Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
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15. März 2007<br />
BBS-Insolvenz:<br />
Aus der Kurve<br />
geflogen<br />
Belegschaft und Insolvenzverwalter<br />
des Schiltacher Felgenherstellers<br />
BBS wollen das<br />
<strong>Unternehmen</strong> wieder flott<br />
machen. Die Chancen stehen<br />
nicht schlecht: Innovationen<br />
sind auf Lager und ein fester<br />
Kundenstamm sichert die<br />
Abnahme der Räder. Seite 4<br />
Finanzspritzen für<br />
kleine Firmen:<br />
Hier gibt es Geld<br />
Es muss nicht immer<br />
der klassische Bankkredit<br />
sein. PROFIT zeigt, wie sich<br />
Mittelständler mit Beteiligungsfinanzierungen,<br />
Factoring und<br />
anderen Finanzierungsalternativen<br />
finanziellen Spielraum<br />
verschaffen. Seite 25<br />
Wie die Region an<br />
Filmproduktionen<br />
verdient<br />
Es sind nicht allein die von<br />
Filmcrews ausgebuchten Hotels<br />
und die kostenlose Imagewerbung<br />
für Ferienorte. Kinound<br />
Fernsehproduktionen<br />
schaffen auch bei uns Arbeitsplätze<br />
und Kreativitätszuwachs.<br />
Doch nicht alle Städte nutzen<br />
das Potenzial der Filmer.<br />
Seite 10<br />
INHALT<br />
Aktuell 1-5<br />
<strong>Unternehmen</strong> &<br />
<strong>Management</strong><br />
6-15<br />
Veranstaltungen 16<br />
Menschen & Märkte 17-19<br />
Tipps & Tricks 20-23<br />
Geld 24-25<br />
Technik 26-27<br />
Campus 28<br />
Creative Industries 31<br />
Pro:Fit für Sie<br />
Name:<br />
Straße:<br />
PLZ Ort:<br />
IHRE REGIONALE WIRTSCHAFTSZEITUNG. FAKTEN. MEINUNGEN. TRENDS.<br />
Kräftemessen um die Löhne<br />
◆ Tarifkonflikt: Wie <strong>Unternehmen</strong> auf die Lohnforderungen der IG Metall reagieren<br />
Für die <strong>Unternehmen</strong> in der Metallund<br />
Elektrobranche beginnt der Poker<br />
um die Löhne. Angesichts der besonders<br />
guten Lage in der Metallindustrie<br />
fordert die IG Metall in den<br />
Tarifverhandlungen eine Erhöhung<br />
um 6,5 Prozent. Viel zu hoch – sagen<br />
die Arbeitgeber in der Region – und<br />
bieten Einmalzahlungen an.<br />
von Stefanie Noßwitz<br />
Die größte deutsche Industriebranche<br />
steuert auf einen harten Tarifkonflikt<br />
zu. „Die Forderungen der IG Metall<br />
stellen eine Gefährdung für Wirtschaftswachstum<br />
und Beschäftigungsgrad<br />
in Deutschland dar“, findet<br />
Harald Zender klare Worte. Zender ist<br />
beim Automobilzulieferer TRW in Radolfzell<br />
für den operativen Bereich<br />
verantwortlich. Die Forderung nach<br />
einer Tariferhöhung um 6,5 Prozent<br />
würde insbesondere kleine und mittlere<br />
<strong>Unternehmen</strong> treffen, die bereits<br />
heute minimale Renditen erwirtschaften<br />
und eine solche Erhöhung nicht<br />
verkraften könnten. „Wir erhoffen uns<br />
von den Verhandlungen ein faires Ergebnis,<br />
das den Belangen sowohl der<br />
Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer<br />
gerecht wird“, so Zender.<br />
Armin Lekitsch, Geschäftsführer<br />
des Medizintechnik-<strong>Unternehmen</strong>s<br />
Henke-Sass, Wolf GmbH in Tuttlingen,<br />
erwartet eine umkämpfte Runde.<br />
„Ich glaube, die Gewerkschaft wird<br />
sich nicht auf moderate Löhne einstellen“,<br />
so der 52-Jährige. Die Signale der<br />
IG Metall seien eindeutig. „Wenn wir<br />
aber weiterhin neue Arbeitsplätze<br />
schaffen wollen, müssen die Gehaltsvorstellungen<br />
niedriger ausfallen.“<br />
2006 entstanden in der Metallbranche<br />
30 000 neue Arbeitsplätze. Mit dem<br />
Aufschwung hatte IG-Metall-Chef Jür-<br />
Arbeitsplätze gefährdet<br />
◆ PROFIT-Umfrage: Ist die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn zu hoch?<br />
Harald Marquardt,<br />
Geschäftsführer<br />
Marquardt AG in<br />
Rietheim-Weilheim<br />
„Diese Forderung exportiert Arbeitsplätze<br />
direkt ins Ausland. Das scheint<br />
die IG Metall immer noch nicht begriffen<br />
zu haben. Ich habe den Eindruck,<br />
dass die Funktionäre nicht mehr wissen,<br />
wie die Situation in den Betrieben<br />
ist. Es wird ein harter Kampf. Aber ich<br />
hoffe am Ende der Verhandlungen gewinnt<br />
– trotz großer Emotionalität –<br />
die Rationalität.“ (shn)<br />
gen Peters die höchste Lohnforderung<br />
seit fünf Jahren begründet. Die <strong>Unternehmen</strong><br />
hätten selten so viel verdient<br />
und gleichzeitig so wenig für Löhne<br />
und Gehälter gezahlt.<br />
Matthias Kruse, Geschäftsführer<br />
der Firma Gericke GmbH in<br />
Rielasingen, hält diesen Gedanken<br />
für falsch. Zwar sei es<br />
richtig, die Arbeitnehmer am<br />
Erfolg eines <strong>Unternehmen</strong>s<br />
zu beteiligen, dann müssten<br />
die Mitarbeiter aber auch in<br />
wirtschaftlich schlechten Zeiten<br />
ihren Beitrag leisten. „Es<br />
fehlt die Voraussicht“, sagt<br />
Kruse.<br />
Gericke, spezialisiert auf die<br />
Planung und Lieferung von<br />
Komponenten und Anlagen<br />
für die Schüttguttechnologie,<br />
hat den Tarifverbund verlassen.<br />
Ein Grund für den Ausstieg<br />
seien die pauschalen Gehaltserhöhungen<br />
gewesen,<br />
die sich eher nach der Ertragslage<br />
von Großunternehmen<br />
richten. Für ein mittelständisches<br />
<strong>Unternehmen</strong> seien<br />
diese nicht tragbar. „Wir klären das<br />
nun intern“, so Kruse. Dennoch sind<br />
die Verhandlungen von Bedeutung,<br />
um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
im Auge zu behalten. Am<br />
Tarifsystem kritisiert Kruse die fehlende<br />
Flexibilität. „Die <strong>Unternehmen</strong><br />
sind viel zu unterschiedlich, als dass<br />
man alle pauschal über einen Kamm<br />
scheren könnte.“<br />
Überlegungen aus dem Tarifverband<br />
auszusteigen, hatte es bei dem<br />
<strong>Unternehmen</strong> Henke-Sass, Wolf<br />
GmbH gegeben. Der Verbleib im Tarif<br />
sichere laut Armin Lekitsch aber Ruhe<br />
im Betrieb. „Außerdem ist es wichtig,<br />
einen starken Interessenverband zu<br />
Hans-Erich Vonderheid<br />
(50), Personalleiter<br />
Allweiler<br />
AG in Radolfzell<br />
„Die Forderung liegt über den tatsächlichen<br />
Ertragszuwächsen vieler <strong>Unternehmen</strong><br />
der Branche. Sollte es zu einem<br />
Abschluss über vier Prozent kommen,<br />
würde dies – auch unter Berücksichtigung<br />
von Produktivitätssteigerungen<br />
– in Verbindung mit der Mehrbelastung<br />
durch Energie- und Rohmaterialkosten<br />
zu einem deutlichen Ergebnisverlust<br />
führen.“ (shn)<br />
haben.“ Die IG Metall leidet unter Mitgliederschwund<br />
und verzeichnete<br />
2006 ein Minus von 1,8 Prozent.<br />
Mit ihrer Lohnforderung hat die IG<br />
Metall bei den Arbeitnehmern eine<br />
hohe Erwartungshaltung ausgelöst.<br />
„Die Gewerkschaft<br />
wird sich nicht auf<br />
moderate Löhne<br />
einstellen.“<br />
ARMIN LEKITSCH,<br />
HENKE-SASS, WOLF-CHEF<br />
„Wir haben in der<br />
Metallindustrie<br />
bereits ein hohes<br />
Lohnniveau.“<br />
WERNER SCHOLL<br />
ALCAN-PERSONALLEITER<br />
Armin Lekitsch hält eine Lohnerhöhung<br />
um maximal drei Prozent für realistisch.<br />
Dies würde dem Tarifabschluss<br />
des vergangenen Jahres entsprechen,<br />
als ein Plus von drei Prozent<br />
zuzüglich einer Einmalzahlung von<br />
310 Euro – die in den Betrieben je nach<br />
Geschäftslage höher oder niedriger<br />
ausfallen konnte – vereinbart worden<br />
war. Die IG Metall hatte fünf Prozent<br />
gefordert. Sollte die Gewerkschaft bei<br />
der <strong>aktuelle</strong>n Tarifrunde erneut 60<br />
Prozent ihrer Forderung durchsetzen,<br />
wäre das für das Aluminiumunternehmen<br />
Alcan Singen GmbH nicht tragbar.<br />
„Wir haben in der Metallindustrie<br />
bereits ein hohes Lohnniveau“, so Al-<br />
Georg Setz,<br />
Personalchef, STS<br />
Spezial-Tansformatoren<br />
Stockach<br />
„Die Forderung der IG Metall ist überhöht.<br />
Ich denke, bei den Tarifgesprächen<br />
wird die Vier vor dem Komma<br />
der Knackpunkt sein. Da wir nicht tarifgebunden<br />
sind, sind die Abschlüsse<br />
für uns nicht bindend. Aber das Ergebnis<br />
wird ein wichtiger Orientierungspunkt<br />
für unser <strong>Unternehmen</strong> sein.<br />
Wir passen uns den ausgehandelten<br />
Verträgen an.“ (shn)<br />
can-Personalleiter Werner Scholl.<br />
Eine zweiteilige Erhöhung, eine moderate,<br />
tabellenwirksame auf der einen<br />
und auf der anderen Seite eine<br />
vom Ergebnis des <strong>Unternehmen</strong>s abhängige<br />
Zahlung als Bonus, befürwortet<br />
Scholl. „Einmalzahlungen<br />
belasten nicht die Zukunft.“ Der<br />
Meinung ist auch Armin Lekitsch.<br />
Die Einmalzahlungen<br />
sollten sich nach der Ertragsstärke<br />
der Firma richten. Für<br />
<strong>Unternehmen</strong> mit aktuell guter<br />
Konjunktur sollte ein Konjunkturbonus<br />
ausgehandelt werden,<br />
der das Tarifniveau nicht dauerhaft<br />
belastet, meint Harald Zender.<br />
Bis es aber zu einer Einigung<br />
kommt, werden die Tarifverhandlungen<br />
von den „leider üb-<br />
lichen Ritualen“ geprägt sein,<br />
befürchtet Lekitsch. Erste Warnstreiks<br />
werde es geben. „Ein<br />
Streik wäre für uns eine mittlere<br />
Katastrophe. Wir hängen zu 80<br />
Prozent am Export. In Amerika<br />
zum Beispiel hätte kein Kunde<br />
Verständnis für einen Streik“,<br />
sagt Lektisch. Für Werner Scholl<br />
sei ein Streik „das letzte und schlechteste<br />
Mittel“ und stelle für beide Seiten<br />
eine hohe Belastung dar.<br />
Die erste Gesprächsrunde in Baden-<br />
Württemberg war am 14. März. Die Tarifverträge<br />
laufen am 31. März aus. Am<br />
28. April endet die Friedenspflicht. Danach<br />
sind Warnstreiks möglich.<br />
Mehr Meinungen<br />
Südwestmetall-Chef Jan Stefan<br />
Roell und IG-Metall-Bezirksleiter<br />
Jörg Hofmann zum Start der Tarifverhandlungen.<br />
Seite 2<br />
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Ausgabe 3 / 2007<br />
Kommentar<br />
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von Peter Ludäscher<br />
Die laufende<br />
Tarifrunde<br />
wird für die MetallundElektroindustrie<br />
kein Zuckerschlecken.<br />
Viele<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
produzieren unter<br />
Hochdruck. Das macht sie erpressbar,<br />
denn Streiks können sie<br />
sich nicht leisten.<br />
Mehrere Jahre hatten die Arbeitgeber<br />
Oberwasser. Hohe Arbeitslosigkeit<br />
und permanenter Stellenabbau<br />
bei vielen <strong>Unternehmen</strong><br />
hatten die Gewerkschaften<br />
in die Knie gezwungen. Selbst die<br />
traditionell kämpferische IG<br />
Metall konnte sich des Rückhalts<br />
ihrer Mitglieder nicht sicher sein.<br />
Deshalb stimmte sie zähneknirschend<br />
moderaten Lohnabschlüssen<br />
zu. Die Folge: Die<br />
internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Industrie<br />
verbesserte sich deutlich. 2006<br />
wurde die Ernte eingefahren:<br />
Erfreuliches Wirtschaftswachstum<br />
ermöglichte Personalaufbau<br />
und bessere Ergebnisse.<br />
Den ökonomischen Aufschwung<br />
will die IG Metall zu ihrer eigenen<br />
Stärkung nutzen. Nachdem sie<br />
jahrelang Mitglieder verloren hat,<br />
will die Arbeitnehmerorganisation<br />
nun beweisen, wie lukrativ<br />
eine starke Gewerkschaft für die<br />
Beschäftigten ist. Einen hohen<br />
Lohnabschluss betrachtet sie als<br />
bestes Werbeargument. Hinzu<br />
kommt, dass der im Herbst ausscheidende<br />
Gewerkschaftsboss<br />
Jürgen Peters sich zum Schluss<br />
nochmals mit einem satten Lohnplus<br />
hervortun will.<br />
Die IG Metall hat ihre Geschütze<br />
in Position gebracht und die<br />
Truppen motiviert. Und was tun<br />
die Arbeitgeber? Sie schicken ihre<br />
Verbände vor. Die appellieren<br />
pflichtgemäß an die Vernunft der<br />
Arbeitnehmer. Ein maßvoller<br />
Lohnabschluss könne den Aufschwung<br />
verstetigen, damit die<br />
Arbeitsplätze sicherer machen<br />
und neue schaffen. Richtig! Doch<br />
die meisten Unternehmer schrecken<br />
davor zurück, solches auch<br />
selbst und in der Öffentlichkeit zu<br />
sagen. Bei unseren Recherchen<br />
zu diesem Thema gaben sich<br />
viele <strong>Unternehmen</strong>slenker äußerst<br />
zugeknöpft. Dabei sind<br />
klare Aussagen aus den Betrieben<br />
zu den Folgen eines überhöhten<br />
Abschlusses wesentlich eindringlicher<br />
als die Verlautbarungen der<br />
Verbände. Doch offenbar fürchten<br />
viele Unternehmer, sie könnten<br />
die Gewerkschaft gegen sich<br />
aufbringen, wenn sie sich jetzt<br />
aus dem Fenster lehnen. Die<br />
Folge: Großes Schweigen. Und<br />
nach dem Abschluss großes<br />
Lamentieren?<br />
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Alles kalter Kaffee!
Aktuell<br />
Seite 2 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
UNTERNEHMEN<br />
Alcan<br />
Seite<br />
1<br />
Allweiler 1<br />
BBS 4<br />
BDT 9<br />
C-Films 10<br />
DDM Hopt + Schuler 15<br />
Degussa 5<br />
Diehl Aerospace 8<br />
Dieter Schätzle<br />
Werkzeuge<br />
17<br />
E-Senza 26<br />
EWS 12<br />
Georg Fischer 3<br />
Gericke 1<br />
Griwecolor 13<br />
Hartec 15<br />
Hectronic 5<br />
Henke-Sass, Wolf 1<br />
Hess Form + Licht 6<br />
Hohner 9<br />
Hospa 13<br />
In-GmbH 14<br />
Ingun 11<br />
Karl Späh 7<br />
Kumagroup 7<br />
Landbäckerei Baader 17<br />
Loewe 8<br />
Logismo<br />
Möbellogistik<br />
26<br />
Marquardt 1, 11<br />
MTU 5<br />
Recaro 11<br />
SDC 18<br />
Sick 5<br />
STS 1<br />
Tognum 6<br />
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unverlangte Manuskripte. Erfüllungsort<br />
und Gerichtsstand für alle Verlagsgeschäfte<br />
ist Konstanz, soweit<br />
nicht zwingend gesetzlich anders<br />
vorgeschrieben.<br />
Kein Ärger wegen voller Aschenbecher:<br />
Während sich die Politiker in<br />
Berlin noch um Rauchverbote streiten,<br />
haben die <strong>Unternehmen</strong> im<br />
Südwesten den Nichtraucherschutz<br />
längst im Griff. >Seite 5<br />
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall<br />
steht vor einer schwierigen<br />
Tarifrunde. Die Gewerkschaft IG<br />
Metall fordert eine Tariferhöhung um<br />
6,5 Prozent. Der Südwestmetall-<br />
Vorsitzende Jan Stefan Roell sieht den<br />
Arbeitgeberverband gut gewappnet<br />
für die anstehenden Verhandlungen.<br />
Die IG Metall gibt sich vor Beginn<br />
der Tarifrunde kämpferisch. Viele<br />
Ihrer Mitgliedsbetriebe sind zurzeit<br />
sehr gut ausgelastet und<br />
damit leicht unter Druck zu<br />
setzen. Haben Sie Angst vor einem<br />
Tarifkonflikt?<br />
So ein Verband braucht ja erst mal einen<br />
Vorsitzenden, der sich leidenschaftlich<br />
für das Ziel einsetzt. Und ich<br />
kann Ihnen sagen, ich persönlich bin<br />
davon innerlich fest überzeugt, dass es<br />
die Aufgabenstellung von Südwestmetall<br />
ist, in einer unbestritten guten<br />
Zeit dafür zu sorgen, dass auch die Zukunft<br />
gut bleibt. Ich habe in den Gesprächen<br />
mit bisher 200 Mitgliedsunternehmern<br />
große Entschlossenheit<br />
gespürt. Ich gehe ohne jegliche Angst<br />
in die Gespräche und Verhandlungen<br />
mit der IG Metall.<br />
Könnte eine kräftige Tariferhöhung<br />
den Konsum und damit die<br />
Konjunktur ankurbeln?<br />
Fast alle unsere Mitarbeiter verdienen<br />
mehr als das durchschnittliche Haushaltseinkommen,<br />
ab dem ein Deutscher<br />
anfängt zu sparen. Die Sparrate<br />
beginnt bei knapp über 2000 Euro.<br />
Unsere Mitarbeiter verdienen fast alle<br />
mehr. Insofern ist die Aussage, wir<br />
brauchen einen kräftigen Schluck aus<br />
der Pulle, auch um den Konsum anzutreiben,<br />
falsch.<br />
Was können die Tarifparteien tun,<br />
um den Konjunkturmotor in<br />
Gang zu halten?<br />
Ich bin persönlich davon überzeugt,<br />
dass das Allerbeste, was wir für das<br />
Land tun können, ist, aus Arbeitslosen<br />
Arbeitsplatzbesitzer zu machen. Es<br />
gibt nichts Besseres. Und das ist uns<br />
im letzten Jahr mit bundesweit 35 000<br />
neuen Beschäftigungsverhältnissen in<br />
der Metall- und Elektroindustrie gelungen.<br />
Im Land waren es zirka 6000.<br />
Dieter Schätzle: Weil dem Werkzeughändler<br />
der bloße Verkauf seiner<br />
handfesten Produkte nicht kundenfreundlich<br />
genug ist, veredelt er sie<br />
auch selber – mit eigenen Maschinen.<br />
>Seite 17<br />
Die Gewerkschaft fordert ihren<br />
Anteil am hohen Produktivitätsfortschritt<br />
des vergangenen Jahres.<br />
Ist diese Forderung berechtigt?<br />
Wenn man die Ergebnismechanik eines<br />
typischen Mitglieds von uns betrachtet,<br />
dann steigen die Gewinne<br />
ganz schnell, wenn die Top Line steigt,<br />
also wenn der Umsatz, die Gesamtleistung<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s wächst.<br />
Denn die Kosten klettern langsamer.<br />
Doch wehe, die Umsätze stagnieren!<br />
Dann kommen die Kosten hinterher.<br />
Das wissen wir, weil wir diese Betriebe<br />
seit Jahren oder seit Generationen<br />
Wenn es nach Amit Shah geht, muss<br />
demnächst niemand mehr persönlich<br />
die Strom- und Gaszähler<br />
ablesen. Er hat ein Funksystem<br />
entwickelt, das Zählerstände automatisch<br />
übermittelt. >Seite 26<br />
Das Thema: Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie<br />
„Dem Flächentarif verdanken wir viel“<br />
◆ Südwestmetall-Vorsitzender Jan Stefan Roell auf der Suche nach dem erträglichen Abschluss<br />
Jan Stefan Roell, Vorsitzender des Verbandes der baden-württembergischen<br />
Metall- und Elektroindustrie. Bild: Südwestmetall<br />
führen. Wir wissen, dass wir in dieser<br />
Phase vorsichtig sein müssen.<br />
Ihre Mitglieder kennen also die<br />
Gefahren überhöhter Lohnabschlüsse.<br />
Würden sie im Fall eines<br />
Tarifkonflikts geschlossen hinter<br />
Ihnen stehen?<br />
Ich glaube, dass jeder sehr genau<br />
weiß, worum es in dieser Runde geht.<br />
Wir müssen einen Abschluss vereinbaren,<br />
der die <strong>Unternehmen</strong> nicht<br />
überfordert und die Chancen auf weitere<br />
Arbeitsplätze nicht zerstört.<br />
Das ZF-Geschäft mit Lkw-Getrieben<br />
läuft rund. Nach einer satten Umsatzsteigerung<br />
2006 rechnet die<br />
ZF-Nutzfahrzeugsparte in Friedrichshafen<br />
auch in diesem Jahr mit steigenden<br />
Umsätzen. >Seite 7<br />
Müssten Sie bei einem zu hohen<br />
Abschluss eine Austrittswelle aus<br />
dem Verband befürchten?<br />
Wir müssen einen Flächentarif machen.<br />
Durch ihn haben wir unglaublich<br />
viel Frieden, Konstanz und auch<br />
Wert in unsere <strong>Unternehmen</strong> gebracht.<br />
Ich nenne nur ein Beispiel:<br />
Dass wir kein Land der Job-Hopper<br />
sind, verdanken wird den Flächentarifverträgen.<br />
Aber ein Flächentarif ist<br />
für einen Teil der Betriebe immer zu<br />
teuer und für einen anderen Teil<br />
schaffbar. Und das wissen alle. Deshalb<br />
beißen die am unteren Rand der<br />
Profitabilität die Zähne<br />
zusammen. Die am<br />
oberen Rand freuen<br />
sich vielleicht. Aber alle,<br />
die länger im Business<br />
sind, wissen: Das<br />
wechselt. Dann bist du<br />
plötzlich auf der anderen<br />
Seite. Das weiß ich<br />
persönlich auch. Deswegen<br />
müssen wir einen<br />
Abschluss finden,<br />
der im Schnitt erträglich<br />
ist. Wir sind eine<br />
Interessengemein-<br />
schaft, um tausend Verhandlungen zu<br />
vermeiden. Die könnten viel punktgenauer<br />
sein, aber es wären eben tausend<br />
Verhandlungen. Und wir wollen<br />
nur eine Verhandlung führen und<br />
nehmen in Kauf, dass das Ergebnis<br />
den Einzelnen nicht hundertprozentig<br />
befriedigt.<br />
Der Flächentarif ist also aus Sicht<br />
des Verbandes nicht gefährdet?<br />
Es kommt darauf an, zu welchem Ergebnis<br />
wir kommen. Der Weg raus aus<br />
dem tarifführenden Verband in den<br />
außertariflichen Verband, den wir in<br />
Baden-Württemberg ja auch haben,<br />
steht jedem offen.<br />
Welche Laufzeit streben sie für den<br />
neuen Tarifvertrag an?<br />
Unsere Mitglieder wünschen sich eine<br />
längere Laufzeit als zwölf Monate und<br />
wir müssen mal sehen, ob das mit der<br />
IG Metall zu vernünftigen Kosten<br />
machbar ist.<br />
Dann schreiben Sie aber auch den<br />
Konjunkturbonus für eine längere<br />
Laufzeit fest!<br />
„Wir müssen<br />
einen Abschluss<br />
vereinbaren, der die<br />
<strong>Unternehmen</strong> nicht<br />
überfordert und die<br />
Chancen auf weitere<br />
Arbeitsplätze nicht<br />
zerstört.“<br />
JAN STEFAN ROELL<br />
„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“<br />
◆ IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann: Die Beschäftigten müssen am Gewinn der <strong>Unternehmen</strong> beteiligt werden<br />
Die Tarif-Verhandlungen bergen<br />
Konfliktstoff, warnt Jörg Hofmann,<br />
Bezirksleiter der IG Metall Baden-<br />
Württemberg. Warum er dennoch von<br />
einer verantwortungsvollen Tarifpolitik<br />
spricht, verrät er im PROFIT-<br />
Interview.<br />
Die Löhne in der Metallindustrie<br />
sind zuletzt stärker gestiegen als<br />
in anderen Branchen. Jetzt fordern<br />
Sie 6,5 Prozent mehr Lohn.<br />
Warum?<br />
Wir haben in Vergleich zur letzten Tarifrunde<br />
eine deutlich verbesserte<br />
wirtschaftliche Situation, insbesondere<br />
in der Metall- und Elektroindustrie.<br />
Die Produktivität der Branche im Land<br />
ist um über acht Prozent gestiegen, die<br />
Umsätze um über elf Prozent, die Gewinne<br />
sind explodiert. Das haben die<br />
Beschäftigten mit ihrem Einsatz und<br />
Engagement erwirtschaftet und daran<br />
wollen sie jetzt fair beteiligt werden.<br />
Die Arbeitgeber befürchten, dass<br />
diese Forderung Konjunktur und<br />
Beschäftigungsaufbau ernsthaft<br />
bedrohen. Wie sehen Sie das?<br />
Das Gejammer hören wir in jeder Tarifrunde.<br />
Aber es wird dadurch nicht<br />
richtiger. Wir haben unsere Hausaufgaben<br />
gemacht und mit unserer verantwortungsvollen<br />
Tarifpolitik ganz<br />
konkret zur Stabilisierung der Beschäftigung<br />
beigetragen. Deutschland<br />
ist zum wiederholten Male Exportweltmeister,<br />
was sicher kein Beleg für<br />
die These ist, dass unsere Tarifpolitik<br />
Jobs gefährden würde. Das Gegenteil<br />
ist der Fall. Wenn wir jetzt über Einkommenssteigerungen<br />
die Binnennachfrage<br />
stärken und somit die Konjunktur<br />
stabilisieren, haben wir auch<br />
die Chance auf mehr Arbeitsplätze.<br />
Glauben Sie, dass Sie Ihre Lohn-<br />
forderungen mit Streiks durchsetzen<br />
müssen?<br />
Es wird bestimmt keine einfache Tarifrunde<br />
werden. Denn auch das Finden<br />
einer reinen Lohnzahl birgt genügend<br />
Konfliktstoff. Wie der Weg zu einem<br />
Ergebnis aussieht, werden die kommenden<br />
Wochen zeigen.<br />
Welche Angebote erwarten Sie von<br />
der Arbeitgeberseite?<br />
Zunächst einmal erwarten wir von den<br />
Arbeitgebern rasch ein verhandelbares<br />
Angebot. Und wir erwarten strukturwirksame,<br />
also dauerhafte prozentuale<br />
Entgelterhöhungen. Die Vorschläge<br />
zu Einmalzahlungen und variablen<br />
Sonderzahlungen sollten aber<br />
da bleiben wo sie hingehören: in der<br />
Schublade.<br />
DIE FRAGEN STELLTE<br />
STEFANIE NOSSWITZ<br />
Sie waren schon Marketing-Profis, als<br />
in Deutschland noch niemand das<br />
Wort kannte. Wie der Trossinger<br />
Instrumentenbauer Hohner seit 150<br />
Jahren weltweit sein Image poliert.<br />
>Seite 9<br />
Man müsste einen Bonus dann eben<br />
entsprechend dimensionieren.<br />
Welche Form der Unterstützung<br />
wünschen Sie sich von den Verbandsmitgliedern<br />
für die Tarifrunde?<br />
Die Mitglieder tun schon viel. Ich bin<br />
sehr froh, wenn die Mitglieder ihre Belegschaften<br />
und die interessierte Öffentlichkeit<br />
darüber informieren, was<br />
wir heute unseren Mitarbeitern bezahlen<br />
und wie wir die Wachstumschancen<br />
unserer Industrie beurteilen.<br />
Ich bin sehr<br />
froh, dass die Mitglieder<br />
unsere Konzeption<br />
so stark unterstützen,<br />
mit der wir in die<br />
Tarifrunde gehen. Ich<br />
glaube, Sie werden es<br />
auch merken, dass<br />
mehr und mehr Unternehmer<br />
bereit sind,<br />
mit den Vertretern der<br />
Presse zu sprechen<br />
und aus den Betrieben<br />
zu berichten.<br />
Gibt es denn schon eine Vorstellung<br />
über einen Pilotbezirk?<br />
Es ist völlig offen, das wird sich sicherlich<br />
in der dritten, vierten Runde in irgendeiner<br />
Form herauskristallisieren.<br />
Ich persönlich werde darauf achten,<br />
dass Südwestmetall auf jeden Fall<br />
ganz eng an den Verhandlungen dran<br />
ist. Denn wir sind ein wichtiger Verband<br />
und ich persönlich möchte das<br />
Ergebnis nicht nur vorstellen, sondern<br />
ich möchte es auch verantworten.<br />
Sie waren ja schon früher bei<br />
Tarifrunden in der Kommission<br />
mit dabei…<br />
Ich war bei Verhandlungen dabei, habe<br />
sie aber nicht selbst geführt. Die<br />
einzige Tarifverhandlung, die ich<br />
selbst geführt habe, war das Thema<br />
Entgeltrahmen-Tarifvertrag.<br />
Für Sie handelt es sich also um<br />
eine Premiere?<br />
Für die Lohnzahlen – ja!<br />
FRAGEN VON PETER LUDÄSCHER<br />
IGM-Bezirksleiter<br />
Jörg Hofmann<br />
erwartet keine<br />
einfache Tarifrunde.
Aktuell<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 3<br />
LEUTE<br />
Baader, Josef<br />
Seite<br />
17<br />
Baumgartner,<br />
Heinrich<br />
4<br />
Brand, Klaus 4<br />
Brugger, Rolf 18<br />
Brugger, Wolfgang 7<br />
Dahlmanns, Gert 28<br />
Dassault, Serge 27<br />
Eckert, Felix 12<br />
Fiddelke, Torsten 5<br />
Folkers, Christian 28<br />
Fueter,<br />
Peter-Christian<br />
10<br />
Gerschermann,<br />
Regina<br />
11<br />
Grieshaber, Jörg 13<br />
Grundl, Boris 22<br />
Hafner, Hanne 18<br />
Heier, Thorsten 26<br />
Hess, Christoph 6<br />
Hess, Georg 6<br />
Heuer, Volker 6<br />
Hofmann, Jörg 2<br />
Homana, Mihaela 26<br />
Hopt, Karl-Rudolf 15<br />
Jordan, Renate 11<br />
Kässer, Jürgen 14<br />
Kotschenreuther,<br />
Werner<br />
8<br />
Kruse, Matthias 1<br />
Lehmann, Sybille 5<br />
Lekitsch, Armin 1<br />
Marquardt, Harald 1<br />
Meijlink, Antoine 5<br />
Mezger, Roland 19<br />
Münzer, Christoph 19<br />
Pfeil, Wolfgang 7<br />
Rau, Erich 11<br />
Ribeiro, Carlos 15<br />
Riek, Konrad 14<br />
Roell, Jan Stefan 2<br />
Roos, Jürgen 8<br />
Roth, Andreas 5<br />
Rübig, Paul 19<br />
Schad, Rainer 4<br />
Schäffer, Albrecht 20<br />
Schatz, Günter 13<br />
Schätzle, Dieter 17<br />
Schneider, Peter 25<br />
Scholl, Werner 1<br />
Schwarz, Felicitas 14<br />
Sehnke, Ernfried 8<br />
Setz, Georg 1<br />
Shah, Amit 26<br />
Stirnemann, Kurt E. 3<br />
Störr-Ritter, Dorothea 19<br />
Striedacher, Kurt 7<br />
Veil, Andreas 5<br />
Vogel, Wolfgang 7<br />
Vonderheid,<br />
Hans-Erich<br />
1<br />
Wagner, Siegfried 14<br />
Wahl, Manfred 7<br />
Weber, Albert 27<br />
Weber, Christian 27<br />
Wehinger, Franz 13<br />
Weiß, Ingrid 15<br />
Wellensiek, Jobst 4<br />
Westerhoff, Markus 12<br />
Wjst, Stephan 20<br />
Wogau, Karl von 19<br />
Wulle, Karl-Heinz 6<br />
Würth, Reinhold 28<br />
Zender, Harald 1<br />
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Mit neuer Gusstechnik weiter voran<br />
◆ Georg Fischer peilt jährliches Wachstum von 5 bis 6 Prozent an – Innovationen als Schlüssel zum Erfolg<br />
von hildegard linssen<br />
Innovationen – auch Kurt E. Stirnemann,<br />
Präsident der Konzernleitung<br />
der Georg Fischer AG (GF/<br />
Schaffhausen), hat sich dies als entscheidenden<br />
Schlüssel zum langfristigen<br />
<strong>Unternehmen</strong>serfolg auf die<br />
Fahnen geschrieben. „Wir haben die<br />
Innovation als einen nachhaltigen<br />
Wachstumstreiber identifiziert“, umreißt<br />
er die Strategie seines Konzerns.<br />
Das zahlt sich aus: Musste das <strong>Unternehmen</strong><br />
in den Jahren 2002 und 2003<br />
noch Verluste hinnehmen, schreibt es<br />
seither wieder schwarze Zahlen und<br />
erzielte zuletzt sogar einen Rekord.<br />
Gleich um 42 Prozent sprang der Konzerngewinn<br />
im vergangenen Jahr auf<br />
249 Millionen Schweizer Franken; das<br />
Betriebsergebnis (Ebit) kletterte um<br />
30 Prozent auf 327 Millionen Franken.<br />
Damit erhöhte sich die Ebit-Marge<br />
(das Verhältnis von Betriebsergebnis<br />
zum Umsatz) auf 8,1 (Vorjahr: 6,8) Prozent<br />
– ein Wert, den der Konzern eigentlich<br />
erst für das laufende Jahr angepeilt<br />
hatte.<br />
Als Gründe für diese gute Entwicklung<br />
verweist Stirnemann zum einen<br />
auf das umfangreiche Strukturprogramm<br />
in den vergangenen Jahren –<br />
seither hat der Konzern etwa sein Portfolio<br />
bereinigt und konzentriert sich<br />
auf die drei Kernbereiche Guss für die<br />
Automobilindustrie (GF Automotive),<br />
Rohrleitungssysteme (GF Piping Systems)<br />
und den Werkzeugmaschinenbau<br />
(GF Agie-Charmilles). Zum anderen<br />
hätten neben der guten Konjunktur<br />
auch innovative Produkte eine Rolle<br />
gespielt und zu einem Umsatzwachstum<br />
um 10 Prozent auf 4,05 Milliarden<br />
Franken geführt.<br />
Neuer Guss senkt Kosten<br />
Um Beispiele für die Innovationskraft<br />
des Konzerns ist der GF-Chef nicht<br />
verlegen. In der Automobilindustrie<br />
etwa hätten bislang aus<br />
Eisen gegossene Komponenten<br />
den Ruf, recht<br />
spröde zu sein. Mit Silizium<br />
ließe sich dieser<br />
Werkstoff zwar dehnbarer<br />
machen, dadurch<br />
aber auch schlechter<br />
gießen. Die Ingenieure<br />
bei GF Automotive<br />
machten sich auf die<br />
Suche nach einem Ausweg<br />
aus diesem Dilemma und wurden<br />
fündig: Mit der Zugabe von Bor zur Legierung<br />
war das Problem der Vergießbarkeit<br />
gelöst. Inzwischen ist der neue<br />
Werkstoff patentiert und unter der<br />
Marke Sibo-Dur (in diesem Namen<br />
finden sich die entscheidenden Legierungselemente<br />
wieder) geschützt.<br />
Sein Vorteil: Dank der höheren Festig-<br />
„Wir haben die<br />
Innovation als einen<br />
nachhaltigen<br />
Wachstumstreiber<br />
identifiziert.“<br />
GEORG FISCHER-CHEF<br />
KURT E. STIRNEMANN<br />
Mit Innovationen will der GF-Konzern seine Marktanteile ausbauen. Jetzt haben die Ingenieure des Bereichs GF Automotive eine Gusstechnik entwickelt, die<br />
leichtere und festere Fahrzeugkomponenten ermöglicht. Bilder: Georg Fischer<br />
keit könnten damit etwa Fahrwerksteile<br />
schlanker, also leichter gestaltet<br />
werden als bisher. „Das ist Gewichtsersparnis<br />
und Kostenvorteil in einem“,<br />
freut sich Stirnemann. Mittlerweile<br />
ersetze ein Sibo-Dur-Querlenker<br />
von GF bei einem „global tätigen<br />
Kunden bereits ein bisher geschmiedetes<br />
Bauteil wäh-<br />
rend einer laufenden<br />
Produktion“. Mehr<br />
Gussteile pro Auto<br />
bedeuteten aber<br />
Wachstum für GF.<br />
Stirnemann<br />
schiebt gleich ein anderes<br />
Beispiel aus<br />
dem Geschäftsbereich<br />
GF Piping Systems<br />
nach: Die Kunden<br />
von GF Piping Systems, also Anlagenbauer<br />
und Installateure, erstellten<br />
ihre Rohrleitungssysteme aus vielen<br />
Einzelteilen, Formstücken und Armaturen.<br />
Um ihnen ihr tägliches Geschäft<br />
zu erleichtern, habe sich GF auf<br />
ausgewählte Kundensegmente fokussiert<br />
und so die Vielfalt an Einzelteilen<br />
anwendergerecht gebündelt. Die vier<br />
Anleihen? Aktien? Zertifikate?<br />
Wenn Sie ein wirklich heißes Finanzinstrument suchen, dann setzen Sie auf CFDs.<br />
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- lange Zeit nur möglich für institutionelle Anleger<br />
wichtigsten Kundenbereiche bei GF<br />
Piping Systems seien die Gas- und<br />
Wasserversorgung, die Wasseraufbereitung,<br />
die Chemische Industrie und<br />
die Haustechnik. „Auf diese Art kann<br />
ein umfassendes Sortiment von Produkten<br />
lösungsspezifisch angeboten<br />
werden und der Kunde kann die Systeme<br />
der Rohrleitungen aus einer<br />
Hand beziehen“, erläutert Stirnemann<br />
das Konzept. Das spare Kosten<br />
und Zeit bei Zertifizierungen und<br />
Schnittstellen. Für GF Piping Systems<br />
wiederum bedeute diese Strategie<br />
mehr Umsatz pro Kunde und auch<br />
„das heißt Wachstum für GF“.<br />
Übernahmen geplant<br />
So will das <strong>Unternehmen</strong> mit seinen<br />
weltweit derzeit 12 385 Mitarbeitern<br />
(davon 3995 in Deutschland) auch<br />
künftig weiter zulegen. Im Vordergrund<br />
steht dabei das Wachstum aus<br />
eigener Kraft. Allerdings räumt die<br />
„solide Bilanz“ nach Angaben Stirnemanns<br />
auch einen finanziellen Spielraum<br />
für Akquisitionen „in Höhe von<br />
200 bis 250 Millionen“ ein. Welche<br />
möglichen Übernahmen er dabei im<br />
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CFDs sind Finanzprodukte mit Hebelwirkung. Der Handel mit CFDs ist nur für erfahrene Kunden geeignet. Vergewissern Sie sich, dass Sie die damit verbundenen Risiken vollständig verstanden haben.<br />
Kurt E. Stirnemann,Präsident<br />
der<br />
Konzernleitung<br />
der Georg<br />
Fischer AG<br />
Auge hat, will er allerdings nicht verraten.<br />
Insgesamt peilt GF ein durchschnittliches<br />
Umsatzwachstum von 5<br />
bis 6 Prozent im Jahr an. „Je nach Konjunkturverlauf<br />
kann es also auch einmal<br />
darüber oder darunter liegen“,<br />
führt Stirnemann aus. Bei der Ebit-<br />
Marge hat sich der Konzern grundsätzlich<br />
weiterhin 8 Prozent als Ziel gesetzt;<br />
in konjunkturell guten Zeiten<br />
soll sie auf 9 bis 10 Prozent steigen.<br />
Das größte Wachstumspotential<br />
sieht Stirnemann derzeit in Asien. Bereits<br />
im vergangenen Jahr steigerte der<br />
Konzern seinen Umsatz hier um 23<br />
Prozent. Damit entfallen inzwischen<br />
15 Prozent (Vorjahr: 14 Prozent) der<br />
GF-Geschäfte auf diese Region.<br />
Gleichzeitig will das <strong>Unternehmen</strong><br />
aber auch die „alten“ Märkte nicht aus<br />
den Augen verlieren und weiterhin intensiv<br />
pflegen. Nicht ohne Grund:<br />
Schließlich ist Europa mit einem Umsatzanteil<br />
von 76 Prozent nach wie vor<br />
mit Abstand die wichtigste Region für<br />
den Konzern. Das „Sorgenkind“ ist für<br />
GF derzeit der nordamerikanische<br />
Markt. Hier macht sich die leichte<br />
Konjunkturabschwächung in den USA<br />
bemerkbar, die die Erlöse im vergangenen<br />
Jahr um 3 Prozent sinken ließ –<br />
ein Rückgang, den GF angesichts des<br />
dynamischen Wachstums in den neuen<br />
Märkten aber durchaus verkraften<br />
kann. Das dürfte auch für mögliche<br />
Rückschläge in Zukunft gelten. Wie<br />
wichtig Asien – und hier besonders<br />
China – für den Konzern mittlerweile<br />
geworden ist, zeigt nicht zuletzt eine<br />
Bemerkung Stirnemanns über die<br />
Führungskräfte bei GF: „Mittlerweile<br />
sprechen 8 Prozent unserer Manager<br />
Chinesisch.“<br />
Infoveranstaltung am:<br />
16. April 2007, 17 Uhr<br />
Um Anmeldung wird gebeten
Aktuell<br />
Seite 4 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
news<br />
SGA<br />
Neubau<br />
Das Servicezentrum SGA in Geisingen<br />
bemüht sich um eine<br />
Förderung aus dem „Entwicklungsprogramm<br />
ländlicher<br />
Raum“. Eine Erweiterung der<br />
Firma ist in Planung. Im technischen<br />
Bereich soll ein Neubau<br />
mit 1100 Quadratmetern und<br />
weiteren 300 Quadratmetern<br />
Büroräume die Engpässe beseitigen.<br />
Da das Land das Förderprogramm<br />
um zehn Millionen<br />
Euro aufgestockt hat, bestünden<br />
gute Aussichten auf eine Zuteilung,<br />
so Landrat Guido Wolf.<br />
Das Leistungsspektrum der Geisinger<br />
Firma umfasst unter anderem<br />
Gleitschleifen, Strahltechnik<br />
und Teilreinigung. 2007 sind<br />
Investitionen im Gesamtwert von<br />
310 000 Euro geplant. (sk)<br />
WIELAND-WERKE<br />
Beschäftigung stabil<br />
Auf ein gutes Geschäftsjahr 2005/<br />
2006 blicken die Verantwortlichen<br />
der Wieland-Werke AG mit<br />
Hauptsitz in Ulm zurück. Die<br />
positive Entwicklung gilt auch für<br />
die Niederlassung in Villingen.<br />
Das Kaltsalzwerk hat die Produktion<br />
im vergangenen Jahr um<br />
17 Prozent gesteigert. Werksleiter<br />
Hubert Dambietz: „Das vergangene<br />
Geschäftsjahr ist sehr gut<br />
verlaufen.“ Insgesamt wurden<br />
rund 51 000 Tonnen Halbfabrikate<br />
aus Metall produziert. Die Zahl<br />
der Beschäftigten liegt in Villingen<br />
nahezu unverändert bei 290. Die<br />
Wieland-Gruppe (Jahresumsatz:<br />
2,5 Millionen Euro) ist einer der<br />
weltweit führenden Hersteller von<br />
Halbfabrikaten und Sondererzeugnissen<br />
aus Kupfer. (sk)<br />
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Anlagen- und<br />
Prozessinnovation<br />
Aus der Kurve geflogen<br />
◆ Nach Insolvenzantrag herrscht beim Felgenhersteller BBS gedämpfter Optimismus<br />
von Thomas Weilacher<br />
Schiltach – Michael Schumacher hat<br />
seine Weltmeister-Titel auf Felgen von<br />
BBS eingefahren. Seit 30 Jahren schon<br />
rollen die Räder des renommierten<br />
Herstellers aus dem Schwarzwald auf<br />
allen Rennstrecken der Welt von Erfolg<br />
zu Erfolg. Auch namhafte Automobilhersteller<br />
wie Audi, BMW,<br />
Daimler-Chrysler, Volvo, Volkswagen,<br />
Seat, Porsche, Ferrari und<br />
Maserati vertrauen auf Technik<br />
und Optik von BBS.<br />
Doch das <strong>Unternehmen</strong> mit<br />
Sitz in Schiltach (Landkreis<br />
Rottweil) ist aus der Kurve geflogen.<br />
Anfang Februar musste die<br />
Geschäftsführung den Insolvenzantrag<br />
stellen. Grund: Zahlungsunfähigkeit.<br />
Mit Rechtsanwalt<br />
Jobst Wellensiek aus Heidelberg<br />
wurde jetzt ein Insolvenzverwalter<br />
gefunden, der – zusammen<br />
mit einer hoch motivierten<br />
Belegschaft – die „Karre“ wieder<br />
flott machen will. Nach Informationen<br />
von Schiltachs Bürgermeister<br />
Thomas Haas soll es Gespräche mit<br />
möglichen Interessenten geben.<br />
Für Branchenkenner kam die Nachricht<br />
nicht ganz überraschend. BBS<br />
hatte für 2006 einen Umsatz von rund<br />
200 Millionen Euro angepeilt – musste<br />
jedoch bereits im ersten Halbjahr einen<br />
Fehlbetrag von 3,8 Millionen Euro<br />
ausweisen. Schon Monate vor Bekanntwerden<br />
der Zahlungsschwierigkeiten<br />
soll sich BBS um einen Investor<br />
bemüht haben. Nach Angaben aus<br />
Branchenkreisen seien die Interessenten<br />
unter anderem wegen der Kostenstruktur<br />
wieder abgesprungen.<br />
Mitte Januar dann die Hiobsbotschaft:<br />
Der Konzernjahresfehlbetrag<br />
2006 wird wohl über den einstelligen<br />
Millionenbereich hinausgehen. Nach<br />
dieser Ad-hoc-Mitteilung der Aktien-<br />
Wo der Schwarzwald Weltspitze ist<br />
RENA<br />
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gesellschaft läuteten nicht nur bei den<br />
Anlegern sämtliche Alarmglocken.<br />
Unter Hochdruck suchten Geschäftsführung,<br />
Banken und Großkunden<br />
nach einer Lösung – die sogar greifbar<br />
nahe schien. Durch größere Vorfälligkeits-Zahlungen<br />
wollten die Großkunden<br />
die Zahlungsfähigkeit von BBS<br />
wiederherstellen. Doch dann scheiter-<br />
In der Solarindustrie, in der Halbleiterindustrie,<br />
in der Galvanik oder Medizintechnik vertrauen<br />
Hersteller auf Anlagen- und Prozesstechnik von<br />
RENA. Unsere Mitarbeiter sichern uns den<br />
Kompetenz-Vorsprung im weltweiten Wettbewerb.<br />
Deshalb investiert RENA permanent in die Aus- und<br />
Weiterbildung des Nachwuchses.<br />
RENA – Freiraum zum Denken<br />
te die Auffanglösung am Widerstand<br />
einer der beteiligten Banken, eine Insolvenz<br />
war nicht mehr abzuwenden.<br />
Selbst der erst am 15. Januar 2007 gewählte,<br />
neue Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Walter Döring – ehemaliger Wirtschaftsminister<br />
von Baden-Württemberg<br />
– konnte nicht mehr helfen. Er<br />
musste sich vielmehr die Kritik anhören,<br />
ausgerechnet in der kritischen<br />
Phase der Verhandlungen Urlaub in<br />
Vietnam gemacht zu haben.<br />
Die Deutsche Schutzvereinigung<br />
für Wertpapierbesitz hat die Schuldigen<br />
schnell ausgemacht. Sprecher<br />
Rainer Schad, langjähriger Beobachter<br />
der Hauptversammlungen der Firma<br />
BBS: „Banken und Mitarbeiter<br />
sind nicht schuld.“ Die von der <strong>Unternehmen</strong>sführung<br />
angeführten rein<br />
externen Gründe, also zum Beispiel<br />
rasant steigende Kosten für den Rohstoff<br />
Aluminium und Energie, lässt der<br />
Anlegervertreter nicht gelten. „Andere<br />
Betriebe haben mit denselben Problemen<br />
zu kämpfen“, bei BBS seien diese<br />
zum Teil „hausgemacht“.<br />
Denn die Qualität der Produkte ist<br />
wohl über jeden Zweifel erhaben, „die<br />
Marke BBS verkauft sich fast von alleine.“<br />
Tatsächlich genießt der Schiltacher<br />
Felgenhersteller als Technologieführer<br />
weltweit einen hervorragenden<br />
Ruf. Die Produkte gelten als innovativ,<br />
technisch ausgereift und ausgesprochen<br />
zuverlässig. Aus diesem guten<br />
Markenimage schöpfen Insolvenzverwalter<br />
Wellensiek und die 1200 Mitarbeiter<br />
– davon 750 an den Standorten<br />
Schiltach und Herbolzheim – die Hoffnung,<br />
dass doch noch nicht alles verloren<br />
ist. Die Produktion läuft weiter,<br />
die Belegschaft verhalte sich „supertop“.<br />
Zunächst muss sich der Heidelberger<br />
Rechtsanwalt einen Einblick in die<br />
wirtschaftlichen Daten und Fakten<br />
von Tobias Symanski<br />
Die Insolvenz des Felgenherstellers<br />
BBS hat eine lange Vorgeschichte.<br />
Trotz Technologieführerschaft<br />
ist es dem <strong>Unternehmen</strong> seit<br />
dem Börsengang 1987 nicht gelungen,<br />
ausreichend Gewinne zu erzielen.<br />
Die finanziellen Schwierigkeiten<br />
des Automobilzulieferers sind nicht<br />
von heute auf morgen gekommen.<br />
Trotz Technologieführerschaft ist es<br />
dem <strong>Management</strong> des Felgenherstellers<br />
seit dem Börsengang im Jahr 1987<br />
nie gelungen, ausreichend Geld zu<br />
verdienen. Die erste Krise kommt<br />
1993: BBS büßt rund ein Drittel seines<br />
Umsatzes mit der deutschen Autoindustrie<br />
ein und verbucht einen Rekordverlust<br />
in Höhe von umgerechnet<br />
11 Millionen Euro.<br />
Ausschlaggebend dafür ist vor allem<br />
die große Abhängigkeit vom Volkswagen-Konzern.<br />
Rund 60 Prozent seiner<br />
Gussräder liefert BBS an die Wolfsbur-<br />
verschaffen, um über personelle und<br />
strukturelle Veränderungen entscheiden<br />
zu können. Alle Beteiligten sind<br />
sich indes einig, dass der Betrieb erhalten<br />
werden soll – das <strong>Unternehmen</strong> sei<br />
„positiv arbeitsfähig“. Insolvenzverwalter<br />
Wellensiek sieht gute Aussichten,<br />
beide Werke des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
zu erhalten. Tatsächlich stehen die Zeichen<br />
für einen Fortbestand nicht<br />
schlecht: Innovationen sind vorhanden,<br />
ein fester Kundenstamm sichert<br />
die Abnahme der Räder. Lediglich die<br />
finanzielle Basis von BBS war zuletzt<br />
nicht mehr tragfähig – noch 2004 hatte<br />
die AG einen Gewinn von mehr als<br />
zwei Millionen Euro ausgewiesen. Im<br />
Jahr 2002 musste das <strong>Unternehmen</strong><br />
bereits einen Fehlbetrag von rund sieben<br />
Millionen Euro ausweisen. 2005<br />
steht ein Minus von 1,65 Millionen Euro<br />
in der Bilanz.<br />
Dennoch ist die Geschichte<br />
des Felgenherstellers<br />
im Gunde eine<br />
Erfolgsstory. 1970 gründen<br />
Heinrich Baumgartner<br />
und Klaus<br />
Brand in der Flößerstadt<br />
Schiltach eine kleine<br />
Produktionsstätte für Karosserieteile<br />
aus Kunststoff. Die Initialen der beiden<br />
Gründer sowie des Ortes ergeben<br />
den Firmennamen BBS. 1972 läuft die<br />
Produktion einer dreiteiligen Rennfelge<br />
an – die neue Technologie setzt sich<br />
binnen weniger Jahre als Garant für<br />
Erfolge im Motorsport durch. Aus der<br />
kleinen Ideenschmiede der beiden<br />
Autonarren entwickelt sich ein Produktionsunternehmen<br />
von Weltruf.<br />
Mit der Gründung der ersten ausländischen<br />
Tochterfirma in Frankreich<br />
beginnt 1972 die Internationalisierung.<br />
1983 gelingt es, die Herstellung<br />
der dreiteiligen Rennfelge serientauglich<br />
für den Straßenbetrieb zu perfek-<br />
ger und wird von der Absatzkrise seines<br />
wichtigsten Kunden mit in die Tiefe<br />
gerissen. Baumgartner lässt zwei<br />
Werke schließen, darunter einen Fertigungsstandort<br />
im Elsass, obwohl die<br />
Löhne dort um 25 Prozent unter dem<br />
deutschen Niveau liegen. Die Restrukturierungskosten<br />
belasten nicht nur<br />
den Gewinn für 1993, sondern auch<br />
die Ergebnisse der Folgejahre. Das Paradoxe:<br />
Weil der Absatz nach geglückter<br />
Sanierung wieder deutlich anzieht,<br />
platzt die Produktion in Schiltach bald<br />
aus allen Nähten. Daher beschließt<br />
BBS-Gründer Heinrich Baumgartner<br />
den Bau eines neuen Standortes in<br />
Herbolzheim.<br />
Doch die effiziente Produktion<br />
schützt den Automobilzulieferer nicht<br />
vor den steigenden Aluminiumpreisen,<br />
die dem <strong>Unternehmen</strong> seit 2002<br />
zu schaffen machen. Die Einnahmen-<br />
Gewinn-Bilanz von BBS zwischen<br />
1990 und 2005 spricht eine deutliche<br />
Sprache: Insgesamt rund 2,1 Milliar-<br />
Innovationen sind<br />
vorhanden, ein fester<br />
Kundenstamm<br />
sichert die Abnahme<br />
der Räder.<br />
tionieren – das Rad findet reißenden<br />
Absatz und löst einen wahren Boom<br />
aus. Ein einschneidendes Ereignis ist<br />
1987 die Umfirmierung der GmbH &<br />
Co. KG in eine börsennotierte Aktiengesellschaft.<br />
Aktuell halten Heinrich<br />
Baumgartner und Klaus Brand gut 60<br />
Prozent der Anteile, knapp 40 Prozent<br />
sind in Streubesitz. Für seine außergewöhnliche<br />
unternehmerische Leistung<br />
wird Baumgartner 2005 sogar in<br />
die berühmte Hall of Fame der besten<br />
Unternehmer der Welt aufgenommen.<br />
Im Motorsport feiert BBS 1994 die<br />
bis dahin größten Erfolge mit Siegen in<br />
der Formel-1, der Indy-Car Serie, der<br />
DTM und beim ADAC Tourenwagen<br />
Cup. 1998 rüstet das <strong>Unternehmen</strong> in<br />
der Formel 1 fünf Teams mit zwölf<br />
Fahrzeugen aus. Auch zu Beginn des<br />
neuen Jahrtausends<br />
fährt BBS weiter in der<br />
Erfolgsspur, die gute<br />
wirtschaftliche Entwicklung<br />
lässt sich am<br />
Neubau eines Logistikzentrums<br />
in Herbolzheim<br />
ablesen. InnovativeEntwicklungen<br />
wie die Hohlkammer-Technologie<br />
tragen zur Gewichtsreduzierung bei<br />
und erhöhen die Festigkeit der Räder.<br />
Die Zeichen standen lange Zeit auf<br />
Erfolg – bis zum Absturz Anfang dieses<br />
Jahres. Jetzt wollen die Mitarbeiter gemeinsam<br />
mit Insolvenzverwalter<br />
Jobst Wellensiek an der Erfolgsgeschichte<br />
weiter schreiben. Gewerkschaftssekretär<br />
Uwe Wallbrecher ist<br />
optimistisch, dass BBS überleben<br />
wird. Natürlich könne man nicht ausschließen,<br />
„dass Personal betroffen<br />
ist“. Aber die Stammbelegschaft, so<br />
der IG-Metall-Sekretär, kann nach seiner<br />
Einschätzung weitestgehend erhalten<br />
bleiben.<br />
Rendite blieb auf der Strecke<br />
◆ Die Vorgeschichte der BBS-Pleite - Zu teuer produziert, zu billig verkauft<br />
den Euro Umsatz hat der BBS-Konzern<br />
in dieser Zeitspanne eingefahren,<br />
gleichzeitig aber nur etwa 16 Millionen<br />
Euro als Jahresüberschuss ausgewiesen.<br />
Damit liegt die durchschnittliche<br />
Nettogewinnmarge unter einem Prozent.<br />
Zum Vergleich: Der schwäbische<br />
Hersteller von Zylinderkopfdichtungen<br />
Elring Klinger, Primus unter den<br />
deutschen Automobilzulieferern, wird<br />
für das Geschäftsjahr 2006 eine Nettogewinnmarge<br />
von rund 10 Prozent<br />
ausweisen. Zu viele verlustreiche beziehungsweise<br />
gewinnschwache Jahre<br />
hinterlassen ihre Spuren auch in der<br />
Eigenkapitalausstattung von BBS.<br />
1987 lag die Eigenkapitalquote des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s noch bei deutlich über<br />
50 Prozent, im Jahr 2005 ist sie auf 20<br />
Prozent zusammengeschmolzen. Sie<br />
dürfte weiter sinken. Grund: Für das<br />
Geschäftsjahr 2006 hat der BBS-Vorstand<br />
erneut einen Konzernverlust angekündigt,<br />
der im zweistelligen Millionenbereich<br />
liegen wird.
