2015-12 KulturFenster Nr.6 - Dezember 2015
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />
-70% – NE BOLZANO – 67. Jahrgang<br />
Nr. 6 | DEZEMBER | <strong>2015</strong><br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Heimatpflege mit flexiblem Geist<br />
Im kommenden Jahr Wertungssingen<br />
Liturgie und Musik im Gottesdienst
• Geleitwort •<br />
• Inhalt •<br />
• Heimatpflege<br />
Suche nach Heimat - Herbergsuche<br />
Globalisierung ist ein Schlagwort, das heutzutage<br />
in fast aller Munde ist. Informationen,<br />
Botschaften, gute und böse, friedvolle und sogenannte<br />
Hassbotschaften rasen in Windeseile<br />
um die Welt, tun Gutes oder verursachen<br />
Terror mit Angst und Schrecken.<br />
In Zeiten, in denen manches aus dem Gleichgewicht<br />
geraten zu sein scheint, sehnen sich<br />
viele Menschen nach Orientierung. Es ist die<br />
Sehnsucht nach Heimat, die zusehends an<br />
Bedeutung gewinnt.<br />
Aber was ist Heimat? Heimat ist dort, wo man<br />
Land und Leute kennt, wo der Gleichklang<br />
des Gesanges, der Musik, der Sprache, des<br />
Dialektes wahrgenommen wird, wo Orte und<br />
Gebäude vertraut sind, wo Menschen die gemeinsame<br />
Geschichte erleben. „Heimat hat<br />
mit Gefühlen zu tun, sie kommt aus dem Herzen“,<br />
betont Peter Ortner, der Landesobmann<br />
des Südtiroler Heimatpflegeverbandes. Sie bedeute<br />
Entwicklung aus den Wurzeln der Geschichte<br />
und der Tradition, „aus bestehenden<br />
und beständigen Werten“.<br />
• Chorwesen<br />
Was ist Heimat nicht? Auch diese Frage<br />
stellt Peter Ortner. Heimat sei keine „Käseglocke“,<br />
die über Land und Gesellschaft<br />
gestülpt wird, um Werte der Innovation und<br />
des Fortschritts zu blockieren. Das könnte<br />
zu Provinzialität und zu Überheblichkeit führen,<br />
zu Ausgrenzung, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit.<br />
Stichwort Fremdenfeindlichkeit: Hunderttausende<br />
Menschen sind derzeit auf der<br />
Flucht, sie verlassen ihre Heimat, nicht freiwillig,<br />
sondern weil sie den Schrecken des<br />
Bürgerkrieges entkommen wollen, sie suchen<br />
eine neue Heimat in einer für sie weitgehend<br />
fremden Welt. Ich glaube, es ist gut<br />
daran zu denken, dass auch viele Südtiroler<br />
zur Zeit der Option vor 75 Jahren ihre Heimat<br />
verlassen haben – auf der Suche nach<br />
einer neuen, was nur in den seltenen Fällen<br />
gelungen ist. Viele konnten nach dem<br />
Weltkrieg wieder in ihre Heimat zurückkehren.<br />
Das war ein großes Glück.<br />
Weihnachten ist die Zeit des Herbergsuchens,<br />
der Suche nach Heimat – damals wie heute.<br />
Alfons Gruber<br />
• Blasmusik<br />
Heimatpfl ege mit fl exiblem Geist 3<br />
Großfl ächiger Kahlschlag im Sarntal 4<br />
Bäume in den Siedlungen<br />
haben es schwer 5<br />
Massiver Eingriff in Bozner Grünanlagen 6<br />
Unterwegs zu unseren Nachbarn 7<br />
Heimatpfl ege Eppan –<br />
wertvolle Kulturarbeit 8<br />
Rundschau 10<br />
Büchertisch <strong>12</strong><br />
Hakenmacher Sepp Trienbacher 14<br />
Jubiläumskathreintanz in Meran 15<br />
Im Jahr 2016 Neuwahlen und<br />
Wertungssingen 17<br />
Von der Kirche in die gute Stube –<br />
Advents- und Weihnachtslieder 18<br />
„Tag der Chöre“ in Meran 21<br />
Fortbildung „Singen vom Blatt,<br />
leicht gemacht“ 22<br />
Bezirk Vinschgau/Burggrafenamt:<br />
Sängerwanderung 23<br />
Leonhard Lechner –<br />
zwischen den Konfessionen 24<br />
Bezirk Bozen:<br />
„Literaturspezifi sches Einsingen“ 25<br />
Sängerwanderung des Bezirks Bozen 26<br />
Jugendchortreff im Vinzentinum (Brixen) 27<br />
Stefan Demetz ist 90 -<br />
Chorverband gratuliert 28<br />
Stimmgabel 29<br />
Über die Funktion der Musik in der Kirche 32<br />
Liturgie und Musik im Gottesdienst 33<br />
Beispiel einer Gottesdienstgestaltung 36<br />
Landesmusikfest in Meran: Musik an erster Stelle 37<br />
Ansprache von Dekan H. Pamer<br />
bei Landesmusikfest 40<br />
„Musik in Bewegung“ bei Landesmusikfest 41<br />
Bachelor-Studium für<br />
Blasorchesterleitung abgeschlossen 42<br />
Prüfungen für Jungmusiker<br />
Leistungsabzeichen <strong>2015</strong> 43<br />
Treffen Pustertaler und Osttiroler Musikbezirke 44<br />
Jugendkapelle Tisens in Linz erfolgreich 46<br />
Erstes Euregio-Fest in Hall in Tirol 47<br />
Kapellmeister Hanspeter Rinner – Interview 48<br />
55 Klarinetten im Konzert 50<br />
Musikpanorama 53<br />
2<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Heimatpflege<br />
Heimatpflege mit flexiblem Geist<br />
Gedanken zum Jahresende<br />
Schon wieder neigt sich ein Jahr dem<br />
Ende zu und mit ihm ein weiteres halbes<br />
Jahrzehnt. "Heimatpflege" mag ein obsoleter<br />
Begriff sein, das heißt aber nicht, dass dahinter<br />
automatisch das krampfhafte Festhalten<br />
an Traditionen und Aufgaben, die längst<br />
überholt sind, steht. Zahlreiche im vergangenen<br />
Jahr vorgestellte Projekte und Beiträge<br />
haben eindringlich bewiesen, dass<br />
Heimatpflege in den verschiedenen Jahrzehnten<br />
genau da ansetzen kann, wo der<br />
Zeitgeist sie haben will und fordert.<br />
Ein Vereinsprofil ist wandelbar, ohne<br />
dass es deshalb seiner Grundausrichtung<br />
untreu werden muss. Sicher ringt<br />
die Gemeinschaft der Heimatpfleger um<br />
Nachwuchs wie viele Traditionsvereine,<br />
sicher bestimmen Hochs und Tiefs seit<br />
Jahrzehnten die Chroniken der Vereine,<br />
aber es wird etwas getan, unermüdlich,<br />
mit Nachdruck und viel Überzeugung.<br />
Dies steckt an, und so klettern auch immer<br />
mehr Begeisterte aus der jungen Generation<br />
mit ins Boot. Sensibilisierung ist<br />
der Leitgedanke nahezu aller Vereine, darüber<br />
hinaus wird Kinder- und Jugendarbeit<br />
künftig verstärkt einen Schwerpunkt<br />
bilden müssen, um den Anschluss zur Zukunft<br />
nicht zu verpassen. Die Ortgruppe<br />
in Kurtatsch (es wurde im Sommer darüber<br />
berichtet) macht es uns vor. Andernorts<br />
werden Sonnenblumenkerne an Kinder<br />
verteilt, damit die Kinder zuhause an<br />
diesem Beispiel nachvollziehen können,<br />
wie unsere Vegetation funktioniert. Oder<br />
der angeleitete Bau von Nistkästen. Oder<br />
Baumpflanzungen.<br />
Heimatpflege beginnt<br />
im Kleinen<br />
Wir sollten von der Vorstellung abrücken,<br />
ohnehin nichts bewirken zu können.<br />
Manchmal wünscht man sich, dass<br />
es doch noch so sein möge wie vor einem<br />
halben Jahrhundert, doch das ist ein Trugschluss,<br />
denn die guten alten Zeiten waren<br />
auch nicht immer gut. Letztens hatte<br />
ich mit einigen Kollegen eine Diskussion<br />
über die Flüchtlingsproblematik. Was solle<br />
der Einzelne schon tun, die Politik müsse<br />
agieren. Nun, in den letzten Monaten haben<br />
sich zahlreiche „Einzelne“ zusammengefunden<br />
und Kleidersammlungen organisiert,<br />
Küchen in Unterkünften montiert<br />
und Einrichtungsgegenstände zur Verfügung<br />
gestellt. Freizeitinitiativen laufen an,<br />
Schulprojekte sind in Planung und weitreichende<br />
Konzepte in Ausarbeitung. Kreativität<br />
und soziales Engagement sind die<br />
Motoren hierfür. Jetzt in der vorweihnachtlichen<br />
Zeit, der Zeit, welche besinnlich und<br />
ruhig sein sollte und doch meist hektisch<br />
ist, die Zeit, in der man sich langsam die<br />
guten Vorsätze für das kommende Jahr<br />
zurecht legt, sollte ab und an dazu genutzt<br />
werden, zu überlegen, was ich als<br />
Einzelne, als Einzelner leisten kann, für<br />
die Heimatpflege, für die Gemeinschaft,<br />
für unser aller Lebenswelt. Die Möglichkeiten<br />
sind grenzenlos.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />
ein ideenreiches Weihnachtsfest<br />
Ihre Sylvia Rottensteiner<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 3
Das Thema<br />
Großflächiger<br />
Latschen-Kahlschlag im Sarntal<br />
Legföhre, Bergföhre, Krummholz<br />
Latschen-Kahlschlag oberhalb vom Durnholzer See im Sarntal. Man ist beim Anblick dieser großen Wunde im Landschaftsbild<br />
schockiert.<br />
Oberhalb des Durnholzer Sees im Sarntal<br />
ist eine massive Latschen-Rodung zu<br />
sehen. Es ist dies eine auffallende Wunde<br />
im Landschaftsbild, die so schnell nicht<br />
heilen wird. Die an dieser Stelle vorbeiziehenden<br />
Bergwanderer sind schockiert.<br />
Wie kann die zuständige Forstbehörde einen<br />
derartigen Eingriff in eine sonst weitgehend<br />
intakte Gebirgslandschaft nur genehmigen?<br />
Zur Botanik der Legföhre<br />
Die Legföhre (Latsche) ist ein Strauch<br />
mit bogig aufsteigender Krone und niederliegenden<br />
Ästen (Krummholz). Das Holz ist<br />
hart, harzhaltig und dauerhaft. Sie kann<br />
bis zu 300 Jahre alt werden. Das Wurzelsystem<br />
ist flach und weit ausreichend. Die<br />
in grünen Kurztrieben angeordneten Nadeln<br />
verbleiben bis zu 15 Jahren. Die Winterknospen<br />
erscheinen harzig. Die Blüten<br />
sind einhäusig. Die weiblichen Zapfen sind<br />
im jungen Zustand blauviolett. Die Samen<br />
fallen im dritten Jahr aus und bleiben bis<br />
zu vier Jahren keimfähig. Die Latschen<br />
blühen im Juni.<br />
Die Latsche überzieht vor allem unter<br />
und über der Waldgrenze trockene Böden,<br />
Kalk- und Dolomitstandorte. Sie ist bis in<br />
2300 m Höhe verbreitet (Latschengürtel,<br />
Kampfwaldgürtel).<br />
Wichtige Bodenschutzfunktion<br />
Die Latschen bilden mit Lärchen und<br />
Zirben das beste Bollwerk gegen Lawinen,<br />
Steinschlag und Muren. Sie haben<br />
eine unschätzbare Bodenschutzfunktion.<br />
In den Sarntaler Alpen erreicht der Latschengürtel<br />
eine Ausdehnung von rund<br />
1600 Hektar. Die Latschen bilden einen<br />
undurchdringlichen Dschungel und ein<br />
großes Naturreservat. Aufgrund der vielfältigen<br />
ökologischen Funktionen ist der<br />
Kahlschlag von Latschen, wie im Sarntal<br />
getätigt, fehl am Platz. In vielen Regionen<br />
der Alpen ist die Latsche geschützt. Sie<br />
vermag steinige Böden zu besiedeln und<br />
erosionsgefährdetes Lockermaterial zu<br />
festigen. Mit der Bodenbildung reift das<br />
Keimbett für standortechte Zirbenwälder<br />
heran (Schutzwald). Die Latsche ist eine<br />
Charakterpflanze der Zwergstrauchheide<br />
auf Kalk. Im Sarntal gedeiht die Latsche<br />
auf Silikatböden.<br />
Peter Ortner<br />
4<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Bäume in den Siedlungen<br />
haben es schwer<br />
Stadtböden – verdichtet, versiegelt, verbaut<br />
Die Bäume an Straßen und in Siedlungen<br />
führen heutzutage ein hartes Leben.<br />
Einst stattliche Straßenbäume zeigen<br />
durch unsachgemäße Amputationen<br />
wie Köpfungen und Kronenabschnitte ein<br />
Bild des Jammers. Zu Stammverletzungen<br />
kommt es bei Kollisionen zwischen Bäumen<br />
und Kraftfahrzeugen. Emissionen<br />
verunreinigen die Luft in fester Form als<br />
Ruß und Staub, in flüssiger Form als sulfathaltige<br />
Niederschläge und gasförmig<br />
als Stick- und Schwefeloxide.<br />
Schädigung durch<br />
Salzstreuung<br />
Ob ein Baum krank ist, erkennt man<br />
besonders im Frühling und Sommer<br />
an der Färbung der Belaubung, an der<br />
Dichte der Belaubung und an der Größe<br />
der Einzelblätter. So fallen am Erscheinungsbild<br />
unserer Städte bereits Ende<br />
Mai, Anfang Juni Laubverfärbungen an<br />
Straßenbäumen auf, die normalerweise<br />
erst Ende September auftreten. Das Salz<br />
gelangt mit dem Schmelz- und Spritzwasser<br />
in den Boden. Dadurch verschlechtert<br />
sich die Bodenqualität, da die Natriumionen<br />
unter Verdrängung der Bodenluft<br />
und Verminderung des Wasserspeichervermögens<br />
den Boden verdichten.<br />
Mit Frühjahrsbeginn wird das Salz über<br />
die Wurzeln und Wasserleitungsbahnen<br />
bis zu den Blattzellen transportiert. An<br />
den Blatträndern kommt es dann zu regelrechten<br />
Verbrennungen (braune Nekrosen).<br />
Vielfältige<br />
Schadfaktoren<br />
unvernünftiger Baumschnitt kann zu einer<br />
nachhaltigen Schädigung führen. Es<br />
gibt nur wenige Gründe, die den Schnitt<br />
an Bäumen rechtfertigen. Dazu gehören<br />
Entlastungsschnitte in der Krone bei Wasserverlusten<br />
oder Sicherungsschnitte aus<br />
verkehrstechnischen Gründen.<br />
Peter Ortner<br />
Zu Baumschädigungen kommt es<br />
weiters bei Hoch- und Tiefbauarbeiten.<br />
Lecks in den Stadtgasleitungen vergiften<br />
die Wurzeln. Im Rahmen von Leitungsverlegungen<br />
werden Baumwurzeln<br />
freigelegt und amputiert. Auch ein<br />
Bäume an verkehrsreichen Straßen haben ein hartes Leben. Ihre Lebenskraft wird<br />
durch Salzschäden, Abgase und Bodenversiegelung nachhaltig beeinträchtigt.<br />
(Ortner: Lebensraum Wald in Südtirol, 1991. S. 16)<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 5
Das Thema<br />
Parkanlage Grieserhof fällt<br />
Bauvorhaben zum Opfer<br />
Massiver Eingriff in Bozner Grünanlagen<br />
Man hatte es eilig. In einer Nacht- und Nebelaktion<br />
wurden erst kürzlich im Zuge des<br />
Neu- und Umbaus des Grieserhofes in ein<br />
Altersheim fast alle Bäume, darunter auch<br />
geschützte Arten, gefällt. Wie konnten die<br />
Sachverständigen der Stadtgärtnerei bzw.<br />
die zuständigen Behörden einem derartigen<br />
Naturfrevel zustimmen? Mit dem Grieserhof-Park<br />
fällt eine weitere grüne Lunge<br />
der Stadt Bozen dem Beton zum Opfer.<br />
Zum Gutachten der<br />
Stadtgärtnerei<br />
Laut Gutachten der Stadtgärtnerei Bozen<br />
handelt es sich um einen massiven<br />
Eingriff, weshalb als Ausgleich nach Beendigung<br />
der Arbeiten Neupflanzungen vorzunehmen<br />
sind. Dieses Vorhaben ist eher<br />
eine „Feigenblattauflage“.<br />
Der Baumbestand des Grieserhof-Parks<br />
setzt sich aus einer Vielfalt von Laub- und<br />
Nadelbäumen zusammen. Durch die Erweiterung<br />
bzw. den Neubau des Grieserhofes<br />
ist laut Gutachten eine Schlägerung<br />
des Großteils des Baumbestandes unumgänglich.<br />
Laut Bericht der Stadtgärtnerei sind einige<br />
Bäume wie Cedrus deodara, Sophora<br />
japonica, Robinia pseudoacacia und Fraxinus<br />
excelsior am Ende ihres Wachstumsprozesses.<br />
Auch ein Acer sp. und<br />
Liriodendron tulipifera würden die vom<br />
Landschaftsschutz vorgesehenen Ausmaße<br />
erreichen und seien daher geschützt. Einige<br />
Der Grieserhof-Park nach dem totalen Kahlschlag. Übriggeblieben sind noch einige<br />
Sträucher. Was ist hier noch zu schützen bzw. aufzuwerten?<br />
Bäume wie Abies nordmanniana, verschiedene<br />
Magnolien, Thujen und Cephalotaxus<br />
harringtonia würden die vom Landschaftsschutz<br />
vorgesehenen Ausmaße nicht erreichen<br />
und könnten daher, nach Gutdünken<br />
des Besitzers, entfernt werden.<br />
Bauherren und Erschließer haben die<br />
Parkanlage Grieserhof radikal vernichtet.<br />
Der Park ist verschwunden und gleicht einer<br />
„tabula rasa“. Man hat innerhalb von<br />
zwei Tagen konkrete Taten gesetzt. Wo<br />
bleibt der Respekt vor der Schöpfung?<br />
Wer hat die Umweltauflagen kontrolliert?<br />
Einige Bäume sollten ja erhalten bleiben.<br />
Alles sieht einem Kahlschlag gleich.<br />
Peter Ortner<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />
6<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Heimatpflege<br />
Unterwegs zu unseren<br />
Nachbarn<br />
Burgen, Kirchen und Landschaft – ein kulturelles Ereignis<br />
Bei herrlichem Spätsommerwetter besuchte<br />
eine ansehnliche Gruppe vom Heimatschutzverein<br />
Lana die Nachbarprovinz<br />
Welschtirol.<br />
Dabei führte Bezirksobmann Georg<br />
Hörwarter zunächst durch die gotische<br />
und noch auf romanische Ursprünge zurückreichende<br />
Kirche zur Heiligen Agatha<br />
in Faedo, die mit Fresken reich ausgeschmückt<br />
ist. Anschließend begab sich<br />
die Gruppe in einer Fußwanderung zur<br />
Burg Königsberg und besichtigte diese<br />
mittelalterliche Burganlage; diese war<br />
einst Gerichtssitz und ist noch mit den<br />
zwei zinnengekrönten Giebeln ausgestattet.<br />
Um einen romanischen Turm ist ein<br />
großer Palas angebaut.<br />
Burgenrundfahrt<br />
Großer Dank gebührt der Besitzerfamilie<br />
Schmid vom Schloss Rametz in Obermais<br />
für die Sondererlaubnis und das Entgegenkommen,<br />
diese private Burg besichtigen<br />
zu können.<br />
Nach einem typischen Mittagessen<br />
ging es nach Altspaur zur alten gotischen<br />
Vigilius-Wallfahrtskirche mit noch erhaltenem<br />
romanischen Glockenturm. Ein Abstecher<br />
zum Schloss Belfort, einst eine<br />
der größten Burganlagen des Landes, eröffnete<br />
einen einmaligen Rundblick auf<br />
das gesamte Nonstal bis hin zu den Laugenspitzen.<br />
St. Michael an der Etsch<br />
entwickelte sich rund um das kunst-, kirchen-<br />
und landesgeschichtlich bedeutsame<br />
ehemalige Augustiner-Chorherrenstift<br />
St. Michael. Dieses Kollegiatstift wurde<br />
hier 1145 von den Grafen von Eppan mit<br />
Unterstützung des Trienter Bischofs Altmann<br />
oberhalb des alten Zusammenflusses<br />
von Etsch und Noce begründet.<br />
Den Abschluss bildet St. Michael an<br />
der Etsch mit seiner Stiftskirche, welche<br />
1145 erbaut wurde. Eine Freitreppe, gekrönt<br />
von zwei großen Bischofsgestalten,<br />
führt zur reich mit Statuten geschmückten<br />
Fassade und weiter ins Kircheninnere,<br />
das mit reichem Stuckwerk und Freskenschmuck<br />
geziert ist. Sehr sehenswert waren<br />
auch die Sommer- und Wintersakristei.<br />
Die Ortschaft St. Michael an der Etsch<br />
Kulturinteressierte Teilnehmer aus Lana vor dem Schloss Königsberg<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 7
Ins Bild gerückt<br />
32 Jahre wertvolle Kulturarbeit<br />
Verein für Heimatpflege Eppan<br />
Peter von<br />
Hellberg, Obmann<br />
des Heimatpflegevereins<br />
Eppan seit<br />
seiner Gründung<br />
Wenn Kultur- und Heimatpflege das Bemühen<br />
ist, wertvolles Kulturgut, das reiche<br />
Kulturerbe eines Landstriches wie Eppan zu<br />
bewahren und in die Moderne authentisch<br />
und unverfälscht hinüberzubringen, so ist<br />
die Tätigkeit zeitaufwendig, vielseitig und<br />
fachlich sehr anspruchsvoll.<br />
Motivation und Gründung<br />
Die Dorf-und Bevölkerungsentwicklung<br />
in den 1980er Jahren, begleitet von<br />
einer langsam, aber stets wachsenden<br />
Wirtschaft, brachte Fragen mit sich, wie<br />
man das Dorfbild und die bekannte, von<br />
der Renaissancezeit geprägte Kulturlandschaft<br />
wie Eppan-Berg, Pigeno` und das<br />
traditionell geprägte ländliche Bauwesen<br />
und alle sehenswürdigen und erlebensintensiven<br />
Orte mit den neuen technischen<br />
Einrichtungen und der Verbesserung der<br />
Ausstattung des öffentlichen Raumes<br />
in Einklang bringen kann. So wurde am<br />
16. Juni 1983 in St.Michael/Eppan, sozusagen<br />
auch als Nachfolger des 1924 unter<br />
der Diktatur aufgelösten sehr bedeutenden<br />
ersten Heimatschutzvereines von<br />
Eppan, von 57 Mitbürgern der Verein für<br />
Heimatpflege Eppan gegründet.<br />
Die satzungsmäßigen ehrenamtlichen<br />
Aufgaben reichen bekanntlich von der<br />
Pflege des heimischen Kulturgutes, des<br />
Dorf- und Landschaftsbildes, der Erforschung<br />
der Heimatgeschichte im weitesten<br />
Sinne, der Bau-und Denkmalpflege bis hin<br />
zum kulturpolitischen Auftrag, den Sinn<br />
für Heimatpflege durch geeignete Initiativen<br />
wachzuhalten. Erfreulicherweise sind<br />
viele ehrenamtliche Vereine in weiten Bereichen<br />
heimischer Kultur tätig.<br />
St. Pauls (Eppan)<br />
Aufgabenfelder<br />
Die enge Zusammenarbeit mit der öffentlichen<br />
Hand und die Aufgeschlossenheit der<br />
Mitbürger und der Tourismuswirtschaft für<br />
die Förderung der Anliegen ermöglichte es<br />
dem Verein, mit Sachberatung von Fachkräften<br />
Projekte durchzuführen.<br />
Die elementare Tätigkeit lag in dem Bemühen,<br />
bei der Erstellung der Landschaftspläne,<br />
Bebauungs- und Ensembleschutzpläne<br />
und deren Änderungen beratend<br />
dabei zu sein, da hierbei im Vorfeld Konträres<br />
abgewehrt und Positives eingebaut<br />
werden konnte. Die landesgesetzliche Einräumung<br />
eines Sitzes in der Baukommission<br />
gab Gelegenheit, für eine dorfbild -und<br />
landschaftsschonende, rücksichtsvolle und<br />
qualitätsgerechte Einbindung der Bautätigkeit<br />
in den alten Ortsbestand zu plädieren.<br />
Nur in wenigen Fällen hat der Verein<br />
mit Rechtsmitteln bei den zuständigen Instanzen<br />
eine Klärung verlangen müssen.<br />
Das staatliche Denkmalschutzgesetz<br />
schützt direkt oder indirekt auch das Umfeld<br />
eines Baudenkmals dahingehend,<br />
dass die „Würde“ des Baudenkmals in<br />
seiner ästhetischen Ansicht nicht beeinträchtigt<br />
werden darf ohne Ansehen eines<br />
wirtschaftlichen Anspruches. Rechtliche<br />
Auslegungsfragen liegen hierbei immer<br />
im Vordergrund.<br />
An dieser Stelle ist es leider nicht möglich,<br />
auf die vielseitige Tätigkeit und die<br />
unzähligen Initiativen des Vereines einzugehen;<br />
so soll nur eine Auswahl als Beispiel<br />
erwähnt werden.<br />
Album der alten Ansichtskarten von<br />
Eppan<br />
8<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Referenten bei Geschichts-und Kunstgeschichtstagungen<br />
berufen. Die Fotoarchivgruppe<br />
St. Pauls, eine Sektion des Vereines,<br />
hat in wenigen Jahren 13.000 alte<br />
Fotos mit Scanner erfasst, eine Fundgrube<br />
für die Forschung der Volkskultur, der Dorfund<br />
Familiengeschichte.<br />
Anhand eines aufgefundenen, handgeschriebenen<br />
Katasterverzeichnisses von<br />
Eppan aus dem Jahre 1858 konnte eine<br />
Riegel-Katasterkarte mit den alten Riednamen<br />
digital erstellt werden.<br />
Nach langjähriger Sammlung der Flurnamen<br />
durch Vereinsgewährsträger und<br />
Fachleute hat die Gemeinde Eppan die<br />
Flurnamenkarte (rund <strong>12</strong>00 Namen) gedruckt,<br />
welche käuflich erworben werden<br />
kann.<br />
Errichtung eines neuen Zaunes am Kirchhof in St. Justina<br />
Initiativen und Projekte<br />
Von Bedeutung war die Errichtung der<br />
Büste des berühmten Eppaner Rokokomalers<br />
J. G. Plazer, die im Garten der Mittelpunktsbibliothek<br />
in St. Michael steht. Die<br />
Restaurierung verwahrloster, religiöser<br />
Kleinbaudenkmäler (Kapellen und Bildstöcke)<br />
sowie von Kleinkunstwerken wie<br />
Sonnenuhren, Fresken und Wappen an<br />
Hausfassaden war ein großes Anliegen;<br />
beispielsweise wurde das übermalte Maria-Theresianische<br />
Zollwappen von 1766<br />
am alten Gerichtsgebäude in St. Pauls freigelegt.<br />
Ein Album von alten Ansichtskarten<br />
ist 2005, der transkribierte Druck der<br />
Chronik der Schule von St. Pauls (Epoche<br />
1508-1946) ist im November <strong>2015</strong><br />
erschienen. Unzählige Beiträge im Gemeindeblatt<br />
betrafen die Ortsgeschichte<br />
von Eppan.<br />
Historisches Engagement<br />
Aus der Studie der 20 berühmtesten<br />
Eppaner Persönlichkeiten hat die Gemeinde<br />
Eppan 10 Namen für die Benennung neuer<br />
Straßen gewählt. Über die Zeitgeschichte<br />
wurden einige Filmabende abgehalten;<br />
Vorstandsmitglieder waren mehrmals als<br />
Im Namen der<br />
Natur- und Kulturlandschaft<br />
Im Landschaftsschutzbereich haben<br />
Vereinsmitglieder das seit 1970 verwilderte<br />
Naturdenkmal „Trockenrasengebiet<br />
Kreuzstein“, bekannt aufgrund seltener<br />
Gräser- und Blumenarten sowie archäologischer<br />
Funde aus der Jungsteinzeit, von<br />
wuchernden Sträuchern befreit. Mit einem<br />
traditionellen Speltenzaun gesichert, wird<br />
das Gebiet mit Schafen und Ziegen beweidet.<br />
Der „Kreuzstein“ wird von der Bevölkerung<br />
gut angenommen und ist für viele<br />
Familien zu einem Wanderziel geworden.<br />
Der Vorstand wünscht sich, mit seiner<br />
Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Identitätsstiftung<br />
und zur Steigerung der Lebensqualität<br />
der engeren Heimat zu leisten.<br />
Peter von Hellberg<br />
