br />
WIRTSCHAFTSPOLITIK<br />
Einfacher ist besser<br />
von Marc Weyhing<br />
Da es eine weit verbreitete Methode Wenn Sie PDF-Dokumente mit dem Eine kostenlose und<br />
Verifizierungsprozess Wenn deutsche Politiker einen<br />
ist, Dokumente, die zwischen unter- Reader öffnen, erscheinen links am unabhängige Prüfsoft-<br />
mit einer Online-Rech- Schuss abgeben, geht er oft nach<br />
Die digitale Signatur soll Rechtssischiedlichen Systemen ausgetauscht Rand mehrere Symbole (Icons) oder ware für Kaufleute, die<br />
nung durchspielen will, hinten los. Beispiele für diese<br />
cherheit im virtuellen Geschäftsver- werden, im Portable Document For- Reiter. Eines der Symbole bzw. einer eher wenige Online-<br />
kann dies auch kostenlos These<br />
kehr schaffen – das ist ihr Zweck, und mat (PDF) zu erstellen und zu versen- der Reiter steht für „Unterschriften“. Rechnungen erhalten,<br />
und anonym tun. Bei der präsentiert<br />
die Idee der Gesetzgeber als solche ist den, werden auch Online-Rechnun- Fehlt dieses Symbol oder der Reiter, ist bietet beispielsweise<br />
kostenlosen Prüfung er- Bernd<br />
gut. Der Aufwand und das Risiko bei gen zumeist in diesem Format an eine das Dokument auch nicht unterzeich- die Berliner Secrypt<br />
scheint das Verifikati- Ziesemer<br />
ihrem Einsatz scheint jedoch für viele Begleitmail angehängt. Öffnen und lenet. In diesen Fällen empfiehlt es sich, GmbH mit dem Digionsergebnis<br />
jedoch nur in seinem<br />
<strong>Unternehmen</strong> zu hoch. Doch es gibt sen lassen sich PDF-Dateien zum Bei- ohne Verzug vom Rechnungsausstelseal-Reader. Die Soft-<br />
auf dem Bildschirm. Buch<br />
auch einfache Lösungen.<br />
spiel mit dem kostenlosen Adobe Realer Rechnungen in Papierform zu verware erzeugt automa-<br />
Möchte man ein GoBS/ „Eine<br />
Wenden wir uns heute der häufig der. Um zu erkennen, ob eine Rechlangen, bis dieser über die gesetzlich tisiert eine Prüfdoku-<br />
GDPdU-konformes kurze<br />
gestellten Frage zu, was vom Empfännung über eine vom Gesetzgeber vorgeschriebene Signatur verfügt. Das mentation inklusive<br />
Prüfprotokoll inklusive Geger<br />
nach dem Eingang von Online- anerkannte Signatur verfügt, muss der gilt natürlich vor allem dann, wenn die Zeitstempel, die den Grundsätzen Zeitstempel zum Download für die Arschichte Rechnungen via E-Mail zu tun ist. Der Empfänger über den Adobe Reader in Vorsteuer aus den Rechnungen beim ordnungsmäßiger Buchführungssyschivierung, entstehen geringe Kosten. der<br />
erste Schritt besteht darin zu prüfen, einer Version ab 7.0 verfügen – es kann Finanzamt geltend gemacht werden teme (GoBS) und zur Durchführung Das Angebot des Dienstes umfasst neöko- ob die Rechnung überhaupt unter- also zunächst eine Aktualisierung des soll.<br />
der Prüfung digitaler Unterlagen ben der Verifizierung und GenerienomischenUnverzeichnet ist.<br />
Programms erforderlich sein.<br />
Beim Anklicken des Symbols oder (GDPdU) für signierte Rechnungen rung digitaler Signaturen die Möglichnunft“: etwa Arbeitsbeschaffungs-<br />
des Reiters „Unterschriften“ werden entspricht. Laut Hersteller ist die Vekeit, ein E-Mail-Konto einrichten und maßnahmen, die Jobs vernichten<br />
die Informationen zur Unterschrift rifikation über die wichtigsten akkre- alle Online-Eingangsrechnungen von oder Einsparungen, die letztlich<br />
angezeigt – die Gültigkeit der Signatur ditiertenZertifizierungsdienstanbie- Lieferanten dorthin leiten zu lassen. mehr Geld kosten. Was der Chef-<br />
erkennen Sie an einem grünen Haken, ter hinweg möglich.<br />
Dann geschieht die Verifizierung nach redakteur des Handelsblatts im<br />
die Ungültigkeit an einem roten Warn- Einige <strong>Unternehmen</strong>, die Online- dem Eingang der Rechnungen ganz Untertitel nüchtern „Die deutsche<br />
kreuz und die Fragwürdigkeit der Gül- Rechnungen mit digitaler Signatur automatisch, ebenso die Erstellung Wirtschaftspolitik und das Gesetz<br />
tigkeit an einem Fragezeichen. versenden, bieten ihren Kunden die des Protokolls. Beides wird mit der der unbeabsichtigten Folgen“<br />
meist kostenfreie Signaturerkennung eingegangenen Rechnung des Ge- nennt, entpuppt sich als Müll-<br />
Signatur verifizieren<br />
und -prüfung über einen Online-Sigschäftspartners verknüpft und an die haufen von politischen Fehlkalku-<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt ist lediglich natur-Prüfservice ihres eigenen Sig- E-Mail-Adresse des Rechnungsemplationen – die allerdings Milliar-<br />
ersichtlich, dass die Online-Rechnung naturanbieters an. Der Rechnungsfängers weitergeleitet. Fertig? Fast. den kosten können, wie die Hartz<br />
unterschrieben wurde. Doch ob die empfänger benötigt zur Prüfung au-<br />
IV Reform. Der Fehler im System:<br />
Rechnung auch innerßer einem Internetzugang keine eige- Von der Pflicht zur Kür<br />