Aktuell<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 5<br />
von Kristina Retzlaff<br />
Kippe aus!<br />
◆ <strong>Unternehmen</strong> im Südwesten haben<br />
den Nichtraucherschutz längst im Griff<br />
Vor wenigen Wochen haben sich die<br />
Gesundheitsminister von Bund und<br />
Ländern auf dem Nichtrauchergipfel<br />
in Hannover auf eine gemeinsame Linie<br />
bei der Raucherproblematik geeinigt.<br />
Das Rauchverbot in Gaststätten<br />
und öffentlichen Gebäuden soll kommen.<br />
Doch diese gemeinsame Linie<br />
dient nur als Entscheidungs- beziehungsweise<br />
Diskussionsgrundlage bei<br />
der Ministerpräsidentenkonferenz am<br />
22. März in Berlin. Das heißt, beim<br />
Thema Nichtraucherschutz ist das<br />
letzte Wort noch lange nicht gesprochen.<br />
Während Politiker auf Bund- und<br />
Länderebene darum ringen, wo in<br />
Deutschland künftig noch geraucht<br />
werden darf, haben <strong>Unternehmen</strong> die<br />
Raucherproblematik bereits seit Jahren<br />
im Griff. Eine Studie des EUPD-Research<br />
(Europressdienst) hat zu diesem<br />
Thema die 100 größten deutschen<br />
Arbeitgeber befragt. Demnach haben<br />
63 Prozent der <strong>Unternehmen</strong> ein generelles<br />
Rauchverbot auf dem Firmengelände<br />
erlassen und knapp 86<br />
Prozent fördern das Nichtrauchen<br />
durch Seminare. In manchen Firmen<br />
zahlt sich Nichtrauchen sogar aus,<br />
denn einige Arbeitgeber belohnen ihre<br />
Mitarbeiter mit einem finanziellen<br />
Bonus oder einem zusätzlichen Urlaubstag.<br />
Auch die <strong>Unternehmen</strong> in<br />
der PROFIT-Region setzen den Nicht-<br />
raucherschutz erfolgreich um.<br />
Der Hersteller für Park- und Tankautomaten<br />
Hectronic (Bonndorf) gehört<br />
zu den <strong>Unternehmen</strong>, die ein<br />
Rauchverbot eingeführt haben. „Früher<br />
durfte zwar überall geraucht werden,<br />
aber seit 2005 gilt das Rauchverbot“,<br />
erzählt Sybille Lehmann, Betriebsratsvorsitzende<br />
bei Hectronic.<br />
Sie hat das Verbot maßgeblich mit umgesetzt.<br />
Für die rauchenden Mitarbeiter<br />
wurden spezielle Zonen eingerichtet<br />
– drei im Freien und ein Raucherraum.<br />
Allerdings darf dort nur zwi-<br />
„Wir haben immer wieder<br />
Anti-Rauchprogramme,<br />
damit unsere Mitarbeiter<br />
das Rauchen aufgeben.“<br />
ANTOINE MEIJLINK, PERSONALLEITER<br />
DEGUSSA RHEINFELDEN<br />
schen 9:00 und 9:15 Uhr, 11:30 und<br />
13:30 Uhr sowie ab 15:00 Uhr geraucht<br />
werden. „Die Mitarbeiter müssen ausstempeln<br />
und somit die Zeit nacharbeiten“<br />
sagt Lehmann. „Anfangs gab<br />
es bei den Rauchern deswegen Missmut,<br />
aber mittlerweile hat es sich so<br />
eingebürgert und alle haben sich daran<br />
gewöhnt.“ Seit der Einführung der<br />
neuen Regelung hat Lehmann selbst<br />
nicht mehr zur Zigarette gegriffen und<br />
sie sieht viele Vorteile im Rauchverbot:<br />
„Es stehen keine vollen Aschenbecher<br />
Schneller ins Netz<br />
mehr herum und es riecht im Haus<br />
nicht mehr nach Qualm. Das ist viel<br />
besser und macht auch einen guten<br />
Eindruck“, sagt die ehemalige Raucherin.<br />
MTU Friedrichshafen, Hersteller<br />
von Großdieselmotoren und Antriebssystemen,<br />
regelt den Nichtraucherschutz<br />
eher individuell. „Teilen sich<br />
zwei Raucher ein Büro, dann können<br />
sie auch im Büro rauchen“, so Pressesprecher<br />
Andreas Veil. Wenn Nichtraucher<br />
dabei sind, gelte ein absolutes<br />
Rauchverbot. Mehr Regeln gibt es bislang<br />
nicht.<br />
Bei dem Automobilzulieferer für<br />
Antriebs- und Fahrwerktechnik ZF<br />
Friedrichshafen startete im November<br />
2006 ein Pilotprojekt zum Nichtraucherschutz.<br />
Das Rauchverbot gilt<br />
zunächst für bestimmte Gebäude des<br />
Forschungs- und Entwicklungszentrums<br />
und die Montagegebäude. Es<br />
gab gleich mehrere Gründe für das<br />
<strong>Unternehmen</strong>, vor allem dort ein<br />
Rauchverbot einzuführen. „Einerseits<br />
ergab eine Betriebsklimaanalyse, dass<br />
die Mitarbeiter gern eine Regelung<br />
hätten, und andererseits fordern auch<br />
sogenannte Kundenaudits ein Rauchverbot,<br />
beispielsweise in der Produktion“,<br />
sagt <strong>Unternehmen</strong>ssprecher<br />
Torsten Fiddelke. Kundenaudits sind<br />
Auflagen, die der Kunde an das <strong>Unternehmen</strong><br />
stellt, damit die Produktion<br />
nicht gefährdet wird. „Denn der Kunde<br />
will nicht, dass der Produktions-<br />
◆ T-City verspricht <strong>Unternehmen</strong> in Friedrichshafen eine mobile Zukunft<br />
von Markus Bechtold<br />
Friedrichshafen – Goldgräberstimmung<br />
weht über Friedrichshafen. Die<br />
Zeppelinstadt wird T-City und fit gemacht<br />
für die Zukunft. Dafür krempeln<br />
viele Häfler ihre Hemdsärmel hoch.<br />
Die Telekom will am Beispiel von Friedrichshafen<br />
aufzeigen, welche Chancen<br />
in der flächendeckenden Nutzung moderner<br />
Technologien liegen. Telekom-<br />
Chef René Obermann bezeichnet T-<br />
City als ein „innovatives Leuchtturmprojekt“,<br />
bei dem der Konzern eine Kooperation<br />
mit einer ganzen Stadt eingehe.<br />
Während der nächsten fünf Jahre<br />
soll die Lebensqualität der Bürger, die<br />
Standortqualität und die Vernetzung<br />
der Stadt nachhaltig verbessert werden.<br />
Für Unternehmer sieht der Friedsrichshafener<br />
Oberbürgermeister Josef<br />
Büchelmeier einen künftigen Standortvorteil:<br />
„Die PR-Wirkung ist nicht zu<br />
unterschätzen.“ Er fügt hinzu: „Einerseits<br />
haben wir eine Magnetwirkung,<br />
andererseits sind wir aber auch Labo-<br />
ratorium.“ Ein klarer Vorteil für Unternehmer<br />
sei, dass sie künftig große Datenmengen<br />
transportieren und zugleich<br />
empfangen können. Gewaltige<br />
Summen werden in den Umbau zur T-<br />
City gesteckt: Bis zu 35 Millionen Euro<br />
will die Telekom in den Aufbau der<br />
Breitbandinfrastruktur im Festnetz<br />
(VDSL: Very High Speed Digital Subsriber<br />
Line) und im Mobilfunk (HSDPA:<br />
High Speed Downlink Packet Access)<br />
investieren. Insgesamt hätten 76 Unternehmer<br />
und Institutionen aus<br />
Friedrichshafen daran mitgearbeitet,<br />
dass T-City an den Bodensee kommt,<br />
sagt Andreas Roth, Projektleiter für<br />
den T-City-Wettbewerb in Friedrichshafen.<br />
Aus über 140 eingegangenen<br />
Ideen sind 12 Projekte entstanden, in<br />
deren Umsetzung weitere 80 Millionen<br />
Euro gesteckt werden sollen.<br />
Eins der Projekte heißt „Mobiles Arbeiten<br />
und <strong>Unternehmen</strong>snetzwerke“.<br />
4,9 Millionen Euro sollen von der Telekom<br />
in dieses Projekt fließen, weitere<br />
1,7 Millionen sind Eigenmittel der Partner<br />
in Friedrichshafen. Während in<br />
Auf in die Zukunft: Telekom-Chef René Obermann (links) freut sich zusammen<br />
mit Projektleiter Andreas Roth und Oberbürgermeister Josef Büchelmeier<br />
über Friedrichshafen als künftige T-City.<br />
Deutschland die Telekom 91 Prozent T-<br />
DSL bereitstellt und davon 17 Prozent<br />
genutzt werden, sollen es in Friedrichshafen<br />
künftig nahezu 100 Prozent sein.<br />
Angedacht ist, an allen Hauptanlaufpunkten<br />
wie Bahnhof, Flughafen oder<br />
Innenstadt mobil vernetzt zu sein. Zugleich<br />
sollen mobile Arbeitsplätze für<br />
Eltern die Familienfreundlichkeit der<br />
Stadt erhöhen und gleichzeitig qualifizierte<br />
Mitarbeiter nach Friedrichshafen<br />
bringen. Dadurch steigert sich auch<br />
die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.<br />
Durch die gewonnene Mobilität könne<br />
brachliegende Arbeitskraft erziehender<br />
Eltern wieder genutzt werden, indem<br />
die Mutter oder Vater dank multimedialer<br />
Vernetzung von Zuhause arbeiten<br />
könne. Auch Arbeitskräfte in Bereitschaft<br />
profitieren davon. Einen weiteren<br />
Vorteil der schnelleren Datenübertragung<br />
für Unternehmer sieht<br />
Roth darin, dass Ingenieure aus aller<br />
Welt, obwohl der eine in Friedrichshafen<br />
und der andere in Dubai ist, zusammen<br />
an einem Projekt in 3D arbeiten<br />
können und damit kostbare Reisezeit<br />
einzelner Mitarbeiter gespart werde.<br />
Videokonferenzen werden in Friedrichshafen<br />
wohl schon bald zum Alltag<br />
gehören. Alles ist im Fluss: Arbeit, Zeit<br />
und Raum.<br />
Ganz neue Industrie- und Berufszweige<br />
sollen sich in Friedrichshafen<br />
auftun. Da die <strong>Unternehmen</strong>spräsentation<br />
im Internet zunehmend auf visueller<br />
Ebene verläuft, sollen mehr<br />
Content-Produzenten in die Stadt<br />
kommen, erzählt Roth und sagt: „T-City<br />
schafft Arbeitsplätze.“ Ortsansässige<br />
<strong>Unternehmen</strong> profitieren von T-City.<br />
Aber auch an der Umsetzung des Projekts<br />
T-City beteiligen sich einige <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Über die Auftragsvergabe<br />
entscheidet die Telekom in den nächsten<br />
Wochen. Schon bald sollen zahlreiche<br />
Besucher in die Zeppelinstadt<br />
kommen. In fünf Jahren, da ist sich<br />
Oberbürgermeister Büchelmeier sicher,<br />
hat Friedrichshafen eine Vorbildfunktion,<br />
anderen zu zeigen, was in der<br />
T-City geht und was nicht.<br />
Informationen im Internet:<br />
www.t-city.de<br />
www.t-city.region-fn.de<br />
Antoine Meijlink<br />
Andreas Veil<br />
prozess in irgendeiner Form gefährdet<br />
wird, denn das könnte zu verheerenden<br />
Lieferverzögerungen führen“. ZF<br />
Friedrichshafen will die Raucher nicht<br />
diskriminieren, deshalb hat das <strong>Unternehmen</strong><br />
Raucherinseln im Freien<br />
eingerichtet. „Die Mitarbeiter haben<br />
das Pilotprojekt gut aufgenommen<br />
und sind zufrieden, dass es nun eine<br />
Regelung gibt. Die Konflikte, die es<br />
deshalb vorher gab, sind ausgeräumt“,<br />
sagt Fiddelke.<br />
Bei Degussa Rheinfelden galt das<br />
Rauchverbot schon immer. „Als Che-<br />
ANZEIGE<br />
miekonzern ist eine solche<br />
Regelung aus Sicherheitsgründen<br />
absolut<br />
notwendig. Es wäre viel<br />
zu gefährlich auf dem Gelände<br />
zu rauchen“, erklärt<br />
Antoine Meijlink,<br />
der Personal- und kaufmännische<br />
Leiter bei Degussa.<br />
Zigaretten sind<br />
nur in den Pausenräumen<br />
und in den Büroräumen<br />
erlaubt. Es gibt auch<br />
in der Kantine speziell<br />
ausgewiesene Bereiche,<br />
in denen das Rauchen<br />
nicht verboten ist. Generell will Degussa<br />
an die Vernunft der 1200 Mitarbeiter<br />
appellieren und hilft sogar dabei,<br />
von der Sucht loszukommen. „Wir<br />
haben immer mal wieder Anti-Rauchprogramme,<br />
die wir gemeinsam mit<br />
der BKK durchführen, damit unsere<br />
Mitarbeiter das Rauchen aufgeben“,<br />
erklärt Meijlink. Er findet, dass der<br />
Nichtraucherschutz gut praktiziert<br />
wird, denn Probleme sind ihm nicht<br />
bekannt. Sein Gesamteindruck ist,<br />
dass in <strong>Unternehmen</strong> generell viel weniger<br />
geraucht wird als früher.<br />
Ihr <strong>Unternehmen</strong> soll wachsen?<br />
Wir helfen Ihnen dabei.<br />
news<br />
SICK AG<br />
Attraktiver Arbeitgeber<br />
Die Waldkircher Sick AG gehört<br />
auch 2007 zu den attraktivsten<br />
Arbeitgebern in Deutschland.<br />
Beim Wettbewerb „Deutschlands<br />
beste Arbeitgeber 2007“ belegte<br />
das <strong>Unternehmen</strong> in der Gesamtwertung<br />
Platz 7. Es erhielt überdies<br />
den Sonderpreis „Chancengleichheit“.<br />
Diesen Sonderpreis<br />
begründet die Jury mit den bei<br />
Sick vorbildlichen Prozessen in<br />
der Förderung aller Mitarbeiter<br />
unabhängig von Alter und Geschlecht<br />
sowie der Familienorientierung<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />
(kaz)<br />
FÖRSCHNER<br />
Solarpreis<br />
Die Saulgauer Firma Förschner<br />
GmbH hat den BUSO-Solardachpreis<br />
2007 in der Kategorie BUSO-<br />
Plus (Solarthermie und Photovoltaik)<br />
gewonnen. Geschäftsführer<br />
Alexander Förschner nahm die<br />
vom BUSO Bund Solardach eG<br />
verliehene Auszeichnung persönlich<br />
entgegen. (shn)<br />
TRIGEMA<br />
Firma des Jahres 2006<br />
Der Burladinger Textilhersteller<br />
Trigema ist von der Initiave Ja-zu-<br />
Deutschland.de zur „Firma des<br />
Jahres 2006“ gewählt worden. Die<br />
Initiative will dazu beitragen,<br />
<strong>Unternehmen</strong>, die sich für den<br />
Standort Deutschland entscheiden,<br />
zu stärken. Mit der Entscheidung<br />
würdigte die Jury die<br />
Entschlossenheit Trigemas, an<br />
einer hohen Fertigungstiefe im<br />
eigenen Haus festzuhalten. (shn)<br />
Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Die erfolgreiche Entwicklung eines <strong>Unternehmen</strong>s braucht einen starken Partner. Wir bieten „klassische“ wie auch<br />
eigenkapitalorientierte Finanzierungen, passend zu Ihrem <strong>Unternehmen</strong>. Wir beraten Sie gern in Ihrem Sparkassen-<br />
Firmenkunden-Center. Mehr Informationen unter www.sparkasse.de. Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 6 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
News<br />
NEUSON-KRAMER<br />
Baugenehmigung<br />
Der Komplettanbieter von Baumaschinen<br />
Neuson-Kramer AG<br />
erhielt Anfang März die offizielle<br />
Baugenehmigung für sein neues<br />
Werk in Pfullendorf. Mit dem Bau<br />
wird im April dieses Jahres begonnen.<br />
Bis im Frühjahr 2008 soll<br />
das Werk bezugsfertig sein. Insgesamt<br />
kostet das Werk 30 Millionen<br />
Euro. Die Belegschaft soll von<br />
150 auf 300 Mitarbeiter erweitert<br />
werden. (tk)<br />
TTE<br />
Geplante Insolvenz<br />
Die Ansprechpartnerin des chinesischen<br />
<strong>Unternehmen</strong>s TCL für<br />
die ehemaligen TTE-Mitarbeiter<br />
hat jetzt vor dem Insolvenz-<br />
Verwalter und Betriebsräten in<br />
Verhandlungen zugegeben, dass<br />
die Insolvenz von TTE in Villingen<br />
mehr oder weniger geplant war.<br />
Damit wurden die Vermutungen<br />
des Betriebsrates und der Gewerkschaft<br />
bestätigt. Ob ihr Auftraggeber<br />
in Hongkong oder Paris<br />
sitzt, erklärte die Anwältin bis<br />
jetzt nicht. (tk)<br />
BIZERBA<br />
Beteiligung an Pesa AG<br />
Das Technologieunternehmen<br />
Bizerba in Balingen (Zweigstelle<br />
in Meßkirch) ist seit Ende Januar<br />
mehrheitlich an der Pesa Waagen<br />
AG in Pfäffikon (Schweiz) beteiligt.<br />
Bizerba, spezialisiert auf<br />
professionelle Systemlösungen<br />
der Wäge-, Informations- und<br />
Food-Servicetechnik, ergänzt<br />
damit sein Angebot: Pesa gehört<br />
in der Wägetechnik zu den Pionieren<br />
der Schwing-Saiten-Technologie.<br />
Bizerba beschäftigt 2660<br />
Mitarbeiter weltweit und setzt<br />
jährlich 377 Millionen Euro um.<br />
(tk)<br />
LIGNUMBAU<br />
Erweiterung<br />
Die Firma Lignumbau – Bauen<br />
mit Holz zieht bald von Hüfingen<br />
ins benachbarte Behla. Als Grund<br />
für den Umzug nannten die<br />
beiden Geschäftsführer Bernd<br />
Baumann und Ralf Ettwein Platzmangel.<br />
Außerdem sei der neue<br />
Standort in Behla ideal für den<br />
Transportverkehr, da das Werkgebäude<br />
eine direkte Anbindung<br />
an die B27 hat. Die Schwerpunkte<br />
des überregional tätigen <strong>Unternehmen</strong>s<br />
liegen beim Agrarbau<br />
mit Maschinenhallen, Reitanlagen<br />
und Pferdestallungen und dem<br />
Hausbau mit Dachausbau. Lignum<br />
beschäftigt einen Meister,<br />
zwei Zimmereigesellen sowie<br />
einen Lehrling. Im Laufe des<br />
Jahres soll außerdem ein Vertriebsmitarbeiter<br />
eingestellt<br />
werden. (tk)<br />
ASTRIUM<br />
Auftrag für Sonde<br />
Astrium in Immenstaad wird im<br />
Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation<br />
ESA die 330<br />
Millionen Euro teure Merkur-<br />
Sonde Bepi-Colombo bauen. Als<br />
letztes Entscheidungsgremium<br />
der ESA stimmte jetzt der „Ausschuss<br />
für das Wissenschaftliche<br />
Programm“ für eine Vergabe an<br />
Europas größtes Raumfahrtunternehmen.<br />
Astrium verantwortet<br />
den Bau als Hauptauftragnehmer,<br />
muss aber darauf<br />
verzichten, dass das teure Fluggerät<br />
in Immenstaad gebaut wird.<br />
Dort wird nur das so genannte<br />
Ingenieurmodell, das zu Testzwecken<br />
gebaut wird, aber nicht<br />
ins All fliegt, hergestellt. Die<br />
Merkur-Sonde Bepi-Colombo soll<br />
im Januar 2013 zum Merkur<br />
starten. Die gesamte Einheit wird<br />
etwa fünf Meter hoch sein und<br />
drei Tonnen wiegen. Rund die<br />
Hälfte ist Treibstoff. Aus einer<br />
polaren Umlaufbahn soll die<br />
Sonde den Merkur mindestens<br />
ein Jahr lang erforschen und<br />
dabei unter anderem die Planetenoberfläche<br />
fotografieren,<br />
Höhenprofile des Planeten erstellen,<br />
sowie die Zusammensetzung<br />
des Merkurs und seiner<br />
Atmosphäre erforschen. (sk)<br />
Leuchten<br />
in alle Welt<br />
◆ Umsatzerwartung: Hess Form + Licht rechnet mit<br />
über 50 Prozent Auslandsanteil – Verhandlungen<br />
um Gießerei-Zukunft<br />
Hess-Leuchten in San Francisco. Im Ausland verdient der Villinger Leuchtenhersteller<br />
dieses Jahr voraussichtlich jeden zweiten Euro. Bilder: Hess<br />
von Norbert Trippl<br />
Villingen-Schwenningen – Beim Villinger<br />
Leuchten-Hersteller Hess Form<br />
+ Licht stehen die Zeichen weiterhin<br />
auf Erfolg. Erstmalig wird das <strong>Unternehmen</strong><br />
in diesem Jahr voraussichtlich<br />
die Hälfte seines Umsatzes im<br />
Ausland erzielen. Für Geschäftsführer<br />
Christoph Hess ein Meilenstein: „Unsere<br />
Arbeitsplätze werden so noch sicherer,<br />
weil wir unabhängiger von<br />
Schwankungen im Inland und auf einzelnen<br />
Märkten werden.“<br />
Gießerei noch geschlossen<br />
Derzeit bewältigt Hess die Folgen des<br />
Gießereibrandes vom Oktober, bei<br />
dem Deckenteile Feuer gefangen hatten.<br />
Obwohl die Feuerwehr die Situation<br />
eigentlich schnell im Griff hatte,<br />
rechnet Hess dennoch mit einem<br />
Schaden von bis zu zwei Millionen Euro.<br />
Die Gießerei ist aktuell geschlossen.<br />
Die Geschäftsleitung diskutiert<br />
mit örtlichen Behörden und Sachverständigen<br />
von Versicherungen seit<br />
nunmehr fast einem halben Jahr. Die<br />
Gussaufträge werden momentan von<br />
drei externen Firmen erledigt, zwei<br />
davon aus Villingen.<br />
Hess setzt auch künftig auf den<br />
Standort Villingen. Dort, wo die Firma<br />
zuletzt 2,5 Millionen Euro für ihr neues<br />
Schaugelände investierte, soll es<br />
nach den Worten von Christoph Hess<br />
auch künftig bergauf gehen. „Villingen<br />
wird noch betonter als unser Headquarter<br />
herausgearbeitet“, sagt der<br />
Geschäftsführer. 180 Menschen arbeiten<br />
hier, die Firma hat eine enorme<br />
Entwicklung hinter sich. Vor fast 40<br />
Jahren hatte Georg Hess mit neun<br />
Mann in einem Holzschuppen die Firma<br />
von seinem Vater übernommen.<br />
Wegen der geschlossenen Gießerei<br />
gibt es auch Sorge bei den fünf Beschäftigten<br />
dieser Abteilung. Hess beruhigt<br />
und verspricht für den heimischen<br />
Standort eine gute Zukunft.<br />
„Wir hätten hier zuletzt nicht so viel<br />
Geld investiert, wenn wir was anderes<br />
wollten“, sagt er. Der Leuchtenhersteller<br />
unterhält einen zweiten Standort in<br />
Löbau/Sachsen mit fast sechzig Beschäftigten.<br />
Produziert<br />
wird auch in den USA im<br />
Bundesstaat South Carolina.<br />
Für den kürzlich an<br />
Land gezogenen Großauftrag<br />
über 3000 Straßenleuchten<br />
für Dubai<br />
versichert Christoph<br />
Hess aber: „Dieser Auftrag<br />
wird komplett in Villingen produziert.“<br />
Unter welchem Kostendruck der<br />
mittelständische Leuchtenhersteller<br />
„Wir werden unabhängiger<br />
von<br />
Schwankungen im<br />
Inland werden.“<br />
CHRISTOPH HESS<br />
Tognum prüft Gang an die Börse<br />
◆ EQT dürfte Gruppe um MTU bald verkaufen – Beteiligung für Mitarbeiter<br />
von Wolfgang Boller<br />
Friedrichshafen – Die Tognum-Gruppe<br />
um die MTU Friedrichshafen prüft<br />
überraschend schnell den Gang an die<br />
Börse. Erst vor knapp einem Jahr hatte<br />
der schwedische Finanzinvestor EQT<br />
den einstigen Daimler-Chrysler-Geschäftsbereich<br />
Off-Highway gekauft<br />
und aus der dazu gehörenden<br />
MTU Friedrichshafen und anderen<br />
Töchtern „Tognum“<br />
gebildet. Dass das <strong>Unternehmen</strong><br />
gewinnbringend<br />
an der Börse verkauft werden<br />
soll, war bei der Übernahme<br />
angekündigt worden.<br />
Dass es so schnell gehen<br />
soll, überrascht manche,<br />
weil es geheißen hatte,<br />
EQT halte seine Beteiligungen<br />
meist etwa fünf Jahre.<br />
Doch das Geschäft der MTU<br />
Friedrichshafen und der anderen<br />
Tognum-Töchter läuft viel besser<br />
als erwartet, die Gewinne scheinen<br />
zu sprudeln, das <strong>Unternehmen</strong> ist<br />
also jetzt schon mehr wert. Zudem<br />
dürfte Tognum Geld für Investitionen<br />
benötigen. Man brauche mehr<br />
Personal und weitere Kapazitäten,<br />
um den Bedarf zu befriedigen, teilte<br />
Tognum-Chef Volker Heuer den Mitarbeitern<br />
mit.<br />
Offiziell wird der Börsengang der<br />
Holding Tognum, nicht der MTU<br />
Friedrichshafen, nur in technischer<br />
und rechtlicher Hinsicht geprüft.<br />
Doch die Vorbereitungen sind weit gediehen.<br />
Die Emissionsbanken stehen<br />
schon fest: Deutsche Bank und Goldman-Sachs.<br />
In den vergangenen Monaten<br />
waren viele Vorbereitungen ge-<br />
MTU-Motor hinter dem Börsenbullen. Finanzinvestor<br />
EQT will Tognum an die Börse bringen. Montage: Steller<br />
troffen worden: Die Umfirmierung der<br />
einstigen MTU-Gruppe in Tognum<br />
soll verhindern, dass Aktionäre das<br />
<strong>Unternehmen</strong> mit der MTU Aero Enginges<br />
(früher MTU München) ver-<br />
wechseln. Es<br />
wurden für Aktionäre<br />
klare<br />
Geschäftsbereiche<br />
und<br />
Zuständig-<br />
agieren muss, wird anhand der Einkaufspreise<br />
deutlich. Zink, Kupfer,<br />
Aluminium: alles ist binnen 24 Monaten<br />
viel teurer geworden.<br />
Hess spricht bei den<br />
Rohstoffen von Preissteigerungen<br />
„zwischen<br />
150 und 300 Prozent“.<br />
Der Erfolg der Firma<br />
Hess bedingt unterdessen<br />
andere Abläufe bei<br />
der Produktion. Weil<br />
große Aufträge wirtschaftlich stimmig<br />
nur in einer sehr großen Halle abgewickelt<br />
werden können, wird in Zukunft<br />
laut Hess der Standort in Löbau immer<br />
keiten geschaffen. Die Brennstoffzellen-Tochter<br />
CFC Solutions wurde<br />
komplett übernommen, der Minderheitsanteil<br />
am französischen Dieselmotorenbauer<br />
SMT-Pielstick an MAN<br />
verkauft. Die Pressestelle übte sich in<br />
der Her<strong>ausgabe</strong> von Quartalsberichten<br />
und suchte einen Finanzpressesprecher.<br />
Jetzt soll die Rechnungslegung<br />
vom US-amerikanischen auf<br />
internationalen Standard umgestellt<br />
sowie die Tognum<br />
GmbH<br />
wichtiger. „Der Villinger Standort ist<br />
für wirklich sinnvolle und effektive<br />
Großserien aufgrund der vielen Gebäude<br />
und Stockwerke hier eigentlich<br />
ungeeignet“, sagt er. Deshalb werden<br />
die größeren Stückzahlen in Sachsen,<br />
die mittleren und kleinen Stückzahlen<br />
in Villingen gefertigt.<br />
Hess war im Jahr 2006 für Besucher<br />
ein attraktives Ziel. Über 1500 Fachbesucher<br />
seien angereist, darunter ganze<br />
Gemeinderats-Gremien, sagt Christoph<br />
Hess. „Die Globalisierung ist bei<br />
uns Realität“, sagt Hess. Wettbewerber<br />
agieren aus Großbritannien, aus ehemaligen<br />
Ostblockländern und den<br />
USA. Gerade in den Vereinigten Staaten<br />
ist Hess bestens aufgestellt. „Dort<br />
haben wir jetzt den Durchbruch geschafft“,<br />
sagt Hess und berichtet von<br />
einem 40-prozentigen Umsatzwachstum.<br />
Am Heimatstandort Villingen<br />
will Hess künftig noch stärker die gehobenen<br />
Arbeitsplätze bevorraten:<br />
„Entwicklung, Musterbau, Kleinserien,<br />
Administration und das Kaufmännische.“<br />
Die gute Nachricht für Villingen:<br />
Hier erwartet Hess, dass die Zahl<br />
der Arbeitsplätze mittelfristig „sogar<br />
leicht um einige Stellen steigen wird“.<br />
Und in Löbau? „Da produzieren wir<br />
künftig verstärkt“, sagt Christoph<br />
Hess. „Obwohl wir international an<br />
den Märkten selbst aktiv sind, produzieren<br />
wir ausschließlich in Deutschland<br />
und in South Carolina“, sagt er.<br />
in eine Aktiengesellschaft umgewandelt<br />
werden.<br />
Der Betriebsrat soll den Börsengang<br />
unterstützen. „Ein Gang an die Börse<br />
bietet unserem <strong>Unternehmen</strong> eine<br />
weiterhin gute Perspektive für weitere<br />
Wachstumsimpulse und sichert die<br />
Arbeitsplätze. Daher unterstützen wir<br />
diesen Kurs“, sagt Karl-Heinz Wulle,<br />
stellvertretender Vorsitzender des<br />
Aufsichtsrates und Vorsitzender des<br />
Konzernbetriebsrates. Denn es gibt<br />
Pläne, die Mitarbeiter per Investiv-<br />
„Ein Gang an die Börse<br />
sichert die Arbeitsplätze.“<br />
TOGNUM-BETRIEBSRATS-CHEF<br />
KARL-HEINZ WULLE<br />
lohn am <strong>Unternehmen</strong>serfolg zu beteiligen.<br />
Laut einer internen Mitteilung<br />
soll es möglich sein, eine Einlage<br />
innerhalb von drei Jahren zu vervierfachen,<br />
wenn das Geschäft gut läuft.<br />
Wenn nicht, soll es die Starteinlage zurückgeben.Ob<br />
und wann Tognum an<br />
die Börse geht, soll der Aufsichtsrat<br />
„später im Jahr“ entscheiden. Kenner<br />
halten Frühjahr oder Herbst für den<br />
richtigen Zeitpunkt und schätzen,<br />
dass Tognum die Aufnahme in den M-<br />
Dax anstrebt. EQT wird wohl einen<br />
Teil der Aktien behalten. Auch die Familie<br />
Schmid-Maybach soll beteiligt<br />
bleiben.
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 7<br />
Geschäft mit Lkw-Getrieben brummt<br />
◆ Autozulieferer ZF erwartet 2007 für seinen Stammsitz Friedrichshafen 7 Prozent Wachstum – Einstellungen geplant<br />
von Peter Ludäscher<br />
Friedrichshafen – Am Stammsitz des<br />
Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen<br />
AG gehen die Geschäfte gut. Der<br />
hier dominierende <strong>Unternehmen</strong>sbereich<br />
Nutzfahrzeug- und Sonderantriebstechnik<br />
hat 2006 am Standort<br />
Friedrichshafen den Umsatz um 8<br />
Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gesteigert.<br />
Auch für das laufende Jahr sind<br />
die Aussichten erfreulich, wie der für<br />
den <strong>Unternehmen</strong>sbereich zuständige<br />
ZF-Vorstand Wolfgang Vogel vor<br />
Journalisten berichtete.<br />
Zu dem <strong>Unternehmen</strong>sbereich gehören<br />
noch weitere Standorte in Europa,<br />
Amerika und Asien – unter anderem<br />
in Ungarn, Frankreich, Brasilien<br />
und den USA. Insgesamt setzten die<br />
Niederlassungen im vergangenen Jahr<br />
1,8 Milliarden Euro um, 8 Prozent<br />
mehr als im Vorjahr. Damit lag diese<br />
Sparte, die vor allem Lkw- und Busgetriebe<br />
herstellt, sogar noch etwas über<br />
dem Durchschnitt des Konzerns. ZF<br />
hat den Umsatz 2006 nach vorläufigen<br />
Zahlen um 7 Prozent auf 11,64 Milliarden<br />
Euro gesteigert.<br />
Für 2007 gehen Marktkenner zwar<br />
von einem Wachstum des Marktes für<br />
kleinere Nutzfahrzeuge (plus 4,6 Prozent)<br />
aus, für schwerere Nutzfahrzeuge<br />
über 6 Tonnen erwarten sie jedoch<br />
einen Rückgang von 4,4 Prozent. Vogel<br />
„Wir erwarten wieder ein<br />
Jahr des Wachstums.“<br />
WOLFGANG VOGEL, ZF-VORSTAND FÜR<br />
NUTZFAHRZEUG- UND SONDERAN-<br />
TRIEBSTECHNIK<br />
kann diese Prognose für sein <strong>Unternehmen</strong><br />
nicht bestätigen: „Wir erwarten<br />
wieder ein Jahr des Wachstums.“<br />
Nach den bisher vorliegenden Bestellungen<br />
gehe ZF bei seinen<br />
Nutzfahrzeug-Getrieben von<br />
einem Umsatzwachstum<br />
um 7 Prozent auf 1,9 Milliarden<br />
Euro aus, sagte Nutzfahrzeug-Chef<br />
Vogel.<br />
Die Mitarbeiterzahl soll<br />
um 3 Prozent auf 7300 steigen.<br />
Im Vorjahr hatte ZF<br />
das Wachstum mit einer<br />
Belegschaftsausweitung<br />
von nur einem Prozent<br />
bewältigt.<br />
Bei den Einstellungen des<br />
Jahres 2007 steht die personelle<br />
Stärkung von Forschung<br />
und Entwicklung im Vordergrund.<br />
Dabei wird die Hybridtechnik,<br />
die Verbindung von Verbrennungs-<br />
und Elektromotor, einen<br />
Schwerpunkt bilden. Am<br />
Standort Friedrichshafen, dem Forschungsschwerpunkt,<br />
soll die Mitarbeiterzahl<br />
sogar um 4 Prozent auf 4900<br />
zunehmen.<br />
Wie Vogel weiter berichtete, profitiert<br />
das Werk Friedrichshafen deutlich<br />
von der Zulieferung von Teilen an<br />
Markdorf – Das Markdorfer <strong>Unternehmen</strong><br />
Kumagroup ist im vergangenen<br />
Jahr deutlich gewachsen. 45 Millionen<br />
Euro konnte die Holding im<br />
Jahr 2006 erwirtschaften. Mehr als die<br />
Hälfte des Gruppenumsatzes (23,2<br />
Millionen Euro) hat das Kumatronik<br />
Systemhaus eingefahren. Laut Geschäftsführer<br />
Wolfgang Pfeil sind dafür<br />
vor allem zwei Dinge verantwortlich:<br />
Der Großauftrag der brasilianischen<br />
Bundespolizei sowie die Gründung<br />
des Kumatronik Service-Centers<br />
im Mai vergangenen Jahres. „Die Lieferung<br />
von IT-Infrakstruktur für die forensischen<br />
Labore der Bundespolizei<br />
ist Neuland für uns und eine spannende<br />
Herausforderung“, sagt Pfeil.<br />
Partnerschaft mit HP<br />
Mit der Einrichtung einer Kundenbetreuung<br />
wolle man den Abnehmern<br />
ein Rundum-Paket über das gesamte<br />
Leistungsportfolio der Kumatronik<br />
anbieten. Im laufenden Jahr wolle<br />
man sich auf die strategischen Partner<br />
wie Hewlett Packard und Microsoft<br />
fokussieren. Außerdem setze man auf<br />
Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter.<br />
2006 hat das Systemhaus dafür<br />
150 000 Euro investiert.<br />
Weiterer Schwerpunkt des Kumatronik<br />
Systemhauses soll die Entwicklung<br />
der Standorte in Süddeutschland<br />
die ausländischen<br />
ZF-Standorte.<br />
Die Produktion von Teilesätzen werde<br />
2007 um 150 Prozent steigen und bereits<br />
8 Prozent der Gesamtproduktion<br />
ausmachen. „Diese Lieferungen sichern<br />
und stärken den Standort Friedrichshafen“,<br />
sagte der ZF-Vorstand.<br />
sein. „Wir planen eine Niederlassung<br />
in Augsburg“, sagt Pfeil. Der Münchner<br />
Standort, der als Ersatz für die ehemalige<br />
Niederlassung in Berlin geschaffen<br />
wurde, soll in diesem Jahr<br />
ausgebaut werden. Als nächstes wolle<br />
man sich an der Rheinachse Richtung<br />
Karlsruhe orientieren.<br />
Die Kumavision AG als Spezialist für<br />
Software zur Abwicklung kaufmännischer<br />
Abläufe realisierte in ihrem Bereich<br />
den höchsten Umsatz seit Bestehen.<br />
Vorstand Markus Schrade führt<br />
das auf die zunehmend internationale<br />
Tätigkeit der Kunden zurück. „Auch<br />
Weltkonzerne haben sich inzwischen<br />
Einen Wachstumsschub verspricht<br />
sich Vogel von den Getrieben für leichte<br />
Nutzfahrzeuge wie Transporter,<br />
Vans und Pickups. Hier ist der Marktanteil<br />
von ZF noch vergleichsweise<br />
niedrig, weil zahlreiche Hersteller diese<br />
Getriebe selbst fertigen. Das beginnt<br />
sich zu ändern. So hat ZF von<br />
Nissan den Auftrag zur Fertigung von<br />
Kumagroup mit Umsatzplus<br />
◆ Markdorfer IT-<strong>Unternehmen</strong> legt Bilanz vor – Kumatronik verdient an Großauftrag aus Brasilien<br />
von Denise Bernard<br />
Kumagroup<br />
Kurt Striedacher und Manfred Wahl<br />
gründeten die Kumatronik Datentechnik<br />
GmbH 1981 in Bavendorf.<br />
1993 machte das <strong>Unternehmen</strong><br />
Markdorf zu seinem Hauptsitz. Inzwischen<br />
umfasst die Kumagroup drei<br />
Geschäftsbereiche an zwölf Standorten<br />
in Deutschland und Österreich,<br />
die sowohl Dienstleistungen als auch<br />
Produkte der Informationstechnologie<br />
anbieten. Zum <strong>Unternehmen</strong> gehören<br />
die Kumatronik Systemhaus GmbH<br />
mit Schwerpunkt auf IT-Infrastrukturen,<br />
die Kumavision AG als Spezialist für<br />
Software zur Abwicklung kaufmän-<br />
Kumagroup-Chef Kurt Striedacher<br />
nischer Abläufe sowie die Kumatronik<br />
Software GmbH mit Softwarelösungen<br />
für <strong>Unternehmen</strong>skommunikation.<br />
Den beiden Gründern Kurt Striedacher<br />
und Manfred Wahl gehören noch je<br />
30 Prozent der Kumagroup. Die<br />
restlichen 40 Prozent hält ein Tochterunternehmen<br />
der DZ-Bank aus Frankfurt.<br />
Derzeit beschäftigt die Kumagroup<br />
mehr als 300 Mitarbeiter, 125<br />
davon am Standort Markdorf. In<br />
diesem Jahr gelang der Firma den<br />
Geschäftsführern zufolge das historisch<br />
beste Gruppenergebnis. Der<br />
Personalbestand wurde 2006 um gut<br />
14 Prozent aufgestockt. (deb)<br />
W. Vogel mit AS-<br />
Tronic-Getriebe<br />
von ZF, das<br />
auch im<br />
DAF XF<br />
105<br />
arbeitet.<br />
Transportergetrieben<br />
erhalten.Vogel sieht ZF<br />
im laufenden Jahr vor besonderen<br />
Herausforderungen.<br />
Der Preisdruck seitens der Kunden<br />
sei unverändert stark. Gleichzeitig<br />
sei aber mit weiteren Kostensteigerungen<br />
bei Rohmaterial, Energie<br />
und Löhnen zu rechnen.<br />
entschieden, mit unserem Produkt zu<br />
arbeiten“, sagt Schrade. Wachstumspotenziale<br />
sieht er vor allem in<br />
den Bereichen Soziale Einrichtungen,<br />
Reifenhandel sowie Maschinen- und<br />
Anlagenbau. Kumavision wurde im<br />
vergangenen Jahr mit den Microsoft-<br />
Auszeichnungen „Inner Circle Award“<br />
und „President’s Club Award“ für ihre<br />
Leistungen bei der Realisierung von<br />
Kundenprojekten ausgezeichnet und<br />
gehört damit zu den 200 besten Partnern<br />
weltweit.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> Kumatronik<br />
Software wurde 2006 mit dem IBM<br />
Lotus Award für die weltweit beste<br />
Mittelstandslösung ausgezeichnet.<br />
Große Zukunftschancen sieht Geschäftsführer<br />
Wolfgang Brugger im<br />
Ausbau der Branchenlösungen für<br />
den Online-Kraftfahrzeug-Teilehandel.<br />
Des Weiteren wolle man überregionale<br />
Partner gewinnen.<br />
Kurt Striedacher, neben Manfred<br />
Wahl Geschäftsführer der Kumagroup,<br />
sprach von einem erfolgreichen<br />
Geschäftsjahr. Insgesamt konnte<br />
der Umsatz um 2,7 Prozent gesteigert<br />
werden. Das Ziel für die kommenden<br />
fünf Jahre sei ein Umsatz von mehr als<br />
75 Millionen Euro. „Es müssten aber<br />
auch die 100 Millionen Euro zu knacken<br />
sein“, sagt er. „Wir sind sehr gut<br />
gerüstet für die Zukunft. In Oberschwaben<br />
sehen wir uns noch immer<br />
als Platzhirsch“, so Striedacher.<br />
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News<br />
KARL SPÄH<br />
Stammsitz erweitert<br />
Der Dichtungshersteller Karl<br />
Späh GmbH & Co. KG baut seinen<br />
Stammsitz in Scheer aus. Laut<br />
Geschäftsführer Alfred Späh<br />
investierte das <strong>Unternehmen</strong> im<br />
vergangenen Jahr 4 Millionen<br />
Euro in den Ausbau der Nutzfläche,<br />
die jetzt um 3200 Quadratmeter<br />
vergrößert ist. Die Erweiterung<br />
ist Teil einer Ablaufoptimierung,<br />
die den ganzen<br />
Betrieb umfasst und der bis zum<br />
Jahr 2010 noch weitere Stufen<br />
folgen sollen. Ziel der Erweiterung<br />
ist es, Aufträge möglichst schnell<br />
auszuliefern, da Eilaufträge nach<br />
<strong>Unternehmen</strong>sangaben das<br />
eigentliche Tagesgeschäft sind.<br />
Späh produziert unter anderem<br />
Dichtungen, Stanzteile sowie<br />
Dreh- und Frästeile. Der Umsatz<br />
der Späh-Gruppe (Tochterfirmen<br />
in Bad Bevensen und Norderstedt)<br />
wird in diesem Jahr voraussichtlich<br />
die Rekordmarke von 45<br />
Millionen Euro (Vorjahr: 38 Millionen<br />
Euro) übersteigen. Am<br />
Stammsitz Scheer arbeiten derzeit<br />
310 Mitarbeiter (2006: 295), insgesamt<br />
beschäftigt Späh knapp<br />
430 Mitarbeiter. (hot)<br />
MEDIZINTECHNIK<br />
Negativpreis für Kopien<br />
Die Karl Storz GmbH in Tuttlingen,<br />
Hersteller von medizintechnischen<br />
Endoskopen und<br />
endoskopischen Geräten, identifiziert<br />
zunehmend <strong>Unternehmen</strong>,<br />
die Produkte von Karl Storz unrechtmäßig<br />
kopieren. In den<br />
vergangenen zwei Jahren haben<br />
17 Firmen ein Standard-Set aus<br />
der Urologie – das Resektoskoparbeitselement<br />
– quasi identisch<br />
nachgeahmt, so das <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Die Aktion Plagiarius e.V.<br />
hat acht Produktkopien den<br />
Negativpreis „Plagiarius“ verliehen.<br />
Das Leitmotto der Aktion:<br />
„Innovation vs. Imitation -<br />
„Plagiarius“ prangert Dreistigkeit<br />
& Einfallslosigkeit von<br />
Nachahmern an!“ Die „Auszeichnungen“<br />
gehen u.a.<br />
an: Ackermann Instrumente<br />
GmbH, Rietheim-<br />
Weilheim; Gimmi<br />
GmbH, Tuttlingen;<br />
Mahe-Barthelmes<br />
Medizintechnik<br />
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Wir beflügeln den Bodensee<br />
581 Werbeagentur
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 8 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
News<br />
PZWEI<br />
Jetzt in Ravensburg<br />
Die Vorarlberger Presseagantur<br />
Pzwei Pressearbeit expandiert<br />
nach Deutschland und hat jetzt<br />
eine Niederlassung in Ravensburg<br />
eröffnet. Aufgebaut wird das<br />
deutsche Standbein der österreichischen<br />
Agentur von René<br />
Kius. Der 41-Jährige betreut ab<br />
sofort die Pzwei-Kunden im<br />
deutschen Bodenseeraum. Der<br />
langjährige Journalist und PR-<br />
Fachmann ist verheiratet und<br />
Vater von zwei Kindern. (sk)<br />
DR. WALSER DENTAL<br />
Best Factory Award<br />
Der Geschäftsführer und Inhaber<br />
der Dr. Walser Dental, Gerhard R.<br />
Daiger, erreichte den dritten Platz<br />
beim „International Best Factory<br />
Award“. Gleich auf Anhieb belegte<br />
die Dr.Walser Dental, Hersteller<br />
für zahnärztliche Instrumente, bei<br />
der Teilnahme an diesem Benchmarking-Projekt<br />
in der Kategorie<br />
Hersteller diesen Spitzenplatz.<br />
Der Veranstalter „Markt und<br />
Mittelstand“ lud Ende Februar zur<br />
Preisverleihung in das Axel-Springer-Gebäude<br />
in Berlin ein. Die<br />
„International Best Factory<br />
Awards“ werden jährlich in Großbritannien,<br />
Italien und Deutschland<br />
durchgeführt. Wegen der<br />
Vergleichsmöglichkeiten ist die<br />
Methode bei der Sammlung der<br />
Daten identisch. Außerdem wurde<br />
die Dr. Walser Dental für den<br />
Wirtschaftspreis „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ nominiert, der im<br />
Herbst von der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung vergeben wird. Die Dr.<br />
Walser Dental wurde vor allem für<br />
die Gesamtentwicklung des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
nominiert. (brü)<br />
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Kraftakt bei Lohn und Gehalt<br />
◆ Entgelt-Rahmenabkommen: Wie Diehl Aerospace die Einkommen für Angestellte und Arbeiter neu ermittelt<br />
von Barbara Müller<br />
Überlingen – Noch immer gibt es in<br />
der Arbeitswelt zwei Klassen: die Arbeiter<br />
und die Angestellten. Warum,<br />
weiß eigentlich niemand mehr so ganz<br />
genau, aber vor gut 100 Jahren wurde<br />
in der Industrie die Zweiteilung bei<br />
der Entlohnung eingeführt: Arbeiter<br />
erhalten seither Lohn, Angestellte Gehalt.<br />
Diesem System setzt der im Jahr<br />
2003 verabschiedete Tarifvertrag über<br />
das Entgelt-Rahmenabkommen<br />
(ERA-TV) in der Metall- und Elektroindustrie<br />
nun ein Ende. Mit ihm wurde<br />
ein neues System geschaffen, um<br />
Arbeitsplätze zu bewerten und hierüber<br />
das Einkommen von tariflich Beschäftigten<br />
zu ermitteln.<br />
Leider wurde der ERA-TV nicht einheitlich<br />
vereinbart, sondern erfreut<br />
sich in den elf verschiedenen Tarifgebieten<br />
ganz spezifischer Ausgestaltungen.<br />
Im Januar 2006 wurde in den<br />
ersten Tarifunternehmen der Metallund<br />
Elektroindustrie mit der Einführung<br />
und Umsetzung von ERA begonnen.<br />
Bis Ende 2008 soll ERA flächendeckend<br />
auch in ganz Baden-Württemberg<br />
eingeführt sein.<br />
„Der ERA-TV bietet einen einheitlichen<br />
Entgeltaufbau für Arbeiter und<br />
Angestellte“, so Jürgen Roos. Der Leiter<br />
der Personalprozesse bei Diehl Aerospace<br />
GmbH (Überlingen) ist gemeinsam<br />
mit Personalleiter Ernfried<br />
Sehnke für die Einführung und Umsetzung<br />
von ERA bei Diehl verantwortlich.<br />
Das ERA ermögliche, so Roos,<br />
nunmehr im Tarifbereich die Einführung<br />
neuer Leistungsentgeltsysteme,<br />
wie zum Beispiel Zielvereinbarungen.<br />
Die Entlohnung eines Mitarbeiters<br />
basiert bei ERA auf drei Elementen:<br />
