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IMMOBILIENMARKT-online

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Barrierefrei Bauen<br />

Barrierefreies Bauen bedeutet<br />

komfortable Mobilität für alle<br />

Interview mit Christopher Piehl, Dipl.-Ing. Architekt der<br />

städtischen Beratungsstelle für barrierefreies Bauen in Kiel<br />

Im allgemeinen Bewusstsein wurde das Thema „Barrierefreiheit“ früher meist ausschließlich mit<br />

einer körperlichen Bewegungseinschränkung sowie mobiler Behinderung in Verbindung gebracht.<br />

Im Zuge des demographischen Wandels rückt das Thema zunehmend auch in den Fokus des alltäglichen<br />

öffentlichen Interesses. Das statistische Bundesamt prognostiziert bis zum Jahre 2050<br />

ein Bevölkerungswachstum der 80-Jährigen und Älteren auf 10 Mio. Aber nicht nur Menschen mit<br />

Behinderung und ältere Personen profitieren von einem barrierefreien Umfeld, es bedeutet auch<br />

für alle anderen eine erhebliche Erleichterung im Alltag.<br />

©Magdevski<br />

<strong>IMMOBILIENMARKT</strong>: Herr Piehl,<br />

wie wird der Begriff „barrierefrei“<br />

genau definiert?<br />

Christopher Piehl: In der Landesbauordnung<br />

Schleswig-Holstein<br />

(LBO) wird definiert, was „barrierefrei“<br />

(im baulichen Kontext) bedeutet:<br />

„Barrierefrei sind bauliche<br />

Anlagen, soweit sie für Menschen<br />

mit Behinderung in der allgemein<br />

üblichen Weise, ohne besondere<br />

Erschwernis und grundsätzlich<br />

ohne fremde Hilfe zugänglich und<br />

nutzbar sind.“<br />

Hinzu regelt die DIN Norm 18040<br />

für Barrierefreies Bauen in Teil 1<br />

(öffentlich zugängliche Gebäude)<br />

und Teil 2 (Wohnungen), welche<br />

baulichen Anforderungen mit der<br />

Aussage „barrierefrei“ zu erfüllen<br />

sind. Es wird somit ein rechtlich<br />

gefasster Begriff geformt, der<br />

durch die Anforderungen der<br />

Norm in Verbindung mit der Landesbauordnung<br />

Schleswig-Holstein<br />

eine verbindliche Grundlage<br />

aufweist.<br />

<strong>IMMOBILIENMARKT</strong>: Wie viel<br />

Prozent der Bevölkerung in<br />

Schleswig-Holstein sind auf<br />

Barrierefreiheit angewiesen?<br />

Christopher Piehl: In Schleswig-<br />

Holstein wurde bei ca. 550.000<br />

Menschen ( ~ 20 % der Bevölkerung)<br />

formell eine Behinderung<br />

festgestellt, ca. 340.000 Personen<br />

davon leben mit einer Schwerbehinderung.<br />

Das sind ca. 12 % der<br />

Gesamtbevölkerung Schleswig-<br />

Holsteins. Für diesen Personenkreis<br />

ist die barrierefreie Umwelt<br />

zwingend erforderlich, für alle<br />

weiteren Personen (ca. 40 %) wie<br />

ältere Menschen, Personen mit<br />

vorübergehenden Unfallfolgen<br />

sowie Menschen mit Kinderwagen<br />

oder Gepäck ist Barrierefreiheit<br />

erforderlich und für 100 % der Bevölkerung<br />

ist sie komfortabel.<br />

<strong>IMMOBILIENMARKT</strong>: Was<br />

sollte an einem Bau (Öffentliche<br />

Gebäude, Privat-Immobilie)<br />

vor allem barrierefrei geplant<br />

werden?<br />

Christopher Piehl: Gemäß § 52<br />

LBO gibt es konkrete Vorgaben,<br />

welche Bereiche sowohl bei Wohnbauten<br />

als auch bei öffentlich zugänglichen<br />

Gebäuden barrierefrei<br />

herzustellen sind.<br />

So sind z. B. bei Wohngebäuden,<br />

die mehr als zwei Wohnungen<br />

aufweisen, immer auch bestimmte<br />

Anteile an barrierefreien Wohnungen<br />

gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Öffentlich zugängliche Gebäude<br />

sind alle Bereiche eines Gebäudes,<br />

zu denen der Bürger Zutritt haben<br />

soll, für jegliche Form von Dienstleistung.<br />

Die Bereiche, in denen<br />

sich Kunden oder Besucher aufhalten<br />

sollen und können, müssen<br />

barrierefrei hergestellt werden.<br />

Bei der Planung von Privat-Immobilien,<br />

die nicht unter die o. g. Kriterien<br />

fallen, macht es immer Sinn,<br />

gewisse Aspekte hinsichtlich der<br />

barrierefreien Nutzung im Vorwege<br />

zu überdenken. So sollte nach Möglichkeit<br />

die bar rierefreie Nutzung<br />

des Bades (z. B. schwellenlose Dusche)<br />

zumindest schon derart in die<br />

Planung integriert werden, dass sie<br />

bei Bedarf ohne größere Umbaumaßnahmen<br />

nachgerüstet werden<br />

kann. Auch die hilfreichen Bewegungsflächen<br />

in Bad, Küche und<br />

Fluren mit den nutzbaren Breiten<br />

der Türen können schon lange vor<br />

der eintretenden Notwendigkeit<br />

vorausgedacht werden. Die barrierefreie<br />

Erreich- und Nutzbarkeit der<br />

Privat-Immobilie sollte möglichst<br />

stufenlos vorgesehen werden.<br />

<strong>IMMOBILIENMARKT</strong>: Wo treten<br />

beim Bau die meisten Probleme<br />

auf und worauf sollte insbesondere<br />

geachtet werden?<br />

Christopher Piehl: Sind Anforderungen<br />

zur Herstellung von Barrierefreiheit<br />

bereits in der Planungsphase<br />

berücksichtigt worden,<br />

stellen sich keine grundsätzlichen<br />

Probleme ein. Schwierig wird die<br />

Herstellung von Barrierefreiheit<br />

meist nur im Nachhinein, wenn<br />

zur Erfüllung von erforderlichen<br />

Kriterien weitreichende Umbaumaßnahmen<br />

nötig werden. Grundsätzlich<br />

muss bei der Herstellung<br />

von Barrierefreiheit immer darauf<br />

geachtet werden, dass die vorgegebenen<br />

Kriterien der Norm, die<br />

bei der Planung berücksichtigt<br />

wurden, auch bei der Umsetzung<br />

auf der Baustelle beachtet werden.<br />

Gerade wenn zur Herstellung<br />

von Barrierefreiheit Förderungen<br />

• Farb- und Wandgestaltung • Lackierung<br />

• Renovierung/Sanierung • Bodenbeschichtung<br />

• dekorative Innengestaltung<br />

• Fassadenarbeiten/WDVS<br />

ARP HOLZBAU<br />

Zimmerei – Treppenbau – Innenausbau<br />

Rumohrhütten 4 – 24254 Rumohr<br />

Telefon: 0 43 47- 27 08 – Fax: 0 43 47- 87 36<br />

E-Mail: Arp-Holzbau@web.de<br />

Anzeigen-Partner rund ums Haus<br />

09/10 2017<br />

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