Der wieder freigelegte Kaiseradler am<br />
Zollamt<br />
Segnung der Kapelle des<br />
Hl. Nepomuk<br />
Auch die Kapelle des Hl. Nepomuk<br />
wurde restauriert.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 9
Musikalisches Stelldichein im Zeichen der Solidarität und Nächstenliebe: Sänger,<br />
Musikanten, Tänzer und Ehrengäste für die „Stille Hilfe im Dorf“ auf der Bühne im<br />
Raiffeisenhaus von Lana (Foto Kofler Lana)<br />
„Stille Hilfe im Dorf“<br />
13. Benefi z-Heimatabend in Lana<br />
•Rundschau<br />
Sänger und Musikanten haben sich beim<br />
traditionellen Benefi z-Heimatabend erneut<br />
in den Dienst einer guten Sache<br />
gestellt. Dieser ging heuer zum 13. Mal<br />
im Raiffeisenhaus von Lana unter dem<br />
Motto „Musik, Gesang, Jodler, Mundart<br />
und Tanz“ über die Bühne.<br />
Für die Musikanten, Volkstänzer und<br />
Kunstschaffenden ist es eine Selbstverständlichkeit,<br />
sich immer wieder für einen<br />
guten Zweck unentgeltlich einzubringen,<br />
beispielsweise für die „Stille Hilfe<br />
im Dorf“. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />
notleidenden Menschen schnell<br />
und unbürokratisch zu helfen.<br />
Mitgewirkt haben Bläser der Bürgerkapelle<br />
Lana, die Gaulsänger, die Gruppe<br />
„Pasui“, der Zweigesang Maria Sulzer<br />
und Helmuth Gruber, die Passeirer<br />
Mundartdichterin Anna Lanthaler,<br />
der Ultner Männerchor, die Volkstanzgruppe<br />
Lana und Sprecher Alfred Sagmeister.<br />
Als Ehrengäste mit dabei waren<br />
Bürgermeister Harald Stauder, Sozialreferentin<br />
Helga Hillebrand Malleier, Gemeindereferent<br />
Helmuth Holzner und<br />
Feuerwehr-Hauptmann Roland Schwarz.<br />
Sepp Pircher-Hofmann kredenzte köstlichen<br />
Apfelsaft.<br />
Rosa Pfattner vom Verein „Stille Hilfe im<br />
Dorf“ dankte allen Mitwirkenden, Helfern<br />
und Sponsoren; ein großes Dankeschön<br />
ging an den Initiator dieser Veranstaltung,<br />
Luis Santer-Stadler, sowie<br />
an Maria Sulzer für ihre tatkräftige Unterstützung.<br />
10<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Gemeinsames Singen macht Spaß<br />
Offenes Singen in Burgstall<br />
Großer Zuspruch für Offenes Singen im KVW<br />
Traditionell zweimal jährlich im Herbst<br />
und im Frühjahr veranstaltet die KVW-<br />
Ortsgruppe Burgstall mit Obmann Konrad<br />
Pichler ein Offenes Singen für alle<br />
Interessierten. So auch kürzlich wieder:<br />
Der Kindergartensaal war bis auf<br />
den letzten Platz besetzt. Äußerst viele<br />
Singfreudige – aber auch Zuhörer − haben<br />
sich eingefunden, um gemeinsam<br />
Frohsinn, Freude und Spaß am Singen<br />
zu erleben. Das Programm beinhaltete<br />
Volklieder, Jodler und neueres Liedgut;<br />
wie immer musikalisch begleitet von Maria<br />
Sulzer, Helmuth Gruber und Heini Biasi<br />
an den Gitarren. Zwischendurch wurde<br />
auch getanzt; denn unter den Gästen<br />
befand sich die Landes-Senioren-Tanzleiterin<br />
Burgi Pircher Friedl. Abschließend<br />
dankte Rita Kollmann im Namen<br />
der KVW-Ortsgruppe Burgstall allen für<br />
ihr zahlreiches Erscheinen.<br />
Maria Sulzer und Helmuth Gruber<br />
Einweihung Wegkreuz<br />
Ein einmaliges Geschenk<br />
Es ist ein einmaliges Geschenk, welches<br />
Jodlerin Maria Sulzer-Knoll von den Gaulsängern<br />
zu ihrem runden Geburtstag erhalten<br />
hat: ein Wegkreuz. Dieses malerische<br />
Klein-Denkmal wurde am Erntedank-Sonntag<br />
am Leilichhof unter Beisein der Familie,<br />
Freunde und Bekannten feierlich<br />
eingeweiht. Unter den Gästen war auch<br />
der Obmann des Heimatschutzvereins<br />
Lana, Albert Innerhofer, sowie Toni Verdorfer,<br />
welcher das Wegkreuz geschaffen<br />
hatte. Pfarrer P. Christoph Waldner<br />
OT nahm die Segnung vor und betonte<br />
seine Worte: „Das Kreuz ist Mahnmal; im<br />
Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Hoffnung.“ Musikalisch<br />
umrahmten die Gaulsänger die<br />
würdige Feier. Abschließend gab es noch<br />
ein frohes Zusammensein bei Speis und<br />
Trank, bei Musik und Gesang.<br />
Wegkreuz-Einweihung am Leilichhof<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 11
• Büchertisch •<br />
Michael Kerstgen<br />
„Hartes Leben auf der Höh“<br />
Ein bemerkenswertes Buch<br />
Für eine Reportage des Magazins „Stern“<br />
nahm der Fotograf Michael Kerstgens acht<br />
Monate lang am einfachen, entbehrungsreichen<br />
Leben des Alois Auer teil, einem<br />
Einzelgänger, der hoch über Luttach im<br />
Ahrntal zusammen mit seiner Mutter einen<br />
Bergbauernhof bewirtschaftete. Er arbeitete<br />
auf dem Hof und auf der Alm und<br />
lernte so die Bergbauernkultur kennen<br />
und lieben. Der „fotografi erende Knecht“<br />
ist in dieser Zeit zum Freund geworden.<br />
Nur so konnten jene berührenden Fotografi<br />
en entstehen, die unverfälscht und<br />
ohne übertriebenes Pathos einen tiefen<br />
Einblick in das Arbeitsleben des Feuchtbauern<br />
gewähren. Erst nach dem Tod von<br />
Alois Auer im September 2010 erscheint<br />
nun dieser Bildband zu seinem Leben –<br />
so wollte es der Lois. Michael Kerstgens<br />
setzt mit diesem Buch nicht nur seinem<br />
Freund Alois Auer ein würdiges Denkmal,<br />
sondern schuf auch ein wertvolles Zeitdokument<br />
des Südtiroler Bergbauerntums.<br />
Michael Kerstgen: Hartes Leben auf der<br />
Höh’. Verlag Athesia-Tappeiner <strong>2015</strong>. 256<br />
Seiten; reich bebildert. 29,90 Euro.<br />
Natalia Giatti (Hg):<br />
Glockentürme in Südtirol<br />
Über 100 Glockentürme Südtirols<br />
in Wort und Bild präsentiert<br />
Glockentürme sind ein Symbol, das<br />
nach oben, nach dem Himmel, gerichtet<br />
ist. Sie zeigen, dass die Menschen Bedürfnisse<br />
haben, die mehr sind als das<br />
Vordergründige, das Sichtbare, Scheinbare.<br />
Das erklärt Bischof Ivo Muser im<br />
Vorwort zu dem unlängst im Verlag Athesia-Tappeiner<br />
erschienenen Bildband<br />
über Glockentürme in Südtirol. Es gibt<br />
schier zahllose Glockentürme in unserem<br />
Land, die − obwohl streckenweise<br />
in lange vergangenen Zeiten errichtet<br />
− ein Zeichen der liturigschen<br />
Orientierung und Sammlung sind. Frau<br />
Natalia Giatti, geboren in Ferrara und<br />
seit vielen Jahren in Bozen wohnhaft, hat<br />
bereits mehrere Publikationen über religiöse<br />
Themen in Südtirol veröffentlicht. In<br />
dem nun vorliegenden Buch hat die Autorin<br />
als Herausgeberin einen sehr ansprechenden<br />
Überblick über die Glockentürme<br />
vorgelegt. Die Einführungstexte stammen<br />
von Michele Capanna und Martin Laimer,<br />
der auch den Katalogtext geschrieben hat.<br />
Natalia Giatti (Hg): Glockentürme in Südtirol<br />
mit einem Vorwort von Bischof Ivo Muser.<br />
Verlag Athesia-Tappeiner <strong>2015</strong>; 256 Seiten;<br />
reich bebildert; auch in italienischer<br />
Sprache erschienen; 39,00 Euro.<br />
<strong>12</strong><br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Reinhold Stecher Bildkalender 2016<br />
Das lebendige Andenken an Bischof Reinhold Stecher<br />
Jedes Jahr neu – Mit bisher unveröffentlichten Aquarellen<br />
Auch der Reinhold Stecher Bildkalender<br />
2016 kann mit bisher unveröffentlichten<br />
Aquarellen aus dem Nachlass<br />
des beliebten Innsbrucker Bischofs aufwarten.<br />
Das Malen war für ihn eine entspannende<br />
Freizeitbeschäftigung – und<br />
eine Möglichkeit zu helfen. Der Innsbrucker<br />
Bischof Manfred Scheuer nannte<br />
seinen Vorgänger einmal einen „Brunnenbauer<br />
mit Wasserfarben“, bezugnehmend<br />
auf die Caritas-Aktion „Wasser<br />
zum Leben“. Der Erlös aus der Versteigerung<br />
von Aquarellen Reinhold Stechers<br />
für das Brunnenbauprojekt im westafrikanischen<br />
Mali überstieg Jahr für Jahr<br />
die 100.000 Euro.<br />
Bischof Stecher aquarelliert in leuchtenden<br />
Farben stimmungsvolle Landschaften<br />
und berührende Details aus der Natur.<br />
Berge, Sonne und Wasser sind dabei<br />
seine bevorzugten Motive. Auf den Kalenderblättern<br />
deuten hintergründige Gedanken<br />
aus Literatur und Bibel die Bilder<br />
und führen den Betrachter weiter. So<br />
ist dieser Kalender ein ansprechend-besinnlicher<br />
Wegbegleiter durch das Jahr.<br />
Wandkalender mit Spirale, 15 Blätter;<br />
13 farb. Abb. (Aquarelle), 34 x 42 cm;<br />
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien <strong>2015</strong>;<br />
19,95 Euro.<br />
Weihnachtsbillets, ...<br />
... die Reinhold Stechers Weihnachtsfreude weitertragen<br />
Mit seinen Aquarellen hat Bischof Stecher<br />
unzähligen Menschen Freude gemacht.<br />
Diese positive Botschaft soll in<br />
den Stecher-Glückwunschkarten weiterwirken.<br />
Neben den Serien „Anteilnahme“,<br />
„Glückwunsch“ und „Impressionen“ widmen<br />
sich 4 Sujets auch dem Thema „Weihnachten“.<br />
Die klaren, stimmungsvollen Ansichten<br />
verbinden die Winternacht mit der<br />
Wärme des Weihnachtslichtes und bringen<br />
die Liebe Reinhold Stechers zur stillen,<br />
machtvollen und berührenden Heiligen<br />
Nacht zum Ausdruck. Dunkelblaue<br />
Passepartouts betonen Farben und innere<br />
Leuchtkraft der Bilder, die so im edlen<br />
Seidenfutter-Kuvert zu einem stilvollen<br />
kleinen Präsent werden.<br />
Jedes seiner Bücher – alle bei Tyrolia erschienen<br />
– ist zu einem Bestseller geworden<br />
(Gesamtauflage über 600.000<br />
Exemplare).<br />
Jede Grußkarte 4-seitig; <strong>12</strong> x 17 cm; farbiges<br />
Kuvert mit Seidenfutter; Verkaufseinheit:<br />
5 Stück pro Motiv, empf. VK 2,95<br />
Euro pro Stück.<br />
Der Künstler:<br />
Reinhold Stecher (1921–<br />
2013) war über dreißig<br />
Jahre in der Jugendseelsorge<br />
und als Religionspädagoge<br />
tätig; von 1981 bis<br />
1997 Bischof der Diözese<br />
Innsbruck; erfolgreicher<br />
Autor, Zeichner und Maler;<br />
Träger zahlreicher Preise,<br />
u. a. Ökumenischer Predigtpreis<br />
2010 für sein Lebenswerk<br />
(Bonn).<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 13
Arge Lebendige Tracht<br />
Schlangenhaken am<br />
Frauenmieder<br />
Hakenmacher Sepp Trienbacher<br />
Haftln, aber auch Knöpfe aus Metall oder<br />
aus Rinderhorn angetan. Allesamt Dinge,<br />
die man für eine Tracht braucht, egal ob<br />
Frauen- oder Männertracht. Gelernt hat er<br />
dieses Kleinhandwerk von seinem Nachbarn<br />
Pius Thaler in Unterreinswald.<br />
Einfaches Material und<br />
Werkzeug<br />
Geschnürtes Frauenmieder<br />
Es sind die kleinen, feinen Details voll<br />
Mythologie und Symbolkraft, welche die<br />
Einmaligkeit unserer Trachten ausmachen.<br />
Unsere Vorfahren hatten nichts dem<br />
Zufall überlassen, alles hatte seinen tieferen<br />
Sinn. So auch die unscheinbaren Haken<br />
am Frauenmieder, die für die Schnürung<br />
gebraucht werden.<br />
Magische Zahl Sieben<br />
Es sollten links und rechts je sieben<br />
Stück sein, die unter der Miederkante<br />
angenäht werden. Die Zahl Sieben hat<br />
schon seit Jahrtausenden eine magische,<br />
Sepp Trienbacher<br />
geheimnisvolle Bedeutung. Gerade auch<br />
im Christentum werden ihr wunderbare<br />
Kräfte zugeschrieben. Sie gilt als Glückszahl.<br />
Die Haken selbst sollten die typische<br />
Schlangenform aufweisen und Unheil von<br />
der Trachtenträgerin fernhalten.<br />
Hakenmacher aus Leidenschaft<br />
Sepp Trienbacher aus Reinswald, Jahrgang<br />
1936, hatte schon immer eine geschickte<br />
Hand. Waren es in seiner Jugendzeit<br />
vor allem Rosenkränze, die er in seiner<br />
Freizeit gekettelt hat, so haben es ihm jetzt<br />
in seiner Pensionszeit Miederhaken und<br />
Was es zur Anfertigung der Miederhaken<br />
braucht, sind goldener Messingoder<br />
silberner Alpaka-Draht, verschiedene<br />
spitze Zangen, Feile und Hammer, Lötkolben,<br />
Amboss sowie Punzen für die feinen<br />
Ziselierarbeiten. Auf ein Stück Draht<br />
wird zunächst ein rundes Köpfl aufgelötet.<br />
Dann wird ein Teil des Drahtes flach<br />
geklopft und mit zarten Ornamenten punziert.<br />
Zum Schluss wird das andere Ende<br />
mit einer Spitzzange zur Schlangenform<br />
gewunden. Klingt zwar einfach, aber es<br />
braucht eine gute Fingerfertigkeit, damit<br />
alle Haken schön gleich werden.<br />
Erhaltenswertes Trachtenzubehör<br />
In der heutigen Zeit haben wir zwar den<br />
Bezug zu den symbolhaften Schutz- und<br />
Segenszeichen auf unseren Trachten verloren,<br />
doch sind es gerade Kleinigkeiten<br />
wie die handgefertigten Miederhaken, die<br />
es wert sind, dass wir uns für deren Erhalt<br />
einsetzen.<br />
Agnes Andergassen<br />
Vorbereiteter Silberdraht Jeder Handgriff sitzt Fertige Schlangenhaken<br />
14<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Arge Volkstanz<br />
Heimatpflege<br />
Ein ganzes halbes Jahrhundert<br />
Jubiläumskathreintanz in Meran<br />
Monika Rottensteiner, die Erste Vorsitzende<br />
der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz,<br />
hieß in ihren Grußworten alle Ehrengäste,<br />
darunter auch Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />
und alle Tänzer und Tänzerinnen<br />
aufs Herzlichste willkommen und freute<br />
sich über die unzähligen tanzfreudigen Besucher<br />
bei der diesjährigen Jubiläumsveranstaltung.<br />
Sie betonte, dass der Volkstanz<br />
eine auf Brauchtum und Tradition ausgerichtete<br />
Kultur vertrete, sich aber auch den<br />
zeitgemäßen Gegebenheiten öffne und somit<br />
den Volkstanz als wichtige Wurzel unserer<br />
Kultur in die Zukunft trage.<br />
Seine Wertschätzung für die Lebendigkeit<br />
des Volkstanzes in Südtirol unterstrich auch<br />
Landesrat Philipp Achammer, der sich bei<br />
dieser Gelegenheit erstmals in Tracht präsentierte.<br />
Er bedankte sich bei den Volkstänzern<br />
und -tänzerinnen für die wertvolle<br />
Kulturarbeit, die sie in den Vereinen leisten.<br />
Generationenübergreifend<br />
Mit dem Auftanz begann der Jubiläumskathreintanz <strong>2015</strong>.<br />
Am Samstag, 14. November <strong>2015</strong>, feierte<br />
der Volkstanz in Südtirol ein besonderes<br />
Jubiläum. Im Kursaal von Meran fand<br />
zum 50sten Mal das Landeskathreintanzfest<br />
statt. Dieses goldene Jubiläum nahm<br />
die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz zum<br />
Anlass, den Volkstanz in Südtirol in all<br />
seinen Facetten vorzustellen und in den<br />
Mittelpunkt des öffentlichen Interesses<br />
zu rücken.<br />
Der Startschuss zum Kathreintanz fiel<br />
um 20 Uhr, als achtzig Tanzpaare in ihren<br />
Festtagstrachten zum Auftanz in den<br />
Saal einmarschierten.<br />
Kulturtragend<br />
v.l.n.r.: Walther<br />
Egger, Monika<br />
Rottensteiner, Klaus<br />
Reichegger und<br />
Armin Kobler; die<br />
derzeitige Erste<br />
Vorsitzende und<br />
ihre Vorgänger beim<br />
Anschneiden der<br />
Jubiläumstorte<br />
50 Jahre Landeskathreintanz sind eine<br />
generationsübergreifende Zeit; die Menschen,<br />
die dahinterstehen sind kulturverbunden,<br />
aufgeschlossen und modern. So<br />
wartete der diesjährige Jubiläumskathreintanz<br />
in Meran auch mit ungewöhnlichen Höhepunkten<br />
auf. Es wurde ein neuer „Tiroler<br />
Ehrentanz“ zu einer eigens dafür komponierten<br />
Melodie von 24 Volkstanzpaaren aus<br />
allen sechs Bezirken des Landes uraufgeführt.<br />
Die musikalische Umrahmung dieses<br />
neuen Tanzes wurde von einem Streicherquartett<br />
des Haydn Orchesters gestaltet.<br />
Stimmungsgeladen<br />
Um Punkt 24.00 Uhr wurde zur großen<br />
Überraschung aller Festbesucher eine riesige<br />
Jubiläumstorte in den großen Festsaal<br />
getragen, welche anschließend im Foyer<br />
unter allen Volkstänzern verteilt wurde. Die<br />
„Salzburger Festtagsmusi“ sorgte im Laufe<br />
des Abends mit Walzer, Polka, Bairischen<br />
und Tiroler Volkstänzen für eine gute unterhaltsame<br />
Stimmung.<br />
Der Kathreintanz bot wiederum eine gute<br />
Gelegenheit, ausgiebig zu tanzen und alte<br />
Bekanntschaften aufzufrischen.<br />
Die Veranstaltung bildet den Höhepunkt<br />
und zugleich das Ende eines jeden Tanzjahres.<br />
Der Name Kathreintanz ist auf die<br />
heilige Katharina von Alexandria zurückzuführen,<br />
deren Gedenktag am 25. November<br />
gefeiert wird. Der darauffolgende Advent<br />
gilt als tanzfreie Zeit. Aus diesem Grund<br />
gibt es im Volksmund auch heute noch den<br />
Spruch: Kathrein stellt den Tanz ein.<br />
Monika Burger-Wenter<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 15
ArGe Volkstanz<br />
Südtiroler Volkstanz trifft im<br />
Museion auf Haydn-Orchester<br />
LR Philipp Achammer: „Tanzen ist Teil unserer Kultur“<br />
Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung<br />
des diesjährigen Jubiläumskathreintanzes<br />
fanden sich am Montag, 26. Oktober <strong>2015</strong>,<br />
im Museion – Museum für moderne und<br />
zeitgenössische Kunst – zahlreiche Volkstänzer<br />
ein.<br />
Sie tanzten zur Musik des Haydn-Orchesters<br />
zwei Tänze an einem ungewöhnlichen<br />
Ort mit einem außergewöhnlichen<br />
Ensemble.<br />
Monika Rottensteiner, die Erste Vorsitzende<br />
der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz,<br />
rief alle Volkstänzer und Tanzbegeisterten<br />
auf, am 14. November beim Landeskathreintanzfest<br />
teilzunehmen, gemeinsam<br />
zu tanzen und einen wunderbaren Abend<br />
mit vielen Überraschungen im Meraner<br />
Kursaal zu genießen.<br />
Seine Wertschätzung für die Lebendigkeit<br />
des Volkstanzes in Südtirol unterstrich<br />
auch Kulturlandesrat Philipp Achammer<br />
und gratulierte zur gelungenen<br />
Kooperation von Tradition und Moderne.<br />
„Ich werde mir den Kathreintanz, bei dem<br />
Volkstanzfreunde aus dem gesamten Alpenraum<br />
erwartet werden, nicht entgehen<br />
lassen“, erklärte Achhammer, „Tanzen<br />
ist Teil unserer Kultur“.<br />
Bei der Pressekonferenz im Museion tanzten zahlreiche Volkstänzer zur Musik des<br />
Haydn-Orchesters.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in<br />
Südtirol wurde im Jahr 1960 gegründet<br />
und hat zur Zeit 54 Mitgliedsgruppen,<br />
das sind ca. 1.200 Volkstänzerinnen<br />
und Volkstänzer.<br />
Kindertanzseminar in Riffian<br />
Teil von Modul 1<br />
Am Samstag, dem 31. Oktober <strong>2015</strong>, fand<br />
in Riffian ein Kindertanzseminar − Teil von<br />
Modul 1 − statt.<br />
Die Referentinnen Martina Grüner und<br />
Marion Gstrein begrüßten die vierzig TeilnehmerInnen<br />
und luden diese gleich zu<br />
einem Geräuschememory-Spiel ein. Aufmerksam<br />
lauschten die Tänzerinnen und<br />
Tänzer dem Rascheln, Surren, Klopfen aus<br />
den Filmdöschen, suchten das passende<br />
Geräusch und fanden sich so zu zweit zusammen.<br />
Dann wurde abwechselnd in der<br />
Gasse, im Kreis, paarweise oder alleine getanzt,<br />
getanzt und getanzt. Die Melodien<br />
dazu kamen aus dem CD-Player oder wurden<br />
selbst gesungen. Dass Kindertänze<br />
nicht nur den Kindern, sondern auch den<br />
Erwachsenen Freude bereiten, konnte man<br />
an diesem Tag sehen, hören und spüren.<br />
Einige der TeilnehmerInnen schlossen<br />
mit diesem Seminar das Modul 1 ihrer<br />
Ausbildung ab und bekamen von Karin<br />
Mutschlechner das Abschlussdiplom<br />
überreicht.<br />
Martina Grüner und Marion Gstrein<br />
Die Teilnehmer<br />
mit Karin<br />
Mutschlechner<br />
bei der<br />
Verleihung der<br />
Diplome<br />
16<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Chorwesen<br />
Kandidaten gesucht!<br />
Im kommenden Jahr stehen Neuwahl und Wertungssingen an<br />
Erich Deltedesco<br />
Nur noch wenige Tage trennen uns vom<br />
Jahreswechsel. Anlass für uns im Chorverband,<br />
Bilanz zu ziehen, mit Dankbarkeit einen<br />
Blick zurückzuwerfen um dann ins neue<br />
Jahr 2016 zu schauen.<br />
Das Chorwesen in unserem Land wird<br />
von Tausenden ehrenamtlich Tätigen getragen.<br />
Dieses uneigennützige Engagement<br />
für das Gemeinschaftsleben in unseren<br />
Gemeinden kann nicht genug gewürdigt<br />
werden und ist für unsere Gesellschaft<br />
unverzichtbar. Auch im nunmehr zu Ende<br />
gehenden Jahr durfte ich bei vielen Konzerten,<br />
Veranstaltungen und feierlichen<br />
Gottesdienstmitgestaltungen dabei sein. Es<br />
war und ist immer wieder beeindruckend<br />
zu erleben und zu spüren, mit welch großer<br />
Begeisterung der Chorgesang in den<br />
Chören und Singgemeinschaften gepflegt<br />
wird. Unsere Chöre bereichern und verschönern<br />
das Leben in den Dörfern und<br />
Städten und es ist gut so, dass jeder in seinem<br />
Ort an den Festen mitwirkt.<br />
Rückblickend kann ich sagen, <strong>2015</strong> war<br />
ein erfolgreiches Jahr für das Chorwesen<br />
in unserem Lande. Es ist mir ein persönliches<br />
Anliegen allen zu danken, die in irgendeiner<br />
Form die Sache des Chorgesangs<br />
mitgetragen haben. So möchte ich<br />
mich bei den Obfrauen und Obmännern,<br />
den Chorleiterinnen und Chorleitern, den<br />
Sängerinnen und Sängern, einfach bei allen,<br />
bedanken für die vielfältigen und wertvollen<br />
Aktivitäten, die ehrenamtliche Kulturarbeit<br />
und das großartige Engagement.<br />
Meinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand<br />
und Musikrat, sowie den Mitgliedern<br />
der Bezirksvorstände sage ich ein aufrichtiges<br />
Dankeschön für die stets aktive und<br />
konstruktive Zusammenarbeit.<br />
Danke sage ich auch für die finanzielle<br />
und ideelle Unterstützung, in erster Linie<br />
der Südtiroler Landesregierung, Landeshauptmann<br />
Arno Kompatscher und vor<br />
allem Landesrat Philipp Achammer, der<br />
Stiftung Sparkasse mit dem Präsidenten<br />
Karl Franz Pichler, der Region Trentino<br />
Südtirol, dem deutschen Schulamt, den<br />
Raiffeisenkassen, der Südtiroler Sparkasse,<br />
der Südtiroler Volksbank, sowie allen privaten<br />
Sponsoren und Gönnern. Nicht zuletzt<br />
danke ich den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle,<br />
Josef Mair und Helga Huber,<br />
die mit großem persönlichen Einsatz die<br />
vielen Aufgaben bewältigen. Nur mit allen<br />
zusammen war es möglich, das Jahr <strong>2015</strong><br />
erfolgreich für das Chorwesen in Südtirol<br />
zu gestalten und mit allen zusammen wird<br />
dies auch 2016 gelingen.<br />
2016 wieder einiges los<br />
Auch im kommenden Jahr ist wiederum<br />
einiges los im Chorverband. Hinweisen darf<br />
ich auf den 9. Gesamttiroler Wintersporttag<br />
am 16. Jänner 2016 am Karerpass und auf<br />
den 2. Jugendchortreff „Groove im Chor“<br />
am 30. April 2016 in Brixen.<br />
Interessierte Jugendliche von 16 bis<br />
28 Jahren, die sich im Landesjugendchor<br />
neuen Herausforderungen stellen, wertvolle<br />
Erfahrungen im musikalischen Bereich<br />
sammeln und anspruchsvolle Werke<br />
der Chorliteratur kennenlernen wollen,<br />
sollten sich unbedingt für das Vorsingen<br />
am 30. Jänner 2016 anmelden.<br />
Ein breitgefächertes Schulungsprogramm<br />
wird ebenfalls wiederum angeboten,<br />
los geht es bereits am 23. und 24.<br />
Jänner 2016 in Brixen mit einem Seminar<br />
für Kinderchorleiter/innen.<br />
Ein besonderer Schwerpunkt in der<br />
Tätigkeit des kommenden Jahres ist das<br />
Gesamttiroler Wertungssingen am <strong>12</strong>.<br />
und 13. November 2016 in Innsbruck.<br />
Ich bin überzeugt, auch die 6. Auflage<br />
wird wiederum ein herausragendes Ereignis<br />
Gesamttiroler Chorkultur werden,<br />
eine erlebnisreiche Begegnung von vielen<br />
singenden Menschen aus Nord- Ostund<br />
Südtirol.<br />
2016 geht auch wiederum eine dreijährige<br />
Arbeitsperiode zu Ende und die<br />
Neuwahl der verschiedenen Gremien steht<br />
an. Für die Neuwahl 2016 ersuche ich<br />
alle Mitgliedschöre Kandidatenvorschläge<br />
für alle Gremien (Verbandsobmann, Vorstand,<br />
Musikrat, Rechnungsrevisoren,<br />
Schiedsgericht) einzubringen. Ein diesbezügliches<br />
Formblatt ist bereits zugesandt<br />
worden, wir bitten die Vorschläge<br />
