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Goldene Jahre_Mecklenburgische Seenplatte

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VERLAGSBEILAGE<br />

G<br />

oldeneJ<br />

Ratgeber 4. Lebensphase<br />

ahre<br />

FOTO: © JENNY STURM - FOTOLIA.COM<br />

Mobilität Vorsorge Aktivität<br />

Mehr Unabhängikeit<br />

mit Elektroauto und<br />

Elektrofahrrad<br />

Von der<br />

Pflegeversicherung<br />

bis zur Nachlassregelung<br />

Reisen,<br />

Sport treiben<br />

und Hobbys verfolgen


Ratgeber 4. Lebensphase Seite 3<br />

<br />

<br />

Statistisch gesehen leben wir heute rund 81 <strong>Jahre</strong>.<br />

Das sind zehn <strong>Jahre</strong> mehr als noch in den 1970ern.<br />

Auch wenn das Alter den Menschen verändert, ist<br />

doch die Lebenslust geblieben und die Erwartung an<br />

die Lebensqualität gestiegen.<br />

Das Leben wertschätzen, möglichst mobil und gesund<br />

sein, die selbstbestimmte Teilhabe am Leben –<br />

der Ratgeber „<strong>Goldene</strong> <strong>Jahre</strong>“ führt durch die vierte<br />

Lebensphase und zeigt Wege auf, um in Würde zu<br />

altern. Die vierte Lebensphase meint die Phase nach<br />

Jugend, Erwerbstätigkeit und frühem Ruhestand.<br />

Die Menschen in diesem Lebensabschnitt wollen sich<br />

Wünsche erfüllen, reisen, Hobbys verfolgen und aktiv<br />

etwas mit den Enkeln unternehmen. Auch dank<br />

der modernen Medizin, einer besseren Umwelt und<br />

gesünderer Lebensweise bietet die vierte Lebensphase<br />

vielfältige Möglichkeiten. Einen Schwerpunkt des<br />

Ratgebers bildet auch das Thema Pflege – von den<br />

Pflegegraden bis zu hin Pflegediensten.<br />

Gleichzeitig geht mit dieser Phase auch die Endlichkeit<br />

des Lebens einher. Plötzlich sind wir mit dem<br />

Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert und<br />

müssen uns mit allerhand Fragen auseinandersetzen.<br />

Der Ratgeber bietet auch hierfür eine Hilfestellung<br />

in dieser schwierigen Zeit.<br />

Ihre<br />

<br />

Inhalt<br />

Sprachreise, Reise mit E-Rollstuhl Seite 4<br />

Reise nach Portugal Seiten 6/7<br />

Gesund durch Bewegung, Neue Aufgaben suchen Seite 8<br />

Mobil bis ins hohe Alter, Elektoautos Seiten 10/11<br />

Elektrofahrräder, Mit dem Rad unterwegs Seite 12<br />

Neu alt werden Seite 14/15<br />

Schöne Haut mit steigendem Alter Seite 18<br />

Enkel und Großeltern, Leihomas u. -opas Seiten 20/21<br />

Pflegeversicherung, Versicherung im Alter Seiten 22/23<br />

Pflegegrade, Pflegegeld Seiten 24/25<br />

Ambulante Pflegedienste Seite 26<br />

Pflegeheim Seite 27<br />

Barrierefreies Wohnen, Treppenlifte Seite 28<br />

Daheim statt im Heim Seite 30<br />

Lachen ohne Grund Seite 32<br />

Betreutes Wohnen, Gute Luft Seite 35<br />

In der Puppenstube zu Hause Seite 38<br />

Pflegezeit, Arten der Pflege Seiten 40/41<br />

Theaterstück „Lustgarantie“ Seite 43<br />

Die richtige Fußpflege, Kompressionsstrümpfe Seite 46<br />

So klappt‘s mit den Nachbarn Seiten 48/49<br />

Auf Urgroßmutters Kanapee Seite 50<br />

Herrenschuhe Seite 52<br />

Mode ohne Ende Seiten 54/55<br />

Theater „Kleingarten-Komödie“ Seite 57<br />

„Rotkäppchen“ in abgewandelter Form Seite 58<br />

Gesunde Ernährung, Frische Zutaten Seiten 60/61<br />

Lust auf Liebe, flirten, neuer Partner Seiten 62/63<br />

Ausreichend Schlaf, Mentales Training Seiten 64/65<br />

Demenz und Alzheimer, Diabetis Seite 66<br />

Verblistern, Medikamente zu Hause Seite 68<br />

Wege aus dem Stimmungstief Seite 71<br />

Tabuthema Tod Seiten 72/73<br />

Nachlass regeln Seiten 74/75<br />

Wahl des Bestatters, Trauerfeier, Trauerrede Seiten 76/77<br />

Blumenschmuck Seite 78<br />

Auch wenn das Alter den Menschen verändert, so ist doch<br />

die Lebenslust geblieben.<br />

FOTO: © PIKSELSTOCK - FOTOLIA.COM<br />

Grabmalpflege, Trends Bestattungsbranche Seiten 80/81<br />

Trauerverzeichnis Seite 82


SEITE 4<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Reisen<br />

Bei der Generation im mittleren Alter besteht manchmal eine Hemmschwelle, einen Sprachkurs beispielsweise in London zu<br />

buchen.<br />

FOTO: VERENA TESKE<br />

Sprachreisen im Alter<br />

Wir kennen es von Schülern<br />

und Studenten: Fremdsprachen<br />

lernen, Schüleraustausch<br />

in den USA, Au-pair<br />

und viele andere Angebote.<br />

Doch nicht nur die jüngere<br />

Generation möchte ihre<br />

Kenntnisse mit Sprachen erweitern,<br />

auch die Älteren interessieren<br />

sich dafür. Es ist<br />

einfach ein gutes Gefühl, sich<br />

in einem fremden Land mit<br />

den Einheimischen ein wenig<br />

unterhalten zu können und<br />

nicht hilflos herumzuirren.<br />

Zusätzlich taucht man intensiver<br />

in eine andere Kultur<br />

ein. Die Generation im mittleren<br />

Alter hat in ihrem bisherigen<br />

Leben vieles erreicht<br />

und sich viel erschafft. Die<br />

Kinder sind bereits so weit<br />

den Kinderschuhen entwachsen,<br />

dass ein Urlaub mit den<br />

Eltern nicht mehr ganz so<br />

interessant erscheint. Also<br />

reisen Vater oder Mutter<br />

auch mal allein. Trotzdem<br />

besteht manchmal eine gewisse<br />

Hemmschwelle, einen<br />

Sprachkurs beispielsweise<br />

in London zu buchen.<br />

Meistens sind die Lernenden<br />

viel jünger, sprechen über<br />

andere Interessen und legen<br />

ihren Schwerpunkt auf ganz<br />

gegensätzliche Unternehmungen.<br />

Aus diesem Grund<br />

bieten manche Reiseunternehmen<br />

Sprachreisen für<br />

etwas ältere Menschen an.<br />

Dort befindet man sich unter<br />

Gleichaltrigen und lernt mit<br />

dem gleichen Lerntempo,<br />

das sich den verschiedenen<br />

Bedürfnissen anpasst. Nicht<br />

nur das Lernen der Fremdsprache<br />

stellt eine Bereicherung<br />

dar, sondern auch das<br />

Kennenlernen der anderen<br />

Teilnehmer. Gleichzeitig bieten<br />

die Schulen interessante<br />

Ausflüge an, um ihren Schülern<br />

ihr Land zu zeigen. Auf<br />

Anfrage besteht ebenfalls die<br />

Möglichkeit, in Gastfamilien<br />

unterzukommen. So ist man<br />

ständig dazu gezwungen, zu<br />

sprechen und bereichert täglich<br />

sein Vokabular.<br />

Flugreisen mit dem Elektrischen Rollstuhl<br />

Passagiere mit eingeschränkter<br />

Mobilität haben<br />

gegenüber den Airlines einen<br />

Anspruch auf unentgeltliche<br />

Hilfe vom Check-in bis zur Ankunft<br />

am Zielort. Wichtig ist,<br />

den Bedarf bei der Fluglinie<br />

rechtzeitig vorher anzumelden.<br />

Elektrische Rollstühle<br />

müssen eine Trockenbatterie<br />

besitzen, die abgeklemmt ist.<br />

Rollstühle mit Nassbatterie<br />

werden in der Regel aus<br />

Sicherheitsgründen nicht<br />

transportiert. Der eigene<br />

Rollstuhl, ob mechanisch<br />

oder elektrisch betrieben,<br />

zählt nicht als Gepäckstück.<br />

Die Fluglinien befördern<br />

den Rollstuhl im Normalfall<br />

unentgeltlich. Wird der<br />

Rollstuhl beim Transport beschädigt,<br />

muss die Fluglinie<br />

für passenden Ersatz sorgen.


Ratgeber 4. Lebensphase<br />

Noch weiß der englische Tourist, der voller Freude das volle<br />

Leben fotografiert, nicht, was ihm gleich blüht: Die Dame vorn<br />

rechts wird ihn lautstark von seinem Sitzplatz hochlüften...<br />

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Blick durch ein Loch in einem uralten Olivenbaum auf der<br />

Festung Castelo de Sao Jorge: links unten der Elevator de<br />

Santa Justa, ein Fahrstuhl, den ein Eiffel-Schüler baute.<br />

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Das sollte man unbedingt unternehmen: ein Ausflug mit der<br />

historischen Straßenbahn der Linie 28. Vorsicht: die Wagen<br />

sind ständig zum Bersten überfüllt. FOTOS (3): HARTMUT NIESWANDT


Ratgeber 4. Lebensphase Seite 7<br />

Durch Lissabon „gebimmelt“<br />

Schön und ein bisschen gefährlich: Stadtrundfahrt mit der uralten Straßenbahn<br />

Die ältere Dame schimpft<br />

laut auf den jungen Mann,<br />

einem englischen Touristen,<br />

der ganz vorn in der Straßenbahn<br />

sitzt. Schließlich droht<br />

sie ihm mit dem Krückstock<br />

- bis er aufspringt und sich<br />

durch die überfüllte Tram<br />

nach hinten drängelt. Weil er<br />

begriffen hat, dass die Plätze<br />

ganz vorn in der Bahn Alten<br />

und Behinderten vorbehalten<br />

sind. Damit er das versteht,<br />

wurde die alte Lissabonerin<br />

ziemlich unfreundlich. Sehr<br />

ungewöhnlich, denn ansonsten<br />

sind die Hauptstädter<br />

nett und herzlich.<br />

Auch, wenn die Straßenbahnen<br />

keinen Fahrplan haben<br />

und meist überfüllt sind<br />

– eine Tour mit der Linie 28<br />

ist eine hochinteressante<br />

Stadtrundfahrt durch das<br />

alte Lissabon. Die 28 „streift“<br />

nicht nur einen Großteil der<br />

Sehenswürdigkeit, in ihr erlebt<br />

der Tourist den Alltag<br />

eins zu eins. Drinnen wie<br />

draußen, denn die Scheiben<br />

sind weit offen. Tipp: mit<br />

der U-Bahn der Linha Verde<br />

(Grüne Linie) bis zur Station<br />

Martim Moniz fahren. Dort<br />

startet die Tram-Linie 28 und<br />

man bekommt einen Sitzplatz.<br />

Aber bitte nicht ganz<br />

vorn – dann droht der Krückstock...<br />

Lissabon oder Lisboa<br />

(Lischboa, wie die Portugiesen<br />

sagen) hat von allem ein<br />

bisschen mehr, als der Mitteleuropäer<br />

denken mag. Es ist<br />

kein Städtchen „ganz unten“<br />

irgendwo am Atlantik, sondern<br />

eine Metropole mit 3,2<br />

Millionen Einwohnern (Berlin<br />

hat 3,4 Millionen) am<br />

Tejo. Der Tejo ist ein mächtiger<br />

Strom, über den die<br />

Ozeanriesen bis zur Stadt<br />

fahren können. Aber Lissabon<br />

ist von der Fläche her viel<br />

kleiner als Berlin. Und wenn<br />

man am Tejo im Berufsverkehr<br />

befürchtet, zermalmt zu<br />

werden und an die geradezu<br />

Im Kreuzfahrthafen liegen meist zwei oder drei riesige Schiffe<br />

– das macht 15 000 Touristen mehr, die sich in Lissabon<br />

tummeln.<br />

FOTO: HARTMUT NIESWANDT<br />

gemütlichen Zustände in der<br />

deutschen Hauptstadt denkt:<br />

In Lissabon ist man Urlauber<br />

und kann sich das alles einmal<br />

ohne Zeit- und Termindruck<br />

ansehen.<br />

Lissabon, um 1500 eine<br />

der glanzvollsten Hafen- und<br />

Königsstädte der Welt, ist<br />

uralt, schon die Phönizier<br />

ließen sich hier nieder (um<br />

1000 vor der Zeitrechnung).<br />

Und dennoch musste die<br />

Stadt nach dem 1. November<br />

1755 vollkommen neu aufgebaut<br />

werden, dieser Tag<br />

ist der grauenvollste in der<br />

Geschichte der Stadt. Ein gewaltiges<br />

Erdbeben, geschätzte<br />

8,5 bis 9,0 Punkte auf der<br />

Richterskala, zerstörte 85<br />

Prozent Lissabons. 30 000 bis<br />

100 000 der 275 000 Einwohner<br />

kamen durch das Beben,<br />

das anschließende Großfeuer<br />

und den vom Beben ausgelösten<br />

Tsunami um. Viele Menschen<br />

rannten beim Beben in<br />

Panik zum Hafen, als dort 20<br />

Minuten später die 15 Meter<br />

hohe Riesenwelle über 20 000<br />

Menschen zusammenschlug.<br />

So furchtbar das alles war<br />

– die Lissaboner bauten eine<br />

schöne und attraktive neue<br />

Stadt auf, heute am besten zu<br />

bewundern in der Baixa, der<br />

unteren Altstadt. Ein exzellentes<br />

Beispiel für den Städtebau<br />

des 18. Jahrhunderts:<br />

schnurgerade Straßen, ein<br />

riesiger Hauptplatz, Wohnhäuser<br />

mit klaren Linien und<br />

den weltberühmten portugiesischen<br />

Azulejo-Kacheln.<br />

Dieses Flächendenkmal kann<br />

man sich bequem vom berühmtesten<br />

Platz, dem Rossio,<br />

aus erwandern.<br />

Wer nicht laufen mag,<br />

hat bequemere Möglichkeiten,<br />

um in der hügeligen<br />

Stadtlandschaft voranzukommen.<br />

Zum Beispiel mit<br />

dem „Elevador de Santa Justa“,<br />

einem ganz besonderen<br />

Fahrstuhl an der Rua Aurea,<br />

der die Unterstadt (Baixa)<br />

mit der Oberstadt (Chiado)<br />

verbindet. Dieses technische<br />

Meisterwerk von 1902 ist 45<br />

Meter hoch und wurde vom<br />

Eiffel-Schüler Paul Mesner gebaut.<br />

Tipp: gleich um 9 Uhr<br />

damit fahren, dann stehen<br />

dort noch keine Schlangen.<br />

Beliebt sind auch die drei<br />

von 1884 bis 1892 eröffneten<br />

Standseilbahnen. Allein sie in<br />

Funktion zu sehen, ist schon<br />

eine Sehenswürdigkeit. Ganz<br />

bequem lassen sich so 43 bis<br />

48 Meter Höhenunterschied<br />

überwinden.<br />

Die Museumslandschaft ist<br />

überwältigend. Im Internet<br />

oder im Reiseführer kann sich<br />

Jeder heraussuchen, was ihn<br />

interessiert. Tipp: Wer einmal<br />

das phantastische und geradezu<br />

beängstigende Gemälde<br />

„Versuchungen des heiligen<br />

Antonius“ von Hieronymus<br />

Bosch aus aller Nähe und in<br />

aller Ruhe ansehen möchte,<br />

der fahre in das Museu Nacional<br />

de Arte Antiga (Nationalmuseum<br />

für alte Kunst an<br />

der Avenida Vinte e Quatro de<br />

Julho). Tipp: Dorthin kommt<br />

man mit der einzigen hochmodernen<br />

Straßenbahn, der<br />

Linie 18. Zusteigen kann man<br />

am Arco der Triumfal, dem<br />

Triumphbogen am Ende der<br />

Prachtstraße Rua Augusta.<br />

Und auch diesen Ausblick<br />

kann der Besucher des Museu<br />

Nacional „mitnehmen“:<br />

Gleich gegenüber befindet<br />

sich die Ponte 25 de Abril, die<br />

Brücke des 25. April (benannt<br />

nach der Nelkenrevolution<br />

im April 1974). Die doppelstöckige,<br />

2,3 Kilometer lange<br />

Hängebrücke wurde 1966<br />

fertiggestellt und ähnelt der<br />

400 Meter längeren Golden<br />

Gate Bridge in San Francisco.<br />

Leider ist das atemberaubende<br />

Lissaboner Bauwerk nicht<br />

begehbar wie ihre Schwester<br />

in Kalifornien.<br />

So, und wer jetzt nach so<br />

viel Kultur, Technik und Geschichte<br />

hungrig geworden<br />

ist, sollte ein paar Pastéis de<br />

Nata (Blätterteigtörtchen mit<br />

Pudding) essen. Diese köstliche<br />

Nationalspeise Portugals<br />

wurde von Mönchen des Hieronymus-Klosters<br />

erfunden.<br />

Nach dem Genuss so eines<br />

Törtchens hat man nicht<br />

einmal mehr Angst vor<br />

Krückstöcken in der Straßenbahnlinie<br />

28...<br />

HARTMUT NIESWANDT


SEITE 8<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Mobilität<br />

Ob drinnen oder draußen, Bewegung tut dem Körper gut.<br />

FOTO: BARMER GEK<br />

Gesund durch Bewegung<br />

Wie schwer fällt es, mehr<br />

Aktivität in sein Leben einzubauen,<br />

wenn man eigentlich<br />

noch nie wirklich Sport getrieben<br />

hat. Doch man muss<br />

nicht gleich jeden Tag mehrere<br />

Runden joggen gehen. Zu<br />

schnell wäre die Frustrationsgrenze<br />

erreicht, wenn man<br />

bemerkt, nicht lange genug<br />

durchhalten zu können. Zunächst<br />

genügt es durchaus,<br />

einfach mehr Bewegung in<br />

den Alltag einzubauen. Das<br />

bedeutet, beispielsweise<br />

den Fahrstuhl nicht mehr<br />

zu benutzen und einfach<br />

mal Treppen zu steigen.<br />

Wer einmal wöchentlich<br />

seinen Einkauf eventuell in<br />

einem sehr großen Supermarkt<br />

macht, könnte seinen<br />

Wagen etwas weiter weg auf<br />

dem Parkplatz parken und<br />

einfach ein paar Schritte<br />

mehr gehen. Kleinere Wege<br />

sind durchaus zu Fuß oder<br />

mit dem Fahrrad zu bewältigen.<br />

Kommt man damit<br />

schon sehr gut zurecht, ist<br />

in einem weiteren Schritt<br />

zu überlegen, welche Sportart<br />

für einen vielleicht in<br />

Frage kommt. Handelt es<br />

sich eher um eine Aktivität<br />

im Freien oder ist es leichter<br />

für einen, Sport in Hallen<br />

oder Studios zu betreiben?<br />

Ausprobieren lässt sich vieles.<br />

In den Volkshochschulen<br />

oder in Sportvereinen gibt es<br />

sehr viele unterschiedliche<br />

Sportarten, die man durchaus<br />

versuchen kann. Probestunden<br />

dürfen meistens in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

Mit dem Partner oder einem<br />

guten Freund bereitet die<br />

neue Freizeitbeschäftigung<br />

bestimmt noch mehr Freude.<br />

Nicht zu vergessen ist,<br />

wie sehr sich schon ein wenig<br />

Bewegung mehr im Alltag<br />

positiv auf die Gesundheit<br />

auswirkt. Die Durchblutung<br />

wird gefördert, Kreislaufprobleme<br />

verbessern sich, potentielle<br />

Wechseljahrsbeschwerden<br />

vermindern sich und die<br />

Nachtruhe wird besser.<br />

Neue Aufgaben suchen und aktiv bleiben<br />

Ab einem gewissen Alter<br />

ist bei manchen der Zenit des<br />

Arbeitslebens erreicht. Vielen<br />

genügt das gute Gefühl,<br />

das Gewünschte erreicht<br />

zu haben und auf dieser<br />

Ebene bis zum Renteneintritt<br />

zu bleiben. Dagegen ist<br />

auch nichts einzuwenden.<br />

Andere wiederum bemerken<br />

nach einer gewissen Zeit eine<br />

leicht aufkommende Lehre.<br />

Natürlich besteht immer die<br />

Möglichkeit, sich in seinem<br />

Beruf weiter fortzubilden.<br />

Nicht nur der Geist wird neu<br />

beansprucht, sondern auch<br />

die Möglichkeit, neue soziale<br />

und berufliche Kontakte zu<br />

knüpfen. Andere Menschen<br />

verspüren plötzlich das dringende<br />

Bedürfnis, etwas ganz<br />

anderes noch zu machen,<br />

das mit dem eigentlichen<br />

Beruf nichts zu tun hat.<br />

So besteht beispielsweise<br />

die Möglichkeit, ein Ehrenamt<br />

einzunehmen. In vielen<br />

Städten und Gemeinden<br />

werden beispielsweise Helfer<br />

für die Tafel oder die<br />

Suppenküche gesucht.<br />

Wer gerne mit dem Auto<br />

unterwegs ist, könnte vielleicht<br />

Fahrdienste anbieten<br />

für Menschen, die alleine<br />

ihre Einkäufe nicht<br />

mehr erledigen können.<br />

Junge Familien, deren Eltern<br />

weit entfernt leben, hätten<br />

gerne eine Art „Ersatzoma“<br />

für die Kinder. Auch dort<br />

können sich ältere Menschen<br />

durchaus einbringen. Viele<br />

Kinder und Jugendliche benötigen<br />

Nachhilfeunterricht<br />

für die Schule. Natürlich<br />

wird vieles heute anders gelehrt<br />

als damals. Doch die<br />

Erklärung von Grammatikregeln<br />

oder Hilfe beim Vokabellernen<br />

wird sicher gerne<br />

in Anspruch genommen.<br />

Doch es muss nicht immer<br />

ein Ehrenamt sein.<br />

Manchmal genügt es schon,<br />

sich mit einer ganz anderen<br />

Fremdsprache zu beschäftigen,<br />

wie beispielsweise mit<br />

Chinesisch.