Statt Gesetze zu vereinfachen<br />
Die digitale Signatur halb des Zeitraums erne Infrastruktur, die Prüfung erfolgt Die E-Mail, mit der die Rechnung ge- erlassen Politiker Ausnahmeverstellt<br />
wurde, in dem vollautomatisch, es wird ein GDPdU-/ kommen ist, die Rechnung selbst und ordnungen für alles und jeden.<br />
soll Rechtssicherheit im die Signatur laut Zerti- GoBS-konformes Prüfprotokoll er- das Verifikationsprotokoll inklusive Doch am Ende verkehren sich die<br />
virtuellen Geschäftsfikat gültig ist, weiß stellt – in der Regel inklusive Zeitstem- Zeitstempel sind als steuer- und han- Folgen der Gesetze ins Gegenteil<br />
man damit noch nicht. pel. Der große Nachteil: Der Rechdelsrechtliche Dokumente über 10 der ursprünglichen Absicht.<br />
verkehr schaffen.<br />
Die Gültigkeit des Zernungsempfänger kann diesen Service Jahre in elektronischer Form, ge- Ziesemer zeigt, dass wir nur<br />
tifikats muss deshalb ausschließlich zur Prüfung von Signaschützt vor nachträglichen Manipula- durch radikale Vereinfachung<br />
verifiziert werden. Und ab hier scheint turen dieses Signaturanbieters nüttionen, zu archivieren – darüber mehr wieder eine vernünftige Politik<br />
die Sache mit der Prüfung von Online- zen.<br />
in den nächsten Folgen unserer Serie. bekommen können. (hot)<br />
Signaturen kompliziert, denn für das Ganz ohne Software-Installation<br />
Verifizieren digitaler Unterschriften können Signaturen unabhängig vom Marc Weyhing ist Mitinhaber des auf Bernd Ziesemer: Eine kurze Ge-<br />
bleiben nur wenige Möglichkeiten: 1. Signaturanbieter zum Beispiel über Informations- und Dokumenten-Manageschichte der ökonomischen Unver-<br />
Geeignete Prüfsoftware anschaffen, 2. die Signatur-Check-Funktion auf ment sowie die Digitale Betriebsprüfung nunft. Die deutsche Wirtschaftspolitik<br />
Kennt sich aus mit Prüfmöglichkeiten des Unterneh- www.signaturportal.de verifiziert wer- spezialisierten <strong>Unternehmen</strong>s Poolworxx und das Gesetz der unbeabsichtigten<br />
elektronischen mens, das die Rechnung ausstellt, nutden. Die Konditionen des Anbieters in Owingen.<br />
Folgen, Campus Verlag 2007, 210<br />
Unterschriften: zen oder 3. den Prüf- und Dokumenta- sind attraktiv, die Registrierung ist<br />
Seiten, 24,90 Euro, ISBN:<br />
Autor Marc Weytionsprozess von Online-Diensten kostenlos und einfach, und wer ein- Im Internet:<br />
978 35 9338 2357<br />
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gentlich veraltet: Bei Einführung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />
war die<br />
„maximale Überlassungsdauer von Leiharbeitnehmern“<br />
auf 3 Monate befristet. Diese<br />
wurde später verlängert, bzw. ganz aufgehoben.<br />
Überlassene Leiharbeitnehmer können<br />
somit unbegrenzt lange von der gleichen<br />
IPEKA Personaldienstleistungen, ein Als unternehmensbezogene Dienstleistung Personaldienstleistungsfirma als Verleiher<br />
seit dem Jahr 2000 in Waldshut-Tiengen kommt sie betrieblichen Flexibilisierungs- an den gleichen Kundenbetrieb als Entlei-<br />
ansässiges <strong>Unternehmen</strong>, ist ein starkes bedürfnissen entgegen und stellt eine wichher überlassen werden, daher spricht man<br />
<strong>Unternehmen</strong> in Personalfragen –<br />
tige Option zur Überbrückung von Perso- heute von der Arbeitnehmer-überlassung.<br />
kompetent, zuverlässig und flexibel. nalengpässen dar. In Zeiten zunehmender Durch die Streichung dieser Begrenzung ist<br />
Spezialisierung und „just-in-time“ Produk- die Überlassung nicht nur zur Deckung von<br />
egenstand des <strong>Unternehmen</strong>s tionen kommt der uneingeschränkten Nut- Auftragsspitzen interessant, sondern auch<br />
ist die Arbeitnehmerüberlaszung bzw. der Vielfalt der Instrumente zur ein Instrument, um dauerhaft die Personal-<br />
Gsung<br />
und die Arbeitsvermittlung Personal- und Arbeitszeitflexibilisierung kosten kalkulieren zu können.<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. eine besondere Bedeutung zu. Der Begriff<br />
Neben den klassischen Berufen im ge- „Zeitarbeit“ stammt aus den Anfängen der Seit 2003 gilt in der Branche ein Mantelwerblichen<br />
und kaufmännischen Bereich Branche in Deutschland und ist heute eitarifvertrag. Kernstück dieses Mantels ist ter nur am richtigen Ort einzusetzen. Für können besagte Auftragsspitzen abgedeckt<br />
hat sich die Firma IPEKA Personaldienst-<br />
ein flexibles Jahresarbeitszeitkonto, das jedes Stellenprofil sucht IPEKA den passen- werden, zum anderen ist die Entleihung<br />
leistungen auch auf die Vermittlung von<br />
den Besonderheiten der Zeitarbeitsbranden Bewerber und stellt diesen dem Auf- eine Möglichkeit, unter 10 festangestellten<br />
hochqualifizierten Fachkräften wie z. B.<br />
