Goldene Jahre_Mecklenburgische Seenplatte
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VERLAGSBEILAGE<br />
G<br />
oldeneJ<br />
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
ahre<br />
FOTO: © JENNY STURM - FOTOLIA.COM<br />
Mobilität Vorsorge Aktivität<br />
Mehr Unabhängikeit<br />
mit Elektroauto und<br />
Elektrofahrrad<br />
Von der<br />
Pflegeversicherung<br />
bis zur Nachlassregelung<br />
Reisen,<br />
Sport treiben<br />
und Hobbys verfolgen
Ratgeber 4. Lebensphase Seite 3<br />
<br />
<br />
Statistisch gesehen leben wir heute rund 81 <strong>Jahre</strong>.<br />
Das sind zehn <strong>Jahre</strong> mehr als noch in den 1970ern.<br />
Auch wenn das Alter den Menschen verändert, ist<br />
doch die Lebenslust geblieben und die Erwartung an<br />
die Lebensqualität gestiegen.<br />
Das Leben wertschätzen, möglichst mobil und gesund<br />
sein, die selbstbestimmte Teilhabe am Leben –<br />
der Ratgeber „<strong>Goldene</strong> <strong>Jahre</strong>“ führt durch die vierte<br />
Lebensphase und zeigt Wege auf, um in Würde zu<br />
altern. Die vierte Lebensphase meint die Phase nach<br />
Jugend, Erwerbstätigkeit und frühem Ruhestand.<br />
Die Menschen in diesem Lebensabschnitt wollen sich<br />
Wünsche erfüllen, reisen, Hobbys verfolgen und aktiv<br />
etwas mit den Enkeln unternehmen. Auch dank<br />
der modernen Medizin, einer besseren Umwelt und<br />
gesünderer Lebensweise bietet die vierte Lebensphase<br />
vielfältige Möglichkeiten. Einen Schwerpunkt des<br />
Ratgebers bildet auch das Thema Pflege – von den<br />
Pflegegraden bis zu hin Pflegediensten.<br />
Gleichzeitig geht mit dieser Phase auch die Endlichkeit<br />
des Lebens einher. Plötzlich sind wir mit dem<br />
Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert und<br />
müssen uns mit allerhand Fragen auseinandersetzen.<br />
Der Ratgeber bietet auch hierfür eine Hilfestellung<br />
in dieser schwierigen Zeit.<br />
Ihre<br />
<br />
Inhalt<br />
Sprachreise, Reise mit E-Rollstuhl Seite 4<br />
Reise nach Portugal Seiten 6/7<br />
Gesund durch Bewegung, Neue Aufgaben suchen Seite 8<br />
Mobil bis ins hohe Alter, Elektoautos Seiten 10/11<br />
Elektrofahrräder, Mit dem Rad unterwegs Seite 12<br />
Neu alt werden Seite 14/15<br />
Schöne Haut mit steigendem Alter Seite 18<br />
Enkel und Großeltern, Leihomas u. -opas Seiten 20/21<br />
Pflegeversicherung, Versicherung im Alter Seiten 22/23<br />
Pflegegrade, Pflegegeld Seiten 24/25<br />
Ambulante Pflegedienste Seite 26<br />
Pflegeheim Seite 27<br />
Barrierefreies Wohnen, Treppenlifte Seite 28<br />
Daheim statt im Heim Seite 30<br />
Lachen ohne Grund Seite 32<br />
Betreutes Wohnen, Gute Luft Seite 35<br />
In der Puppenstube zu Hause Seite 38<br />
Pflegezeit, Arten der Pflege Seiten 40/41<br />
Theaterstück „Lustgarantie“ Seite 43<br />
Die richtige Fußpflege, Kompressionsstrümpfe Seite 46<br />
So klappt‘s mit den Nachbarn Seiten 48/49<br />
Auf Urgroßmutters Kanapee Seite 50<br />
Herrenschuhe Seite 52<br />
Mode ohne Ende Seiten 54/55<br />
Theater „Kleingarten-Komödie“ Seite 57<br />
„Rotkäppchen“ in abgewandelter Form Seite 58<br />
Gesunde Ernährung, Frische Zutaten Seiten 60/61<br />
Lust auf Liebe, flirten, neuer Partner Seiten 62/63<br />
Ausreichend Schlaf, Mentales Training Seiten 64/65<br />
Demenz und Alzheimer, Diabetis Seite 66<br />
Verblistern, Medikamente zu Hause Seite 68<br />
Wege aus dem Stimmungstief Seite 71<br />
Tabuthema Tod Seiten 72/73<br />
Nachlass regeln Seiten 74/75<br />
Wahl des Bestatters, Trauerfeier, Trauerrede Seiten 76/77<br />
Blumenschmuck Seite 78<br />
Auch wenn das Alter den Menschen verändert, so ist doch<br />
die Lebenslust geblieben.<br />
FOTO: © PIKSELSTOCK - FOTOLIA.COM<br />
Grabmalpflege, Trends Bestattungsbranche Seiten 80/81<br />
Trauerverzeichnis Seite 82
SEITE 4<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Reisen<br />
Bei der Generation im mittleren Alter besteht manchmal eine Hemmschwelle, einen Sprachkurs beispielsweise in London zu<br />
buchen.<br />
FOTO: VERENA TESKE<br />
Sprachreisen im Alter<br />
Wir kennen es von Schülern<br />
und Studenten: Fremdsprachen<br />
lernen, Schüleraustausch<br />
in den USA, Au-pair<br />
und viele andere Angebote.<br />
Doch nicht nur die jüngere<br />
Generation möchte ihre<br />
Kenntnisse mit Sprachen erweitern,<br />
auch die Älteren interessieren<br />
sich dafür. Es ist<br />
einfach ein gutes Gefühl, sich<br />
in einem fremden Land mit<br />
den Einheimischen ein wenig<br />
unterhalten zu können und<br />
nicht hilflos herumzuirren.<br />
Zusätzlich taucht man intensiver<br />
in eine andere Kultur<br />
ein. Die Generation im mittleren<br />
Alter hat in ihrem bisherigen<br />
Leben vieles erreicht<br />
und sich viel erschafft. Die<br />
Kinder sind bereits so weit<br />
den Kinderschuhen entwachsen,<br />
dass ein Urlaub mit den<br />
Eltern nicht mehr ganz so<br />
interessant erscheint. Also<br />
reisen Vater oder Mutter<br />
auch mal allein. Trotzdem<br />
besteht manchmal eine gewisse<br />
Hemmschwelle, einen<br />
Sprachkurs beispielsweise<br />
in London zu buchen.<br />
Meistens sind die Lernenden<br />
viel jünger, sprechen über<br />
andere Interessen und legen<br />
ihren Schwerpunkt auf ganz<br />
gegensätzliche Unternehmungen.<br />
Aus diesem Grund<br />
bieten manche Reiseunternehmen<br />
Sprachreisen für<br />
etwas ältere Menschen an.<br />
Dort befindet man sich unter<br />
Gleichaltrigen und lernt mit<br />
dem gleichen Lerntempo,<br />
das sich den verschiedenen<br />
Bedürfnissen anpasst. Nicht<br />
nur das Lernen der Fremdsprache<br />
stellt eine Bereicherung<br />
dar, sondern auch das<br />
Kennenlernen der anderen<br />
Teilnehmer. Gleichzeitig bieten<br />
die Schulen interessante<br />
Ausflüge an, um ihren Schülern<br />
ihr Land zu zeigen. Auf<br />
Anfrage besteht ebenfalls die<br />
Möglichkeit, in Gastfamilien<br />
unterzukommen. So ist man<br />
ständig dazu gezwungen, zu<br />
sprechen und bereichert täglich<br />
sein Vokabular.<br />
Flugreisen mit dem Elektrischen Rollstuhl<br />
Passagiere mit eingeschränkter<br />
Mobilität haben<br />
gegenüber den Airlines einen<br />
Anspruch auf unentgeltliche<br />
Hilfe vom Check-in bis zur Ankunft<br />
am Zielort. Wichtig ist,<br />
den Bedarf bei der Fluglinie<br />
rechtzeitig vorher anzumelden.<br />
Elektrische Rollstühle<br />
müssen eine Trockenbatterie<br />
besitzen, die abgeklemmt ist.<br />
Rollstühle mit Nassbatterie<br />
werden in der Regel aus<br />
Sicherheitsgründen nicht<br />
transportiert. Der eigene<br />
Rollstuhl, ob mechanisch<br />
oder elektrisch betrieben,<br />
zählt nicht als Gepäckstück.<br />
Die Fluglinien befördern<br />
den Rollstuhl im Normalfall<br />
unentgeltlich. Wird der<br />
Rollstuhl beim Transport beschädigt,<br />
muss die Fluglinie<br />
für passenden Ersatz sorgen.
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
Noch weiß der englische Tourist, der voller Freude das volle<br />
Leben fotografiert, nicht, was ihm gleich blüht: Die Dame vorn<br />
rechts wird ihn lautstark von seinem Sitzplatz hochlüften...<br />
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Blick durch ein Loch in einem uralten Olivenbaum auf der<br />
Festung Castelo de Sao Jorge: links unten der Elevator de<br />
Santa Justa, ein Fahrstuhl, den ein Eiffel-Schüler baute.<br />
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Das sollte man unbedingt unternehmen: ein Ausflug mit der<br />
historischen Straßenbahn der Linie 28. Vorsicht: die Wagen<br />
sind ständig zum Bersten überfüllt. FOTOS (3): HARTMUT NIESWANDT
Ratgeber 4. Lebensphase Seite 7<br />
Durch Lissabon „gebimmelt“<br />
Schön und ein bisschen gefährlich: Stadtrundfahrt mit der uralten Straßenbahn<br />
Die ältere Dame schimpft<br />
laut auf den jungen Mann,<br />
einem englischen Touristen,<br />
der ganz vorn in der Straßenbahn<br />
sitzt. Schließlich droht<br />
sie ihm mit dem Krückstock<br />
- bis er aufspringt und sich<br />
durch die überfüllte Tram<br />
nach hinten drängelt. Weil er<br />
begriffen hat, dass die Plätze<br />
ganz vorn in der Bahn Alten<br />
und Behinderten vorbehalten<br />
sind. Damit er das versteht,<br />
wurde die alte Lissabonerin<br />
ziemlich unfreundlich. Sehr<br />
ungewöhnlich, denn ansonsten<br />
sind die Hauptstädter<br />
nett und herzlich.<br />
Auch, wenn die Straßenbahnen<br />
keinen Fahrplan haben<br />
und meist überfüllt sind<br />
– eine Tour mit der Linie 28<br />
ist eine hochinteressante<br />
Stadtrundfahrt durch das<br />
alte Lissabon. Die 28 „streift“<br />
nicht nur einen Großteil der<br />
Sehenswürdigkeit, in ihr erlebt<br />
der Tourist den Alltag<br />
eins zu eins. Drinnen wie<br />
draußen, denn die Scheiben<br />
sind weit offen. Tipp: mit<br />
der U-Bahn der Linha Verde<br />
(Grüne Linie) bis zur Station<br />
Martim Moniz fahren. Dort<br />
startet die Tram-Linie 28 und<br />
man bekommt einen Sitzplatz.<br />
Aber bitte nicht ganz<br />
vorn – dann droht der Krückstock...<br />
Lissabon oder Lisboa<br />
(Lischboa, wie die Portugiesen<br />
sagen) hat von allem ein<br />
bisschen mehr, als der Mitteleuropäer<br />
denken mag. Es ist<br />
kein Städtchen „ganz unten“<br />
irgendwo am Atlantik, sondern<br />
eine Metropole mit 3,2<br />
Millionen Einwohnern (Berlin<br />
hat 3,4 Millionen) am<br />
Tejo. Der Tejo ist ein mächtiger<br />
Strom, über den die<br />
Ozeanriesen bis zur Stadt<br />
fahren können. Aber Lissabon<br />
ist von der Fläche her viel<br />
kleiner als Berlin. Und wenn<br />
man am Tejo im Berufsverkehr<br />
befürchtet, zermalmt zu<br />
werden und an die geradezu<br />
Im Kreuzfahrthafen liegen meist zwei oder drei riesige Schiffe<br />
– das macht 15 000 Touristen mehr, die sich in Lissabon<br />
tummeln.<br />
FOTO: HARTMUT NIESWANDT<br />
gemütlichen Zustände in der<br />
deutschen Hauptstadt denkt:<br />
In Lissabon ist man Urlauber<br />
und kann sich das alles einmal<br />
ohne Zeit- und Termindruck<br />
ansehen.<br />
Lissabon, um 1500 eine<br />
der glanzvollsten Hafen- und<br />
Königsstädte der Welt, ist<br />
uralt, schon die Phönizier<br />
ließen sich hier nieder (um<br />
1000 vor der Zeitrechnung).<br />
Und dennoch musste die<br />
Stadt nach dem 1. November<br />
1755 vollkommen neu aufgebaut<br />
werden, dieser Tag<br />
ist der grauenvollste in der<br />
Geschichte der Stadt. Ein gewaltiges<br />
Erdbeben, geschätzte<br />
8,5 bis 9,0 Punkte auf der<br />
Richterskala, zerstörte 85<br />
Prozent Lissabons. 30 000 bis<br />
100 000 der 275 000 Einwohner<br />
kamen durch das Beben,<br />
das anschließende Großfeuer<br />
und den vom Beben ausgelösten<br />
Tsunami um. Viele Menschen<br />
rannten beim Beben in<br />
Panik zum Hafen, als dort 20<br />
Minuten später die 15 Meter<br />
hohe Riesenwelle über 20 000<br />
Menschen zusammenschlug.<br />
So furchtbar das alles war<br />
– die Lissaboner bauten eine<br />
schöne und attraktive neue<br />
Stadt auf, heute am besten zu<br />
bewundern in der Baixa, der<br />
unteren Altstadt. Ein exzellentes<br />
Beispiel für den Städtebau<br />
des 18. Jahrhunderts:<br />
schnurgerade Straßen, ein<br />
riesiger Hauptplatz, Wohnhäuser<br />
mit klaren Linien und<br />
den weltberühmten portugiesischen<br />
Azulejo-Kacheln.<br />
Dieses Flächendenkmal kann<br />
man sich bequem vom berühmtesten<br />
Platz, dem Rossio,<br />
aus erwandern.<br />
Wer nicht laufen mag,<br />
hat bequemere Möglichkeiten,<br />
um in der hügeligen<br />
Stadtlandschaft voranzukommen.<br />
Zum Beispiel mit<br />
dem „Elevador de Santa Justa“,<br />
einem ganz besonderen<br />
Fahrstuhl an der Rua Aurea,<br />
der die Unterstadt (Baixa)<br />
mit der Oberstadt (Chiado)<br />
verbindet. Dieses technische<br />
Meisterwerk von 1902 ist 45<br />
Meter hoch und wurde vom<br />
Eiffel-Schüler Paul Mesner gebaut.<br />
Tipp: gleich um 9 Uhr<br />
damit fahren, dann stehen<br />
dort noch keine Schlangen.<br />
Beliebt sind auch die drei<br />
von 1884 bis 1892 eröffneten<br />
Standseilbahnen. Allein sie in<br />
Funktion zu sehen, ist schon<br />
eine Sehenswürdigkeit. Ganz<br />
bequem lassen sich so 43 bis<br />
48 Meter Höhenunterschied<br />
überwinden.<br />
Die Museumslandschaft ist<br />
überwältigend. Im Internet<br />
oder im Reiseführer kann sich<br />
Jeder heraussuchen, was ihn<br />
interessiert. Tipp: Wer einmal<br />
das phantastische und geradezu<br />
beängstigende Gemälde<br />
„Versuchungen des heiligen<br />
Antonius“ von Hieronymus<br />
Bosch aus aller Nähe und in<br />
aller Ruhe ansehen möchte,<br />
der fahre in das Museu Nacional<br />
de Arte Antiga (Nationalmuseum<br />
für alte Kunst an<br />
der Avenida Vinte e Quatro de<br />
Julho). Tipp: Dorthin kommt<br />
man mit der einzigen hochmodernen<br />
Straßenbahn, der<br />
Linie 18. Zusteigen kann man<br />
am Arco der Triumfal, dem<br />
Triumphbogen am Ende der<br />
Prachtstraße Rua Augusta.<br />
Und auch diesen Ausblick<br />
kann der Besucher des Museu<br />
Nacional „mitnehmen“:<br />
Gleich gegenüber befindet<br />
sich die Ponte 25 de Abril, die<br />
Brücke des 25. April (benannt<br />
nach der Nelkenrevolution<br />
im April 1974). Die doppelstöckige,<br />
2,3 Kilometer lange<br />
Hängebrücke wurde 1966<br />
fertiggestellt und ähnelt der<br />
400 Meter längeren Golden<br />
Gate Bridge in San Francisco.<br />
Leider ist das atemberaubende<br />
Lissaboner Bauwerk nicht<br />
begehbar wie ihre Schwester<br />
in Kalifornien.<br />
So, und wer jetzt nach so<br />
viel Kultur, Technik und Geschichte<br />
hungrig geworden<br />
ist, sollte ein paar Pastéis de<br />
Nata (Blätterteigtörtchen mit<br />
Pudding) essen. Diese köstliche<br />
Nationalspeise Portugals<br />
wurde von Mönchen des Hieronymus-Klosters<br />
erfunden.<br />
Nach dem Genuss so eines<br />
Törtchens hat man nicht<br />
einmal mehr Angst vor<br />
Krückstöcken in der Straßenbahnlinie<br />
28...<br />
HARTMUT NIESWANDT
SEITE 8<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Mobilität<br />
Ob drinnen oder draußen, Bewegung tut dem Körper gut.<br />
FOTO: BARMER GEK<br />
Gesund durch Bewegung<br />
Wie schwer fällt es, mehr<br />
Aktivität in sein Leben einzubauen,<br />
wenn man eigentlich<br />
noch nie wirklich Sport getrieben<br />
hat. Doch man muss<br />
nicht gleich jeden Tag mehrere<br />
Runden joggen gehen. Zu<br />
schnell wäre die Frustrationsgrenze<br />
erreicht, wenn man<br />
bemerkt, nicht lange genug<br />
durchhalten zu können. Zunächst<br />
genügt es durchaus,<br />
einfach mehr Bewegung in<br />
den Alltag einzubauen. Das<br />
bedeutet, beispielsweise<br />
den Fahrstuhl nicht mehr<br />
zu benutzen und einfach<br />
mal Treppen zu steigen.<br />
Wer einmal wöchentlich<br />
seinen Einkauf eventuell in<br />
einem sehr großen Supermarkt<br />
macht, könnte seinen<br />
Wagen etwas weiter weg auf<br />
dem Parkplatz parken und<br />
einfach ein paar Schritte<br />
mehr gehen. Kleinere Wege<br />
sind durchaus zu Fuß oder<br />
mit dem Fahrrad zu bewältigen.<br />
Kommt man damit<br />
schon sehr gut zurecht, ist<br />
in einem weiteren Schritt<br />
zu überlegen, welche Sportart<br />
für einen vielleicht in<br />
Frage kommt. Handelt es<br />
sich eher um eine Aktivität<br />
im Freien oder ist es leichter<br />
für einen, Sport in Hallen<br />
oder Studios zu betreiben?<br />
Ausprobieren lässt sich vieles.<br />
In den Volkshochschulen<br />
oder in Sportvereinen gibt es<br />
sehr viele unterschiedliche<br />
Sportarten, die man durchaus<br />
versuchen kann. Probestunden<br />
dürfen meistens in Anspruch<br />
genommen werden.<br />
Mit dem Partner oder einem<br />
guten Freund bereitet die<br />
neue Freizeitbeschäftigung<br />
bestimmt noch mehr Freude.<br />
Nicht zu vergessen ist,<br />
wie sehr sich schon ein wenig<br />
Bewegung mehr im Alltag<br />
positiv auf die Gesundheit<br />
auswirkt. Die Durchblutung<br />
wird gefördert, Kreislaufprobleme<br />
verbessern sich, potentielle<br />
Wechseljahrsbeschwerden<br />
vermindern sich und die<br />
Nachtruhe wird besser.<br />
Neue Aufgaben suchen und aktiv bleiben<br />
Ab einem gewissen Alter<br />
ist bei manchen der Zenit des<br />
Arbeitslebens erreicht. Vielen<br />
genügt das gute Gefühl,<br />
das Gewünschte erreicht<br />
zu haben und auf dieser<br />
Ebene bis zum Renteneintritt<br />
zu bleiben. Dagegen ist<br />
auch nichts einzuwenden.<br />
Andere wiederum bemerken<br />
nach einer gewissen Zeit eine<br />
leicht aufkommende Lehre.<br />
Natürlich besteht immer die<br />
Möglichkeit, sich in seinem<br />
Beruf weiter fortzubilden.<br />
Nicht nur der Geist wird neu<br />
beansprucht, sondern auch<br />
die Möglichkeit, neue soziale<br />
und berufliche Kontakte zu<br />
knüpfen. Andere Menschen<br />
verspüren plötzlich das dringende<br />
Bedürfnis, etwas ganz<br />
anderes noch zu machen,<br />
das mit dem eigentlichen<br />
Beruf nichts zu tun hat.<br />
So besteht beispielsweise<br />
die Möglichkeit, ein Ehrenamt<br />
einzunehmen. In vielen<br />
Städten und Gemeinden<br />
werden beispielsweise Helfer<br />
für die Tafel oder die<br />
Suppenküche gesucht.<br />
Wer gerne mit dem Auto<br />
unterwegs ist, könnte vielleicht<br />
Fahrdienste anbieten<br />
für Menschen, die alleine<br />
ihre Einkäufe nicht<br />
mehr erledigen können.<br />
Junge Familien, deren Eltern<br />
weit entfernt leben, hätten<br />
gerne eine Art „Ersatzoma“<br />
für die Kinder. Auch dort<br />
können sich ältere Menschen<br />
durchaus einbringen. Viele<br />
Kinder und Jugendliche benötigen<br />
Nachhilfeunterricht<br />
für die Schule. Natürlich<br />
wird vieles heute anders gelehrt<br />
als damals. Doch die<br />
Erklärung von Grammatikregeln<br />
oder Hilfe beim Vokabellernen<br />
wird sicher gerne<br />
in Anspruch genommen.<br />
Doch es muss nicht immer<br />
ein Ehrenamt sein.<br />
Manchmal genügt es schon,<br />
sich mit einer ganz anderen<br />
Fremdsprache zu beschäftigen,<br />
wie beispielsweise mit<br />
Chinesisch.