SEITE 10<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Mobil bis ins hohe Alter<br />

In Deutschland leben immer<br />

mehr Senioren. Nach Angaben<br />

des Bundesfamilienministeriums<br />

wird 2040 jeder<br />

dritte Deutsche 60 <strong>Jahre</strong> und<br />

älter sein. Eine der großen<br />

gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

ist daher die Frage,<br />

wie Senioren auch im hohen<br />

Alter fit und mobil bleiben<br />

können, um möglichst unabhängig<br />

das eigene Leben<br />

aktiv gestalten zu können.<br />

Vielen Senioren fällt es<br />

schwer, sich regelmäßig zu<br />

bewegen sowie Alltagsdinge<br />

und Einkäufe selbst zu erledigen.<br />

Oft schmerzen die<br />

Gelenke, das Laufen ist anstrengend.<br />

Ältere Menschen<br />

trauen sich das Autofahren<br />

im hektischen Straßenverkehr<br />

auch nicht mehr zu. Die<br />

Sehleistung nimmt im Alter<br />

ebenfalls ab. Viele Unternehmen<br />

setzen daher auf Elektromobilität.<br />

Ob elektrische<br />

Rollstühle, Elektromobile<br />

oder E-Rollatoren: Moderne<br />

Elektrotechnik hält zunehmend<br />

Einzug in den Alltag<br />

von Senioren. Die Vorteile<br />

liegen dabei klar auf der<br />

Hand. Elektromobile oder<br />

Elektrorollstühle sind im<br />

Schnitt zwischen sechs und<br />

15 km/h schnell. Ein Elektrorollstuhl<br />

kann sowohl in<br />

der Wohnung als auch im<br />

Freien benutzt werden. Ein<br />

Elektromobil wird aufgrund<br />

der massigen Bauart eher<br />

im Freien verwendet. Ein<br />

Elektromobil hat eine direkte<br />

Lenkung und wird eher<br />

sporadisch genutzt. Elektrorollstühle<br />

sind hingegen<br />

den ganzen Tag im Einsatz.<br />

Die Elektromotoren können<br />

günstig an der heimischen<br />

Steckdose aufgeladen werden<br />

und haben eine hohe Akku-<br />

Gehhilfen sind wichtig für die Mobilität von Senioren.<br />

leistung. Sie sind günstig im<br />

Unterhalt. Eine besondere<br />

Wartung ist meist nicht erforderlich.<br />

Die Bedienung<br />

ist relativ einfach und damit<br />

gerade für ältere Menschen<br />

geeignet. Mittlerweile gibt<br />

es bereits eine Vielzahl von<br />

FOTO: DAK GESUNDHEIT<br />

Modellen und Varianten, so<br />

dass konkret auf die individuellen<br />

Bedürfnisse und Vorlieben<br />

Rücksicht genommen<br />

werden kann. Örtliche Fachhändler<br />

beraten bei der Auswahl<br />

geeigneter E-Fahrzeuge<br />

und bieten Probefahrten an.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 11<br />

Vorfahrt für Elektroautos<br />

Bundesregierung beschließt Kaufprämie für E-Cars<br />

Die Bundesregierung will<br />

Elektroautos in Deutschland<br />

mit Kaufprämien und<br />

Steuerboni umfassend fördern.<br />

Das Bundeskabinett<br />

verabschiedete ein umfangreiches<br />

Maßnahmenpaket<br />

für Elektroautos. Käufer von<br />

batteriebetriebenen Autos erhalten<br />

künftig eine Prämie<br />

von 4000 Euro für den Kauf<br />

eines Elektrofahrzeuges. Für<br />

Hybrid-Fahrzeuge mit Elektro-<br />

und Verbrennungsmotor<br />

beträgt die Prämie 3000<br />

Euro. Reine E-Autos werden<br />

rückwirkend zum 1. Januar<br />

für zehn <strong>Jahre</strong> von der<br />

Kraftfahrzeugsteuer befreit.<br />

Mit der Kaufprämie soll die<br />

Nachfrage nach Elektroautos<br />

angekurbelt werden.<br />

Bis 2020 sollen eine Million<br />

Elektroautos auf Deutschlands<br />

Straßen fahren. Der<br />

Kaufanreiz soll für Elektrofahrzeuge<br />

(mit einem Netto-<br />

Listenpreis bis 60 000 Euro)<br />

gelten, die privat oder von<br />

Unternehmen gekauft werden.<br />

Die Förderungen sollen<br />

maximal bis 2019 laufen. Für<br />

die Auszahlung der Kaufprämie<br />

soll das Bundesamt für<br />

Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

(BAFA) zuständig sein.<br />

Die Bundesregierung will mehr E-Cars auf die Straßen bringen.<br />

Anträge auf Gewährung der<br />

Kaufprämie können erst nach<br />

Inkrafttreten der Förderrichtlinie<br />

beim Bundesamt für<br />

Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen<br />

gestellt werden. Mit<br />

dem Antrag ist der Kaufvertrag<br />

einzureichen, aus dem<br />

sich der um den Anteil des<br />

Herstellers reduzierte Kaufpreis<br />

ergeben muss. Die Kaufprämie<br />

wird für Fahrzeuge<br />

von Herstellern gewährt, die<br />

sich zu einer Beteiligung an<br />

der Finanzierung der Kaufprämie<br />

verpflichtet haben.<br />

Die Förderung gilt nicht für<br />

Fahrzeuge, die vor Inkrafttreten<br />

der maßgeblichen Förderrichtlinie<br />

erworben wurden.<br />

Ergänzt wird das Maßnahmenpaket<br />

durch den Ausbau<br />

von Stromlade-Stationen.<br />

Die Entwicklung und Etablierung<br />

von Elektromobilität ist<br />

Teil des Klimaschutzes. Ziel<br />

der Bundesregierung ist es,<br />

Deutschland zum Leitmarkt<br />

und Leitanbieter der Elektromobilität<br />

zu entwickeln.<br />

Nähere Informationen zur<br />

Kaufprämie erteilt jeder örtliche<br />

Autohändler.<br />

FOTO: DAIMLER-AG<br />

Ältere sind in der dunklen <strong>Jahre</strong>szeit besonders gefährdet<br />

Der demographische Wandel<br />

hat Auswirkungen auf<br />

das Verkehrsgeschehen in<br />

Deutschland: Laut Angaben<br />

des Statistischen Bundesamtes<br />

waren 2015 über die<br />

Hälfte der im Straßenverkehr<br />

getöteten zu Fuß Gehenden<br />

und Rad Fahrenden mindestens<br />

65 <strong>Jahre</strong> alt. Dr. Walter<br />

Eichendorf, Präsident des<br />

Deutschen Verkehrssicherheitsrates<br />

(DVR), appelliert:<br />

„In der dunklen <strong>Jahre</strong>szeit<br />

sind ältere Menschen besonders<br />

gefährdet – jetzt ist es<br />

beispielsweise enorm wichtig,<br />

sich möglichst sichtbar<br />

zu kleiden.“ Gerade ältere<br />

Menschen sollten sichere<br />

Überwege nutzen und vor<br />

dem Überqueren einer Straße<br />

mit anderen Verkehrsteilnehmenden<br />

durch Blickkontakt<br />

oder Handzeichen kommunizieren.<br />

Auf keinen Fall sollten<br />

schlecht einsehbare Stellen<br />

etwa zwischen geparkten<br />

Autos oder hinter Kurven<br />

zum Überqueren genutzt<br />

werden. Senioren sollten<br />

sich nicht darauf verlassen,<br />

gesehen zu werden, sondern<br />

den Verkehr aufmerksam beobachten.<br />

Das gilt auch dann,<br />

wenn die Fußgängerampel<br />

Grün zeigt. Ältere Menschen<br />

sollten zur eigenen Sicherheit<br />

auf eine Rundum-Sichtbarkeit<br />

achten. Helle Kleidung<br />

ist von Vorteil, reicht aber alleine<br />

nicht aus. Deshalb sollte<br />

man Kleidung wählen, in die<br />

retroreflektierendes Material<br />

eingearbeitet wurde. Um<br />

auch im Dunkeln von anderen<br />

Verkehrsteilnehmenden<br />

gesehen zu werden, sollten<br />

grundsätzlich Reflexstreifen<br />

an Armen und Beinen getragen<br />

werden. Reflexstreifen<br />

sind leicht und passen in jede<br />

Tasche, sodass man sie immer<br />

dabei haben kann. Um sich<br />

im Dunkeln sichtbar zu machen,<br />

können auch von Einkaufstrolleys,<br />

Taschen oder<br />

Rollatoren genutzt werden.<br />

Aufgrund der schmalen<br />

Silhouette sind Radfahrer<br />

besonders gefährdet.<br />

So sollte auf Rundum-Sichtbarkeit<br />

geachtet werden,<br />

etwa durch das Tragen einer<br />

Warnweste. Gleichzeitig sollte<br />

für optimale lichttechnische<br />

Einrichtungen am Rad<br />

gesorgt werden. Dazu zählen<br />

ausreichend Speichenreflektoren<br />

an Hinter- und Vorderrad<br />

und eine funktionierende<br />

Beleuchtung.


SEITE 12<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Mehr Unabhängigkeit<br />

Elektrofahrräder für Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

Die neuen Elektrofahrräder<br />

sind für immer mehr Menschen<br />

eine beliebte Alternative<br />

zu herkömmlichen Fahrrädern.<br />

Nach einer Umfrage des<br />

Verkehrsclub Deutschland<br />

VCD nutzen 21 Prozent der E-<br />

Bike-Fahrer das Elektrofahrrad<br />

bereits komplett als Autoersatz.<br />

Gerade wer tagtäglich<br />

lange und anstrengende Strecken<br />

mit seinem Fahrrad zu<br />

bewältigen hat, wird für jede<br />

Unterstützung durch einen<br />

Elektromotor dankbar sein.<br />

Vor allem in ländlichen Gegenden,<br />

wo es kein gut ausgebautes<br />

örtliches Bus- oder<br />

Pedelecs begeistern junge und ältere Menschen.<br />

Bahnnetz gibt, sind Elektrofahrräder<br />

eine willkommene<br />

umweltschonende und beliebte<br />

Alternative zum Auto.<br />

Selbst in einigen Großstädten<br />

werden Polizeibeamte für<br />

ihren täglichen Einsatz bereits<br />

mit Elektrofahrrädern<br />

ausgestattet. Für viele Menschen<br />

mit einer körperlichen<br />

Beeinträchtigung sind Elektrofahrräder<br />

auch eine gute<br />

Möglichkeit, wieder aktiv am<br />

Leben teilzunehmen und sich<br />

ein Stück Unabhängigkeit im<br />

Alltag oder in der Freizeit zu<br />

bewahren. Durch die elektrische<br />

Unterstützung beim<br />

Treten spart der Radfahrer<br />

während der Fahrradfahrt<br />

viel Kraft und eigene Energie.<br />

Lange oder anstrengende<br />

Wegstrecken können problemlos<br />

bewältigt werden. Ein<br />

unterschiedliches Leistungsniveau<br />

zwischen den Radfahrern<br />

lässt sich mit Hilfe eines<br />

Elektromotors ausgleichen.<br />

Abhängig vom jeweiligen<br />

Modell sind Elektrofahrräder<br />

auch für den Gebrauch mit<br />

einem Anhänger geeignet.<br />

Nähere Informationen zu<br />

den neuesten Modellen gibt<br />

es beim örtlichen Fahrradhandel.<br />

FOTO: VZBV/GLOGER<br />

Mit dem Rad<br />

unterwegs<br />

Wenn man jung ist, ist man<br />

gern mit dem Rad unterwegs<br />

– nicht nur auf Touren am<br />

Wochenende, sondern auch<br />

im täglichen Stadtverkehr,<br />

etwa, wenn man Freunde<br />

besucht oder Besorgungen<br />

macht. Wird man älter, kann<br />

das aber mitunter schwierig<br />

werden: Man hat vielleicht<br />

einfach nicht mehr die Kraft,<br />

um in die Pedale zu treten,<br />

oder der Gleichgewichtssinn<br />

lässt zu wünschen übrig, sodass<br />

man sich auf dem Rad<br />

einfach nicht mehr sicher<br />

fühlt. Hinzu kommt, dass<br />

es im Winter und Herbst<br />

schwerer fällt, die normale<br />

Kleidung gegen das Outfit<br />

gegen Wind und Wetter zu<br />

wechseln. Doch dann muss<br />

man nicht verzagen, denn<br />

mittlerweile gibt es viele Alternativen<br />

zum herkömmlichen<br />

Fahrrad, sodass man<br />

auch in diesem Fall noch<br />

weiterhin auf einem „Drahtesel“<br />

unterwegs sein kann.<br />

Zunächst wären da E-Bikes<br />

zu nennen, bei denen man<br />

Unterstützung in Form eines<br />

kleinen Motors erhält – man<br />

muss also selbst nicht mehr<br />

mit voller Kraft in die Pedale<br />

treten, um vorwärts zu kommen.<br />

Besonders geschickt<br />

sind diese natürlich, wenn sie<br />

mit einem niedrigen Einstieg<br />

daherkommen.<br />

Wer sich auf dem Zweirad<br />

nicht mehr sicher fühlt,<br />

der kann zu einem eigens<br />

für Senioren konstruierten<br />

Dreirad greifen, mit<br />

dem man dann komfortabel<br />

von A nach B kommt.<br />

Diese sind meist mit einer<br />

großen Ladefläche versehen,<br />

sodass man unter anderem<br />

Einkäufe ohne Probleme<br />

transportieren kann.<br />

Eine weitere Alternative sind<br />

Liegeräder, die ebenfalls eine<br />

höhere Fahrstabilität als herkömmliche<br />

Fahrräder bieten.<br />

Beim Fachhändler vor<br />

Ort kann man die unterschiedlichen<br />

Modelle probefahren<br />

und erhält weitere<br />

Informationen.


Seite 14<br />

Ratgeber 4. Lebensphase<br />

Gesundheit<br />

Neu alt werden<br />

Heute sind ältere Menschen länger fit und gesund – auch die<br />

Erwartungen an die Lebensqualität sind höher<br />

Wir alle kennen diese Momente:<br />

Die Haustür schlägt<br />

zu und der Schlüssel liegt<br />

vergessen im Flur. Der Euro<br />

für den Einkaufswagen fällt<br />

aus der Hand und das Aufheben<br />

schmerzt schrecklich im<br />

Kreuz. Der Nachbar ruft Hallo<br />

und eine Frage über den<br />

Gartenzaun. Nur welche, das<br />

konnten wir einfach nicht<br />

hören. Und dann fällt dieser<br />

Satz: „Ich glaube, ich werde<br />

alt!“ Lange Zeit war klar,<br />

dass mit dem Alter auch die<br />

Gebrechen kommen. „Omakrankheiten“<br />

wie der gebeugte<br />

Rücken, das langsame<br />

Gehen am Stock, verkrümmte<br />

Finger oder selbst offene<br />

Beine gehörten eben einfach<br />

dazu. Heute ist die Sicht<br />

auf das Alter eine andere.<br />

Ältere Menschen sind länger<br />

fit und gesund, die Lebenserwartung<br />

ist enorm<br />

gestiegen: Wurden die Menschen<br />

in Deutschland im<br />

Jahr 1970 durchschnittlich<br />

etwa 71 <strong>Jahre</strong> alt, sind es<br />

heute bereits rund 81 <strong>Jahre</strong>.<br />

Und „Omakrankheiten“ lassen<br />

sich schon lange nicht<br />

mehr verallgemeinern.<br />

„Früher war es akzeptiert,<br />

dass man im Alter nicht mehr<br />

gut hören, laufen oder sehen<br />

kann“, beschreibt Prof. Dr.<br />

Attila Altiner. Er ist Direktor<br />

des Instituts für Allgemeinmedizin<br />

an der Universitätsmedizin<br />

Rostock. Heute kann<br />

die Medizin in vielen Fällen<br />

für Verbesserung sorgen.<br />

Vor allem aber hat sich die<br />

Vorstellung davon, was im<br />

Alter normal ist, gewandelt.<br />

Auch die Erwartungen an die<br />

Lebensqualität sind höher.<br />

„Wo früher vielleicht mit<br />

65 <strong>Jahre</strong>n der Ruhestand<br />

kam, beginnt heute oft der<br />

Unruhestand. Die Menschen<br />

erfüllen sich Wünsche, reisen,<br />

entwickeln Hobbys.“<br />

Deshalb hat sich auch der<br />

Früher waren alte Menschen eben kurzsichtig, schwerhörig und nicht mehr gut zu Fuß. Heute hat<br />

sich der Blick auf „Omakrankheiten“ und deren Therapie völlig verändert. FOTO: HUNOR KRISTO - FOTOLIA<br />

entscheidende Aspekt für<br />

Mediziner und Patienten<br />

verschoben. „Es geht vor allem<br />

um die soziale Teilhabe“,<br />

sagt Attila Altiner. „Genauer<br />

gesagt: die selbst bestimmte<br />

Teilhabe am Leben.“<br />

Es ist also gar nicht so entscheidend,<br />

ob das Herz noch<br />

optimal arbeitet, sondern<br />

welche Konsequenzen sich<br />

daraus für den Alltag des<br />

Einzelnen ergeben. Bekomme<br />

ich keine Luft? Oder bin<br />

ich „nur“ etwas langsamer<br />

in der Welt unterwegs? Und<br />

wie ist es für mich, langsam<br />

zu sein? Für den einen ist es<br />

schrecklich, weil er so nicht<br />

mehr mit seiner Wandergruppe<br />

mithalten kann. Für<br />

den anderen ist es gar nicht<br />

so wichtig – vielleicht, weil<br />

er seine Freizeit eher beim<br />

Skatspielen oder Zeitunglesen<br />

verbringt. „Als Arzt<br />

ist es deshalb ganz wichtig,<br />

herauszufinden, was das Ziel<br />

des Patienten ist“, sagt Attila<br />

Altiner. „Und das kann ganz<br />

unterschiedlich sein: Vielleicht<br />

keine oder möglichst<br />

wenig Schmerzen zu haben,<br />

sein Hobby mit Leidenschaft<br />

zu verfolgen oder auch aktiv<br />

etwas mit den Enkeln unternehmen<br />

zu können.“<br />

Genau genommen darf<br />

sich ja erst Oma oder Opa<br />

nennen, wer mindestens ein<br />

Enkelkind hat. Und tatsächlich<br />

sind die jüngsten Familienmitglieder<br />

oft entscheidend<br />

dafür, was sich ältere<br />

Patienten unter einem guten<br />

Gesundheitszustand vorstellen.<br />

„Heute wollen sie nicht<br />

mehr nur mit den Babys schäkern<br />

oder mal ein Märchen<br />

vorlesen“, beschreibt Attila<br />

Altiner. Oma und Opa wollen<br />

auch mithalten, wenn<br />

die Kleinsten mit dem Laufrad<br />

davondüsen, sie wollen<br />

am Klettergerüst assistieren,<br />

Fahrradausflüge machen,<br />

Fußball spielen, Strände und<br />

Badeparadiese besuchen. Dafür<br />

müssen Funktionen, die<br />

vielleicht verloren gegangen<br />

sind, wiederhergestellt werden,<br />

so der Allgemeinmediziner.<br />

Es geht hingegen nicht


Ratgeber 4. Lebensphase<br />

mehr unbedingt darum,<br />

Organfunktionen zu optimieren.<br />

„Ein junger Mensch würde<br />

sagen: Mein Knie ist kaputt.<br />

Bei einem Älteren heißt<br />

es eher: Ich kann nicht mehr<br />

spazieren gehen“, bringt es<br />

Attila Altiner auf den Punkt.<br />

Zu den typischen Krankheiten,<br />

die im Alter auftauchen,<br />

gehören zum Beispiel<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Erkrankungen des Nervensystems<br />

