KulturFenster Nr. 05/2016 - Oktober 2016
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Schätze des Blasmusik-Repertoires<br />
als Konzertorganist und Orgelimprovisator.<br />
Von 1965 bis zu seiner Pensionierung<br />
war er Direktor des Konservatoriums<br />
der Stadt Tilburg. Sein Interesse<br />
als ausübender Musiker und Komponist<br />
galt einerseits der polyphonen Musik<br />
des 15. und 16. Jahrhunderts, andererseits<br />
der Musik der Gegenwart. („Man<br />
muss diese erkennen und begreifen lernen,<br />
denn nur so erfährt man etwas über<br />
seine eigene Zeit.“).<br />
„Introduktion, Thema und Variationen“<br />
schlägt eine Brücke zwischen Volksmelodie<br />
und der Musik des 20. Jahrhunderts.<br />
Nach einer markanten Einleitung, die im<br />
Fortepiano mit einem langen Crescendo<br />
und einem dynamisch wieder zurückführenden<br />
Triller in den hohen Holzbläsern<br />
endet, setzt ab Buchstabe A das Thema<br />
ein (Notenbeispiel 2; Klarinetten, Saxophone,<br />
Fagott).<br />
Variation 1 (ab Buchstabe C) bringt<br />
mehr punktierte Elemente, ergänzt um<br />
einen „walking bass“ und Signale in den<br />
Trompeten und Posaunen (Notenbeispiel<br />
3). Nachdem in der ersten Variation die<br />
rhythmische Struktur des Themas verändert<br />
wurde, erklingt in Variation 2 (ab<br />
Buchstabe F) das Thema in einer ganz<br />
anderen Taktart: 5/8 (Notenbeispiel 4).<br />
Variation 3 steht zwar in der Paralleltonart<br />
c-Moll, hat aber trotzdem einen<br />
fröhlichen Charakter (Notenbeispiel 5,<br />
Klarinettensatz). In der vierten Variation<br />
kommt Toeboschs Vorliebe für alte Kirchentonarten<br />
zum Tragen, denn dieser<br />
Abschnitt steht in c-Phrygisch (4 B’s für<br />
die C-Instrumente; Notenbeispiel 6).<br />
Die abschließende Variation ist ein furioses<br />
Scherzo, in der der Komponist immer<br />
wieder 6/8- und 2/4-Takt gegeneinander<br />
stellt. Das Thema der Hymne, das<br />
eigentlich immer durchscheint, wird hier<br />
am meisten durchgeführt und in seine<br />
Bestandteile „zerlegt“.<br />
Toebosch schrieb etwas mehr als eine<br />
Handvoll Werke für Blasorchester, in der<br />
Regel geprägt vom Kontrapunkt aus der<br />
Renaissance und der Zeit davor, aber<br />
auch von der Harmonik des 20. Jahrhunderts.<br />
Als Pflichtstücke waren sie nur selten<br />
bei Wettbewerben verlangt. Obwohl<br />
nicht nur das hier vorgestellte Stück ein<br />
Orchester der Stufe D verlangt, kommentierte<br />
der Komponist diesen Sachverhalt<br />
mit leiser Ironie: „Meine Kompositionen<br />
sind offenbar nicht schwierig genug.“<br />
Joachim Buch<br />
Notenbeispiel 3<br />
Notenbeispiel 4<br />
Notenbeispiel 5<br />
Notenbeispiel 6<br />
18<br />
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