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Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe

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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />

Seite 6 . 15. Mai 2008 Pro:fit<br />

Dieser Laserstrahl geht unter die Haut<br />

◆ Radolfzeller Medizintechnikunternehmen Medsolution entwickelt erstes Gerät für den Hausgebrauch – Suche nach Investoren<br />

von Peter Ludäscher<br />

Radolfzell – Franz Werner Klöckener<br />

strahlt über das ganz Gesicht: „Wir haben<br />

ein tolles Produkt mit einem riesigen<br />

Marktpotenzial. Eigentlich gehört<br />

es in jeden Haushalt.“ Vor dem Marketing-Experten<br />

liegt ein futuristisch anmutendes<br />

Gerät. Mit seinen sanften<br />

Rundungen lädt es dazu ein, es in die<br />

Hand zu nehmen. Man erkennt drei<br />

Drucktasten und eine Digital-Anzeige.<br />

Schaltet man das Gerät ein, leuchtet<br />

das vordere Ende in intensivem Rot.<br />

„Ein Laserstrahl“, erklärt Klöckener.<br />

Das Wort „Laser“ klingt nach<br />

Hightech und Science Fiction, und die<br />

entfernt an eine Pistole erinnernde<br />

Form dieses Geräts, legt Gedanken an<br />

„Raumschiff Enterprise“ und Weltraum-Gefechte<br />

nahe. Doch es handelt<br />

sich hier keineswegs um eine Waffe,<br />

sondern um ein medizinisches Gerät<br />

zur Behandlung einer Vielzahl von<br />

Leiden, von schlecht heilenden Wunden<br />

bis zu Schmerzen nach Sportverletzungen.<br />

„Palm Laser“ nennt sich<br />

der von der Firma Medsolution in Radolfzell<br />

entwickelte Handlaser. Seine<br />

Wirkung beruht auf der Anregung des<br />

Zellstoffwechsels durch Laserlicht.<br />

Laser für jedermann<br />

„Die Wirkung des Laserlichts ist in vielen<br />

Studien erwiesen“, sagt Armin<br />

Kamp. Der promovierte Physiker ist<br />

Laser-Experte. Schon bevor er 1995 gemeinsam<br />

mit Marita Stegmann das<br />

<strong>Unternehmen</strong> Medsolution gründete,<br />

beschäftigte er sich beruflich mit der<br />

Anwendung von Lasern in der Medizintechnik.<br />

An seinem Arbeitsplatz in<br />

der Schweiz sah der gebürtige Bochumer<br />

jedoch kein Entwicklungspotenzial.<br />

Daher entschied er sich für die<br />

Selbständigkeit. Inzwischen hat er<br />

Medsolution zum Spezialisten für medizinische<br />

Softlaser-Technik entwickelt.<br />

Das kleine <strong>Unternehmen</strong> mit<br />

seinen acht Teilzeitkräften entwickelt<br />

und produziert stationäre Laser-Gerä-<br />

Softlaser<br />

Bei der Softlaser-Therapie strahlt<br />

niedrig-energetisches Laserlicht auf<br />

die Haut und bis zu sechs Zentimeter<br />

tief in das Gewebe hinein.<br />

Das Licht erzeugt eine sanfte<br />

Stimulation der Zellen, indem es die<br />

Synthese des „Energiekraftstoffs“<br />

ATP steigert. Auf diesem Weg<br />

werden die Durchblutung und der<br />

Lymphfluss verbessert. Schwellungen<br />

und Entzündungen nehmen<br />

ab, Zellaustauschprozesse werden<br />

angeregt, Schmerzen reduziert. Die<br />

Fußballer von Schalke 04 und<br />

Hertha BSC haben gleich mehrere<br />

Geräte im Einsatz, um bereits im<br />

Bus nach dem Spiel Verletzungen<br />

zu behandeln.<br />

Die biochemischen Reaktionen, die<br />

durch das Laserlicht angestoßen<br />

werden, führen zu folgenden<br />

Effekten: Beschleunigte Wundheilung,<br />

schnellere Schmerzfreiheit,<br />

Abbau von Schwellungen, Rötungen<br />

und Hämatomen, schnelleres<br />

Abklingen von Entzündungen<br />

Beschleunigte Regeneration des<br />

Gewebes, verminderte Narbenbildung,<br />

gesteigerte Kollagensynthese,<br />

verbesserte Durchblutung.<br />

(lud)<br />

te für Arztpraxen und seit 2003 den<br />

Palmlaser, der in der Praxis, aber auch<br />

vom Patienten zu Hause eingesetzt<br />

werden kann.<br />

„Die Herausforderung war, ein Laser-Gerät<br />

zu entwickeln, das auch der<br />

Laie ohne Gefahr einsetzen kann“,<br />

sagt Kamp. Denn Laserlicht kann bei<br />

unsachgemäßer Verwendung den Augen<br />

gefährlich werden. Die Vorschriften<br />

für Laser-Geräte sind daher streng.<br />

Häufig dürfen sie erst nach Ablegen einer<br />

Prüfung und nur mit Schutzbrille<br />

eingesetzt werden. Das hindert die<br />

Verbreitung der Technik. Kamp steckte<br />

viel Geld und Überlegung in die Entwicklung<br />

seiner Geräte. Sie bieten eine<br />

ausreichend hohe Leistung, um die<br />

gewünschte therapeutische Wirkung<br />

zu erreichen. Gleichzeitig sind sie aber<br />

ungefährlich in der Anwendungund<br />

können ohne behördliche Auflagen<br />

eingesetzt werden. Sicherheit und ein-<br />

Innovationspreis 2008: Drei erste Preise und vier Auszeichnungen vergaben Landkreis und Kreissparkasse Ravensburg<br />

an innovative <strong>Unternehmen</strong> im Landkreis Ravensburg. Bild: Müller<br />

Erfinderisches Oberschwaben<br />

◆ Beim WIR-Innovationspreis machen erstklassige Neuentwicklungen das Rennen<br />