wie Demenz und<br />

Krankheiten des Bewegungsapparates<br />

wie Veränderungen<br />

an der Wirbelsäule oder Arthrose.<br />

Schwerhörigkeit muss<br />

nicht mehr dazugehören<br />

Phänomene wie offene<br />

Beine werden heute<br />

nicht mehr einfach akzeptiert,<br />

erklärt der Mediziner.<br />

Oft basierten sie auf der Kombination<br />

einer arterio-venösen<br />

Durchblutungsstörung<br />

und einer schlecht eingestellten<br />

Zuckererkrankung<br />

– ein Zustand, zu dem es<br />

heute in vielen Fällen nicht<br />

mehr kommen muss oder der<br />

schlicht behandelt und behoben<br />

werden würde. Auch das<br />

schlechtere Hörvermögen –<br />

früher ab einem bestimmten<br />

Alter absolut normal – wird<br />

heute gut behandelt, wenn<br />

der Patient es will. „Denn<br />

das große Problem ist, dass<br />

schlechtes Hören die soziale<br />

Teilhabe enorm beeinträchtigt.“<br />

Auch auf die Entwicklung<br />

des Hirns und der<br />

neurobiologischen Prozesse<br />

habe es möglicherweise einen<br />

negativen Einfluss, wenn das<br />

Hören nachlässt. Und die<br />

Behandlung reicht mittlerweile<br />

bis hin zu exzellenten<br />

Hörgeräten und sogar Cochlea-Implantaten.<br />

„Als diese<br />

entwickelt wurden, waren<br />

sie eigentlich nur für gehörlos<br />

geborene Kinder oder in<br />

frühem Alter hörgeschädigte<br />

Menschen gedacht.“<br />

Während einige vermeintliche<br />

„Omakrankheiten“<br />

heute nicht mehr einfach so<br />

hingenommen werden, hat<br />

sich auf der anderen Seite<br />

das Spektrum dessen, was<br />

im Alter noch als gesund<br />

gilt, erweitert. Das lässt sich<br />

zum Beispiel gut an der Zuckerkrankheit<br />

beobachten.<br />

„Ganz früher hieß es bei Alterszucker<br />

oft ‚Was soll’s‘.<br />

Dann schlug das Pendel in<br />

die andere Richtung aus.“<br />

Für alle Patienten wurden die<br />

gleichen Zielwerte angelegt<br />

und streng beobachtet.<br />

„Und es gab diese unsägliche<br />

Entwicklung der Diabetikerprodukte.<br />

Heute hat sich<br />

das relativiert und ältere Menschen<br />

können durchaus etwas<br />

höhere Zuckerwerte haben.<br />

Denn wir wissen, dass die Gefahr<br />

einer Unterzuckerung<br />

bei ihnen viel höher ist als<br />

die Gefahr, die etwas erhöhte<br />

Werte mit sich bringen.“ Wie<br />

das Alter auf den Körper und<br />

den Geist wirkt – daran wird<br />

viel geforscht, beschreibt der<br />

Allgemeinmediziner. Fakt ist,<br />

dass die Regeneration der Zellen<br />

nicht mehr so gut funktioniert.<br />

Es entstehen Fehler<br />

im Erbgut, die bei jeder Teilung<br />

weitergereicht werden.<br />

Deswegen arbeitet der Herzmuskel<br />

nicht mehr ganz so<br />

effektiv. Vielleicht wird auch<br />

die Haut dünner und empfindlicher.<br />

Wie das Altern im Detail<br />

funktioniert, liege aber immer<br />

noch weitgehend im<br />

Dunkeln. So weiß man zum<br />

Beispiel, dass die Resilienz –<br />

also die Fähigkeit, Störungen<br />

zu überstehen und zu verwinden<br />

– sehr unterschiedlich<br />

ist. „Dazu gehört auch<br />

das Phänomen, dass jüngere<br />

Menschen Infektionskrankheiten<br />

gut überstehen, während<br />

Ältere oft erhebliche<br />

Folgeerkrankungen haben.<br />

Es wird viel daran geforscht,<br />

wie man die Widerstandskraft<br />

wecken kann.“<br />

Auch der Kopf gerät stärker<br />

in den Fokus. „Wir sind<br />

sehr sensibel geworden, was<br />

das Thema Demenz angeht“,<br />

so der Mediziner. Viele Patienten<br />

achten darauf, wie<br />

vergesslich sie sind und gehen<br />

mit ihren Sorgen zum<br />

Arzt – was gut sei. „Aber<br />

manche werden dabei auch<br />

ungnädig mit sich selbst.<br />

Dass das Kurzzeitgedächtnis<br />

sich im Alter verändert, ist in<br />

bestimmtem Maße normal.“<br />

Stefanie Lanin


SEITE 18<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Schöne Haut mit steigendem Alter<br />

Wir Menschen wünschen<br />

uns bis ins hohe Alter hinein<br />

eine straffe und jung aussehende<br />

Haut. Vor allem Frauen<br />

müssen gezielt auf die richtige<br />

Pflege achten, denn ihre<br />

Haut altert im Schnitt ungefähr<br />

fünfzehn <strong>Jahre</strong> schneller<br />

als die der Männer. Gerade<br />

die zarte Haut um die Augen<br />

herum oder die Mundpartie<br />

reagieren besonders sensibel<br />

auf Witterungsbedingungen<br />

und Klimaeinflüsse.<br />

Vor allem nach der langen<br />

Winterzeit ist die richtige<br />

Pflege im beginnenden<br />

Frühling besonders wichtig,<br />

denn zu dieser Zeit scheint<br />

die Sonne sehr intensiv, die<br />

dann deutlich ihre Spuren<br />

auf der wintermüden Haut<br />

hinterlässt. Auch Stress<br />

hinterlässt seine Spuren. So<br />

hat beispielsweise ein stressiger<br />

Tag im Büro auf die<br />

Haut nahezu die gleichen<br />

Auswirkungen wie mehrere<br />

Nächte mit zu wenig<br />

Schlaf. Der Grund besteht<br />

darin, dass die Durchblutung<br />

durch die Stresshormone Adrenalin<br />

und Cortison beeinträchtigt<br />

werden und somit<br />

die Bildung Haut straffender<br />

Kollagen verhindert. Auch<br />

der Hals und das Dekolleté<br />

sind für Falten anfällig. Ein<br />

sehr wirksamer Schutz soll<br />

das Vitamin E sein, denn es<br />

soll die Zellen vor schädlichen<br />

Molekülen abschirmen.<br />

Natürliches Weizenkeimöl<br />

ist ein guter Lieferant von<br />

Vitamin E. Ebenso stellt<br />

Jojobaöl eine gute Alternative<br />

dar. Empfehlenswert<br />

ist, einmal wöchentlich<br />

nach dem Duschen den<br />

Körper beispielsweise mit<br />

Der Gesichtshaut beispielsweise tut ein Kamillendampfbad gut.<br />

Jojobaöl – erhältlich in der<br />

Apotheke – einzumassieren.<br />

Vor allem an den Stellen, an<br />

denen die Haut schnell zur<br />

Faltenbildung neigt. Auch<br />

die Hände verraten leicht<br />

unser Alter. Hier ist die Haut<br />

besonders dünn, Talgdrüsen<br />

sind kaum vorhanden. Eine<br />

Handcreme mit grünem Tee<br />

FOTO: DAK-GESUNDHEIT<br />

enthält Tannin, eine Gerbsäure,<br />

die unterstützend<br />

wirkt für den natürlichen<br />

Reparaturmechanismus der<br />

Haut. Ist die Haut insgesamt<br />

sehr empfindlich, hilft über<br />

einen längeren Zeitraum die<br />

Einnahme von Silizium. Auch<br />

als Gel aufgetragen, verhilft<br />

es den Nägeln zur Kräftigung.


SEITE 20<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Großeltern<br />

Bei Großeltern sind<br />

Kleine ganz groß<br />

Gemeinsame Erlebnisse sorgen für immerwährende Erinnerungen an Oma und Opa<br />

Großeltern werden immer<br />

wichtiger, wenn es um<br />

die Unterstützung und Betreuung<br />

ihrer Enkel geht. Zu<br />

diesem Ergebnis kommen die<br />

beiden Wissenschaftlerinnen<br />

Sara Arber und Virpi Timonen<br />

in einer Studie „Die Stellung<br />

der Großeltern in modernen<br />

Familienmodellen“.<br />

Ihren Beobachtungen zufolge<br />

sind Großeltern inzwischen<br />

die erste Anlaufstelle für die<br />

Kinderbetreuung – und das<br />

nicht nur wenn zum Beispiel<br />

Ferien anstehen. Einige übernehmen<br />

sogar dauerhaft die<br />

Betreuung der Kinder, während<br />

Mama und Papa Vollzeit<br />

arbeiten gehen.<br />

An einigen Merkmalen können<br />

Eltern nach einem Aufenthalt<br />

bei den Großeltern<br />

erkennen, dass ihre Kinder<br />

viel Spaß mit ihnen hatten.<br />

1. Die Kinder sind müde: Die<br />

routinemäßigen Schlafenszeiten<br />

wurden gekonnt über<br />

Bord geworfen, um noch<br />

mehr Zeit für gemeinsame<br />

Aktivitäten zu haben.<br />

2. Das Rückreisegepäck hat<br />

sich verdoppelt: Eigentlich<br />

sind größere Geschenke und<br />

viele Süßigkeiten eher was<br />

für Weihnachten oder Geburtstage.<br />

Großeltern finden<br />

aber immer wieder Gelegenheiten,<br />

um ihre Enkelkinder<br />

zu verwöhnen.<br />

3. Putzmunter bis spät in<br />

die Nacht: Nussnougatcreme<br />

zum Frühstück, Schokolade<br />

beim Einkaufen und Pudding<br />

als Dessert – bei ihren Großeltern<br />

kriegen viele Kinder<br />

so viele Süßigkeiten, dass<br />

ihr Energielevel auch abends<br />

noch eher an einen Athleten<br />

erinnert denn an ein müdes<br />

Großeltern sind mit ihren Enkeln oftmals viel gelassener als sie<br />

es je mit den eigenen Kindern gewesen sind. FOTO: BETREUT.DE<br />

Enkelkind. An Schlaf ist da<br />

zwischen sieben und acht<br />

kaum zu denken.<br />

4. Der geplünderte Kleiderschrank:<br />

Der Fundus an<br />

Schmuck, Schuhen und alten<br />

Kleidern ist bei vielen Großmüttern<br />

schier unerschöpflich.<br />

Ein Spaß für die Kleinen,<br />

die sich mit Paillettenkleid,<br />

viel zu großen Schuhen und<br />

Lippenstift, der noch aus 100<br />

Meter Entfernung zu sehen<br />

ist, in Schale werfen. Dinge,<br />

für die Mama und Papa <strong>Jahre</strong><br />

zuvor noch mächtig Ärger bekommen<br />

hätten.<br />

Für viel Spaß (fast) ohne<br />

Zucker gibt es auch lustige<br />

Aktivitäten, mit denen die<br />

gemeinsame Zeit für alle<br />

zum Erlebnis werden. Hier<br />

einige Beispiele:<br />

1. Zusammen kreativ: Mit ein<br />

paar einfachen Bastelideen<br />

entstehen kleine Kunstwerke,<br />

die den Kindern Spaß machen<br />

und die sie Mama und Papa<br />

später zum Geschenk machen<br />

können.<br />

2. Das Familienfotoalbum:<br />

Alte Babybilder von Mama<br />

und Papa – das sorgt mit Sicherheit<br />

für einiges Gekicher<br />

bei den Enkeln.<br />

3. Grüner Daumen: Ob Garten,<br />

Balkon oder Wintergarten<br />

– zu lernen, wie man<br />

Pflanzen und Gemüse anbaut,<br />

ist nicht nur lehrreich,<br />

sondern kann auch eine spannende<br />

Entdeckungsreise sein.<br />

4. Projekt Internet: Schon<br />

die Kleinen wissen, wie man<br />

im Internet surft. Bei einem<br />

Rollentausch können die Enkelkinder<br />

ihre Großeltern in<br />

einem digitalen Surfkurs auf<br />

den neuesten Stand der Technologie<br />

bringen.<br />

5. Ab in den Zoo: Von Lieblingstier<br />

zu Lieblingstier –<br />

wenn die Enkel den Weg bestimmen,<br />

wird der Zoobesuch<br />

zum Abenteuer.<br />

6. Theater Zuhause: Ob Jim<br />

Knopf, das Grüffelo-Kind<br />

oder Des Kaisers neue Kleider<br />

– mit Kostümen und<br />

Requisiten lässt sich aus der<br />

Lieblingsgeschichte der Kinder<br />

leicht ein eigenes Theaterspiel<br />

machen. Mama und<br />

Papa werden sicher gern zum<br />

Publikum.<br />

7. Clown-Lektionen: Witze<br />

und Späße sind bei Kindern<br />

an der Tagesordnung. Auch<br />

Großeltern haben davon einige<br />

auf Lager und können<br />

ihren Enkeln spielerisch beibringen,<br />

wie man damit umgeht,<br />

wenn andere sie einmal<br />

veralbern.<br />

8. Gemeinsam tanzen:<br />

Vom Walzer bis Hiphop,<br />

jede Generation hat ihre<br />

eigenen Tänze. Im Tausch<br />

bringen Großeltern und<br />

Enkel sich gegenseitig<br />

ihren Lieblingstanz bei.<br />

Ganz wunderbar können damit<br />

auch gleich überschüssige<br />

Energien weggetanzt<br />

werden.<br />

9. Erzählstunde: Mit den<br />

Geschichten der Großeltern<br />

über ihre eigene Kindheit<br />

und Jugend können Enkel in<br />

eine andere Zeit eintauchen.<br />

Das ist nicht nur spannend,<br />

es hilft Kindern auch zu lernen,<br />

wie man zuhört und<br />

versteht, was andere ihnen<br />

erzählen.<br />

10. „Backe, backe Kuchen...“:<br />

Koch- und Backshows im<br />

Fernsehen haben längst die<br />

ganze Welt erobert. Aber niemand<br />

backt doch so gut wie<br />

Oma! Von den Großeltern<br />

zu lernen, wie man Kuchen<br />

backt, lässt Rezepte zur Familientradition<br />

werden – und es<br />

sorgt für leckere Ergebnisse.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 21<br />

Leihomas und Leihopas<br />

Wie schön ist es doch,<br />

wenn die Kinder und Enkelkinder<br />

in der gleichen Stadt<br />

oder im Nachbarort wohnen<br />

und regelmäßig zu Besuch<br />

kommen – so erfährt man,<br />

was gerade in deren Leben<br />

los ist und kann miteinander<br />

schöne Aktivitäten unternehmen.<br />

Doch leider ist das nicht<br />

bei allen der Fall, denn oft<br />

wohnen sie in einem anderen<br />

Bundesland oder gar im<br />

Ausland und man sieht sich<br />

entsprechend selten. Vielen<br />

älteren Menschen fehlt daher<br />

der Austausch mit der<br />

jüngeren Generation, und<br />

die Kinder und Jugendlichen<br />

vermissen die Unternehmungen<br />

mit den Großeltern.<br />

Das muss aber nicht sein,<br />

denn es gibt die Möglichkeit,<br />

Spaß mit dem neuen „Familienzuwachs“.<br />

als Leihoma oder -opa einzuspringen.<br />

Dabei erklärt man<br />

sich dazu bereit, die Kinder<br />

einer vor Ort lebenden Familie<br />

ein oder zwei Mal die<br />

Woche vom Kindergarten<br />

abzuholen oder mit ihnen<br />

am Wochenende Ausflüge<br />

zu unternehmen, sei es ein<br />

Zoobesuch, eine Radtour oder<br />

ein Ausflug zum Badesee.<br />

Auf diese Weise kann man<br />

das Großelterndasein dann<br />

doch noch ausleben und<br />

den Eltern der lieben Kleinen<br />

unter die Arme greifen,<br />

denn vor allem wenn diese<br />

berufstätig sind, kommt es<br />

doch immer wieder zu Engpässen<br />

in der Tagesplanung.<br />

Wer daran interessiert ist,<br />

kann beispielsweise eine Annonce<br />

in der Zeitung schalten<br />

oder einen Zettel in der<br />

Kita aushängen. Wichtig ist,<br />

dass man sich zunächst ausreichend<br />

Zeit nimmt, um die<br />

gesamte Familie kennenzulernen,<br />

denn nur so findet<br />

man heraus, ob die Chemie<br />

stimmt und man auf Dauer<br />

Freude an dieser Tätigkeit<br />

FOTO: TK<br />

hat. Am besten, man besucht<br />

einander daher im Vorfeld<br />

mehrmals oder plant ein paar<br />

Unternehmungen mit der<br />

ganzen Familie, sodass sich<br />

die künftigen „Leihenkel“ an<br />

die neuen „Ersatzgroßeltern“<br />

gewöhnen und Vertrauen<br />

aufbauen können.


Seite 22<br />

Ratgeber 4. Lebensphase<br />

Vorsorge<br />

Es lohnt, regelmäßig den eigenen Versicherungsschutz zu<br />

überprüfen.<br />

FOTO: ERGO VERSICHERUNG<br />

So funktioniert die<br />

Pflegeversicherung<br />

Die Pflegeversicherung ist<br />

eine Ergänzung zur Krankenversicherung.<br />

Sie soll das Risiko<br />

abmildern im Alter durch<br />

Krankheit oder aufgrund<br />

eines Unfalls, auf Unterstützung<br />

bei der Bewältigung des<br />

Alltags angewiesen zu sein.<br />

Die Pflegeversicherung<br />

soll dem Bedürftigen<br />

ermöglichen, ein<br />

eigenes Leben zu führen.<br />

Die Pflegeversicherung ist ein<br />

eigener Zweig der Sozialversicherung.<br />

Für Privatversicherte<br />

gelten ähnliche Regelungen.<br />

Die Pflegeversicherung<br />

ist für die Kosten gedacht, die<br />

durch eine Pflegebedürftigkeit<br />

entstehen, wenn sie länger<br />

als sechs Monate dauert.<br />

Die Versicherung übernimmt<br />

die Kosten, die durch pflegerische<br />

Dienste entstehen.<br />

Sie zahlt sowohl für den Aufwand<br />

von pflegerischer Betreuung<br />

durch Angehörige,<br />

als auch für die Inanspruchnahme<br />

für die Leistungen von<br />

stationären und ambulanten<br />

Pflegeeinrichtungen.<br />

Im Gegensatz zur Krankenversicherung,<br />

die abgesehen<br />

von Zuzahlungen<br />

für die gesamte Behandlung<br />

aufkommt, erstattet die<br />

Pflegeversicherung nicht<br />

alle Kosten. Oft müssen die<br />

Betroffenen oder Familien<br />

einen Teil der Pflegekosten<br />

selbst übernehmen oder Sozialhilfe<br />

beantragen.<br />

Angehörige von betroffenen<br />

Familienmitgliedern<br />

können sich bei jeder Krankenkasse<br />

über die nächsten<br />

und richtigen Schritte beraten<br />

lassen.