bis spätestens 25. Jänner 2016 an die<br />
Geschäftsstelle zu senden. Die Vollversammlung<br />
findet am Samstag, 20. Februar<br />
2016 in Vahrn statt; geschätzte<br />
Obleute, Chorleiterinnen und Chorleiter,<br />
ich bitte den Termin vorzumerken und ersuche<br />
Sie, bei dieser wichtigen Vollversammlung<br />
anwesend zu sein.<br />
Sehr geehrte Obleute, geschätzte Chorleiter<br />
und Chorleiterinnen, liebe Sänger<br />
und Sängerinnen, verehrte Chorbegeisterte:<br />
Ich wünsche Ihnen allen ein<br />
frohes und besinnliches Weihnachtsfest,<br />
sowie alles Gute, Glück und Gottes Segen<br />
für das kommende Jahr.<br />
Erich Deltedesco<br />
(Obmann des Südtiroler Chorverbandes)<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 17
Das Thema<br />
Von der Kirche in die gute Stube<br />
Advents- und Weihnachtslieder<br />
Die schlichte Schönheit von Adventsliedern spüren kann man bei vielen Adventssingen im Lande, wie hier bei einem Adventsingen<br />
des Singkreises Runkelstein in Bozen.<br />
Zu den letzten Resten einer wirklichen<br />
Volkskultur, die christlichen Glauben, Geschichte<br />
und Gegenwart noch zu verbinden<br />
vermag, gehört das Advents- und Weihnachtslied.<br />
Denn Weihnachtslieder sprechen<br />
aufgrund ihrer emotionalen Eigenart ältere<br />
wie jüngere Menschen, religiöse wie religiös<br />
Indifferente an.<br />
Freilich zahlen sie für diese Popularität<br />
einen hohen Preis: Sie gehören zu den<br />
von der Konsumkultur der Gegenwart besonders<br />
beanspruchten (Volks-)Kunstgattung,<br />
da sie nicht nur in Kirche, Konzert<br />
oder zuhause gesungen, sondern auch<br />
auf Weihnachtsmärkten und in Kaufhäusern<br />
als emotionale Geräuschkulisse verwendet<br />
werden. Weihnachtslieder spiegeln<br />
so besonders gut die Entwicklung der religiösen<br />
Kultur in den letzten Jahrzehnten<br />
wider, die für viele Menschen eine Kulisse<br />
für eigene Gefühle und Konsum geworden<br />
ist und deren Inhalte zum Teil nicht mehr<br />
verstanden werden. Es gibt aber viele Advents-<br />
und Weihnachtslieder, die als weihnachtliche<br />
Unterhaltungsmusik nicht geeignet<br />
sind und sich eine gewisse Unschuld<br />
bewahrt haben. Ihre Schönheit und einfache<br />
Mystik strahlt immer noch auf in Wort<br />
und Melodie. Eines dieser geheimnisvollen<br />
Lieder ist „Maria durch ein Dornwald ging“,<br />
das mit den schönen Versen beginnt: „Maria<br />
durch ein Dornwald ging, Kyrieeleison/<br />
Maria durch ein Dornwald ging, /der hat<br />
seit sieben Jahr kein Laub getragen/Jesus<br />
und Maria.“<br />
Weihnachtslieder waren<br />
Hymnen<br />
Hat „Maria durch den Dornwald ging“<br />
noch deutlich theologische Bezüge, so wirken<br />
manche Weihnachtslieder theologisch<br />
unbestimmt und scheinen eher im Kontext<br />
der bürgerlich-weltlichen „Weihnachtsfeier“<br />
entstanden zu sein, die den Schwerpunkt<br />
eher auf die häusliche Feier um den Weihnachtsbaum<br />
unter dem Zeichen des familiären<br />
Gefühls als auf die Feier der Geburt<br />
18<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Die Alpenländische Chorweihnacht der AGACH, die heuer in Rosenheim<br />
stattgefunden hat und vor einem Jahr in Trient (im Bild) steht jedes Jahr ganz im<br />
Zeichen des Advents- und Weihnachtsliedes.<br />
Christi im Zeichen des Glaubensinhalts selbst<br />
legt. Doch tatsächlich gibt es auch alte Weihnachtslieder,<br />
die bereits vor der häuslichen<br />
Romantik des 19. und 20. Jahrhunderts entstanden<br />
sind. Die ältesten Weihnachtslieder<br />
im westlichen Kulturkreis waren lateinische<br />
Hymnen, die in der Messe und im Stundengebet<br />
gesungen wurden. Im Mittelalter entwickelte<br />
sich der Brauch, diese mit deutschen<br />
Liedern zu verbinden. So hat sich in manchen<br />
Weihnachtsliedern eine deutsch-lateinische<br />
Mischform erhalten, wie in In dulci<br />
jubilo, ein aus dem 14. Jahrhundert stammendes<br />
Kirchenlied. Im Mittelalter werden<br />
Weihnachtslieder in der Kirche gesungen,<br />
noch ist die häuslich-romantische Weihnachtsfeier<br />
mit Keksen und Weihnachtsliedern<br />
in weiter Ferne: Auffälligstes Zeichen<br />
dafür, dass diese Lieder kirchliche Lieder<br />
waren, ist, dass sie auf Latein, in der Sprache<br />
der Kirche, gesungen wurden – wozu<br />
freilich dann oft die deutsche Übersetzung<br />
dazukam. Die Lieder waren Teil der Mitternachtsmesse<br />
und enden meist mit dem Ruf<br />
„Kyrie eleison“.<br />
Eine andere Wurzel des Weihnachtsliedes<br />
war das Kindelwiegen, ein nicht nur<br />
in Frauenklöstern praktizierter weihnachtlicher<br />
Brauch: Die Kindelwiegenfeier bestand<br />
in einer Reihe von Gesängen - aus<br />
dem Stundengebet und liturgisch nicht<br />
festgelegte Cantionen -, begleitet von Ansätzen<br />
eines Krippenspiels, wie dem symbolischen<br />
Wiegen eines Christuskindes. Es<br />
ist klar, dass es sich hier um einen Vorläufer<br />
der Krippendarstellung handelt. Aus diesem<br />
Kreis stammt das deutsche Weihnachtslied<br />
„Joseph, lieber Joseph mein“, ein Wiegenlied,<br />
das vom Mönch von Salzburg, der im<br />
14. Jahrhundert lebte, aufgezeichnet wurde.<br />
Der entscheidende Schritt, dass das<br />
Weihnachtslied in die Stuben der Menschen<br />
getragen wurde, war indirekt die Reformation.<br />
Martin Luther schuf viele deutsche<br />
Weihnachtslieder, da er wollte, dass<br />
die Menschen verstehen, was sie singen.<br />
So erhielt das Singen von Weihnachtsliedern<br />
im Gemeindegottesdienst einen Aufschwung,<br />
zuerst in Form eines „protestantischen<br />
Liedes“, das sich als Gegenstück<br />
zum katholischen Kirchengesang verstand.<br />
Bei aller reformatorischen Kritik an Formen<br />
des volkstümlichen Weihnachtsbrauchs<br />
nahm Martin Luther aber auch volkstümliche<br />
Weisen auf, wie das Lied „Vom Himmel<br />
hoch“ beweist, das er angeblich für die<br />
Weihnachtsbescherung seiner eigenen Kinder<br />
gedichtet hat.<br />
Das Weihnachtslied:<br />
Symbol bürgerlicher Idylle<br />
Doch im breiteren Ausmaß zog das Weihnachtslied<br />
erst im 18. Jahrhundert in die<br />
Familienstuben ein: Der Beginn einer Familienkultur,<br />
Verinnerlichung des Glaubens<br />
durch den Protestantismus, aber wohl auch<br />
eine zunehmende Emotionalisierung und<br />
Entkirchlichung des konfessionellen Glaubens<br />
waren dafür ausschlaggebend. Eine<br />
Blüte erlebten die Lieder daher im romantisch-biedermeierlichen<br />
19. Jahrhundert, wie<br />
sich an zahlreichen Neudichtungen zeigt.<br />
Das Weihnachtslied wurde langsam vom<br />
kirchlichen Kontext entkoppelt. 1870/71 entstanden<br />
sogar einige Weihnachtslieder im<br />
deutschnationalen Stil. So gab es einerseits<br />
den Weg des Chorals in die „gute Stube“,<br />
anderseits wanderten für den häuslichen<br />
Gebrauch geschaffene Lieder in die Kirche<br />
und Gesangbücher, zum Beispiel „Ich steh<br />
an deiner Krippen hier“ von Paul Gerhardt.<br />
Das 19. Jahrhundert steht nicht mehr im alleinigen<br />
Zeichen des konfessionellen Glaubens,<br />
die religiöse Kunst beginnt sich von<br />
der Konfession zu verselbständigen, das gilt<br />
auch für das Weihnachtslied: Nicht der theologische<br />
Aspekt, sondern der religiös-gefühlsmäßig<br />
und künstlerische Aspekt steht<br />
im Mittelpunkt. Weihnachtslieder wurden<br />
als Ausdruck von Kultur gesehen. So war<br />
es eine naheliegende Folge, dass nun auch<br />
Lieder aus anderen Ländern in die deutsche<br />
Liedkultur aufgenommen wurden. Friedrich<br />
Heinrich Ranke schrieb 1823 das Weihnachtslied<br />
Herbei, o ihr Gläubigen (nach<br />
dem lateinischen Adeste Fideles, Musik<br />
vermutlich von John Francis Wade, 1711–<br />
1786, EG 45), und Johannes Daniel Falk<br />
(1768–1826) und Heinrich Holzschuher<br />
(1798–1847) schrieben O du fröhliche auf<br />
die Melodie des italienischen Marienliedes<br />
O sanctissima. Karl Riedel (1827–1888)<br />
machte das böhmische Lied Kommet, ihr<br />
Hirten in Deutschland heimisch und leitete<br />
eine Renaissance der älteren Weihnachtslieder<br />
wie Den die Hirten lobeten sehre und<br />
Es ist ein Ros entsprungen ein.<br />
Das bekannteste und vermutlich weltweit<br />
am weitesten verbreitete Weihnachtslied<br />
Stille Nacht, heilige Nacht stammt ebenfalls<br />
aus dem 19. Jahrhundert. Ebenso<br />
zahlreiche weitere Weihnachtslieder aus<br />
dem englischsprachigen Raum, wie z.B.<br />
die ersten Druckfassungen von God Rest<br />
Ye Merry, Gentlemen, The First Noel, I Saw<br />
Three Ships und Hark! The Herald Angels<br />
Sing, die allesamt in Christmas Carols Ancient<br />
and Modern (1833) von William B. Sandys<br />
erschienen. Komponisten wie Arthur<br />
Sullivan halfen mit, dem Weihnachtslied zu<br />
neuer Beliebtheit zu verhelfen, und aus dieser<br />
Periode stammen Lieder wie Good King<br />
Wenceslas und It Came Upon the Midnight<br />
Clear, ein Weihnachtslied aus Neuengland<br />
von Edmund H. Sears und Richard S. Willis.<br />
Die neue „weltliche“ Frömmigkeit und<br />
das Aufkommen der bürgerlichen Weihnachtsfeier<br />
im 19. Jahrhundert akzeptierte<br />
und wünschte sogar Lieder, in denen nicht<br />
mehr von der Geburt Jesu die Rede ist. Das<br />
bis heute bekannteste dieser Lieder ist O<br />
Tannenbaum. Dies war ursprünglich kein<br />
Weihnachtslied, sondern ein trauriges Liebeslied<br />
von August Zarnack, dessen zweite<br />
Strophe mit „O Mägdelein, o Mägdelein,<br />
wie falsch ist dein Gemüte“ begann. Später<br />
wurde es von Ernst Anschütz umge-<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 19
Das Thema<br />
schrieben. Der Weihnachtsmann (Morgen<br />
kommt der Weihnachtsmann) und naturromantische<br />
Elemente (Leise rieselt der<br />
Schnee) sind weitere Motive, die im 19.<br />
Jahrhundert hinzukamen.<br />
Entchristlichung des<br />
Weihnachtsliedes<br />
So konnte im 20. Jahrhundert der Nationalsozialismus<br />
in seinem Bestreben, das<br />
Weihnachtslied von christlichen Elementen<br />
zu „befreien“, auf eine bürgerliche Tradition<br />
einer weltlichen Weihnacht aufbauen,<br />
etwa bei Hans Baumann mit Hohe Nacht<br />
der klaren Sterne, das in der damit aufgewachsenen<br />
Generation sehr beliebt geblieben<br />
ist. Im Dritten Reich betrieb die Hitlerjugend<br />
Bestrebungen hin zur Entchristlichung<br />
und Mythisierung des Weihnachtsfests,<br />
was sich auch in vielen Umdichtungen<br />
niederschlägt, die explizit theologische Inhalte<br />
weglassen. Ein Beispiel für eine bekannte<br />
Umdichtung ist Es ist für uns eine<br />
Zeit angekommen: Das Schweizer Sternsingerlied<br />
erzählt ursprünglich die Weihnachtsgeschichte,<br />
1939 wurde daraus ein<br />
„Winterlied“, in dem nicht mehr von der<br />
Freude über Christi Geburt und Gottes<br />
Gnade, sondern von der die Freude über<br />
den Winterwald die Rede ist. Von den vielen<br />
Fassungen dieses bekannten Liedes<br />
heute wird bei uns meist eine gemäßigte<br />
Fassung gesungen, die auf die religiösen<br />
Wahrheiten Bezug nimmt, wenn auch nicht<br />
mehr die ganze Weihnachtsgeschichte erzählt.<br />
Auch in der DDR gab es mit Liedern<br />
wie Sind die Lichter angezündet neue Beispiele<br />
nichtchristlicher Weihnachtslieder.<br />
Diese Tendenz zur „weltlichen“ Weihnacht<br />
hält bis heute an – der Konsum ist an die<br />
Stelle der alten Ideologien getreten. Umso<br />
mehr erlangt die Pflege des christlichen Advents-<br />
und Weihnachtslied an Bedeutung.<br />
Eines dieser Lieder, das den christlichen<br />
Kern des Advents nicht verleugnet, ist Maria<br />
durch ein Dornwald ging. Das Lied wirkt<br />
alt und die Geschichte, die es erzählt, wirkt<br />
mystisch: Die schwangere Maria geht durch<br />
einen verdorrten Wald und aus den Dornen<br />
wachsen Rosen. Eine schlichte Metapher<br />
der christlichen Hoffnung in einer<br />
einfachen Sprache, wie sie im Mittelalter<br />
entstanden sein könnte. Auch das „Kyrie<br />
eleison“ erinnert an die mittelalterlichen<br />
Lieder, ebenso die Melodie. Doch man findet<br />
dieses Lied in keiner mittelalterlichen<br />
Quelle – auch in den alten Kirchengesangbüchern<br />
ist es nicht enthalten: Denn Maria<br />
durch ein Dornwald ging ist vielleicht nicht<br />
einmal 200 Jahre alt. Abgedruckt wurde es<br />
zum ersten Mal 1850 in den „Geistlichen<br />
Volksliedern“, das den Untertitel trug: „mit<br />
ihren ursprünglichen Weisen gesammelt<br />
aus mündlicher Tradition und seltenen Gesangbüchern“.<br />
„Maria durch ein Dornwald ging“<br />
Herausgeber des Liederbuches war<br />
August von Haxthausen, Gutsbesitzer<br />
und Erforscher von Volksliedern. Die Brüder<br />
Grimm und die Dichterin Annette von<br />
Droste-Hülshoff waren seine literarischen<br />
Freunde. Gemeinsam mit ihnen erstellte<br />
August von Haxthausen eine riesige Liedersammlung.<br />
Sie umfasst mehrere tausend<br />
Seiten Zettel und Hefte voll mit hingekritzelten<br />
oder sauber aufgeschriebenen<br />
Liedern. Wie es in der romantischen Tradition<br />
des 19. Jahrhunderts üblich war,<br />
dichtete man dort weiter oder dazu, wo etwas<br />
fehlte: so wohl auch bei Maria durch<br />
ein Dornwald ging. Allerdings findet sich<br />
im Andernacher Gesangbuch von 1608<br />
das Lied Jesum und seine Mutter zahrt<br />
mit dem Vermerk „nach der Melodie Maria<br />
ging durch diesen Wald“ abgedruckt,<br />
worin gelegentlich eine Keimzelle des Adventsliedes<br />
vermutet wird. Das Lied könnte<br />
aber auch auf ein „Ansingelied“ zurückgehen<br />
– ein Lied, mit dem eine Gruppe von<br />
Sängern von Tür zu Tür zog, um sich damit<br />
ein paar Groschen zu verdienen. In der<br />
Haxthausen-Sammlung ist vermerkt: „von<br />
den Frauen und Mädchen des Dorfes …<br />
unter dem Fenster oder an der Tür am<br />
Neujahrstag gesungen.“ Es könnte aber<br />
auch ursprünglich ein Wallfahrtslied gewesen<br />
sein, das sich mündlich im Bistum<br />
Paderborn verbreitete.<br />
Maria durch ein Dornwald ging gehört zu<br />
den wenigen geistlichen Liedern, die ohne<br />
kirchliche Überlieferung populär wurden<br />
– noch vor 20 Jahren fand man es in keinem<br />
kirchlichen Gesangbuch. So richtig<br />
bekannt und beliebt wurde das Lied erst<br />
im 20. Jahrhundert durch die Jugendbewegung,<br />
die das Wallfahrtslied als Adventslied<br />
etablierte: 19<strong>12</strong> findet man es im Liederheft<br />
der Wandervogel-Bewegung. Die<br />
Wandervögel waren junge Menschen aus<br />
gutem Hause, die sich auf ihrer Suche<br />
nach einem einfachen Leben mit Gleichgesinnten<br />
zu einer Bewegung zusammenschlossen<br />
und in ihrer Freizeit gemeinsam<br />
durch die Lande zogen. Das Ideal hieß: Weg<br />
vom Materialismus, hin zur Ursprünglichkeit,<br />
zur Natur, zum Guten, Wahren und<br />
Schönen. Die schlichte Sprache und Melodie<br />
von Maria durch ein Dornwald ging<br />
kam dieser Sehnsucht entgegen.<br />
Auch wenn die Entstehung nicht geklärt<br />
werden kann, so ändert dies nichts an der<br />
einfachen Kraft dieses Liedes, das für viele<br />
andere in ihrer Schlichtheit so schöne Adventslieder<br />
steht. Die Wanderung Marias<br />
mit dem Kind „unter ihrem Herzen“, die<br />
sich auf die Perikope des Besuches Marias<br />
bei Elisabeth aus dem Lukasevangelium<br />
bezieht, will dem Zuhörer sagen, dass<br />
schon der noch nicht geborene Jesus die<br />
Unfruchtbarkeit und den Tod, symbolisiert<br />
im Dornwald, fruchtbar macht als Ankündigung<br />
der Herrlichkeit. Und schlussendlich<br />
geht es dem Advent- und Weihnachtslied<br />
um diese Botschaft, egal ob es im Mittelalter<br />
oder im 19. Jahrhundert entstanden ist.<br />
20<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Chorwesen<br />
„Tirol isch lei oans“ und „La Montanara“<br />
erklangen am Sonntag, dem 27. September,<br />
in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff<br />
aus Hunderten Sängerkehlen.<br />
Die Sänger und Sängerinnen von zehn<br />
Chören aus Bayern, Schwaben, Vorarlberg,<br />
Nord- und Südtirol, dem Trentino, der<br />
Steiermark, Salzburg und Oberösterreich<br />
waren zum „Tag der Chöre“ der AGACH,<br />
der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer<br />
Chorverbände, gekommen und trugen unter<br />
dem Motto „So klingen die Alpen“ an<br />
verschiedenen Stationen ihre Lieder vor.<br />
Alpenländischer<br />
Kulturaustausch<br />
„Tag der Chöre“ in Meran<br />
Zum Abschluss sangen die Chöre gemeinsam am Seerosenteich unter der Leitung<br />
von P. Urban Stillhard, dem künstlerischen Leiter der AGACH.<br />
So gaben sie eine bunte Palette an Liedern<br />
zum Besten und naturgemäß erklangen<br />
immer wieder alpenländische Lieder. So<br />
konnten die zahlreichen Musikinteressierten<br />
ganz unterschiedlichen Chorgemeinschaften<br />
lauschen: Mit dabei waren der<br />
Männerchor Kleinwalsertal aus Vorarlberg,<br />
GastEinKlang aus Salzburg, der Männergesangverein<br />
Liederkranz aus Landshut-<br />
Achdorf, der Chor der ChorleiterInnen aus<br />
Bayerisch-Schwaben, der Steirische Jägerchor<br />
aus der Steiermark, Cantalentia aus<br />
Oberösterreich, der Singkreis Thaur aus Ti-<br />
rol, der Coro Monti Pallidi aus Leifers, die<br />
Voci del Bondone aus dem Trentino und<br />
der Kirchenchor St. Christina. Zum Abschluss<br />
versammelten sie sich zu einem<br />
großen Gemeinschaftschor am Seerosenteich<br />
und brachten unter der Leitung von<br />
P. Urban Stillhard, dem Künstlerischen Leiter<br />
der AGACH, die Gärten ein letztes Mal<br />
zum Erklingen: Es erklangen „La montanara“<br />
und „Tirol isch lei oans“, symbolisch<br />
für die Länder des Alpenraums, die in ihrer<br />
sprachlich-kulturellen Verschiedenheit<br />
doch vieles gemeinsam haben.<br />
AGACH-Präsident Erich Deltedesco<br />
zeigte sich in seinen Grußworten begeistert<br />
vom „herrlichen Chorgesang“ und dem<br />
„bunten musikalischen Repertoire“ und<br />
dankte den Chören für ihre Teilnahme. Es<br />
sei ein einmaliges Klang- und Kulturerlebnis<br />
in einem ganz besonderen Ambiente<br />
gewesen: „Singen schafft Begegnung und<br />
Gemeinschaftserlebnisse, die Freude machen!“<br />
Dass Singen Begegnung schafft und<br />
als Universalsprache immer wichtiger wird,<br />
unterstrich Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />
und er betonte, dass der Spruch „Wo<br />
man singt, da lass dich nieder...“ einfach<br />
stimme. „Es braucht viele solche Ereignisse<br />
wie diese. Ich danke der AGACH, dass sie<br />
den Tag der Chöre veranstaltet. Ich hoffe,<br />
es gibt bald wieder einen solchen Tag wie<br />
diesen!“, sagte der Landesrat.<br />
Zum Tag der Chöre waren neben vielen<br />
Freunden des Chorgesangs auch<br />
zahlreiche Vertreter des Südtiroler Chorverbandes<br />
und der alpenländischen Chorverbände<br />
gekommen, darunter AGACH-<br />
Ehrenpräsident Siegfried Tappeiner, den<br />
Präsident Erich Deltedesco mit Freude<br />
willkommen hieß.<br />
Der Coro Monti Pallidi aus Leifers<br />
GastEinKlang aus Salzburg<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 21
Aus Verband und Bezirken<br />
Singfreude ist die einzige<br />
Voraussetzung<br />
Fortbildung „Singen vom Blatt, leicht gemacht“<br />
Karl Heinz Schmitt und die Teilnehmer der Schulung „Singen vom Blatt, leicht gemacht“<br />
Vom Blatt zu singen ist gar nicht schwer.<br />
Das ist das Credo von Karl Heinz Schmitt.<br />
Der als Dozent für Musiklehre und Gehörbildung<br />
im gesamten deutschsprachigen Raum<br />
tätige Referent führte am 16. und 17. Oktober<br />
37 Sänger und Sängerinnen im Meraner<br />
Kolpinghaus in die Kunst ein, Noten<br />
beim ersten Lesen in Gesang umzusetzen.<br />
„Jetzt haben Sie eine a-Moll-Tonleiter<br />
gesungen!“, erklärt Schmitt den Sängern<br />
und Sängerinnen, die aufmerksam, aber<br />
recht entspannt im Saal sitzen. „Wenn Sie<br />
Liebesbriefe schreiben, ist Ihnen nach a-<br />
Moll zumute!“ , fügt er hinzu und schreibt<br />
Noten und Ziffern an die Tafel. „Wozu ist<br />
das Ganze gut? Sie werden sich in jeder<br />
Tonart bewegen können mit diesen Ziffern.<br />
Hänschen klein schaffen Sie schon<br />
jetzt mit Ziffern zu notieren.“ So macht<br />
der Autor und Chorleiter aus Aschaffenburg<br />
seinen Schülern Mut. „Händel hat<br />
so von anderen abgeschrieben“, flicht er<br />
wie nebenbei etwas Musikgeschichte ein,<br />
bevor er zum praktischen Teil übergeht:<br />
„Jetzt kriegen Sie Literatur, dann singen<br />
wir was!“ Und auch beim Lied „Wenn die<br />
Bettelleute tanzen“ erfahren die Teilnehmer<br />
immer wieder etwas Neues über Pausen<br />
und Akkoladen, die zu finden gar nicht<br />
so leicht sind - doch Karl Heinz Schmitt<br />
hilft gerne. „Hat sich gut angehört“ , lobt<br />
er dann die Bassstimmen und nachdem<br />
man „langsam in den Text reingegangen“<br />
ist, können die Sänger und Sängerinnen<br />
schon stolz auf sich sein: „Es macht schon<br />
Freude beim Zuhören, schon sehr fachmännisch!“<br />
Mit Lob und Gründlichkeit, Ernst und<br />
Humor gewinnt der Lehrer die Sänger und<br />
Sängerinnen für sich und das Singen nach<br />
Noten. „Im Basiskurs lernen sie, mit den<br />
Notenzeichen entspannt umzugehen und<br />
auch dann voranzukommen, wenn etwas<br />
nicht alles gleich auf Anhieb gelingt“, sagt<br />
Schmitt und erklärt den Teilnehmern, die<br />
großteils keine Vorkenntnisse in der Notenlehre<br />
haben, nebenbei auch Begriffe<br />
wie Kadenz oder Auftaktregel. „Wir haben<br />
in diesem ersten Kurs die vorzeichenfreien<br />
Tonleitern kennen gelernt und ich<br />
musste dabei gar nicht mit dem Klavier<br />
helfen“, erzählt der Referent. Dass es wie<br />
von selbst geht, bestätigt auch eine Teilnehmerin:<br />
„Wir lernen sehr schnell und es<br />
geht ganz einfach. Ich freue mich schon<br />
auf den Aufbaukurs in vier Wochen.“<br />
Dann werden die Vorzeichen auf dem Programm<br />
stehen. „Ich achte darauf, dass<br />
die Teilnehmer mit Vorkenntnissen nicht<br />
anfangen vorzusingen und so den Anfängern<br />
die Motivation nehmen. Das Vorsingen<br />
würde nur Stress bewirken, die Singfreude<br />
ist die einzige Voraussetzung“, sagt<br />
Schmitt, der sich über die hohe Musikalität<br />
und die konzentrierte Mitarbeit der Südtiroler<br />
Teilnehmer freut. „Es fällt mir vor<br />
allem ihre präzise Art auf, etwa beim Singen<br />
der Vokale.“ Daran sehe man, dass<br />
in Südtirol viel an der Stimmbildung gearbeitet<br />
werde. Dass Notenlehre nicht trocken<br />
sein muss, beweist die aufgeräumte<br />
Stimmung, die im Saal herrscht: Und so<br />
erklingen nach den Silben und Notennamen<br />
immer mehr Lieder durch den<br />
Raum – natürlich „vom Blatt“ gesungen.<br />
22<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Kultur und Gemeinschaft erleben<br />
Sängerwanderung des Bezirks Vinschgau/Burggrafenamt<br />
Die Sänger und Sängerinnen des<br />
Bezirks freuten sich über den<br />
schönen Wandertag in Schenna.<br />
Rund 150 Sänger und Sängerinnen aus<br />
dem Burggrafenamt, dem Vinschgau und dem<br />
Bezirk Landeck trafen sich am letzten Sonntag<br />
im September zur traditionellen Sängerwanderung,<br />
die heuer nach Schenna führte.<br />
Beim Gottesdienst in der Pfarrkirche<br />
von Schenna sangen die Chormitglieder<br />
gemeinsam mit der Bevölkerung und unter<br />
der Leitung von Bezirkschorleiterin Julia<br />
Perkmann und Josef Sagmeister vom<br />
Verband der Kirchenchöre Südtirols Lieder<br />
aus dem neuen Gotteslob. Anschließend<br />
hieß Bürgermeister Luis Kröll die Sängerschar<br />
willkommen und stellte die Gemeinde<br />
Schenna vor. „Die Bezirkswanderung hat<br />
nämlich auch das Ziel, dass unsere Sänger<br />
und Sängerinnen die Heimat kennen<br />
lernen, Kultur und Gemeinschaft erleben“,<br />
betonte Robert Wiest, der Obmann des Bezirks<br />
Burggrafenamt-Vinschgau im Südtiroler<br />
Chorverband. So wurde auch das Mausoleum<br />
von Erzherzog Johann besichtigt<br />
und nach dem Mittagessen wanderte man<br />