von Barbara Müller<br />

Ravensburg – „Der Landkreis Ravensburg<br />

hat keine Bodenschätze, aber<br />

viele andere Schätze – die heutigen<br />

Preisträger zum Beispiel“, sagte Landrat<br />

Kurt Widmaier bei der Verleihung<br />

des WIR-Innovationspreises in der<br />

Kreissparkasse Ravensburg (KSK). Die<br />

WIR Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft<br />

Landkreis Ravensburg<br />

mbH hatte den Preis in Kooperation<br />

mit der KSK ausgeschrieben.<br />

Drei erste Preise gingen an die<br />

Lissmac Maschinenbau und Diamantwerkzeuge<br />

GmbH (Bad Wurzach),<br />

die SET GmbH (Wangen im Allgäu)<br />

und die Virtuelle Flurbereinigung<br />

Riedhausen GbR (Riedhausen).<br />

Die drei <strong>Unternehmen</strong> teilen sich das<br />

Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro zu<br />

gleichen Teilen.<br />

Die Lissmac Maschinenbau und Diamantwerkzeuge<br />

GmbH wurde für die<br />

Entwicklung der Schleif- und Entgratmaschine<br />

SBM/GS zur beidseitigen Bearbeitung<br />

von laser-, plasma- und autogengeschnittenen<br />

Blechwerkstücken<br />

ausgezeichnet. Durch das innovative<br />

Schleifverfahren unterliegt das Schleifmittel<br />

einem über die gesamte Arbeitsbreite<br />

gleichmäßigen Verbrauch. Das<br />

Verfahren ermöglicht die beidseitige<br />

Oberflächenbehandlung und Entgratung<br />

von mehreren Werkstücken in einem<br />

einzigen Arbeitsgang. Das führt zu<br />

längeren Standzeiten und weniger<br />

Wechselintervallen des Schleifwerkzeugs.<br />

Die Bearbeitungszeit pro Werkstück<br />

reduziert sich gegenüber herkömmlichen<br />

Verfahren um 50 Prozent.<br />

Ein Gerät zur Echtzeitsimulation<br />

des elektrophysikalischen Verhaltens<br />

von elektrischen Systemkomponen-<br />

ten am Beispiel eines Elektromotors<br />

hat die 2001 in Wangen im Allgäu gegründete<br />

SET GmbH mit ihren aktuell<br />

40 Mitarbeitern entwickelt. Mit der<br />

Motorsimulation VDM 310 gelingt es,<br />

den Elektromotor in seinem gesamten<br />

elektrophysikalischen Verhalten realitätsnah<br />

abzubilden. Dadurch entfällt<br />

ein aufwändiger mechanischer Testaufbau<br />

und alle in der Realität auftretenden<br />

Betriebspunkte können unter<br />

Laborbedingungen besser dargestellt<br />

werden. Erfolgreich eingesetzt wurde<br />

die innovative Simulationstechnik bereits<br />

bei der Entwicklung des Kabinendruckregelsystems<br />

beim Airbus A380.<br />

Die dritte prämierte Innovation ist<br />

das Ergebnis eines Pilotprojekts von<br />

zwölf Landwirten in Riedhausen, die<br />

„Der Landkreis Ravensburg<br />

hat keine Bodenschätze,<br />

aber viele andere Schätze“<br />

LANDRAT KURT WIDMAIER<br />

Laser-Experten:<br />

Marita<br />

Stegmann,<br />

Armin<br />

Kamp. Bild:<br />

Ludäscher<br />

mit Unterstützung der Fachhochschule<br />

Nürtingen und des Ministeriums ländlicher<br />

Raum eine flurstückübergreifende<br />

Landbewirtschaftung mit Hilfe von<br />

GPS-Technology entwickelten und<br />

heute gemeinsam eine Fläche von 220<br />