SEITE 10<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Mobil bis ins hohe Alter<br />
In Deutschland leben immer<br />
mehr Senioren. Nach Angaben<br />
des Bundesfamilienministeriums<br />
wird 2040 jeder<br />
dritte Deutsche 60 <strong>Jahre</strong> und<br />
älter sein. Eine der großen<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
ist daher die Frage,<br />
wie Senioren auch im hohen<br />
Alter fit und mobil bleiben<br />
können, um möglichst unabhängig<br />
das eigene Leben<br />
aktiv gestalten zu können.<br />
Vielen Senioren fällt es<br />
schwer, sich regelmäßig zu<br />
bewegen sowie Alltagsdinge<br />
und Einkäufe selbst zu erledigen.<br />
Oft schmerzen die<br />
Gelenke, das Laufen ist anstrengend.<br />
Ältere Menschen<br />
trauen sich das Autofahren<br />
im hektischen Straßenverkehr<br />
auch nicht mehr zu. Die<br />
Sehleistung nimmt im Alter<br />
ebenfalls ab. Viele Unternehmen<br />
setzen daher auf Elektromobilität.<br />
Ob elektrische<br />
Rollstühle, Elektromobile<br />
oder E-Rollatoren: Moderne<br />
Elektrotechnik hält zunehmend<br />
Einzug in den Alltag<br />
von Senioren. Die Vorteile<br />
liegen dabei klar auf der<br />
Hand. Elektromobile oder<br />
Elektrorollstühle sind im<br />
Schnitt zwischen sechs und<br />
15 km/h schnell. Ein Elektrorollstuhl<br />
kann sowohl in<br />
der Wohnung als auch im<br />
Freien benutzt werden. Ein<br />
Elektromobil wird aufgrund<br />
der massigen Bauart eher<br />
im Freien verwendet. Ein<br />
Elektromobil hat eine direkte<br />
Lenkung und wird eher<br />
sporadisch genutzt. Elektrorollstühle<br />
sind hingegen<br />
den ganzen Tag im Einsatz.<br />
Die Elektromotoren können<br />
günstig an der heimischen<br />
Steckdose aufgeladen werden<br />
und haben eine hohe Akku-<br />
Gehhilfen sind wichtig für die Mobilität von Senioren.<br />
leistung. Sie sind günstig im<br />
Unterhalt. Eine besondere<br />
Wartung ist meist nicht erforderlich.<br />
Die Bedienung<br />
ist relativ einfach und damit<br />
gerade für ältere Menschen<br />
geeignet. Mittlerweile gibt<br />
es bereits eine Vielzahl von<br />
FOTO: DAK GESUNDHEIT<br />
Modellen und Varianten, so<br />
dass konkret auf die individuellen<br />
Bedürfnisse und Vorlieben<br />
Rücksicht genommen<br />
werden kann. Örtliche Fachhändler<br />
beraten bei der Auswahl<br />
geeigneter E-Fahrzeuge<br />
und bieten Probefahrten an.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 11<br />
Vorfahrt für Elektroautos<br />
Bundesregierung beschließt Kaufprämie für E-Cars<br />
Die Bundesregierung will<br />
Elektroautos in Deutschland<br />
mit Kaufprämien und<br />
Steuerboni umfassend fördern.<br />
Das Bundeskabinett<br />
verabschiedete ein umfangreiches<br />
Maßnahmenpaket<br />
für Elektroautos. Käufer von<br />
batteriebetriebenen Autos erhalten<br />
künftig eine Prämie<br />
von 4000 Euro für den Kauf<br />
eines Elektrofahrzeuges. Für<br />
Hybrid-Fahrzeuge mit Elektro-<br />
und Verbrennungsmotor<br />
beträgt die Prämie 3000<br />
Euro. Reine E-Autos werden<br />
rückwirkend zum 1. Januar<br />
für zehn <strong>Jahre</strong> von der<br />
Kraftfahrzeugsteuer befreit.<br />
Mit der Kaufprämie soll die<br />
Nachfrage nach Elektroautos<br />
angekurbelt werden.<br />
Bis 2020 sollen eine Million<br />
Elektroautos auf Deutschlands<br />
Straßen fahren. Der<br />
Kaufanreiz soll für Elektrofahrzeuge<br />
(mit einem Netto-<br />
Listenpreis bis 60 000 Euro)<br />
gelten, die privat oder von<br />
Unternehmen gekauft werden.<br />
Die Förderungen sollen<br />
maximal bis 2019 laufen. Für<br />
die Auszahlung der Kaufprämie<br />
soll das Bundesamt für<br />
Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />
(BAFA) zuständig sein.<br />
Die Bundesregierung will mehr E-Cars auf die Straßen bringen.<br />
Anträge auf Gewährung der<br />
Kaufprämie können erst nach<br />
Inkrafttreten der Förderrichtlinie<br />
beim Bundesamt für<br />
Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen<br />
gestellt werden. Mit<br />
dem Antrag ist der Kaufvertrag<br />
einzureichen, aus dem<br />
sich der um den Anteil des<br />
Herstellers reduzierte Kaufpreis<br />
ergeben muss. Die Kaufprämie<br />
wird für Fahrzeuge<br />
von Herstellern gewährt, die<br />
sich zu einer Beteiligung an<br />
der Finanzierung der Kaufprämie<br />
verpflichtet haben.<br />
Die Förderung gilt nicht für<br />
Fahrzeuge, die vor Inkrafttreten<br />
der maßgeblichen Förderrichtlinie<br />
erworben wurden.<br />
Ergänzt wird das Maßnahmenpaket<br />
durch den Ausbau<br />
von Stromlade-Stationen.<br />
Die Entwicklung und Etablierung<br />
von Elektromobilität ist<br />
Teil des Klimaschutzes. Ziel<br />
der Bundesregierung ist es,<br />
Deutschland zum Leitmarkt<br />
und Leitanbieter der Elektromobilität<br />
zu entwickeln.<br />
Nähere Informationen zur<br />
Kaufprämie erteilt jeder örtliche<br />
Autohändler.<br />
FOTO: DAIMLER-AG<br />
Ältere sind in der dunklen <strong>Jahre</strong>szeit besonders gefährdet<br />
Der demographische Wandel<br />
hat Auswirkungen auf<br />
das Verkehrsgeschehen in<br />
Deutschland: Laut Angaben<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
waren 2015 über die<br />
Hälfte der im Straßenverkehr<br />
getöteten zu Fuß Gehenden<br />
und Rad Fahrenden mindestens<br />
65 <strong>Jahre</strong> alt. Dr. Walter<br />
Eichendorf, Präsident des<br />
Deutschen Verkehrssicherheitsrates<br />
(DVR), appelliert:<br />
„In der dunklen <strong>Jahre</strong>szeit<br />
sind ältere Menschen besonders<br />
gefährdet – jetzt ist es<br />
beispielsweise enorm wichtig,<br />
sich möglichst sichtbar<br />
zu kleiden.“ Gerade ältere<br />
Menschen sollten sichere<br />
Überwege nutzen und vor<br />
dem Überqueren einer Straße<br />
mit anderen Verkehrsteilnehmenden<br />
durch Blickkontakt<br />
oder Handzeichen kommunizieren.<br />
Auf keinen Fall sollten<br />
schlecht einsehbare Stellen<br />
etwa zwischen geparkten<br />
Autos oder hinter Kurven<br />
zum Überqueren genutzt<br />
werden. Senioren sollten<br />
sich nicht darauf verlassen,<br />
gesehen zu werden, sondern<br />
den Verkehr aufmerksam beobachten.<br />
Das gilt auch dann,<br />
wenn die Fußgängerampel<br />
Grün zeigt. Ältere Menschen<br />
sollten zur eigenen Sicherheit<br />
auf eine Rundum-Sichtbarkeit<br />
achten. Helle Kleidung<br />
ist von Vorteil, reicht aber alleine<br />
nicht aus. Deshalb sollte<br />
man Kleidung wählen, in die<br />
retroreflektierendes Material<br />
eingearbeitet wurde. Um<br />
auch im Dunkeln von anderen<br />
Verkehrsteilnehmenden<br />
gesehen zu werden, sollten<br />
grundsätzlich Reflexstreifen<br />
an Armen und Beinen getragen<br />
werden. Reflexstreifen<br />
sind leicht und passen in jede<br />
Tasche, sodass man sie immer<br />
dabei haben kann. Um sich<br />
im Dunkeln sichtbar zu machen,<br />
können auch von Einkaufstrolleys,<br />
Taschen oder<br />
Rollatoren genutzt werden.<br />
Aufgrund der schmalen<br />
Silhouette sind Radfahrer<br />
besonders gefährdet.<br />
So sollte auf Rundum-Sichtbarkeit<br />
geachtet werden,<br />
etwa durch das Tragen einer<br />
Warnweste. Gleichzeitig sollte<br />
für optimale lichttechnische<br />
Einrichtungen am Rad<br />
gesorgt werden. Dazu zählen<br />
ausreichend Speichenreflektoren<br />
an Hinter- und Vorderrad<br />
und eine funktionierende<br />
Beleuchtung.
SEITE 12<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Mehr Unabhängigkeit<br />
Elektrofahrräder für Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
Die neuen Elektrofahrräder<br />
sind für immer mehr Menschen<br />
eine beliebte Alternative<br />
zu herkömmlichen Fahrrädern.<br />
Nach einer Umfrage des<br />
Verkehrsclub Deutschland<br />
VCD nutzen 21 Prozent der E-<br />
Bike-Fahrer das Elektrofahrrad<br />
bereits komplett als Autoersatz.<br />
Gerade wer tagtäglich<br />
lange und anstrengende Strecken<br />
mit seinem Fahrrad zu<br />
bewältigen hat, wird für jede<br />
Unterstützung durch einen<br />
Elektromotor dankbar sein.<br />
Vor allem in ländlichen Gegenden,<br />
wo es kein gut ausgebautes<br />
örtliches Bus- oder<br />
Pedelecs begeistern junge und ältere Menschen.<br />
Bahnnetz gibt, sind Elektrofahrräder<br />
eine willkommene<br />
umweltschonende und beliebte<br />
Alternative zum Auto.<br />
Selbst in einigen Großstädten<br />
werden Polizeibeamte für<br />
ihren täglichen Einsatz bereits<br />
mit Elektrofahrrädern<br />
ausgestattet. Für viele Menschen<br />
mit einer körperlichen<br />
Beeinträchtigung sind Elektrofahrräder<br />
auch eine gute<br />
Möglichkeit, wieder aktiv am<br />
Leben teilzunehmen und sich<br />
ein Stück Unabhängigkeit im<br />
Alltag oder in der Freizeit zu<br />
bewahren. Durch die elektrische<br />
Unterstützung beim<br />
Treten spart der Radfahrer<br />
während der Fahrradfahrt<br />
viel Kraft und eigene Energie.<br />
Lange oder anstrengende<br />
Wegstrecken können problemlos<br />
bewältigt werden. Ein<br />
unterschiedliches Leistungsniveau<br />
zwischen den Radfahrern<br />
lässt sich mit Hilfe eines<br />
Elektromotors ausgleichen.<br />
Abhängig vom jeweiligen<br />
Modell sind Elektrofahrräder<br />
auch für den Gebrauch mit<br />
einem Anhänger geeignet.<br />
Nähere Informationen zu<br />
den neuesten Modellen gibt<br />
es beim örtlichen Fahrradhandel.<br />
FOTO: VZBV/GLOGER<br />
Mit dem Rad<br />
unterwegs<br />
Wenn man jung ist, ist man<br />
gern mit dem Rad unterwegs<br />
– nicht nur auf Touren am<br />
Wochenende, sondern auch<br />
im täglichen Stadtverkehr,<br />
etwa, wenn man Freunde<br />
besucht oder Besorgungen<br />
macht. Wird man älter, kann<br />
das aber mitunter schwierig<br />
werden: Man hat vielleicht<br />
einfach nicht mehr die Kraft,<br />
um in die Pedale zu treten,<br />
oder der Gleichgewichtssinn<br />
lässt zu wünschen übrig, sodass<br />
man sich auf dem Rad<br />
einfach nicht mehr sicher<br />
fühlt. Hinzu kommt, dass<br />
es im Winter und Herbst<br />
schwerer fällt, die normale<br />
Kleidung gegen das Outfit<br />
gegen Wind und Wetter zu<br />
wechseln. Doch dann muss<br />
man nicht verzagen, denn<br />
mittlerweile gibt es viele Alternativen<br />
zum herkömmlichen<br />
Fahrrad, sodass man<br />
auch in diesem Fall noch<br />
weiterhin auf einem „Drahtesel“<br />
unterwegs sein kann.<br />
Zunächst wären da E-Bikes<br />
zu nennen, bei denen man<br />
Unterstützung in Form eines<br />
kleinen Motors erhält – man<br />
muss also selbst nicht mehr<br />
mit voller Kraft in die Pedale<br />
treten, um vorwärts zu kommen.<br />
Besonders geschickt<br />
sind diese natürlich, wenn sie<br />
mit einem niedrigen Einstieg<br />
daherkommen.<br />
Wer sich auf dem Zweirad<br />
nicht mehr sicher fühlt,<br />
der kann zu einem eigens<br />
für Senioren konstruierten<br />
Dreirad greifen, mit<br />
dem man dann komfortabel<br />
von A nach B kommt.<br />
Diese sind meist mit einer<br />
großen Ladefläche versehen,<br />
sodass man unter anderem<br />
Einkäufe ohne Probleme<br />
transportieren kann.<br />
Eine weitere Alternative sind<br />
Liegeräder, die ebenfalls eine<br />
höhere Fahrstabilität als herkömmliche<br />
Fahrräder bieten.<br />
Beim Fachhändler vor<br />
Ort kann man die unterschiedlichen<br />
Modelle probefahren<br />
und erhält weitere<br />
Informationen.
Seite 14<br />
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
Gesundheit<br />
Neu alt werden<br />
Heute sind ältere Menschen länger fit und gesund – auch die<br />
Erwartungen an die Lebensqualität sind höher<br />
Wir alle kennen diese Momente:<br />
Die Haustür schlägt<br />
zu und der Schlüssel liegt<br />
vergessen im Flur. Der Euro<br />
für den Einkaufswagen fällt<br />
aus der Hand und das Aufheben<br />
schmerzt schrecklich im<br />
Kreuz. Der Nachbar ruft Hallo<br />
und eine Frage über den<br />
Gartenzaun. Nur welche, das<br />
konnten wir einfach nicht<br />
hören. Und dann fällt dieser<br />
Satz: „Ich glaube, ich werde<br />
alt!“ Lange Zeit war klar,<br />
dass mit dem Alter auch die<br />
Gebrechen kommen. „Omakrankheiten“<br />
wie der gebeugte<br />
Rücken, das langsame<br />
Gehen am Stock, verkrümmte<br />
Finger oder selbst offene<br />
Beine gehörten eben einfach<br />
dazu. Heute ist die Sicht<br />
auf das Alter eine andere.<br />
Ältere Menschen sind länger<br />
fit und gesund, die Lebenserwartung<br />
ist enorm<br />
gestiegen: Wurden die Menschen<br />
in Deutschland im<br />
Jahr 1970 durchschnittlich<br />
etwa 71 <strong>Jahre</strong> alt, sind es<br />
heute bereits rund 81 <strong>Jahre</strong>.<br />
Und „Omakrankheiten“ lassen<br />
sich schon lange nicht<br />
mehr verallgemeinern.<br />
„Früher war es akzeptiert,<br />
dass man im Alter nicht mehr<br />
gut hören, laufen oder sehen<br />
kann“, beschreibt Prof. Dr.<br />
Attila Altiner. Er ist Direktor<br />
des Instituts für Allgemeinmedizin<br />
an der Universitätsmedizin<br />
Rostock. Heute kann<br />
die Medizin in vielen Fällen<br />
für Verbesserung sorgen.<br />
Vor allem aber hat sich die<br />
Vorstellung davon, was im<br />
Alter normal ist, gewandelt.<br />
Auch die Erwartungen an die<br />
Lebensqualität sind höher.<br />
„Wo früher vielleicht mit<br />
65 <strong>Jahre</strong>n der Ruhestand<br />
kam, beginnt heute oft der<br />
Unruhestand. Die Menschen<br />
erfüllen sich Wünsche, reisen,<br />
entwickeln Hobbys.“<br />
Deshalb hat sich auch der<br />
Früher waren alte Menschen eben kurzsichtig, schwerhörig und nicht mehr gut zu Fuß. Heute hat<br />
sich der Blick auf „Omakrankheiten“ und deren Therapie völlig verändert. FOTO: HUNOR KRISTO - FOTOLIA<br />
entscheidende Aspekt für<br />
Mediziner und Patienten<br />
verschoben. „Es geht vor allem<br />
um die soziale Teilhabe“,<br />
sagt Attila Altiner. „Genauer<br />
gesagt: die selbst bestimmte<br />
Teilhabe am Leben.“<br />
Es ist also gar nicht so entscheidend,<br />
ob das Herz noch<br />
optimal arbeitet, sondern<br />
welche Konsequenzen sich<br />
daraus für den Alltag des<br />
Einzelnen ergeben. Bekomme<br />
ich keine Luft? Oder bin<br />
ich „nur“ etwas langsamer<br />
in der Welt unterwegs? Und<br />
wie ist es für mich, langsam<br />
zu sein? Für den einen ist es<br />
schrecklich, weil er so nicht<br />
mehr mit seiner Wandergruppe<br />
mithalten kann. Für<br />
den anderen ist es gar nicht<br />
so wichtig – vielleicht, weil<br />
er seine Freizeit eher beim<br />
Skatspielen oder Zeitunglesen<br />
verbringt. „Als Arzt<br />
ist es deshalb ganz wichtig,<br />
herauszufinden, was das Ziel<br />
des Patienten ist“, sagt Attila<br />
Altiner. „Und das kann ganz<br />
unterschiedlich sein: Vielleicht<br />
keine oder möglichst<br />
wenig Schmerzen zu haben,<br />
sein Hobby mit Leidenschaft<br />
zu verfolgen oder auch aktiv<br />
etwas mit den Enkeln unternehmen<br />
zu können.“<br />
Genau genommen darf<br />
sich ja erst Oma oder Opa<br />
nennen, wer mindestens ein<br />
Enkelkind hat. Und tatsächlich<br />
sind die jüngsten Familienmitglieder<br />
oft entscheidend<br />
dafür, was sich ältere<br />
Patienten unter einem guten<br />
Gesundheitszustand vorstellen.<br />
„Heute wollen sie nicht<br />
mehr nur mit den Babys schäkern<br />
oder mal ein Märchen<br />
vorlesen“, beschreibt Attila<br />
Altiner. Oma und Opa wollen<br />
auch mithalten, wenn<br />
die Kleinsten mit dem Laufrad<br />
davondüsen, sie wollen<br />
am Klettergerüst assistieren,<br />
Fahrradausflüge machen,<br />
Fußball spielen, Strände und<br />
Badeparadiese besuchen. Dafür<br />
müssen Funktionen, die<br />
vielleicht verloren gegangen<br />
sind, wiederhergestellt werden,<br />
so der Allgemeinmediziner.<br />
Es geht hingegen nicht
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
mehr unbedingt darum,<br />
Organfunktionen zu optimieren.<br />
„Ein junger Mensch würde<br />
sagen: Mein Knie ist kaputt.<br />
Bei einem Älteren heißt<br />
es eher: Ich kann nicht mehr<br />
spazieren gehen“, bringt es<br />
Attila Altiner auf den Punkt.<br />
Zu den typischen Krankheiten,<br />
die im Alter auftauchen,<br />
gehören zum Beispiel<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Erkrankungen des Nervensystems<br />
wie Demenz und<br />
Krankheiten des Bewegungsapparates<br />
wie Veränderungen<br />
an der Wirbelsäule oder Arthrose.<br />
Schwerhörigkeit muss<br />
nicht mehr dazugehören<br />
Phänomene wie offene<br />
Beine werden heute<br />
nicht mehr einfach akzeptiert,<br />
erklärt der Mediziner.<br />
Oft basierten sie auf der Kombination<br />
einer arterio-venösen<br />
Durchblutungsstörung<br />
und einer schlecht eingestellten<br />
Zuckererkrankung<br />
– ein Zustand, zu dem es<br />
heute in vielen Fällen nicht<br />
mehr kommen muss oder der<br />
schlicht behandelt und behoben<br />
werden würde. Auch das<br />
schlechtere Hörvermögen –<br />
früher ab einem bestimmten<br />
Alter absolut normal – wird<br />
heute gut behandelt, wenn<br />
der Patient es will. „Denn<br />
das große Problem ist, dass<br />
schlechtes Hören die soziale<br />
Teilhabe enorm beeinträchtigt.“<br />
Auch auf die Entwicklung<br />
des Hirns und der<br />
neurobiologischen Prozesse<br />
habe es möglicherweise einen<br />
negativen Einfluss, wenn das<br />
Hören nachlässt. Und die<br />
Behandlung reicht mittlerweile<br />
bis hin zu exzellenten<br />
Hörgeräten und sogar Cochlea-Implantaten.<br />
„Als diese<br />
entwickelt wurden, waren<br />
sie eigentlich nur für gehörlos<br />
geborene Kinder oder in<br />
frühem Alter hörgeschädigte<br />
Menschen gedacht.“<br />
Während einige vermeintliche<br />
„Omakrankheiten“<br />
heute nicht mehr einfach so<br />
hingenommen werden, hat<br />
sich auf der anderen Seite<br />
das Spektrum dessen, was<br />
im Alter noch als gesund<br />
gilt, erweitert. Das lässt sich<br />
zum Beispiel gut an der Zuckerkrankheit<br />
beobachten.<br />
„Ganz früher hieß es bei Alterszucker<br />
oft ‚Was soll’s‘.<br />
Dann schlug das Pendel in<br />
die andere Richtung aus.“<br />
Für alle Patienten wurden die<br />
gleichen Zielwerte angelegt<br />
und streng beobachtet.<br />
„Und es gab diese unsägliche<br />
Entwicklung der Diabetikerprodukte.<br />
Heute hat sich<br />
das relativiert und ältere Menschen<br />
können durchaus etwas<br />
höhere Zuckerwerte haben.<br />
Denn wir wissen, dass die Gefahr<br />
einer Unterzuckerung<br />
bei ihnen viel höher ist als<br />
die Gefahr, die etwas erhöhte<br />
Werte mit sich bringen.“ Wie<br />
das Alter auf den Körper und<br />
den Geist wirkt – daran wird<br />
viel geforscht, beschreibt der<br />
Allgemeinmediziner. Fakt ist,<br />
dass die Regeneration der Zellen<br />
nicht mehr so gut funktioniert.<br />
Es entstehen Fehler<br />
im Erbgut, die bei jeder Teilung<br />
weitergereicht werden.<br />
Deswegen arbeitet der Herzmuskel<br />
nicht mehr ganz so<br />
effektiv. Vielleicht wird auch<br />
die Haut dünner und empfindlicher.<br />
Wie das Altern im Detail<br />
funktioniert, liege aber immer<br />
noch weitgehend im<br />
Dunkeln. So weiß man zum<br />
Beispiel, dass die Resilienz –<br />
also die Fähigkeit, Störungen<br />
zu überstehen und zu verwinden<br />
– sehr unterschiedlich<br />
ist. „Dazu gehört auch<br />
das Phänomen, dass jüngere<br />
Menschen Infektionskrankheiten<br />
gut überstehen, während<br />
Ältere oft erhebliche<br />
Folgeerkrankungen haben.<br />
Es wird viel daran geforscht,<br />
wie man die Widerstandskraft<br />
wecken kann.“<br />
Auch der Kopf gerät stärker<br />
in den Fokus. „Wir sind<br />
sehr sensibel geworden, was<br />
das Thema Demenz angeht“,<br />
so der Mediziner. Viele Patienten<br />
achten darauf, wie<br />
vergesslich sie sind und gehen<br />
mit ihren Sorgen zum<br />
Arzt – was gut sei. „Aber<br />
manche werden dabei auch<br />
ungnädig mit sich selbst.<br />
Dass das Kurzzeitgedächtnis<br />
sich im Alter verändert, ist in<br />
bestimmtem Maße normal.“<br />
Stefanie Lanin
SEITE 18<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Schöne Haut mit steigendem Alter<br />
Wir Menschen wünschen<br />
uns bis ins hohe Alter hinein<br />
eine straffe und jung aussehende<br />
Haut. Vor allem Frauen<br />
müssen gezielt auf die richtige<br />
Pflege achten, denn ihre<br />
Haut altert im Schnitt ungefähr<br />
fünfzehn <strong>Jahre</strong> schneller<br />
als die der Männer. Gerade<br />
die zarte Haut um die Augen<br />
herum oder die Mundpartie<br />
reagieren besonders sensibel<br />
auf Witterungsbedingungen<br />
und Klimaeinflüsse.<br />
Vor allem nach der langen<br />
Winterzeit ist die richtige<br />
Pflege im beginnenden<br />
Frühling besonders wichtig,<br />
denn zu dieser Zeit scheint<br />
die Sonne sehr intensiv, die<br />
dann deutlich ihre Spuren<br />
auf der wintermüden Haut<br />
hinterlässt. Auch Stress<br />
hinterlässt seine Spuren. So<br />
hat beispielsweise ein stressiger<br />
Tag im Büro auf die<br />
Haut nahezu die gleichen<br />
Auswirkungen wie mehrere<br />
Nächte mit zu wenig<br />
Schlaf. Der Grund besteht<br />
darin, dass die Durchblutung<br />
durch die Stresshormone Adrenalin<br />
und Cortison beeinträchtigt<br />
werden und somit<br />
die Bildung Haut straffender<br />
Kollagen verhindert. Auch<br />
der Hals und das Dekolleté<br />
sind für Falten anfällig. Ein<br />
sehr wirksamer Schutz soll<br />
das Vitamin E sein, denn es<br />
soll die Zellen vor schädlichen<br />
Molekülen abschirmen.<br />
Natürliches Weizenkeimöl<br />
ist ein guter Lieferant von<br />
Vitamin E. Ebenso stellt<br />
Jojobaöl eine gute Alternative<br />
dar. Empfehlenswert<br />
ist, einmal wöchentlich<br />
nach dem Duschen den<br />
Körper beispielsweise mit<br />
Der Gesichtshaut beispielsweise tut ein Kamillendampfbad gut.<br />
Jojobaöl – erhältlich in der<br />
Apotheke – einzumassieren.<br />
Vor allem an den Stellen, an<br />
denen die Haut schnell zur<br />
Faltenbildung neigt. Auch<br />
die Hände verraten leicht<br />
unser Alter. Hier ist die Haut<br />
besonders dünn, Talgdrüsen<br />
sind kaum vorhanden. Eine<br />
Handcreme mit grünem Tee<br />
FOTO: DAK-GESUNDHEIT<br />
enthält Tannin, eine Gerbsäure,<br />
die unterstützend<br />
wirkt für den natürlichen<br />
Reparaturmechanismus der<br />
Haut. Ist die Haut insgesamt<br />
sehr empfindlich, hilft über<br />
einen längeren Zeitraum die<br />
Einnahme von Silizium. Auch<br />
als Gel aufgetragen, verhilft<br />
es den Nägeln zur Kräftigung.