gemeinsam bei strahlendem Herbstwetter<br />
nach St. Georgen. Robert Wiest freute sich<br />
besonders über die Teilnahme von 32 Sängern<br />
des Bezirks Landeck im Tiroler Sängerbund,<br />
mit dem der Bezirk eine lange<br />
Freundschaft verbindet. Der Bezirksausschuss<br />
wurde bei der Organisation der Sängerwanderung<br />
vom Kirchenchor Schenna<br />
unterstützt, der heuer sein 200-jähriges<br />
Bestehen feiert.<br />
Wochenendseminar für<br />
Chorleiterinnen und Chorleiter<br />
Bezirk Burggrafenamt/Vinschgau<br />
Unter dem Motto „Sing along“ findet in<br />
Schloß Goldrain in Goldrain/Vinschgau<br />
ein Seminar statt, zu dem alle interessierten<br />
Chorleiter und Chorleiterinnen<br />
eingeladen sind. Der Referent<br />
Alois Glaßner, Professor für Chorleitung<br />
am Institut für Musikpädagogik<br />
an der Universität für Musik und<br />
darstellende Kunst Wien und u.a. Leiter<br />
des Salzburger Bach-Chores, wird mit<br />
den Teilnehmern zum Thema „Singen<br />
im Chor und in froher Runde“ arbeiten,<br />
und zwar mit Liedern aus dem Singbuch<br />
„Sing along“. Das Seminar, das der Bezirk<br />
Burggrafenamt/Vinschgau im Südtiroler<br />
Chorverband in Zusammenarbeit<br />
mit dem Verband der Kirchenchöre Südtirols<br />
und dem Bildungshaus Goldrain ver-<br />
anstaltet, findet am Samstag, 30. Januar<br />
2016, ab 9 Uhr und am Sonntag,<br />
31. Januar 2016 von 9 bis <strong>12</strong>.30<br />
Uhr statt. Anmelden kann man sich<br />
bis Freitag, 15. Januar 2016, bei der<br />
Geschäftsstelle des Südtiroler Chorverbandes:<br />
Tel.: 0471 971833<br />
Fax: 0471 303862<br />
E-Mail: info@scv.bz.it.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 23
Aus Verband und Bezirken<br />
Leonhard Lechner – zwischen den Konfessionen<br />
Jänner-Seminar „cantare et sonare“ 2016 in Stams<br />
Viele Sänger und Sängerinnen aus Südtirol werden am Jänner-Seminar in Stift<br />
Stams teilnehmen.<br />
„Leonhard Lechner – zwischen den Konfessionen“<br />
lautet das Thema des Jänner-<br />
Seminars von „cantare et sonare“ für Sängerinnen<br />
und Sänger, für Instrumentalisten<br />
auf Zink, Posaunen, Streich- und Tasten-Instrumenten.<br />
International anerkannte Referenten, die<br />
in Tirol tätig sind, und Gesamtleiter Norbert<br />
Matsch, Stiftskapellmeister am Stift Wilten,<br />
erarbeiten ein breit gefächertes Programm<br />
zum Thema. Im Zentrum steht Lechners<br />
sechsstimmige Messe „Domine Deus noster“<br />
von 1581. Werke der berühmtesten<br />
Zeitgenossen von Lechner aus seiner<br />
1583 veröffentlichten Sammlung „Harmoniae<br />
miscellae cantionum sacrarum“ sowie<br />
seine 24stimmige Motette „Quid chaos“<br />
ergänzen das Programm.<br />
Das in jeder Hinsicht gut angenommene<br />
Herbst-Seminar in Innichen hatte Orlando<br />
di Lasso in den Mittelpunkt gestellt. Die<br />
nachfolgenden wenden sich seinen berühmten<br />
Schülern zu, allen voran eben<br />
Leonhard Lechner. Schon im Kindesalter<br />
kam dieser mit Orlando di Lasso nach<br />
München und Landshut, erlebte eine der<br />
blühendsten Hofkapellen hautnah und aktiv<br />
mit. Zeit seines Lebens hat er auf seine<br />
Südtiroler Herkunft hingewiesen, bezeichnete<br />
sich als Leonardus Lechnerus Athesinus,<br />
also aus dem Land an der Etsch.<br />
Obwohl er mittlerweile zu den höchst anerkannten<br />
Meistern zählt, hoch geschätzt<br />
und immer wieder präsent in Südtirol ist,<br />
werden seine Werke in nördlichen Breiten<br />
noch immer zu selten gespielt und gesungen.<br />
Diesen großen Tiroler wieder einmal in<br />
den Blickpunkt zu bringen und einzutauchen<br />
in eine der schöpferischsten Epochen<br />
der Musikgeschichte, wird Thema<br />
des Seminars sein, das vom 22. – 24. Jänner<br />
2016 in Stams stattfindet.<br />
Alle Details zu den Inhalten des Seminars<br />
und zur Anmeldung findet man<br />
auf der Homepage des Vereines unter:<br />
www.cantareetsonare.at<br />
Anmeldeschluss ist der <strong>12</strong>. Jänner 2016.<br />
Herausforderung und Spaß<br />
Fortbildung „Frauenjazzchor“<br />
„Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann!“ hieß es am letzten Septemberwochenende<br />
im Kolpinghaus in Bozen. 32 Frauen aus dem ganzen Land waren nämlich<br />
der Einladung des Südtiroler Chorverbandes gefolgt und nahmen an einer Fortbildung<br />
teil, in der sie Poplieder, Gospels und Jazzlieder kennenlernten.<br />
Eine andere Art zu singen lernten die Teilnehmerinnen des „Frauenjazzchors“ kennen.<br />
„Wichtiger als keine Fehler zu machen,<br />
ist es Spaß am Singen zu haben!“,<br />
machte Kursleiterin Veronica Bertsch<br />
aus Regensburg den Sängerinnen Mut.<br />
Pop, Gospel und Jazz sei nicht leichter<br />
als Klassischer Gesang: „Die Teilnehmerinnen<br />
lernen den Unterschied zum<br />
klassischen Gesang kennen, vor allem<br />
in der Stimmtechnik.“ Dies sei für viele<br />
eine große Herausforderung, da sie im<br />
Kirchenchor oft nur klassische Literatur<br />
singen. „Doch alle sind für die ungewohnten<br />
Lieder und Töne sehr offen“,<br />
freut sich Bertsch. „Die Teilnehmerinnen<br />
sind begeistert“, bestätigte auch Carmen<br />
Seidner, Mitglied des Vorstands des<br />
Südtiroler Chorverbandes, die selbst am<br />
Kurs teilnahm. Der Dank des Obmanns<br />
des Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco<br />
galt den Teilnehmerinnen und<br />
der Referentin für ihr Engagement für<br />
den Chorgesang.<br />
24<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
„Literaturspezifisches<br />
Einsingen"<br />
Fortbildung des Bezirks Bozen<br />
„Das perfekte Einsingen gibt es nicht“, sagt Bernhard Wolfsgruber, „denn jeder Sänger<br />
hat eigene Bedürfnisse.“ Am Samstag, 14. November <strong>2015</strong>, leitete Wolfsgruber einen<br />
Workshop zum Thema „literaturspezifi sches Einsingen“, den der Südtiroler Chorverband-<br />
Bezirk Bozen im Kolpinghaus in Bozen organisiert hatte.<br />
Neue Wege des Einsingens lernten die Teilnehmer des Workshops des<br />
Bezirks Bozen.<br />
Als Stimmbetreuer und Gründungsmitglied<br />
war Wolfsgruber wesentlich am<br />
Aufbau des steirischen Landesjugendchores<br />
Cantanima beteiligt. Heute leitet<br />
er den Kärntner Landesjugendchor und<br />
den Singkreis Porcia Spittal und ist selbst<br />
Chorsänger. 25 Chorleiter und Chorleiterinnen<br />
erhielten von ihm beim Workshop<br />
in Bozen Tipps, wie sie mit dem Chor das<br />
altbekannte Schema verlassen und Mut<br />
zum Experimentieren finden können.<br />
Heute verzichtet zwar kaum ein Chorleiter<br />
auf ein „ordentliches“ Einsingen, das<br />
verschiedene Register aktiviert, bei den<br />
Singenden eine Bereitschaft weckt und<br />
den Chor zu einer klanglichen und sozialen<br />
Einheit formt. „Doch viele Chorleiter<br />
und Chorleiterinnen nutzen diese Phase<br />
noch selten um den Chor auf literaturspezifi<br />
sche Besonderheiten vorzubereiten.<br />
Dies umfasst zum Beispiel Elemente<br />
wie Phrasierung, Akzentuierung, Agogik,<br />
Ausdruck und emotionale Tiefe“, erklärt<br />
Wolfsgruber. Deshalb bot er den Teilnehmern<br />
eine kleine Auswahl an Zeichen an,<br />
mit denen sie ihrem Chor ganz einfache<br />
stimm- oder ausdruckstechnische Hilfestellungen<br />
geben und die in jedes Dirigat<br />
„verpackt“ werden können. So standen<br />
Übungen zur kontrollierten Atmung,<br />
Konzentrationsübungen, Übungen zur Lockerung<br />
des Körpers, zur Wahrnehmung<br />
der Resonanzräume und der Stimme auf<br />
dem Programm, außerdem wurden Teile<br />
von Singpartituren erarbeitet. „Mit dieser<br />
und anderen Fortbildungen will der Bezirk<br />
Bozen Schwerpunkte in der musikalischen<br />
Weiterbildung setzen, um den<br />
Chören Impulse und Ideen zu vermitteln“,<br />
zeigt sich Georg Aichner vom Vorstand<br />
des Bezirks Bozen mit der Veranstaltung<br />
zufrieden.<br />
Frohe Weihnachten und<br />
ein gutes neues Jahr<br />
Der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),<br />
der Heimatpflegeverband Südtirol (HPV),<br />
der Südtiroler Chorverband (SCV)<br />
sowie die Schriftleitung mit den Redaktionen der<br />
Zeitschrift KULTURFENSTER wünschen allen<br />
frohe, gesegnete Weihnachten und<br />
viel Glück und Segen im neuen Jahr 2016.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 25
Aus Verband und Bezirken<br />
Klangwege und Kraftplätze<br />
Sängerwanderung des Bezirks Bozen<br />
Am Mitterstieler See sangen die Teilnehmer der Sängerwanderung unter der Leitung von Karl Unterhofer einige Lieder.<br />
Rund 60 Sängerinnen und Sänger der verschiedensten<br />
Mitgliedschöre des Bezirks<br />
Bozen im Südtiroler Chorverband fanden<br />
sich am Morgen des 19. September <strong>2015</strong><br />
zu einer erholsamen Tageswanderung am<br />
Ritten ein.<br />
Treffpunkt war das Hotel Lichtenstern,<br />
wo Bezirksobmann Josef Vieider bei ausgezeichneten<br />
Wetterverhältnissen die wanderfreudigen<br />
Chormitglieder begrüßen durfte.<br />
Auch Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />
gesellte sich dazu und konnte für einen Teil<br />
der Wegstrecke die Gruppe begleiten. Gestärkt<br />
mit einem Weißwurstfrühstück führte<br />
der Natur- und Landschaftsführer Karl Unterhofer<br />
durch die frühherbstlichen Fluren<br />
von Lichtenstern und vermittelte gekonnt<br />
sein Wissen um die landschaftlichen und<br />
kulturhistorischen Besonderheiten von diesem<br />
Gebiet. Als Chorleiter stimmte er an<br />
unterschiedlichen Orten immer wieder einige<br />
Lieder an und formte für diesen Tag<br />
ein Chorgefühl der besonderen Art. Ob<br />
an der Haltestelle der Rittner Bahn, am<br />
Plattnerhof mit dem Bienenmuseum, am<br />
Mitterstieler See oder beim Panoramablick<br />
auf die Dolomiten, überall kosteten<br />
die Teilnehmer dieses Klangerlebnis aus<br />
und konnten die Energie der Kraftplätze<br />
aufnehmen. Dieser Tag bot Gelegenheit,<br />
die Stille des Waldes zu hören und seine<br />
Laute wahrnehmen zu können. Woher<br />
die Örtlichkeit ihren Namen erhalten hat,<br />
erklärte Karl Unterhofer in der Nähe der<br />
Wolfsgrube. Zurück in Lichtenstern stärkten<br />
sich alle nochmals bei Kaffee und Kuchen,<br />
bevor in der Kirche von Lichtenstern<br />
ein besinnlicher Abschluss gefeiert wurde.<br />
Wie könnte es anders sein, wenn nicht mit<br />
Gesang, der wieder gemeinsam vorgetragen<br />
wurde, zur Freude einiger anwesender Besucher.<br />
Zufrieden mit der eigenen Leistung<br />
an diesem Tag und mit einer Fülle von Eindrücken<br />
von diesem schönen Fleckchen<br />
Heimat traten die Sängerinnen und Sänger<br />
am späten Nachmittag die Heimreise<br />
an. Zur Erinnerung an diesen Tag und als<br />
Aufforderung zur Pflege des Volksliedes<br />
erhielten alle noch die druckfrische Ausgabe<br />
des neuen Liederbuches „Sing ma<br />
a Tiroler Liad“.<br />
Aus dem gemeinsamen Singen<br />
Kraft zu schöpfen<br />
Als durchaus erfolgreich und nachahmenswert<br />
kann diese Initiative des Südtiroler<br />
Chorverbandes Bezirk Bozen bewertet<br />
werden. Sie trug zur Pflege des Liedgutes<br />
bei und ermöglichte den Teilnehmern in<br />
angenehmer Art und Weise über den eigenen<br />
Verein hinaus musikalisch tätig zu<br />
werden, aus dem gemeinsamen Singen<br />
heraus Kraft zu schöpfen und den Blick<br />
des Einzelnen für die Wahrnehmung unserer<br />
Heimat zu festigen. Ein besonderer<br />
Dank gebührt dem Wanderführer Karl<br />
Unterhofer, welcher gekonnt und mit viel<br />
persönlichem Einsatz und Erfahrung wesentlich<br />
zum Gelingen dieser Veranstaltung<br />
beigetragen hat.<br />
Georg Aichner, Bezirk Bozen<br />
26<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
„Wir wollen dich!“ steht auf der Einladung<br />
zum 2. Jugendchortreff des Südtiroler Chorverbandes<br />
– gemeint sind alle Jugendchöre<br />
und einzelne Sängerinnen und Sänger von<br />
16 bis 28 Jahren, die Freude daran haben,<br />
„groovige Songs“ aus den Bereichen Pop,<br />
Rock, Gospel und Afrika zu singen.<br />
So wird bei diesem Workshop im Vinzentinum<br />
in Brixen, der am Samstag, 30.<br />
April 2016, um 9.30 Uhr beginnt und mit<br />
einem Abschlusskonzert um 19.30 Uhr<br />
endet, ein richtiger „Pop-Chor“ entstehen.<br />
Die zwei engagierten Arrangeure, Komponisten<br />
und erfolgreichen Chorcoaches<br />
Markus Detterbeck und Andreas Kuch erarbeiten<br />
mit den Jugendlichen verschiedene<br />
Songs und verraten während der<br />
Arbeit zahlreiche Popchor-Tricks, damit<br />
die erarbeiteten Lieder toll klingen und<br />
„grooven“. Unter anderem gibt es Tipps<br />
zum Umgang mit Stimme und Körperhaltung<br />
sowie zur Atem- und Singtechnik.<br />
Als „Special“ gibt es für Interessierte<br />
eine Einführung in Vocal Percussion und<br />
Beatboxing. Andreas Kuch beantwortet<br />
Fragen dazu und erklärt wie Beatboxing<br />
funktioniert und welche Technik man<br />
braucht. Zum Jugendchortreff sollten die<br />
Sänger und Sängerinnen auch etwas mitbringen,<br />
nämlich Interesse am intensiven<br />
chorischen Arbeiten und Spaß am gemeinsamen<br />
Singen. Auch junge Chorleiter und<br />
Chorleiterinnen sind herzlich willkommen.<br />
„Wenn einer alleine singt, ist das einzigartig,<br />
wenn viele zusammen grooven, ist<br />
das ein echtes Erlebnis!“ bringen es die<br />
beiden Referenten auf den Punkt, die<br />
bereits beim ersten Jugendchortreff die<br />
Wir wollen dich!<br />
2. Jugendchortreff im Vinzentinum in Brixen<br />
Schon beim 1.<br />
Jugendchortreff<br />
in Schloss<br />
Maretsch<br />
begeisterten<br />
die Referenten<br />
die jungen<br />
Sänger und<br />
Sängerinnen.<br />
Jugendlichen begeistert haben. Obleute<br />
und Chorleiter sind eingeladen, die Jugendlichen<br />
und Jugendchöre auf diesen<br />
Workshop aufmerksam zu machen. Anmelden<br />
kann man sich bis Samstag, 1.<br />
März 2016 beim Südtiroler Chorverband.<br />
Spaß auf der Piste für alle Sängerinnen und Sänger<br />
9. Gesamt-Tiroler Wintersporttag<br />
Rodeln, Skifahren und Wandern ist für die<br />
Sänger und Sängerinnen Tirols am 16. Jänner<br />
2016 am Karerpass angesagt.<br />
Eingeladen zum 9. Gesamttiroler Wintersporttag<br />
und zum Ski- und Rodelrennen<br />
sind alle Obleute, Chorleiterinnen, Chorleiter,<br />
Sängerinnen, Sänger sowie Instru-<br />
mentalistinnen und Instrumentalisten der<br />
Mitgliedschöre des Tiroler Sängerbundes,<br />
des Südtiroler Chorverbandes und deren<br />
Familienangehörige. Neben dem Riesentorlauf-Rennen<br />
wird es auch ein Rodel-<br />
Gaudi-Rennen geben und wer lieber unterm<br />
Rosengarten wandern geht, kann dies<br />
zum Beispiel mit Wanderführer Albin tun.<br />
Auch Langlaufen ist möglich.<br />
Beim Rennen starten die aktiven Chormitglieder<br />
in den allgemeinen Kategorien,<br />
nicht Aktive in der Gästekategorie.<br />
Für Speis, Trank und Unterhaltung bei<br />
der Preisverleihung ab 15 Uhr im Haus<br />
der Dorfgemeinschaft von Welschnofen<br />
sorgt der Männergesangsverein Welschnofen<br />
mit Obmann Luis Meraner, und die<br />
Gruppe „Die Schmeichler“ aus Brixen garantiert<br />
musikalischen Hochgenuss. Anmelden<br />
können sich die Chormitglieder beim<br />
Südtiroler Chorverband über das entsprechende<br />
Formular, das den Chorobleuten<br />
zugeschickt wurde, bis spätestens Freitag,<br />
8. Jänner 2016.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 27
Zur Person<br />
Stefan Demetz ist 90<br />
Der Südtiroler Chorverband gratuliert<br />
Stefan Demetz, der langjährige Verbandschorleiter<br />
und Träger des goldenen<br />
Ehrenzeichens des Südtiroler Chorverbandes,<br />
feierte am 10. <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
seinen 90. Geburtstag.<br />
Als Zeichen der Wertschätzung, die<br />
ihm in seiner Heimat entgegengebracht<br />
wird, kann die Verleihung der Ehrenbürgerschaft<br />
seiner Heimatgemeinde Wolkenstein<br />
im September dieses Jahres<br />
gesehen werden.<br />
Beständiger Einsatz und<br />
Begeisterung für den Gesang<br />
Damit wurde auch ein sichtbares Zeichen<br />
für seine Verdienste um das Chorwesen<br />
und die Kultur im Lande gesetzt.<br />
Verdienste, die auf beständigem Einsatz<br />
und Begeisterung für den Gesang vor<br />
allem in seiner ladinischen Heimat beruhen<br />
und die mit seinem langen Leben<br />
eine Einheit bilden: Schon als 21-Jähriger<br />
gründete der aus St. Ulrich gebürtige<br />
Musikant und Kirchenchorsänger<br />
den Männerchor im Gesellenverein von<br />
St. Ulrich und stand ihm auch als Leiter<br />
vor, trat dem Kirchenchor Wolkenstein<br />
bei und gründete an der LBA in Meran,<br />
wo er maturierte, 1947 einen Männerchor<br />
und einen gemischten Chor. Gleichzeitig<br />
war Demetz als Organist tätig. Von<br />
1953 bis 1989 war er Leiter des Kirchenchors<br />
Wolkenstein, mit dem er erfolgreich<br />
an zahlreichen Wettbewerben teilnahm.<br />
Liebe zum Chorwesen<br />
Immer ging es Demetz auch um die<br />
Förderung der Musikkultur im Tal und<br />
im Lande: So war Demetz die treibende<br />
Kraft beim Aufbau der „Musikalischen<br />
Jugend Gröden“ und bei der Einführung<br />
der Musikschule des Instituts für<br />
Musikerziehung, die er jahrelang leitete.<br />
Doch auch seine Tätigkeit als Referent<br />
und Juror sowie sein langjähriges ehrenamtliches<br />
Engagement im Musikrat<br />
des Südtiroler Sängerbunds, im Besonderen<br />
als Bundeschorleiter, zeigen sein<br />
Stefan Demetz feierte seinen neunzigsten Geburtstag.<br />
Verantwortungsgefühl und seine Liebe<br />
zum Chorwesen im Lande. Sein Einsatz<br />
für die Förderung der Volkskultur in den<br />
Verbänden und als Chorleiter verbindet<br />
sich bei Stefan Demetz auf glückliche<br />
Weise mit seiner Tätigkeit als Komponist:<br />
„Er hat das Liedgut durch viele Kompositonen<br />
bereichert“, würdigt ihn der Ehrenpräsident<br />
des Südtiroler Chorverbandes<br />
Siegfried Tappeiner. Zum runden Ge-<br />
burtstag und zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft<br />
gratulieren im Namen des<br />
gesamten Südtiroler Chorverbandes Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco, der Vorstand<br />
und der Musikrat sowie die Mitarbeiter<br />
der Geschäftsstelle: In Dankbarkeit<br />
für das Wirken im Dienste des Chorwesens<br />
wünschen sie dem Jubilar, dass die<br />
Freude an der Musik ihn noch lange begleiten<br />
möge.<br />
28<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Die AVS-Singgemeinschaft Unterland beim Singwettbewerb im Kongress- und<br />
Theaterhaus von Bad Ischl (Bild: Franz Lingischer)<br />
•Stimmgabel<br />
Teilnahme am Volksliedwettbewerb in Bad Ischl<br />
Bestnote für AVS-Singgemeinschaft<br />
Unterland<br />
Eine große Anerkennung wurde der AVS-<br />
Singgemeinschaft Unterland beim „Zweiten<br />
Oberösterreichischen Volksliedchorfest<br />
mit Volksliedwettbewerb der Vokalakademie<br />
Österreich“ in Bad Ischl zuteil. „Unter<br />
den zwölf teilnehmenden Chören war die<br />
musikalische Darbietung der AVS-Singgemeinschaft<br />
Unterland mit Abstand die beste“,<br />
so der Kommentar der Jury. Die AVS-<br />
Singgemeinschaft Unterland pflegt seit 28<br />
Jahren ausschließlich das historisch gewachsene,<br />
alpenländische Volksliedgut.<br />
Am Wettbewerb beteiligte sich der Chor<br />
mit seinen 50 Sängerinnen und Sängern<br />
gemeinsam mit weiteren elf Chören. Das<br />
Volksliedfest, zu dem Chöre und Vokalensembles<br />
aus Österreich, Bayern und Südtirol<br />
eingeladen werden, fi ndet alle zwei<br />
Jahre statt.<br />
Mit den Liedern „‘S Wölkl“, „Es wor amol<br />
an Abend spot“ - mit einer solistischen<br />
Glanzleistung von Annemarie Zwerger - und<br />
dem „Ave Maria, Jungfrau rein“ konnte die<br />
AVS-Singgemeinschaft Unterland die Jury<br />
überzeugen. Bewertet wurden die Intonation,<br />
der Klang, die Authentizität und der<br />
Gesamteindruck. „Ihr wart mit Abstand der<br />
beste Chor und der Chor mit dem größten<br />
Herz“, unterstrich die Juryvorsitzende<br />
Brigitte Schaal, die sich sehr über die Teilnahme<br />
der Gruppe aus Südtirol freute. Beim<br />
Abschlusskonzert im Kongress- und Theaterhaus<br />
in Bad Ischl wurde der Chorleiterin<br />
Marlene Zwerger Matzneller, welche<br />
die Singgemeinschaft seit ihrer Gründung<br />
am 17. November 1987 ehrenamtlich leitet,<br />
eine Urkunde mit der Bestnote „ausgezeichnet“<br />
überreicht. „Es ist für mich eine<br />
Bestätigung dafür, dass der eingeschlagene<br />
Weg, einzig allein das echte, historisch gewachsene<br />
Volkslied zu pflegen, der richtige<br />
war und dass auch Sängerinnen und Sänger,<br />
die nicht eine optimale musikalische<br />
Voraussetzung mitbringen, durch konstanten<br />
Einsatz und viel Liebe am Volkslied eine<br />
herausragende Leistung erbringen können“,<br />
freut sich Matzneller Zwerger.<br />
Obfrau Renate Mayr dankt allen Gönnern,<br />
welche an den wertvollen kulturellen Beitrag<br />
der AVS-Singgemeinschaft Unterland<br />
geglaubt und den Chor fi nanziell unterstützt<br />
haben, insbesondere der Raiffeisenkasse<br />
Salurn, der AVS-Landesleitung, den<br />
Ortsstellen der AVS-Sektion Unterland, der<br />
Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland<br />
und den Raiffeisenkassen Unterland und<br />
Überetsch.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 29
Stimmgabel<br />
Beste Interpretation!<br />
Männerchor Brummnet erfolgreich bei „Austria Cantat“<br />
Die 19 Männer von „Brummnet - der Männerchor“<br />
aus dem Pustertal waren Feuer<br />
und Flamme, als ihre Chorleiterin Clara<br />
Sattler die Idee hatte, am österreichischen<br />
Chorwettbewerb „Austria Cantat“ teilzunehmen.<br />
Den Chor hat Clara Sattler vor <strong>12</strong> Jahren<br />
gegründet und zu großen Teilen in der<br />
Musikschule Bruneck im Fach Vokalausbildung<br />
geschult. „Brumm net“ war auch<br />
das Motto der Sänger, als sie am 20. Juni<br />
<strong>2015</strong> nach Vorarlberg fuhren, um zu zeigen,<br />
was sie in intensiver Probezeit einstudiert<br />
hatten. Im Konzertsaal des „Montfort<br />
– Hauses“ in Feldkirch gaben sie als einziger<br />
Chor aus Südtirol ihr Bestes und überzeugten<br />
mit dem „Ave Maria“ von Franz<br />
Biebl, dem Volkslied „do Langis kimp“ von<br />
Annelies Oberschmied, dem „Cantate Domino“<br />
von Ottavio Pittoni und dem Pflicht-<br />
stück „Kyrie“ von Piotr Janczak die Jury.<br />
Der Chor wurde vom Publikum mit Beifall<br />
und von der Jury mit der Bewertung „ausgezeichnet“<br />
in der höchsten Kategorie „Acapella<br />
mit Pflichtlied“ belohnt. Der Vortrag<br />
des „Kyrie“ von Piotr Janczak wurde<br />
mit dem Sonderpreis „Beste Interpretation<br />
des Pflichtliedes“ bewertet. So freute sich<br />
der Chor, dass er das „Kyrie“ beim Preisträgerkonzert<br />
nochmals vortragen durfte.<br />
Der Männerchor Brummnet freut sich über seinen Erfolg bei „Austria Cantat“.<br />
„Markus-Messe“ von Gottfried Veit uraufgeführt<br />
Allerheiligen in Naturns<br />
Der Kirchenchor St. Zeno-Naturns hat im<br />
Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit immer<br />
wieder neue Werke Tiroler Komponisten<br />
- z.B. von Herbert Paulmichl, Hans Obkircher,<br />
Ernst Thoma - aus der Taufe gehoben.<br />
Beim Festgottesdienst an Allerheiligen<br />
konnten die zahlreichen Gottesdienstbesucher<br />
kürzlich wieder eine gelungene Uraufführung<br />
erleben. Chorleiter Josef Pircher<br />
hatte für das besinnliche Fest mit Chor und<br />
Orchester die „Markus-Messe“ von Gottfried<br />
Veit einstudiert. Das kurze und einfache<br />
lateinische Ordinarium (Missa brevis)<br />
besticht durch seine ansprechenden<br />
Organistin Cristina Della Mea,<br />
Komponist Gottfried Veit, Obfrau<br />
Karoline Kuppelwieser Holzeisen,<br />
Chorleiter Josef Pircher, Bürgermeister<br />
Andreas Heidegger (v.l.)<br />
Melodien und stellt für die würdige Mitgestaltung<br />
der Liturgie sicher einen wertvollen<br />
Beitrag dar. Kapellmeister Veit beehrte die<br />