che Rechnung trägt. Das flexible Jahrestraggeber vor.<br />
Mitarbeitern zu bleiben und um nicht unter<br />
Ingenieure, Informatiker, Konstrukteure,<br />
arbeitzeitkonto gestattet unkomplizierte<br />
das Kündigungsschutzgesetz zu fallen. Be-<br />
Programmierer und anderem Fachperso-<br />
Ausgleichsmöglichkeiten durch Plus- und Sollte sich wider Erwarten ein Mitarbeiter reits jetzt schon gehören viele kleinere Unnal<br />
spezialisiert.<br />
Minusstunden. So ist die hohe Flexibilität trotz sorgfältiger Auswahl als nicht geeigternehmen und Handwerksbetriebe zum<br />
der Arbeitnehmerüberlassung weiter genet herausstellen, besorgt IPEKA aus einem festen Kundenstamm der Firma IPEKA.<br />
IPEKA Personaldienstleistungen wurde im<br />
währleistet. IPEKA Personaldienstleistun- großen Mitarbeiterpool unkompliziert und<br />
Jahr 2000 von Josef Ott gegründet und hat<br />
gen ist Mitglied im Bundesverband Zeitar- schnell einen adäquaten Ersatz.Zudem Durch den Einsatz von Leih-Personal lassen<br />
sich seitdem am Markt etabliert. 2002 wurbeit<br />
(BZA), und hält sich selbstverständlich übernimmt die Firma IPEKA die soziale Ab- sich Wettbewerbs- und Wachstumschande<br />
in Ravensburg eine Niederlassung er-<br />
an diesen Tarifvertrag. Auf dieser Basis ist sicherung der Arbeitnehmer bei Krankheit cen wahren und zukünftige Erfolgspotenöffnet,<br />
die seither erfolgreich in der Region<br />
es dem Dienstleister möglich, den Arbeit- bzw. Urlaub, so dass für den Entleiher nur tiale steigern. Angesichts einer zunehmend<br />
Bodensee erfolgreich Fachkräfte vermittelt.<br />
nehmern faire Konditionen zu bieten. So die effektiv geleisteten Arbeitstunden als globaler und unberechenbarer werdenden<br />
Die Zeitarbeit hat sich im letzten Jahrzehnt<br />
sind zufriedene und motivierte Mitarbei- Kosten zu Buche stehen.<br />
Weltwirtschaft ist Zeitarbeit die ideale Ba-<br />
am Markt fest etablieren können, und ist<br />
ter garantiert, die in den Kundenbetrieben<br />
sis, um langfristig erfolgreiche Strategien<br />
aus der heutigen Geschäftswelt kaum noch<br />
produktive und zuverlässige Arbeit leisten. Auch für Kleinunternehmen ist Arbeitneh- zur Flexibilisierung des Personaleinsatzes<br />
wegzudenken.<br />
Dazu gehört auch, den richtigen Mitarbeimerüberlassung interessant. Zum einen zu entwickeln. Ihr gehört die Zukunft.<br />
Klettgaustraße 9, 79761 WT-Tiengen, Tel. 07741/96 9490 | Niederlassung: Marienplatz 11, 88212 Ravensburg, Tel. 0 751 /359 47-0 | www.ipeka.de, info@ipeka.de<br />
Ï Fachtipp 1⁄2 Seite<br />
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Simone Pfeffer-Brandl gründete die<br />
Online-Meisterschule. Bild: Heyn<br />
Unterricht teilgenommen. Der Vorteil<br />
am virtuellen Lernen mit Dozent gegenüber<br />
einer reinen Übungs-CD-<br />
ROM ist die Möglichkeit, Fragen interaktiv<br />
zu agieren.<br />
„Unsere Dozenten, die ich ausgewählt<br />
habe, werden in der virtuellen<br />
Lehre geschult. Ihnen obliegt es, die<br />
Gruppendynamik aufrechtzuerhalten,<br />
was im virtuellen Raum schwieriger<br />
ist. Ich lege aber erst einmal Wert<br />
auf die Fachkompetenz im jeweiligen<br />
Beruf“, weiß Pfeffer-Brandl. Sie begann<br />
mit drei Dozenten, deren Zahl<br />
auf mittlerweile 24 angewachsen ist.<br />
Der Firmeninhaberin ist es wichtig,<br />
dass sich Teilnehmer und Dozenten<br />
persönlich kennen lernen. Bevor die<br />
Kurse beginnen, gibt es ein Treffen in<br />
Hegne im Haus St. Elisabeth. Dort findet<br />
nicht nur das gegenseitige Beschnuppern,<br />
sondern auch eine Technikeinführung<br />
statt. Die Anforderungen<br />
und Lehrpläne der Online-Meisterschule<br />
sind geprüft und entsprechen<br />
der „realen“ Meisterschule.<br />
Pfeffer-Brandl konnte die Handwerkskammer<br />
Erfurt dazu gewinnen,<br />
dass dort die Prüfungen abgelegt werden<br />
können. Auch der praktische Teil<br />
findet dort statt. Da ein Online-Medium<br />
andere Anforderungen stellt als<br />
ein Frontalunterricht im Klassenzimmer<br />
dauert die Vorbereitung auf die<br />
Kurse rund ein Jahr für die Anbieter.<br />
Auf der Online-Plattform gibt es dann<br />
alle Vorträge, Skripte, Hausaufgaben,<br />
die per Mail an den Dozenten geschickt<br />
werden. Die Macher sind von<br />
ihrem zukunftsweisenden Konzept<br />
überzeugt und wollen es nach und<br />
nach immer weiter ausbauen.<br />
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Marketing & Werbung<br />
„Hinter jeder guten Marke stehen Menschen“<br />
◆ Auch Mittelständler können ein starkes Image etablieren, meint Marketing-Professor Torsten Tomczak – wenn die Mitarbeiter von ihrer Firma begeistert sind<br />
Die großen Marken kennt man, die<br />
kleineren muss man erst noch<br />
kennen lernen. Warum der Aufbau<br />