Hektar bewirtschaften. Mit Hilfe der<br />

„virtuellen Flurbereinigung“ gelingt es<br />

dem Riedhausener <strong>Unternehmen</strong>, den<br />

Ernteertrag pro Hektar um mehr als 10<br />

Prozent zu steigern. Die gesamten Flächenbewirtschaftungskosten<br />

lassen<br />

sich mit dieser innovativen Bearbeitungsmethode<br />

nahezu halbieren.<br />

Neben den drei ersten Preisen gab<br />

es im Rahmen des Innovationspreises<br />

2007/08 noch vier Auszeichnungen.<br />

Diese gingen an die Atoll GmbH und<br />

die Venta-Luftwäscher GmbH (beide<br />

Weingarten), die Knecht Maschinenbau<br />

GmbH (Bergatreute) und die Baljer<br />

& Zembrod GmbH & Co. KG (Altshausen).<br />

27 Bewerbungen waren für<br />

den WIR-Innovationspreis 2007/08<br />

eingegangen. „Machen Sie weiter so“,<br />

ermunterte Landrat Widmaier die Gewinner,<br />

„dann bleibt unsere Region<br />

das, was sie ist: eine Nummer-1-Region<br />

mit erstklassigen <strong>Unternehmen</strong>.“<br />

Unternehmer rangierten derzeit,<br />

was das Image betreffe, im unteren<br />

Bewertungsdrittel der Gesellschaft,<br />

bedauerte der KSK-Vorstandsvorsitzende<br />

Heinz Pumpmeier. Zu Unrecht<br />

würden sie wegen unschöner Vorkommnisse<br />

in einigen Vorstandsetagen<br />

von der Bevölkerung in Sippenhaft<br />

genommen. „Dabei sind vor allem<br />

die mittelständischen Unternehmer<br />

fleißige Bienen“, sagte Pumpmeier.<br />

Ihnen verdanke die Region Bodensee-Oberschwaben<br />

den wirtschaftlichen<br />

Wohlstand. Erich Wintermantel,<br />

Ordinarius für Medizintechnik an der<br />

TU München, begeisterte in seinem<br />

Festvortrag mit Berichten über neueste<br />

Forschungsergebnisse aus dem Bereich<br />

der Medizintechnik. Er appellierte<br />

an die mittelständischen Unternehmer,<br />

stärker den Schulterschluss<br />

mit der akademischen Seite zu suchen.<br />

„Wir sind nicht mehr die verknöcherten<br />

Professoren von früher,<br />

sondern offen für innovative Ideen<br />

und Kooperationen. Den jugendlichen<br />

Nachwuchs forderte er auf, das<br />

Handwerk zu achten, da von dort<br />

wichtige Impulse kämen. „Die Welt ist<br />

die Plattform, nicht der Kreis Ravensburg<br />

oder Deutschland“, sagte Wintermantel.<br />

fache Anwendung sind auch für den<br />

medizinischen Laien gewährleistet.<br />

„Wir haben den ersten wirksamen Laser<br />

auch für den Hausgebrauch“, freut<br />

sich Kamp.<br />

Etwa drei Viertel seines Umsatzes<br />

erzielt das <strong>Unternehmen</strong> in Asien.<br />

„Thailand, Taiwan, Hongkong und die<br />

Philippinen sind unsere wichtigsten<br />

Märkte“, berichtet Marita Stegmann,<br />

die sich gemeinsam mit dem freien<br />

Handelsvertreter Franz Werner Klöckener<br />

um den Vertrieb kümmert.<br />

„Dort verkaufen wir hauptsächlich die<br />

stationären Geräte.“ In Asien setzen<br />

Stuttgart/Bermatingen – Für den<br />

Rohwedder-Konzern (Bermatingen)<br />

war 2007 ein Jahr der Weichenstellungen.<br />

„Es war hart und schwierig, aber<br />

wir sind auf dem richtigen Weg“, gab<br />