SEITE 20<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Großeltern<br />
Bei Großeltern sind<br />
Kleine ganz groß<br />
Gemeinsame Erlebnisse sorgen für immerwährende Erinnerungen an Oma und Opa<br />
Großeltern werden immer<br />
wichtiger, wenn es um<br />
die Unterstützung und Betreuung<br />
ihrer Enkel geht. Zu<br />
diesem Ergebnis kommen die<br />
beiden Wissenschaftlerinnen<br />
Sara Arber und Virpi Timonen<br />
in einer Studie „Die Stellung<br />
der Großeltern in modernen<br />
Familienmodellen“.<br />
Ihren Beobachtungen zufolge<br />
sind Großeltern inzwischen<br />
die erste Anlaufstelle für die<br />
Kinderbetreuung – und das<br />
nicht nur wenn zum Beispiel<br />
Ferien anstehen. Einige übernehmen<br />
sogar dauerhaft die<br />
Betreuung der Kinder, während<br />
Mama und Papa Vollzeit<br />
arbeiten gehen.<br />
An einigen Merkmalen können<br />
Eltern nach einem Aufenthalt<br />
bei den Großeltern<br />
erkennen, dass ihre Kinder<br />
viel Spaß mit ihnen hatten.<br />
1. Die Kinder sind müde: Die<br />
routinemäßigen Schlafenszeiten<br />
wurden gekonnt über<br />
Bord geworfen, um noch<br />
mehr Zeit für gemeinsame<br />
Aktivitäten zu haben.<br />
2. Das Rückreisegepäck hat<br />
sich verdoppelt: Eigentlich<br />
sind größere Geschenke und<br />
viele Süßigkeiten eher was<br />
für Weihnachten oder Geburtstage.<br />
Großeltern finden<br />
aber immer wieder Gelegenheiten,<br />
um ihre Enkelkinder<br />
zu verwöhnen.<br />
3. Putzmunter bis spät in<br />
die Nacht: Nussnougatcreme<br />
zum Frühstück, Schokolade<br />
beim Einkaufen und Pudding<br />
als Dessert – bei ihren Großeltern<br />
kriegen viele Kinder<br />
so viele Süßigkeiten, dass<br />
ihr Energielevel auch abends<br />
noch eher an einen Athleten<br />
erinnert denn an ein müdes<br />
Großeltern sind mit ihren Enkeln oftmals viel gelassener als sie<br />
es je mit den eigenen Kindern gewesen sind. FOTO: BETREUT.DE<br />
Enkelkind. An Schlaf ist da<br />
zwischen sieben und acht<br />
kaum zu denken.<br />
4. Der geplünderte Kleiderschrank:<br />
Der Fundus an<br />
Schmuck, Schuhen und alten<br />
Kleidern ist bei vielen Großmüttern<br />
schier unerschöpflich.<br />
Ein Spaß für die Kleinen,<br />
die sich mit Paillettenkleid,<br />
viel zu großen Schuhen und<br />
Lippenstift, der noch aus 100<br />
Meter Entfernung zu sehen<br />
ist, in Schale werfen. Dinge,<br />
für die Mama und Papa <strong>Jahre</strong><br />
zuvor noch mächtig Ärger bekommen<br />
hätten.<br />
Für viel Spaß (fast) ohne<br />
Zucker gibt es auch lustige<br />
Aktivitäten, mit denen die<br />
gemeinsame Zeit für alle<br />
zum Erlebnis werden. Hier<br />
einige Beispiele:<br />
1. Zusammen kreativ: Mit ein<br />
paar einfachen Bastelideen<br />
entstehen kleine Kunstwerke,<br />
die den Kindern Spaß machen<br />
und die sie Mama und Papa<br />
später zum Geschenk machen<br />
können.<br />
2. Das Familienfotoalbum:<br />
Alte Babybilder von Mama<br />
und Papa – das sorgt mit Sicherheit<br />
für einiges Gekicher<br />
bei den Enkeln.<br />
3. Grüner Daumen: Ob Garten,<br />
Balkon oder Wintergarten<br />
– zu lernen, wie man<br />
Pflanzen und Gemüse anbaut,<br />
ist nicht nur lehrreich,<br />
sondern kann auch eine spannende<br />
Entdeckungsreise sein.<br />
4. Projekt Internet: Schon<br />
die Kleinen wissen, wie man<br />
im Internet surft. Bei einem<br />
Rollentausch können die Enkelkinder<br />
ihre Großeltern in<br />
einem digitalen Surfkurs auf<br />
den neuesten Stand der Technologie<br />
bringen.<br />
5. Ab in den Zoo: Von Lieblingstier<br />
zu Lieblingstier –<br />
wenn die Enkel den Weg bestimmen,<br />
wird der Zoobesuch<br />
zum Abenteuer.<br />
6. Theater Zuhause: Ob Jim<br />
Knopf, das Grüffelo-Kind<br />
oder Des Kaisers neue Kleider<br />
– mit Kostümen und<br />
Requisiten lässt sich aus der<br />
Lieblingsgeschichte der Kinder<br />
leicht ein eigenes Theaterspiel<br />
machen. Mama und<br />
Papa werden sicher gern zum<br />
Publikum.<br />
7. Clown-Lektionen: Witze<br />
und Späße sind bei Kindern<br />
an der Tagesordnung. Auch<br />
Großeltern haben davon einige<br />
auf Lager und können<br />
ihren Enkeln spielerisch beibringen,<br />
wie man damit umgeht,<br />
wenn andere sie einmal<br />
veralbern.<br />
8. Gemeinsam tanzen:<br />
Vom Walzer bis Hiphop,<br />
jede Generation hat ihre<br />
eigenen Tänze. Im Tausch<br />
bringen Großeltern und<br />
Enkel sich gegenseitig<br />
ihren Lieblingstanz bei.<br />
Ganz wunderbar können damit<br />
auch gleich überschüssige<br />
Energien weggetanzt<br />
werden.<br />
9. Erzählstunde: Mit den<br />
Geschichten der Großeltern<br />
über ihre eigene Kindheit<br />
und Jugend können Enkel in<br />
eine andere Zeit eintauchen.<br />
Das ist nicht nur spannend,<br />
es hilft Kindern auch zu lernen,<br />
wie man zuhört und<br />
versteht, was andere ihnen<br />
erzählen.<br />
10. „Backe, backe Kuchen...“:<br />
Koch- und Backshows im<br />
Fernsehen haben längst die<br />
ganze Welt erobert. Aber niemand<br />
backt doch so gut wie<br />
Oma! Von den Großeltern<br />
zu lernen, wie man Kuchen<br />
backt, lässt Rezepte zur Familientradition<br />
werden – und es<br />
sorgt für leckere Ergebnisse.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 21<br />
Leihomas und Leihopas<br />
Wie schön ist es doch,<br />
wenn die Kinder und Enkelkinder<br />
in der gleichen Stadt<br />
oder im Nachbarort wohnen<br />
und regelmäßig zu Besuch<br />
kommen – so erfährt man,<br />
was gerade in deren Leben<br />
los ist und kann miteinander<br />
schöne Aktivitäten unternehmen.<br />
Doch leider ist das nicht<br />
bei allen der Fall, denn oft<br />
wohnen sie in einem anderen<br />
Bundesland oder gar im<br />
Ausland und man sieht sich<br />
entsprechend selten. Vielen<br />
älteren Menschen fehlt daher<br />
der Austausch mit der<br />
jüngeren Generation, und<br />
die Kinder und Jugendlichen<br />
vermissen die Unternehmungen<br />
mit den Großeltern.<br />
Das muss aber nicht sein,<br />
denn es gibt die Möglichkeit,<br />
Spaß mit dem neuen „Familienzuwachs“.<br />
als Leihoma oder -opa einzuspringen.<br />
Dabei erklärt man<br />
sich dazu bereit, die Kinder<br />
einer vor Ort lebenden Familie<br />
ein oder zwei Mal die<br />
Woche vom Kindergarten<br />
abzuholen oder mit ihnen<br />
am Wochenende Ausflüge<br />
zu unternehmen, sei es ein<br />
Zoobesuch, eine Radtour oder<br />
ein Ausflug zum Badesee.<br />
Auf diese Weise kann man<br />
das Großelterndasein dann<br />
doch noch ausleben und<br />
den Eltern der lieben Kleinen<br />
unter die Arme greifen,<br />
denn vor allem wenn diese<br />
berufstätig sind, kommt es<br />
doch immer wieder zu Engpässen<br />
in der Tagesplanung.<br />
Wer daran interessiert ist,<br />
kann beispielsweise eine Annonce<br />
in der Zeitung schalten<br />
oder einen Zettel in der<br />
Kita aushängen. Wichtig ist,<br />
dass man sich zunächst ausreichend<br />
Zeit nimmt, um die<br />
gesamte Familie kennenzulernen,<br />
denn nur so findet<br />
man heraus, ob die Chemie<br />
stimmt und man auf Dauer<br />
Freude an dieser Tätigkeit<br />
FOTO: TK<br />
hat. Am besten, man besucht<br />
einander daher im Vorfeld<br />
mehrmals oder plant ein paar<br />
Unternehmungen mit der<br />
ganzen Familie, sodass sich<br />
die künftigen „Leihenkel“ an<br />
die neuen „Ersatzgroßeltern“<br />
gewöhnen und Vertrauen<br />
aufbauen können.
Seite 22<br />
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
Vorsorge<br />
Es lohnt, regelmäßig den eigenen Versicherungsschutz zu<br />
überprüfen.<br />
FOTO: ERGO VERSICHERUNG<br />
So funktioniert die<br />
Pflegeversicherung<br />
Die Pflegeversicherung ist<br />
eine Ergänzung zur Krankenversicherung.<br />
Sie soll das Risiko<br />
abmildern im Alter durch<br />
Krankheit oder aufgrund<br />
eines Unfalls, auf Unterstützung<br />
bei der Bewältigung des<br />
Alltags angewiesen zu sein.<br />
Die Pflegeversicherung<br />
soll dem Bedürftigen<br />
ermöglichen, ein<br />
eigenes Leben zu führen.<br />
Die Pflegeversicherung ist ein<br />
eigener Zweig der Sozialversicherung.<br />
Für Privatversicherte<br />
gelten ähnliche Regelungen.<br />
Die Pflegeversicherung<br />
ist für die Kosten gedacht, die<br />
durch eine Pflegebedürftigkeit<br />
entstehen, wenn sie länger<br />
als sechs Monate dauert.<br />
Die Versicherung übernimmt<br />
die Kosten, die durch pflegerische<br />
Dienste entstehen.<br />
Sie zahlt sowohl für den Aufwand<br />
von pflegerischer Betreuung<br />
durch Angehörige,<br />
als auch für die Inanspruchnahme<br />
für die Leistungen von<br />
stationären und ambulanten<br />
Pflegeeinrichtungen.<br />
Im Gegensatz zur Krankenversicherung,<br />
die abgesehen<br />
von Zuzahlungen<br />
für die gesamte Behandlung<br />
aufkommt, erstattet die<br />
Pflegeversicherung nicht<br />
alle Kosten. Oft müssen die<br />
Betroffenen oder Familien<br />
einen Teil der Pflegekosten<br />
selbst übernehmen oder Sozialhilfe<br />
beantragen.<br />
Angehörige von betroffenen<br />
Familienmitgliedern<br />
können sich bei jeder Krankenkasse<br />
über die nächsten<br />
und richtigen Schritte beraten<br />
lassen.
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
Versicherungen<br />
im Alter<br />
Versicherungsschutz –<br />
das ist nicht unbedingt das<br />
spannendste Thema und so<br />
manch einer drückt sich daher<br />
gern davor, sich damit zu<br />
beschäftigen. Fest steht aber<br />
auch, dass Versicherungen<br />
unverzichtbar sind, und daher<br />
sollte man sich regelmäßig<br />
damit auseinandersetzen.<br />
Doch welche Versicherungen<br />
sind im Alter noch wichtig?<br />
Grundsätzlich weisen Experten<br />
darauf hin, dass jeder,<br />
unabhängig vom Lebensalter,<br />
eine private Haftpflicht- sowie<br />
eine Hausratsversicherung<br />
benötigt. Dennoch sollte<br />
man die früher abgeschlossenen<br />
Policen immer mal wieder<br />
unter die Lupe nehmen<br />
– vielleicht hat man vor <strong>Jahre</strong>n<br />
mal die eigenen Kinder<br />
mitversichert, die mittlerweile<br />
selbst „flügge“ geworden<br />
sind und eigene Verträge<br />
abgeschlossen haben. In dem<br />
Fall kann man unter Umständen<br />
in einen günstigeren Senioren-Tarif<br />
wechseln. Da<br />
man im Lauf des Lebens oft<br />
einiges an Wertgegenständen<br />
ansammelt, ist es zudem ratsam,<br />
die Versicherungssumme<br />
der Hausratsversicherung<br />
regelmäßig zu überprüfen<br />
und gegebenenfalls anzupassen.<br />
Wer selbst eine Immobilie<br />
besitzt, ist mit einer<br />
Wohngebäudeversicherung<br />
gut beraten. Weniger wichtig<br />
sind nun hingegen Berufsunfähigkeitsversicherungen,<br />
da diese auf Erwerbstätige<br />
zugeschnitten sind. Wer also<br />
in Rente geht, braucht diese<br />
nicht mehr. Eine Unfallversicherung<br />
sollte hingegen<br />
jeder haben und bestehende<br />
Policen überprüfen. Gerade<br />
wenn man schon ein paar<br />
<strong>Jahre</strong> mehr auf dem Buckel<br />
hat, dauert die Regeneration<br />
nach einem Unfall etwas länger.<br />
Versicherungsprofis vor<br />
Ort können weiterführend<br />
informieren und beraten,<br />
vor einer Vertragsunterzeichnung<br />
sollte man mehrere Angebote<br />
vergleichen.<br />
<br />
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<br />
Im Alter ändern sich auch die Anforderungen an den<br />
individuellen Versicherungsschutz.<br />
FOTO: DJD/NÜRNBERGER VERSICHERUNGSGRUPPE/B.LARK
SEITE 24<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Pflege<br />
Fünf Pflegegrade<br />
Im kommenden Jahr werden die Pflegestufen umgewandelt<br />
Mit der Änderung sollen besonders Demenzkranke mehr Hilfe<br />
erfahren.<br />
FOTO: ATTILA BARABAS/ISTOCKPHOTO.COM/SPP-O<br />
Für Pflegebedürftige und<br />
ihre Angehörigen gibt es ab<br />
Januar 2017 einige wichtige<br />
Änderungen. Die bisher üblichen<br />
drei Pflegestufen werden<br />
in fünf Pflegegrade umgewandelt.<br />
„Ziel ist es, den<br />
individuellen Bedürfnissen<br />
der Betroffenen besser gerecht<br />
zu werden“, sagt Manuela<br />
Oltersdorf, Beraterin bei<br />
der Unabhängigen Patientenberatung<br />
Deutschland, UPD.<br />
Jeder Pflegegrad ist mit bestimmten<br />
Leistungen aus der<br />
Pflegekasse verbunden. „Die<br />
Umstellung berücksichtigt<br />
unter anderem die Tatsache,<br />
dass es hierzulande immer<br />
mehr Demenzkranke gibt.“<br />
Diese sind körperlich zumeist<br />
noch gesund, müssen jedoch<br />
aufgrund ihrer schwindenden<br />
geistigen Fähigkeiten<br />
zum Teil intensiv betreut<br />
werden. Sie und ihre Angehörigen<br />
waren durch die alte<br />
Regelung benachteiligt, da<br />
diese nur Menschen mit körperlichen<br />
Beeinträchtigungen<br />
durch Pflegeleistungen<br />
und Hilfsmitteln unterstützt.<br />
„In Zukunft sollen geistige<br />
und psychische Einschränkungen<br />
ebenso berücksichtigt<br />
werden. Alle Pflegebedürftigen<br />
sollen einen<br />
gleichberechtigten Zugang<br />
zu den benötigen Mitteln erhalten.“<br />
Personen, die bis Ende<br />
2016 bereits in eine Pflegestufe<br />
eingeteilt sind, benötigen<br />
2017 keine neue Begutachtung.<br />
„Sie werden automatisch<br />
in die neuen Pflegegrade<br />
eingeteilt“, erklärt<br />
Oltersdorf. Menschen mit<br />
ausschließlich körperlichen<br />
Einschränkungen rutschen in<br />
den nächst höheren Pflegegrad.<br />
Aus Pflegestufe 1 wird<br />
zum Beispiel Pflegegrad 2.<br />
Menschen mit eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz, zum<br />
Beispiel bei Demenz – sie fielen<br />
bislang in die sogenannte<br />
Pflegestufe 0 – kommen<br />
in den übernächsten Pflegegrad.<br />
Befürchtungen, durch<br />
die neue Regelung schlechter<br />
gestellt zu sein als zuvor,<br />
sind unbegründet. „Alle, die<br />
bereits Leistungen erhalten,<br />
beziehen diese mindestens<br />
im gleichen Umfang weiter.<br />
Viele Betroffene erhalten erfreulicherweise<br />
mehr Unterstützung.“<br />
Bei weiteren Fragen<br />
zum Thema beraten Sie<br />
die Berater der Unabhängigen<br />
Patientenberatung Deutschland<br />
(UPD) kompetent, unabhängig<br />
und kostenlos im gesetzlichen<br />
Auftrag auf www.<br />
patientenberatung.de und<br />
unter 0800/0117722.<br />
Bei Menschen, die ab 2017<br />
erstmals einen Antrag auf<br />
Pflegeleistungen stellen,<br />
übernehmen spezielle Gutachter<br />
die Einteilung in die<br />
Pflegegrade. „Sie arbeiten<br />
mit einem Punktesystem,<br />
bei dem der Grad der Selbstständigkeit<br />
in sechs Bereichen<br />
geprüft wird.“ Zu diesen<br />
gehören unter anderem die<br />
körperliche Beweglichkeit,<br />
die geistigen und kommunikativen<br />
Fähigkeiten sowie<br />
die Fähigkeit zur Selbstversorgung,<br />
zum Beispiel beim<br />
Ankleiden und Essen.<br />
Pflege durch Angehörige<br />
Viele Menschen möchten<br />
selbst entscheiden, von<br />
wem und wie sie gepflegt<br />
werden. Pflegebedürftige<br />
bevorzugen oft auch die<br />
Pflege in den eigenen vier<br />
Wänden. Der Gesetzgeber<br />
hat deshalb die Möglichkeit<br />
des Pflegegeldes geschaffen.<br />
Pflegegeld bekommen Pflegebedürftige,<br />
die privat von<br />
Angehörigen oder Freunden,<br />
also gerade nicht von<br />
einem professionellen Pflegedienst,<br />
gepflegt werden.<br />
Das Pflegegeld wird von den<br />
Krankenkassen gezahlt und<br />
ist der Höhe nach an den<br />
Schweregrad der Pflegebedürftigkeit<br />
gekoppelt und daran,<br />
ob eine erheblich eingeschränkte<br />
Alltagskompetenz,<br />
eine Demenz, vorliegt. Das<br />
Pflegegeld wird monatlich an<br />
den Anspruchsberechtigten<br />
ausgezahlt. Voraussetzung<br />
für den Bezug von regelmäßigem<br />
Pflegegeld ist, dass<br />
die häusliche Pflege sichergestellt<br />
ist. Die häusliche Pflege<br />
kann durch Angehörige oder<br />
ehrenamtlich tätige Pflegepersonen<br />
erfolgen. Damit<br />
die Qualität der häuslichen<br />
Pflege auch stimmt, ist eine<br />
regelmäßige pflegefachliche<br />
Beratung vorgeschrieben.<br />
Dieses Verfahren hilft, den<br />
pflegenden Angehörigen zu<br />
entlasten und Pflegefehler zu<br />
Pflegegeld ist eine Unterstützung für die Angehörigen.<br />
vermeiden: So kann der professionelle<br />
Pfleger praktische<br />
Tipps für die richtige Pflege<br />
geben, aufkommende Fragen<br />
beantworten oder den sachgerechten<br />
Umgang mit Pflegehilfsmitteln<br />
erklären. Das<br />
Pflegegeld kann aber auch<br />
FOTO: BARMER GEK<br />
mit der Inanspruchnahme<br />
von Sachleistungen, etwa mit<br />
der Hilfe von Pflegediensten,<br />
kombiniert werden. Die Höhe<br />
des Pflegegeldes verringert<br />
sich dann anteilig um den<br />
Wert der in Anspruch genommenen<br />
Sachleistungen.
SEITE 26<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Ambulante Pflegedienste helfen fachkundig zu Hause.<br />
FOTO: AOK<br />
Ambulante Pflege zu Hause<br />
Ambulante Pflegedienste<br />
sind eine sinnvolle Möglichkeit,<br />
Familien und Betroffene<br />
bei der täglichen Pflege, der<br />
häuslichen Betreuung und<br />
bei der hauswirtschaftlichen<br />
Versorgung aktiv zu Hause zu<br />
unterstützen.<br />
Der große Vorteil bei der<br />
ambulanten Pflege ist, dass<br />
die Betroffenen in ihrer gewohnten<br />
und vertrauten<br />
Umgebung bleiben können,<br />
der Umzug in ein Pflegeheim<br />
wird vermieden. Doch wie<br />
findet man den richtigen ambulanten<br />
Pflegedienst? Wer<br />
zu Hause gepflegt wird, lässt<br />
dritte Personen schließlich<br />
in seine eigenen vier Wände.<br />
Pflege ist eine sehr persönliche<br />
Angelegenheit. Deshalb<br />
ist es wichtig, den passenden<br />
Pflegedienst zu finden. Schon<br />
bei der Kontaktaufnahme<br />
sollte man auf den ersten<br />
Eindruck achten. Werden<br />
alle Fragen ausreichend beantwortet?<br />
Nimmt man sich<br />
ausreichend Zeit für das Gespräch?<br />
Wichtig ist, dass man<br />
sich bereits bei diesem Gespräch<br />
gut aufgehoben fühlt.<br />
Anschließend sollte ein persönlicher<br />
Termin vereinbart<br />
werden. Gemeinsam ist mit<br />
dem Pflegedienst ist zu klären,<br />
welche Person die Pflege<br />
des Pflegebedürftigen<br />
übernimmt.<br />
Zu empfehlen ist, dass die<br />
Pflege überwiegend von der<br />
gleichen Pflegekraft durchgeführt<br />
wird. Dadurch fällt<br />
es vielen Menschen leichter,<br />
Vertrauen zu fassen.<br />
Entscheidend ist auch, wie<br />
gut erreichbar der Pflegedienst<br />
ist und welche Pflegekonzepte<br />
verfolgt werden.<br />
Das Pflegepersonal sollte ausreichend<br />
qualifiziert sein.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 27<br />
Wenn Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist<br />
Wenn Pflegebedürftige zu<br />
Hause nicht mehr ausreichend<br />
versorgt und gepflegt<br />
werden können, beteiligen<br />
sich die Krankenkasse an<br />
den Kosten für die Unterbringung<br />
in einem zugelassenen<br />
Pflegeheim. Darüber hinaus<br />
können die Bewohner von<br />
Pflegeheimen zusätzliche Betreuungsleistungen<br />
erhalten.<br />
Dabei handelt es sich oftmals<br />
um spezielle Betreuungsangebote<br />
wie Vorlesen, Basteln<br />
oder Spielenachmittage.<br />
Bei der Wahl eines geeigneten<br />
Pflegeheimes helfen auch die<br />
Krankenkassen mit einer Beratung.<br />
Um sich für das passende<br />
Pflegeheim zu entscheiden,<br />
sind die richtigen Fragen<br />
zu stellen: Würde sich der<br />
Pflegebedürftige in diesem<br />
Umfeld wohlfühlen? Ist der<br />
Pflegebedürftige dort in den<br />
besten Händen? Wichtig ist,<br />
sich mehrere Heime anzuschauen<br />
und auf die Stimmung<br />
und das Ambiente zu<br />
achten. Werden die Bewohner<br />
gesiezt? Wird ihnen die<br />
Post gebracht oder holen sie<br />
sich ihre Briefe selbst ab?<br />
Wichtig ist genau hinzuschauen,<br />
wie das Personal<br />
mit den Pflegebedürftigen<br />
umgeht.<br />
Bei der Wahl des Pflegeheims sollten sich Angehörige beraten lassen. Bei der Entscheidung ist<br />
es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen.<br />
FOTO: DJD/DEUTSCHER SPARKASSENVERLAG
SEITE 28<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Mobilität<br />
So wird Wohnen<br />
barrierefrei<br />
Für ältere Menschen,<br />
denen das Treppensteigen<br />
nicht mehr ganz so leicht<br />
fällt, sind Treppenlifte eine<br />
große Erleichterung, ermöglichen<br />
sie doch ein komfortables<br />
Auf und Ab im Eigenheim<br />
– und geben vielen<br />
Senioren damit die Chance,<br />
länger in den eigenen vier<br />
Wänden wohnen zu bleiben.<br />
Dabei gibt es zahlreiche Optionen,<br />
sodass sich für jede<br />
Art der Treppe etwas finden<br />
lassen sollte. Klassiker sind<br />
die allseits bekannten Sitzlifte.<br />
Heutzutage sind diese so<br />
konstruiert, dass die Treppe<br />
weiterhin ganz normal zu Fuß<br />
genutzt werden kann, etwa<br />
wenn Besuch da ist. Zudem<br />
kann man sie am oberen oder<br />
unteren Absatz wegklappen,<br />
sodass sie hier nicht unnötig<br />
Platz wegnehmen. Für Rollstuhlfahrer<br />
gibt es hingegen<br />
sogenannte Plattformlifte,<br />
