21.07.2017 Aufrufe

2015-12 KulturFenster Nr.6 - Dezember 2015

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />

-70% – NE BOLZANO – 67. Jahrgang<br />

Nr. 6 | DEZEMBER | <strong>2015</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Heimatpflege mit flexiblem Geist<br />

Im kommenden Jahr Wertungssingen<br />

Liturgie und Musik im Gottesdienst


• Geleitwort •<br />

• Inhalt •<br />

• Heimatpflege<br />

Suche nach Heimat - Herbergsuche<br />

Globalisierung ist ein Schlagwort, das heutzutage<br />

in fast aller Munde ist. Informationen,<br />

Botschaften, gute und böse, friedvolle und sogenannte<br />

Hassbotschaften rasen in Windeseile<br />

um die Welt, tun Gutes oder verursachen<br />

Terror mit Angst und Schrecken.<br />

In Zeiten, in denen manches aus dem Gleichgewicht<br />

geraten zu sein scheint, sehnen sich<br />

viele Menschen nach Orientierung. Es ist die<br />

Sehnsucht nach Heimat, die zusehends an<br />

Bedeutung gewinnt.<br />

Aber was ist Heimat? Heimat ist dort, wo man<br />

Land und Leute kennt, wo der Gleichklang<br />

des Gesanges, der Musik, der Sprache, des<br />

Dialektes wahrgenommen wird, wo Orte und<br />

Gebäude vertraut sind, wo Menschen die gemeinsame<br />

Geschichte erleben. „Heimat hat<br />

mit Gefühlen zu tun, sie kommt aus dem Herzen“,<br />

betont Peter Ortner, der Landesobmann<br />

des Südtiroler Heimatpflegeverbandes. Sie bedeute<br />

Entwicklung aus den Wurzeln der Geschichte<br />

und der Tradition, „aus bestehenden<br />

und beständigen Werten“.<br />

• Chorwesen<br />

Was ist Heimat nicht? Auch diese Frage<br />

stellt Peter Ortner. Heimat sei keine „Käseglocke“,<br />

die über Land und Gesellschaft<br />

gestülpt wird, um Werte der Innovation und<br />

des Fortschritts zu blockieren. Das könnte<br />

zu Provinzialität und zu Überheblichkeit führen,<br />

zu Ausgrenzung, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit.<br />

Stichwort Fremdenfeindlichkeit: Hunderttausende<br />

Menschen sind derzeit auf der<br />

Flucht, sie verlassen ihre Heimat, nicht freiwillig,<br />

sondern weil sie den Schrecken des<br />

Bürgerkrieges entkommen wollen, sie suchen<br />

eine neue Heimat in einer für sie weitgehend<br />

fremden Welt. Ich glaube, es ist gut<br />

daran zu denken, dass auch viele Südtiroler<br />

zur Zeit der Option vor 75 Jahren ihre Heimat<br />

verlassen haben – auf der Suche nach<br />

einer neuen, was nur in den seltenen Fällen<br />

gelungen ist. Viele konnten nach dem<br />

Weltkrieg wieder in ihre Heimat zurückkehren.<br />

Das war ein großes Glück.<br />

Weihnachten ist die Zeit des Herbergsuchens,<br />

der Suche nach Heimat – damals wie heute.<br />

Alfons Gruber<br />

• Blasmusik<br />

Heimatpfl ege mit fl exiblem Geist 3<br />

Großfl ächiger Kahlschlag im Sarntal 4<br />

Bäume in den Siedlungen<br />

haben es schwer 5<br />

Massiver Eingriff in Bozner Grünanlagen 6<br />

Unterwegs zu unseren Nachbarn 7<br />

Heimatpfl ege Eppan –<br />

wertvolle Kulturarbeit 8<br />

Rundschau 10<br />

Büchertisch <strong>12</strong><br />

Hakenmacher Sepp Trienbacher 14<br />

Jubiläumskathreintanz in Meran 15<br />

Im Jahr 2016 Neuwahlen und<br />

Wertungssingen 17<br />

Von der Kirche in die gute Stube –<br />

Advents- und Weihnachtslieder 18<br />

„Tag der Chöre“ in Meran 21<br />

Fortbildung „Singen vom Blatt,<br />

leicht gemacht“ 22<br />

Bezirk Vinschgau/Burggrafenamt:<br />

Sängerwanderung 23<br />

Leonhard Lechner –<br />

zwischen den Konfessionen 24<br />

Bezirk Bozen:<br />

„Literaturspezifi sches Einsingen“ 25<br />

Sängerwanderung des Bezirks Bozen 26<br />

Jugendchortreff im Vinzentinum (Brixen) 27<br />

Stefan Demetz ist 90 -<br />

Chorverband gratuliert 28<br />

Stimmgabel 29<br />

Über die Funktion der Musik in der Kirche 32<br />

Liturgie und Musik im Gottesdienst 33<br />

Beispiel einer Gottesdienstgestaltung 36<br />

Landesmusikfest in Meran: Musik an erster Stelle 37<br />

Ansprache von Dekan H. Pamer<br />

bei Landesmusikfest 40<br />

„Musik in Bewegung“ bei Landesmusikfest 41<br />

Bachelor-Studium für<br />

Blasorchesterleitung abgeschlossen 42<br />

Prüfungen für Jungmusiker<br />

Leistungsabzeichen <strong>2015</strong> 43<br />

Treffen Pustertaler und Osttiroler Musikbezirke 44<br />

Jugendkapelle Tisens in Linz erfolgreich 46<br />

Erstes Euregio-Fest in Hall in Tirol 47<br />

Kapellmeister Hanspeter Rinner – Interview 48<br />

55 Klarinetten im Konzert 50<br />

Musikpanorama 53<br />

2<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Heimatpflege<br />

Heimatpflege mit flexiblem Geist<br />

Gedanken zum Jahresende<br />

Schon wieder neigt sich ein Jahr dem<br />

Ende zu und mit ihm ein weiteres halbes<br />

Jahrzehnt. "Heimatpflege" mag ein obsoleter<br />

Begriff sein, das heißt aber nicht, dass dahinter<br />

automatisch das krampfhafte Festhalten<br />

an Traditionen und Aufgaben, die längst<br />

überholt sind, steht. Zahlreiche im vergangenen<br />

Jahr vorgestellte Projekte und Beiträge<br />

haben eindringlich bewiesen, dass<br />

Heimatpflege in den verschiedenen Jahrzehnten<br />

genau da ansetzen kann, wo der<br />

Zeitgeist sie haben will und fordert.<br />

Ein Vereinsprofil ist wandelbar, ohne<br />

dass es deshalb seiner Grundausrichtung<br />

untreu werden muss. Sicher ringt<br />

die Gemeinschaft der Heimatpfleger um<br />

Nachwuchs wie viele Traditionsvereine,<br />

sicher bestimmen Hochs und Tiefs seit<br />

Jahrzehnten die Chroniken der Vereine,<br />

aber es wird etwas getan, unermüdlich,<br />

mit Nachdruck und viel Überzeugung.<br />

Dies steckt an, und so klettern auch immer<br />

mehr Begeisterte aus der jungen Generation<br />

mit ins Boot. Sensibilisierung ist<br />

der Leitgedanke nahezu aller Vereine, darüber<br />

hinaus wird Kinder- und Jugendarbeit<br />

künftig verstärkt einen Schwerpunkt<br />

bilden müssen, um den Anschluss zur Zukunft<br />

nicht zu verpassen. Die Ortgruppe<br />

in Kurtatsch (es wurde im Sommer darüber<br />

berichtet) macht es uns vor. Andernorts<br />

werden Sonnenblumenkerne an Kinder<br />

verteilt, damit die Kinder zuhause an<br />

diesem Beispiel nachvollziehen können,<br />

wie unsere Vegetation funktioniert. Oder<br />

der angeleitete Bau von Nistkästen. Oder<br />

Baumpflanzungen.<br />

Heimatpflege beginnt<br />

im Kleinen<br />

Wir sollten von der Vorstellung abrücken,<br />

ohnehin nichts bewirken zu können.<br />

Manchmal wünscht man sich, dass<br />

es doch noch so sein möge wie vor einem<br />

halben Jahrhundert, doch das ist ein Trugschluss,<br />

denn die guten alten Zeiten waren<br />

auch nicht immer gut. Letztens hatte<br />

ich mit einigen Kollegen eine Diskussion<br />

über die Flüchtlingsproblematik. Was solle<br />

der Einzelne schon tun, die Politik müsse<br />

agieren. Nun, in den letzten Monaten haben<br />

sich zahlreiche „Einzelne“ zusammengefunden<br />

und Kleidersammlungen organisiert,<br />

Küchen in Unterkünften montiert<br />

und Einrichtungsgegenstände zur Verfügung<br />

gestellt. Freizeitinitiativen laufen an,<br />

Schulprojekte sind in Planung und weitreichende<br />

Konzepte in Ausarbeitung. Kreativität<br />

und soziales Engagement sind die<br />

Motoren hierfür. Jetzt in der vorweihnachtlichen<br />

Zeit, der Zeit, welche besinnlich und<br />

ruhig sein sollte und doch meist hektisch<br />

ist, die Zeit, in der man sich langsam die<br />

guten Vorsätze für das kommende Jahr<br />

zurecht legt, sollte ab und an dazu genutzt<br />

werden, zu überlegen, was ich als<br />

Einzelne, als Einzelner leisten kann, für<br />

die Heimatpflege, für die Gemeinschaft,<br />

für unser aller Lebenswelt. Die Möglichkeiten<br />

sind grenzenlos.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />

ein ideenreiches Weihnachtsfest<br />

Ihre Sylvia Rottensteiner<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 3


Das Thema<br />

Großflächiger<br />

Latschen-Kahlschlag im Sarntal<br />

Legföhre, Bergföhre, Krummholz<br />

Latschen-Kahlschlag oberhalb vom Durnholzer See im Sarntal. Man ist beim Anblick dieser großen Wunde im Landschaftsbild<br />

schockiert.<br />

Oberhalb des Durnholzer Sees im Sarntal<br />

ist eine massive Latschen-Rodung zu<br />

sehen. Es ist dies eine auffallende Wunde<br />

im Landschaftsbild, die so schnell nicht<br />

heilen wird. Die an dieser Stelle vorbeiziehenden<br />

Bergwanderer sind schockiert.<br />

Wie kann die zuständige Forstbehörde einen<br />

derartigen Eingriff in eine sonst weitgehend<br />

intakte Gebirgslandschaft nur genehmigen?<br />

Zur Botanik der Legföhre<br />

Die Legföhre (Latsche) ist ein Strauch<br />

mit bogig aufsteigender Krone und niederliegenden<br />

Ästen (Krummholz). Das Holz ist<br />

hart, harzhaltig und dauerhaft. Sie kann<br />

bis zu 300 Jahre alt werden. Das Wurzelsystem<br />

ist flach und weit ausreichend. Die<br />

in grünen Kurztrieben angeordneten Nadeln<br />

verbleiben bis zu 15 Jahren. Die Winterknospen<br />

erscheinen harzig. Die Blüten<br />

sind einhäusig. Die weiblichen Zapfen sind<br />

im jungen Zustand blauviolett. Die Samen<br />

fallen im dritten Jahr aus und bleiben bis<br />

zu vier Jahren keimfähig. Die Latschen<br />

blühen im Juni.<br />

Die Latsche überzieht vor allem unter<br />

und über der Waldgrenze trockene Böden,<br />

Kalk- und Dolomitstandorte. Sie ist bis in<br />

2300 m Höhe verbreitet (Latschengürtel,<br />

Kampfwaldgürtel).<br />

Wichtige Bodenschutzfunktion<br />

Die Latschen bilden mit Lärchen und<br />

Zirben das beste Bollwerk gegen Lawinen,<br />

Steinschlag und Muren. Sie haben<br />

eine unschätzbare Bodenschutzfunktion.<br />

In den Sarntaler Alpen erreicht der Latschengürtel<br />

eine Ausdehnung von rund<br />

1600 Hektar. Die Latschen bilden einen<br />

undurchdringlichen Dschungel und ein<br />

großes Naturreservat. Aufgrund der vielfältigen<br />

ökologischen Funktionen ist der<br />

Kahlschlag von Latschen, wie im Sarntal<br />

getätigt, fehl am Platz. In vielen Regionen<br />

der Alpen ist die Latsche geschützt. Sie<br />

vermag steinige Böden zu besiedeln und<br />

erosionsgefährdetes Lockermaterial zu<br />

festigen. Mit der Bodenbildung reift das<br />

Keimbett für standortechte Zirbenwälder<br />

heran (Schutzwald). Die Latsche ist eine<br />

Charakterpflanze der Zwergstrauchheide<br />

auf Kalk. Im Sarntal gedeiht die Latsche<br />

auf Silikatböden.<br />

Peter Ortner<br />

4<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Bäume in den Siedlungen<br />

haben es schwer<br />

Stadtböden – verdichtet, versiegelt, verbaut<br />

Die Bäume an Straßen und in Siedlungen<br />

führen heutzutage ein hartes Leben.<br />

Einst stattliche Straßenbäume zeigen<br />

durch unsachgemäße Amputationen<br />

wie Köpfungen und Kronenabschnitte ein<br />

Bild des Jammers. Zu Stammverletzungen<br />

kommt es bei Kollisionen zwischen Bäumen<br />

und Kraftfahrzeugen. Emissionen<br />

verunreinigen die Luft in fester Form als<br />

Ruß und Staub, in flüssiger Form als sulfathaltige<br />

Niederschläge und gasförmig<br />

als Stick- und Schwefeloxide.<br />

Schädigung durch<br />

Salzstreuung<br />

Ob ein Baum krank ist, erkennt man<br />

besonders im Frühling und Sommer<br />

an der Färbung der Belaubung, an der<br />

Dichte der Belaubung und an der Größe<br />

der Einzelblätter. So fallen am Erscheinungsbild<br />

unserer Städte bereits Ende<br />

Mai, Anfang Juni Laubverfärbungen an<br />

Straßenbäumen auf, die normalerweise<br />

erst Ende September auftreten. Das Salz<br />

gelangt mit dem Schmelz- und Spritzwasser<br />

in den Boden. Dadurch verschlechtert<br />

sich die Bodenqualität, da die Natriumionen<br />

unter Verdrängung der Bodenluft<br />

und Verminderung des Wasserspeichervermögens<br />

den Boden verdichten.<br />

Mit Frühjahrsbeginn wird das Salz über<br />

die Wurzeln und Wasserleitungsbahnen<br />

bis zu den Blattzellen transportiert. An<br />

den Blatträndern kommt es dann zu regelrechten<br />

Verbrennungen (braune Nekrosen).<br />

Vielfältige<br />

Schadfaktoren<br />

unvernünftiger Baumschnitt kann zu einer<br />

nachhaltigen Schädigung führen. Es<br />

gibt nur wenige Gründe, die den Schnitt<br />

an Bäumen rechtfertigen. Dazu gehören<br />

Entlastungsschnitte in der Krone bei Wasserverlusten<br />

oder Sicherungsschnitte aus<br />

verkehrstechnischen Gründen.<br />

Peter Ortner<br />

Zu Baumschädigungen kommt es<br />

weiters bei Hoch- und Tiefbauarbeiten.<br />

Lecks in den Stadtgasleitungen vergiften<br />

die Wurzeln. Im Rahmen von Leitungsverlegungen<br />

werden Baumwurzeln<br />

freigelegt und amputiert. Auch ein<br />

Bäume an verkehrsreichen Straßen haben ein hartes Leben. Ihre Lebenskraft wird<br />

durch Salzschäden, Abgase und Bodenversiegelung nachhaltig beeinträchtigt.<br />

(Ortner: Lebensraum Wald in Südtirol, 1991. S. 16)<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 5


Das Thema<br />

Parkanlage Grieserhof fällt<br />

Bauvorhaben zum Opfer<br />

Massiver Eingriff in Bozner Grünanlagen<br />

Man hatte es eilig. In einer Nacht- und Nebelaktion<br />

wurden erst kürzlich im Zuge des<br />

Neu- und Umbaus des Grieserhofes in ein<br />

Altersheim fast alle Bäume, darunter auch<br />

geschützte Arten, gefällt. Wie konnten die<br />

Sachverständigen der Stadtgärtnerei bzw.<br />

die zuständigen Behörden einem derartigen<br />

Naturfrevel zustimmen? Mit dem Grieserhof-Park<br />

fällt eine weitere grüne Lunge<br />

der Stadt Bozen dem Beton zum Opfer.<br />

Zum Gutachten der<br />

Stadtgärtnerei<br />

Laut Gutachten der Stadtgärtnerei Bozen<br />

handelt es sich um einen massiven<br />

Eingriff, weshalb als Ausgleich nach Beendigung<br />

der Arbeiten Neupflanzungen vorzunehmen<br />

sind. Dieses Vorhaben ist eher<br />

eine „Feigenblattauflage“.<br />

Der Baumbestand des Grieserhof-Parks<br />

setzt sich aus einer Vielfalt von Laub- und<br />

Nadelbäumen zusammen. Durch die Erweiterung<br />

bzw. den Neubau des Grieserhofes<br />

ist laut Gutachten eine Schlägerung<br />

des Großteils des Baumbestandes unumgänglich.<br />

Laut Bericht der Stadtgärtnerei sind einige<br />

Bäume wie Cedrus deodara, Sophora<br />

japonica, Robinia pseudoacacia und Fraxinus<br />

excelsior am Ende ihres Wachstumsprozesses.<br />

Auch ein Acer sp. und<br />

Liriodendron tulipifera würden die vom<br />

Landschaftsschutz vorgesehenen Ausmaße<br />

erreichen und seien daher geschützt. Einige<br />

Der Grieserhof-Park nach dem totalen Kahlschlag. Übriggeblieben sind noch einige<br />

Sträucher. Was ist hier noch zu schützen bzw. aufzuwerten?<br />

Bäume wie Abies nordmanniana, verschiedene<br />

Magnolien, Thujen und Cephalotaxus<br />

harringtonia würden die vom Landschaftsschutz<br />

vorgesehenen Ausmaße nicht erreichen<br />

und könnten daher, nach Gutdünken<br />

des Besitzers, entfernt werden.<br />

Bauherren und Erschließer haben die<br />

Parkanlage Grieserhof radikal vernichtet.<br />

Der Park ist verschwunden und gleicht einer<br />

„tabula rasa“. Man hat innerhalb von<br />

zwei Tagen konkrete Taten gesetzt. Wo<br />

bleibt der Respekt vor der Schöpfung?<br />

Wer hat die Umweltauflagen kontrolliert?<br />

Einige Bäume sollten ja erhalten bleiben.<br />

Alles sieht einem Kahlschlag gleich.<br />

Peter Ortner<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />

6<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Heimatpflege<br />

Unterwegs zu unseren<br />

Nachbarn<br />

Burgen, Kirchen und Landschaft – ein kulturelles Ereignis<br />

Bei herrlichem Spätsommerwetter besuchte<br />

eine ansehnliche Gruppe vom Heimatschutzverein<br />

Lana die Nachbarprovinz<br />

Welschtirol.<br />

Dabei führte Bezirksobmann Georg<br />

Hörwarter zunächst durch die gotische<br />

und noch auf romanische Ursprünge zurückreichende<br />

Kirche zur Heiligen Agatha<br />

in Faedo, die mit Fresken reich ausgeschmückt<br />

ist. Anschließend begab sich<br />

die Gruppe in einer Fußwanderung zur<br />

Burg Königsberg und besichtigte diese<br />

mittelalterliche Burganlage; diese war<br />

einst Gerichtssitz und ist noch mit den<br />

zwei zinnengekrönten Giebeln ausgestattet.<br />

Um einen romanischen Turm ist ein<br />

großer Palas angebaut.<br />

Burgenrundfahrt<br />

Großer Dank gebührt der Besitzerfamilie<br />

Schmid vom Schloss Rametz in Obermais<br />

für die Sondererlaubnis und das Entgegenkommen,<br />

diese private Burg besichtigen<br />

zu können.<br />

Nach einem typischen Mittagessen<br />

ging es nach Altspaur zur alten gotischen<br />

Vigilius-Wallfahrtskirche mit noch erhaltenem<br />

romanischen Glockenturm. Ein Abstecher<br />

zum Schloss Belfort, einst eine<br />

der größten Burganlagen des Landes, eröffnete<br />

einen einmaligen Rundblick auf<br />

das gesamte Nonstal bis hin zu den Laugenspitzen.<br />

St. Michael an der Etsch<br />

entwickelte sich rund um das kunst-, kirchen-<br />

und landesgeschichtlich bedeutsame<br />

ehemalige Augustiner-Chorherrenstift<br />

St. Michael. Dieses Kollegiatstift wurde<br />

hier 1145 von den Grafen von Eppan mit<br />

Unterstützung des Trienter Bischofs Altmann<br />

oberhalb des alten Zusammenflusses<br />

von Etsch und Noce begründet.<br />

Den Abschluss bildet St. Michael an<br />

der Etsch mit seiner Stiftskirche, welche<br />

1145 erbaut wurde. Eine Freitreppe, gekrönt<br />

von zwei großen Bischofsgestalten,<br />

führt zur reich mit Statuten geschmückten<br />

Fassade und weiter ins Kircheninnere,<br />

das mit reichem Stuckwerk und Freskenschmuck<br />

geziert ist. Sehr sehenswert waren<br />

auch die Sommer- und Wintersakristei.<br />

Die Ortschaft St. Michael an der Etsch<br />

Kulturinteressierte Teilnehmer aus Lana vor dem Schloss Königsberg<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 7


Ins Bild gerückt<br />

32 Jahre wertvolle Kulturarbeit<br />

Verein für Heimatpflege Eppan<br />

Peter von<br />

Hellberg, Obmann<br />

des Heimatpflegevereins<br />

Eppan seit<br />

seiner Gründung<br />

Wenn Kultur- und Heimatpflege das Bemühen<br />

ist, wertvolles Kulturgut, das reiche<br />

Kulturerbe eines Landstriches wie Eppan zu<br />

bewahren und in die Moderne authentisch<br />

und unverfälscht hinüberzubringen, so ist<br />

die Tätigkeit zeitaufwendig, vielseitig und<br />

fachlich sehr anspruchsvoll.<br />

Motivation und Gründung<br />

Die Dorf-und Bevölkerungsentwicklung<br />

in den 1980er Jahren, begleitet von<br />

einer langsam, aber stets wachsenden<br />

Wirtschaft, brachte Fragen mit sich, wie<br />

man das Dorfbild und die bekannte, von<br />

der Renaissancezeit geprägte Kulturlandschaft<br />

wie Eppan-Berg, Pigeno` und das<br />

traditionell geprägte ländliche Bauwesen<br />

und alle sehenswürdigen und erlebensintensiven<br />

Orte mit den neuen technischen<br />

Einrichtungen und der Verbesserung der<br />

Ausstattung des öffentlichen Raumes<br />

in Einklang bringen kann. So wurde am<br />

16. Juni 1983 in St.Michael/Eppan, sozusagen<br />

auch als Nachfolger des 1924 unter<br />

der Diktatur aufgelösten sehr bedeutenden<br />

ersten Heimatschutzvereines von<br />

Eppan, von 57 Mitbürgern der Verein für<br />

Heimatpflege Eppan gegründet.<br />

Die satzungsmäßigen ehrenamtlichen<br />

Aufgaben reichen bekanntlich von der<br />

Pflege des heimischen Kulturgutes, des<br />

Dorf- und Landschaftsbildes, der Erforschung<br />

der Heimatgeschichte im weitesten<br />

Sinne, der Bau-und Denkmalpflege bis hin<br />

zum kulturpolitischen Auftrag, den Sinn<br />

für Heimatpflege durch geeignete Initiativen<br />

wachzuhalten. Erfreulicherweise sind<br />

viele ehrenamtliche Vereine in weiten Bereichen<br />

heimischer Kultur tätig.<br />

St. Pauls (Eppan)<br />

Aufgabenfelder<br />

Die enge Zusammenarbeit mit der öffentlichen<br />

Hand und die Aufgeschlossenheit der<br />

Mitbürger und der Tourismuswirtschaft für<br />

die Förderung der Anliegen ermöglichte es<br />

dem Verein, mit Sachberatung von Fachkräften<br />

Projekte durchzuführen.<br />

Die elementare Tätigkeit lag in dem Bemühen,<br />

bei der Erstellung der Landschaftspläne,<br />

Bebauungs- und Ensembleschutzpläne<br />

und deren Änderungen beratend<br />

dabei zu sein, da hierbei im Vorfeld Konträres<br />

abgewehrt und Positives eingebaut<br />

werden konnte. Die landesgesetzliche Einräumung<br />

eines Sitzes in der Baukommission<br />

gab Gelegenheit, für eine dorfbild -und<br />

landschaftsschonende, rücksichtsvolle und<br />

qualitätsgerechte Einbindung der Bautätigkeit<br />

in den alten Ortsbestand zu plädieren.<br />

Nur in wenigen Fällen hat der Verein<br />

mit Rechtsmitteln bei den zuständigen Instanzen<br />

eine Klärung verlangen müssen.<br />

Das staatliche Denkmalschutzgesetz<br />

schützt direkt oder indirekt auch das Umfeld<br />

eines Baudenkmals dahingehend,<br />

dass die „Würde“ des Baudenkmals in<br />

seiner ästhetischen Ansicht nicht beeinträchtigt<br />

werden darf ohne Ansehen eines<br />

wirtschaftlichen Anspruches. Rechtliche<br />

Auslegungsfragen liegen hierbei immer<br />

im Vordergrund.<br />

An dieser Stelle ist es leider nicht möglich,<br />

auf die vielseitige Tätigkeit und die<br />

unzähligen Initiativen des Vereines einzugehen;<br />

so soll nur eine Auswahl als Beispiel<br />

erwähnt werden.<br />

Album der alten Ansichtskarten von<br />

Eppan<br />

8<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Referenten bei Geschichts-und Kunstgeschichtstagungen<br />

berufen. Die Fotoarchivgruppe<br />

St. Pauls, eine Sektion des Vereines,<br />

hat in wenigen Jahren 13.000 alte<br />

Fotos mit Scanner erfasst, eine Fundgrube<br />

für die Forschung der Volkskultur, der Dorfund<br />

Familiengeschichte.<br />

Anhand eines aufgefundenen, handgeschriebenen<br />

Katasterverzeichnisses von<br />

Eppan aus dem Jahre 1858 konnte eine<br />

Riegel-Katasterkarte mit den alten Riednamen<br />

digital erstellt werden.<br />

Nach langjähriger Sammlung der Flurnamen<br />

durch Vereinsgewährsträger und<br />

Fachleute hat die Gemeinde Eppan die<br />

Flurnamenkarte (rund <strong>12</strong>00 Namen) gedruckt,<br />

welche käuflich erworben werden<br />

kann.<br />

Errichtung eines neuen Zaunes am Kirchhof in St. Justina<br />

Initiativen und Projekte<br />

Von Bedeutung war die Errichtung der<br />

Büste des berühmten Eppaner Rokokomalers<br />

J. G. Plazer, die im Garten der Mittelpunktsbibliothek<br />

in St. Michael steht. Die<br />

Restaurierung verwahrloster, religiöser<br />

Kleinbaudenkmäler (Kapellen und Bildstöcke)<br />

sowie von Kleinkunstwerken wie<br />

Sonnenuhren, Fresken und Wappen an<br />

Hausfassaden war ein großes Anliegen;<br />

beispielsweise wurde das übermalte Maria-Theresianische<br />

Zollwappen von 1766<br />

am alten Gerichtsgebäude in St. Pauls freigelegt.<br />

Ein Album von alten Ansichtskarten<br />

ist 2005, der transkribierte Druck der<br />

Chronik der Schule von St. Pauls (Epoche<br />

1508-1946) ist im November <strong>2015</strong><br />

erschienen. Unzählige Beiträge im Gemeindeblatt<br />

betrafen die Ortsgeschichte<br />

von Eppan.<br />

Historisches Engagement<br />

Aus der Studie der 20 berühmtesten<br />

Eppaner Persönlichkeiten hat die Gemeinde<br />

Eppan 10 Namen für die Benennung neuer<br />

Straßen gewählt. Über die Zeitgeschichte<br />

wurden einige Filmabende abgehalten;<br />

Vorstandsmitglieder waren mehrmals als<br />

Im Namen der<br />

Natur- und Kulturlandschaft<br />

Im Landschaftsschutzbereich haben<br />

Vereinsmitglieder das seit 1970 verwilderte<br />

Naturdenkmal „Trockenrasengebiet<br />

Kreuzstein“, bekannt aufgrund seltener<br />

Gräser- und Blumenarten sowie archäologischer<br />

Funde aus der Jungsteinzeit, von<br />

wuchernden Sträuchern befreit. Mit einem<br />

traditionellen Speltenzaun gesichert, wird<br />

das Gebiet mit Schafen und Ziegen beweidet.<br />

Der „Kreuzstein“ wird von der Bevölkerung<br />

gut angenommen und ist für viele<br />

Familien zu einem Wanderziel geworden.<br />

Der Vorstand wünscht sich, mit seiner<br />

Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Identitätsstiftung<br />

und zur Steigerung der Lebensqualität<br />

der engeren Heimat zu leisten.<br />

Peter von Hellberg<br />

Der wieder freigelegte Kaiseradler am<br />

Zollamt<br />

Segnung der Kapelle des<br />

Hl. Nepomuk<br />

Auch die Kapelle des Hl. Nepomuk<br />

wurde restauriert.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 9


Musikalisches Stelldichein im Zeichen der Solidarität und Nächstenliebe: Sänger,<br />

