Bestandsaufnahmen zu Inklusion
SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY VOL. 1 | 04/2017 Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Teilhabe und Inklusion
SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY
VOL. 1 | 04/2017
Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Teilhabe und Inklusion
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Projekt „Kick forward“ – Straßenfußball und <strong>Inklusion</strong><br />
Anna Diethart, Bernhard Wieser, Christian Wakonig, Petra Gardener und Anna Gruber<br />
Zusammenfassung<br />
Das pädagogische Konzept, das den Titel „Kick forward“ beziehungsweise „Straßenfußball für<br />
Toleranz“ trägt, eröffnet jungen Menschen durch Sport neue Lern- und Erfahrungsräume für<br />
ein gelingendes Miteinander. In internationalen Projekten, die von der (außer)schulischen Jugendarbeit<br />
umgesetzt werden, wird eine Bandbreite an Jugendlichen erreicht. Die Verbindung<br />
von Sport und pädagogischen Inhalten schafft hierbei einen Raum, in dem Integration spielerisch<br />
erfahrbar wird (vgl. Jäger, 2006, 2). Somit ist dieses Projekt neben anderen Schwerpunkten<br />
ein Schritt in Richtung des Ziels der Teilhabe aller Menschen in der Gesellschaft.<br />
1. Einleitung<br />
Dass Bildung Spaß machen kann, zeigt sich<br />
beim Projekt „Kick forward“, oder auf<br />
Deutsch: „Straßenfußball für Toleranz“, in<br />
dem der <strong>Inklusion</strong>sgedanke mit Bewegung<br />
und Vergnügen verbunden wird. Sowohl<br />
Schulen als auch Gruppen aus der offenen<br />
Jugendarbeit werden damit angesprochen.<br />
Ziel ist es Erfahrungs- und Lernräume für<br />
ein gelingendes Miteinander <strong>zu</strong> schaffen. In<br />
das Regelwerk des Straßenfußballs fließen<br />
neben dem Sport Erkenntnisse aus wissenschaftlichen<br />
Disziplinen ein. Darin beinhaltet<br />
sind Themen wie Gewaltprävention,<br />
Friedenspädagogik, globales Lernen, nachhaltige<br />
Entwicklung und Demokratieerziehung.<br />
(vgl. Jäger, 2006, 2).<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Durchführung von<br />
„Straßenfußball für Toleranz“ sind weder<br />
Tore noch sonstiges teures Material, nur<br />
eine Teamer*innen-Ausbildung ist wünschenswert.<br />
Teamer*innen werden anstelle<br />
der Schiedsrichter*innen eingesetzt und<br />
sind Vermittler*innen zwischen den Spieler*innen.<br />
Sie sollen dabei unterstützen präventiv<br />
<strong>zu</strong> arbeiten und aktives Konfliktmanagement<br />
um<strong>zu</strong>setzen (vgl. Jäger, 2016, 8).<br />
Worin unterscheiden sich Integration und<br />
<strong>Inklusion</strong>? Integration bedeutet, Menschen<br />
aus Randgruppen und Minderheiten in die<br />
Gesamtgesellschaft ein<strong>zu</strong>gliedern, wobei<br />
die Normen der Mehrheitsgesellschaft und<br />
die Rahmenbedingungen in den meisten<br />
Fällen als starres System erlebt werden. Innerhalb<br />
der <strong>Inklusion</strong> wird nicht mehr zwischen<br />
„Normalen“ und „A-Normalen“ unterschieden,<br />
sondern alle werden von vornherein<br />
als Teil des Ganzen gesehen. Anstelle<br />
von Normierung und Anpassung tritt<br />
die Wertschät<strong>zu</strong>ng der Pluralität in den Mittelpunkt.<br />
<strong>Inklusion</strong> stößt jedoch dann an<br />
ihre Grenzen, wenn die Menschenrechte<br />
missachtet werden und wenn das gelingende<br />
Miteinander nicht als gemeinsames<br />
Ziel angestrebt wird (vgl. Jäger, 2016, 8ff.).<br />
Besonders relevant aus Sicht der Disability<br />
& Diversity Studies ist es, dass bei „Kick<br />
forward“ Rahmenbedingungen, in denen<br />
Pluralität und Gleichberechtigung bejaht<br />
werden, geschaffen werden. Die teilnehmenden<br />
Jugendlichen an diesen Projekten<br />
haben vielfältige Backgrounds und es erfolgt<br />
die Förderung von Toleranz gegen-<br />
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