Wer pflegebedürftig ist,<br />
muss oftmals die eigenen<br />
vier Wände der neuen Lebenssituation<br />
anpassen. Um<br />
die häusliche Pflege fachgerecht<br />
zu ermöglichen oder zu<br />
erleichtern, muss das Wohnumfeld<br />
so gestaltet werden,<br />
dass das vertraute Heim auch<br />
langfristig genutzt werden<br />
kann. Pflege kostet Geld.<br />
Die Pflegekassen zahlen<br />
deshalb hierzu in der Regel<br />
einen finanziellen Zuschuss.<br />
In vielen Wohnungen gibt<br />
es ein Wannenbad. Da viele<br />
Pflegebedürftige ohne<br />
fremde Hilfe nicht mehr<br />
aus einer Badewanne steigen<br />
können, ist der Einbau<br />
einer Dusche für die tägliche<br />
Pflege und Hygiene praktischer.<br />
Zu beachten ist auch<br />
ein ebenerdiger Zugang zum<br />
Nassbereich, um ohne Probleme<br />
mit einem Rollator oder<br />
einem Rollstuhl die Dusche<br />
benutzen zu können. Unter<br />
Umständen müssen aus diesen<br />
Gründen auch die Türen<br />
verbreitert, Türschwellen beseitigt<br />
und Rampen gebaut<br />
werden. Zu beachten sind<br />
auch das Anbringen von Haltegriffen<br />
in Bad und WC oder<br />
Toilettenerhöhungen. Diese<br />
können auch als Hilfsmittel<br />
verordnet werden. Für Bettlägerige<br />
ist die Anschaffung<br />
eines Pflegebetts notwendig.<br />
Ein Pflegebett ist in seiner<br />
Ausstattung an die Bedürfnisse<br />
des Betroffenen angepasst.<br />
Es hat oft eine höhere Liegefläche,<br />
die das Aufstehen<br />
oder Hineinlegen für die Senioren<br />
vereinfacht. Genauere<br />
Auskünfte zu Maßnahmen<br />
und Hilfsmittel erteilt jede<br />
Krankenkasse.<br />
die sie von einem Stockwerk<br />
ins nächste bringen. Die Lifte<br />
können den unterschiedlichsten<br />
Treppenarten angepasst<br />
werden und eignen sich daher<br />
auch für Wendeltreppen<br />
– und natürlich gibt es auch<br />
Das richtige Bett erleichtert die Pflege.<br />
Treppenlifte für jedes Zuhause<br />
Modelle für den Außenbereich.<br />
Zudem sind sie heutzutage<br />
mit Sicherheitssystemen<br />
und speziellen Hebeln<br />
für den Notfall ausgestattet:<br />
Im Fall eines Stromausfalls<br />
während der Nutzung kann<br />
Treppenlifte können auf den unterschiedlichsten Treppen zum Einsatz kommen.<br />
FOTO: BARMER GEK<br />
man den Treppenlift dann<br />
manuell steuern und so ins<br />
nächste Stockwerk gelangen.<br />
Vor dem Kauf sollte man verschiedene<br />
Modelle vergleichen,<br />
denn die Preisunterschiede<br />
sind doch enorm.<br />
FOTO: THYSSENKRUPP ENCASE
SEITE 30<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Vorsorge<br />
Daheim statt im Heim<br />
Behinderternverband hilft, selbstbestimmt zu leben<br />
Der Behindertenverband<br />
Müritz e.V. in der Dietrich-<br />
Bonhoeffer-Straße in Waren<br />
ist unter anderem Beratungsstelle<br />
des Allgemeinen Behindertenverbandes<br />
in MV zum<br />
Trägerübergreifenden Persönlichen<br />
Budget (TPB). Die<br />
Landesberatungsstelle zum<br />
TPB befindet sich in Neubrandenburg,<br />
Am Blumenborn<br />
und wird von Christian<br />
Schad geleitet. Dieses Budget<br />
ermöglicht anspruchsberechtigten<br />
Bürgern ein selbstbestimmtes<br />
Leben und Wohnen<br />
mit Assistenz in der eigenen<br />
Wohnung, gemäß unserer<br />
Forderung „Daheim statt<br />
Heim“. Das TPB ist eine neue<br />
Leistungsform für Menschen<br />
mit Behinderungen oder von<br />
Behinderung bedrohter Menschen,<br />
die ihr Leben selbst<br />
gestalten wollen. Und für<br />
ihre Selbstständigkeit und<br />
gleichberechtigte Teilhabe<br />
am Leben Leistungen für ihre<br />
Bedarfsdeckung bei einem<br />
Leistungsträger beantragen<br />
möchten. Rechtsgrundlage<br />
bildet das Sozialgesetzbuch<br />
Rehabilitation und Teilhabe<br />
in Verbindung mit weiteren<br />
Sozialgesetz-<br />
zutreffenden<br />
büchern.<br />
Was ermöglicht die Beratungsstelle<br />
des Behindertenverbandes?<br />
• Unabhängige Beratung<br />
• Ermittlung des persönlichen<br />
Bedarfe<br />
• Hilfe bei der Antragstellung<br />
• Erstellen einer Zielvereinbarung<br />
• Kontakte zu Leistungsträgern<br />
• Begleitung beim Antragsverfahren<br />
• Begleitung bei der Budgetberatung<br />
• Beratung zum Budget-<br />
Bescheid<br />
• Budgetassistenz<br />
• Budgetabrechnung<br />
Zum selbstbestimmten Leben gehört auch, dass Senioren – wie hier in Stavenhagen – Spaß<br />
haben bei altersgerechten sportlichen Wettbeewerben.<br />
FOTO: BEHINDERTENVERBAND MÜRITZ<br />
Budgetfähige Leistugen<br />
sind die Eingliederungshilfe,<br />
Pflegeleistungen, Hilfe zur<br />
Pflege, Teilhabe am Arbeitsleben,<br />
alle Teilhabeleistungen,<br />
begleitende Hilfe, Rentenversicherungsleistungen,<br />
Krankenversicherungsleistungen,<br />
Unfallversicherungsleistungen.<br />
In unserer mehrjährigen<br />
Beratungstätigkeit in<br />
der Regionalberatungsstelle<br />
zum Trägerübergreifenden<br />
Persönlichen Budget stellen<br />
wir immer wieder viel Unkenntnis<br />
bei allen Beteiligten<br />
fest. Deshalb ist der Bedarf<br />
nach Auskunft, Aufklärung<br />
und Beratung sowie auf Begleitung<br />
im Antragsverfahren<br />
zum TPB ungebrochen.<br />
Wir beraten professionell<br />
nach dem Prinzip des „Peer<br />
Counseling“ und suchen aus<br />
Betroffenensicht gemeinsam<br />
für Jeden die passende Lösung,<br />
bietet die Begegnungsstätte<br />
an.<br />
Welche Vorteile bietet das<br />
Trägerübergreifende<br />
Persönliche Budget?<br />
• Leben in einer eigenen<br />
Wohnung<br />
• Eigene Gestaltung des<br />
Tagesablaufs<br />
• Persönliche Entscheidung<br />
über die finanziellen<br />
Mittel<br />
• Auswahl der Assistenten<br />
• Gestaltung der Freizeit<br />
und des Urlaubs<br />
• Erhöhung der Motivation<br />
und Eigeninitiative<br />
• Erhöhung des Selbstwertgefühls<br />
Begegnungsstätte Behindertenverband Müritz e.V.<br />
Dietrich- Bonhoeffer- Straße 6<br />
17192 Waren/Müritz<br />
Rufnummer/Fax 03991 731893<br />
E- Mail: behindertenverband.mueritz@gmail.com<br />
Internet: www.abimv.de<br />
Beratungen:<br />
Montags und Dienstags 16.15 bis 18 Uhr,<br />
nach Vereinbarung donnerstags 10 bis 12 Uhr<br />
Regelmäßige Veranstaltungen:<br />
Montags 9.30 bis 12.30 Uhr Kartenspielertreff,<br />
dienstags 9 bis 12 Uhr Computerstunden,<br />
14-tägig mittwochs 9.30 bis 12 Uhr Mitgliedertreff<br />
mit Beratungen
SEITE 32<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Freizeit<br />
Lachen ohne Grund<br />
Lachyoga hat heute Millionen von Anhängern<br />
„Vor rund 14 <strong>Jahre</strong>n bin<br />
ich mit dem Lachyoga in Berührung<br />
gekommen“, blickt<br />
Ute Liemant, Ärztin in der<br />
Dünenwaldklinik in Trassenheide,<br />
zurück. Sie bestätigt<br />
aus eigenem Erleben, was<br />
Wissenschaftler und Mediziner<br />
in den 60er <strong>Jahre</strong>n des<br />
20. Jahrhunderts an Testpersonen<br />
festgestellt hatten:<br />
Diese wurden zum Lachen<br />
gebracht, anschließend fand<br />
eine Untersuchung der Blutwerte<br />
statt, und erstaunliche<br />
Reaktionen des Immunsystems<br />
konnten festgestellt<br />
werden.<br />
Das Lachen schien die<br />
Menschen so positiv zu beeinflussen,<br />
dass sie vermehrt Abwehrkräfte<br />
produzierten. Die<br />
Lachforschung war geboren.<br />
Gut drei Jahrzehnte später<br />
befasste sich Dr. Madan Kataria<br />
ebenfalls mit den Auswirkungen<br />
des Lachens auf<br />
den menschlichen Körper.<br />
Er kam zu der Erkenntnis,<br />
dass der Körper nicht zwischen<br />
„echtem“ und „gespiel-<br />
Die Lachyoga-Stunde wird mit einer Lachmeditation beendet.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
tem“ Lachen unterscheiden<br />
kann – im Ergebnis wird die<br />
gleiche „Glücks-Chemie“ produziert.<br />
Mit diesem Wissen<br />
begann er in einer kleinen<br />
Gruppe mit simuliertem<br />
Lachen, das sehr schnell zu<br />
einem echten Lachen wurde.<br />
Das war der Durchbruch für<br />
das Lachyoga.<br />
Lachyoga-Sessionen beginnen<br />
mit leichten Aufwärmübungen<br />
wie Tanzen,<br />
Stretching, Klatschen, dann<br />
setzen Lachübungen ein, in<br />
die Rollenspiel-Elemente eingebaut<br />
werden und schließlich<br />
folgen Atemübungen.<br />
Zwischen den Übungen wird<br />
immer wieder das Hoho-Hahaha-Klatschen<br />
eingebaut.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 57<br />
Die Idylle<br />
täuscht<br />
Eine Kleingarten-Komödie<br />
im Programm der Niederdeutschen<br />
Bühne. Im plattdeutschen<br />
Stück „Lysistrata“<br />
geht es um folgendes: Firma<br />
Schatz will auf einem Schrebergartengelände<br />
ein Möbelhaus<br />
bauen. Doch statt<br />
sich gemeinsam beim Bürgerbegehren<br />
zu engagieren,<br />
herrscht Zoff im Kleingartenverein<br />
„Harmonie e.V.“: Apfelbäume<br />
werden bei Nacht<br />
und Nebel gefällt, Rosen geköpft,<br />
Goldfische vergiftet.<br />
Friedrich, Heiner und Thomas<br />
sind auf dem Kriegspfad.<br />
Eine Kleingartenanlage wird<br />
da zum Schauplatz heftiger<br />
Nachbarschaftsstreitigkeiten.<br />
Da greifen ihre Frauen<br />
zu einem altbewährten Mittel.<br />
Karin, Hanna und Frauke-Dorothee<br />
gründen den<br />
Ratlosigkeit im Gartenparadies. Der Plan mit dem Sexstreit geht vorerst nicht auf.<br />
Verein „Lysistrata“ und treten<br />
nach dem Vorbild eines<br />
antiken Schauspiels in einen<br />
Sexstreik. Ihr Plan wird allerdings<br />
durchkreuzt, weil<br />
Irina auftaucht, blond, sexy<br />
und Erbin eines verwilderten<br />
Schrebergartens. Plötzlich<br />
sind sich die Männer einig:<br />
Der hübschen, jungen Dame<br />
muss geholfen werden. Einträchtig<br />
graben, sägen und<br />
mulchen sie, und lassen ihre<br />
Frauen links liegen.<br />
Das Lustspiel kommt zur<br />
Aufführung am 12. November<br />
um 19 Uhr, am 13. und<br />
20. November jeweils um 16<br />
FOTO: TOG<br />
Uhr im Schauspielhaus Neubrandenburg,<br />
außerdem am<br />
22. Januar um 16 Uhr im<br />
Landestheater Neustrelitz.<br />
Weitere Auftritte absolvieren<br />
die „Maaten“ im Februar, im<br />
März und im Mai.<br />
www.theaterund-orchester.de
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 35<br />
Wohnen in Gemeinschaft<br />
Betreute WGs auch bei älteren Menschen auf dem Vormarsch<br />
Betreutes Wohnen in der WG – das finden viele Senioren ansprechend.<br />
Das Prinzip der Wohngemeinschaft<br />
kennt man vor allem<br />
von Studierenden, allerdings<br />
ist es selbstverständlich<br />
nicht auf junge Menschen beschränkt<br />
– und so ist es kein<br />
Wunder, dass sich mittlerweile<br />
mehr und mehr ältere Leute<br />
eine Wohnung teilen und<br />
dabei auch noch von einer<br />
Pflegekraft betreut werden.<br />
Die Vorteile liegen dabei klar<br />
auf der Hand – die wenigsten<br />
Menschen wollen in fortgeschrittenem<br />
Alter ganz allein<br />
leben, doch das Seniorenheim<br />
ist für viele keine besonders<br />
verlockende Alternative. In<br />
der WG mit Altersgenossen<br />
hat man Anschluss, kann sich<br />
selbst versorgen und hat dennoch<br />
immer eine helfende<br />
Hand zur Seite, wenn man<br />
mal Unterstützung benötigt.<br />
Langeweile oder Einsamkeit<br />
haben da also keine Chance,<br />
kann man sich doch bei<br />
Spieleabenden miteinander<br />
die Zeit vertreiben, in fröhlicher<br />
Runde kochen oder<br />
gemeinsam den Besuch etwaiger<br />
Enkelkinder vorbereiten.<br />
Darüber hinaus darf<br />
man bei der Gründung einer<br />
solchen Wohngemeinschaft<br />
auch noch mit finanzieller<br />
Unterstützung rechnen: So<br />
kann man beispielsweise aus<br />
der Pflegeversicherung pro<br />
Person eine Finanzspritze von<br />
bis zu 4000 Euro bekommen.<br />
Diese Summe ist für Umbaumaßnahmen<br />
gedacht, welche<br />
FOTO: ERGO VERSICHERUNG<br />
nötig sein können, um eine<br />
Wohnung barrierefrei zu gestalten.<br />
Weitere Hinweise zu<br />
diesem Thema bekommt man<br />
bei den entsprechenden Versicherungsexperten<br />
vor Ort.<br />
Gute Luft im Pflegezimmer<br />
Mehr als zwei Drittel der<br />
pflegebedürftigen Menschen<br />
in Deutschland werden zu<br />
Hause versorgt – die meisten<br />
von ihnen durch Angehörige.<br />
Das ergab die aktuelle Pflegestatistik<br />
des Statistischen<br />
Bundesamtes. Hilfe beim Essen,<br />
beim Baden, Duschen,<br />
der Medikamenteneingabe<br />
oder dem Toilettengang sind<br />
nur einige der Aufgaben, die<br />
dabei auf die Betreuer zukommen.<br />
Oft müssen auch<br />
Windeln oder Bettwäsche<br />
gewechselt werden. Unangenehm<br />
sind häufig die starken<br />
Gerüche im Pflegezimmer<br />
oder der Wohnung – etwa bei<br />
Harninkontinenz – die sich<br />
auch durch regelmäßiges<br />
Lüften oder handelsübliche<br />
Allzweckreiniger nur schwer<br />
Unangenehm sind häufig die starken Gerüche im Pflegezimmer.<br />
entfernen lassen. Hilfreich<br />
und zeitsparend kann hier<br />
beispielsweise der Einsatz<br />
eines sogenannten Geruchsneutralisierers<br />
sein.<br />
Der „Geruchsstopper ALP“<br />
etwa wirkt schnell und effektiv<br />
und lässt sich vielseitig<br />
einsetzen, für Windeleimer<br />
und Abfallbeutel ebenso wie<br />
für Matratze, WC, Polstermöbel,<br />
den Teppich oder als<br />
Lufterfrischer. Das Naturprodukt,<br />
das in der professionellen<br />
Kranken- und Altenpflege<br />
vielfach verwendet wird,<br />
wird einfach großzügig über<br />
die gesamte Fläche der Geruchsquelle<br />
zerstäubt. Es ist<br />
frei von chemischen Zusatzstoffen,<br />
ph-neutral und auch<br />
für Allergiker geeignet. Die<br />
Gerüche werden bei der Anwendung<br />
nicht einfach überdeckt,<br />
sondern durch Zersetzung<br />
beseitigt.<br />
Mit Wasser vermischt, kann<br />
der Geruchsstopper auch zur<br />
Reinigung von Fußböden und<br />
Oberflächen genutzt werden.<br />
Der Geruchsneutralisierer ist<br />
auch mit verschiedenen Zusatzduftnoten<br />
wie Zitrone<br />
FOTO: DJD/GERUCHSSTOPPER.DE<br />
oder Lavendel erhältlich. Für<br />
Toilettenstühle oder Harnsammelbehälter<br />
etwa gibt<br />
es zudem einen Reiniger auf<br />
Ölbasis, der einen Film auf<br />
den Flüssigkeiten bildet und<br />
unangenehme Gerüche an<br />
der Basis, in diesem Fall die<br />
Oberfläche der Flüssigkeit,<br />
neutralisiert.
SEITE 38<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
In der Puppenstube zu Haus<br />
Gabriele Starke hat eine Leidenschaft aus ihrer Kinderzeit wiederentdeckt<br />
Tilo begrüßt gleich im<br />
Flur die Gäste. Doch überall<br />
in der Zwei-Raum-Wohnung<br />
von Gabriele Starke blicken<br />
einen Kulleraugen an, strecken<br />
sich kleine Händchen<br />
dem Besucher entgegen. Es<br />
ist nicht zu übersehen, die<br />
64-jährige Neubrandenburgerin<br />
sammelt Puppen. Große,<br />
kleine, blonde, braune – fast<br />
100 wohnen inzwischen bei<br />
ihr. „Ich habe schon als Kind<br />
gern gepuppt. Bis ich 14 war<br />
bestimmt“, erinnert sie sich<br />
und bedauert heute ein bisschen,<br />
dass sie die Spielkameraden<br />
aus ihrer Kindheit<br />
nicht mehr besitzt. „Ich war<br />
die Älteste, dann kamen zwei<br />
Brüder und meine jüngste<br />
Schwester erst 15 <strong>Jahre</strong> später.<br />
Solange wurde natürlich<br />
nichts aufgehoben.“<br />
Mit der Lehre als Steno-<br />
Phonotypistin und der Arbeit<br />
als Sekretärin, zuletzt bei<br />
der Bundeswehr, gerieten<br />
die Puppen immer mehr in<br />
Vergessenheit. Bis Gabriele<br />
Starke eines Tages durch das<br />
Fernsehprogramm zappte<br />
und bei einem der damals<br />
ganz neuen Verkaufssender<br />
hängenblieb. Dort wurden<br />
Künstlerpuppen angeboten.<br />
„Wow, was ist das?“,<br />
dachte sie. Sie konnte<br />
nicht widerstehen<br />
und bestellte ihr<br />
erstes „Schätzchen“.<br />
„Das<br />
war aber noch<br />
keine so hochwertige<br />
Puppe.<br />
Ich wollte<br />
erst mal ausprobieren,<br />
wie sich das<br />
anfühlt. Und<br />
der Virus hat<br />
sich wieder bei<br />
<br />
Gabriele Starke hat ihr Herz für Puppen wiederentdeckt.<br />
mir eingeschlichen.“<br />
Inzwischen<br />
besitzt sie diesen allerersten<br />
Kauf nicht<br />
mehr. Er würde nicht<br />
mehr in ihre Sammlung passen,<br />
denn heute ist Gabriele<br />
Starke eine echte Expertin<br />
in Sachen Puppen. Sie liest<br />
Bücher und Fachzeitschriften,<br />
verfolgt die neuesten<br />
Kollektionen. Besonders die<br />
Arbeiten der Künstlerinnen<br />
Hildegard Günzel, Doris<br />
Stannat und Sybille Sauer<br />
haben es ihr angetan. Oft<br />
ist die Vorruheständlerin im<br />
Internet unterwegs auf der<br />
Anzeige<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
FOTO: MARINA SPREEMANN<br />
Suche nach Schnäppchen.<br />
„Wenn es von einer Puppe<br />
weltweit nur 300 gibt, dann<br />
kostet sie schon mal 800 Euro<br />
oder mehr“, erklärt Gabriele<br />
Starke. Wie sie ihre neuen<br />
„Schätzchen“ auswählt, kann<br />
die Sammlerin gar nicht so<br />
genau sagen. „Sie müssen einfach<br />
mein Herz erwärmen“,<br />
versucht sie zu erklären. Oft<br />
hat sie auch schon einen bestimmten<br />
Standort für die<br />
Neue in ihrer Wohnung vor<br />
Augen. Der eine oder andere<br />
kleine Mitbewohner ist auch<br />
ein Geschenk ihres Vater,<br />
um den sie sich liebevoll<br />
kümmert.<br />
Ab und zu<br />
trennt sie sich<br />
von einer Puppe,<br />
um wieder<br />
eine andere<br />
zu erwerben.<br />
„Der Platz<br />
ist begrenzt<br />
in der Wohnung,<br />
und ich<br />
muss ja noch<br />
sitzen und<br />
mich bewegen<br />
können.“ Außerdem<br />
braucht sie<br />
Platz für noch viel<br />
mehr Sammlerstücke,<br />
denn auch Geschirrserien<br />
mit Zwiebelmuster und<br />
in Kobaltblau haben es ihr<br />
angetan. So füllen Tassen,<br />
Teller, Vasen die Schränke<br />
und Vitrinen. Und Rosen sind<br />
überall in der Wohnung zu<br />
sehen – meist auf gestickten<br />
Bildern, von der Hausherrin<br />
selbst gefertigt. „Ich mag einfach<br />
keine kahlen Wände“,<br />
sagt sie. Ihr gefalle der englische<br />
Einrichtungsstil. Dazu<br />
gehörten eben viele Bilder an<br />
der Wand. Mit all den schönen<br />
Dingen hat sie sich ihre<br />
gemütliche Puppenstube eingerichtet.<br />
„Meine Mama hat immer<br />
gesagt, mach es bei uns auch<br />
so schön wie bei dir“, erzählt<br />
sie und wird traurig. 2006 ist<br />
ihre Mutter gestorben, 2008<br />
ihre beste Freundin Helga.<br />
„Da war auf einmal ein riesiges<br />
Loch.“ Ihre Puppen haben<br />
ihr geholfen, mit diesen<br />
Schicksalsschlägen fertig zu<br />
werden. „Ich saß in meiner<br />
Wohnung, habe meine Puppen<br />
angesehen, und das hat<br />
mich getröstet, das ist Balsam<br />
für die Seele.“<br />
Manchmal, wenn es ihr<br />
nicht so gut gehe, sitze sie<br />
im Sessel und drücke eines<br />
ihrer „Schätzchen“. „Mir<br />
war es nicht vergönnt, eigene<br />
Kinder zu bekommen.<br />
Die Puppen sind sicher kein<br />
Ersatz, aber stillen vielleicht<br />
die Sehnsucht, so einen kleinen<br />
Wonneproppen zum<br />
Kuscheln und Knuddeln zu<br />
haben“, meint sie.Viel Arbeit<br />
machen ihr die kleinen Mitbewohner<br />
nicht. „Puppen<br />
sind immer artig und machen<br />
sich nicht dreckig“,<br />
sagt sie lächelnd. „Wenn ich<br />
jeden Tag ein bisschen mit<br />
dem Staubwedel unterwegs<br />
bin, ist das kein Problem.“ So<br />
bleibt noch genug Zeit, unter<br />
Leute aus Fleisch und Blut<br />
zu gehen – etwa beim Bundeswehrverband<br />
oder beim<br />
Seniorenbeirat. Ihre „Schätzchen“<br />
warten derweil brav zu<br />
Hause. M. Spreemann
SEITE 40<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Zeit für Angehörige<br />
Wer einen pflegebedürftigen<br />
nahen Angehörigen<br />
betreuen möchte, kann als<br />
Arbeitnehmer bis zu sechs<br />
Monate Pflegezeit nehmen.<br />
Die Monate müssen an einem<br />
Stück genommen werden.<br />
Zusätzlich besteht die Möglichkeit<br />
der „Kurzpflegezeit“.<br />
Diese kommt dann in<br />
Frage, wenn man als Arbeitnehmer<br />
einen Verwandten<br />
betreuen möchte, der noch<br />
nicht in einer Pflegestufe<br />
eingestuft ist.<br />
Einen Anspruch auf Pflegezeit<br />
haben Beschäftigte<br />
gegenüber Arbeitgebern mit<br />
mehr als 15 Beschäftigten.<br />
In kleineren Unternehmen<br />
können freiwillige Vereinbarungen<br />
über die Pflegezeit<br />
oder die anderen Freistellungsmöglichkeiten<br />
getroffen<br />
werden. Der Arbeitgeber<br />
zahlt während der Pflegezeiten<br />
kein Gehalt. Beschäftigte,<br />
die die Pflegezeit bis zu<br />
sechs Monate in Anspruch<br />
nehmen, haben einen Rechtsanspruch<br />
auf ein zinsloses<br />
Darlehen. Das Darlehen wird<br />
direkt beim Bundesamt für<br />
Familie und zivilgesellschaftliche<br />
Aufgaben beantragt.<br />
Das Darlehen wird in monatlichen<br />
Raten ausgezahlt.<br />
Um einen pflegebedürftigen<br />
nahen Angehörigen in der<br />
letzten Lebensphase zu begleiten,<br />
können Sie eine bis<br />
zu dreimonatige vollständige<br />
oder teilweise Auszeit nehmen.<br />
In der Regel besteht<br />
während der Pflegezeit ein<br />
Kündigungsschutz. Weitere<br />
Informationen erteilen alle<br />
Krankenkassen.<br />