Musikanten, Tänzer und Ehrengäste für die „Stille Hilfe im Dorf“ auf der Bühne im<br />

Raiffeisenhaus von Lana (Foto Kofler Lana)<br />

„Stille Hilfe im Dorf“<br />

13. Benefi z-Heimatabend in Lana<br />

•Rundschau<br />

Sänger und Musikanten haben sich beim<br />

traditionellen Benefi z-Heimatabend erneut<br />

in den Dienst einer guten Sache<br />

gestellt. Dieser ging heuer zum 13. Mal<br />

im Raiffeisenhaus von Lana unter dem<br />

Motto „Musik, Gesang, Jodler, Mundart<br />

und Tanz“ über die Bühne.<br />

Für die Musikanten, Volkstänzer und<br />

Kunstschaffenden ist es eine Selbstverständlichkeit,<br />

sich immer wieder für einen<br />

guten Zweck unentgeltlich einzubringen,<br />

beispielsweise für die „Stille Hilfe<br />

im Dorf“. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />

notleidenden Menschen schnell<br />

und unbürokratisch zu helfen.<br />

Mitgewirkt haben Bläser der Bürgerkapelle<br />

Lana, die Gaulsänger, die Gruppe<br />

„Pasui“, der Zweigesang Maria Sulzer<br />

und Helmuth Gruber, die Passeirer<br />

Mundartdichterin Anna Lanthaler,<br />

der Ultner Männerchor, die Volkstanzgruppe<br />

Lana und Sprecher Alfred Sagmeister.<br />

Als Ehrengäste mit dabei waren<br />

Bürgermeister Harald Stauder, Sozialreferentin<br />

Helga Hillebrand Malleier, Gemeindereferent<br />

Helmuth Holzner und<br />

Feuerwehr-Hauptmann Roland Schwarz.<br />

Sepp Pircher-Hofmann kredenzte köstlichen<br />

Apfelsaft.<br />

Rosa Pfattner vom Verein „Stille Hilfe im<br />

Dorf“ dankte allen Mitwirkenden, Helfern<br />

und Sponsoren; ein großes Dankeschön<br />

ging an den Initiator dieser Veranstaltung,<br />

Luis Santer-Stadler, sowie<br />

an Maria Sulzer für ihre tatkräftige Unterstützung.<br />

10<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Gemeinsames Singen macht Spaß<br />

Offenes Singen in Burgstall<br />

Großer Zuspruch für Offenes Singen im KVW<br />

Traditionell zweimal jährlich im Herbst<br />

und im Frühjahr veranstaltet die KVW-<br />

Ortsgruppe Burgstall mit Obmann Konrad<br />

Pichler ein Offenes Singen für alle<br />

Interessierten. So auch kürzlich wieder:<br />

Der Kindergartensaal war bis auf<br />

den letzten Platz besetzt. Äußerst viele<br />

Singfreudige – aber auch Zuhörer − haben<br />

sich eingefunden, um gemeinsam<br />

Frohsinn, Freude und Spaß am Singen<br />

zu erleben. Das Programm beinhaltete<br />

Volklieder, Jodler und neueres Liedgut;<br />

wie immer musikalisch begleitet von Maria<br />

Sulzer, Helmuth Gruber und Heini Biasi<br />

an den Gitarren. Zwischendurch wurde<br />

auch getanzt; denn unter den Gästen<br />

befand sich die Landes-Senioren-Tanzleiterin<br />

Burgi Pircher Friedl. Abschließend<br />

dankte Rita Kollmann im Namen<br />

der KVW-Ortsgruppe Burgstall allen für<br />

ihr zahlreiches Erscheinen.<br />

Maria Sulzer und Helmuth Gruber<br />

Einweihung Wegkreuz<br />

Ein einmaliges Geschenk<br />

Es ist ein einmaliges Geschenk, welches<br />

Jodlerin Maria Sulzer-Knoll von den Gaulsängern<br />

zu ihrem runden Geburtstag erhalten<br />

hat: ein Wegkreuz. Dieses malerische<br />

Klein-Denkmal wurde am Erntedank-Sonntag<br />

am Leilichhof unter Beisein der Familie,<br />

Freunde und Bekannten feierlich<br />

eingeweiht. Unter den Gästen war auch<br />

der Obmann des Heimatschutzvereins<br />

Lana, Albert Innerhofer, sowie Toni Verdorfer,<br />

welcher das Wegkreuz geschaffen<br />

hatte. Pfarrer P. Christoph Waldner<br />

OT nahm die Segnung vor und betonte<br />

seine Worte: „Das Kreuz ist Mahnmal; im<br />

Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Hoffnung.“ Musikalisch<br />

umrahmten die Gaulsänger die<br />

würdige Feier. Abschließend gab es noch<br />

ein frohes Zusammensein bei Speis und<br />

Trank, bei Musik und Gesang.<br />

Wegkreuz-Einweihung am Leilichhof<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 11


• Büchertisch •<br />

Michael Kerstgen<br />

„Hartes Leben auf der Höh“<br />

Ein bemerkenswertes Buch<br />

Für eine Reportage des Magazins „Stern“<br />

nahm der Fotograf Michael Kerstgens acht<br />

Monate lang am einfachen, entbehrungsreichen<br />

Leben des Alois Auer teil, einem<br />

Einzelgänger, der hoch über Luttach im<br />

Ahrntal zusammen mit seiner Mutter einen<br />

Bergbauernhof bewirtschaftete. Er arbeitete<br />

auf dem Hof und auf der Alm und<br />

lernte so die Bergbauernkultur kennen<br />

und lieben. Der „fotografi erende Knecht“<br />

ist in dieser Zeit zum Freund geworden.<br />

Nur so konnten jene berührenden Fotografi<br />

en entstehen, die unverfälscht und<br />

ohne übertriebenes Pathos einen tiefen<br />

Einblick in das Arbeitsleben des Feuchtbauern<br />

gewähren. Erst nach dem Tod von<br />

Alois Auer im September 2010 erscheint<br />

nun dieser Bildband zu seinem Leben –<br />

so wollte es der Lois. Michael Kerstgens<br />

setzt mit diesem Buch nicht nur seinem<br />

Freund Alois Auer ein würdiges Denkmal,<br />

sondern schuf auch ein wertvolles Zeitdokument<br />

des Südtiroler Bergbauerntums.<br />

Michael Kerstgen: Hartes Leben auf der<br />

Höh’. Verlag Athesia-Tappeiner <strong>2015</strong>. 256<br />

Seiten; reich bebildert. 29,90 Euro.<br />

Natalia Giatti (Hg):<br />

Glockentürme in Südtirol<br />

Über 100 Glockentürme Südtirols<br />

in Wort und Bild präsentiert<br />

Glockentürme sind ein Symbol, das<br />

nach oben, nach dem Himmel, gerichtet<br />

ist. Sie zeigen, dass die Menschen Bedürfnisse<br />

haben, die mehr sind als das<br />

Vordergründige, das Sichtbare, Scheinbare.<br />

Das erklärt Bischof Ivo Muser im<br />

Vorwort zu dem unlängst im Verlag Athesia-Tappeiner<br />

erschienenen Bildband<br />

über Glockentürme in Südtirol. Es gibt<br />

schier zahllose Glockentürme in unserem<br />

Land, die − obwohl streckenweise<br />

in lange vergangenen Zeiten errichtet<br />

− ein Zeichen der liturigschen<br />

Orientierung und Sammlung sind. Frau<br />

Natalia Giatti, geboren in Ferrara und<br />

seit vielen Jahren in Bozen wohnhaft, hat<br />

bereits mehrere Publikationen über religiöse<br />

Themen in Südtirol veröffentlicht. In<br />

dem nun vorliegenden Buch hat die Autorin<br />

als Herausgeberin einen sehr ansprechenden<br />

Überblick über die Glockentürme<br />

vorgelegt. Die Einführungstexte stammen<br />

von Michele Capanna und Martin Laimer,<br />

der auch den Katalogtext geschrieben hat.<br />

Natalia Giatti (Hg): Glockentürme in Südtirol<br />

mit einem Vorwort von Bischof Ivo Muser.<br />

Verlag Athesia-Tappeiner <strong>2015</strong>; 256 Seiten;<br />

reich bebildert; auch in italienischer<br />

Sprache erschienen; 39,00 Euro.<br />

<strong>12</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Reinhold Stecher Bildkalender 2016<br />

Das lebendige Andenken an Bischof Reinhold Stecher<br />

Jedes Jahr neu – Mit bisher unveröffentlichten Aquarellen<br />

Auch der Reinhold Stecher Bildkalender<br />

2016 kann mit bisher unveröffentlichten<br />

Aquarellen aus dem Nachlass<br />

des beliebten Innsbrucker Bischofs aufwarten.<br />

Das Malen war für ihn eine entspannende<br />

Freizeitbeschäftigung – und<br />

eine Möglichkeit zu helfen. Der Innsbrucker<br />

Bischof Manfred Scheuer nannte<br />

seinen Vorgänger einmal einen „Brunnenbauer<br />

mit Wasserfarben“, bezugnehmend<br />

auf die Caritas-Aktion „Wasser<br />

zum Leben“. Der Erlös aus der Versteigerung<br />

von Aquarellen Reinhold Stechers<br />

für das Brunnenbauprojekt im westafrikanischen<br />

Mali überstieg Jahr für Jahr<br />

die 100.000 Euro.<br />

Bischof Stecher aquarelliert in leuchtenden<br />

Farben stimmungsvolle Landschaften<br />

und berührende Details aus der Natur.<br />

Berge, Sonne und Wasser sind dabei<br />

seine bevorzugten Motive. Auf den Kalenderblättern<br />

deuten hintergründige Gedanken<br />

aus Literatur und Bibel die Bilder<br />

und führen den Betrachter weiter. So<br />

ist dieser Kalender ein ansprechend-besinnlicher<br />

Wegbegleiter durch das Jahr.<br />

Wandkalender mit Spirale, 15 Blätter;<br />

13 farb. Abb. (Aquarelle), 34 x 42 cm;<br />

Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien <strong>2015</strong>;<br />

19,95 Euro.<br />

Weihnachtsbillets, ...<br />

... die Reinhold Stechers Weihnachtsfreude weitertragen<br />

Mit seinen Aquarellen hat Bischof Stecher<br />

unzähligen Menschen Freude gemacht.<br />

Diese positive Botschaft soll in<br />

den Stecher-Glückwunschkarten weiterwirken.<br />

Neben den Serien „Anteilnahme“,<br />

„Glückwunsch“ und „Impressionen“ widmen<br />

sich 4 Sujets auch dem Thema „Weihnachten“.<br />

Die klaren, stimmungsvollen Ansichten<br />

verbinden die Winternacht mit der<br />

Wärme des Weihnachtslichtes und bringen<br />

die Liebe Reinhold Stechers zur stillen,<br />

machtvollen und berührenden Heiligen<br />

Nacht zum Ausdruck. Dunkelblaue<br />

Passepartouts betonen Farben und innere<br />

Leuchtkraft der Bilder, die so im edlen<br />

Seidenfutter-Kuvert zu einem stilvollen<br />

kleinen Präsent werden.<br />

Jedes seiner Bücher – alle bei Tyrolia erschienen<br />

– ist zu einem Bestseller geworden<br />

(Gesamtauflage über 600.000<br />

Exemplare).<br />

Jede Grußkarte 4-seitig; <strong>12</strong> x 17 cm; farbiges<br />

Kuvert mit Seidenfutter; Verkaufseinheit:<br />

5 Stück pro Motiv, empf. VK 2,95<br />

Euro pro Stück.<br />

Der Künstler:<br />

Reinhold Stecher (1921–<br />

2013) war über dreißig<br />

Jahre in der Jugendseelsorge<br />

und als Religionspädagoge<br />

tätig; von 1981 bis<br />

1997 Bischof der Diözese<br />

Innsbruck; erfolgreicher<br />

Autor, Zeichner und Maler;<br />

Träger zahlreicher Preise,<br />

u. a. Ökumenischer Predigtpreis<br />

2010 für sein Lebenswerk<br />

(Bonn).<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 13


Arge Lebendige Tracht<br />

Schlangenhaken am<br />

Frauenmieder<br />

Hakenmacher Sepp Trienbacher<br />

Haftln, aber auch Knöpfe aus Metall oder<br />

aus Rinderhorn angetan. Allesamt Dinge,<br />

die man für eine Tracht braucht, egal ob<br />

Frauen- oder Männertracht. Gelernt hat er<br />

dieses Kleinhandwerk von seinem Nachbarn<br />

Pius Thaler in Unterreinswald.<br />

Einfaches Material und<br />

Werkzeug<br />

Geschnürtes Frauenmieder<br />

Es sind die kleinen, feinen Details voll<br />

Mythologie und Symbolkraft, welche die<br />

Einmaligkeit unserer Trachten ausmachen.<br />

Unsere Vorfahren hatten nichts dem<br />

Zufall überlassen, alles hatte seinen tieferen<br />

Sinn. So auch die unscheinbaren Haken<br />

am Frauenmieder, die für die Schnürung<br />

gebraucht werden.<br />

Magische Zahl Sieben<br />

Es sollten links und rechts je sieben<br />

Stück sein, die unter der Miederkante<br />

angenäht werden. Die Zahl Sieben hat<br />

schon seit Jahrtausenden eine magische,<br />

Sepp Trienbacher<br />

geheimnisvolle Bedeutung. Gerade auch<br />

im Christentum werden ihr wunderbare<br />

Kräfte zugeschrieben. Sie gilt als Glückszahl.<br />

Die Haken selbst sollten die typische<br />

Schlangenform aufweisen und Unheil von<br />

der Trachtenträgerin fernhalten.<br />

Hakenmacher aus Leidenschaft<br />

Sepp Trienbacher aus Reinswald, Jahrgang<br />

1936, hatte schon immer eine geschickte<br />

Hand. Waren es in seiner Jugendzeit<br />

vor allem Rosenkränze, die er in seiner<br />

Freizeit gekettelt hat, so haben es ihm jetzt<br />

in seiner Pensionszeit Miederhaken und<br />

Was es zur Anfertigung der Miederhaken<br />

braucht, sind goldener Messingoder<br />

silberner Alpaka-Draht, verschiedene<br />

spitze Zangen, Feile und Hammer, Lötkolben,<br />

Amboss sowie Punzen für die feinen<br />

Ziselierarbeiten. Auf ein Stück Draht<br />

wird zunächst ein rundes Köpfl aufgelötet.<br />

Dann wird ein Teil des Drahtes flach<br />

geklopft und mit zarten Ornamenten punziert.<br />

Zum Schluss wird das andere Ende<br />

mit einer Spitzzange zur Schlangenform<br />

gewunden. Klingt zwar einfach, aber es<br />

braucht eine gute Fingerfertigkeit, damit<br />

alle Haken schön gleich werden.<br />

Erhaltenswertes Trachtenzubehör<br />

In der heutigen Zeit haben wir zwar den<br />

Bezug zu den symbolhaften Schutz- und<br />

Segenszeichen auf unseren Trachten verloren,<br />

doch sind es gerade Kleinigkeiten<br />

wie die handgefertigten Miederhaken, die<br />

es wert sind, dass wir uns für deren Erhalt<br />

einsetzen.<br />

Agnes Andergassen<br />

Vorbereiteter Silberdraht Jeder Handgriff sitzt Fertige Schlangenhaken<br />

14<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Volkstanz<br />

Heimatpflege<br />

Ein ganzes halbes Jahrhundert<br />

Jubiläumskathreintanz in Meran<br />

Monika Rottensteiner, die Erste Vorsitzende<br />

der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz,<br />

hieß in ihren Grußworten alle Ehrengäste,<br />

darunter auch Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />

und alle Tänzer und Tänzerinnen<br />

aufs Herzlichste willkommen und freute<br />

sich über die unzähligen tanzfreudigen Besucher<br />

bei der diesjährigen Jubiläumsveranstaltung.<br />

Sie betonte, dass der Volkstanz<br />

eine auf Brauchtum und Tradition ausgerichtete<br />

Kultur vertrete, sich aber auch den<br />

zeitgemäßen Gegebenheiten öffne und somit<br />

den Volkstanz als wichtige Wurzel unserer<br />

Kultur in die Zukunft trage.<br />

Seine Wertschätzung für die Lebendigkeit<br />

des Volkstanzes in Südtirol unterstrich auch<br />

Landesrat Philipp Achammer, der sich bei<br />

dieser Gelegenheit erstmals in Tracht präsentierte.<br />

Er bedankte sich bei den Volkstänzern<br />

und -tänzerinnen für die wertvolle<br />

Kulturarbeit, die sie in den Vereinen leisten.<br />

Generationenübergreifend<br />

Mit dem Auftanz begann der Jubiläumskathreintanz <strong>2015</strong>.<br />

Am Samstag, 14. November <strong>2015</strong>, feierte<br />

der Volkstanz in Südtirol ein besonderes<br />

Jubiläum. Im Kursaal von Meran fand<br />

zum 50sten Mal das Landeskathreintanzfest<br />

statt. Dieses goldene Jubiläum nahm<br />

die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz zum<br />

Anlass, den Volkstanz in Südtirol in all<br />

seinen Facetten vorzustellen und in den<br />

Mittelpunkt des öffentlichen Interesses<br />

zu rücken.<br />

Der Startschuss zum Kathreintanz fiel<br />

um 20 Uhr, als achtzig Tanzpaare in ihren<br />

Festtagstrachten zum Auftanz in den<br />

Saal einmarschierten.<br />

Kulturtragend<br />

v.l.n.r.: Walther<br />

Egger, Monika<br />

Rottensteiner, Klaus<br />

Reichegger und<br />

Armin Kobler; die<br />

derzeitige Erste<br />

Vorsitzende und<br />

ihre Vorgänger beim<br />

Anschneiden der<br />

Jubiläumstorte<br />

50 Jahre Landeskathreintanz sind eine<br />

generationsübergreifende Zeit; die Menschen,<br />

die dahinterstehen sind kulturverbunden,<br />

aufgeschlossen und modern. So<br />

wartete der diesjährige Jubiläumskathreintanz<br />

in Meran auch mit ungewöhnlichen Höhepunkten<br />

auf. Es wurde ein neuer „Tiroler<br />

Ehrentanz“ zu einer eigens dafür komponierten<br />

Melodie von 24 Volkstanzpaaren aus<br />

allen sechs Bezirken des Landes uraufgeführt.<br />

Die musikalische Umrahmung dieses<br />

neuen Tanzes wurde von einem Streicherquartett<br />

des Haydn Orchesters gestaltet.<br />

Stimmungsgeladen<br />

Um Punkt 24.00 Uhr wurde zur großen<br />

Überraschung aller Festbesucher eine riesige<br />

Jubiläumstorte in den großen Festsaal<br />

getragen, welche anschließend im Foyer<br />

unter allen Volkstänzern verteilt wurde. Die<br />

„Salzburger Festtagsmusi“ sorgte im Laufe<br />

des Abends mit Walzer, Polka, Bairischen<br />

und Tiroler Volkstänzen für eine gute unterhaltsame<br />

Stimmung.<br />

Der Kathreintanz bot wiederum eine gute<br />

Gelegenheit, ausgiebig zu tanzen und alte<br />

Bekanntschaften aufzufrischen.<br />

Die Veranstaltung bildet den Höhepunkt<br />

und zugleich das Ende eines jeden Tanzjahres.<br />

Der Name Kathreintanz ist auf die<br />

heilige Katharina von Alexandria zurückzuführen,<br />

deren Gedenktag am 25. November<br />

gefeiert wird. Der darauffolgende Advent<br />

gilt als tanzfreie Zeit. Aus diesem Grund<br />

gibt es im Volksmund auch heute noch den<br />

Spruch: Kathrein stellt den Tanz ein.<br />

Monika Burger-Wenter<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 15


ArGe Volkstanz<br />

Südtiroler Volkstanz trifft im<br />

Museion auf Haydn-Orchester<br />

LR Philipp Achammer: „Tanzen ist Teil unserer Kultur“<br />

Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung<br />

des diesjährigen Jubiläumskathreintanzes<br />

fanden sich am Montag, 26. Oktober <strong>2015</strong>,<br />

im Museion – Museum für moderne und<br />

zeitgenössische Kunst – zahlreiche Volkstänzer<br />

ein.<br />

Sie tanzten zur Musik des Haydn-Orchesters<br />

zwei Tänze an einem ungewöhnlichen<br />

Ort mit einem außergewöhnlichen<br />

Ensemble.<br />

Monika Rottensteiner, die Erste Vorsitzende<br />

der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz,<br />

rief alle Volkstänzer und Tanzbegeisterten<br />

auf, am 14. November beim Landeskathreintanzfest<br />

teilzunehmen, gemeinsam<br />

zu tanzen und einen wunderbaren Abend<br />

mit vielen Überraschungen im Meraner<br />

Kursaal zu genießen.<br />

Seine Wertschätzung für die Lebendigkeit<br />

des Volkstanzes in Südtirol unterstrich<br />

auch Kulturlandesrat Philipp Achammer<br />

und gratulierte zur gelungenen<br />

Kooperation von Tradition und Moderne.<br />

„Ich werde mir den Kathreintanz, bei dem<br />

Volkstanzfreunde aus dem gesamten Alpenraum<br />

erwartet werden, nicht entgehen<br />

lassen“, erklärte Achhammer, „Tanzen<br />

ist Teil unserer Kultur“.<br />

Bei der Pressekonferenz im Museion tanzten zahlreiche Volkstänzer zur Musik des<br />

Haydn-Orchesters.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in<br />

Südtirol wurde im Jahr 1960 gegründet<br />

und hat zur Zeit 54 Mitgliedsgruppen,<br />

das sind ca. 1.200 Volkstänzerinnen<br />

und Volkstänzer.<br />

Kindertanzseminar in Riffian<br />

Teil von Modul 1<br />

Am Samstag, dem 31. Oktober <strong>2015</strong>, fand<br />

in Riffian ein Kindertanzseminar − Teil von<br />

Modul 1 − statt.<br />

Die Referentinnen Martina Grüner und<br />

Marion Gstrein begrüßten die vierzig TeilnehmerInnen<br />

und luden diese gleich zu<br />

einem Geräuschememory-Spiel ein. Aufmerksam<br />

lauschten die Tänzerinnen und<br />

Tänzer dem Rascheln, Surren, Klopfen aus<br />

den Filmdöschen, suchten das passende<br />

Geräusch und fanden sich so zu zweit zusammen.<br />

Dann wurde abwechselnd in der<br />

Gasse, im Kreis, paarweise oder alleine getanzt,<br />

getanzt und getanzt. Die Melodien<br />

dazu kamen aus dem CD-Player oder wurden<br />

selbst gesungen. Dass Kindertänze<br />

nicht nur den Kindern, sondern auch den<br />

Erwachsenen Freude bereiten, konnte man<br />

an diesem Tag sehen, hören und spüren.<br />

Einige der TeilnehmerInnen schlossen<br />

mit diesem Seminar das Modul 1 ihrer<br />

Ausbildung ab und bekamen von Karin<br />

Mutschlechner das Abschlussdiplom<br />

überreicht.<br />

Martina Grüner und Marion Gstrein<br />

Die Teilnehmer<br />

mit Karin<br />

Mutschlechner<br />

bei der<br />

Verleihung der<br />

Diplome<br />

16<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Chorwesen<br />

Kandidaten gesucht!<br />

Im kommenden Jahr stehen Neuwahl und Wertungssingen an<br />

Erich Deltedesco<br />

Nur noch wenige Tage trennen uns vom<br />

Jahreswechsel. Anlass für uns im Chorverband,<br />

Bilanz zu ziehen, mit Dankbarkeit einen<br />

Blick zurückzuwerfen um dann ins neue<br />

Jahr 2016 zu schauen.<br />

Das Chorwesen in unserem Land wird<br />

von Tausenden ehrenamtlich Tätigen getragen.<br />

Dieses uneigennützige Engagement<br />

für das Gemeinschaftsleben in unseren<br />

Gemeinden kann nicht genug gewürdigt<br />

werden und ist für unsere Gesellschaft<br />

unverzichtbar. Auch im nunmehr zu Ende<br />

gehenden Jahr durfte ich bei vielen Konzerten,<br />

Veranstaltungen und feierlichen<br />

Gottesdienstmitgestaltungen dabei sein. Es<br />

war und ist immer wieder beeindruckend<br />

zu erleben und zu spüren, mit welch großer<br />

Begeisterung der Chorgesang in den<br />

Chören und Singgemeinschaften gepflegt<br />

wird. Unsere Chöre bereichern und verschönern<br />

das Leben in den Dörfern und<br />

Städten und es ist gut so, dass jeder in seinem<br />

Ort an den Festen mitwirkt.<br />

Rückblickend kann ich sagen, <strong>2015</strong> war<br />

ein erfolgreiches Jahr für das Chorwesen<br />

in unserem Lande. Es ist mir ein persönliches<br />

Anliegen allen zu danken, die in irgendeiner<br />

Form die Sache des Chorgesangs<br />

mitgetragen haben. So möchte ich<br />

mich bei den Obfrauen und Obmännern,<br />

den Chorleiterinnen und Chorleitern, den<br />

Sängerinnen und Sängern, einfach bei allen,<br />

bedanken für die vielfältigen und wertvollen<br />

Aktivitäten, die ehrenamtliche Kulturarbeit<br />

und das großartige Engagement.<br />

Meinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand<br />

und Musikrat, sowie den Mitgliedern<br />

der Bezirksvorstände sage ich ein aufrichtiges<br />

Dankeschön für die stets aktive und<br />

konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Danke sage ich auch für die finanzielle<br />

und ideelle Unterstützung, in erster Linie<br />

der Südtiroler Landesregierung, Landeshauptmann<br />

Arno Kompatscher und vor<br />

allem Landesrat Philipp Achammer, der<br />

Stiftung Sparkasse mit dem Präsidenten<br />

Karl Franz Pichler, der Region Trentino<br />

Südtirol, dem deutschen Schulamt, den<br />

Raiffeisenkassen, der Südtiroler Sparkasse,<br />

der Südtiroler Volksbank, sowie allen privaten<br />

Sponsoren und Gönnern. Nicht zuletzt<br />

danke ich den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle,<br />

Josef Mair und Helga Huber,<br />

die mit großem persönlichen Einsatz die<br />

vielen Aufgaben bewältigen. Nur mit allen<br />

zusammen war es möglich, das Jahr <strong>2015</strong><br />

erfolgreich für das Chorwesen in Südtirol<br />

zu gestalten und mit allen zusammen wird<br />

dies auch 2016 gelingen.<br />

2016 wieder einiges los<br />

Auch im kommenden Jahr ist wiederum<br />

einiges los im Chorverband. Hinweisen darf<br />

ich auf den 9. Gesamttiroler Wintersporttag<br />

am 16. Jänner 2016 am Karerpass und auf<br />

den 2. Jugendchortreff „Groove im Chor“<br />

am 30. April 2016 in Brixen.<br />

Interessierte Jugendliche von 16 bis<br />

28 Jahren, die sich im Landesjugendchor<br />

neuen Herausforderungen stellen, wertvolle<br />

Erfahrungen im musikalischen Bereich<br />

sammeln und anspruchsvolle Werke<br />

der Chorliteratur kennenlernen wollen,<br />

sollten sich unbedingt für das Vorsingen<br />

am 30. Jänner 2016 anmelden.<br />

Ein breitgefächertes Schulungsprogramm<br />

wird ebenfalls wiederum angeboten,<br />

los geht es bereits am 23. und 24.<br />

Jänner 2016 in Brixen mit einem Seminar<br />

für Kinderchorleiter/innen.<br />

Ein besonderer Schwerpunkt in der<br />

Tätigkeit des kommenden Jahres ist das<br />

Gesamttiroler Wertungssingen am <strong>12</strong>.<br />

und 13. November 2016 in Innsbruck.<br />

Ich bin überzeugt, auch die 6. Auflage<br />

wird wiederum ein herausragendes Ereignis<br />

Gesamttiroler Chorkultur werden,<br />

eine erlebnisreiche Begegnung von vielen<br />

singenden Menschen aus Nord- Ostund<br />

Südtirol.<br />

2016 geht auch wiederum eine dreijährige<br />

Arbeitsperiode zu Ende und die<br />

Neuwahl der verschiedenen Gremien steht<br />

an. Für die Neuwahl 2016 ersuche ich<br />

alle Mitgliedschöre Kandidatenvorschläge<br />

für alle Gremien (Verbandsobmann, Vorstand,<br />

Musikrat, Rechnungsrevisoren,<br />

Schiedsgericht) einzubringen. Ein diesbezügliches<br />

Formblatt ist bereits zugesandt<br />

worden, wir bitten die Vorschläge<br />

bis spätestens 25. Jänner 2016 an die<br />

Geschäftsstelle zu senden. Die Vollversammlung<br />

findet am Samstag, 20. Februar<br />

2016 in Vahrn statt; geschätzte<br />

Obleute, Chorleiterinnen und Chorleiter,<br />

ich bitte den Termin vorzumerken und ersuche<br />

Sie, bei dieser wichtigen Vollversammlung<br />

anwesend zu sein.<br />

Sehr geehrte Obleute, geschätzte Chorleiter<br />

und Chorleiterinnen, liebe Sänger<br />

und Sängerinnen, verehrte Chorbegeisterte:<br />

Ich wünsche Ihnen allen ein<br />

frohes und besinnliches Weihnachtsfest,<br />

sowie alles Gute, Glück und Gottes Segen<br />

für das kommende Jahr.<br />

Erich Deltedesco<br />

(Obmann des Südtiroler Chorverbandes)<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 17