Ratgeber 4. Lebensphase<br />

Versicherungen<br />

im Alter<br />

Versicherungsschutz –<br />

das ist nicht unbedingt das<br />

spannendste Thema und so<br />

manch einer drückt sich daher<br />

gern davor, sich damit zu<br />

beschäftigen. Fest steht aber<br />

auch, dass Versicherungen<br />

unverzichtbar sind, und daher<br />

sollte man sich regelmäßig<br />

damit auseinandersetzen.<br />

Doch welche Versicherungen<br />

sind im Alter noch wichtig?<br />

Grundsätzlich weisen Experten<br />

darauf hin, dass jeder,<br />

unabhängig vom Lebensalter,<br />

eine private Haftpflicht- sowie<br />

eine Hausratsversicherung<br />

benötigt. Dennoch sollte<br />

man die früher abgeschlossenen<br />

Policen immer mal wieder<br />

unter die Lupe nehmen<br />

– vielleicht hat man vor <strong>Jahre</strong>n<br />

mal die eigenen Kinder<br />

mitversichert, die mittlerweile<br />

selbst „flügge“ geworden<br />

sind und eigene Verträge<br />

abgeschlossen haben. In dem<br />

Fall kann man unter Umständen<br />

in einen günstigeren Senioren-Tarif<br />

wechseln. Da<br />

man im Lauf des Lebens oft<br />

einiges an Wertgegenständen<br />

ansammelt, ist es zudem ratsam,<br />

die Versicherungssumme<br />

der Hausratsversicherung<br />

regelmäßig zu überprüfen<br />

und gegebenenfalls anzupassen.<br />

Wer selbst eine Immobilie<br />

besitzt, ist mit einer<br />

Wohngebäudeversicherung<br />

gut beraten. Weniger wichtig<br />

sind nun hingegen Berufsunfähigkeitsversicherungen,<br />

da diese auf Erwerbstätige<br />

zugeschnitten sind. Wer also<br />

in Rente geht, braucht diese<br />

nicht mehr. Eine Unfallversicherung<br />

sollte hingegen<br />

jeder haben und bestehende<br />

Policen überprüfen. Gerade<br />

wenn man schon ein paar<br />

<strong>Jahre</strong> mehr auf dem Buckel<br />

hat, dauert die Regeneration<br />

nach einem Unfall etwas länger.<br />

Versicherungsprofis vor<br />

Ort können weiterführend<br />

informieren und beraten,<br />

vor einer Vertragsunterzeichnung<br />

sollte man mehrere Angebote<br />

vergleichen.<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

Im Alter ändern sich auch die Anforderungen an den<br />

individuellen Versicherungsschutz.<br />

FOTO: DJD/NÜRNBERGER VERSICHERUNGSGRUPPE/B.LARK


SEITE 24<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Pflege<br />

Fünf Pflegegrade<br />

Im kommenden Jahr werden die Pflegestufen umgewandelt<br />

Mit der Änderung sollen besonders Demenzkranke mehr Hilfe<br />

erfahren.<br />

FOTO: ATTILA BARABAS/ISTOCKPHOTO.COM/SPP-O<br />

Für Pflegebedürftige und<br />

ihre Angehörigen gibt es ab<br />

Januar 2017 einige wichtige<br />

Änderungen. Die bisher üblichen<br />

drei Pflegestufen werden<br />

in fünf Pflegegrade umgewandelt.<br />

„Ziel ist es, den<br />

individuellen Bedürfnissen<br />

der Betroffenen besser gerecht<br />

zu werden“, sagt Manuela<br />

Oltersdorf, Beraterin bei<br />

der Unabhängigen Patientenberatung<br />

Deutschland, UPD.<br />

Jeder Pflegegrad ist mit bestimmten<br />

Leistungen aus der<br />

Pflegekasse verbunden. „Die<br />

Umstellung berücksichtigt<br />

unter anderem die Tatsache,<br />

dass es hierzulande immer<br />

mehr Demenzkranke gibt.“<br />

Diese sind körperlich zumeist<br />

noch gesund, müssen jedoch<br />

aufgrund ihrer schwindenden<br />

geistigen Fähigkeiten<br />

zum Teil intensiv betreut<br />

werden. Sie und ihre Angehörigen<br />

waren durch die alte<br />

Regelung benachteiligt, da<br />

diese nur Menschen mit körperlichen<br />

Beeinträchtigungen<br />

durch Pflegeleistungen<br />

und Hilfsmitteln unterstützt.<br />

„In Zukunft sollen geistige<br />

und psychische Einschränkungen<br />

ebenso berücksichtigt<br />

werden. Alle Pflegebedürftigen<br />

sollen einen<br />

gleichberechtigten Zugang<br />

zu den benötigen Mitteln erhalten.“<br />

Personen, die bis Ende<br />

2016 bereits in eine Pflegestufe<br />

eingeteilt sind, benötigen<br />

2017 keine neue Begutachtung.<br />

„Sie werden automatisch<br />

in die neuen Pflegegrade<br />

eingeteilt“, erklärt<br />

Oltersdorf. Menschen mit<br />

ausschließlich körperlichen<br />

Einschränkungen rutschen in<br />

den nächst höheren Pflegegrad.<br />

Aus Pflegestufe 1 wird<br />

zum Beispiel Pflegegrad 2.<br />

Menschen mit eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz, zum<br />

Beispiel bei Demenz – sie fielen<br />

bislang in die sogenannte<br />

Pflegestufe 0 – kommen<br />

in den übernächsten Pflegegrad.<br />

Befürchtungen, durch<br />

die neue Regelung schlechter<br />

gestellt zu sein als zuvor,<br />

sind unbegründet. „Alle, die<br />

bereits Leistungen erhalten,<br />

beziehen diese mindestens<br />

im gleichen Umfang weiter.<br />

Viele Betroffene erhalten erfreulicherweise<br />

mehr Unterstützung.“<br />

Bei weiteren Fragen<br />

zum Thema beraten Sie<br />

die Berater der Unabhängigen<br />

Patientenberatung Deutschland<br />

(UPD) kompetent, unabhängig<br />

und kostenlos im gesetzlichen<br />

Auftrag auf www.<br />

patientenberatung.de und<br />

unter 0800/0117722.<br />

Bei Menschen, die ab 2017<br />

erstmals einen Antrag auf<br />

Pflegeleistungen stellen,<br />

übernehmen spezielle Gutachter<br />

die Einteilung in die<br />

Pflegegrade. „Sie arbeiten<br />

mit einem Punktesystem,<br />

bei dem der Grad der Selbstständigkeit<br />

in sechs Bereichen<br />

geprüft wird.“ Zu diesen<br />

gehören unter anderem die<br />

körperliche Beweglichkeit,<br />

die geistigen und kommunikativen<br />

Fähigkeiten sowie<br />

die Fähigkeit zur Selbstversorgung,<br />

zum Beispiel beim<br />

Ankleiden und Essen.<br />

Pflege durch Angehörige<br />

Viele Menschen möchten<br />

selbst entscheiden, von<br />

wem und wie sie gepflegt<br />

werden. Pflegebedürftige<br />

bevorzugen oft auch die<br />

Pflege in den eigenen vier<br />

Wänden. Der Gesetzgeber<br />

hat deshalb die Möglichkeit<br />

des Pflegegeldes geschaffen.<br />

Pflegegeld bekommen Pflegebedürftige,<br />

die privat von<br />

Angehörigen oder Freunden,<br />

also gerade nicht von<br />

einem professionellen Pflegedienst,<br />

gepflegt werden.<br />

Das Pflegegeld wird von den<br />

Krankenkassen gezahlt und<br />

ist der Höhe nach an den<br />

Schweregrad der Pflegebedürftigkeit<br />

gekoppelt und daran,<br />

ob eine erheblich eingeschränkte<br />

Alltagskompetenz,<br />

eine Demenz, vorliegt. Das<br />

Pflegegeld wird monatlich an<br />

den Anspruchsberechtigten<br />

ausgezahlt. Voraussetzung<br />

für den Bezug von regelmäßigem<br />

Pflegegeld ist, dass<br />

die häusliche Pflege sichergestellt<br />

ist. Die häusliche Pflege<br />

kann durch Angehörige oder<br />

ehrenamtlich tätige Pflegepersonen<br />

erfolgen. Damit<br />

die Qualität der häuslichen<br />

Pflege auch stimmt, ist eine<br />

regelmäßige pflegefachliche<br />

Beratung vorgeschrieben.<br />

Dieses Verfahren hilft, den<br />

pflegenden Angehörigen zu<br />

entlasten und Pflegefehler zu<br />

Pflegegeld ist eine Unterstützung für die Angehörigen.<br />

vermeiden: So kann der professionelle<br />

Pfleger praktische<br />

Tipps für die richtige Pflege<br />

geben, aufkommende Fragen<br />

beantworten oder den sachgerechten<br />

Umgang mit Pflegehilfsmitteln<br />

erklären. Das<br />

Pflegegeld kann aber auch<br />

FOTO: BARMER GEK<br />

mit der Inanspruchnahme<br />

von Sachleistungen, etwa mit<br />

der Hilfe von Pflegediensten,<br />

kombiniert werden. Die Höhe<br />

des Pflegegeldes verringert<br />

sich dann anteilig um den<br />

Wert der in Anspruch genommenen<br />

Sachleistungen.


SEITE 26<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Ambulante Pflegedienste helfen fachkundig zu Hause.<br />

FOTO: AOK<br />

Ambulante Pflege zu Hause<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

sind eine sinnvolle Möglichkeit,<br />

Familien und Betroffene<br />

bei der täglichen Pflege, der<br />

häuslichen Betreuung und<br />

bei der hauswirtschaftlichen<br />

Versorgung aktiv zu Hause zu<br />

unterstützen.<br />

Der große Vorteil bei der<br />

ambulanten Pflege ist, dass<br />

die Betroffenen in ihrer gewohnten<br />

und vertrauten<br />

Umgebung bleiben können,<br />

der Umzug in ein Pflegeheim<br />

wird vermieden. Doch wie<br />

findet man den richtigen ambulanten<br />

Pflegedienst? Wer<br />

zu Hause gepflegt wird, lässt<br />

dritte Personen schließlich<br />

in seine eigenen vier Wände.<br />

Pflege ist eine sehr persönliche<br />

Angelegenheit. Deshalb<br />

ist es wichtig, den passenden<br />

Pflegedienst zu finden. Schon<br />

bei der Kontaktaufnahme<br />

sollte man auf den ersten<br />

Eindruck achten. Werden<br />

alle Fragen ausreichend beantwortet?<br />

Nimmt man sich<br />

ausreichend Zeit für das Gespräch?<br />

Wichtig ist, dass man<br />

sich bereits bei diesem Gespräch<br />

gut aufgehoben fühlt.<br />

Anschließend sollte ein persönlicher<br />

Termin vereinbart<br />

werden. Gemeinsam ist mit<br />

dem Pflegedienst ist zu klären,<br />

welche Person die Pflege<br />

des Pflegebedürftigen<br />

übernimmt.<br />

Zu empfehlen ist, dass die<br />

Pflege überwiegend von der<br />

gleichen Pflegekraft durchgeführt<br />

wird. Dadurch fällt<br />

es vielen Menschen leichter,<br />

Vertrauen zu fassen.<br />

Entscheidend ist auch, wie<br />

gut erreichbar der Pflegedienst<br />

ist und welche Pflegekonzepte<br />

verfolgt werden.<br />

Das Pflegepersonal sollte ausreichend<br />

qualifiziert sein.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 27<br />

Wenn Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist<br />

Wenn Pflegebedürftige zu<br />

Hause nicht mehr ausreichend<br />

versorgt und gepflegt<br />

werden können, beteiligen<br />

sich die Krankenkasse an<br />

den Kosten für die Unterbringung<br />

in einem zugelassenen<br />

Pflegeheim. Darüber hinaus<br />

können die Bewohner von<br />

Pflegeheimen zusätzliche Betreuungsleistungen<br />

erhalten.<br />

Dabei handelt es sich oftmals<br />

um spezielle Betreuungsangebote<br />

wie Vorlesen, Basteln<br />

oder Spielenachmittage.<br />

Bei der Wahl eines geeigneten<br />

Pflegeheimes helfen auch die<br />

Krankenkassen mit einer Beratung.<br />

Um sich für das passende<br />

Pflegeheim zu entscheiden,<br />

sind die richtigen Fragen<br />

zu stellen: Würde sich der<br />

Pflegebedürftige in diesem<br />

Umfeld wohlfühlen? Ist der<br />

Pflegebedürftige dort in den<br />

besten Händen? Wichtig ist,<br />

sich mehrere Heime anzuschauen<br />

und auf die Stimmung<br />

und das Ambiente zu<br />

achten. Werden die Bewohner<br />

gesiezt? Wird ihnen die<br />

Post gebracht oder holen sie<br />

sich ihre Briefe selbst ab?<br />

Wichtig ist genau hinzuschauen,<br />

wie das Personal<br />

mit den Pflegebedürftigen<br />

umgeht.<br />

Bei der Wahl des Pflegeheims sollten sich Angehörige beraten lassen. Bei der Entscheidung ist<br />

es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen.<br />

FOTO: DJD/DEUTSCHER SPARKASSENVERLAG


SEITE 28<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Mobilität<br />

So wird Wohnen<br />

barrierefrei<br />

Für ältere Menschen,<br />

denen das Treppensteigen<br />

nicht mehr ganz so leicht<br />

fällt, sind Treppenlifte eine<br />

große Erleichterung, ermöglichen<br />

sie doch ein komfortables<br />

Auf und Ab im Eigenheim<br />

– und geben vielen<br />

Senioren damit die Chance,<br />

länger in den eigenen vier<br />

Wänden wohnen zu bleiben.<br />

Dabei gibt es zahlreiche Optionen,<br />

sodass sich für jede<br />

Art der Treppe etwas finden<br />

lassen sollte. Klassiker sind<br />

die allseits bekannten Sitzlifte.<br />

Heutzutage sind diese so<br />

konstruiert, dass die Treppe<br />

weiterhin ganz normal zu Fuß<br />

genutzt werden kann, etwa<br />

wenn Besuch da ist. Zudem<br />

kann man sie am oberen oder<br />

unteren Absatz wegklappen,<br />

sodass sie hier nicht unnötig<br />

Platz wegnehmen. Für Rollstuhlfahrer<br />

gibt es hingegen<br />

sogenannte Plattformlifte,<br />

Wer pflegebedürftig ist,<br />

muss oftmals die eigenen<br />

vier Wände der neuen Lebenssituation<br />

anpassen. Um<br />

die häusliche Pflege fachgerecht<br />

zu ermöglichen oder zu<br />

erleichtern, muss das Wohnumfeld<br />

so gestaltet werden,<br />

dass das vertraute Heim auch<br />

langfristig genutzt werden<br />

kann. Pflege kostet Geld.<br />

Die Pflegekassen zahlen<br />

deshalb hierzu in der Regel<br />

einen finanziellen Zuschuss.<br />

In vielen Wohnungen gibt<br />

es ein Wannenbad. Da viele<br />

Pflegebedürftige ohne<br />

fremde Hilfe nicht mehr<br />

aus einer Badewanne steigen<br />

können, ist der Einbau<br />

einer Dusche für die tägliche<br />

Pflege und Hygiene praktischer.<br />

Zu beachten ist auch<br />

ein ebenerdiger Zugang zum<br />

Nassbereich, um ohne Probleme<br />

mit einem Rollator oder<br />

einem Rollstuhl die Dusche<br />

benutzen zu können. Unter<br />

Umständen müssen aus diesen<br />

Gründen auch die Türen<br />

verbreitert, Türschwellen beseitigt<br />

und Rampen gebaut<br />

werden. Zu beachten sind<br />

auch das Anbringen von Haltegriffen<br />

in Bad und WC oder<br />

Toilettenerhöhungen. Diese<br />

können auch als Hilfsmittel<br />

verordnet werden. Für Bettlägerige<br />

ist die Anschaffung<br />

eines Pflegebetts notwendig.<br />

Ein Pflegebett ist in seiner<br />

Ausstattung an die Bedürfnisse<br />

des Betroffenen angepasst.<br />

Es hat oft eine höhere Liegefläche,<br />

die das Aufstehen<br />

oder Hineinlegen für die Senioren<br />

vereinfacht. Genauere<br />

Auskünfte zu Maßnahmen<br />

und Hilfsmittel erteilt jede<br />

Krankenkasse.<br />

die sie von einem Stockwerk<br />

ins nächste bringen. Die Lifte<br />

können den unterschiedlichsten<br />

Treppenarten angepasst<br />

werden und eignen sich daher<br />

auch für Wendeltreppen<br />

– und natürlich gibt es auch<br />

Das richtige Bett erleichtert die Pflege.<br />

Treppenlifte für jedes Zuhause<br />

Modelle für den Außenbereich.<br />

Zudem sind sie heutzutage<br />

mit Sicherheitssystemen<br />

und speziellen Hebeln<br />

für den Notfall ausgestattet:<br />

Im Fall eines Stromausfalls<br />

während der Nutzung kann<br />

Treppenlifte können auf den unterschiedlichsten Treppen zum Einsatz kommen.<br />

FOTO: BARMER GEK<br />

man den Treppenlift dann<br />

manuell steuern und so ins<br />

nächste Stockwerk gelangen.<br />

Vor dem Kauf sollte man verschiedene<br />

Modelle vergleichen,<br />

denn die Preisunterschiede<br />

sind doch enorm.<br />

FOTO: THYSSENKRUPP ENCASE


SEITE 30<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Vorsorge<br />

Daheim statt im Heim<br />

Behinderternverband hilft, selbstbestimmt zu leben<br />

Der Behindertenverband<br />

Müritz e.V. in der Dietrich-<br />

Bonhoeffer-Straße in Waren<br />

ist unter anderem Beratungsstelle<br />

des Allgemeinen Behindertenverbandes<br />

in MV zum<br />

Trägerübergreifenden Persönlichen<br />

Budget (TPB). Die<br />

Landesberatungsstelle zum<br />

TPB befindet sich in Neubrandenburg,<br />

Am Blumenborn<br />

und wird von Christian<br />

Schad geleitet. Dieses Budget<br />

ermöglicht anspruchsberechtigten<br />

Bürgern ein selbstbestimmtes<br />

Leben und Wohnen<br />

mit Assistenz in der eigenen<br />

Wohnung, gemäß unserer<br />

Forderung „Daheim statt<br />

Heim“. Das TPB ist eine neue<br />

Leistungsform für Menschen<br />

mit Behinderungen oder von<br />

Behinderung bedrohter Menschen,<br />

die ihr Leben selbst<br />

gestalten wollen. Und für<br />

ihre Selbstständigkeit und<br />

gleichberechtigte Teilhabe<br />

am Leben Leistungen für ihre<br />

Bedarfsdeckung bei einem<br />

Leistungsträger beantragen<br />

möchten. Rechtsgrundlage<br />

bildet das Sozialgesetzbuch<br />

Rehabilitation und Teilhabe<br />

in Verbindung mit weiteren<br />

Sozialgesetz-<br />

zutreffenden<br />

büchern.<br />

Was ermöglicht die Beratungsstelle<br />

des Behindertenverbandes?<br />

• Unabhängige Beratung<br />

• Ermittlung des persönlichen<br />

Bedarfe<br />

• Hilfe bei der Antragstellung<br />

• Erstellen einer Zielvereinbarung<br />

• Kontakte zu Leistungsträgern<br />

• Begleitung beim Antragsverfahren<br />

• Begleitung bei der Budgetberatung<br />

• Beratung zum Budget-<br />

Bescheid<br />

• Budgetassistenz<br />

• Budgetabrechnung<br />

Zum selbstbestimmten Leben gehört auch, dass Senioren – wie hier in Stavenhagen – Spaß<br />

