Bestandsaufnahmen zu Inklusion
SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY VOL. 1 | 04/2017 Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Teilhabe und Inklusion
SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY
VOL. 1 | 04/2017
Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Teilhabe und Inklusion
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SOZIALE ARCHITEKTUR<br />
Kinder möglicherweise problematisch. Das<br />
plötzlich auftauchende Licht in offenen<br />
Treppenhäusern können autistische Kinder<br />
nicht einordnen, was unter Umständen <strong>zu</strong><br />
Angstattacken führen kann. Da lernen auch<br />
die Architekten da<strong>zu</strong>, denn oft wird <strong>zu</strong> Beginn<br />
von Projekten in unterschiedlichen<br />
(Fach-)Sprachen gesprochen, so Albers,<br />
und fügt hin<strong>zu</strong>, dass es ihr ein Anliegen ist<br />
einen diskutierbaren Vorschlag <strong>zu</strong> machen<br />
(Soziale Architektur 2016).<br />
2. Haben wir die Wände nur im Kopf?<br />
„Wir meinen das Gebäude und sagen<br />
Schule“, so der Architekt Marc Wübbenhorst<br />
und meint damit, dass in der deutschen<br />
Sprache mit dem Wort Schule die Institution<br />
Schule, der Unterricht in der Schule<br />
und das Schulgebäude selbst benannt werden<br />
können. „Man geht in die Schule oder<br />
man war in der Schule“, erklärt Wübbenhorst.<br />
Eine Schule für Alle, eine inklusive<br />
Schule wäre seiner Meinung nach unter<br />
Miteinbe<strong>zu</strong>g größtmöglicher Flexibilität ein<br />
Gebäude, das sich auf jeden Schüler einstellen<br />
kann und vom Mobiliar bis <strong>zu</strong>m Raum<br />
eine vielfache Nut<strong>zu</strong>ngsmöglichkeit <strong>zu</strong>lässt.<br />
Es gibt keine Patentlösungen, und so<br />
muss man sich wohl am ehesten von der<br />
Idee verabschieden, dass es Standard-Lösungen<br />
für heterogene Lerngruppen gibt<br />
(Soziale Architektur 2016).<br />
Ein erfolgversprechendes und innovatives<br />
Wiener Schulbauprojekt – es befindet sich<br />
noch in der Umset<strong>zu</strong>ngsphase – ist der<br />
Campus Plus. In diesem Projekt wird es<br />
durch bauliche Maßnahmen ermöglicht<br />
werden, den pädagogischen Betrieb von<br />
Kindergarten und Schule gemeinsam <strong>zu</strong> gestalten.<br />
Im Campus Plus sollen Kinder im<br />
Alter von null bis zehn Jahren ihren Tag<br />
miteinander unter einem Dach verbringen.<br />
Geplant ist, dass jeweils vier Schulklassen<br />
und zwei Kindergarten-gruppen, sowie eine<br />
Sonderklasse (<strong>zu</strong>m Beispiel: Vorschulgruppe,<br />
eine heil-pädagogische Gruppe o-<br />
der eine basale Klasse) <strong>zu</strong> Bildungsbereichen<br />
– auch „Cluster“ genannt – mit multifunktionalen<br />
Räumen <strong>zu</strong>sammengefasst<br />
werden. Das heißt, Kinder befinden sich in<br />
der Unterrichtszeit und in den Pausen nicht<br />
ausschließlich im eigenen Klassenraum,<br />
sondern bekommen die Möglichkeit sich<br />
freier <strong>zu</strong> bewegen, so können sie (selbstständig)<br />
andere Gruppen besuchen. Ein<br />
Campus Plus wird in der Regel bis <strong>zu</strong> vier<br />
solcher Cluster haben, das heißt bis <strong>zu</strong> 21<br />
Schulklassen und 12 Kinder-gartengruppen<br />
für rund 700 Kinder beherbergen (Wiener<br />
Schulen, Magistrat der Stadt Wien, 2016).<br />
Jeder Campus plus vereint gemeinsame<br />
zentrale pädagogische Sport-, Kreativ-,<br />
Therapie- und Verwaltungsbereiche, sowie<br />
die vier altersübergreifenden Bildungsbereiche,<br />
welche möglichst transparent gestaltet<br />
werden. Durch Verbindungen der<br />
Räume sowie durch Sichtverbindungen soll<br />
die Zusammenarbeit der verschiedenen<br />
Gruppen untereinander gefördert werden.<br />
Das Raumangebot muss verschiedenste Arten<br />
des Lernens in kleinen und größeren<br />
Gruppen, Rück<strong>zu</strong>gsmöglichkeiten, sowie<br />
Freizeitgestaltung ermöglichen. Darüber<br />
hinaus sollen auch die Mahlzeiten gemeinsam<br />
eingenommen werden können und<br />
auch ein eigener Teamraum für Pädagog*innen<br />
und Elterngespräche ist in Planung.<br />
Eine <strong>zu</strong>sätzliche Neuerung beim<br />
Campus plus-Modell ist die sogenannte<br />
Stadtteilfunktion. Zukünftig sollen externe<br />
Bildungspartner*innen verstärkt in die Freizeitgestaltung<br />
oder Nachmittagsbetreuung<br />
eingebunden werden. Beispielsweise die<br />
Musikschulen der Stadt Wien, Breitensportanbieter*innen<br />
sowie Jugendzentren sollen<br />
in die neuen Campus Standorte integriert<br />
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