Falstaff Spezial Gut Purbach
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Wasserbad zu heiß, platzt die<br />
Blase – und all die Mühe war<br />
umsonst.<br />
Die Schweins- oder Kalbsblase<br />
selbst ist geschmacksneutral;<br />
sie hält aber all die<br />
guten Aromen in der Sauce, die<br />
sich beim Schmoren entwickeln,<br />
und sorgt dafür, dass das zarte<br />
Hendlfleisch schonend gart – vom<br />
Prinzip her dem modernen Sous-vide-Garen<br />
sehr ähnlich.<br />
In den vergangenen Jahren ist das Blasengaren<br />
wieder in Mode gekommen: Das Drei-Sterne-Restaurant<br />
»Eleven Madison Park« in New<br />
York etwa serviert getrüffelten grünen Spargel<br />
aus der Schweinsblase, der japanische Starkoch<br />
Masaharu Morimoto griff für die Fernsehshow<br />
»Iron Chef« auf die Technik zurück, und Paul<br />
Bocuse serviert Poularde en vessie bis heute in<br />
seinem Stammhaus als Hommage an seinen<br />
großen Lehrer.<br />
FESTHALTEN AN TRADITIONEN<br />
»Sicher, man könnte das Hendl auch in ein<br />
Vakuumsackerl packen und im Kombidämpfer<br />
garen«, sagt Stiegl. »Das Schöne an dem<br />
Huhn in der Blase ist für mich aber die<br />
handwerkliche Herausforderung und dieses<br />
Festhalten an Traditionen. Wenn man nach<br />
Frankreich fährt, dann sieht man diese alten<br />
traditionellen Gerichte noch oft auf der<br />
Karte. Bei uns gibt es diese Wertschätzung<br />
für Klassiker nicht. Welches Ge richt der feinen<br />
Küche aus den 1930er-Jahren ist denn<br />
noch erhalten, außer vielleicht das Wiener<br />
Schnitzel?«<br />
Vor Jahren kostete sich Stiegl auf einer<br />
Frankreich-Reise durch einige der klassischen<br />
Restaurants und Rezepte und war teilweise<br />
beeindruckt. Auch abseits französischer Klassiker<br />
versucht er seither in seinem Restaurant<br />
alte, selten gewordene Köstlichkeiten wieder<br />
hervorzuholen: etwa »Herrgott’s Bscheisserle«<br />
(Maultaschen) oder Froschschenkel.<br />
Die Poularde en vessie gibt es im »<strong>Gut</strong><br />
<strong>Purbach</strong>« mit zwei Unterschieden zu den<br />
Versionen, die in französischen Spitzenrestaurants<br />
serviert werden: Stiegl verwendet<br />
keine Bressehühner, sondern, wenn möglich,<br />
<strong>Purbach</strong>er Hendln. Die sind nicht minder<br />
köstlich, aber preislich etwas günstiger.<br />
Wohl auch deshalb kostet bei Bocuse das<br />
ganze Huhn in der Blase immerhin 250 Euro.<br />
Im »<strong>Gut</strong> <strong>Purbach</strong>« ist es für rund ein Drittel<br />
zu haben. <<br />
Paul Bocuse und sein<br />
Lehrmeister Fernand<br />
Point (oben), der Erfinder des<br />
Gerichts Poularde en vessie.<br />
Das Rezept geht auf einen der größten Köche aller Zeiten<br />
zurück: Fernand Point. Er gilt als Lehrer von Paul Bocuse,<br />
François Bise sowie Jean und Pierre Troisgros.<br />
Huhn in der Blase bei<br />
Paul Bocuse: ein Gericht für<br />
kompromisslose Schlemmer.<br />
falstaff<br />
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