Das Thema<br />

Von der Kirche in die gute Stube<br />

Advents- und Weihnachtslieder<br />

Die schlichte Schönheit von Adventsliedern spüren kann man bei vielen Adventssingen im Lande, wie hier bei einem Adventsingen<br />

des Singkreises Runkelstein in Bozen.<br />

Zu den letzten Resten einer wirklichen<br />

Volkskultur, die christlichen Glauben, Geschichte<br />

und Gegenwart noch zu verbinden<br />

vermag, gehört das Advents- und Weihnachtslied.<br />

Denn Weihnachtslieder sprechen<br />

aufgrund ihrer emotionalen Eigenart ältere<br />

wie jüngere Menschen, religiöse wie religiös<br />

Indifferente an.<br />

Freilich zahlen sie für diese Popularität<br />

einen hohen Preis: Sie gehören zu den<br />

von der Konsumkultur der Gegenwart besonders<br />

beanspruchten (Volks-)Kunstgattung,<br />

da sie nicht nur in Kirche, Konzert<br />

oder zuhause gesungen, sondern auch<br />

auf Weihnachtsmärkten und in Kaufhäusern<br />

als emotionale Geräuschkulisse verwendet<br />

werden. Weihnachtslieder spiegeln<br />

so besonders gut die Entwicklung der religiösen<br />

Kultur in den letzten Jahrzehnten<br />

wider, die für viele Menschen eine Kulisse<br />

für eigene Gefühle und Konsum geworden<br />

ist und deren Inhalte zum Teil nicht mehr<br />

verstanden werden. Es gibt aber viele Advents-<br />

und Weihnachtslieder, die als weihnachtliche<br />

Unterhaltungsmusik nicht geeignet<br />

sind und sich eine gewisse Unschuld<br />

bewahrt haben. Ihre Schönheit und einfache<br />

Mystik strahlt immer noch auf in Wort<br />

und Melodie. Eines dieser geheimnisvollen<br />

Lieder ist „Maria durch ein Dornwald ging“,<br />

das mit den schönen Versen beginnt: „Maria<br />

durch ein Dornwald ging, Kyrieeleison/<br />

Maria durch ein Dornwald ging, /der hat<br />

seit sieben Jahr kein Laub getragen/Jesus<br />

und Maria.“<br />

Weihnachtslieder waren<br />

Hymnen<br />

Hat „Maria durch den Dornwald ging“<br />

noch deutlich theologische Bezüge, so wirken<br />

manche Weihnachtslieder theologisch<br />

unbestimmt und scheinen eher im Kontext<br />

der bürgerlich-weltlichen „Weihnachtsfeier“<br />

entstanden zu sein, die den Schwerpunkt<br />

eher auf die häusliche Feier um den Weihnachtsbaum<br />

unter dem Zeichen des familiären<br />

Gefühls als auf die Feier der Geburt<br />

18<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Die Alpenländische Chorweihnacht der AGACH, die heuer in Rosenheim<br />

stattgefunden hat und vor einem Jahr in Trient (im Bild) steht jedes Jahr ganz im<br />

Zeichen des Advents- und Weihnachtsliedes.<br />

Christi im Zeichen des Glaubensinhalts selbst<br />

legt. Doch tatsächlich gibt es auch alte Weihnachtslieder,<br />

die bereits vor der häuslichen<br />

Romantik des 19. und 20. Jahrhunderts entstanden<br />

sind. Die ältesten Weihnachtslieder<br />

im westlichen Kulturkreis waren lateinische<br />

Hymnen, die in der Messe und im Stundengebet<br />

gesungen wurden. Im Mittelalter entwickelte<br />

sich der Brauch, diese mit deutschen<br />

Liedern zu verbinden. So hat sich in manchen<br />

Weihnachtsliedern eine deutsch-lateinische<br />

Mischform erhalten, wie in In dulci<br />

jubilo, ein aus dem 14. Jahrhundert stammendes<br />

Kirchenlied. Im Mittelalter werden<br />

Weihnachtslieder in der Kirche gesungen,<br />

noch ist die häuslich-romantische Weihnachtsfeier<br />

mit Keksen und Weihnachtsliedern<br />

in weiter Ferne: Auffälligstes Zeichen<br />

dafür, dass diese Lieder kirchliche Lieder<br />

waren, ist, dass sie auf Latein, in der Sprache<br />

der Kirche, gesungen wurden – wozu<br />

freilich dann oft die deutsche Übersetzung<br />

dazukam. Die Lieder waren Teil der Mitternachtsmesse<br />

und enden meist mit dem Ruf<br />

„Kyrie eleison“.<br />

Eine andere Wurzel des Weihnachtsliedes<br />

war das Kindelwiegen, ein nicht nur<br />

in Frauenklöstern praktizierter weihnachtlicher<br />

Brauch: Die Kindelwiegenfeier bestand<br />

in einer Reihe von Gesängen - aus<br />

dem Stundengebet und liturgisch nicht<br />

festgelegte Cantionen -, begleitet von Ansätzen<br />

eines Krippenspiels, wie dem symbolischen<br />

Wiegen eines Christuskindes. Es<br />

ist klar, dass es sich hier um einen Vorläufer<br />

der Krippendarstellung handelt. Aus diesem<br />

Kreis stammt das deutsche Weihnachtslied<br />

„Joseph, lieber Joseph mein“, ein Wiegenlied,<br />

das vom Mönch von Salzburg, der im<br />

14. Jahrhundert lebte, aufgezeichnet wurde.<br />

Der entscheidende Schritt, dass das<br />

Weihnachtslied in die Stuben der Menschen<br />

getragen wurde, war indirekt die Reformation.<br />

Martin Luther schuf viele deutsche<br />

Weihnachtslieder, da er wollte, dass<br />

die Menschen verstehen, was sie singen.<br />

So erhielt das Singen von Weihnachtsliedern<br />

im Gemeindegottesdienst einen Aufschwung,<br />

zuerst in Form eines „protestantischen<br />

Liedes“, das sich als Gegenstück<br />

zum katholischen Kirchengesang verstand.<br />

Bei aller reformatorischen Kritik an Formen<br />

des volkstümlichen Weihnachtsbrauchs<br />

nahm Martin Luther aber auch volkstümliche<br />

Weisen auf, wie das Lied „Vom Himmel<br />

hoch“ beweist, das er angeblich für die<br />

Weihnachtsbescherung seiner eigenen Kinder<br />

gedichtet hat.<br />

Das Weihnachtslied:<br />

Symbol bürgerlicher Idylle<br />

Doch im breiteren Ausmaß zog das Weihnachtslied<br />

erst im 18. Jahrhundert in die<br />

Familienstuben ein: Der Beginn einer Familienkultur,<br />

Verinnerlichung des Glaubens<br />

durch den Protestantismus, aber wohl auch<br />

eine zunehmende Emotionalisierung und<br />

Entkirchlichung des konfessionellen Glaubens<br />

waren dafür ausschlaggebend. Eine<br />

Blüte erlebten die Lieder daher im romantisch-biedermeierlichen<br />

19. Jahrhundert, wie<br />

sich an zahlreichen Neudichtungen zeigt.<br />

Das Weihnachtslied wurde langsam vom<br />

kirchlichen Kontext entkoppelt. 1870/71 entstanden<br />

sogar einige Weihnachtslieder im<br />

deutschnationalen Stil. So gab es einerseits<br />

den Weg des Chorals in die „gute Stube“,<br />

anderseits wanderten für den häuslichen<br />

Gebrauch geschaffene Lieder in die Kirche<br />

und Gesangbücher, zum Beispiel „Ich steh<br />

an deiner Krippen hier“ von Paul Gerhardt.<br />

Das 19. Jahrhundert steht nicht mehr im alleinigen<br />

Zeichen des konfessionellen Glaubens,<br />

die religiöse Kunst beginnt sich von<br />

der Konfession zu verselbständigen, das gilt<br />

auch für das Weihnachtslied: Nicht der theologische<br />

Aspekt, sondern der religiös-gefühlsmäßig<br />

und künstlerische Aspekt steht<br />

im Mittelpunkt. Weihnachtslieder wurden<br />

als Ausdruck von Kultur gesehen. So war<br />

es eine naheliegende Folge, dass nun auch<br />

Lieder aus anderen Ländern in die deutsche<br />

Liedkultur aufgenommen wurden. Friedrich<br />

Heinrich Ranke schrieb 1823 das Weihnachtslied<br />

Herbei, o ihr Gläubigen (nach<br />

dem lateinischen Adeste Fideles, Musik<br />

vermutlich von John Francis Wade, 1711–<br />

1786, EG 45), und Johannes Daniel Falk<br />

(1768–1826) und Heinrich Holzschuher<br />

(1798–1847) schrieben O du fröhliche auf<br />

die Melodie des italienischen Marienliedes<br />

O sanctissima. Karl Riedel (1827–1888)<br />

machte das böhmische Lied Kommet, ihr<br />

Hirten in Deutschland heimisch und leitete<br />

eine Renaissance der älteren Weihnachtslieder<br />

wie Den die Hirten lobeten sehre und<br />

Es ist ein Ros entsprungen ein.<br />

Das bekannteste und vermutlich weltweit<br />

am weitesten verbreitete Weihnachtslied<br />

Stille Nacht, heilige Nacht stammt ebenfalls<br />

aus dem 19. Jahrhundert. Ebenso<br />

zahlreiche weitere Weihnachtslieder aus<br />

dem englischsprachigen Raum, wie z.B.<br />

die ersten Druckfassungen von God Rest<br />

Ye Merry, Gentlemen, The First Noel, I Saw<br />

Three Ships und Hark! The Herald Angels<br />

Sing, die allesamt in Christmas Carols Ancient<br />

and Modern (1833) von William B. Sandys<br />

erschienen. Komponisten wie Arthur<br />

Sullivan halfen mit, dem Weihnachtslied zu<br />

neuer Beliebtheit zu verhelfen, und aus dieser<br />

Periode stammen Lieder wie Good King<br />

Wenceslas und It Came Upon the Midnight<br />

Clear, ein Weihnachtslied aus Neuengland<br />

von Edmund H. Sears und Richard S. Willis.<br />

Die neue „weltliche“ Frömmigkeit und<br />

das Aufkommen der bürgerlichen Weihnachtsfeier<br />

im 19. Jahrhundert akzeptierte<br />

und wünschte sogar Lieder, in denen nicht<br />

mehr von der Geburt Jesu die Rede ist. Das<br />

bis heute bekannteste dieser Lieder ist O<br />

Tannenbaum. Dies war ursprünglich kein<br />

Weihnachtslied, sondern ein trauriges Liebeslied<br />

von August Zarnack, dessen zweite<br />

Strophe mit „O Mägdelein, o Mägdelein,<br />

wie falsch ist dein Gemüte“ begann. Später<br />

wurde es von Ernst Anschütz umge-<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 19


Das Thema<br />

schrieben. Der Weihnachtsmann (Morgen<br />

kommt der Weihnachtsmann) und naturromantische<br />

Elemente (Leise rieselt der<br />

Schnee) sind weitere Motive, die im 19.<br />

Jahrhundert hinzukamen.<br />

Entchristlichung des<br />

Weihnachtsliedes<br />

So konnte im 20. Jahrhundert der Nationalsozialismus<br />

in seinem Bestreben, das<br />

Weihnachtslied von christlichen Elementen<br />

zu „befreien“, auf eine bürgerliche Tradition<br />

einer weltlichen Weihnacht aufbauen,<br />

etwa bei Hans Baumann mit Hohe Nacht<br />

der klaren Sterne, das in der damit aufgewachsenen<br />

Generation sehr beliebt geblieben<br />

ist. Im Dritten Reich betrieb die Hitlerjugend<br />

Bestrebungen hin zur Entchristlichung<br />

und Mythisierung des Weihnachtsfests,<br />

was sich auch in vielen Umdichtungen<br />

niederschlägt, die explizit theologische Inhalte<br />

weglassen. Ein Beispiel für eine bekannte<br />

Umdichtung ist Es ist für uns eine<br />

Zeit angekommen: Das Schweizer Sternsingerlied<br />

erzählt ursprünglich die Weihnachtsgeschichte,<br />

1939 wurde daraus ein<br />

„Winterlied“, in dem nicht mehr von der<br />

Freude über Christi Geburt und Gottes<br />

Gnade, sondern von der die Freude über<br />

den Winterwald die Rede ist. Von den vielen<br />

Fassungen dieses bekannten Liedes<br />

heute wird bei uns meist eine gemäßigte<br />

Fassung gesungen, die auf die religiösen<br />

Wahrheiten Bezug nimmt, wenn auch nicht<br />

mehr die ganze Weihnachtsgeschichte erzählt.<br />

Auch in der DDR gab es mit Liedern<br />

wie Sind die Lichter angezündet neue Beispiele<br />

nichtchristlicher Weihnachtslieder.<br />

Diese Tendenz zur „weltlichen“ Weihnacht<br />

hält bis heute an – der Konsum ist an die<br />

Stelle der alten Ideologien getreten. Umso<br />

mehr erlangt die Pflege des christlichen Advents-<br />

und Weihnachtslied an Bedeutung.<br />

Eines dieser Lieder, das den christlichen<br />

Kern des Advents nicht verleugnet, ist Maria<br />

durch ein Dornwald ging. Das Lied wirkt<br />

alt und die Geschichte, die es erzählt, wirkt<br />

mystisch: Die schwangere Maria geht durch<br />

einen verdorrten Wald und aus den Dornen<br />

wachsen Rosen. Eine schlichte Metapher<br />

der christlichen Hoffnung in einer<br />

einfachen Sprache, wie sie im Mittelalter<br />

entstanden sein könnte. Auch das „Kyrie<br />

eleison“ erinnert an die mittelalterlichen<br />

Lieder, ebenso die Melodie. Doch man findet<br />

dieses Lied in keiner mittelalterlichen<br />

Quelle – auch in den alten Kirchengesangbüchern<br />

ist es nicht enthalten: Denn Maria<br />

durch ein Dornwald ging ist vielleicht nicht<br />

einmal 200 Jahre alt. Abgedruckt wurde es<br />

zum ersten Mal 1850 in den „Geistlichen<br />

Volksliedern“, das den Untertitel trug: „mit<br />

ihren ursprünglichen Weisen gesammelt<br />

aus mündlicher Tradition und seltenen Gesangbüchern“.<br />

„Maria durch ein Dornwald ging“<br />

Herausgeber des Liederbuches war<br />

August von Haxthausen, Gutsbesitzer<br />

und Erforscher von Volksliedern. Die Brüder<br />

Grimm und die Dichterin Annette von<br />

Droste-Hülshoff waren seine literarischen<br />

Freunde. Gemeinsam mit ihnen erstellte<br />

August von Haxthausen eine riesige Liedersammlung.<br />

Sie umfasst mehrere tausend<br />

Seiten Zettel und Hefte voll mit hingekritzelten<br />

oder sauber aufgeschriebenen<br />

Liedern. Wie es in der romantischen Tradition<br />

des 19. Jahrhunderts üblich war,<br />

dichtete man dort weiter oder dazu, wo etwas<br />

fehlte: so wohl auch bei Maria durch<br />

ein Dornwald ging. Allerdings findet sich<br />

im Andernacher Gesangbuch von 1608<br />

das Lied Jesum und seine Mutter zahrt<br />

mit dem Vermerk „nach der Melodie Maria<br />

ging durch diesen Wald“ abgedruckt,<br />

worin gelegentlich eine Keimzelle des Adventsliedes<br />

vermutet wird. Das Lied könnte<br />

aber auch auf ein „Ansingelied“ zurückgehen<br />

– ein Lied, mit dem eine Gruppe von<br />

Sängern von Tür zu Tür zog, um sich damit<br />

ein paar Groschen zu verdienen. In der<br />

Haxthausen-Sammlung ist vermerkt: „von<br />

den Frauen und Mädchen des Dorfes …<br />

unter dem Fenster oder an der Tür am<br />

Neujahrstag gesungen.“ Es könnte aber<br />

auch ursprünglich ein Wallfahrtslied gewesen<br />

sein, das sich mündlich im Bistum<br />

Paderborn verbreitete.<br />

Maria durch ein Dornwald ging gehört zu<br />

den wenigen geistlichen Liedern, die ohne<br />

kirchliche Überlieferung populär wurden<br />

– noch vor 20 Jahren fand man es in keinem<br />

kirchlichen Gesangbuch. So richtig<br />

bekannt und beliebt wurde das Lied erst<br />

im 20. Jahrhundert durch die Jugendbewegung,<br />

die das Wallfahrtslied als Adventslied<br />

etablierte: 19<strong>12</strong> findet man es im Liederheft<br />

der Wandervogel-Bewegung. Die<br />

Wandervögel waren junge Menschen aus<br />

gutem Hause, die sich auf ihrer Suche<br />

nach einem einfachen Leben mit Gleichgesinnten<br />

zu einer Bewegung zusammenschlossen<br />

und in ihrer Freizeit gemeinsam<br />

durch die Lande zogen. Das Ideal hieß: Weg<br />

vom Materialismus, hin zur Ursprünglichkeit,<br />

zur Natur, zum Guten, Wahren und<br />

Schönen. Die schlichte Sprache und Melodie<br />

von Maria durch ein Dornwald ging<br />

kam dieser Sehnsucht entgegen.<br />

Auch wenn die Entstehung nicht geklärt<br />

werden kann, so ändert dies nichts an der<br />

einfachen Kraft dieses Liedes, das für viele<br />

andere in ihrer Schlichtheit so schöne Adventslieder<br />

steht. Die Wanderung Marias<br />

mit dem Kind „unter ihrem Herzen“, die<br />

sich auf die Perikope des Besuches Marias<br />

bei Elisabeth aus dem Lukasevangelium<br />

bezieht, will dem Zuhörer sagen, dass<br />

schon der noch nicht geborene Jesus die<br />

Unfruchtbarkeit und den Tod, symbolisiert<br />

im Dornwald, fruchtbar macht als Ankündigung<br />

der Herrlichkeit. Und schlussendlich<br />

geht es dem Advent- und Weihnachtslied<br />

um diese Botschaft, egal ob es im Mittelalter<br />

oder im 19. Jahrhundert entstanden ist.<br />

20<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Chorwesen<br />

„Tirol isch lei oans“ und „La Montanara“<br />

erklangen am Sonntag, dem 27. September,<br />

in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff<br />

aus Hunderten Sängerkehlen.<br />

Die Sänger und Sängerinnen von zehn<br />

Chören aus Bayern, Schwaben, Vorarlberg,<br />

Nord- und Südtirol, dem Trentino, der<br />

Steiermark, Salzburg und Oberösterreich<br />

waren zum „Tag der Chöre“ der AGACH,<br />

der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer<br />

Chorverbände, gekommen und trugen unter<br />

dem Motto „So klingen die Alpen“ an<br />

verschiedenen Stationen ihre Lieder vor.<br />

Alpenländischer<br />

Kulturaustausch<br />

„Tag der Chöre“ in Meran<br />

Zum Abschluss sangen die Chöre gemeinsam am Seerosenteich unter der Leitung<br />

von P. Urban Stillhard, dem künstlerischen Leiter der AGACH.<br />

So gaben sie eine bunte Palette an Liedern<br />

zum Besten und naturgemäß erklangen<br />

immer wieder alpenländische Lieder. So<br />

konnten die zahlreichen Musikinteressierten<br />

ganz unterschiedlichen Chorgemeinschaften<br />

lauschen: Mit dabei waren der<br />

Männerchor Kleinwalsertal aus Vorarlberg,<br />

GastEinKlang aus Salzburg, der Männergesangverein<br />

Liederkranz aus Landshut-<br />

Achdorf, der Chor der ChorleiterInnen aus<br />

Bayerisch-Schwaben, der Steirische Jägerchor<br />

aus der Steiermark, Cantalentia aus<br />

Oberösterreich, der Singkreis Thaur aus Ti-<br />

rol, der Coro Monti Pallidi aus Leifers, die<br />

Voci del Bondone aus dem Trentino und<br />

der Kirchenchor St. Christina. Zum Abschluss<br />

versammelten sie sich zu einem<br />

großen Gemeinschaftschor am Seerosenteich<br />

und brachten unter der Leitung von<br />

P. Urban Stillhard, dem Künstlerischen Leiter<br />

der AGACH, die Gärten ein letztes Mal<br />

zum Erklingen: Es erklangen „La montanara“<br />

und „Tirol isch lei oans“, symbolisch<br />

für die Länder des Alpenraums, die in ihrer<br />

sprachlich-kulturellen Verschiedenheit<br />

doch vieles gemeinsam haben.<br />

AGACH-Präsident Erich Deltedesco<br />

zeigte sich in seinen Grußworten begeistert<br />

vom „herrlichen Chorgesang“ und dem<br />

„bunten musikalischen Repertoire“ und<br />

dankte den Chören für ihre Teilnahme. Es<br />

sei ein einmaliges Klang- und Kulturerlebnis<br />

in einem ganz besonderen Ambiente<br />

gewesen: „Singen schafft Begegnung und<br />

Gemeinschaftserlebnisse, die Freude machen!“<br />

Dass Singen Begegnung schafft und<br />

als Universalsprache immer wichtiger wird,<br />

unterstrich Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />

und er betonte, dass der Spruch „Wo<br />

man singt, da lass dich nieder...“ einfach<br />

stimme. „Es braucht viele solche Ereignisse<br />

wie diese. Ich danke der AGACH, dass sie<br />

den Tag der Chöre veranstaltet. Ich hoffe,<br />

es gibt bald wieder einen solchen Tag wie<br />

diesen!“, sagte der Landesrat.<br />

Zum Tag der Chöre waren neben vielen<br />

Freunden des Chorgesangs auch<br />

zahlreiche Vertreter des Südtiroler Chorverbandes<br />

und der alpenländischen Chorverbände<br />

gekommen, darunter AGACH-<br />

Ehrenpräsident Siegfried Tappeiner, den<br />

Präsident Erich Deltedesco mit Freude<br />

willkommen hieß.<br />

Der Coro Monti Pallidi aus Leifers<br />

GastEinKlang aus Salzburg<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 21


Aus Verband und Bezirken<br />

Singfreude ist die einzige<br />

Voraussetzung<br />

Fortbildung „Singen vom Blatt, leicht gemacht“<br />

Karl Heinz Schmitt und die Teilnehmer der Schulung „Singen vom Blatt, leicht gemacht“<br />

Vom Blatt zu singen ist gar nicht schwer.<br />

Das ist das Credo von Karl Heinz Schmitt.<br />

Der als Dozent für Musiklehre und Gehörbildung<br />

im gesamten deutschsprachigen Raum<br />

tätige Referent führte am 16. und 17. Oktober<br />

37 Sänger und Sängerinnen im Meraner<br />

Kolpinghaus in die Kunst ein, Noten<br />

beim ersten Lesen in Gesang umzusetzen.<br />

„Jetzt haben Sie eine a-Moll-Tonleiter<br />

gesungen!“, erklärt Schmitt den Sängern<br />

und Sängerinnen, die aufmerksam, aber<br />

recht entspannt im Saal sitzen. „Wenn Sie<br />

Liebesbriefe schreiben, ist Ihnen nach a-<br />

Moll zumute!“ , fügt er hinzu und schreibt<br />

Noten und Ziffern an die Tafel. „Wozu ist<br />

das Ganze gut? Sie werden sich in jeder<br />

Tonart bewegen können mit diesen Ziffern.<br />

Hänschen klein schaffen Sie schon<br />

jetzt mit Ziffern zu notieren.“ So macht<br />

der Autor und Chorleiter aus Aschaffenburg<br />

seinen Schülern Mut. „Händel hat<br />

so von anderen abgeschrieben“, flicht er<br />

wie nebenbei etwas Musikgeschichte ein,<br />

bevor er zum praktischen Teil übergeht:<br />

„Jetzt kriegen Sie Literatur, dann singen<br />

wir was!“ Und auch beim Lied „Wenn die<br />

Bettelleute tanzen“ erfahren die Teilnehmer<br />

immer wieder etwas Neues über Pausen<br />

und Akkoladen, die zu finden gar nicht<br />

so leicht sind - doch Karl Heinz Schmitt<br />

hilft gerne. „Hat sich gut angehört“ , lobt<br />

er dann die Bassstimmen und nachdem<br />

man „langsam in den Text reingegangen“<br />

ist, können die Sänger und Sängerinnen<br />

schon stolz auf sich sein: „Es macht schon<br />

Freude beim Zuhören, schon sehr fachmännisch!“<br />

Mit Lob und Gründlichkeit, Ernst und<br />

Humor gewinnt der Lehrer die Sänger und<br />

Sängerinnen für sich und das Singen nach<br />

Noten. „Im Basiskurs lernen sie, mit den<br />

Notenzeichen entspannt umzugehen und<br />

auch dann voranzukommen, wenn etwas<br />

nicht alles gleich auf Anhieb gelingt“, sagt<br />

Schmitt und erklärt den Teilnehmern, die<br />

großteils keine Vorkenntnisse in der Notenlehre<br />

haben, nebenbei auch Begriffe<br />

wie Kadenz oder Auftaktregel. „Wir haben<br />

in diesem ersten Kurs die vorzeichenfreien<br />

Tonleitern kennen gelernt und ich<br />

musste dabei gar nicht mit dem Klavier<br />

helfen“, erzählt der Referent. Dass es wie<br />

von selbst geht, bestätigt auch eine Teilnehmerin:<br />

„Wir lernen sehr schnell und es<br />

geht ganz einfach. Ich freue mich schon<br />

auf den Aufbaukurs in vier Wochen.“<br />

Dann werden die Vorzeichen auf dem Programm<br />

stehen. „Ich achte darauf, dass<br />

die Teilnehmer mit Vorkenntnissen nicht<br />

anfangen vorzusingen und so den Anfängern<br />

die Motivation nehmen. Das Vorsingen<br />

würde nur Stress bewirken, die Singfreude<br />

ist die einzige Voraussetzung“, sagt<br />

Schmitt, der sich über die hohe Musikalität<br />

und die konzentrierte Mitarbeit der Südtiroler<br />

Teilnehmer freut. „Es fällt mir vor<br />

allem ihre präzise Art auf, etwa beim Singen<br />

der Vokale.“ Daran sehe man, dass<br />

in Südtirol viel an der Stimmbildung gearbeitet<br />

werde. Dass Notenlehre nicht trocken<br />

sein muss, beweist die aufgeräumte<br />

Stimmung, die im Saal herrscht: Und so<br />

erklingen nach den Silben und Notennamen<br />

immer mehr Lieder durch den<br />

Raum – natürlich „vom Blatt“ gesungen.<br />

22<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Kultur und Gemeinschaft erleben<br />