haben bei altersgerechten sportlichen Wettbeewerben.<br />

FOTO: BEHINDERTENVERBAND MÜRITZ<br />

Budgetfähige Leistugen<br />

sind die Eingliederungshilfe,<br />

Pflegeleistungen, Hilfe zur<br />

Pflege, Teilhabe am Arbeitsleben,<br />

alle Teilhabeleistungen,<br />

begleitende Hilfe, Rentenversicherungsleistungen,<br />

Krankenversicherungsleistungen,<br />

Unfallversicherungsleistungen.<br />

In unserer mehrjährigen<br />

Beratungstätigkeit in<br />

der Regionalberatungsstelle<br />

zum Trägerübergreifenden<br />

Persönlichen Budget stellen<br />

wir immer wieder viel Unkenntnis<br />

bei allen Beteiligten<br />

fest. Deshalb ist der Bedarf<br />

nach Auskunft, Aufklärung<br />

und Beratung sowie auf Begleitung<br />

im Antragsverfahren<br />

zum TPB ungebrochen.<br />

Wir beraten professionell<br />

nach dem Prinzip des „Peer<br />

Counseling“ und suchen aus<br />

Betroffenensicht gemeinsam<br />

für Jeden die passende Lösung,<br />

bietet die Begegnungsstätte<br />

an.<br />

Welche Vorteile bietet das<br />

Trägerübergreifende<br />

Persönliche Budget?<br />

• Leben in einer eigenen<br />

Wohnung<br />

• Eigene Gestaltung des<br />

Tagesablaufs<br />

• Persönliche Entscheidung<br />

über die finanziellen<br />

Mittel<br />

• Auswahl der Assistenten<br />

• Gestaltung der Freizeit<br />

und des Urlaubs<br />

• Erhöhung der Motivation<br />

und Eigeninitiative<br />

• Erhöhung des Selbstwertgefühls<br />

Begegnungsstätte Behindertenverband Müritz e.V.<br />

Dietrich- Bonhoeffer- Straße 6<br />

17192 Waren/Müritz<br />

Rufnummer/Fax 03991 731893<br />

E- Mail: behindertenverband.mueritz@gmail.com<br />

Internet: www.abimv.de<br />

Beratungen:<br />

Montags und Dienstags 16.15 bis 18 Uhr,<br />

nach Vereinbarung donnerstags 10 bis 12 Uhr<br />

Regelmäßige Veranstaltungen:<br />

Montags 9.30 bis 12.30 Uhr Kartenspielertreff,<br />

dienstags 9 bis 12 Uhr Computerstunden,<br />

14-tägig mittwochs 9.30 bis 12 Uhr Mitgliedertreff<br />

mit Beratungen


SEITE 32<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Freizeit<br />

Lachen ohne Grund<br />

Lachyoga hat heute Millionen von Anhängern<br />

„Vor rund 14 <strong>Jahre</strong>n bin<br />

ich mit dem Lachyoga in Berührung<br />

gekommen“, blickt<br />

Ute Liemant, Ärztin in der<br />

Dünenwaldklinik in Trassenheide,<br />

zurück. Sie bestätigt<br />

aus eigenem Erleben, was<br />

Wissenschaftler und Mediziner<br />

in den 60er <strong>Jahre</strong>n des<br />

20. Jahrhunderts an Testpersonen<br />

festgestellt hatten:<br />

Diese wurden zum Lachen<br />

gebracht, anschließend fand<br />

eine Untersuchung der Blutwerte<br />

statt, und erstaunliche<br />

Reaktionen des Immunsystems<br />

konnten festgestellt<br />

werden.<br />

Das Lachen schien die<br />

Menschen so positiv zu beeinflussen,<br />

dass sie vermehrt Abwehrkräfte<br />

produzierten. Die<br />

Lachforschung war geboren.<br />

Gut drei Jahrzehnte später<br />

befasste sich Dr. Madan Kataria<br />

ebenfalls mit den Auswirkungen<br />

des Lachens auf<br />

den menschlichen Körper.<br />

Er kam zu der Erkenntnis,<br />

dass der Körper nicht zwischen<br />

„echtem“ und „gespiel-<br />

Die Lachyoga-Stunde wird mit einer Lachmeditation beendet.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

tem“ Lachen unterscheiden<br />

kann – im Ergebnis wird die<br />

gleiche „Glücks-Chemie“ produziert.<br />

Mit diesem Wissen<br />

begann er in einer kleinen<br />

Gruppe mit simuliertem<br />

Lachen, das sehr schnell zu<br />

einem echten Lachen wurde.<br />

Das war der Durchbruch für<br />

das Lachyoga.<br />

Lachyoga-Sessionen beginnen<br />

mit leichten Aufwärmübungen<br />

wie Tanzen,<br />

Stretching, Klatschen, dann<br />

setzen Lachübungen ein, in<br />

die Rollenspiel-Elemente eingebaut<br />

werden und schließlich<br />

folgen Atemübungen.<br />

Zwischen den Übungen wird<br />

immer wieder das Hoho-Hahaha-Klatschen<br />

eingebaut.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 57<br />

Die Idylle<br />

täuscht<br />

Eine Kleingarten-Komödie<br />

im Programm der Niederdeutschen<br />

Bühne. Im plattdeutschen<br />

Stück „Lysistrata“<br />

geht es um folgendes: Firma<br />

Schatz will auf einem Schrebergartengelände<br />

ein Möbelhaus<br />

bauen. Doch statt<br />

sich gemeinsam beim Bürgerbegehren<br />

zu engagieren,<br />

herrscht Zoff im Kleingartenverein<br />

„Harmonie e.V.“: Apfelbäume<br />

werden bei Nacht<br />

und Nebel gefällt, Rosen geköpft,<br />

Goldfische vergiftet.<br />

Friedrich, Heiner und Thomas<br />

sind auf dem Kriegspfad.<br />

Eine Kleingartenanlage wird<br />

da zum Schauplatz heftiger<br />

Nachbarschaftsstreitigkeiten.<br />

Da greifen ihre Frauen<br />

zu einem altbewährten Mittel.<br />

Karin, Hanna und Frauke-Dorothee<br />

gründen den<br />

Ratlosigkeit im Gartenparadies. Der Plan mit dem Sexstreit geht vorerst nicht auf.<br />

Verein „Lysistrata“ und treten<br />

nach dem Vorbild eines<br />

antiken Schauspiels in einen<br />

Sexstreik. Ihr Plan wird allerdings<br />

durchkreuzt, weil<br />

Irina auftaucht, blond, sexy<br />

und Erbin eines verwilderten<br />

Schrebergartens. Plötzlich<br />

sind sich die Männer einig:<br />

Der hübschen, jungen Dame<br />

muss geholfen werden. Einträchtig<br />

graben, sägen und<br />

mulchen sie, und lassen ihre<br />

Frauen links liegen.<br />

Das Lustspiel kommt zur<br />

Aufführung am 12. November<br />

um 19 Uhr, am 13. und<br />

20. November jeweils um 16<br />

FOTO: TOG<br />

Uhr im Schauspielhaus Neubrandenburg,<br />

außerdem am<br />

22. Januar um 16 Uhr im<br />

Landestheater Neustrelitz.<br />

Weitere Auftritte absolvieren<br />

die „Maaten“ im Februar, im<br />

März und im Mai.<br />

www.theaterund-orchester.de


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 35<br />

Wohnen in Gemeinschaft<br />

Betreute WGs auch bei älteren Menschen auf dem Vormarsch<br />

Betreutes Wohnen in der WG – das finden viele Senioren ansprechend.<br />

Das Prinzip der Wohngemeinschaft<br />

kennt man vor allem<br />

von Studierenden, allerdings<br />

ist es selbstverständlich<br />

nicht auf junge Menschen beschränkt<br />

– und so ist es kein<br />

Wunder, dass sich mittlerweile<br />

mehr und mehr ältere Leute<br />

eine Wohnung teilen und<br />

dabei auch noch von einer<br />

Pflegekraft betreut werden.<br />

Die Vorteile liegen dabei klar<br />

auf der Hand – die wenigsten<br />

Menschen wollen in fortgeschrittenem<br />

Alter ganz allein<br />

leben, doch das Seniorenheim<br />

ist für viele keine besonders<br />

verlockende Alternative. In<br />

der WG mit Altersgenossen<br />

hat man Anschluss, kann sich<br />

selbst versorgen und hat dennoch<br />

immer eine helfende<br />

Hand zur Seite, wenn man<br />

mal Unterstützung benötigt.<br />

Langeweile oder Einsamkeit<br />

haben da also keine Chance,<br />

kann man sich doch bei<br />

Spieleabenden miteinander<br />

die Zeit vertreiben, in fröhlicher<br />

Runde kochen oder<br />

gemeinsam den Besuch etwaiger<br />

Enkelkinder vorbereiten.<br />

Darüber hinaus darf<br />

man bei der Gründung einer<br />

solchen Wohngemeinschaft<br />

auch noch mit finanzieller<br />

Unterstützung rechnen: So<br />

kann man beispielsweise aus<br />

der Pflegeversicherung pro<br />

Person eine Finanzspritze von<br />

bis zu 4000 Euro bekommen.<br />

Diese Summe ist für Umbaumaßnahmen<br />

gedacht, welche<br />

FOTO: ERGO VERSICHERUNG<br />

nötig sein können, um eine<br />

Wohnung barrierefrei zu gestalten.<br />

Weitere Hinweise zu<br />

diesem Thema bekommt man<br />

bei den entsprechenden Versicherungsexperten<br />

vor Ort.<br />

Gute Luft im Pflegezimmer<br />

Mehr als zwei Drittel der<br />

pflegebedürftigen Menschen<br />

in Deutschland werden zu<br />

Hause versorgt – die meisten<br />

von ihnen durch Angehörige.<br />

Das ergab die aktuelle Pflegestatistik<br />

des Statistischen<br />

Bundesamtes. Hilfe beim Essen,<br />

beim Baden, Duschen,<br />

der Medikamenteneingabe<br />

oder dem Toilettengang sind<br />

nur einige der Aufgaben, die<br />

dabei auf die Betreuer zukommen.<br />

Oft müssen auch<br />

Windeln oder Bettwäsche<br />

gewechselt werden. Unangenehm<br />

sind häufig die starken<br />

Gerüche im Pflegezimmer<br />

oder der Wohnung – etwa bei<br />

Harninkontinenz – die sich<br />

auch durch regelmäßiges<br />

Lüften oder handelsübliche<br />

Allzweckreiniger nur schwer<br />

Unangenehm sind häufig die starken Gerüche im Pflegezimmer.<br />

entfernen lassen. Hilfreich<br />

und zeitsparend kann hier<br />

beispielsweise der Einsatz<br />

eines sogenannten Geruchsneutralisierers<br />

sein.<br />

Der „Geruchsstopper ALP“<br />

etwa wirkt schnell und effektiv<br />

und lässt sich vielseitig<br />

einsetzen, für Windeleimer<br />

und Abfallbeutel ebenso wie<br />

für Matratze, WC, Polstermöbel,<br />

den Teppich oder als<br />

Lufterfrischer. Das Naturprodukt,<br />

das in der professionellen<br />

Kranken- und Altenpflege<br />

vielfach verwendet wird,<br />

wird einfach großzügig über<br />

die gesamte Fläche der Geruchsquelle<br />

zerstäubt. Es ist<br />

frei von chemischen Zusatzstoffen,<br />

ph-neutral und auch<br />

für Allergiker geeignet. Die<br />

Gerüche werden bei der Anwendung<br />

nicht einfach überdeckt,<br />

sondern durch Zersetzung<br />

beseitigt.<br />

Mit Wasser vermischt, kann<br />

der Geruchsstopper auch zur<br />

Reinigung von Fußböden und<br />

Oberflächen genutzt werden.<br />

Der Geruchsneutralisierer ist<br />

auch mit verschiedenen Zusatzduftnoten<br />

wie Zitrone<br />

FOTO: DJD/GERUCHSSTOPPER.DE<br />

oder Lavendel erhältlich. Für<br />

Toilettenstühle oder Harnsammelbehälter<br />

etwa gibt<br />

es zudem einen Reiniger auf<br />

Ölbasis, der einen Film auf<br />

den Flüssigkeiten bildet und<br />

unangenehme Gerüche an<br />

der Basis, in diesem Fall die<br />

Oberfläche der Flüssigkeit,<br />

neutralisiert.


SEITE 38<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

In der Puppenstube zu Haus<br />

Gabriele Starke hat eine Leidenschaft aus ihrer Kinderzeit wiederentdeckt<br />

Tilo begrüßt gleich im<br />

Flur die Gäste. Doch überall<br />

in der Zwei-Raum-Wohnung<br />

von Gabriele Starke blicken<br />

einen Kulleraugen an, strecken<br />

sich kleine Händchen<br />

dem Besucher entgegen. Es<br />

ist nicht zu übersehen, die<br />

64-jährige Neubrandenburgerin<br />

sammelt Puppen. Große,<br />

kleine, blonde, braune – fast<br />

100 wohnen inzwischen bei<br />

ihr. „Ich habe schon als Kind<br />

gern gepuppt. Bis ich 14 war<br />

bestimmt“, erinnert sie sich<br />

und bedauert heute ein bisschen,<br />

dass sie die Spielkameraden<br />

aus ihrer Kindheit<br />

nicht mehr besitzt. „Ich war<br />

die Älteste, dann kamen zwei<br />

Brüder und meine jüngste<br />

Schwester erst 15 <strong>Jahre</strong> später.<br />

Solange wurde natürlich<br />

nichts aufgehoben.“<br />

Mit der Lehre als Steno-<br />

Phonotypistin und der Arbeit<br />

als Sekretärin, zuletzt bei<br />

der Bundeswehr, gerieten<br />

die Puppen immer mehr in<br />

Vergessenheit. Bis Gabriele<br />

Starke eines Tages durch das<br />

Fernsehprogramm zappte<br />

und bei einem der damals<br />

ganz neuen Verkaufssender<br />

hängenblieb. Dort wurden<br />

Künstlerpuppen angeboten.<br />

„Wow, was ist das?“,<br />

dachte sie. Sie konnte<br />

nicht widerstehen<br />

und bestellte ihr<br />

erstes „Schätzchen“.<br />

„Das<br />

war aber noch<br />

keine so hochwertige<br />

Puppe.<br />

Ich wollte<br />

erst mal ausprobieren,<br />

wie sich das<br />

anfühlt. Und<br />

der Virus hat<br />

sich wieder bei<br />

<br />

Gabriele Starke hat ihr Herz für Puppen wiederentdeckt.<br />

mir eingeschlichen.“<br />

Inzwischen<br />

besitzt sie diesen allerersten<br />

Kauf nicht<br />

mehr. Er würde nicht<br />

mehr in ihre Sammlung passen,<br />

denn heute ist Gabriele<br />

Starke eine echte Expertin<br />

in Sachen Puppen. Sie liest<br />

Bücher und Fachzeitschriften,<br />

verfolgt die neuesten<br />

Kollektionen. Besonders die<br />

Arbeiten der Künstlerinnen<br />

Hildegard Günzel, Doris<br />

Stannat und Sybille Sauer<br />

haben es ihr angetan. Oft<br />

ist die Vorruheständlerin im<br />

Internet unterwegs auf der<br />

Anzeige<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

FOTO: MARINA SPREEMANN<br />

Suche nach Schnäppchen.<br />

„Wenn es von einer Puppe<br />

weltweit nur 300 gibt, dann<br />

kostet sie schon mal 800 Euro<br />

oder mehr“, erklärt Gabriele<br />

Starke. Wie sie ihre neuen<br />

„Schätzchen“ auswählt, kann<br />

die Sammlerin gar nicht so<br />

genau sagen. „Sie müssen einfach<br />

mein Herz erwärmen“,<br />

versucht sie zu erklären. Oft<br />

hat sie auch schon einen bestimmten<br />

Standort für die<br />

Neue in ihrer Wohnung vor<br />

Augen. Der eine oder andere<br />

kleine Mitbewohner ist auch<br />

ein Geschenk ihres Vater,<br />

um den sie sich liebevoll<br />

kümmert.<br />

Ab und zu<br />

trennt sie sich<br />

von einer Puppe,<br />

um wieder<br />

eine andere<br />

zu erwerben.<br />

„Der Platz<br />

ist begrenzt<br />

in der Wohnung,<br />

und ich<br />

muss ja noch<br />

sitzen und<br />

mich bewegen<br />

können.“ Außerdem<br />

braucht sie<br />

Platz für noch viel<br />

mehr Sammlerstücke,<br />

denn auch Geschirrserien<br />

mit Zwiebelmuster und<br />

in Kobaltblau haben es ihr<br />

angetan. So füllen Tassen,<br />

Teller, Vasen die Schränke<br />

und Vitrinen. Und Rosen sind<br />

überall in der Wohnung zu<br />

sehen – meist auf gestickten<br />

Bildern, von der Hausherrin<br />

selbst gefertigt. „Ich mag einfach<br />

keine kahlen Wände“,<br />

sagt sie. Ihr gefalle der englische<br />

Einrichtungsstil. Dazu<br />

gehörten eben viele Bilder an<br />

der Wand. Mit all den schönen<br />

Dingen hat sie sich ihre<br />

gemütliche Puppenstube eingerichtet.<br />

„Meine Mama hat immer<br />

gesagt, mach es bei uns auch<br />

so schön wie bei dir“, erzählt<br />

sie und wird traurig. 2006 ist<br />

ihre Mutter gestorben, 2008<br />

ihre beste Freundin Helga.<br />

„Da war auf einmal ein riesiges<br />

Loch.“ Ihre Puppen haben<br />

ihr geholfen, mit diesen<br />

Schicksalsschlägen fertig zu<br />

werden. „Ich saß in meiner<br />

Wohnung, habe meine Puppen<br />

angesehen, und das hat<br />

mich getröstet, das ist Balsam<br />

für die Seele.“<br />

Manchmal, wenn es ihr<br />

nicht so gut gehe, sitze sie<br />

im Sessel und drücke eines<br />

ihrer „Schätzchen“. „Mir<br />

war es nicht vergönnt, eigene<br />

Kinder zu bekommen.<br />

Die Puppen sind sicher kein<br />

Ersatz, aber stillen vielleicht<br />

die Sehnsucht, so einen kleinen<br />

Wonneproppen zum<br />

Kuscheln und Knuddeln zu<br />

haben“, meint sie.Viel Arbeit<br />

machen ihr die kleinen Mitbewohner<br />

nicht. „Puppen<br />

sind immer artig und machen<br />

sich nicht dreckig“,<br />

sagt sie lächelnd. „Wenn ich<br />

jeden Tag ein bisschen mit<br />

dem Staubwedel unterwegs<br />

bin, ist das kein Problem.“ So<br />

bleibt noch genug Zeit, unter<br />

Leute aus Fleisch und Blut<br />

zu gehen – etwa beim Bundeswehrverband<br />

oder beim<br />

Seniorenbeirat. Ihre „Schätzchen“<br />

warten derweil brav zu<br />

Hause. M. Spreemann


SEITE 40<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Zeit für Angehörige<br />

Wer einen pflegebedürftigen<br />

nahen Angehörigen<br />

betreuen möchte, kann als<br />

Arbeitnehmer bis zu sechs<br />

Monate Pflegezeit nehmen.<br />

Die Monate müssen an einem<br />

Stück genommen werden.<br />

Zusätzlich besteht die Möglichkeit<br />

der „Kurzpflegezeit“.<br />

Diese kommt dann in<br />

Frage, wenn man als Arbeitnehmer<br />

einen Verwandten<br />

betreuen möchte, der noch<br />

nicht in einer Pflegestufe<br />

eingestuft ist.<br />

Einen Anspruch auf Pflegezeit<br />

haben Beschäftigte<br />

gegenüber Arbeitgebern mit<br />

mehr als 15 Beschäftigten.<br />

In kleineren Unternehmen<br />

können freiwillige Vereinbarungen<br />

über die Pflegezeit<br />

oder die anderen Freistellungsmöglichkeiten<br />

getroffen<br />

werden. Der Arbeitgeber<br />

zahlt während der Pflegezeiten<br />

kein Gehalt. Beschäftigte,<br />

die die Pflegezeit bis zu<br />

sechs Monate in Anspruch<br />

nehmen, haben einen Rechtsanspruch<br />

auf ein zinsloses<br />

Darlehen. Das Darlehen wird<br />

direkt beim Bundesamt für<br />

Familie und zivilgesellschaftliche<br />

Aufgaben beantragt.<br />

Das Darlehen wird in monatlichen<br />

Raten ausgezahlt.<br />

Um einen pflegebedürftigen<br />

nahen Angehörigen in der<br />

letzten Lebensphase zu begleiten,<br />

können Sie eine bis<br />

zu dreimonatige vollständige<br />

oder teilweise Auszeit nehmen.<br />

In der Regel besteht<br />

während der Pflegezeit ein<br />

Kündigungsschutz. Weitere<br />

Informationen erteilen alle<br />

Krankenkassen.<br />

Angehörige sollen in jeder Situation gut versorgt sein.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 41<br />