dem Grundentgelt, dem Belastungsentgelt<br />
beziehungsweise der Belastungszulage<br />
und dem Leistungsentgelt.<br />
Sie ergeben das persön-<br />
ERA<br />
Entgeltrahmentarifvertrag ERA: Mit<br />
dem Tarifvertrag über das Entgelt-<br />
Rahmenabkommen (ERA-TV) im<br />
Jahr 2003 wurde ein neues System<br />
in der Metall- und Elektroindustrie<br />
geschaffen, um das Einkommen<br />
von Beschäftigten zu ermitteln.<br />
Ziele sind ein „einheitliches, faires<br />
Entgeltsystem für Arbeiter und<br />
Angestellte“ sowie die Aufhebung<br />
der über 100-jährigen Zweiklasseneinteilung<br />
bei der Entlohnung<br />
(Lohn für Arbeiter, Gehalt für Angestellte).<br />
Der ERA-TV wird in<br />
jedem der insgesamt elf verschiedenen<br />
Tarifgebiete spezifisch<br />
ausgestaltet und umgesetzt. Der<br />
Einführungsprozess startete am 1.<br />
Januar 2006. Bis Ende 2008 soll<br />
der ERA-TV flächendeckend in den<br />
Tarif-<strong>Unternehmen</strong> der Metall- und<br />
Elektroindustrie Baden-Württemberg<br />
eingeführt sein. (bab)<br />
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Ernfried Sehnke, Leiter Personal, und Jürgen Roos, Leiter Personalprozesse,<br />
sind bei der Diehl Aerospace GmbH in Überlingen für die Einführung und<br />
Umsetzung des Entgeltrahmentarifvertrags ERA verantwortlich. Bild: Müller<br />
liche Bruttoentgelt, in das auch nicht<br />
von ERA beeinflusste Bestandteile (etwa<br />
Nacht- und Feiertagszuschläge<br />
oder außertarifliche Zulagen) einfließen<br />
können. In einem betrieblichen<br />
Übergangsprozess werden sowohl eine<br />
betriebliche Entgeltsumme wie<br />
auch der individuelle Besitzstand gesichert,<br />
so Roos.<br />
ERA-TV entkoppelt die Person vom<br />
Arbeitsplatz. Die Arbeitsplätze werden<br />
im Rahmen der Aufbauorganisation<br />
neu bewertet und es erfolgt eine Einstufung<br />
gemäß den ERA-Niveaubeispielen.<br />
Hierfür stehen in Baden-<br />
Württemberg 122 verbindliche Niveaubeispiele<br />
zur Verfügung. In Hessen<br />
hingegen, berichtet Sehnke, seien<br />
die 108 Niveaubeispiele nur als Orientierungshilfe<br />
gedacht. Während es in<br />
Baden-Württemberg 17 Entgeltgruppen<br />
gibt, sind es in Hessen nur elf, in<br />
Bayern zwölf. Bei der tarifkonformen<br />
Beschreibung der Arbeitsplätze seien<br />
Überlingen – „Sehen Sie den Mitarbeiter<br />
als Kunde ihres <strong>Unternehmen</strong>s.<br />
Die Kompetenzen eines <strong>Unternehmen</strong>s<br />
ergeben sich aus der Summe der<br />
Kompetenzen seiner Mitarbeiter.“ Aus<br />
diesen zwei Feststellungen leitet Werner<br />
Kotschenreuther eine ganze Reihe<br />
von Forderungen an die Personalplanung<br />
einer <strong>Unternehmen</strong>sleitung ab.<br />
Die Personalplanung müsse darauf abzielen,<br />
in Mitarbeitern Menschen zu sehen,<br />
die zum Gelingen des wirtschaftlichen<br />
Erfolges beitragen und nicht lästige<br />
Verursacher von Kosten sind.<br />
Seine Ideen trug der Personalleiter<br />
des Fernsehherstellers Loewe (Kronach)<br />
auf dem Marketing-Tag Bodensee<br />
in Überlingen vor. Wer sein Personal<br />
nur verwaltet, steht in der Gefahr,<br />
auf Dauer nicht die Mitarbeiter zur Verfügung<br />
zu haben, die er braucht, um<br />
wettbewerbsfähig zu sein. Deshalb, so<br />
Kotschenreuther, ist kluges Personalmarketing<br />
unerlässlich. In die Zukunft<br />
denken, die Mitarbeiter pflegen, auf die<br />
Weitergabe von Kompetenzen achten,<br />
damit nicht wichtiges Wissen verloren<br />
geht, wenn Mitarbeiter das <strong>Unternehmen</strong><br />
verlassen, für eine ausgewogene<br />
Altersverteilung sorgen, Vorsorge für<br />
die Zeit treffen, in der die Zahl der jungen<br />
Menschen abnimmt, das sind für<br />
ihn wichtige Anforderungen an eine<br />
gute Personalpolitik.<br />
Anhand zweier Leitfragen lassen<br />
sich Hinweise auf das Personalmarketing<br />
gewinnen. Welche Qualifikation/<br />
Kompetenz braucht das <strong>Unternehmen</strong>,<br />
um morgen erfolgreich im Markt<br />
zu bestehen? Über welche Kompetenz/Qualifikation<br />
verfügt das <strong>Unternehmen</strong><br />
heute und wie wird sich dieser<br />
Bestand im Planungszeitraum verändern?<br />
Vergleicht man die Antworten,<br />
finden sich Hinweise darauf, wo<br />
etwas verändert werden sollte.<br />
Wer als Personalleiter die folgende<br />
Fragen beantwortet, spürt, um was es<br />
geht, wenn man den Mitarbeiter als<br />
Kunden sieht:<br />
Welche Ziele verfolgt der Mitarbeiter?<br />
auch jeweils die örtlichen Arbeitgeberverbände<br />
gefordert, damit die Eingruppierungen<br />
zügig abgeschlossen<br />
werden könnten. „In Baden-Württemberg<br />
haben wir sowohl von Seiten der<br />
Gewerkschaft als auch vom Arbeitge-<br />
berverband eine positive Unterstützung<br />
bei der ERA-Einführung erfahren“,<br />
unterstreicht Sehnke.<br />
Der ERA-Gedanke kursiere in<br />
Deutschland schon lange, sagt Personalleiter<br />
Sehnke. Bereits 1989 habe es<br />
erste Gespräche über einen solchen<br />
Tarifvertrag gegeben. Die Verhandlungen<br />
wurden 1996 wegen Streitigkeiten<br />
über die Schutzfunktion des Tarifver-<br />
In welcher Lebensphase lebt der Mitarbeiter?<br />
Welche Perspektiven werden geboten?<br />
Kann sich der Mitarbeiter langfristig<br />
motiviert und wertschöpfend einbringen?<br />
trags durch die Arbeitgeber unterbrochen,<br />
nach einigen Monaten aber wieder<br />
fortgesetzt. „ERA ist zeitgemäß<br />
und bringt klare Strukturen. ERA ist<br />
aber auch sehr komplex“, betont<br />
Sehnke. Bis Ende 2007 wollen Sehnke<br />
und Roos ERA eingeführt haben. „Da<br />
die Diehl Aerospace GmbH zwei weitere<br />
Standorte in Frankfurt (Hessen)<br />
und Nürnberg (Bayern) hat, haben wir<br />
es mit drei verschiedenen ERA-Ausgestaltungen<br />
zu tun“, berichtet Sehnke.<br />
Darüber hinaus gelte es hier mit drei<br />
unterschiedlichen Gewerkschaftsregionen<br />
zusammenzuarbeiten, die in<br />
Bezug auf ERA keine einheitliche Haltung<br />
zeigen.<br />
„Ohne Transparenz, umfassende<br />
Information und stetige Kommunikation<br />
mit den Beschäftigten und den<br />
Betriebsratsgremien kommen wir<br />
nicht ans Ziel“, weiß Sehnke aus Erfahrung.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> hat an seinen<br />
drei Standorten insgesamt rund<br />
1200 Beschäftigte, 69 Prozent sind Tarifbeschäftigte.<br />
Kein einziger Mitarbeiter<br />
werde bei der Umstellung auf<br />
ERA finanziell schlechter gestellt, betont<br />
Sehnke. Die Komplexität des Tarifvertrags<br />
und das neue Bewertungssystem<br />
aber verunsicherten viele.<br />
Bei der Diehl Aerospace wurden die<br />
Führungskräfte bezüglich ERA-Einführung<br />
schon früh geschult. „Wir haben<br />
sie auf Fragen vorbereitet, die seitens<br />
der Mitarbeiter mit Sicherheit gestellt<br />
werden“, erzählt Roos. Auch die<br />
Betriebsräte seien von Anfang an mit<br />
ins Boot geholt und über alles detailliert<br />
informiert worden. Der hohe Zeitund<br />
Kommunikationsaufwand habe<br />
sich gelohnt: „Nur wenn alle gemeinsam<br />
in eine Richtung agieren, kann die<br />
ERA-Einführung unproblematisch erfolgen.“<br />
Bei der Diehl Aerospace am<br />
Standort Überlingen jedenfalls gebe<br />
es bislang nur eine geringe Anzahl an<br />
Reklamationen gegen die Neubewertung<br />
der Arbeitsplätze. „Somit haben<br />
wir wohl gemeinschaftlich ERA gut<br />
umgesetzt“, resümiert Sehnke.<br />
Ernfried Sehnke und Jürgen Roos<br />
bieten auch Infoveranstaltungen<br />
zum Thema ERA-TV an. Kontakt und weitere<br />
Infos unter Telefon 07551/89-01 oder<br />
07551/89-02.<br />
Der Mitarbeiter als Kunde<br />
◆ Loewe-Personalchef Werner Kotschenreuther: Personalplanung braucht Weitblick<br />
von Adalbert Brütsch<br />
„Wir haben die Führungskräfte<br />
auf Fragen der Mitarbeiter<br />
vorbereitet.“<br />
DIEHL-PERSONALER JÜRGEN ROOS<br />
Werner Kotschenreuther. Bild: Baur<br />
Kotschenreuther zu…<br />
Leistungsfähigkeit und Innovationkraft<br />
älterer Mitarbeiter: „Diese<br />
Fähigkeiten sind nicht altersabhängig.<br />
Es ist falsch, Mitarbeitern die beispielsweise<br />
über 50 Jahre alt sind, diese<br />
Kompetenzen abzusprechen. Es gibt<br />
ältere und jüngere Beschäftigte, die<br />
diese Fähigkeiten besitzen oder nicht<br />
besitzen. Allerdings ist es für alle<br />
Altersgruppen wichtig, sich durch<br />
Weiterbildung auf dem <strong>aktuelle</strong>n Stand<br />
des Wissens zu halten. Wer ältere<br />
Mitarbeiter als weniger leistungsfähig<br />
einschätzt, schadet sich selbst.“<br />
Gute Fachkräfte gewinnen: „Ich<br />
halte eine gute Ausbildung im <strong>Unternehmen</strong><br />
für wichtig. Man sollte selbst<br />
die Berufe ausbilden, die man haben<br />
möchte. Außerdem sollte man für die<br />
Aufstiegsweiterbildung sorgen, etwa,<br />
Wie zufrieden sind Mitarbeiter?<br />
Sind Veränderungen notwendig und<br />
möglich? Oder allgemeiner formuliert:<br />
Inwieweit gelingt es, die Strategie des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s mit der Strategie des<br />
Mitarbeiters in Einklang zu bringen?<br />
Allerdings gibt es auch Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter. „Sie tragen<br />
Mitverantwortung für den Erhalt ihrer<br />
Fähigkeiten und ihrer Innovationskraft,<br />
und sie sollten sich um ihre Weiterbildung<br />
kümmern“, bemerkt der<br />
Loewe-Personaler. „Sich einfach treiben<br />
lassen, bis man nicht mehr vermittelbar<br />
ist, ist die falsche Haltung.“<br />
Wenn <strong>Unternehmen</strong>sleitung und Mitarbeiter<br />
ihr Denken verändern und<br />
das längerfristige Überleben des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
im Auge haben, fällt es<br />
leichter, Entscheidungen zum Wohl<br />
aller zu treffen. Das heißt aber eben<br />
auch, dass man überhaupt über den<br />
Tellerrand der Jahresplanung hinausblickt.<br />
Je schneller sich die Verhältnisse<br />
wandeln, desto wichtiger ist dieser<br />
Blick in die Zukunft, stellt Werner Kotschenreuther<br />
fest.<br />
indem man Auszubildenden den<br />
Hochschulbesuch ermöglicht, um sie<br />
hernach wieder als Spezialisten zu<br />
bekommen. Jugendliche, die heute zu<br />
den Verlierern zählen und wenig<br />
Chancen am Arbeitsmarkt haben,<br />
müssen zu Gewinnern von morgen<br />
gemacht werden. Daran mitzuwirken<br />
ist eine Aufgabe von <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Patenschaften mit Schulen sind eine<br />
Möglichkeit. Überhaupt, mit Hauptschulen<br />
ist einiges möglich.“<br />
Umgang mit älteren Mitarbeitern:<br />
„Wer Beschäftigte mit 50 aussortiert,<br />
schneidet sich ins eigene Fleisch. Gute<br />
Fachkräfte werden sich überlegen, ob<br />
sie überhaupt in einen solchen Betrieb<br />
wollen. Wenn Fachleute knapper<br />
werden, überlegen sie sich gut, wo sie<br />
eine längerfristige Perspektive haben<br />
und wo nicht. Die Ex-und-hopp-<br />
Mentalität hat keine Zukunft.“ (brü)
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 9<br />
Don’t be a loner –<br />
play a Hohner<br />
◆ Der Instrumentenbauer Hohner betrieb schon vor 150 Jahren weltweites<br />
Marketing – lange vor Coca-Cola und Mercedes<br />
von Stefan Preuß<br />
Wenn Bob Dylan zu seiner<br />
Mundharmonika „Marine<br />
Band“ greift, zucken die<br />
Klang-Experten bei Matthias<br />
Hohner in Trossingen schon mal<br />
zusammen. Was der Liedermacher<br />
dem Instrument entlockt,<br />
sei eher typisch als schön, heißt<br />
es in der Welt-Hauptstadt der<br />
Mundharmonika. Doch weil Dylan<br />
das Gefühl einer ganzen Generation<br />
in Harmonika-Töne fasste<br />
und damit ein erstklassiger Werbeträger<br />
ist, überwiegt die Freude.<br />
Vor genau 150 Jahren startete Matthias<br />
Hohner in Trossingen mit der<br />
Fertigung des Instrumentes, das in<br />
der Ferne einen neuen Musikstil<br />
prägen sollte, und eine Schwaben-<br />
Story mit vielen Höhen und Tiefen<br />
nahm ihren Lauf.<br />
Die Matthias Hohner AG war bereits<br />
ein Global Player, als es Globalisierung<br />
noch gar nicht gab. „Mein<br />
Feld ist die Welt“ lautete der Wahlspruch<br />
des Gründers. Im Gründungsjahr<br />
1857, Trossingen war nicht<br />
mehr als ein abgelegenes Kaff in einem<br />
armen Landstrich, aus dem die<br />
Menschen in Scharen zumeist nach<br />
Amerika auswanderten, ein durchaus<br />
ambitioniertes Motto. Doch der gewiefte<br />
Geschäftsmann nutzte die Gegebenheiten<br />
zu seinem Vorteil. Über<br />
ausgewanderte Bekannte und Verwandte<br />
lotete Hohner die Exportchancen<br />
in den USA aus und organisierte<br />
den ersten Vertrieb. Mit dem Ergebnis,<br />
dass die Menschen in Übersee ganz<br />
verrückt nach dem „Bläsle“ aus<br />
Schwaben waren. Hohners Söhne<br />
machten den Spruch endgültig wahr:<br />
1922 betrug der Anteil des Auslandsumsatzes<br />
95 Prozent.<br />
Die Erfindung der Mundharmonika<br />
wird Handwerkern in Wien zugeschrieben,<br />
doch gegen das Cleverle<br />
aus Schwaben hatten sie keine Chance.<br />
Hohner ließ sogar einen Vorarbeiter<br />
in Wien anheuern, um hinter das<br />
Geheimnis der Veredelung der so genannten<br />
Stimmzunge zu gelangen, die<br />
den Ton und die Qualität<br />
entscheidend beeinflusst.<br />
Zwei Dinge machten<br />
Hohner schließlich<br />
zum Weltmarktführer.<br />
Bereits 1882 ging in Trossingen<br />
eine Dampfmaschine<br />
in Betrieb, die die<br />
Stimmzungen-Stanzmaschine<br />
antrieb. Fünf Jah-<br />
re später produzierte Hohner jährlich<br />
mehr als eine Million Mundharmonikas<br />
auf damals unvorstellbarem Qualitätsniveau.<br />
Den Rest besorgte das<br />
Marketing.<br />
Hohner war nicht nur ein sehr früher<br />
Global Player, sondern auch bereits<br />
ein internationaler „Brand“, als<br />
es dieses Modewort der Werbestrategen<br />
noch gar nicht gab und weder die<br />
Coke-Flasche, die Shell-Muschel oder<br />
der Mercedes-Stern existierten. Auf jede<br />
einzelne Mundharmonika wurde<br />
die „Trade Mark Hohner“ geprägt. Das<br />
Porträt des Firmengründers mit den<br />
vollen Koteletten dient, lediglich leicht<br />
verändert, bis heute als Erkennungszeichen.<br />
Bereits die Jubiläumsschrift zum 50jährigen<br />
Bestehen vermerkte: „Die<br />
Firma Matth. Hohner macht seit Jahren<br />
eine sehr ausgedehnte, feine und<br />
vielseitige Reklame in allen Ländern<br />
der Welt und erleichtert damit ihren<br />
Kunden tatkräftigst den Verkauf. Ihre<br />
Plakate sind zu internationaler Berühmtheit<br />
gelangt.“ Hans Hohner als<br />
Chef der New Yorker Niederlassung<br />
ersann 1911 den Rotationsobelisk, ein<br />
selbstdrehendes Display für den Ladentisch,<br />
das tausendfach den Händlern<br />
zur Verfügung gestellt wurde. Damit<br />
hatte Hohner die Hoheit an den<br />
Verkaufstheken.<br />
Auch die Sprüche wurden nicht einfach<br />
übersetzt, sondern länderspezifisch<br />
formuliert: „Every Hohner has a<br />
satisfied owner“ hieß es in den USA. In<br />
Deutschland reimte man umfangreicher:<br />
„Lebensfreude Dich durchdringt,<br />
wenn die Hohner singt und<br />
klingt“ oder „Soll sich um Dich die<br />
Menge drängen, so locke sie mit<br />
Hohnerklängen“ hieß es in den 30er-<br />
Jahren. Später in den Fünfzigern trieben<br />
es die Werbeleute nicht minder<br />
blumig: „Hohnerklänge überall, auf<br />
Kostenlose Werbung<br />
für die Trossinger:<br />
Bob Dylan griff in den<br />
1960ern oft zu seiner<br />
Hohner Marine Band.<br />
Bild: Archiv<br />
„Lebensfreude<br />
Dich durchdringt,<br />
wenn die Hohner<br />
singt und klingt.“<br />
HOHNER-WERBESPRUCH<br />
DER 1930ER<br />
dem ganzen Erdenball“ oder „Die Zeit<br />
vergeht noch mal so schnell, erklingt<br />
das Hohner Club-Modell.“<br />
Vor allem in den USA fanden die<br />
Mundharmonikas „made in Germany“<br />
reißenden Absatz. Hohner benannte<br />
1896 ein neues Modell nach<br />
der beliebtesten Militärkapelle des<br />
Landes, und noch heute wird die ständig<br />
modifizierte „Marine Band“ angeboten.<br />
Der damalige Lei-<br />
ter der Kapelle, John Philip<br />
Sousa (Komponist<br />
der „Stars and Stripes“)<br />
stellte sich als Testimonial<br />
zur Verfügung. „Don’t<br />
be a loner – play a Hohner“<br />
wurde zum geflügelten<br />
Spruch.<br />
Den nordamerikanischen<br />
Blues beeinflussten die Hohner-Harmonikas<br />
entscheidend. Zunächst<br />
nur von europäischen und besonders<br />
deutschen Auswanderern gespielt,<br />
trat das preiswerte Instrument<br />
von deren Sammelpunkten vor allem<br />
in Texas und Süd-Carolina ihren Siegeszug<br />
an. Denn mit dem Instrument<br />
ließ sich das „Bending“, also das<br />
blues-typische„schräge“ Halbtonspiel<br />
hervorragend umsetzen.<br />
Die Hohner-Werbestrategen sorgten<br />
dafür, dass herzzerreißende, aber<br />
gleichwohl wahre Stories Verbreitung<br />
fanden. So berichtete Harp-Star Junior<br />
Wells, wie er an seine erste Marine<br />
Band kam. Weil er die geforderten<br />
zwei Dollar in einem Pfandleihhaus<br />
nicht aufbringen konnte, legte er seine<br />
1,50 Dollar auf der Theke und klaute<br />
die Harmonika in einem günstigen<br />
Moment. Natürlich flog die Sache auf<br />
und er kam vor Gericht. Auf die Frage<br />
des Richters während der Verhandlung,<br />
warum er das getan habe, gab Junior<br />
Wells eine kleine Kostprobe seines<br />
Könnens. Reaktion des Richters<br />
nach den Worten des Künstlers: „Er<br />
nahm seinen Geldbeutel heraus, gab<br />
dem Mann seine 50 Cents und brüllte:<br />
Verfahren eingestellt.“ Der Blues und<br />
die Mundharmonika entwickelten<br />
sich gemeinsam fort, und die Instrumente<br />
aus Trossingen bestimmten<br />
den Sound.<br />
Für den größten Marketing-Scoop<br />
in der nun 150-jährigen Geschichte<br />
konnten die Hohner-Strategen freilich<br />
nichts. Walt Schirra hatte als Kommandant<br />
der Raumkapsel Gemini VI<br />
im Dezember 1965 die Miniatur-Harmonika<br />
„Little Lady“ an Bord geschmuggelt.<br />
Er spielte dem Kontrollzentrum<br />
in Houston kurz vor Wiedereintritt<br />
in die Erdatmosphäre „Jingle<br />
Bells“ vor. Das <strong>Unternehmen</strong> nutzte<br />
die Steil-Vorlage des ersten Instru-<br />
mentes im Weltraum umgehend. Bald<br />
hing ein neues Werbeplakat in allen<br />
Geschäften: „Buy a Hohner harmonica.<br />
Learn to play Jingle Bells. And 3 billion<br />
people just might look up to you.”<br />
(Kaufe eine Hohner-Mundharmonika.<br />
Lerne Jingle Bells zu spielen. Und 3<br />
Milliarden Menschen werden zu Dir<br />
aufschauen).<br />
Das Geschäft brummte, auch weil<br />
jene, die aus dem Blues heraus den<br />
Rock ’n’ Roll entwickelten, der Mundharmonika<br />
treu blieben und Hohner<br />
sie dabei unterstützte. Mick Jagger,<br />
ein sehr anerkannter Blues-Harper,<br />
musste seine erste Hohner nicht klauen,<br />
denn die frühen Rolling Stones<br />
standen beim Traditionsunternehmen<br />
unter Vertrag und erhielten Instrumente<br />
kostenlos.<br />
Und auch der Aufstieg der Beatles<br />
begann mit einer Hohner-Mundharmonika.<br />
Die beiden ersten Nummer-<br />
Eins-Hits der Pilzköpfe aus Liverpool,<br />
„Love me do“ und „From me to you“<br />
waren von der Mundharmonika John<br />
Lennons dominiert. Als die Beatles<br />
Buch-Tipp<br />
Zum 150-jährigen Jubiläum von<br />
Matthias Hohner ist im Verlag<br />
PPV-Medien ein opulenter Bildband<br />
mit dem Titel „Legende Hohner<br />
Harmonika“ erschienen. Die Autoren<br />
Haik Wenzel und Martin Häffner<br />
breiten darin wissenschaftlich<br />
fundiert, aber dennoch kurzweilig<br />
zu lesen, die gesamte Geschichte<br />
und den Einfluss der Mundharmonikas<br />
aus Trossingen auf die verschiedensten<br />
Musikstile aus. (pre)<br />
Häffner/Wenzel: Legende Hohner<br />
Harmonika, 240 Seiten, vierfarbig,<br />
PPV-Medien 2006, 48 Euro, ISBN:<br />
978-3-937841-34-2.<br />
1964 zu ihrer ersten USA-Tournee starteten,<br />
hatte Hohner alle Händler mit<br />
einem speziellen „attention-getting<br />
Beatles blister pack“ ausgestattet.<br />
Doch Lennon griff auf der Tournee<br />
nicht zur Mundharmonika, weil er ja<br />
schlecht simultan die Rhythmusgitarre<br />
zupfen konnte. Ohne die, behaupten<br />
böse Zungen, wäre der metrisch limitierte<br />
Ringo Starr am Schlagzeug<br />
aber aufgeschmissen gewesen. Bob<br />
Dylan schließlich nutzte die „Marine<br />
Band“, um das Gefühl einer ganzen<br />
Generation in Töne zu gießen. Nicht<br />
virtuos, aber ausdrucksstark. Wer<br />
kennt nicht „Blowin’in the wind“, „Like<br />
a rolling stone“ und „All along the<br />
watchtower” – drei Welthits mit der<br />
Mundharmonika als Hauptinstrument?<br />
Falsche Produktentscheidungen<br />
und Billigkonkurrenz aus Fernost<br />
setzten Hohner ab den 1980er Jahren<br />
immer mehr zu, das <strong>Unternehmen</strong><br />
geriet in Schieflage. 1997<br />
schließlich gingen die Mehrheitsanteile<br />
an eine taiwanesische Investmentgruppe,<br />
die noch heute<br />
engagiert ist. An der Stuttgarter<br />
ANZEIGE<br />
Börse notiert, fungiert die Matth. Hohner<br />
AG jetzt als Holdinggesellschaft für<br />
die operativen Töchter. Nach verlustreichen<br />
Jahren wurde der Turnaround<br />
inzwischen geschafft.<br />
200 Menschen arbeiten bei der<br />
Hohner Musikinstrumente GmbH in<br />
Trossingen, vor allem in der Entwicklung.<br />
Neben Mundharmonikas werden<br />
auch Akkordeons weiterhin in<br />
Trossingen gefertigt. Daneben gehört<br />
der Schlagzeug- und Orff-Instrumente-Hersteller<br />
Sonor (Aue) zum<br />
Konzern. Über ein Joint-Venture in<br />
China erfolgt die Fertigung vor allem<br />
von Flöten und Gitarren unter der<br />
Marke Hohner in Asien. Der Jahresumsatz<br />
beläuft sich auf mehr als 60<br />
Millionen Euro im Jahr.<br />
Von der Familie Hohner, die fünf<br />
Generationen lang die Geschicke leitete,<br />
ist niemand mehr im <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Der Name aber zieht weiterhin.<br />
Erst kürzlich wurde beim Londoner<br />
Auktionshaus Cooper-Owen, spezialisiert<br />
auf Musik-Devotionalien, eine<br />
Hohner-Harmonika für 5600 Euro versteigert.<br />
John Lennon hatte sie einst in<br />
der Joe-Franklin-Show gespielt.<br />
news<br />
ZF<br />
Neue Arbeitsplätze<br />
Entgegen den allgemeinen Prognosen<br />
geht ZF-Vorstand Wolfgang<br />
Vogel davon aus, dass der Markt<br />
für schwere Nutzfahrzeuggetriebe<br />
leicht wächst und nicht ins Minus<br />
rutscht. Damit werden die ZF-<br />
Geschäfte im Bereich Nutzfahrzeug-<br />
und Sonder-Antriebstechnik<br />
(N) mit Sitz in Friedrichshafen<br />
auch 2007 glänzend laufen.<br />
Die Folge sind neue Arbeitsplätze.<br />
Rund 170 Mitarbeiter sollen im<br />
Verlauf dieses Jahres in Friedrichshafen<br />
eingestellt werden.<br />
2006 steig der Umsatz von ZF um<br />
acht Prozent, für das kommende<br />
Jahr werden sieben Prozent<br />
Wachstum erwartet. Die Investitionen<br />
in der Zeppelinstadt werden<br />
derzeit mit 79 Millionen Euro<br />
angegeben. (sk)<br />
BDT<br />
Bereich verstärkt<br />
Die BDT Gruppe baut den Geschäftsbereich<br />
Storage mit sieben<br />
Branchenkennern aus. Die Manager<br />
übernehmen wichtige Positionen<br />
in der Vermarktung der<br />
neu entwickelten Speicherlösung<br />
Gingcom für das Datenmanagement<br />
kleiner und mittelständischer<br />
<strong>Unternehmen</strong>. Die Markteinführung<br />
findet auf der Cebit<br />
statt. Das neu gegründete <strong>Unternehmen</strong><br />
Gingcom GmbH mit Sitz<br />
in Rottweil ist Teil der BDT <strong>Unternehmen</strong>sgruppe<br />
mit rund 850<br />
Mitarbeitern. BDT ist der weltweit<br />
führende OEM-Hersteller von<br />
Tape Autoloadern und Libraries<br />
und betreibt eigene Entwicklungs-,<br />
Fertigungs- und Servicestandorte<br />
in Deutschland,<br />
den USA, Mexiko und China. (sk)<br />
The right place to be.<br />
Der Solvay Industriepark Zurzach ist ein<br />
attraktiver und innovativer Standort für<br />
Chemie-, Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen.<br />
Der Industriepark bietet auf einer Gesamtfläche<br />
von 240´000 Quadratmetern alles,<br />
was <strong>Unternehmen</strong> von einem professionellen<br />
Standort erwarten: eine moderne<br />
Infrastruktur, individuell anpassbare Produktions-<br />
und Gewerbeflächen sowie vielseitige<br />
Serviceangebote.<br />
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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 10 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Film ab<br />
◆ Wie Kreativbranche und<br />
Tourismus im Südwesten<br />
von Filmproduktionen für<br />
Kino und <strong>Unternehmen</strong><br />
profitieren<br />
von Angela Steidle<br />
Serien wie das Schlosshotel Orth oder<br />
die Schwarzwaldklinik bescheren ganzen<br />
Regionen eine Popularität, die mit<br />
hausgemachter Werbung nie zu erreichen<br />
wäre. Der Standortfaktor Image<br />
ist bares Geld wert. Wer sich drum<br />
kümmert, hat mehr davon. Ein Beispiel:<br />
Das Land Tirol und die Tiroler<br />
Werbung leisten sich mit der Cine Tirol<br />
eine Gesellschaft, deren einzige Aufgabe<br />
es ist, aktiv Kontakte zur Filmund<br />
TV-Branche zu knüpfen. Zur Akquise<br />
gehört die Förderung von Filmund<br />
TV-Projekten. Die oft monatelangen<br />
Drehs bringen Dienstleistern vor<br />
Ort direkte Umsätze. Die Filmteams<br />
profitieren von der professionellen<br />
Betreuung und den Fördergeldern.<br />
Ziel ist, die Region als Marke zu platzieren.<br />
Das funktioniert natürlich nur,<br />
wenn sie erkennbar ist.<br />
„Das Location Placement im<br />
Film ist Werbung für den<br />
Tourismus, die man sonst so<br />
nicht finanzieren kann.“<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERER<br />
WOLFRAM DREIER<br />
In der Bodenseeregion sieht Marianne<br />
Gassner, Chefin der Film Comission<br />
Baden-Württemberg, filmisch<br />
vor allem deshalb Chancen, weil es<br />
viele frische, unverbrauchte Bilder<br />
gibt. „Die Leute sind noch ganz offen“.<br />
Unbezahlbarer Werbeeffekt<br />
Baden-Württemberg unterstützt – anders<br />
als Bayern – dezentrale Location-<br />
Services. 2002 wurde Freiburg als<br />
Schwerpunkt eingerichtet. 2004 kam<br />
Ravensburg dazu. Die dortige Film<br />
Commission betreut den Landkreis<br />
Ravensburg und den Bodenseekreis<br />
bis Überlingen. Konstanz ist noch<br />
weitgehend weiße Fläche. Beide Location-Services<br />
sind Teil der regionalen<br />
Wirtschaftsförderung. Und das aus<br />
gutem Grund: Bei der intensiven Betreuung<br />
der Filmteams vor Ort kann<br />
Zürich – Der Film „Grounding – die<br />
letzten Tage der Swissair“ erzählt die<br />
letzten Tage der Schweizer Fluggesellschaft<br />
Swissair – vom historischen<br />
Niedergang ihrer Flotte am 2. Oktober<br />
2001 und davon, wie es überhaupt so<br />
weit kommen konnte.<br />
„Wenn bloß diese verdammte New-<br />
Economy-Mentalität nicht gewesen<br />
wäre. Wenn Wirtschaft und Politik sich<br />
zusammengeschlossen hätten ...“,<br />
Produzent Peter-Christian Fueter von<br />
ein starkes Netzwerk zu Firmen und<br />
Behörden nur nützen: etwa bei der Beschaffung<br />
von Genehmigungen und<br />
der Vermittlung von Dienstleistern.<br />
Wolfram Dreier, Chef der Wirtschaftsförderung<br />
WIR im Landkreis<br />
Ravensburg, möchte sicher gehen,<br />
dass im Schussental und in Oberschwaben<br />
nichts verschlafen wird:<br />
„Das Location Placement im Film ist<br />
Werbung für den Tourismus, die man<br />
sonst so nicht finanzieren<br />
kann.“ Zu den Dreharbeiten<br />
von Martin Walsers<br />
„Fliehendes Pferd“ war<br />
über zwei Monate lang eine<br />
durchschnittlich 50 Mann<br />
starke Crew in Überlingen<br />
und der Region. Allein der<br />
Übernachtungsetat lag bei<br />
über 150 000 Euro. Der Film<br />
mit Katja Riemann kommt<br />
im Sommer in die Kinos.<br />
Der Schauspielerin hat’s<br />
am Bodensee gut gefallen.<br />
„Wir versuchen, die Filmleute<br />
mit der Region ins Ge-<br />
spräch zu bringen“, sagt<br />
Wirtschaftsförderer Dreier.<br />
„Das Business läuft stark<br />
über persönliche Beziehungen.<br />
Dazu tragen auch<br />
die Macher des Biberacher<br />
Filmfestivals oder der Ravensburger<br />
Produzent Peter Frey mit seinem<br />
Spotlight-Werbefilmfestival bei.“<br />
Der konkrete wirtschaftliche Nutzen<br />
von Film- und Fernsehproduktionen<br />
aus der Region, sagt Dreier, liege<br />
auf der Hand. Aus der Filmakquise<br />
sind ein paar mehr Agenturen entstanden.<br />
Der Besatz an Dienstleistern<br />
im Medienumfeld ist gestiegen. Im<br />
überschaubaren Rahmen entsteht ein<br />
kreatives Milieu, das einer Wirtschaft<br />
gut tut, die kontinuierlich wächst.<br />
„Wir haben attraktive Highlights bis<br />
nach Bregenz“, meint der Wirtschaftsförderer.<br />
Inzwischen gibt es eine enge<br />
Medien-Kooperation zu Vorarlberg.<br />
Die neue Kreativmesse „Creative Industries“<br />
in Friedrichshafen passt bes-<br />
der C-Films AG in Zürich geht die Thematik<br />
immer noch unter die Haut. Seit<br />
1999 produziert er zusammen mit Peter<br />
Reichenbach, Michael Steiger und<br />
Anne Walser in Zürich Fernsehfilme,<br />
Fernsehserien, entwickelt und realisiert<br />
Kinoproduktionen und Dokumentarfilme.<br />
„Lüthi und Blanc“, der<br />
Quotenrenner im Schweizer Fernsehen,<br />
ist eng mit den Filmstudios der C-<br />
Films in Glattfelden verbunden. „Zürich<br />
ist die Wirtschaftsmetropole der<br />
Schweiz. Die Stadt hat internationale<br />
Bedeutung und sie hat sich in den ver-<br />
tens ins Konzept.<br />
Medienbranche wächst<br />
Josef-Paul Benzinger, Professor an<br />
der Berufsakademie Ravensburg, ist<br />
sich sicher: „Was die Medienbranche<br />
anbetrifft, werden die Wirtschaftsräume<br />
Ulm, Biberach, Ravensburg und<br />
Friedrichshafen immer stärker zusammenwachsen.<br />
Wir haben ein viel<br />
größeres Potenzial als angenommen“.<br />
Produzent und Querdenker<br />
◆ Medienzentrum Zürich: Nirgends sonst in der Schweiz laufen so viele Filmprojekte<br />
von Angela Steidle<br />
Wirtschaftsförderer<br />
Wolfram Dreier<br />
(links), Bernd<br />
Dallmann.<br />
Produzent<br />
Peter-Christian<br />
Fueter: auf<br />
intelligentem<br />
Weg unterhalten<br />
und inspirieren.<br />
Bild: Steidle<br />
gangenen 20 Jahren zum filmischen<br />
Zentrum der Schweiz entwickelt“, erklärt<br />
Fueter. „Zwei Drittel aller Aktivitäten<br />
laufen hier.“ Eine Studie des Verbundes<br />
Schweizerischer Filmproduzenten<br />
belegt, dass sich jeder eingesetzte<br />
Franken mit 2,5 Franken auszahlt.<br />
Das war längst nicht immer so: Vor<br />
20 Jahren, erinnert sich der Filmproduzent,<br />
war die Szene noch ziemlich<br />
zerstritten, die Politik polarisiert und<br />
das Image der Stadt recht verschlafen.<br />
Erst vor einigen Jahren haben sich die<br />
Filmschaffenden über Vorbehalte,<br />
Kantons- und Sprachgrenzen hinweggesetzt<br />
und zusammen mit Stadt und<br />
Kanton vor zwei Jahren eine Filmstiftung<br />
ins Leben gerufen. Deren Vermögen<br />
beläuft sich heute auf 20 Millionen<br />
Franken. Jährlich wird sie von Stadt<br />
und Kanton mit fast 8 Millionen Franken<br />
alimentiert. Das Klima für eine<br />
derartige Kooperation schufen „die<br />
anderen Künste“mit.<br />
Die Züricher Kunsthochschulen bereiten<br />
sich derzeit auf eine Fusion vor:<br />
Die neue „Hochschule der Künste“ ist<br />
ein Zusammenschluss aus der Hochschule<br />
für Gestaltung und Kunst und<br />
der Hochschule für Musik und Theater.<br />
Das Medienzentrum hat den Ehrgeiz,eine<br />
der bedeutendsten Unis der<br />
Künste Europas zu werden. Das geht<br />
schon ein gutes Stück über ein Kompetenzfeld<br />
der Marke „Creative Industries“<br />
hinaus. Die Schweiz gibt sich ein<br />
kulturwirtschaftliches Profil. Über eine<br />
enge Anbindung an die Wirtschaft<br />
wird der Markt inspiriert.<br />
„Nicht nur der Film hat die Aufgabe,<br />
etwas zu bewegen und einen Diskussionsbeitrag<br />
zu leisten“, erklärt Fueter.<br />
„Es geht darum, auf intelligentem Weg<br />
gut zu unterhalten und zu inspirieren“.<br />
Das ist eine Art der Kreativität,<br />
die auch der Wirtschaft beim Querdenken<br />
hilft.<br />
Benzinger ist Leiter des Studiengangs<br />
Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
und damit Mentor von<br />
rund 300 Medienstudenten. In der<br />
„Ravensburger Provinz“ unterrichten<br />
elf Professoren den Nachwuchs wirklich<br />
aller namhaften Medienanstalten,<br />
angefangen beim ZDF bis zum SÜD-<br />
KURIER. „Die Medienwirtschaft ist einer<br />
der wenigen Wachstumsbereiche,<br />
die wir noch haben“, argumentiert<br />
der Professor,<br />
„weil er als Produktionsund<br />
Dienstleistungssektor<br />
von den Inhalten lebt. Die<br />
Rationalisierung ist begrenzt“.<br />
Benzinger zählt auf:<br />
„Wir haben im mittleren<br />
Schussental mit 10 000 Ingenieuren<br />
die höchste Innovationsdichte<br />
und die<br />
höchste Patentdichte in<br />
Film-Links<br />
Film Commission<br />
Die Film Commission<br />
Baden-Württemberg<br />
bietet Service und<br />
Leistungen rund um<br />
die Herstellung von<br />
Film-, Fernseh- und<br />
Videoproduktionen,<br />
auch im<br />
industriellen<br />
Bereich. Sie ist<br />
organisiert im<br />
weltweiten Dachverband,<br />
der Association of Film Commissions<br />
International (AFCI). Deren<br />
Ziel ist die weltweite Vermarktung<br />
des Drehortes Deutschland, etwa<br />
bei den Filmfestspielen in Cannes,<br />
auf der Berlinale oder bei der<br />
Branchenmesse in Kalifornien. Die<br />
Koordinationsbüros vor Ort (Locoffs)<br />
bereiten die Kontakte in die<br />
regionale Filminfrastruktur auf. Sie<br />
sind Ansprechpartner für Produzenten,<br />
Regisseure und Location-<br />
Scouts.<br />
www.locoff.de<br />
Location-Service Freiburg<br />
www.filmregion.de<br />
Film Commission Bodensee-<br />
Oberschwaben<br />
www.film.region-stuttgart.de,<br />
www.locationguide.de,<br />
www.productionguide.de<br />
Film Commission Region Stuttgart,<br />
Eine Einrichtung der Wirtschaftsfoerderung<br />
Region Stuttgart GmbH<br />
www.htwg-konstanz.de<br />
Bachelorstudiengang Kommunikationsdesign<br />
der HTWG - Hochschule<br />
für Technik, Wirtschaft und Gestaltung<br />
in Konstanz<br />
www.ba-ravensburg.de<br />
Studiengang Medien- & Kommunikationswirtschaft<br />
www.spotlight-festival.de<br />
Internationales TV- und Werbefilmfestival<br />
am 31. März 2007 bei der<br />
Messe Creative Industries in Friedrichshafen.<br />
(ast)<br />
Baden-Württemberg. Multimedia ist<br />
eine der Arbeitsgrundlagen.“ Die<br />
jüngste Erhebung in den so genannten<br />
TIME-Branchen (Telekommunikation,<br />
Infotainment, Medien, Entertainment)<br />
ergab für Baden-Württemberg<br />
einen Anteil von 6,75 Prozent bei den<br />
Arbeitsplätzen, fürs mittlere Schussental<br />
10,7 Prozent. Mit Konzentrationen<br />
wie in Berlin, Köln oder München<br />
hat das natürlich noch lange nichts zu<br />
tun. „Medienschaffende stehen immer<br />
im Vergleich zum Top-Level. Auf<br />
dem flachen Land hapert’s aber nach<br />
wie vor an der Infrastruktur und an<br />
den inspirierenden Kontakten. Das<br />
bedeutet für die Absolventen der BA<br />
verdammt hartes Brot“, erklärt Benzinger.<br />
Eine gute Chance für die Region<br />
sieht der Medienprofessor bei Industriemedien,<br />
Buch- und Drehbuchprojekten<br />
sowie Film- und Hörfunkproduktionen<br />
für Sendeanstalten.<br />
„Das kreative Cluster hat in Freiburg<br />
Tradition. Dokumentarfilme<br />
gab es hier<br />
◆ HTWG: Gefragte Adresse im Medienbereich<br />
von Angela Steidle<br />
Konstanz – Am Studiengang Kommunikationsdesign<br />
der Hochschule für<br />
Technik, Wirtschaft und Gestaltung<br />
Konstanz (HTWG) ist vieles in Bewegung.<br />
„Wir erleben eine große Dynamik“,<br />
beschreibt HTWG-Professor Andreas<br />
Bechtold die kreative Stimmung.<br />
„Die Professorenzahl im Studiengang<br />
hat sich in den vergangenen<br />
Jahren verdoppelt. Durchweg junge<br />
Leute, die noch sehr enge Kontakt in<br />
die Wirtschaft haben.“ Bechtold selber<br />
ist diplomierter Regisseur. Er kam vor<br />
zweieinhalb Jahren von<br />
der Filmakademie Baden-Württemberg<br />
und<br />
sieht sein Arbeitsgebiet<br />
in der Grundausbildung<br />
zur Filmsprache.<br />
Die Konstanzer Hochschule<br />
setzte auch in der<br />
Vergangenheit immer wieder gezielt<br />
Landmarken: etwa mit dem Lehrstuhl<br />
für Wirtschaftsethik oder der bundesweit<br />
einzigen Professur für „Kreatives<br />
Schreiben“. Alleinstellungsmerkmale,<br />
die wirksame Methode sind, um Aufmerksamkeit<br />
zu bekommen. Die<br />
Nachfrage bei Projekten, die mit Hilfe<br />
der Wirtschaft finanziert werden,<br />
steigt kontinuierlich. Die Kompetenz<br />
der HTWG im Medienbereich hat sich<br />
längst herumgesprochen. Es gibt gemeinsame<br />
Projekte mit Toto-Lotto<br />
und BMW und Kooperationen mit<br />
dem Theater Konstanz und den Baden-WürttembergischenTheatertagen.<br />
Jüngstes Werk des Studiengangs war<br />
der 90-Minüter „Fisch und Vogel“ im<br />
Rahmen des Projekts „jüdische Jugend“.<br />
„Die bewegten Bilder gewin-<br />
„Der Bodensee ist<br />
ein attraktiver<br />
Standort.“<br />
MARKUS REINER<br />
schon lange,“ meint Bernd Dallmann,<br />
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />
Region Freiburg. Die Medienwirtschaft<br />
gehört in Freiburg zum<br />
creativen Cluster wie die Biotechnologie.<br />
Der Wissenschaftsfilm ist einer<br />
der neueren Schwerpunkte. Die Werbewirtschaft,<br />
ergänzt der Wirtschaftsförderer,<br />
entwickelt sich aktuell sehr<br />
positiv.<br />
Der Location-Service Freiburg hilft<br />
seit 2002 bei Drehgenehmigungen,<br />
vermittelt Technik und Dienstleistungen<br />
und unterstützt bei der Logistik.<br />
Gelegentlich gehört auch die Vermittlung<br />
von Finanzierungen dazu. Dallmann:<br />
„Wir bieten Filmschaffenden<br />
Themen und Einzelobjekte an. Im<br />
Umfeld der Produktionen versuchen<br />
wir, kleinere <strong>Unternehmen</strong> neu anzusiedeln,<br />
Freiberufler einzubeziehen<br />
und ein kleines Filmindustrie-Cluster<br />
aufzubauen“. Zu den Netzwerkpartnern<br />
der Wirtschaftsförderung zählt<br />
auch der SWR.<br />
„Das Thema rechnet sich als kleiner<br />
Bereich, mit Unterstützung des Landes“,<br />
erklärt der Pragmatiker. "Die Eigenwerbung<br />
könnten wir sonst gar<br />
nicht bezahlen.“ Grundvoraussetzungen<br />
für den Erfolg in kleinen<br />
Schritten sind für Dallmann<br />
ein liberales Klima<br />
und politische Offenheit<br />
sowie emotionale<br />
und intellektuelle<br />
Freiheit.<br />
Alles trifft auf<br />
Freiburg in hohem<br />
Maße zu.<br />
Will heißen:<br />
Das Flair passt<br />
zur Nische.<br />
Wichtigstes Kapital<br />
der Medienbewegung ist dabei nach<br />
wie vor das ganz persönliche Engagement.<br />
Die Kreativen<br />
aus Konstanz<br />
Filmproduktionen<br />
mit Bodenseebeteiligung:<br />
Tatort, Das<br />
Leben der Anderen,<br />
Dreharbeiten in<br />
Ravensburg.<br />
Montage: Steller<br />
nen immer mehr an Bedeutung“, erklärt<br />
Andreas Bechtold. „Fast jedes Semester<br />
kommen neue Features hinzu:<br />
Handy-Spots, Internet-Anwendungen...<br />
Dabei ist handwerkliches Können<br />
längst nur noch Mittel zum<br />
Zweck. Ohne die Kompetenz, eine<br />
ganze Kampagne denkerisch in den<br />
Griff zu bekommen, geht auf dem<br />
Markt gar nichts.“<br />
Dem Medienstandort Bodensee<br />
gibt Bechtold gute Chancen: „Das Eigenbewusstsein<br />
der Branche wächst.<br />
Immer mehr unserer Studenten machen<br />
sich selbstständig. Mit sehr guten<br />
Startchancen: Wir<br />
bilden Generalisten aus,<br />
die die gestalterische<br />
Kompetenz für eine Art-<br />
Director-Position in einer<br />
Agentur mitbringen.“<br />
Kommunikation<br />
spielt in dreidimensionalen virtuellen<br />
Räumen, meint Markus Reiner von<br />
Anemono, Agentur für Kommunikationsdesign<br />
in Konstanz. Die HTWG-<br />
Absolventen Rainer Hirt, Michael<br />
Hoppe und Markus Reiner experimentieren<br />
selber bereits mit der vierten<br />
und fünften Dimension (Geruch<br />
und Geschmack) im Sinne ganzheitlichen<br />
Erlebens. „Die Region hat bei<br />
den darstellenden Künsten noch keinen<br />
besonderen Ruf“, sagt Geschäftsführer<br />
Reiner. Das kann sich aber<br />
schnell ändern: „Der Bodensee ist ein<br />
attraktiver Standort. Zürich ist nur 70<br />
Kilometer weg und in Bregenz tut sich<br />
einiges. Wenn die richtigen Leute erst<br />
da sind, kommt die Technik von<br />
selbst.“ Aber: Noch fehlen den Imageund<br />
Industriefilmen die Abnehmer<br />
vor Ort.