Sängerwanderung des Bezirks Vinschgau/Burggrafenamt<br />

Die Sänger und Sängerinnen des<br />

Bezirks freuten sich über den<br />

schönen Wandertag in Schenna.<br />

Rund 150 Sänger und Sängerinnen aus<br />

dem Burggrafenamt, dem Vinschgau und dem<br />

Bezirk Landeck trafen sich am letzten Sonntag<br />

im September zur traditionellen Sängerwanderung,<br />

die heuer nach Schenna führte.<br />

Beim Gottesdienst in der Pfarrkirche<br />

von Schenna sangen die Chormitglieder<br />

gemeinsam mit der Bevölkerung und unter<br />

der Leitung von Bezirkschorleiterin Julia<br />

Perkmann und Josef Sagmeister vom<br />

Verband der Kirchenchöre Südtirols Lieder<br />

aus dem neuen Gotteslob. Anschließend<br />

hieß Bürgermeister Luis Kröll die Sängerschar<br />

willkommen und stellte die Gemeinde<br />

Schenna vor. „Die Bezirkswanderung hat<br />

nämlich auch das Ziel, dass unsere Sänger<br />

und Sängerinnen die Heimat kennen<br />

lernen, Kultur und Gemeinschaft erleben“,<br />

betonte Robert Wiest, der Obmann des Bezirks<br />

Burggrafenamt-Vinschgau im Südtiroler<br />

Chorverband. So wurde auch das Mausoleum<br />

von Erzherzog Johann besichtigt<br />

und nach dem Mittagessen wanderte man<br />

gemeinsam bei strahlendem Herbstwetter<br />

nach St. Georgen. Robert Wiest freute sich<br />

besonders über die Teilnahme von 32 Sängern<br />

des Bezirks Landeck im Tiroler Sängerbund,<br />

mit dem der Bezirk eine lange<br />

Freundschaft verbindet. Der Bezirksausschuss<br />

wurde bei der Organisation der Sängerwanderung<br />

vom Kirchenchor Schenna<br />

unterstützt, der heuer sein 200-jähriges<br />

Bestehen feiert.<br />

Wochenendseminar für<br />

Chorleiterinnen und Chorleiter<br />

Bezirk Burggrafenamt/Vinschgau<br />

Unter dem Motto „Sing along“ findet in<br />

Schloß Goldrain in Goldrain/Vinschgau<br />

ein Seminar statt, zu dem alle interessierten<br />

Chorleiter und Chorleiterinnen<br />

eingeladen sind. Der Referent<br />

Alois Glaßner, Professor für Chorleitung<br />

am Institut für Musikpädagogik<br />

an der Universität für Musik und<br />

darstellende Kunst Wien und u.a. Leiter<br />

des Salzburger Bach-Chores, wird mit<br />

den Teilnehmern zum Thema „Singen<br />

im Chor und in froher Runde“ arbeiten,<br />

und zwar mit Liedern aus dem Singbuch<br />

„Sing along“. Das Seminar, das der Bezirk<br />

Burggrafenamt/Vinschgau im Südtiroler<br />

Chorverband in Zusammenarbeit<br />

mit dem Verband der Kirchenchöre Südtirols<br />

und dem Bildungshaus Goldrain ver-<br />

anstaltet, findet am Samstag, 30. Januar<br />

2016, ab 9 Uhr und am Sonntag,<br />

31. Januar 2016 von 9 bis <strong>12</strong>.30<br />

Uhr statt. Anmelden kann man sich<br />

bis Freitag, 15. Januar 2016, bei der<br />

Geschäftsstelle des Südtiroler Chorverbandes:<br />

Tel.: 0471 971833<br />

Fax: 0471 303862<br />

E-Mail: info@scv.bz.it.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 23


Aus Verband und Bezirken<br />

Leonhard Lechner – zwischen den Konfessionen<br />

Jänner-Seminar „cantare et sonare“ 2016 in Stams<br />

Viele Sänger und Sängerinnen aus Südtirol werden am Jänner-Seminar in Stift<br />

Stams teilnehmen.<br />

„Leonhard Lechner – zwischen den Konfessionen“<br />

lautet das Thema des Jänner-<br />

Seminars von „cantare et sonare“ für Sängerinnen<br />

und Sänger, für Instrumentalisten<br />

auf Zink, Posaunen, Streich- und Tasten-Instrumenten.<br />

International anerkannte Referenten, die<br />

in Tirol tätig sind, und Gesamtleiter Norbert<br />

Matsch, Stiftskapellmeister am Stift Wilten,<br />

erarbeiten ein breit gefächertes Programm<br />

zum Thema. Im Zentrum steht Lechners<br />

sechsstimmige Messe „Domine Deus noster“<br />

von 1581. Werke der berühmtesten<br />

Zeitgenossen von Lechner aus seiner<br />

1583 veröffentlichten Sammlung „Harmoniae<br />

miscellae cantionum sacrarum“ sowie<br />

seine 24stimmige Motette „Quid chaos“<br />

ergänzen das Programm.<br />

Das in jeder Hinsicht gut angenommene<br />

Herbst-Seminar in Innichen hatte Orlando<br />

di Lasso in den Mittelpunkt gestellt. Die<br />

nachfolgenden wenden sich seinen berühmten<br />

Schülern zu, allen voran eben<br />

Leonhard Lechner. Schon im Kindesalter<br />

kam dieser mit Orlando di Lasso nach<br />

München und Landshut, erlebte eine der<br />

blühendsten Hofkapellen hautnah und aktiv<br />

mit. Zeit seines Lebens hat er auf seine<br />

Südtiroler Herkunft hingewiesen, bezeichnete<br />

sich als Leonardus Lechnerus Athesinus,<br />

also aus dem Land an der Etsch.<br />

Obwohl er mittlerweile zu den höchst anerkannten<br />

Meistern zählt, hoch geschätzt<br />

und immer wieder präsent in Südtirol ist,<br />

werden seine Werke in nördlichen Breiten<br />

noch immer zu selten gespielt und gesungen.<br />

Diesen großen Tiroler wieder einmal in<br />

den Blickpunkt zu bringen und einzutauchen<br />

in eine der schöpferischsten Epochen<br />

der Musikgeschichte, wird Thema<br />

des Seminars sein, das vom 22. – 24. Jänner<br />

2016 in Stams stattfindet.<br />

Alle Details zu den Inhalten des Seminars<br />

und zur Anmeldung findet man<br />

auf der Homepage des Vereines unter:<br />

www.cantareetsonare.at<br />

Anmeldeschluss ist der <strong>12</strong>. Jänner 2016.<br />

Herausforderung und Spaß<br />

Fortbildung „Frauenjazzchor“<br />

„Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann!“ hieß es am letzten Septemberwochenende<br />

im Kolpinghaus in Bozen. 32 Frauen aus dem ganzen Land waren nämlich<br />

der Einladung des Südtiroler Chorverbandes gefolgt und nahmen an einer Fortbildung<br />

teil, in der sie Poplieder, Gospels und Jazzlieder kennenlernten.<br />

Eine andere Art zu singen lernten die Teilnehmerinnen des „Frauenjazzchors“ kennen.<br />

„Wichtiger als keine Fehler zu machen,<br />

ist es Spaß am Singen zu haben!“,<br />

machte Kursleiterin Veronica Bertsch<br />

aus Regensburg den Sängerinnen Mut.<br />

Pop, Gospel und Jazz sei nicht leichter<br />

als Klassischer Gesang: „Die Teilnehmerinnen<br />

lernen den Unterschied zum<br />

klassischen Gesang kennen, vor allem<br />

in der Stimmtechnik.“ Dies sei für viele<br />

eine große Herausforderung, da sie im<br />

Kirchenchor oft nur klassische Literatur<br />

singen. „Doch alle sind für die ungewohnten<br />

Lieder und Töne sehr offen“,<br />

freut sich Bertsch. „Die Teilnehmerinnen<br />

sind begeistert“, bestätigte auch Carmen<br />

Seidner, Mitglied des Vorstands des<br />

Südtiroler Chorverbandes, die selbst am<br />

Kurs teilnahm. Der Dank des Obmanns<br />

des Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco<br />

galt den Teilnehmerinnen und<br />

der Referentin für ihr Engagement für<br />

den Chorgesang.<br />

24<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

„Literaturspezifisches<br />

Einsingen"<br />

Fortbildung des Bezirks Bozen<br />

„Das perfekte Einsingen gibt es nicht“, sagt Bernhard Wolfsgruber, „denn jeder Sänger<br />

hat eigene Bedürfnisse.“ Am Samstag, 14. November <strong>2015</strong>, leitete Wolfsgruber einen<br />

Workshop zum Thema „literaturspezifi sches Einsingen“, den der Südtiroler Chorverband-<br />

Bezirk Bozen im Kolpinghaus in Bozen organisiert hatte.<br />

Neue Wege des Einsingens lernten die Teilnehmer des Workshops des<br />

Bezirks Bozen.<br />

Als Stimmbetreuer und Gründungsmitglied<br />

war Wolfsgruber wesentlich am<br />

Aufbau des steirischen Landesjugendchores<br />

Cantanima beteiligt. Heute leitet<br />

er den Kärntner Landesjugendchor und<br />

den Singkreis Porcia Spittal und ist selbst<br />

Chorsänger. 25 Chorleiter und Chorleiterinnen<br />

erhielten von ihm beim Workshop<br />

in Bozen Tipps, wie sie mit dem Chor das<br />

altbekannte Schema verlassen und Mut<br />

zum Experimentieren finden können.<br />

Heute verzichtet zwar kaum ein Chorleiter<br />

auf ein „ordentliches“ Einsingen, das<br />

verschiedene Register aktiviert, bei den<br />

Singenden eine Bereitschaft weckt und<br />

den Chor zu einer klanglichen und sozialen<br />

Einheit formt. „Doch viele Chorleiter<br />

und Chorleiterinnen nutzen diese Phase<br />

noch selten um den Chor auf literaturspezifi<br />

sche Besonderheiten vorzubereiten.<br />

Dies umfasst zum Beispiel Elemente<br />

wie Phrasierung, Akzentuierung, Agogik,<br />

Ausdruck und emotionale Tiefe“, erklärt<br />

Wolfsgruber. Deshalb bot er den Teilnehmern<br />

eine kleine Auswahl an Zeichen an,<br />

mit denen sie ihrem Chor ganz einfache<br />

stimm- oder ausdruckstechnische Hilfestellungen<br />

geben und die in jedes Dirigat<br />

„verpackt“ werden können. So standen<br />

Übungen zur kontrollierten Atmung,<br />

Konzentrationsübungen, Übungen zur Lockerung<br />

des Körpers, zur Wahrnehmung<br />

der Resonanzräume und der Stimme auf<br />

dem Programm, außerdem wurden Teile<br />

von Singpartituren erarbeitet. „Mit dieser<br />

und anderen Fortbildungen will der Bezirk<br />

Bozen Schwerpunkte in der musikalischen<br />

Weiterbildung setzen, um den<br />

Chören Impulse und Ideen zu vermitteln“,<br />

zeigt sich Georg Aichner vom Vorstand<br />

des Bezirks Bozen mit der Veranstaltung<br />

zufrieden.<br />

Frohe Weihnachten und<br />

ein gutes neues Jahr<br />

Der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),<br />

der Heimatpflegeverband Südtirol (HPV),<br />

der Südtiroler Chorverband (SCV)<br />

sowie die Schriftleitung mit den Redaktionen der<br />

Zeitschrift KULTURFENSTER wünschen allen<br />

frohe, gesegnete Weihnachten und<br />

viel Glück und Segen im neuen Jahr 2016.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 25


Aus Verband und Bezirken<br />

Klangwege und Kraftplätze<br />

Sängerwanderung des Bezirks Bozen<br />

Am Mitterstieler See sangen die Teilnehmer der Sängerwanderung unter der Leitung von Karl Unterhofer einige Lieder.<br />

Rund 60 Sängerinnen und Sänger der verschiedensten<br />

Mitgliedschöre des Bezirks<br />

Bozen im Südtiroler Chorverband fanden<br />

sich am Morgen des 19. September <strong>2015</strong><br />

zu einer erholsamen Tageswanderung am<br />

Ritten ein.<br />

Treffpunkt war das Hotel Lichtenstern,<br />

wo Bezirksobmann Josef Vieider bei ausgezeichneten<br />

Wetterverhältnissen die wanderfreudigen<br />

Chormitglieder begrüßen durfte.<br />

Auch Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />

gesellte sich dazu und konnte für einen Teil<br />

der Wegstrecke die Gruppe begleiten. Gestärkt<br />

mit einem Weißwurstfrühstück führte<br />

der Natur- und Landschaftsführer Karl Unterhofer<br />

durch die frühherbstlichen Fluren<br />

von Lichtenstern und vermittelte gekonnt<br />

sein Wissen um die landschaftlichen und<br />

kulturhistorischen Besonderheiten von diesem<br />

Gebiet. Als Chorleiter stimmte er an<br />

unterschiedlichen Orten immer wieder einige<br />

Lieder an und formte für diesen Tag<br />

ein Chorgefühl der besonderen Art. Ob<br />

an der Haltestelle der Rittner Bahn, am<br />

Plattnerhof mit dem Bienenmuseum, am<br />

Mitterstieler See oder beim Panoramablick<br />

auf die Dolomiten, überall kosteten<br />

die Teilnehmer dieses Klangerlebnis aus<br />

und konnten die Energie der Kraftplätze<br />

aufnehmen. Dieser Tag bot Gelegenheit,<br />

die Stille des Waldes zu hören und seine<br />

Laute wahrnehmen zu können. Woher<br />

die Örtlichkeit ihren Namen erhalten hat,<br />

erklärte Karl Unterhofer in der Nähe der<br />

Wolfsgrube. Zurück in Lichtenstern stärkten<br />

sich alle nochmals bei Kaffee und Kuchen,<br />

bevor in der Kirche von Lichtenstern<br />

ein besinnlicher Abschluss gefeiert wurde.<br />

Wie könnte es anders sein, wenn nicht mit<br />

Gesang, der wieder gemeinsam vorgetragen<br />

wurde, zur Freude einiger anwesender Besucher.<br />

Zufrieden mit der eigenen Leistung<br />

an diesem Tag und mit einer Fülle von Eindrücken<br />

von diesem schönen Fleckchen<br />

Heimat traten die Sängerinnen und Sänger<br />

am späten Nachmittag die Heimreise<br />

an. Zur Erinnerung an diesen Tag und als<br />

Aufforderung zur Pflege des Volksliedes<br />

erhielten alle noch die druckfrische Ausgabe<br />

des neuen Liederbuches „Sing ma<br />

a Tiroler Liad“.<br />

Aus dem gemeinsamen Singen<br />

Kraft zu schöpfen<br />

Als durchaus erfolgreich und nachahmenswert<br />

kann diese Initiative des Südtiroler<br />

Chorverbandes Bezirk Bozen bewertet<br />

werden. Sie trug zur Pflege des Liedgutes<br />

bei und ermöglichte den Teilnehmern in<br />

angenehmer Art und Weise über den eigenen<br />

Verein hinaus musikalisch tätig zu<br />

werden, aus dem gemeinsamen Singen<br />

heraus Kraft zu schöpfen und den Blick<br />

des Einzelnen für die Wahrnehmung unserer<br />

Heimat zu festigen. Ein besonderer<br />

Dank gebührt dem Wanderführer Karl<br />

Unterhofer, welcher gekonnt und mit viel<br />

persönlichem Einsatz und Erfahrung wesentlich<br />

zum Gelingen dieser Veranstaltung<br />

beigetragen hat.<br />

Georg Aichner, Bezirk Bozen<br />

26<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

„Wir wollen dich!“ steht auf der Einladung<br />

zum 2. Jugendchortreff des Südtiroler Chorverbandes<br />

– gemeint sind alle Jugendchöre<br />

und einzelne Sängerinnen und Sänger von<br />

16 bis 28 Jahren, die Freude daran haben,<br />

„groovige Songs“ aus den Bereichen Pop,<br />

Rock, Gospel und Afrika zu singen.<br />

So wird bei diesem Workshop im Vinzentinum<br />

in Brixen, der am Samstag, 30.<br />

April 2016, um 9.30 Uhr beginnt und mit<br />

einem Abschlusskonzert um 19.30 Uhr<br />

endet, ein richtiger „Pop-Chor“ entstehen.<br />

Die zwei engagierten Arrangeure, Komponisten<br />

und erfolgreichen Chorcoaches<br />

Markus Detterbeck und Andreas Kuch erarbeiten<br />

mit den Jugendlichen verschiedene<br />

Songs und verraten während der<br />

Arbeit zahlreiche Popchor-Tricks, damit<br />

die erarbeiteten Lieder toll klingen und<br />

„grooven“. Unter anderem gibt es Tipps<br />

zum Umgang mit Stimme und Körperhaltung<br />

sowie zur Atem- und Singtechnik.<br />

Als „Special“ gibt es für Interessierte<br />

eine Einführung in Vocal Percussion und<br />

Beatboxing. Andreas Kuch beantwortet<br />

Fragen dazu und erklärt wie Beatboxing<br />

funktioniert und welche Technik man<br />

braucht. Zum Jugendchortreff sollten die<br />

Sänger und Sängerinnen auch etwas mitbringen,<br />

nämlich Interesse am intensiven<br />

chorischen Arbeiten und Spaß am gemeinsamen<br />

Singen. Auch junge Chorleiter und<br />

Chorleiterinnen sind herzlich willkommen.<br />

„Wenn einer alleine singt, ist das einzigartig,<br />

wenn viele zusammen grooven, ist<br />

das ein echtes Erlebnis!“ bringen es die<br />

beiden Referenten auf den Punkt, die<br />

bereits beim ersten Jugendchortreff die<br />

Wir wollen dich!<br />

2. Jugendchortreff im Vinzentinum in Brixen<br />

Schon beim 1.<br />

Jugendchortreff<br />

in Schloss<br />

Maretsch<br />

begeisterten<br />

die Referenten<br />

die jungen<br />

Sänger und<br />

Sängerinnen.<br />

Jugendlichen begeistert haben. Obleute<br />

und Chorleiter sind eingeladen, die Jugendlichen<br />

und Jugendchöre auf diesen<br />

Workshop aufmerksam zu machen. Anmelden<br />

kann man sich bis Samstag, 1.<br />

März 2016 beim Südtiroler Chorverband.<br />

Spaß auf der Piste für alle Sängerinnen und Sänger<br />

9. Gesamt-Tiroler Wintersporttag<br />

Rodeln, Skifahren und Wandern ist für die<br />

Sänger und Sängerinnen Tirols am 16. Jänner<br />

2016 am Karerpass angesagt.<br />

Eingeladen zum 9. Gesamttiroler Wintersporttag<br />

und zum Ski- und Rodelrennen<br />

sind alle Obleute, Chorleiterinnen, Chorleiter,<br />

Sängerinnen, Sänger sowie Instru-<br />

mentalistinnen und Instrumentalisten der<br />

Mitgliedschöre des Tiroler Sängerbundes,<br />

des Südtiroler Chorverbandes und deren<br />

Familienangehörige. Neben dem Riesentorlauf-Rennen<br />

wird es auch ein Rodel-<br />

Gaudi-Rennen geben und wer lieber unterm<br />

Rosengarten wandern geht, kann dies<br />

zum Beispiel mit Wanderführer Albin tun.<br />

Auch Langlaufen ist möglich.<br />

Beim Rennen starten die aktiven Chormitglieder<br />

in den allgemeinen Kategorien,<br />

nicht Aktive in der Gästekategorie.<br />

Für Speis, Trank und Unterhaltung bei<br />

der Preisverleihung ab 15 Uhr im Haus<br />

der Dorfgemeinschaft von Welschnofen<br />

sorgt der Männergesangsverein Welschnofen<br />

mit Obmann Luis Meraner, und die<br />

Gruppe „Die Schmeichler“ aus Brixen garantiert<br />

musikalischen Hochgenuss. Anmelden<br />

können sich die Chormitglieder beim<br />

Südtiroler Chorverband über das entsprechende<br />

Formular, das den Chorobleuten<br />

zugeschickt wurde, bis spätestens Freitag,<br />

8. Jänner 2016.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 27


Zur Person<br />

Stefan Demetz ist 90<br />

Der Südtiroler Chorverband gratuliert<br />

Stefan Demetz, der langjährige Verbandschorleiter<br />

und Träger des goldenen<br />

Ehrenzeichens des Südtiroler Chorverbandes,<br />

feierte am 10. <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

seinen 90. Geburtstag.<br />

Als Zeichen der Wertschätzung, die<br />

ihm in seiner Heimat entgegengebracht<br />

wird, kann die Verleihung der Ehrenbürgerschaft<br />

seiner Heimatgemeinde Wolkenstein<br />

im September dieses Jahres<br />

gesehen werden.<br />

Beständiger Einsatz und<br />

Begeisterung für den Gesang<br />

Damit wurde auch ein sichtbares Zeichen<br />

für seine Verdienste um das Chorwesen<br />

und die Kultur im Lande gesetzt.<br />

Verdienste, die auf beständigem Einsatz<br />

und Begeisterung für den Gesang vor<br />

allem in seiner ladinischen Heimat beruhen<br />

und die mit seinem langen Leben<br />

eine Einheit bilden: Schon als 21-Jähriger<br />

gründete der aus St. Ulrich gebürtige<br />

Musikant und Kirchenchorsänger<br />

den Männerchor im Gesellenverein von<br />

St. Ulrich und stand ihm auch als Leiter<br />

vor, trat dem Kirchenchor Wolkenstein<br />

bei und gründete an der LBA in Meran,<br />

wo er maturierte, 1947 einen Männerchor<br />

und einen gemischten Chor. Gleichzeitig<br />

war Demetz als Organist tätig. Von<br />

1953 bis 1989 war er Leiter des Kirchenchors<br />

Wolkenstein, mit dem er erfolgreich<br />

an zahlreichen Wettbewerben teilnahm.<br />

Liebe zum Chorwesen<br />

Immer ging es Demetz auch um die<br />

Förderung der Musikkultur im Tal und<br />

im Lande: So war Demetz die treibende<br />

Kraft beim Aufbau der „Musikalischen<br />

Jugend Gröden“ und bei der Einführung<br />

der Musikschule des Instituts für<br />

Musikerziehung, die er jahrelang leitete.<br />

Doch auch seine Tätigkeit als Referent<br />

und Juror sowie sein langjähriges ehrenamtliches<br />

Engagement im Musikrat<br />

des Südtiroler Sängerbunds, im Besonderen<br />

als Bundeschorleiter, zeigen sein<br />

Stefan Demetz feierte seinen neunzigsten Geburtstag.<br />

Verantwortungsgefühl und seine Liebe<br />

zum Chorwesen im Lande. Sein Einsatz<br />

für die Förderung der Volkskultur in den<br />

Verbänden und als Chorleiter verbindet<br />

sich bei Stefan Demetz auf glückliche<br />

Weise mit seiner Tätigkeit als Komponist:<br />

„Er hat das Liedgut durch viele Kompositonen<br />

bereichert“, würdigt ihn der Ehrenpräsident<br />

des Südtiroler Chorverbandes<br />

Siegfried Tappeiner. Zum runden Ge-<br />

burtstag und zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft<br />

gratulieren im Namen des<br />

gesamten Südtiroler Chorverbandes Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco, der Vorstand<br />

und der Musikrat sowie die Mitarbeiter<br />

der Geschäftsstelle: In Dankbarkeit<br />

für das Wirken im Dienste des Chorwesens<br />

wünschen sie dem Jubilar, dass die<br />

Freude an der Musik ihn noch lange begleiten<br />

möge.<br />

28<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Die AVS-Singgemeinschaft Unterland beim Singwettbewerb im Kongress- und<br />

Theaterhaus von Bad Ischl (Bild: Franz Lingischer)<br />

•Stimmgabel<br />

Teilnahme am Volksliedwettbewerb in Bad Ischl<br />

Bestnote für AVS-Singgemeinschaft<br />

Unterland<br />

Eine große Anerkennung wurde der AVS-<br />

Singgemeinschaft Unterland beim „Zweiten<br />

Oberösterreichischen Volksliedchorfest<br />

mit Volksliedwettbewerb der Vokalakademie<br />

Österreich“ in Bad Ischl zuteil. „Unter<br />

den zwölf teilnehmenden Chören war die<br />

musikalische Darbietung der AVS-Singgemeinschaft<br />

Unterland mit Abstand die beste“,<br />

so der Kommentar der Jury. Die AVS-<br />

Singgemeinschaft Unterland pflegt seit 28<br />

Jahren ausschließlich das historisch gewachsene,<br />

alpenländische Volksliedgut.<br />

Am Wettbewerb beteiligte sich der Chor<br />

mit seinen 50 Sängerinnen und Sängern<br />

gemeinsam mit weiteren elf Chören. Das<br />

Volksliedfest, zu dem Chöre und Vokalensembles<br />

aus Österreich, Bayern und Südtirol<br />

eingeladen werden, fi ndet alle zwei<br />

Jahre statt.<br />

Mit den Liedern „‘S Wölkl“, „Es wor amol<br />

an Abend spot“ - mit einer solistischen<br />

Glanzleistung von Annemarie Zwerger - und<br />

dem „Ave Maria, Jungfrau rein“ konnte die<br />

AVS-Singgemeinschaft Unterland die Jury<br />

überzeugen. Bewertet wurden die Intonation,<br />

der Klang, die Authentizität und der<br />

Gesamteindruck. „Ihr wart mit Abstand der<br />

beste Chor und der Chor mit dem größten<br />

Herz“, unterstrich die Juryvorsitzende<br />

Brigitte Schaal, die sich sehr über die Teilnahme<br />

der Gruppe aus Südtirol freute. Beim<br />

Abschlusskonzert im Kongress- und Theaterhaus<br />

in Bad Ischl wurde der Chorleiterin<br />

Marlene Zwerger Matzneller, welche<br />

die Singgemeinschaft seit ihrer Gründung<br />

am 17. November 1987 ehrenamtlich leitet,<br />

eine Urkunde mit der Bestnote „ausgezeichnet“<br />

überreicht. „Es ist für mich eine<br />

Bestätigung dafür, dass der eingeschlagene<br />

Weg, einzig allein das echte, historisch gewachsene<br />

Volkslied zu pflegen, der richtige<br />

war und dass auch Sängerinnen und Sänger,<br />

die nicht eine optimale musikalische<br />

Voraussetzung mitbringen, durch konstanten<br />

Einsatz und viel Liebe am Volkslied eine<br />

herausragende Leistung erbringen können“,<br />

freut sich Matzneller Zwerger.<br />

Obfrau Renate Mayr dankt allen Gönnern,<br />

welche an den wertvollen kulturellen Beitrag<br />

der AVS-Singgemeinschaft Unterland<br />

geglaubt und den Chor fi nanziell unterstützt<br />

haben, insbesondere der Raiffeisenkasse<br />

Salurn, der AVS-Landesleitung, den<br />

Ortsstellen der AVS-Sektion Unterland, der<br />

Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland<br />

und den Raiffeisenkassen Unterland und<br />

Überetsch.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 29


Stimmgabel<br />

Beste Interpretation!<br />

Männerchor Brummnet erfolgreich bei „Austria Cantat“<br />

Die 19 Männer von „Brummnet - der Männerchor“<br />

aus dem Pustertal waren Feuer<br />

und Flamme, als ihre Chorleiterin Clara<br />

Sattler die Idee hatte, am österreichischen<br />

Chorwettbewerb „Austria Cantat“ teilzunehmen.<br />

Den Chor hat Clara Sattler vor <strong>12</strong> Jahren<br />

gegründet und zu großen Teilen in der<br />

Musikschule Bruneck im Fach Vokalausbildung<br />

geschult. „Brumm net“ war auch<br />

das Motto der Sänger, als sie am 20. Juni<br />

<strong>2015</strong> nach Vorarlberg fuhren, um zu zeigen,<br />

was sie in intensiver Probezeit einstudiert<br />

hatten. Im Konzertsaal des „Montfort<br />

– Hauses“ in Feldkirch gaben sie als einziger<br />

Chor aus Südtirol ihr Bestes und überzeugten<br />

mit dem „Ave Maria“ von Franz<br />

Biebl, dem Volkslied „do Langis kimp“ von<br />

Annelies Oberschmied, dem „Cantate Domino“<br />

von Ottavio Pittoni und dem Pflicht-<br />

stück „Kyrie“ von Piotr Janczak die Jury.<br />

Der Chor wurde vom Publikum mit Beifall<br />

und von der Jury mit der Bewertung „ausgezeichnet“<br />

in der höchsten Kategorie „Acapella<br />

mit Pflichtlied“ belohnt. Der Vortrag<br />

des „Kyrie“ von Piotr Janczak wurde<br />

mit dem Sonderpreis „Beste Interpretation<br />

des Pflichtliedes“ bewertet. So freute sich<br />

der Chor, dass er das „Kyrie“ beim Preisträgerkonzert<br />

nochmals vortragen durfte.<br />

Der Männerchor Brummnet freut sich über seinen Erfolg bei „Austria Cantat“.<br />

