August 2017 - coolibri Dortmund
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KUNST<br />
Foto: Sammlungen Lutz Hieber und Gisela Theising © Victor Moscoso <strong>2017</strong><br />
Foto: Sammlungen Lutz Hieber und Gisela Theising © Rhino Entertainment <strong>2017</strong><br />
Der gute Trip<br />
Das Museum Folkwang in Essen zeigt<br />
rund 250 Plakate zum Summer of Love.<br />
Es ist die bisher größte Plakatausstellung<br />
zu diesem Thema in Europa.<br />
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Things are looser in the West, die Dinge sind im<br />
Westen lockerer: Das konnten all jene feststellen,<br />
die sich in den 1960er Jahren von der amerikanischen<br />
Ostküste nach Kalifornien aufmachten<br />
und dort auf eine florierende Gegenkultur<br />
trafen. Denn neben neuen Kunst- und Aktionsformen<br />
wie das Happening war es vor allem<br />
ein Schauplatz für alternative Lebensformen.<br />
Durch kommunales Zusammensein, das<br />
Lob der Selbstverwirklichung und sexuelle Anarchie<br />
sollte ein Gegenpol zu den Idealen der weißen<br />
Wohlstandgesellschaft und ihrer Ästhetik<br />
gebildet werden, die durch den Vietnamkrieg<br />
und durch die Forderungen der afroamerikanischen<br />
Bürgerrechtsbewegung immer mehr infrage<br />
gestellt wurden. Die Engstirnigkeit wurde<br />
mit der LSD-Erfahrung ebenso ausgehöhlt wie<br />
mit den geschwungenen Linien und grellen Farben<br />
der wabernden Bilder dieser Zeit.<br />
Mit 246 psychedelischen Plakaten gibt das Museum<br />
Folkwang noch bis zum 9. September einen<br />
umfassenden Einblick in diese bedeutende<br />
Popkulturphase, der zuletzt mit dem 50. Jubiläum<br />
des Beatles-Albums „Sgt. Pepper’s Lonely<br />
Hearts Club Band“ gehuldigt wurde. Es ist die<br />
bisher größte Plakatausstellung zum „Summer<br />
of Love“ in dieser Form in Europa. Zu sehen sind<br />
unter anderem Plakate des spanisch-amerikanischen<br />
Künstlers Victor Moscoso. Seine Arbeiten<br />
sind charakterisiert durch eine schlecht lesbare<br />
Typografie und die Verwendung von vielen<br />
gesättigten Farben, wodurch ein vibrierender<br />
Effekt erzeugt wird. In Essen sind unter anderem<br />
„The Chamber Brothers ‚Glasses‘“ oder das<br />
Plakat für „Quicksilver Messenger Service, Steve<br />
Miller Blues Band“ zu sehen. Die Ausstellung<br />
wird ergänzt durch diverse Theaterzettel, Konzerttickets,<br />
Schallplattencover und Soundeffekte.<br />
Zudem ist die Installation einer originalen<br />
Joshua Light Show von 1967 zu erleben.<br />
Ein anderes, vielleicht sogar ein besseres Leben<br />
schien möglich. Der Mythos der Alternative<br />
strahlt bis heute und macht die Plakate und Relikte<br />
von 1967 so faszinierend. Der schlechte<br />
Trip war noch zwei Jahre entfernt. Ebenso wie<br />
das Konzert am Altamont Speedway in Kalifornien<br />
im Dezember 1969, wo der 18-jährige Meredith<br />
Hunter während des Auftritts der Rolling<br />
Stones durch ein Mitglied der Hells Angels erstochen<br />
und die Unbeschwertheit der 60er für beendet<br />
erklärt wurde. Stefanie Roenneke<br />
San Francisco 1967 – Plakate im Summer of<br />
Love: Museum Folkwang, Essen, bis 3.9.;<br />
museum-folkwang.de