eines unverkennbaren <strong>Unternehmen</strong>sauftritts<br />
auch für Mittelständler<br />
Pflicht ist, erklärt Torsten<br />
Tomczak, Direktor des Instituts für<br />
Marketing und Handel der Universität<br />
St. Gallen, im PROFIT-Interview.<br />
Müssen mittelständische <strong>Unternehmen</strong><br />
wirklich eigene Marken<br />
aufbauen?<br />
Jedes <strong>Unternehmen</strong> besitzt – unabhängig<br />
von seiner Grösse – eine <strong>Unternehmen</strong>smarke.<br />
In vielen kleinund<br />
mittelständischen <strong>Unternehmen</strong><br />
erfolgt die Führung der Marken<br />
und die markengerechte Steuerung<br />
aller Aktivitäten eher beiläufig und<br />
unsystematisiert. Markenführung<br />
wird vielfach mit der Gestaltung des<br />
Logos oder der Durchführung von<br />
Werbung gleichgesetzt. Die Potentiale<br />
der Gestaltung aller Kontaktpunkte<br />
mit der Marke werden oft<br />
nicht erkannt und ausgeschöpft.<br />
Was geschieht, wenn Mittelständler<br />
keine Marke aufbauen?<br />
Insbesondere für KMU, also kleine<br />
und mittelständische <strong>Unternehmen</strong>,<br />
ist eine hinreichende Differenzierung<br />
der eigenen Leistung gegenüber<br />
der Konkurrenz notwendig, um<br />
den Geschäftserfolg sicherzustellen.<br />
Gerade starke Marken tragen zum<br />
Kaufentscheid von Kunden bei und<br />
sind insbesondere bei austauschbaren<br />
Leistungen der <strong>Unternehmen</strong><br />
ausschlaggebend für den Kauf. Eine<br />
Nichtbeachtung und mangelnde<br />
Pflege der Marke führt zur Markenerosion.<br />
Kunden wissen nicht, wofür<br />
die Marke steht oder besitzen starke<br />
Erfolgreiche Markenführung: Dahinter steckt immer ein begeisterter Mitarbeiter. Bild: beeing_me<br />
Com|pli|ance<br />
Weltweit werden 30 bis 50 Prozent<br />
aller verordneten Medikamente<br />
entsorgt, ohne dass sie ihre<br />
Wirkung entfalten können.<br />
Neben dem milliardenschweren<br />
volkswirtschaftlichen Schaden,<br />
den diese weit verbreitete<br />
„Non-Compliance“ verursacht,<br />
hatdiesauchäußerstnegative<br />
Auswirkungen auf die Genesung<br />
der Patienten. Als Fachagentur<br />
im Gesundheitsmarkt entwickelnundgestaltenwir<br />
Konzepte, Kampagnen und<br />
Verpackungen, die diesem<br />
Trend massiv entgegenwirken:<br />
Patientenfreundliche Primärund<br />
Sekundärverpackungen,<br />
Konzepte, die eine Therapie<br />
verständlicher machen und<br />
Kampagnen, die alle am<br />
Gesundheitssystem beteiligten<br />
Personen (Arzt – Apotheker –<br />
Patient) ein wenig näher bringen.<br />
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? !<br />
negative Assoziationen zur Marke.<br />
Negative Assoziationen mit der<br />
Marke verhindern letztendlich den<br />
Kauf.<br />
Welche Unterschiede bestehen<br />
in der Markenführung von<br />
KMU im Vergleich zu Konzernen?<br />
KMU besitzen in aller Regel weniger<br />
Budget für die Markenführung als<br />
Konzerne. Der Aufbau einer starken<br />
Marke muss jedoch nicht zwangsläufig<br />
mit einem hohen Werbebudget<br />
für die Kommunikation der Marke<br />
einhergehen. Im Vergleich zu<br />
Konzernen besitzen klein- und mittelständische<br />
<strong>Unternehmen</strong> den<br />
Vorteil der Grösse und Einfachheit<br />
der Markenstruktur. Kleine und mittelständische<br />
<strong>Unternehmen</strong> besitzen<br />
im Allgemeinen nur ein kleines<br />
Markenportfolio mit einer geringen<br />
Breite und Tiefe der Markenhierarchie.<br />
Sie haben eine <strong>Unternehmen</strong>smarke<br />
und ggf. einzelne wenige Produkt-<br />
oder Dienstleistungsmarken.<br />
Konzerne wie Unilever oder Procter<br />
& Gamble besitzen komplexe Markenhierarchien<br />
mit einer Vielzahl<br />
von Marken im Portfolio. Dies erschwert<br />
die Koordination und die<br />
Abgrenzung der Marke im Rahmen<br />
der zielgruppengerechten Ansprache<br />
der Kunden.<br />
Welches mittelständische <strong>Unternehmen</strong><br />
in Deutschland und der<br />
Schweiz betreibt aus Ihrer Sicht<br />
erfolgreiche Markenführung?<br />
Ich möchte eine Marke herausstellen,<br />
die auch in Konstanz einen Laden<br />
eröffnet hat: Es ist die Marke<br />
Aran. Aran wurde 1999 in Rosenheim<br />
gegründet und expandiert<br />
seitdem sein Franchisekonzept sehr<br />
erfolgreich – sogar nach Dubai und<br />
Kuwait. Aran hat sich konsequent<br />
auf vier Markenwerte fokussiert. Die<br />
Markenwerte Ursprünglichkeit,<br />
Einfachheit, Wärme und Präsenz<br />
werden sowohl durch die Ladenlage<br />
in 1a Lage, die Ladenatmosphäre,<br />
die Produkte auch durch die Dienstleistung<br />
vermittelt.<br />
Welche Bedeutung haben Mitarbeiter<br />
für die Marke?<br />
Die Identifikation der Mitarbeiter<br />
mit der Marke ist sehr bedeutsam.<br />
Hinter jeder erfolgreichen Marke<br />