„Markus-Messe“ von Gottfried Veit uraufgeführt<br />

Allerheiligen in Naturns<br />

Der Kirchenchor St. Zeno-Naturns hat im<br />

Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit immer<br />

wieder neue Werke Tiroler Komponisten<br />

- z.B. von Herbert Paulmichl, Hans Obkircher,<br />

Ernst Thoma - aus der Taufe gehoben.<br />

Beim Festgottesdienst an Allerheiligen<br />

konnten die zahlreichen Gottesdienstbesucher<br />

kürzlich wieder eine gelungene Uraufführung<br />

erleben. Chorleiter Josef Pircher<br />

hatte für das besinnliche Fest mit Chor und<br />

Orchester die „Markus-Messe“ von Gottfried<br />

Veit einstudiert. Das kurze und einfache<br />

lateinische Ordinarium (Missa brevis)<br />

besticht durch seine ansprechenden<br />

Organistin Cristina Della Mea,<br />

Komponist Gottfried Veit, Obfrau<br />

Karoline Kuppelwieser Holzeisen,<br />

Chorleiter Josef Pircher, Bürgermeister<br />

Andreas Heidegger (v.l.)<br />

Melodien und stellt für die würdige Mitgestaltung<br />

der Liturgie sicher einen wertvollen<br />

Beitrag dar. Kapellmeister Veit beehrte die<br />

Naturnser nicht nur mit seiner Präsenz, er<br />

übernahm auch das Dirigat dieser Erstaufführung.<br />

Der 40-köpfige Chor, ein gut bestelltes<br />

Streicherensemble und Cristina Della<br />

Mea an der Orgel vereinten sich zu einem<br />

homogenen Klangkörper von beachtlicher<br />

Fülle und Strahlkraft. So wurden bei diesem<br />

Festgottesdienst Vergebung, Lobpreis,<br />

Anbetung und Dank durch die Musik besonders<br />

spürbar zum Ausdruck gebracht.<br />

Nach dem Hochamt gratulierte Obfrau Karoline<br />

Kuppelwieser Holzeisen den strahlenden<br />

Komponisten mit einem Blumenstrauß<br />

und bedankte sich auch im Namen<br />

des Chores und der Pfarrei.<br />

Josef Pircher<br />

Seit 25 Jahren Mitglied<br />

Kirchenchor Afing<br />

Der Cäciliensonntag wird in Afing seit einigen<br />

Jahren um eine Woche vorverlegt,<br />

damit Pfarrer P. Peter Stuefer den Festgottesdienst<br />

gemeinsam mit dem Kirchenchor<br />

und der Musikkapelle in der Pfarrei Afing<br />

mitfeiern kann. Der Festgottesdienst wird<br />

traditionell vom Kirchenchor Afing und der<br />

Musikkapelle Afing gestaltet. Das heurige<br />

Fest der Hl. Cäcilia wurde zum Anlass,<br />

genommen um drei Chorsängerinnen<br />

ein besonderes Dankeschön für ihre Vereinstreue<br />

auszusprechen: Erika Schmid<br />

Gramm, Helga Oberkofler Gostner und<br />

Monika Gasser Schrott sind seit 25 Jahren<br />

begeisterte Mitglieder des Kirchenchores<br />

Afing. In den Ansprachen wurde betont,<br />

wieviel Zeit, Einsatz und Elan die drei Sängerinnen<br />

in diesen langen Jahren der Mitgliedschaft<br />

zum Wohle des Chorwesens<br />

investiert haben. Hochw. P. Peter Stuefer<br />

überreichte den drei Sängerinnen die Ehrenurkunde<br />

und das Abzeichen in Silber<br />

und wünschte ihnen weiterhin viel Freude<br />

am Gesang. Ein besonderer Dank erging<br />

auch an den Chorleiter Franz Seebacher.<br />

Vor einem Jahr hat er die Leitung des Kirchenchores<br />

Afing übernommen und seither<br />

führt er den Chor mit viel Einsatz und<br />

Freude durch das Kirchenjahr. Ausklingen<br />

ließ man den Nachmittag bei geselligem<br />

Beisammensein und Gesang.<br />

Chorleiter Franz Seebacher, Erika Schmid<br />

Gramm, Monika Gasser Schrott, Hochw.<br />

P.Peter Stuefer, Obfrau Helga Oberkofler<br />

Gostner, Obmannstellvertreter Richard<br />

Reichhalter (v.l.)<br />

30<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Weihnachtliches Singspiel in Terenten<br />

Eigenproduktion von Kirchenchor<br />

und Heimatbühne<br />

Der Terner Kirchenchor feiert heuer sein<br />

175-jähriges Bestehen. Zu den verschiedenen<br />

Initiativen, welche anlässlich dieses<br />

Jubiläums gestartet wurden, kommt nun<br />

noch ein außergewöhnliches Projekt dazu:<br />

ein weihnachtliches Singspiel, bei dem die<br />

alte Tradition des Bibelspiels wiederbelebt<br />

werden soll. In Zusammenarbeit mit der<br />

Heimatbühne werden in einer Eigenproduktion,<br />

mit dem Titel „Auf, werde Licht“,<br />

die Ereignisse rund um die Geburt Christi<br />

auf die Bühne gebracht.<br />

Das Singspiel wird eröffnet mit der Schöpfungserzählung<br />

aus dem Buch Genesis. „Es<br />

werde Licht“ – diesen Ausspruch Gottes nehmen<br />

die Propheten aus dem Alten Testament<br />

auf und verkünden die Ankunft des Messias.<br />

Eine Frau aus Nazareth ist auserwählt, diesen<br />

Plan Gottes Wirklichkeit werden zu lassen.<br />

In insgesamt 11 Szenen wird das Geschehen<br />

von der Verkündigung an Maria bis<br />

zum Besuch der drei Könige an der Krippe<br />

Jesu auf der Bühne dargestellt. Verbunden<br />

werden die einzelnen Szenen durch die Figur<br />

einer Erzählerin, welche mit den entsprechenden<br />

Bibelpassagen die magische<br />

Stimmung des Weihnachtsereignisses heraufbeschwört.<br />

Der Text stammt aus der Feder<br />

der Terner Theologiestudentin Doris Rainer;<br />

Regie führt in bewährter Manier Franz<br />

Engl, Mitglied der Heimatbühne Terenten<br />

und in der Funktion als Regisseur bereits<br />

öfter in Erscheinung getreten. „Ich möchte<br />

mit diesem Stück auch die menschlichen<br />

Seiten des biblischen Geschehens herausarbeiten.<br />

Auch Zweifel und Ängste dürfen<br />

ihren Platz haben, wie etwa bei der Verkündigung<br />

an Maria oder ihrer Beziehung zu<br />

Joseph. Der Bibeltext soll nicht völlig unkritisch<br />

übernommen werden“, so Engl über<br />

sein Regiekonzept. Wo die Dialoge fehlen,<br />

werden Stimmungen und Erwartungen durch<br />

stummes Spiel anschaulich gemacht. Durch<br />

Bild- und Videoprojektionen erfolgt eine Aktualisierung<br />

des Bibelgeschehens, wie etwa<br />

zu den Themen Flucht und Herbergssuche.<br />

Chorsänger und Mitglieder der Heimatbühne<br />

sind gleichermaßen am Bühnenspiel beteiligt,<br />

Gesang und Spiel gehen fließend ineinander<br />

über. Jede Szene wird mit einem<br />

passenden Lied untermalt, ausgewählt von<br />

Chorleiterin Verena Palfrader gemeinsam mit<br />

ihren Sängern. Die Premiere findet am 19.<br />

<strong>Dezember</strong> um 20 Uhr im Vereinshaus von<br />

Terenten statt. Weitere Aufführungen folgen<br />

am 20. <strong>12</strong>. um 16 Uhr, am 26. <strong>12</strong>. um<br />

20 Uhr und am 27. <strong>12</strong>. um 16 Uhr und<br />

um 20 Uhr. Platzreservierungen können<br />

bei der Raiffeisenkasse Terenten unter der<br />

Nummer 0472/ 868 980 oder unter der Nr.<br />

347 7534397 vorgenommen werden. Unter<br />

info@hb-terenten.com ist eine Reservierung<br />

auch online möglich.<br />

Einmaliges Erlebnis für die White Lilys<br />

Beim Prague Summer Choral Meeting <strong>2015</strong><br />

Vom 16. bis zum 19. Juli fand das Prague<br />

Summer Choral Meeting <strong>2015</strong> statt. An<br />

diesem internationalen Sängertreffen beteiligten<br />

sich heuer 39 Chöre von Portugal<br />

bis Skandinavien mit insgesamt 1.600<br />

Teilnehmern, darunter die White Lily Gospel<br />

Singers aus Mühlbach. Jeder Chor bekam<br />

die Gelegenheit, in einem Konzert sein<br />

Können zu beweisen, aber auch die Leistungen<br />

der anderen Chöre zu bestaunen.<br />

So durften die White Lilys in der St. Martin<br />

in The Wall Church auftreten, knüpften<br />

Kontakte zu anderen Chören und bekamen<br />

Einladungen zu weiteren Treffen in den verschiedensten<br />

Ländern Europas. Einer der<br />

Höhepunkte war der gemeinsame Auftritt<br />

aller Chöre in der Prager Altstadt: Mit vereinter<br />

Stimmgewalt sangen sie ein tschechisches<br />

Volkslied und die Europahymne.<br />

Die Besichtigung der Prager Altstadt mit<br />

Hradschin und Prager Burg, eine abendliche<br />

Fahrt auf der Moldau und ausgiebige<br />

Besuche in den Prager Kaffeehäusern und<br />

Bierlokalen durften nicht fehlen. Die Rückreise<br />

war wie die Hinfahrt kurzweilig, und<br />

bei der Ankunft in Mühlbach waren sich<br />

alle White Lilys einig, ein besonderes Erlebnis<br />

erfahren zu haben. Es war sicher nicht<br />

die letzte Teilnahme der White Lily Gospel<br />

Singers an einem internationalen Chöretreffen!<br />

Gelegenheit die White Lilys zu hören,<br />

gibt es bei den Adventskonzerten am<br />

Freitag, 18.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong> um 19.30 Uhr in der<br />

Evangelischen Christuskirche in Meran<br />

und am Samstag, 19.<strong>12</strong>.<strong>2015</strong> um 20 Uhr<br />

in der Pfarrkirche von Mühlbach.<br />

Die White Lily Gospel Singers aus<br />

Mühlbach in Prag<br />

„Das schreit nach einem Lied“<br />

Musical- und Film-Highlights aus Cats,<br />

Sister Act und vielen mehr<br />

Bestimmt kennt jeder diese Momente,<br />

die manchmal einfach nach einem Lied<br />

schreien, Alltagssituationen, in denen<br />

man sich fühlt als stünde man auf einer<br />

Musical-Bühne. Unter dem Motto „Das<br />

schreit nach einem Lied“ laden die „Musical-Ladies“<br />

Sandra Auer, Lisa Baumgartner,<br />

Barbara Mauroner, Lea Rottensteiner<br />

und Jutta Wieser zu einer Kombination<br />

aus Gesang, Tanz und Schauspiel an zwei<br />

unterhaltsamen Abenden ein. Die Konzerte<br />

finden im Vereinshaus von Oberbozen<br />

am Samstag, 2. Jänner 2016 und am<br />

Sonntag, 3. Jänner 2016, jeweils um 20<br />

Uhr statt. Kartenreservierungen werden<br />

ab 15. <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> täglich zwischen<br />

17.00-19.00 Uhr unter der Telefonnummer<br />

3287329247 oder über E-Mail musicalritten@gmail.com<br />

entgegengenommen.<br />

SMS und Anrufe in Abwesenheit können<br />

nicht berücksichtigt werden.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 31


Vorweg<br />

Musik in Gottes Dienst<br />

Über die Funktion von Musik in der Kirche<br />

Die Unterscheidung zwischen liturgischer Mitgestaltung eines Gottesdienstes - im Bild die Musikkapelle und der Kirchenchor von<br />

Niederdorf beim Festgottesdienst zum heurigen Fest der hl. Cäcilia - und Kirchenkonzert sollte von vornherein klar sein.<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner stellt einige<br />

grundsätzliche Überlegungen zur<br />

Blasmusik im Gottesdienst in den Raum.<br />

Lobet Gott in seinem Heiligtum,<br />

lobt ihn in seiner mächtigen Feste!<br />

Lobt ihn mit dem Schall der Hörner,<br />

lobt ihn mit Harfe und Zither!<br />

Lobt ihn mit Pauken und Tanz,<br />

lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel.<br />

(Psalm 150)<br />

Der Psalm 150 fasst in sechs Versen alles<br />

zusammen, was es zur würdigen Gestaltung<br />

eines Gottesdienstes braucht.<br />

Blasmusik war demnach schon früher<br />

und ist noch heute in der Kirche gern gehört.<br />

Die ehrwürdigen Gemäuer bieten ihr<br />

eine wunderbare Bühne. Ob die Musikkapelle<br />

in ihrer Gesamtheit, ob einzelne<br />

Ensembles oder Solisten – die Blasmusik<br />

kann ebenso gut zum Gelingen eines Gottesdienstes<br />

beitragen wie die Chormusik.<br />

Oder warum nicht Chor- und Bläsermusik<br />

zu einer harmonischen Einheit verbinden?<br />

Die meisten Musikanten genießen das<br />

Spiel in der Kirche, die Kapellmeister sind<br />

oft verunsichert, wenn es um die – liturgisch<br />

richtige – Auswahl der Musikstücke<br />

geht. Was gar nicht so schwer ist, wenn<br />

man ein paar einfache Grundsätze beachtet.<br />

Ich denke da an liturgisch richtiges<br />

Musizieren, an angepasste Dynamik<br />

– vor allem im Schlagzeug! -, an das<br />

Wissen um die Funktion von Musik in der<br />

Kirche. Umrahme ich einen Gottesdienst<br />

oder spiele ich ein Konzert?<br />

Ein Punkt, der banal erscheint und wohl<br />

deshalb gerne vergessen wird, ist die Absprache<br />

mit dem zuständigen Pfarrer und<br />

dem verantwortlichen Mesner. Nicht überall<br />

kann man beispielsweise den Altartisch<br />

verstellen, um Platz für seine Musikanten<br />

zu schaffen. Nicht jeder Pfarrer<br />

schätzt „Jesus Christ Superstar“ als musikalischen<br />

Messteil. Da helfen oft ein paar<br />

klärende Worte und ein bisschen Wissen<br />

um die Sache.<br />

Sigisbert Mutschlechner<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

32<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Das Thema<br />

Blasmusik<br />

Liturgie und Musik im<br />

Gottesdienst<br />

„Musik im Gottesdienst ist nicht ausschmückender Rahmen,<br />

sondern ist selbst Liturgie“ – einige grundsätzliche Hinweise zum Thema von<br />

VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner<br />

Die Blasmusik in der<br />

Kirche folgt eigenen<br />

Gesetzmäßigkeiten,<br />

was die Stückwahl, die<br />

Vorbereitung und den<br />

Ablauf betrifft – im Bild die<br />

MK St. Nikolaus Ulten beim<br />

Festgottesdienst anlässlich<br />

des Landesmusikfestes in<br />

der Pfarrkirche von Meran.<br />

Der Begriff Liturgie bezeichnet die Ordnung<br />

und Gesamtheit der religiösen Zeremonien<br />

und Riten des jüdischen und des<br />

christlichen Gottesdienstes. In analoger Redeweise<br />

wird der Begriff bisweilen auch für<br />

die Ordnung der religiösen Feiern und Vollzüge<br />

anderer Religionen verwendet.<br />

Die Feier der Liturgie dient der Verehrung<br />

Gottes und zur Vertiefung des gemeindlichen<br />

Glaubens.<br />

Die Liturgie umfasst das gesamte gottesdienstliche<br />

Geschehen: Gebet, Lesung<br />

und Verkündigung, Gesang, Gestik, Bewegung<br />

und Gewänder, liturgische Geräte,<br />

Symbole und Symbolhandlungen,<br />

die Spendung von Sakramenten und Sakramentalien.<br />

Behauptungen, die katholische Kirche<br />

verstünde unter Liturgie in erster Linie die<br />

Ordnung der Heiligen Messe, greifen zu<br />

kurz. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil<br />

haben die Konzilsväter die Konstitution<br />

über die Heilige Liturgie verkündet. Dort<br />

heißt es: „In der Liturgie, besonders im heiligen<br />

Opfer der Eucharistie, vollzieht sich<br />

das Werk unserer Erlösung, und so trägt<br />

sie in höchstem Maße dazu bei, dass das<br />

Leben der Gläubigen Ausdruck und Offenbarung<br />

des Mysteriums Christi und des eigentlichen<br />

Wesens der wahren Kirche wird."<br />

Das Zweite Vatikanische Konzil<br />

Das zweite Vatikanische Konzil sieht in der gottesdienstlichen Musik „einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der<br />

feierlichen Liturgie“.<br />

• Musik im Gottesdienst ist nicht ausschmückender Rahmen, sondern ist selbst Liturgie.<br />

• Aktive Teilnahme der Gläubigen (participatio actuosa)<br />

• Instrumentalmusik und Orgelmusik<br />

• Was heißt das für die Blasmusik?<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 33


In der folgenden Auflistung werden die verschiedenen liturgischen Feiern in der Kirche erklärt. Dazu finden sich Vorschläge, zu welchem<br />

Anlass welche Literatur gespielt werden kann.<br />

Die Feier der Heiligen Messe:<br />

Eröffnung:<br />

• Einzug (Introitus) des Vorstehers und<br />

der besonderen Dienstträger<br />

Kreuzzeichen<br />

Liturgische Begrüßung<br />

(Der Herr sei mit Euch)<br />

evtl. kurze Einführung in die Feier<br />

• Allgemeines Schuldbekenntnis und Absolution<br />

(oder Bußritus in anderer Gestalt<br />

oder sonntägliches Taufgedächtnis)<br />

• Kyrie<br />

• Gloria<br />

(an Festtagen, Sonntagen, Hochfesten<br />

und anderen festlichen Gottesdiensten<br />

außerhalb der Adventsund<br />

Fastenzeit)<br />

• Tagesgebet<br />

Wortgottesdienst:<br />

• Erste Lesung aus dem Alten Testament<br />

(AT)<br />

Akklamation: Wort (des lebendigen)<br />

Gottes. –Dank sei Gott<br />

• Psalm (Psalmenlesung)<br />

i n responsorischer Ausführung Antwortgesang<br />

• Zweite Lesung aus dem Neuen Testament<br />

(NT)<br />

Akklamation: Wort (des lebendigen)<br />

Gottes. –Dank sei Gott<br />

• Evangelienprozession<br />

(mit Leuchtern und Weihrauch) begleitet<br />

von Halleluja- Akklamation<br />

(Ruf)<br />

• Evangelium<br />

Akklamation am Schluss:<br />

Lob sei dir, Christus<br />

• Predigt<br />

• Credo (Glaubensbekenntnis)<br />

an Sonntagen, Hochfesten oder anderen<br />

festlichen Gottesdiensten<br />

• Fürbitten<br />

Eucharistiefeier:<br />

• Gabenbereitung<br />

Gaben werden auf den Altar gebracht<br />

– Geldkollekte<br />

Bereitung des Kelches (Mischung<br />

von Brot und Wein - Segensspruch)<br />

Apologie (Bereitungsgebet des Liturgen)<br />

Inszenierung der Gaben<br />

Händewaschung<br />

Gabengebet<br />

• Eucharistisches Hochgebet mit Sanctus<br />

und Benedictus<br />

• Kommunion<br />

Vater unser<br />

Friedensgebet<br />

Friedensgruß<br />

Brechung (Mischungsritus, stille<br />

Kommunionvorbereitungsgebete,<br />

Zeigen der Hostie)<br />

Kommunion<br />

Abschluss:<br />

• Danksagung<br />

schließt an Kommunion an und ist<br />

gleichzeitig Überleitung zum Abschluss<br />

• Schlussgebet<br />

• Segen<br />

Gehet hin in Frieden - Dank sei Gott<br />

dem Herrn<br />

• Auszug<br />

Die Wort-Gottes-Feier<br />

Eröffnung:<br />

• Gesang oder Musik zur Eröffnung<br />

• Kreuzzeichen<br />

• Christusrufe<br />

Herr erbarme dich, Christus erbarme<br />

dich, Herr erbarme dich<br />

Ein Kapellmeister muss in<br />

Bezug auf die musikalische<br />

Gestaltung von Gottesdiensten<br />

auch über ein umfassendes<br />

liturgisches Wissen verfügen –<br />

im Bild Kapellmeister Christian<br />

Gamper (MK St. Nikolaus<br />

Ulten), der Komponist der<br />

„Niklaser Parodiemesse“<br />

Verkündigung des Wortes Gottes:<br />

• Lesung<br />

• Musik oder Lied<br />

• Psalm<br />

• Ruf vor dem Evangelium<br />

Hallelujaruf oder Christusruf<br />

• Evangelium<br />

• Auslegung und Deutung<br />

Antwort der Gemeinde:<br />

• Verehrung des Wortes Gottes<br />

• Glaubensbekenntnis<br />

• Lied oder Musik<br />

• Vergebungsbitte<br />

• Wechselgebet<br />

• Segnungen<br />

• Friedenszeichen<br />

• Lobpreis<br />

• Fürbitten<br />

• Vaterunser<br />

Abschluss:<br />

• Segensgebet<br />

• Entlassung<br />

• Lied oder Musik<br />

Am Ende können ein Lied und ein<br />

Musikstück gespielt werden<br />

Die kirchliche Begräbnisfeier:<br />

Begräbnis mit drei Stationen<br />

• Die Feier beginnt am Ausgangspunkt<br />

(Trauerhaus, Friedhofs- oder Kirchenportal,<br />

Trauerhalle) mit einem Eröffnungsteil,<br />

Psalmengebet, Kyrie-Ruf und es schließt<br />

sich eine Prozession zur Kirche an.<br />

• In der Kirche folgt die heilige Messe oder<br />

die Wort-Gottes-Feier mit dem üblichen<br />

Ablauf, jedoch ohne Einleitung und<br />

Bußakt, beginnend mit den Lesungen.<br />

Wenn sich die Beisetzung unmittelbar<br />

anschließt, entfällt die Entlassung.<br />

• Die dritte Station ist die Beisetzung am<br />

Grab.<br />

Die Reihenfolge der Stationen kann auch<br />

wechseln: Die heilige Messe oder die Wort-<br />

Gottes-Feier können als erste Station oder<br />

nach der Beisetzung als dritte Station stattfinden.<br />

Auch die Reihenfolge Kirche – Trauerhalle<br />

(Friedhofskapelle) mit Verabschiedung<br />

– Beisetzung am Grab ist möglich.<br />

34<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Nicht immer steht für die<br />

musikalische Gestaltung<br />

eines Gottesdienstes<br />

eine durchkomponierte<br />

„Messe“ - wie die<br />

„Niklaser Parodiemesse“,<br />

die anlässlich des<br />

Landesmusikfestes von<br />

der MK St. Nikolaus-<br />

Ulten uraufgeführt wurde<br />

– zur Verfügung.<br />

Die musikalische Mit-Gestaltung:<br />

Teile der Messe Möglichkeiten Empfehlungen<br />

Einzug<br />

Introitus<br />

Kyrie<br />

Herr erbarme dich<br />

Gloria<br />

Ehre sei Gott<br />

in der Höhe<br />

Antwortgesang<br />

Nach der 1. Lesung<br />

• Gemeindegesang<br />

• Instrumentalspiel<br />

• Kombination Instrumentalspiel-Gesang<br />

• Stille z.B. in der Fastenzeit<br />

• Kantoren – Gemeindegesang<br />

• gesprochen<br />

• Gemeindegesang oder gesprochen<br />

• Psalm vom Tag (gesungen vom Kantor und der<br />

Gemeinde)<br />

• wenn nicht gesungen dann gesprochen<br />

• Instrumentalstück oder Stille<br />

Falls nur eine Lesung vor Evangelium – Psalm und/oder Ruf vor dem Evangelium<br />

Ruf vor dem<br />

Evangelium<br />

Credo<br />

Glaubensbekenntnis<br />

• gesungen vom Kantor und der Gemeinde<br />

• entfällt, wenn er nicht gesungen werden kann<br />

• Gemeindegesang<br />

• gesprochen<br />

Die Lieder sollen an den Jahreskreis angepasst sein<br />

Texttreue<br />

reines Instrumentalstück nicht möglich<br />

Texttreue<br />

reines Instrumentalstück nicht möglich<br />

entfällt an Werktagen, an festfreien Tagen im Advent (Ausnahme:<br />

Rorate als Marienmesse) und in der Fastenzeit<br />

Ruf vor dem Evangelium=Halleluja<br />

außer in der Fastenzeit=Christusruf<br />

Texttreue<br />

nur an Sonntagen und Hochfesten<br />

Offertorium<br />

Gesang zur<br />

Gabenbereitung<br />

Sanctus<br />

Heilig<br />

Vater Unser<br />

Agnus Dei<br />

Lamm Gottes<br />

• Reines Instrumentalstück sehr gut möglich<br />

• Gemeindegesang<br />

• Stille<br />

• Gemeindegesang, begleitet durch<br />

Orgel-/ Blasmusik<br />

• gesprochen<br />

• Gemeindegesang<br />

• gesprochen<br />

• Gemeindegesang<br />

• gesprochen<br />

Texttreue<br />

niemals reines Instrumentalspiel<br />

Texttreue<br />

Texttreue<br />

kein Instrumentalstück<br />

Communio<br />

Kommunion<br />

• Reines Instrumentalstück sehr gut möglich<br />

• Stille<br />

• Gemeindegesang<br />

Dankgesang • Gemeindegesang kann entfallen<br />

Auszug<br />

• Reines Instrumentalstück sehr gut möglich<br />

• Stille<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 35


Textgebundene Teile – Ordinarium<br />

Kyrie, Gloria, Halleluja- oder Christusruf, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei<br />

Textunabhängige Teile – Proprium<br />

Eingang, Zwischengesang, Gabenbereitung, Kommunion, Schlussgesang, Auszug<br />

Checkliste für die musikalische Mitgestaltung in der Kirche:<br />

• Den Gottesdienst frühzeitig mit dem Priester besprechen und fixieren.<br />

• Nachfragen, welcher Sonntag oder welches Fest bei diesem Gottesdienst<br />

gefeiert wird.<br />

• Frühzeitig mit dem Suchen der Literatur beginnen.<br />

• Brauche ich eine Probe in der Kirche? Wenn ja, mit dem Mesner<br />

absprechen.<br />

• Kenne ich die Akustik der Kirche? Ist wichtig für die Probenarbeit.<br />

• Brauche ich einen Kantor oder einen Organisten?<br />

• Vorsicht: Nicht jedes ruhige Stück passt automatisch in den Gottesdienst.<br />

• Den Text oder den Inhalt des Musikstücks kennen oder nachlesen.<br />

Das gilt auch für die Lieder aus dem Gotteslob oder verschiedener<br />

Choräle, welche für den Gottesdienst ausgesucht werden.<br />

• Habe ich genügend Platz in der Kirche?<br />

Beispiel einer<br />

Gottesdienstgestaltung:<br />

33. Sonntag im Jahreskreis<br />

Gottesdienst zu Ehren der Hl. Cäcilia<br />

am Sonntag, 15. November <strong>2015</strong>, um<br />

9.00 Uhr in der Pfarrkirche von Toblach<br />

Priester:<br />

Hochw. Josef Gschnitzer<br />

Musikalische Gestaltung:<br />

Musikkapelle Toblach<br />

An der Orgel:<br />

Sigisbert Mutschlechner<br />

Einzug<br />

Felix Mendelssohn<br />

Hebe deine Augen auf<br />

Gloria:<br />

Oswald Jaeggi<br />

aus der „Brixner Jubiläumsmesse"<br />

Mit reinen Lippen lasst uns künden<br />

Gotteslob Nr. 728<br />

Zwischengesang<br />

Psalm<br />

Freut euch, wir sind Gottes Volk<br />

Kantor und Volk<br />

Gotteslob Nr 56,1<br />

Vor dem Evangelium:<br />

Halleluja-Ruf / Kantor und Volk<br />

Gabenbereitung:<br />

Andrew Lloyd Webber<br />

Pie Jesu<br />

Sanctus:<br />

Joseph Mohr<br />

Heilig, bist du großer Gott<br />

Gotteslob Nr. 198<br />

Kommunion:<br />

Cèsar Frank – Panis Angelicus<br />

Dankgesang:<br />

Johan Crüger<br />

Nun danke all und bringet Ehr<br />

Gotteslob Nr. 403<br />

Großer Wert auf eine würdige Gestaltung des Festgottesdienstes wird bei der Feier<br />

des Cäciliensonntags gelegt – im Bild die MK Lengmoos (Cäciliensonntag 2014).<br />

Auszug:<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Präludium in C-Dur / Orgel<br />

36<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Blasmusik<br />

Die Musik an erster Stelle<br />

17. Landesmusikfest in Meran mit „Blasmusik - Erlebnis und Leidenschaft“<br />

Die VSM-Verbandsfunktionäre sind mit der Verbandsfahne und im Beisein der Ehrengäste vor dem Meraner Kurhaus zur<br />

Eröffnung des 17. Landesmusikfestes angetreten.<br />

Alle fünf Jahre wieder … ist Landesmusikfest-Zeit.<br />

In nahezu allen seinen Facetten<br />

präsentierte dich der VSM auch in diesem<br />

Oktober wieder in Meran. Mit Ausnahme der<br />

bereits im Frühjahr durchgeführten Konzertwertungsspiele<br />

zeigte man den zahlreichen<br />

Besuchern - die auch das parallel stattfi n-<br />

dende Traubenfest in der Stadt besuchten -<br />

alle Facetten, die die Südtiroler Blasmusik<br />

zu bieten hat. Neben den etwa 4000 Musikern<br />

aus einem Großteil der VSM-Kapellen<br />

konnte man heuer auch Gastorchester aus<br />

Nordtirol, aus Deutschland, der Schweiz und<br />

dem Salzburger Land begrüßen.<br />

VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster gibt<br />

mit seiner Eröffnungsrede den „Startschuss“<br />

zu einem rundum gelungenen<br />

Fest der Blasmusik. - im Bild am Mikrofon<br />

mit (v.r.) Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner und Verbandsgeschäftsführer<br />