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 11<br />
Verabschiedung auf Raten<br />
◆ Arbeitsplatzabbau: Transfergesellschaften können Arbeitgeber bei der Freisetzung von Mitarbeitern unterstützen<br />
von Dorothee Niedzwetzki<br />
Als im vergangenen Jahr in Gottmadingen<br />
der norwegische Landmaschinenhersteller<br />
Kverneland seine Produktion<br />
schloss und 256 Mitarbeiter<br />
ihren Arbeitsplatz verloren, traten die<br />
Transfergesellschaft Quali Plus aus<br />
Wendlingen bei Stuttgart und mit ihr<br />
die Geschäftsführer Erich Rau und Till<br />
Otto auf den Plan. Ihre Mission: Die<br />
entlassenen Mitarbeiter individuell<br />
qualifizieren und wieder in einen Job<br />
vermitteln, um sie so vor der Arbeitslosigkeit<br />
zu bewahren.<br />
Laut Auskunft von Kverneland, der<br />
nach wie vor mit Forschung, Entwicklung<br />
und Vertrieb in Gottmadingen<br />
ansässig ist, war eine vernünftige Abwicklung<br />
gar nicht anders möglich als<br />
mit einer Transfergesellschaft. Denn<br />
die Altersstruktur der 173 männlichen<br />
und sechs weiblichen Angestellten mit<br />
im Durchschnitt 47 Jahren und einer<br />
durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit<br />
von 28 Jahren ließ die Kündigungszeiten<br />
und Abfindungszahlungen<br />
in beträchtliche Höhen steigen.<br />
Ein Verantwortlicher der Firma<br />
Kverneland erklärt, warum es von Vorteil<br />
für die Firma war, mit der Transfergesellschaft<br />
Quali Plus zusammenzuarbeiten:<br />
„Wenn man mit einer<br />
Transfergesellschaft zusammenarbeitet<br />
und der Betriebsrat auch mitspielt,<br />
kann man von den gesetzlichen Kündigungsfristen<br />
abweichen und so das<br />
Optimale für die Firma rausholen.“<br />
Zum Beispiel sei es, so der Kverneland-Manager,<br />
unter normalen Umständen<br />
nur möglich gewesen, sämtliche<br />
Angestellten erst zum 31.Oktober<br />
2006 zu kündigen.<br />
Durch eine Einigung mit Betriebsrat<br />
und Transfergesellschaft konnte sich<br />
der Landmaschinenhersteller aber<br />
schon Ende August 2006 von den Mitarbeitern<br />
trennen. „Die wenigen Leute,<br />
die wir noch brauchten, gingen<br />
dann einfach zu einem späteren Zeitpunkt<br />
in die Transfergesellschaft“, so<br />
der Manager. Von Vorteil sei auch, dass<br />
Transfergesellschaft<br />
Eine Transfergesellschaft übernimmt<br />
bei Personalanpassungen und im<br />
Insolvenzfall für das <strong>Unternehmen</strong> die<br />
Arbeitgeberfunktion für maximal zwölf<br />
Monate. Sie bewahrt Mitarbeiter vor<br />
drohender Arbeitslosigkeit. Die freizusetzenden<br />
Mitarbeiter werden von<br />
der Transfergesellschaft angestellt,<br />
bedarfsgerecht und individuell qualifiziert<br />
sowie aktiv in den ersten Arbeitsmarkt<br />
vermittelt. Die Konzeption der<br />
Abwicklung, die Vertragsgestaltung<br />
und die Beantragung der Fördermittel<br />
erarbeitet und erledigt die Trans-<br />
Edeka kauft Lutz<br />
Fleischwarenwerk in<br />
Blumberg mit Filialen<br />
Offenburg/Blumberg (blu) Edeka<br />
Südwest übernimmt zum 1. April den<br />
Blumberger Betrieb der Lutz Fleischwaren<br />
AG mit seinen 114 Filialen, sofern<br />
das Kartellamt zustimmt. So seien<br />
sie mit der niederländischen Vion<br />
Food Group übereingekommen, teilte<br />
Edeka-Pressesprecher Duschan Gert<br />
mit. Die Lutz AG ist eine Vion-Tochter.<br />
Durch die Übernahme des Blumberger<br />
Werkes (Umsatz 2006: rund 100<br />
Millionen Euro) will Edeka nach eigenen<br />
Angaben die langjährige gute Zusammenarbeit<br />
mit dem Blumberger<br />
Betrieb „partnerschaftlich weiterführen“.<br />
Edeka übernehme die insgesamt<br />
1224 fest Angestellten mit allen Rechten<br />
und Pflichten: Sie erhalten den<br />
gleichen Lohn, sie behalten ihre Betriebsjahre<br />
und ihren Urlaubsanspruch,<br />
so Gert. Gleichzeitig will<br />
Edeka laut Gert in seinen Filialen verstärkt<br />
regionale Produkte wie Blumberger<br />
Garschinken, Schwarzwälder<br />
Schinken, Schwarzwaldspeck<br />
(Schmalseite) oder Landjäger anbieten.<br />
„Das heißt, dass wir das Fleischwerk<br />
Blumberg noch mehr mit regionaler<br />
Produktion auslasten werden“,<br />
so Gert.<br />
Die Arbeitsplätze seien langfristig<br />
gesichert. Edeka übernimmt nur den<br />
Blumberger Betrieb der Lutz AG. Das<br />
Werk in Blumberg bildet das Kommissionszentrum<br />
für die rund 120 Lutz-<br />
Fleischtheken und -Filialen, die überwiegend<br />
in den Märkten der Edeka<br />
Südwest angesiedelt sind. Zusätzlich<br />
werden in Blumberg regionale Wurstspezialitäten<br />
produziert.<br />
Als der Landmaschinenhersteller Kverneland in Gottmadingen seine Produktion schloss, trat die Transfergesellschaft Quali Plus mit Geschäftsführer Erich<br />
Rau (kl. Bild unten) auf den Plan. Renate Jordan (kl. Bild oben) betont die Flexibilität von Transfergesellschaften. Bilder: Archiv/Privat<br />
sämtliche Formalitäten wie Laufzeiten<br />
und Bezahlung klar geregelt sind und<br />
man keine Kündigungsschutzprozesse<br />
bekomme. „Wenn die Leute den<br />
Vertrag unterschrieben haben, verzichten<br />
sie auf eine Klage gegen die<br />
Kündigung, aber nicht auf solche Sachen<br />
wie Einspruch bei falsch gerechneten<br />
Abfindungen“, sagte der Kverneland-Verantwortliche.<br />
Erich Rau, Geschäftsführer Projektbetreuung<br />
und Akquise von Quali<br />
Plus, nennt einen weiteren Vorteil für<br />
Kverneland. Das <strong>Unternehmen</strong> könne<br />
mit einer Transfergesellschaft einen<br />
„planbaren und zielgenauen Personalabbau“<br />
organisieren. Das sei wichtig,<br />
um das Firmenwissen an zukünftige<br />
Standorte weiterzugeben und um<br />
die Firmenkunden ohne Unterbrechung<br />
beliefern zu können.<br />
fergesellschaft im Sinne des Arbeitsgebers<br />
und der Arbeitsnehmer.<br />
Vorteile für den Arbeitgeber:<br />
• Wahrnehmen der Fürsorgepflicht für<br />
die freizusetzenden Mitarbeiter<br />
• Positives Signal an die bleibenden<br />
Mitarbeiter (Betriebsklima)<br />
• Vermeiden langwieriger Kündigungsschutzprozesse<br />
• Lange Kündigungsfristen fallen<br />
betriebsorganisatorisch nicht in Gewicht<br />
• Klarheit im betriebsinternen Veränderungsprozess<br />
• Wahrung des guten Rufes nach<br />
außen (dni)<br />
Besonders bei 57 un- und angelernten<br />
Kverneland-Mitarbeitern seien<br />
weiterbildende Qualifizierungsmaßnahmen<br />
notwendig gewesen, um sie<br />
wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
unterzubringen. Da der Arbeitgeber<br />
aus finanziellen Gründen daran interessiert<br />
sei, so schnell wie möglich viele<br />
Mitarbeiter vermittelt zu sehen,<br />
qualifizierte Quali Plus nach einem<br />
Profiling die Arbeitnehmer adäquat<br />
weiter. Weil die Transfergesellschaft<br />
bereits 77 Leute bis Anfang Februar<br />
2007 untergebracht hatte, sparte Kverneland<br />
700 Monate seinen Anteil an<br />
Löhnen und Gehältern, an Qualifizierungsgeldern<br />
und Zahlungen für die<br />
Dienstleistungen von Quali Plus. Das<br />
Geld des <strong>Unternehmen</strong>s befinde sich<br />
in einem Treuhandvermögen, das<br />
Quali Plus verwalte. „Ich kenne keinen<br />
Tipps zur Suche<br />
Wie finde ich die richtige Transfergesellschaft?<br />
• Referenzen zeigen lassen<br />
• Gesellschaft muss bereit sein,<br />
eine Konzeption zu erstellen<br />
• Transparenz der Finanzierung und<br />
der Abrechnungen<br />
• Führung eines Nachweises über<br />
die Geldmittelverwendung<br />
• EindeutigeVertragsgestaltung<br />
• Die Transfergesellschaft sollte<br />
nicht an Gewerkschaften oder-<br />
Arbeitgeberverbände gebunden<br />
sein (dni)<br />
Kontakt<br />
Jordan Transfer GmbH, Renate<br />
Jordan, Tel.: 07631 / 93640-0<br />
Im Internet:<br />
www.jordantransfer.de<br />
Quali Plus Transfergesellschaft<br />
mbH, Erich Rau, Tel.: 07024 /<br />
466-10<br />
Im Internet:<br />
www.qualiplus.de<br />
Unternehmer, der von uns kein Geld<br />
zurückbekommt“, versichert Rau. Bis<br />
heute konnten übrigens 82 der ehemaligen<br />
Kverneland-Mitarbeiter –<br />
mehr als die Hälfte – vermittelt werden.<br />
Renate Jordan, Geschäftsführerin<br />
der Jordan Transfer GmbH und über<br />
25 Jahre Personaldienstleisterin aus<br />
Müllheim, betont die große Flexibilität,<br />
mit der ein <strong>Unternehmen</strong> mit einer<br />
Transfergesellschaft zusammenarbeiten<br />
kann. Beispielsweise bei einem<br />
„Betriebsübergang, bei dem<br />
nicht alle Arbeitnehmer übernommen<br />
werden können“, setze man eine<br />
Transfergesellschaft sinnvoll ein: „Die<br />
Transfergesellschaft übernimmt die<br />
freizusetzenden Mitarbeiter, damit<br />
der Betrieb ohne Belastungen oder zumindest<br />
mit moderaten Personalkosten<br />
neu starten kann. Zusätzlichen<br />
Personalbedarf kann er zunächst über<br />
eine Zeitarbeitsfirma abdecken, bis<br />
sich das <strong>Unternehmen</strong> auf dem Markt<br />
positioniert hat.“<br />
Ein positiver Aspekt der Transfergesellschaft<br />
sei auch, so Renate Jordan,<br />
dass die Arbeitssuchenden bei einem<br />
potentiellen Arbeitgeber ein Praktikum<br />
zur Einarbeitung und Qualifizierung<br />
machen könnten. Dem neuen<br />
Arbeitgeber ständen dann zwei bis<br />
drei Monate lang Personen zur Verfügung,<br />
die er kostenfrei einarbeiten<br />
könne. Auch der ehemalige Arbeitgeber<br />
spare schließlich durch eine<br />
schnelle Übernahme Kosten. Allerdings<br />
gebe es auch sozial eingestellte<br />
Unternehmer, die die Transfergesell-<br />
schaft nicht an den eingesparten Kosten,<br />
sondern an der Qualität der Betreuung<br />
und folglich an der Vermittlungsquote<br />
messen würden. Denn sie<br />
überlassen ungenutzte Finanzmittel<br />
der Linderung von „sozialen Härtefällen“,<br />
die es meist auch gebe.<br />
Die Minimal-Voraussetzung einer<br />
Zusammenarbeit mit einer Transfergesellschaft<br />
ist die Durchführung eines<br />
zweitägigen Profilings der freizusetzenden<br />
Mitarbeiter. Es ist auch<br />
möglich, eine spezielle Transfermaßnahme<br />
durchzuführen, die von der<br />
Agentur für Arbeit bezuschusst werden<br />
muss. Sie bezahlt 50 Prozent oder<br />
maximal 2500 Euro pro Teilnehmer,<br />
wenn der Betrieb sich auch finanziell<br />
beteiligt. Außerdem finanziert der<br />
freisetzende Betrieb die Dienstleistungen<br />
der Transfergesellschaft, also<br />
Projektbetreuung, Verwaltung und<br />
Qualifizierung pro Monat und Mitarbeiter<br />
nach einem vereinbarten Festbetrag.<br />
Für Qualifizierungen der ehemaligen<br />
Mitarbeiter beantragt die Transfergesellschaft<br />
Zuschüsse aus dem Europäischen<br />
Sozialfond. Für die Teilnehmer<br />
an einer Weiterqualifizierung<br />
lohnt sich die Teilnahme, wenn sie<br />
qualifiziert durchgeführt wird. Was allerdings<br />
nicht in allen Transfergesellschaften<br />
der Fall ist. Renate Jordan legt<br />
Wert auf eine intensive Förderung der<br />
Arbeitnehmer: „Mit dem Einsatz einer<br />
Transfergesellschaft zeigt der Arbeitgeber,<br />
der Personal freisetzen muss,<br />
dass ihm die sozialen Belange seiner<br />
Mitarbeiter wichtig sind.“<br />
Die Marke – mehr als nur ein Name<br />
◆ Marketing-Club Schwarzwald-Baar stellt erfolgreiche Markenstrategie am Beispiel von Fürstenberg vor<br />
von Harry Frey<br />
Donaueschingen – Markenstrategie<br />
ist nicht nur etwas für die „Großen“.<br />
Die Strategie beim Umgang mit Marken<br />
und deren Positionierung sowie<br />
deren Chancen und Risiken. Das waren<br />
die Themen bei der Startveranstaltung<br />
des Marketing-Clubs Schwarzwald-Baar<br />
in der Fürstenberg-Brauerei<br />
Donaueschingen. Marketing-Leiterin<br />
Regina Gerschermann begeisterte<br />
die 40 Zuhörer mit viel Wissen,<br />
Humor und Geschichten aus dem<br />
Nähkästchen.<br />
Wer kennt das nicht? In einem Regal<br />
steht neben einem Markenprodukt<br />
ein günstigerer No-Name-Artikel.<br />
Geht es nur um den Preis, so ist die<br />
Entscheidung schnell getroffen. Doch<br />
die meisten Verbraucher greifen noch<br />
immer gerne zu Marken. Sie kaufen<br />
nicht das Produkt oder den Inhalt,<br />
sondern die Marke. Marken verleihen<br />
Produkten Eigenständigkeit, gleich<br />
bleibende Aufmachung macht sie<br />
identifizierbar und differenzierbar<br />
von anderen Produkten. Die Marke<br />
verbindet Tradition, Qualität, Erfahrung<br />
und gibt dem Verbraucher daher<br />
ein gutes Gefühl. Ein Gefühl von Sicherheit<br />
und Vertrauen. Wie die Marke<br />
gesehen wird, hängt also nicht wesentlich<br />
von dem Inhalt ab, sondern<br />
wie eine Firma, ein Name, ein Logo<br />
mit den Augen des Konsumenten gesehen<br />
wird.<br />
Experten schätzen, dass etwa<br />
120 000 Marken in den Massenmedien<br />
Deutschlands um einen Platz im Ge-<br />
dächtnis der Konsumenten kämpfen.<br />
Deshalb wird Marketing immer wichtiger.<br />
Folgende Faktoren sind zusätzlich<br />
für die Marketing-Abteilung bei<br />
den Fürstenbergern relevant: Der Pro-<br />
Kopf-Konsum beim Bier ging innerhalb<br />
von 20 Jahren von 146 Liter auf 115<br />
Liter zurück, während Wein und Spirituosen-Mischgetränke<br />
zunehmen.<br />
Regina Gerschermann beobachtet mit<br />
ihrem Team sehr genau den Markt:<br />
Dass die meisten Biertrinker zwischen<br />
40 und 60 Jahre alt sind, wundert niemand.<br />
Umso mehr Erstaunen, als sie<br />
die Zahlen für die Verteilung der Sorten<br />
auf den Tisch legte: In Baden-<br />
Württemberg werden 25 Prozent weniger<br />
Pils als im Bundesdurchschnitt<br />
getrunken, dafür aber doppelt so viel<br />
Weizen und fast doppelt so viel Export.<br />
Das Werben mit einer gleich bleiben-<br />
Fürstenberg-<br />
Marketing-<br />
Leiterin Regina<br />
Gerschermann.<br />
Bild: Frey<br />
den Marke ist deshalb unumgänglich,<br />
es gilt also nicht, die Marke ständig zu<br />
verändern, sondern immer die gleiche<br />
Botschaft zu kommunizieren.<br />
Deshalb wurde auch das Biermischgetränk<br />
„Qowaz“, das Weizenbier und<br />
Cola enthält, mit einer eigenen Marke<br />
versehen: Eigener Name, andere Aufmachung,<br />
auf die Jugend abzielende<br />
Kampagnen und eine eigene flippige<br />
Homepage distanzieren dieses Produkt<br />
vom edlen Fürstenberg für die<br />
gehobene Gesellschaft. Es wurde eine<br />
Monomarke neben einer Dachmarke<br />
gegründet, um das Image der Dachmarke<br />
nicht zu verwässern. Hier wird<br />
klar, dass bei der Erstellung eines Charakters<br />
der Marke auf verschiedene<br />
Zielgruppen eingegangen werden<br />
muss: Ober-, Mittel- oder Unterschicht,<br />
traditionelle oder moderne<br />
Menschen, Unterscheidung nach Alter,<br />
Familienstand, Einkommen und<br />
sozialen Werten.<br />
Markenstrategie ist aber nicht nur<br />
etwas für die großen Firmen und Konzerne.<br />
. Dachmarken werden auch von<br />
kleinen Betrieben genutzt: Der blaurot-gelbe<br />
Eckring ist auf jedem Firmenfahrzeug<br />
von Sanitärbetrieben zu<br />
sehen, der Elektriker trägt das Innungslogo<br />
mit dem roten Blitz, die<br />
Apotheke um die Ecke wirbt mit dem<br />
dicken roten „A“, das einen Kelch mit<br />
einer Schlange in sich trägt, und das<br />
neu eröffnete Blumengeschäft wirbt<br />
mit dem Fleurop-Logo.<br />
Nun ist es die Aufgabe, sich von anderen<br />
<strong>Unternehmen</strong> der gleichen<br />
Branche mit einer eigenen Marke zu<br />
unterscheiden. Die Ware oder Dienstleistung<br />
muss sich in irgendeiner<br />
Form vom Wettbewerb unterscheiden:<br />
Mit eigenem Logo, Firmenfarbe<br />
und Slogan, daneben gilt es, die Besonderheit<br />
des Betriebes immer wieder<br />
herauszuheben – gibt es einen besonderer<br />
Service, eine bestimmte Zielgruppe<br />
oder sonst einen einzigartigen<br />
Kundennutzen?<br />
Bei der Bildung einer Marke wird oft<br />
der Fehler gemacht, seinen Neigungen<br />
nachzugehen, statt auf dem Markt<br />
zu prüfen, was die Kunden wünschen.<br />
Der „kleine“ Unternehmer sollte sich<br />
also genau überlegen, wie er sich von<br />
seinen Wettbewerbern unterscheidet<br />
und für was er steht. Und wenn die<br />
richtige Botschaft gefunden wurde,<br />
dann gilt es, immer und immer wieder<br />
zu kommunizieren.<br />
News<br />
INGUN<br />
Anbau geplant<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> Ingun Prüfmittelbau<br />
setzt auf den Standort<br />
Konstanz und vergrößert seinen<br />
Sitz im Industriegebiet. Baubeginn<br />
für den 1 100 Ouadratmeter<br />
großen Anbau auf der<br />
Ost-Seite des Geländes ist im Mai.<br />
„Wir wollen mit der Erweiterung<br />
die bestehenden Bereiche vergrößern<br />
und modernisieren“, sagt<br />
Geschäftsführer Armin Karl. Er ist<br />
zuversichtlich, dass bis 2011 zehn<br />
neue Arbeitsplätze entstehen,<br />
unter anderem in Marketing,<br />
Controlling, Forschung, Entwicklung<br />
und Konstruktion.<br />
„Wir bleiben hier und brauchen<br />
qualifizierte Leute vor Ort“, so<br />
Karl. Das <strong>Unternehmen</strong> sei ohne<br />
Ausweichen in Billiglohnländer<br />
konkurrenzfähig. Die Bauphase<br />
soll ungefähr ein Jahr dauern.<br />
Eine neue Tiefgarage wird die<br />
durch den Anbau wegfallenden<br />
Parkplätze ersetzen. Die Firma<br />
stellt unter anderem gefederte<br />
Kontaktstifte her, mit denen die<br />
Leiterplatte eines elektronischen<br />
Gerätes überprüft wird. Ingun hat<br />
seinen Hauptsitz seit über 30<br />
Jahren in Konstanz und beschäftigt<br />
zurzeit etwa 150 Mitarbeiter.<br />
2006 betrug der Umsatz 28 Millionen<br />
Euro. (shn)<br />
MARQUARDT<br />
Jobgarantie bis 2013<br />
Die über 2000 Arbeitsplätze beim<br />
Autozulieferer Marquardt in<br />
Rietheim-Weilheim (Kreis Tuttlingen)<br />
sind bis zum Jahr 2013<br />
gesichert. Im Gegenzug für die<br />
Standortsicherung wird die Wochenarbeitszeit<br />
befristet auf drei<br />
Jahre um 2,5 auf 37,5 Stunden pro<br />
Woche angehoben, teilte die IG<br />
Metall mit. Zudem wird für die<br />
Jahre 2007 bis 2009 das Weihnachts-<br />
und Urlaubsgeld auf 50<br />
Prozent abgesenkt. Zuvor hatte es<br />
starke Proteste der Belegschaft<br />
gegen die Pläne des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
gegeben, die 42-Stunden-<br />
Woche einzuführen und 18 Millionen<br />
Euro einzusparen. (sk)<br />
SICK AG<br />
Zukauf in Australien<br />
Die Waldkircher Sick AG, die seit<br />
über 60 Jahren als einer der weltweit<br />
führenden Hersteller von<br />
Sensoren und Sensorlösungen für<br />
industrielle Anwendungen gilt,<br />
hat die Geschäftsaktivitäten in<br />
Australien ausgebaut. Ihre australische<br />
Tochter, die Sick Pty Ltd. in<br />
Ivanhoe (Victoria), übernahm<br />
jetzt Vermögensgegenstände und<br />
Teile des Geschäftsbetriebs der<br />
Gas Analysis Systems Australia Pty<br />
Ltd. in Chipping Norton (New<br />
South Wales). Mit der Übernahme<br />
des Spezialisten für Gasanalyse<br />
im Bergbau verbessere Sick seine<br />
bereits erarbeitete führende<br />
Position als Anbieter für Gasanalyse<br />
im boomenden australischen<br />
Rohstoffmarkt, so das <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Gas Analysis Systems ist<br />
unter anderem im australischen<br />
Bergbau sowie im Systembau für<br />
Prozessanlagen tätig. Die Sick AG<br />
beschäftigt weltweit über 4300<br />
Mitarbeiter und erzielte 2005<br />
einen Konzernumsatz von 594<br />
Millionen Euro. (kaz)<br />
RECARO<br />
Ja zur Verlagerung<br />
Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter<br />
der Recaro Aircraft<br />
Seating GmbH & Co. KG haben<br />
sich über die Details der Verlagerung<br />
des Entwicklungsstandortes<br />
Friedrichshafen nach<br />
Schwäbisch Hall geeinigt. Das<br />
teilt das <strong>Unternehmen</strong> mit. Es<br />
wurden ein Interessenausgleich<br />
und ein Sozialplan vereinbart.<br />
Rund 80 Arbeitsplätze werden<br />
verlagert. Mit der Konzentration<br />
auf einen Standort sollen kürzere<br />
Entwicklungszeiten und höchstmögliche<br />
Kundenorientierung<br />
erzielt werden. Recaro Aircraft<br />
Seating ist Entwickler und Hersteller<br />
von Flugzeugsitzen mit<br />
rund 1000 Mitarbeitern an acht<br />
Standorten in sechs Ländern. Das<br />
<strong>Unternehmen</strong> erwirtschaftete<br />
2006 einen Umsatz von rund 200<br />
Millionen Euro. (sk)
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 12 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Schritt für Schritt ins eigene <strong>Unternehmen</strong><br />
◆ Markus Westerhoff und Felix Eckert wollten lieber ihre eigene Firma gründen, als weiter angestellt eine Abteilung zu leiten<br />
von Lars Freudenthal<br />
Im Gewerbepark Hochrhein in Waldshut<br />
haben vor rund anderthalb Jahren<br />
Markus Westerhoff und Felix Eckert<br />
die Firma EWS, Automatisierungstechnik<br />
und Metallbearbeitung, ins<br />
Leben gerufen. Die beiden Geschäftsführer<br />
wagten den Schritt in die<br />
Selbstständigkeit, obwohl sie seit zehn<br />
und fünfzehn Jahren in einem festen<br />
Anstellungsverhältnis waren.<br />
„Im November 2004 haben wir beschlossen,<br />
dass wir die Firma EWS<br />
gründen wollen“, berichtet Westerhoff.<br />
Dies sollte jedoch kein Schnellschuss<br />
werden, sondern: „Wir hatten<br />
uns einen Zeitrahmen von zwei Jahren<br />
gesetzt, in dem wir das umsetzen wollten.<br />
Für uns war wichtig, erstmal das<br />
Umfeld abzustecken.“ Als Vorteil<br />
nennt er, dass Felix Eckert seit 1997 ein<br />
Gewerbe im Nebenbetrieb führte.<br />
„Das waren für uns die ersten Kunden,<br />
auf die wir aufbauen konnten.“<br />
Zugleich informierten sie ihren Ar-<br />
Markus Westerhoff Felix Eckert<br />
ANZEIGE<br />
Zukunftsatlas 2007<br />
beitgeber, die Hago Feinwerktechnik<br />
GmbH in Küssaberg, über ihre Pläne.<br />
Markus Westerhoff: „Wir hatten gemeinsam<br />
den Sondermaschinenbereich<br />
geleitet. Da wollten wir nicht einfach<br />
die Kündigung mit der Vierwochenfrist<br />
vorlegen, sondern unserem<br />
Arbeitgeber einen sauberen Übergang<br />
in der Abteilung ermöglichen.“ Die<br />
richtige Entscheidung, denn heute hat<br />
die Firma EWS auch mit Hago eine<br />
Kunden- beziehungsweise Lieferantenbeziehung.<br />
Der Schritt in die Unabhängigkeit<br />
war dennoch ein großes Wagnis. „Wir<br />
mussten zwar nicht bauen, sondern<br />
konnten ein Gebäude im Gewerbepark<br />
Hochrhein mieten und dieses<br />
noch während unserer Anstellung<br />
nach Feierabend selbst renovieren.<br />
Durch den großen Maschinenpark –<br />
unter anderem mit Dreh-, Fräs- und<br />
Schleifmaschinen – ist eine hohe Investition<br />
bei Firmengründung im Maschinenbau<br />
nötig.“ Auch mussten<br />
schon bald die ersten Mitarbeiter ein-<br />
gestellt werden. Westerhoff: „Wenn<br />
man von der Akquise und Auftragsbearbeitung<br />
bis hin zum Ausliefern von<br />
Vorrichtungen, Bauteilen und Anlagen<br />
alles selber organisieren muss,<br />
bleibt zu wenig Zeit zur Produktion,<br />
wir mussten also reagieren. Zu zweit<br />
wäre das nur Heimwerken.“<br />
Ab März 2006 ging es dann Schlag<br />
auf Schlag. Als Glück für die Firma<br />
nennen die Unternehmer, dass sie einige<br />
größere Firmen wie einen Pharmakonzern<br />
in Basel als Stammkunden<br />
gewinnen konnten. „Unser Plan,<br />
durch hochwertige Arbeit und gut ausgearbeitete<br />
und durchdachte Lösungen<br />
im Bereich Maschinenbau Aufträge<br />
zu bekommen, ist aufgegangen“,<br />
erklärt Westerhoff. Heute beschäftigt<br />
EWS neun Mitarbeiter und zusätzlich<br />
Teilzeitkräfte. Problem sei jedoch,<br />
qualifizierte Mitarbeiter zu finden,<br />
welche zum Team passen. „Auf Annoncen<br />
bekommen wir nur wenig<br />
Rückmeldung. Da wird der Fachkräftemangel<br />
für uns spürbar“, erklärt<br />
Markus Westerhoff.<br />
Als Konsequenz bildet EWS derzeit<br />
zwei Lehrlinge im Bereich Feinwerkmechanik<br />
und Maschinenbau aus. Eine<br />
Übernahme könne er zwar nicht<br />
versprechen, „aber ich kann ihnen eine<br />
sehr gute Ausbildung bieten“.<br />
In der nächsten Zeit wollen Westerhoff<br />
und Eckert die Firma festigen und<br />
die Räume erweitern. Als angestrebte<br />
Betriebsgröße nennen sie 20 bis 30<br />
Mitarbeiter. Außerdem soll der Maschinenpark<br />
erneuert und ausgebaut<br />
werden. Dabei soll allerdings nichts<br />
überstürzt werden. „Das Wachstum<br />
bei uns ist recht schnell. Da müssen<br />
wir aufpassen, dass wir nicht zu hohe<br />
Außenstände bekommen. Denn vor<br />
allem bei den größeren Projekten stellt<br />
sich die Frage: wie finanziere ich das<br />
vor?“<br />
EWS<br />
Die EWS GmbH arbeitet im Bereich<br />
des Sondermaschinen- und Vorrichtungsbaus.<br />
Ziel der Projekte ist,<br />
Produktionsabläufe zu optimieren<br />
und die Fehlerquote bei der Güterherstellung<br />
zu minimieren. Dazu<br />
erstellt die EWS auf die jeweiligen<br />
Ansprüche zugeschnittene Sondermaschinen<br />
und Vorrichtungen. (fre)<br />
Weitere Info:<br />
www.ews-online.de<br />
Präzisionsarbeit<br />
bei EWS: An der<br />
CNC-DrehmaschineentstehenzylindrischeWerkstücke,<br />
Kegel,<br />
aber auch Bolzen<br />
und kleine<br />
Schrauben.<br />
Bilder:<br />
Freudenthal<br />
Die Wirtschaft zieht an.<br />
Wir wissen, wo.<br />
GESAMT-RANKING<br />
aller 439 Städte und Kreise<br />
am 26. März exklusiv im Handelsblatt.<br />
Zukunftsatlas 2007 – Das umfassendste Standortranking für Deutschlands Regionen<br />
Aufschwung<br />
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entwickelt haben. Jeden Tag ein anderer interessanter und viel versprechender Aufsteiger im Fokus. Mehr Informationen zum Zukunftsatlas 2007<br />
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PA-HBPO4736
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 13<br />
Griwecolor mischt in der Türkei mit<br />
◆ Nischenspezialist für Farben und Beschichtungen zieht es vom Schwarzwald bis ans Schwarze Meer<br />
von MArion Peters<br />
Bräunlingen-Döggingen – Jetzt wird’s<br />
bunt: Griechenland wird bereits flächendeckend<br />
mit Bautenfarben beliefert<br />
und ab Herbst dieses Jahres wird<br />
unter maßgeblicher Mitwirkung des<br />
Spezialisten für hochwertige Farben<br />
und Beschichtungen, Griwecolor mit<br />
Sitz in Bräunlingen-Döggingen, die<br />
Türkei als Markt erschlossen. Die Produktion<br />
am Schwarzen Meer soll in<br />
wenigen Monaten mit dem Wissen<br />
aus dem Schwarzwald und der Arbeitskraft<br />
der Einheimischen in Betrieb<br />
gehen, wie Geschäftsführer<br />
Franz Wehinger die Fortschritte des<br />
neuen Firmenprojektes beschreibt.<br />
Eine internationale Ausrichtung hat<br />
sich das <strong>Unternehmen</strong> seit der Geschäftsgründung<br />
1997 auf die Fahnen<br />
geschrieben. Ob in China, Holland<br />
oder Weißrussland – Griwecolor hat<br />
das Potential längst erkannt und<br />
mischt sprichwörtlich weltweit mit.<br />
Wehinger ist sich sicher: „Wir haben<br />
unendlich große Märkte vor der Haustür,<br />
die total unterschätzt werden.“<br />
Der gelernte Lacktechniker hatte<br />
mit seinem zweiten Geschäftsführer<br />
und „Chefentwickler“ Jörg Grieshaber,<br />
vor zehn Jahren den Sprung in die<br />
Selbstständigkeit gewagt. Etliche Jahre<br />
hatten die beiden zuvor in einem<br />
großen Betrieb zusammengearbeitet,<br />
bis die Idee, ein eigenes <strong>Unternehmen</strong><br />
– trotz Baukrise – zu gründen, umgesetzt<br />
wurde. Während Wehinger sich<br />
vorrangig um Marketing- und Vertriebsstrategien<br />
kümmert, tüftelt und<br />
entwickelt Grieshaber neue Produkte.<br />
Der ehemalige Zwei-Mann-Betrieb<br />
avancierte im Laufe der Jahre zu einer<br />
Arbeitsstätte für zehn Chemikanten,<br />
Industriemeister und Fachkräfte.<br />
Nach fünf Jahren Firmenbestehen investierten<br />
Grieshaber und Wehinger<br />
rund 1,1 Millionen Euro und verdreifachten<br />
die Fläche der Produktionsund<br />
Lagerräume auf 1500 Quadratmeter.<br />
Der Maschinenpark wurde um zusätzliche,<br />
überdimensionale Rührwerke<br />
zum Mischen von Fest- und<br />
Flüssigstoffen (Dissolver) erweitert.<br />
Gleichzeitig wurde eine neu konzipierte<br />
Abwasseraufbereitungsanlage<br />
in Betrieb genommen, die den neuesten<br />
Umweltstandards entspricht. Es<br />
gelangen nur Abwässer in die Kanalisation,<br />
die beinahe Trinkwasserqualität<br />
erreichen. „Umweltauflagen erfüllen<br />
wir auch mit unseren Produkten<br />
immer und übertreffen diese in der<br />
Regel noch“, betonen die Geschäfts-<br />
von Gaby Hotz<br />
Radolfzell – Wie können <strong>Unternehmen</strong><br />
die Nanotechnologie für Neuentwicklungen<br />
nutzen? Diese Frage wollte<br />
die Regionale Wirtschaftskooperation<br />
(RWK) auf ihrer jüngsten Veranstaltung<br />
klären. Im Radolfzeller Innovations-<br />
und Technologiezentrum<br />
(RIZ) zeigte Günter Schatz, Professor<br />
an der Universität Konstanz und Leiter<br />
des Steinbeis-Transferzentrums<br />
für Nanostrukturen und Festkörperanalytik<br />
anhand vieler praktischer<br />
Beispiele die faszinierenden Möglichkeiten<br />
dieser Schlüsseltechnologie.<br />
Er stellte dabei gleich richtig: Nanotechnologie<br />
sei zwar „in“ und wird<br />
durch viele Förderprogramme unterstützt.<br />
Doch neu sei sie keineswegs.<br />
Schon unsere Vorfahren wussten um<br />
die Veränderungen durch winzige<br />
Teilchen und setzten Goldpartikel ein,<br />
da sie bei winziger Verteilung in Gläsern<br />
zum Beispiel die rote Farbe von<br />
Kirchenfenstern erzeugen.<br />
Von Nanotechnologie spricht man,<br />
wenn sich diese Partikel bei der Entwicklung<br />
von Geräten, Systemen und<br />
Strukturen in ihren chemischen und<br />
physikalischen Funktionen und Eigenschaften<br />
verändern. Sie reagieren<br />
beispielsweise stärker mit anderen<br />
Stoffen, ändern ihre Farbe, besitzen<br />
anderes magnetisches und elektrisches<br />
Verhalten und haben einen anderen<br />
Schmelz- und Siedepunkt. Wie<br />
unvorstellbar klein diese Partikel sind,<br />
verdeutlicht ein Vergleich: Ein Haar<br />
hat einen Durchmesser von 50 000<br />
Nanometern, ein Nanometer ist gerade<br />
die Länge von drei aneinander gereihten<br />
Atomen. In der Nanotechnologie<br />
arbeitet man mit Maßeinheiten,<br />
die kleiner sind als 100 Nanometer,<br />
Er tüftelt an Sonderprodukten wie Rasenmarkierfarbe für Fußballstadien: Griwecolor-Geschäftsführer Jörg Grieshaber<br />
(großes Bild). Geschäftsführer Franz Wehinger (rechts) kümmert sich um Marketing und Vertrieb der neusten<br />
Eigenentwicklungen des Farbenherstellers Griwecolor aus Bräunlingen-Döggingen. Bilder: Peters<br />
führer. Mit einem Jahresumsatz von<br />
mehr als 1,3 Millionen Euro zählt Griwecolor<br />
zu den Marktführern in verschiedenen<br />
Bereichen. So zum Beispiel<br />
im Segment Rasenmarkierfarbe<br />
als bundesweit größter Hersteller. Auf<br />
den Fußballplätzen wurden früher<br />
Kalklinien gezogen, die bei stürzenden<br />
Spielern zu Verbrennungen führten.<br />
Es folgte Kreide in Pulverform, die<br />
vom Regen nach kurzer Zeit weggewaschen<br />
wurde, und die ersten flüssigen<br />
Farben wiederum schadeten der Umwelt.<br />
Griwecolor entwickelte schließlich<br />
eine flüssige, hochdeckfähige<br />
Markierfarbe, die den Grashalm quasi<br />
komplett einfärbt und gleichzeitig<br />
biologisch abbaubar und wasserfest<br />
ist. „Erst wenn der Rasen gemäht wurde,<br />
muss neu markiert werden“, erklärt<br />
der Chefentwickler Grieshaber.<br />
Gerade mal 10 bis 15 Kilogramm sind<br />
Professor Günter<br />
Schatz zeigt faszinierendeMöglichkeiten<br />
der<br />
Nanotechnologie<br />
auf.<br />
Kontakt<br />
Universität Konstanz<br />
Fachbereich Physik<br />
Prof. Dr. Günter Schatz<br />
Fach M 681<br />
78457 Konstanz<br />
Tel: 07531 / 883540<br />
Fax: 07531 / 883090<br />
guenter.schatz@uni-konstanz.de<br />
manchmal sogar mit nur knapp einem<br />
Nanometer. Hierzu bedurfte es erst<br />
der heutigen Rastertunnelmikroskop,<br />
die diese kleinen Objekte und sogar<br />
einzelne Atome sichtbar macht.<br />
Konnte man mit dem Lichtmikroskopen<br />
eine Bleistiftspitze 300-fach vergrößern,<br />
so schaffte ein Elektronenmikroskop<br />
die 90 000-fache Vergrößerung.<br />
Beim Rastertunnelmikroskop ist<br />
die Vergrößerung 27 000 000-ach.<br />
In der breit gefächerten Nutzung<br />
der Nanotechnologie schaute man<br />
für ein Fußballfeld ausreichend. Ob<br />
das Olympiastadion in Berlin oder<br />
Stadien in Leipzig, Halle, Rostock,<br />
Karlsruhe oder Freiburg – die Qualität<br />
der Markierungsfarbe aus Döggingen<br />
überzeugt Profifußballer und Amateure<br />
gleichermaßen. „Die Rasenplätze<br />
sind wie heilige Kühe“, lacht Wehinger.<br />
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
im vergangenen Jahr hat das Organisationsteam<br />
von Schalke 04 im Fernsehen<br />
die Leuchtkraft der Markierungen<br />
im Olympiastadion Berlin bewundert.<br />
„Es gab einen Anruf und wir lieferten<br />
ab sofort unsere Farbe auch<br />
nach Gelsenkirchen“, erinnert sich<br />
der Geschäftsmann schmunzelnd.<br />
„Eine kontinuierliche Nischenpolitik<br />
hat uns ein anhaltendes, gesundes<br />
Wachstum beschert“, verrät Wehinger<br />
das Erfolgsrezept des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />
Und ebenfalls Erfolgsgarant ist offen-<br />
sich viel von der Natur<br />
ab. So sind die Flügelfarben<br />
der Schmetterlinge<br />
nichts anderes als Nano-<br />
Objekte. Der Lotuseffekt<br />
– eine der bekanntesten<br />
Nanoentwicklungen –<br />
stammt aus der Selbstorganisation<br />
natürlicher<br />
Systeme. Oberflächenbeschichtungen<br />
sind heute ein weites Feld der Nanotechnologie,<br />
sei es als Antireflexschichten<br />
auf Brillen oder Solarzellen,<br />
„Hierin steckt viel<br />
kreatives Potential,<br />
das bis zu Patenten<br />
führen kann.“<br />
GÜNTER SCHATZ ÜBER<br />
INDUSTRIEFORSCHUNG<br />
Griwecolor<br />
Die Geschäftsführer von Griwecolor<br />
Farben und Beschichtungen GmbH<br />
sind Franz Wehinger und Jörg<br />
Grießhaber.<br />
Tätigkeitsfeld: Herstellung und<br />
Lieferung von hochwertigen Dispersionsfarben<br />
im Innen- und Außenbereich,<br />
Lacken, Entdröhnungsmassen,<br />
Rasenmarkierfarben,<br />
Hobby- und Künstlerfarben. Spezialist<br />
für Entwicklung von Sonderprodukten<br />
für Industrie und Handwerk.<br />
Mitarbeiter: 10<br />
Jahresumsatz: rund 1,3 Millionen<br />
Euro (pet)<br />
Im Internet:<br />
www.griwecolor.de<br />
kundig die Tatsache, dass alle im <strong>Unternehmen</strong><br />
vertriebenen Produkte<br />
„Eigengewächse“ sind. So machte eine<br />
weitere Entwicklung aus dem Dögginger<br />
Labor Griwecolor zum offiziellen<br />
Zulieferer für die Deutsche Bahn<br />
AG: Nach einem wahren bürokratischen<br />
Marathon über Gutachten, Materialprüfungen<br />
und Zertifizierungen<br />
bescherte die Antidröhnbeschichtung<br />
„Antiphon“ erneut einen Aufschwung.<br />
Nicht nur die Bahn setzt auf die schalldämmenden,<br />
schwer entflammbaren<br />
Eigenschaften der rund fünf Millimeter<br />
dicken Beschichtung an ihren<br />
Schienenfahrzeugen. „Manche Entwicklungen<br />
dauern jahrelang und es<br />
ist heute nicht mehr so einfach, die<br />
passenden Rohstoffhersteller mit ins<br />
Boot zu holen“, so Wehinger. Es gilt<br />
schnell zu sein, damit einem Mitbewerber<br />
nicht zuvorkommen.<br />
Große Hilfe bei winzigen Teilchen<br />
◆ Nanotechnologie: Uni Konstanz unterstützt Firmen bei der Suche nach neuen Anwendungsmöglichkeiten<br />
oder Schichten zur Härtung<br />
von Werkzeugoberflächen<br />
und vielem<br />
mehr. Wichtig für die<br />
Farbindustrie ist die Tatsache,<br />
dass Partikel mit<br />
fünf Nanometer durch<br />
ihre geringe Atomzahl<br />
ihre Farbe verändern.<br />
Durch die veränderte elektrische Leitfähigkeit<br />
können neue Schaltsysteme<br />
entwickelt werden. Durch den Magnetismus<br />
können mit Nanoelementen<br />
Die Vielfalt zeichnet Griwecolor aus<br />
und ließ das <strong>Unternehmen</strong> wirtschaftliche<br />
Rezessionsphasen unbeschadet<br />
überstehen. Denn die Produktpalette<br />
reicht von Sonderprodukten wie umweltfreundlicher<br />
Baumschutzfarbe<br />
über Grundierungen, Haftvermittler<br />
und Oberflächenveredelungen bis hin<br />
zu Bautenfarben. Rund 50 Prozent des<br />
Umsatzes werden jedoch mit Künstler-<br />
und Hobbyfarben erzielt. Absatzmärkte<br />
im Industriebereich werden<br />
parallel vorangetrieben und der jüngste<br />
Coup gelang den findigen Geschäftsmännern<br />
in diesem Jahr mit<br />
der Entwicklung eines neuen Anstriches,<br />
der vor allem für die gesamte<br />
Nahrungsmittel- und Genussindustrie<br />
von Bedeutung ist.<br />
Ob in Bäckereien, Metzgereien oder<br />
Gaststätten – immer wieder stellt sich<br />
das Problem von Pilz- und Bakterienbefall<br />
an Decken und Wänden, die ursächlich<br />
meist in den starken Temperaturschwankungen<br />
verbunden mit<br />
einer hohen Luftfeuchtigkeit liegen.<br />
Diese Mikro-Organismen vermehren<br />
sich rasant und sorgen für eine erhebliche<br />
Belastung der Umwelt und des<br />
Menschen. Bisher war es üblich, den<br />
Wandanstrich mit bekämpfenden, so<br />
genannten fungiziden Zusätzen, zu<br />
versehen und die Pilze durch ein Pilzgift<br />
abzutöten. In vielen Fällen trat der<br />
Pilz in kürzester Zeit an der behandelten<br />
Fläche wieder auf und die Behandlung<br />
musste wiederholt werden.<br />
„Nicht die Vergiftung des Mikro-Organismus,<br />
sondern die Entziehung der<br />
Lebensgrundlage dieser Mikro-Organismen<br />
muss im Vordergrund stehen“,<br />
dachte sich Chefentwickler<br />
Grieshaber. Ein neuer wasserverdünnbarer<br />
Anstrich auf Dispersionsbasis<br />
für Wand und Decke wurde kreiert,<br />
geprüft, zertifiziert und auf den<br />
Markt gebracht. Grundlage sind diverse<br />
Komponenten auf Nanotechnologie-Basis.<br />
Diese verhindert dauerhaft<br />
die Besiedelung von Wand- und Deckenflächen<br />
mit Pilzen oder Bakterien,<br />
ist emissionsfrei und ungefährlich<br />
für Mensch und Tier, was Prüfzertifikate<br />
belegen. Internationale Forschungsteams<br />
haben festgestellt, dass<br />
antibiotische Oberflächen und keimresistente<br />
Anstriche einer der bedeutendsten<br />
Fortschritte sind, um die Verbreitung<br />
von Mikroorganismen zu<br />
verhindern, wie Grieshaber erläutert.<br />
„Es gibt für unseren Anstrich sicherlich<br />
noch weitaus größere Anwendungs-Spektren,<br />
deren Umfang heute<br />
noch gar nicht absehbar ist“, ist sich<br />
die Geschäftsleitung sicher.<br />
neue Datenspeicherformen geschaffen<br />
werden.<br />
Uni hilft <strong>Unternehmen</strong><br />
Für die anwesenden Unternehmer<br />
von besonderer Bedeutung war das<br />
Angebot des Kompetenzzentrums der<br />
Euregio Bodensee, dass jeder sich an<br />
den Referenten und sein Team in der<br />
Universität Konstanz wenden kann.<br />
Hat beispielsweise ein Dentalbetrieb<br />
Probleme mit dem Abrieb einer Oberflächenschicht<br />
oder ist ein Maler mit<br />
der Qualität des ihm als Nano-Produkt<br />
gepriesenen Herstellerangebotes<br />
nicht zufrieden, so kann er den Service<br />
der Analytik mit dem Rastertunnelmikroskop<br />
des Transferzentrums nutzen.<br />
„In unserem analytischen Bereich<br />
haben wir eine Trefferquote von<br />
90 Prozent und das zu einem Preis,<br />
den jedes <strong>Unternehmen</strong> zahlen<br />
kann“, so der Experte, und: „Nicht<br />
überall wo Nanotechnologie draufsteht<br />
ist auch Nanotechnologie drin!“<br />
Je nach Thema und Problem kann<br />
es dann auch weiter gehen zur Industrieforschung<br />
und Entwicklung in Kooperation<br />
mit den Firmen. „Hierin<br />
steckt viel kreatives Potential, das bis<br />
zu Patenten führen kann.“ Schatz und<br />
sein Team sichern interessierten Firmen<br />
innerhalb einer Woche eine Antwort<br />
mit einem persönlichen Gesprächstermin<br />
zu. Darin wird das Problem<br />
erörtert und die Kanalisierung zu<br />
den richtigen Ansprechpartnern aus<br />
dem Expertenkreis vorgenommen.<br />
Und dies, obwohl Schatz gerade aus<br />
Indien kam, um dann gleich weiter<br />
nach Denver zu fliegen. Kein Wunder,<br />
dass die zahlreichen Teilnehmer des<br />
Vortrags die anschließende Gesprächsmöglichkeit<br />
für viele gezielte<br />
Fragen nutzten.<br />
News<br />
HOSPA<br />
Firma wächst weiter<br />
Der Murger Holz- und Baustoffhändler<br />
Hospa hat Ende Februar<br />
das Betriebsgelände des insolventen<br />
Entsorgers RAG erworben.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> will sich vergrößern.<br />
Der Fuhrpark, mit dem<br />
die Baustoffe an Kunden in ganz<br />
Südbaden und in die Schweiz<br />
geliefert werden, wird um zwei<br />
weitere auf dann zehn Lastwagen<br />
erweitert. Die Firma stellt demnächst<br />
zwei bis drei weitere Arbeitskräfte<br />
ein. Vor diesem Hintergrund<br />
habe sich der Kauf des<br />
benachbarten RAG-Areals angeboten,<br />
sagte Hospa-Mitgeschäftsführer<br />
Frank Schäuble<br />
(39), der mit seinem Bruder Michael<br />
Schäuble (36) seit 2006 das<br />
1978 gegründete Familienunternehmen<br />
mit derzeit 18 Beschäftigten<br />
leitet. Das Firmenareal im<br />
Industriegebiet Bündtenäcker<br />
könne um 8000 Quadratmeter<br />
(davon 3000 Quadratmeter Halle)<br />
auf 19 000 Quadratmeter erweitert<br />
werden. Einen Teil davon will die<br />
Hospa als Lagerfläche an andere<br />
<strong>Unternehmen</strong> vermieten. (sk)<br />
VORTRAGSABEND<br />
Der perfekte Chef<br />
Cay von Fournier deckt in seinem<br />
Vortragsabend am 17. April in<br />
Zürich von 19 bis 21 Uhr die<br />
Grundsätze auf, mit denen man<br />
als Chef besser und als Unternehmer<br />
erfolgreicher werden kann.<br />
Umfassend stellt er dar, was für<br />
die Personalführung in einem<br />
mittelständischen <strong>Unternehmen</strong><br />
notwendig ist. Cay von Fournier<br />
erläutert die Grundlagen stimmiger<br />
Führung ebenso wie die Themen<br />
Motivation, Kommunikation,<br />
Teambildung und Konfliktlösung.<br />
„Den perfekten Chef wird man<br />
selten finden“, erklärt der Referent,<br />
„allerdings gibt es Prinzipien<br />
guter Mitarbeiterführung. ‚Perfekte<br />
Chefs‘ verstehen Führung<br />
nicht als Privileg, sondern als<br />
Dienstleistung. Diese Führungsqualität<br />
ist der Schlüssel zu Menschen<br />
und zu dauerhaftem <strong>Unternehmen</strong>serfolg.“<br />
Der Vortragsabend<br />
kostet 55 Euro pro Person<br />
inklusive Imbiss und Getränken.<br />
Infos und Anmeldung telefonisch<br />
unter 0 92 61/9 62 80 oder per<br />
E-Mail info@schmidtcolleg.de.<br />
(sk)<br />
INNOVATIONSPREIS<br />
Ausschreibung für 2007<br />
Das Land Baden-Württemberg hat<br />
den Wettbewerb um den Innovationspreis<br />
2007, den Dr.<br />
Rudolf-Eberle-Preis, ausgeschrieben.<br />
Kleine und mittlere <strong>Unternehmen</strong><br />
aus Industrie, Handwerk<br />
und technologischer Dienstleistung<br />
können sich ab sofort<br />
bewerben. Gefragt sind innovative<br />
Produkte, technischer Fortschritt,<br />
unternehmerische Leistung und<br />
wirtschaftlicher Erfolg. Einsendeschluss<br />
31. Mai. Insgesamt werden<br />
Preise in Höhe von 50 000<br />
Euro vergeben. (shn)<br />
Info und Bewerbungsunterlagen<br />
unter: www.wm.badenwuerttemberg.de<br />
RHENUS LOGISTICS<br />
<strong>Unternehmen</strong> erweitert<br />
Der Logistikdienstleister Rhenus<br />
Logistics hat in Weil am Rhein ein<br />
70 000 Quadratmeter großes<br />
Grundstück auf dem Gelände der<br />
ehemaligen Euro-Messe gekauft.<br />
Hier will Rhenus eine neue Anlage<br />
für den Umschlag, die Lagerung<br />
und die Bearbeitung von Gütern<br />
bauen. Diese Dienstleistungen<br />
hat Rhenus bis jetzt von unterschiedlichen<br />
Standpunkten aus<br />
erledigt. Voraussichtlich werden<br />
durch die Zusammenführung und<br />
Erweiterung 100 neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen. Geplant sind<br />
3000 Quadratmeter Bürofläche,<br />
eine Umschlaghalle von 2500<br />
Quadratmetern sowie 28 000<br />
Quadratmeter Hallenfläche für<br />
Lagerung und Kommissionierung.<br />
Die Rhenus-Gruppe macht einen<br />
Umsatz von 2,5 Milliarden Euro<br />
und beschäftigt mehr als 13 000<br />
Mitarbeiter an 200 Standorten<br />
weltweit. (tk)
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Seite 14 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Buchtipp<br />
VERTRIEB<br />
Kundenrückgewinnung<br />
Anne M. Schüller, Expertin für<br />
Loyalitätsmarketing, zeigt in<br />
ihrem neuen Buch. „Come back!<br />
Wie sie verlorene Kunden zurückgewinnen“<br />
kompetent und praxisnah<br />
Strategien auf, mit denen<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
ehemalige Kunden<br />
zurückgewinnen können.<br />
Dies wird immer wichtiger, da die<br />
Gewinnung von neuen Kunden in<br />
vielen Branchen oft völlig ausgereizt<br />
ist. Neben den theoretischen<br />
Hintergründen liefert das<br />
Buch praktische Informationen:<br />
Von der Identifizierung der verlorenen<br />
Kunden über die Verlustursachen<br />
bis zur Planung und<br />
Umsetzung von Gegenmaßnahmen.<br />
(tk)<br />
Anne M. Schüller: Come back! Wie<br />
Sie verlorene Kunden zurückgewinnen.<br />
Orell Füssli Verlag, Zürich 2007,<br />
223 Seiten, 26,50 Euro, ISBN 978-3-<br />
380-05242-6.<br />
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Bildschirm statt Bücher<br />
◆ Wie Sie Ihren Mitarbeitern das eigenständige Lernen am PC schmackhaft machen<br />
von Leonhard Fromm<br />
Weil virtuelle Fortbildung ohne Gruppenzwang,<br />
Seminarleiter oder unmittelbare<br />
Lernkontrolle funktioniert, ist<br />
sie der Ernstfall autonomer Disziplin.<br />
An dieser Grenze entwickelt E-Learning<br />
deshalb nicht selten eine Eigendynamik,<br />
die im <strong>Unternehmen</strong> zu einer<br />
neuen Lern- und sogar Firmenkultur<br />
führen kann.<br />
Ursprünglich zielt Weiterbildung im<br />
beruflichen Alltag auf die Beseitigung<br />
von Defiziten ab. Mitarbeiter werden<br />
auf Seminare geschickt, bei denen sie<br />
gezielt und thematisch begrenzt Wissenslücken<br />
schließen, die hinterher<br />
„Die schönste Technik nützt<br />
nichts, wenn der Mensch sie<br />
nicht annimmt.“<br />
FELICITAS SCHWARZ, E-LEARNING-<br />
BERATERIN UND PSYCHOLOGIN<br />
mehr oder weniger überprüft werden.<br />
Seit aber Firmen Präsenzseminare<br />
teilweise durch E-Learning ersetzen,<br />
entsteht neben allen technischen<br />
Schwierigkeiten und emotionalen Widerständen<br />
rund um die neue Lernform<br />
eine Eigendynamik, die manches<br />
<strong>Unternehmen</strong> zuvor unterschätzt<br />
oder gar nicht gesehen hat.<br />
„Die Arbeitszeiten sind heute so flexibel,<br />
dass sie fast gar keine Präsenzkurse<br />
mehr bilden können,“ sagt Konrad<br />
Riek. Der IHK-Projektleiter bündelt<br />
von Lindau aus seit 2003 die Online-Interessen<br />
von zehn Industrieund<br />
Handelskammern, auch für die<br />
Region Bodensee/Schwarzwald. Die<br />
Zahl der Lerner verdoppelt sich seither<br />
jährlich auf zuletzt 1200.<br />
Dass das Online-Lernen die Bildungskultur<br />
verändert, bestätigt Riek.<br />
80 Prozent seiner Kunden, die vom<br />
BEGEHREN MIT SYSTEM<br />
Weiterbildung am Bildschirm: Gerade bei älteren Angestellten sind die Vorbehalte noch groß.<br />
Buchhaltungsseminar über Fremdsprachen<br />
bis zur EDV Kurse buchen,<br />
sind selbstzahlende Angestellte zwischen<br />
30 und 50 Jahren. „Viele wollen<br />
sich beruflich verändern und brauchen<br />
deshalb SAP- oder CAD-Knowhow,“<br />
so der IHK-Experte, der auf<br />
Lerninhalte des DIHK zurückgreifen<br />
kann, diese bei freien Anbietern zukauft<br />
oder mit eigenen Dozenten auch<br />
mal selbst erstellt. Ein Kurs mit zehn<br />
bis 50 Stunden Umfang, der in der Regel<br />
für drei Monate freigeschaltet ist,<br />
kostet pauschal drei bis zehn Euro je<br />
Sie wollen an der Spitze sein, wenn es um Ihren<br />
Geschäftserfolg geht? Wir zeigen Ihnen, wie Sie<br />
Ihre Produkte am besten auf den Markt bringen<br />
und Bedürfnisse wecken.<br />
Marketing, Werbung,<br />
Strategische Kommunikation.<br />
Langfristige Ziele wohl überlegt erreichen. Der Zeit<br />
dabei immer einen Schritt voraus sein. Geben Sie<br />
Gas und starten Sie durch!<br />
gruppedrei.com<br />
Kursstunde. Dafür kann ihn der Lerner<br />
beliebig oft wiederholen, per Mail einen<br />
Tutor befragen oder im Einzelfall<br />
auch telefonisch betreut werden.<br />
In Lindau hat man festgestellt, dass<br />
die Bildungswilligen eine hohe Selbstdisziplin<br />
mitbringen. Mehr noch: Vom<br />
Medien- bis zum Handelsfachwirt<br />
steigt der Onlineanteil auf 20 und<br />
mehr Prozent, weil die IHKs ihre Kurse<br />
sonst gar nicht mehr anbieten könnten.<br />
„Die Leute können sich nicht auf<br />
so viel Präsenz festlegen, weil ihnen<br />
dafür als Alleinerziehende oder<br />
Konstanz – Fünf junge Studenten der<br />
Fachhochschule Furtwangen hatten<br />
1989 eine Vision: Sie wollten Systeme<br />
erschaffen, die alle Beteiligten vernetzen.<br />
Mit einfach strukturierten, leicht<br />
verständlichen grafischen Benutzeroberflächen<br />
– eben integrierten Informationssystemen.<br />
Das war der Anfang<br />
des IT-<strong>Unternehmen</strong>s In-integrierte<br />
Informationssysteme GmbH in Konstanz.<br />
Als die fünf Jungunternehmer<br />
ihre Firma gründeten, war das Internet<br />
weder benutzerfreundlich noch<br />
allen zugänglich. Auf den Bildschirmen<br />
erschienen einfach grüne Zeichen<br />
auf schwarzem Grund. „Die Firma<br />
ist mein Lebenswerk“ sagt Siegfried<br />
Wagner, der letzte der fünf Gründer,<br />
der noch in der Firma tätig ist und<br />
von Anfang an ihr Geschäftsführer<br />
war. Der 48-jährige Firmen-Chef trägt<br />
Anzug, Krawatte und Hemd. Sein <strong>Unternehmen</strong><br />
betreibt heute Prozessmanagement<br />
und hat dafür zwei eigene<br />
Softwares entwickelt, die mit den gängigen<br />
Systemen kompatibel sind. In<br />
Konstanz und in einer Niederlassung<br />
in Böblingen beschäftigt das IT-<strong>Unternehmen</strong><br />
etwa 60 Mitarbeiter.<br />
Um anschaulich zu erklären, was<br />
die In-GmbH eigentlich macht, greift<br />
er zunächst zum Flachbildschirm.<br />
Bunte Grafiken zeigen Arbeitsinhalte<br />
und -abläufe – das Visualisieren von<br />
abstrakten Prozessen ist ein Standbein<br />
der Firma. Während Wagner redet,<br />
wird irgendwann der Bildschirm<br />
schwarz. Wagner<br />
hat zu Papier und<br />
Stift gegriffen und<br />
zeichnet nun Pfeile,<br />
die Kreise und Kästchen<br />
verbinden.<br />
Zum Schluss sieht<br />
das Werk aus wie<br />
ein komplizierter technischer Schaltplan,<br />
es zeigt jedoch seine Erklärungen<br />
als eine Art Fließdiagramm.<br />
Genügte es früher, in der Produktion<br />
Maschinen zu vernetzen, gelte es<br />
heute, die Prozesse zu vernetzen, die<br />
zu einem neuen Produkt führen, erläutert<br />
Wagner. Zwei Beispiele hält er<br />
für diesen Wandel bereit. Das erste<br />
Beispiel kommt aus den 90er Jahren.<br />
Damals verkaufte die Konstanzer Firma<br />
Maurer ihre Räucherkammern in<br />
alle Welt. Die In-GmbH hatte deren<br />
Kammern damals so programmiert,<br />
dass die Räuchervorgänge an einem<br />
zentralen Leitstand überprüft, doku-<br />
Schichtarbeiter die Zeit fehlt,“ sagt<br />
Riek. Deshalb müssten Bildungsanbieter<br />
bis hin zur Prüfung mit IHK-<br />
Zertifikat immer mehr Online anbieten,<br />
um im Geschäft zu bleiben. Und<br />
noch etwas fällt dem E-Learning-Experten<br />
auf: Online-Teilnehmer haben<br />