Angehörige sollen in jeder Situation gut versorgt sein.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 41<br />
Arten der Pflege<br />
FOTO: AOK<br />
In der Pflege gibt es die<br />
unterschiedlichsten Möglichkeiten,<br />
um pflegebedürftige<br />
Familienmitglieder angepasst<br />
an die jeweiligen Umstände<br />
bestens zu versorgen. Wer für<br />
eine kurze Zeit auf eine vollstationäre<br />
Pflege angewiesen<br />
ist, kann die Kurzzeitpflege<br />
in Anspruch nehmen. Hier<br />
wird das Pflegegeld für bis<br />
zu acht Wochen im Kalenderjahr<br />
zur Hälfte weitergezahlt.<br />
Auch wer in einer stationären<br />
Vorsorge oder in<br />
einer Rehabilitationseinrichtung<br />
ist, kann die Kurzzeitpflege<br />
geltend machen.<br />
Voraussetzung ist, dass die<br />
Pflegeperson dort gleichzeitig<br />
eine medizinische Maßnahme<br />
wahrnimmt und somit<br />
eine Unterbringung und<br />
Pflege des Pflegebedürftigen<br />
erforderlich wird. Wer als<br />
Angehöriger einen pflegebedürftigen<br />
Menschen pflegt,<br />
sollte auch Urlaub machen<br />
können. In diesem Fall kann<br />
eine Urlaubsvertretung beantragt<br />
werden.<br />
Die Pflegeversicherung<br />
übernimmt dann die Kosten<br />
für die Ersatzpflege. Die so<br />
genannte Verhinderungspflege<br />
kann auch dann geltend<br />
gemacht werden, wenn die<br />
Pflegekraft erkrankt. Voraussetzung<br />
ist, dass die Pflegeperson<br />
den Pflegebedürftigen<br />
bereits mindestens sechs Monate<br />
zu Hause gepflegt hat.<br />
Die Verhinderungspflege<br />
kann bis zu sechs Wochen<br />
pro Kalenderjahr in Anspruch<br />
genommen werden.<br />
Als Ersatz kann ein ambulanter<br />
Pflegedienst oder auch<br />
eine Privatperson die Pflege<br />
übernehmen.<br />
Im Gegensatz zur Kurzzeitpflege<br />
können für die<br />
Ersatzpflege auch Einrichtungen<br />
genutzt werden, die<br />
nicht als offizieller Pflegedienst<br />
behandelt werden<br />
– so zum Beispiel wohltätige<br />
Organisationen. Manche<br />
Pflegeunternehmen<br />
bieten Verhinderungspflege<br />
auch stundenweise an.<br />
Es wird empfohlen, vorher<br />
mit der Pflegekasse abzuklären,<br />
wie die stundenweise<br />
Verhinderungspflege am<br />
besten abgerechnet wird.<br />
Wichtig ist, stets einen Antrag<br />
auf Verhinderungspflege<br />
zu stellen.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 43<br />
Freizeit<br />
Der erste Kunde der drei „geilen Omis“ ist ausgerechnet ein Mitarbeiter des Finanzamts, der ihnen gleich die Polizei auf den Hals<br />
hetzen will.<br />
FOTOS: TOG<br />
Theaterstück mit Dildos: Die Rente wird sexy<br />
„Lustgarantie“ abseits von Kaffeefahrten und dem Sparen für die eigene Bestattung<br />
Es kommt vor, dass sich<br />
Senioren mit kleinen Nebenverdiensten<br />
über Wasser halten<br />
müssen. Dass diese nicht<br />
immer im Rahmen des Legalen<br />
stattfinden, zeigt „Lustgarantie“,<br />
ein Theaterstück<br />
von Silke Hassler.<br />
Statt würde- und beschäftigungslos<br />
auf ihr Ende zu<br />
warten, beschließen drei<br />
Freundinnen jenseits der<br />
70, noch einmal etwas Verrücktes<br />
zu wagen – das aber<br />
nicht zu teuer sein darf, die<br />
kleine Pension reicht schließlich<br />
nicht für die ganz großen<br />
Sprünge. Da muss doch<br />
noch mehr sein, außer Kaffeefahrten<br />
oder dem Sparen<br />
für die eigene Bestattung.<br />
Und so kommen die drei auf<br />
eine richtige Marktlücke: Sie<br />
gründen ein Bordell mit reiferen<br />
Damen.<br />
Martina Block nimmt sich<br />
dieser zugegeben leichten<br />
Aufgabe an, auch den Zuschauer<br />
von dieser Idee zu<br />
überzeugen. Die witzigen<br />
Sprüche, die vor allem auf<br />
das Alter der drei Damen<br />
abzielen, können aber auch<br />
Gertraud (Karin Hartmann)<br />
und Klara, gespielt von Ursula-Rosamaria<br />
Gottert beitragen.<br />
Die Gags zünden. Nicht<br />
nur das weibliche Publikum<br />
lacht, auch bei den Herren<br />
kommen die Witze gut an.<br />
Der Humor ist also alles andere<br />
als unterschwellig. Auf<br />
der Bühne geht es richtig zur<br />
Sache. Die verwandelt sich in<br />
ein Freudenhaus.<br />
Die biedere Einrichtung,<br />
der Eierlikör, die Erinnerungen<br />
an die Enkelin, all das<br />
macht die Wohnung nicht<br />
gerade zu einem Rotlicht-Etablissement.<br />
Also machen sich<br />
die Seniorinnen daran, alles<br />
für ihre Stunden mit Lustgarantie<br />
herzrichten. Beim<br />
Einkauf im Sexshop tut sich<br />
ihnen eine ganz neue Welt<br />
auf. Gerade Ursula-Rosamaria<br />
Gottert ist als Klara so herrlich<br />
verstockt bei dem Thema<br />
Sex, wie man es von den<br />
Großmüttern so annimmt.<br />
Getoppt wird das nur noch<br />
durch Guilia Weis, die Klaras<br />
Beim Einkauf im Sexshop tut sich den drei Damen in den besten<br />
<strong>Jahre</strong>n eine ganz neue Welt auf.<br />
Enkelin Yvonne spielt. Doch<br />
auch Politik und Verwaltung<br />
wollen in diesem Stück ihren<br />
Platz haben und treten in<br />
Person eines Finanzbeamten<br />
auf. Schauspieler Michael<br />
Kleinert lässt ihn herrlich<br />
auf der Leitung stehen, als<br />
es an die Besichtigung des<br />
Betriebs geht. Zusammen<br />
mit einer verwandelten<br />
Klara im schwarzen Lack-<br />
Outfit ist die Posse einfach<br />
komisch, weil sich die beiden<br />
dauernd missverstehen.<br />
Regisseur Herbert Olschok<br />
und seinen Schauspielern gelingt<br />
es in der „Lustgarantie“,<br />
ein leichtes Stück zu liefern,<br />
das zwar Themen wie Altersarmut<br />
oder den Tod anschneidet,<br />
dabei aber seine<br />
Heiterkeit nicht verliert. Ein<br />
Lustspiel, das jede Menge<br />
Hoffnung, Lebensfreude und<br />
schließlich Erotik versprüht.<br />
Silke Hassler gelingt ein kritischer<br />
und humorvoller Blick<br />
auf das Altwerden, die Sexualität,<br />
den Mangel an Nähe,<br />
Liebe und Lebendigkeit.<br />
Aufführungen finden noch<br />
statt am 18. November und<br />
am 17. Dezember jeweils<br />
19.30 Uhr im Schauspielhaus<br />
Neubrandenburg.<br />
Andrea Dittmer
SEITE 46<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Gesundheit<br />
Richtige Fußpflege<br />
Mit steigendem Alter auf seine „Gehwerkzeuge“ achten<br />
In jungen <strong>Jahre</strong>n liegt der Fokus<br />
nicht unbedingt auf der<br />
richtigen Fußpflege.<br />
Doch mit steigendem Alter<br />
kann es zunehmend schwieriger<br />
werden, seine Füße ordentlich<br />
zu pflegen, um sie<br />
richtig schön aussehen zu<br />
lassen. So manch einer bewegt<br />
sich immer weniger,<br />
wodurch der Leibesumfang<br />
durchaus steigen kann. Folglich<br />
wird die Pflege der Füße<br />
immer anstrengender und<br />
zunehmend aus den Augen<br />
verloren.<br />
Die Folge sind unter Umständen<br />
schrundige Fersen,<br />
Pilze, ein unangenehmer<br />
Geruch, dicke Hautstellen<br />
und verwachsene Zehennägel.<br />
Hühneraugen und Warzen<br />
werden zu spät erkannt<br />
und entsprechend spät oder<br />
gar nicht behandelt. Helfen<br />
können manchmal noch spezielle<br />
Medikamente, doch<br />
im Extremfall nützen diese<br />
eventuell auch nicht mehr.<br />
Je länger eine Behandlung<br />
hinausgezögert wird, desto<br />
dringender kann der Gang<br />
zum Arzt oder zur medizinischen<br />
Fußpflege werden.<br />
Einer der wichtigsten Schritte<br />
für die Füße ist beweglich zu<br />
bleiben.<br />
Es sollte möglich sein, seinen<br />
Fuß mit den Händen zu sich<br />
heranzuziehen und – falls<br />
sich ein paar Kilos zu viel<br />
auf den Rippen befinden –<br />
das Gewicht nicht noch mehr<br />
steigen zu lassen.<br />
Nach dem Duschen oder<br />
einem Bad empfiehlt es sich,<br />
die Füße ordentlich einzucremen.<br />
Hilfreich ist, nach dem<br />
Auftragen einer reichhaltigen<br />
Creme Baumwollsocken<br />
überzustreifen und diese<br />
über Nacht an den Füßen zu<br />
lassen, um ein intensives Einziehen<br />
zu unterstützen.<br />
Schon in jüngeren <strong>Jahre</strong>n sollten die Füße gepflegt werden, um<br />
so munter herumspringen zu können.<br />
FOTO: TK<br />
Kompressionsstrümpfe – ausprobieren lohnt sich<br />
Mit trendigen Farben begeistern Kompressionsstrümpfe<br />
modebewusste Frauen.<br />
FOTO: DJD/OFA BAMBERG/GETTY<br />
Wenn die Beine am Abend<br />
schwer werden und schmerzen<br />
oder unschöne Krampfadern<br />
zu sehen sind, dann<br />
braucht das venöse System<br />
Unterstützung.<br />
Empfohlen werden oft Kompressionsstrümpfe,<br />
denen<br />
viele Menschen aber mit<br />
Vorurteilen begegnen. Darin<br />
spiegeln sich die Erfahrungen<br />
der Großmütter wider,<br />
die solche Strümpfe vor 50<br />
<strong>Jahre</strong>n getragen haben. Im<br />
Gegensatz zu heute boten<br />
diese damals noch keinen<br />
Tragekomfort. Dass die modernen<br />
Materialien mit den<br />
damaligen nichts mehr gemeinsam<br />
haben, weiß längst<br />
nicht jeder: Eine von Ofa<br />
Bamberg beauftragte repräsentative<br />
Emnid-Umfrage<br />
ergab, dass 21 Prozent der<br />
Befragten der Meinung waren,<br />
diese Strümpfe würden<br />
hauptsächlich von älteren<br />
Menschen getragen.<br />
Nur elf Prozent wussten, dass<br />
diese Strümpfe nicht nur die<br />
Venen unterstützen können,<br />
sondern dass sie auch zeitgemäß<br />
und chic sein können.<br />
Kein Wunder, dass es immer<br />
noch Frauen gibt, die auf die<br />
Vorteile der Kompressionstherapie<br />
verzichten und<br />
ihren Venenproblemen oft<br />
verzweifelt gegenüberstehen.<br />
Doch wenn eine Frau erst einmal<br />
gespürt hat, wie gut sich<br />
diese Strümpfe tragen, dann<br />
wird sie den Komfort kaum<br />
mehr missen wollen. Für<br />
einen ersten Versuch bieten<br />
sich auch Reise- oder Vitalstrümpfe<br />
an. Sie üben zwar<br />
einen geringeren Druck aus,<br />
können Einsteigern aber<br />
den Weg zum regelmäßigen<br />
Tragen von Kompressionsstrümpfen<br />
ebnen.<br />
Insbesondere drei Eigenschaften<br />
überzeugen Frauen<br />
davon, ihr venöses System<br />
mit der Kompressionstherapie<br />
zu unterstützen.<br />
Das erste Argument betrifft<br />
die Mode: Aus dem Hause Ofa<br />
kommen zum Beispiel jedes<br />
Jahr zwei schicke Modefarben.<br />
In diesem Jahr sind es<br />
Papaya und Granatapfel. Der<br />
nächste Pluspunkt ist die<br />
Hautpflege.<br />
Modelle der Reihe Memory<br />
Aloe Vera sind mit winzigen<br />
Aloe-Vera-Kapseln ausgerüstet,<br />
deren Inhaltsstoffe die<br />
Haut beim Tragen pflegen.<br />
Das dritte Argument ist die<br />
Passform. Denn wenn die<br />
Standardgrößen nicht perfekt<br />
sitzen, kann man sich<br />
Kompressionsstrümpfe auch<br />
nach Maß anfertigen lassen.
SEITE 48<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Gesundheit<br />
So klappt‘s mit den Nachbarn<br />
Beziehungen mit Auswirkungen auf das Wohlbefinden<br />
Schwester Agnes, die mit<br />
ihrer Schwalbe durchs Dorf<br />
fährt und für alle da ist. Jeder<br />
kennt jeden, jeder hilft<br />
jedem. Die Filmreihe im DDR-<br />
Fernsehen lieferte eine idealisiertes<br />
Bild vom Landleben.<br />
Aber viele haben diese Idylle<br />
vor Augen, wenn sie an Dörfer<br />
denken: Das Leben läuft<br />
in ruhigen Bahnen, inmitten<br />
der schönen Natur und der<br />
langjährigen Nachbarn.<br />
Wie ist das heute? Wie<br />
funktioniert das Zusammenleben<br />
in den Dörfern im<br />
deutschen Nordosten gut ein<br />
Vierteljahrhundert nach der<br />
Wende? Eine Forschergruppe<br />
der Neubrandenburger Hochschule<br />
hat genau hingeschaut<br />
– und dabei zunächst einmal<br />
festgestellt, dass es gar nicht<br />
viel Forschung darüber gibt,<br />
wie das Alltagsleben in der<br />
DDR auf dem Land wirklich<br />
war. „Wir wissen, dass die Produktion<br />
in der LPG und die<br />
Freizeit viel enger verzahnt<br />
war“, berichtet Professorin<br />
Vera Sparschuh. „Die Leute<br />
haben zusammen gearbeitet<br />
und zusammen gefeiert.“ Gerade<br />
mit den Landwirtschaftlichen<br />
Produktionsgenossenschaften<br />
(LPG) seien nach<br />
der Wende viele Strukturen<br />
weggebrochen. „Heute sind<br />
die sozialen Unterschiede viel<br />
größer, auch der Sozialneid<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Gesundheitsförderung durch neue Formen der Gemeinschaft ist ein Forschungsthema an der<br />
Hochschule Neubrandenburg.<br />
FOTO: © AFRICA STUDIO - FOTOLIA.COM<br />
ist gewachsen. Man macht<br />
einfach nicht mehr so viel<br />
gemeinsam.“<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Interesse am Miteinander<br />
von Jung und Alt<br />
Die Forscher haben bei<br />
ihren Befragungen interessante<br />
Feststellungen gemacht.<br />
„Die Verknüpfung<br />
von Jung und Alt funktioniert<br />
auf dem Dorf nicht so gut,<br />
wie viele denken. Die Älteren<br />
lassen sich eher bespaßen, die<br />
Jüngeren haben ihre eigenen<br />
sozialen Kreise, etwa in der<br />
Feuerwehr“, berichtet Professorin<br />
Heidrun Herzberg.<br />
Wobei aber das Interesse am<br />
Miteinander durchaus vorhanden<br />
sei. Mit ihrer Arbeit<br />
und ihren Nachfragen haben<br />
die Neubrandenburger<br />
Wissenschaftler mit dafür<br />
gesorgt, dass ein Dorfverein<br />
wieder belebt wurde. In<br />
einem Ort begann generationsübergreifend<br />
die Arbeit<br />
an einer Chronik. „Die alten<br />
Leute holten Fotos und Erinnerungen<br />
hervor, die jungen<br />
halfen, alles im Computer zu<br />
verarbeiten“, erzählt Heidrun<br />
Herzberg. Woanders sei der<br />
Friedhof gemeinsam neu gestaltet<br />
worden. Ein Dorfladen<br />
und ein Erzählcafé wurden<br />
eingerichtet, eine gemeinsame<br />
Radtour unternommen.<br />
Es braucht Vertrauen,<br />
um Hilfe anzunehmen<br />
Solche Aktivitäten seien<br />
die Grundlage dafür, dass<br />
sich Menschen mit ihrem<br />
Ort identifizieren, und für<br />
ein Miteinander. Darauf<br />
basiere dann auch die sorgende<br />
Gemeinschaft – wie<br />
es die Forscher nennen, die<br />
vor allem auf die Ressource<br />
Nachbarschaft setzt. Denn<br />
auch diese Frage stellen sich<br />
die Wissenschaftler: Welche<br />
Rolle können die Nachbarn<br />
bei der Versorgung der alten<br />
Menschen im ländlichen<br />
Raum übernehmen? Wo ist<br />
eine entsprechende Infrastruktur<br />
unerlässlich?<br />
„Übrigens ist die Bereitschaft,<br />
zu helfen, sehr hoch“,<br />
beschreibt Heidrun Herzberg<br />
ein Ergebnis der Untersuchungen.<br />
„Die Bereitschaft,<br />
Hilfe anzunehmen, ist dagegen<br />
deutlich geringer.“<br />
Für sie heißt das auch: „Wir<br />
brauchen ein Vertrauensverhältnis<br />
als Fundament dafür,<br />
dass Nachbarn und Pflege-<br />
Profis sich gemeinsam um<br />
die Alten kümmern können.“<br />
In vielen Dörfern gibt es gute<br />
Voraussetzungen dafür: Das<br />
Bedürfnis nach Gemeinschaft<br />
und starkem sozialen Zusammenhalt<br />
haben die Forscher<br />
in fast jedem Dorf gefunden.<br />
Die Entwicklung partizipativer<br />
Nachbarschaftsprojekte<br />
in den zwei ländlichen<br />
Regionen Mirow und Woldegk<br />
des ostdeutschen strukturschwachen<br />
Großkreises<br />
<strong>Mecklenburgische</strong> <strong>Seenplatte</strong><br />
ist zentrales Ziel des Vorhabens.<br />
Nachbarschaftliche Beziehungen<br />
sollen generatio-
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 49<br />
nenübergreifend und unter<br />
Einbeziehung von Familien<br />
so entwickelt und gestärkt<br />
werden, dass eine zivilgesellschaftliche<br />
Ressource entsteht,<br />
die Gesundheit und<br />
Wohlbefinden im Alter befördert.<br />
Die privaten, halböffentlichen<br />
und öffentlichen<br />
Strukturen sollen verknüpft<br />
und ein funktionierender<br />
Bürger-Profi-Mix zur Bewältigung<br />
regionaler Herausforderungen,<br />
z.B. in der Pflege<br />
und Betreuung, aufgebaut<br />
werden. Familiale Netzwerke,<br />
generationenübergreifende<br />
Verantwortung und zivilgesellschaftliches<br />
Handeln<br />
gehen in Nachbarschaften<br />
unterschiedliche Verbindungen<br />
ein, deren Ressourcen<br />
es besonders im ländlichen<br />
Raum aufzudecken und zu<br />
stärken gilt.<br />
In den zwei ausgewählten<br />
Regionen wird zunächst die<br />
Situation analysiert. Darauf<br />
Professorin Vera Sparschuh, Kathrin Bernateck, Anne<br />
Kirschner und Professorin Heidrun Herzberg (v. l.)<br />
FOTO: PRIVAT<br />
aufbauend soll zusammen<br />
mit allen Akteuren festgelegt<br />
werden, welche Art Nachbarschaft<br />
für die jeweilige Region<br />
entwicklungsfähig sein<br />
könnte. Diese wird erprobt<br />
und unter dem Aspekt Nachhaltigkeit<br />
und Verstetigung<br />
weiterentwickelt. Die Ressourcen<br />
zur Erhöhung der<br />
Lebensqualität im Alter und<br />
Stärkung der Region sollen<br />
nicht von außen herangeführt,<br />
sondern im gewählten<br />
sozialen Raum gewonnen<br />
werden.<br />
Dies kann durch die Aktivierung<br />
der Menschen in<br />
Nachbarschaften erreicht<br />
bzw. durch die Verknüpfung<br />
von Bürgern, Semiprofis<br />
und Profis im sozialen Feld<br />
und Pflegebereich erreicht<br />
werden. Die Untersuchung<br />
in zwei Orten, die sich in<br />
der Gesundheitsversorgung<br />
deutlich unterscheiden, verspricht<br />
Hinweise auf soziale<br />
Vernetzungs- und Stützungsstrategien,<br />
die im Projektverlauf<br />
gestärkt werden sollen.<br />
Dabei ist die Verknüpfung<br />
der Gesunderhaltung und der<br />
sozialen Teilhabe im ländlichen<br />
Raum ein entscheidendes<br />
Ziel. M. Spreemann
SEITE 50<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Freizeit<br />
Auf Urgroßmutters Kanapee<br />
„Kaffee kann die Sinne<br />
verzaubern und die Leidenschaft<br />
entfachen“, liest der<br />
willkommene Gast, wenn<br />
er die Karte im Appelburger<br />
Café Antik aufschlägt.<br />
Inmitten der <strong>Mecklenburgische</strong>n<br />
<strong>Seenplatte</strong> hat Martina<br />
Krüger eine Insel der Erbauung<br />
kreiert. Die Tortenträume<br />
der charmanten Chefin<br />
sind mehr als eine<br />
Sünde<br />
wert: Nuss-Nougat-Torte ist<br />
zum Dahinschmelzen, der<br />
Käsekuchen nach Omas Vorlage<br />
ein Renner und Mutters<br />
Frankfurter Kranz-Rezept<br />
hat die Café-Chefin „aufgemotzt“.<br />
Klassiker: der Kalte<br />
Hund. Beim Nachdenken<br />
darüber, was sie als Kind am<br />
liebsten auf dem Teller hatte,<br />
entdeckte sie das Rezept<br />
wieder neu. Hauptabneh-<br />
mer heute? „Ü50 Männer!“<br />
Und noch ein Clou:<br />
Hier darf den ganzen<br />
Tag gefrühstückt<br />
werden.<br />
Beim Bummel<br />
durch den Antikspeicher<br />
nebenan<br />
können Sie dann<br />
in<br />
Großmutters<br />
Zeit entschwinden.<br />
Gerlinde Bauszus<br />
In Martina Krügers Café Antik sitzt es sich gemütlich wie einst<br />
bei Urgroßmütterlein.<br />
FOTO: GERLINDE BAUSZUS
SEITE 52<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Auf weichen Sohlen<br />
Herrenschuhe sollten nicht nur gut aussehen, sondern den Füßen auch Gutes tun<br />
Coole Sneakers oder legere<br />
Mokassins: Bei den aktuellen<br />
Schuh-Kollektionen können<br />
Männer unter vielen Formen<br />
und Materialien wählen.<br />
Ebenso wichtig wie die Optik<br />
ist allerdings auch der Laufkomfort.<br />
So ist nach Ansicht<br />
von Experten falsches Schuhwerk<br />
für viele Fußdeformationen<br />
verantwortlich. „Rund<br />
98 Prozent der Erwachsenen<br />
in den Industriestaaten kommen<br />
mit gesunden Füßen<br />
zur Welt, doch rund 60 Prozent<br />
der Erwachsenen leiden<br />
an Fußproblemen“, erklärt<br />
Gesundheitsexpertin Katja<br />
Schneider vom Verbraucherportal<br />
Ratgeberzentrale.de.<br />
Ist die Sohle etwa zu steif,<br />
Abwechslungsreiche<br />
Schumode FOTO: DJD/SKECHERS<br />
kann der Fuß nicht richtig abrollen,<br />
in spitz zulaufenden<br />
Modellen wiederum haben<br />
Vorderfuß und Zehen unter<br />
Umständen nicht genügend<br />
Platz und werden gequetscht.<br />
Optimal für die Füße sind<br />
komfortable, weiche Schuhe,<br />
in denen die Füße einen festen<br />
Halt haben. Ihre Besonderheit<br />
ist eine weiche Einlegesohle.<br />
Beim Tragen passt<br />
sie sich wie ein individuelles<br />
Fußbett genau der Form<br />
des Fußes an und sorgt so<br />
für eine optimale Passform.<br />
Werden die Schuhe nicht<br />
mehr getragen, nimmt die<br />
Innensohle wieder ihre Originalform<br />
an. Die zusätzliche<br />
leichte, stoßdämpfende Zwischensohle<br />
sowie die flexible<br />
Traktionslaufsohle aus Gummi<br />
unterstützen das Abrollen<br />
des Fußes und einen natürlichen<br />
Bewegungsablauf.<br />
Zu den bequemen Modellen<br />
gehören beispielsweise<br />
legere Schnürschuhe oder<br />
knöchelhohe Sneakers. Hat<br />
man sein Lieblingsmodell<br />
gefunden, muss es allerdings<br />
auch von der Größe her gut<br />
passen. Untersuchungen haben<br />
gezeigt, dass die Deutschen<br />
mehrheitlich zu große<br />
Schuhe tragen, insbesondere<br />
die Männer. Der Fuß hat in<br />
dem zu großen Schuh jedoch<br />
keinen Halt – er kann in die<br />
Schuhspitze rutschen und<br />
dort gestaucht werden. Bei<br />
der Anprobe sollte man sich<br />
daher immer ausreichend<br />
Zeit lassen.