Florian Müller sowie (links)<br />

Verbandsstabführer Toni Profanter<br />

Wer sich über die einseitige Darstellung<br />

der Blasmusik in den audiovisuellen Medien<br />

beklagt - und dazu gab es in der Vergangenheit<br />

leider oft genug Anlass - wurde<br />

am Vorabend der beiden Festtage äußerst<br />

positiv überrascht. In der Fernsehsendung<br />

„Blasmusik - Erlebnis und Leidenschaft“<br />

auf RAI Südtirol kamen die wichtigsten<br />

VSM-Funktionäre ebenso zu Wort<br />

wie Jungmusiker, Stabführer, Marketenderinnen<br />

und auch Dozenten bei Sommerkursen.<br />

Alle Einsatzmöglichkeiten der Kapellen<br />

wurden gezeigt und entsprechend<br />

abwechslungsreich war auch das gespiel te<br />

Repertoire: vom Traditionsmarsch bis zum<br />

Sinfonie-Satz.<br />

Unter dem Motto „Das Labyrinth der Instrumente<br />

- Töne zum Anfassen“ hatte die<br />

VSM-Jugend in die Räume des Kurhauses<br />

eingeladen. Zunächst präsentierte die Jugendkapelle<br />

Villnöß eine kleine Eröffnungsshow,<br />

bevor die jugendlichen Besucher<br />

an verschiedenen Stationen Instrumente<br />

ausprobieren und sich mit musikalischen<br />

Symbolen schminken lassen konnten.<br />

Ebenso hatte man die Möglichkeit, Musikinstrumente<br />

unter Anleitung selbst zu<br />

basteln sowie an verschiedenen Spielen<br />

und einem Quiz teilzunehmen.<br />

Auch in der VSM-Jugend sind alle Aspekte<br />

der Blasmusik miteinander verzahnt.<br />

Zwischen dem Sternmarsch, der die nachmittägliche<br />

Großveranstaltung „Musik in<br />

Bewegung“ einläutete, und der anschließenden<br />

Marschmusikbewertung zeigte die<br />

Jugendkapelle Villnöß eine kurze Showeinlage<br />

auf der Kurpromenade. Danach zogen<br />

elf Kapellen vorbei, fundiert kommentiert<br />

vom Südtiroler Landesstabführer Toni Profanter.<br />

Als leidenschaftlicher Tiroler stellte<br />

er die Wertungsrichter Franz Winter (Oberösterreich),<br />

Alois Jäger (Vorarlberg) und<br />

Gerald Empacher (Nordtirol) als „Juroren-<br />

Trio aus Österreich und Tirol“ vor. Auch<br />

wenn bei der Marschmusikwertung dem<br />

Stabführer die wichtigste Rolle zukommt,<br />

nannte Profanter stets auch den jeweiligen<br />

Kapellmeister. „So schön die Bewegung ist:<br />

Die Musik soll an erster Stelle stehen“ lautete<br />

sein Credo, das er auch am Vortag in<br />

der TV-Sendung bekräftigte. Die meisten<br />

Kapellen traten in den Stufen C (Wechsel<br />

von 5er- auf 3er-Reihen und wieder zurück)<br />

und D (mit sogenannter „Großer Wende“)<br />

an, wobei die aufgrund ihrer Größe in 7er-<br />

Reihen marschierende Bürgerkapelle Lana<br />

in 5er-Reihen wechselte. In der Stufe E<br />

mit freien choreographischen Einlagen<br />

traten keine Musiker aus Südtirol an. Die<br />

Kapellen aus dem trentinischen Folgaria<br />

und aus Terfens (Nordtirol) boten auf dem<br />

Thermenplatz eine beeindruckende Show<br />

und ließen sich von den sehr standhaften<br />

Regenwolken nicht beirren.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 37


Aus Verband und Bezirken<br />

Die musikalische Begrüßung<br />

erfolgte durch die „Blasphoniker“ -<br />

mit dabei VSM-Verbandsjugendleiter<br />

Meinhard Windisch (1. v. links).<br />

Die Klangwolke über Meran setzte sich<br />

gegen die drohenden Regenwolken<br />

durch; an mehreren Orten der Stadt<br />

wurden Platzkonzerte geboten – im Bild<br />

der Spielmannszug aus Rosenheim in<br />

Bayern mit hoher Frauenquote.<br />

Auch für den musikalischen Nachwuchs<br />

wurde geworben. Im „Labyrinth der Instrumente“<br />

konnte man die verschiedenen<br />

Musikinstrumente kennenlernen und ausprobieren;<br />

der kleine Mann im Bild hat<br />

seines offensichtlich bereits gefunden.<br />

Nach einem abendlichen Empfang des<br />

Südtiroler Landeshauptmanns Arno Kompatscher,<br />

bei dem auch Vertreter der Stadt<br />

Meran und des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

begrüßt werden konnten,<br />

rundete die Jugend mit einer Leistungsschau<br />

der besonderen Art den Abend ab.<br />

Landesjugendchor und Jugendblasorchester<br />

Südtirol zeigten sich in Bestform und<br />

präsentierten getrennt und gemeinsam ein<br />

stilistisch ausgewogenes Programm mit hohen<br />

technischen und gestalterischen Anforderungen.<br />

Josef Feichter, langjähriger<br />

Dirigent der Musikkapelle „Peter Mayr“<br />

Pfeffersberg und inzwischen Leiter des<br />

Südtiroler Musikschulwerks, dirigierte zunächst<br />

die Blechbläser des Orchesters<br />

bei der „VSM-Festmusik“ von Sigisbert<br />

Mutschlechner.<br />

Der VSM-Landeskapellmeister hat kein<br />

durchgehend „braves“ Stück geschrieben,<br />

denn in dessen Harmonien knirscht<br />

es hin und wieder auch einmal. Es kommt<br />

jedoch alles zu einem harmonischen Abschluss.<br />

Virtuose Höhepunkte waren die<br />

Ouvertüre zur Oper „Ruslan und Ljudmilla“<br />

von Michail Glinka und die Zigeunerweisen<br />

von Pablo de Sarasate mit Euphonium-Solist<br />

Tobias Reifer, der vor fünf<br />

Jahren beim „Konzert der Bezirke“ als Mitglied<br />

des Quartetts „Euph4Fun“ das Publikum<br />

begeisterte. Unter dem Motto „Jubel-<br />

und Preislieder aus dem 20. und 21.<br />

Jahrhundert“ präsentierte der Chor unter<br />

seiner mitreißenden Leiterin Nataliya<br />

Lukina Werke der Spanier Josu Elberdin<br />

und Josip Vila i Casañas, des Franzosen<br />

Maurice Duruflé und des Polen Józef Swider.<br />

Gemeinsamer Höhepunkt des Konzerts<br />

war das opulente „Gloria“ von John<br />

Rutter. Der Brite wollte in diesem Stück all<br />

das Herrliche loben, das es zwischen Himmel<br />

und Erde gibt.<br />

Auch die Gestaltung des Festgottesdienstes<br />

war nicht alltäglich. Die Musikkapelle<br />

St. Nikolaus - Ulten spielte die Uraufführung<br />

der „Niklaser Parodiemesse“ aus der<br />

Feder ihres Kapellmeisters Christian Gamper.<br />

Aufgrund ihrer Anklänge an unterschiedliche<br />

musikalische Stile verlangt sie<br />

von Ausführenden wie Zuhörern höchste<br />

Konzentration. Dekan Hans Pamer ging in<br />

seiner Predigt auf die spirituellen Aspekte<br />

von Musik ein. Weil wir seine Aussagen für<br />

sehr bedeutend halten, drucken wir den<br />

gesamten Wortlaut der Predigt ab (Anm.<br />

der Redaktion).<br />

An verschiedenen Orten gaben Musikkapellen aus ganz Südtirol Konzerte – im Bild<br />

die Musikkapelle Pater Haspinger (St. Martin/Gsies)<br />

Angetreten zur Marschbewertung:<br />

Stabführer Thomas Pircher führte die<br />

Bürgerkapelle Lana mit 92, 29 Punkten<br />

auf den 1. Platz in der Stufe D.<br />

38<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Das „Konzert der Bezirke“ im Kurhaus<br />

gab einen weiteren Einblick in die Vielfalt<br />

der Südtiroler Blasmusik. Auch wenn der<br />

hohe Anteil der Jugend in den VSM-Kapellen<br />

regelmäßig hervorgehoben wird, sind<br />

die Senioren keinesfalls nur Staffage. Mehr<br />

als 50 Musiker zwischen 50 und 83 Jahren<br />

(mit zusammen fast 3000 Jahren aktiven<br />

Musizierens) wirken in der Seniorenkapelle<br />

Bruneck unter Andreas Pramstraller<br />

mit, wie bei anderen Orchestern dieser Art<br />

mit einem leichten Übergewicht an tiefem<br />

Blech. In Kürze wird es wohl auch die ersten<br />

Bläserinnen in diesen Formationen geben.<br />

Mit echten Volksmusik-Klängen imponierte<br />

die Villnösser Tanzmusik. Mittendrin:<br />

Bürgermeister Peter Pernthaler an der Ventilposaune.<br />

International einzigartig dürfte die Besetzung<br />

des Holzbläserensembles „HoBlaO“<br />

sein. Hier finden sich u.a. so exotische Instrumente<br />

wie Bassquerflöte, Kontrabassklarinette<br />

oder Basssaxophon. Auch wird es<br />

kaum ein Ensemble geben mit gleich drei<br />

Baritonsaxophonen in seinen Reihen. Da ist<br />

es klar, dass Dirigent Christian Laimer mit<br />

seinen Musikern kein Repertoire von der<br />

Stange einstudieren kann. Geboten wurde<br />

„Panta Rhei“ für Kinderchor und Holzbläser<br />

von Andrea Götsch und eine speziell angepasste<br />

Bearbeitung „Highlights from ‚Chess‘“.<br />

Die Jungmusiker aus dem Bezirk Sterzing<br />

präsentierten sich mit typischem Jugendblasorchester-Repertoire.<br />

Zwischen<br />

Konzertwerken von Steven Reinecke und<br />

Markus Götz erwies sich Annelies Gschließer<br />

als virtuose Klarinetten-Solistin in „Tico<br />

Tico“. Äußerst homogen klang das Klarinettenquartett<br />

„Die Holzigen“ aus Schlanders,<br />

das klassische Klänge von Mozart neben<br />

neuer Volksmusik von Herbert Pixner bot.<br />

Als opulenten Abschluss bot die Musikkapelle<br />

Naturns unter Dietmar Rainer Serge<br />

Lancens parodistisches „Masquerade“-Konzert:<br />

acht wunderbare Miniaturen über Figuren<br />

aus der Commedia dell’Arte für Blechbläserquintett<br />

und Blasorchester.<br />

Bei weitaus besserem Wetter als tags zuvor<br />

krönte der imposante Festumzug das Landesmusikfest.<br />

Traditionsgemäß marschierten<br />

zunächst die Gastkapellen, danach die<br />

einheimischen Musikanten, nach Bezirken<br />

sortiert. Den Abschluss eines Bezirks-<br />

Blocks bildete in der Regel ein schmucker<br />

Motivwagen mit Bezug zur Region. Immer<br />

wieder beeindruckend dabei: die opulente<br />

Apfelkrone aus Marling.<br />

Joachim Buch<br />

Verbandsobmann Pepi<br />

Fauster wird gemeinsam<br />

mit dem Präsidenten<br />

des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes<br />

ÖBV Friedrich<br />

Anzenberger (vorne<br />

Mitte) und (dahinter)<br />

Merans Bürgermeister<br />

Paul Rösch über die<br />

Kurpromenade kutschiert.<br />

Flankiert von Landeshauptmann<br />

Arno Kompatscher<br />

und Kulturlandesrat<br />

Philipp Achammer<br />

(links) sowie vom Meraner<br />

Bürgermeister Paul<br />

Rösch (rechts) begrüßt<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster die Ehrengäste<br />

beim Empfang des<br />

Landeshauptmanns am<br />

Samstagabend.<br />

Von vielen Schaulustigen<br />

bestaunt wurde der<br />

farbenfrohe Festumzug<br />

zum Abschluss des<br />

Landesmusikfestes – im<br />

Bild die Musikkapelle<br />

Aldein …<br />

… und die Musikkapelle<br />

Lengstein am Ritten.<br />

Mit dabei war auch<br />

wieder der schön<br />

gestaltete Festwagen des<br />

Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen VSM.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 39


Aus Verband und Bezirken<br />

Mein Leben ist geprägt von Musik!<br />

Hätte ich sie nicht, würde mir vieles fehlen!<br />

Ansprache von Dekan Hans Pamer zum 17. Landesmusikfest<br />

Was ist eigentlich Musik? ... Musik ist<br />

eine große Möglichkeit, sich auszudrücken,<br />

wenn Worte an ihre Grenzen stoßen. Musik ist<br />

Sprache des Herzens, Sprache des Himmels.<br />

Mir ist dies in besonderer Weise deutlich<br />

geworden, als ich das Buch „Sternstunden<br />

der Menschheit“ von Stefan Zweig<br />

las. Darin werden zwölf historische Miniaturen<br />

erzählt. Eine davon handelt von Georg<br />

Friedrich Händel und seiner Komposition<br />

„Messias“. Nach ärztlichem Befund<br />

hätte Händel schon sterben sollen, aber er<br />

kehrt, fast einem Wunder gleich, in das Leben<br />

zurück. Der gelähmte Leib erfährt sozusagen<br />

das Wunder der Auferstehung. Dieses<br />

Erlebnis hat Händel so stark geprägt,<br />

dass in knapp drei Wochen ein Meisterwerk<br />

entsteht, in dem das Wort „Auferstehung“<br />

Ton und Musik wird. Vertrocknetes fing an<br />

zu blühen, der gelähmte Leib schaute das<br />

Wunder der Auferstehung. Dieses Erlebnis<br />

drückt Händel in phantastischer Musik<br />

aus. Er vollendet sein großartiges Werk mit<br />

dem „Amen“. „Immer soll dieses Werk den<br />

Kranken gehören, den Gefangenen, denn<br />

ich selbst bin ein Kranker gewesen und bin<br />

daran gesundet. Ich war ein Gefangener<br />

und es hat mich befreit.“ Der Komponist<br />

hat erlebt, dass dieses Werk seinen Glauben<br />

an die Auferstehung atmet, dass sein<br />

Werk Glauben verkündet, dass es aufrichten<br />

und Zukunft geben kann.<br />

Im Leben der Menschen hat Musik eine<br />

herausragende Bedeutung. Wir hören sie<br />

konzentriert oder nebenbei, aufmerksam,<br />

oder auch als Geräuschkulisse. Musik berührt<br />

uns sehr unterschiedlich und individuell.<br />

Sie macht uns nachdenklich, melancholisch<br />

oder traurig; sie bewegt uns zum<br />

Optimismus, zur Helligkeit und Fröhlichkeit.<br />

Ja, es scheint wahr zu sein, wenn es heißt:<br />

„Musik wäscht den Staub des Alltags von der<br />

Seele“! All das, was uns das Leben schwer<br />

macht, was uns bedrückt, kann durch Musik<br />

verblassen und weggespült werden. Unser<br />

menschliches Leben kennt vieles, das<br />

nicht rational fassbar ist und trotzdem ausgedrückt<br />

werden muss. Es gibt das Unaussprechliche,<br />

das uns erfüllt und das wir äußern<br />

möchten, aber nicht in Worte kleiden<br />

können. Hier hilft Musik. Sie kann dort, wo<br />

Worte versagen, unsere Gestimmtheiten<br />

zum Ausdruck bringen: Freude, Begeisterung,<br />

Dankbarkeit, Hoffnung, Liebe; auch<br />

Einsamkeit, Trauer, Schmerz finden musikalischen<br />

Ausdruck.<br />

Franz Schubert konnte eine Sinfonie nicht<br />

fertig stellen, deshalb heißt sie „Die Unvollendete“.<br />

Trotzdem ist diese Musik herrlich!<br />

Ist es nicht bei jedem Menschen so, dass er<br />

im Grunde die Sinfonie seines Lebens komponiert?<br />

Auch wenn wir 80 oder 90 Jahre alt<br />

werden, die Sinfonie ist immer auch unvollendet,<br />

unvollkommen. Aber trotz fehlender<br />

Vollendung steckt soviel Musik in jedem<br />

Menschenleben. Gott, der große Dirigent,<br />

weiß auch mit einer lückenhaften Partitur<br />

Dekan Hans Pamer hielt anlässlich des Festgottesdienstes eine viel beachtete<br />

Festpredigt.<br />

Die Musikkapelle St. Nikolaus - Ulten<br />

führte beim Festgottesdienst in der<br />

Stadtpfarrkirche Meran die „Niklaser<br />

Parodiemesse“ von Kapellmeister<br />

Christian Gamper zum ersten Mal auf.<br />

viel anzufangen. Er macht auch aus Menschenleben,<br />

die bruchstückhaft, schwierig<br />

und problematisch sind, himmlische Musik.<br />

In diesen Rahmen dürfen wir Musik und<br />

Gesang einordnen. Menschen, die durch Musik<br />

Gemeinschaft stiften und erhalten, sind<br />

ein Wundermittel gegen Vereinsamung und<br />

ein Beispiel für Glaubensfreude.<br />

Deshalb haben wir heute am Sonntag der<br />

Weltkirche und besonders auch heute zum<br />

17. Landesmusikfest allen Grund, ein musikalisches<br />

Fest zu feiern und zu danken.<br />

Viele Jahre mühen sich hier unzählige Menschen<br />

um die Musik - und das auf hohem<br />

und höchstem Niveau. Und wir haben mehr<br />

als einen Grund, all denen ganz herzlich zu<br />

danken, die Verantwortung übernommen<br />

oder durch ihren persönlichen Einsatz, ihr<br />

einfaches aktives Mittun, dies über all die<br />

Jahre hinweg ermöglicht haben.<br />

Eure musische Begabung, eure Fähigkeit<br />

zu musizieren ist Geschenk und Gnade.<br />

Doch kann sie nicht ohne harte Mühe, Geduld<br />

und Opfer in den Dienst Gottes und<br />

der Menschen gestellt werden. Dass ihr<br />

euch diese Mühe nehmt, eure Zeit opfert<br />

und treu zur Gemeinschaft steht, rechnen<br />

wir euch sehr hoch an.<br />

Wenn Euer Musizieren der Tiefe entspringt,<br />

in der Glaube, Ehrfurcht und Liebe<br />

lebendig sind, dann helft ihr verhindern,<br />

dass die Seele mancher Christen zur abgestandenen<br />

Zisterne verkümmert. Es ist<br />

eine großartige Aufgabe, die ihr erfüllt. Ihr<br />

lässt erahnen, dass auf dieser Erde schon<br />

ein Stück Himmel verwirklicht werden kann.<br />

Hoch lebe die Musik!<br />

40<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

„Musik in Bewegung“ beim Landesmusikfest in Meran<br />

Insgesamt 11 Musikkapellen haben sich in den verschiedenen Leistungsstufen an der Marschmusikbewertung beteiligt (s. Bericht) und<br />

dabei folgende Bewertungen erreicht.<br />

Musikkapelle Stabführer/Kapellmeister Stufe Titel des Marsches Punkte<br />

MK Mauls<br />

SK Pichl-Gsies<br />

MK Schenna<br />

MK Afing<br />

MK Flaas<br />

BK Lana<br />

TMK Oberalm<br />

MK Vahrn<br />

MK St. Georgen<br />

Matthias Blasbichler<br />

Ricarda Janissen<br />

Thomas Schwingshackl<br />

Joachim Schwingshackl<br />

Paul Regele<br />

Alois Schönweger<br />

Valentin Domanegg<br />

Christof Reiterer<br />

Gabriel Reiterer<br />

Josef Reiterer<br />

Thomas Pircher<br />

Martin Knoll<br />

Albert Brunauer<br />

Dionys Ebner jun.<br />

Hansjörg Oberhuber<br />

Toni Profanter<br />

Hansjörg Algrang<br />

Johann Mitterhofer<br />

BMK Terfens Bernhard Klammsteiner E<br />

Banda F. Folgaria<br />

Giuseppe Ferraro<br />

Massimo Simoncelli<br />

B<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

E<br />

„Mein Heimatland“<br />

Sepp Neumair<br />

„Ruetz“<br />

Erwin Trojan<br />

„Arosa Marsch“<br />

Oskar Tschuor<br />

„Schönes Prag“<br />

Frantisek Kmoch<br />

„Ruetz“<br />

Erwin Trojan<br />

„Alpenjäger“<br />

Erwin Trojan<br />

„Rechts schaut“<br />

Sepp Tanzer<br />

„Wir grüßen mit Musik“<br />

Siegfried Rundel<br />

„47er Regimentsmarsch“<br />

J. F. Wagner<br />

„47er Regimentsmarsch“<br />

J. F. Wagner<br />

„47er Regimentsmarsch“<br />

J. F. Wagner<br />

89.39<br />

91.13<br />

89.13<br />

87.93<br />

86.60<br />

92.29<br />

90.70<br />

89.70<br />

89.64<br />

89.25<br />

86.65<br />

Die Gäste aus Folgaria im Trentino<br />

zeigten auf dem Thermenplatz eine<br />

Marschshow „mit viel Herz“. (oben)<br />

Viel Applaus für ihre sehr einfallsreich<br />

choreografierte Marschshow konnte<br />

die Bundesmusikkapelle Terfens (Tirol)<br />

dankend entgegennehmen. (links)<br />

Wer möchte nicht hinter so<br />

einer charmanten Stabführerin<br />

hermarschieren? Verbandsjugendleiter-<br />

Stellvertreterin Sonya Profanter zeigte<br />

mit der Jugendkapelle Villnöß in<br />

einer Marschshow dem staunenden<br />

Publikum, dass Musik in Bewegung<br />

auch junge Musikanten begeistern kann.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 41


Aus Verband und Bezirken<br />

Bachelor-Studium für<br />

Blasorchesterleitung abgeschlossen<br />

Prüfung mit Höchstpunktezahl und Prädikat<br />

„cum laude“ bestanden<br />

Pietro Sarno aus Deutschland und Andreas<br />

Simbeni aus Österreich stellten sich<br />

Anfang Oktober erfolgreich der öffentlichen<br />

Abschluss-Prüfung im Fach „Dirigieren und<br />

Instrumentation für Blasorchester“. Sie sind<br />

die ersten ausländischen Studenten am Konservatorium<br />

Bozen, welche dieses Bachelor-<br />

Studium in Südtirol abgeschlossen haben.<br />

Diese Dirigentenausbildung wurde 2011<br />

in Zusammenarbeit mit dem Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) am Konservatorium<br />

Bozen ins Leben gerufen und ist mit internationalen<br />

Ausbildungen in Augsburg und<br />

in der Schweiz vergleichbar. Neben einem<br />

Satz Bläserkammermusik mussten die Kandidaten<br />

beim öffentlichen Abschlusskonzert<br />

auch eine eigene Komposition leiten und aufführen.<br />

Aus der großen sinfonischen Literatur<br />

für sinfonisches Blasorchester haben sie<br />

zudem gemeinsam mit der Bürgerkapelle<br />

Sie freuten sich über den erfolgreichen<br />

Abschluss des Studiums der<br />

Blasorchesterleitung – (v.l.) Sigisbert<br />

Mutschlechner, Pietro Sarno, Thomas<br />

Doss, Andreas Simbeni und Pepi<br />

Fauster.<br />

Gries Werke von Joachim Raff, Marc Camphouse,<br />

Alfred Reed und David Maslanka<br />

aufgeführt und dabei ihre Dirigiertechnik,<br />

Musikalität und Führungspersönlichkeit<br />

unter Beweis gestellt. Das fünfköpfige Professorenteam<br />

(Thomas Doss, Felix Resch,<br />

Eduard Demetz, Roberto Gander und Pierluca<br />

Lanzilotta) und das zahlreiche Publikum<br />

zeigten sich begeistert von den Leistungen<br />

der Dirigenten und der Bürgerkapelle Gries<br />

und gratulierten mit anhaltendem Applaus<br />

zum großartigen Erfolg. Andreas Simbeni<br />

erreichte die Höchstzahl von 110 Punkten.<br />

Pietro Sarno wurde zudem mit dem Prädikat<br />

„cum laude“ ausgezeichnet. Konservatoriumsdirektor<br />

Heinrich Unterhofer sowie<br />

Pepi Fauster, Obmann des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM), VSM-Verbandskapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner und<br />

VSM-Ehrenobmann Gottfried Furgler reihten<br />

sich ebenso in die Reihe der Gratulanten<br />

ein. Pietro Sarno hat nur kurz nach seinem<br />

Studienabschluss in Bozen am Internationalen<br />

Dirigentenwettbewerb „con brio“ in<br />

Innsbruck teilgenommen und dort den 2.<br />

Preis gewonnen.<br />

Stephan Niederegger<br />

2. Südtiroler Dirigenten-Werkstatt<br />

Intensive Fortbildung mit Isabelle Ruf-Weber<br />

Die Musikkapellen von Toblach und Reischach<br />

waren Übungskapellen bei der 2.<br />

Südtiroler Dirigenten-Werkstatt des VSM.<br />

Das Partiturlesen, die Vorbereitung der<br />

Probe und die praktische Probenarbeit standen<br />

drei Tage lang auf dem Stundenplan der<br />

fünf aktiven Kursteilnehmer.<br />

Dieses Kursangebot richtet sich an bereits<br />

aktive Kapellmeisterinnen und Kapellmeister,<br />

um ihnen wichtige Impulse und<br />

Hilfestellungen in der praktischen Arbeit<br />

zu geben. Simone Rungger (MK Kiens),<br />

Matthias Kirchler (MK St. Johann), Hugo<br />

Laimer (MK Hafling), Martin Punter (MK<br />

Katharinaberg) und Bernhard Schlögl (MK<br />

Ellbögen, Nordtirol) haben an der 2. Auflage<br />

dieser Dirigenten-Werkstatt teilgenommen.<br />

Mit der Musikkapelle Toblach wurden<br />

die „Symphonic Ouverture“ von James<br />

Barnes und der Walzer „Gold und Silber“<br />

von Carl Michael Ziehrer geprobt. Für die<br />

Musikkapelle Reischach lagen „Fate of the<br />

VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner, Simone Rungger, Matthias Kirchler,<br />

Isabelle Ruf-Weber, Martin Punter, Hugo Laimer und VSM-Obmann Pepi Fauster (v. l.)<br />

und die MK Reischach im Hintergrund – auf dem Bild fehlt Bernhard Schlögl<br />

God“ von Steven Reinecke und „Aquarium“<br />

von Johan de Meij auf dem Notenpult.<br />

Die Klangbalance, praktische Hilfen<br />

bei Intonationsproblemen und das Spiel<br />

mit den Klangfarben - mit „gelben“, „braunen“<br />

und „schwarzen“ Tönen - waren dabei<br />

nur einige der Schwerpunkte, die die<br />

Referentin in der Probenarbeit aufzeigte.<br />

Mit ihrer jahrelangen Erfahrung als Dirigentin<br />

von klassischen und Blasorchestern ist<br />

es gelungen, die Teilnehmer auf ihrem jeweiligen<br />

Niveau abzuholen und sie in dieser<br />

kurzen Zeit in der eigenen Entwicklung<br />

weiterzubringen, bestätigte VSM-Verbandskapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner. Er<br />

bedankte sich bei den beiden Kapellen für<br />

die Geduld und die engagierte Mitarbeit,<br />

denn „ein Kapellmeister braucht ein Orchester<br />

zum Üben wie ein Musiker sein<br />

Instrument“. Isabelle Ruf-Weber ihrerseits<br />

bescheinigte der Südtiroler Blasmusik im<br />

Allgemeinen und den beiden Übungskapellen<br />

im Besonderen ein „sehr gutes Niveau“<br />

und ein „diszipliniertes Arbeiten“. Sie<br />

sei sehr gerne der Einladung gefolgt, denn<br />

sie finde die Ausbildung der Dirigenten als<br />

sehr wichtig: „Wir brauchen junge engagierte<br />

Dirigenten!“<br />

Stephan Niederegger<br />

42<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Fixpunkt in der Jugendarbeit des VSM<br />

Prüfungen für die Jungmusiker-Leistungsabzeichen <strong>2015</strong><br />

Die Jungmusiker -Leistungsabzeichen<br />

sind ein wichtiger Bestandteil der Jugendarbeit<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen.<br />