im Schnitt bessere Prüfergebnisse als<br />
Präsenzteilnehmer.<br />
Bis hin zu Mittelstand und Handwerk<br />
erreicht die neue Lernform, die<br />
um 1980 an der Schnittstelle von Weiterbildung<br />
und IT entstanden ist, immer<br />
mehr Branchen und durchdringt<br />
Integration hoch drei<br />
mentiert und gesteuert werden konnten.<br />
Das Ergebnis war eine „Super-<br />
Wurscht“, schwäbelt der Wahlbadener,<br />
erfreut über das handfeste Beispiel<br />
für die frühe Firmentätigkeit: „Im<br />
Prinzip machen wir so etwas heute<br />
noch, nur für sehr viel größere Firmen“.<br />
Das zweite, aktuel-<br />
le Beispiel führt Wagner<br />
in die Welt der<br />
Automobilindustrie.<br />
Nun hält den zweifachen<br />
Familienvater<br />
nichts mehr am<br />
Schreibtisch. Hinter<br />
der Bürotür hängt ein Diagramm in<br />
Plakatgröße. Es zeigt die Beteiligten<br />
und die Prozesse bis zur Einführung<br />
eines neuen Automodells. Firmen-,<br />
Länder- und Produktübergreifend.<br />
Während Wagner nun also zwischen<br />
Schreibtisch und Plakat hin- und herpendelt,<br />
beschreibt er, was heute die<br />
Herausforderung für sein <strong>Unternehmen</strong><br />
ist. Mitarbeiter zu finden, die neben<br />
dem technischen Know-how über<br />
die soziale und intellektuelle Kompetenz<br />
verfügen, vor Ort, in den Firmen<br />
der Kunden, die Abläufe zu erfassen<br />
und zu einem prozessorientierten<br />
Fachportal zusammenzuführen. Ein<br />
von der PC-Schulung bis zum Qualitätsmanagement<br />
immer mehr Bereiche.<br />
„Die schönste Technik nützt aber<br />
nichts, wenn der Mensch sie nicht annimmt,“<br />
sagt Felicitas Schwarz. Die<br />
Psychologin ist Beraterin bei dem E-<br />
Learning-Anbieter Thomson Net-g. In<br />
einigen Fällen hat sie Personalchefs<br />
und Vorstände bereits überzeugt, das<br />
virtuelle Bildungsinstrumentarium<br />
auch zuhause zugänglich zu machen.<br />
Dies wird von den Mitarbeitern und<br />
ihren Familien meist sehr gut angenommen.<br />
Denn wenn neugierige Internetkids<br />
zuhause Englisch lernen<br />
können und Mitarbeiter oder deren<br />
Partner selbst Zeit für den Ebay-Kurs<br />
haben, erhöht dies die Akzeptanz für<br />
die neue Lernform und baut Hemmungen<br />
davor spielerisch ab.<br />
„Wenn Online einen Mehrwert bietet,<br />
zum Beispiel bessere Bildungsund<br />
Aufstiegschancen, verhindern<br />
Sie, dass bei der Belegschaft der Eindruck<br />
entsteht, mit der neuen Lernform<br />
wolle man den Mitarbeitern nur<br />
das Seminarhotel wegnehmen,“ sagt<br />
der Stuttgarter Führungskräftecoach<br />
und Psychologe Jürgen Kässer. Wie<br />
das konkret aussieht, zeigt Felicitas<br />
Schwarz, die bei der Hotel-Gruppe Accor<br />
beim Spaßfaktor für Kellner und<br />
Rezeptionistinnen ansetzte, um vor<br />
der Fußball-Weltmeisterschaft 10 000<br />
Mitarbeiter virtuell in Sachen Service<br />
zu schulen.<br />
Spielerisch wurde ein „Weltmeister<br />
der Gastfreundschaft“ gesucht, der einen<br />
Urlaub im Land des Fußball-Weltmeisters<br />
gewinnt. Den Preis an eine<br />
ostdeutsche Hotel-Mitarbeiterin<br />
überreichte dann im August Fußballikone<br />
und WM-Koordinator Franz Beckenbauer<br />
persönlich.<br />
Im Internet:<br />
www.ihkadhoc.de<br />
◆ Konstanzer In-GmbH ermöglicht mit Software Überblick bei komplexen Projekten<br />
von Janina Eisele<br />
Bei der Firmengründung<br />
war das Internet weder<br />
benutzerfreundlich noch<br />
allen zugänglich.<br />
Fachportal, das jedem die Information<br />
zukommen lässt, die er benötigt und<br />
die Kommunikation zwischen den Beteiligten<br />
unterstützt. Dazu brauche es<br />
Software-Ingenieure und vor allem<br />
„gute Berater, die konzipieren können“.<br />
In-GmbH<br />
Von Anfang an<br />
als Geschäftsführer<br />
bei der<br />
In-GmbH dabei:<br />
Siegfried Wagner.<br />
Bild: Eisele<br />
Die In-integrierte Informationssysteme<br />
GmbH ist seit 1989 als<br />
unabhängiges Systemhaus am<br />
Markt aktiv. Im Stammsitz in Konstanz<br />
und in der Niederlassung in<br />
Böblingen beschäftigt das <strong>Unternehmen</strong><br />
etwa 60 Mitarbeiter. Mit<br />
der „sphinx Product-Line“ und der<br />
„weblet Product-Line“ hat das<br />
IT-<strong>Unternehmen</strong> zwei eigene<br />
Produkte auf dem Markt – ein<br />
Visualisierungs- und ein Programm<br />
zur Erstellung von Fachportalen.<br />
Den Schwerpunkt der Arbeit sieht<br />
Firmen-Chef Siegfried Wagner in<br />
der Beratungstätigkeit, die zur<br />
Optimierung von Produktions- und<br />
Entwicklungsprozessen führen soll.<br />
(eis)<br />
Im Internet:<br />
www.in-gmbh.de
<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Management</strong><br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 15<br />
<strong>Unternehmen</strong>skultur zahlt sich aus<br />
◆ Das Rottweiler Elektronikunternehmen DDM Hopt + Schuler investiert auch in schlechten Zeiten in seine Mitarbeiter<br />
von Karin Walz<br />
Rottweil – Profit machen heute <strong>Unternehmen</strong>,<br />
die permanent rationalisieren,<br />
Produktionsbereiche massiv ins<br />
Ausland verlagern und als Konsequenz<br />
ihre Belegschaft bis an die<br />
Grenze der Belastbarkeit reduzieren.<br />
Investitionen in die <strong>Unternehmen</strong>skultur<br />
und Mitarbeitermotivation ist<br />
etwas für „Gut-Wetter-Zeiten“ und –<br />
angesichts der geringen Jobalternativen<br />
für Mitarbeiter – momentan zu<br />
vernachlässigen. Dies scheint das vorherrschende<br />
Patentrezept für ein erfolgreiches<strong>Unternehmen</strong>smanagement<br />
in vielen deutschen Chefetagen<br />
zu sein.<br />
Dass die Prioritäten auch anders gesetzt<br />
werden können, zeigt die 1971gegründete<br />
Firma DDM Hopt + Schuler<br />
GmbH & KG in Rottweil. Das Kürzel<br />
DDM steht für „Designers“, „Developers“,<br />
„Manufactures“ und umschreibt<br />
das Angebot der Firma bei<br />
Schreib- und Lesegeräten, so genannten<br />
Ticket-Dispensern und Miniaturschaltern.<br />
Das mittelständische Elektronikunternehmen,<br />
dessen Stärke in<br />
der Miniaturisierung liegt, schreibt<br />
schwarze Zahlen. Nach Meinung von<br />
Karl-Rudolf Hopt und dessen Bruder<br />
Jügen Hopt verdankt der Familienbetrieb<br />
diese erfolgreiche Bilanz vor allem<br />
seiner ganzheitlichen Strategie, in<br />
welcher der Mensch – ob Mitarbeiter<br />
oder Kunde – im Mittelpunkt steht.<br />
Der Profit, so Karl-Rudolf Hopt, sei die<br />
logische Konsequenz aus dieser <strong>Unternehmen</strong>sphilosophie.<br />
Auf dem Besprechungstisch liegt<br />
ein kleiner schwarzer Kasten mit vielen<br />
Rädchen, die beim Drehen eines<br />
Hebels präzise wie ein Uhrwerk ineinander<br />
greifen. Im Mittelpunkt platziert<br />
ist der Kunde. Um dieses Zentrum<br />
gruppieren sich die verschiedenen<br />
Abteilungen des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />
Alles ist miteinander verzahnt und<br />
dreht sich in eine Richtung. Für den<br />
50-jährigen Unternehmer symbolisiert<br />
dieses kybernetische Modell das<br />
Geheimnis der Erfolgsgeschichte des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s.<br />
Nach der Übernahme der Firmenleitung<br />
1997 vom Vater Rudolf Hopt<br />
konnten die beiden Söhne mit dieser<br />
Politik den Umsatz – trotz Wirtschaftskrise<br />
– bis 2006 um 35 Prozent steigern.<br />
Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich<br />
im selben Zeitraum um 23 Prozent auf<br />
heute 150 Personen. 2006 wurden bereits<br />
sechs neue Mitarbeiter eingestellt.<br />
Ein Werk in Tschechien hat die<br />
Funktion eines Zuliefererbetriebs.<br />
Der erste Schritt auf dem Weg zur<br />
heutigen <strong>Unternehmen</strong>skultur war<br />
die Formulierung eines Leitbildes mit<br />
den Schwerpunkten: Wir und der Sinn<br />
Karl-Rudolf Hopt schreibt Mitarbeitermotivation groß. Plakate (kleines Bild rechts) machen das im <strong>Unternehmen</strong> täglich sichtbar. Bild: Walz<br />
unserer Arbeit, unsere Verantwortung,<br />
Leistung, Lieferanten, Kunden, Kommunikation,<br />
Umwelt, Zukunft. Ausschließlich<br />
für die interne Nutzung ist<br />
ein Mini-Handbuch in Visitenkartenformat<br />
mit den zehn Regeln für den<br />
Umgang miteinander. Die Statements<br />
wie „Wir vermeiden Alleingänge und<br />
suchen bewusst nach Teamlösungen<br />
mit unseren Kollegen“ wurden in Plakaten<br />
bildhaft umgesetzt und in den<br />
„Unsere Führungskräfte sind<br />
Vorbilder, die unsere Mitarbeiter<br />
fördern und fordern,<br />
damit Probleme erkannt<br />
und gelöst werden.“<br />
DDM-CHEF KARL-RUDOLF HOPT<br />
Abteilungen aufgehängt. Die ganzheitlichen<br />
Jahresziele werden jeweils<br />
in Abteilungsziele heruntergebrochen<br />
und dort in Workshops regelmäßig mit<br />
der tatsächlichen Entwicklung abgestimmt.<br />
„Das sind keine Kaffeekränzchen“,<br />
betont Hopt und fügt hinzu:<br />
„Da kommt auch messbar etwas heraus.“<br />
Für den Unternehmer ist es<br />
wichtig, dass den Aussagen auch konkrete<br />
Taten folgen. Ein Beispiel nennt<br />
er das Bekenntnis zur Umwelt. Der<br />
ganze Baukomplex wird ohne Öl beheizt.<br />
Ein eigenes Blockheizkraftwerk<br />
nutzt die Wärme eines Tiefwassersees<br />
unter dem Betriebsgelände. Die Inves-<br />
tition hat sich, so Hopt, bereits nach<br />
fünf Jahren amortisiert. Weitere Energie<br />
liefert eine Fotovoltaikanlage. Mit<br />
der Videokamera werden Arbeitsabläufe<br />
dokumentiert und in regelmäßigen<br />
Abständen auf Optimierungsmöglichkeiten<br />
untersucht. Zur Zukunftssicherung<br />
dient die Kooperation<br />
mit innovativen Partnern wie dem<br />
Institut für Mikrotechnik und Automatisierung<br />
in Stuttgart und in Villingen-Schwenningen.<br />
Die Hautpinnovationen entstehen<br />
jedoch in den Köpfen der Mitarbeiter –<br />
ob in der Entwicklungsabteilung oder<br />
als Optimierungsvorschläge in der<br />
Produktion. Um die Kreativität der<br />
Mitarbeiter zu fördern, herrscht im<br />
Betrieb eine „sehr offene Kultur“, wie<br />
Hopt betont. Diese basiere auf gegenseitigem<br />
Vertrauen und dem Glauben<br />
an die Menschen im <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Das Resultat: „Zur Erreichung gemeinsamer<br />
Ziele arbeiten die Menschen<br />
– wenn notwendig – unter Zeitdruck<br />
und geben auch bei kniffligen<br />
Herausforderungen nicht auf. Auf der<br />
anderen Seite ermöglichen wir unseren<br />
Mitarbeitern auch die Zeit, entspannt<br />
zu arbeiten.“ Flankiert wird<br />
dies durch ein umfassendes Angebot<br />
im Gesundheitsbereich: von Kursen<br />
zum richtigen Sitzen, über Aqua-Jogging<br />
bis hin zu Yogaseminaren. Die<br />
Führungskräfte im Hause werden auf<br />
ihre verantwortungsvolle Aufgabe mit<br />
internen Fortbildungsmaßnahmen<br />
vorbereitet. „Unsere Führungskräfte<br />
sind Vorbilder, die unsere Mitarbeiter<br />
fördern und fordern, damit Probleme<br />
erkannt und gelöst werden“, bringt es<br />
der Unternehmer auf den Punkt. Über<br />
tausend Stunden und 100 000 Euro habe<br />
der Betrieb 2006 in die Kurskosten<br />
für die Weiterbildung investiert, erklärt<br />
Personalchefin Ingrid Weiß: „Von<br />
der Führungskraft bis zum Montagearbeiter.“<br />
Dafür, dass die Investitionen<br />
sich auch rentieren, sorgt ein von Weiß<br />
entwickelter Fortbildungs-Check.<br />
Dieser beginnt mit einem Vorbereitungsgespräch,<br />
an dem sowohl der<br />
Mitarbeiter als auch dessen Vorgesetzter<br />
beteiligt sind, geht über die Seminarbeurteilung<br />
bis zur Erfolgskontrolle<br />
nach zwei Monaten.<br />
Für ihre besondere <strong>Unternehmen</strong>skultur<br />
wurden die Rottweiler im Januar<br />
als so genannter Top-Arbeitgeber<br />
von der Inititative Top Job ausgezeichnet.<br />
Zu Ostern macht sich die Firma<br />
selbst ein Geschenk: Bis dahin sind<br />
der Umzug in den Verwaltungsneubau<br />
in der Heerstraße und die Umbauten<br />
der bereits dort stehenden Produktionsgebäude<br />
abgeschlossen.<br />
Im Internet:<br />
www.hopt-schuler.com<br />
Mit Hightech-Beschichtungen an die Spitze<br />
◆ Handyschalen und Mercedes-Sterne: Frohnstettener <strong>Unternehmen</strong> Hartec etabliert sich mit innovativer PVD-Technologie<br />
von Ursula Mallkowsky<br />
Frohnstetten – Nicht locker gelassen<br />
hat Carlos Ribeiro, immer wieder gekämpft,<br />
finanzielle Klippen umschifft<br />
und jetzt seine Firma Hartec in Stetten<br />
a.k.M., Ortsteil Frohnstetten, auf sichere<br />
Füße gestellt. Der Durchbruch<br />
ist geschafft, das <strong>Unternehmen</strong> mit innovativer<br />
PVD-Technologie im Markt<br />
fest verankert. Nicht nur das, der heute<br />
fast 51-jährige Diplomingenieur<br />
und gebürtige Portugiese hat seine<br />
Mitbewerber nahezu ausgestochen<br />
und seit 2006 Hartec Asia in Singapure<br />
und von dort aus in Taipeh (Taiwan)<br />
und Kunshan (China) etabliert. Allerdings<br />
war dem Erfolg ein fast 20-jähriger<br />
Kampf vorausgegangen.<br />
Beim Rundgang durch das <strong>Unternehmen</strong><br />
mag man gar nicht glauben,<br />
dass dort alles mal praktisch in einem<br />
einzigen Raum angefangen hatte. Ribeiro<br />
hatte unter anderem in Tübingen<br />
Maschinenbau studiert und war danach<br />
in der damals noch bestehenden<br />
Firma Gühring Automation als Berufsanfänger<br />
untergekommen, nur wenige<br />
Meter von dem Platz entfernt, wo heute<br />
Hartec zuhause ist. Sein findiger Kopf<br />
ließ ihm aber keine Ruhe, brauchte<br />
mehr Möglichkeiten für neue Wege<br />
und Entwicklungen und deshalb entschied<br />
sich Ribeiro 1986 zur Selbstständigkeit<br />
in Frohnstetten.<br />
Die Entwicklung von PVD-Oberflächen<br />
und Produktionsanlagen stehen<br />
heute im Mittelpunkt des <strong>Unternehmen</strong>s,<br />
das zwischenzeitlich etwa 30<br />
Mitarbeiter hat. Ribeiro selbst sagt:<br />
„Kaum eine Firma hat eine so bewegte<br />
Vergangenheit wie die Hartec GmbH.“<br />
Diese von Ribeiro<br />
entwickelte Maschine<br />
beschichtet jetzt<br />
bei Hartec Asia in<br />
China Handyschalen.<br />
Die Aufnahme<br />
entstand, als Hartec-<br />
Mitarbeiter die<br />
Anlage für einen<br />
Probelauf in Frohnstetten<br />
montierten.<br />
Praktisch aus dem Nichts gekommen,<br />
zählt sie heute zu den Weltmarktführern<br />
um die PVD-Technologie, spezialisiert<br />
auf Beschichtungsverfahren,<br />
bei denen metallische Oberflächen<br />
gefragt sind. Umweltneutralität und<br />
Funktionalität sind das Aushängeschild<br />
der entwickelten Technologie<br />
im Nanobereich geworden. Branchenunabhängig<br />
finden Hartec-<br />
Schichten ihre Anwender.<br />
Ribeiros Spezialität: Planung und<br />
Konstruktion von kundenspezifischen<br />
PVD-Anlagen, die Umsetzung und der<br />
Aufbau der Maschinen, entweder am<br />
eigenen Standort oder bei den Kunden<br />
(je nach gewünschter Stückzahl der zu<br />
fertigenden Produkte) und natürlich<br />
entsprechender Service.<br />
Machbar sind beispielsweise Kunststoffmetallisierung<br />
oder Designmöglichkeiten<br />
in Kombination von Lack<br />
und PVD-Technologie.<br />
Im Fokus der Produktion stehen<br />
derzeit funktionelle PVD-Schichten<br />
zur Magnetfeld-Abschirmung bei<br />
Laptopgehäusen. Dazu wurde speziell<br />
eine der größten Beschichtungsanlagen<br />
für die asiatische Niederlassung<br />
mit 30 Tonnen Gesamtgewicht entwickelt.<br />
Die erste Anlage dieser Baureihe<br />
wurde dort für den Bereich Telekommunikation<br />
(Handy-Gehäuse, Displays,<br />
Tastaturen) ausgeliefert.<br />
Auszeichnungen<br />
1990 Dr. Rudolf Eberle Preis –<br />
Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg<br />
1992 Innovationspreis der deutschen<br />
Wirtschaft für Niedertemperatur-Plasma<br />
-Beschichtung<br />
1994 Europäisches Patent für<br />
Verfahren und Vorrichtung zur<br />
Oberflächenbehandlung von Werkstücken<br />
1996 Eta Preis für Neuentwicklung<br />
und Einsatz einer Inline-Vakuum-<br />
Plasma-Beschichtungsanlage<br />
1997 Innovationspreis der deutschen<br />
Wirtschaft für Gleitschichten<br />
im Niedertemperatur- Beschichtungsverfahren<br />
2003 Europäisches Patent für ein<br />
Plasmaverfahren zur Oberflächenbehandlung<br />
von Substraten aus<br />
Silikon<br />
2006 Material Connexion Auszeichnung<br />
für die Entwicklung<br />
innovativer Materialien (sky)<br />
Doch zurück zur Entwicklung des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s. Nachdem zuerst nur<br />
beschichtet worden war, aber bereits<br />
einige PVD-Beschichtungsanlagen<br />
verkauft werden konnten, kam 2001<br />
die Gründung der Hartec Anlagenbau<br />
GmbH hinzu. Gleichzeitig wurde ein<br />
neues Verwaltungsgebäude gebaut<br />
und ein Produktions-Reinraum fertiggestellt.<br />
2004 wurde die erste Anlage<br />
mit Drei-Kathoden-Technologie für<br />
den Bereich Automotive ausgeliefert.<br />
Nach dem Sportwagenbauer Porsche,<br />
der seine Firmenembleme von Hartec<br />
produzieren lässt, setzt jetzt auch<br />
BMW die Nanotechnologie aus<br />
Frohnstetten ein. Bereits 2005, nachdem<br />
in eigenen Betriebsräumen eine<br />
weitere Anlage dieser Art gebaut wird,<br />
ist der Durchbruch im Automobil-Bereich<br />
unübersehbar. Audi und Daimler-Chrysler<br />
– die Mercedes-Sterne<br />
kommen von Hartec – setzen nun auch<br />
auf Ribeiros Technologie. Ziele für<br />
2007 sind unter anderem: Die Marktführerschaft<br />
für die Zukunft sicherstellen<br />
und weiterer Ausbau in Asien.<br />
Doch wer glaubt, Carlos Ribeiro sei<br />
schon am Ende seiner Vorstellungen,<br />
sieht sich getäuscht. Spätestens dann,<br />
wenn er in den Genuss einer Firmenbesichtigung<br />
mit ihm kommt. Ribeiro<br />
sprüht nur so von Ideen, die er selten<br />
auf dem Papier entwickelt, sondern im<br />
Kopf und erst später in echte Pläne<br />
umsetzt. Das hat und wird sich noch in<br />
weiteren Patenten oder weiteren Preisen<br />
ausdrücken. Darum meinen seine<br />
motivierten Mitarbeiter auch: „Unserem<br />
Chef darf nichts passieren, denn<br />
er trägt alles, was unsere Firma ausmacht,<br />
im Kopf.“<br />
News<br />
SÜDWESTBANK<br />
Jahresüberschuss steigt<br />
Das Geschäftsjahr 2006 hat die<br />
Südwestbank AG mit einer Ergebnisverbesserung<br />
abgeschlossen.<br />
Der Jahresüberschuss konnte um<br />
23 Prozent auf fast neun Millionen<br />
Euro gesteigert werden. Der<br />
Provisionsüberschuss wuchs um<br />
1,8 Millionen Euro oder neun<br />
Prozent auf rund 22 Millionen<br />
Euro an. Zu diesem Zuwachs hat<br />
die Geschäftsentwicklung im<br />
Wertpapiergeschäft beigetragen.<br />
Beim Zinsüberschuss verzeichnete<br />
die Südwestbank einen Rückgang<br />
von 12,8 Prozent. Im Firmenkundengeschäft<br />
verzeichnete<br />
die Südwestbank ein Wachstum.<br />
Das Agrargeschäft wurde weiter<br />
ausgebaut. Auch wirke sich die<br />
verbesserte Stimmung beim<br />
Mittelstand auf die Geschäft aus,<br />
sagt Bernd Kiene, Sprecher des<br />
Vorstandes. Das Kreditvolumen<br />
ist im Vergleich zum Jahr 2005 um<br />
16,6 Prozent gewachsen. (sk)<br />
GEWERBEANSIEDLUNG<br />
Neuer Betrieb für Aasen<br />
Mitte März eröffnet die Firma<br />
Arbeitsbühnen Schwenk aus<br />
Schramberg-Sulgen in dem Donaueschinger<br />
Stadtteil Aasen eine<br />
weitere Niederlassung. Vom<br />
Aasener Standort aus will das<br />
<strong>Unternehmen</strong> Arbeitsbühnen in<br />
die Schwarzwald-Baar-Region<br />
verleihen und etwa zehn Geräte<br />
technisch warten. Innerhalb der<br />
nächsten beiden Jahre ist die<br />
Ausweitung des Bestandes auf<br />
vierzig bis fünfzig Maschinen<br />
geplant. An den Start geht der<br />
Betrieb mit vorerst nur einem<br />
Arbeitsplatz. Der Stadtteil Aasen<br />
hat sich in den vergangenen<br />
Jahren ambitionierter als alle<br />
anderen Baar-Dörfer um die<br />
Ansiedlung neuer Arbeitsplätze<br />
bemüht. (sk)<br />
RÜDE<br />
<strong>Unternehmen</strong> baut an<br />
Den Anbau eines Bürogebäudes<br />
von 48 Quadratmeter beabsichtigt<br />
die Firma Rüde hinter der Fabrikationshalle<br />
in Laufenburg im<br />
Industriegebiet „Haseläcker“ im<br />
Frühjahr. Rüde entwickelt und<br />
produziert Kunststoffartikel mit<br />
den Schwerpunkten Sport und<br />
Bauindustrie. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
beschäftigt 65 Mitarbeiter. (bem)<br />
DREILÄNDERECK<br />
42-Stunden-Woche<br />
Die Maschinen laufen weiter, die<br />
Firma Dreiländereck Textilveredelung<br />
GmbH bleibt bestehen.<br />
In einer Verhandlung einigten<br />
sich Betriebsrat und Geschäftsführung<br />
über die Einführung der<br />
42-Stunden-Woche. Ein Sozialplan<br />
wurde ebenfalls beschlossen.<br />
Laut Geschäftsführer Hans-Werner<br />
Lais sei die Übernahme der<br />
Mitarbeiter durch die Brennet AG<br />
damit vom Tisch. Auch die Investitionen<br />
in Höhe von drei Millionen<br />
Euro für die Sanierung des<br />
Betriebes könnten nun als gesichert<br />
gelten. (sk)<br />
SOLAR-MARKT AG<br />
Unter spanischer Sonne<br />
Die Freiburger Solar-Markt AG<br />
expandiert nach Spanien. Sie<br />
gründete ihre Niederlassung in<br />
Chiclana de la Frontera in der<br />
andalusischen Provinz Cádiz.<br />
Geschäftsführerin ist Andrea<br />
Weiler (34). Zum Angebot gehören<br />
Photovoltaik und Solarthermie.<br />
Neben dem Großhandelsgeschäft<br />
mit gewerblichen<br />
und privaten Kunden sollen<br />
Großprojekte für Investoren einen<br />
Schwerpunkt bilden. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
firmiert als Solar-Markt<br />
España Energias Renovables SLU.<br />
Andrea Weiler stammt aus Aalen<br />
und wohnt an der Costa de la Luz.<br />
Ihr Lebensgefährte Michael Tappe<br />
hat dort eine Steuer- und Rechtsanwaltskanzlei.<br />
Für die Solar-<br />
Markt AG, die seit gut 20 Jahren in<br />
Freiburg solare Geschäfte macht,<br />
arbeiten die beiden derzeit an der<br />
Projektierung einer Freilandanlage<br />
in Andalusien mit 1,5<br />
Megawatt Leistung. (kaz)
Veranstaltungen<br />
Seite 16 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
E-Mails gelten jetzt als Geschäftsbriefe<br />
◆ Fehlende Pflichtangaben in Mails können für Firmen teuer werden – IHK-Rat: Bei Abmahnungen nicht zahlen<br />
Pflichtangaben<br />
In Geschäftsbriefen – auch in<br />
E-Mails und Faxen – müssen unter<br />
anderem angegeben werden:<br />
Bei der AG:<br />
• Rechtsform<br />
• Registergericht und -nummer<br />
• Sitz<br />
• Namen aller Vorstandsmitglieder<br />
und des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
mit Familiennamen und Vornamen;<br />
der Vorstandsvorsitzende ist als<br />
solcher zu bezeichnen<br />
Bei einer GmbH:<br />
• Rechtsform<br />
• Registergericht und -nummer<br />
• Sitz<br />
• Namen der Geschäftsführer und<br />
des Aufsichtsratsvorsitzenden mit<br />
Familiennamen und mindestens<br />
einem Vornamen<br />
Bei einem Kaufmann:<br />
• Firma (Name des Kaufmanns,<br />
unter dem er im Handelsverkehr<br />
agiert)<br />
• Ggf. Zusätze wie e.K.<br />
• Ort der Handelsniederlassung<br />
• Registergericht und -nummer<br />
Bei einer OHG:<br />
• Rechtsform<br />
• Sitz<br />
• Registergericht und -nummer<br />
• Wenn kein Gesellschafter eine<br />
natürliche Person ist: Angaben über<br />
Gesellschafter nach o.g. Spezialvorschriften<br />
für GmbH oder AG<br />
Für eine KG und für eine Partnerschaftsgesellschaft<br />
gelten im<br />
Wesentlichen die Regelungen zur<br />
OHG. (glo)<br />
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von Jörg Ascher und Jan Glockauer<br />
Dass Geschäftsbriefe bestimmte<br />
Pflichtangaben wie Firma, Rechtsform,<br />
Registergericht enthalten müssen,<br />
ist nicht neu. Neu ist aber die<br />
Klarstellung des Gesetzgebers, dass jede<br />
Form von Geschäftsbriefen von der<br />
Pflicht zu Mindestabgaben erfasst ist,<br />
also auch E-Mails oder Telefaxe.<br />
Die Änderung ist in dem am 1. Januar<br />
2007 in Kraft getretenen „Gesetz<br />
über elektronische Handelsregister<br />
und Genossenschaftsregister sowie<br />
das <strong>Unternehmen</strong>sregister“ (EHUG)<br />
enthalten und gilt seit Jahresbeginn<br />
unmittelbar für alle im Handelsregister<br />
eingetragenen <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Bei Verstößen gegen die Bestimmungen<br />
kann das Registergericht tätig<br />
werden und Zwangsgelder bis zu 5000<br />
Euro verhängen. Ob darüber hinaus<br />
auch eine wettbewerbsrechtliche Abmahnung<br />
gerechtfertigt ist, ist gerichtlich<br />
nicht geklärt. Bei einer Abmahnung<br />
empfiehlt die IHK, Kontakt mit<br />
der zuständigen Kammer aufzunehmen,<br />
um den Sachverhalt zu prüfen.<br />
Denn zuletzt häuften sich Pressemeldungen<br />
und Berichte über Probleme<br />
bei der Umsetzung in <strong>Unternehmen</strong>,<br />
über mögliche Zwangsgelder<br />
und zu befürchtende Abmahnwellen.<br />
Was ist dran an der Aufregung?<br />
Zwangsgeld?<br />
Schon vor dem 1. Januar 2007 hatten<br />
die Registergerichte die Möglichkeit<br />
Zwangsgelder zu verhängen, wenn die<br />
Mindestangaben auf Geschäftsbriefen<br />
nicht eingehalten wurden. Tatsächlich<br />
werden solche Zwangsgelder aber<br />
ausgesprochen selten verhängt, obwohl<br />
es sicher keine seltene Ausnahme<br />
darstellt, dass Quittungen, Auftragsbestätigungen<br />
oder Angebote eines<br />
im Handelsregister eingetragenen<br />
<strong>Unternehmen</strong>s das Registergericht<br />
nicht benennen, bei dem die Gesellschaft<br />
eingetragen ist. Kein Registergericht<br />
würde aber ein Zwangsgeld<br />
in diesen Fällen anordnen, ohne den<br />
Verpflichteten unter Fristsetzung aufzufordern,<br />
den Missstand zu beheben.<br />
Das galt schon in der Vergangenheit<br />
für originäre Geschäftsbriefe und gilt<br />
erst Recht in Bezug auf die nunmehr<br />
ausdrücklich umfassten Mindestangaben<br />
in E-mails.<br />
Nicht zahlen<br />
Obwohl es diesbezüglich noch an gerichtlicher<br />
Klärung fehlt, dürften Abmahnungen,<br />
die sich nur auf die<br />
Geschäftsempfehlungen<br />
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Nichteinhaltung der erwähnten Vorschriften<br />
beziehen, missbräuchlich<br />
sein. Zwar handelt es sich bei den geänderten<br />
Vorschriften grundsätzlich<br />
um so genannte Marktverhaltensregeln<br />
und die Nichtbeachtung solcher<br />
Regeln kann grundsätzlich wettbewerbsrechtlich<br />
„unlauter“ sein. Um<br />
eine Abmahnung zu begründen,<br />
müsste jedoch der Wettbewerb zum<br />
Nachteil der Marktteilnehmer nicht<br />
unerheblich beeinträchtigt werden.<br />
Worin aber soll beispielsweise in der<br />
Nichterwähnung des Namens eines<br />
Aufsichtsrates in der Signatur einer E-<br />
Mail eine objektive Eignung zur nicht<br />
unerheblichen Beeinträchtigung eines<br />
Wettbewerbers liegen?<br />
Wer also eine Abmahnung bekommt,<br />
sollte weder zahlen noch etwaige<br />
Unterlassungserklärungen abgeben<br />
und – jedenfalls solange das die<br />
einzige Post vom Abmahnenden<br />
bleibt – in Ruhe seinem eigentlichen<br />
Geschäft nachgehen. Im Zuge dessen,<br />
sollten sämtliche Geschäftsbriefvorlagen<br />
(Brief, Fax, E-Mail) an die gesetzlichen<br />
Vorgaben angepasst werden. Die<br />
Einschaltung eines Anwalts dürfte zu<br />
diesem Zeitpunkt nur notwendig sein,<br />
wenn Sie die Zulässigkeit der Abmahnung<br />
gerichtlich klären lassen und<br />
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Die einfache Adressangabe in E-<br />
Mails reicht nicht mehr. In jede Mail<br />
gehören jetzt zwingend Pflichtangaben<br />
wie Registernummer und<br />
Name des Chefs. Bild: Thissen<br />
Wirtschaftsrecht<br />
Themen der weiteren Veranstaltungen<br />
der IHK-Seminarreihe „Wirtschaftsrecht<br />
für Unternehmer“:<br />
• 7./8. Mai: „Geschäftsbeziehungen<br />
in die Schweiz“<br />
• 12./13. Juni: „Die Rechtsstellung<br />
und Haftung des GmbH-Geschäftsführers“<br />
• 25./26. Sept.: „Grenzüberschreitende<br />
Steueroptimierung von<br />
<strong>Unternehmen</strong>sstrukturen (D-CH-F)“<br />
• 23./24. Okt.: „Update Arbeitsrecht“<br />
• 20./21. Nov.: „Aktuelle Entwicklungen<br />
im Steuerrecht“<br />
Informationen zu den Veranstaltungen:<br />
www.konstanz<br />
.ihk.de Suchwort <br />
dem Abmahnenden somit das Handwerk<br />
legen wollen.<br />
Weitere Tipps und Informationen zum<br />
Thema Internetrecht erhalten Sie in dem<br />
Seminar „Internetrecht – Chancen,<br />
Risiken und Möglichkeiten“. Rechtsanwalt<br />
Ascher wird zu diesem Thema im Rahmen<br />
der Seminarreihe „Wirtschaftsrecht<br />
für Unternehmer“ für die Industrie- und<br />
Handelskammer Hochrhein-Bodensee<br />
am 26. März 2007 in Konstanz (Schützenstr.<br />
8) und am 27. März 2007 in<br />
Schopfheim (E.-Fr.-Gottschalk-Weg 1)<br />
referieren. Seminarbeginn ist jeweils<br />
16.00 Uhr.<br />
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Da kauft man gerne Kaffee
Bei Dieter Schätzle fallen Späne<br />
◆ Weil ihm der bloße Handel mit Werkzeugen nicht kundenfreundlich genug ist, veredelt Dieter Schätzle seine Produkte auch<br />
von Harry Frey<br />
Tuttlingen – Werkzeuge für die spanabhebende<br />
Industrie haben es Dieter<br />
Schätzle schon immer angetan. Deshalb<br />
handelte er zunächst mit Werkzeugen<br />
und fing dann an, selber Spezialanfertigungen<br />
herzustellen. Am Anfang<br />
seiner Handelskarriere bildete<br />
sich der gebürtige Waldkircher und<br />
gelernte Mechaniker und Kaufmann<br />
zum Maschinenbau-Techniker fort<br />
und arbeitete in einem Freiburger<br />
Werkzeug-Großhandel als Außendienstmitarbeiter.<br />
Er betreute das Gebiet<br />
um Tuttlingen bis hin zum Bodensee,<br />
spürte aber schnell den Drang zur<br />
Selbstständigkeit. Fraisa-Werkzeuge<br />
aus der Schweiz suchten zur Zeit von<br />
Schätzles Existenzplanung eine Vertretung<br />
in Süddeutschland, die<br />
Schätzle übernahm. Kurz darauf stieg<br />
er auch als Vertreter beim Schweizer<br />
Hersteller für Lagertechnik und Betriebseinrichtungen<br />
Lista ein.<br />
„Das Glück des Tüchtigen“, lächelt<br />
Schätzle, denn Fraisa und Lista – damals<br />
unbekannte Namen – sind mittlerweile<br />
die Mercedese in ihrem Bereich<br />
und garantieren durch klaren<br />
Gebietsschutz ein sicheres Einkommen.<br />
In einer Garage und dann im Kellerraum<br />
eines vierstöckigen Wohnhauses<br />
gründete Schätzle 1974 seine Firma<br />
Dieter Schätzle Werkzeuge. Seine<br />
Frau Gundula kümmerte sich um das<br />
Büro und die Auslieferung, während<br />
er im Außendienst seine Kunden betreute.<br />
Durch die Werkzeuge und die dazugekommenen<br />
Halterungen und Aufnahmen<br />
sowie die Lagertechnik für all<br />
diese Produkte war Schätzle nicht nur<br />
ein Komplett-Händler, er konnte so<br />
auch auf verschiedene Kunden zugehen,<br />
die entweder das Eine oder das<br />
Andere brauchten – um sie dann von<br />
beidem zu überzeugen, „was mir auch<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 17<br />
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Frickingen – Einen Produktionsbetrieb<br />
mit futuristischer Architektur, einem<br />
riesigen bürgerfinanzierten Solardach<br />
und einem offenen Einblick in<br />
die Backstube hat die Landbäckerei<br />
Baader in Frickingen geschaffen. Josef<br />
Baader, der den Familienbetrieb in<br />
der siebten Generation führt, beweist<br />
damit, wie weit ein Bäckermeister unter<br />
Wahrung bewährter Tradition über<br />
das eigene Backblech hinausblicken<br />
kann. „Wir versuchen neue Wege zu<br />
gehen und dabei gleichzeitig die<br />
handwerkliche Herstellung höchster<br />
Qualitäten beizubehalten“, sagt der<br />
Menschen&Märkte<br />
Mit Tipps & Tricks, Geld, Technik, Campus, Creative Industries<br />
bis heute gelungen ist“.<br />
Die Vertretung von Lista hat er zum<br />
60. Geburtstag aus gesundheitlichen<br />
Gründen abgegeben. Bis Mitte der<br />
90er Jahre war Schätzle immer noch<br />
selbst im Außendienst unterwegs,<br />
denn der Handel lief mit guten Mitarbeitern<br />
und vier Mann im Außendienst<br />
fast von alleine – außerdem saß<br />
ja seine Frau und Prokuristin im<br />
„Horst“ und hatte alles unter Kontrolle.<br />
Als sich Dieter Schätzle gesundheitlich<br />
wieder überraschend schnell erholte,<br />
vermisste er, dass er nicht mehr<br />
im Außendienst „raus unter die Leute<br />
kam“ – und auch ein<br />
„Abends bin ich<br />
immer noch der, der<br />
das Licht ausmacht.“<br />
bisschen die jährlichen<br />
60 000 Kilometer Fahrpensum.<br />
Darauf holte<br />
sich Schätzle spontan<br />
die Vertretung des Lista-WettbewerbersFa-<br />
DIETER SCHÄTZLE<br />
mepla ins Haus. Der<br />
italienische Hersteller kopiert die Betriebs-<br />
und Lagereinrichtungen eins<br />
zu eins von den Schweizern – aber zu<br />
wesentlich günstigeren Preisen.<br />
Genau 20 Jahre hielt es Schätzle in<br />
dem bisherigen Gebäude aus, bevor er<br />
2006 in den 3000 Quadratmeter großen<br />
Neubau vor den Toren Tuttlingens<br />
einzog.<br />
Als erfahrener Zerspaner galt<br />
Schätzle als Problemlöser bei den<br />
Kunden. Dazu gehören vor allem Sonderanfertigungen<br />
für die Werkzeuge.<br />
Doch das ewige Hin und Her zwischen<br />
Kunde, Schätzle und Hersteller war<br />
nicht nur eine aufreibende Fehlerquelle,<br />
sondern auch sehr zeitintensiv:<br />
„Es konnte manchmal acht Wochen<br />
vom Kundenwunsch bis zur Auslieferung<br />
gehen“. Die Nase voll von dem<br />
Aufwand und im Hinblick auf die Kundenbindung<br />
sagte sich Schätzle: „Das<br />
mach ich jetzt selber.“ Er gründete die<br />
Eigenmarke S&B, kaufte bis heute sieben<br />
moderne Schleifmaschinen zum<br />
Backen im Glashaus<br />
41-jährige Frickinger.<br />
Das stete Wachstum der Landbäckerei<br />
beweist, dass auch ein solch ungewöhnlicher<br />
Weg von den Kunden geschätzt<br />
wird. 1989 hatte Josef Baader<br />
den elterlichen Betrieb übernommen,<br />
eine erste Filiale kam 1995 mit der einstigen<br />
„markgräflich-badischen Hofbäckerei“<br />
in Salem-Stefansfeld dazu, eine<br />
zweite 1998 in Salem-Neufrach. Inzwischen<br />
ist Baader auch in Überlingen<br />
präsent und seit März auch mit einem<br />
weiteren Laden in Wittenhofen im Deggenhausertal.<br />
„Wir hatten einen durchschnittlichen<br />
Umsatzzuwachs von 10<br />
Prozent“, sagt Josef Baader. „Und wir<br />
sind noch zu jung, um zu sagen: Das<br />
war’s.“ Wir, damit bezieht er seine Frau<br />
Elisabeth ein, die das Büro leitet und<br />
die gesamten Werbeaktionen plant.<br />
Dies, obwohl die gelernte Erzieherin<br />
aus Konstanz mit ihrem Mann fünf<br />
Töchter zwischen 10 und 16 Jahren hat.<br />
Mehr als 50 Mitarbeiter gehören inzwischen<br />
zum Team, von der Produktion<br />
über den Transport bis zum Verkauf.<br />
Allein in der Backstube werkeln<br />
Tag für Tag 10 Gesellen und ein Lehrling.<br />
Zwei weitere Auszubildende kommen<br />
im Verkauf dazu. Rund 1,5 Millionen<br />
Euro haben die Baaders jetzt in ihre<br />
„Gläserne Backstube“ investiert –<br />
und nicht bereut.<br />
Von Stube zu reden ist schon etwas<br />
untertrieben, wenn man die Dimensionen<br />
des Raums und die High-Tech-<br />
Geräte sieht. Auf der anderen Seite<br />
spiegelt der Neubau am Ortsrand mit<br />
Stückpreis von 400 000 Euro, richtete<br />
einen klimatisierten Messraum ein<br />
und suchte intensiv nach guten Fachkräften<br />
in der Schleiftechnik. Heute<br />
handelt er also nicht nur mit Werkzeugen,<br />
sondern schleift und beschichtet<br />
diese auch originalgetreu nach, was<br />
hohen Standzeiten dient. Sonderwünsche<br />
kann er innerhalb von zwei bis<br />
drei Tagen realisieren.<br />
Mit der Fertigung erreicht er zwar<br />
nur etwa zehn Prozent vom Gesamtumsatz,<br />
bietet seinen Kunden aber einen<br />
besonderen Service und bindet<br />
sie ans Haus. „Kundenzufriedenheit<br />
ist mir langfristig wichtiger, als was<br />
momentan unterm<br />
Strich steht“. Die<br />
Nachfrage ist hoch, je<br />
zwei neue Mitarbeiter<br />
und Maschinen würden<br />
zusätzlich gebraucht,<br />
„doch ein Betrieb<br />
muss langsam<br />
wachsen, will er gesund bleiben“, ist<br />
Schätzles Überzeugung.<br />
Langfristig? Langsam wachsen? Wie<br />
langfristig wird Schätzle wohl noch<br />
planen? Den heutigen Neubau bezog<br />
der 65-Jährige erst vor kurzem. Er baute<br />
neu, obwohl kein Nachfolger in<br />
Sicht war. Sein Sohn Alexander, heute<br />
24 Jahre alt, eröffnete den Eltern zwei<br />
Wochen vor dem Abitur, dass er kein<br />
Interesse an der Übernahme des Betriebes<br />
habe: „Ich werde nicht Betriebswirtschaft<br />
lernen, sondern meinem<br />
Hobby nachgehen und klassische<br />
Musik studieren“. Bis zur Eröffnung<br />
dieser Hiobsbotschaft ließ er die Eltern<br />
im Glauben, er würde die Nachfolge<br />
antreten. Der heutige Neubau<br />
war deshalb schon seit Jahren geplant.<br />
Da S&B nicht am selben Standort wie<br />
der Handel war und sich in gemieteten<br />
Räumen befand, noch dazu beide Betriebe<br />
kräftig wuchsen, lag es nahe, in<br />
einen gemeinsamen Neubau zu ziehen.<br />
Das Baby „Neubau“ wollte<br />
◆ Landbäckerei Baader verbindet traditionelles Handwerk mit neuen Konzepten<br />
von Hanspeter Walter<br />
InterSky<br />
www.intersky.biz<br />
Wir beflügeln den Bodensee<br />
Josef Baader (links) und die Gläserne<br />
Backstube in Frickingen (oben).<br />
Bilder: Walter<br />
seiner Transparenz, der Nähe zum<br />
Kunden und der Wärme tatsächlich<br />
das wider, was der heimelige Begriff<br />
Backstube suggeriert. Große Glasfronten<br />
gewähren Einblick in die Produktion.<br />
Wer früh genug aufsteht, kann den<br />
Bäckern bei der Arbeit zuschauen, für<br />
die Konditoren reicht es auch noch etwas<br />
später. Diese Offenheit durchzieht<br />
das ganze Haus. Von einer Galerie<br />
kann man auf die Betriebsamkeit<br />
hinunterschauen; selbst die Büroräume<br />
im Obergeschoss signalisieren,<br />
dass sich Chef und Chefin hier nicht<br />
zu verstecken brauchen. Mitte Januar<br />
haben Josef und Elisabeth mit ihrem<br />
Team die Produktion vom Ortskern<br />
hierher verlegt, zwei Wochen später<br />
den neuen Verkaufsraum mit kleinem<br />
Café in Betrieb genommen und am 29.<br />
April wird die Landbäckerei sich bei<br />
einem „Tag der offenen Backofentür“<br />
der Öffentlichkeit präsentieren.<br />
Dass der Weitblick auch über den eigenen<br />
Betrieb hinausreicht, beweist<br />
die Landbäckerei mit dem großen Fotovoltaikdach,<br />
das die Solargemeinde<br />
Frickingen um eine weitere Facette<br />
bereichert. 53 Bürgerinnen und Bürger<br />
haben das Projekt gemeinsam finanziert<br />
und so eine Anlage mit 63-Kilowatt-Spitzenleistung<br />
geschaffen.<br />
Schon Ende November ging sie ans<br />
Netz und soll jährlich 60 000 Kilowattstunden<br />
Strom liefern. Mit den bestehenden<br />
Anlagen produziert Frickingen<br />
damit rechnerisch schon ein Viertel<br />
seines Strombedarfs selbst.<br />
Schätzle sich trotz fehlender Nachfolge<br />
nicht nehmen lassen, zumal er sich<br />
schon in Gedanken in der neuen Halle<br />
sah: „Meine Ziele verwirkliche ich immer,<br />
besonders, wenn sie aus dem<br />
Herzen kommen.“ Ihrem Sohn machte<br />
das Unternehmerehepaar nie Vorwürfe<br />
– im Gegenteil, sie unterstützten<br />
ihn, wo sie nur konnten. Natürlich<br />
hoffte Schätzle immer, dass der Sohn<br />
den Weg zurückfindet, wie er sichtlich<br />
bewegt erzählte.<br />
Die zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
stehen im Hause Schätzle<br />
ganz oben. Sie legen Wert auf ein gutes<br />
Betriebsklima und führen die insgesamt<br />
24 Mitarbeiter wie eine Großfamilie.<br />
Gute Mitarbeiter müssten auch<br />
richtig gut bezahlt werden, sonst laufen<br />
sie weg.<br />
Dieter Schätzle war Ruhe und Gelassenheit<br />
schon immer wichtig,<br />
nach seinem gesundheitlichen<br />
Dämpfer geht er die Dinge aber<br />
noch ruhiger an und lässt einfach<br />
keinen künstlichen Stress aufkommen.<br />
Ein bisschen habe er<br />
zurückgeschraubt, so gönnt er<br />
sich manchmal eine Golf-Tour<br />
in Langenstein und ist morgens<br />
nicht mehr der Erste in<br />
der Firma, denn er genießt<br />
das gemeinsame Frühstück<br />
mit seiner Frau Gundula.<br />
„Aber abends bin ich immer<br />
noch der, der das Licht<br />
ausmacht.“ Seine 55-jährige<br />
Frau arbeitet, wie ihr Mann,<br />
als Vollzeitkraft im Betrieb,<br />
kümmert sich um das Büro<br />
und das Personalwesen. „Obwohl<br />
wir schon vor zehn Jahren<br />
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hätten aufhören können“, grinst der<br />
Chef, „wir arbeiten einfach gerne.“<br />
Durch den jetzigen zweigeteilten<br />
Neubauhat er Handel und Schleiferei<br />
unter einem Dach, was für<br />
kurze Wege im Sinne der<br />
Kunden und der Betriebsführung<br />
sorgt. In 1800<br />
Schubladen, die ebenso<br />
viel Quadratmeter Lagerflächeentsprechen,<br />
sind bei Schätzle<br />
über 36 000 Artikel gelistet<br />
– vom Werkzeug<br />
bis zur Lagertechnik,<br />
die er ins gesamte südlicheBaden-Württemberg<br />
<strong>Unternehmen</strong>sidentitäten<br />
Informationsdesign<br />
Kommunikationskonzepte<br />
Messedesign<br />
Online Medien<br />
liefert.<br />
Neulich eröffnete Sohn Alexander<br />
seinen Eltern, dass er die Firmen doch<br />
übernehmen werde. Ab Oktober<br />
wird er in Villingen-Schwenningen<br />
Betriebswirtschaft<br />
studieren. Da hat Schätzle<br />
wohl noch einige Jahre<br />
vor sich, denn nach dem<br />
Studium bedarf es auch<br />
noch einer Einarbeitungszeit.<br />
Schätzle:<br />
„Nix da, wenn er<br />
kommt, dann geh ich!“<br />
Werkzeughändler Dieter<br />
Schätzle.<br />
Bild: Frey<br />
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Menschen & Märkte<br />
Seite 18 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Köpfe<br />
TONI MELFI<br />
Wechsel zu Audi<br />
Toni Melfi, Kommunikationschef<br />
von Tognum und MTU Friedrichshafen,<br />
wechselt in die Audi-<br />
Zentrale nach Ingolstadt. Er<br />
übernimmt dort das Amt des<br />
Kommunikationchefs. Melfi kam<br />
im Januar 2006 zu MTU und löste<br />
Jürgen Wittmann ab. Wann Melfi<br />
Tognum/MTU verlässt, steht noch<br />
nicht fest. (sk)<br />
PETER NEUBAUER<br />
Neue Leitung<br />
Zu Beginn dieses Jahres übernahm<br />
Peter Neubauer die Leitung<br />
der Gewerbe-Akademie Konstanz.<br />
Davor war er an der Gewerbe-Akademie<br />
Donaueschingen<br />
tätig. Die Gewerbe- Akademie<br />
strebt derzeit eine Zertifizierung<br />
nach ISO 9001 an. (tk)<br />
UDO KOHLSCHREIBER<br />
Neu beim Hauptzollamt<br />
Der Vorsteher des Singener<br />
Hauptzollamtes, Werner Eberhardt,<br />
geht in den Ruhestand. Als<br />
Nachfolger wurde Udo Kohlschreiber<br />
ins Amt eingeführt.<br />
Eberhardt war 19 Jahre (mit zwei<br />
kurzen Unterbrechungen) Vorsteher<br />
des Hauptzollamtes in<br />
Singen. Weitere 15 Jahre war er<br />
dort in anderen Funktionen tätig.<br />
Während dieser Zeit musste er<br />
eine der größten Restrukturierungen<br />
der Zollbehörden umsetzen.<br />
Aus drei Hauptzollämtern (Singen,<br />
Konstanz, Waldshut) wurde<br />
im Jahr 2000 ein großes in Singen<br />
mit 1000 Mitarbeitern. Sein Nachfolger<br />
Udo Kohlschreiber hat das<br />
IT-Verfahren „Atlas“ zur papierlosen<br />
Abfertigung von Lastwagen<br />
mit entwickelt. (tk)<br />
ANZEIGE<br />
Hanne Hafner<br />
designt ihre<br />
Kollektionen<br />
selbst – dabei<br />
ist sie auf<br />
deutsche Produzenten<br />
angewiesen.<br />
Bild: Hauser<br />
Zu wenig Stoff<br />
◆ Mode aus Deutschland: Hanne Hafner setzt auf heimische Grundprodukte<br />
von Gerhard Hauser<br />
Sie macht exklusive Mode. Sie hat<br />
ihre eigene Marke. Ihre Stammkunden<br />
und neue, die meist über<br />
Mundpropaganda zu ihr finden, sind<br />
begeistert von ihr. Und trotzdem ist<br />
sich Modedesignerin Hanne Hafner<br />
nicht sicher, ob sie das, was sie derzeit<br />
mit Herzblut betreibt, in ein paar Jahren<br />
noch tun kann: Mode in relativ geringer<br />
Stückzahl zu fertigen, das aktuell<br />
noch das stolze Markenzeichen<br />
„Produziert in Deutschland“ trägt.<br />
Dass immer mehr Industriearbeitsplätze<br />
in den Osten und den asiatischen<br />
Raum abwandern, ist kein Geheimnis:<br />
Neu bei Hanne Hafner ist,<br />
dass sie gern in Deutschland produzieren<br />
lassen möchte, doch nun könnten<br />
auch noch die letzten Lohnbetriebe<br />
aus Deutschland abwandern – die<br />
gibt es in Massen in China oder Pakistan,<br />
in Indien oder Bangladesch.<br />
Dabei war Baden-Württemberg einmal<br />
das Stammland der Trikotagen-<br />
Herstellung: Vor allem auf der Schwäbischen<br />
Alb reihte sich Fabrik an Fabrik:<br />
Boss in Metzingen, Trigema in<br />
Burladingen oder Marc Cain bei Tübingen<br />
geben heute noch Zeugnis davon<br />
ab. Nur einige Kilometer weiter<br />
hat Hanne Hafner ihren Firmensitz, in<br />
Wellendingen, zwischen Rottweil, Villingen-Schwenningen<br />
und Tuttlingen<br />
Basel/Rheinfelden – Mehr als zehn<br />
Jahre ist es inzwischen her, dass Rolf<br />
Brugger für Furore gesorgt hat. Der Informatik-<br />
und Software-Experte, der<br />
sich nach dem Verkauf des väterliches<br />
Malergeschäfts zum Informatiker ausgebildet<br />
hat und als Informatik-Vorstand<br />
von Atag (Ernst & Young), Patria-Helvetia<br />
und Swiss-Re arbeitete,<br />
entwickelte ein Verfahren zum Schutz<br />
von Musik- und Videoproduktionen,<br />
das so genannte „Musik-Ei“, und ließ<br />
es sich 1996 weltweit patentieren.Weil<br />
zunächst aber die Musik- und Videoindustrie<br />
nicht so recht auf den Zug<br />
aufspringen wollte,<br />
gründete Brugger<br />
1996 die MMK MultimediaKommunikations<br />
AG. MMK war<br />
mit 180 Mitarbeitern<br />
die größte Internet-<br />
Agentur der Schweiz,<br />
welche er 1998 mit<br />
der Bertelsmann-Tochter Pixelpark<br />
fusionierte und als Star des Neuen<br />
Markts an die Börse brachte. Danach<br />
gründete er die Firma SDC (Secure Digital<br />
Container AG), um die Patente<br />
weiter zu entwickeln und die Software<br />
marktreif zu machen.<br />
Dass das innovative <strong>Unternehmen</strong><br />
gelegen. Dort sind zwar heute wie früher<br />
eher die Traktoren zu Haus, aber in<br />
der Gegend gab es passable Schneidereien.<br />
Die sind inzwischen verschwunden:<br />
„Eine große fällt mir gar<br />
nicht mehr ein“, sagt Hafner.<br />
Inzwischen muss Hanne Hafner<br />
schon suchen, um sich ihre Mode in<br />
Deutschland fertigen lassen zu können:<br />
Aus Osnabrück oder Oberbayern<br />
liefern zwei ihrer Produzenten. Noch.<br />
Manchmal befürchtet Hafner, dass es<br />
ausgehen könnte wie im Fall Como.<br />
Die norditalienische Stadt war einmal<br />
Zentrum für Seidenstoffe, jetzt kommen<br />
die allesamt aus China, wie so<br />
viele Grundprodukte, eben auch für<br />
den Modemarkt.<br />
Grundsätzlich könnte dort auch die<br />
54-Jährige ordern: In Hongkong haben<br />
sich Büros etabliert, die auch die<br />
Qualitätskontrolle übernehmen; löchrige<br />
Stoffe würden also nicht von der<br />
asiatischen Werkbank kommen. Aber<br />
die Wellendinger Designerin müsste<br />
1000 Meter Rohware abnehmen – viel<br />
zu viel für sie. In der Regel reichen ihr<br />
zwischen 50 und 100 Meter, bei einer<br />
durchschnittlichen Auflage zwischen<br />
50 und 200 pro Modell.<br />
Zu dieser Exklusivität steht Hanne<br />
Hafner. „Ich bin ja auch eine Einzelkämpferin“,<br />
räumt sie augenzwinkernd<br />
ein. Design-Studio, Laufsteg<br />
und Shop sind bei ihr in Einem, in ih-<br />
in Basel Erfolgsgeschichte<br />
schrieb, belegen nicht nur<br />
die Zahlen: Jährlich drei<br />
Millionen Schweizer<br />
Franken Umsatz und 20<br />
Mitarbeiter. Immer mehr<br />
war die von SDC entwickelte<br />
so genannte DRM-<br />
Technologie (Digital<br />
Rights <strong>Management</strong>) gefragt.<br />
Diese Technologie<br />
erlaubt es zum Beispiel<br />
dem Absender von Daten Rolf Brugger.<br />
– Musik, Filme oder Vi- Bild: privat<br />
deos zum Beispiel – zu bestimmen,<br />
inwieweit der Empfänger<br />
diese Daten, verpackt in „mit Intelligenz<br />
ausgestatteten<br />
Containern“, tatsächlich<br />
auch nutzen<br />
kann.<br />
Und jetzt gelang<br />
SDC-VerwaltungsratspräsidentBrugger<br />
ein großer Coup:<br />
Nach längeren Verhandlungen<br />
verkaufte er das <strong>Unternehmen</strong><br />
an die amerikanische Firma<br />
Packet Video Corporation mit Sitz in<br />
San Diego, Kalifornien. Wieso Verkauf,<br />
wenn die Technologie so gefragt ist?<br />
„Unser Produkt besitzt alle Chancen,<br />
zum Weltstandard zu avancieren“,<br />
sagt Brugger. Dafür sei aber die Basler<br />
rem Einfamilienhaus in Wellendingen.<br />
Hier präsentiert sie auch ihre<br />
neuen Kollektionen – im vergangenen<br />
Jahr machte sie allerdings eine Ausnahme.<br />
Hafner ging in den St. Georgener<br />
Kunstraum der Sammlung Grässlin.<br />
Dort faszinierte sie die Exklusivität.<br />
Andererseits mag sie aber auch die<br />
familiäre Atmosphäre in Wellendingen.<br />
Die Frauen, die bei Hafner kaufen,<br />
wissen, dass sie keine Allerweltsware<br />
erhalten. „Das wird positiv registriert“,<br />
erzählt sie.<br />
Sie kombiniert ungewöhnliche Stoffe,<br />
nimmt auch einmal Knöpfe aus<br />
Steinnuss oder Horn: Dafür muss sie<br />
andere Preise verlangen als die großen<br />
Modeketten. Andererseits trifft sie<br />
auch immer wieder Frauen, die der<br />
austauschbaren Produkte müde sind.<br />
Hafner kann, ja muss die Dominanz<br />
der Modeketten akzeptieren. Sie findet<br />
es schade, dass viele Städte gesichtsloser<br />
werden, da man ja beinahe<br />
überall dieselben Shops findet. Kleinere<br />
Modeläden können sich immer<br />
schwerer halten.<br />
Zwischen diesen zwei Polen – Kreativität<br />
und Uniformität – bewegt sich<br />
die Modewelt: Hafner hat sich für die<br />
kreative Nische entschieden. Dafür<br />
braucht sie noch ihre deutschen Produzenten,<br />
die Giganten auf dem asiatischen<br />
Markt würden ihr gar keine<br />
Chance lassen.<br />
Produkt mit Weltformat<br />
◆ Rolf Brugger verkauft die Basler Software-Firma SDC an US-Firma Packet-Video<br />
von Gerd Lustig<br />
„Unser Produkt besitzt<br />
alle Chancen, zum Weltstandard<br />
zu avancieren.“<br />
ROLF BRUGGER NACH DEM VER-<br />
KAUF SEINES UNTERNEHMENS<br />
SDC allein zu klein, während<br />
der Käufer Packet Video<br />
über ergänzende Softwareprodukte<br />
und ein<br />
großes Distributionsnetz<br />
verfügt. Und wie Brugger<br />
die Firma einschätzt, wird<br />
Packet Video am Standort<br />
Basel die Zeichen auf Ausbau<br />
stellen.<br />
Nicht zuletzt hat SDC<br />
ihre Technologie an mehr<br />
als 20 Mobiltelefon-Gesellschaften<br />
lizensiert, unter<br />
anderem an T-Online,<br />
Telstra (Australien) und Telus (Kanada).<br />
„SDC nimmt also weltweit eine<br />
führende Marktstellung ein“, sagt<br />
Brugger. Nach dem Verkauf von SDC<br />
tritt Brugger zwar beruflich etwas<br />
langsamer, legt aber keinesfalls die<br />
Hände in den Schoß. So kümmert er<br />
sich zum einen um die beiden Firmen<br />
T-Capital <strong>Management</strong> AG und Top<br />
Consult. Zudem will er die Firma DWS<br />
(Digital World Services), die er 2003<br />
dem Mediengiganten Bertelsmann<br />
abkaufte, weiter ausbauen. Derzeit<br />
sind in der Entwicklung von Software<br />
zur Aufbereitung und Verteilung von<br />
Musik und Videos zehn Mitarbeiter tätig.<br />
Und: Großkunden wie Siemens, T-<br />
Mobile, O2 nutzen bereits diese moderne<br />
Plattform.