stehen Menschen, die von der Marke<br />
begeistert sind, für diese einstehen,<br />
diese leben und an einer kontinuierlichen<br />
Weiterentwicklung der<br />
Marke interessiert sind. Auch die<br />
Marke Aran berücksichtigt bei der<br />
Auswahl der Franchisepartner als<br />
auch der Mitarbeiter, ob sie sich mit<br />
den Werten der Marke identifizieren<br />
und diese in ihrer täglichen Arbeit<br />
umsetzen können. Denn Mitarbeiter<br />
repräsentieren die Marke und<br />
haben täglich Kontakt mit einer<br />
Vielzahl potentieller und bestehender<br />
Kunden, für die sie ein Teil der<br />
Marke darstellen.<br />
FRAGEN: HOLGER THISSEN<br />
Torsten Tomczak<br />
Torsten Tomczak ist Direktor des<br />
Instituts für Marketing und Handel<br />
der Universität St. Gallen,<br />
Schweiz. Die Forschungsschwerpunkte<br />
des Professors liegen im<br />
Bereich der Markenführung, dem<br />
<strong>Management</strong> von Innovationen<br />
und der Steuerung von Distributionskanälen.<br />
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Werbung kostet Geld – keine Werbung<br />
kostet Kunden. Was in der<br />
Werbe- und Kommunikationsbranche<br />
seit Jahren bekannt ist, mussten<br />
zahlreiche <strong>Unternehmen</strong> schon bitter<br />
am eigenen Umsatz erfahren.<br />
Stand in den ersten Jahren der Werbung<br />
allein die Information im Vordergrund,<br />
gilt es heute, die Kunden<br />
kreativ und zielgerichtet anzusprechen.<br />
Ohne das Wissen der Werbeund<br />
Marketingagenturen ist dies<br />
kaum zu bewerkstelligen. Wie aber<br />
gehen diese vor, um die erfolgreiche<br />
Strategie zu entwickeln?<br />
„Gute Werbung funktioniert nur,<br />
wenn man das Innerste nach außen<br />
kehrt“, weiß Burkhard Neuberger<br />
von Neubergerdesign in Villingen.<br />
Damit steht bei ihm die Beratung an<br />
erster Stelle. „Dies ist Voraussetzung,<br />
um sich mit dem Kunden<br />
identifizieren zu können“, erklärt<br />
Neuberger. „In der Zeit, in der wir<br />
die Werbestrategie ausarbeiten, gehen<br />
wir mit den Kunden in ein Boot<br />
und geben seinem <strong>Unternehmen</strong><br />
ein Gesicht.“ Dies funktioniert umso<br />
besser, je länger die Zusammenarbeit<br />
dauert. Neuberger: „80 Prozent<br />
unserer Kunden arbeiten seit fünf<br />
und mehr Jahren mit uns zusammen.<br />
Durch diese persönliche Bindung<br />
zum Kunden verstehen wir seine<br />
Philosophie und wissen, was er<br />
denkt und was er tut.“<br />
Das Analysieren der Zielgruppe<br />
nennt Wolfgang Mach von der Mach<br />
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Marketing & Werbung<br />
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◆ Wie Kommunikationsagenturen aus der Region Werbung und Markenaufbau für Mittelständler leisten<br />
von Lars Freudenthal<br />
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Das Atelier conactor bietet Kommunikationsstrategien mit Schwerpunkt<br />
Corporate Design und Markenführung an. „Den maximalen Nutzen<br />
unserer Kunden vor Augen kombinieren wir Kreativität mit vernetztem<br />
Denken und problemorientiertem Arbeiten für stets neue Lösungen. Die<br />
Liebe zum individuellen Design sowie Erfahrung und Kenntnisse der<br />
unterschiedlichen Märkte bilden dabei unsere tägliche Arbeitsgrundlage“<br />
so die drei Geschäftsführer Bert Binnig, Tobias Klein und Ralph J. Schiel.<br />
Nichts wird dem Zufall überlassen<br />
Um einer Marke den Weg nach außen zu bahnen, ist gutes Design<br />
Grundlage. Nur so kann sie sich nachhaltig bei den definierten Zielgruppen<br />
positionieren, die Relevanz des Angebots unterstreichen und sich<br />
im Wettbewerb erfolgreich von anderen Anbietern unterscheiden. Bei<br />
conactor wird dabei nichts dem Zufall überlassen: In persönlichen Kundengesprächen<br />
erarbeitete Analysen und Konzepte bilden den Rahmen<br />
für eine nachhaltige Entwicklung des <strong>Unternehmen</strong>s zur Erfolgsmarke.<br />
Ganz unabhängig davon, ob es sich um ein kleines oder mittelständisches<br />
<strong>Unternehmen</strong>, Freiberufler oder Global Player, Dienstleister oder<br />
Produkthersteller handelt.<br />
Holzhammermethode I: Es geht auch subtiler, wenn die Werbebotschaft durchdacht ist. Bild: aremac<br />
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Image zu stärken, Kontinuität zu signalisieren und hierbei auch noch Ihre<br />
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GmbH Werbung als Voraussetzung<br />
für eine erfolgreiche Werbestrategie.<br />
Der erste Schritt ist bei ihm das Briefinggespräch<br />
mit der Frage, wie die<br />
Marke positioniert sein will. Mach:<br />
„Jede Branche hat ihre Anforderungen<br />
und Zielgruppen. Daher muss<br />
klar sein, welche Ziele erreicht werden<br />