Naturnser nicht nur mit seiner Präsenz, er<br />
übernahm auch das Dirigat dieser Erstaufführung.<br />
Der 40-köpfige Chor, ein gut bestelltes<br />
Streicherensemble und Cristina Della<br />
Mea an der Orgel vereinten sich zu einem<br />
homogenen Klangkörper von beachtlicher<br />
Fülle und Strahlkraft. So wurden bei diesem<br />
Festgottesdienst Vergebung, Lobpreis,<br />
Anbetung und Dank durch die Musik besonders<br />
spürbar zum Ausdruck gebracht.<br />
Nach dem Hochamt gratulierte Obfrau Karoline<br />
Kuppelwieser Holzeisen den strahlenden<br />
Komponisten mit einem Blumenstrauß<br />
und bedankte sich auch im Namen<br />
des Chores und der Pfarrei.<br />
Josef Pircher<br />
Seit 25 Jahren Mitglied<br />
Kirchenchor Afing<br />
Der Cäciliensonntag wird in Afing seit einigen<br />
Jahren um eine Woche vorverlegt,<br />
damit Pfarrer P. Peter Stuefer den Festgottesdienst<br />
gemeinsam mit dem Kirchenchor<br />
und der Musikkapelle in der Pfarrei Afing<br />
mitfeiern kann. Der Festgottesdienst wird<br />
traditionell vom Kirchenchor Afing und der<br />
Musikkapelle Afing gestaltet. Das heurige<br />
Fest der Hl. Cäcilia wurde zum Anlass,<br />
genommen um drei Chorsängerinnen<br />
ein besonderes Dankeschön für ihre Vereinstreue<br />
auszusprechen: Erika Schmid<br />
Gramm, Helga Oberkofler Gostner und<br />
Monika Gasser Schrott sind seit 25 Jahren<br />
begeisterte Mitglieder des Kirchenchores<br />
Afing. In den Ansprachen wurde betont,<br />
wieviel Zeit, Einsatz und Elan die drei Sängerinnen<br />
in diesen langen Jahren der Mitgliedschaft<br />
zum Wohle des Chorwesens<br />
investiert haben. Hochw. P. Peter Stuefer<br />
überreichte den drei Sängerinnen die Ehrenurkunde<br />
und das Abzeichen in Silber<br />
und wünschte ihnen weiterhin viel Freude<br />
am Gesang. Ein besonderer Dank erging<br />
auch an den Chorleiter Franz Seebacher.<br />
Vor einem Jahr hat er die Leitung des Kirchenchores<br />
Afing übernommen und seither<br />
führt er den Chor mit viel Einsatz und<br />
Freude durch das Kirchenjahr. Ausklingen<br />
ließ man den Nachmittag bei geselligem<br />
Beisammensein und Gesang.<br />
Chorleiter Franz Seebacher, Erika Schmid<br />
Gramm, Monika Gasser Schrott, Hochw.<br />
P.Peter Stuefer, Obfrau Helga Oberkofler<br />
Gostner, Obmannstellvertreter Richard<br />
Reichhalter (v.l.)<br />
30<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Weihnachtliches Singspiel in Terenten<br />
Eigenproduktion von Kirchenchor<br />
und Heimatbühne<br />
Der Terner Kirchenchor feiert heuer sein<br />
175-jähriges Bestehen. Zu den verschiedenen<br />
Initiativen, welche anlässlich dieses<br />
Jubiläums gestartet wurden, kommt nun<br />
noch ein außergewöhnliches Projekt dazu:<br />
ein weihnachtliches Singspiel, bei dem die<br />
alte Tradition des Bibelspiels wiederbelebt<br />
werden soll. In Zusammenarbeit mit der<br />
Heimatbühne werden in einer Eigenproduktion,<br />
mit dem Titel „Auf, werde Licht“,<br />
die Ereignisse rund um die Geburt Christi<br />
auf die Bühne gebracht.<br />
Das Singspiel wird eröffnet mit der Schöpfungserzählung<br />
aus dem Buch Genesis. „Es<br />
werde Licht“ – diesen Ausspruch Gottes nehmen<br />
die Propheten aus dem Alten Testament<br />
auf und verkünden die Ankunft des Messias.<br />
Eine Frau aus Nazareth ist auserwählt, diesen<br />
Plan Gottes Wirklichkeit werden zu lassen.<br />
In insgesamt 11 Szenen wird das Geschehen<br />
von der Verkündigung an Maria bis<br />
zum Besuch der drei Könige an der Krippe<br />
Jesu auf der Bühne dargestellt. Verbunden<br />
werden die einzelnen Szenen durch die Figur<br />
einer Erzählerin, welche mit den entsprechenden<br />
Bibelpassagen die magische<br />
Stimmung des Weihnachtsereignisses heraufbeschwört.<br />
Der Text stammt aus der Feder<br />
der Terner Theologiestudentin Doris Rainer;<br />
Regie führt in bewährter Manier Franz<br />
Engl, Mitglied der Heimatbühne Terenten<br />
und in der Funktion als Regisseur bereits<br />
öfter in Erscheinung getreten. „Ich möchte<br />
mit diesem Stück auch die menschlichen<br />
Seiten des biblischen Geschehens herausarbeiten.<br />
Auch Zweifel und Ängste dürfen<br />
ihren Platz haben, wie etwa bei der Verkündigung<br />
an Maria oder ihrer Beziehung zu<br />
Joseph. Der Bibeltext soll nicht völlig unkritisch<br />
übernommen werden“, so Engl über<br />
sein Regiekonzept. Wo die Dialoge fehlen,<br />
werden Stimmungen und Erwartungen durch<br />
stummes Spiel anschaulich gemacht. Durch<br />
Bild- und Videoprojektionen erfolgt eine Aktualisierung<br />
des Bibelgeschehens, wie etwa<br />
zu den Themen Flucht und Herbergssuche.<br />
Chorsänger und Mitglieder der Heimatbühne<br />
sind gleichermaßen am Bühnenspiel beteiligt,<br />
Gesang und Spiel gehen fließend ineinander<br />
über. Jede Szene wird mit einem<br />
passenden Lied untermalt, ausgewählt von<br />
Chorleiterin Verena Palfrader gemeinsam mit<br />
ihren Sängern. Die Premiere findet am 19.<br />
<strong>Dezember</strong> um 20 Uhr im Vereinshaus von<br />
Terenten statt. Weitere Aufführungen folgen<br />
am 20. <strong>12</strong>. um 16 Uhr, am 26. <strong>12</strong>. um<br />
20 Uhr und am 27. <strong>12</strong>. um 16 Uhr und<br />
um 20 Uhr. Platzreservierungen können<br />
bei der Raiffeisenkasse Terenten unter der<br />
Nummer 0472/ 868 980 oder unter der Nr.<br />
347 7534397 vorgenommen werden. Unter<br />
info@hb-terenten.com ist eine Reservierung<br />
auch online möglich.<br />
Einmaliges Erlebnis für die White Lilys<br />
Beim Prague Summer Choral Meeting <strong>2015</strong><br />
Vom 16. bis zum 19. Juli fand das Prague<br />
Summer Choral Meeting <strong>2015</strong> statt. An<br />
diesem internationalen Sängertreffen beteiligten<br />
sich heuer 39 Chöre von Portugal<br />
bis Skandinavien mit insgesamt 1.600<br />
Teilnehmern, darunter die White Lily Gospel<br />
Singers aus Mühlbach. Jeder Chor bekam<br />
die Gelegenheit, in einem Konzert sein<br />
Können zu beweisen, aber auch die Leistungen<br />
der anderen Chöre zu bestaunen.<br />
So durften die White Lilys in der St. Martin<br />
in The Wall Church auftreten, knüpften<br />
Kontakte zu anderen Chören und bekamen<br />
Einladungen zu weiteren Treffen in den verschiedensten<br />
Ländern Europas. Einer der<br />
Höhepunkte war der gemeinsame Auftritt<br />
aller Chöre in der Prager Altstadt: Mit vereinter<br />
Stimmgewalt sangen sie ein tschechisches<br />
Volkslied und die Europahymne.<br />
Die Besichtigung der Prager Altstadt mit<br />
Hradschin und Prager Burg, eine abendliche<br />
Fahrt auf der Moldau und ausgiebige<br />
Besuche in den Prager Kaffeehäusern und<br />
Bierlokalen durften nicht fehlen. Die Rückreise<br />
war wie die Hinfahrt kurzweilig, und<br />
bei der Ankunft in Mühlbach waren sich<br />
alle White Lilys einig, ein besonderes Erlebnis<br />
erfahren zu haben. Es war sicher nicht<br />
die letzte Teilnahme der White Lily Gospel<br />
Singers an einem internationalen Chöretreffen!<br />
Gelegenheit die White Lilys zu hören,<br />
gibt es bei den Adventskonzerten am<br />
Freitag, 18.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong> um 19.30 Uhr in der<br />
Evangelischen Christuskirche in Meran<br />
und am Samstag, 19.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong> um 20 Uhr<br />
in der Pfarrkirche von Mühlbach.<br />
Die White Lily Gospel Singers aus<br />
Mühlbach in Prag<br />
„Das schreit nach einem Lied“<br />
Musical- und Film-Highlights aus Cats,<br />
Sister Act und vielen mehr<br />
Bestimmt kennt jeder diese Momente,<br />
die manchmal einfach nach einem Lied<br />
schreien, Alltagssituationen, in denen<br />
man sich fühlt als stünde man auf einer<br />
Musical-Bühne. Unter dem Motto „Das<br />
schreit nach einem Lied“ laden die „Musical-Ladies“<br />
Sandra Auer, Lisa Baumgartner,<br />
Barbara Mauroner, Lea Rottensteiner<br />
und Jutta Wieser zu einer Kombination<br />
aus Gesang, Tanz und Schauspiel an zwei<br />
unterhaltsamen Abenden ein. Die Konzerte<br />
finden im Vereinshaus von Oberbozen<br />
am Samstag, 2. Jänner 2016 und am<br />
Sonntag, 3. Jänner 2016, jeweils um 20<br />
Uhr statt. Kartenreservierungen werden<br />
ab 15. <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> täglich zwischen<br />
17.00-19.00 Uhr unter der Telefonnummer<br />
3287329247 oder über E-Mail musicalritten@gmail.com<br />
entgegengenommen.<br />
SMS und Anrufe in Abwesenheit können<br />
nicht berücksichtigt werden.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 31
Vorweg<br />
Musik in Gottes Dienst<br />
Über die Funktion von Musik in der Kirche<br />
Die Unterscheidung zwischen liturgischer Mitgestaltung eines Gottesdienstes - im Bild die Musikkapelle und der Kirchenchor von<br />
Niederdorf beim Festgottesdienst zum heurigen Fest der hl. Cäcilia - und Kirchenkonzert sollte von vornherein klar sein.<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner stellt einige<br />
grundsätzliche Überlegungen zur<br />
Blasmusik im Gottesdienst in den Raum.<br />
Lobet Gott in seinem Heiligtum,<br />
lobt ihn in seiner mächtigen Feste!<br />
Lobt ihn mit dem Schall der Hörner,<br />
lobt ihn mit Harfe und Zither!<br />
Lobt ihn mit Pauken und Tanz,<br />
lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel.<br />
(Psalm 150)<br />
Der Psalm 150 fasst in sechs Versen alles<br />
zusammen, was es zur würdigen Gestaltung<br />
eines Gottesdienstes braucht.<br />
Blasmusik war demnach schon früher<br />
und ist noch heute in der Kirche gern gehört.<br />
Die ehrwürdigen Gemäuer bieten ihr<br />
eine wunderbare Bühne. Ob die Musikkapelle<br />
in ihrer Gesamtheit, ob einzelne<br />
Ensembles oder Solisten – die Blasmusik<br />
kann ebenso gut zum Gelingen eines Gottesdienstes<br />
beitragen wie die Chormusik.<br />
Oder warum nicht Chor- und Bläsermusik<br />
zu einer harmonischen Einheit verbinden?<br />
Die meisten Musikanten genießen das<br />
Spiel in der Kirche, die Kapellmeister sind<br />
oft verunsichert, wenn es um die – liturgisch<br />
richtige – Auswahl der Musikstücke<br />
geht. Was gar nicht so schwer ist, wenn<br />
man ein paar einfache Grundsätze beachtet.<br />
Ich denke da an liturgisch richtiges<br />
Musizieren, an angepasste Dynamik<br />
– vor allem im Schlagzeug! -, an das<br />
Wissen um die Funktion von Musik in der<br />
Kirche. Umrahme ich einen Gottesdienst<br />
oder spiele ich ein Konzert?<br />
Ein Punkt, der banal erscheint und wohl<br />
deshalb gerne vergessen wird, ist die Absprache<br />
mit dem zuständigen Pfarrer und<br />
dem verantwortlichen Mesner. Nicht überall<br />
kann man beispielsweise den Altartisch<br />
verstellen, um Platz für seine Musikanten<br />
zu schaffen. Nicht jeder Pfarrer<br />
schätzt „Jesus Christ Superstar“ als musikalischen<br />
Messteil. Da helfen oft ein paar<br />
klärende Worte und ein bisschen Wissen<br />
um die Sache.<br />
Sigisbert Mutschlechner<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
32<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Das Thema<br />
Blasmusik<br />
Liturgie und Musik im<br />
Gottesdienst<br />
„Musik im Gottesdienst ist nicht ausschmückender Rahmen,<br />
sondern ist selbst Liturgie“ – einige grundsätzliche Hinweise zum Thema von<br />
VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner<br />
Die Blasmusik in der<br />
Kirche folgt eigenen<br />
Gesetzmäßigkeiten,<br />
was die Stückwahl, die<br />
Vorbereitung und den<br />
Ablauf betrifft – im Bild die<br />
MK St. Nikolaus Ulten beim<br />
Festgottesdienst anlässlich<br />
des Landesmusikfestes in<br />
der Pfarrkirche von Meran.<br />
Der Begriff Liturgie bezeichnet die Ordnung<br />
und Gesamtheit der religiösen Zeremonien<br />
und Riten des jüdischen und des<br />
christlichen Gottesdienstes. In analoger Redeweise<br />
wird der Begriff bisweilen auch für<br />
die Ordnung der religiösen Feiern und Vollzüge<br />
anderer Religionen verwendet.<br />
Die Feier der Liturgie dient der Verehrung<br />
Gottes und zur Vertiefung des gemeindlichen<br />
Glaubens.<br />
Die Liturgie umfasst das gesamte gottesdienstliche<br />
Geschehen: Gebet, Lesung<br />
und Verkündigung, Gesang, Gestik, Bewegung<br />
und Gewänder, liturgische Geräte,<br />
Symbole und Symbolhandlungen,<br />
die Spendung von Sakramenten und Sakramentalien.<br />
Behauptungen, die katholische Kirche<br />
verstünde unter Liturgie in erster Linie die<br />
Ordnung der Heiligen Messe, greifen zu<br />
kurz. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil<br />
haben die Konzilsväter die Konstitution<br />
über die Heilige Liturgie verkündet. Dort<br />
heißt es: „In der Liturgie, besonders im heiligen<br />
Opfer der Eucharistie, vollzieht sich<br />
das Werk unserer Erlösung, und so trägt<br />
sie in höchstem Maße dazu bei, dass das<br />
Leben der Gläubigen Ausdruck und Offenbarung<br />
des Mysteriums Christi und des eigentlichen<br />
Wesens der wahren Kirche wird."<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil<br />
Das zweite Vatikanische Konzil sieht in der gottesdienstlichen Musik „einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der<br />
feierlichen Liturgie“.<br />
• Musik im Gottesdienst ist nicht ausschmückender Rahmen, sondern ist selbst Liturgie.<br />
• Aktive Teilnahme der Gläubigen (participatio actuosa)<br />
• Instrumentalmusik und Orgelmusik<br />
• Was heißt das für die Blasmusik?<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 33
In der folgenden Auflistung werden die verschiedenen liturgischen Feiern in der Kirche erklärt. Dazu finden sich Vorschläge, zu welchem<br />
Anlass welche Literatur gespielt werden kann.<br />
Die Feier der Heiligen Messe:<br />
Eröffnung:<br />
• Einzug (Introitus) des Vorstehers und<br />
der besonderen Dienstträger<br />
Kreuzzeichen<br />
Liturgische Begrüßung<br />
(Der Herr sei mit Euch)<br />
evtl. kurze Einführung in die Feier<br />
• Allgemeines Schuldbekenntnis und Absolution<br />
(oder Bußritus in anderer Gestalt<br />
oder sonntägliches Taufgedächtnis)<br />
• Kyrie<br />
• Gloria<br />
(an Festtagen, Sonntagen, Hochfesten<br />
und anderen festlichen Gottesdiensten<br />
außerhalb der Adventsund<br />
Fastenzeit)<br />
• Tagesgebet<br />
Wortgottesdienst:<br />
• Erste Lesung aus dem Alten Testament<br />
(AT)<br />
Akklamation: Wort (des lebendigen)<br />
Gottes. –Dank sei Gott<br />
• Psalm (Psalmenlesung)<br />
i n responsorischer Ausführung Antwortgesang<br />
• Zweite Lesung aus dem Neuen Testament<br />
(NT)<br />
Akklamation: Wort (des lebendigen)<br />
Gottes. –Dank sei Gott<br />
• Evangelienprozession<br />
(mit Leuchtern und Weihrauch) begleitet<br />
von Halleluja- Akklamation<br />
(Ruf)<br />
• Evangelium<br />
Akklamation am Schluss:<br />
Lob sei dir, Christus<br />
• Predigt<br />
• Credo (Glaubensbekenntnis)<br />
an Sonntagen, Hochfesten oder anderen<br />
festlichen Gottesdiensten<br />
• Fürbitten<br />
Eucharistiefeier:<br />
• Gabenbereitung<br />
Gaben werden auf den Altar gebracht<br />
– Geldkollekte<br />
Bereitung des Kelches (Mischung<br />
von Brot und Wein - Segensspruch)<br />
Apologie (Bereitungsgebet des Liturgen)<br />
Inszenierung der Gaben<br />
Händewaschung<br />
Gabengebet<br />
• Eucharistisches Hochgebet mit Sanctus<br />
und Benedictus<br />
• Kommunion<br />
Vater unser<br />
Friedensgebet<br />
Friedensgruß<br />
Brechung (Mischungsritus, stille<br />
Kommunionvorbereitungsgebete,<br />
Zeigen der Hostie)<br />
Kommunion<br />
Abschluss:<br />
• Danksagung<br />
schließt an Kommunion an und ist<br />
gleichzeitig Überleitung zum Abschluss<br />
• Schlussgebet<br />
• Segen<br />
Gehet hin in Frieden - Dank sei Gott<br />
dem Herrn<br />
• Auszug<br />
Die Wort-Gottes-Feier<br />
Eröffnung:<br />
• Gesang oder Musik zur Eröffnung<br />
• Kreuzzeichen<br />
• Christusrufe<br />
Herr erbarme dich, Christus erbarme<br />
dich, Herr erbarme dich<br />
Ein Kapellmeister muss in<br />
Bezug auf die musikalische<br />
Gestaltung von Gottesdiensten<br />
auch über ein umfassendes<br />
liturgisches Wissen verfügen –<br />
im Bild Kapellmeister Christian<br />
Gamper (MK St. Nikolaus<br />
Ulten), der Komponist der<br />
„Niklaser Parodiemesse“<br />
Verkündigung des Wortes Gottes:<br />
• Lesung<br />
• Musik oder Lied<br />
• Psalm<br />
• Ruf vor dem Evangelium<br />
Hallelujaruf oder Christusruf<br />
• Evangelium<br />
• Auslegung und Deutung<br />
Antwort der Gemeinde:<br />
• Verehrung des Wortes Gottes<br />
• Glaubensbekenntnis<br />
• Lied oder Musik<br />
• Vergebungsbitte<br />
• Wechselgebet<br />
• Segnungen<br />
• Friedenszeichen<br />
• Lobpreis<br />
• Fürbitten<br />
• Vaterunser<br />
Abschluss:<br />
• Segensgebet<br />
• Entlassung<br />
• Lied oder Musik<br />
Am Ende können ein Lied und ein<br />
Musikstück gespielt werden<br />
Die kirchliche Begräbnisfeier:<br />
Begräbnis mit drei Stationen<br />
• Die Feier beginnt am Ausgangspunkt<br />
(Trauerhaus, Friedhofs- oder Kirchenportal,<br />
Trauerhalle) mit einem Eröffnungsteil,<br />
Psalmengebet, Kyrie-Ruf und es schließt<br />
sich eine Prozession zur Kirche an.<br />
• In der Kirche folgt die heilige Messe oder<br />
die Wort-Gottes-Feier mit dem üblichen<br />
Ablauf, jedoch ohne Einleitung und<br />
Bußakt, beginnend mit den Lesungen.<br />
Wenn sich die Beisetzung unmittelbar<br />
anschließt, entfällt die Entlassung.<br />
• Die dritte Station ist die Beisetzung am<br />
Grab.<br />
Die Reihenfolge der Stationen kann auch<br />
wechseln: Die heilige Messe oder die Wort-<br />
Gottes-Feier können als erste Station oder<br />
nach der Beisetzung als dritte Station stattfinden.<br />
Auch die Reihenfolge Kirche – Trauerhalle<br />
(Friedhofskapelle) mit Verabschiedung<br />
– Beisetzung am Grab ist möglich.<br />
34<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Nicht immer steht für die<br />
musikalische Gestaltung<br />
eines Gottesdienstes<br />
eine durchkomponierte<br />
„Messe“ - wie die<br />
„Niklaser Parodiemesse“,<br />
die anlässlich des<br />
Landesmusikfestes von<br />
der MK St. Nikolaus-<br />
Ulten uraufgeführt wurde<br />
– zur Verfügung.<br />
Die musikalische Mit-Gestaltung:<br />
Teile der Messe Möglichkeiten Empfehlungen<br />
Einzug<br />
Introitus<br />
Kyrie<br />
Herr erbarme dich<br />
Gloria<br />
Ehre sei Gott<br />
in der Höhe<br />
Antwortgesang<br />
Nach der 1. Lesung<br />
• Gemeindegesang<br />
• Instrumentalspiel<br />
• Kombination Instrumentalspiel-Gesang<br />
• Stille z.B. in der Fastenzeit<br />
• Kantoren – Gemeindegesang<br />
• gesprochen<br />
• Gemeindegesang oder gesprochen<br />
• Psalm vom Tag (gesungen vom Kantor und der<br />
Gemeinde)<br />
• wenn nicht gesungen dann gesprochen<br />
• Instrumentalstück oder Stille<br />
Falls nur eine Lesung vor Evangelium – Psalm und/oder Ruf vor dem Evangelium<br />
Ruf vor dem<br />
Evangelium<br />
Credo<br />
Glaubensbekenntnis<br />
• gesungen vom Kantor und der Gemeinde<br />
• entfällt, wenn er nicht gesungen werden kann<br />
• Gemeindegesang<br />
• gesprochen<br />
Die Lieder sollen an den Jahreskreis angepasst sein<br />
Texttreue<br />
reines Instrumentalstück nicht möglich<br />
Texttreue<br />
reines Instrumentalstück nicht möglich<br />
entfällt an Werktagen, an festfreien Tagen im Advent (Ausnahme:<br />
Rorate als Marienmesse) und in der Fastenzeit<br />
Ruf vor dem Evangelium=Halleluja<br />
außer in der Fastenzeit=Christusruf<br />
Texttreue<br />
nur an Sonntagen und Hochfesten<br />
Offertorium<br />
Gesang zur<br />
Gabenbereitung<br />
Sanctus<br />
Heilig<br />
Vater Unser<br />
Agnus Dei<br />
Lamm Gottes<br />
• Reines Instrumentalstück sehr gut möglich<br />
• Gemeindegesang<br />
• Stille<br />
• Gemeindegesang, begleitet durch<br />
Orgel-/ Blasmusik<br />
• gesprochen<br />
• Gemeindegesang<br />
• gesprochen<br />
• Gemeindegesang<br />
• gesprochen<br />
Texttreue<br />
niemals reines Instrumentalspiel<br />
Texttreue<br />
Texttreue<br />
kein Instrumentalstück<br />
Communio<br />
Kommunion<br />
• Reines Instrumentalstück sehr gut möglich<br />
• Stille<br />
• Gemeindegesang<br />
Dankgesang • Gemeindegesang kann entfallen<br />
Auszug<br />
• Reines Instrumentalstück sehr gut möglich<br />
• Stille<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 35
Textgebundene Teile – Ordinarium<br />
Kyrie, Gloria, Halleluja- oder Christusruf, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei<br />
Textunabhängige Teile – Proprium<br />
Eingang, Zwischengesang, Gabenbereitung, Kommunion, Schlussgesang, Auszug<br />
Checkliste für die musikalische Mitgestaltung in der Kirche:<br />
• Den Gottesdienst frühzeitig mit dem Priester besprechen und fixieren.<br />
• Nachfragen, welcher Sonntag oder welches Fest bei diesem Gottesdienst<br />
gefeiert wird.<br />
• Frühzeitig mit dem Suchen der Literatur beginnen.<br />
• Brauche ich eine Probe in der Kirche? Wenn ja, mit dem Mesner<br />
absprechen.<br />
• Kenne ich die Akustik der Kirche? Ist wichtig für die Probenarbeit.<br />
• Brauche ich einen Kantor oder einen Organisten?<br />
• Vorsicht: Nicht jedes ruhige Stück passt automatisch in den Gottesdienst.<br />
• Den Text oder den Inhalt des Musikstücks kennen oder nachlesen.<br />
Das gilt auch für die Lieder aus dem Gotteslob oder verschiedener<br />
Choräle, welche für den Gottesdienst ausgesucht werden.<br />
• Habe ich genügend Platz in der Kirche?<br />
Beispiel einer<br />
Gottesdienstgestaltung:<br />
33. Sonntag im Jahreskreis<br />
Gottesdienst zu Ehren der Hl. Cäcilia<br />
am Sonntag, 15. November <strong>2015</strong>, um<br />
9.00 Uhr in der Pfarrkirche von Toblach<br />
Priester:<br />
Hochw. Josef Gschnitzer<br />
Musikalische Gestaltung:<br />
Musikkapelle Toblach<br />
An der Orgel:<br />
Sigisbert Mutschlechner<br />
Einzug<br />
Felix Mendelssohn<br />
Hebe deine Augen auf<br />
Gloria:<br />
Oswald Jaeggi<br />
aus der „Brixner Jubiläumsmesse"<br />
Mit reinen Lippen lasst uns künden<br />
Gotteslob Nr. 728<br />
Zwischengesang<br />
Psalm<br />
Freut euch, wir sind Gottes Volk<br />
Kantor und Volk<br />
Gotteslob Nr 56,1<br />
Vor dem Evangelium:<br />
Halleluja-Ruf / Kantor und Volk<br />
Gabenbereitung:<br />
Andrew Lloyd Webber<br />
Pie Jesu<br />
Sanctus:<br />
Joseph Mohr<br />
Heilig, bist du großer Gott<br />
Gotteslob Nr. 198<br />
Kommunion:<br />
Cèsar Frank – Panis Angelicus<br />
Dankgesang:<br />
Johan Crüger<br />
Nun danke all und bringet Ehr<br />
Gotteslob Nr. 403<br />
Großer Wert auf eine würdige Gestaltung des Festgottesdienstes wird bei der Feier<br />
des Cäciliensonntags gelegt – im Bild die MK Lengmoos (Cäciliensonntag 2014).<br />
Auszug:<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Präludium in C-Dur / Orgel<br />
36<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Blasmusik<br />
Die Musik an erster Stelle<br />
17. Landesmusikfest in Meran mit „Blasmusik - Erlebnis und Leidenschaft“<br />
Die VSM-Verbandsfunktionäre sind mit der Verbandsfahne und im Beisein der Ehrengäste vor dem Meraner Kurhaus zur<br />
Eröffnung des 17. Landesmusikfestes angetreten.<br />
Alle fünf Jahre wieder … ist Landesmusikfest-Zeit.<br />
In nahezu allen seinen Facetten<br />
präsentierte dich der VSM auch in diesem<br />
Oktober wieder in Meran. Mit Ausnahme der<br />
bereits im Frühjahr durchgeführten Konzertwertungsspiele<br />
zeigte man den zahlreichen<br />
Besuchern - die auch das parallel stattfi n-<br />
dende Traubenfest in der Stadt besuchten -<br />
alle Facetten, die die Südtiroler Blasmusik<br />
zu bieten hat. Neben den etwa 4000 Musikern<br />
aus einem Großteil der VSM-Kapellen<br />
konnte man heuer auch Gastorchester aus<br />
Nordtirol, aus Deutschland, der Schweiz und<br />
dem Salzburger Land begrüßen.<br />
VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster gibt<br />
mit seiner Eröffnungsrede den „Startschuss“<br />
zu einem rundum gelungenen<br />
Fest der Blasmusik. - im Bild am Mikrofon<br />