Der Anmelderekord von 2014 konnte<br />

heuer zwar nicht ganz erreicht werden,<br />

doch liegen die Anmeldezahlen leicht über<br />

dem Durchschnitt der letzten Jahre. So<br />

konnte man sich über 687 Anmeldungen<br />

zu den JMLA –Prüfungen freuen. Die Online-Anmeldung<br />

über das Internetportal<br />

VSM-Office hat sich mittlerweile bewährt<br />

und stellt somit auch eine organisatorische<br />

Erleichterung dar.<br />

Dennoch sind Prüfungen in dieser Größenordnung<br />

eine organisatorische und logistische<br />

Herausforderung, die nur dank<br />

guter Koordination zwischen dem Verbandsbüro<br />

und den einzelnen Bezirken<br />

reibungslos ablaufen kann.<br />

An dieser Stelle sei an alle Beteiligten<br />

ein großer Dank ausgesprochen. Eine unangenehme<br />

Sache ist es allerdings, wenn<br />

Kandidaten zur Prüfung erscheinen, deren<br />

Programm nicht den geltenden Richtlinien,<br />

Vorgaben und Anforderungen entspricht.<br />

In den letzten Jahren sind diese<br />

Fälle stark zurückgegangen, sodass wir<br />

hier wirklich nur mehr von Einzelfällen<br />

sprechen können. Doch können auch<br />

diese vermieden werden! Alle Informationen<br />

zu den Prüfungen gibt es auf der<br />

VSM-Homepage (www.vsm.bz.it) unter<br />

dem Fachbereich “Jugend – Richtlinien,<br />

Prüfungsprogramm und Literaturlisten”.<br />

Natürlich stehen wir für Fragen jederzeit<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Meinhard Windisch<br />

VSM-Verbandsjugendleiter<br />

Sie haben sich in Auer das Jungmusiker-Leistungsabzeichen erspielt; VSM-<br />

Verbandsobmann Pepi Fauster (links im Bild) sowie VSM-Verbandsjugendleiter<br />

Meinhard Windisch und Landesrat Philipp Achammer (1. und 2. v. rechts)<br />

gratulierten den Jungmusikern zum Erfolg.<br />

JMLA in Zahlen:<br />

Insgesamt haben sich im laufenden Jahr 678 Kandidatinnen und Kandidaten zur<br />

JMLA-Prüfung angemeldet, davon 470 für die Bronze-, 182 für die Silber- und 35 für<br />

die Goldprüfung. Aufgeteilt in den Bezirken ergibt dies folgende Zahlen:<br />

Ort Bronze Silber Gold<br />

Auer 25 11 7/28<br />

Bruneck / Toblach 24/65 15/32<br />

Eppen 79 36<br />

Brixen 65 44<br />

Lana 48 34<br />

Schlanders 37 10<br />

Jungbläserwochen Brixen Vinzentinum 57<br />

Jungbläserwochen Nals Lichtenburg 70<br />

Insgesamt: 470 182 35<br />

Seit dem Jahr 2014 besteht auch für Kandidatinnen und Kandidaten ab 30 Jahren<br />

die Möglichkeit, das Musiker-Leistungsabzeichen abzulegen; hierzu gab es aber<br />

heuer leider keine Anmeldung.<br />

Vorschau: Prüfungstermine 2016<br />

Termin Stufe Ort/e<br />

Sa, 19. März 2016 Bronze Silber Musikschule Toblach<br />

Sa, 19. März 2016 Bronze Silber Gold Musikschule Auer<br />

Do, 02. Juni 2016 Bronze Silber Musikschulen Schlanders, Lana, Eppan, Toblach, Brixen<br />

Sa, 04. Juni 2016 Gold Musikschule Auer<br />

16.-13. Juli 2016 Bronze Jungbläserwoche , Nals Lichtenburg, Brixen Vinzentinum<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 43


Aus Verband und Bezirken<br />

Blasmusik überwindet Grenzen<br />

Treffen der Pustertaler und Osttiroler Musikbezirke<br />

Die Funktionäre des Pustertaler und der drei Osttiroler Musikbezirke am Parkplatz des Prettauer Schaubergwerks – in der ersten<br />

Reihe von links stehen die Bezirksobmänner Stefan Klocker, Johann Hilber, Adolf Mayr und Andreas Berger.<br />

Vor Kurzem haben sich die Funktionäre<br />

des Pustertaler und der Osttiroler Musikbezirke<br />

getroffen. Seit 34 Jahren gibt es diese<br />

Freundschaftstreffen diesseits und jenseits<br />

der Grenze zwischen Winnebach (Südtirol)<br />

und Arnbach (Osttirol) im Zweijahresrhythmus,<br />

aus denen immer wieder Ideen zur Zusammenarbeit<br />

geboren wurden.<br />

Das bislang größte Projekt war das Süd-<br />

Osttiroler Bezirksblasorchester 40+, das<br />

aus rund 75 Musikantinnen und Musikanten<br />

aus den 88 Pustertaler und Osttiroler<br />

Musikkapellen gebildet wurde und<br />

zu Weihnachten 2014 zwei vielbeachtete<br />

Konzerte in Toblach und Matrei in Osttirol<br />

gegeben hatte. Der Pusterer Bezirksobmann<br />

Johann Hilber erinnerte beim heurigen<br />

Freundschaftstreffen nochmals an<br />

dieses erfolgreiche Orchesterprojekt und<br />

bedankte sich bei seinen Osttiroler Amtskollegen<br />

Adolf Mayr (Pustertal-Oberland),<br />

Stefan Klocker (Lienzer Talboden) und Andreas<br />

Berger (Iseltal), dass diese vor zwei<br />

Jahren in Obertilliach geborene Idee so<br />

schnell verwirklicht werden konnte. Im Gemeindesaal<br />

von Prettau wurden die Funktionäre<br />

der vier Bezirksvorstände mit ihren<br />

Partnerinnen und Partnern von der<br />

Pustertaler Bezirksseniorenkapelle unter<br />

der Leitung von Bezirkskapellmeister Andreas<br />

Pramstraller mit fröhlichen Klängen<br />

begrüßt. Anschließend ging es in die Tiefen<br />

des Prettauer Bergwerks, wo die Gäste<br />

in die über 500-jährige Geschichte der<br />

1971 geschlossenen Kupferbergwerkes eintauchen<br />

konnten. Eine kleine Besuchergruppe<br />

machte sich in der Zwischenzeit<br />

auf den Kreuzweg entlang der 15 Stationen<br />

zum Heilig-Geist-Kirchlein am Talschluss<br />

des Ahrntals. Das gemeinsame<br />

Abendessen im Hotel „Markus“ in St. Jakob<br />

war der krönende Abschluss dieses<br />

Tages, an dem abseits von Protokollen<br />

und Tagesordnungspunkten in geselliger<br />

Runde Freundschaften aufgefrischt, neue<br />

Bekanntschaften geknüpft und Ideen geschmiedet<br />

wurden. Roland Griessmair, der<br />

Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal,<br />

stattete der illustren Gesellschaft einen<br />

Kurzbesuch ab und hob in seinen Grußworten<br />

hervor, wie wichtig diese grenzüberschreitende<br />

Freundschaft sei, „die zusammenhält,<br />

was zusammengehört.“<br />

Stephan Niederegger<br />

44<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

verband<br />

südtiroler<br />

musikkapellen<br />

Programmvorschau<br />

Dreimonatskalender<br />

Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />

DEZ<br />

So-Di,<br />

27.-29. <strong>Dezember</strong><br />

VSM Jugendleiter-Seminar, 1. Modul Brixen Cusanus Akademie 09.00<br />

Mo, 04. Jänner Bezirk Brixen<br />

in der Woche vom 4. bis 8. Januar - Stammtische<br />

der Fachgruppen<br />

Klausen Hotel Rierhof 20.00<br />

Fr-Sa,<br />

08.-09. Jänner<br />

VSM Abschluss Kapellmeisterausbildung Karneid 17.00<br />

Mo, 11. Jänner<br />

Bezirk<br />

Schlanders<br />

Grundkurs Stabführer 1. Einheit Tschengls Kulturhaus 19.30<br />

Di, <strong>12</strong>. Jänner Bezirk Bruneck "Der Weg zum Wertungsspiel" Olang Musikschule 20.00<br />

So, 17. Jänner Bezirk Sterzing Jahreshauptversammlung Wiesen Haus der Dorfgemeinschaft 10.00<br />

JÄNNER<br />

Do, 21. Jänner<br />

Bezirk Brixen &<br />

Sterzing<br />

Grundkurs Stabführer 1. Einheit Klausen Dürersaal 19.30<br />

Do, 21. Jänner Bezirk Bruneck Bezirksjugendleitersitzung St. Georgen Vereinshaus 19.00<br />

Fr, 22. Jänner Bezirk Bozen Stabführer-Stammtisch Girlan Probelokal 20.00<br />

Sa, 23. Jänner Bezirk Meran Jahreshauptversammlung Meran Kolpinghaus in Obermais 17.00<br />

So, 24. Jänner<br />

Bezirk<br />

Schlanders<br />

Jahreshauptversammlung<br />

St. Valentin<br />

a. d. Haide<br />

Kulturhaus 09.30<br />

Mo, 25. Jänner Bezirk Bozen Grundkurs Stabführer 1. Einheit Kaltern Probelokal 19.30<br />

Do, 28. Jänner Bezirk Meran Grundkurs Stabführer 1. Einheit Obermais Altes Rathaus 19.30<br />

Sa, 30. Jänner Bezirk Meran Kapellmeister Fortbildung mit Philip Kufner Obermais Altes Rathaus 9.00<br />

Sa, 06.Februar VSM Landeswettbewerb "Musik in kleinen Gruppen" Auer Aula Magna & Musikschule 09.00<br />

Sa, 06. Februar Bezirk Bruneck Jahreshauptversammlung St. Georgen Vereinshaus 14.00<br />

So, 7. Februar Bezirk Brixen Bezirkswintersporttag Lüsen Sportanlagen 09.00<br />

Do, 11. Februar VSM Beginn Bläsertage Auer Aula Magna & Musikschule 09.00<br />

Sa, 13. Februar Bezirk Brixen Konzert Bläserharmonie Brixen Brixen Forum 20.30<br />

Sa, 13. Februar Bezirk Sterzing Kapellmeister-Schnupperkurs Sterzing Probelokal<br />

So, 14. Februar VSM Abschlusskonzert Bläsertage Auer Aula Magna 10.30<br />

FEBRUAR<br />

So, 14. Februar Bezirk Brixen Konzert Bläserharmonie Brixen Meran Kursaal 18.00<br />

Sa, 20. Februar Bezirk Meran Fortbildung für Hornbläser mit Hans Moser Lana Musikschule 9.00<br />

Sa, 20. Februar Bezirk Meran Fortbildung für Klarinetten mit Sepp Fischnaller Lana Musikschule 9.00<br />

Sa, 20. Februar Bezirk Bozen Jahreshauptversammlung St. Ulrich Vereinshaus 15.00<br />

Sa, 20. Februar Bezirk Brixen Jahreshauptversammlung Lajen Vereinshaus 20.00<br />

Sa-So, 20.-21<br />

Februar<br />

VSM Jugendleiter-Seminar, 2. Modul Nals Lichtenburg 09.00<br />

Fr, 26. Februar SVK 25. Seminar für Weisenbläser Goldrain Schloss Goldrain 09.00<br />

Sa, 27. Februar Bezirk Bruneck 9. Bezirksskirennen Prags Piste Sonnleitn<br />

Sa-So,<br />

27.-28. Februar<br />

VSM<br />

Coaching für aktive Kapellmeister<br />

nach Herkunft<br />

der Teilnehmer<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 45


Blasmusik International<br />

„Stockerlplatz“ für<br />

die Jugendkapelle Tisens<br />

Erfolgreiche Südtiroler Vertretung beim Bundesfinale des Österreichischen<br />

Jugend-Blasorchester-Wettbewerbs<br />

Die Jugendkapelle Tisens unter der Leitung von Wolfgang Schrötter (im Bild bei ihrem Auftritt beim Landeswettbewerb in Vintl<br />

im vergangenen April) vertrat Südtirol beim heurigen Bundesfinale des Österreichischen Jugendblasorchester-Wettbewerbs im<br />

Brucknerhaus in Linz und erreichte den 3. Platz in der Stufe BJ.<br />

Am 26. Oktober, dem österreichischen<br />

Nationalfeiertag, fand im Brucknerhaus<br />

in Linz das Bundesfinale des Österreichischen<br />

Jugend-Blasorchester-Wettbewerbs<br />

statt. Die Jugendkapelle Tisens unter der<br />

Leitung von Wolfgang Schrötter hat dabei<br />

Südtirol vertreten.<br />

Der Wettbewerb wird im Zweijahresrhythmus<br />

ausgetragen, heuer bereits zum<br />

7. Mal. 21 Jugendblasorchester aus Österreich,<br />

Südtirol und Liechtenstein interpretierten<br />

im Linzer Brucknerhaus Jugendblasorchesterliteratur<br />

der verschiedenen<br />

Altersstufen, von AJ bis EJ. Der Gesamtsieger<br />

kommt aus Niederösterreich: Die<br />

Musikerinnen und Musiker des SBO Retz<br />

(Stufe EJ) erspielten unter der Leitung von<br />

Gerhard Forman 92 Punkte und erreichten<br />

damit die Höchstpunktezahl des Ta-<br />

ges. Den zweiten Platz belegte das YWOP<br />

Retz (Stufe AJ) mit dem Dirigenten Gerald<br />

Hoffmann (91,8 Punkte) vor der Jugendkapelle<br />

Bad Leonfelden (Dirigent Christian<br />

Dumphart, Stufe BJ) und dem Jugendblasorchester<br />

der Trachtenkapelle Molzbichl<br />

(Dirigent Hans Brunner, Stufe CJ) mit jeweils<br />

90,5 Punkten. Meinhard Windisch,<br />

Verbandsjugendleiter des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, bestätigte allen Jugendkapellen<br />

ein überaus hohes Niveau<br />

und freute sich mit der Jugendkapelle<br />

Tisens über ihr hervorragendes Ergebnis<br />

von 88,6 Punkten und den 3. Platz<br />

in der Stufe BJ. Beurteilt wurden die Auftritte<br />

der Jugendblasorchester von einer<br />

hochkarätigen Jury: Jugendreferent des<br />

Österreichsichen Blasmusikverbandes<br />

Helmut Schmid (Juryvorsitzender), Mar-<br />

tin Fuchsberger, Otto M. Schwarz und<br />

Marco Somadossi.<br />

Detail am Rande: Die Tisner Jugendkapelle<br />

hatte sich beim Landeswettbewerb<br />

im vergangenen April in Vintl für dieses<br />

Bundesfinale qualifiziert. Der neue RAI-<br />

Dokumentarfilm „Blasmusik – Erlebnis<br />

und Leidenschaft“ gibt einen Einblick in<br />

die Tätigkeiten des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen und dokumentiert u.a.<br />

auch die Jugendkapelle auf dem Weg zu<br />

ihrem Erfolg im Frühjahr. Der Film wurde<br />

zum Auftakt des heurigen Landesmusikfestes<br />

produziert am 13. November auf<br />

RAI Südtirol wiederholt. Der Film wurde<br />

vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

mitfinanziert. Jede unserer Musikkapellen<br />

erhält eine DVD davon.<br />

Stephan Niederegger<br />

46<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

1. EUREGIO-Fest in Hall in Tirol<br />

Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ als Vertreter Südtirols dabei<br />

Die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ hat unter der Leitung von Hannes Zingerle (3. Reihe, 1.v. links) beim 1. EUREGIO-Fest in Hall<br />

aufgespielt und dabei Landeshauptmann Arno Kompatscher als „Fan“ gewonnen.<br />

Am Samstag, 19. September <strong>2015</strong>, fand<br />

in Hall in Tirol (Nordtirol) das 1. Fest der<br />

Europaregion Tirol statt. Dieses Euregio-<br />

Fest, bei welchem sich die drei Regionen<br />

Tirol-Südtirol-Trentino präsentierten, stand<br />

unter dem Motto „Gemeinsam feiern und zusammenwachsen“.<br />

Das Ziel dieses Festes,<br />

zu welchem 5000 Personen aus allen drei<br />

Regionen kamen, wurde dementsprechend<br />

folgendermaßen definiert: „Was zusammengehört,<br />

neu verbinden“.<br />

Eröffnet wurde das Fest mit einem landesüblichen<br />

Empfang durch die drei Landeshauptleute<br />

Günther Platter, Arno Kompatscher<br />

und Ugo Rossi. Auch kulinarisch<br />

präsentierten sich die drei Regionen mit<br />

einem Menü aus regionalen Spezialitäten.<br />

Sportlich ging es hingegen beim Euregio-<br />

Cup zu: Die vier besten Amateurmannschaften<br />

aus Nord-, Ost-, Südtirol sowie<br />

dem Trentino nahmen am Kerschdorfer<br />

Euregio-Fußballcup teil. Auch das Münzmuseum<br />

mit seinem Münzerturm öffnete<br />

seine Tore, wobei die Besucher auch ihre<br />

eigene „Euregio-Münze“ prägen konnten.<br />

Im Salzlager Hall fand das Familien- und<br />

Jugendprogramm statt. Hier präsentierte<br />

sich auch die musikalische Jugend aus<br />

den drei Teilen der Euregio: das Jugendblasorchester<br />

Ischgl unter der Leitung von<br />

Markus Kurz, die „Banda rappresentativa<br />

giovanile della Federazione di Corpi Bandistici<br />

della Provincia di Trento" mit der Dirigentin<br />

Sara Manganzini und die Jugendkapelle<br />

„y.m.b. Vintl“ unter der Leitung von<br />

Hannes Zingerle.<br />

Mit jeweils zwei Kurzkonzerten überzeugten<br />

die jungen Musikantinnen und<br />

Musikanten der drei Jugendorchester die<br />

Besucher im Salzlager Hall und sorgten<br />

bei der Begrüßung und Eröffnung im Salzlager<br />

Hall mit dem gemeinsam vorgetragenen<br />

Stück „Countdown Marsch“ unter<br />

der Leitung von Stefan Köhle (Landesjugendreferent-Stellvertreter)<br />

für das musikalische<br />

Highlight. Auch die drei anwesenden<br />

Landeshauptleute von Tirol,<br />

Südtirol und Trentino bedankten sich bei<br />

den Jungmusikanten.<br />

Für die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“<br />

war es eine Ehre, die musikalische Jugend<br />

Südtirols bei diesem 1. Fest der Europaregion<br />

Tirol vertreten zu dürfen. Nach<br />

einem schmackhaften Euregio-Mittagsmenü,<br />

einem Besuch im Alpenzoo und<br />

dem Abendessen bei McDonalds ging es<br />

wieder über den Brenner zurück nach Südtirol<br />

– bepackt mit tollen Eindrücken und<br />

Erlebnissen von der Europaregion Tirol.<br />

Hannes Zingerle, Jugendleiter der MK Vintl<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 47


Zur Person<br />

Zur Person<br />

Hanspeter Rinner, Kapellmeister<br />

der Musikkapelle Mals<br />

„Ich hoffe, die Bläsermusik kann sich weiter als eigenständige<br />

Kunstform etablieren.“<br />

Zur Person<br />

Hanspeter Rinner, 1973 in Schlanders geboren, erhielt mit 13 Jahren den ersten Instrumentalunterricht (Posaune). Von 1997<br />

bis 1999 besuchte er das unter der Leitung von Prof. Hans Obkircher in Meran stattfi ndende Kapellmeisterseminar. Im Jahr<br />

2001/2002 folgte der Unterricht in der Kapellmeisterklasse von Edgar Seipenbusch am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck<br />

und von 2002 bis 2006 nahm er regelmäßig Privatunterricht bei Prof. Maurice Hamers an der Musikhochschule Augsburg.<br />

Außerdem vertiefte er seine Studien bei verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen, u.a. bei H. Robert Reynolds - USA,<br />

Alfred Reed - USA, Pierre Kuijpers - Niederlande, Miguel Etchegoncelay - Argentinien und Thomas Ludescher - Österreich.<br />

Von 1999 bis 2005 leitete er die Musikkapelle Goldrain/Morter und seit Oktober 2005 die Musikkapelle Mals als Kapellmeister.<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Sind Sie durch Ihre Familie<br />

musikalisch „vorbelastet“?<br />

Hanspeter Rinner: Mein Vater und mein<br />

Bruder spielten Akkordeon und meine<br />

Schwester Klavier.<br />

KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />

H. Rinner: Eigentlich bin ich kein Freund<br />

von Vorbildern. Wenn ich aber eines aussuchen<br />

müsste, könnte ich mich zwischen<br />

den Dirigenten Carlos Kleiber und Sergiu<br />

Celibidache nur schwer entscheiden.<br />

KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />

ihren Mitmenschen am meisten?<br />

H. Rinner: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Pünktlichkeit und Humor<br />

KF: Ihre Lieblingsgestalt/en in der Geschichte?<br />

H. Rinner: Sophie Scholl und ihr Bruder<br />

Hans, ihr selbstloser Kampf gegen das NS-<br />

Regime beeindrucken mich nachhaltig.<br />

KF: Ihre Lieblingsgestalt/en<br />

in der Dichtung?<br />

H. Rinner: Wilhelm Busch<br />

hat mich wohl am meisten<br />

geprägt.<br />

KF: Ihre Lieblingskomponisten?<br />

H. Rinner:<br />

a) in der Blasmusik: viele…. zur Zeit<br />

aber Václav Nelhýbel;<br />

b) in der klassischen (bzw. „ernsten“) Musik:<br />

Bach, Beethoven und der aus Mals<br />

stammende Johann Rufi natscha darf<br />

nicht unerwähnt bleiben;<br />

c) in Pop und Jazz: Pink Floyd.<br />

KF: Welche Methode/n des Einspielens bevorzugen<br />

Sie am Beginn einer Probe und<br />

warum gerade diese?<br />

H. Rinner: Zurzeit verwende ich oft das<br />

Choralheft „BACH and BEFORE for Band“<br />

von David Newell. Dieses Heft ermöglicht<br />

z.B. ein Unisono-Spiel, das sich sehr positiv<br />

auf Klang und Intonation auswirkt.<br />

KF: Wie gehen Sie mit dem Thema „Klangarbeit“<br />

um?<br />

H. Rinner: Der Klang des Orchesters ist mir<br />

sehr wichtig und ist ein zentrales Thema<br />

bei jeder Probe. Durch verschiedene Registerschulungen<br />

und gezielte Probenarbeit<br />

versuchen wir seit Jahren unsere<br />

Klangkultur zu verbessern.<br />

KF: Wie würden Sie als Dirigent Ihren Führungsstil<br />

bezeichnen?<br />

48<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

H. Rinner: konsequent, aber auch kameradschaftlich<br />

KF: Wie gehen Sie vor, wenn Sie beim<br />

Einstudieren eines neuen Stücks längerfristig<br />

Widerstände von Seiten der Musiker<br />

spüren?<br />

H. Rinner: Längerfristige Widerstände der<br />

Musiker habe ich bis heute noch keine<br />

erlebt. Bei der Programmsuche erinnere<br />

ich mich immer an ein Zitat von meinem<br />

Lehrer Prof. Hans Obkircher: „Ein Stück<br />

für die Musiker, eines fürs Publikum und<br />

eines für dich“.<br />

KF: Welche Rolle spielen neuere Komponisten<br />

aus „Gesamttirol“ in Ihrer dirigentischen<br />

Arbeit?<br />

H. Rinner: Eine viel zu geringe. Ich bin<br />

ständig auf der Suche nach guten Stücken<br />

von heimischen Komponisten. Leider<br />

werde ich aber viel zu selten fündig.<br />

KF: Wie sieht es andererseits mit der sogenannten<br />

Tiroler Schule (Ploner, Thaler,<br />

Tanzer) im Repertoire Ihrer Kapelle/n aus?<br />

H. Rinner: Wir haben einige wenige Stücke<br />

im Programm, die wir auch ab und an aufführen.<br />

Vielleicht müsste das eine oder<br />

andere gute Werk neu bearbeitet werden,<br />

um ein ansprechenderes Notenmaterial<br />

zu erhalten. Ich kann natürlich nur<br />

von mir sprechen, aber mich „graust“ es<br />

oft diese Werke einzustudieren, weil erstens<br />

meistens keine Partitur vorhanden<br />

ist, Noten fehlen und in den Noten zahllose<br />

Fehler abgedruckt sind.<br />

KF: Welche Komponisten aus dem Rest<br />

des deutschen Sprachraums stehen bei<br />

Ihnen hoch im Kurs?<br />

H. Rinner: Paul Huber, Oliver Waespi,<br />

Richard Wagner<br />

KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />

Blasmusikerlebnis?<br />

H. Rinner: Die Teilnahme am internationalen<br />

Blasorchesterwettbewerb „Flicorno<br />

d’Oro“ in den Jahren 2010 und 2014.<br />

KF: Ihre Lieblingsbeschäftigung, abgesehen<br />

von der Musik?<br />

H. Rinner: Zeit verbringen mit meiner Familie.<br />

KF: Welche Hoffnungen und Wünsche<br />

haben Sie für die Zukunft der Bläsermusikszene?<br />

H. Rinner: Ich hoffe, die Bläsermusik<br />

kann sich weiter als eigenständige Kunstform<br />

etablieren.<br />

KF: Können Sie einige Gedanken zu Ihrem<br />

aktuellen Konzertprogramm darlegen?<br />

H. Rinner: Die Auswahl des Konzertprogramms<br />

für das Neujahrskonzert ist für<br />

mich jedes Jahr aufs Neue eine große<br />

Herausforderung. Eigentlich ist die Suche<br />

nach „guter“ und zugleich „spielbarer“<br />

Musik das ganze Jahr hindurch auf der<br />

Tagesordnung. Bei der Auswahl der Literatur<br />

möchte ich mich nicht durch einen<br />

sogenannten „roten Faden“ oder ein übergeordnetes<br />

Motto einengen lassen, sondern<br />

versuche immer nur die Dramaturgie<br />

im Konzertablauf in den Vordergrund<br />

zu rücken. Hier kann meines Erachtens<br />

auch ein zeitgenössisches Werk neben einer<br />

klassischen Ouvertüre stehen.<br />

So stehen beim Neujahrskonzert am 9.<br />

Jänner 2016 Werke quer durch die Musikgeschichte<br />

auf dem Programm: von Alfred<br />

Reed, André Waignein und Jacques<br />

Offenbach, um nur einige zu nennen.<br />

Interview: Joachim Buch<br />

Herzlichen Glückwunsch zum 80er!<br />

VSM-Bezirk Bruneck gratuliert Ehrenmitglied Hans Lanzinger<br />

Am 3. November <strong>2015</strong> konnte unser Bezirksehrenmitglied<br />

Johann Lanzinger aus<br />

Sexten seinen 80-sten Geburtstag feiern.<br />

Dies nahmen Bezirksobmann Johann Hilber<br />

und Bezirkskassier Luis Winkler zum<br />

Anlass, dem Jubilar stellvertretend für den<br />

VSM-Bezirk Bruneck/Pustertal und allen Musikkapellen<br />

des Pustertales die herzlichsten<br />

Glückwünsche zu überbringen.<br />

24 Jahre lang war Hans Lanzinger als<br />

Bezirksfunktionär maßgebend an verschiedenen<br />

Aktivitäten des Bezirkes beteiligt, als<br />

Gebietsvorsteher und als Bezirksobmann-<br />

Stellvertreter. Musik war und ist sein Leben.<br />

Neben seiner Tätigkeit im Bezirk stand<br />

er selbst 28 Jahre lang der Musikkapelle<br />

Sexten als Obmann vor.<br />

So wünschen wir unserem Bezirksehrenmitglied<br />

noch viele Jahre im Kreise seiner<br />

Familie. Möge er weiterhin viel Freude<br />

an der Blasmusik unseres Landes haben!<br />

Johann Hilber<br />

Bezirksobmann Johann Hilber (links)<br />

und Bezirkskassier Luis Winkler<br />

(rechts) gratulieren Johann Lanzinger –<br />

im Bild Zweiter v. rechts mit<br />

Ehefrau Maria - zum 80er.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 49


Kritisch hingehört<br />

55 Klarinetten im Konzert ...<br />

... mit zwei Uraufführungen von Sergio Gianzini und Gottfried Veit<br />

Das Klarinettenorchester des Bozner Konservatoriums unter der Leitung von Gottfried Veit<br />