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
<br />
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Mode ohne Ende<br />
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Mode ist keine Frage des Alters,<br />
Mode begleitet uns eine<br />
Leben lang. Mode unterliegt<br />
wie der Mensch auch einem<br />
ständigen Wandel. Das kann<br />
auch das Team vom Neubrandenburger<br />
Geschäft<br />
„OMEGA Männermoden“<br />
bezeugen, immerhin feiert<br />
Inhaberin Petra Voß bereits<br />
ihr 26-jähriges Firmenbestehen.<br />
Ein Gespräch mit der<br />
Modeexpertin über Trends in<br />
der 4. Lebensphase.<br />
Frau Voß, früher dominierten<br />
dunkle und gedeckte Farben<br />
und unauffällige Schnitte die<br />
Seniorenmode. Was hat sich<br />
geändert?<br />
Mode ist wunderbar. Diese Erfahrung<br />
negiert niemand nur<br />
weil man in die <strong>Jahre</strong> kommt.<br />
Und so sehen die 60- oder<br />
70-Jährigen heute oftmals aus<br />
wie 50-Jährige.<br />
Sie selbst sind auch Oma,<br />
richtig?<br />
Ganz genau. Und auch der<br />
größte Teil meines Teams ist<br />
schon über 50. Kein Grund<br />
sich alt zu fühlen. Wir haben<br />
Spaß an unserem Job und<br />
kleiden uns natürlich auch<br />
modisch. In den 26 <strong>Jahre</strong>n,<br />
in denen wir nun schon am<br />
Markt sind, ist unsere Kundschaft<br />
mit uns zusammen älter<br />
geworden. Und wir stellen<br />
immer wieder fest, dass kaum<br />
ein Unterschied besteht zwischen<br />
Ü50 oder Ü60.<br />
Wie sehen sie also aus, die<br />
Ü50-Männer?<br />
Vermehrt tragen gerade die<br />
Männer schöne Jeans in coolen<br />
Waschungen und mit der<br />
Bequemlichkeit von Stretch.<br />
Was aber bei den älteren<br />
Männern überdauert hat, das<br />
sind die Cord- oder Thermojeans.<br />
Diese sind einfach ein<br />
Lebensgefühl und halten zudem<br />
schön warm.<br />
Und oben rum?<br />
Bügelfreie Hemden machen<br />
nicht nur im Haushalt Freude,<br />
sie sorgen auch für ein gepflegtes<br />
Antlitz. Pullover und<br />
Polo werden von den Männern<br />
inzwischen nicht nur in<br />
der Lieblingsfarbe Blau getragen,<br />
heutzutage sind auch die<br />
knalligen Farben gefragt: rot,<br />
beere, lila…<br />
Bei den Jacken scheint Stepp<br />
der aktuelle Trend zu sein.<br />
Richtig beobachtet. Steppjacken<br />
sind gerade sehr angesagt.<br />
Gerade auch bei den älteren<br />
Männern. Sie lieben die<br />
Leichtigkeit der Materialien<br />
und den Chic und den Pep der<br />
Farben. Der Renner in dieser<br />
Saison war bei den Steppjacken<br />
Grün und Bordeaux.<br />
Wahrscheinlich sind die älteren<br />
Herrschaften auch eine<br />
ganz dankbare Zielgruppe,<br />
die nicht so viel Kaufkraft<br />
ins Internet steckt, oder?<br />
Ja, vielleicht. Sicher ist, dass<br />
durch die freie Zeit ältere<br />
Leute sehr gern auf dem Boulevard<br />
bummeln und dann<br />
kommen sie oft direkt ins<br />
Geschäft, um genau das Teil<br />
aus der Auslage zu kaufen.<br />
Der Kaufreiz beginnt bei uns<br />
oft schon am schönen Schaufenster.<br />
Andererseits sind viele Männer<br />
auch nicht mehr gut zu<br />
Fuß. Die bummeln dann eher<br />
weniger.<br />
Auch darauf haben wir uns<br />
eingestellt. Etwa mit unserem<br />
Auswahlservice: Anprobe<br />
bequem zu Hause.<br />
Die Ehefrau, Partnerin oder<br />
Tochter nimmt einfach diverse<br />
Artikel mit nach Hause.<br />
Dort kann dann in aller Ruhe<br />
anprobiert und ausgesucht<br />
werden. Durch unsere Kundenverwaltung<br />
haben wir die<br />
Größen der Männer erfasst,<br />
das macht es sehr einfach.<br />
Sie bieten ja auch die passende<br />
Garderobe für ganz<br />
festliche Anlässe.<br />
Ja, wir führen eine große Anzugabteilung.<br />
Und so kom-
Ratgeber 4. Lebensphase Seite 55<br />
wie liebevoll die Partner miteinander<br />
umgehen. Bei uns<br />
findet dann der Mann den<br />
zum Kleid der Frau passenden<br />
Anzug samt Hemd und<br />
Krawatte mit Einstecktuch<br />
dazu.<br />
Das kann mitunter sicher<br />
auch eine ganze Weile dauern.<br />
Klar, da gehts den Menschen<br />
wie den Leuten. Dabei wird<br />
unser Service gern in Anspruch<br />
genommen, neben der<br />
Anprobe ein Käffchen oder<br />
ein Sektchen zu trinken. So<br />
hören wir viele lustige oder<br />
auch traurige Episoden aus<br />
den langen Ehejahren.<br />
Mode ist keine Frage des Alters, weder bei der Kundschaft, wie hier Dr. Ulrich Grebs, noch beim<br />
Team um Omega-Chefin Petra Voß (rechts).<br />
FOTO: S. EICHLER<br />
men auch sehr viele Silberne<br />
(25) und <strong>Goldene</strong> (50) Ehepaare<br />
zu uns, und etwas weniger<br />
natürlich Diamantene (60)<br />
und Eiserne (65) Ehepaare.<br />
Gerade diese Kundschaft bedienen<br />
wir sehr gern. Es ist jedes<br />
Mal sehr schön zu sehen,<br />
Zum Beispiel?<br />
Nun, der Tod gehört zum Leben<br />
dazu. Es war sehr traurig,<br />
als wir hören mussten,<br />
dass ein lieber Stammkunde<br />
kurz vor der goldenen Hochzeit<br />
verstorben ist. Selbstverständlich<br />
haben wir den<br />
ungetragenen Anzug retourniert.<br />
Die Fragen stellte Susanne Eichler
SEITE 58<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Großeltern<br />
Das Puppenspiel „Der<br />
gestiefelte Kater“<br />
FOTO: TOG<br />
Vorhang auf für<br />
„Däumelinchen“ FOTO: T. SCHWEERS<br />
Rotkäppchen<br />
in Abwandlung<br />
Enkel-Märchenzeit im Theater<br />
Das tapfere Schneiderlein<br />
FOTO: LANDESBÜHNE ANKLAM<br />
TülliKnülliFülli mit Beate<br />
Biermann<br />
FOTO: J. METZNER<br />
Es war einmal vor langer,<br />
langer Zeit. Da gingen die<br />
Kinder noch ins Theater, versicherten<br />
dem Kasperl, auch<br />
immer schön artig gewesen<br />
zu sein, und verrieten dem<br />
Polizisten, wo sich das böse<br />
Krokodil versteckt hat. Oder<br />
Alt und Jung saßen zusammen<br />
am Kamin und erzählten<br />
einander Märchen.<br />
Anregungen oder Alternativen<br />
dazu bieten Theaterbühnen<br />
der Region. Dort wird<br />
in der dunklen <strong>Jahre</strong>szeit nun<br />
oft der Märchenwelt gehuldigt.<br />
Im Schauspielhaus Neubrandenburg<br />
zum Beispiel<br />
bringt Ute „Maskotte“ Kotte<br />
das Märchen Rotkäppchen<br />
in ideenreicher Abwandlung<br />
auf die Bühne. Denn alle<br />
kennen das Märchen. Doch<br />
keiner weiß ganz genau, wie<br />
es damals war, als der Wolf<br />
Rotkäppchen und die Großmutter<br />
verschlang. Zum Beispiel<br />
wie das Wetter war?<br />
Die Großmutter sagt, es hat<br />
gewittert. Und die muss es ja<br />
wissen. Schließlich spielt sie<br />
selbst mit. Und Rotkäppchen<br />
spielt das Rotkäppchen, und<br />
der Jäger den Jäger, und der<br />
Wolf?<br />
Oma hottet jedenfalls zum<br />
Gute-Laune-Radio, und weil<br />
gerade außer einem Gewitter<br />
nichts Dringendes anliegt,<br />
verabredet sie sich mit<br />
der Familie, ein Märchen zu<br />
spielen: Bei „Rotkäppchen“<br />
darf sie mit ihrem wetterfühligen<br />
Zipperlein sogar im<br />
Bett liegen. Als Schauspielerin<br />
gleichrangig mit Rotkäppchen,<br />
Oma und Jäger<br />
als Tischpuppen sowie dem<br />
personifizierten Jacken-Wolf<br />
agierend, entwirft Ute Kotte<br />
stimmige Vereinbarungen<br />
mit dem Publikum: Ganz<br />
selbstverständlich bilden in<br />
der gemütlichen kleinen Küche<br />
eine grüne Tischdecke<br />
und ein umgedrehter Hocker<br />
mit zwei Efeu-Töpfen<br />
den Eichenwald, in dem der<br />
Jäger immer zur falschen<br />
Zeit auftaucht (ein Kabinettstückchen:<br />
der Dialog um den<br />
Kuchen!) und der wahrlich<br />
grimmig aufgemachte Wolf<br />
sich als singender Schwiegermuttertyp<br />
an die süße Kleine<br />
‚ranschmalzt.<br />
Mit heimeligem Ambiente<br />
und pfiffigen Ideen statten<br />
Thorsten Raddant (Bühne)<br />
und Anke Lenz (Puppen<br />
& Kostüme) das liebenswerte<br />
Stück aus, das auf humorvolle<br />
Weise und bei allem<br />
witzigen „Dreh“ keineswegs<br />
verfälschend der Märchenwelt<br />
huldigt.<br />
www.theater-undorchester.de;<br />
www.vorpommerschelandesbuehne.de<br />
Thorsten Raddant (Bühne) und Anke Lenz (Puppen & Kostüme)<br />
haben das liebenswerte Stück ausgestattet.<br />
FOTO: BELA WITT<br />
Ute „Maskotte“ Kotte bringt das Märchen „Rotkäppchen“ in<br />
ideenreicher Abwandlung auf die Bühne.<br />
FOTO: BELA WITT
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
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Ernährung<br />
Schmackhaft<br />
und gesund essen<br />
Tatsächlich gilt jeder zehnte<br />
noch zu Hause lebende Senior<br />
und nahezu fast sechzig<br />
Prozent der Bewohner von<br />
Altenheimen als mangelernährt.<br />
Alarmierend dabei<br />
ist, dass die vorhandenen<br />
Defizite und daraus resultierende<br />
Probleme oftmals gar<br />
nicht erst erkannt werden.<br />
Sogar noch etwas jüngere Senioren<br />
sind davon betroffen,<br />
die sich nicht als Risikopatienten<br />
betrachten würden.<br />
Die Gründe für eine schlechte<br />
Ernährung sind verschieden.<br />
Das können beispielsweise<br />
Kauprobleme oder Störungen<br />
im Magen-Darm-Trakt<br />
sein. Mit dem Älterwerden<br />
verändert sich die Magenschleimhaut,<br />
wodurch das<br />
wichtige Vitamin B12 nicht<br />
mehr richtig vom Körper<br />
aufgenommen und verwertet<br />
wird. So leiden mit der<br />
Zeit vor allem die Nervenfunktionen.<br />
Demenz und<br />
Depressionen verstärken sich<br />
möglicherweise. Aber wie<br />
sieht denn eine schmackhafte<br />
und gesunde Ernährung<br />
aus? Ganz wichtig sind Ballaststoffe,<br />
die in Kartoffeln,<br />
Hülsenfrüchten, Vollkornrodukten,<br />
Obst und Gemüse<br />
stecken. Sie wirken vorbeugend<br />
gegen Verstopfung und<br />
vermögen den Blutdruck zu<br />
senken und sie verhelfen<br />
sogar dazu, Dickdarmkrebs<br />
vorzubeugen. Zu achten ist<br />
auf das richtige Fett. Zu viele<br />
Eier, fettreiche Fleisch- und<br />
Milchprodukte und Innereien<br />
sind eher sparsam zu<br />
verzehren. Dafür sollte eher<br />
ein- bis zweimal wöchentlich<br />
Fisch auf den Tisch kommen.<br />
Insbesondere Fischarten<br />
wie Lachs, Makrele und Hering<br />
besitzen die wertvollen<br />
Omega-3-Fettsäuren, die sich<br />
positiv auf das Herz-Kreislauf-System<br />
auswirken. Sie<br />
haben einen sehr guten Effekt<br />
bei Bluthochdruck und<br />
tragen zur Senkung der Blutfettwerte<br />
bei. Fünf Portionen<br />
Obst und Gemüse pro Tag<br />
sind empfehlenswert sowie<br />
200 bis 250 Gramm Milch,<br />
Joghurt oder Quark sowie 50<br />
bis 60 Gramm fettarmer Käse.<br />
Wichtig ist ebenfalls, einige<br />
lieb gewonnene Angewohnheiten<br />
zu betrachten. Vielleicht<br />
sind beispielsweise die<br />
Chips am Abend mit Gemüsesticks<br />
auszutauschen.<br />
<br />
<br />
<br />
Hier ist es empfehlenswert, die Ernährung umzustellen. Ganz<br />
wichtig sind dabei Ballaststoffe.<br />
FOTO: DAK-GESUNDHEIT
Ratgeber 4. Lebensphase Seite 61<br />
Frische Zutaten<br />
schmecken<br />
Eine gesunde und ausgewogene<br />
Ernährung ist immens<br />
wichtig und nimmt<br />
einen sehr viel höheren<br />
Stellenwert ein als Diäten.<br />
Langfristig wirkt sich eine gesunde<br />
Ernährung und Lebensweise<br />
nachhaltig und positiv<br />
aus. Doch manchmal fällt es<br />
sehr schwer, sich kontinuierlich<br />
gesund zu ernähren.<br />
Vor allem, wenn man sehr<br />
ungern beispielsweise auf<br />
Süßigkeiten und Chips verzichtet.<br />
Wichtig ist, zu akzeptieren,<br />
dass eine gute<br />
Ernährung in der zweiten<br />
Lebenshälfte anders auszusehen<br />
hat als in der ersten.<br />
Jenseits der fünfzig zeigen<br />
sich physiologische<br />
Veränderungen, die insgesamt<br />
einen geringeren<br />
Grundumsatz ergeben.<br />
Dazu zählen beispielsweise<br />
die Abnahme der Muskelund<br />
Knochenmasse und natürlich<br />
das Absinken des Körperfettgehaltes.<br />
Oftmals bewegen sich ältere<br />
Menschen auch weniger, wodurch<br />
der Grundumsatz noch<br />
weiter sinkt. Bestehen bleibt<br />
der hohe Bedarf an lebenswichtigen<br />
Vitaminen, Mineralstoffen<br />
und anderen Vitalstoffen,<br />
weniger benötigt der<br />
Körper an Kohlenhydraten,<br />
Fett und Eiweiß, die eine hohe<br />
Nährstoffdichte aufweisen.<br />
Aus diesem Grund empfehlen<br />
Ernährungsexperten vor<br />
allem Lebensmittel mit einer<br />
besonders hohen Nährstoff-<br />
Nicht nur gesund zu essen ist relevant, sondern auch<br />
ausreichend über den Tag verteilt zu trinken. FOTO: BARMER GEK<br />
dichte zu sich zu nehmen,<br />
insbesondere Obst und Gemüse.<br />
Vollkornprodukte und<br />
auch Kartoffeln sättigen und<br />
sind vielfältig zu variieren.<br />
Einmal wöchentlich sollte<br />
Fisch verzehrt werden und anstelle<br />
von fettem Fleisch empfehlen<br />
sich andere magere<br />
Sorten wie beispielsweise Filet<br />
oder Tatar sowie Geflügel.<br />
Nicht zu vergessen ist ausreichend<br />
zu trinken, zwei Liter<br />
pro Tag sollten es schon sein,<br />
um einer Dehydrierung vorzubeugen.
Seite 62<br />
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
Freizeit<br />
Liebeslust im Alter<br />
Eine 50-jährige Frau hat<br />
heute im Schnitt noch knapp<br />
35 Lebensjahre vor sich – und<br />
diese Zeit möchte sie möglichst<br />
ebenso genießen wie<br />
das erste halbe Jahrhundert.<br />
Bei fast jeder zweiten Frau<br />
ab 50 kommen beim Thema<br />
Sexualität allerdings körperliche<br />
Probleme durch die<br />
Wechseljahre in die Quere<br />
– zum Beispiel Scheidentrockenheit<br />
mit ihren Begleiterscheinungen<br />
wie Juckreiz,<br />
Brennen, Missempfindungen<br />
beim Gehen, erhöhte Neigung<br />
zu Harnwegsinfekten<br />
und nicht zuletzt Schmerzen<br />
und sogenannte Mikroverletzungen<br />
beim Sex.<br />
Vergeht Betroffenen aufgrund<br />
dieser Symptome die<br />
Lust an der Liebe, kann das<br />
emotional sehr belastend<br />
sein. Nicht nur das Selbstwertgefühl<br />
leidet, sondern<br />
oft auch die Partnerschaft.<br />
Um zu vermeiden, dass der<br />
Partner sich grundlos abgelehnt<br />
fühlt, hilft vor allem<br />
eins: Offenheit. Für die Behandlung<br />
der vaginalen Probleme<br />
ist der Frauenarzt der<br />
richtige Ansprechpartner.<br />
Sind Erkrankungen wie etwa<br />
Infektionen ausgeschlossen,<br />
ist häufig der im Klimakterium<br />
auftretende Östrogenmangel<br />
schuld. Er lässt die<br />
Scheidenhaut dünner und<br />
trockener werden, sie verliert<br />
an Elastizität. Mit einer lokalen<br />
Östriol-Therapie kann<br />
dieser Mangel ausgeglichen<br />
werden – Durchblutung,<br />
Feuchtigkeitsbildung und<br />
Elastizität können wieder zunehmen.<br />
Eine Studie mit 436<br />
Frauen zeigte bei Anwendung<br />
von ultraniedrig dosierten Vaginalzäpfchen,<br />
die nur 0,03<br />
mg Östriol enthalten (OeKolp<br />
Ovula 0,03 mg), schon nach<br />
20 Behandlungstagen eine<br />
Besserung der Beschwerden.<br />
Viele Informationen und<br />
nützliche Tipps für Betroffene<br />
hat auch die Ratgeberzentrale<br />
unter www.rgz24.de/<br />
Schmerzen-Sex zusammengestellt.<br />
Beim intimen Zusammensein<br />
mit dem Partner nehmen<br />
sich viele Frauen über<br />
50 im Übrigen das Motto „lieber<br />
Qualität als Quantität“ zu<br />
Herzen – also viel Zärtlichkeit,<br />
ein ausgiebiges Vorspiel<br />
und vor allem kein Druck.<br />
Auch im reiferen Alter bleibt<br />
die Lust an der Liebe<br />
bestehen. FOTO: DJD/OEKOLP/CORBIS
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
Mit 50 <strong>Jahre</strong>n<br />
noch flirten?<br />
Einsamkeit muss nicht sein<br />
Vielleicht ein<br />
neuer Partner?<br />
Gerade in dieser Lebensphase<br />
sind viele Männer und<br />
Frauen schon allein. Sei es<br />
durch eine Scheidung oder<br />
den Tod des Partners. Manche<br />
Menschen möchten nur<br />
einen neuen Lebensgefährten<br />
finden, um dem Alleinsein<br />
zu entfliehen, andere trauen<br />
sich nicht, nach der Verarbeitung<br />
der Trauer ein neues<br />
Glück zu finden. Doch man<br />
muss ja nicht gleich an eine<br />
weitere große Liebe denken,<br />
oft genügen schöne Treffen,<br />
bei denen man sich zunächst<br />
nur miteinander austauscht.<br />
Eventuell wächst daraus ja<br />
mehr. Doch wie kann man jemanden<br />
kennen lernen? Wer<br />
sich bisher wenig unter andere<br />
Menschen gewagt hat und<br />
kaum Hobbys hat, dem fällt<br />
Manche befinden sich in<br />
ihrer zweiten Lebenshälfte<br />
schon allein, weil der Partner<br />
oder die Partnerin verstorben<br />
ist. Zusätzlich sind die Kinder<br />
bereits aus dem Haus.<br />
Einsamkeit kann sich Bahn<br />
brechen. Doch warum sollte<br />
man sich nicht einen neuen<br />
Lebenspartner suchen? Richtig<br />
flirten ist aber gar nicht<br />
so einfach.<br />
Vor allem, wenn man<br />
es nahezu jahrzehntelang<br />
nicht mehr praktiziert hat.<br />
Bewusst sollte einem sein,<br />
dass das Anbandeln und Flirten<br />
ein Jungbrunnen ist und<br />
Freude bereitet. Erhält man<br />
selber ein Lächeln, kommen<br />
Glücksgefühle hoch. Wichtig<br />
ist, der Welt offen und mit<br />
einem Lächeln im Gesicht<br />
entgegenzutreten. Dann ist<br />
der erste Schritt schon getan.<br />
Nun gilt es, gut auf sein<br />
äußeres Erscheinungsbild zu<br />
achten. Gepflegt zu sein ist<br />
selbstverständlich, doch in<br />
einem reiferen Alter gehört<br />
ebenfalls die gut ausgewählte<br />
und passende Kleidung dazu.<br />
Warum sucht man nicht einfach<br />
mal eine Stil- und Farbberatung<br />
auf, um sich vielleicht<br />
danach ein paar neue<br />
exklusive Kleidungsstücke zu<br />
gönnen?<br />
Wer sich nämlich selber attraktiv<br />
findet, besitzt gleich<br />
eine ganz andere Ausstrahlung.<br />
Es gilt, jeden einzelnen<br />
Menschen wohlwollend<br />
zu betrachten, das Haus für<br />
Unternehmungen zu verlassen<br />
und Augenkontakt zu suchen.<br />
Und nicht abschrecken<br />
lassen, wenn es nicht sofort<br />
klappt. Manches benötigt einfach<br />
etwas Zeit.<br />
es vermutlich etwas schwerer,<br />
einen Anfang zu suchen.<br />
Wie wäre es denn mit einer<br />
Kontaktanzeige?<br />
Mittlerweile gibt es nicht<br />
wenige Anbieter – auch im<br />
Internet – die sehr seriös<br />
sind. Überwiegt immer noch<br />
die Unsicherheit, kann man<br />
einen Menschen seines Vertrauens<br />
hinzuziehen. Oft<br />
glaubt man auch nicht an die<br />
Seriosität im Internet. Doch<br />
dann genügt es ebenso, eine<br />
Anzeige in einer Zeitung zu<br />
schalten, die überwiegend in<br />
der Umgebung gelesen wird.<br />
Geht man bestimmten Interessen<br />
nach, wie beispielsweise<br />
dem Wandern, kann man<br />
Magazine erstehen, in denen<br />
auch gerne Bekanntschaftsanzeigen<br />
geschaltet werden.
SEITE 64<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Gesundheit<br />
Hier heißt es: Am besten aufstehen und etwas tun.<br />
FOTO: TECHNIKER KRANKENKASSE<br />
Ausreichend<br />
Schlaf erhalten<br />
Für viele Frauen bedeutet<br />
der Beginn der Wechseljahre<br />
gleichzeitig eine immer wieder<br />
unterbrochene Nachtruhe.<br />
Auch viele Männer beklagen,<br />
einfach nicht mehr<br />
richtig ein- beziehungsweise<br />
durchschlafen zu können.<br />
Während der Wechseljahre<br />
verändern sich die Hormone,<br />
vor allem die Östrogene,<br />
welche immer mehr sinken.<br />
Diese wirken auf die Stoffwechselvorgänge<br />
im Gehirn<br />
und fördern die Tiefschlafphasen.<br />
Abfallende Östrogenwerte<br />
lassen den Schlaf<br />
weniger erholsam und tief<br />
sein. Haben Entspannungstechniken<br />
wie Yoga oder<br />
Autogenes Training keine<br />
Wirkung gezeigt, sollte man<br />
sich nicht mehr weiter ruhelos<br />
im Bett herumwälzen.<br />
Vielmehr empfiehlt sich, die<br />
Schlaflosigkeit als Chance zu<br />
erkennen und sich zu sagen,<br />
heute Nacht nicht schlafen<br />
zu dürfen. Das bezeichnet<br />
man als „Paradoxe Intervention“,<br />
wodurch der Fokus auf<br />
etwas anderes gelenkt wird,<br />
nämlich auf etwas Schönes,<br />
um von der Erwartungshaltung<br />
loszulassen. Doch was<br />
könnte das sein? Man kann<br />
die Zeit nutzen und das Buch<br />
zu Ende lesen, das schon lange<br />
auf dem Nachttisch liegt.<br />
Hilfreich kann das Schreiben<br />
eines Tagebuches sein, um<br />
seine Sorgen loszuwerden.<br />
Einschläfernd ist auch die Anfertigung<br />
einer To-Do-Liste.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 65<br />
Die grauen Zellen anregen<br />
Ein reger Gedankenaustausch ist wie eine Frischzellenkur für das Gehirn<br />
Nicht nur unsere Muskeln,<br />
sondern auch das Gehirn<br />
müssen einem kontinuierlichen<br />
Training ausgesetzt<br />
sein, um auf Dauer leistungsfähig<br />
zu sein und zu bleiben.<br />
Tatsächlich bietet das Gehirn<br />
einen entscheidenden<br />
Vorteil gegenüber unseren<br />
anderen Organen: Wird es<br />
häufig in Anspruch genommen,<br />
verschleißt es nicht.<br />
Das Gegenteil ist der Fall.<br />
Je vielseitiger und umfassender<br />
das geistige Angebot für<br />
die grauen Zellen ist, desto<br />
leistungsfähiger bleiben sie.<br />
Dazu können etwa Konzentrationsübungen<br />
gehören<br />
oder Kreuzworträtsel. Es ist<br />
auch nicht zu spät, erst im<br />
Ein reger Gedankenaustausch ist wie eine Frischzellenkur für<br />
das Gehirn.<br />
FOTO: TECHNIKER KRANKENKASSE<br />
Alter mit Musikunterricht<br />
zu beginnen. So manch einen<br />
beschleicht der Gedanke, Noten<br />
lesen zu lernen sei nicht<br />
mehr möglich. Doch das ist<br />
es durchaus. Man muss es<br />
sich nur so vorstellen, als<br />
wären die noch unbekannten<br />
Noten Buchstaben, die<br />
neu einzuprägen sind. Mit<br />
dem richtigen Lehrer und<br />
ein wenig Übung überkommt<br />
einen schnell die Begeisterung<br />
und Faszination, wenn<br />
man bemerkt, dass man das<br />
Instrument beherrscht. Musizieren<br />
aber auch Schach<br />
spielen bringt nicht nur Spaß,<br />
sondern sie vermögen auch<br />
Demenz vorzubeugen. Je länger<br />
und regelmäßiger sie betrieben<br />
werden, desto größer<br />
ist der Effekt auf das Gehirn.<br />
Ganz wichtig sind soziale<br />
Kontakte. Eine regelmäßige<br />
Ansprache zu erhalten, sich<br />
selber auf andere Menschen<br />
einzulassen, vermittelt das<br />
Gefühl der Anerkennung und<br />
des Gebrauchtseins gegenüber<br />
anderen. Sicherlich entstehen<br />
im Verlauf des Lebens<br />
eingefahrene Denk- und Verhaltensweisen.<br />
Wichtig ist,<br />
sich seine Offenheit zu bewahren<br />
und seine Neugier<br />
auf das Leben zu behalten.