Arten der Pflege<br />

FOTO: AOK<br />

In der Pflege gibt es die<br />

unterschiedlichsten Möglichkeiten,<br />

um pflegebedürftige<br />

Familienmitglieder angepasst<br />

an die jeweiligen Umstände<br />

bestens zu versorgen. Wer für<br />

eine kurze Zeit auf eine vollstationäre<br />

Pflege angewiesen<br />

ist, kann die Kurzzeitpflege<br />

in Anspruch nehmen. Hier<br />

wird das Pflegegeld für bis<br />

zu acht Wochen im Kalenderjahr<br />

zur Hälfte weitergezahlt.<br />

Auch wer in einer stationären<br />

Vorsorge oder in<br />

einer Rehabilitationseinrichtung<br />

ist, kann die Kurzzeitpflege<br />

geltend machen.<br />

Voraussetzung ist, dass die<br />

Pflegeperson dort gleichzeitig<br />

eine medizinische Maßnahme<br />

wahrnimmt und somit<br />

eine Unterbringung und<br />

Pflege des Pflegebedürftigen<br />

erforderlich wird. Wer als<br />

Angehöriger einen pflegebedürftigen<br />

Menschen pflegt,<br />

sollte auch Urlaub machen<br />

können. In diesem Fall kann<br />

eine Urlaubsvertretung beantragt<br />

werden.<br />

Die Pflegeversicherung<br />

übernimmt dann die Kosten<br />

für die Ersatzpflege. Die so<br />

genannte Verhinderungspflege<br />

kann auch dann geltend<br />

gemacht werden, wenn die<br />

Pflegekraft erkrankt. Voraussetzung<br />

ist, dass die Pflegeperson<br />

den Pflegebedürftigen<br />

bereits mindestens sechs Monate<br />

zu Hause gepflegt hat.<br />

Die Verhinderungspflege<br />

kann bis zu sechs Wochen<br />

pro Kalenderjahr in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

Als Ersatz kann ein ambulanter<br />

Pflegedienst oder auch<br />

eine Privatperson die Pflege<br />

übernehmen.<br />

Im Gegensatz zur Kurzzeitpflege<br />

können für die<br />

Ersatzpflege auch Einrichtungen<br />

genutzt werden, die<br />

nicht als offizieller Pflegedienst<br />

behandelt werden<br />

– so zum Beispiel wohltätige<br />

Organisationen. Manche<br />

Pflegeunternehmen<br />

bieten Verhinderungspflege<br />

auch stundenweise an.<br />

Es wird empfohlen, vorher<br />

mit der Pflegekasse abzuklären,<br />

wie die stundenweise<br />

Verhinderungspflege am<br />

besten abgerechnet wird.<br />

Wichtig ist, stets einen Antrag<br />

auf Verhinderungspflege<br />

zu stellen.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 43<br />

Freizeit<br />

Der erste Kunde der drei „geilen Omis“ ist ausgerechnet ein Mitarbeiter des Finanzamts, der ihnen gleich die Polizei auf den Hals<br />

hetzen will.<br />

FOTOS: TOG<br />

Theaterstück mit Dildos: Die Rente wird sexy<br />

„Lustgarantie“ abseits von Kaffeefahrten und dem Sparen für die eigene Bestattung<br />

Es kommt vor, dass sich<br />

Senioren mit kleinen Nebenverdiensten<br />

über Wasser halten<br />

müssen. Dass diese nicht<br />

immer im Rahmen des Legalen<br />

stattfinden, zeigt „Lustgarantie“,<br />

ein Theaterstück<br />

von Silke Hassler.<br />

Statt würde- und beschäftigungslos<br />

auf ihr Ende zu<br />

warten, beschließen drei<br />

Freundinnen jenseits der<br />

70, noch einmal etwas Verrücktes<br />

zu wagen – das aber<br />

nicht zu teuer sein darf, die<br />

kleine Pension reicht schließlich<br />

nicht für die ganz großen<br />

Sprünge. Da muss doch<br />

noch mehr sein, außer Kaffeefahrten<br />

oder dem Sparen<br />

für die eigene Bestattung.<br />

Und so kommen die drei auf<br />

eine richtige Marktlücke: Sie<br />

gründen ein Bordell mit reiferen<br />

Damen.<br />

Martina Block nimmt sich<br />

dieser zugegeben leichten<br />

Aufgabe an, auch den Zuschauer<br />

von dieser Idee zu<br />

überzeugen. Die witzigen<br />

Sprüche, die vor allem auf<br />

das Alter der drei Damen<br />

abzielen, können aber auch<br />

Gertraud (Karin Hartmann)<br />

und Klara, gespielt von Ursula-Rosamaria<br />

Gottert beitragen.<br />

Die Gags zünden. Nicht<br />

nur das weibliche Publikum<br />

lacht, auch bei den Herren<br />

kommen die Witze gut an.<br />

Der Humor ist also alles andere<br />

als unterschwellig. Auf<br />

der Bühne geht es richtig zur<br />

Sache. Die verwandelt sich in<br />

ein Freudenhaus.<br />

Die biedere Einrichtung,<br />

der Eierlikör, die Erinnerungen<br />

an die Enkelin, all das<br />

macht die Wohnung nicht<br />

gerade zu einem Rotlicht-Etablissement.<br />

Also machen sich<br />

die Seniorinnen daran, alles<br />

für ihre Stunden mit Lustgarantie<br />

herzrichten. Beim<br />

Einkauf im Sexshop tut sich<br />

ihnen eine ganz neue Welt<br />

auf. Gerade Ursula-Rosamaria<br />

Gottert ist als Klara so herrlich<br />

verstockt bei dem Thema<br />

Sex, wie man es von den<br />

Großmüttern so annimmt.<br />

Getoppt wird das nur noch<br />

durch Guilia Weis, die Klaras<br />

Beim Einkauf im Sexshop tut sich den drei Damen in den besten<br />

<strong>Jahre</strong>n eine ganz neue Welt auf.<br />

Enkelin Yvonne spielt. Doch<br />

auch Politik und Verwaltung<br />

wollen in diesem Stück ihren<br />

Platz haben und treten in<br />

Person eines Finanzbeamten<br />

auf. Schauspieler Michael<br />

Kleinert lässt ihn herrlich<br />

auf der Leitung stehen, als<br />

es an die Besichtigung des<br />

Betriebs geht. Zusammen<br />

mit einer verwandelten<br />

Klara im schwarzen Lack-<br />

Outfit ist die Posse einfach<br />

komisch, weil sich die beiden<br />

dauernd missverstehen.<br />

Regisseur Herbert Olschok<br />

und seinen Schauspielern gelingt<br />

es in der „Lustgarantie“,<br />

ein leichtes Stück zu liefern,<br />

das zwar Themen wie Altersarmut<br />

oder den Tod anschneidet,<br />

dabei aber seine<br />

Heiterkeit nicht verliert. Ein<br />

Lustspiel, das jede Menge<br />

Hoffnung, Lebensfreude und<br />

schließlich Erotik versprüht.<br />

Silke Hassler gelingt ein kritischer<br />

und humorvoller Blick<br />

auf das Altwerden, die Sexualität,<br />

den Mangel an Nähe,<br />

Liebe und Lebendigkeit.<br />

Aufführungen finden noch<br />

statt am 18. November und<br />

am 17. Dezember jeweils<br />

19.30 Uhr im Schauspielhaus<br />

Neubrandenburg.<br />

Andrea Dittmer


SEITE 46<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Gesundheit<br />

Richtige Fußpflege<br />

Mit steigendem Alter auf seine „Gehwerkzeuge“ achten<br />

In jungen <strong>Jahre</strong>n liegt der Fokus<br />

nicht unbedingt auf der<br />

richtigen Fußpflege.<br />

Doch mit steigendem Alter<br />

kann es zunehmend schwieriger<br />

werden, seine Füße ordentlich<br />

zu pflegen, um sie<br />

richtig schön aussehen zu<br />

lassen. So manch einer bewegt<br />

sich immer weniger,<br />

wodurch der Leibesumfang<br />

durchaus steigen kann. Folglich<br />

wird die Pflege der Füße<br />

immer anstrengender und<br />

zunehmend aus den Augen<br />

verloren.<br />

Die Folge sind unter Umständen<br />

schrundige Fersen,<br />

Pilze, ein unangenehmer<br />

Geruch, dicke Hautstellen<br />

und verwachsene Zehennägel.<br />

Hühneraugen und Warzen<br />

werden zu spät erkannt<br />

und entsprechend spät oder<br />

gar nicht behandelt. Helfen<br />

können manchmal noch spezielle<br />

Medikamente, doch<br />

im Extremfall nützen diese<br />

eventuell auch nicht mehr.<br />

Je länger eine Behandlung<br />

hinausgezögert wird, desto<br />

dringender kann der Gang<br />

zum Arzt oder zur medizinischen<br />

Fußpflege werden.<br />

Einer der wichtigsten Schritte<br />

für die Füße ist beweglich zu<br />

bleiben.<br />

Es sollte möglich sein, seinen<br />

Fuß mit den Händen zu sich<br />

heranzuziehen und – falls<br />

sich ein paar Kilos zu viel<br />

auf den Rippen befinden –<br />

das Gewicht nicht noch mehr<br />

steigen zu lassen.<br />

Nach dem Duschen oder<br />

einem Bad empfiehlt es sich,<br />

die Füße ordentlich einzucremen.<br />

Hilfreich ist, nach dem<br />

Auftragen einer reichhaltigen<br />

Creme Baumwollsocken<br />

überzustreifen und diese<br />

über Nacht an den Füßen zu<br />

lassen, um ein intensives Einziehen<br />

zu unterstützen.<br />

Schon in jüngeren <strong>Jahre</strong>n sollten die Füße gepflegt werden, um<br />

so munter herumspringen zu können.<br />

FOTO: TK<br />

Kompressionsstrümpfe – ausprobieren lohnt sich<br />

Mit trendigen Farben begeistern Kompressionsstrümpfe<br />

modebewusste Frauen.<br />

FOTO: DJD/OFA BAMBERG/GETTY<br />

Wenn die Beine am Abend<br />

schwer werden und schmerzen<br />

oder unschöne Krampfadern<br />

zu sehen sind, dann<br />

braucht das venöse System<br />

Unterstützung.<br />

Empfohlen werden oft Kompressionsstrümpfe,<br />

denen<br />

viele Menschen aber mit<br />

Vorurteilen begegnen. Darin<br />

spiegeln sich die Erfahrungen<br />

der Großmütter wider,<br />

die solche Strümpfe vor 50<br />

<strong>Jahre</strong>n getragen haben. Im<br />

Gegensatz zu heute boten<br />

diese damals noch keinen<br />

Tragekomfort. Dass die modernen<br />

Materialien mit den<br />

damaligen nichts mehr gemeinsam<br />

haben, weiß längst<br />

nicht jeder: Eine von Ofa<br />

Bamberg beauftragte repräsentative<br />

Emnid-Umfrage<br />

ergab, dass 21 Prozent der<br />

Befragten der Meinung waren,<br />

diese Strümpfe würden<br />

hauptsächlich von älteren<br />

Menschen getragen.<br />

Nur elf Prozent wussten, dass<br />

diese Strümpfe nicht nur die<br />

Venen unterstützen können,<br />

sondern dass sie auch zeitgemäß<br />

und chic sein können.<br />

Kein Wunder, dass es immer<br />

noch Frauen gibt, die auf die<br />

Vorteile der Kompressionstherapie<br />

verzichten und<br />

ihren Venenproblemen oft<br />

verzweifelt gegenüberstehen.<br />

Doch wenn eine Frau erst einmal<br />

gespürt hat, wie gut sich<br />

diese Strümpfe tragen, dann<br />

wird sie den Komfort kaum<br />

mehr missen wollen. Für<br />

einen ersten Versuch bieten<br />

sich auch Reise- oder Vitalstrümpfe<br />

an. Sie üben zwar<br />

einen geringeren Druck aus,<br />

können Einsteigern aber<br />

den Weg zum regelmäßigen<br />

Tragen von Kompressionsstrümpfen<br />

ebnen.<br />

Insbesondere drei Eigenschaften<br />

überzeugen Frauen<br />

davon, ihr venöses System<br />

mit der Kompressionstherapie<br />

zu unterstützen.<br />

Das erste Argument betrifft<br />

die Mode: Aus dem Hause Ofa<br />

kommen zum Beispiel jedes<br />

Jahr zwei schicke Modefarben.<br />

In diesem Jahr sind es<br />

Papaya und Granatapfel. Der<br />

nächste Pluspunkt ist die<br />

Hautpflege.<br />

Modelle der Reihe Memory<br />

Aloe Vera sind mit winzigen<br />

Aloe-Vera-Kapseln ausgerüstet,<br />

deren Inhaltsstoffe die<br />

Haut beim Tragen pflegen.<br />

Das dritte Argument ist die<br />

Passform. Denn wenn die<br />

Standardgrößen nicht perfekt<br />

sitzen, kann man sich<br />

Kompressionsstrümpfe auch<br />

nach Maß anfertigen lassen.


SEITE 48<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Gesundheit<br />

So klappt‘s mit den Nachbarn<br />

Beziehungen mit Auswirkungen auf das Wohlbefinden<br />

Schwester Agnes, die mit<br />

ihrer Schwalbe durchs Dorf<br />

fährt und für alle da ist. Jeder<br />

kennt jeden, jeder hilft<br />

jedem. Die Filmreihe im DDR-<br />

Fernsehen lieferte eine idealisiertes<br />

Bild vom Landleben.<br />

Aber viele haben diese Idylle<br />

vor Augen, wenn sie an Dörfer<br />

denken: Das Leben läuft<br />

in ruhigen Bahnen, inmitten<br />

der schönen Natur und der<br />

langjährigen Nachbarn.<br />

Wie ist das heute? Wie<br />

funktioniert das Zusammenleben<br />

in den Dörfern im<br />

deutschen Nordosten gut ein<br />

Vierteljahrhundert nach der<br />

Wende? Eine Forschergruppe<br />

der Neubrandenburger Hochschule<br />

hat genau hingeschaut<br />

– und dabei zunächst einmal<br />

festgestellt, dass es gar nicht<br />

viel Forschung darüber gibt,<br />

wie das Alltagsleben in der<br />

DDR auf dem Land wirklich<br />

war. „Wir wissen, dass die Produktion<br />

in der LPG und die<br />

Freizeit viel enger verzahnt<br />

war“, berichtet Professorin<br />

Vera Sparschuh. „Die Leute<br />

haben zusammen gearbeitet<br />

und zusammen gefeiert.“ Gerade<br />

mit den Landwirtschaftlichen<br />

Produktionsgenossenschaften<br />

(LPG) seien nach<br />

der Wende viele Strukturen<br />

weggebrochen. „Heute sind<br />

die sozialen Unterschiede viel<br />

größer, auch der Sozialneid<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Gesundheitsförderung durch neue Formen der Gemeinschaft ist ein Forschungsthema an der<br />

Hochschule Neubrandenburg.<br />

FOTO: © AFRICA STUDIO - FOTOLIA.COM<br />

ist gewachsen. Man macht<br />

einfach nicht mehr so viel<br />

gemeinsam.“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Interesse am Miteinander<br />

von Jung und Alt<br />

Die Forscher haben bei<br />

ihren Befragungen interessante<br />

Feststellungen gemacht.<br />

„Die Verknüpfung<br />

von Jung und Alt funktioniert<br />

auf dem Dorf nicht so gut,<br />

wie viele denken. Die Älteren<br />

lassen sich eher bespaßen, die<br />

Jüngeren haben ihre eigenen<br />

sozialen Kreise, etwa in der<br />

Feuerwehr“, berichtet Professorin<br />

Heidrun Herzberg.<br />

Wobei aber das Interesse am<br />

Miteinander durchaus vorhanden<br />

sei. Mit ihrer Arbeit<br />

und ihren Nachfragen haben<br />

die Neubrandenburger<br />

Wissenschaftler mit dafür<br />

gesorgt, dass ein Dorfverein<br />

wieder belebt wurde. In<br />

einem Ort begann generationsübergreifend<br />

die Arbeit<br />

an einer Chronik. „Die alten<br />

Leute holten Fotos und Erinnerungen<br />

hervor, die jungen<br />

halfen, alles im Computer zu<br />

verarbeiten“, erzählt Heidrun<br />

Herzberg. Woanders sei der<br />

Friedhof gemeinsam neu gestaltet<br />

worden. Ein Dorfladen<br />

und ein Erzählcafé wurden<br />

eingerichtet, eine gemeinsame<br />

Radtour unternommen.<br />

Es braucht Vertrauen,<br />

um Hilfe anzunehmen<br />

Solche Aktivitäten seien<br />

die Grundlage dafür, dass<br />

sich Menschen mit ihrem<br />

Ort identifizieren, und für<br />

ein Miteinander. Darauf<br />

basiere dann auch die sorgende<br />

Gemeinschaft – wie<br />

es die Forscher nennen, die<br />

vor allem auf die Ressource<br />

Nachbarschaft setzt. Denn<br />

auch diese Frage stellen sich<br />

die Wissenschaftler: Welche<br />

Rolle können die Nachbarn<br />

bei der Versorgung der alten<br />

Menschen im ländlichen<br />

Raum übernehmen? Wo ist<br />

eine entsprechende Infrastruktur<br />

unerlässlich?<br />

„Übrigens ist die Bereitschaft,<br />

zu helfen, sehr hoch“,<br />

beschreibt Heidrun Herzberg<br />

ein Ergebnis der Untersuchungen.<br />

„Die Bereitschaft,<br />

Hilfe anzunehmen, ist dagegen<br />

deutlich geringer.“<br />

Für sie heißt das auch: „Wir<br />

brauchen ein Vertrauensverhältnis<br />

als Fundament dafür,<br />

dass Nachbarn und Pflege-<br />

Profis sich gemeinsam um<br />

die Alten kümmern können.“<br />

In vielen Dörfern gibt es gute<br />

Voraussetzungen dafür: Das<br />

Bedürfnis nach Gemeinschaft<br />

und starkem sozialen Zusammenhalt<br />

haben die Forscher<br />

in fast jedem Dorf gefunden.<br />

Die Entwicklung partizipativer<br />

Nachbarschaftsprojekte<br />

in den zwei ländlichen<br />

Regionen Mirow und Woldegk<br />

des ostdeutschen strukturschwachen<br />

Großkreises<br />

<strong>Mecklenburgische</strong> <strong>Seenplatte</strong><br />

ist zentrales Ziel des Vorhabens.<br />

Nachbarschaftliche Beziehungen<br />

sollen generatio-


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 49<br />

nenübergreifend und unter<br />

Einbeziehung von Familien<br />

so entwickelt und gestärkt<br />

werden, dass eine zivilgesellschaftliche<br />

Ressource entsteht,<br />

die Gesundheit und<br />

Wohlbefinden im Alter befördert.<br />

Die privaten, halböffentlichen<br />

und öffentlichen<br />

Strukturen sollen verknüpft<br />

und ein funktionierender<br />

Bürger-Profi-Mix zur Bewältigung<br />

regionaler Herausforderungen,<br />

z.B. in der Pflege<br />

und Betreuung, aufgebaut<br />

werden. Familiale Netzwerke,<br />

generationenübergreifende<br />

Verantwortung und zivilgesellschaftliches<br />

Handeln<br />

gehen in Nachbarschaften<br />

unterschiedliche Verbindungen<br />

ein, deren Ressourcen<br />

es besonders im ländlichen<br />

Raum aufzudecken und zu<br />

stärken gilt.<br />

In den zwei ausgewählten<br />

Regionen wird zunächst die<br />

Situation analysiert. Darauf<br />

Professorin Vera Sparschuh, Kathrin Bernateck, Anne<br />

Kirschner und Professorin Heidrun Herzberg (v. l.)<br />

FOTO: PRIVAT<br />

aufbauend soll zusammen<br />

mit allen Akteuren festgelegt<br />

werden, welche Art Nachbarschaft<br />

für die jeweilige Region<br />

entwicklungsfähig sein<br />

könnte. Diese wird erprobt<br />

und unter dem Aspekt Nachhaltigkeit<br />

und Verstetigung<br />

weiterentwickelt. Die Ressourcen<br />

zur Erhöhung der<br />

Lebensqualität im Alter und<br />

Stärkung der Region sollen<br />

nicht von außen herangeführt,<br />

sondern im gewählten<br />

sozialen Raum gewonnen<br />

werden.<br />

Dies kann durch die Aktivierung<br />

der Menschen in<br />

Nachbarschaften erreicht<br />

bzw. durch die Verknüpfung<br />

von Bürgern, Semiprofis<br />

und Profis im sozialen Feld<br />

und Pflegebereich erreicht<br />

werden. Die Untersuchung<br />

in zwei Orten, die sich in<br />

der Gesundheitsversorgung<br />

deutlich unterscheiden, verspricht<br />

Hinweise auf soziale<br />

Vernetzungs- und Stützungsstrategien,<br />

die im Projektverlauf<br />

gestärkt werden sollen.<br />

Dabei ist die Verknüpfung<br />

der Gesunderhaltung und der<br />

sozialen Teilhabe im ländlichen<br />

Raum ein entscheidendes<br />

Ziel. M. Spreemann


SEITE 50<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Freizeit<br />

Auf Urgroßmutters Kanapee<br />

„Kaffee kann die Sinne<br />

verzaubern und die Leidenschaft<br />

entfachen“, liest der<br />

willkommene Gast, wenn<br />

er die Karte im Appelburger<br />

Café Antik aufschlägt.<br />

Inmitten der <strong>Mecklenburgische</strong>n<br />

<strong>Seenplatte</strong> hat Martina<br />

Krüger eine Insel der Erbauung<br />

kreiert. Die Tortenträume<br />

der charmanten Chefin<br />

sind mehr als eine<br />

Sünde<br />

wert: Nuss-Nougat-Torte ist<br />

zum Dahinschmelzen, der<br />

Käsekuchen nach Omas Vorlage<br />

ein Renner und Mutters<br />

Frankfurter Kranz-Rezept<br />

hat die Café-Chefin „aufgemotzt“.<br />

Klassiker: der Kalte<br />

Hund. Beim Nachdenken<br />

darüber, was sie als Kind am<br />

liebsten auf dem Teller hatte,<br />

entdeckte sie das Rezept<br />

wieder neu. Hauptabneh-<br />

mer heute? „Ü50 Männer!“<br />

Und noch ein Clou:<br />

Hier darf den ganzen<br />

Tag gefrühstückt<br />

werden.<br />

Beim Bummel<br />

durch den Antikspeicher<br />

nebenan<br />

können Sie dann<br />

in<br />

Großmutters<br />

Zeit entschwinden.<br />

Gerlinde Bauszus<br />

In Martina Krügers Café Antik sitzt es sich gemütlich wie einst<br />

bei Urgroßmütterlein.<br />

FOTO: GERLINDE BAUSZUS


SEITE 52<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Auf weichen Sohlen<br />