sollen.“ Beim Erstellen der Graphik-Design-Linie<br />
ist Wolfgang<br />
Mach wichtig, dass es einen roten<br />
Faden durch den gesamten Auftritt<br />
der Firma gibt. „Die Firma muss in<br />
allem, was sie macht, sofort wieder<br />
erkennbar sein, um dem Markenanspruch<br />
gerecht zu<br />
werden“, erklärt<br />
Mach. „Dabei legen<br />
wir Wert auf ein Bild,<br />
das sympathisch<br />
wirkt und einen bestimmten<br />
Charakter<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
darstellt.“<br />
Die richtige strategische Ausrichtung<br />
und ständige Imagepflege<br />
nennt Anton Villing von avi-Mediendialog<br />
Spaichingen als Voraussetzung<br />
für den langfristigen Erfolg.<br />
„Wir sehen uns als klassische PR-<br />
Agentur, die dem Kunden von der<br />
Pressemitteilung über Flyer bis hin<br />
zu Hochglanzbroschüren und der<br />
Homepage alle Arbeiten bietet.“ Anton<br />
Villing hat sich dabei auf Handwerksbetriebe<br />
und dem Bildungsbereich<br />
spezialisiert. Der Vorteil wird<br />
spätestens dann sichtbar, wenn es<br />
um die Bewerbung von Preisausschreibungen<br />
geht. Denn mit avi-<br />
„Es gibt viel flache<br />
Werbung, weil oft die<br />
Relevanz der Bilder<br />
vegessen wird“<br />
TORSTEN SCHMITZ<br />
Mediendialog bekommen die Firmen<br />
einen Partner, der sowohl die<br />
richtige Formulierung, vor allem die<br />
für den Betrieb in Frage kommenden<br />
Ausschreibungen und Wettbewerbe<br />
kennt.<br />
„Wir machen Werbung total, gestalten,<br />
drucken, beschriften“, heißt<br />
die klare Ansage von Rolf Eckert in<br />
Murg. Seit über 30 Jahren stellt<br />
Eckert-Werbung Werbeträger wie<br />
Kugelschreiber, Mützen, T-Shirts,<br />
Kalender und vieles mehr her. Aus<br />
seiner Erfahrung weiß Rolf Eckert:<br />
„Kleine Geschenke erhalten die<br />
Freundschaft. Das<br />
war vor 100 Jahren<br />
so und wird so bleiben.“<br />
Geändert hat<br />
sich allerdings der<br />
Einsatz der beliebten<br />
Werbeträger.<br />
„Früher wurden die<br />
Artikel nur zu Weihnachten<br />
gesetzt, jetzt werden sie das<br />
ganze Jahr über verteilt.“ Vorteil der<br />
Werbeartikel ist, dass sie ein langfristiger<br />
Werbeträger sind und es so<br />
gut wie keine Streuverluste gibt.<br />
„Begehren mit System.“ Als Ziel<br />
der Gruppe Drei, der Agentur für<br />
strategische Kommunikation, nennt<br />
Oliver Hupp: „Wir versuchen, den<br />
eigenen Claim auf den Kunden anzuwenden<br />
und für seine Produkte<br />
Begehren zu schaffen.“ Dabei ist<br />
auch hier die zentrale Frage, welche<br />
Ziele erreicht werden sollen. Hupp:<br />
„Wichtig ist, den Rahmen zu verstehen<br />
und die Werbung glaubhaft he-<br />
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mit uns agiert, desto besser wird<br />
das Ergebnis. Und je mehr Zeit in<br />
die Analyse investiert wird, desto<br />
effizienter ist der weitere Verlauf.“<br />
Neben den gängigen Printmedien<br />
bietet die Gruppe Drei ihren Kunden<br />
die komplette Messekonzeption<br />
von der Idee über den Stand bis<br />
hin zum Catering und den Hostessen<br />
an.<br />
Rolf Grywaczewski von der Werbeagentur<br />
Rheingold, bestätigt:<br />
„Der Kunde muss schauen, wo er<br />
seinen Nutzen und Vorteil hat.“ Als<br />
Vorteil von Rheingold nennt er:<br />
„Wir haben vor unserer Eigenständigkeit<br />
vier Jahre lang Markenführung<br />
eines großen Verbundunternehmens<br />
genossen.“ Davor war<br />
Grywaczewski selbst Kunde von<br />
Werbeagenturen und kennt dadurch<br />
beide Seiten der Werbung.<br />
Seine Erfahrung: „Schöne Bildchen<br />
alleine reichen nicht. Deswegen<br />
haben wir eigene Werbetexter in<br />
unserem Team.“ Um das erfolgreiche<br />
Konzept zu erarbeiten, legt<br />
Rheingold den Fokus verstärkt auf<br />
die Situationsanalyse, „damit sind<br />
alle auf einen Nenner und gibt es<br />
weniger Reibungsverluste“. Diese<br />
Vorgehensweise gibt dem Kunden<br />
zugleich Sicherheit bei der Budgetierung.<br />
Grywaczewski: „Wenn bei<br />
uns das Angebot steht, dann<br />
kommt nicht der doppelte Preis<br />
drauf.“<br />
Ein Konzept, das auch bei der<br />
Crew am Bodensee aufgeht. Als Voraussetzung<br />
für eine erfolgreiche<br />
Werbestrategie nennt Thorsten<br />
Schmitz, „die Brille des Verbrau-<br />
@<br />
Marketing & Werbung<br />
Sie bringen die Botschaft rüber,…<br />
◆ Fortsetzung von Seite 29: Kommunikationsagenturen & Markenbildung<br />
BITTE KEINE WERBUNG!<br />
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in einer Welt, die immer „on“ ist?<br />
Dann haben wir vieles gemeinsam.<br />
Denn <strong>Unternehmen</strong>, Produkte und<br />
Marken sind etwas Einzigartiges – und<br />
wollen auch so behandelt und beworben<br />
werden. Das geht nur mit ungewöhnlichen<br />