SEITE 66<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Demenz und<br />
Alzheimer<br />
So unterstützen die Kassen<br />
Wer an Demenz oder Alzheimer<br />
leidet, benötigt<br />
eine besondere Betreuung<br />
und Begleitung. Auch für<br />
die Angehörigen ist es eine<br />
schwierige Situation, wenn<br />
sie erleben müssen, wie Familienmitglieder<br />
geistig<br />
immer stärker abbauen.<br />
Viele Familien geraten dabei<br />
an ihre Grenzen. Unter<br />
Demenz versteht man im<br />
Gegensatz zu Alzheimer keine<br />
Krankheit, sondern das<br />
Auftreten bestimmter Symptome.<br />
So lassen die Gedächtnis-<br />
und Gehirnleistungen bei<br />
dementen Kranken nach.<br />
Es fällt Demenzkranken<br />
schwerer, sich zu orientieren<br />
und auch die Sprache leidet.<br />
In vielen Fällen ist eine Demenz<br />
durch die Alzheimer-<br />
Krankheit bedingt. Bei der<br />
Alzheimer-Krankheit sterben<br />
Nervenzellen und Nervenzellkontakte<br />
fortlaufend<br />
ab. Die genauen Ursachen<br />
sind noch nicht endgültig<br />
geklärt. Die Gedächtnis- und<br />
Intelligenzfähigkeit von Alzheimer-Erkrankten<br />
nehmen<br />
nicht kontinuierlich ab.<br />
Die genaue Diagnose kann<br />
nur der Arzt stellen. Pflegebedürftige<br />
mit einer Demenzerkrankung<br />
haben Anspruch<br />
auf Pflegeleistungen.<br />
Personen, bei denen Waschen,<br />
Essen oder das Gehen<br />
körperlich noch gut möglich<br />
ist, können bei einer Pflege<br />
Demenzkranke benötigen besondere Hilfe.<br />
durch Angehörige zwischen<br />
Pflegegeld oder bei Pflege<br />
durch einen Pflegedienst<br />
Sachleistungen wählen.<br />
Außerdem gibt es einen<br />
Anspruch auf Ersatzpflege,<br />
Pflegehilfsmittel<br />
und Wohnumfeld ver-<br />
FOTO: BARMER-GEK<br />
bessernde Maßnahmen.<br />
Zudem gibt es die Möglichkeit<br />
der Kurzzeitpflege oder einen<br />
Zuschuss für das Wohnen in<br />
ambulant betreuten Wohngruppen.<br />
Demenzpatienten,<br />
die einer höheren Pflegestufe<br />
zugeordnet werden, erhalten<br />
höhere Leistungsbeiträge.<br />
Oft kann zusätzlich eine Tages-<br />
und Nachtpflege in Anspruch<br />
genommen werden.<br />
Viele Krankenkassen bieten<br />
zudem spezielle Unterstützung<br />
für die Angehörigen von<br />
Demenz- oder Alzheimer-Erkrankten<br />
sowie bei der Wahl<br />
von Pflegekursen an.<br />
„Zucker“ ist oft gefährlich<br />
Die „Zuckerkrankheit“ zieht<br />
häufig einige besonders gefährliche<br />
Folgen nach sich.<br />
„Dabei handelt es sich um<br />
Schäden an Nieren, die Nephropathie,<br />
Augen, die Retinopathie,<br />
und an Nerven, die<br />
Neuropathie“, sagt Prof. Dr.<br />
Hilmar Stracke, Facharzt für<br />
Innere Medizin, Endokrinologie,<br />
Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen,<br />
Oberarzt<br />
an der Medizinischen<br />
Klinik und Poliklinik III am<br />
Universitätsklinikum Gießen<br />
und Marburg. Er warnt: „Diabetes<br />
ist die häufigste Ursache,<br />
die zu Nierenversagen<br />
führt. Augenschäden können<br />
zur Erblindung führen.“ Von<br />
Nervenschäden ist nach seinen<br />
Worten etwa jeder dritte<br />
Diabetiker betroffen. Sie seien<br />
die Haupt-Ursache für ein<br />
Diabetisches Fußsyndrom,<br />
das jährlich in Deutschland<br />
zu etwa 40.000 Amputationen<br />
führe. Wichtigste Maßnahme<br />
zur Vorbeugung sei<br />
eine möglichst gute Blutzuckereinstellung.<br />
Stracke:<br />
„Dazu trägt auch erheblich<br />
der Lebensstil bei.“<br />
Je früher Nervenschäden erkannt<br />
werden, umso besser<br />
lassen sie sich behandeln.<br />
Denn ab einem gewissen<br />
Grad der Nervenschädigung<br />
ist diese irreparabel. Daher ist<br />
eine Behandlung so wichtig,<br />
bevor dieser Punkt erreicht<br />
Auch Diabetiker, die keine Beschwerden haben, sollten sich<br />
regelmäßig beim Arzt untersuchen lassen. FOTO: DJD/WÖRWAG<br />
wird. „Erste und wichtigste<br />
Maßnahme ist auch hier<br />
eine möglichst gute Blutzuckereinstellung“,<br />
erklärt der<br />
Internist. Außerdem sollten<br />
Betroffene Alkohol und Zigaretten<br />
meiden, da auch dies<br />
die Nerven belastet. Zusätzlich<br />
gebe es gut verträgliche<br />
Wirkstoffe wie Benfotiamin,<br />
die Symptome der Neuropathie<br />
lindern könnten. „Das<br />
Benfotiamin ist eine für den<br />
Körper sehr gut verfügbare<br />
Vorstufe vom Vitamin B1, die<br />
die Bildung von nerven- und<br />
gefäßschädigenden Verzuckerungsprodukten<br />
hemmt<br />
und auf diese Weise auch<br />
Beschwerden wie Kribbeln,<br />
Schmerzen oder Taubheit in<br />
den Füßen lindern kann“, erklärt<br />
Hilmar Stracke. Bei starken<br />
Schmerzen könne der<br />
Arzt zusätzlich Schmerzmittel<br />
verordnen, die gegen die<br />
Symptome wirken könnten.
SEITE 68<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Einmaleins des Verblisterns<br />
Die Tablettenverpackung als Unikat für jeden einzelnen Patienten<br />
Verblisterung<br />
Unter patientenindividueller<br />
Arzneimittelverblisterung<br />
(PAV) versteht man das Verpacken<br />
von Arzneimitteln<br />
in Einheiten, die auf die tageszeitliche<br />
Abfolge der Einnahme<br />
abgestimmt sind. So<br />
werden die Arzneimittel in<br />
eine Blistertüte / Blisternapf<br />
verpackt, die an einem bestimmten<br />
Termin einzunehmen<br />
sind.<br />
GMP-Richtlinien<br />
GMP steht für „Good Manufacturing<br />
Practice“ und<br />
meint die „gute Herstellungspraxis“.<br />
Die GMP-Richtlinien<br />
sind der Standard zur Qualitätssicherung<br />
von Produktionsabläufen<br />
und der dafür<br />
notwendigen Produktionsumgebung.<br />
In der Herstellung<br />
von Arzneimittel kann<br />
eine Abweichung von den<br />
Qualitätsrichtlinien einen<br />
unmittelbaren Einfluss auf<br />
die Produktqualität und damit<br />
auf die Gesundheit der<br />
Verbraucher haben. Die entsprechenden<br />
Richtlinien zur<br />
„guten Herstellungspraxis“<br />
werden durch die Europäische<br />
Kommission, durch die<br />
amerikanische FDA (Food<br />
and Drug Administration)<br />
und durch das Pharmaceutical<br />
Inspection Co-Operation<br />
Scheme (PIC/S) erstellt.<br />
Die Einhaltung dieser GMP-<br />
Richtlinien wird durch die<br />
jeweilige Länderbehörde<br />
kontrolliert, die auch für die<br />
Erteilung und Aufrechterhaltung<br />
der Herstellungserlaubnis<br />
zuständig sind.<br />
Herstellungserlaubnis<br />
Wer Wirkstoffe, Arzneimittel,<br />
Testseren, Testantigene<br />
oder andere zur Herstellung<br />
von Arzneimitteln bestimmte<br />
Stoffe menschlicher Herkunft<br />
gewerbs- oder berufsmäßig<br />
herstellt, bedarf einer<br />
Erlaubnis nach § 13 Arzneimittelgesetz<br />
(AMG) der zuständigen<br />
Landesbehörde.<br />
Ein Verzeichnis der deutschen<br />
Landesbehörden ist zu<br />
finden auf der Internetseite<br />
www.zlg.de.<br />
QP – Qualified Person<br />
Die Sachkundige Person<br />
(engl. Qualified Person) ist ein<br />
Begriff aus dem europäischen<br />
Arzneimittelrecht. Die rechtliche<br />
Grundlagen in Deutschland<br />
ist § 15 des AMG. Sie ist<br />
verantwortlich für die Einhaltung<br />
der entsprechenden<br />
arzneimittelrechtlichen Vorschriften<br />
über Herstellung,<br />
Prüfung, und Freigabe vor<br />
Inverkehrbringen eines Arzneimittels.<br />
Die Sachkundige<br />
Person ist ebenfalls verantwortlich<br />
für die lückenlose<br />
Dokumentation der Einhaltung<br />
der gesetzlichen Vorschriften.<br />
Schlauchbeutel-Blister<br />
Der Schlauchbeutelblister<br />
ist ein Endlosschlauch von<br />
individuell in Anzahl und<br />
Beschriftung hergestellten<br />
Tütchen, in der die Arzneimittel<br />
maschinell verpackt<br />
werden. Getrennt durch eine<br />
Abtrennungsperforation, leistet<br />
diese Form der Verblisterung<br />
einen maßgeblichen<br />
Beitrag zur Therapiesicherheit.<br />
So können beliebig viele<br />
Tütchen hergestellt werden,<br />
welche zusätzlich in chronologischer<br />
Reihenfolge abgepackt<br />
werden und mit dem<br />
Namen des Patienten, dem<br />
Einnahmezeitpunkt und Informationen<br />
über die Medikation<br />
bedruckt sind.<br />
Reinraum<br />
In Komformität mit den GMP-<br />
Richtlinien muss die Verblisterung<br />
in einem sogenannten<br />
Reinraum stattfinden.<br />
Ein Reinraum kennzeichnet<br />
sich durch konstante Temperaturen,<br />
regulierte Luftfeuchtigkeit<br />
und Partikelanzahl<br />
aus. Nur eine sehr geringe<br />
Anzahl luftgetragener Partikel<br />
gewährleistet die „Reinheit“<br />
des Raumes und damit<br />
auch die der dort zu verblisternden<br />
Arzneimittel.<br />
Verschiedene Verfahren werden<br />
verwendet um dies zu<br />
gewährleisten, u.a. die Verwendung<br />
entsprechender<br />
Schutzkleidung und eine<br />
Verteilung der Arbeitsstätten,<br />
die dem chronologischen Ablauf<br />
des Produktionsprozesses<br />
entsprechen, um Umfälle<br />
zu vermeiden.<br />
Tablettenfotos<br />
(foto-optische Kontrolle)<br />
Nach der individuellen Verblisterung<br />
durch den Apotheker<br />
werden alle Schlauchbeutel<br />
auf Millimeterpapier<br />
fotografiert. Dies dient vor<br />
allem der sicheren Identifizierung<br />
der einzelnen Pillen,<br />
etwa für das Pflegepersonal.<br />
Da bei einer individuellen<br />
Verblisterung keine gesonderte<br />
Tablettenverpackung<br />
existiert, die einzelne Medikamente<br />
klar trennt, stellt<br />
das jeweilige Foto sicher,<br />
dass das Pflegepersonal dann<br />
in der Lage ist Tabletten vor<br />
der Einnahme eindeutig zu<br />
identifizieren. Gerade bei<br />
Tabletten die sich äußerlich<br />
stark ähneln, gewährleistet<br />
dieses Verfahren die Arzneimittelsicherheit.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 69<br />
Medikamente richtig nehmen<br />
Viele Pflegebedürftige<br />
müssen zu Hause regelmäßig<br />
Medikamente einnehmen.<br />
Damit diese ihre Wirkung<br />
zuverlässig entfalten können,<br />
muss einiges beachtet<br />
werden. Mit dem Arzt oder<br />
Apotheker ist über die Einnahme<br />
aller Medikamente<br />
genau zu sprechen, damit<br />
alle Neben- und Wechselwirkungen<br />
bekannt sind. Bestimmte<br />
Lebensmittel, wie<br />
Milchprodukte, hemmen<br />
teilweise die Wirkung bestimmter<br />
Medikamente. Deshalb<br />
muss mit der Einnahme<br />
der Medikamente nach dem<br />
Genuss dieser Lebensmittel<br />
einige Zeit gewartet werden.<br />
Der behandelnde Arzt<br />
kann genau mitteilen, worauf<br />
geachtet werden muss.<br />
Auf leeren Magen eingenommen,<br />
wirken manche Arzneimittel<br />
schneller. Bei anderen<br />
kann die Nahrung die empfindliche<br />
Magenschleimhaut<br />
vor möglichen Schäden<br />
durch das Medikament schützen.<br />
Ob ein Medikament vor,<br />
während oder nach dem Essen<br />
eingenommen werden<br />
soll, lässt sich dem Beipackzettel<br />
entnehmen oder auch<br />
durch das Gespräch mit dem<br />
Arzt oder Apotheker herausfinden.<br />
Wurde die Einnahme<br />
eines Medikaments vergessen,<br />
sollte man auf keinen<br />
Fall die doppelte Dosis nehmen<br />
oder verabreichen, sondern<br />
im Beipackzettel nachlesen,<br />
wie in der Situation zu<br />
handeln ist, oder beim Arzt<br />
oder Apotheker nachfragen.<br />
Tabletten, Kapseln und Dragees<br />
sollten mit einem Glas<br />
Wasser eingenommen werden.<br />
Leitungswasser reicht<br />
aus. Gerade älteren Menschen<br />
fällt es schwer, bei einer Vielzahl<br />
von Medikamenten den<br />
Überblick zu behalten. Hier<br />
hilft eine Kunststoffbox, in<br />
der Medikamente für eine<br />
ganze Woche vorsortiert<br />
werden. Gleichzeitig können<br />
die Angehörigen sehen, ob<br />
die Medikamente auch wirklich<br />
genommen wurden.<br />
Am besten bewahrt man stets<br />
die Umverpackung und die<br />
Packungsbeilage von den Medikamenten<br />
auf. Hier stehen<br />
alle wichtigen Informationen<br />
zur Anwendung, Lagerung<br />
und Haltbarkeit.<br />
Medikamente sollten<br />
kontrolliert eingenommen<br />
werden. FOTO: DAK-GESUNDHEIT
SEITE 68<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Einmaleins des Verblisterns<br />
Die Tablettenverpackung als Unikat für jeden einzelnen Patienten<br />
Verblisterung<br />
Unter patientenindividueller<br />
Arzneimittelverblisterung<br />
(PAV) versteht man das Verpacken<br />
von Arzneimitteln<br />
in Einheiten, die auf die tageszeitliche<br />
Abfolge der Einnahme<br />
abgestimmt sind. So<br />
werden die Arzneimittel in<br />
eine Blistertüte / Blisternapf<br />
verpackt, die an einem bestimmten<br />
Termin einzunehmen<br />
sind.<br />
GMP-Richtlinien<br />
GMP steht für „Good Manufacturing<br />
Practice“ und<br />
meint die „gute Herstellungspraxis“.<br />
Die GMP-Richtlinien<br />
sind der Standard zur Qualitätssicherung<br />
von Produktionsabläufen<br />
und der dafür<br />
notwendigen Produktionsumgebung.<br />
In der Herstellung<br />
von Arzneimittel kann<br />
eine Abweichung von den<br />
Qualitätsrichtlinien einen<br />
unmittelbaren Einfluss auf<br />
die Produktqualität und damit<br />
auf die Gesundheit der<br />
Verbraucher haben. Die entsprechenden<br />
Richtlinien zur<br />
„guten Herstellungspraxis“<br />
werden durch die Europäische<br />
Kommission, durch die<br />
amerikanische FDA (Food<br />
and Drug Administration)<br />
und durch das Pharmaceutical<br />
Inspection Co-Operation<br />
Scheme (PIC/S) erstellt.<br />
Die Einhaltung dieser GMP-<br />
Richtlinien wird durch die<br />
jeweilige Länderbehörde<br />
kontrolliert, die auch für die<br />
Erteilung und Aufrechterhaltung<br />
der Herstellungserlaubnis<br />
zuständig sind.<br />
Herstellungserlaubnis<br />
Wer Wirkstoffe, Arzneimittel,<br />
Testseren, Testantigene<br />
oder andere zur Herstellung<br />
von Arzneimitteln bestimmte<br />
Stoffe menschlicher Herkunft<br />
gewerbs- oder berufsmäßig<br />
herstellt, bedarf einer<br />
Erlaubnis nach § 13 Arzneimittelgesetz<br />
(AMG) der zuständigen<br />
Landesbehörde.<br />
Ein Verzeichnis der deutschen<br />
Landesbehörden ist zu<br />
finden auf der Internetseite<br />
www.zlg.de.<br />
QP – Qualified Person<br />
Die Sachkundige Person<br />
(engl. Qualified Person) ist ein<br />
Begriff aus dem europäischen<br />
Arzneimittelrecht. Die rechtliche<br />
Grundlagen in Deutschland<br />
ist § 15 des AMG. Sie ist<br />
verantwortlich für die Einhaltung<br />
der entsprechenden<br />
arzneimittelrechtlichen Vorschriften<br />
über Herstellung,<br />
Prüfung, und Freigabe vor<br />
Inverkehrbringen eines Arzneimittels.<br />
Die Sachkundige<br />
Person ist ebenfalls verantwortlich<br />
für die lückenlose<br />
Dokumentation der Einhaltung<br />
der gesetzlichen Vorschriften.<br />
Schlauchbeutel-Blister<br />
Der Schlauchbeutelblister<br />
ist ein Endlosschlauch von<br />
individuell in Anzahl und<br />
Beschriftung hergestellten<br />
Tütchen, in der die Arzneimittel<br />
maschinell verpackt<br />
werden. Getrennt durch eine<br />
Abtrennungsperforation, leistet<br />
diese Form der Verblisterung<br />
einen maßgeblichen<br />
Beitrag zur Therapiesicherheit.<br />
So können beliebig viele<br />
Tütchen hergestellt werden,<br />
welche zusätzlich in chronologischer<br />
Reihenfolge abgepackt<br />
werden und mit dem<br />
Namen des Patienten, dem<br />
Einnahmezeitpunkt und Informationen<br />
über die Medikation<br />
bedruckt sind.<br />
Reinraum<br />
In Komformität mit den GMP-<br />
Richtlinien muss die Verblisterung<br />
in einem sogenannten<br />
Reinraum stattfinden.<br />
Ein Reinraum kennzeichnet<br />
sich durch konstante Temperaturen,<br />
regulierte Luftfeuchtigkeit<br />
und Partikelanzahl<br />
aus. Nur eine sehr geringe<br />
Anzahl luftgetragener Partikel<br />
gewährleistet die „Reinheit“<br />
des Raumes und damit<br />
auch die der dort zu verblisternden<br />
Arzneimittel.<br />
Verschiedene Verfahren werden<br />
verwendet um dies zu<br />
gewährleisten, u.a. die Verwendung<br />
entsprechender<br />
Schutzkleidung und eine<br />
Verteilung der Arbeitsstätten,<br />
die dem chronologischen Ablauf<br />
des Produktionsprozesses<br />
entsprechen, um Umfälle<br />
zu vermeiden.<br />
Tablettenfotos<br />
(foto-optische Kontrolle)<br />
Nach der individuellen Verblisterung<br />
durch den Apotheker<br />
werden alle Schlauchbeutel<br />
auf Millimeterpapier<br />
fotografiert. Dies dient vor<br />
allem der sicheren Identifizierung<br />
der einzelnen Pillen,<br />
etwa für das Pflegepersonal.<br />
Da bei einer individuellen<br />
Verblisterung keine gesonderte<br />
Tablettenverpackung<br />
existiert, die einzelne Medikamente<br />
klar trennt, stellt<br />
das jeweilige Foto sicher,<br />
dass das Pflegepersonal dann<br />
in der Lage ist Tabletten vor<br />
der Einnahme eindeutig zu<br />
identifizieren. Gerade bei<br />
Tabletten die sich äußerlich<br />
stark ähneln, gewährleistet<br />
dieses Verfahren die Arzneimittelsicherheit.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 69<br />
Medikamente richtig nehmen<br />
Viele Pflegebedürftige<br />
müssen zu Hause regelmäßig<br />
Medikamente einnehmen.<br />
Damit diese ihre Wirkung<br />
zuverlässig entfalten können,<br />
muss einiges beachtet<br />
werden. Mit dem Arzt oder<br />
Apotheker ist über die Einnahme<br />
aller Medikamente<br />
genau zu sprechen, damit<br />
alle Neben- und Wechselwirkungen<br />
bekannt sind. Bestimmte<br />
Lebensmittel, wie<br />
Milchprodukte, hemmen<br />
teilweise die Wirkung bestimmter<br />
Medikamente. Deshalb<br />
muss mit der Einnahme<br />
der Medikamente nach dem<br />
Genuss dieser Lebensmittel<br />
einige Zeit gewartet werden.<br />
Der behandelnde Arzt<br />
kann genau mitteilen, worauf<br />
geachtet werden muss.<br />
Auf leeren Magen eingenommen,<br />
wirken manche Arzneimittel<br />
schneller. Bei anderen<br />
kann die Nahrung die empfindliche<br />
Magenschleimhaut<br />
vor möglichen Schäden<br />
durch das Medikament schützen.<br />
Ob ein Medikament vor,<br />
während oder nach dem Essen<br />
eingenommen werden<br />
soll, lässt sich dem Beipackzettel<br />
entnehmen oder auch<br />
durch das Gespräch mit dem<br />
Arzt oder Apotheker herausfinden.<br />
Wurde die Einnahme<br />
eines Medikaments vergessen,<br />
sollte man auf keinen<br />
Fall die doppelte Dosis nehmen<br />
oder verabreichen, sondern<br />
im Beipackzettel nachlesen,<br />
wie in der Situation zu<br />
handeln ist, oder beim Arzt<br />
oder Apotheker nachfragen.<br />
Tabletten, Kapseln und Dragees<br />
sollten mit einem Glas<br />
Wasser eingenommen werden.<br />
Leitungswasser reicht<br />
aus. Gerade älteren Menschen<br />
fällt es schwer, bei einer Vielzahl<br />
von Medikamenten den<br />
Überblick zu behalten. Hier<br />
hilft eine Kunststoffbox, in<br />
der Medikamente für eine<br />
ganze Woche vorsortiert<br />
werden. Gleichzeitig können<br />
die Angehörigen sehen, ob<br />
die Medikamente auch wirklich<br />
genommen wurden.<br />
Am besten bewahrt man stets<br />
die Umverpackung und die<br />
Packungsbeilage von den Medikamenten<br />
auf. Hier stehen<br />
alle wichtigen Informationen<br />
zur Anwendung, Lagerung<br />
und Haltbarkeit.<br />
Medikamente sollten<br />
kontrolliert eingenommen<br />
werden. FOTO: DAK-GESUNDHEIT
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 71<br />
Raus aus dem Stimmungstief<br />
Ernährung, Licht und Bewegung können das psychische Befinden beeinflussen<br />
Gesundheit<br />
Für Personen mit depressiven Verstimmungen kann der Kontakt zu positiv gestimmten<br />
Menschen ein Ausweg aus der Isolation sein.<br />
FOTO: DJD/PILZSHOP.DE/GETTY<br />
Den Anforderungen in Job<br />
und Familie locker gerecht<br />
werden und den stressigen<br />
Alltag mit einem Lächeln<br />
meistern? Das kann nur eine<br />
wahre Frohnatur. Berufliche<br />
Überlastung, finanzielle Nöte<br />
oder Zukunftsängste können<br />
auf Dauer auch gefestigte<br />
Persönlichkeiten aus der<br />
Bahn werfen. Die Betroffenen<br />
fühlen sich zunehmend<br />
überfordert, klagen über Erschöpfung,<br />
Kopfschmerzen<br />
und Schlafprobleme.<br />
Im täglichen Leben fehlen<br />
der Antrieb und die Freude<br />
an dem, was man tut oder<br />
erlebt. Ein solches Seelentief<br />
über einen eingeschränkten<br />
Zeitraum wird als depressive<br />
Verstimmung bezeichnet.<br />
Jeder Mensch kann hin und<br />
wieder „depressiv verstimmt“<br />
sein. Hält der Zustand der Niedergeschlagenheit<br />
allerdings<br />
mehrere Wochen an, sollte<br />
ärztlicher Rat eingeholt werden,<br />
um ein Abgleiten in eine<br />
Depression zu verhindern.<br />
Eine gesunde und ausgewogene<br />
Ernährung versorgt<br />
den Körper mit lebenswichtigen<br />
Nährstoffen, die sich<br />
auch auf das Nervensystem,<br />
das Hormonsystem und den<br />
Hirnstoffwechsel positiv auswirken<br />
und für gute Stimmung<br />
sorgen können.<br />
Als natürliche Unterstützung<br />
bei depressiven Verstimmungen<br />
können beispielsweise<br />
Vitalpilze helfen.<br />
So soll etwa der Reishi beruhigend<br />
und entspannend auf<br />
das vegetative Nervensystem<br />
wirken. Der Cordyceps kann<br />
den Hormonspiegel positiv<br />
beeinflussen und die Seelenlage<br />
und das Allgemeinbefinden<br />
verbessern.<br />
Heilpraktiker empfehlen<br />
den Vitalpilz Hericium als<br />
ausgleichend und nervenstärkend.<br />
Daher kann er gut<br />
bei Stimmungsschwankungen<br />
eingesetzt werden.<br />
Reishi, Cordyceps, Hericium<br />
und Co. sind beispielsweise<br />
unter www.pilzshop.de<br />
erhältlich.<br />
Ein Stimmungstief lässt<br />
sich auch durch Licht und<br />
Bewegung lindern. Sportliche<br />
Aktivität im Freien führt<br />
dem Körper Sauerstoff zu<br />
und setzt Endorphine, also<br />
Glückshormone, frei. Bewegung<br />
bei Wind und Wetter<br />
weckt die Lebensgeister, das<br />
Sonnenlicht lässt den Serotoninspiegel<br />
ansteigen, was die<br />
Laune ebenfalls bessert.<br />
Tipp für Naschkatzen: Sie<br />
sollten sich mit einem Stück<br />
dunkler Schokolade belohnen,<br />
sie gilt als süßer Stimmungsaufheller.<br />
Der Cordyceps kann den Hormonspiegel positiv beeinflussen<br />
und die Seelenlage verbessern.<br />
FOTO: DJD/PILZSHOP.DE<br />
Heilpraktiker empfehlen den Vitalpilz Hericium als ausgleichend<br />
und nervenstärkend.<br />
FOTO: DJD/PILZSHOP.DE
SEITE 72<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Trauer<br />
Der Tod als<br />
Tabuthema<br />
Den Abschied gut vorbereiten und<br />
Zwist in der Familie vermeiden<br />
Wer sich mit dem eigenen Tod beschäftigt, wird zwangsläufig an<br />
die Menschen denken, die ihm besonders am Herzen liegen. Wie<br />
geht es wohl ohne ihn weiter?<br />
FOTO: DJD/LV 1871/THX<br />
Der Herbst ist für viele Menschen<br />
eine Zeit des Nachdenkens<br />
und Reflektierens.<br />
Wer sich dabei auch mit<br />
dem eigenen Tod beschäftigt,<br />
wird zwangsläufig an<br />
die Menschen denken, die<br />
ihm besonders am Herzen<br />
liegen. Wie geht es wohl für<br />
sie weiter, wenn man selbst<br />
nicht mehr da ist? Das Reden<br />
über den Tod ist in vielen Familien<br />
allerdings tabu. „In<br />
der Familie sollte man jedoch<br />
offen darüber sprechen“, rät<br />
Beate Fuchs vom Verbraucherportal<br />
Ratgeberzentrale.de.<br />
Denn ein Trauerfall<br />
bringe beispielsweise hohe<br />
wirtschaftliche Belastungen<br />
mit sich. Allein für eine Bestattung<br />
würden schnell 5000<br />
bis 10 000 Euro anfallen, die<br />
man einplanen sollte.<br />
Die Vorsorge etwa mit einer<br />
Sterbegeldversicherung kann<br />
aus zwei Gründen sinnvoll<br />
sein. Sie schafft zu Lebzeiten<br />
die finanziellen Voraussetzungen,<br />
um die eigenen
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 73<br />
Die Vorsorge mit einer Sterbegeldversicherung entlastet die Hinterbliebenen - moralisch und finanziell.<br />
FOTO: DJD/LV 1871/GETTY<br />
Vorstellungen vom letzten<br />
Weg zu verwirklichen. Vor<br />
allem aber entlastet sie die<br />
Hinterbliebenen – moralisch<br />
und finanziell. Mögliche Unstimmigkeiten<br />
und Streitigkeiten<br />
lassen sich auf diese<br />
Weise vermeiden. Der Markt<br />
der Sterbegeldanbieter ist<br />
groß, und entsprechend<br />
unterschiedlich sind die Konditionen.<br />
Bei renommierten<br />
Anbietern wie der LV 1871<br />
findet keine Gesundheitsprüfung<br />
statt, es werden<br />
keine ärztlichen Gutachten<br />
eingeholt, keine Krankheit<br />
wird ausgeschlossen. Die<br />
Wartezeit beträgt nur sechs<br />
Monate. Die Staffelung der<br />
Versicherungsleistung im Todesfall<br />
ist abhängig vom Eintrittsalter.<br />
Nach spätestens<br />
drei <strong>Jahre</strong>n besteht voller Versicherungsschutz.<br />
Bei Unfalltod<br />
entfallen Wartezeit und<br />
Staffelung ganz. Mehr Infos<br />
gibt es unter www.lv1871.de/<br />
sterbegeld. Die Leistung wird<br />
wahlweise an die Hinterbliebenen<br />
oder an den ausgewählten<br />
Bestatter ausgezahlt.<br />
Je früher man sich um den<br />
Abschluss einer Sterbegeldversicherung<br />
kümmert, desto<br />
geringer ist der monatliche<br />
Aufwand. Denn die Beitragszahlung<br />
wird bei einem früheren<br />
Eintritt in den Vertrag<br />
auf einen längeren Zeitraum<br />
aufgeteilt. Aber auch im Alter<br />
ist es noch möglich, eine<br />
Sterbegeld-Police abzuschließen<br />
- bei dem Münchner Versicherer<br />
beispielsweise ist das<br />
bis 90 <strong>Jahre</strong> möglich.<br />
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Wie geht es wohl für die anderen weiter, wenn man selbst nicht<br />
mehr da ist? Das Reden über den Tod sollte innerhalb der<br />
Familie kein Tabu sein.<br />
FOTO: DJD/LV 1871/THX
SEITE 74<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Nachlass<br />
Nachlass ohne Streit<br />
Mehr als die Hälfte der Deutschen hat kein Testament –<br />
konkrete Hilfe bieten Rechtsschutzversicherer<br />
Sich auf die gesetzliche Erbfolge zu verlassen, ist nicht immer<br />
sinnvoll.<br />
FOTO: © FOTODO - FOTOLIA.COM<br />
Deutschland ist ein Land<br />
der Erben. Ob Geld, Häuser<br />
oder Grundstücke:<br />
Bis 2024 werden nach Schätzungen<br />
des Deutschen Instituts<br />
für Altersvorsorge<br />
(DIA) 3,1 Billionen Euro an<br />
Privatvermögen vermacht.<br />
Mehr als die Hälfte der<br />
Bundesbürger hat jedoch<br />
bislang kein Testament<br />
verfasst – die Beschäftigung<br />
mit dem Thema ist<br />
den meisten unangenehm.<br />
„Dabei könnte eine Nachlassregelung<br />
in vielen Fällen<br />
verhindern, dass sich Familien<br />
streiten”, betont Johannes<br />
Goth, Vorstand der Deutschen<br />
Anwaltshotline AG.<br />
Sich auf die gesetzliche<br />
Erbfolge zu verlassen,<br />
ist nicht immer sinnvoll.<br />
Ohne Testament etwa erbt<br />
eine Ehefrau beim Tod ihres<br />
Mannes in der Regel nur die<br />
Hälfte des Vermögens, den<br />
Rest erhalten die Kinder.<br />
Unter Umständen müsste<br />
die Ehefrau beispielsweise<br />
das mit dem Verstorbenen<br />
erworbene Haus<br />
verkaufen, damit sie ihre<br />
Kinder auszahlen kann.<br />
Soll die Frau Alleinerbin<br />
werden, ist ein Testament<br />
nötig. Das gilt auch, wenn<br />
Kinder untereinander nicht
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 75<br />
Mit einem rechtssicheren Testament kann man Streitigkeiten in der Familie vermeiden.<br />
FOTO: DJD/DEVK<br />
gleichgestellt werden sollen,<br />
etwa weil eines bereits vorab<br />
einenGeldbetragerhaltenhat.<br />
Wer sein Erbe einer gemeinnützigen<br />
Organisation<br />
vermachen möchte,<br />
Nichtverwandte berücksichtigen<br />
oder Personen vom<br />
Erbe ausschließen will, muss<br />
seinen „letzten Willen“ ebenfalls<br />
schriftlich festhalten.<br />
Ein rechtlich unanfechtbares<br />
Testament zu verfassen, ist<br />
komplex – viele fühlen sich<br />
damit überfordert. Konkrete<br />
Hilfe bieten Rechtsschutzversicherer<br />
wie die DEVK.<br />
Ihren neuen Online-Service<br />
in Kooperation mit der<br />
Deutschen Anwaltshotline<br />
AG können alle Versicherten<br />
nutzen, die seit Januar 2016<br />
eine DEVK-Rechtsschutzversicherung<br />
mit Premium-Schutz<br />
vereinbart oder ihren Vertrag<br />
darauf umgestellt haben.<br />
Ein Dokumenten-Assistent<br />
auf der Homepage führt<br />
Schritt für Schritt durch die<br />
Formulare. Sind alle Fragen<br />
beantwortet, erstellt das<br />
Programm das individuelle<br />
Testament. Sobald es handschriftlich<br />
abgeschrieben<br />
und unterzeichnet ist, wird<br />
es rechtsgültig. Wer möchte,<br />
kann sich zudem kostenlos<br />
telefonisch von einem unabhängigen<br />
Anwalt beraten lassen<br />
– ohne Selbstbeteiligung.