mit (v.r.) Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner und Verbandsgeschäftsführer<br />
Florian Müller sowie (links)<br />
Verbandsstabführer Toni Profanter<br />
Wer sich über die einseitige Darstellung<br />
der Blasmusik in den audiovisuellen Medien<br />
beklagt - und dazu gab es in der Vergangenheit<br />
leider oft genug Anlass - wurde<br />
am Vorabend der beiden Festtage äußerst<br />
positiv überrascht. In der Fernsehsendung<br />
„Blasmusik - Erlebnis und Leidenschaft“<br />
auf RAI Südtirol kamen die wichtigsten<br />
VSM-Funktionäre ebenso zu Wort<br />
wie Jungmusiker, Stabführer, Marketenderinnen<br />
und auch Dozenten bei Sommerkursen.<br />
Alle Einsatzmöglichkeiten der Kapellen<br />
wurden gezeigt und entsprechend<br />
abwechslungsreich war auch das gespiel te<br />
Repertoire: vom Traditionsmarsch bis zum<br />
Sinfonie-Satz.<br />
Unter dem Motto „Das Labyrinth der Instrumente<br />
- Töne zum Anfassen“ hatte die<br />
VSM-Jugend in die Räume des Kurhauses<br />
eingeladen. Zunächst präsentierte die Jugendkapelle<br />
Villnöß eine kleine Eröffnungsshow,<br />
bevor die jugendlichen Besucher<br />
an verschiedenen Stationen Instrumente<br />
ausprobieren und sich mit musikalischen<br />
Symbolen schminken lassen konnten.<br />
Ebenso hatte man die Möglichkeit, Musikinstrumente<br />
unter Anleitung selbst zu<br />
basteln sowie an verschiedenen Spielen<br />
und einem Quiz teilzunehmen.<br />
Auch in der VSM-Jugend sind alle Aspekte<br />
der Blasmusik miteinander verzahnt.<br />
Zwischen dem Sternmarsch, der die nachmittägliche<br />
Großveranstaltung „Musik in<br />
Bewegung“ einläutete, und der anschließenden<br />
Marschmusikbewertung zeigte die<br />
Jugendkapelle Villnöß eine kurze Showeinlage<br />
auf der Kurpromenade. Danach zogen<br />
elf Kapellen vorbei, fundiert kommentiert<br />
vom Südtiroler Landesstabführer Toni Profanter.<br />
Als leidenschaftlicher Tiroler stellte<br />
er die Wertungsrichter Franz Winter (Oberösterreich),<br />
Alois Jäger (Vorarlberg) und<br />
Gerald Empacher (Nordtirol) als „Juroren-<br />
Trio aus Österreich und Tirol“ vor. Auch<br />
wenn bei der Marschmusikwertung dem<br />
Stabführer die wichtigste Rolle zukommt,<br />
nannte Profanter stets auch den jeweiligen<br />
Kapellmeister. „So schön die Bewegung ist:<br />
Die Musik soll an erster Stelle stehen“ lautete<br />
sein Credo, das er auch am Vortag in<br />
der TV-Sendung bekräftigte. Die meisten<br />
Kapellen traten in den Stufen C (Wechsel<br />
von 5er- auf 3er-Reihen und wieder zurück)<br />
und D (mit sogenannter „Großer Wende“)<br />
an, wobei die aufgrund ihrer Größe in 7er-<br />
Reihen marschierende Bürgerkapelle Lana<br />
in 5er-Reihen wechselte. In der Stufe E<br />
mit freien choreographischen Einlagen<br />
traten keine Musiker aus Südtirol an. Die<br />
Kapellen aus dem trentinischen Folgaria<br />
und aus Terfens (Nordtirol) boten auf dem<br />
Thermenplatz eine beeindruckende Show<br />
und ließen sich von den sehr standhaften<br />
Regenwolken nicht beirren.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 37
Aus Verband und Bezirken<br />
Die musikalische Begrüßung<br />
erfolgte durch die „Blasphoniker“ -<br />
mit dabei VSM-Verbandsjugendleiter<br />
Meinhard Windisch (1. v. links).<br />
Die Klangwolke über Meran setzte sich<br />
gegen die drohenden Regenwolken<br />
durch; an mehreren Orten der Stadt<br />
wurden Platzkonzerte geboten – im Bild<br />
der Spielmannszug aus Rosenheim in<br />
Bayern mit hoher Frauenquote.<br />
Auch für den musikalischen Nachwuchs<br />
wurde geworben. Im „Labyrinth der Instrumente“<br />
konnte man die verschiedenen<br />
Musikinstrumente kennenlernen und ausprobieren;<br />
der kleine Mann im Bild hat<br />
seines offensichtlich bereits gefunden.<br />
Nach einem abendlichen Empfang des<br />
Südtiroler Landeshauptmanns Arno Kompatscher,<br />
bei dem auch Vertreter der Stadt<br />
Meran und des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
begrüßt werden konnten,<br />
rundete die Jugend mit einer Leistungsschau<br />
der besonderen Art den Abend ab.<br />
Landesjugendchor und Jugendblasorchester<br />
Südtirol zeigten sich in Bestform und<br />
präsentierten getrennt und gemeinsam ein<br />
stilistisch ausgewogenes Programm mit hohen<br />
technischen und gestalterischen Anforderungen.<br />
Josef Feichter, langjähriger<br />
Dirigent der Musikkapelle „Peter Mayr“<br />
Pfeffersberg und inzwischen Leiter des<br />
Südtiroler Musikschulwerks, dirigierte zunächst<br />
die Blechbläser des Orchesters<br />
bei der „VSM-Festmusik“ von Sigisbert<br />
Mutschlechner.<br />
Der VSM-Landeskapellmeister hat kein<br />
durchgehend „braves“ Stück geschrieben,<br />
denn in dessen Harmonien knirscht<br />
es hin und wieder auch einmal. Es kommt<br />
jedoch alles zu einem harmonischen Abschluss.<br />
Virtuose Höhepunkte waren die<br />
Ouvertüre zur Oper „Ruslan und Ljudmilla“<br />
von Michail Glinka und die Zigeunerweisen<br />
von Pablo de Sarasate mit Euphonium-Solist<br />
Tobias Reifer, der vor fünf<br />
Jahren beim „Konzert der Bezirke“ als Mitglied<br />
des Quartetts „Euph4Fun“ das Publikum<br />
begeisterte. Unter dem Motto „Jubel-<br />
und Preislieder aus dem 20. und 21.<br />
Jahrhundert“ präsentierte der Chor unter<br />
seiner mitreißenden Leiterin Nataliya<br />
Lukina Werke der Spanier Josu Elberdin<br />
und Josip Vila i Casañas, des Franzosen<br />
Maurice Duruflé und des Polen Józef Swider.<br />
Gemeinsamer Höhepunkt des Konzerts<br />
war das opulente „Gloria“ von John<br />
Rutter. Der Brite wollte in diesem Stück all<br />
das Herrliche loben, das es zwischen Himmel<br />
und Erde gibt.<br />
Auch die Gestaltung des Festgottesdienstes<br />
war nicht alltäglich. Die Musikkapelle<br />
St. Nikolaus - Ulten spielte die Uraufführung<br />
der „Niklaser Parodiemesse“ aus der<br />
Feder ihres Kapellmeisters Christian Gamper.<br />
Aufgrund ihrer Anklänge an unterschiedliche<br />
musikalische Stile verlangt sie<br />
von Ausführenden wie Zuhörern höchste<br />
Konzentration. Dekan Hans Pamer ging in<br />
seiner Predigt auf die spirituellen Aspekte<br />
von Musik ein. Weil wir seine Aussagen für<br />
sehr bedeutend halten, drucken wir den<br />
gesamten Wortlaut der Predigt ab (Anm.<br />
der Redaktion).<br />
An verschiedenen Orten gaben Musikkapellen aus ganz Südtirol Konzerte – im Bild<br />
die Musikkapelle Pater Haspinger (St. Martin/Gsies)<br />
Angetreten zur Marschbewertung:<br />
Stabführer Thomas Pircher führte die<br />
Bürgerkapelle Lana mit 92, 29 Punkten<br />
auf den 1. Platz in der Stufe D.<br />
38<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Das „Konzert der Bezirke“ im Kurhaus<br />
gab einen weiteren Einblick in die Vielfalt<br />
der Südtiroler Blasmusik. Auch wenn der<br />
hohe Anteil der Jugend in den VSM-Kapellen<br />
regelmäßig hervorgehoben wird, sind<br />
die Senioren keinesfalls nur Staffage. Mehr<br />
als 50 Musiker zwischen 50 und 83 Jahren<br />
(mit zusammen fast 3000 Jahren aktiven<br />
Musizierens) wirken in der Seniorenkapelle<br />
Bruneck unter Andreas Pramstraller<br />
mit, wie bei anderen Orchestern dieser Art<br />
mit einem leichten Übergewicht an tiefem<br />
Blech. In Kürze wird es wohl auch die ersten<br />
Bläserinnen in diesen Formationen geben.<br />
Mit echten Volksmusik-Klängen imponierte<br />
die Villnösser Tanzmusik. Mittendrin:<br />
Bürgermeister Peter Pernthaler an der Ventilposaune.<br />
International einzigartig dürfte die Besetzung<br />
des Holzbläserensembles „HoBlaO“<br />
sein. Hier finden sich u.a. so exotische Instrumente<br />
wie Bassquerflöte, Kontrabassklarinette<br />
oder Basssaxophon. Auch wird es<br />
kaum ein Ensemble geben mit gleich drei<br />
Baritonsaxophonen in seinen Reihen. Da ist<br />
es klar, dass Dirigent Christian Laimer mit<br />
seinen Musikern kein Repertoire von der<br />
Stange einstudieren kann. Geboten wurde<br />
„Panta Rhei“ für Kinderchor und Holzbläser<br />
von Andrea Götsch und eine speziell angepasste<br />
Bearbeitung „Highlights from ‚Chess‘“.<br />
Die Jungmusiker aus dem Bezirk Sterzing<br />
präsentierten sich mit typischem Jugendblasorchester-Repertoire.<br />
Zwischen<br />
Konzertwerken von Steven Reinecke und<br />
Markus Götz erwies sich Annelies Gschließer<br />
als virtuose Klarinetten-Solistin in „Tico<br />
Tico“. Äußerst homogen klang das Klarinettenquartett<br />
„Die Holzigen“ aus Schlanders,<br />
das klassische Klänge von Mozart neben<br />
neuer Volksmusik von Herbert Pixner bot.<br />
Als opulenten Abschluss bot die Musikkapelle<br />
Naturns unter Dietmar Rainer Serge<br />
Lancens parodistisches „Masquerade“-Konzert:<br />
acht wunderbare Miniaturen über Figuren<br />
aus der Commedia dell’Arte für Blechbläserquintett<br />
und Blasorchester.<br />
Bei weitaus besserem Wetter als tags zuvor<br />
krönte der imposante Festumzug das Landesmusikfest.<br />
Traditionsgemäß marschierten<br />
zunächst die Gastkapellen, danach die<br />
einheimischen Musikanten, nach Bezirken<br />
sortiert. Den Abschluss eines Bezirks-<br />
Blocks bildete in der Regel ein schmucker<br />
Motivwagen mit Bezug zur Region. Immer<br />
wieder beeindruckend dabei: die opulente<br />
Apfelkrone aus Marling.<br />
Joachim Buch<br />
Verbandsobmann Pepi<br />
Fauster wird gemeinsam<br />
mit dem Präsidenten<br />
des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes<br />
ÖBV Friedrich<br />
Anzenberger (vorne<br />
Mitte) und (dahinter)<br />
Merans Bürgermeister<br />
Paul Rösch über die<br />
Kurpromenade kutschiert.<br />
Flankiert von Landeshauptmann<br />
Arno Kompatscher<br />
und Kulturlandesrat<br />
Philipp Achammer<br />
(links) sowie vom Meraner<br />
Bürgermeister Paul<br />
Rösch (rechts) begrüßt<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster die Ehrengäste<br />
beim Empfang des<br />
Landeshauptmanns am<br />
Samstagabend.<br />
Von vielen Schaulustigen<br />
bestaunt wurde der<br />
farbenfrohe Festumzug<br />
zum Abschluss des<br />
Landesmusikfestes – im<br />
Bild die Musikkapelle<br />
Aldein …<br />
… und die Musikkapelle<br />
Lengstein am Ritten.<br />
Mit dabei war auch<br />
wieder der schön<br />
gestaltete Festwagen des<br />
Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen VSM.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 39
Aus Verband und Bezirken<br />
Mein Leben ist geprägt von Musik!<br />
Hätte ich sie nicht, würde mir vieles fehlen!<br />
Ansprache von Dekan Hans Pamer zum 17. Landesmusikfest<br />
Was ist eigentlich Musik? ... Musik ist<br />
eine große Möglichkeit, sich auszudrücken,<br />
wenn Worte an ihre Grenzen stoßen. Musik ist<br />
Sprache des Herzens, Sprache des Himmels.<br />
Mir ist dies in besonderer Weise deutlich<br />
geworden, als ich das Buch „Sternstunden<br />
der Menschheit“ von Stefan Zweig<br />
las. Darin werden zwölf historische Miniaturen<br />
erzählt. Eine davon handelt von Georg<br />
Friedrich Händel und seiner Komposition<br />
„Messias“. Nach ärztlichem Befund<br />
hätte Händel schon sterben sollen, aber er<br />
kehrt, fast einem Wunder gleich, in das Leben<br />
zurück. Der gelähmte Leib erfährt sozusagen<br />
das Wunder der Auferstehung. Dieses<br />
Erlebnis hat Händel so stark geprägt,<br />
dass in knapp drei Wochen ein Meisterwerk<br />
entsteht, in dem das Wort „Auferstehung“<br />
Ton und Musik wird. Vertrocknetes fing an<br />
zu blühen, der gelähmte Leib schaute das<br />
Wunder der Auferstehung. Dieses Erlebnis<br />
drückt Händel in phantastischer Musik<br />
aus. Er vollendet sein großartiges Werk mit<br />
dem „Amen“. „Immer soll dieses Werk den<br />
Kranken gehören, den Gefangenen, denn<br />
ich selbst bin ein Kranker gewesen und bin<br />
daran gesundet. Ich war ein Gefangener<br />
und es hat mich befreit.“ Der Komponist<br />
hat erlebt, dass dieses Werk seinen Glauben<br />
an die Auferstehung atmet, dass sein<br />
Werk Glauben verkündet, dass es aufrichten<br />
und Zukunft geben kann.<br />
Im Leben der Menschen hat Musik eine<br />
herausragende Bedeutung. Wir hören sie<br />
konzentriert oder nebenbei, aufmerksam,<br />
oder auch als Geräuschkulisse. Musik berührt<br />
uns sehr unterschiedlich und individuell.<br />
Sie macht uns nachdenklich, melancholisch<br />
oder traurig; sie bewegt uns zum<br />
Optimismus, zur Helligkeit und Fröhlichkeit.<br />
Ja, es scheint wahr zu sein, wenn es heißt:<br />
„Musik wäscht den Staub des Alltags von der<br />
Seele“! All das, was uns das Leben schwer<br />
macht, was uns bedrückt, kann durch Musik<br />
verblassen und weggespült werden. Unser<br />
menschliches Leben kennt vieles, das<br />
nicht rational fassbar ist und trotzdem ausgedrückt<br />
werden muss. Es gibt das Unaussprechliche,<br />
das uns erfüllt und das wir äußern<br />
möchten, aber nicht in Worte kleiden<br />
können. Hier hilft Musik. Sie kann dort, wo<br />
Worte versagen, unsere Gestimmtheiten<br />
zum Ausdruck bringen: Freude, Begeisterung,<br />
Dankbarkeit, Hoffnung, Liebe; auch<br />
Einsamkeit, Trauer, Schmerz finden musikalischen<br />
Ausdruck.<br />
Franz Schubert konnte eine Sinfonie nicht<br />
fertig stellen, deshalb heißt sie „Die Unvollendete“.<br />
Trotzdem ist diese Musik herrlich!<br />
Ist es nicht bei jedem Menschen so, dass er<br />
im Grunde die Sinfonie seines Lebens komponiert?<br />
Auch wenn wir 80 oder 90 Jahre alt<br />
werden, die Sinfonie ist immer auch unvollendet,<br />
unvollkommen. Aber trotz fehlender<br />
Vollendung steckt soviel Musik in jedem<br />
Menschenleben. Gott, der große Dirigent,<br />
weiß auch mit einer lückenhaften Partitur<br />
Dekan Hans Pamer hielt anlässlich des Festgottesdienstes eine viel beachtete<br />
Festpredigt.<br />
Die Musikkapelle St. Nikolaus - Ulten<br />
führte beim Festgottesdienst in der<br />
Stadtpfarrkirche Meran die „Niklaser<br />
Parodiemesse“ von Kapellmeister<br />
Christian Gamper zum ersten Mal auf.<br />
viel anzufangen. Er macht auch aus Menschenleben,<br />
die bruchstückhaft, schwierig<br />
und problematisch sind, himmlische Musik.<br />
In diesen Rahmen dürfen wir Musik und<br />
Gesang einordnen. Menschen, die durch Musik<br />
Gemeinschaft stiften und erhalten, sind<br />
ein Wundermittel gegen Vereinsamung und<br />
ein Beispiel für Glaubensfreude.<br />
Deshalb haben wir heute am Sonntag der<br />
Weltkirche und besonders auch heute zum<br />
17. Landesmusikfest allen Grund, ein musikalisches<br />
Fest zu feiern und zu danken.<br />
Viele Jahre mühen sich hier unzählige Menschen<br />
um die Musik - und das auf hohem<br />
und höchstem Niveau. Und wir haben mehr<br />
als einen Grund, all denen ganz herzlich zu<br />
danken, die Verantwortung übernommen<br />
oder durch ihren persönlichen Einsatz, ihr<br />
einfaches aktives Mittun, dies über all die<br />
Jahre hinweg ermöglicht haben.<br />
Eure musische Begabung, eure Fähigkeit<br />
zu musizieren ist Geschenk und Gnade.<br />
Doch kann sie nicht ohne harte Mühe, Geduld<br />
und Opfer in den Dienst Gottes und<br />
der Menschen gestellt werden. Dass ihr<br />
euch diese Mühe nehmt, eure Zeit opfert<br />
und treu zur Gemeinschaft steht, rechnen<br />
wir euch sehr hoch an.<br />
Wenn Euer Musizieren der Tiefe entspringt,<br />
in der Glaube, Ehrfurcht und Liebe<br />
lebendig sind, dann helft ihr verhindern,<br />
dass die Seele mancher Christen zur abgestandenen<br />
Zisterne verkümmert. Es ist<br />
eine großartige Aufgabe, die ihr erfüllt. Ihr<br />
lässt erahnen, dass auf dieser Erde schon<br />
ein Stück Himmel verwirklicht werden kann.<br />
Hoch lebe die Musik!<br />
40<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
„Musik in Bewegung“ beim Landesmusikfest in Meran<br />
Insgesamt 11 Musikkapellen haben sich in den verschiedenen Leistungsstufen an der Marschmusikbewertung beteiligt (s. Bericht) und<br />
dabei folgende Bewertungen erreicht.<br />
Musikkapelle Stabführer/Kapellmeister Stufe Titel des Marsches Punkte<br />
MK Mauls<br />
SK Pichl-Gsies<br />
MK Schenna<br />
MK Afing<br />
MK Flaas<br />
BK Lana<br />
TMK Oberalm<br />
MK Vahrn<br />
MK St. Georgen<br />
Matthias Blasbichler<br />
Ricarda Janissen<br />
Thomas Schwingshackl<br />
Joachim Schwingshackl<br />
Paul Regele<br />
Alois Schönweger<br />
Valentin Domanegg<br />
Christof Reiterer<br />
Gabriel Reiterer<br />
Josef Reiterer<br />
Thomas Pircher<br />
Martin Knoll<br />
Albert Brunauer<br />
Dionys Ebner jun.<br />
Hansjörg Oberhuber<br />
Toni Profanter<br />
Hansjörg Algrang<br />
Johann Mitterhofer<br />
BMK Terfens Bernhard Klammsteiner E<br />
Banda F. Folgaria<br />
Giuseppe Ferraro<br />
Massimo Simoncelli<br />
B<br />
C<br />
C<br />
C<br />
C<br />
D<br />
D<br />
D<br />
D<br />
E<br />
„Mein Heimatland“<br />
Sepp Neumair<br />
„Ruetz“<br />
Erwin Trojan<br />
„Arosa Marsch“<br />
Oskar Tschuor<br />
„Schönes Prag“<br />
Frantisek Kmoch<br />
„Ruetz“<br />
Erwin Trojan<br />
„Alpenjäger“<br />
Erwin Trojan<br />
„Rechts schaut“<br />
Sepp Tanzer<br />
„Wir grüßen mit Musik“<br />
Siegfried Rundel<br />
„47er Regimentsmarsch“<br />
J. F. Wagner<br />
„47er Regimentsmarsch“<br />
J. F. Wagner<br />
„47er Regimentsmarsch“<br />
J. F. Wagner<br />
89.39<br />
91.13<br />
89.13<br />
87.93<br />
86.60<br />
92.29<br />
90.70<br />
89.70<br />
89.64<br />
89.25<br />
86.65<br />
Die Gäste aus Folgaria im Trentino<br />
zeigten auf dem Thermenplatz eine<br />
Marschshow „mit viel Herz“. (oben)<br />
Viel Applaus für ihre sehr einfallsreich<br />
choreografierte Marschshow konnte<br />
die Bundesmusikkapelle Terfens (Tirol)<br />
dankend entgegennehmen. (links)<br />
Wer möchte nicht hinter so<br />
einer charmanten Stabführerin<br />
hermarschieren? Verbandsjugendleiter-<br />
Stellvertreterin Sonya Profanter zeigte<br />
mit der Jugendkapelle Villnöß in<br />
einer Marschshow dem staunenden<br />
Publikum, dass Musik in Bewegung<br />
auch junge Musikanten begeistern kann.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 41
Aus Verband und Bezirken<br />
Bachelor-Studium für<br />
Blasorchesterleitung abgeschlossen<br />
Prüfung mit Höchstpunktezahl und Prädikat<br />
„cum laude“ bestanden<br />
Pietro Sarno aus Deutschland und Andreas<br />
Simbeni aus Österreich stellten sich<br />
Anfang Oktober erfolgreich der öffentlichen<br />
Abschluss-Prüfung im Fach „Dirigieren und<br />
Instrumentation für Blasorchester“. Sie sind<br />
die ersten ausländischen Studenten am Konservatorium<br />
Bozen, welche dieses Bachelor-<br />
Studium in Südtirol abgeschlossen haben.<br />
Diese Dirigentenausbildung wurde 2011<br />
in Zusammenarbeit mit dem Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) am Konservatorium<br />
Bozen ins Leben gerufen und ist mit internationalen<br />
Ausbildungen in Augsburg und<br />
in der Schweiz vergleichbar. Neben einem<br />
Satz Bläserkammermusik mussten die Kandidaten<br />
beim öffentlichen Abschlusskonzert<br />
auch eine eigene Komposition leiten und aufführen.<br />
Aus der großen sinfonischen Literatur<br />
für sinfonisches Blasorchester haben sie<br />
zudem gemeinsam mit der Bürgerkapelle<br />
Sie freuten sich über den erfolgreichen<br />
Abschluss des Studiums der<br />
Blasorchesterleitung – (v.l.) Sigisbert<br />
Mutschlechner, Pietro Sarno, Thomas<br />
Doss, Andreas Simbeni und Pepi<br />
Fauster.<br />
Gries Werke von Joachim Raff, Marc Camphouse,<br />
Alfred Reed und David Maslanka<br />
aufgeführt und dabei ihre Dirigiertechnik,<br />
Musikalität und Führungspersönlichkeit<br />
unter Beweis gestellt. Das fünfköpfige Professorenteam<br />
(Thomas Doss, Felix Resch,<br />
Eduard Demetz, Roberto Gander und Pierluca<br />
Lanzilotta) und das zahlreiche Publikum<br />
zeigten sich begeistert von den Leistungen<br />
der Dirigenten und der Bürgerkapelle Gries<br />
und gratulierten mit anhaltendem Applaus<br />
zum großartigen Erfolg. Andreas Simbeni<br />
erreichte die Höchstzahl von 110 Punkten.<br />
Pietro Sarno wurde zudem mit dem Prädikat<br />
„cum laude“ ausgezeichnet. Konservatoriumsdirektor<br />
Heinrich Unterhofer sowie<br />
Pepi Fauster, Obmann des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM), VSM-Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner und<br />
VSM-Ehrenobmann Gottfried Furgler reihten<br />
sich ebenso in die Reihe der Gratulanten<br />
ein. Pietro Sarno hat nur kurz nach seinem<br />
Studienabschluss in Bozen am Internationalen<br />
Dirigentenwettbewerb „con brio“ in<br />
Innsbruck teilgenommen und dort den 2.<br />
Preis gewonnen.<br />
Stephan Niederegger<br />
2. Südtiroler Dirigenten-Werkstatt<br />
Intensive Fortbildung mit Isabelle Ruf-Weber<br />
Die Musikkapellen von Toblach und Reischach<br />
waren Übungskapellen bei der 2.<br />
Südtiroler Dirigenten-Werkstatt des VSM.<br />
Das Partiturlesen, die Vorbereitung der<br />
Probe und die praktische Probenarbeit standen<br />
drei Tage lang auf dem Stundenplan der<br />
fünf aktiven Kursteilnehmer.<br />
Dieses Kursangebot richtet sich an bereits<br />
aktive Kapellmeisterinnen und Kapellmeister,<br />
um ihnen wichtige Impulse und<br />
Hilfestellungen in der praktischen Arbeit<br />
zu geben. Simone Rungger (MK Kiens),<br />
Matthias Kirchler (MK St. Johann), Hugo<br />
Laimer (MK Hafling), Martin Punter (MK<br />
Katharinaberg) und Bernhard Schlögl (MK<br />
Ellbögen, Nordtirol) haben an der 2. Auflage<br />
dieser Dirigenten-Werkstatt teilgenommen.<br />
Mit der Musikkapelle Toblach wurden<br />
die „Symphonic Ouverture“ von James<br />
Barnes und der Walzer „Gold und Silber“<br />
von Carl Michael Ziehrer geprobt. Für die<br />
Musikkapelle Reischach lagen „Fate of the<br />
VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner, Simone Rungger, Matthias Kirchler,<br />
Isabelle Ruf-Weber, Martin Punter, Hugo Laimer und VSM-Obmann Pepi Fauster (v. l.)<br />
und die MK Reischach im Hintergrund – auf dem Bild fehlt Bernhard Schlögl<br />
God“ von Steven Reinecke und „Aquarium“<br />
von Johan de Meij auf dem Notenpult.<br />
Die Klangbalance, praktische Hilfen<br />
bei Intonationsproblemen und das Spiel<br />
mit den Klangfarben - mit „gelben“, „braunen“<br />
und „schwarzen“ Tönen - waren dabei<br />
nur einige der Schwerpunkte, die die<br />
Referentin in der Probenarbeit aufzeigte.<br />
Mit ihrer jahrelangen Erfahrung als Dirigentin<br />
von klassischen und Blasorchestern ist<br />
es gelungen, die Teilnehmer auf ihrem jeweiligen<br />
Niveau abzuholen und sie in dieser<br />
kurzen Zeit in der eigenen Entwicklung<br />
weiterzubringen, bestätigte VSM-Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner. Er<br />
bedankte sich bei den beiden Kapellen für<br />
die Geduld und die engagierte Mitarbeit,<br />
denn „ein Kapellmeister braucht ein Orchester<br />
zum Üben wie ein Musiker sein<br />
Instrument“. Isabelle Ruf-Weber ihrerseits<br />
bescheinigte der Südtiroler Blasmusik im<br />
Allgemeinen und den beiden Übungskapellen<br />
im Besonderen ein „sehr gutes Niveau“<br />
und ein „diszipliniertes Arbeiten“. Sie<br />
sei sehr gerne der Einladung gefolgt, denn<br />
sie finde die Ausbildung der Dirigenten als<br />
sehr wichtig: „Wir brauchen junge engagierte<br />
Dirigenten!“<br />
Stephan Niederegger<br />
42<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Fixpunkt in der Jugendarbeit des VSM<br />
Prüfungen für die Jungmusiker-Leistungsabzeichen <strong>2015</strong><br />
Die Jungmusiker -Leistungsabzeichen<br />
sind ein wichtiger Bestandteil der Jugendarbeit<br />
im Verband Südtiroler Musikkapellen.<br />
Der Anmelderekord von 2014 konnte<br />
heuer zwar nicht ganz erreicht werden,<br />
doch liegen die Anmeldezahlen leicht über<br />
dem Durchschnitt der letzten Jahre. So<br />
konnte man sich über 687 Anmeldungen<br />
zu den JMLA –Prüfungen freuen. Die Online-Anmeldung<br />
über das Internetportal<br />
VSM-Office hat sich mittlerweile bewährt<br />
und stellt somit auch eine organisatorische<br />
Erleichterung dar.<br />
Dennoch sind Prüfungen in dieser Größenordnung<br />
