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Taxi Times DACH - Juli 2017

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GEWERBEPOLITIK<br />

DIGITALISIERUNG IST<br />

ENTWICKLUNG<br />

BZP-Präsident Müller spricht sich<br />

dafür aus, dass Digitalisierung<br />

nach fairen Regeln im Interesse<br />

von Mensch und Umwelt stattfinden<br />

müsse. Unter dem Slogan<br />

„Digitalisierung ist Entwicklung“<br />

fasste er das <strong>Taxi</strong>gewerbe in acht<br />

Punkten zusammen:<br />

1. Im Mittelpunkt steht der Kunde<br />

(bekommt maßgeschneidertes<br />

<strong>Taxi</strong>, kann Fahrer bewerten).<br />

Gesprächsrunde 1: „Der Kunde steht im Mittelpunkt.“ Moderator Gerald Meyer, Thomas Sell,<br />

Hermann Waldner und <strong>Taxi</strong>unternehmerin Sabine Ernst<br />

2. <strong>Taxi</strong> überwindet Barrieren<br />

(persönlicher [Telefon-]Kontakt<br />

weiter möglich, Spracheingabe<br />

für Sehbehinderte, <strong>Taxi</strong> für alle).<br />

Digitalisierung müsse genutzt werden, um<br />

„das öffentliche Verkehrssystem zu verbessern,<br />

Verkehrsträger zu vernetzen und das<br />

Bezahlen einfacher zu machen“.<br />

SPD-ÄRGER ÜBER UBER<br />

Frau Lühmann „ärgert sich darüber, dass<br />

Uber so tue, als hätten sie die Digitalisierung<br />

erfunden“. Tatsächlich würden unter<br />

diesem Deckmäntelchen „Beschäftigte ausgenutzt“.<br />

Digitalisierung müsse aber für<br />

alle Mehrwert schaffen, der Ehrliche dürfe<br />

nicht der Dumme sein. Eine einfache <strong>Taxi</strong>-<br />

App ist ihr zu wenig, notwendig sei eine<br />

„Mobilitäts- App“. Einer solchen Plattform,<br />

die im Interesse der Kunden Verkehrsträger<br />

vernetzt, stehen Frau Leidig zufolge allerdings<br />

die „Eigeninteressen“ der neuen<br />

Kon kurrenten im Weg. Sie betont die Verantwortung<br />

der öffentlichen Verkehrs träger,<br />

das richtige Netzwerk mit den rich tigen<br />

Partnern zu schaffen. Lühmann nennt auch<br />

die Antreiber hinter der geplanten Reform:<br />

„Interesse an der Liberalisierung hat die<br />

Autoindustrie.“ Die Hauptbedrohung des<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes sei das autonome Fahren, die<br />

Personenbeförderung ein lukrativer Markt,<br />

der mit autonom fahrenden Fahrzeu gen<br />

selbst organisiert werden soll.<br />

Das PBefG ist nach den Aussagen der<br />

anwesenden Linken-, SPD- und Grünen-<br />

Politiker ein unverzichtbares Regelwerk,<br />

ohne das es die notwendige Dienstleistung<br />

<strong>Taxi</strong> nicht länger geben würde. „Tarifpflicht,<br />

Betriebspflicht, Beförderungspflicht – alle<br />

wollen daran festhalten“ (Leidig).<br />

Einzig Michael Donth von der CDU/CSU<br />

bezog, allen Sympathiebekundungen fürs<br />

<strong>Taxi</strong> zum Trotz, nicht eindeutig Stellung<br />

gegen die geplanten Reformen. Da war sie<br />

dann wieder, die Politikerrhetorik, bei der<br />

nichts eindeutig ist und die immer ein Hintertürchen<br />

offen lässt.<br />

Die Digitalisierung sei Fakt, daher<br />

müsse das PBefG „angepackt“ werden, um<br />

es „an die technischen Möglichkeiten anzupassen“.<br />

Man müsse besser zwischen urbanem<br />

und ländlichem Raum unterscheiden.<br />

Obwohl das PBefG ein Bundesgesetz sei,<br />

würde es in den Kreisen ausgeführt. Auf<br />

dem Land kann er sich durchaus „private<br />

Lösungen“ vorstellen. Es sei absurd, ein<br />

<strong>Taxi</strong> am Bahnhof bereitzuhalten, wo nur<br />

zwei bis drei Mal die Woche ein Kunde<br />

erscheint, und dies dann noch mit öffentlichen<br />

Mitteln zu unterstützen. Da wurden<br />

alle Gewerbevertreter hellhörig. Allerdings<br />

sprach sich Donth ganz klar für die Tarifpflicht<br />

aus und widersprach wenigstens in<br />

diesem Punkt den Vorstellungen der Monopolkommission.<br />

TAXI IST KOMPLEX<br />

Die Komplexität der <strong>Taxi</strong>branche wurde<br />

auch bei dieser Veranstaltung deutlich. Ab<br />

und zu verrieten falsch verwendete Begrifflichkeiten,<br />

dass den Politikern nicht alle<br />

fachspezifischen Unterscheidungen geläufig<br />

sind. Der BZP-Vize präsident Hermann<br />

Waldner machte allen noch einmal deutlich,<br />

dass Verkehrspolitiker ein sehr weites Feld<br />

zu beackern haben und unmöglich immer<br />

die gesamte und überaus komplizierte<br />

Sachlage des Ord nungsrahmens und der<br />

Aufgaben des <strong>Taxi</strong> gewerbes in der Weise<br />

durchdringen können, wie es die Experten<br />

aus dem Gewerbe tun. Vielmehr sei es die<br />

Aufgabe der Interessenvertreter, die Politiker<br />

in den Details zu informieren und<br />

Lösungsvor schläge zu unterbreiten. In<br />

diesem Sinne war es eine außergewöhnlich<br />

erfolgreiche Veranstaltung. <br />

sb<br />

3. <strong>Taxi</strong> ist innovativ (schneller beim<br />

Kunden, weniger Leerfahrten,<br />

<strong>Taxi</strong>- Sharing).<br />

4. <strong>Taxi</strong> ist europaweit verfügbar<br />

(taxi.eu-App in 13 Ländern mit<br />

60 000 <strong>Taxi</strong>s, auf dem Weg zu<br />

einem einheitlichen Bestell system<br />

für ganz Europa).<br />

5. <strong>Taxi</strong> ist Datenschutz (kein Datensammeln<br />

und –verkaufen).<br />

6. <strong>Taxi</strong> steht für sichere und abgesicherte<br />

Arbeitsplätze in mittelständischen<br />

Unternehmen (nicht<br />

für Rendite erwartungen von<br />

Investoren).<br />

7. <strong>Taxi</strong> ist ökologisch (Fahrten bündeln,<br />

Leerkilometer vermeiden,<br />

Elektro-<strong>Taxi</strong>s etablieren).<br />

8. <strong>Taxi</strong> hält ländlichen Raum mobil<br />

(Anruf-Sammel-<strong>Taxi</strong>s ergänzen<br />

regionalen ÖPNV).<br />

Michael<br />

Müller<br />

TAXI JULI / <strong>2017</strong><br />

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