SEITE 76<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Die Wahl des Bestatters<br />
Ein Trauerfall ist für die Familie,<br />
Freunde und Bekannte<br />
ein emotional einschneidendes<br />
Ereignis. Bevor irgendetwas<br />
in die Wege geleitet wird,<br />
muss ein Arzt eine Todesbescheinigung<br />
ausstellen. Verstirbt<br />
ein Mensch zu Hause,<br />
sind es die Angehörigen, die<br />
den Arzt herbeirufen. Tritt<br />
der Todesfall beispielsweise<br />
in einem Pflegeheim, Krankenhaus<br />
oder Hospiz ein,<br />
wird über diese Institution<br />
der Arzt bestellt. Verstorbene<br />
Menschen dürfen bis zu<br />
36 Stunden zu Hause bleiben,<br />
mit Ausnahmegenehmigung<br />
noch länger.<br />
Einzelheiten regeln die<br />
Gesetze der jeweiligen Bundesländer.<br />
In einem Todesfall<br />
fehlt aufgrund der Trauer<br />
Der Friedhof als Ort der Trauer und Erinnerung.<br />
FOTO: BDB<br />
oft die Kraft, die weiteren<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
Deshalb ist es wichtig, in dieser<br />
schweren Zeit einen Bestatter<br />
an der Seite zu haben,<br />
der kompetent bei den nächsten<br />
Schritten berät und mit<br />
dem man sich versteht. Bei<br />
der Wahl des Bestatters sollte<br />
man darauf achten, sich<br />
gut aufgehoben zu fühlen.<br />
Arbeitet der Bestatter transparent<br />
und nimmt die Wünsche<br />
ernst? Gibt es die Möglichkeit,<br />
den Abschied selbst<br />
mitzugestalten, die Musik<br />
auszuwählen? Darf man die<br />
Urne selber kaufen? Es ist<br />
hilfreich, mehrere Angebote<br />
einzuholen und in Ruhe zu<br />
vergleichen.<br />
Der Bundesverband Deutscher<br />
Bestatter (BDB) hat ein<br />
eigenes Qualitätssiegel herausgegeben.<br />
Bestatter, die<br />
eine bestimmte berufliche<br />
und persönliche Qualifikation<br />
nachgewiesen haben,<br />
dürfen dieses „Markenzeichen“<br />
führen. Es ist hilfreich,<br />
sich über die eigenen<br />
Bedürfnisse klar zu werden<br />
und anschließend in Ruhe<br />
ein Bestattungsunternehmen<br />
auszuwählen.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 77<br />
In Würde<br />
zusammen<br />
Angemessener Rahmen der Bestattung<br />
Die Trauerfeier bildet den<br />
würdevollen Rahmen einer<br />
Bestattung. Hier kommen<br />
Familie, Freunde, Bekannte<br />
oder Kollegen zusammen,<br />
um an den Verstorbenen zu<br />
gedenken. In Deutschland<br />
wird in der Regel eine Erdbestattung<br />
durchgeführt. Bei<br />
einer Beerdigung wird der<br />
Leichnam des Verstorbenen<br />
in einem Sarg beigesetzt. Die<br />
Erdbestattung folgt dabei<br />
einem gewissen Ablauf, bei<br />
dem bestimmte Punkte frei<br />
gestaltet werden können. In<br />
der Regel wird die Trauerfeier<br />
bereits durch den Bestatter<br />
organisiert. Dieser ist verantwortlich<br />
für die Hygiene und<br />
die genaue Einhaltung der<br />
gesetzlichen Bestimmungen.<br />
Wer die Feier selbst organisieren<br />
möchte, sollte auf jeden<br />
Fall Rücksprache mit dem<br />
Bestattungsunternehmer halten.<br />
Der Bestatter kann dafür<br />
sorgen, dass die Trauerhalle<br />
mit den Lieblingsblumen,<br />
mit den persönlichen Gegenständen<br />
oder einem Bild des<br />
Verstorbenen geschmückt<br />
wird. Auf der Trauerfeier<br />
kann auch die Lieblingsmusik<br />
des Verstorbenen gespielt<br />
werden. Vor der Beisetzung<br />
spricht in der Regel ein<br />
Trauerredner über den Werdegang<br />
des Verstorbenen und<br />
spricht den Angehörigen und<br />
Anwesenden seinen Trost<br />
aus. Im Anschluss daran wird<br />
der Sarg ins Grab gelassen<br />
und mit Erde bedeckt. Die<br />
Anwesenden können dann<br />
Blumen oder kleine Erinnerungsstücke<br />
ins Grab werfen.<br />
Für viele Trauergäste bildet<br />
der so genannte Leichenschmaus<br />
den würdevollen<br />
Abschluss der Trauerfeier. In<br />
einem Restaurant oder in den<br />
Räumen der Angehörigen<br />
kommen die Trauernden erneut<br />
zusammen, um an den<br />
Verstorbenen zu gedenken.<br />
Der Trauerkranz gehört dazu.<br />
FOTO: BDB<br />
Höhepunkt der Beisetzung<br />
Die Trauerrede ist einer<br />
der Höhepunkte auf einer<br />
Beisetzung. Mit der Trauerrede<br />
soll an den verstorbenen<br />
Menschen erinnert und<br />
den Angehörigen und Versammelten<br />
Trost gespendet<br />
werden. Doch es ist nicht einfach<br />
für Angehörige in einer<br />
solchen hoch emotionalen<br />
Situation die richtigen Worte<br />
zu finden.<br />
Wer die Trauerrede hält,<br />
sollte einige Zeit für die Vorbereitung<br />
der Trauerrede<br />
einplanen, um sich intensiv<br />
mit dem Verstorbenen zu beschäftigen<br />
und ein Gespür<br />
für den Menschen und sein<br />
Die Trauerrede will gut<br />
durchdacht sein.<br />
FOTO: BDB<br />
Leben, seine Wünsche und<br />
Träume zu bekommen. Gut<br />
ist es, mit den engsten Verwandten<br />
oder Freunden über<br />
den Inhalt der Trauerrede<br />
während der Vorbereitung<br />
zu sprechen. Oft gibt es spezielle<br />
Dankesmomente oder<br />
Geschichten, die während der<br />
Rede erwähnt werden sollen.<br />
Wer war der Verstorbene?<br />
Welche Charaktermerkmale<br />
zeichneten ihn aus? Diese<br />
Punkte können gut mit einem<br />
Erlebnis verknüpft werden.<br />
Bei einer würdevollen Trauerrede<br />
werden zu Beginn die<br />
engsten Angehörigen und anschließend<br />
die übrige Trauergemeinde<br />
begrüßt. Denkbar<br />
ist auch ein Zitat oder ein<br />
einleitender Trauerspruch.<br />
Es sollte auf den Werdegang,<br />
spezielle Charaktermerkmale<br />
und auf die Leistungen und<br />
Verdienste des Verstorbenen<br />
eingegangen und diese ausreichend<br />
gewürdigt werden.<br />
Gut ist es auch, kleine Anekdoten<br />
zu erzählen.<br />
Zum Abschluss bietet es<br />
sich an, einen Leitsatz zu sagen,<br />
wie der Verstorbene im<br />
Gedächtnis behalten werden<br />
soll und das Ganze mit einem<br />
Zitat zu beenden. Die Trauerrede<br />
kann eine Person aus der<br />
Trauergemeinde halten, aber<br />
auch ein religiöser oder weltlicher<br />
professioneller Trauerredner.<br />
Unterstützung bei der<br />
Wahl nach einem geeigneten<br />
Redner bieten die Bestattungsunternehmen.
SEITE 78<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Trauer<br />
Der richtige<br />
Schmuck<br />
Blumen gehören bei der Trauer dazu<br />
Ein mit Blumen geschmücktes Grab.<br />
FOTO: KERSTIN GERNIG<br />
Der Sarg oder die Urne<br />
wird zur Trauerfeier in<br />
Deutschland üblicherweise<br />
mit Blumen geschmückt.<br />
Das so genannte Bukett,<br />
welches direkt auf dem Sarg<br />
oder der Urne liegt, wird<br />
in der Regel von den Angehörigen<br />
ausgewählt. Bei<br />
der Wahl eines passenden<br />
Buketts unterstützt der Bestatter<br />
oder die Angehörigen<br />
bestellen die gewünschten<br />
Blumen bei einem Floristen.<br />
Häufig werden Lilien, Rosen,<br />
Calla. Nelken oder Vergissmeinnicht<br />
gewählt. Von der<br />
übrigen Trauergemeinde<br />
werden zusätzlich Kränze<br />
oder Sträuße aufgestellt. Der<br />
Trauerkranz als Kreis ohne<br />
Anfang und Ende symbolisiert<br />
dabei die Ewigkeit und<br />
gilt als Zeichen für ein Leben<br />
nach dem Tod. Die Kränze<br />
und Sträuße haben in der Regel<br />
eine breite Schleife. Auf<br />
der einen Seite der Schleife<br />
ist ein Abschiedsgruß aufgedruckt,<br />
auf der anderen<br />
Seite steht der Name des Absenders.<br />
Kränze und Sträuße<br />
kann man auch direkt zur<br />
Trauerhalle liefern lassen.
SEITE 80<br />
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
Grabpflege<br />
Verträge zu Lebzeiten abschließen<br />
Wenn ein Mensch stirbt,<br />
stellt sich die Frage, wer<br />
sich um das Grab kümmert.<br />
Oft wohnen Familien nicht<br />
mehr am selben Ort oder<br />
es fehlt schlicht die Zeit zur<br />
Grabpflege. Eine Alternative<br />
sind daher Verträge über<br />
eine Dauergrabpflege, die<br />
bereits zu Lebzeiten abgeschlossen<br />
werden. In diesen<br />
Verträgen verpflichtet sich<br />
eine Gärtnerei oder ein Bestattungsunternehmen,<br />
das<br />
Grab über eine bestimmte<br />
Dauer und in einem festgelegten<br />
Umfang zu pflegen.<br />
Die Kosten für diese Dienstleistung<br />
werden bereits zu<br />
Lebzeiten bezahlt. Dabei<br />
wird die Summe auf ein<br />
Treuhandkonto eingezahlt<br />
oder treuhänderisch einem<br />
Dienstleister zur Verfügung<br />
gestellt und erst bei Eintritt<br />
des Todesfalles zur Grabpflege<br />
ausgezahlt. Wichtig dabei<br />
ist, genau zu definieren, wie<br />
die Grabpflege aussehen soll.<br />
Hierbei ist entscheidend,<br />
ob das Grab nur mit einer<br />
Grabplatte oder ob es mit<br />
Erde bedeckt ist, die regelmäßig<br />
bepflanzt werden<br />
muss. Vereinbart werden<br />
kann beispielsweise, wie das<br />
Grab an bestimmten Feiertagen<br />
auszusehen hat oder<br />
ob die Grabstelle lediglich<br />
sauber gehalten werden soll.<br />
Soll nur der Gießservice genutzt<br />
werden oder ist gewünscht,<br />
dass die Grabstelle<br />
mit saisonal wechselnden Bepflanzungen<br />
gestaltet wird?<br />
Welche Bepflanzungen sind<br />
überhaupt möglich? Über<br />
Einzelheiten und die verschiedenen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten<br />
geben Friedhofsgärtnereien<br />
und die örtlichen<br />
Treuhandgesellschaften für<br />
die Dauergrabpflege Auskunft.<br />
Friedhofsgärtner übernehmen die Grabpflege.<br />
FOTO: BDF, BONN<br />
Neue Trends aus der Bestattungsbranche<br />
Die Bestattungskultur<br />
unterliegt auch in Deutschland<br />
dem Zeitgeist und gesellschaftlichen<br />
Veränderungen.<br />
Der Trend geht immer<br />
stärker zu Urnenbestattung.<br />
Das wirkt sich auch auf die<br />
Herstellung der Urnen aus. So<br />
sind bei Särgen oder Urnen<br />
zunehmend umweltfreundliche<br />
Naturmaterialien gefragt<br />
wie Filz, Weidengeflechte<br />
oder biologisch abbaubarer<br />
Kunststoff. Auch bei der<br />
Sterbewäsche geht der Trend<br />
hin zur Verwendung von Naturmaterialien<br />
wie Leinen<br />
oder Baumwolle.<br />
Verbrauchsarme Leichenwagen<br />
sowie saubere<br />
Krematorien runden das<br />
Bild ab. Grundsätzlich gibt<br />
es zwei Bestattungsarten<br />
in Deutschland, die Erdund<br />
die Feuerbestattung.<br />
Daraus ergeben sich dann<br />
weitere Möglichkeiten der<br />
Beisetzung, wie eine Seebestattung,<br />
eine Bestattung in<br />
Waldarealen oder ein Reihengrab.<br />
Eine Seebestattung<br />
ist die Beisetzung der sterblichen<br />
Überreste eines Menschen<br />
in einer Urne auf dem<br />
offenen Meer. In Deutschland<br />
Die Bestattung unterliegt dem Wandel der Zeit.<br />
FOTO: BDF, BONN<br />
kommen hierfür die Ostsee<br />
oder die Nordsee in Frage.<br />
Die Seebestattung wird von<br />
einem qualifizierten Seebestatter<br />
durchgeführt. Die<br />
Beisetzung erfolgt dann<br />
nach seemännischen Gepflogenheiten.<br />
Bei einer Seebestattung<br />
wird die Flagge des<br />
Schiffes auf Halbmast gesetzt.<br />
Die Trauergäste können<br />
zusätzlich Blumen oder<br />
Blumenkränze dem Meer<br />
übergeben. Hierbei ist zu beachten,<br />
dass nur natürliche<br />
Materialien verwendet werden<br />
dürfen. Metallgestecke,<br />
Kunststoff oder Stofftiere<br />
sind nicht erlaubt.<br />
Es gibt auch die Möglichkeit<br />
einer stillen Seebestattung.<br />
Diese findet ohne Angehörige<br />
und ohne festen<br />
Termin statt. Der Kapitän<br />
des Schiffes übergibt die Urne<br />
dem Meer. In der Regel werden<br />
bei einer stillen Seebestattung<br />
mehrere Urnen pro<br />
Fahrt im Meer beigesetzt. Im<br />
Anschluss an die Seebestattung<br />
erhalten die Angehörigen<br />
die genauen Positionsdaten<br />
der Beisetzung und in<br />
der Regel einen Auszug aus<br />
dem Schiffstagebuch.
RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />
SEITE 81<br />
Juwel statt Grabstein<br />
Am Ende des <strong>Jahre</strong>s und<br />
dabei vor allem im November<br />
mit seinen vielen stillen<br />
Gedenktagen wird oft derjenigen<br />
gedacht, die uns nahestehen,<br />
aber von uns gehen<br />
mussten. Noch bis vor einigen<br />
<strong>Jahre</strong>n gehörte der Gang<br />
zum Friedhof an Allerseelen<br />
zu den festen Ritualen in<br />
vielen Familien. Aber auch<br />
Erinnerungsdiamanten<br />
FOTO: DJD/ALGORDANZA<br />
hier wird ein Wandel in der<br />
Bestattungskultur deutlich<br />
spürbar. Denn das klassische<br />
Erdbegräbnis ist immer weniger<br />
gefragt. Zum einen hat<br />
ihm die Feuerbestattung den<br />
Rang abgelaufen, zum anderen<br />
entscheiden sich immer<br />
mehr Deutsche für die<br />
Verstreuung der Asche oder<br />
eine Beisetzung im Wald.<br />
Eine besondere Form der Reminiszenz<br />
an einen lieben<br />
Verstorbenen ist der Erinnerungsdiamant.Er<br />
wurde<br />
vor über zehn <strong>Jahre</strong>n in der<br />
Schweiz erfunden. Die Firma<br />
Algordanza stellt seitdem aus<br />
der Asche des Verstorbenen<br />
Diamanten, also Edelsteine<br />
her. Zunächst wird der Verstorbene<br />
in Deutschland<br />
durch den lokalen Bestatter<br />
eingeäschert, dann wird<br />
die Urne in ein Labor in die<br />
Schweiz gesendet. In einem<br />
mehrwöchigen Verfahren<br />
wird bei hoher Temperatur<br />
und unter hohem Druck der<br />
Kohlenstoff aus der Kremationsasche<br />
zu einem Rohdiamanten<br />
umgewandelt<br />
und danach in Handarbeit<br />
geschliffen. „Die synthetischen<br />
Diamanten entstehen<br />
ausschließlich aus dem<br />
Kohlenstoff der Kremationsasche“,<br />
so Céline Lenz vom<br />
Anbieter. Ein synthetischer<br />
Diamant wachse zwar im Labor,<br />
weise aber dieselben physikalischen,<br />
chemischen und<br />
optischen Eigenschaften auf<br />
wie ein natürlicher Diamant.<br />
Er sei also kein Imitat, kein<br />
Zirkonia oder anderes Material.<br />
Was kostet diese Erinnerungsform?<br />
Wie viel Asche<br />
ist nötig und was passiert mit<br />
der restlichen Asche?<br />
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des AK – Anzeigenkurier mit Lokalfuchs.
Seite 82<br />
Ratgeber 4. Lebensphase<br />
Der Wegweiser zu qualifizierten Bestattern<br />
Immer mehr Geschäfte werden<br />
heutzutage im Internet<br />
abgewickelt - selbst in einem<br />
so sensiblen Bereich wie dem<br />
Bestattungswesen. Schon in<br />
wenigen <strong>Jahre</strong>n dürften bis<br />
zu 20 Prozent der Aufträge<br />
online zustande kommen,<br />
schätzen Experten. Nur wie<br />
finden die Angehörigen einen<br />
qualifizierten und damit seriösen<br />
Ansprechpartner vor<br />
Ort? Der Bundesverband<br />
Deutscher Bestatter (BDB)<br />
bietet dazu nun auf www.bestatter.de<br />
einen neuen Wegweiser<br />
an. Dort hilft der BDB<br />
bei der Suche nach einem<br />
ortsnahen Bestatter, dem<br />
man vertrauen kann. Die Reihenfolge<br />
des Suchergebnisses<br />
wird allein durch die Eingabe<br />
des Ortes, der Postleitzahl<br />
und des gewünschten Radius<br />
bestimmt. Auf dem Portal<br />
werden zudem keine Vermittlungsprovisionen<br />
fällig.<br />
„Preisvergleiche sind zwar<br />
für Verbraucher per se nicht<br />
grundsätzlich schlecht“,<br />
sagt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer<br />
des Kuratoriums<br />
Deutsche Bestattungskultur.<br />
„Doch man muss<br />
sich klar darüber sein, dass<br />
es immer auch starke regionale<br />
Unterschiede gibt – besonders<br />
was die Friedhöfe, die<br />
Grabpflege und andere Angebote<br />
angeht. Und die kennen<br />
regionale Bestatter einfach<br />
besser. Die Ergebnisliste<br />
zeigt zudem die Leistungen<br />
der verschiedenen ortsnahen<br />
Institute wie etwa das Qualitätssiegel<br />
„Markenzeichen“<br />
oder das Vorhandensein von<br />
Abschiedsräumen. Einige<br />
grundlegende Fragen zur<br />
gewünschten Bestattungsart,<br />
dem Bestattungsort, der<br />
Trauerfeier und besonderen<br />
Wünschen schaffen die Basis<br />
für die anschließende Anfrage,<br />
ohne dass der Trauernde<br />
schon einen verbindlichen<br />
Auftrag erteilt. Spätestens 48<br />
Stunden nach Abschicken der<br />
Anfrage erhält der Suchende<br />
maximal drei unverbindliche<br />
Angebote von Bestattungsunternehmen<br />
der ausgewählten<br />
Region. Nach der<br />
Neues Onlineportal hilft bei<br />
der Bestattersuche. FOTO: DJD/BDB<br />
ersten Kontaktaufnahme per<br />
Internet ist eine persönliche<br />
Beratung unverzichtbar, um<br />
die Angehörigen bestmöglich<br />
zu betreuen. Am Ende steht<br />
ein seriöser vergleichbarer<br />
Kostenvoranschlag des Bestatters,<br />
so dass die Hinterbliebenen<br />
genau wissen, was<br />
auf sie zukommt.