eine organisatorische und logistische<br />
Herausforderung, die nur dank<br />
guter Koordination zwischen dem Verbandsbüro<br />
und den einzelnen Bezirken<br />
reibungslos ablaufen kann.<br />
An dieser Stelle sei an alle Beteiligten<br />
ein großer Dank ausgesprochen. Eine unangenehme<br />
Sache ist es allerdings, wenn<br />
Kandidaten zur Prüfung erscheinen, deren<br />
Programm nicht den geltenden Richtlinien,<br />
Vorgaben und Anforderungen entspricht.<br />
In den letzten Jahren sind diese<br />
Fälle stark zurückgegangen, sodass wir<br />
hier wirklich nur mehr von Einzelfällen<br />
sprechen können. Doch können auch<br />
diese vermieden werden! Alle Informationen<br />
zu den Prüfungen gibt es auf der<br />
VSM-Homepage (www.vsm.bz.it) unter<br />
dem Fachbereich “Jugend – Richtlinien,<br />
Prüfungsprogramm und Literaturlisten”.<br />
Natürlich stehen wir für Fragen jederzeit<br />
gerne zur Verfügung.<br />
Meinhard Windisch<br />
VSM-Verbandsjugendleiter<br />
Sie haben sich in Auer das Jungmusiker-Leistungsabzeichen erspielt; VSM-<br />
Verbandsobmann Pepi Fauster (links im Bild) sowie VSM-Verbandsjugendleiter<br />
Meinhard Windisch und Landesrat Philipp Achammer (1. und 2. v. rechts)<br />
gratulierten den Jungmusikern zum Erfolg.<br />
JMLA in Zahlen:<br />
Insgesamt haben sich im laufenden Jahr 678 Kandidatinnen und Kandidaten zur<br />
JMLA-Prüfung angemeldet, davon 470 für die Bronze-, 182 für die Silber- und 35 für<br />
die Goldprüfung. Aufgeteilt in den Bezirken ergibt dies folgende Zahlen:<br />
Ort Bronze Silber Gold<br />
Auer 25 11 7/28<br />
Bruneck / Toblach 24/65 15/32<br />
Eppen 79 36<br />
Brixen 65 44<br />
Lana 48 34<br />
Schlanders 37 10<br />
Jungbläserwochen Brixen Vinzentinum 57<br />
Jungbläserwochen Nals Lichtenburg 70<br />
Insgesamt: 470 182 35<br />
Seit dem Jahr 2014 besteht auch für Kandidatinnen und Kandidaten ab 30 Jahren<br />
die Möglichkeit, das Musiker-Leistungsabzeichen abzulegen; hierzu gab es aber<br />
heuer leider keine Anmeldung.<br />
Vorschau: Prüfungstermine 2016<br />
Termin Stufe Ort/e<br />
Sa, 19. März 2016 Bronze Silber Musikschule Toblach<br />
Sa, 19. März 2016 Bronze Silber Gold Musikschule Auer<br />
Do, 02. Juni 2016 Bronze Silber Musikschulen Schlanders, Lana, Eppan, Toblach, Brixen<br />
Sa, 04. Juni 2016 Gold Musikschule Auer<br />
16.-13. Juli 2016 Bronze Jungbläserwoche , Nals Lichtenburg, Brixen Vinzentinum<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 43
Aus Verband und Bezirken<br />
Blasmusik überwindet Grenzen<br />
Treffen der Pustertaler und Osttiroler Musikbezirke<br />
Die Funktionäre des Pustertaler und der drei Osttiroler Musikbezirke am Parkplatz des Prettauer Schaubergwerks – in der ersten<br />
Reihe von links stehen die Bezirksobmänner Stefan Klocker, Johann Hilber, Adolf Mayr und Andreas Berger.<br />
Vor Kurzem haben sich die Funktionäre<br />
des Pustertaler und der Osttiroler Musikbezirke<br />
getroffen. Seit 34 Jahren gibt es diese<br />
Freundschaftstreffen diesseits und jenseits<br />
der Grenze zwischen Winnebach (Südtirol)<br />
und Arnbach (Osttirol) im Zweijahresrhythmus,<br />
aus denen immer wieder Ideen zur Zusammenarbeit<br />
geboren wurden.<br />
Das bislang größte Projekt war das Süd-<br />
Osttiroler Bezirksblasorchester 40+, das<br />
aus rund 75 Musikantinnen und Musikanten<br />
aus den 88 Pustertaler und Osttiroler<br />
Musikkapellen gebildet wurde und<br />
zu Weihnachten 2014 zwei vielbeachtete<br />
Konzerte in Toblach und Matrei in Osttirol<br />
gegeben hatte. Der Pusterer Bezirksobmann<br />
Johann Hilber erinnerte beim heurigen<br />
Freundschaftstreffen nochmals an<br />
dieses erfolgreiche Orchesterprojekt und<br />
bedankte sich bei seinen Osttiroler Amtskollegen<br />
Adolf Mayr (Pustertal-Oberland),<br />
Stefan Klocker (Lienzer Talboden) und Andreas<br />
Berger (Iseltal), dass diese vor zwei<br />
Jahren in Obertilliach geborene Idee so<br />
schnell verwirklicht werden konnte. Im Gemeindesaal<br />
von Prettau wurden die Funktionäre<br />
der vier Bezirksvorstände mit ihren<br />
Partnerinnen und Partnern von der<br />
Pustertaler Bezirksseniorenkapelle unter<br />
der Leitung von Bezirkskapellmeister Andreas<br />
Pramstraller mit fröhlichen Klängen<br />
begrüßt. Anschließend ging es in die Tiefen<br />
des Prettauer Bergwerks, wo die Gäste<br />
in die über 500-jährige Geschichte der<br />
1971 geschlossenen Kupferbergwerkes eintauchen<br />
konnten. Eine kleine Besuchergruppe<br />
machte sich in der Zwischenzeit<br />
auf den Kreuzweg entlang der 15 Stationen<br />
zum Heilig-Geist-Kirchlein am Talschluss<br />
des Ahrntals. Das gemeinsame<br />
Abendessen im Hotel „Markus“ in St. Jakob<br />
war der krönende Abschluss dieses<br />
Tages, an dem abseits von Protokollen<br />
und Tagesordnungspunkten in geselliger<br />
Runde Freundschaften aufgefrischt, neue<br />
Bekanntschaften geknüpft und Ideen geschmiedet<br />
wurden. Roland Griessmair, der<br />
Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal,<br />
stattete der illustren Gesellschaft einen<br />
Kurzbesuch ab und hob in seinen Grußworten<br />
hervor, wie wichtig diese grenzüberschreitende<br />
Freundschaft sei, „die zusammenhält,<br />
was zusammengehört.“<br />
Stephan Niederegger<br />
44<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
verband<br />
südtiroler<br />
musikkapellen<br />
Programmvorschau<br />
Dreimonatskalender<br />
Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />
DEZ<br />
So-Di,<br />
27.-29. <strong>Dezember</strong><br />
VSM Jugendleiter-Seminar, 1. Modul Brixen Cusanus Akademie 09.00<br />
Mo, 04. Jänner Bezirk Brixen<br />
in der Woche vom 4. bis 8. Januar - Stammtische<br />
der Fachgruppen<br />
Klausen Hotel Rierhof 20.00<br />
Fr-Sa,<br />
08.-09. Jänner<br />
VSM Abschluss Kapellmeisterausbildung Karneid 17.00<br />
Mo, 11. Jänner<br />
Bezirk<br />
Schlanders<br />
Grundkurs Stabführer 1. Einheit Tschengls Kulturhaus 19.30<br />
Di, <strong>12</strong>. Jänner Bezirk Bruneck "Der Weg zum Wertungsspiel" Olang Musikschule 20.00<br />
So, 17. Jänner Bezirk Sterzing Jahreshauptversammlung Wiesen Haus der Dorfgemeinschaft 10.00<br />
JÄNNER<br />
Do, 21. Jänner<br />
Bezirk Brixen &<br />
Sterzing<br />
Grundkurs Stabführer 1. Einheit Klausen Dürersaal 19.30<br />
Do, 21. Jänner Bezirk Bruneck Bezirksjugendleitersitzung St. Georgen Vereinshaus 19.00<br />
Fr, 22. Jänner Bezirk Bozen Stabführer-Stammtisch Girlan Probelokal 20.00<br />
Sa, 23. Jänner Bezirk Meran Jahreshauptversammlung Meran Kolpinghaus in Obermais 17.00<br />
So, 24. Jänner<br />
Bezirk<br />
Schlanders<br />
Jahreshauptversammlung<br />
St. Valentin<br />
a. d. Haide<br />
Kulturhaus 09.30<br />
Mo, 25. Jänner Bezirk Bozen Grundkurs Stabführer 1. Einheit Kaltern Probelokal 19.30<br />
Do, 28. Jänner Bezirk Meran Grundkurs Stabführer 1. Einheit Obermais Altes Rathaus 19.30<br />
Sa, 30. Jänner Bezirk Meran Kapellmeister Fortbildung mit Philip Kufner Obermais Altes Rathaus 9.00<br />
Sa, 06.Februar VSM Landeswettbewerb "Musik in kleinen Gruppen" Auer Aula Magna & Musikschule 09.00<br />
Sa, 06. Februar Bezirk Bruneck Jahreshauptversammlung St. Georgen Vereinshaus 14.00<br />
So, 7. Februar Bezirk Brixen Bezirkswintersporttag Lüsen Sportanlagen 09.00<br />
Do, 11. Februar VSM Beginn Bläsertage Auer Aula Magna & Musikschule 09.00<br />
Sa, 13. Februar Bezirk Brixen Konzert Bläserharmonie Brixen Brixen Forum 20.30<br />
Sa, 13. Februar Bezirk Sterzing Kapellmeister-Schnupperkurs Sterzing Probelokal<br />
So, 14. Februar VSM Abschlusskonzert Bläsertage Auer Aula Magna 10.30<br />
FEBRUAR<br />
So, 14. Februar Bezirk Brixen Konzert Bläserharmonie Brixen Meran Kursaal 18.00<br />
Sa, 20. Februar Bezirk Meran Fortbildung für Hornbläser mit Hans Moser Lana Musikschule 9.00<br />
Sa, 20. Februar Bezirk Meran Fortbildung für Klarinetten mit Sepp Fischnaller Lana Musikschule 9.00<br />
Sa, 20. Februar Bezirk Bozen Jahreshauptversammlung St. Ulrich Vereinshaus 15.00<br />
Sa, 20. Februar Bezirk Brixen Jahreshauptversammlung Lajen Vereinshaus 20.00<br />
Sa-So, 20.-21<br />
Februar<br />
VSM Jugendleiter-Seminar, 2. Modul Nals Lichtenburg 09.00<br />
Fr, 26. Februar SVK 25. Seminar für Weisenbläser Goldrain Schloss Goldrain 09.00<br />
Sa, 27. Februar Bezirk Bruneck 9. Bezirksskirennen Prags Piste Sonnleitn<br />
Sa-So,<br />
27.-28. Februar<br />
VSM<br />
Coaching für aktive Kapellmeister<br />
nach Herkunft<br />
der Teilnehmer<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 45
Blasmusik International<br />
„Stockerlplatz“ für<br />
die Jugendkapelle Tisens<br />
Erfolgreiche Südtiroler Vertretung beim Bundesfinale des Österreichischen<br />
Jugend-Blasorchester-Wettbewerbs<br />
Die Jugendkapelle Tisens unter der Leitung von Wolfgang Schrötter (im Bild bei ihrem Auftritt beim Landeswettbewerb in Vintl<br />
im vergangenen April) vertrat Südtirol beim heurigen Bundesfinale des Österreichischen Jugendblasorchester-Wettbewerbs im<br />
Brucknerhaus in Linz und erreichte den 3. Platz in der Stufe BJ.<br />
Am 26. Oktober, dem österreichischen<br />
Nationalfeiertag, fand im Brucknerhaus<br />
in Linz das Bundesfinale des Österreichischen<br />
Jugend-Blasorchester-Wettbewerbs<br />
statt. Die Jugendkapelle Tisens unter der<br />
Leitung von Wolfgang Schrötter hat dabei<br />
Südtirol vertreten.<br />
Der Wettbewerb wird im Zweijahresrhythmus<br />
ausgetragen, heuer bereits zum<br />
7. Mal. 21 Jugendblasorchester aus Österreich,<br />
Südtirol und Liechtenstein interpretierten<br />
im Linzer Brucknerhaus Jugendblasorchesterliteratur<br />
der verschiedenen<br />
Altersstufen, von AJ bis EJ. Der Gesamtsieger<br />
kommt aus Niederösterreich: Die<br />
Musikerinnen und Musiker des SBO Retz<br />
(Stufe EJ) erspielten unter der Leitung von<br />
Gerhard Forman 92 Punkte und erreichten<br />
damit die Höchstpunktezahl des Ta-<br />
ges. Den zweiten Platz belegte das YWOP<br />
Retz (Stufe AJ) mit dem Dirigenten Gerald<br />
Hoffmann (91,8 Punkte) vor der Jugendkapelle<br />
Bad Leonfelden (Dirigent Christian<br />
Dumphart, Stufe BJ) und dem Jugendblasorchester<br />
der Trachtenkapelle Molzbichl<br />
(Dirigent Hans Brunner, Stufe CJ) mit jeweils<br />
90,5 Punkten. Meinhard Windisch,<br />
Verbandsjugendleiter des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, bestätigte allen Jugendkapellen<br />
ein überaus hohes Niveau<br />
und freute sich mit der Jugendkapelle<br />
Tisens über ihr hervorragendes Ergebnis<br />
von 88,6 Punkten und den 3. Platz<br />
in der Stufe BJ. Beurteilt wurden die Auftritte<br />
der Jugendblasorchester von einer<br />
hochkarätigen Jury: Jugendreferent des<br />
Österreichsichen Blasmusikverbandes<br />
Helmut Schmid (Juryvorsitzender), Mar-<br />
tin Fuchsberger, Otto M. Schwarz und<br />
Marco Somadossi.<br />
Detail am Rande: Die Tisner Jugendkapelle<br />
hatte sich beim Landeswettbewerb<br />
im vergangenen April in Vintl für dieses<br />
Bundesfinale qualifiziert. Der neue RAI-<br />
Dokumentarfilm „Blasmusik – Erlebnis<br />
und Leidenschaft“ gibt einen Einblick in<br />
die Tätigkeiten des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen und dokumentiert u.a.<br />
auch die Jugendkapelle auf dem Weg zu<br />
ihrem Erfolg im Frühjahr. Der Film wurde<br />
zum Auftakt des heurigen Landesmusikfestes<br />
produziert am 13. November auf<br />
RAI Südtirol wiederholt. Der Film wurde<br />
vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
mitfinanziert. Jede unserer Musikkapellen<br />
erhält eine DVD davon.<br />
Stephan Niederegger<br />
46<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
1. EUREGIO-Fest in Hall in Tirol<br />
Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ als Vertreter Südtirols dabei<br />
Die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ hat unter der Leitung von Hannes Zingerle (3. Reihe, 1.v. links) beim 1. EUREGIO-Fest in Hall<br />
aufgespielt und dabei Landeshauptmann Arno Kompatscher als „Fan“ gewonnen.<br />
Am Samstag, 19. September <strong>2015</strong>, fand<br />
in Hall in Tirol (Nordtirol) das 1. Fest der<br />
Europaregion Tirol statt. Dieses Euregio-<br />
Fest, bei welchem sich die drei Regionen<br />
Tirol-Südtirol-Trentino präsentierten, stand<br />
unter dem Motto „Gemeinsam feiern und zusammenwachsen“.<br />
Das Ziel dieses Festes,<br />
zu welchem 5000 Personen aus allen drei<br />
Regionen kamen, wurde dementsprechend<br />
folgendermaßen definiert: „Was zusammengehört,<br />
neu verbinden“.<br />
Eröffnet wurde das Fest mit einem landesüblichen<br />
Empfang durch die drei Landeshauptleute<br />
Günther Platter, Arno Kompatscher<br />
und Ugo Rossi. Auch kulinarisch<br />
präsentierten sich die drei Regionen mit<br />
einem Menü aus regionalen Spezialitäten.<br />
Sportlich ging es hingegen beim Euregio-<br />
Cup zu: Die vier besten Amateurmannschaften<br />
aus Nord-, Ost-, Südtirol sowie<br />
dem Trentino nahmen am Kerschdorfer<br />
Euregio-Fußballcup teil. Auch das Münzmuseum<br />
mit seinem Münzerturm öffnete<br />
seine Tore, wobei die Besucher auch ihre<br />
eigene „Euregio-Münze“ prägen konnten.<br />
Im Salzlager Hall fand das Familien- und<br />
Jugendprogramm statt. Hier präsentierte<br />
sich auch die musikalische Jugend aus<br />
den drei Teilen der Euregio: das Jugendblasorchester<br />
Ischgl unter der Leitung von<br />
Markus Kurz, die „Banda rappresentativa<br />
giovanile della Federazione di Corpi Bandistici<br />
della Provincia di Trento" mit der Dirigentin<br />
Sara Manganzini und die Jugendkapelle<br />
„y.m.b. Vintl“ unter der Leitung von<br />
Hannes Zingerle.<br />
Mit jeweils zwei Kurzkonzerten überzeugten<br />
die jungen Musikantinnen und<br />
Musikanten der drei Jugendorchester die<br />
Besucher im Salzlager Hall und sorgten<br />
bei der Begrüßung und Eröffnung im Salzlager<br />
Hall mit dem gemeinsam vorgetragenen<br />
Stück „Countdown Marsch“ unter<br />
der Leitung von Stefan Köhle (Landesjugendreferent-Stellvertreter)<br />
für das musikalische<br />
Highlight. Auch die drei anwesenden<br />
Landeshauptleute von Tirol,<br />
Südtirol und Trentino bedankten sich bei<br />
den Jungmusikanten.<br />
Für die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“<br />
war es eine Ehre, die musikalische Jugend<br />
Südtirols bei diesem 1. Fest der Europaregion<br />
Tirol vertreten zu dürfen. Nach<br />
einem schmackhaften Euregio-Mittagsmenü,<br />
einem Besuch im Alpenzoo und<br />
dem Abendessen bei McDonalds ging es<br />
wieder über den Brenner zurück nach Südtirol<br />
– bepackt mit tollen Eindrücken und<br />
Erlebnissen von der Europaregion Tirol.<br />
Hannes Zingerle, Jugendleiter der MK Vintl<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 47
Zur Person<br />
Zur Person<br />
Hanspeter Rinner, Kapellmeister<br />
der Musikkapelle Mals<br />
„Ich hoffe, die Bläsermusik kann sich weiter als eigenständige<br />
Kunstform etablieren.“<br />
Zur Person<br />
Hanspeter Rinner, 1973 in Schlanders geboren, erhielt mit 13 Jahren den ersten Instrumentalunterricht (Posaune). Von 1997<br />
bis 1999 besuchte er das unter der Leitung von Prof. Hans Obkircher in Meran stattfi ndende Kapellmeisterseminar. Im Jahr<br />
2001/2002 folgte der Unterricht in der Kapellmeisterklasse von Edgar Seipenbusch am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck<br />
und von 2002 bis 2006 nahm er regelmäßig Privatunterricht bei Prof. Maurice Hamers an der Musikhochschule Augsburg.<br />
Außerdem vertiefte er seine Studien bei verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen, u.a. bei H. Robert Reynolds - USA,<br />
Alfred Reed - USA, Pierre Kuijpers - Niederlande, Miguel Etchegoncelay - Argentinien und Thomas Ludescher - Österreich.<br />
Von 1999 bis 2005 leitete er die Musikkapelle Goldrain/Morter und seit Oktober 2005 die Musikkapelle Mals als Kapellmeister.<br />
<strong>KulturFenster</strong>: Sind Sie durch Ihre Familie<br />
musikalisch „vorbelastet“?<br />
Hanspeter Rinner: Mein Vater und mein<br />
Bruder spielten Akkordeon und meine<br />
Schwester Klavier.<br />
KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />
H. Rinner: Eigentlich bin ich kein Freund<br />
von Vorbildern. Wenn ich aber eines aussuchen<br />
müsste, könnte ich mich zwischen<br />
den Dirigenten Carlos Kleiber und Sergiu<br />
Celibidache nur schwer entscheiden.<br />
KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />
ihren Mitmenschen am meisten?<br />
H. Rinner: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Pünktlichkeit und Humor<br />
KF: Ihre Lieblingsgestalt/en in der Geschichte?<br />
H. Rinner: Sophie Scholl und ihr Bruder<br />
Hans, ihr selbstloser Kampf gegen das NS-<br />
Regime beeindrucken mich nachhaltig.<br />
KF: Ihre Lieblingsgestalt/en<br />
in der Dichtung?<br />
H. Rinner: Wilhelm Busch<br />
hat mich wohl am meisten<br />
geprägt.<br />
KF: Ihre Lieblingskomponisten?<br />
H. Rinner:<br />
a) in der Blasmusik: viele…. zur Zeit<br />
aber Václav Nelhýbel;<br />
b) in der klassischen (bzw. „ernsten“) Musik:<br />
Bach, Beethoven und der aus Mals<br />
stammende Johann Rufi natscha darf<br />
nicht unerwähnt bleiben;<br />
c) in Pop und Jazz: Pink Floyd.<br />
KF: Welche Methode/n des Einspielens bevorzugen<br />
Sie am Beginn einer Probe und<br />
warum gerade diese?<br />
H. Rinner: Zurzeit verwende ich oft das<br />
Choralheft „BACH and BEFORE for Band“<br />
von David Newell. Dieses Heft ermöglicht<br />
z.B. ein Unisono-Spiel, das sich sehr positiv<br />
auf Klang und Intonation auswirkt.<br />
KF: Wie gehen Sie mit dem Thema „Klangarbeit“<br />
um?<br />
H. Rinner: Der Klang des Orchesters ist mir<br />
sehr wichtig und ist ein zentrales Thema<br />
bei jeder Probe. Durch verschiedene Registerschulungen<br />
und gezielte Probenarbeit<br />
versuchen wir seit Jahren unsere<br />
Klangkultur zu verbessern.<br />
KF: Wie würden Sie als Dirigent Ihren Führungsstil<br />
bezeichnen?<br />
48<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
H. Rinner: konsequent, aber auch kameradschaftlich<br />
KF: Wie gehen Sie vor, wenn Sie beim<br />
Einstudieren eines neuen Stücks längerfristig<br />
Widerstände von Seiten der Musiker<br />
spüren?<br />
H. Rinner: Längerfristige Widerstände der<br />
Musiker habe ich bis heute noch keine<br />
erlebt. Bei der Programmsuche erinnere<br />
ich mich immer an ein Zitat von meinem<br />
Lehrer Prof. Hans Obkircher: „Ein Stück<br />
für die Musiker, eines fürs Publikum und<br />
eines für dich“.<br />
KF: Welche Rolle spielen neuere Komponisten<br />
aus „Gesamttirol“ in Ihrer dirigentischen<br />
Arbeit?<br />
H. Rinner: Eine viel zu geringe. Ich bin<br />
ständig auf der Suche nach guten Stücken<br />
von heimischen Komponisten. Leider<br />
werde ich aber viel zu selten fündig.<br />
KF: Wie sieht es andererseits mit der sogenannten<br />
Tiroler Schule (Ploner, Thaler,<br />
Tanzer) im Repertoire Ihrer Kapelle/n aus?<br />
H. Rinner: Wir haben einige wenige Stücke<br />
im Programm, die wir auch ab und an aufführen.<br />
Vielleicht müsste das eine oder<br />
andere gute Werk neu bearbeitet werden,<br />
um ein ansprechenderes Notenmaterial<br />
zu erhalten. Ich kann natürlich nur<br />
von mir sprechen, aber mich „graust“ es<br />
oft diese Werke einzustudieren, weil erstens<br />
meistens keine Partitur vorhanden<br />
ist, Noten fehlen und in den Noten zahllose<br />
Fehler abgedruckt sind.<br />
KF: Welche Komponisten aus dem Rest<br />
des deutschen Sprachraums stehen bei<br />
Ihnen hoch im Kurs?<br />
H. Rinner: Paul Huber, Oliver Waespi,<br />
Richard Wagner<br />
KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />
Blasmusikerlebnis?<br />
H. Rinner: Die Teilnahme am internationalen<br />
Blasorchesterwettbewerb „Flicorno<br />
d’Oro“ in den Jahren 2010 und 2014.<br />
KF: Ihre Lieblingsbeschäftigung, abgesehen<br />
von der Musik?<br />
H. Rinner: Zeit verbringen mit meiner Familie.<br />
KF: Welche Hoffnungen und Wünsche<br />
haben Sie für die Zukunft der Bläsermusikszene?<br />
H. Rinner: Ich hoffe, die Bläsermusik<br />
kann sich weiter als eigenständige Kunstform<br />
etablieren.<br />
KF: Können Sie einige Gedanken zu Ihrem<br />
aktuellen Konzertprogramm darlegen?<br />
H. Rinner: Die Auswahl des Konzertprogramms<br />
für das Neujahrskonzert ist für<br />
mich jedes Jahr aufs Neue eine große<br />
Herausforderung. Eigentlich ist die Suche<br />
nach „guter“ und zugleich „spielbarer“<br />
Musik das ganze Jahr hindurch auf der<br />
Tagesordnung. Bei der Auswahl der Literatur<br />
möchte ich mich nicht durch einen<br />
sogenannten „roten Faden“ oder ein übergeordnetes<br />
Motto einengen lassen, sondern<br />
versuche immer nur die Dramaturgie<br />
im Konzertablauf in den Vordergrund<br />
zu rücken. Hier kann meines Erachtens<br />
auch ein zeitgenössisches Werk neben einer<br />
klassischen Ouvertüre stehen.<br />
So stehen beim Neujahrskonzert am 9.<br />
Jänner 2016 Werke quer durch die Musikgeschichte<br />
auf dem Programm: von Alfred<br />
Reed, André Waignein und Jacques<br />
Offenbach, um nur einige zu nennen.<br />
Interview: Joachim Buch<br />
Herzlichen Glückwunsch zum 80er!<br />
VSM-Bezirk Bruneck gratuliert Ehrenmitglied Hans Lanzinger<br />
Am 3. November <strong>2015</strong> konnte unser Bezirksehrenmitglied<br />
Johann Lanzinger aus<br />
Sexten seinen 80-sten Geburtstag feiern.<br />
Dies nahmen Bezirksobmann Johann Hilber<br />
und Bezirkskassier Luis Winkler zum<br />
Anlass, dem Jubilar stellvertretend für den<br />
VSM-Bezirk Bruneck/Pustertal und allen Musikkapellen<br />
des Pustertales die herzlichsten<br />
Glückwünsche zu überbringen.<br />
24 Jahre lang war Hans Lanzinger als<br />
Bezirksfunktionär maßgebend an verschiedenen<br />
Aktivitäten des Bezirkes beteiligt, als<br />
Gebietsvorsteher und als Bezirksobmann-<br />
Stellvertreter. Musik war und ist sein Leben.<br />
Neben seiner Tätigkeit im Bezirk stand<br />
er selbst 28 Jahre lang der Musikkapelle<br />
Sexten als Obmann vor.<br />
So wünschen wir unserem Bezirksehrenmitglied<br />
noch viele Jahre im Kreise seiner<br />
Familie. Möge er weiterhin viel Freude<br />
an der Blasmusik unseres Landes haben!<br />
Johann Hilber<br />
Bezirksobmann Johann Hilber (links)<br />
und Bezirkskassier Luis Winkler<br />
(rechts) gratulieren Johann Lanzinger –<br />
im Bild Zweiter v. rechts mit<br />
Ehefrau Maria - zum 80er.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 49
Kritisch hingehört<br />
55 Klarinetten im Konzert ...<br />
... mit zwei Uraufführungen von Sergio Gianzini und Gottfried Veit<br />
Das Klarinettenorchester des Bozner Konservatoriums unter der Leitung von Gottfried Veit<br />
Bereits zum fünften Male formierte sich<br />
vor Kurzem das Klarinettenorchester des<br />
Bozner Konservatoriums.<br />
Unter der organisatorischen Leitung von<br />
Prof. Roberto Gander trafen sich heuer<br />
nicht weniger als 55 Klarinettenschüler<br />
und -lehrer des hiesigen Konservatoriums<br />
„Claudio Monteverdi“, des I.S.S.M. „Giacomo<br />
Puccini“ aus Gallarate, der „Civica<br />
Scuola di Musica“ aus Casatenovo, der<br />
Scuola di Musica di Fiemme e Fassa „Il<br />
Pentagramma“ sowie der Scuola Musicale<br />
„Il Diapason“ aus Trient zu einem gemeinsamen<br />
Workshop und drei anschließenden<br />
Konzerten. Dieses außergewöhnliche Ensemble,<br />
das sich aus rund drei Duzend B-<br />
Klarinetten, einer Es-Klarinette, mehreren<br />
Altklarinetten, Bassetthörnern, vier Bassklarinetten<br />
und zwei Kontrabassklarinetten<br />
zusammensetzt, spielte sowohl Ori-<br />
ginalwerke als auch Transkriptionen von<br />
der Klassik bis zum Jazz.<br />
Die Programmfolge begann mit einem<br />
„Ricercare“ des berühmten italienischen<br />
Barockmeisters Girolamo Frescobaldi in<br />
einem Arrangement von Jervis Under. Der<br />
programmatische Bogen spannte sich<br />
dann von diesem kontrapunktischen Werk,<br />
über Kompositionen von Gaetano Donizetti,<br />