Konzepten und frischen Ideen.<br />
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Holzhammermethode II: So kann<br />
man natürlich auch versuchen, den<br />
Verkauf anzukurbeln. Bild: feindesign<br />
BEGEHREN MIT SYSTEM<br />
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chers aufzusetzen und auch Fragen<br />
zu stellen, die unangenehm sind. Es<br />
gibt viel flache Werbung, weil oft<br />
die Relevanz der Bilder vergessen<br />
wird.“ Als eine Aufgabe einer guten<br />
Werbeagentur nennt Schmitz: „Wir<br />
wollen auch erklären, warum etwas<br />
relevant ist, und maßen uns nicht<br />
an, über alles Bescheid zu wissen.“<br />
Damit sei es wichtig, dem Kunden<br />
auf der einen Seite zwar nicht alles<br />
recht zu machen, auf der anderen<br />
Seite aber in die Strategie eng einzubinden.<br />
Schmitz: „Der Kunde soll<br />
mitentscheiden, denn zusammen<br />
tragen wir die Verantwortung gegenüber<br />
den Marken und das in ihnen<br />
teilweise über Jahrzehnte gewachsene<br />
Vertrauen.“<br />
Um ein solches Vertrauen überhaupt<br />
erst einmal aufbauen zu können,<br />
nennt Volker Riedinger, Geschäftsführer<br />
von Kornmayer Farbe<br />
und Design, als vorrangige Aufgabe<br />
gerade junger <strong>Unternehmen</strong>,<br />
„ein markantes Erscheinungsbild<br />
zu schaffen. Der Name und das<br />
Produkt müssen optisch gut rüberkommen.<br />
Das heißt, es muss so gestaltet<br />
sein, dass es sowohl in der<br />
Werbung als auch auf den Schriftsachen,<br />
als Schriftzug auf dem<br />
Schaufenster und auf den Fahrzeugen,<br />
dem Schild vor dem Gebäude<br />
sowie – bei Montage – der Arbeitskleidung<br />
gut rüberkommt und der<br />
Kunde sofort erkennt: es handelt<br />
sich um diese Firma.“ Dabei gilt es,<br />
die Farben entsprechend der Branche<br />
einzusetzen. Riedinger: „Bei<br />
Bäckereien zum Beispiel nimmt<br />
man Beige- und Brauntöne, für<br />
Elektrobetriebe Rottöne, die Strom<br />
Interesse an Produkten entsteht durch Begehrlichkeit. Gilt das auch für<br />
Produkte der Investitionsgüter-Industrie? Selbstverständlich, wie sonst<br />
könnte das Interesse an deutschen Maschinen weltweit so groß sein?<br />
Erfahrung, Präzision, Qualität. Strategisches Marketing und Kommunikation<br />
sind heute fester Bestandteil konsequenter <strong>Unternehmen</strong>sführung.<br />
Der Blick von außen kann dabei besonders hilfreich sein.<br />
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signalisieren, und bei Fisch schöne<br />
Lachsfarben oder blau für Wasser.“<br />
Zugleich empfiehlt Riedinger, in<br />
der Werbung möglichst wenig Text<br />
einzusetzen, um den Leser nicht zu<br />
ermüden.<br />
Daniela Warndorf von Warndorf-<br />
Kommunikation beziehungsweise<br />
conactor Kommunikationsdesign<br />
bestätigt: „Nur ein gutes Design<br />
kann einer Marke den Weg nach außen<br />
bahnen, um sich bei der Zielgruppe<br />
nachhaltig zu positionieren.<br />
Daher überlassen wir nichts<br />
dem Zufall.“ Als Grundlage für ihre<br />
Arbeit nennt Warndorf die persönlichen<br />
Kundengesprächen, aus denen<br />
sie detaillierte Analysen und<br />
Konzepte erarbeitet. „Für conactor<br />
braucht gute Werbung eine solide<br />
Basis: Nämlich eine starke Marke“,<br />
erklärt Warndorf. „Ein einheitliches<br />
Corporate Design bringt die <strong>Unternehmen</strong><br />
ihren Zielen näher und<br />
verhilft ihnen zum gewünschten<br />
Wettbewerbsvorsprung durch Markenvertrauen,<br />
Glaubwürdigkeit<br />
und einem positiven Image bei<br />
Kunden und Mitarbeiter.“ Um ein<br />
einheitliches Erscheinungsbild zu<br />
gewährleisten, bietet conactor<br />
Kommunikationsdesign neben<br />
dem Corporate Design die Gestaltung<br />
sämtlicher Druckerzeugnisse<br />
und Broschüren sowie alle Leistungen<br />
im Bereich der neuen Medien<br />
an.<br />
Eine Sonderrolle nimmt die<br />
Agentur DesignConnection ein.<br />
„Wir haben uns auf den Pharmaund<br />
Gesundheitsbereich spezialisiert“,<br />
erklärt Andreas Klatt. Dementsprechend<br />
steht nicht die Wer-
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Treffsicher und ein Hingucker:<br />
So soll gute Werbung sein. Bild: ilenk<br />
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Marketing & Werbung<br />
…die trifft<br />
◆ Fortsetzung von Seite 30<br />
bung, sondern die Kommunikation<br />
im Vordergrund. Als vordringliche<br />
Aufgabe nennt Klatt: „Wir kreieren<br />
Verpackungen, um die Akzeptanz zu<br />
steigern. Dabei haben wir in erster Linie<br />
die Wirkung im Auge.“ Gestärkt<br />
wird Klatt durch mehrere international<br />
prämierte Verpackungen, mit denen<br />
die Wirkung des Medikaments<br />
beim Kunden gesteigert wurde. Das<br />
heißt: „Wir entwickeln Verpackungen<br />
und Informationen, die dem Patienten<br />