Menschen & Märkte<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 19<br />
Das Hobby zum Beruf gemacht<br />
◆ Antiquitätenhändler Roland Mezger: vom Urgroßvater mit der Leidenschaft für alte Sammlerstücke angesteckt<br />
von Marion Peters<br />
Roland Mezger erinnert sich daran,<br />
als wäre es gestern gewesen. Dabei<br />
liegt das einschneidende Erlebnis<br />
ganze 47 Jahre zurück. Vergessen wird<br />
es der Antiquitätenhändler nie: 1960<br />
feierte der Urgroßvater sein 90. Wiegenfest<br />
und hatte sich zu diesem Anlass<br />
für seine drei Urenkel etwas Besonderes<br />
ausgedacht. Der gelernte<br />
Restaurator nummerierte seine antiken<br />
Gegenstände, die er bis dahin angehäuft<br />
hatte, und kam auf stolze 360<br />
Stücke. Dann durften die drei Jungs,<br />
darunter der damals elfjährige Roland,<br />
jeweils 120 Lose ziehen und die<br />
Gegenstände als Erinnerung an ihren<br />
Urgroßvater behalten. Bei dem Donaueschinger<br />
Roland Mezger weckte<br />
genau das die Leidenschaft, Antikhändler<br />
zu werden.<br />
Selbst im Alter von 90 Jahren zog der<br />
Urgroßvater seine schier unzähligen<br />
Uhren täglich auf. „Es ratterte, klingelte,<br />
krähte und klopfte in den Räumen“,<br />
sagt Mezger lachend mit<br />
schalkvollem Blick. Geblieben ist bei<br />
ihm das Wissen über und die Leidenschaft<br />
für Uhren. Während die beiden<br />
anderen Urenkel binnen weniger Wochen<br />
ihre „Geschenke“ vom Urgroßvater<br />
bei den stationierten Amerikanern<br />
in Karlsruhe versilbert hatten,<br />
hütete Mezger seine Erinnerungen<br />
wie einen Schatz.<br />
Zwar lernte Roland Mezger einen<br />
„anständigen Beruf“ und wurde Einzelhandelskaufmann,<br />
was ihm heute<br />
bei der Organisation seiner zahlreichen<br />
Messen wie den Antik-Tagen in<br />
Schwenningen etwa, und dem Antikhandel<br />
zugute kommt.<br />
Doch für ihn stand von jeher fest,<br />
das Hobby zum Beruf zu machen. Literatur<br />
über antike Gegenstände, Möbel,<br />
Bilder und allerhand mehr gehörten<br />
seit dem Erlebnis<br />
mit dem Urgroßvater<br />
„Antiquitäten gibt<br />
es eben nicht per<br />
Lieferschein.“<br />
zur Bettlektüre des jungen<br />
Mezger und die<br />
Neugierde nach der Geschichte<br />
hinter einem<br />
Sammelstück bewahrt<br />
er sich bis heute.<br />
Überhaupt weiß er<br />
viele Geschichten und Anekdoten zu<br />
einzelnen Gegenständen zu erzählen.<br />
Beim Bummel über „seine“ Messen<br />
entdeckt er aber immer noch stets<br />
Neues. „Das ist manchmal ein echtes<br />
Abenteuer“, verrät der junggebliebene<br />
Geschäftsmann und forscht noch<br />
heute gerne nach Sinn und Zweck von<br />
Gegenständen längst vergangener Tage.<br />
Erst 20 Jahre nach dem großen Losziehen<br />
beim Urgroßvater verkaufte<br />
Mezger wenige Sachen, weil das Sammelsurium<br />
zu große Ausmaße annahm.<br />
Doch manches bleibt für den<br />
renommierten Antiquitätenhändler<br />
auf ewig unverkäuflich: Das Gemälde<br />
aus dem 16. Jahrhundert gehört dazu,<br />
das einen Flötenspieler zeigt, der bei<br />
lebendigem Leib gehäutet wird.<br />
„Nein, es hängt nicht in meinen eigenen<br />
vier Wänden“, beruhigt Mezger.<br />
Doch der Urgroßvater erzählte ihm,<br />
ROLAND MEZGER<br />
dass zwei Flötenspieler am königlichen<br />
Hofe ihr Geld verdienen wollten,<br />
aber nur der bessere Spieler Bleiberecht<br />
erhielt – den anderen ereilte das<br />
auf dem Gemälde festgehaltene<br />
Schicksal.<br />
Nicht, um dem schnöden Mammon<br />
zu frönen und einen<br />
schnellen Euro zu<br />
machen, sondern aus<br />
echter Leidenschaft<br />
zur Vergangenheit gelang<br />
es Roland Mezger,<br />
ein erdballumspannendes<br />
Netz zu<br />
knüpfen. Seine Waren<br />
lassen sich im „Black forest shop“<br />
im Thailänder World Trade Center<br />
ebenso wie im Franziskaner-Museum<br />
in Villingen finden. Großindustrielle<br />
und Adlige zählen zu den Kunden des<br />
Geschäftsmannes mit einer Vorliebe<br />
für die runden, weichen Formen der<br />
Barockzeit und die schlichte Einfachheit<br />
des Biedermeiers. Gleich drei Ladengeschäfte<br />
unterhielt der Händler<br />
in Donaueschingen.<br />
„Antiquitäten gibt es eben nicht per<br />
Lieferschein“, sagt Mezger, dem der<br />
persönliche Kontakt und die Präsenz<br />
vor Ort wichtig sind. Restauration<br />
nach traditionellen handwerklichen<br />
Methoden gehören ebenso zu seinem<br />
Angebot. Auf die Frage, was er denn<br />
gerne noch selbst besitzen wolle, lacht<br />
Mezger: „Leider muss man sich entscheiden,<br />
entweder man ist Sammler<br />
oder Händler.“ Dennoch rückt er<br />
manche Kunstwerke nicht raus, wie er<br />
unverhohlen zugibt. Und nach kurzer<br />
Zeit fällt ihm beinahe ein wenig wehmütig<br />
ein, dass er so gerne einen „antiken<br />
Wagen“, sprich Oldtimer fahren<br />
würde. „Aber da muss man eben auch<br />
Ahnung von haben.“ – weshalb er ein<br />
„gewöhnliches Auto“ fährt.<br />
Kreativität, Neugier und die Suche<br />
nach neuen Märkten führen den Antiquitätenpapst<br />
aus Hüfingen jetzt auf<br />
ganz neue Pfade. Denn am letzten<br />
Septemberwochenende wagt er sich<br />
mit einer neuen Messe auf außergewöhnliches<br />
Terrain. „Frauen 2007“<br />
lautet der Titel. An drei Tagen wird es<br />
in den Donauhallen alles für die Frau<br />
zu entdecken geben. Wie er auf den<br />
Gedanken kommt? „Ich wollte eine<br />
große Zielgruppe mit einer neuen Veranstaltung<br />
erreichen. Frauen machen<br />
eben nun mal mehr als 50 Prozent der<br />
Bevölkerung aus“, hofft Mezger auf einen<br />
erneuten Erfolg. Er geht sogar<br />
noch einen Schritt weiter: „Wenn weniger<br />
als 5000 Besucher kommen,<br />
dann wäre ich schon enttäuscht“.<br />
Männer sind natürlich ebenso erwünscht.<br />
Geboten wird eine Mischung<br />
aus Information und Verkauf.<br />
„Ich will junge und ältere Damen gleichermaßen<br />
ansprechen“, schildert<br />
Mezger sein Ziel. Von der Designerhandtasche<br />
über Beauty und Wellness<br />
bis hin zu Job und Karriere oder aber<br />
Luxus und Lifestyle soll die Messe ein<br />
Paket für alle bieten. Ein Rahmenprogramm<br />
mit Modeschau und Frisurwettbewerb<br />
beispielsweise soll die<br />
neue Messe abrunden.<br />
Was kann Europa für den Mittelstand tun?<br />
Unterhielten sich auf den 19. Reinacher<br />
Wirtschaftsgesprächen darüber,<br />
wie deutsche Firmen von Mitteln<br />
aus dem EU-Haushalt profitieren<br />
können (v.l.): Christoph Münzer<br />
(wvib-Hauptgeschäftsführer), Karl<br />
von Wogau, MdEP (Gastgeber), der<br />
Referent Paul Rübig (MdEP und<br />
Geschäftsführer der Firma Rübig<br />
Anlagentechnik in Wels, Österreich),<br />
Dorothea Störr-Ritter, BDS-Präsidentin<br />
Baden-Württemberg und<br />
Präsidentin des BDS - Bundesverbandes.<br />
Bild: Niedzwetzki<br />
Antiquitätenhändler Roland Mezger liebt besonders<br />
die barocke Epoche und thront auch<br />
privat gerne zwischen Möbeln längst vergangener<br />
Zeiten. Bild: Peters<br />
„Wenn das gut läuft, möchte ich das<br />
wie meine Antik-Tage auch in anderen<br />
Städten ankurbeln“, freut sich Mezger<br />
auf die neue Herausforderung. Die Akquise<br />
im regionalen Handel läuft auf<br />
Hochtouren. „Ich mache mich da<br />
schon selbst auf die Socken“, bleibt<br />
der gelernte Kaufmann Mezger sei-<br />
ANZEIGE<br />
nem Motto der persönlichen Präsenz<br />
treu. Übrigens: Was Antiquitäten und<br />
Frauen gemeinsam haben? Beide haben<br />
Verehrer, die Feuer und Flamme<br />
sind.<br />
Weitere Infos:<br />
www.mezger-antik.de<br />
News<br />
WIRTSCHAFTSMEDAILLE<br />
Minister vergibt Preise<br />
Zwölf Unternehmer aus Baden-<br />
Württemberg sind von Wirtschaftsminister<br />
Ernst Pfister<br />
Anfang März in Stuttgart mit der<br />
Wirtschaftsmedaille des Landes<br />
ausgezeichnet worden. Diese<br />
Medaille wird seit Jahren für<br />
herausragende berufliche und<br />
unternehmerische Leistungen<br />
und zum Dank für besondere<br />
Verdienste um die baden-württembergische<br />
Wirtschaft verliehen.<br />
Unter den geehrten Unternehmern<br />
befinden sich Ingrid<br />
Hempel, Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der Okle-<strong>Unternehmen</strong>sgruppe<br />
GmbH in Singen<br />
und stellvertretende Präsidentin<br />
der IHK Hochrhein-Bodensee und<br />
Hanspeter Medweth, Gründer<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s „OZ Druck +<br />
Medien GmbH“ in Rheinfelden.<br />
(tk)<br />
WAGNER CONSULTING<br />
Erweiterung in China<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> Wagner Consulting<br />
mit Sitz in Engen vergrößert<br />
seinen Firmenstandort in<br />
Chongqing, China. Damit setzt<br />
Wagner Consulting auch weiterhin<br />
auf ein Wachstum im<br />
asiatischen Raum. Mit dem<br />
Standort Chongqing befindet sich<br />
die erste westliche <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
in diesem Gebiet.<br />
Als Grund für die Erweiterung<br />
nennt Wagner-Consulting-Geschäftsführer<br />
Sascha Wagner die<br />
wachsenden Produktionsstätten<br />
von westlichen Automobilherstellern<br />
in Chongqing. Außerdem<br />
plant das <strong>Unternehmen</strong> Wagner<br />
Consulting noch eine Erweiterung<br />
in London. (tk)<br />
Wir verteilen zuverlässig<br />
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und Briefe<br />
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78467 Konstanz<br />
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Christine Böck
Tipps & Tricks<br />
Seite 20 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Tipps<br />
INNOVATIONSPREIS<br />
Jetzt bewerben!<br />
Bis zum 31.März haben <strong>Unternehmen</strong><br />
aus dem Bereich Industrie<br />
die Chance, sich für den Innovationspreis<br />
2007 Industrie zu<br />
bewerben. Der Preis wird von der<br />
Initiative Mittelstand aus dem<br />
Hause Huber Verlag für Neue<br />
Medien ausgeschrieben. Gesucht<br />
werden Unternehmer mit innovativen<br />
Produkten, die sich<br />
durch einen hohen Nutzen für<br />
den Mittelstand auszeichnen. Auf<br />
die Teilnehmer warten Preise im<br />
Wert von 85 000 Euro. Die Teilnahme<br />
ist kostenlos. (tk)<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.imittelstand.de<br />
DONAUESCHINGEN<br />
Leistungsschau<br />
Auf der 6. Donaueschinger Leistungsschau<br />
präsentieren sich vom<br />
23. bis 25. März über 70 Firmen.<br />
Auf 2400 Quadratmetern werden<br />
in der Donauhalle und dem Freigelände<br />
Handwerk, Handel und<br />
Organisationen wie Krankenkassen<br />
oder Wirtschaftsförderung<br />
ihre Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit<br />
demonstrieren.<br />
Interessierte Jugendliche können<br />
sich ausgiebig über die Ausbildung<br />
im Handwerk informieren.<br />
Der SÜDKURIER wird als<br />
beliebteste Zeitung der Region<br />
mit einem Infostand vertreten<br />
sein. Die im fünfjährigen Turnus<br />
organisierte Veranstaltung wird<br />
erstmals nicht von der Stadt<br />
sondern vom Gewerbeverein<br />
ausgerichtet. Bürgermeister<br />
Thorsten Frei eröffnet die Messe<br />
am Freitag, 23. März um 11 Uhr.<br />
Am Abend gibt es ein zünftiges<br />
Handwerksvesper. Neben interessanten<br />
Fachvorträgen wird auch<br />
etwas für die Kinder geboten. Für<br />
das leibliche Wohl der Ausstellungsbesucher<br />
ist neben der<br />
musikalischen Umrahmung<br />
gesorgt. Der Vorsitzende des<br />
Gewerbevereins, Johannes Fischer,<br />
rechnet mit über 25 000<br />
Besuchern. (fry)<br />
Weitere Informationen: Öffnungszeiten<br />
sind täglich von 10 bis 18 Uhr.<br />
Der Eintritt ist an allen drei Tagen frei.<br />
UNTERNEHMERFORUM<br />
Thema Steuern<br />
Am 20. März findet beim Unternehmerforum<br />
in Singen ein Vortrag<br />
zum Thema Steuern statt. Im<br />
Mittelpunkt des Vortrags stehen<br />
die steuerlichen Gesetzesänderungen<br />
der großen Koalition<br />
durch das Jahressteuergesetz 2007<br />
und die geplante <strong>Unternehmen</strong>ssteuerreform<br />
2008. Der Standortmarketingverein<br />
Singen aktiv<br />
veranstaltet den Vortrag in Zusammenarbeit<br />
mit der Steuerberater-Kanzlei<br />
Manfred Kuhn.<br />
Manfred Kuhn und Achim Huonker<br />
werden referieren. Der Vortrag<br />
findet um 19 Uhr in den Veranstaltungsräumen<br />
des Sintec,<br />
dem Singener Gründer- und<br />
Technologiezentrum in der<br />
Maggiestraße 7 statt. (sk)<br />
Weitere Informationen bei Singen<br />
aktiv unter der Telefonnummer<br />
07731/5 90 04 08.<br />
FORTBILDUNG<br />
Geschäftsenglisch<br />
Martin Lengefeld bietet ein Seminar<br />
zum Thema Englisch bei<br />
Geschäftsessen an. Das Ziel des<br />
Seminars „Fit for Lunch and<br />
Dinner in English“ ist es, die<br />
Teilnehmer mit den englischen<br />
Wörtern aus dem Restaurantwesen<br />
vertraut zu machen. Dem<br />
theoretischen Teil am Anfang folgt<br />
ein 4-Gänge-Menü, bei dem das<br />
theoretisch Erlernte in der Praxis<br />
ausprobiert werden kann. Das<br />
Seminar findet am Samstag, 21.<br />
und 27. April, Freitag, 4. und 11.<br />
Mai und Samstag, 2. Juni jeweils<br />
von 15 bis ca. 22.30 Uhr im Steigenberger<br />
Inselhotel in Konstanz<br />
statt. Der Preis für einen Abend<br />
beträgt inklusive 4-Gänge-Menü<br />
325 Euro. (tk)<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.martin-lengefeld.de<br />
Die gläserne Firma<br />
◆ Fremde Jahresabschlüsse kann jetzt jeder online abfragen –<br />
Wie Sie Ihre Geschäftszahlen vor neugierigen Blicken schützen<br />
So transparent wie die gläserne VW-Fabrik in Dresden sind jetzt die Jahresabschlüsse von offenlegungspflichtigen Firmen.<br />
von Michael Bohn und<br />
Christian Aberle<br />
Seit Jahresbeginn kann jeder Interessierte<br />
bequem über das Internet in die<br />
Jahresabschlüsse offenlegungspflichtiger<br />
<strong>Unternehmen</strong> Einsicht nehmen.<br />
Zu diesem Zweck wurde das so genannte<br />
Amtsverfahren eingeführt.<br />
Grundlage für dieses Verfahren ist das<br />
Gesetz über elektronische Handelsund<br />
<strong>Unternehmen</strong>sregister (EHUG),<br />
mit dem die europäische Transparenzrichtlinie<br />
in nationales Recht umgesetzt<br />
wurde.<br />
Nach dem neuen Verfahren sind die<br />
offenlegungspflichtigen <strong>Unternehmen</strong><br />
verpflichtet, ihre Unterlagen<br />
künftig beim Betreiber des elektronischen<br />
Bundesanzeigers, der Bundesanzeiger<br />
Verlagsgesellschaft mbH<br />
mit Sitz in Köln, einzureichen und sie<br />
darüber hinaus im Bundesanzeiger<br />
elektronisch bekannt zu machen. Die<br />
Einreichung der Unterlagen beim<br />
Handelsregister entfällt damit. Diese<br />
neue behördliche Zuständigkeit hat<br />
gravierende Auswirkungen, denn<br />
künftig kann jeder die offen gelegten<br />
Unterlagen einfach über die Homepage<br />
www.unternehmensregister.de<br />
einsehen. Bislang war hierzu ein Antrag<br />
notwendig.<br />
Das neue Amtsverfahren regelt die<br />
Überprüfung der Offenlegung und die<br />
Sanktionierung von Verstößen gegen<br />
die gesetzlichen Vorschriften. Das Offenlegungsverfahren<br />
wird nun grundsätzlich<br />
von Amtswegen eingeleitet,<br />
ohne dass es eines Antrags bedarf. Zu<br />
diesem Zweck wurde eine neue Bundesbehörde,<br />
das Bundesamt für Justiz<br />
in Bonn, eingerichtet. Diese Behörde<br />
verfolgt Verstöße gegen die Offenlegungspflicht<br />
zentral, was zu einer wesentlich<br />
schlagkräftigeren Ahndung<br />
von Verstößen führen dürfte, als dies<br />
bisher bei den dezentral geführten<br />
Handelsregistern der Amtsgerichte<br />
der Fall war.<br />
Happige Strafen<br />
Wer der Offenlegungspflicht nicht<br />
oder nicht ausreichend nachkommt,<br />
muss mit einem Ordnungsgeld zwischen<br />
2500 und 25 000 Euro rechnen.<br />
Wie bisher kann dieses Ordnungsgeld<br />
wiederholt festgesetzt werden, wenn<br />
die Vorschriften nachhaltig nicht beachtet<br />
werden. Es ist vorgesehen, Ordnungsgeldandrohung<br />
und Ordnungsgeldfestsetzungso-<br />
lange zu wiederholen,<br />
bis die Pflicht<br />
erfüllt ist. Darüber<br />
hinaus erfolgt die<br />
Festsetzung nunmehr<br />
gegen die Gesellschaft,<br />
für welche<br />
die Unterlagen<br />
einzureichen sind,<br />
während dies bisher<br />
ausschließlich gegen die <strong>Unternehmen</strong>sorgane<br />
vorgesehen war.<br />
Letzteres bleibt allerdings weiterhin<br />
zusätzlich möglich. Auch werden in<br />
Abweichung zu bisher den Beteiligten<br />
die Verfahrenskosten bereits mit der<br />
Androhung des Ordnungsgeldes auferlegt.<br />
Die offenlegungspflichtigen <strong>Unternehmen</strong><br />
müssen ihre Unterlagen<br />
künftig elektronisch einreichen. Allerdings<br />
wird für eine Übergangszeit von<br />
drei Jahren auch noch die Einreichung<br />
in Papierform zugelassen sein. Diese<br />
Vorgehensweise gilt für Abschlussunterlagen<br />
von nach dem 31. Dezember<br />
2005 beginnenden Geschäftsjahren.<br />
Für den Zeitpunkt der Offenlegung<br />
bleibt es bei der Maximalfrist von<br />
zwölf Monaten nach dem Abschluss-<br />
Man kann einzelne Konzerneinheiten<br />
durch Aufstellung<br />
eines befreienden<br />
Konzernabschlusses gänzlich<br />
von der Offenlegungsverpflichtung<br />
befreien.<br />
stichtag. Das bedeutet, dass im Fall<br />
des mit dem Kalenderjahr identischen<br />
Geschäftsjahrs der Jahresabschluss<br />
2006 spätestens bis zum Ende des Jahres<br />
2007 einzureichen und bekannt zu<br />
machen ist. Kapitalmarktorientierte<br />
<strong>Unternehmen</strong> müssen sogar bereits<br />
spätestens vier Monate nach dem Abschlussstichtag<br />
offen legen. Am Umfang<br />
der offen zu legenden Unterlagen<br />
ändert sich nichts. Hier kann insbesondere<br />
die Inanspruchnahme von<br />
Aufstellungs- und Offenlegungserleichterungen<br />
für kleine und mittelgroße<br />
Gesellschaften von Interesse<br />
sein.<br />
Der Kreis der offenlegungspflichtigen<strong>Unternehmen</strong><br />
hat sich<br />
durch das EHUG<br />
nicht verändert.<br />
Grundsätzlich<br />
müssen sämtliche<br />
Kapitalgesellschaften,eingetragene<br />
Genossenschaften sowie alle Personengesellschaften,<br />
bei denen keine<br />
natürliche Person mit ihrem vollen<br />
Vermögen haftet, die Offenlegungsvorschriften<br />
beachten. Umgekehrt<br />
bleiben Personengesellschaften, bei<br />
denen zumindest eine natürliche Person<br />
mit ihrem vollen Vermögen haftet,<br />
sowie Einzelunternehmen von den<br />
Offenlegungsvorschriften verschont.<br />
Publizitätspflicht umgehen<br />
Aufgrund dieser umfassenden Verschärfungen<br />
der Offenlegungsvorschriften<br />
gewinnen Publizitätsvermeidungsstrategien<br />
wieder an Bedeutung.<br />
Betroffene <strong>Unternehmen</strong> sollten<br />
zunächst prüfen, welche Aufstellungsund<br />
Offenlegungserleichterungen sie<br />
in Anspruch nehmen können, um ihre<br />
Publizitätspflicht zumindest zu reduzieren.<br />
Das Handelsgesetzbuch sieht<br />
für kleine und mittelgroße Gesellschaften<br />
sowohl im Hinblick auf die<br />
Aufstellung als auch die Offenlegung<br />
des Jahresabschlusses verschiedene<br />
Erleichterungen vor. Besondere Bedeutung<br />
hat dabei die Frage, ob Erleichterungen<br />
bei der Aufstellung des<br />
Jahresabschlusses auch dann für Zwecke<br />
der Offenlegung in Anspruch genommen<br />
also sozusagen nachgeholt<br />
werden können. Kapitalgeber, insbesondere<br />
Banken, lehnen vielfach die<br />
Inanspruchnahme von Aufstellungserleichterungen<br />
ab. Damit einhergehend<br />
kommen für große oder auch<br />
mittelgroße Gesellschaften Umgestaltungen<br />
durch Bildung kleinerer Geschäftseinheiten<br />
in Betracht, um auf<br />
diesem Weg in den Genuss von Aufstellungs-<br />
und Offenlegungserleichterungen<br />
zu kommen. Ob dies im Einzelfall<br />
sinnvoll ist, hängt maßgeblich<br />
von den individuellen Verhältnissen<br />
ab und ist daher einzelfallbezogen zu<br />
prüfen.<br />
Vorteil für Vollhafter<br />
Der Klassiker der Publizitätsvermeidung<br />
ist die so genannte Vollhafterlösung.<br />
Dabei tritt in eine Personengesellschaft<br />
zumindest eine natürliche<br />
Person in die Funktion des persönlich<br />
haftenden Gesellschafters ein. Die<br />
Rechtsform einer Personengesellschaft<br />
kann gegebenenfalls vorab<br />
durch Umwandlung erlangt werden.<br />
Nachteil dieser Vermeidungsstrategie<br />
ist ganz offenkundig, dass fortan zumindest<br />
eine natürliche Person unbeschränkt<br />
persönlich haftet. Ob dies im<br />
Einzelfall problematisch ist, hängt neben<br />
der Finanzierungssituation der<br />
Gesellschaft entscheidend von Produkthaftungsrisiken<br />
ab. Gleichzeitig<br />
EDV-Tüftler knien sich für Landwirte rein<br />
◆ Stephan Wjst und Albrecht Schäffer bringen mit ihrer Software für Bauern Licht in das Vorschriftendickicht<br />
von Matthias Borlinghaus<br />
Oberzell – „Wir wollen dem Landwirt<br />
die Arbeit so einfach wie möglich machen“,<br />
erklärt Stephan Wjst (43) die<br />
Philosophie, die sich hinter dem Software-Programm<br />
Pro-Flura verbirgt,<br />
das er zusammen mit Landwirt Albrecht<br />
Schäffer (37) aus Oberzell bei<br />
Ravensburg entwickelt hat. Viele Tage<br />
und unzählige Nächte haben sich die<br />
beiden um die Ohren geschlagen. Das<br />
sei alles nicht so leicht zu erklären. Dazu<br />
fehlt Wjst der Abstand.<br />
„Die Zeit drängt“, meint er, während<br />
der Laptop hochfährt und Wjst seine<br />
Gedanken ordnet. Wer auf Grünland<br />
mehr als 170 Kilogramm Stickstoff pro<br />
Hektar ausbringen muss, sagt er, kann<br />
beim Landratsamt bis zum 15. März<br />
eine Ausnahmeregelung beantragen.<br />
Dafür und für das Erstellen eines Düngeplans<br />
soll das Programm Hilfestellung<br />
geben.<br />
Wjst kennt die landwirtschaftlichen<br />
Abläufe aus dem Effeff. Nach seinem<br />
Studium an der Universität Hohenheim<br />
trat er 1993 beim Landeskontrollverband<br />
Baden-Württemberg seine<br />
erste Stelle an. Sieben Jahre später<br />
wechselte er zum Rinderberatungsdienst<br />
Ravensburg und steht seit 2005<br />
im Dienst des Futterherstellers<br />
Cremer Futtermühlen Plochingen.<br />
Wenn der 43-Jährige davon spricht,<br />
„dem Landwirt die Arbeit so einfach<br />
wie möglich zu machen“, meint er den<br />
Abbau von Bürokratie. Sämtliche<br />
Pflanzenschutzmaßnahmen sowie<br />
das Ausbringen von Gülle oder mineralischem<br />
Dünger werden genau festgehalten.<br />
Das alles schreiben die von<br />
der EU vorgegebenen Umweltmaßnahmen,<br />
die so genannten Überkreuzverpflichtungen<br />
(Cross Compliance)<br />
und die Düngeverordnung vor.<br />
Daneben gibt es eine ganze Latte wei-<br />
terer Vorschriften, die für das Beantragen<br />
von Zuschüssen von Bedeutung<br />
sind und die bei Nichteinhalten zu<br />
Kürzungen oder gar Geldbußen führen<br />
können. Ohne Hilfe, da ist sich<br />
Wjst sicher, blickt bei dem ganzen<br />
Kuddelmuddel eh keiner mehr durch –<br />
oft nicht einmal mehr die Insider.<br />
Einen Namen in der Branche haben<br />
sich die EDV-Tüftler Schäffer und Wjst<br />
bereits im Jahr 2001 gemacht, als sie<br />
das Futterrationsprogramm ASR auf<br />
den Markt brachten, über welches sie<br />
einen Lizenzvertrag mit dem Land Baden-Württemberg<br />
abgeschlossen haben.<br />
Heute wird ASR landesweit in den<br />
Fachschulen von den Ämtern und Beratungsdiensten<br />
eingesetzt. Bei „Pro-<br />
Flura“ könnte es ähnlich laufen. Auch<br />
hier ist die Agrarverwaltung mit von<br />
der Partie, denn das Programm unterstützt<br />
die offizielle Düngebedarfsrechnung<br />
von der Landesanstalt (LEL) in<br />
Schwäbisch Gmünd und holt sich die<br />
einzelnen Flurstücksdaten vom Verwaltungsprogramm<br />
Fiona.<br />
ist zu beachten, dass diese Person<br />
nach der Rechtsverfassung von Personengesellschaften<br />
zumindest im Außenverhältnis<br />
nicht „entmündigt“<br />
werden kann. Eine Strohmannkonstellation<br />
zur Publizitätsvermeidung<br />
ist also völlig ungeeignet.<br />
Weiterhin besteht die Möglichkeit,<br />
einzelne Konzerneinheiten durch Aufstellung<br />
eines befreienden Konzernabschlusses<br />
gänzlich von der Offenlegungsverpflichtung<br />
zu befreien. Das<br />
Handelsgesetzbuch sieht diese Möglichkeit<br />
für Tochterunternehmen unter<br />
bestimmten Voraussetzungen vor,<br />
wenn die Muttergesellschaft einen<br />
Konzernabschluss aufstellt und diesen<br />
offen legt. Es bietet sich an, beim<br />
steuerlichen Berater oder Wirtschaftsprüfer<br />
in Erfahrung zu bringen, ob die<br />
erforderlichen Voraussetzungen im<br />
Einzelfall vorliegen oder wie diese geschaffen<br />
werden könnten.<br />
Schließlich sollte die Nutzung bilanzpolitischerGestaltungsspielräume<br />
geprüft werden. Diese Spielräume<br />
können insbesondere eine Schlüsselrolle<br />
bei knappem Überschreiten der<br />
Größenkriterien für kleine bzw. mittelgroße<br />
Gesellschaften spielen, wenn<br />
mittels solcher Spielräume die Unterschreitung<br />
der maßgebenden Schwellenwerte<br />
erlangt werden kann. Wenn<br />
dies der Fall ist, greifen wiederum die<br />
obigen Ausführungen zur Inanspruchnahme<br />
von Aufstellungs- und<br />
Offenlegungserleichterungen.<br />
Michael Bohn ist Wirtschaftsprüfer/<br />
Steuerberater in der Abteilung Wirtschaftsprüfung,<br />
Christian Aberle ist<br />
Steuerberater/Rechtsanwalt in der Abteilung<br />
Steuerberatung bei der Ernst &<br />
Young AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />
Steuerberatungsgesellschaft,<br />
Niederlassung Villingen-Schwenningen.<br />
Stephan Wjst<br />
(auf beiden<br />
Bildern rechts)<br />
und Albrecht<br />
Schäffer wollen<br />
Bauern die<br />
Arbeit erleichtern.<br />
Bilder:<br />
Borlinghaus<br />
So möchten Wjst und Schäffer mit<br />
ihrer Software dazu beitragen, dass<br />
die Gesetzesflut in die richtigen Bahnen<br />
gelenkt wird. Bestätigung gibt es<br />
allenthalben. „Als die frisch gebackenen<br />
Meister bei ihrer Meisterbriefverleihung<br />
im Kreis Ravensburg das Programm<br />
als Dreingabe überreicht bekamen,<br />
habe ich mich riesig gefreut“,<br />
fühlt sich Wjst bestätigt. Ausruhen<br />
kann er sich nicht. Er weiß, dass ihm<br />
im Kampf gegen überbordende Bürokratie<br />
die Arbeit nicht ausgeht.
Tipps & Tricks<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 21<br />
Papierbeleg behält seinen Reiz<br />
◆ Online-Rechnungen (Teil 1): Wie Sie den Vorsteuerabzug bei elektronischen Rechnungen sichern<br />
von Marc Weyhing<br />
Es ist bequem, es spart Zeit, es ist weitgehend<br />
sicher – und Millionen Menschen<br />
weltweit tun es: Einkaufen im<br />
Internet. Doch was für Endverbraucher<br />
von Vorteil ist, gilt nicht automatisch<br />
auch für Geschäftsleute.<br />
Rechnungen sind als Belege für die<br />
Buchhaltung fester Bestandteil des<br />
Geschäftsalltags. Bereits seit einigen<br />
Jahren werden sie auch zwischen<br />
Kaufleuten bevorzugt im Word- oder<br />
PDF-Format per E-Mail verschickt –<br />
vor allem dann, wenn Ein- und Verkäufe<br />
von Waren oder Dienstleistungen<br />
zuvor via Internet getätigt wurden.<br />
Die Zustellung der Online-Rechnungen<br />
lohnt sich vor allem für den<br />
Versender, denn der spart dabei Papier,<br />
Tinte, Porto und – Zeit.<br />
Was viele Empfänger jedoch nicht<br />
wissen: die wenigsten Online-Rechnungen<br />
entsprechen den hohen Anforderungen<br />
des Steuergesetzgebers.<br />
Will der Rechnungsempfänger, weil er<br />
als Kaufmann dazu berechtigt ist, die<br />
in der Rechnungssumme enthaltene<br />
Umsatzsteuer als Vorsteuer geltend<br />
machen, kann ihm das Finanzamt<br />
dies verweigern.<br />
Denn nur eine Rechnung, die mit<br />
mindestens einer qualifizierten elektronischen<br />
Signatur versehen ist, berechtigt<br />
den Empfänger gemäß § 14<br />
Abs. 3 Umsatzsteuergesetz zum Vorsteuerabzug.<br />
Ob es sich um eine wie<br />
vom Gesetzgeber vorgeschriebene<br />
Signatur handelt, und ob das Zertifikat<br />
derjenigen Stelle, die eine solche Signatur<br />
vergeben darf, gültig ist, muss<br />
der Empfänger eigenständig prüfen –<br />
und den Prüfvorgang protokollieren.<br />
Das ist nicht ganz einfach, weshalb<br />
es gängige Praxis ist, die eingehenden<br />
Online-Rechnungen auszudrucken<br />
und zu behandeln wie andere Eingangsrechnungen<br />
und steuerrelevan-<br />
ANZEIGE<br />
te Belege, die auf Papier auf dem traditionellen<br />
Postweg ins <strong>Unternehmen</strong><br />
kommen.<br />
Zwar kann weiterhin eine Kopie für<br />
die Buchhaltung oder den Belegordner<br />
ausgedruckt werden – steuerlich<br />
relevant ist aber das elektronisch eingegangene<br />
Original. Das Original einer<br />
digital erstellten und versandten<br />
Rechnung muss seit Januar 2002, entsprechend<br />
der AO (Abgabenordnung)<br />
und den GDPdU (Grundsätze zum<br />
Informieren und registrieren Sie sich jetzt unter<br />
www.suedkurier.de/auktion<br />
Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler<br />
Unterlagen), zusammen mit dem<br />
Ergebnis der Signaturüberprüfung<br />
und deren Protokollierung über die<br />
Aufbewahrungsfrist von zehn Jahren<br />
archiviert werden – also in digitaler<br />
Form.<br />
Das Problem dabei: den gesetzlichen<br />
Vorschriften und technologischen<br />
Anforderungen der digitalen<br />
Langzeitspeicherung genügen in der<br />
Regel weder gängige E-Mail- noch Da-<br />
Das Original<br />
einer digital<br />
erstellten und<br />
versandten Rechnung<br />
muss auch<br />
digital archiviert<br />
werden.<br />
Montage: Steller<br />
tei-Systeme – zur rechtskonformen<br />
Aufbewahrung von Dokumenten auf<br />
Dauer sind diese deshalb nur bedingt<br />
geeignet. <strong>Unternehmen</strong> müssen ihre<br />
EDV an die umsatzsteuerrechtlichen<br />
Anforderungen anpassen, um auch in<br />
Zukunft einen Vorsteuerabzug aus<br />
elektronisch übermittelten Rechnungen<br />
geltend machen zu können.<br />
Jeder Kaufmann sollte angesichts<br />
der hohen Überprüfungs- und Archivierungsanforderungen,<br />
denen er als<br />
Empfänger von Online-Rechnungen<br />
nachkommen muss, sorgsam überlegen,<br />
ob er die Zustellung digitaler<br />
Rechnungen als E-Mail-Anhänge von<br />
seinen Lieferanten akzeptiert.<br />
Schließlich muss er damit rechnen,<br />
dass das Finanzamt den Abzug der<br />
Vorsteuer aus Online-Rechnungen<br />
nicht akzeptiert. Das kann passieren,<br />
wenn die Identität des Absenders<br />
nicht zweifelsfrei festgestellt werden<br />
kann oder auch, weil der Rechnungsempfänger<br />
das vorgeschriebene Prüfund<br />
Archivierungsprozedere nicht<br />
eingehalten hat. Im schlimmsten Fall<br />
drohen dann Rückforderungen über<br />
mehrere Jahre hinweg – und das kann<br />
mitunter die Liquidität eines <strong>Unternehmen</strong>s<br />
gefährden.<br />
Wer als Kaufmann also die Vorteile<br />
des elektronischen Geschäftsverkehrs<br />
ohne Sorge vor Folgeschäden für sich<br />
nutzen möchte, sollte in ein rechtskonformes<br />
elektronisches ArchivoderDokumentenmanagementsystem<br />
(DMS) investieren. Voraussetzung<br />
dafür, dass sich diese Investition<br />
rechnen wird, ist ein Konzept, das als<br />
Basis für die Auswahl einer solchen<br />
Lösung dient. Denn das DMS- oder<br />
Archivierungssystem sollte nicht nur<br />
den gesetzlichen Vorschriften standhalten<br />
– es muss vor allem einfach in<br />
der Handhabung sein, nur dann<br />
stimmt letztlich das Preis-/ Leistungsverhältnis.<br />
Und nur dann, wenn<br />
es auch richtig und regelmäßig eingesetzt<br />
wird, erfüllt es seinen wichtigsten<br />
Zweck: steuerrelevante Daten vor einem<br />
unbeabsichtigten Datenverlust,<br />
einer Datenbeschädigung oder einer<br />
Veränderung der Daten durch Dritte<br />
zu schützen.<br />
Wem der richtige Umgang mit Online-Rechnungen<br />
doch zu aufwändig<br />
oder kompliziert erscheint und wer<br />
gegenwärtig nicht in den Aufbau eines<br />
digitalen Archivs investieren will, soll-<br />
WER BIETET MEHR?<br />
Die SÜDKURIER Online-Auktion vom 24. März bis 2. April 2007<br />
Seminar für Führungskräfte Bodensee Kanu-Tour Werbestrategie-Workshop<br />
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Checkliste<br />
• Die Signatur muss geprüft und<br />
das Ergebnis der Prüfung dokumentiert<br />
werden.<br />
• Der Eingang der elektronischen<br />
Abrechnung, ihre Archivierung und<br />
ggf. Konvertierung sowie die weitere<br />
Verarbeitung muss protokolliert<br />
werden.<br />
• Das übermittelte, verschlüsselte<br />
Dokument muss im Originalzustand<br />
jederzeit überprüfbar sein.<br />
• Die verschlüsselte, die entschlüsselte<br />
Rechnung, sowie der Schlüssel<br />
zur Entschlüsselung und die<br />
Prüfprotokolle müssen GOBSkonform<br />
aufbewahrt werden.<br />
• Damit ist der Rechnungsempfänger<br />
praktisch gezwungen, ein<br />
elektronisches Archiv zu betreiben.<br />
Erfüllen <strong>Unternehmen</strong> diese Anforderungen<br />
nicht, hat der Fiskus<br />
das Recht, Vorsteuerabzüge aus<br />
Eingangsrechnungen vergangener<br />
Jahre zurückzufordern. (wey)<br />
te mit seinen Lieferanten schriftlich<br />
die Zustellung der steuerrelevanten<br />
Originalrechnungen per Post vereinbaren.<br />
Denn eines ist sicher: es wird<br />
noch einige Zeit dauern, bis alle, die<br />
das Internet für Geschäfte zwischen<br />
Kaufleuten (B2B-Commerce) nutzen,<br />
über die vorgeschriebene qualifizierte<br />
digitale Signatur und rechtskonforme<br />
Archive verfügen.<br />
In zweiten Teil zum richtigen Umgang<br />
mit Online-Rechnungen erfahren<br />
Sie, wie Sie feststellen können, ob der<br />
Absender über eine qualifizierte digitale<br />
Signatur und ein gültiges Zertifikat<br />
verfügt und, wie Sie das Prüfergebnis<br />
rechtskonform dokumentieren können.<br />
Marc Weyhing ist Mitinhaber des auf<br />
Informations- und Dokumenten-<strong>Management</strong><br />
sowie die Digitale Betriebsprüfung<br />
spezialisierten Beratungsunternehmens<br />
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Tipps & Tricks<br />
Seite 22 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Buchtipp<br />
MANAGEMENT<br />
Geschäft und Moral<br />
Nicht erst seit den jüngst bekannt<br />
gewordenen Korruptionsaffären<br />
in der Wirtschaft stellt sich die<br />
Frage nach den moralischen<br />
Werten und Kompetenzen einer<br />
Firma. Die Autoren Doug Lennick<br />
und Fred Kiel, beide als Berater<br />
von Führungspersonal tätig,<br />
gehen in ihrem Buch „Moral<br />
Intelligence“ der Frage nach<br />
moralischen Prinzipien in einem<br />
<strong>Unternehmen</strong> nach. Sie stellen<br />
die These auf, dass nur hohe<br />
moralische Standards zu persönlichem<br />
Erfolg und zu langfristig<br />
guten Resultaten in einem<br />
<strong>Unternehmen</strong> führen. Unter<br />
moralischer Intelligenz verstehen<br />
die Autoren die Fähigkeit, allgemeine<br />
moralische Prinzipien<br />
auf das persönliche Handeln<br />
anzuwenden. Diesen eher theoretischen<br />
Annahmen folgen im<br />
Anhang praktische Tipps zur<br />
Umsetzung im <strong>Unternehmen</strong> und<br />
ein Fragebogen zur Überprüfung<br />
der persönlichen moralischen<br />
Kompetenzen. Obwohl der<br />
Schwerpunkt des Buches auf der<br />
theoretischen Analyse liegt, ist es<br />
durch die vielen Fallbeispiele<br />
leicht zu lesen und bietet einen<br />
Einblick in die moralisch orientierte<br />
<strong>Unternehmen</strong>sführung. (tk)<br />
Doug Lennick, Fred Kiel: Moral Intelligence.<br />
Wie Sie mit Werten und<br />
Prinzipien Ihren Geschäftserfolg<br />
steigern. Verlag Redline Wirtschaft,<br />
Heidelberg 2006, 313 Seiten, 24,90<br />
Euro, ISBN 978-3-636-01367-5.<br />
PERSONAL-MANAGEMENT<br />
Neue Karrierewege<br />
In der veränderten Arbeitswelt<br />
wird es für Arbeitgeber immer<br />
wichtiger, gute Fachkräfte zu<br />
halten. Da es lange Zeit kaum<br />
attraktive Karrierechancen für<br />
gute Fachleute gab, besteht die<br />
Möglichkeit das <strong>Unternehmen</strong><br />
durch differenzierte Karrierewege<br />
attraktiver zu machen. Neben den<br />
bisherigen Führungskarrieren<br />
entstehen Fach- und Projektleiterlaufbahnen.<br />
Frank Sieber Bethke<br />
und andere Autoren aus dem<br />
Personalbereich widmen sich<br />
dieser Problematik in ihrem<br />
neuen Buch „Projekt-, Führungsund<br />
Fachlaufbahnen“. Das Buch<br />
liefert einen Überblick über die<br />
Konzeption von alternativen<br />
Karrierewegen. Konkret werden<br />
unter anderem unterschiedliche<br />
Umsetzungen von neuen Karrierewegen<br />
vorgestellt, neben die<br />
Managerlaufbahn kann beispielsweise<br />
eine Expertenlaufbahn<br />
gestellt werden. Außerdem werden<br />
Kriterien für die Stellenbesetzung<br />
und Evaluationsmöglichkeiten<br />
beschrieben. Im zweiten<br />
Teil stellt das Buch Beispiele von<br />
Firmen vor, die diese Konzepte<br />
erfolgreich angewendet haben,<br />
zum Beispiel Siemens oder BASF.<br />
Unterstützt werden die Texte von<br />
zahlreichen Graphiken und<br />
Checklisten, die die Umsetzung in<br />
die Praxis erleichtern sollen. Nach<br />
der einführenden Lektüre dieses<br />
Buches bietet eine ausführliche<br />
Literaturliste die Möglichkeit zur<br />
Vertiefung des Themas. Obwohl<br />
die Struktur des Buches auf den<br />
ersten Blick schwer zu durchschauen<br />
ist, gibt der praktische<br />
Ratgeber doch einen guten Einblick<br />
in die Thematik. (tk)<br />
Frank Sieber Bethke:<br />
Projekt-, Führungs- und Fachlaufbahnen.<br />
Verlag Christiani, Konstanz 2007,<br />
155 Seiten, 19,80 Euro,<br />
ISBN 978-3-86522-245-9.<br />
Jeder kann ein guter Chef sein<br />
◆ Führungskräfte müssen nur authentisch auftreten und nicht ständig vorgeben, alles zu können, sagt Boris Grundl<br />
Boris Grundl, Experte zum Thema<br />
Menschenführung, verrät im PROFIT-<br />
Interview, worauf es bei der Mitarbeiterführung<br />
ankommt. Nach<br />
einem Unfall ist der ehemalige Tennis-Profi<br />
querschnittsgelähmt. Heute<br />
ist der Mann ein Star im Rollstuhl-<br />
Rugby und weiß, wie man als Unternehmer<br />
seine Mitarbeiter motiviert.<br />
Herr Grundl, was ist für Sie Führung?<br />
Führen bedeutet, nur das zu tun und<br />
Menschen so zu behandeln, dass sie<br />
wachsen. Führung bedeutet nicht,<br />
harmoniesüchtig zu sein oder den anderen<br />
so zu behandeln, wie er behandelt<br />
werden möchte. Dann behandle<br />
ich ihn nämlich nicht so, dass er<br />
wächst.<br />
Wie führt man denn richtig?<br />
Die Problematik beim Thema Führung<br />
ist, dass sofort überlegt wird, wie<br />
fummle ich bei anderen im Kopf rum.<br />
Dieser Ansatz ist einfach Quatsch, weil<br />
ich nie losgelöst von meiner Person<br />
die anderen betrachten kann. Ich<br />
muss erst mal über mich selbst reflektieren<br />
und mich fragen: Wie führe ich<br />
mich selbst? Dann frage ich mich: Wie<br />
lasse ich mich führen?<br />
Interessant, dass man sich selbst<br />
führen lassen soll, um zu führen.<br />
Wie kann man das jetzt verstehen?<br />
Ein Beispiel: Wenn der Chef eine Führungskraft<br />
auffordert, eine bestimmte<br />
Arbeit zu erledigen, dann fördert das<br />
nicht die Lust auf die Arbeit. Die Führungskraft<br />
hat aber immer die Freiheit,<br />
Aufgaben, die vorgegeben werden,<br />
selbst als eigene anzunehmen.<br />
Am besten, man entscheidet sich jeden<br />
Tag bewusst erneut für die Firma,<br />
und zwar mit Leidenschaft und voller<br />
Energie. Als ein wichtiger Akt des Führens<br />
ist zu begreifen: Wenn ich mich<br />
nicht führen lasse, wie will ich andere<br />
führen? Führungskraft sein heißt<br />
auch, schnell, gezielt und vorbildlich<br />
lernen – und dabei im Lernen bleiben.<br />
Wird man als Führungskraft<br />
geboren oder kann man die dafür<br />
notwendigen Fähigkeiten auch<br />
lernen?<br />
Jeder kann führen. Schließlich führt<br />
jeder ein Leben, jeder führt eine Bezie-<br />
hung, jeder führt sich im Normalfall<br />
selbst. Wenn man älter wird, führt<br />
man seine Kinder. Es gibt auch Sekretärinnen,<br />
die mit Sicherheit ihren Chef<br />
führen.<br />
Aber welche Eigenschaften<br />
braucht man, um die Zügel zu<br />
ergreifen?<br />
Die Bereitschaft, sich selbst infrage zu<br />
stellen, ohne sich selbst zu zerhacken.<br />
Wie schafft ein Unternehmer es,<br />
seine Mitarbeiter für die tägliche<br />
Arbeit zu motivieren?<br />
Ich frage die Chefs, mit welcher Leidenschaft<br />
sie überhaupt noch in ihr<br />
<strong>Unternehmen</strong> gehen. Sind sie von<br />
dem, was ihre Mitarbeiter machen,<br />
noch berührt, bewegt und inspiriert?<br />
Riecht ein Stahlproduzent nach zehn<br />
Jahren, die er die Firma leitet, über-<br />
haupt noch gerne den Geruch vom<br />
Stahl, der da verarbeitet wird? Um sich<br />
die Leidenschaft zu bewahren, muss<br />
man richtig hart arbeiten, wie in einer<br />
Ehe. Wer diese Inspiration hat, dem<br />
laufen auch die Mitarbeiter hinterher.<br />
Und wie soll ein Unternehmer<br />
führen, damit seine Mitarbeiter<br />
anstehende Veränderungen positiv<br />
aufnehmen?<br />
Innovation braucht alle Mitarbeiter<br />
◆ Besonders im Mittelstand: Vertrauensvolle Atmosphäre fördert Kreativitätspotenziale<br />
von Günther Seeber<br />
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“<br />
– so lautet ein bekanntes Sprichwort.<br />
Und es gilt unter Führungspersonen<br />
gerne als handlungsleitendes<br />
Prinzip. Dabei beruft man sich bevorzugt<br />
auf eigene und fremde Erfahrungen.<br />
Solche Denkschablonen sind oft<br />
ein Hindernis auf dem Weg zur innovationsfähigen<br />
Unternehmung. Sich<br />
über sie hinwegzusetzen erfordert<br />
Mut und Kompetenz in der Sache und<br />
noch mehr im Umgang mit den Mitarbeitern.<br />
Wenn der Führende loslässt<br />
und seinen Mitarbeitern vertraut,<br />
zahlt sich das aus.<br />
Kontrolle und Steuerung entstammen<br />
als Führungsmaximen einer Zeit,<br />
als es in erster Linie darum ging, die<br />
Arbeitsabläufe effizient zu gestalten.<br />
Die Mitarbeiter mussten „funktionieren“.<br />
Die Innovationen, gerade im industriellen<br />
Bereich, gingen häufig auf<br />
die Tüftlerpersönlichkeit des Firmengründers<br />
zurück. Heute wird in vielen<br />
<strong>Unternehmen</strong> ein „<strong>Management</strong> by<br />
Objectives“ exerziert, bei dem Zielvereinbarungen<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Oft sind diese Vereinbarungen<br />
aber erneut nur Steuerungen. Eine dirigistische<br />
Führung ist jedoch kontraproduktiv,<br />
wenn das <strong>Unternehmen</strong><br />
auf die Potenziale aller seiner Mitarbeiter<br />
angewiesen ist. Das ist heute typischerweise<br />
der Fall – und zwar nicht<br />
nur im Großunternehmen, sondern<br />
gerade auch im Mittelstand.<br />
Innovationen sind in der Regel keine<br />
Erfindungen mehr. Es geht vielmehr<br />
um kontinuierliche Weiterentwicklungen.<br />
Ein innovatives <strong>Unternehmen</strong><br />
zeichnet sich nicht nur durch Produktverbesserungen,<br />
sondern auch durch<br />
die Fähigkeit zur Verbesserung exter-<br />
Mitarbeiter zeigen mehr Einsatz, wenn man ihnen etwas zutraut.<br />
Führen durch Vertrauen<br />
Handlungs-Tipps für Führungskräfte<br />
Vertrauensvorschuss geben<br />
Partizipatives und diskursives Führen<br />
(Mitarbeiterbeteiligung an Entscheidungsprozessen,<br />
kritische Kommunikation<br />
zulassen)<br />
Delegieren statt zu dirigieren<br />
Mitarbeitern Freiräume bei der Arbeitsgestaltung<br />
lassen<br />
Respektvoll und aufrichtig kommunizieren<br />
Boris Grundl (41)<br />
weiß, wie Unternehmer<br />
ihre Mitarbeiter<br />
richtig führen.<br />
Wie Sie erfolgreich führen: Freikarten gewinnen<br />
„Das Geschenk des freien Willens. Wie<br />
Sie Potentiale entfalten – Ihre und die<br />
anderer Menschen“, ist das Thema<br />
des Erfolgsforums Hochrhein 2007<br />
mit Boris Grundl. Das Erfolgsforum ist<br />
am Freitag, 30. März, in der Stadthalle<br />
Waldshut, Friedrichstraße 9 in Waldshut,<br />
von 18.30 Uhr – 22 Uhr. Der<br />
Eintritt kostet 59 Euro. Karten gibt es<br />
telefonisch unter 01 73/8 61 46 68.<br />
Bei positiven Arbeitsergebnissen<br />
mehrfache, bei negativen einmalige<br />
Rückmeldung<br />
Eigene Haltung zur Sache und den<br />
Personen hinterfragen<br />
Verfahrensregeln - vertrauensvolles<br />
Führen organisieren<br />
Betroffene gestalten Verfahrensregeln<br />
mit (Hohe Akzeptanz.)<br />
Regeln gelten für alle<br />
Regeln können verbessert werden.<br />
(Einspruchsrechte gewähren)<br />
Regeln nachvollziehbar und fair gestalten<br />
(see)<br />
Informationen im Internet:<br />
www.vurans.org<br />
www.grundl-seminare.de<br />
„Führen heißt vorleben,<br />
alles andere ist Dressur.“<br />
BORIS GRUNDL<br />
PROFIT verlost fünf Freikarten. Senden<br />
Sie bis zum 21. März eine E-Mail an<br />
redaktion@profit-wirtschaft.de<br />
mit der Betreffzeile „Erfolgsforum“.<br />
Anschrift nicht vergessen. Viel Glück!<br />
ner und interner Dienstleistungen sowie<br />
der eigenen Arbeitsprozesse aus.<br />
Innovation findet also im ganzen <strong>Unternehmen</strong><br />
statt und benötigt alle Mitarbeiter.<br />
Diese werden ihre Veränderungspotenziale<br />
freisetzen, wenn sie<br />
motiviert sind und die Arbeitssituation<br />
als veränderungsfähig erleben.<br />
Motivation kann eine Führungskraft<br />
nicht von außen entwickeln, aber sie<br />
kann sie fördern und unterstützen. Befragungen<br />
haben gezeigt, dass die Mitarbeiter<br />
ihre Motivation gestärkt sehen,<br />
wenn sie Gestaltungsfreiheit haben<br />
(Autonomieerleben), man ihnen etwas<br />
zutraut (Kompetenzerleben) und sie<br />
sich sozial eingebunden fühlen. Sie<br />
wollen ihre Arbeitsabläufe zeitlich und<br />
inhaltlich gestalten, ausprobieren und<br />
Fehler machen dürfen und sich als Person<br />
in ihrem Arbeitsumfeld anerkannt<br />
fühlen. Misstrauen und Kontrolle verhindern<br />
all das. Da aber die Motivation<br />
der wichtigste Faktor für<br />
erfolgreiche Veränderungen<br />
ist, ist ein kontrollierendes<br />
Führen innovationsfeindlich.<br />
Das Schlimmste ist,<br />
den Veränderungswillen<br />
des Mitarbeiters<br />
durch Direktiven und<br />
straffes Führen zu unterdrücken. Das<br />
führt zur „resignativen Anpassung“,<br />
dem sprichwörtlichen „Dienst nach<br />
Vorschrift“. Wer vertrauensvoll führt,<br />
gewährt Freiräume, ist bereit, eigene<br />
Vorschläge auch mit Mitarbeitern zu<br />
diskutieren und ihnen ein Feedback<br />
zu geben, das ihnen zeigt, sie und ihre<br />
Ideen werden ernst genommen.<br />
Alle wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
weisen darauf hin, dass Menschen<br />
in ihrer sozialen Umgebung<br />
funktionieren wollen, weil sie so Aner-<br />
Der Mensch ist ein Bewahrer. 16 Prozent<br />
aller Menschen sind Veränderer,<br />
84 Prozent Bewahrer. Man muss wissen,<br />
dass es Widerstände gegen Neuerungen<br />
geben wird und Mitarbeiter<br />
überzeugt werden müssen. Wichtig<br />
ist, dass der Unternehmer seine Leute<br />
einlädt, sich am Prozess des Wandels<br />
zu beteiligen. Der Chef muss respektieren,<br />
dass seine Mitarbeiter Schwierigkeiten<br />
haben, mit der Veränderung<br />
umzugehen. Trotzdem muss er sie<br />
einfordern.<br />
Verraten Sie uns noch: Wie erhält<br />
man zufriedenere Mitarbeiter?<br />
Wir haben eher ein aufgabenorientiertes<br />
Denken. Übersetzen Sie einfach<br />
mal alles in eine Ergebnissprache. Ein<br />
Beispiel: Eine Telefonistin telefoniert<br />
den ganzen Tag. Machen<br />
Sie ihr klar, dass sie nicht<br />
nur telefoniert, sondern<br />
während ihrer Anwesenheit<br />
dafür sorgt, dass alle<br />
Anrufe kompetent abgeholt<br />
und zur vollsten Zufriedenheit<br />
weitergereicht werden. Die Mitarbeiter<br />
merken, dass sie das Ergebnis mit<br />
beeinflussen können. Das setzt Vertrauen<br />
voraus, weil die Leute wissen<br />
müssen, dass die Kontrolle nicht benutzt<br />
wird, um sie klein zu halten, sondern<br />
nur dazu, um sie zu korrigieren.<br />
Und wie schafft man als Chef eine<br />
Kultur des Vertrauens im Betrieb?<br />
Indem ich mich verletzbar mache.<br />
Vertrauen setzt voraus, dass Sie sich<br />
öffnen. Wenn ich sage, in den nächsten<br />
fünf Jahren werde ich der führende<br />
Kopf zum Thema Führung in Deutschland<br />
sein, dann mache ich mich transparent<br />
und angreifbar, weil man mich<br />
in fünf Jahren an meiner Aussage messen<br />
kann. Wenn ich aber auf Distanz<br />
gehe, habe ich ein niedriges Vertrauensniveau<br />
in der Firma. Führungskräfte,<br />
die ein perfektes Bild abgeben<br />
wollen, schaffen mehr Distanz als Nähe.<br />
Die Mitarbeiter merken, wenn<br />
man sich verstellt. Wer als Chef aber<br />
authentisch auftritt, wer seine Stärken<br />
und Schwächen klar zeigt, dem vertrauen<br />
auch die Leute.<br />
Was ist Ihr Führungsmotto?<br />
Führen heißt vorleben, alles andere ist<br />
Dressur.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE<br />
MARKUS BECHTOLD<br />
Führungsexperte<br />
Günther<br />
Seeber: „Mitarbeiter<br />
wollen, dass<br />
man ihnen<br />
vertraut.“<br />
Wer vertrauensvoll<br />
führt, ist bereit,<br />
eigene Vorschläge<br />
auch mit Mitarbeitern<br />
zu diskutieren.<br />
kennung erfahren. Sie sind bereit,<br />
mehr zu arbeiten als erwartet wird,<br />
wenn sie „faire“ Bedingungen vorfinden.<br />
Sie wollen, dass man ihnen vertraut.<br />
Vertrauen heißt immer: Der Vertrauensgeber<br />
geht ein Risiko ein. Er kann<br />
hintergangen werden. Aber diesem Risiko<br />
steht ein hoher potenzieller Ertrag<br />
gegenüber. Natürlich ist Vertrauen<br />
nicht nur gut. Es kann<br />
zur Vertraulichkeit führen<br />
und damit die soziale<br />
Balance in der<br />
Gruppe zerstören.<br />
Blindes Vertrauen führt<br />
auf Dauer zu suboptimalenArbeitsergebnissen,<br />
denn die Mitarbeiter<br />
brauchen das Feedback. Schließlich<br />
benötigt man in rein repetitiven<br />
Arbeitsgängen kein Vertrauen, sondern<br />
klare Spielregeln. Aber auch ein<br />
<strong>Unternehmen</strong>, in dem mit Vertrauen<br />
geführt wird, braucht klare Regeln.<br />
Und es braucht mutige und kompetente<br />
Führungskräfte.<br />
Günther Seeber ist Lehrstuhlinhaber für<br />
Wirtschaftspädagogik, insbesondere<br />
Bildungsmanagement an der WHL<br />
Wissenschaftliche Hochschule Lahr.