sich Vorstandschef Joachim Rohwedder<br />

optimistisch für die Zukunft. Das<br />

zeige schon die Geschäftsentwicklung<br />

im ersten Quartal 2008, in dem sowohl<br />

die Gesamtleistung als auch das Ergebnis<br />

des Konzerns deutlich über<br />

den Planungen gelegen habe.<br />

Wichtigster Meilenstein im vergangenen<br />

Jahr war für den Anbieter komplexer<br />

Systemlösungen für die Automatisierungstechnik<br />

die Übernahme<br />

der finnischen Jot Automation mit ihren<br />

400 Mitarbeitern. 24 Millionen Euro<br />

ließ sich Rohwedder diesen Zukauf<br />

kosten. Eine Investition, die sich nach<br />

Ansicht des Vorstandschefs auch langfristig<br />

auszahlen wird. Das gelte nicht<br />

zuletzt für den Standort Radolfzell:<br />

Nach der Insolvenz der deutschen<br />

BenQ-Handytochter sei hier ein Auftragsvolumen<br />

von 20 Millionen Euro<br />

mit hoher Marge weggebrochen. „Das<br />

mussten wir schnell kompensieren,<br />

um einen größeren Abbau zu vermeiden“,<br />

unterstrich Rohwedder. Mit Hilfe<br />

der Jot-Übernahme kann diese Lücke<br />

nun geschlossen werden.<br />

Auch für den Gesamtkonzern hat<br />

der Zukauf einen Wachstumsschub<br />

mit sich gebracht. Lag die Gesamtleistung<br />

2006 noch bei 89,2 Millionen Euro,<br />

machte sie im vergangenen Jahr<br />

schon 132,5 Millionen Euro aus. Allein<br />

48 Millionen davon entfielen auf Jot<br />

Automation und die Lörracher Mimot,<br />

die der Konzern ebenfalls im vergangenen<br />

Jahr übernommen hat.<br />

Damit hat Rohwedder auch sein<br />

Ziel erreicht, die Geschäftsbereiche<br />

Mechatronics Production Solutions<br />

(MPS/Montage und Mikromontage)<br />

sowie Electronics Production Solutions<br />

(EPS/Elektronikproduktion) etwa<br />

gleich stark zu machen. So erhöhte<br />

sich die Gesamtleistung bei EPS im<br />

vergangenen Jahr von 25,2 Millionen<br />

auf 63,7 Millionen Euro, während sie<br />

bei MPS 69,0 Millionen nach 65,2 Millionen<br />

Euro ausmachte.<br />

Allerdings sind und waren die Neuerwerbungen<br />

– neben dem Kaufpreis<br />

– zunächst auch mit einigen Kosten<br />

verbunden. Das hat Spuren auf der Er-<br />

Auch die Fußballer von<br />

Schalke 04 nutzen das<br />

Radolfzeller Lasergerät, um<br />

Sportverletzungen zu behandeln.<br />

Im Hausgebrauch<br />

kann der Palmlaser die<br />

Wundheilung beschleunigen.<br />

Bild: Medsolution<br />

nicht nur Ärzte die Softlaser-Therapie<br />

ein, sondern auch Kosmetik-Studios<br />

verwenden das sanfte Laserlicht zur<br />

Behandlung von verschiedenen Haut-<br />

Irritationen und Akne.<br />

Alles klar also bei Medsolution?<br />

Nicht ganz. Denn das <strong>Unternehmen</strong><br />

kann sein Wachstumspotenzial nicht<br />

so ausschöpfen, wie es sich die Gründer<br />

wünschen. Es fehlt das für eine<br />

breite Vermarktung erforderliche Kapital.<br />

Die selbst erwirtschafteten Mittel<br />

werden zu einem großen Teil vom<br />

Aufwand für die Zertifizierung des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