zeigen, ’du wirst nur gesund, wenn<br />
du das so nimmst’“, erklärt Andreas<br />
Klatt. „Die Akzeptanz ist so höher als<br />
bei einer Standardverpackung und<br />
dann wird zum Beispiel ein Antibiotikum<br />
bis zum Ende eingenommen.“<br />
„Je besser der Kunde mit<br />
uns agiert, desto besser wird<br />
das Ergebnis“<br />
OLIVER HUPP<br />
Erreicht wird dies unter anderem<br />
durch einen Countdown, mit Etiketten<br />
zum Beschriften, aber auch durch<br />
leicht lesbare Schriften und einfach zu<br />
öffnenden Verpackungen.<br />
Wie wertvoll gute Werbung ist, stellt<br />
Jan Mittelstaedt von der Agentur<br />
Lorth Gessler Mittelstaedt klar: „Das<br />
Geheimnis guter Werbung ist ein<br />
Schatz, der zwischen sauberer Analyse,<br />
guter Zielgruppendefinition, einem<br />
klaren und messbaren Kommunikationsziel<br />
und präzise definierten<br />
Inhalten vergraben ist.“ Neben den<br />
methodischen Anforderungen sieht<br />
Mittelstaedt damit vor allem die Kommunikation<br />
als Schlüssel zum Erfolg,<br />
denn: „Nur durch eine partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit kann der<br />
Schatz gehoben werden.“ Insbesondere<br />
kleine und mittlere <strong>Unternehmen</strong><br />
profitieren vom Wissen seiner<br />
Agentur. „Wir bieten den <strong>Unternehmen</strong><br />
mehr als nur die Realisation und<br />
Gestaltung von Kampagnen“, erklärt<br />
Jan Mittelstaedt. „Ein besonderer<br />
Mehrwert ist eine Außenansicht,<br />
kombiniert mit dem Know-how der<br />
Kommunikation. Bei der Frage ’make<br />
or buy? ’ sollte dieser Mehrwert nicht<br />
vergessen werden.“<br />
Vor selbstgestrickten Werbeauftritten<br />
hingegen warnt Wolfgang Reinertz<br />
von Max GmbH Marketing in Singen.<br />
„Viele <strong>Unternehmen</strong> probieren, ihre<br />
Werbung selbst zu erstellen, um Kosten<br />
zu sparen. Oft geschieht dies relativ<br />
unkontrolliert und ohne Zielgruppenerfassung.“<br />
Zwar spare das <strong>Unternehmen</strong><br />
dadurch auf den ersten<br />
Blick. Die eingesparten Werbekosten<br />
gehen jedoch zulasten höherer Personalkosten.<br />
Als Manko, aber auch als<br />
Chance nennt Reinertz die neuen<br />
Medien als Werbeform. „Durch die<br />
neuen Möglichkeiten wie Internet<br />
und Mailinglisten wird es immer<br />
schwieriger, den Kunden gezielt zu erreichen.“<br />
Vordringliche Aufgabe der<br />
Werbeagentur sei daher, zielgruppenorientiert<br />
zu arbeiten und das passende<br />
Medium auszuwählen. Hierzu<br />
zählt bei der Max GmbH Marketing<br />
auch die Messeberatung einschließlich<br />
Vor- und Nachbereitung. Reinertz:<br />
„Es nützt nichts, auf einer Messe<br />
präsent zu sein, wenn man dann die<br />
meiste alleine am Stand steht.“<br />
Wie einfach gute Werbung funktionieren<br />
kann, verrät Rüdiger von Voigt<br />
von der Werbeagentur Von Vogt in<br />
Villingen-Schwenningen: „Erkläre es<br />
der Masse wie deinem Freund, dann<br />
kommt die Botschaft an.“<br />
AVi MedienDialog hilft beim Imageaufbau<br />
Kompetenz für professionelle Kommunikation zeichnet PR-Agentur aus<br />
Innovationen und produktbegleitende<br />
Serviceleistungen sichern die<br />
Zukunft der Firmen. Jedoch: Ohne<br />
strategische <strong>Unternehmen</strong>skommunikation<br />
sowie zielorientiertes Produkt-Marketing<br />
bleibt die treffende<br />
Kundeninformation auf der Strecke.<br />
UndhiergreifendieIdeen,Konzepte<br />
und Lösungen der PR- und Kommunikations-Agentur<br />
„AVi Medien-<br />
Dialog“ in Spaichingen.<br />
Unter dem Slogan „Kompetent<br />
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begleitet AVi MedienDialog <strong>Unternehmen</strong>,<br />
Institutionen, Kommunen,<br />
Verbände und Einzelpersonen beim<br />
nachhaltigen Imageaufbau. Das Team<br />
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graphische, datengesteuerte<br />
und organisatorische Handwerkszeug<br />
zur Umsetzung fundierter Imageund<br />
Werbekampagnen. Die acht<br />
Schreibprofis, Kommunikations- und<br />
Werbefachleute erarbeiten und steuern<br />
in enger Abstimmung mit den<br />
Kunden wirkungsvolle PR-, Marketing-<br />
und Medienaktionen.<br />
„PR und Marketing-Kommunikation<br />
ist ein langfristiges Geschäft.<br />
Strategisch angelegt und in konsequenter<br />
Kontinuität umgesetzt, ergibt<br />
sich dadurch für die Image-Bildung<br />
und das Markenprofil auf Sicht einen<br />
sehr hohen Nutzwert“, sagt Agentur–<br />
inhaber, Diplom-Journalist Anton A.<br />
Villing.<br />
Mit einem klar differenzierten<br />
Marketing-Mix lenkt AVi MedienDialog<br />
für seine Kunden, egal ob kleiner<br />
Handwerksbetrieb oder große<br />
Industriefirma, unternehmerische<br />
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