Tipps & Tricks<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 23<br />
Ob langjähriger<br />
Mitarbeiter oder<br />
junge Berufseinsteigerin.<br />
Wenn<br />
unterschiedliche<br />
Alterstrukturen<br />
zusammenarbeiten,<br />
können <strong>Unternehmen</strong><br />
davon profitieren.<br />
L-Bank will neue<br />
Technologien auf<br />
den Weg bringen<br />
Stuttgart – <strong>Unternehmen</strong>, die in neue<br />
Technologien investieren, werden ab<br />
Januar 2007 in Baden-Württemberg<br />
stärker gefördert. Die Technologieförderung<br />
der LBank bietet im Zins verbilligte<br />
Kredite für Investitionen in<br />
neue Produkte oder neue Produktionsverfahren.<br />
Denn in Baden-Württemberg<br />
ist es Tradition, auf neue<br />
Technologien zu setzen. Die Unternehmer<br />
erarbeiten sich dadurch Vorteile<br />
am Markt, sie gehen aber auch Risiken<br />
ein - bei denen sie finanzielle<br />
Unterstützung benötigen.<br />
Das Technologieförderprogramm<br />
richtet sich an <strong>Unternehmen</strong> mit in<br />
der Regel bis zu 300 Mitarbeitern. Zwei<br />
Laufzeit-Varianten – acht und zehn<br />
Jahre – mit ein bis zwei tilgungsfreien<br />
Jahren werden angeboten. Finanziert<br />
werden vor allem Investitionskosten<br />
und Kosten für betriebsnotwendige<br />
Anpassungsentwicklungen. Insbesondere<br />
an Betriebe, die moderne Anlagen<br />
und Maschinen anschaffen,<br />
wendet sich das Programm. Wichtig<br />
ist, dass die <strong>Unternehmen</strong>, bevor sie<br />
zum Beispiel eine Maschine bestellen,<br />
den Kreditantrag bei der Hausbank<br />
stellen. Denn nach Beginn des Vorhabens<br />
kann die Finanzierung nicht<br />
mehr übernommen werden.<br />
Die <strong>Unternehmen</strong> können den zinsverbilligten<br />
Kredit der Technologieförderung<br />
zusätzlich mit anderen Förderelementen<br />
kombinieren: So kann<br />
durch eine zusätzliche Bürgschaft<br />
(Tech60) der Kredit abgesichert werden<br />
oder durch eine stille Beteiligung<br />
das wirtschaftliche Eigenkapital<br />
(Techplus) gestärkt werden. Informationen<br />
unter der Telefonnummer<br />
07 11/1 22 23 45.<br />
Im Internet:<br />
www.l-bank.de, www.buergerschaftsbank.de<br />
und www.mbg.de<br />
Wenn die Verkäuferin das Weite sucht<br />
◆ Der Kunde steht im Mittelpunkt des <strong>Unternehmen</strong>s und damit automatisch im Weg<br />
Von Werner Katzengruber<br />
Bei vielen <strong>Unternehmen</strong> hat man den<br />
Eindruck, dass sie sich für kundenorientiert<br />
halten, wenn sich niemand beschwert.<br />
Dies ist eine fatale Fehleinschätzung.<br />
Vor allem, wenn man weiß,<br />
dass sich nur rund 20 Prozent der unzufriedenen<br />
Kunden tatsächlich beschweren.<br />
Die restlichen 80 Prozent<br />
wechseln dagegen stillschweigend den<br />
Anbieter.<br />
Doch das ist nur ein Grund, sein <strong>Unternehmen</strong><br />
konsequent auf Kundenorientierung<br />
auszurichten. Ein weiterer<br />
guter Grund ist, dass ein unzufriedener<br />
Kunde seine schlechte Erfahrung<br />
an zwölf weitere potenzielle Kunden<br />
weitergibt, während ein zufriedener<br />
lediglich sechs potenzielle Kunden<br />
über seine positiven Erfahrungen informiert.<br />
Schon lange hat man erkannt, dass es<br />
nicht der Umsatz ist, der einen Kunden<br />
wertvoll erscheinen lässt. Es ist der Lebensumsatzwert.<br />
Also die Menge an<br />
Geld, die ein zufriedener Kunde für eine<br />
Ware oder Dienstleistung in seinem Leben<br />
ausgibt. Die Ausschöpfung der<br />
Kundenpotenziale ist die günstigste<br />
Möglichkeit, Umsatz und Ertrag zu steigern.<br />
Sieht man sich den tatsächlich<br />
realisierten Lebensumsatz einer Marke<br />
an, so liegt dieser in vielen Branchen<br />
unter zehn Prozent des tatsächlich realisierbaren<br />
Werts. Die Kunden wechseln<br />
Anbieter und Marken, ohne dass<br />
das <strong>Unternehmen</strong> etwas davon merkt.<br />
Dabei überwältigt eine enorme Angebotsflut<br />
den Kunden. Bei rund 7500<br />
Produkten in einem durchschnittlichen<br />
Supermarkt, etwa 25 000 Artikeln<br />
in einem Warenhaus, zirka 150 verschiedenen<br />
Telefontarifen und einer<br />
Million lieferbarer Buchtitel hat der<br />
Kunde keine Zeit und keine Lust, Preise<br />
und Qualität zu vergleichen. Die Flop-<br />
Alte Hasen und<br />
junge Hüpfer<br />
◆ Age-<strong>Management</strong> im <strong>Unternehmen</strong> nutzt das<br />
Potenzial der unterschiedlichen Altersgruppen<br />
von Robert J. Zaugg<br />
Die demographische Entwicklung in<br />
Deutschland stellt <strong>Unternehmen</strong> und die<br />
Gesellschaft vor große Herausforderungen.<br />
Geburtenraten von 1,4 Kindern pro<br />
Frau führen dazu, dass die Bevölkerung<br />
und das Erwerbskräftepotenzial abnehmen.<br />
Gleichzeitig nimmt die Lebenserwartung<br />
zu. Im Jahr 2050 soll es doppelt<br />
so viele 60-Jährige wie Neugeborene<br />
geben.<br />
Veränderter Arbeitsmarkt<br />
Was sind die Folgen dieser<br />
demographischen<br />
Entwicklung für <strong>Unternehmen</strong>?<br />
Zuerst einmal<br />
wird es zunehmend<br />
schwieriger,<br />
qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
zu rekrutieren.<br />
Während sich<br />
weniger gut qualifizierte<br />
Mitarbeitende aus der<br />
Gruppe der Einwanderer rekrutieren<br />
lassen, dürfte sich die Gewinnung<br />
von Fachkräften in Deutschland<br />
als immer schwieriger erweisen.<br />
Eine Konsequenz daraus ist, ältere<br />
Personen länger im Erwerbsprozess<br />
zu halten. <strong>Unternehmen</strong> sehen sich<br />
einem hinsichtlich Alter wesentlich<br />
vielfältigeren Arbeitsmarkt gegenüber.<br />
Diese Entwicklung gilt es, als Chance<br />
wahrzunehmen und nicht als Bedrohung<br />
aufzufassen. Das Age-<strong>Management</strong><br />
kann dabei helfen. Age-<strong>Management</strong><br />
beschäftigt sich mit der Frage, wie sich das Potenzial<br />
verschiedener Altersgruppen optimal für <strong>Unternehmen</strong><br />
nutzen lässt. Es geht nicht nur um ältere<br />
Personen, sondern um alle Altersgruppen. Im Bereich<br />
der Rekrutierung gilt es, bereits bei der Bewerberansprache<br />
auf altersdiskriminierende Formulierungen<br />
zu verzichten. Es sind Arbeitsformen anzubieten,<br />
die auch für ältere Personen attraktiv<br />
sind.<br />
Personalbindung<br />
Bei der Personalbindung kommt es darauf an, Anreize<br />
so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen<br />
verschiedener Altersgruppen bestmöglich entsprechen.<br />
Während jüngere Mitarbeitende allenfalls<br />
an materiellen Anreizen interessiert<br />
sind, steht für ältere Mitarbeitende die Flexi-<br />
Rate der neuen Produkte im Lebensmittelhandel<br />
liegt im Durchschnitt bei<br />
50 Prozent. Der Grund dafür ist, dass es<br />
die Kunden einfach haben wollen. Sie<br />
wollen sich gerne beraten lassen.<br />
Vorausgesetzt sie werden gut und<br />
seriös behandelt. Im Durchschnitt ist<br />
der Aufwand, einen Neukunden zu akquirieren,<br />
sieben mal höher als bei bestehenden<br />
Kunden das Potenzial auszuschöpfen.<br />
Obwohl dieser Umstand<br />
den meisten Unternehmern klar ist,<br />
wird immer noch auf Neukundengewinnung<br />
gesetzt. Potenzialausschöpfung<br />
funktioniert aber nur bei zufriedenen<br />
Kunden. Und Kundenzufriedenheit<br />
funktioniert nur, wenn sie in<br />
der <strong>Unternehmen</strong>skultur verankert ist.<br />
Ein gutes Beispiel für Kundenorientierung<br />
liefert ein deutscher Automobilhersteller.<br />
Dort wird die Kundenzufriedenheit<br />
bei jedem Kauf und bei allen<br />
Werkstattbesuchen abgefragt. Damit<br />
nicht genug. Je besser das Ergebnis,<br />
umso höher wird das Gehalt der<br />
Mitarbeiter.<br />
Aktive Kundenorientierung darf<br />
nicht nur der Kunde spüren. Auch die<br />
Mitarbeiter müssen merken, wie<br />
wichtig Kundenorientierung ist. Ich<br />
glaube, dass Kundenzufriedenheit<br />
und Mitarbeiterzufriedenheit Hand in<br />
Hand gehen.<br />
Auf das „Wie“ kommt es an<br />
Wir alle sind die meiste Zeit Kunden.<br />
Wenn Sie in einem Restaurant ein<br />
schlechtes Essen vorgesetzt bekommen,<br />
gibt es dann einen Grund dieses<br />
weiter zu empfehlen? Ja, es gibt einen.<br />
Wenn Sie mit Ihrer Reklamation ernst<br />
genommen werden, der Koch sich<br />
entschuldigt und der Geschäftsführer<br />
Ihnen die Rechnung erlässt oder Ihnen<br />
ein neues Essen serviert, dann<br />
werden Sie das Restaurant weiter<br />
empfehlen. Wir Menschen messen<br />
bilisierung als immaterieller Anreiz im<br />
Vordergrund. Zentral ist es auch, das Wissen<br />
der Älteren für das <strong>Unternehmen</strong> zu<br />
erhalten und über junge Mitarbeitende<br />
dem System neues Wissen zuzuführen.<br />
Teamarbeit, Tandems von jüngeren und<br />
älteren Kollegen, Stafettenmodelle (=<br />
Kombination des gleitenden Einstiegs einer<br />
Nachwuchskraft mit der gleitenden<br />
Pensionierung einer älteren Person) können<br />
bei diesem Wissenstransfer helfen.<br />
Auch in der Personalentwicklung ergeben<br />
sich Besonderheiten. Ältere Personen<br />
lernen und entwickeln sich nicht schlechter<br />
als jüngere, sondern anders.<br />
Geschwindigkeit und<br />
höchste physische Belastbarkeit<br />
werden durch Erfahrung,<br />
Genauigkeit, Gelassenheit,<br />
eine realistische<br />
Selbsteinschätzung und die<br />
Fähigkeit zum Perspektivenwechsel<br />
mehr als ausgeglichen.<br />
Schließlich ist noch die<br />
Gesundheitsförderung als<br />
wichtiger Maßnahmenschwerpunkt<br />
des Age-<strong>Management</strong><br />
zu nennen. Je<br />
mehr es <strong>Unternehmen</strong> gelingt,<br />
die Mitarbeitenden<br />
Altersvielfalt ist eine<br />
riesige Chance –<br />
keine Bedrohung.<br />
ROBERT J. ZAUGG<br />
beim Erhalt ihrer psychischen<br />
und physischen<br />
Gesundheit zu unterstützen,<br />
umso besser. Flexible<br />
Arbeitszeitsysteme, Arbeitsplatzgestaltung,<br />
Prävention<br />
und Information sind nur einige<br />
Beispiele, wie dieses Ziel erreicht werden<br />
kann. Aufgrund der demographischen Entwicklung<br />
sind <strong>Unternehmen</strong> zunehmend auf gesunde,<br />
motivierte und qualifizierte ältere Mitarbeitende<br />
angewiesen, die gut mit jüngeren Kollegen<br />
zusammenarbeiten und bereit sind, mit diesen<br />
einen regen Wissensaustausch zu pflegen. Damit<br />
dieser Austausch stattfinden kann, sollten <strong>Unternehmen</strong><br />
geeignete Rahmenbedingungen schaffen.<br />
Von den Betroffenen selbst ist zu erwarten,<br />
dass sie Vorurteile auf beiden Seiten überdenken.<br />
Altersvielfalt ist eine riesige Chance – keine Bedrohung.<br />
Robert J. Zaugg ist Professor am Lehrstuhl für<br />
Personalmanagement und Organisation an der<br />
WHL – Wissenschaftliche Hochschule Lahr.<br />
den Grad unserer Zufriedenheit mit<br />
einer Ware oder Dienstleistung zu einem<br />
großen Teil an dem „wie“ uns etwas<br />
verkauft wurde.<br />
Als Berater einer Kaufhauskette habe<br />
ich einen Vortrag zu unserem Thema<br />
gehalten. Um mir einen Eindruck<br />
von der Kundenorientierung des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
zu verschaffen, machte<br />
ich selbst einige Einkäufe dort. Dabei<br />
habe ich eine Strategie entwickelt, die<br />
ich „Überraschungsangriff“ nannte.<br />
Ich benötigte diese Strategie.<br />
Denn wann immer ich auf einen<br />
Verkäufer oder eine Verkäuferin<br />
zugegangen bin,<br />
änderten sie die Richtung,<br />
um hinter einer Regalwand<br />
oder im Lager zu verschwinden.<br />
Also versteckte ich mich<br />
und wartete gebückt, bis<br />
sich ein Exemplar dieser<br />
scheuen Spezies annäherte.<br />
Werner<br />
Katzengruber<br />
Sobald sich mein Opfer in Reichweite<br />
befand, sprang ich mit einem lauten<br />
„Hallo, ich bräuchte bitte ihre Hilfe“<br />
auf und versperrte somit den Fluchtweg.<br />
Im Gespräch zeigten sich die<br />
meisten Mitarbeiter durchaus kompetent<br />
und freundlich, aber sie hatten<br />
Angst vor dem Kunden. Das lag zum<br />
einen an dem fehlenden Training im<br />
Umgang mit Kunden und zum anderen<br />
daran, dass Kundenorientierung<br />
zwar in den Leitsätzen der <strong>Unternehmen</strong>skultur<br />
in dicken<br />
Buchstaben geschrieben<br />
stand, aber nie jemand<br />
definiert hatte, was Kundenorientierungbedeutet.<br />
Werner Katzengruber<br />
ist Berater, Coach und<br />
Trainer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
der Raycon Consulting<br />
Group.<br />
Im Internet:<br />
www.katzengruber.com<br />
Tipps<br />
ARBEITGEBERCHECK<br />
Zufriedene Mitarbeiter<br />
Deutsche Arbeitnehmer sind mit<br />
ihren Chefs und der Personalarbeit<br />
überwiegend zufrieden.<br />
Das ergab die erste Auswertung<br />
des Online-Arbeitgeberchecks<br />
unter www.topjob.de. Mit dem<br />
Check, der vor einem Jahr<br />
gestartet ist, können interessierte<br />
Arbeitnehmer einfach,<br />
schnell und anonym die Qualität<br />
der Personalarbeit bei ihrem<br />
Arbeitgeber überprüfen. Sechs<br />
Bereiche wurden bei der Befragung<br />
überprüft: Führung und<br />
Vision, Motivation und Dynamik,<br />
Kultur und Kommunikation,<br />
Mitarbeiter und Perspektive,<br />
Familien- und Sozialorientierung<br />
sowie Internes<br />
Unternehmertum. (shn)<br />
SELBSTSTÄNDIG<br />
Auch ohne Anteile<br />
Auch ohne Beteiligung am<br />
Kapital einer Gesellschaft können<br />
Geschäftsführer als Selbständige<br />
gelten und damit von<br />
der Sozialversicherungspflicht<br />
befreit werden. Das entschied das<br />
Hessische Landessozialgericht.<br />
Die Ausnahme gelte, wenn der<br />
Geschäftsführer einen „beherrschenden<br />
Einfluss“ auf das <strong>Unternehmen</strong><br />
habe. Bislang hatte die<br />
Rechtsprechung nur solche Geschäftsführer<br />
als Selbständige<br />
betrachtet, die Anteile am<br />
Stammkapital des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
oder familiäre Bindungen zu den<br />
Gesellschaften hatten. (shn)<br />
BITKOM<br />
Leitfaden zur Sicherheit<br />
Einen Überblick über Sicherheitsstandards<br />
für deutsche mittelständische<br />
<strong>Unternehmen</strong> gibt der<br />
BITKOM-Leitfaden „Kompass<br />
IT-Sicherheitsstandards“. Er kann<br />
kostenlos im Internet heruntergeladen<br />
werden unter www.bitkom.org.<br />
Falls ein <strong>Unternehmen</strong><br />
einen Fachmann für IT-Sicherheit<br />
an Bord hat, sollte sich dieser<br />
auch um die Sicherheitsrichtlinien<br />
kümmern. Hier gibt es gute<br />
Standards, wie beispielsweise das<br />
Grundschutzbuch des Bundesamtes<br />
für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
oder der British<br />
Standard BS 7799. (shn)<br />
SOFTWARE<br />
Richtige Buchhaltung<br />
Mehr als 5 600 Gesetze, Urteile<br />
und Vorschriften machen Unternehmern<br />
das Leben schwer.<br />
Besonders betroffen sind Selbständige,<br />
Freiberufler, Kleinunternehmer<br />
und Existenzgründer.<br />
Für Kaufmännisches wie<br />
Buchhaltung und Steuern bleibt<br />
häufig keine Zeit. Der WRS Verlag,<br />
ein Fachverlag für Wirtschaft,<br />
Recht und Steuern, hat die Praxisline-CD<br />
„WRS Steuern + Buchhaltung“<br />
entwickelt. Sie gibt<br />
praktische und rechtssichere<br />
Tipps. Die CD kann für 69 Euro<br />
unter der Telefonnummer 0 89/<br />
89 51 72 88 oder per Mail an<br />
bestellung@wrs.de bestellt werden.<br />
(shn)<br />
SKILLS-GERMANY<br />
Berufswettstreit<br />
40 Industrieunternehmen, die<br />
2006 Skills-Germany e.V. gegründet<br />
haben, präsentieren sich<br />
von 16. bis 20. April auf der Hannover<br />
Messe. In den Berufsbildern<br />
Mechatronik, Netzwerktechnik<br />
und Elektrotechnik stellen Auszubildende<br />
ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
unter Beweis. Der Verein<br />
Skills-Germany koordiniert vom<br />
CNC-Fräser bis zum technischen<br />
Zeichner aktuell zwölf Berufswettstreite.<br />
Teilnahmeberechtigt sind<br />
ausschließlich Auszubildende, in<br />
der Regel bis 22 Jahre, die sich in<br />
einem der 40 von den World-Skills<br />
zugelassenen Berufen national<br />
qualifiziert haben. Der Teilnehmer<br />
muss jeweils unter Vorgabe<br />
von Zeit und Ressourcen eine klar<br />
definiere, mehrtägige Aufgabe<br />
erfüllen, die eine Jury bewertet.<br />
Im Internet unter:<br />
www.wordskills.com
Geld<br />
Seite 24 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Rating öffnet Geldschrank<br />
◆ PROFIT-Serie: Mit guter <strong>Unternehmen</strong>sbewertung zu günstigen Krediten<br />
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Werbung@profit-wirtschaft.de • Tel.: 07531/999-1558 • www.profit-wirtschaft.de<br />
von Heinz-Peter Lakner<br />
Die meisten mittelständischen Unternehmer<br />
wissen immer noch zu wenig<br />
von Basel II, andere nehmen es<br />
nicht ernst und wieder andere halten<br />
den Aufwand dafür für zu groß, obwohl<br />
die <strong>Unternehmen</strong>sfinanzierung<br />
damit steht und fällt – was bei geringer<br />
Eigenkapitalausstattung<br />
dem Tanz auf der Rasierklinge<br />
gleichkommt.<br />
Mit der Einführung von<br />
Basel II müssen Banken<br />
für jeden Kredit Eigenkapital<br />
hinterlegen, für ‚gute’<br />
Schuldner weniger, für<br />
‚schlechte’ Schuldner<br />
mehr, was die Refinanzierung<br />
der Banken entweder<br />
verbilligt oder verteuert.<br />
Dies wird in Form von<br />
niedrigeren oder höheren<br />
Zinsen an die Kreditnehmer<br />
weitergegeben, abhängig<br />
von der Bonität<br />
des Schuldners. Es wird<br />
keinen Einheitszinssatz<br />
mehr geben, wo, wie in<br />
der Vergangenheit, gute<br />
Schuldner die schlechten<br />
subventionieren.<br />
Die Bonität und damit<br />
die Güte des Schuldners<br />
wird durch ein Rating ermittelt,<br />
das die meisten<br />
Banken intern erstellen<br />
aus Bilanz-Informationen<br />
ihrer <strong>Unternehmen</strong>skunden<br />
(Hard Facts) und ergänzenden<br />
qualitativen<br />
Informationen (Soft<br />
Facts) aus dem externen<br />
(Markt, Wettbewerber,<br />
Konjunktur) oder internen<br />
Umfeld (Personal,<br />
Leistungsspektrum, Produktivität,Risikomanagement).<br />
Während es die<br />
Banken bei der Bilanzanalyse<br />
relativ leicht haben,<br />
liegen dagegen in der Regel<br />
so gut wie keine Informationen<br />
über die Soft<br />
Facts von den <strong>Unternehmen</strong><br />
vor. Aber genau dieser<br />
Teil der Ratingbewertung<br />
ist sehr wichtig für die<br />
Beurteilung der Zukunft<br />
eines <strong>Unternehmen</strong>s (Geschäftsrisiken<br />
und Erfolgspotentiale).<br />
Die Soft Facts von heute<br />
sind die Voraussetzung<br />
und Grundlage für die<br />
Hard Facts von morgen.<br />
Und genau hier stellt sich<br />
nicht nur die Informationsaufgabe<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
gegenüber der Hausbank<br />
völlig anders dar als in der<br />
Vergangenheit. Die Kriterien<br />
der Soft Facts bieten<br />
auch den Ansatzpunkt, die<br />
Leistungsfähigkeit und<br />
Wettbewerbsfähigkeit des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s zu verbessern.<br />
Hier haben viele <strong>Unternehmen</strong>,<br />
sowohl in Handwerk,<br />
Dienstleistung, Handel und Industrie<br />
noch erhebliches Potential zur Professionalisierung.<br />
Man könnte auch sagen:<br />
„Da müssen noch viele Hausaufgaben<br />
gemacht werden.“ Wer sich mit<br />
den Anforderungen von Basel II ernsthaft<br />
auseinandersetzt, entdeckt<br />
zwangsläufig die notwendigen Ansätze,<br />
sein <strong>Unternehmen</strong> effektiver und<br />
effizienter zu organisieren, um damit<br />
erfolgreicher zu sein, beziehungsweise<br />
die Zukunft überhaupt zu bewältigen.<br />
Bereiten Sie sich gedanklich auch<br />
auf Eines vor: Nach den Banken werden<br />
auch die Einkaufsgenossenschaften<br />
beginnen, Ihre Mitglieder einem<br />
eigenen Rating zu unterziehen, als Voraussetzung<br />
für eine Mitgliedschaft,<br />
bzw. um Delcredere-Verträge einzugehen<br />
(vermutlich mit unterschiedlichen<br />
Konditionen je nach Rating-Ergebnis)<br />
oder ganz abzulehnen.<br />
Der einfachste Schritt für Kleinun-<br />
„Jegliche Überziehung des<br />
Kontokorrentlimits ist zu<br />
vermeiden – geduldet oder<br />
nicht geduldet.“<br />
HEINZ-PETER LAKNER<br />
ternehmen zur Beeinflussung der Ratingnote<br />
ist die Umstellung der Informationspolitik<br />
gegenüber den finanzierenden<br />
Banken. „Unaufgefordert“<br />
heißt das Schlüsselwort.<br />
Das bedeutet, dass der Unternehmer<br />
seiner Bank monatlich unaufgefordert<br />
nicht nur die aussagekräftige BWA (mit<br />
Bestandsveränderungen, mit anteiligen<br />
Abschreibungen) zur Verfügung<br />
stellt, sondern auch einen Plan-Ist-Vergleich<br />
dazu bietet. Dazu bedarf es keines<br />
aufwendigen Rechnungswesens.<br />
Ein einfaches aber aussagekräftiges<br />
Budgetierungs- und Controlling-System<br />
genügt. Ergänzt durch Kurzkommentare<br />
zu Auftragslage, Verbesserungen<br />
in Personal und Prozessen, Investitionen<br />
und sonstigen beeindruckenden<br />
Informationen (Soft Facts) und wie<br />
sich diese Veränderungen positiv für<br />
das <strong>Unternehmen</strong> auswirken.<br />
Weiterhin ganz wesentlich ist die<br />
absolute Disziplin in der Kontoführung,<br />
weil diese von der Bank am ein-<br />
fachsten zu<br />
kontrollieren und nachzuvollziehen<br />
ist. Das heißt jegliche Überziehung<br />
des Kontokorrentlimits ist zu<br />
vermeiden, geduldet oder nicht geduldet.<br />
Viel besser als laufende Überziehungen<br />
ist die Umfinanzierung, in einem<br />
Volumen, so dass das KK-Limit<br />
auf jeden Fall ausreicht.<br />
Hier ist auch zu prüfen, ob bei Investitionen<br />
Leasing nicht besser ist als<br />
Bankfinanzierung. Erstens im Hinblick<br />
auf die Bilanz, weil es Eigenkapital-schonend<br />
ist (besonders wichtig<br />
bei sowieso eigenkapitalschwachen<br />
<strong>Unternehmen</strong>), zweitens im Hinblick<br />
auf Flexibilität, Kosten und zusätzliche<br />
Leasing-Leistungen.<br />
Eigenkapital und Rendite sind heute<br />
wie in Zukunft die augenfälligsten<br />
Bonitätsmerkmale und lassen sich<br />
ebenfalls relativ kurzfristig optimieren,<br />
etwa durch ein vernünftiges Kostensenkungskonzept,<br />
wobei die Betonung<br />
auf Konzept liegt. Isolierte Rotstift-Programme<br />
bringen keine nachhaltige<br />
Verbesserung, sondern reißen<br />
nur neue Löcher auf.<br />
Speziell im Handel kann der Fremdkapitalbedarf<br />
durch geringere Lagerbestände<br />
und schnelleren Lagerumschlag<br />
in vielen Fällen problemlos verringert<br />
werden. Dadurch wird der Eigenkapital-Anteil<br />
automatisch erhöht<br />
(positiv fürs Rating).<br />
Wesentlich für die Bank ist ebenso die<br />
Information über die unternehmerischen<br />
Risiken und wie diese „gemanaged“<br />
werden. Das betrifft nicht nur die<br />
Versicherungen, sondern auch so simple<br />
Dinge wie Schutz vor Forderungsausfällen<br />
(z.B. durch wirksames Mahnwesen),<br />
Stellvertretung (Wie läuft der Betrieb<br />
weiter, wenn der Chef einmal vier<br />
Wochen krank ist?) oder saisonale Umsatzschwankungen<br />
(Wie wird solchen<br />
Schwankungen begegnet?).<br />
Daran schließt sich die Frage nach<br />
der Nachfolgeregelung an, besonders<br />
wichtig für Familienbetriebe. Ist diese<br />
Frage in Ihrem <strong>Unternehmen</strong> geregelt,<br />
mit Zeitplan, geeignetem Nachfolger,<br />
systematischer Einarbeitung?<br />
Rating dient also nicht nur der Verbesserung<br />
der Bonität, sondern der<br />
Fitness des <strong>Unternehmen</strong>s insgesamt,<br />
wenn man als Chef die dahinter stehenden<br />
Fragestellungen ernst nimmt<br />
und ausreichend zu beantworten versucht.<br />
Die neuen Kreditregeln zwingen<br />
Chefs, solide kaufmännische Tugenden<br />
zu beachten und professioneller<br />
zu arbeiten.<br />
Insofern ist das Thema Rating eine,<br />
in vielen Fällen, fast existentielle unternehmerische<br />
Aufgabe und damit<br />
Chefsache.<br />
Heinz-Peter Lakner ist Rating-Berater und<br />
Geschäftsführer der Lakner <strong>Unternehmen</strong>sberatungs<br />
GmbH in Weilheim.<br />
Im Internet:<br />
www.lakner.de
Geld<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 25<br />
◆ Kapital-Kombinationen bieten Mittelständlern bei der Finanzierung die besten Chancen<br />
von Armin Zimny<br />
Seit Anfang 2007 gelten offiziell die Basel<br />
II-Regeln, die ein standardisiertes<br />
Verfahren zur Ermittlung der Bonität<br />
von <strong>Unternehmen</strong> ermöglichen. Die<br />
meisten Betriebe haben sich zwar seit<br />
Jahren darauf eingestellt. Doch stellt<br />
der Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />
(DIHK) im <strong>aktuelle</strong>n <strong>Unternehmen</strong>sbarometer<br />
fest, dass zum<br />
Einführungszeitpunkt die Ansicht vor<br />
allem der kleinen Betriebe und des<br />
Handels zunehmend kritisch ausfällt.<br />
Der DIHK gibt als wichtigen Grund die<br />
Eigenkapitalquote an, die zum Maßstab<br />
der Bonität geworden ist und gerade<br />
bei diesen <strong>Unternehmen</strong> besonders<br />
niedrig ausfällt. Zudem werde der<br />
schwierigere Zugang zu Krediten von<br />
allen <strong>Unternehmen</strong> als größtes Risiko<br />
angesehen.<br />
„Viele <strong>Unternehmen</strong> in der Region<br />
sind noch nicht ausreichend gut aufgestellt,<br />
um gute Kreditkonditionen zu<br />
bekommen“, sagt Bertram Paganini<br />
von der IHK Hochrhein-Bodensee.<br />
Wer allerdings Sicherheiten bieten<br />
könne, erhalte von den Banken gute<br />
bis sehr gute Konditionen, da der<br />
Wettbewerb wieder angezogen habe<br />
und die Banken mehr Kredite vergäben.<br />
Dies kann Axel Pichol von der Internationales<br />
Bankhaus Bodensee<br />
AG (IBB) bestätigen. Er stellt fest, dass<br />
Großbanken wie die Hypo-Vereinsbank<br />
oder die Commerzbank sich<br />
wieder verstärkt um kleine und mittelgroße<br />
<strong>Unternehmen</strong> bemühen. Obwohl<br />
die Darlehensfinanzierung in<br />
vielen <strong>Unternehmen</strong> immer noch Vorrang<br />
hat, stellt Pichol einen Einstellungswandel<br />
bei den Unternehmern<br />
fest. „Das Interesse an modernen Finanzierungsmöglichkeiten<br />
wächst<br />
und der klassische Mittelständler fragt<br />
häufiger nach neuen Produkten.“<br />
Factoring<br />
Ein wichtiges Instrument sieht Pichol<br />
in Off-Balance-Finanzierungen wie<br />
das Factoring. Hier verkauft das <strong>Unternehmen</strong><br />
seine Forderungen an einen<br />
Factor, der dem <strong>Unternehmen</strong> 80<br />
bis 90 Prozent des Forderungswertes<br />
auszahlt. Das <strong>Unternehmen</strong> hat dadurch<br />
zwei Vorteile. Erstens versichert<br />
der Factor die Forderungen, zweitens<br />
verschwinden die Forderungen aus<br />
der Bilanz. Dadurch verkürzt sich die<br />
Bilanz, was rechnerisch zu einer Erhöhung<br />
der Eigenkapitalquote führt.<br />
Dies wiederum verbessert das Rating<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s und den Verhandlungsspielraum<br />
mit den Banken.<br />
Beteiligungsfinanzierung<br />
Eine andere Möglichkeit bietet sich<br />
<strong>Unternehmen</strong> über Beteiligungsfinanzierungen.<br />
Hier sieht Paganini jedoch<br />
meist große Skepsis bei den Unternehmern.<br />
„Viele haben Angst, dass<br />
sich die Beteiligungs-<br />
gesellschaft zu sehr<br />
ins operative Geschäft<br />
einmischt und viele<br />
scheuen die damit<br />
verbundenen und vertraglich<br />
fixierten Beratungshonorare“,<br />
sagt<br />
Paganini. Grundsätz-<br />
„Das Interesse an<br />
modernen Finanzierungsmöglichkeiten<br />
wächst.“<br />
AXEL PICHOL, IBB<br />
lich würde er sich allerdings mehr Angebote<br />
von Private Equity Gesellschaften<br />
in der Region wünschen.<br />
Geld von der MBG<br />
Eine Alternative für <strong>Unternehmen</strong> in<br />
puncto Beteiligungsfinanzierung<br />
stellt die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />
(MBG) dar. Die für<br />
Baden-Württemberg zuständige Gesellschaft<br />
mit Sitz in Stuttgart hält 1100<br />
Beteiligungen im Land und ist damit<br />
„Wir wollen keinen<br />
unter Wasser drücken“<br />
◆ Der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider zur Kreditvergabe<br />
Herr Schneider, die Sparkassen<br />
spielen bei der Kreditversorgung<br />
des Mittelstandes eine wichtige<br />
Rolle. Aber gerade aus kleinen<br />
und mittleren <strong>Unternehmen</strong> hört<br />
man häufig Kritik an der angeblich<br />
zu zögerlichen Kreditvergabe<br />
der Banken und Sparkassen. Wie<br />
erklären Sie sich das?<br />
Die allgemeine Erscheinung, dass die<br />
Kreditwilligkeit der Bank mit der benötigten<br />
Summe eher steigt, gab es<br />
schon immer. Wer einen großen Kredit<br />
benötigt, wird oben beim Chef empfangen<br />
und kriegt eine Zigarre angeboten.<br />
Wer aber eine kleine Summe<br />
braucht, etwa ein Existenzgründer mit<br />
einer tollen Idee und guter Perspektive,<br />
der wird viel kritischer betrachtet.<br />
Doch mit Basel II wird dieser Mechanismus<br />
rationaler. Wir halten uns zugute,<br />
dass wir im Rahmen unseres öffentlichen<br />
Auftrags die Mittelstandsund<br />
Existenzgründerförderung sehr<br />
ernst nehmen.<br />
Was hat sich denn mit Basel II<br />
verbessert?<br />
Die Kreditvergabe ist mit Basel II kalkulierbarer<br />
und transparenter geworden.<br />
Die Eigenkapitalausstattung des<br />
Mittelstandes hat sich – auch wegen<br />
der guten Konjunktur – wesentlich<br />
verbessert, von früher mal 3 bis 4 Prozent<br />
auf jetzt 11 Prozent. Aber sie liegt<br />
noch weit unter dem Niveau von<br />
Nachbarländern wie etwa Frankreich,<br />
wo sie bei 30 Prozent liegt. Basel II<br />
lenkt den Blick auf die Eigenkapitalausstattung<br />
und die Details des betreffenden<br />
<strong>Unternehmen</strong>s. Wir haben<br />
tüchtige Unternehmer, doch sind sie<br />
oftmals sehr vertriebs- oder entwicklungsorientiert,<br />
sodass die Eigenkapitalbildung<br />
oftmals vernachlässigt<br />
wird. Natürlich ist beim Rating Offenheit<br />
des Kreditkunden erforderlich.<br />
Doch die Sparkassen haben kein Interesse<br />
daran, einen unter Wasser zu<br />
drücken. Wir wollen, dass es läuft im<br />
Geschäftsgebiet. Wir wollen jeden tragen<br />
solange wir können.<br />
Aber Sie kennen doch die Fälle, in<br />
denen ein expandierendes <strong>Unternehmen</strong><br />
Kredite zur Finanzierung<br />
des Wachstums benötigt. Sollten<br />
dann keine Sicherheiten vorhanden<br />
sein, steht das <strong>Unternehmen</strong><br />
doch auf verlorenem Posten?<br />
Hier kommt es darauf an, was die Bank<br />
dem <strong>Unternehmen</strong> zutraut. Sparkassen<br />
und Volksbanken als Institute vor<br />
Ort können noch am ehesten einschätzen,<br />
ob man als Kreditgeber das<br />
Risiko eingehen kann, denn wir kennen<br />
die Leute. Das ist doch unser typisches<br />
Geschäft. Die subjektive Einschätzung<br />
durch die Kreditabteilung<br />
der Sparkasse spielt bei uns immer eine<br />
große Rolle.<br />
Finden Sie nicht, dass die Sparkassen<br />
bei der Kreditentscheidung<br />
übertrieben vorsichtig sind?<br />
Nein. Wir sind regional verankert, wir<br />
kennen die Leute, wir haben die wichtige<br />
Vertrauensbeziehung zu den Kunden<br />
und wir können auch dann Kredit<br />
geben, wenn andere in einer Frankfurter<br />
Bankenzentrale schon lange abwinken.<br />
Aber letztlich ist das eine Entscheidung<br />
der einzelnen Sparkasse.<br />
Und da gibt es natürlich große Unterschiede.<br />
Die eine kann sich eine großzügige<br />
Kreditpolitik leisten, die andere<br />
nicht.<br />
Der Konditionenwettbewerb<br />
zwischen den Banken wird immer<br />
härter. Führt dies auch zu sinken-<br />
den Kreditzinsen?<br />
Der Wettbewerb ist sehr scharf. Die<br />
Geschäftsbanken versuchen, auch im<br />
Mittelstand wieder ins Geschäft zu<br />
kommen – zum Teil mit sehr scharfen<br />
Konditionen. Allerdings definieren sie<br />
den Mittelstand ganz anders als wir<br />
und betreiben auch Rosinenpickerei.<br />
Viele unserer typischen Kunden sind<br />
für die Geschäftsbanken nach wir vor<br />
völlig uninteressant. Wir jedoch fühlen<br />
uns zur Mittelstandsfinanzierung<br />
in der gesamten Fläche berufen.<br />
Wie definieren Sie den Mittelstand?<br />
Für mich beginnt der Mittelstand<br />
beim Existenzgründer. Das ist keine<br />
Frage der Größe.<br />
Wie sieht der ideale Kreditnehmer<br />
aus?<br />
Er hat eine gute Eigenkapitalausstattung.<br />
Er zahlt verlässlich seine Zinsen<br />
und bewegt sich innerhalb des Pfades,<br />
den wir gemeinsam mit ihm gesehen<br />
haben. Er sollte den Kredit plangemäß<br />
zurückführen, weiter expandieren<br />
und dann wieder einen Kredit brauchen<br />
und zwar von der Sparkasse –<br />
weil er mit uns zufrieden ist.<br />
DIE FRAGEN STELLTE<br />
PETER LUDÄSCHER<br />
Sparkassenpräsident<br />
Peter Schneider.<br />
Bild:<br />
Sparkassen-<br />
Finanzgruppe<br />
die größte Beteiligungsgesellschaft<br />
dieser Art in Deutschland. Als Selbsthilfeeinrichtung<br />
der Wirtschaft, die<br />
mit Garantien der Bürgschaftsbank<br />
und durch Rückgarantien von Land<br />
und Bund unterstützt wird, stellte die<br />
MBG 2006 ein Finanzierungsvolumen<br />
von 449 Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Sie beteiligt sich mit Kapital als stiller<br />
Teilhaber – kein Einfluss auf das operative<br />
Geschäft – mit<br />
dem Ziel die Kapitalstruktur<br />
und damit die<br />
Bilanzrelation zu verbessern.<br />
Dazu gibt es<br />
allerdings einige Bedingungen:<br />
Das <strong>Unternehmen</strong><br />
muss seinen<br />
Sitz in Baden-<br />
Württemberg haben. Es werden keine<br />
Tochtergesellschaften außerhalb des<br />
Landes finanziert. „Ganz wichtig ist“,<br />
betont Stephan Jansen von der MBG,<br />
„das <strong>Unternehmen</strong> muss einen Investitions-<br />
bzw. Kapitalbedarfsplan für<br />
ein konkretes Vorhaben vorlegen, das<br />
dann verbindlich ist“. Die MBG kann<br />
sich maximal in Höhe des vorhandenen<br />
Eigenkapitals des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
beteiligen. Das heißt, es ist maximal<br />
eine Verdopplung des Eigenkapitals<br />
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Geldspritzen fürs<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
möglich. Dafür verlangt die MBG keine<br />
Sicherheiten für das Beteiligungskapital.<br />
Zudem wird das Kapital nachrangig<br />
behandelt. Dies verbessert die<br />
Position bei Kreditverhandlungen mit<br />
der Bank. Dies ist ein klarer Vorteil bei<br />
größeren Investitionsvorhaben, bei<br />
denen eine Mischfinanzierung erforderlich<br />
ist.<br />
Mezzanine<br />
Diese Mischfinanzierungen aus Eigenkapital-<br />
und Fremdkapital sind<br />
meist Mezzanine-Finanzierungen.<br />
Diese Mezzanine sind zwar bilanziell<br />
als Fremdkapital anzusehen. Klassische<br />
Fremdkapitalgeber rechnen die<br />
Mezzanine aber in der Regel dem wirtschaftlichen<br />
Eigenkapital zu, da es die<br />
potenziell verfügbaren Sicherheiten<br />
nicht schmälert. Dies hat zur Folge,<br />
dass nach Einbringung von Mezzaninen<br />
die Kreditlinie erhöht werden<br />
kann. Mezzanine-Finanzierungen gewinnen<br />
durch die vorsichtigere Kreditvergabe<br />
der Banken durch Basel II<br />
insbesondere bei mittelständischen<br />
<strong>Unternehmen</strong> an Bedeutung. Die höher<br />
zu verzinsende Mezzanine wird<br />
idealerweise ergänzt durch niedriger<br />
zu verzinsende klassische Kredite.<br />
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Beispiel: Durch die Aufnahme von<br />
Mezzanine von 1Million Euro wird das<br />
wirtschaftliche Eigenkapital entsprechend<br />
erhöht, so dass zusätzliche Firmenkredite<br />
von 2 Millionen Euro<br />
möglich sind.<br />
Die Zinsen bei Beteiligungskapital<br />
der MBG liegen zwischen 8,5 und 12<br />
Prozent. Klassische Betriebsmittelfinanzierungen<br />
und Darlehen der Banken<br />
liegen bei den Zinsen deutlich<br />
niedriger, bedürfen jedoch entsprechender<br />
Sicherheiten.<br />
Komplementärfinanzierungen (Beteiligungs-<br />
und Fremdkapital) mit der<br />
Hausbank des <strong>Unternehmen</strong>s machen<br />
inzwischen zwei Drittel aller Fälle<br />
der MBG aus, sagt Jansen. Die IBB,<br />
die selbst auch Beteiligungsfinanzierungen<br />
über ihre Partner West-LB und<br />
Buchanan anbietet, sieht die Mischfinanzierungen<br />
in der Region allerdings<br />
noch unterrepräsentiert. „Dort wo eine<br />
Mischfinanzierung zusammengestellt<br />
wurde, sind aber häufig alle<br />
Möglichkeiten repräsentiert“, erläutert<br />
IBB-Bänker Pichol. Eine Kombination<br />
aus Fremd- und Beteiligungskapital<br />
sowie Factoring hält Pichol für<br />
viele <strong>Unternehmen</strong> für eine ausgewogene<br />
Finanzierung.<br />
IBB – Ihre persönliche Privatbank<br />
Friedrichshafen | Göppingen | Konstanz | Künzelsau | Radolfzell | Überlingen
Technik<br />
Seite 26 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
News<br />
ALTANA PHARMA<br />
Sozialplan<br />
Bei der Nycomed-Tochter Altana<br />
Pharma AG in Konstanz richtet<br />
sich der Betriebsrat auf Verhandlungen<br />
um einen Sozialplan ein.<br />
In einer internen Mail sind bereits<br />
die Vertreter für die Verhandlungskommission<br />
benannt. Daraus<br />
folgt, dass es zu Entlassungen im<br />
großen Stil kommen wird. Die<br />
Mitarbeiter wurden zudem über<br />
den weiteren Zeitplan informiert.<br />
Am 19. März findet demnach eine<br />
Aufsichtsratssitzung der Altana<br />
Pharma AG statt. Dort wird offenbar<br />
endgültig über den Um- und<br />
Abbau der Firma entschieden. Am<br />
21. März ist eine Mitarbeiterversammlung<br />
geplant, zu der die<br />
<strong>Unternehmen</strong>sleitung einlädt und<br />
über die neuen Strukturen informiert.<br />
Dann haben die Mitarbeiter<br />
Klarheit über ihrer Zukunft und<br />
die des <strong>Unternehmen</strong>s. Am 22.<br />
März will der Betriebsrat vor die<br />
Presse treten. Zum Ausmaß des<br />
Stellenabbaus wollte das <strong>Unternehmen</strong><br />
noch keine Angaben<br />
machen, sondern will sich an die<br />
vorgegebenen zeitlichen Abläufe<br />
halten. Bei der Altana Pharma AG<br />
sind in Konstanz und Singen 2700<br />
Mitarbeiter beschäftigt. (sk)<br />
BURGER INDUSTRIEWERKE<br />
Auftrag von Fendt<br />
Die Schonacher Firma Burger<br />
Industriewerke (BIW) arbeitet in<br />
Zukunft mit dem Landmaschinenbauer<br />
Fendt zusammen. BIW wird<br />
Fendt Gelenkwellen für deren<br />
Traktoren liefern. Wie BIW-Geschäftsführer<br />
Wolfgang Förtsch<br />
dem SÜDKURIER bestätigte<br />
umfasst das dadurch erlangte<br />
Auftragsvolumen insgesamt drei<br />
Millionen Euro. Durch die neue<br />
Zusammenarbeit sind bis jetzt<br />
drei neue Arbeitsplätze entstanden.<br />
Zwei im Zweitwerk der BIW<br />
in Welschensteinach (Landkreis<br />
Ortenaukreis) und ein weiterer im<br />
Schonacher Hauptwerk. Fendt<br />
wird nach BMW und John Deere<br />
die drittgrößte auftraggebende<br />
Firma für den Schonacher Betreib.<br />
Die Firma Fendt ist mittlerweile<br />
ein Tochterunternehmen der<br />
US-amerikanischen AGCO-Corporation,<br />
dem weltweit größten<br />
Hersteller von Traktoren und<br />
Landmaschinen. (sk)<br />
Neuer Bildungsgang:<br />
Systemtechniker für<br />
Mechatronik<br />
Göppingen – Um die Lücke auf dem<br />
Arbeitsmarkt zwischen Facharbeiter<br />
und Ingenieur zu schließen, hat die<br />
DIHK einen neuen Bildungsgang entwickelt:<br />
Kurs zum Systemtechniker<br />
für Mechatronik. In Göppingen, wo<br />
2004 der bundesweit erste Kurs berufsbegleitend<br />
begann, haben die<br />
ersten fünf Absolventen die Prüfung<br />
zum Systemtechniker für Mechatronik<br />
bestanden. Das neue Berufsbild<br />
wurde 2002/03 in Göppingen im Zusammenspiel<br />
von Industrie- und<br />
Handelskammer, Firmen, Fachhochschule<br />
und Kompetenznetzwerk für<br />
Mechatronik entwickelt. Der Berufsgang<br />
wird seit 2004 vom Plochinger<br />
Weiterbildungsinstitut GARP als nebenberufliche<br />
Qualifizierung angeboten.<br />
In den mindestens 560 Unterrichtsstunden<br />
erwerben Metallfachleute im<br />
ersten Drittel der Weiterbildung elektrotechnische<br />
Kompetenzen und<br />
Elektrotechniker die metallverarbeitenden.<br />
Der neue Berufsgang trifft den<br />
Nerv des Arbeitsmarktes: Mittlerweile<br />
bieten bundesweit bereits 15 Industrie-<br />
und Handelskammern den Kurs<br />
mit rund 220 Teilnehmern an. In Göppingen<br />
ist mittlerweile der zweite gestartet.<br />
Das Kunstwort Mechatronik setzt<br />
sich aus Mechanik, Elektronik und Informatik/Software<br />
zusammen.<br />
Weil vom Automobil über die Kaffeemaschine<br />
bis zur sensorgestützten<br />
Massagedüse in der Badewanne alle<br />
Produkte komplexer und programmierbar<br />
werden, gilt die Mechatronik<br />
als Schlüsseldisziplin, die von der Entwicklung<br />
bis zu Vertrieb und Montage<br />
immer wichtiger wird. (tk)<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.garp.de<br />
Funk-Experten für Strom und Wasser<br />
◆ Dank Konstanzer Technik von E-Senza können Energieversorger Zähler künftig vom Büro aus ablesen<br />
von Kristina Retzlaff<br />
Konstanz – Wenn es nach Amit Shah<br />
geht, muss in Zukunft niemand mehr<br />
persönlich die Strom- und Gaszähler<br />
in deutschen Haushalten ablesen<br />
kommen. Shah ist Geschäftsführer des<br />
jungen Funktechnologieunternehmens<br />
E-Senza Technologies GmbH<br />
aus dem Konstanzer Technologiezentrum,<br />
das ein neues Funksystem entwickelt<br />
hat. Dies System macht die<br />
derzeitige Vor-Ort-Ableserei der Zählerstände<br />
überflüssig.<br />
Das jetzige Verfahren ist für alle Beteiligten<br />
oft mühsam und zeitfressend.<br />
Meist kommt dazu einmal im<br />
Jahr ein Beauftragter der Versorger in<br />
Haus. Ist der Kunde nicht anzutreffen,<br />
muss er sogar mehrmals kommen.<br />
Dank der Wireless-Netzwerktechnik<br />
könnte das jedoch bald Geschichte<br />
sein.<br />
Denn E-Senza baut universelle,<br />
drahtlose Sensornetzwerke zur Anlagenüberwachung.<br />
Dabei werden per<br />
Funk die Daten der Stromzähler mit<br />
dem E-Senza Netzwerk von Knotenpunkt<br />
zu Knotenpunkt übermittelt<br />
und landen letztendlich per Funkübertragungsstandard<br />
GPRS (General<br />
Packet Radio Service) direkt beim<br />
Stromkonzern – und das sogar in Echtzeit.<br />
Damit kann der Anbieter jederzeit<br />
den <strong>aktuelle</strong>n Stromverbrauch<br />
seiner Kunden messen und niemand<br />
muss dafür sein Büro und den<br />
Schreibtisch verlassen.<br />
Die gesamte Hardware und Software,<br />
die für ein solches Netzwerk notwendig<br />
sind, kommt von E-Senza. Die<br />
kabellose Netzwerktechnik ist laut E-<br />
Senza-Chef Shah überall einsetzbar,<br />
wo es einen Produktionsprozess gibt.<br />
„Allerdings konzentrieren wir uns bisher<br />
auf Energiezähler und Wasseraufbereitungsanlagen.“<br />
Auch bei einer Wasseraufbereitungsanlage<br />
werden ständig Daten generiert,<br />
unter anderem wie viel Wasser<br />
in der Anlage ist, die Qualität des Wassers,<br />
die Durchfließgeschwindigkeit,<br />
das Wasserniveau in den Behältern<br />
oder die Entnahmemenge des sauberen<br />
Wassers. Diese wichtigen Daten<br />
müssen ständig kontrolliert und abgestimmt<br />
werden. Ist beispielsweise in<br />
einem Becken das Wasserniveau sehr<br />
niedrig, dann kann durch das Einschalten<br />
einer zusätzlichen Pumpe<br />
neues Wasser nachgeschossen werden.<br />
Durch die neue Funk-Technik ist es<br />
möglich, dass die Geräte die Daten un-<br />
Amit Shah mit den von ihm entwickelten Netzwerkbausteinen. Damit können zum Beispiel Stadtwerke per Funk den<br />
<strong>aktuelle</strong>n Stromverbrauch ihrer Kunden messen. Das Ablesen der Zähler vor Ort entfällt. Bilder: Retzlaff<br />
tereinander austauschen, dann selbständig<br />
reagieren und eine Pumpe anbzw.<br />
ausschalten. Amit Shah nennt<br />
das lokale Intelligenz. „Denn die Anlage<br />
reguliert sich durch dieses Netz-<br />
werk im weitesten Sinne selbst, weil<br />
die Geräte untereinander kommunizieren<br />
können“, sagt er. Niemand<br />
muss die Anlange vor Ort betreuen. So<br />
kann die Wasseraufbereitung vom Bü-<br />
Das Herz von E-Senza – die Entwicklungsabteilung. Als Startup-<strong>Unternehmen</strong><br />
macht die Firma noch keinen Gewinn mit ihrer innovativen Technik.<br />
ro aus gesteuert werden. „Läuft etwas<br />
schief, dann schickt das System per<br />
SMS eine Nachricht und der aufgetretene<br />
Fehler kann kurzerhand über das<br />
Internet behoben werden“, erklärt<br />
Shah. „Das spart Kosten<br />
und ist sehr effizient.“<br />
Für Amit Shah ist das<br />
Innovative an seinem<br />
Produkt, dass es keine<br />
Kabel benötigt. „Das<br />
bringt eine große Flexibilität<br />
in das System.<br />
Der Kunde kann seine<br />
Der lange Weg der neuen Küchen<br />
Pfullendorf – „Neumöbellogistik ist<br />
unsere Stärke“, betont Thorsten Heier,<br />
Geschäftsführer bei der <strong>Unternehmen</strong>sgruppe<br />
Logismo Möbellogistik<br />
mit Sitz in Pfullendorf. Die Logistikspezialisten<br />
steuern europaweit<br />
Prozessketten vom Band des Herstellers<br />
bis zum Empfänger. Dabei spielt<br />
es keine Rolle, ob es um Neumöbel für<br />
Bäder, Büros, Wohn- und Schlafzimmer<br />
oder Küchen geht. Wenn gewünscht,<br />
koordinieren die Pfullendorfer<br />
auch weltweit.<br />
Europas zweitgrößter Küchenmöbelhersteller<br />
Alno lässt schon seit einigen<br />
Jahren die Fachleute von Logismo<br />
das tun, was für den Kunden (unter<br />
anderem Möbelhandel) unheimlich<br />
wichtig ist: die schnelle, termingerechte<br />
und sichere Anlieferung der bestellten<br />
Ware. „Dabei geht es uns nicht<br />
nur um die Zeitoptimierung oder das<br />
optimale Ausnutzen des Stauraumes,<br />
sondern vor allem um die höchste<br />
Qualität beim Transport“, macht Heier<br />
deutlich. Qualität bedeutet in diesem<br />
Zusammenhang auch, dass jede<br />
Lieferung, die in der Regel aus zahlreichen,<br />
unterschiedlichsten Einzelteilen<br />
besteht, entlang der gesamten<br />
Transportkette zusammengehalten<br />
werden muss.<br />
Diese Anforderung wird am Beispiel<br />
einer Küche besonders deutlich. Hier<br />
ist die Artikelstruktur extrem breit und<br />
vielfältig ausgelegt. Nicht selten bestehen<br />
individuell gefertigte Küchen aus<br />
mehr als 30 einzelnen Teilen: aus Unter-,<br />
Eck-, Hänge- und Einbauschränken,<br />
Elektrogeräten, Arbeitsplatten,<br />
Kranzprofilen sowie umfangreichem<br />
Zubehör wie Armaturen, Beleuchtungsschienen,<br />
Griffen und Schrauben.<br />
Dass all das vor dem Ziel der er-<br />
folgreichen Erstmontage beim Kunden<br />
beieinander bleiben muss, ist klar.<br />
Eigene Ausbildung<br />
„Der Transport von Individualküchen<br />
ist ein absolutes Spezialgebiet“, erklärt<br />
Heier. Auch deshalb, weil diese<br />
nicht palettierbar sind. „Jedes Möbelstück<br />
wird einzeln von Hand verladen<br />
und ebenso beim Handel von unseren<br />
Fahrerteams wieder entladen. Das bedeutet,<br />
dass wir als Logistiker jedes<br />
einzelne Produkt und vor allem das<br />
dafür erforderliche Transporthandling<br />
kennen müssen.“ Gleiches gilt natürlich<br />
auch für die Logismo-Systempartner<br />
für den Transport, denn die Pfullendorfer<br />
selbst bewegen keinen ein-<br />
zigen eigenen Lastwagen. Den Transport<br />
übernehmen ausgesuchte, speziell<br />
geschulte und zumeist aus der<br />
Möbelbranche stammende so genannte<br />
Frachtführer, die kontraktge-<br />
bunden von der Zentrale aus zeit- und<br />
punktgenau gesteuert werden und als<br />
Fahrer gleichzeitig für die korrekte Anlieferung<br />
verantwortlich sind. Über 30<br />
Frachtführer leisten derzeit rund 360<br />
Anlage erweitern oder ohne Probleme<br />
den Standort wechseln.“ Zum anderen<br />
seien die Daten überall über das<br />
Internet abrufbar. Theoretisch könnte<br />
der Manager seine Anlage auch aus<br />
dem Urlaub steuern. „Dadurch kann<br />
der Kunde seine Anlage effizient betreiben,<br />
seinen Produktionsprozess<br />
besser planen und bei Problemen<br />
schneller eingreifen.“<br />
Der Aufwand ein solches Netzwerk<br />
zu installieren sei gering. Es besteht<br />
aus einem Hauptempfänger und den<br />
so genannten E-Senza-Blocks, die an<br />
den einzelnen Messpunkten ange-<br />
„Langfristig gesehen<br />
streben wir die<br />
Marktführerschaft<br />
in dem Bereich an.“<br />
AMIT SHAH<br />
◆ Logismo Möbellogistik: Dutzende Einzelteile zum Versenden und doch kommen die Küchen komplett und am richtigen Ort an<br />
von Karlheinz Fahlbusch<br />
„Der Transport von<br />
Individualküchen ist ein<br />
absolutes Spezialgebiet.“<br />
GESCHÄFTSFÜHRER THORSTEN HEIER<br />
Touren pro Woche und bewegen damit<br />
von den Standorten Pfullendorf,<br />
Coswig, Brilon und Alsfeld aus ein<br />
durchschnittliches Transportvolumen<br />
von über 1,3 Millionen Kubikmeter im<br />
Jahr.<br />
Neumöbellogistik ist ein Spezialgebiet,<br />
und wer sich wie Logismo erfolgreich<br />
in diesem Nischenmarkt behauptet,<br />
kommt ohne handverlesenes<br />
Personal nicht aus. Das zum Beispiel<br />
im Bereich der Tourenplanung oder<br />
Produktionssteuerung erforderliche<br />
Fachwissen gibt es allerdings nicht<br />
von der Stange. Deshalb bilden die<br />
Pfullendorfer ihre Spezialisten selbst<br />
aus. Das Durchschnittsalter der über<br />
90 Mitarbeiter liegt unter 33 Jahren.<br />
bracht sind. Die Blocks übermitteln<br />
die gemessenen Daten per Funk an<br />
den Hauptempfänger, der die Daten<br />
per GPRS an den Kunden funkt. „Für<br />
eine durchschnittliche Wasseraufbereitungsanlage<br />
werden ein Hauptempfänger<br />
und ungefähr 15 der E-<br />
Senza-Blocks benötigt. Das sind Kosten<br />
von ungefähr 10 000 Euro“, überschlägt<br />
Amit Shah. Er schätzt außerdem,<br />
dass sich die Kosten für die Anlage<br />
schon nach einem Jahr amortisiert<br />
haben.<br />
Als klassisches Startup-<strong>Unternehmen</strong><br />
macht E-Senza noch keinen Gewinn<br />
mit der innovativen Technik,<br />
denn die Konstanzer sind erst seit eineinhalb<br />
Jahren am Markt. Shah kam<br />
vor sechs Jahren aus Indien, um für<br />
Siemens an einem Projekt zu arbeiten.<br />
In dieser Zeit entstand auch die Geschäftsidee.<br />
„Während meiner Zeit bei<br />
Siemens habe ich gesehen, welches<br />
Potential in der Wireless-Technik<br />
steckt. Das wollte ich nutzen und so<br />
entstand E-Senza“, erzählt Shah. Im<br />
September 2005 gründete er dann mit<br />
seiner damaligen Siemens-Kollegin<br />
Mihaela Homana das <strong>Unternehmen</strong>.<br />
„Am Anfang stand nur ein Konzept.<br />
Dank der Finanzierung durch die KfW<br />
Mittelstandsbank konnten wir die<br />
Hard- und Software für dieses Funknetzwerk<br />
entwickeln und schon im Juni<br />
2006 zum ersten Mal bei einem<br />
Kunden einbauen“, so Shah.<br />
Das vergangene Jahr war für Amit<br />
Shah und seine 10 Mitarbeiter hart.<br />
„Natürlich gab es wie bei jedem Produkt<br />
auch Probleme. Aber bislang haben<br />
wir sie alle lösen<br />
können, so dass der<br />
Kunde mit dem Ergebnis<br />
zufrieden ist.“<br />
Für die Zukunft plant<br />
Amit Shah, mit seinem<br />
<strong>Unternehmen</strong> E-Senza<br />
weiter zu wachsen und<br />
neue Kunden zu gewinnen.<br />
Allein in Deutschland gibt es Millionen<br />
von Stromzählern und über<br />
100 000 Wasseraufbereitungsanlagen.<br />
Shah möchte diese Wasseraufbereitungsanlagen<br />
mit den E-Senza Sensornetzwerken<br />
ausstatten und weitere<br />
Stromkonzerne für die Technik gewinnen.<br />
Weiteres Ziel: „Langfristig gesehen,<br />
streben wir die Marktführerschaft<br />
in dem Bereich an und wir wollen<br />
unser Geschäft international weiter<br />
ausbauen.“<br />
Im Internet:<br />
www.e-senza.de<br />
Logismo<br />
Möbellogistik<br />
macht in<br />
Pfullendorf<br />
große Küchen<br />
schnell transportfähig.GeschäftsführerThorsten<br />
Heier.<br />
(kleines Foto)<br />
Mehr als 50 Prozent sind Frauen.<br />
Ein Beispiel für die Innovationskraft<br />
des Logistikers ist der Abliefer-Scanner,<br />
der speziell für die Schnittstelle<br />
Auslieferung entwickelt wurde. Er<br />
kann die Frachtpapiere ersetzen, dokumentiert<br />
das Gelieferte lückenlos<br />
digital in Echtzeit und ermöglicht das<br />
sofortige, kommissions- und standortgenaue<br />
Lokalisieren der Ware im<br />
Lager des Handels. In naher Zukunft<br />
wird diese Technologie weiterentwickelt<br />
auch dazu führen, dass alle von<br />
Logismo eingesetzten Fahrzeuge jederzeit<br />
geortet, mit <strong>aktuelle</strong>n Daten<br />
neu gefüttert und via GPS von einem<br />
Einsatzort zum anderen gesteuert<br />
werden können.