und seiner Produkte auf-<br />

tragsseite hinterlassen. So verringerte<br />

sich das Ergebnis vor Zinsen und<br />

Steuern (Ebit) von 6,7 Millionen auf<br />

1,5 Millionen Euro. Darin ist der Erlös<br />

aus dem Verkauf der restlichen<br />

Roth&Rau-Aktien in Höhe von 10 Millionen<br />

Euro bereits enthalten. Ohne<br />

diesen Sondereffekt wäre das Ergebnis<br />

also deutlich in den roten Zahlen.<br />

Angesichts dessen will der Vorstand<br />

der Hauptversammlung Ende Juni<br />

vorschlagen, für 2007 auf eine Dividende<br />

zu verzichten.<br />

Belastet wurde das Ergebnis von außerordentlichen<br />

Aufwendungen in<br />

Höhe von 2,2 Millionen Euro. Hier<br />

schlugen sich nicht nur die Kosten für<br />

die Jot-Integration, sondern auch „erhebliche“<br />

Produktionsprobleme in<br />

Bermatingen nieder. „Wir wollten hier<br />

das Angebot mit neuen Projekten erweitern,<br />

was aber mit ständigen Änderungen<br />

aufgrund der Kundenwünsche<br />

verbunden war“, erläuterte Rohwedder.<br />

Das habe den Standort Bermatingen<br />

überfordert. Trotz dieser Schwierigkeiten<br />

habe man auf kurzfristige<br />

Personalanpassungen verzichtet.<br />

„Damit wäre viel Know-how verloren<br />

gegangen. Und außerdem glauben wir<br />

an den Standort und seine Technolo-<br />

gefressen. Um das im <strong>Unternehmen</strong><br />

schlummernde Potenzial zu wecken,<br />

denkt Kamp jetzt an die Aufnahme<br />

privater Investoren in die Firma.<br />

Da Medsolution medizintechnische<br />

Geräte herstellt, schlägt es sich mit<br />

den ständig wachsenden Anforderungen<br />

an die Zertifizierung herum. Die<br />

gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen,<br />

kostet viel Zeit und Geld – vor allem<br />

gemessen an der <strong>Unternehmen</strong>sgröße.<br />

„Wir sind wahrscheinlich eines<br />

der kleinsten zertifizierten Medizintechnik-<strong>Unternehmen</strong><br />

in Deutschland“,<br />

seufzt Kamp. Ganz schwierig sei<br />

es, die Anforderungen der US-Behörden<br />

zu erfüllen. Dabei sei gerade der<br />

nordamerikanische Markt außerordentlich<br />

vielversprechend für das Radolfzeller<br />

<strong>Unternehmen</strong>.<br />

Kapitalgeber gesucht<br />

„Wir müssen wachsen, damit sich die<br />

Zertifizierungskosten besser rechnen“,<br />

sagt Kamp. Doch für die Finanzierung<br />

des Wachstums wäre mehr<br />

Kapital erforderlich. Aber als kleines<br />

<strong>Unternehmen</strong> bleibt Medsolution der<br />

Zugang zu Venture Capital versperrt,<br />

und eine Bankfinanzierung sei „praktisch<br />

unmöglich“, so Kamp.So kann<br />

Medsolution nur aus eigener Kraft<br />

wachsen. Der schnelle Ausbau des<br />

Vertriebsnetzes und die Produktion<br />

großer Stückzahlen – sie würde Preissenkungen<br />

ermöglichen – sind so jedoch<br />

kaum möglich. Ganz zu schweigen<br />

von der Vermarktung der bereits<br />

fertig entwickelten Innovationen wie<br />

des Laser-Gerätes zur Behandlung<br />

von Tinitus. Das kleine Gerät wird vom<br />

Patienten täglich eine halbe Stunde<br />

