22 - Flußmeister
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Bund der <strong>Flußmeister</strong> Bayerns Bund der <strong>Flußmeister</strong> Bayerns<br />
� Es ist erforderlich das Thermalwasser-Strömungsmodell<br />
auf der Basis<br />
neu gewonnener Kenntnisse und<br />
des aktualisierten Hydrogeologischen<br />
Modells in regelmäßigen Abständen<br />
fortzuschreiben.<br />
2. Geothermische Thermalwassernutzung<br />
in Simbach-Braunau<br />
Für das Geothermieprojekt Simbach-<br />
Braunau wurden 2 Tiefbohrungen<br />
(Simbach-Braunau Thermal 1 und 2)<br />
im Industriegebiet von Simbach am<br />
Inn niedergebracht. Ziel der Bohrungen<br />
ist die Erschließung des Thermalwasserhorizontes<br />
im karbonatischen<br />
Malmkarst unter Simbach und Braunau<br />
für die Fernwärmeversorgung beider<br />
Städte in Form einer geothermischen<br />
Dublette.<br />
Es ist das erste Projekt innerhalb der<br />
Europäischen Union, welches ungeachtet<br />
von Staatsgrenzen sowohl die<br />
Förderung und Verpressung untertage<br />
als auch die Nutzung obertage in zwei<br />
Staaten vorsieht. Als Auftraggeber trat<br />
die Geothermie Fördergesellschaft<br />
Simbach Braunau mbH auf unter deren<br />
Dach sich der Landkreis Rottal-<br />
Inn, die Stadtgemeinde Braunau am<br />
Inn, die Stadt Simbach am Inn, die<br />
OBAK AG, die Geofernwärme Süd-<br />
die <strong>Flußmeister</strong> 2000/2001<br />
bayern GmbH, die Oberösterreichische<br />
Ferngas AG sowie die Energie<br />
AG, Oberösterreich zusammengefunden<br />
haben.<br />
Bei einer geothermischen Dublette<br />
dient eine Bohrung der Förderung des<br />
Heißwassers (Produktionsbohrung),<br />
die zweite Bohrung wird zur Rückführung<br />
des thermisch abgearbeiteten<br />
Wasser in den Untergrund verwendet<br />
(Reinjektionsbohrung). Die Reinjektion<br />
durch Verpressung des Wassers<br />
dient der Druckerhaltung im Tiefengrundwasser-System<br />
und schließt jegliche<br />
Emission an der Erdoberfläche<br />
aus. Der geologische Schnitt ist in der<br />
nachfolgenden Abb. 3 dargestellt.<br />
liche Emission an der Erdoberfläche<br />
aus. Der geologische Schnitt ist in der<br />
nachfolgenden Abb. 3 dargestellt.<br />
Voraussetzung für eine funktionierende<br />
Dublette ist die Erschließung desselben<br />
Tiefengrundwasserleiters und<br />
die Einhaltung eines genügend großem<br />
Abstandes zwischen Förderung<br />
und Rückgabe, damit Abkühlungen<br />
des Förderwassers in der auf mindestens<br />
30 Jahre veranschlagten Betriebsdauer<br />
der Dublette unterbleiben.<br />
Beim Geothermieprojekt Simbach-<br />
Braunau wird der hydraulisch und ther-<br />
Abb:3 Geologischer Schnitt / Geothermische Dublette Simbach-Braunau<br />
misch notwendige Abstand von 2 km<br />
nicht an der Erdoberfläche erreicht, da<br />
beide Bohrungen aus logistischen und<br />
wirtschaftlichen Überlegungen in einer<br />
Entfernung von nur 15,5 m voneinander<br />
niedergebracht wurden.<br />
Durch Anwendung der modernen, aus<br />
der Erdöl-Industrie stammenden Technologie<br />
der Ablenkungsbohrung wird<br />
die notwendige Distanz im Untergrund<br />
erreicht.<br />
Die am 2. Juli 1999 in Angriff genommene<br />
Vertikalbohrung Simbach-<br />
Braunau Thermal 1 erreichte ihre Endteufe<br />
von 1.848 m bereits nach 20 Tagen.<br />
Die Oberfläche des Heißwasserhorizontes<br />
in den Karbonatgesteinen<br />
des Malm wurden in einer Tiefe von<br />
1.737,5 m unter Gelände erreicht. Zuvor<br />
mußten relativ weiche, überwiegend<br />
tonige Gesteine des Tertiärs und<br />
die stärker verfestigten Tonmergel der<br />
Oberkreide durchbohrt werden. Letztere<br />
sind als Abdichtung des Thermalwasserhorizontes<br />
von Bedeutung.<br />
Hydraulische Tests und Langzeitversuche<br />
an der Bohrung Simbach-<br />
Braunau Thermal 1 zeigten, daß die<br />
Karbonatgesteine des Malm im Einzugsbereich<br />
der Bohrung außerordentlich<br />
hohe Ergiebigkeiten aufweisen.<br />
So konnte im freien Überlauf, d.h. ohne<br />
Zuhilfenahme einer Pumpe, 81 l/s<br />
(292 m³ pro Stunde) gefördert werden.<br />
Die Wässer im Malmaquifer sind verhältnismäßig<br />
gering mineralisiert<br />
(1-1,5 g/l) und eignen sich gut für die<br />
geothermale Nutzung über Wärmetauscher.<br />
Die Arbeiten an der Ablenkbohrung<br />
Simbach-Braunau Thermal 2 begannen<br />
am 2. August 1999. Ab 630 m wurde<br />
Richtung Braunau abgelenkt und<br />
bei einer Bohrlänge von 1.334 m in einer<br />
Tiefe von 1.101 m die durch den<br />
Inn markierte Staatsgrenze gequert.<br />
Durch Einsatz eines steuerbaren Untertagemotors<br />
wurde auf eine maximale<br />
Neigung des Bohrloches von 69,5°<br />
gegenüber der Vertikalen aufgebaut.<br />
Diese Neigung (durchschnittlich ca.<br />
66°) wurde bis ca. 2.700 Bohrmeter gehalten.<br />
Zur exakten Erreichung des<br />
geologischen Ziels wurde ab dieser<br />
Tiefe wieder Neigung abgebaut (versteilt).<br />
Die Oberfläche des Malm wurde<br />
bei einer Bohrtiefe von 3.148m angetroffen.<br />
Dies entspricht einer Vertikaltiefe<br />
von 1.898,5 m. Der Punkt hat<br />
eine horizontale Entfernung von 2.068<br />
m vom Ansatzpunkt der Bohrung. Im<br />
Zielhorizont Malm wurde mit einem<br />
Bohrdurchmesser von<br />
159 mm bis zu einer Bohrteufe von<br />
3.203m gebohrt.<br />
die <strong>Flußmeister</strong> 2000/2001<br />
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