Herrenschuhe sollten nicht nur gut aussehen, sondern den Füßen auch Gutes tun<br />

Coole Sneakers oder legere<br />

Mokassins: Bei den aktuellen<br />

Schuh-Kollektionen können<br />

Männer unter vielen Formen<br />

und Materialien wählen.<br />

Ebenso wichtig wie die Optik<br />

ist allerdings auch der Laufkomfort.<br />

So ist nach Ansicht<br />

von Experten falsches Schuhwerk<br />

für viele Fußdeformationen<br />

verantwortlich. „Rund<br />

98 Prozent der Erwachsenen<br />

in den Industriestaaten kommen<br />

mit gesunden Füßen<br />

zur Welt, doch rund 60 Prozent<br />

der Erwachsenen leiden<br />

an Fußproblemen“, erklärt<br />

Gesundheitsexpertin Katja<br />

Schneider vom Verbraucherportal<br />

Ratgeberzentrale.de.<br />

Ist die Sohle etwa zu steif,<br />

Abwechslungsreiche<br />

Schumode FOTO: DJD/SKECHERS<br />

kann der Fuß nicht richtig abrollen,<br />

in spitz zulaufenden<br />

Modellen wiederum haben<br />

Vorderfuß und Zehen unter<br />

Umständen nicht genügend<br />

Platz und werden gequetscht.<br />

Optimal für die Füße sind<br />

komfortable, weiche Schuhe,<br />

in denen die Füße einen festen<br />

Halt haben. Ihre Besonderheit<br />

ist eine weiche Einlegesohle.<br />

Beim Tragen passt<br />

sie sich wie ein individuelles<br />

Fußbett genau der Form<br />

des Fußes an und sorgt so<br />

für eine optimale Passform.<br />

Werden die Schuhe nicht<br />

mehr getragen, nimmt die<br />

Innensohle wieder ihre Originalform<br />

an. Die zusätzliche<br />

leichte, stoßdämpfende Zwischensohle<br />

sowie die flexible<br />

Traktionslaufsohle aus Gummi<br />

unterstützen das Abrollen<br />

des Fußes und einen natürlichen<br />

Bewegungsablauf.<br />

Zu den bequemen Modellen<br />

gehören beispielsweise<br />

legere Schnürschuhe oder<br />

knöchelhohe Sneakers. Hat<br />

man sein Lieblingsmodell<br />

gefunden, muss es allerdings<br />

auch von der Größe her gut<br />

passen. Untersuchungen haben<br />

gezeigt, dass die Deutschen<br />

mehrheitlich zu große<br />

Schuhe tragen, insbesondere<br />

die Männer. Der Fuß hat in<br />

dem zu großen Schuh jedoch<br />

keinen Halt – er kann in die<br />

Schuhspitze rutschen und<br />

dort gestaucht werden. Bei<br />

der Anprobe sollte man sich<br />

daher immer ausreichend<br />

Zeit lassen.


Ratgeber 4. Lebensphase<br />

<br />

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<br />

Mode ohne Ende<br />

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Mode ist keine Frage des Alters,<br />

Mode begleitet uns eine<br />

Leben lang. Mode unterliegt<br />

wie der Mensch auch einem<br />

ständigen Wandel. Das kann<br />

auch das Team vom Neubrandenburger<br />

Geschäft<br />

„OMEGA Männermoden“<br />

bezeugen, immerhin feiert<br />

Inhaberin Petra Voß bereits<br />

ihr 26-jähriges Firmenbestehen.<br />

Ein Gespräch mit der<br />

Modeexpertin über Trends in<br />

der 4. Lebensphase.<br />

Frau Voß, früher dominierten<br />

dunkle und gedeckte Farben<br />

und unauffällige Schnitte die<br />

Seniorenmode. Was hat sich<br />

geändert?<br />

Mode ist wunderbar. Diese Erfahrung<br />

negiert niemand nur<br />

weil man in die <strong>Jahre</strong> kommt.<br />

Und so sehen die 60- oder<br />

70-Jährigen heute oftmals aus<br />

wie 50-Jährige.<br />

Sie selbst sind auch Oma,<br />

richtig?<br />

Ganz genau. Und auch der<br />

größte Teil meines Teams ist<br />

schon über 50. Kein Grund<br />

sich alt zu fühlen. Wir haben<br />

Spaß an unserem Job und<br />

kleiden uns natürlich auch<br />

modisch. In den 26 <strong>Jahre</strong>n,<br />

in denen wir nun schon am<br />

Markt sind, ist unsere Kundschaft<br />

mit uns zusammen älter<br />

geworden. Und wir stellen<br />

immer wieder fest, dass kaum<br />

ein Unterschied besteht zwischen<br />

Ü50 oder Ü60.<br />

Wie sehen sie also aus, die<br />

Ü50-Männer?<br />

Vermehrt tragen gerade die<br />

Männer schöne Jeans in coolen<br />

Waschungen und mit der<br />

Bequemlichkeit von Stretch.<br />

Was aber bei den älteren<br />

Männern überdauert hat, das<br />

sind die Cord- oder Thermojeans.<br />

Diese sind einfach ein<br />

Lebensgefühl und halten zudem<br />

schön warm.<br />

Und oben rum?<br />

Bügelfreie Hemden machen<br />

nicht nur im Haushalt Freude,<br />

sie sorgen auch für ein gepflegtes<br />

Antlitz. Pullover und<br />

Polo werden von den Männern<br />

inzwischen nicht nur in<br />

der Lieblingsfarbe Blau getragen,<br />

heutzutage sind auch die<br />

knalligen Farben gefragt: rot,<br />

beere, lila…<br />

Bei den Jacken scheint Stepp<br />

der aktuelle Trend zu sein.<br />

Richtig beobachtet. Steppjacken<br />

sind gerade sehr angesagt.<br />

Gerade auch bei den älteren<br />

Männern. Sie lieben die<br />

Leichtigkeit der Materialien<br />

und den Chic und den Pep der<br />

Farben. Der Renner in dieser<br />

Saison war bei den Steppjacken<br />

Grün und Bordeaux.<br />

Wahrscheinlich sind die älteren<br />

Herrschaften auch eine<br />

ganz dankbare Zielgruppe,<br />

die nicht so viel Kaufkraft<br />

ins Internet steckt, oder?<br />

Ja, vielleicht. Sicher ist, dass<br />

durch die freie Zeit ältere<br />

Leute sehr gern auf dem Boulevard<br />

bummeln und dann<br />

kommen sie oft direkt ins<br />

Geschäft, um genau das Teil<br />

aus der Auslage zu kaufen.<br />

Der Kaufreiz beginnt bei uns<br />

oft schon am schönen Schaufenster.<br />

Andererseits sind viele Männer<br />

auch nicht mehr gut zu<br />

Fuß. Die bummeln dann eher<br />

weniger.<br />

Auch darauf haben wir uns<br />

eingestellt. Etwa mit unserem<br />

Auswahlservice: Anprobe<br />

bequem zu Hause.<br />

Die Ehefrau, Partnerin oder<br />

Tochter nimmt einfach diverse<br />

Artikel mit nach Hause.<br />

Dort kann dann in aller Ruhe<br />

anprobiert und ausgesucht<br />

werden. Durch unsere Kundenverwaltung<br />

haben wir die<br />

Größen der Männer erfasst,<br />

das macht es sehr einfach.<br />

Sie bieten ja auch die passende<br />

Garderobe für ganz<br />

festliche Anlässe.<br />

Ja, wir führen eine große Anzugabteilung.<br />

Und so kom-


Ratgeber 4. Lebensphase Seite 55<br />

wie liebevoll die Partner miteinander<br />

umgehen. Bei uns<br />

findet dann der Mann den<br />

zum Kleid der Frau passenden<br />

Anzug samt Hemd und<br />

Krawatte mit Einstecktuch<br />

dazu.<br />

Das kann mitunter sicher<br />

auch eine ganze Weile dauern.<br />

Klar, da gehts den Menschen<br />

wie den Leuten. Dabei wird<br />

unser Service gern in Anspruch<br />

genommen, neben der<br />

Anprobe ein Käffchen oder<br />

ein Sektchen zu trinken. So<br />

hören wir viele lustige oder<br />

auch traurige Episoden aus<br />

den langen Ehejahren.<br />

Mode ist keine Frage des Alters, weder bei der Kundschaft, wie hier Dr. Ulrich Grebs, noch beim<br />

Team um Omega-Chefin Petra Voß (rechts).<br />

FOTO: S. EICHLER<br />

men auch sehr viele Silberne<br />

(25) und <strong>Goldene</strong> (50) Ehepaare<br />

zu uns, und etwas weniger<br />

natürlich Diamantene (60)<br />

und Eiserne (65) Ehepaare.<br />

Gerade diese Kundschaft bedienen<br />

wir sehr gern. Es ist jedes<br />

Mal sehr schön zu sehen,<br />

Zum Beispiel?<br />

Nun, der Tod gehört zum Leben<br />

dazu. Es war sehr traurig,<br />

als wir hören mussten,<br />

dass ein lieber Stammkunde<br />

kurz vor der goldenen Hochzeit<br />

verstorben ist. Selbstverständlich<br />

haben wir den<br />

ungetragenen Anzug retourniert.<br />

Die Fragen stellte Susanne Eichler


SEITE 58<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Großeltern<br />

Das Puppenspiel „Der<br />

gestiefelte Kater“<br />

FOTO: TOG<br />

Vorhang auf für<br />

„Däumelinchen“ FOTO: T. SCHWEERS<br />

Rotkäppchen<br />

in Abwandlung<br />

Enkel-Märchenzeit im Theater<br />

Das tapfere Schneiderlein<br />

FOTO: LANDESBÜHNE ANKLAM<br />

TülliKnülliFülli mit Beate<br />

Biermann<br />

FOTO: J. METZNER<br />

Es war einmal vor langer,<br />

langer Zeit. Da gingen die<br />

Kinder noch ins Theater, versicherten<br />

dem Kasperl, auch<br />

immer schön artig gewesen<br />

zu sein, und verrieten dem<br />

Polizisten, wo sich das böse<br />

Krokodil versteckt hat. Oder<br />

Alt und Jung saßen zusammen<br />

am Kamin und erzählten<br />

einander Märchen.<br />

Anregungen oder Alternativen<br />

dazu bieten Theaterbühnen<br />

der Region. Dort wird<br />

in der dunklen <strong>Jahre</strong>szeit nun<br />

oft der Märchenwelt gehuldigt.<br />

Im Schauspielhaus Neubrandenburg<br />

zum Beispiel<br />

bringt Ute „Maskotte“ Kotte<br />

das Märchen Rotkäppchen<br />

in ideenreicher Abwandlung<br />

auf die Bühne. Denn alle<br />

kennen das Märchen. Doch<br />

keiner weiß ganz genau, wie<br />

es damals war, als der Wolf<br />

Rotkäppchen und die Großmutter<br />

verschlang. Zum Beispiel<br />

wie das Wetter war?<br />

Die Großmutter sagt, es hat<br />

gewittert. Und die muss es ja<br />

wissen. Schließlich spielt sie<br />

selbst mit. Und Rotkäppchen<br />

spielt das Rotkäppchen, und<br />

der Jäger den Jäger, und der<br />

Wolf?<br />

Oma hottet jedenfalls zum<br />

Gute-Laune-Radio, und weil<br />

gerade außer einem Gewitter<br />

nichts Dringendes anliegt,<br />

verabredet sie sich mit<br />

der Familie, ein Märchen zu<br />

spielen: Bei „Rotkäppchen“<br />

darf sie mit ihrem wetterfühligen<br />

Zipperlein sogar im<br />

Bett liegen. Als Schauspielerin<br />

gleichrangig mit Rotkäppchen,<br />

Oma und Jäger<br />

als Tischpuppen sowie dem<br />

personifizierten Jacken-Wolf<br />

agierend, entwirft Ute Kotte<br />

stimmige Vereinbarungen<br />

mit dem Publikum: Ganz<br />

selbstverständlich bilden in<br />

der gemütlichen kleinen Küche<br />

eine grüne Tischdecke<br />

und ein umgedrehter Hocker<br />

mit zwei Efeu-Töpfen<br />

den Eichenwald, in dem der<br />

Jäger immer zur falschen<br />

Zeit auftaucht (ein Kabinettstückchen:<br />

der Dialog um den<br />

Kuchen!) und der wahrlich<br />

grimmig aufgemachte Wolf<br />

sich als singender Schwiegermuttertyp<br />

an die süße Kleine<br />

‚ranschmalzt.<br />

Mit heimeligem Ambiente<br />

und pfiffigen Ideen statten<br />

Thorsten Raddant (Bühne)<br />

und Anke Lenz (Puppen<br />

& Kostüme) das liebenswerte<br />

Stück aus, das auf humorvolle<br />

Weise und bei allem<br />

witzigen „Dreh“ keineswegs<br />

verfälschend der Märchenwelt<br />

huldigt.<br />

www.theater-undorchester.de;<br />

www.vorpommerschelandesbuehne.de<br />

Thorsten Raddant (Bühne) und Anke Lenz (Puppen & Kostüme)<br />

haben das liebenswerte Stück ausgestattet.<br />

FOTO: BELA WITT<br />

Ute „Maskotte“ Kotte bringt das Märchen „Rotkäppchen“ in<br />

ideenreicher Abwandlung auf die Bühne.<br />

FOTO: BELA WITT


Ratgeber 4. Lebensphase<br />

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Ernährung<br />

Schmackhaft<br />

und gesund essen<br />

Tatsächlich gilt jeder zehnte<br />

noch zu Hause lebende Senior<br />

und nahezu fast sechzig<br />

Prozent der Bewohner von<br />

Altenheimen als mangelernährt.<br />

Alarmierend dabei<br />

ist, dass die vorhandenen<br />

Defizite und daraus resultierende<br />

Probleme oftmals gar<br />

nicht erst erkannt werden.<br />

Sogar noch etwas jüngere Senioren<br />

sind davon betroffen,<br />

die sich nicht als Risikopatienten<br />

betrachten würden.<br />

Die Gründe für eine schlechte<br />

Ernährung sind verschieden.<br />

Das können beispielsweise<br />

Kauprobleme oder Störungen<br />

im Magen-Darm-Trakt<br />

sein. Mit dem Älterwerden<br />

verändert sich die Magenschleimhaut,<br />

wodurch das<br />

wichtige Vitamin B12 nicht<br />

mehr richtig vom Körper<br />

aufgenommen und verwertet<br />

wird. So leiden mit der<br />

Zeit vor allem die Nervenfunktionen.<br />

Demenz und<br />

Depressionen verstärken sich<br />

möglicherweise. Aber wie<br />

sieht denn eine schmackhafte<br />

und gesunde Ernährung<br />

aus? Ganz wichtig sind Ballaststoffe,<br />

die in Kartoffeln,<br />

Hülsenfrüchten, Vollkornrodukten,<br />

Obst und Gemüse<br />

stecken. Sie wirken vorbeugend<br />

gegen Verstopfung und<br />

vermögen den Blutdruck zu<br />

senken und sie verhelfen<br />

sogar dazu, Dickdarmkrebs<br />

vorzubeugen. Zu achten ist<br />

auf das richtige Fett. Zu viele<br />

Eier, fettreiche Fleisch- und<br />

Milchprodukte und Innereien<br />

sind eher sparsam zu<br />

verzehren. Dafür sollte eher<br />

ein- bis zweimal wöchentlich<br />

Fisch auf den Tisch kommen.<br />

Insbesondere Fischarten<br />

wie Lachs, Makrele und Hering<br />

besitzen die wertvollen<br />

Omega-3-Fettsäuren, die sich<br />

positiv auf das Herz-Kreislauf-System<br />

auswirken. Sie<br />

haben einen sehr guten Effekt<br />

bei Bluthochdruck und<br />

tragen zur Senkung der Blutfettwerte<br />

bei. Fünf Portionen<br />

Obst und Gemüse pro Tag<br />

sind empfehlenswert sowie<br />

200 bis 250 Gramm Milch,<br />

Joghurt oder Quark sowie 50<br />

bis 60 Gramm fettarmer Käse.<br />

Wichtig ist ebenfalls, einige<br />

lieb gewonnene Angewohnheiten<br />

zu betrachten. Vielleicht<br />

sind beispielsweise die<br />

Chips am Abend mit Gemüsesticks<br />

auszutauschen.<br />

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<br />

Hier ist es empfehlenswert, die Ernährung umzustellen. Ganz<br />

wichtig sind dabei Ballaststoffe.<br />

FOTO: DAK-GESUNDHEIT


Ratgeber 4. Lebensphase Seite 61<br />

Frische Zutaten<br />

schmecken<br />

Eine gesunde und ausgewogene<br />

Ernährung ist immens<br />

wichtig und nimmt<br />

einen sehr viel höheren<br />

Stellenwert ein als Diäten.<br />

Langfristig wirkt sich eine gesunde<br />

Ernährung und Lebensweise<br />

nachhaltig und positiv<br />

aus. Doch manchmal fällt es<br />

sehr schwer, sich kontinuierlich<br />

gesund zu ernähren.<br />

Vor allem, wenn man sehr<br />

ungern beispielsweise auf<br />

Süßigkeiten und Chips verzichtet.<br />

Wichtig ist, zu akzeptieren,<br />

dass eine gute<br />

Ernährung in der zweiten<br />

Lebenshälfte anders auszusehen<br />

hat als in der ersten.<br />

Jenseits der fünfzig zeigen<br />

sich physiologische<br />

Veränderungen, die insgesamt<br />

einen geringeren<br />

Grundumsatz ergeben.<br />

Dazu zählen beispielsweise<br />

die Abnahme der Muskelund<br />

Knochenmasse und natürlich<br />

das Absinken des Körperfettgehaltes.<br />

Oftmals bewegen sich ältere<br />

Menschen auch weniger, wodurch<br />

der Grundumsatz noch<br />

weiter sinkt. Bestehen bleibt<br />

der hohe Bedarf an lebenswichtigen<br />

Vitaminen, Mineralstoffen<br />

und anderen Vitalstoffen,<br />

weniger benötigt der<br />

Körper an Kohlenhydraten,<br />

Fett und Eiweiß, die eine hohe<br />

Nährstoffdichte aufweisen.<br />

Aus diesem Grund empfehlen<br />

Ernährungsexperten vor<br />

allem Lebensmittel mit einer<br />

besonders hohen Nährstoff-<br />

Nicht nur gesund zu essen ist relevant, sondern auch<br />

ausreichend über den Tag verteilt zu trinken. FOTO: BARMER GEK<br />

dichte zu sich zu nehmen,<br />

insbesondere Obst und Gemüse.<br />

Vollkornprodukte und<br />

auch Kartoffeln sättigen und<br />

sind vielfältig zu variieren.<br />

Einmal wöchentlich sollte<br />

Fisch verzehrt werden und anstelle<br />

von fettem Fleisch empfehlen<br />

sich andere magere<br />

Sorten wie beispielsweise Filet<br />

oder Tatar sowie Geflügel.<br />

Nicht zu vergessen ist ausreichend<br />

zu trinken, zwei Liter<br />

pro Tag sollten es schon sein,<br />

um einer Dehydrierung vorzubeugen.