Technik<br />
Pro:fit 15. März 2007 . Seite 27<br />
Weber-Motor treibt Umwelt-Auto an<br />
◆ Markdorfer Motor MP 750 ist Teil des Hybridantriebs im Fiat Doblo – Vorstellung beim Genfer Autosalon<br />
von Winfried Thum<br />
Markdorf – Der Weber Automotive ist<br />
jetzt ein weiterer Streich gelungen.<br />
Der Weber Motor MP 750 ist Teil eines<br />
Hybridantriebs für einen Fiat Doblo,<br />
der dieser Tage auf dem Autosalon in<br />
Genf vorgestellt wird. Zuständig für<br />
den Elektro-Part des Hy-<br />
brid-Autos ist ein Tochterunternehmen<br />
von<br />
Serge Dassault, einem<br />
französischen Unternehmer<br />
und Politiker,<br />
der beispielsweise die<br />
Düsenflugzeuge Mirage<br />
produziert.<br />
Sprit sparen und Schadstoffe reduzieren<br />
wird beim 77. Genfer Autosalon<br />
groß geschrieben. Und auch in diesem<br />
Jahr hat Weber Automotive die Nase<br />
vorn. Der Weber-Motor MP 750 ist ein<br />
Alleskönner, der in den unterschied-<br />
ANZEIGE<br />
Der Weber-Motor<br />
MP 750 ist ein<br />
Alleskönner, der<br />
seinen Dienst zuverlässig<br />
erledigt.<br />
lichsten Fahrzeugen – vom Motorrad<br />
bis zum Jet-Ski seinen Dienst zuverlässig<br />
erledigt. Jetzt spielt er eine ganz<br />
neue Rolle in der Technik-Liga: als Antrieb<br />
in einem Hybrid-Auto auf der<br />
Basis eines Fiat Doblo. Den Elektro-<br />
Part steuert die französische Société<br />
de Véhicules Electriques, ein Tochterunternehmen<br />
von Serge<br />
Dassault, bei.<br />
Dassault gilt als zweitreichster<br />
Mann Frankreichs.<br />
Seine Schwerpunkte<br />
als Industrieller<br />
setzt er in den Bereichen<br />
Elektronik, Luft- und<br />
Raumfahrttechnik. Außerdem<br />
hat er das Sagen über 70 Zeitungstitel,<br />
unter anderem „Le Figaro“.<br />
Im Januar hat Serge Dassault in Markdorf<br />
zusammen mit Albert Weber und<br />
Christian Weber das Hybrid-Paket für<br />
eine zukünftige Zusammenarbeit ge-<br />
Im Mittelpunkt der Mann, der in Frankreich das Sagen hat, Unternehmer<br />
und Politiker Serge Dassault. Links Albert Weber, rechts Michel Herbhen,<br />
Präsident der Société de Véhicules Electriques.<br />
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Weber Automotive<br />
Die Weber Motor AG wurde am 17. Dezember 2001,<br />
eingebunden in die Weber Automotive Gruppe, gegründet.<br />
Drei Säulen stützen Weber Automotive. Das<br />
Segment Antriebskomponenten produziert Motorenblöcke,<br />
Zylinderköpfe, Kurbelwellen und Pleuel.<br />
Weber Motor baut Motoren und Antriebssysteme.<br />
Das dritte Standbein ist die Fertigung von Faserverbundteilen<br />
u.a. für Sitze, Türen und Heckklappen.<br />
Seit Januar werden Heckklappen für den<br />
Kleinwagen Smart im neuen Gebäude in Markdorf<br />
produziert. 100 000 Teile sollen es jährlich sein.<br />
Zehn Millionen Euro hat Albert Weber investiert.<br />
2008 soll der amerikanische Markt erobert werden.<br />
schnürt. Vom 8. bis 18. März wird das<br />
Ergebnis beim Autosalon in einem Fiat<br />
präsentiert.<br />
Der Doblo mit dem Doppelpack-Antrieb<br />
verbraucht auf 100 Kilometern<br />
Benzin für 1,5 Euro. Der Schadstoffausstoß<br />
soll bei 50 Prozent herkömmlicher<br />
Antriebe liegen. Außerdem, so Albert<br />
Weber, sei der Verschleiß extrem gering,<br />
die Laufleistung besonders hoch.<br />
Ziel ist es Christian Weber zufolge, das<br />
Fahrzeug an Betriebe großer Fahrzeugflotten<br />
zu verkaufen. Dort, wo im<br />
Stop-and-go-Modus gefahren wird,<br />
bewährt sich die Einheit aus Elektromotor<br />
und Benziner. Gestartet wird<br />
mit Strom aus einem Akku. Bei höheren<br />
Geschwindigkeiten wird auf den<br />
65 PS-Weber-Motor umgeschaltet-<br />
.Trotz höherer Investitionskosten<br />
glaubt Albert Weber an den Erfolg des<br />
Hybridautos. Denn mitten in der<br />
Diskussion über den Klimaschädling<br />
Verkehr und möglichen C02-Grenzwerten<br />
in Europa stehen in Genf<br />
nicht nur die Boliden und Dickschiffe,<br />
sondern in besonderem Maße die<br />
Spritsparer und schadstoffarmen<br />
Karossen im Mittelpunkt. Und was<br />
weiter zählt: Der Hybridantrieb<br />
lässt sich in jedes Fahrzeug einbauen.<br />
Zukunft<br />
Hybridauto:<br />
Einheit<br />
aus<br />
Elektromotor<br />
und<br />
Benziner.<br />
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News<br />
* Bitte angeben, um zukünftig über Neuigkeiten aus dem SÜDKURIER Medienhaus informiert zu werden.<br />
BROSCHÜRE<br />
Fördermittel<br />
Der Wirtschaftsförderer Steve<br />
Kovac vom Landratsamt Sigmaringen<br />
hat eine Förderfibel zusammengestellt.<br />
Die Förderfibel<br />
wendet sich besonders an mittelständische<br />
<strong>Unternehmen</strong> und hat<br />
das Ziel kostenlos und übersichtlich<br />
über die Fördermöglichkeiten<br />
zu informieren, die EU, Bund,<br />
Länder und andere Geldgeber<br />
bieten. (tk)<br />
Die Broschüre ist erhältlich beim:<br />
Landratsamt Sigmaringen, Fachbereich<br />
Wirtschaftsförderung, Leopoldstraße<br />
4, 72488 Sigmaringen.<br />
TERRA-S<br />
Jan Ullrich verpflichtet<br />
Die Owinger Firma Terra-S hat<br />
den ehemaligen Radsportler Jan<br />
Ullrich als technischen Berater<br />
und Werbe-Partner engagiert.<br />
Terra-S stellt Reifendichtgel für<br />
Fahrzeugtypen aller Art her. Der<br />
Geschäftsführer der Owinger<br />
Firma, Michael Stehle, hofft<br />
durch die Verpflichtung den<br />
internationalen Bekanntheitsgrad<br />
seiner Firma zu steigern. Derzeit<br />
machen Reifendicht-Sätze für<br />
Fahrräder bei Terra-S nur knapp<br />
fünf Prozent des Umsatzes aus.<br />
Das soll sich mit Ullrich als Werbepartner<br />
ändern. Ullrich wird<br />
dem <strong>Unternehmen</strong> besonders bei<br />
öffentlichkeitswirksamen Auftritten<br />
als Werbepartner zur Verfügung<br />
stehen, womöglich schon<br />
bei der Messe „Eurobike“ im<br />
August in Friedrichshafen. Terra-S<br />
beschäftigt aktuell 55 Mitarbeiter<br />
und beliefert unter anderem<br />
BMW, Porsche und VW mit Reifendichtgel.<br />
(tk)<br />
Ja, liefern Sie mir PROFIT ab der kommenden Ausgabe zum Vorzugspreis von nur<br />
38,50 € jährlich. Dazu erhalte ich gratis den PROFIT-Newsletter, das PROFIT-ePaper<br />
und wahlweise folgendes Geschenk:<br />
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mit einer Frist von 4 Wochen schriftlich zum Monatsende kündbar.<br />
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nein
Campus<br />
Seite 28 . 15. März 2007 Pro:fit<br />
Campus<br />
TRUMPF<br />
Laser für Hochschule<br />
Die Firma Trumpf Laser GmbH<br />
aus Schramberg spendet dem<br />
Masterstudiengang Optische<br />
Systemtechnik der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten einen<br />
Laser. Der 1,3 Tonnen schwere<br />
Laser befindet sich auf dem neuesten<br />
Stand der Technik und hat<br />
eine Lichtleistung von 1000 Watt.<br />
In die Wege geleitet wurde die<br />
Spende von Michael Pfeffer,<br />
damit sich die Studierenden<br />
schon während des Studiums<br />
intensiv und praxisnah mit Lasertechnik<br />
beschäftigen können.<br />
Auch in Zukunft will der Masterstudiengang<br />
Optische Systemtechnik<br />
eng mit Trumpf zusammenarbeiten.<br />
(tk)<br />
UNIVERSITÄT KONSTANZ I<br />
Solarzellen-Forschung<br />
Die Universität Konstanz arbeitet<br />
weiter eng mit dem Fraunhofer-<br />
Institut für Solare Energiesysteme<br />
(ISE) in Freiburg zusammen.<br />
Durch einen Kooperationsvertrag<br />
soll die gemeinsame wissenschaftliche<br />
Arbeit im Bereich der<br />
Silizium-Solarzellen gestärkt<br />
werden. Ziel der Kooperation ist<br />
es, durch die Bündelung des<br />
vorhandenen Wissens die Kosten<br />
für Solarstrom weiter zu senken.<br />
Die Zusammenarbeit der Universität<br />
mit dem ISE besteht seit<br />
zehn Jahren. Beide sind seit 2003<br />
Mitglied in der „Forschungsallianz<br />
Kristalline Silizium-Solarzellentechnologie<br />
FAKT“, die mit<br />
der Unterstützung des badenwürttembergischenWissenschaftsministeriums<br />
ins Leben<br />
gerufen wurde. (tk)<br />
UNIVERSITÄT KONSTANZ II<br />
Dekorsy ausgezeichnet<br />
Der Konstanzer Physik-Professor<br />
Thomas Dekorsy hat den<br />
Dresdner Technologie-Preis<br />
erhalten. Dekorsy teilt sich die mit<br />
5000 Euro verbundene Auszeichnung<br />
mit zwei Forschern aus<br />
Dresden. Gewürdigt wird die<br />
Entwicklung einer neuen Lichtquelle<br />
im Terahertz-Bereich. Die<br />
Terahertz-Quelle wird von der<br />
Konstanzer Firma Gigaoptics<br />
vertrieben und kann zum Aufspüren<br />
von Drogen, Sprengstoff<br />
oder gefälschten Medikamenten<br />
genutzt werden. (tk)<br />
MESSE<br />
Jobs for Future<br />
Vom 22. bis 24. März findet in<br />
Villingen-Schwenningen die<br />
Messe für Arbeit, Aus- und Weiterbildung<br />
„Jobs for Future“ statt.<br />
Insgesamt werden 160 Aussteller<br />
erwartet. Neben dem in diesem<br />
Jahr neuen Themenbereich „<strong>Unternehmen</strong>sgründung<br />
und –sicherung“<br />
werden mindestens 1000<br />
verschiedene Berufe, Studiengänge<br />
und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
vorgestellt. (tk)<br />
Die „Jobs for Future“-Messe vom<br />
22. bis 24. März in Villingen-<br />
Schwenningen ist täglich von 10<br />
bis 18 Uhr geöffnet. Parken<br />
und Eintritt frei.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.jobsforfuture-vs.de<br />
NACHWUCHS-PREIS<br />
2. Platz für Studenten<br />
Studierende des Studiengangs<br />
Mediendesign der Berufsakademie<br />
(BA) Ravensburg und des<br />
Studiengangs Kultur- und Kommunikationswissenschaften<br />
der<br />
Zeppelin University Friedrichshafen<br />
belegten den zweiten Platz<br />
beim Junior Agency Award, der als<br />
Deutschlands anspruchsvollster<br />
Nachwuchswettbewerb für High<br />
Potentials der Kommunikationsbranche<br />
gilt. Am Wettbewerb<br />
beteiligten sich sieben Studententeams.<br />
Das 15-köpfige Team aus<br />
Ravensburg und Friedrichshafen<br />
stellte ein strategisches und kreatives<br />
Konzept für das <strong>Unternehmen</strong><br />
Intel vor und wurde dabei<br />
unter anderem von Herbert Moser<br />
und Christian Schmitz betreut.<br />
(tk)<br />
von Rainer Böhme<br />
Friedrichshafen – Es gibt einen Typus<br />
von charismatischen Unternehmerpersönlichkeiten,<br />
den man eigentlich<br />
schon ausgestorben wähnt – vom<br />
Schlage eines Max Grundig, Josef Neckermann,<br />
Axel Springer, Hans<br />
Merckle. Reinhold Würth ist der<br />
quicklebendige Gegenbeweis. Vor<br />
Studierenden und Mitarbeitern war<br />
der württembergische Unternehmer<br />
zu einem zweistündigen Vortrag mit<br />
Diskussion an der Zeppelin Universität<br />
(ZU) zu Gast – ein 71-Jähriger mit<br />
nach wie vor unbändiger Neugier,<br />
Schaffens- und Lebensfreude und einem<br />
Ethos von Verantwortung.<br />
Als „einen Mann mit Vorbildfunktion“<br />
führte Gert Dahlmanns, stellvertretender<br />
Vorsitzender des ZU-Kuratoriums,<br />
den Konzernführer aus Künzelsau<br />
ein. Und diesen Anspruch löste<br />
er an diesem Nachmittag ein – offen,<br />
humorvoll, bescheiden, gelassen und<br />
ungebrochen visionär.<br />
Mit 19 Jahren hatte er nach dem frühen<br />
Tod seines Vaters den gerade erst<br />
gegründeten Schraubenhandel in seiner<br />
Heimatstadt übernehmen müssen,<br />
gemeinsam mit einem Auszubildenden<br />
– nach gerade vier Jahren<br />
Volksschule und vier Jahren Gymnasium.<br />
„Ich hatte nie Chemie, ich hatte<br />
nie Physik. Meine Universität war das<br />
Leben“, berichtete Würth. Er komme<br />
von ganz unten und was inzwischen<br />
aus dem kleinen Schraubenladen geworden<br />
ist, „das hätte ich mir als 19-<br />
Jähriger nie träumen lassen“. Heute<br />
„Hauptsach’ schaffe“<br />
hat die Würth-Gruppe 230 verschiedene<br />
Gesellschaften, vom traditionellen<br />
Schraubenhersteller bis hin zur Solarenergie-Firma,<br />
ist in 81 Ländern der<br />
Welt präsent, bietet 100 000 verschiedene<br />
Produkte an, machte im vergangenen<br />
Jahr 7,7 Milliarden Euro Umsatz,<br />
hat 57 000 Mitarbeiter, wächst<br />
jährlich zweistellig und betreibt umfangreiches<br />
Sponsoring etwa im Bereich<br />
Kunst, Kultur und Sport.<br />
„Jung, dynamisch, optimistisch,<br />
leistungsbereit“, so beschreibt er<br />
selbst sein <strong>Unternehmen</strong>, aus dem er<br />
sich offiziell zurückgezogen und die<br />
Geschäfte an seine Tochter Bettina<br />
übergeben hat, mit einer Struktur der<br />
strikten Dezentralität „voller waghalsiger<br />
Visionen und<br />
einer menschlichen<br />
Führungskultur“.<br />
Die Faktoren seines<br />
Erfolges – Reinhold<br />
Würth verpackte<br />
sie in gute Ratschläge<br />
an die Studenten<br />
für deren Zukunft. Der erste:<br />
„Ich habe immer Wert gelegt auf Qualität.<br />
Qualität schlägt Preis.“ Und weiter:<br />
„Wachstum ohne Gewinn ist tödlich.<br />
Punktum.“ Aber auch: „Dankbarkeit<br />
ist im Leben, ob nun gegenüber<br />
Mitarbeitern oder Kunden, eine ganz,<br />
ganz wichtige Sache. Sparen Sie nicht<br />
mit Anerkennung und Respekt.“<br />
Schließlich: „Hüten Sie sich vor Arroganz:<br />
Das ist die ekelhafteste Charaktereigenschaft,<br />
die es gibt.“ Und als<br />
ganz persönlicher Hinweis an die Studenten:<br />
„Sie sollten heute schon,<br />
Weingarten – „Eigentlich sind Roboter<br />
gar nicht unbedingt mein<br />
Ding“, sagt Christian Folkers,<br />
Student an der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten.<br />
Ein Händchen dafür<br />
scheint er aber trotzdem<br />
zu haben, sogar<br />
ein besonders geschicktes.<br />
Im Rahmen<br />
des Robo-Cup-Projektes<br />
ge- lang es ihm, ein nahezu<br />
einzigartiges Bildverarbeitungssystem<br />
zu entwickeln, das weit über die Grenzen<br />
von Weingarten hinaus Aufmerksamkeit<br />
erreicht. Im März wird der 20-<br />
Jährige seine Ergebnisse auf einem<br />
Workshop für Bildverarbeitung in Barcelona<br />
vorstellen.<br />
Während seines Studiums der Angewandten<br />
Informatik mit der Fachrichtung<br />
Multimedia war es Christian Folkers<br />
vor allem wichtig, etwas im Bereich<br />
Forschung zu machen. Da kam<br />
für ihn das Projekt Robo-Cup genau<br />
richtig. In dem Team um den Hochschul-Professor<br />
Wolfgang Ertel arbeiten<br />
Studenten und Mitarbeiter an einem<br />
autonomen Robotertorwart, der<br />
auf den Namen Kunibert hört und einmal<br />
bei der Weltmeisterschaft für Fußballroboter<br />
antreten soll. Die Gründer<br />
des Robo-Cups haben vorausgesagt,<br />
dass 2050 eine Robotermannschaft<br />
den amtierenden Fußball-Weltmeister<br />
aus Fleisch und Blut besiegen<br />
kann.<br />
Bis dahin muss aber noch ein großes<br />
Stück Arbeit geleistet werden. Eine<br />
der wichtigsten Anforderungen an ei-<br />
schriftlich niedergelegt, eine persönliche<br />
Karriereplanung für die nächsten<br />
zehn Jahre entwerfen. So entwickeln<br />
Sie einen roten Faden, so können Sie<br />
rechtzeitig reagieren.“<br />
Würth, der mit seiner Gattin Carmen<br />
angereist war – beide haben sich<br />
übrigens 1956 in Friedrichshafen kennen<br />
gelernt – nahm zu guter Letzt die<br />
mutmaßlich erste Frage an ihn selbst<br />
vorweg: „Was treibt dich, Würth,<br />
kannst auch nur ein Kotelett am Tag<br />
essen?“ „Es ist nicht das Geld“, war seine<br />
Antwort, „mich treibt was anderes<br />
an.“ Es gehe ihm vielmehr darum, seinem<br />
<strong>Unternehmen</strong> „eine Genetik,<br />
einen Code“ mitzugeben, die<br />
der Würth-Gruppe einen<br />
möglichst langen Lebenszyklus<br />
garantiere. Reinhold<br />
Würth möchte sie „bockelgesund<br />
für die Zeit nach<br />
mir“ übergeben, und<br />
dafür arbeitet er weiter<br />
unermüdlich. Getreu<br />
dem Motto, das er<br />
auch den Studierenden<br />
anempfahl:<br />
„Hauptsach’ schaffe<br />
– vor allem intelligent<br />
und erfolgreich“.<br />
Revolution im Roboter-Auge<br />
◆ Ein Student der Hochschule Ravensburg-Weingarten bringt einem automatischen Torwart schnelles Sehen bei<br />
von Heike Amann<br />
◆ Schraubenkönig Reinhold Würth<br />
plaudert vor Studenten der<br />
Zeppelin Universität<br />
Friedrichshafen aus dem<br />
Nähkästchen<br />
„Hüten Sie sich vor Arroganz: Das<br />
ist die ekelhafteste Charaktereigenschaft,<br />
die es gibt.“<br />
REINHOLD WÜRTHS RAT AN DIE ZU-STUDENTEN<br />
nen Torwart ist eine schnelle Reaktionszeit.<br />
„Was der Mensch ganz einfach<br />
mit den Augen macht, ist für einen<br />
Roboter viel komplizierter“, erklärt<br />
Folkers. Während er erzählt, sitzt<br />
er neben dem Fußballroboter im Labor<br />
der Hochschule und wie nebenbei<br />
flitzen seine Finger über die Tasten. Da<br />
gerade Semesterferien sind, nutzt er<br />
die Zeit, um weiter an Kuniberts Bildverarbeitung<br />
zu arbeiten. Dessen Auge<br />
ist eine Kamera, die unter einem gewölbten<br />
Spiegel angebracht ist, und<br />
mit der er seine Umgebung aufnimmt.<br />
Die Schwierigkeit dabei ist, dass der<br />
Robotertorwart in enormer Geschwindigkeit<br />
erkennen muss, wo sich<br />
der Ball und die andern Spieler befinden.<br />
„Als Zeitfenster haben wir gerade<br />
mal eine 50stel Sekunde, in der die Informationen<br />
aufgenommen und verarbeitet<br />
werden müssen“, erklärt der<br />
Nachwuchsforscher.<br />
Um diese knifflige Aufgabe zu meistern,<br />
hatte Folkers eine zündende<br />
Idee. Da er in der Welt der Videospiele<br />
zu Hause ist, kann er auf ein besonderes<br />
Wissen über Bildverarbeitung zurückgreifen.<br />
Er besorgte sich eine Grafikkarte,<br />
wie sie beispielsweise für PC-<br />
Christian Folkers hat ein neues Bildverarbeitungssystem entwickelt.<br />
„Meine Universität<br />
war das Leben“:<br />
Reinhold Würth vor<br />
Studierenden und<br />
Mitarbeitern der<br />
Zeppelin UniversitätFriedrichshafen.<br />
Spiele gebraucht wird. Normalerweise<br />
hat die Grafikkarte die Aufgabe, aus<br />
bestimmten Informationen ein Bild<br />
für den Monitor zu generieren. Dem<br />
Studenten gelang es, diesen Prozess<br />
umzukehren, so dass der Roboter nun<br />
aus Bildern Informationen gewinnt.<br />
„Mit dieser Idee wandelt Christian<br />
Folkers auf völlig neuen Wegen, denn<br />
er war einer der ersten, der diese Idee<br />
realisiert hat“, erklärt Betreuer Wolfgang<br />
Ertel.<br />
Für diese Forschungsarbeit wurde<br />
Christian Folkers nun zur VISAPP (International<br />
Conference on Computer<br />
„Eigentlich sind Roboter gar<br />
nicht unbedingt mein Ding.“<br />
STUDENT CHRISTIAN FOLKERS<br />
Vision Theory and Applications) eingeladen,<br />
einer hochrangigen Konferenz<br />
für Bildverarbeitung, die in Barcelona<br />
stattfindet. Dort ist er nicht nur<br />
Zuschauer, sondern wird vor einem<br />
großen Kreis internationaler Wissenschaftler<br />
seine Entwicklung präsentieren.<br />
Aber diese Aufgabe, die vermutlich<br />
viele andere 20-Jährige in Aufregung<br />
versetzen würde, nimmt er gelassen.<br />
„Für Sponsoren habe ich<br />
schon öfters Vorträge gehalten, dieses<br />
Mal mach ich das eben auf Englisch“,<br />
erklärt Christian Folkers und wendet<br />
sich dann wieder dem Robotertorwart<br />
Kunibert zu.<br />
Weitere Informationen über das Robo-Cup-Projekt<br />
an der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten:<br />
www.robocup.hs-weingarten.de
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MESSE<br />
KONGRESS<br />
EVENTS<br />
AUSSTELLER-FORUM (kostenlos!)<br />
10.000 m2 Kreativität<br />
in Halle A1 der neuen<br />
Messe Friedrichshafen!<br />
10 faszinierende<br />
Themenschwerpunkte:<br />
vernetztes<br />
Angebot und Inspiration<br />
für Aussteller und<br />
Besucher!<br />
Kreative Branchen aus<br />
dem gesamten<br />
deutschsprachigen<br />
Raum!<br />
Do., 29.03.2007<br />
Future Market<br />
10:15 Uhr<br />
Andreas Steinle:<br />
„Hyper-Consuming<br />
2010 – Was kommt<br />
nach Geiz-ist-geil?”<br />
11:30 Uhr<br />
Pero Mićić:<br />
„ZukunftsRadar 2017:<br />
Mehr von der Zukunft<br />
sehen als die<br />
Konkurrenz“<br />
Creativity for Progress<br />
14:00 Uhr<br />
Dietmar Dahmen:<br />
„NEULAND – auf<br />
alten Wegen kommt<br />
man nicht zu neuen<br />
Zielen”<br />
15:30 Uhr<br />
Prof. Dr. Peter<br />
Littmann:<br />
„Mit Kreativität aus<br />
der Krise – ohne<br />
Querköpfe geht es<br />
nicht”<br />
ABEND-<br />
EVENTS:<br />
Designers District<br />
Kommunikationsdesign,<br />
Werbung, Grafikdesign,<br />
Mediendesign,<br />
Produktdesign<br />
Virtual Globe<br />
Internet, Virtuelle<br />
Medien, Games<br />
Education Area<br />
Bildung und<br />
Weiterbildung<br />
Direct Marketing Spot<br />
Direktmarketing mit<br />
klassischen und neuen<br />
Medien<br />
10:15 Uhr<br />
Prof. Dr. Bernd<br />
Kriegesmann:<br />
„Innovationsmanagement<br />
– den Aufbruch<br />
zu Neuem ermöglichen.”<br />
11:30 Uhr<br />
Thomas E. Pelzl:<br />
„Kurztraining zur<br />
Kundenergründung”<br />
14:00 Uhr<br />
Hermann Scherer:<br />
„Networking für<br />
Fortgeschrittene –<br />
Wie man Bill Clinton<br />
nach Deutschland holt”<br />
15:15 Uhr<br />
Felix Holzapfel:<br />
„Guerilla-Marketing<br />
& Co.”<br />
ANGEBOT<br />
Media World<br />
Medienhäuser,<br />
Verlage, Print,<br />
TV & Radio, Sound<br />
BESUCHER<br />
Marketingprofis<br />
Werbefachleute Meinungs-<br />
Einkäufer<br />
multiplikatoren<br />
Firmeninhaber Medien<br />
Öffentliche<br />
Auftraggeber<br />
Fr., 30.03.2007<br />
Innovation &<br />
Customer Relations<br />
Marketing <strong>Management</strong><br />
Ritmo de la Noche<br />
Do., 29.03.2007<br />
Eintritt mit Aussteller-Ausweis<br />
oder Messe-Eintrittskarte frei!<br />
Intervisual<br />
Fotografie & Film,<br />
Bildbearbeitung,<br />
Digitals<br />
www.creative-industries.tv<br />
Environmental Design<br />
Architektur, Außenwerbung,<br />
Gestaltung offener Räume<br />
Event Arena<br />
Eventmarketing,<br />
Eventdesign,<br />
Messebau,<br />
Eventarchitektur,<br />
Performance Art<br />
Creative Market<br />
Merchandising,<br />
Licensing<br />
Crossing Boarders<br />
Zukunftsweisende<br />
Geschäftsideen,<br />
Vernetzungen,<br />
Kooperationen<br />
Sa., 31.03.2007<br />
Advertising Trends<br />
10:15 Uhr<br />
Volker Nickel:<br />
„Die Zukunft der<br />
Werbeträger in<br />
Deutschland”<br />
11:15 Uhr<br />
Symposium: „Die Zukunft der<br />
Medien und der Werbung”<br />
TV: Prof. Dieter Gorny<br />
Print: Karl-Dietrich Seikel<br />
Internet: Dr. Andreas Pütz<br />
Media Business<br />
14:00 Uhr<br />
Wulf-Peter Kemper:<br />
„Die Atomisierung<br />
der Medienwelt”<br />
15:15 Uhr<br />
Martin Oetting:<br />
„Revolutionieren<br />
YouTube & Co. die<br />
klassische Werbung?”<br />
Eintrittskarten für Messe und Kongress erhalten Sie auf der Website unter der Rubrik Besucher-Service_Registrierung/Tickets.<br />
Donnerstag, 29.03.2007<br />
"Kunden binden. Profile gewinnen. Umsatz<br />
steigern: Vom eMail-Marketing zu eRelations"<br />
Klaus Artmann, mission eRelations AG<br />
"Differenzierung der Online-Marketing-Märkte<br />
in Deutschland und Österreich"<br />
Herr Lustig<br />
"Durch Profi-Akquise gezielt und nachhaltig<br />
neue Märkte erschließen"<br />
Dr. Daniel Langhans, Profiakquise Dr. Langhans<br />
GmbH<br />
"E-Commerce"<br />
Wolfhart Weber, Steinbeis Transfer Zentrum<br />
"Wachstums-Strategien"<br />
Herr Haupenthal, Steinbeis Transfer Zentrum<br />
"Typo3 – Content-<strong>Management</strong>-System für den<br />
Mittelstand"<br />
Karl-Heinz Rasch, Web's Edit Internetagentur<br />
"Leistungsnetzwerke in der Kreativwirtschaft"<br />
Roland Alton-Scheidl, Fachhochschule Vorarlberg<br />
"Sind Fachhandel und Markenprodukte am<br />
Ende? Retail-Konzepte - Ein Blick auf die<br />
Erfolgreichen und die Verlierer, auf die<br />
Gegenwart und auf die Zukunft"<br />
Ulrich Burchardt, burchardt & Co.<br />
"Erfolgreiche Werbebotschaften per Brief"<br />
Susanne Henne, Deutsche Post Direkt Marketing<br />
Center<br />
"Ihre Mailings haben Fernweh? Wir bringen<br />
Kommunikation und Logistik weltweit zusammen."<br />
Helmut Schmidt, Deutsche Post Direkt Marketing<br />
Center<br />
"Neue Kunden – gezielt und günstig gewinnen"<br />
Helmut Schmidt, Deutsche Post Direkt Marketing<br />
Center<br />
"Werbung, die ankommt – mit professionellem<br />
Adressmanagement"<br />
Karsten Stroh, Deutsche Post Direkt Marketing Center<br />
spotlight-Festival<br />
Sa., 31.03.2007<br />
Eintrittskarten: www.spotlightfestival.de<br />
(Messe-Eintritt inkl.)<br />
Eine zukunftsweisende Kooperation der Messe Friedrichshafen und des Festspielhauses Bregenz.<br />
Freitag, 30.03.2007<br />
"Erfolgreiche Werbebotschaften per Brief"<br />
Norbert Rothenhäusler, Deutsche Post Direkt<br />
Marketing Center<br />
"Durch Profi-Akquise gezielt und nachhaltig<br />
neue Märkte erschließen"<br />
Dr. Daniel Langhans, Profiakquise Dr. Langhans<br />
GmbH<br />
"Sponsoring Schnupperworkshop –<br />
Effektivitätscoaching, ganzheitliche<br />
Kommunikation und Sponsoring"<br />
Andy Nice/Charisma Consulting und ebam GmbH<br />
"Ihre Mailings haben Fernweh? Wir bringen<br />
Kommunikation und Logistik weltweit zusammen."<br />
Helmut Schmidt, Deutsche Post Direkt Marketing<br />
Center<br />
"Neue Kunden – gezielt und günstig gewinnen"<br />
Helmut Schmidt, Deutsche Post Direkt Marketing<br />
Center<br />
"Werbung, die an kommt – mit professionellem<br />
Adressmanagement"<br />
Karsten Stroh, Deutsche Post Direkt Marketing<br />
Center<br />
"Von Kreiseln, Schlappen, Teppichböden, oder:<br />
Alles kommuniziert!"<br />
Bernhard Müller & Harald Thierer, Visioneo,<br />
Messen...Corporate...Events<br />
"Corporate Design bis Corporate Architecture –<br />
Ausdruck der <strong>Unternehmen</strong>sidentität"<br />
Stefan Blank, FESSLER/STEMMER/BLANK<br />
"Studienmöglichkeiten an der BA – Dual zum<br />
Erfolg / Studiengang Handel /Vertriebsmanagement"<br />
Prof. Dr. Thomas Asche, Berufsakademie Ravensburg<br />
"Studienmöglichkeiten an der BA – Dual zum<br />
Erfolg / Studiengang Digitale Medien"<br />
Prof. Dr. Petra Radke, Berufsakademie Ravensburg<br />
www.creative-industries.tv<br />
29. - 31. März 2007<br />
Messe Friedrichshafen<br />
Kreativität in allen Dimensionen.<br />
Vom 29. bis 31. März öffnet die Messe „Creative<br />
Industries“ in Friedrichshafen erstmals ihre Pforten.<br />
Mehr als 100 Aussteller werden auf 10.000 m 2 innovative<br />
Produkte und zukunftsweisende Ideen aus der<br />
Kreativwirtschaft vorstellen. Ein mit Top-Referenten<br />
besetztes Kongressprogramm sorgt mit neuem Wissen<br />
und Denken für kreative Impulse und Inspiration.<br />
Faszination Kreativität. Auf zehntausend Quadratmetern<br />
Ausstellungsfläche widmet sich die „Creative<br />
Industries“ zehn Themenschwerpunkten. Auch optisch<br />
verspricht der Besuch der Messe ein Erlebnis zu werden:<br />
Exklusive Standbaukonzepte werden die<br />
Aufmerksamkeit der Besucher auf sich lenken.<br />
Innovative Vorreiter.<br />
Klaus Wellmann, Geschäftsführer<br />
der<br />
Messe Friedrichshafen,<br />
weiß um die Bedeutung<br />
neuer Wege: „Wir bieten<br />
der deutschsprachigen<br />
Kreativwirtschaft<br />
erstmalig eine zentrale<br />
Branchen- und Community-Plattform<br />
für<br />
die innovative Vernetzung zwischen Anbieter- und<br />
Einkäufer-Seite.“ Auch mit dem Ausstellerkatalog geht<br />
die „Creative Industries“ neue Wege. Ergänzend zur<br />
Printversion gibt es einen Online-Marktplatz, auf dem<br />
sich die Aussteller multimedial<br />
präsentieren.<br />
Programm mit Top-Referenten. Für das Kongressprogramm<br />
konnte die Messe Friedrichshafen Top-<br />
Referenten engagieren. Vierzehn Quer- und Neudenker<br />
– allesamt erfolgreiche Unternehmer, Berater oder<br />
Wissenschafter – werden sich an drei Tagen dem<br />
Kernthema Kreativität in all seinen Facetten widmen.<br />
Werbung der Zukunft. Am letzten Messetag wird sich<br />
das im Rahmen der Messe stattfindende spotlight-<br />
Festival den Formaten der Zukunft widmen. Neben<br />
klassischen Spots für Kino und Fernsehen werden auf<br />
dem größten deutschsprachigen Werbefilmfestival erstmals<br />
Werbefilme ins Rennen gehen, die für das Internet<br />
oder Mobiltelefone konzipiert wurden.<br />
Grenzen überschreiten. Jährlich abwechselnd findet<br />
eine Messe in Friedrichshafen und ein internationaler<br />
Kongress im Festspielhaus Bregenz statt.<br />
"Der Kreativität auf die Sprünge helfen –<br />
Anwendungsstand von Methoden der<br />
Kreativitätsförderung und Perspektiven in der<br />
unternehmerischen Praxis"<br />
Prof. Fischer, Fachhochschule Weingarten<br />
"Alles außergewöhnlich: Provokative Ideen und<br />
Erfolgsrezepte"<br />
Peter Kreuz, SÜDKURIER Medienhaus<br />
Samstag, 31.03.2007<br />
"Kulturmarketing"<br />
Robert Kessler, ebam GmbH<br />
"Erfolgreiche Werbebotschaften per Brief"<br />
Claudia Schorr, Deutsche Post Direkt Marketing<br />
Center<br />
"Musikmarketing & Digitale Medien"<br />
Robert Kessler, ebam GmbH<br />
spotlight-Vorträge<br />
"What promotes, what kills a good idea"<br />
Hermann Vaske, Hermann Vaske's Emotional Network<br />
"Sex sells"<br />
Albert Sachs, Redakteur Medien, Werbung,<br />
Marketing, Österreich<br />
"Mobile TV in Deutschland. Was bleibt nach<br />
dem Hype?"<br />
Martin Liss, MFD Mobiles Fernsehen Deutschland<br />
GmbH<br />
"Reklame aus dem flotten Osten"<br />
Dr. Ralf Förster, Filmmuseum Potsdam<br />
"History Spots – Werbung aus einer anderen<br />
Welt"<br />
Uwe Bendixen, CMP München<br />
"Der lokale Werbemarkt – agenturfreie<br />
Zone?"?Podiumsdiskussion: Diskutieren Sie mit<br />
über die Situation der Werbewirtschaft in unserer<br />
Region<br />
SÜDKURIER Medienhaus<br />
Creative Industries wird gefördert durch:<br />
EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT<br />
Gefördert aus dem Europäischen<br />
Fonds für Regionale Entwicklung
© >>>✎<br />
Willkommen im Haus der Ideen<br />
◆ SÜDKURIER Medienhaus präsentiert Business-Querdenker Peter Kreuz auf Kreativmesse Creative Industries in Friedrichshafen<br />
Einfallsreiche Cluster<br />
◆ Die Bodenseeregion soll ihr kreatives Potenzial ausspielen<br />
von Angela Steidle<br />
Friedrichshafen – „Es wird immer einen<br />
geben, der weltweit billiger produziert“,<br />
erklärt Ludwig Maier, Marketingleiter<br />
der Messe Friedrichshafen.<br />
„Wenn wir wirtschaftlich überleben<br />
wollen, dann nur durch Produkte<br />
mit möglichst hohem Innovationsund<br />
Kreativitätsansatz.“<br />
Die neue Messe Creative Industries<br />
vom 29. bis 31. März 2007 in Friedrichshafen<br />
geht die Herausforderung<br />
an. Ziel ist die nachhaltige Entwicklung<br />
eines kreativen Raumes in der<br />
Bodenseeregion, mit starken Impulsen<br />
für den gesamten deutschsprachigen<br />
Wirtschafts- und Kulturraum. Dabei<br />
geht es um die Vernetzung ganzer<br />
Branchen zum neuen Cluster und um<br />
Zukunftstechnologien.<br />
„Die wesentlichen Merkmale der<br />
Kreativwirtschaft sind ihr direkter Einfluß<br />
auf den Arbeitsprozess und ihre<br />
hohe Wertschöpfung“, sagt der Messeprofi.<br />
„Diese Berufe haben Synergieeffekte.“<br />
Maier ahnt, dass die kreativsten<br />
Prozesse einen starken Naturbezug<br />
brauchen. Der Spirit entsteht da<br />
draußen. Demnach wäre der Bodensee<br />
ein idealer Standort für kreative<br />
>>><br />
>>><br />
Köpfe.<br />
Die Creative Industries findet im<br />
jährlichen Wesel mit dem Kongresszentrum<br />
in Bregenz statt. In Bregenz<br />
mit einem künstlerischen Schwerpunkt<br />
– Friedrichshafen baut dagegen<br />
auf wirtschaftliche Präsenz. In Vorarlberg<br />
sind rund 800 Werbeagenturen,<br />
Grafiker und umgebende Dienstleistungen<br />
in der Kammer organisiert.<br />
Entsprechende Zahlen gibt es auf<br />
deutscher Seite nicht. Die Messe<br />
Friedrichshafen hat zum Messestart<br />
rund 4500 Aussteller angeschrieben.<br />
„Das sind längst nicht alle“, sagt Ludwig<br />
Maier.<br />
Zwei von neun Schwerpunkten der<br />
Messe sind den bewegten Bildern ge-<br />
von Teresa Köhnlein<br />
„Wenn wir wirtschaftlich<br />
überleben wollen,<br />
dann nur durch Produkte<br />
mit möglichst hohem<br />
Innovations- und Kreativitätsansatz.“<br />
LUDWIG MEIER,<br />
MESSE FRIEDRICHSHAFEN<br />
L<br />
„Willkommen im Haus der Ideen“, unter<br />
diesem Motto präsentiert sich das<br />
SÜDKURIER Medienhaus vom 29. bis<br />
31.März auf der Messe „creative industries“<br />
in Friedrichshafen.<br />
Die Messe bietet eine Plattform für<br />
Aussteller aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen der deutschsprachigen<br />
Kreativwirtschaft. Die Ausstellungsschwerpunkte<br />
liegen unter anderem<br />
in den Bereichen Photographie und<br />
Bildbearbeitung, Eventmarketing,<br />
Medien und Architektur. Parallel zur<br />
Messe, die sich über 10 000 Quadratmeter<br />
erstreckt, findet ein Kongressprogramm<br />
rund um das Thema Kreativität<br />
statt.<br />
Für Unternehmer, Selbstständige<br />
und Führungskräfte dürfte der Vortrag<br />
des <strong>Management</strong>beraters Peter Kreuz<br />
besonders interessant sein, der vom<br />
SÜDKURIER Medienhaus exklusiv<br />
präsentiert wird.<br />
In seinem Vortrag „Alles,<br />
außer gewöhnlich“<br />
ruft Peter Kreuz zum intelligenten<br />
Regelbruch in<br />
<strong>Unternehmen</strong> auf und appelliert<br />
an die Unternehmer,<br />
Kreativität und Experimentierfreude<br />
zu entwi-<br />
PETER KREUZ<br />
ckeln, wenn es um die Lösung von Problemen<br />
geht. Mit der provokativen<br />
These: „Nichts ist so gefährlich, wie der<br />
Erfolg von gestern“ macht er auf eine<br />
Problematik aufmerksam, mit der Un-<br />
widmet. Ein Glanzlicht zum Finale:<br />
„Das größte deutschsprachige Werbefilmfestival<br />
‚Spotlight’. Maier sieht für<br />
die kommenden Jahre eine völlige<br />
Veränderung der Werbewelt voraus:<br />
„Die Zahl der Sender hat sich dramatisch<br />
erhöht. Das<br />
größere Werbeangebot<br />
erwirkt mehr<br />
Nachfrage“. Wenn<br />
die Idee zum Trailer<br />
pfiffig ist, spiele es<br />
keine Rolle, ob sie<br />
von der Werkbank<br />
oder aus dem High-<br />
End-Studio kommt.<br />
„Die digitale Kinowerbung<br />
ermöglicht<br />
einen ganz neuen<br />
Zuschnitt auf den Kunden. Werbespots<br />
auf mobilen Kleinstgeräten. Das<br />
sind spannende Wachstumsmärkte,“<br />
so der Marketing-Experte.<br />
Nicht zu vergessen: Der Imagefaktor.<br />
„Wenn hoch spezialisierte Führungskräfte<br />
nicht das richtige Gefühl<br />
für die Großstadt Bodensee bekommen,<br />
bleiben sie einfach weg. Doch<br />
wir haben in der näheren Umgebung<br />
alle nötigen Details. Das muß man nur<br />
spannend inszenieren“.<br />
➤ Mit dem SÜDKURIER Medienhaus<br />
zur Creative Industries 2007<br />
Unter dem Motto „Willkommen im Haus der Ideen“ präsentieren sich<br />
die <strong>Unternehmen</strong> des SÜDKURIER Medienhauses vom 29.-31. März<br />
auf der Messe Creative Industries in Halle A1, Stand 213 der Messe<br />
Friedrichshafen. Reservieren Sie sich jetzt Ihre persönliche Eintrittskarte,<br />
die wir Ihnen gern kostenfrei zur Verfügung stellen.<br />
> creative.industries@suedkurier.de oder<br />
> Tel. 07531/999-1234<br />
„Nichts ist so<br />
gefährlich, wie<br />
der Erfolg von<br />
gestern.“<br />
Bringt Unternehmer auf neue Ideen:<br />
Querdenker Peter Kreuz.<br />
ternehmen immer wieder konfrontiert<br />
sind. Er hält die Veränderungsbereitschaft<br />
der <strong>Unternehmen</strong> für den<br />
Schlüsselbegriff des langfristigen Erfolgs.<br />
Während Kinder<br />
fortwährend versuchen<br />
bestehende Regeln in Frage<br />
zu stellen, wird diese<br />
Eigenschaft oft spätestens<br />
dann abgelegt, wenn man<br />
als Mitarbeiter in eine Firma<br />
eintritt oder zur Führungskraft<br />
aufgestiegen<br />
ist. Peter Kreuz stellt in seinem Vortrag<br />
provokante Ideen und Erfolgskonzepte<br />
vor, mit denen man dieser drohenden<br />
Mittelmäßigkeit begegnen kann.<br />
Der promovierte Wirtschaftswis-<br />
Eher nebenbei entstand in der Filmwerkstatt<br />
von Peter Frey in Ravensburg<br />
1998 das Projekt Spotlight-Festival.<br />
Im zehnten Jahr setzt das Event<br />
Maßstäbe als größtes Werbefilmfestival<br />
im deutschsprachigen Raum. Die<br />
Medienfachzeitschrift Horizont nennt<br />
Spotlight den „kleinen Bruder von<br />
Cannes“. Den kann man am 31. März<br />
2007 zum Abschluss der Messe „Creative<br />
Industries“ in Friedrichshafen erleben.<br />
In der Konkurrenz stehen Kinound<br />
TV-Spots von Profis und Nachwuchs<br />
sowie erstmals die Kategorie<br />
„web & mobile“.<br />
Der „Faktor Kreativität“ ist für Auftraggeber<br />
von Werbespots eine entscheidende<br />
Größe. Aus dem Abschneiden<br />
bei wichtigen Wettbewerben<br />
berechnet sich eine Kenngröße,<br />
die ganz einfach addiert wird, um zu<br />
zeigen, wo die Agentur im Ranking<br />
steht. Das Spotlight-Festival gehört<br />
seit 2004 zu den Wettbewerben, die<br />
Punkte bringen. Es ist entsprechend<br />
hochkarätig besetzt.<br />
Produzent Frey erlebt jedes Jahr<br />
aufs Neue, dass es auch unter der Spitze<br />
der Pyramide viele gute Leute gibt:<br />
senschaftler und gefragte Wirtschaftsreferent<br />
Peter Kreuz gründete im Jahr<br />
2000 gemeinsam mit Anja Förster das<br />
„Labor für Business Querdenken“ in<br />
Heidelberg. Zu ihren Kunden gehören<br />
beispielsweise BMW, Deutsche Bank,<br />
IBM und Siemens. Außerdem sind<br />
Kreuz und Förster als Autoren tätig.<br />
Ihr <strong>aktuelle</strong>r Bestseller „Different<br />
Thinking!“ stand monatelang auf allen<br />
einschlägigen Bestsellerlisten. Das<br />
neue Buch „Alles, außer gewöhnlich“<br />
der beiden Wirtschaftsvordenker<br />
Förster und Kreuz erscheint im März<br />
2007.<br />
Im Rahmen des Messeprogramms<br />
bietet das SÜDKURIER Medienhaus<br />
außerdem die Aktion „Persönliche Titelseite“<br />
an. Und beim exklusiven Gewinnspiel<br />
gibt es die Möglichkeit Tickets<br />
für das fast ausverkaufte Konzert<br />
des Star-Pianisten Lang Lang zu gewinnen.<br />
Ausklingen lassen kann man<br />
den Messebesuch jeden Nachmittag<br />
mit der After-Work-Party.<br />
Der Vortrag „Alles außer ungewöhnlich“<br />
von Peter Kreuz findet am Freitag,<br />
30. März von 15 bis 16 Uhr im Workshop-<br />
Raum 3 statt. Anmeldung erforderlich bei<br />
Dagmar Hesemann unter der Fax-Nr.<br />
07531-999-1406.<br />
PROFIT-Leser können sich für den Vortrag<br />
oder einen kostenlosen Besuch der<br />
Messe anmelden unter:<br />
creative.industries<br />
@suedkurier.de<br />
Im Scheinwerferlicht<br />
◆ Spotlight-Festival: Highlight der Werbefilmer<br />
von Angela Steidle<br />
Freuen Sie sich auf ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm:<br />
Gewinnen Sie zwei 1.-Reihe-Tickets für das Konzert des Starpianisten<br />
Lang Lang beim Schloss Salem Open Air 2007 und erfahren Sie<br />
von Bestseller-Autor Peter Kreuz, wie erfolgreich provokative Ideen<br />
sein können. Oder diskutieren Sie mit über die Perspektiven der<br />
Werbewirtschaft unserer Region.<br />
TM<br />
Presse- und Verteilservice<br />
Baden-Württemberg GmbH<br />
„Es ist überhaupt nicht uncool, nach<br />
Ravensburg zu kommen, um sich hinter<br />
den sieben Bergen eine Konzeption<br />
zu holen. Das Potenzial ist da. Es<br />
muss nur gesehen werden.“ Sein Beispiel:<br />
die Kino-Kampagne für Coconut’s<br />
Eyewar wurde bei Frey Film in Ittenbeuren<br />
konzipiert und produziert.<br />
Das Fotoshooting dazu fand in New<br />
York statt.<br />
Frey hat 1982 bewusst seine „alte<br />
Liebe“ Oberschwaben als Firmenstandort<br />
gewählt. „Wer gut ist, schafft<br />
es überall“. Im Gepäck hatte er die Erfahrung<br />
als Regisseur, Autor und<br />
Drehbuchautor. Frey war 15 Jahre lang<br />
Dozent an der Berufsakademie Ravensburg<br />
für Film und Werbefilm, mit<br />
dem Schwerpunkt Dramaturgie und<br />
Storytelling. Er weiß, wie wichtig Professionalität<br />
ist. „Auch wenn die Idee<br />
noch so gut ist – ein bisschen Videofilmen<br />
reicht einfach nicht aus. Film<br />
ist hochprofessionelle Teamarbeit<br />
und gute Kreation hat ihren Preis“.<br />
„Oberschwaben ist ein wunderbarer<br />
Rückzugsort für Künstler“, erklärt<br />
der Regisseur und Autor, „aber es passiert<br />
immer wieder, dass eine solche<br />
Raumschaft etwas verliert, bevor die<br />
Verantwortlichen merken, was sie da-<br />
Agenturfreie Zone?<br />
„Der lokale Werbemarkt – agenturfreie<br />
Zone?“ Dieser Frage geht das SÜDKU-<br />
RIER Medienhaus bei der Creative<br />
Industries auf einer Podiumsdiskussion<br />
nach, an der sich unter<br />
anderem Roland Neubert, Geschäftsführer<br />
der Markdorfer Werbeagentur<br />
Neubert + Jones und SÜDKURIER-<br />
Anzeigenleiter Andreas Heinkel<br />
beteiligen.<br />
Zeit/Ort: Samstag 31. März, 15-16<br />
Uhr, Halle A1, Workshopraum 3.<br />
Anmeldung erforderlich. Kostenlose<br />
Eintrittskarte für die Podiumsdiskussion<br />
(mit Gutschein zum Besuch<br />
des Spotlight-Werbefilmfestivals am<br />
Abend desselben Tages) bei Dagmar<br />
Hesemann, SÜDKURIER Medienhaus<br />
/ Anzeigenleitung, Max-Stromeyer-Str.<br />
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999-1406 oder E-Mail: creative-<br />
.industries@suedkurier.de<br />
Creative Industries<br />
Informationen zur Messe:<br />
Ort: Messe Friedrichshafen;<br />
Dauer: 29. bis 31.März; Öffnungszeiten:<br />
täglich 10 bis 18 Uhr.<br />
Eintrittspreise Messe: zwischen<br />
10 und 40 Euro.<br />
Eintrittspreise Kongress (Messe<br />
inklusive): 75/150 Euro.<br />
Spotlight-Macher Peter Frey<br />
ran hatten.“ Die eigene Medienszene<br />
chic zu finden, reicht einfach nicht<br />
aus. Für Peter Frey gehört es zum<br />
Selbstverständnis, gute Leute in den<br />
eigenen Reihen zu suchen, bevor man<br />
Exoten einfliegen läßt und das Geld<br />
nach draußen abfließt.<br />
„Die Region Oberschwaben ist in ihrer<br />
Wahrnehmung überschaubar“,<br />
sagt der Frey Film-Chef“, aber nicht<br />
anonym. Ein wirklich authentisches<br />
Medienverständnis zieht automatisch<br />
hochrangige Gäste in die Region und<br />
schafft Image. Zu einem Medienstandort<br />
gehört aber auch ein intaktes<br />
Beziehungsgeflecht. Und das ist mit<br />
Arbeit und viel Idealismus verbunden.
10/06<br />
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