am Ohr getragen. Das in den Gehörgang<br />

gelenkte Laserlicht regeneriert<br />

die Zellen im Innenohr. „Wir haben<br />

noch weitere Produkt-Ideen, die für<br />

einen Investor interessant sein könnten“,<br />

sagt Kamp.<br />

Im Netz:<br />

www.medsolution.de<br />

Rohwedder verdaut Zukäufe<br />

◆ Kräftiges Wachstum durch Akquisitionen – Integrationskosten belasten aber Ergebnis<br />

von Hildegard Linssen<br />

Will die Aktivitäten in China ausbauen:<br />

Rohwedder-Chef Joachim<br />

Rohwedder. Bild: Rohwedder<br />

gie“, betonte Rohwedder. Nachdem<br />

man nun die Strategie wieder gewechselt<br />

habe, seien „die größten Baustellen<br />

jetzt geschlossen“. Um wieder<br />

„Ruhe in den Laden zu bringen“, habe<br />

man etwa die Gesamtleistung an diesem<br />

Standort im laufenden Jahr „signifikant“<br />

heruntergefahren. Im ersten<br />

Halbjahr 2008 werde Bermatingen allerdings<br />

noch rote Zahlen schreiben.<br />

Um die Abhängigkeit des Werks<br />

Bermatingen vom Automobil-Sektor<br />

zu verringern, soll der Bereich Medical<br />

ausgebaut werden. „Wir wollen<br />

mit unseren Kunden auf Augenhöhe<br />

zusammenarbeiten und eine faire<br />

Partnerschaft, die im Automobil-Bereich<br />

nicht immer gegeben ist“, erläuterte<br />

der Vorstandschef. Die großen<br />

Autokonzerne machten Druck auf die<br />

Zulieferer und diese gäben den Druck<br />

dann weiter. „Und am Ende der Kette<br />

sind dann <strong>Unternehmen</strong> wie Rohwedder.“<br />

Gleichzeitig ist sich Rohwedder<br />

sicher, dass der Bereich Medical<br />

angesichts der demographischen Entwicklung<br />

in Zukunft eine immer wichtigere<br />

Rolle auf den Märkten spielen<br />

wird.<br />

Mit dem Zukauf von Jot Automation<br />

ist Rohwedder auch bedeutend internationaler<br />

geworden. So erhöhte sich<br />

der Auslandsanteil 2007 von 34,1 auf<br />

52,0 Prozent. Künftig soll diese Entwicklung<br />

weiter verstärkt werden. Das<br />

gilt besonders für die Geschäfte in<br />

China, wo der Konzern die Mitarbeiterzahl<br />

in Peking von derzeit 50 auf<br />

das Doppelte erhöhen will. „Durch die<br />

sukzessive Verlagerung unserer Wertschöpfungskette<br />

nach China wird dieser<br />

Standort als Produktionsstätte zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnen“,<br />

sagte Rohwedder. Betroffen von der<br />

Verlagerung sind die Standorte in<br />

Finnland und Estland. Ob sich die<br />

Auslandspläne langfristig auch auf<br />

Deutschland auswirken werden, ließ<br />

der Vorstandschef offen: „Das wäre in<br />

die Kristallkugel geschaut, zu sagen,<br />

was in ein paar Jahren ist.“<br />

Für das laufende Jahr peilt der Konzern<br />

eine Gesamtleistung von 150 Millionen<br />

Euro und ein Ebit von 4,0 Millionen<br />

Euro an. Weitere Akquisitionen<br />

sind nicht geplant. „Das Haus ist mittlerweile<br />

gebaut. Jetzt geht es darum,<br />

die Wände hochzuziehen, damit wir<br />

im Jahr 2010 da sind, wo wir hinwollen.“

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