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August 2017 - coolibri Dortmund

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KINOSZENE<br />

Regisseur und Autor Edgar Wrights<br />

neuster Streich „Baby Driver“ brettert<br />

mit fetzigem Soundtrack, brandheißem<br />

Hollywoodschnuckel und bullshitloser<br />

Action in die Kinos und schickt sich gar<br />

mühelos an, der coolste Streifen des<br />

Sommers zu werden.<br />

Baby Driver<br />

Start: 27.7.<br />

Foto: © <strong>2017</strong> Sony Pictures Releasing GmbH<br />

Stil und Substanz<br />

In „Baby Driver“ geht es um Baby. Baby ist ein<br />

Fahrer. Natürlich nicht für irgendwen, sondern<br />

für schmierige Ganoven und böse Buben. Das<br />

tut er, weil er Schulden bei seinem Boss Doc abstottern<br />

muss. Dann verliebt sich Baby, ein<br />

Coup geht schief, Kugeln fliegen und Autoreifen<br />

quietschen. Zugegeben ein schmaler Plot, tatsächlich<br />

aber auch ein eher irrelevanter, denn<br />

„Baby Driver“ will gar kein tiefkomplexes Gangsterportrait<br />

oder eine erschütternde Milieustudie<br />

sein, sondern eine meisterliche Kür in Stil und<br />

Choreographie. Denn jede Szene in diesem perfekt<br />

austarierten Tanz von einem Film folgt dem<br />

Beat und Rhythmus des akribisch ausgewählten<br />

Soundtracks. Der flattert nicht von ungefähr<br />

ins Geschehen, sondern fügt sich dank Babys<br />

ständig eingestöpselter Kopfhörer organisch<br />

ein. Die trägt er übrigens, um seinen Tinnitus in<br />

schöneren Klängen zu ertränken. So wird „Baby<br />

Driver“ zu viel mehr als einem Actionstreifen mit<br />

fantastisch inszenierten Autoverfolungsjagden<br />

und Highwaystunts. Viel mehr ist dieser Film ein<br />

Pseudo-Musical, quasi „La La Land“ auf höchster<br />

Oktanzahl oder „Fast & Furious“ als galante<br />

Tanzperformance. Ein unwiderstehlich charmanter<br />

Oldschool-Touch und ein herrlicher Hang<br />

zur Überzeichnung machen den einzigartigen<br />

Stil rund.<br />

Gekonnte Coolness<br />

Edgar Wright, der Mann hinter modernen Kultklassikern<br />

wie „Shaun of the Dead“, „Attack the<br />

Block“ oder „Scott Pilgrim gegen den Rest der<br />

Welt“ beschert der Welt der Filmliebhaber und<br />

Kinoenthusiasten mit „Baby Driver“ eine Meisterleistung<br />

seines Handwerkes. Schnitt, Ton<br />

und Regie harmonisieren makellos, Wright<br />

nutzt Farbe, Musik und Licht treffsicher um Bilder<br />

von gekonnter Coolness zu kreieren und<br />

schafft es trotzt erwähnter Dünnheit in der<br />

Handlungsabteilung eine mitreißende Geschichte<br />

zu erzählen. Das gelingt dank der Charaktere,<br />

einige so sympathisch wie ein Kuschelbär,<br />

andere ruchlos bis auf den Kern verrottet,<br />

aber alle dynamisch und von einer Schauspielerriege<br />

inszeniert, die hier offensichtlich eine<br />

Menge Spaß am neuen Wright-Projekt hatte. Und<br />

dass Hollywoods neuster Darling Ansel Elgort<br />

der Hauptfigur Baby sein Bubi-Gesicht leiht,<br />

schadet da sicherlich auch nicht.<br />

Unterm Strich ist „Baby Driver“ ein spaßiger Exzess<br />

in Sachen Style, ein prächtig anzuschauendes<br />

Stück Film, dem es hier und da sicherlich an<br />

Substanz fehlt, dafür aber nie an Raffinesse.<br />

UK <strong>2017</strong>, R: Edgar Wright<br />

D: Ansel Elgort, Lily James,<br />

Kevin Spacey, Jamie Foxx,<br />

Jon Hamm<br />

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Lukas Vering<br />

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