Gioacchino Rossini, Mattia Roscio,<br />
Giuseppe Verdi und Aldo Roscio bis hin<br />
zu „Spirit of freedom“ von Michele Mangani.<br />
Als gleichermaßen routinierter wie<br />
souveräner Dirigent stand dem Klarinettenorchester<br />
Fabio Neri vor. Als solistische<br />
Sonderleistung muss der Auftritt von Sophie<br />
Pardatscher hervorgehoben werden,<br />
die mit bestechender Tongebung und ausgefeilter<br />
Spieltechnik das allseits bekannte<br />
Virtuosenstück „Introduzione, tema e variazioni“<br />
von Gioacchino Rossini – ohne<br />
Noten – hervorragend meisterte. Solide<br />
solistische Leistungen waren aber auch<br />
von Francesca Zingaro, Andrea Puffi und<br />
Sophia Gamper zu bewundern. Zum pädagogischen<br />
Konzept dieses Workshops<br />
gehören auch Uraufführungen, die einerseits<br />
„Neues“ zur Diskussion stellen und<br />
andererseits die Literaturauswahl für Klarinettenorchester<br />
bereichern. Während<br />
der Konservatoriumsdirektor Sergio Gianzini<br />
mit seinem Opus „Echi“ ein komplexes,<br />
zeitgenössisches Klanggebilde<br />
schuf, steuerte der Südtiroler Ehrenlandeskapellmeister<br />
Gottfried Veit mit „Adagio<br />
und Ekstatischer Tanz“ eine faszinierende<br />
fünfzehnstimmige Komposition mit<br />
hohen technischen Ansprüchen bei, die<br />
er bei der Uraufführung selbst dirigierte.<br />
P. R.<br />
50<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Komponisten im Porträt<br />
Blasmusik<br />
David Holsinger, der<br />
„Maler von Klängen“<br />
Zum 70. Geburtstag des amerikanischen<br />
Komponisten und Dirigenten<br />
Das „Weihnachtskind“ David Holsinger<br />
- am 26. <strong>Dezember</strong> wird er 70 Jahre alt -<br />
hat eine schwere Zeit hinter sich. Der sehr<br />
produktive amerikanische Komponist (www.<br />
davidrholinger.com), der nicht selten bis zu<br />
fünf neue Konzertwerke pro Jahr schreibt,<br />
wurde im Sommer gesundheitlich außer Gefecht<br />
gesetzt.<br />
Holsinger, der seit 1999 an der Lee University<br />
in Cleveland / Tennessee unterrichtet,<br />
erlitt im Juli nach der Rückkehr von einem<br />
Gastdirigat in New Orleans zwei Schlaganfälle,<br />
aufgrund derer seine linke Körperhälfte<br />
gelähmt war. Er erholt sich nur langsam<br />
davon. „Ich kann zumeist nur am Stock<br />
gehen. Mein linker Arm ist sehr schwach,<br />
aber langsam kommt die Energie wieder.“<br />
Daumen und Zeigefinger habe er inzwischen<br />
wieder bewegen können, aber die<br />
Arbeit am Computer ist natürlich sehr eingeschränkt.<br />
E-Mails kann er diktieren, aber<br />
die Arbeit mit dem Notensatzprogramm ist<br />
nicht möglich. „Meine kompositorischen Aktivitäten<br />
sind im Moment unterbrochen.“<br />
Bis er das Universitätsblasorchester wieder<br />
mit vollem Einsatz dirigieren kann, wird<br />
nach Angaben seines Arztes noch ein Jahr<br />
vergehen. Aber Holsinger lässt sich nicht<br />
unterkriegen. „Mit Hilfe meiner Assistenten<br />
und einiger fortgeschrittener Studenten arbeite<br />
ich mit dem Orchester. Dirigiert wird<br />
eben nur mit der rechten Hand und mit<br />
den Augenbrauen.“ Viel Energie hat er natürlich<br />
noch nicht. „Nach 30 Minuten bin<br />
ich meistens fix und fertig.“<br />
Als Kind konnte Holsinger am Klavier<br />
zunächst nicht schnell genug fertig werden,<br />
aber irgendwann hatte er Blut geleckt.<br />
„Meine Mutter musste mich im ersten Jahr<br />
förmlich ans Klavier prügeln. Danach verbrachte<br />
sie ihre Zeit damit, mich vom Klavier<br />
weg zu bekommen.“ Den Anstoß zur<br />
Komponistenlaufbahn erhielt er durch<br />
Vaclav Nelhybel, der als Gastdirigent am<br />
College „elektrisierend“ auf den 20-jährigen<br />
Holsinger wirkte.<br />
Holsingers Kompositionen liegt oft ein<br />
außermusikalisches Programm zugrunde.<br />
„Ich bin ein visueller Mensch“ sagt er. „Ich<br />
liebe die bildenden Künste und beim Lesen<br />
bevorzuge ich Belletristik. Ich habe<br />
keine Lust, Abhandlungen über posttonale<br />
Theorien zu meinem Vergnügen zu<br />
lesen. Ich muss mir den Inhalt vorstellen<br />
können.“ Als Komponist habe er sich immer<br />
als „Maler von Klängen“ angesehen.<br />
„Ich möchte, dass mein Publikum mit den<br />
Ohren sieht.“<br />
Viele von Holsingers programmatischen<br />
Werken beruhen auf biblischen, insbesondere<br />
alttestamentarischen Geschichten.<br />
Als bekennender Christ und Professor an<br />
einer Privatuniversität der Church of God<br />
Denomination ist die Bibel für ihn mehr als<br />
nur Gelegenheitslektüre. „Wenn ich einmal<br />
kein Thema für ein neues Stück habe, dann<br />
blättere ich im Alten Testament. Da gibt es<br />
hunderte von spannenden Geschichten.“<br />
So dramatisch wie diese oft sind, so<br />
komplex sind sie dann auch musikalisch<br />
ausgearbeitet. Da stellt sich natürlich auch<br />
die Frage, inwieweit Holsinger sich beim<br />
Schreiben für untere Leistungsklassen eingeschränkt<br />
fühlt. Die Antwort ist ein deutliches<br />
„Ja“. Ein Großteil der Probleme liege<br />
darin begründet, dass man Rhythmen und<br />
Tonhöhen nur eingeschränkt verwenden<br />
könne. Zumeist versuche er bei Aufträgen<br />
für leichtere Werke ähnliche Techniken zu<br />
verwenden wie Béla Bartók in seinem Zyklus<br />
„Mikrokosmos 1“. Feedback erhalte<br />
er in diesen Fällen aber selten. „Aufgrund<br />
ihres unkonventionellen Charakters werden<br />
diese Stücke nur sehr selten aufgeführt.<br />
Es ist eben einfacher, wenn junge Musiker<br />
immer wieder dieselben alten Sachen<br />
spielen.“ Besonders ans Herz gewachsen<br />
ist ihm in dieser Gruppe ein aus privatem<br />
Anlass geschriebenes Stück: „Kaylen Dreaming“;<br />
es ist seiner Enkeltochter gewidmet.<br />
In drei weiteren privaten Werken hat Holsinger<br />
versucht, seine beiden Söhne Niles<br />
und Grayson sowie seine Tochter Haven<br />
musikalisch zu charakterisieren. Als sie<br />
noch Kinder waren, haben die drei ihren<br />
Vater allerdings nie als Komponisten gesehen.<br />
„Ich war für sie einfach ihr ‚Dad‘; jemand,<br />
der Musik schreibt, im ganzen Land<br />
dirigiert und das Publikum dazu bringt, zu<br />
applaudieren und seine Freude zum Ausdruck<br />
zu bringen.“ Wenn sie von anderen<br />
Leuten nach der Arbeit des Vaters gefragt<br />
wurden, so antworteten sie: „Mein Vater<br />
schreibt Musik. Er arbeitet nicht und hat<br />
keine Anstellung.“ Heute freuen Sie sich<br />
natürlich, dass es je eine Komposition<br />
über sie gibt.<br />
Auch der Vater freut sich derzeit, und<br />
zwar über die vielen Genesungswünsche,<br />
die ihn im Laufe der vergangenen vier Monate<br />
erreicht haben. Mehr als 73.000 Karten,<br />
Briefe und Mails seien es gewesen, erzählt<br />
Holsinger und zitiert zum Abschluss<br />
seinen berühmten Landsmann Mark Twain,<br />
der nach einer Genesung einst sagte: „Die<br />
Nachrichten von meinem Ableben waren<br />
maßlos übertrieben.“<br />
Joachim Buch<br />
David Holsinger will sich trotz angeschlagener Gesundheit über seinen 70. Geburtstag hinaus seiner Musik widmen.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 51
Neues<br />
„CLOUD(iu)S…der Wolkenmann“<br />
in zwei Fassungen<br />
Musikverlag RUNDEL: Neue Blasorchester-Ausgabe mit erweiterter<br />
Instrumentierung liegt vor<br />
Mit seiner Komposition „CLOUD(iu)S…<br />
der Wolkenmann“ in der RUNDEL eXplora-<br />
Serie für Jugendblasorchester schuf Thiemo<br />
Kraas im Jahr 2011 ein bezauberndes Werk,<br />
das seitdem auch viele Erwachsenen-Blasorchester<br />
begeistert.<br />
Aus diesem Grund entschied der Musikverlag<br />
RUNDEL, eine zweite, umfangreicher<br />
instrumentierte Fassung dieses beliebten<br />
Werkes für großes Blasorchester<br />
zu veröffentlichen. Nun stellen sich für<br />
zahlreiche Dirigenten Fragen wie: „Sind<br />
die beiden Fassungen identisch? Genügt<br />
es, wenn ich zu meiner vorhandenen eXplora-Ausgabe<br />
einfach die neuen Stimmen<br />
hinzufüge?“ Die Antwort ist ein eindeutiges<br />
„Nein.“ Am rein musikalischen<br />
Gehalt von „CLOUD(iu)S“ hat sich zwischen<br />
der eXplora-Fassung und der neuen<br />
Blasorchester-Fassung zwar nichts geändert<br />
– an der Instrumentation hat Thiemo<br />
Kraas jedoch zahlreiche bedeutende Änderungen<br />
vorgenommen, um die neue Ausgabe<br />
auf die Anforderungen eines großen<br />
Blasorchesters auszurichten.<br />
Die zentrale Idee der eXplora-Serie ist<br />
eine reduzierte und teilweise flexible Besetzung,<br />
da Jugendblasorchester im Bereich<br />
der Unterstufe erfahrungsgemäß eher<br />
aus kleineren Gruppen bestehen, in denen<br />
nicht alle Instrumente vertreten sind. Für<br />
Jugendblasorchester ist diese Konzeption<br />
optimal – ein großes Blasorchester kommt<br />
durch die reduzierte Instrumentation jedoch<br />
recht schnell an klangliche Grenzen,<br />
da die Stimmen dann meist überbesetzt<br />
sind.<br />
Die neu überarbeitete „CLOUD(iu)S“-<br />
Fassung für Blasorchester enthält eine erweiterte<br />
Besetzung. Zudem gibt es neue<br />
Stimmen, die in der eXplora-Fassung gar<br />
nicht besetzt sind. Diese weitreichenden<br />
Veränderungen in der Orchestrierung führen<br />
dazu, dass die Instrumente an einigen<br />
Passagen zwangsläufig ganz neu kombiniert<br />
werden können und müssen. Eine<br />
Vermischung der beiden Ausgaben ist<br />
somit nicht möglich, da sie für zwei völlig<br />
verschiedene Bereiche des Musizierens<br />
konzipiert sind: Die eXplora-Ausgabe ist<br />
speziell darauf ausgerichtet, kleineren<br />
Besetzungen eine klangvolle Umsetzung<br />
des musikalischen Materials zu ermöglichen.<br />
Die neue erweiterte Ausgabe bietet<br />
einem großen Blasorchester nun viel<br />
mehr Möglichkeiten, die Klangfarben von<br />
„CLOUD(iu)S“ auszugestalten.<br />
Dem Musikverlag RUNDEL war es ein<br />
Anliegen, diese Unterschiede auch klanglich<br />
eindeutig zu demonstrieren – daher<br />
gibt es zu beiden Fassungen professionell<br />
eingespielte Aufnahmen. Sicherlich ist es<br />
spannend, diese miteinander zu vergleichen<br />
und die Unterschiede in der Instrumentierung<br />
bewusst zu hören. Die Jugendorchester-Fassung<br />
wurde auf der CD<br />
„eXplora 14“ eingespielt. Eine Aufnahme<br />
der großen Blasorchester-Ausgabe ist auf<br />
der neuen CD „Wendepunkte“ mit dem<br />
Musikkorps der Bundeswehr zu hören.<br />
Eines haben beide Fassungen allerdings<br />
zweifellos gemeinsam: Für beide<br />
Besetzungen ist „CLOUD(iu)S…der Wolkenmann“<br />
von Thiemo Kraas ein wunderbar<br />
fantasievolles Werk, mit dem Sie Ihr<br />
Publikum bezaubern werden.<br />
Claudia Braun<br />
Weitere Informationen:<br />
www.rundel.de<br />
www.rundel.at<br />
www.rundel.ch<br />
www.rundel.it<br />
www.rundel.nl<br />
Cover der beiden Fassungen von „CLOUD(iu)S…der Wolkenmann“ von Thiemo Kraas<br />
52<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die MK Welschnofen hinterließ in Bad<br />
Schlema (D) optisch und vor allem auch<br />
musikalisch einen äußerst guten Eindruck.<br />
•Musikpanorama<br />
MK Welschnofen mit großem Auftritt in Bad Schlema<br />
Zu Gast beim 18. Europäischen Blasmusikfestival im sächsischen Kurort<br />
Drei Tage lang stand Bad Schlema in Sachsen<br />
ganz im Zeichen des 18. Europäischen<br />
Blasmusikfestivals. Orchester und Musikkapellen<br />
aus zwölf verschiedenen Nationen<br />
trafen sich Mitte September zu diesem<br />
alljährlichen Höhepunkt für Freunde<br />
der Blasmusik. Auf Einladung des Bergmannsblasorchester<br />
Kurbad Schlema<br />
nahm die Musikkapelle Welschnofen am<br />
Festival teil. Zur Eröffnung marschierten<br />
die teilnehmenden Musiker in einem Festumzug<br />
durch den Kurort. Nach einem<br />
Gemeinschaftskonzert wechselten sich die<br />
verschiedenen Orchester in einem Nonstop-Programm<br />
auf zwei Bühnen im Festzelt<br />
mit über 4000 Sitzplätzen ab. Die Musikkapelle<br />
Welschnofen spielte viermal. Es<br />
wurde gemeinsam getanzt, geklatscht und<br />
gesungen. Zwischen den Auftritten genossen<br />
die Musikanten mit ihrem Kapellmeister<br />
Karl Stuppner und Obmann Jörg Seehauser<br />
die Konzerte ihrer Kolleginnen und<br />
Kollegen, feierten mit und knüpften viele<br />
neue Kontakte. Die Musikkapelle Welschnofen<br />
hat auf alle Fälle einen bleibenden<br />
Eindruck bei den Zuhörern hinterlassen<br />
und den Musikantinnen und Musikanten<br />
werden diese sehr lebhaften Tage sicher<br />
noch lange in Erinnerung bleiben.<br />
Jörg Seehauser (MK Welschnofen)<br />
Die „Muskitos“ begeistern ihr Publikum<br />
Zwei Konzerte der Jugendkapelle Reischach-Percha<br />
Bereits seit fünf Jahren arbeiten die Musikkapellen<br />
aus Reischach und Percha in<br />
Sachen Jugendarbeit eng zusammen. Die<br />
gemeinsame Jugendkapelle „Muskitos“<br />
unter der Leitung von Patrizia Dallaserra,<br />
Michael Oberrauch und Vigil Kronbichler<br />
bietet den Nachwuchsmusikantinnen und<br />
-musikanten die Möglichkeit, erste Erfahrungen<br />
im Zusammenspiel in der Kapelle<br />
zu sammeln. Ganz nebenbei werden dabei<br />
auch noch neue Freundschaften geknüpft.<br />
Nach mehrwöchiger Probenphase fand<br />
am Sonntag, 4. Oktober <strong>2015</strong>, im Haus<br />
am Anger in Reischach das erste von zwei<br />
Konzerten statt. Im vollbesetzten Saal begeisterten<br />
die Muskitos ihr Publikum mit<br />
bekannten Melodien: die Filmmusik zu Titanic,<br />
die rockigen Rythmen „We will rock<br />
you“ von Queen und die Musik zur Zeichentrickserie<br />
„The Pink Panther“ waren die<br />
musikalischen Höhepunkte des Abends.<br />
Am darauffolgenden Samstag, 9. Oktober,<br />
gaben die Muskitos im Rahmen des Tages<br />
der Senioren und Großeltern im Michael-<br />
Pacher-Haus in Bruneck ihr zweites und<br />
vorerst letztes Konzert.<br />
FL<br />
Im vollbesetzten Saal im Haus am Anger<br />
in Reischach ließen die „Muskitos“<br />
gleich mit mehreren berühmten<br />
Musikstücken aufhorchen.<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 53
Musikpanorama<br />
Musical „Kreuz und quer über Land und Meer“<br />
Grundschulen St. Jakob und St. Peter<br />
gemeinsam mit der Musikkapelle<br />
St. Jakob erfolgreich „unterwegs“<br />
Alle Superlative schienen nicht auszureichen,<br />
so sehr begeisterten die Kinder der<br />
Grundschulen von St.Jakob und St.Peter<br />
das Publikum, als sie gemeinsam mit der<br />
Musikkapelle St.Jakob das Musical „Kreuz<br />
und quer über Land und Meer“ zur Aufführung<br />
brachten.Es handelte sich dabei um<br />
eine musikalische Weltreise, die in der Heimat<br />
mit dem Lied „In die Berg bin i gern“<br />
begann und an viele Orte auf der ganzen<br />
Welt führte, die mit typischen Musikstücken,<br />
Liedern und Tänzen musikalisch<br />
dargestellt wurden. Die fantasievollen Kostüme<br />
und Kulissen waren von den Eltern<br />
und Lehrpersonen selbst hergestellt worden<br />
und den Rest, d.h. die Songs, die Tänze<br />
und die Moderation besorgten die jungen<br />
Darsteller und der großartige Background-<br />
Chor selbst; wobei sich alle in den verschiedensten<br />
musikalischen Stilrichtungen ganz<br />
zuhause fühlten. Der Auftritt des jungen<br />
Mozart als Pianist sorgte ebenso für Gänsehautfeeling<br />
wie die musikalische Begleitung<br />
durch die MK St. Jakob. Das Projekt<br />
stand unter der musikalischen Leitung von<br />
Helga Klammer und Andrea Lindinger sowie<br />
Kapellmeister Norbert Gasteiger. Ihnen<br />
zur Seite standen die Lehrpersonen bei-<br />
der beteiligten Schulen und die Schülereltern,<br />
die Verantwortlichen der Musikkapelle<br />
St.Jakob mit Obmann Hans Markus<br />
Gruber, wobei sich das Team um die Jugendleiter<br />
Elisabeth Gartner und Siegfried<br />
Gamper als besonders engagiert erwies.<br />
MK St. Jakob<br />
Der Auftritt<br />
des „kleinen“<br />
Mozart – auch<br />
ein Beispiel<br />
gelungener<br />
Integration<br />
Hohe Ehre für Marketenderin Waltraud Wörndle<br />
Musikkapelle Waidbruck zu Gast im<br />
bayerischen Mühldorf am Inn<br />
Am Sonntag, dem 6. September <strong>2015</strong>,<br />
war die Musikkapelle Waidbruck zu Gast<br />
hat beim großen internationalen Schützenund<br />
Trachtenumzug in der Kreisstadt Mühldorf<br />
am Inn (Bayern). Am Fest wirkten 10<br />
Kapellen, 70 Fußgruppen und zahlreiche<br />
Festwägen mit insgesamt 3.400 Teilnehmern<br />
mit. Beim Empfang der auswärtigen<br />
Gruppen vor dem Rathaus wurde unserer<br />
Marketenderin Waltraud Wörndle, stellver-<br />
tretend für die gesamte Musikkapelle Waidbruck,<br />
große Ehre zuteil. Aus der Hand<br />
der ersten Bürgermeisterin Marianne Zollner<br />
erhielt sie das offizielle Festabzeichen<br />
<strong>2015</strong>. Dieses wird vom Konterfei unserer<br />
Marketenderin verschönert und wurde an<br />
alle Mitwirkenden und Besucher des Umzuges<br />
ausgeteilt. Waltraud Wörndle ist seit<br />
Jänner 2008 als Marketenderin Mitglied<br />
der Musikkapelle Waidbruck, sie war von<br />
20<strong>12</strong> bis <strong>2015</strong> Beirat im Ausschuss und<br />
seit Jänner <strong>2015</strong> bekleidet sie das Amt<br />
der Schriftführerin. Unter der Leitung von<br />
Kapellmeister Martin Rabensteiner widmete<br />
die MK Waidbruck der Geehrten<br />
und der gesamten Festgemeinschaft den<br />
Marsch „Gruß an Waidbruck“ von Norbert<br />
Rabanser.<br />
MK Waidbruck - Lorenz Ringler<br />
Waltraud Wörndle,<br />
Marketenderin der<br />
MK Waidbruck,<br />
kam im bayerischen<br />
Mühldorf am Inn zu<br />
besonderen Ehren.<br />
Zu Ehren der hl. Cäcilia<br />
Kirchenkonzert der Musikkapelle<br />
St. Lorenzen<br />
Zum Abschluss des heurigen Musikjahres<br />
hat die Musikkapelle St. Lorenzen zum<br />
Kirchenkonzert in der Pfarrkirche des hl.<br />
Laurentius geladen. Auf dem Programm<br />
stand feierliche Blasmusik zu Ehren der<br />
hl. Cäcilia und als Dank zu Ehre Gottes.<br />
Zum Auftakt traten einzelne Solisten und<br />
verschiedene Gruppen auf - vom Klarinettensolisten<br />
über ein Holzbläser- und<br />
Schlagzeugduo bis hin zu Ensembles als<br />
Quartett, Quintett und Oktett. In kleiner<br />
Besetzung präsentierte die Musikkapelle<br />
im Anschluss Auszüge aus der bekannten<br />
Tänze-Sammlung „Danserye“ von Tielman<br />
Susato. Das von der gesamten Musikkapelle<br />
vorgetragenen „Never forgotten“ (Niemals<br />
vergessen) von Stephan Melillo und<br />
das „Adagio“ aus Gustav Mahlers 3. Sinfonie<br />
waren der krönende Abschluss dieser<br />
feierlichen musikalischen Stunde. Mit<br />
anhaltendem Applaus bedankte sich das<br />
Publikum. Die Musikkapelle unter der Leitung<br />
von Alberto Promberger setzte mit „To<br />
my country“ von Johan de Meij noch eine<br />
Klangnuance drauf, als zum großen Finale<br />
die Orgel (Alois Gasser) mit einsetzte. Der<br />
Reinerlös des Konzertes kommt der örtlichen<br />
Pfarrcaritas zu Gute, mit dem bedürftige<br />
Familien aus dem Ort unterstützt<br />
werden sollen.<br />
(sn)<br />
Die Musikkapelle St.<br />
Lorenzen unter der<br />
Leitung von Alberto<br />
Promberger bei ihrem<br />
Kirchenkonzert zu<br />
Ehren der hl. Cäcilia<br />
und als Dank zur<br />
Ehre Gottes.<br />
54<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Albert Paris seit 60 Jahren aktives Mitglied<br />
MK St. Pankraz : Ehrung mit dem<br />
großen Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />
Ganze 60 Jahre ist Albert Paris nun schon<br />
aktives Mitglied in der Musikkapelle St.<br />
Pankraz –Ulten. Für diese jahrzehntelange<br />
Treue wurde er mit dem großen Ehrenzeichen<br />
in Gold am Bande ausgezeichnet.<br />
In all den Jahren hat er die Musikkapelle<br />
St. Pankraz nicht nur als Stabführer angeführt,<br />
sondern auch den Werdegang des<br />
Vereins als Ausschussmitglied mitgeprägt<br />
und sich 20 Jahre lang als Obmann in den<br />
Dienst der Kapelle gestellt. Unter seiner<br />
Führung bekam die Musikkapelle ihr erstes<br />
Probelokal; 1973 hat Albert Paris so-<br />
zusagen den Grundstein für die Räumlichkeiten<br />
in der heutigen Form gelegt.<br />
Zeitgemäß und vorausschauend war auch<br />
sein Einsatz für die Jugend; auf seine Initiative<br />
gehen beispielsweise die Jungbläserwochen<br />
auf St. Helena, die seit 1977<br />
jährlich stattfinden, zurück. Albert Paris<br />
hat aber auch über die Grenzen hinaus<br />
gedacht und in seiner Zeit als Obmann<br />
die Partnerschaft zum Musikverein Ohmden<br />
ausgebaut und intensiviert. Zudem<br />
hat er sich über viele Jahre auf Bezirksebene<br />
für das Blasmusikwesen eingesetzt.<br />
Für all seine Verdienste sagen dem<br />
hochgeschätzten Musikkameraden Albert<br />
Paris die Mitglieder der Musikkapelle St.<br />
Pankraz auf diesem Wege ein aufrichtiges<br />
„Vergelt’s Gott“.<br />
MK St. Pankraz<br />
VSM-Bezirksobmann Albert Klotzner,<br />
Obmann Valentin Staffler und die<br />
Kapellmeisterin Magdalena (v.l.) Paris<br />
gratulieren dem Jubilar Albert Paris zu<br />
seiner Ehrung.<br />
Musikalisch im „Frieden“ vereint<br />
Musikkapellen St. Jakob und Steinhaus<br />
im Gedenken an das Kriegsende 1945<br />
Mit dem Ende des II. Weltkrieges begann<br />
für die meisten Länder Europas eine nunmehr<br />
70 Jahre währende Zeit des Friedens.<br />
Dessen eingedenk wagten sich die beiden<br />
Musikkapellen von St. Jakob und Steinhaus<br />
im Ahrntal an ein besonderes musikalisches<br />
Projekt und boten dem interessierten<br />
Publikum ein Konzert, durch das sich<br />
das Thema „Frieden“ wie ein roter Faden<br />
zog. Wunderschöne Choräle, ein Solostück<br />
für Querflöte und eine Komposition für Orchester<br />
und Orgel – mit dem Solisten Martin<br />
Ranalter - standen unter anderem auf<br />
dem Programm, wobei Werner Mölgg die<br />
Musikstücke mit besinnlichen Worten ver-<br />
band. Beide Kapellen konnten unter ihrem<br />
jeweiligen Kapellmeister ihre eigene Handschrift<br />
und Kreativität zeigen. Den Höhepunkt<br />
des Konzertes bildete der Gastauftritt<br />
des weltweit erfolgreichen Münchner<br />
Tubisten Andreas Martin Hofmeir, der zur<br />
Begleitung beider Kapellen den berühmten<br />
Kinohit „Gabriels Oboe“ von Ennio Morricone<br />
aus dem Film „Mission“ musizierte.<br />
Ein weiterer Glanzpunkt wurde mit der Uraufführung<br />
des von Robert Neumair komponierten<br />
und von Hubert Leimegger getexteten<br />
Liedes „Frieden“ gesetzt. Gesungen<br />
wurde das Lied von Lorena Brugger; die<br />
Harfinistin Marlies Schwingshackl und Tubist<br />
Andreas Hofmeir begleiteten sie auf ihren<br />
Instrumenten. Sowohl in der Pfarrkirche<br />
„Maria Hilf“ in Steinhaus als auch in der<br />
Pfarrkirche Bruneck sorgte die Aufführung<br />
für Begeisterung beim Publikum und bei<br />
den Ausführenden für die Erkenntnis, dass<br />
man gemeinsam Großes bewirken kann.<br />
MK Steinhaus – MK St. Jakob<br />
Sein stets „barfüßiges<br />
Auftreten“<br />
ist das<br />
Markenzeichen<br />
des weltweit bekannten<br />
Tubisten<br />
Andreas<br />
Martin Hofmeir,<br />
der sich auch<br />
als Kabarettist<br />
einen Namen<br />
gemacht hat.<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />
Freitag, 15. Jänner 2016. Bitte Termin genau beachten!<br />
Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 55
Impressum<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />
und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />
Nr. 27/1948<br />
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />
verantwortlich:<br />
Dr. Alfons Gruber<br />
Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />
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HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />
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Gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung.<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />
August, Oktober und <strong>Dezember</strong>.<br />
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />
Vormonats.<br />
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<strong>KulturFenster</strong>