Bereits zum fünften Male formierte sich<br />

vor Kurzem das Klarinettenorchester des<br />

Bozner Konservatoriums.<br />

Unter der organisatorischen Leitung von<br />

Prof. Roberto Gander trafen sich heuer<br />

nicht weniger als 55 Klarinettenschüler<br />

und -lehrer des hiesigen Konservatoriums<br />

„Claudio Monteverdi“, des I.S.S.M. „Giacomo<br />

Puccini“ aus Gallarate, der „Civica<br />

Scuola di Musica“ aus Casatenovo, der<br />

Scuola di Musica di Fiemme e Fassa „Il<br />

Pentagramma“ sowie der Scuola Musicale<br />

„Il Diapason“ aus Trient zu einem gemeinsamen<br />

Workshop und drei anschließenden<br />

Konzerten. Dieses außergewöhnliche Ensemble,<br />

das sich aus rund drei Duzend B-<br />

Klarinetten, einer Es-Klarinette, mehreren<br />

Altklarinetten, Bassetthörnern, vier Bassklarinetten<br />

und zwei Kontrabassklarinetten<br />

zusammensetzt, spielte sowohl Ori-<br />

ginalwerke als auch Transkriptionen von<br />

der Klassik bis zum Jazz.<br />

Die Programmfolge begann mit einem<br />

„Ricercare“ des berühmten italienischen<br />

Barockmeisters Girolamo Frescobaldi in<br />

einem Arrangement von Jervis Under. Der<br />

programmatische Bogen spannte sich<br />

dann von diesem kontrapunktischen Werk,<br />

über Kompositionen von Gaetano Donizetti,<br />

Gioacchino Rossini, Mattia Roscio,<br />

Giuseppe Verdi und Aldo Roscio bis hin<br />

zu „Spirit of freedom“ von Michele Mangani.<br />

Als gleichermaßen routinierter wie<br />

souveräner Dirigent stand dem Klarinettenorchester<br />

Fabio Neri vor. Als solistische<br />

Sonderleistung muss der Auftritt von Sophie<br />

Pardatscher hervorgehoben werden,<br />

die mit bestechender Tongebung und ausgefeilter<br />

Spieltechnik das allseits bekannte<br />

Virtuosenstück „Introduzione, tema e variazioni“<br />

von Gioacchino Rossini – ohne<br />

Noten – hervorragend meisterte. Solide<br />

solistische Leistungen waren aber auch<br />

von Francesca Zingaro, Andrea Puffi und<br />

Sophia Gamper zu bewundern. Zum pädagogischen<br />

Konzept dieses Workshops<br />

gehören auch Uraufführungen, die einerseits<br />

„Neues“ zur Diskussion stellen und<br />

andererseits die Literaturauswahl für Klarinettenorchester<br />

bereichern. Während<br />

der Konservatoriumsdirektor Sergio Gianzini<br />

mit seinem Opus „Echi“ ein komplexes,<br />

zeitgenössisches Klanggebilde<br />

schuf, steuerte der Südtiroler Ehrenlandeskapellmeister<br />

Gottfried Veit mit „Adagio<br />

und Ekstatischer Tanz“ eine faszinierende<br />

fünfzehnstimmige Komposition mit<br />

hohen technischen Ansprüchen bei, die<br />

er bei der Uraufführung selbst dirigierte.<br />

P. R.<br />

50<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Komponisten im Porträt<br />

Blasmusik<br />

David Holsinger, der<br />

„Maler von Klängen“<br />

Zum 70. Geburtstag des amerikanischen<br />

Komponisten und Dirigenten<br />

Das „Weihnachtskind“ David Holsinger<br />

- am 26. <strong>Dezember</strong> wird er 70 Jahre alt -<br />

hat eine schwere Zeit hinter sich. Der sehr<br />

produktive amerikanische Komponist (www.<br />

davidrholinger.com), der nicht selten bis zu<br />

fünf neue Konzertwerke pro Jahr schreibt,<br />

wurde im Sommer gesundheitlich außer Gefecht<br />

gesetzt.<br />

Holsinger, der seit 1999 an der Lee University<br />

in Cleveland / Tennessee unterrichtet,<br />

erlitt im Juli nach der Rückkehr von einem<br />

Gastdirigat in New Orleans zwei Schlaganfälle,<br />

aufgrund derer seine linke Körperhälfte<br />

gelähmt war. Er erholt sich nur langsam<br />

davon. „Ich kann zumeist nur am Stock<br />

gehen. Mein linker Arm ist sehr schwach,<br />

aber langsam kommt die Energie wieder.“<br />

Daumen und Zeigefinger habe er inzwischen<br />

wieder bewegen können, aber die<br />

Arbeit am Computer ist natürlich sehr eingeschränkt.<br />

E-Mails kann er diktieren, aber<br />

die Arbeit mit dem Notensatzprogramm ist<br />

nicht möglich. „Meine kompositorischen Aktivitäten<br />

sind im Moment unterbrochen.“<br />

Bis er das Universitätsblasorchester wieder<br />

mit vollem Einsatz dirigieren kann, wird<br />

nach Angaben seines Arztes noch ein Jahr<br />

vergehen. Aber Holsinger lässt sich nicht<br />

unterkriegen. „Mit Hilfe meiner Assistenten<br />

und einiger fortgeschrittener Studenten arbeite<br />

ich mit dem Orchester. Dirigiert wird<br />

eben nur mit der rechten Hand und mit<br />

den Augenbrauen.“ Viel Energie hat er natürlich<br />

noch nicht. „Nach 30 Minuten bin<br />

ich meistens fix und fertig.“<br />

Als Kind konnte Holsinger am Klavier<br />

zunächst nicht schnell genug fertig werden,<br />

aber irgendwann hatte er Blut geleckt.<br />

„Meine Mutter musste mich im ersten Jahr<br />

förmlich ans Klavier prügeln. Danach verbrachte<br />

sie ihre Zeit damit, mich vom Klavier<br />

weg zu bekommen.“ Den Anstoß zur<br />

Komponistenlaufbahn erhielt er durch<br />

Vaclav Nelhybel, der als Gastdirigent am<br />

College „elektrisierend“ auf den 20-jährigen<br />

Holsinger wirkte.<br />

Holsingers Kompositionen liegt oft ein<br />

außermusikalisches Programm zugrunde.<br />

„Ich bin ein visueller Mensch“ sagt er. „Ich<br />

liebe die bildenden Künste und beim Lesen<br />

bevorzuge ich Belletristik. Ich habe<br />

keine Lust, Abhandlungen über posttonale<br />

Theorien zu meinem Vergnügen zu<br />

lesen. Ich muss mir den Inhalt vorstellen<br />

können.“ Als Komponist habe er sich immer<br />

als „Maler von Klängen“ angesehen.<br />

„Ich möchte, dass mein Publikum mit den<br />

Ohren sieht.“<br />

Viele von Holsingers programmatischen<br />

Werken beruhen auf biblischen, insbesondere<br />

alttestamentarischen Geschichten.<br />

Als bekennender Christ und Professor an<br />

einer Privatuniversität der Church of God<br />

Denomination ist die Bibel für ihn mehr als<br />

nur Gelegenheitslektüre. „Wenn ich einmal<br />

kein Thema für ein neues Stück habe, dann<br />

blättere ich im Alten Testament. Da gibt es<br />

hunderte von spannenden Geschichten.“<br />

So dramatisch wie diese oft sind, so<br />

komplex sind sie dann auch musikalisch<br />

ausgearbeitet. Da stellt sich natürlich auch<br />

die Frage, inwieweit Holsinger sich beim<br />

Schreiben für untere Leistungsklassen eingeschränkt<br />

fühlt. Die Antwort ist ein deutliches<br />

„Ja“. Ein Großteil der Probleme liege<br />

darin begründet, dass man Rhythmen und<br />

Tonhöhen nur eingeschränkt verwenden<br />

könne. Zumeist versuche er bei Aufträgen<br />

für leichtere Werke ähnliche Techniken zu<br />

verwenden wie Béla Bartók in seinem Zyklus<br />

„Mikrokosmos 1“. Feedback erhalte<br />

er in diesen Fällen aber selten. „Aufgrund<br />

ihres unkonventionellen Charakters werden<br />

diese Stücke nur sehr selten aufgeführt.<br />

Es ist eben einfacher, wenn junge Musiker<br />

immer wieder dieselben alten Sachen<br />

spielen.“ Besonders ans Herz gewachsen<br />

ist ihm in dieser Gruppe ein aus privatem<br />

Anlass geschriebenes Stück: „Kaylen Dreaming“;<br />

es ist seiner Enkeltochter gewidmet.<br />

In drei weiteren privaten Werken hat Holsinger<br />

versucht, seine beiden Söhne Niles<br />

und Grayson sowie seine Tochter Haven<br />

musikalisch zu charakterisieren. Als sie<br />

noch Kinder waren, haben die drei ihren<br />

Vater allerdings nie als Komponisten gesehen.<br />

„Ich war für sie einfach ihr ‚Dad‘; jemand,<br />

der Musik schreibt, im ganzen Land<br />

dirigiert und das Publikum dazu bringt, zu<br />

applaudieren und seine Freude zum Ausdruck<br />

zu bringen.“ Wenn sie von anderen<br />

Leuten nach der Arbeit des Vaters gefragt<br />

wurden, so antworteten sie: „Mein Vater<br />

schreibt Musik. Er arbeitet nicht und hat<br />

keine Anstellung.“ Heute freuen Sie sich<br />

natürlich, dass es je eine Komposition<br />

über sie gibt.<br />

Auch der Vater freut sich derzeit, und<br />

zwar über die vielen Genesungswünsche,<br />

die ihn im Laufe der vergangenen vier Monate<br />

erreicht haben. Mehr als 73.000 Karten,<br />

Briefe und Mails seien es gewesen, erzählt<br />

Holsinger und zitiert zum Abschluss<br />

seinen berühmten Landsmann Mark Twain,<br />

der nach einer Genesung einst sagte: „Die<br />

Nachrichten von meinem Ableben waren<br />

maßlos übertrieben.“<br />

Joachim Buch<br />

David Holsinger will sich trotz angeschlagener Gesundheit über seinen 70. Geburtstag hinaus seiner Musik widmen.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 51


Neues<br />

„CLOUD(iu)S…der Wolkenmann“<br />

in zwei Fassungen<br />

Musikverlag RUNDEL: Neue Blasorchester-Ausgabe mit erweiterter<br />

Instrumentierung liegt vor<br />

Mit seiner Komposition „CLOUD(iu)S…<br />

der Wolkenmann“ in der RUNDEL eXplora-<br />

Serie für Jugendblasorchester schuf Thiemo<br />

Kraas im Jahr 2011 ein bezauberndes Werk,<br />

das seitdem auch viele Erwachsenen-Blasorchester<br />

begeistert.<br />

Aus diesem Grund entschied der Musikverlag<br />

RUNDEL, eine zweite, umfangreicher<br />

instrumentierte Fassung dieses beliebten<br />

Werkes für großes Blasorchester<br />

zu veröffentlichen. Nun stellen sich für<br />

zahlreiche Dirigenten Fragen wie: „Sind<br />

die beiden Fassungen identisch? Genügt<br />

es, wenn ich zu meiner vorhandenen eXplora-Ausgabe<br />

einfach die neuen Stimmen<br />

hinzufüge?“ Die Antwort ist ein eindeutiges<br />

„Nein.“ Am rein musikalischen<br />

Gehalt von „CLOUD(iu)S“ hat sich zwischen<br />

der eXplora-Fassung und der neuen<br />

Blasorchester-Fassung zwar nichts geändert<br />

– an der Instrumentation hat Thiemo<br />

Kraas jedoch zahlreiche bedeutende Änderungen<br />

vorgenommen, um die neue Ausgabe<br />

auf die Anforderungen eines großen<br />

Blasorchesters auszurichten.<br />

Die zentrale Idee der eXplora-Serie ist<br />

eine reduzierte und teilweise flexible Besetzung,<br />

da Jugendblasorchester im Bereich<br />

der Unterstufe erfahrungsgemäß eher<br />

aus kleineren Gruppen bestehen, in denen<br />

nicht alle Instrumente vertreten sind. Für<br />

Jugendblasorchester ist diese Konzeption<br />

optimal – ein großes Blasorchester kommt<br />

durch die reduzierte Instrumentation jedoch<br />

recht schnell an klangliche Grenzen,<br />

da die Stimmen dann meist überbesetzt<br />

sind.<br />

Die neu überarbeitete „CLOUD(iu)S“-<br />

Fassung für Blasorchester enthält eine erweiterte<br />

Besetzung. Zudem gibt es neue<br />

Stimmen, die in der eXplora-Fassung gar<br />

nicht besetzt sind. Diese weitreichenden<br />

Veränderungen in der Orchestrierung führen<br />

dazu, dass die Instrumente an einigen<br />

Passagen zwangsläufig ganz neu kombiniert<br />

werden können und müssen. Eine<br />

Vermischung der beiden Ausgaben ist<br />

somit nicht möglich, da sie für zwei völlig<br />

verschiedene Bereiche des Musizierens<br />

konzipiert sind: Die eXplora-Ausgabe ist<br />

speziell darauf ausgerichtet, kleineren<br />

Besetzungen eine klangvolle Umsetzung<br />

des musikalischen Materials zu ermöglichen.<br />

Die neue erweiterte Ausgabe bietet<br />

einem großen Blasorchester nun viel<br />

mehr Möglichkeiten, die Klangfarben von<br />

„CLOUD(iu)S“ auszugestalten.<br />

Dem Musikverlag RUNDEL war es ein<br />

Anliegen, diese Unterschiede auch klanglich<br />

eindeutig zu demonstrieren – daher<br />

gibt es zu beiden Fassungen professionell<br />

eingespielte Aufnahmen. Sicherlich ist es<br />

spannend, diese miteinander zu vergleichen<br />

und die Unterschiede in der Instrumentierung<br />

bewusst zu hören. Die Jugendorchester-Fassung<br />

wurde auf der CD<br />

„eXplora 14“ eingespielt. Eine Aufnahme<br />

der großen Blasorchester-Ausgabe ist auf<br />

der neuen CD „Wendepunkte“ mit dem<br />

Musikkorps der Bundeswehr zu hören.<br />

Eines haben beide Fassungen allerdings<br />

zweifellos gemeinsam: Für beide<br />

Besetzungen ist „CLOUD(iu)S…der Wolkenmann“<br />

von Thiemo Kraas ein wunderbar<br />

fantasievolles Werk, mit dem Sie Ihr<br />

Publikum bezaubern werden.<br />

Claudia Braun<br />

Weitere Informationen:<br />

www.rundel.de<br />

www.rundel.at<br />

www.rundel.ch<br />

www.rundel.it<br />

www.rundel.nl<br />

Cover der beiden Fassungen von „CLOUD(iu)S…der Wolkenmann“ von Thiemo Kraas<br />

52<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die MK Welschnofen hinterließ in Bad<br />

Schlema (D) optisch und vor allem auch<br />

musikalisch einen äußerst guten Eindruck.<br />

•Musikpanorama<br />

MK Welschnofen mit großem Auftritt in Bad Schlema<br />

Zu Gast beim 18. Europäischen Blasmusikfestival im sächsischen Kurort<br />

Drei Tage lang stand Bad Schlema in Sachsen<br />

ganz im Zeichen des 18. Europäischen<br />

Blasmusikfestivals. Orchester und Musikkapellen<br />

aus zwölf verschiedenen Nationen<br />

trafen sich Mitte September zu diesem<br />

alljährlichen Höhepunkt für Freunde<br />

der Blasmusik. Auf Einladung des Bergmannsblasorchester<br />

Kurbad Schlema<br />

nahm die Musikkapelle Welschnofen am<br />

Festival teil. Zur Eröffnung marschierten<br />

die teilnehmenden Musiker in einem Festumzug<br />

durch den Kurort. Nach einem<br />

Gemeinschaftskonzert wechselten sich die<br />

verschiedenen Orchester in einem Nonstop-Programm<br />

auf zwei Bühnen im Festzelt<br />

mit über 4000 Sitzplätzen ab. Die Musikkapelle<br />

Welschnofen spielte viermal. Es<br />

wurde gemeinsam getanzt, geklatscht und<br />

gesungen. Zwischen den Auftritten genossen<br />

die Musikanten mit ihrem Kapellmeister<br />

Karl Stuppner und Obmann Jörg Seehauser<br />

die Konzerte ihrer Kolleginnen und<br />

Kollegen, feierten mit und knüpften viele<br />

neue Kontakte. Die Musikkapelle Welschnofen<br />

hat auf alle Fälle einen bleibenden<br />

Eindruck bei den Zuhörern hinterlassen<br />

und den Musikantinnen und Musikanten<br />

werden diese sehr lebhaften Tage sicher<br />

noch lange in Erinnerung bleiben.<br />

Jörg Seehauser (MK Welschnofen)<br />

Die „Muskitos“ begeistern ihr Publikum<br />

Zwei Konzerte der Jugendkapelle Reischach-Percha<br />

Bereits seit fünf Jahren arbeiten die Musikkapellen<br />

aus Reischach und Percha in<br />

Sachen Jugendarbeit eng zusammen. Die<br />

gemeinsame Jugendkapelle „Muskitos“<br />

unter der Leitung von Patrizia Dallaserra,<br />

Michael Oberrauch und Vigil Kronbichler<br />

bietet den Nachwuchsmusikantinnen und<br />

-musikanten die Möglichkeit, erste Erfahrungen<br />

im Zusammenspiel in der Kapelle<br />

zu sammeln. Ganz nebenbei werden dabei<br />

auch noch neue Freundschaften geknüpft.<br />

Nach mehrwöchiger Probenphase fand<br />

am Sonntag, 4. Oktober <strong>2015</strong>, im Haus<br />

am Anger in Reischach das erste von zwei<br />

Konzerten statt. Im vollbesetzten Saal begeisterten<br />

die Muskitos ihr Publikum mit<br />

bekannten Melodien: die Filmmusik zu Titanic,<br />

die rockigen Rythmen „We will rock<br />

you“ von Queen und die Musik zur Zeichentrickserie<br />

„The Pink Panther“ waren die<br />

musikalischen Höhepunkte des Abends.<br />

Am darauffolgenden Samstag, 9. Oktober,<br />

gaben die Muskitos im Rahmen des Tages<br />

der Senioren und Großeltern im Michael-<br />

Pacher-Haus in Bruneck ihr zweites und<br />

vorerst letztes Konzert.<br />

FL<br />

Im vollbesetzten Saal im Haus am Anger<br />

in Reischach ließen die „Muskitos“<br />

gleich mit mehreren berühmten<br />

Musikstücken aufhorchen.<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 53


Musikpanorama<br />

Musical „Kreuz und quer über Land und Meer“<br />

Grundschulen St. Jakob und St. Peter<br />

gemeinsam mit der Musikkapelle<br />

St. Jakob erfolgreich „unterwegs“<br />

Alle Superlative schienen nicht auszureichen,<br />

so sehr begeisterten die Kinder der<br />

Grundschulen von St.Jakob und St.Peter<br />

das Publikum, als sie gemeinsam mit der<br />

Musikkapelle St.Jakob das Musical „Kreuz<br />

und quer über Land und Meer“ zur Aufführung<br />

brachten.Es handelte sich dabei um<br />

eine musikalische Weltreise, die in der Heimat<br />

mit dem Lied „In die Berg bin i gern“<br />

begann und an viele Orte auf der ganzen<br />

Welt führte, die mit typischen Musikstücken,<br />

Liedern und Tänzen musikalisch<br />

dargestellt wurden. Die fantasievollen Kostüme<br />

und Kulissen waren von den Eltern<br />

und Lehrpersonen selbst hergestellt worden<br />

und den Rest, d.h. die Songs, die Tänze<br />

und die Moderation besorgten die jungen<br />

Darsteller und der großartige Background-<br />

Chor selbst; wobei sich alle in den verschiedensten<br />

musikalischen Stilrichtungen ganz<br />

zuhause fühlten. Der Auftritt des jungen<br />

Mozart als Pianist sorgte ebenso für Gänsehautfeeling<br />

wie die musikalische Begleitung<br />

durch die MK St. Jakob. Das Projekt<br />

stand unter der musikalischen Leitung von<br />

Helga Klammer und Andrea Lindinger sowie<br />

Kapellmeister Norbert Gasteiger. Ihnen<br />

zur Seite standen die Lehrpersonen bei-<br />

der beteiligten Schulen und die Schülereltern,<br />

die Verantwortlichen der Musikkapelle<br />

St.Jakob mit Obmann Hans Markus<br />

Gruber, wobei sich das Team um die Jugendleiter<br />

Elisabeth Gartner und Siegfried<br />

Gamper als besonders engagiert erwies.<br />

MK St. Jakob<br />

Der Auftritt<br />

des „kleinen“<br />

Mozart – auch<br />

ein Beispiel<br />

gelungener<br />

Integration<br />

Hohe Ehre für Marketenderin Waltraud Wörndle<br />

Musikkapelle Waidbruck zu Gast im<br />

bayerischen Mühldorf am Inn<br />

Am Sonntag, dem 6. September <strong>2015</strong>,<br />

war die Musikkapelle Waidbruck zu Gast<br />

hat beim großen internationalen Schützenund<br />

Trachtenumzug in der Kreisstadt Mühldorf<br />

am Inn (Bayern). Am Fest wirkten 10<br />

Kapellen, 70 Fußgruppen und zahlreiche<br />

Festwägen mit insgesamt 3.400 Teilnehmern<br />

mit. Beim Empfang der auswärtigen<br />

Gruppen vor dem Rathaus wurde unserer<br />

Marketenderin Waltraud Wörndle, stellver-<br />

tretend für die gesamte Musikkapelle Waidbruck,<br />

große Ehre zuteil. Aus der Hand<br />

der ersten Bürgermeisterin Marianne Zollner<br />

erhielt sie das offizielle Festabzeichen<br />

<strong>2015</strong>. Dieses wird vom Konterfei unserer<br />

Marketenderin verschönert und wurde an<br />

alle Mitwirkenden und Besucher des Umzuges<br />

ausgeteilt. Waltraud Wörndle ist seit<br />

Jänner 2008 als Marketenderin Mitglied<br />

der Musikkapelle Waidbruck, sie war von<br />

20<strong>12</strong> bis <strong>2015</strong> Beirat im Ausschuss und<br />

seit Jänner <strong>2015</strong> bekleidet sie das Amt<br />

der Schriftführerin. Unter der Leitung von<br />

Kapellmeister Martin Rabensteiner widmete<br />

die MK Waidbruck der Geehrten<br />

und der gesamten Festgemeinschaft den<br />

Marsch „Gruß an Waidbruck“ von Norbert<br />

Rabanser.<br />

MK Waidbruck - Lorenz Ringler<br />

Waltraud Wörndle,<br />

Marketenderin der<br />

MK Waidbruck,<br />

kam im bayerischen<br />

Mühldorf am Inn zu<br />

besonderen Ehren.<br />

Zu Ehren der hl. Cäcilia<br />

Kirchenkonzert der Musikkapelle<br />

St. Lorenzen<br />

Zum Abschluss des heurigen Musikjahres<br />

hat die Musikkapelle St. Lorenzen zum<br />

Kirchenkonzert in der Pfarrkirche des hl.<br />

Laurentius geladen. Auf dem Programm<br />

stand feierliche Blasmusik zu Ehren der<br />

hl. Cäcilia und als Dank zu Ehre Gottes.<br />

Zum Auftakt traten einzelne Solisten und<br />

verschiedene Gruppen auf - vom Klarinettensolisten<br />

über ein Holzbläser- und<br />

Schlagzeugduo bis hin zu Ensembles als<br />

Quartett, Quintett und Oktett. In kleiner<br />

Besetzung präsentierte die Musikkapelle<br />

im Anschluss Auszüge aus der bekannten<br />

Tänze-Sammlung „Danserye“ von Tielman<br />

Susato. Das von der gesamten Musikkapelle<br />

vorgetragenen „Never forgotten“ (Niemals<br />

vergessen) von Stephan Melillo und<br />

das „Adagio“ aus Gustav Mahlers 3. Sinfonie<br />

waren der krönende Abschluss dieser<br />

feierlichen musikalischen Stunde. Mit<br />

anhaltendem Applaus bedankte sich das<br />

Publikum. Die Musikkapelle unter der Leitung<br />

von Alberto Promberger setzte mit „To<br />

my country“ von Johan de Meij noch eine<br />

Klangnuance drauf, als zum großen Finale<br />

die Orgel (Alois Gasser) mit einsetzte. Der<br />

Reinerlös des Konzertes kommt der örtlichen<br />

Pfarrcaritas zu Gute, mit dem bedürftige<br />

Familien aus dem Ort unterstützt<br />

werden sollen.<br />

(sn)<br />

Die Musikkapelle St.<br />

Lorenzen unter der<br />

Leitung von Alberto<br />

Promberger bei ihrem<br />

Kirchenkonzert zu<br />

Ehren der hl. Cäcilia<br />

und als Dank zur<br />

Ehre Gottes.<br />

54<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Albert Paris seit 60 Jahren aktives Mitglied<br />

MK St. Pankraz : Ehrung mit dem<br />

großen Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />

Ganze 60 Jahre ist Albert Paris nun schon<br />

aktives Mitglied in der Musikkapelle St.<br />

Pankraz –Ulten. Für diese jahrzehntelange<br />

Treue wurde er mit dem großen Ehrenzeichen<br />

in Gold am Bande ausgezeichnet.<br />

In all den Jahren hat er die Musikkapelle<br />

St. Pankraz nicht nur als Stabführer angeführt,<br />

sondern auch den Werdegang des<br />

Vereins als Ausschussmitglied mitgeprägt<br />

und sich 20 Jahre lang als Obmann in den<br />

Dienst der Kapelle gestellt. Unter seiner<br />

Führung bekam die Musikkapelle ihr erstes<br />

Probelokal; 1973 hat Albert Paris so-<br />

zusagen den Grundstein für die Räumlichkeiten<br />

in der heutigen Form gelegt.<br />

Zeitgemäß und vorausschauend war auch<br />

sein Einsatz für die Jugend; auf seine Initiative<br />

gehen beispielsweise die Jungbläserwochen<br />

auf St. Helena, die seit 1977<br />

jährlich stattfinden, zurück. Albert Paris<br />

hat aber auch über die Grenzen hinaus<br />

gedacht und in seiner Zeit als Obmann<br />

die Partnerschaft zum Musikverein Ohmden<br />

ausgebaut und intensiviert. Zudem<br />

hat er sich über viele Jahre auf Bezirksebene<br />

für das Blasmusikwesen eingesetzt.<br />

Für all seine Verdienste sagen dem<br />

hochgeschätzten Musikkameraden Albert<br />

Paris die Mitglieder der Musikkapelle St.<br />

Pankraz auf diesem Wege ein aufrichtiges<br />

„Vergelt’s Gott“.<br />

MK St. Pankraz<br />

VSM-Bezirksobmann Albert Klotzner,<br />

Obmann Valentin Staffler und die<br />

Kapellmeisterin Magdalena (v.l.) Paris<br />

gratulieren dem Jubilar Albert Paris zu<br />

seiner Ehrung.<br />

Musikalisch im „Frieden“ vereint<br />

Musikkapellen St. Jakob und Steinhaus<br />

im Gedenken an das Kriegsende 1945<br />

Mit dem Ende des II. Weltkrieges begann<br />

für die meisten Länder Europas eine nunmehr<br />

70 Jahre währende Zeit des Friedens.<br />

Dessen eingedenk wagten sich die beiden<br />

Musikkapellen von St. Jakob und Steinhaus<br />

im Ahrntal an ein besonderes musikalisches<br />

Projekt und boten dem interessierten<br />

Publikum ein Konzert, durch das sich<br />

das Thema „Frieden“ wie ein roter Faden<br />

zog. Wunderschöne Choräle, ein Solostück<br />

für Querflöte und eine Komposition für Orchester<br />

und Orgel – mit dem Solisten Martin<br />

Ranalter - standen unter anderem auf<br />

dem Programm, wobei Werner Mölgg die<br />

Musikstücke mit besinnlichen Worten ver-<br />

band. Beide Kapellen konnten unter ihrem<br />

jeweiligen Kapellmeister ihre eigene Handschrift<br />

und Kreativität zeigen. Den Höhepunkt<br />

des Konzertes bildete der Gastauftritt<br />

des weltweit erfolgreichen Münchner<br />

Tubisten Andreas Martin Hofmeir, der zur<br />

Begleitung beider Kapellen den berühmten<br />

Kinohit „Gabriels Oboe“ von Ennio Morricone<br />

aus dem Film „Mission“ musizierte.<br />

Ein weiterer Glanzpunkt wurde mit der Uraufführung<br />

des von Robert Neumair komponierten<br />

und von Hubert Leimegger getexteten<br />

Liedes „Frieden“ gesetzt. Gesungen<br />

wurde das Lied von Lorena Brugger; die<br />

Harfinistin Marlies Schwingshackl und Tubist<br />

Andreas Hofmeir begleiteten sie auf ihren<br />

Instrumenten. Sowohl in der Pfarrkirche<br />

„Maria Hilf“ in Steinhaus als auch in der<br />

Pfarrkirche Bruneck sorgte die Aufführung<br />

für Begeisterung beim Publikum und bei<br />

den Ausführenden für die Erkenntnis, dass<br />

man gemeinsam Großes bewirken kann.<br />

MK Steinhaus – MK St. Jakob<br />

Sein stets „barfüßiges<br />

Auftreten“<br />

ist das<br />

Markenzeichen<br />

des weltweit bekannten<br />

Tubisten<br />

Andreas<br />

Martin Hofmeir,<br />

der sich auch<br />

als Kabarettist<br />

einen Namen<br />

gemacht hat.<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />

Freitag, 15. Jänner 2016. Bitte Termin genau beachten!<br />

Nr. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 55


Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

Eigentümer und Herausgeber:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />

Nr. 27/1948<br />

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />

verantwortlich:<br />

Dr. Alfons Gruber<br />

Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />

VSM: Stephan Niederegger,<br />

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

SCV: Paul Bertagnolli,<br />

E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />

HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />

E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />

werden nicht zurückerstattet.<br />

Redaktion und Verwaltung:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />

Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />

E-Mail: info@vsm.bz.it<br />

Einzahlungen sind zu richten an:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />

Waltherhaus<br />

Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />

SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />

Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />

August, Oktober und <strong>Dezember</strong>.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.<br />

56<br />

<strong>KulturFenster</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!