Seite 62<br />

Ratgeber 4. Lebensphase<br />

Freizeit<br />

Liebeslust im Alter<br />

Eine 50-jährige Frau hat<br />

heute im Schnitt noch knapp<br />

35 Lebensjahre vor sich – und<br />

diese Zeit möchte sie möglichst<br />

ebenso genießen wie<br />

das erste halbe Jahrhundert.<br />

Bei fast jeder zweiten Frau<br />

ab 50 kommen beim Thema<br />

Sexualität allerdings körperliche<br />

Probleme durch die<br />

Wechseljahre in die Quere<br />

– zum Beispiel Scheidentrockenheit<br />

mit ihren Begleiterscheinungen<br />

wie Juckreiz,<br />

Brennen, Missempfindungen<br />

beim Gehen, erhöhte Neigung<br />

zu Harnwegsinfekten<br />

und nicht zuletzt Schmerzen<br />

und sogenannte Mikroverletzungen<br />

beim Sex.<br />

Vergeht Betroffenen aufgrund<br />

dieser Symptome die<br />

Lust an der Liebe, kann das<br />

emotional sehr belastend<br />

sein. Nicht nur das Selbstwertgefühl<br />

leidet, sondern<br />

oft auch die Partnerschaft.<br />

Um zu vermeiden, dass der<br />

Partner sich grundlos abgelehnt<br />

fühlt, hilft vor allem<br />

eins: Offenheit. Für die Behandlung<br />

der vaginalen Probleme<br />

ist der Frauenarzt der<br />

richtige Ansprechpartner.<br />

Sind Erkrankungen wie etwa<br />

Infektionen ausgeschlossen,<br />

ist häufig der im Klimakterium<br />

auftretende Östrogenmangel<br />

schuld. Er lässt die<br />

Scheidenhaut dünner und<br />

trockener werden, sie verliert<br />

an Elastizität. Mit einer lokalen<br />

Östriol-Therapie kann<br />

dieser Mangel ausgeglichen<br />

werden – Durchblutung,<br />

Feuchtigkeitsbildung und<br />

Elastizität können wieder zunehmen.<br />

Eine Studie mit 436<br />

Frauen zeigte bei Anwendung<br />

von ultraniedrig dosierten Vaginalzäpfchen,<br />

die nur 0,03<br />

mg Östriol enthalten (OeKolp<br />

Ovula 0,03 mg), schon nach<br />

20 Behandlungstagen eine<br />

Besserung der Beschwerden.<br />

Viele Informationen und<br />

nützliche Tipps für Betroffene<br />

hat auch die Ratgeberzentrale<br />

unter www.rgz24.de/<br />

Schmerzen-Sex zusammengestellt.<br />

Beim intimen Zusammensein<br />

mit dem Partner nehmen<br />

sich viele Frauen über<br />

50 im Übrigen das Motto „lieber<br />

Qualität als Quantität“ zu<br />

Herzen – also viel Zärtlichkeit,<br />

ein ausgiebiges Vorspiel<br />

und vor allem kein Druck.<br />

Auch im reiferen Alter bleibt<br />

die Lust an der Liebe<br />

bestehen. FOTO: DJD/OEKOLP/CORBIS


Ratgeber 4. Lebensphase<br />

Mit 50 <strong>Jahre</strong>n<br />

noch flirten?<br />

Einsamkeit muss nicht sein<br />

Vielleicht ein<br />

neuer Partner?<br />

Gerade in dieser Lebensphase<br />

sind viele Männer und<br />

Frauen schon allein. Sei es<br />

durch eine Scheidung oder<br />

den Tod des Partners. Manche<br />

Menschen möchten nur<br />

einen neuen Lebensgefährten<br />

finden, um dem Alleinsein<br />

zu entfliehen, andere trauen<br />

sich nicht, nach der Verarbeitung<br />

der Trauer ein neues<br />

Glück zu finden. Doch man<br />

muss ja nicht gleich an eine<br />

weitere große Liebe denken,<br />

oft genügen schöne Treffen,<br />

bei denen man sich zunächst<br />

nur miteinander austauscht.<br />

Eventuell wächst daraus ja<br />

mehr. Doch wie kann man jemanden<br />

kennen lernen? Wer<br />

sich bisher wenig unter andere<br />

Menschen gewagt hat und<br />

kaum Hobbys hat, dem fällt<br />

Manche befinden sich in<br />

ihrer zweiten Lebenshälfte<br />

schon allein, weil der Partner<br />

oder die Partnerin verstorben<br />

ist. Zusätzlich sind die Kinder<br />

bereits aus dem Haus.<br />

Einsamkeit kann sich Bahn<br />

brechen. Doch warum sollte<br />

man sich nicht einen neuen<br />

Lebenspartner suchen? Richtig<br />

flirten ist aber gar nicht<br />

so einfach.<br />

Vor allem, wenn man<br />

es nahezu jahrzehntelang<br />

nicht mehr praktiziert hat.<br />

Bewusst sollte einem sein,<br />

dass das Anbandeln und Flirten<br />

ein Jungbrunnen ist und<br />

Freude bereitet. Erhält man<br />

selber ein Lächeln, kommen<br />

Glücksgefühle hoch. Wichtig<br />

ist, der Welt offen und mit<br />

einem Lächeln im Gesicht<br />

entgegenzutreten. Dann ist<br />

der erste Schritt schon getan.<br />

Nun gilt es, gut auf sein<br />

äußeres Erscheinungsbild zu<br />

achten. Gepflegt zu sein ist<br />

selbstverständlich, doch in<br />

einem reiferen Alter gehört<br />

ebenfalls die gut ausgewählte<br />

und passende Kleidung dazu.<br />

Warum sucht man nicht einfach<br />

mal eine Stil- und Farbberatung<br />

auf, um sich vielleicht<br />

danach ein paar neue<br />

exklusive Kleidungsstücke zu<br />

gönnen?<br />

Wer sich nämlich selber attraktiv<br />

findet, besitzt gleich<br />

eine ganz andere Ausstrahlung.<br />

Es gilt, jeden einzelnen<br />

Menschen wohlwollend<br />

zu betrachten, das Haus für<br />

Unternehmungen zu verlassen<br />

und Augenkontakt zu suchen.<br />

Und nicht abschrecken<br />

lassen, wenn es nicht sofort<br />

klappt. Manches benötigt einfach<br />

etwas Zeit.<br />

es vermutlich etwas schwerer,<br />

einen Anfang zu suchen.<br />

Wie wäre es denn mit einer<br />

Kontaktanzeige?<br />

Mittlerweile gibt es nicht<br />

wenige Anbieter – auch im<br />

Internet – die sehr seriös<br />

sind. Überwiegt immer noch<br />

die Unsicherheit, kann man<br />

einen Menschen seines Vertrauens<br />

hinzuziehen. Oft<br />

glaubt man auch nicht an die<br />

Seriosität im Internet. Doch<br />

dann genügt es ebenso, eine<br />

Anzeige in einer Zeitung zu<br />

schalten, die überwiegend in<br />

der Umgebung gelesen wird.<br />

Geht man bestimmten Interessen<br />

nach, wie beispielsweise<br />

dem Wandern, kann man<br />

Magazine erstehen, in denen<br />

auch gerne Bekanntschaftsanzeigen<br />

geschaltet werden.


SEITE 64<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Gesundheit<br />

Hier heißt es: Am besten aufstehen und etwas tun.<br />

FOTO: TECHNIKER KRANKENKASSE<br />

Ausreichend<br />

Schlaf erhalten<br />

Für viele Frauen bedeutet<br />

der Beginn der Wechseljahre<br />

gleichzeitig eine immer wieder<br />

unterbrochene Nachtruhe.<br />

Auch viele Männer beklagen,<br />

einfach nicht mehr<br />

richtig ein- beziehungsweise<br />

durchschlafen zu können.<br />

Während der Wechseljahre<br />

verändern sich die Hormone,<br />

vor allem die Östrogene,<br />

welche immer mehr sinken.<br />

Diese wirken auf die Stoffwechselvorgänge<br />

im Gehirn<br />

und fördern die Tiefschlafphasen.<br />

Abfallende Östrogenwerte<br />

lassen den Schlaf<br />

weniger erholsam und tief<br />

sein. Haben Entspannungstechniken<br />

wie Yoga oder<br />

Autogenes Training keine<br />

Wirkung gezeigt, sollte man<br />

sich nicht mehr weiter ruhelos<br />

im Bett herumwälzen.<br />

Vielmehr empfiehlt sich, die<br />

Schlaflosigkeit als Chance zu<br />

erkennen und sich zu sagen,<br />

heute Nacht nicht schlafen<br />

zu dürfen. Das bezeichnet<br />

man als „Paradoxe Intervention“,<br />

wodurch der Fokus auf<br />

etwas anderes gelenkt wird,<br />

nämlich auf etwas Schönes,<br />

um von der Erwartungshaltung<br />

loszulassen. Doch was<br />

könnte das sein? Man kann<br />

die Zeit nutzen und das Buch<br />

zu Ende lesen, das schon lange<br />

auf dem Nachttisch liegt.<br />

Hilfreich kann das Schreiben<br />

eines Tagebuches sein, um<br />

seine Sorgen loszuwerden.<br />

Einschläfernd ist auch die Anfertigung<br />

einer To-Do-Liste.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 65<br />

Die grauen Zellen anregen<br />

Ein reger Gedankenaustausch ist wie eine Frischzellenkur für das Gehirn<br />

Nicht nur unsere Muskeln,<br />

sondern auch das Gehirn<br />

müssen einem kontinuierlichen<br />

Training ausgesetzt<br />

sein, um auf Dauer leistungsfähig<br />

zu sein und zu bleiben.<br />

Tatsächlich bietet das Gehirn<br />

einen entscheidenden<br />

Vorteil gegenüber unseren<br />

anderen Organen: Wird es<br />

häufig in Anspruch genommen,<br />

verschleißt es nicht.<br />

Das Gegenteil ist der Fall.<br />

Je vielseitiger und umfassender<br />

das geistige Angebot für<br />

die grauen Zellen ist, desto<br />

leistungsfähiger bleiben sie.<br />

Dazu können etwa Konzentrationsübungen<br />

gehören<br />

oder Kreuzworträtsel. Es ist<br />

auch nicht zu spät, erst im<br />

Ein reger Gedankenaustausch ist wie eine Frischzellenkur für<br />

das Gehirn.<br />

FOTO: TECHNIKER KRANKENKASSE<br />

Alter mit Musikunterricht<br />

zu beginnen. So manch einen<br />

beschleicht der Gedanke, Noten<br />

lesen zu lernen sei nicht<br />

mehr möglich. Doch das ist<br />

es durchaus. Man muss es<br />

sich nur so vorstellen, als<br />

wären die noch unbekannten<br />

Noten Buchstaben, die<br />

neu einzuprägen sind. Mit<br />

dem richtigen Lehrer und<br />

ein wenig Übung überkommt<br />

einen schnell die Begeisterung<br />

und Faszination, wenn<br />

man bemerkt, dass man das<br />

Instrument beherrscht. Musizieren<br />

aber auch Schach<br />

spielen bringt nicht nur Spaß,<br />

sondern sie vermögen auch<br />

Demenz vorzubeugen. Je länger<br />

und regelmäßiger sie betrieben<br />

werden, desto größer<br />

ist der Effekt auf das Gehirn.<br />

Ganz wichtig sind soziale<br />

Kontakte. Eine regelmäßige<br />

Ansprache zu erhalten, sich<br />

selber auf andere Menschen<br />

einzulassen, vermittelt das<br />

Gefühl der Anerkennung und<br />

des Gebrauchtseins gegenüber<br />

anderen. Sicherlich entstehen<br />

im Verlauf des Lebens<br />

eingefahrene Denk- und Verhaltensweisen.<br />

Wichtig ist,<br />

sich seine Offenheit zu bewahren<br />

und seine Neugier<br />

auf das Leben zu behalten.


SEITE 66<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Demenz und<br />

Alzheimer<br />

So unterstützen die Kassen<br />

Wer an Demenz oder Alzheimer<br />

leidet, benötigt<br />

eine besondere Betreuung<br />

und Begleitung. Auch für<br />

die Angehörigen ist es eine<br />

schwierige Situation, wenn<br />

sie erleben müssen, wie Familienmitglieder<br />

geistig<br />

immer stärker abbauen.<br />

Viele Familien geraten dabei<br />

an ihre Grenzen. Unter<br />

Demenz versteht man im<br />

Gegensatz zu Alzheimer keine<br />

Krankheit, sondern das<br />

Auftreten bestimmter Symptome.<br />

So lassen die Gedächtnis-<br />

und Gehirnleistungen bei<br />

dementen Kranken nach.<br />

Es fällt Demenzkranken<br />

schwerer, sich zu orientieren<br />

und auch die Sprache leidet.<br />

In vielen Fällen ist eine Demenz<br />

durch die Alzheimer-<br />

Krankheit bedingt. Bei der<br />

Alzheimer-Krankheit sterben<br />

Nervenzellen und Nervenzellkontakte<br />

fortlaufend<br />

ab. Die genauen Ursachen<br />

sind noch nicht endgültig<br />

geklärt. Die Gedächtnis- und<br />

Intelligenzfähigkeit von Alzheimer-Erkrankten<br />

nehmen<br />

nicht kontinuierlich ab.<br />

Die genaue Diagnose kann<br />

nur der Arzt stellen. Pflegebedürftige<br />

mit einer Demenzerkrankung<br />

haben Anspruch<br />

auf Pflegeleistungen.<br />

Personen, bei denen Waschen,<br />

Essen oder das Gehen<br />

körperlich noch gut möglich<br />

ist, können bei einer Pflege<br />

Demenzkranke benötigen besondere Hilfe.<br />

durch Angehörige zwischen<br />

Pflegegeld oder bei Pflege<br />

durch einen Pflegedienst<br />

Sachleistungen wählen.<br />

Außerdem gibt es einen<br />

Anspruch auf Ersatzpflege,<br />

Pflegehilfsmittel<br />

und Wohnumfeld ver-<br />

FOTO: BARMER-GEK<br />

bessernde Maßnahmen.<br />

Zudem gibt es die Möglichkeit<br />

der Kurzzeitpflege oder einen<br />

Zuschuss für das Wohnen in<br />

ambulant betreuten Wohngruppen.<br />

Demenzpatienten,<br />

die einer höheren Pflegestufe<br />

zugeordnet werden, erhalten<br />

höhere Leistungsbeiträge.<br />

Oft kann zusätzlich eine Tages-<br />

und Nachtpflege in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

Viele Krankenkassen bieten<br />

zudem spezielle Unterstützung<br />

für die Angehörigen von<br />

Demenz- oder Alzheimer-Erkrankten<br />

sowie bei der Wahl<br />

von Pflegekursen an.<br />

„Zucker“ ist oft gefährlich<br />

Die „Zuckerkrankheit“ zieht<br />

häufig einige besonders gefährliche<br />

Folgen nach sich.<br />

„Dabei handelt es sich um<br />

Schäden an Nieren, die Nephropathie,<br />

Augen, die Retinopathie,<br />

und an Nerven, die<br />

Neuropathie“, sagt Prof. Dr.<br />

Hilmar Stracke, Facharzt für<br />

Innere Medizin, Endokrinologie,<br />

Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen,<br />

Oberarzt<br />

an der Medizinischen<br />

Klinik und Poliklinik III am<br />

Universitätsklinikum Gießen<br />

und Marburg. Er warnt: „Diabetes<br />

ist die häufigste Ursache,<br />

die zu Nierenversagen<br />

führt. Augenschäden können<br />

zur Erblindung führen.“ Von<br />

Nervenschäden ist nach seinen<br />

Worten etwa jeder dritte<br />

Diabetiker betroffen. Sie seien<br />

die Haupt-Ursache für ein<br />

Diabetisches Fußsyndrom,<br />

das jährlich in Deutschland<br />

zu etwa 40.000 Amputationen<br />

führe. Wichtigste Maßnahme<br />

zur Vorbeugung sei<br />

eine möglichst gute Blutzuckereinstellung.<br />

Stracke:<br />

„Dazu trägt auch erheblich<br />

der Lebensstil bei.“<br />

Je früher Nervenschäden erkannt<br />

werden, umso besser<br />

lassen sie sich behandeln.<br />

Denn ab einem gewissen<br />

Grad der Nervenschädigung<br />

ist diese irreparabel. Daher ist<br />

eine Behandlung so wichtig,<br />

bevor dieser Punkt erreicht<br />

Auch Diabetiker, die keine Beschwerden haben, sollten sich<br />

regelmäßig beim Arzt untersuchen lassen. FOTO: DJD/WÖRWAG<br />

wird. „Erste und wichtigste<br />

Maßnahme ist auch hier<br />

eine möglichst gute Blutzuckereinstellung“,<br />

erklärt der<br />

Internist. Außerdem sollten<br />

Betroffene Alkohol und Zigaretten<br />

meiden, da auch dies<br />

die Nerven belastet. Zusätzlich<br />

gebe es gut verträgliche<br />

Wirkstoffe wie Benfotiamin,<br />

die Symptome der Neuropathie<br />

lindern könnten. „Das<br />

Benfotiamin ist eine für den<br />

Körper sehr gut verfügbare<br />

Vorstufe vom Vitamin B1, die<br />

die Bildung von nerven- und<br />

gefäßschädigenden Verzuckerungsprodukten<br />

hemmt<br />

und auf diese Weise auch<br />

Beschwerden wie Kribbeln,<br />

Schmerzen oder Taubheit in<br />

den Füßen lindern kann“, erklärt<br />

Hilmar Stracke. Bei starken<br />

Schmerzen könne der<br />

Arzt zusätzlich Schmerzmittel<br />

verordnen, die gegen die<br />

Symptome wirken könnten.


SEITE 68<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Einmaleins des Verblisterns<br />

Die Tablettenverpackung als Unikat für jeden einzelnen Patienten<br />

Verblisterung<br />

Unter patientenindividueller<br />

Arzneimittelverblisterung<br />

(PAV) versteht man das Verpacken<br />

von Arzneimitteln<br />

in Einheiten, die auf die tageszeitliche<br />

Abfolge der Einnahme<br />

abgestimmt sind. So<br />

werden die Arzneimittel in<br />

eine Blistertüte / Blisternapf<br />

verpackt, die an einem bestimmten<br />

Termin einzunehmen<br />

sind.<br />

GMP-Richtlinien<br />

GMP steht für „Good Manufacturing<br />

Practice“ und<br />

meint die „gute Herstellungspraxis“.<br />

Die GMP-Richtlinien<br />

sind der Standard zur Qualitätssicherung<br />

von Produktionsabläufen<br />

und der dafür<br />

notwendigen Produktionsumgebung.<br />

In der Herstellung<br />

von Arzneimittel kann<br />

eine Abweichung von den<br />

Qualitätsrichtlinien einen<br />

unmittelbaren Einfluss auf<br />

die Produktqualität und damit<br />

auf die Gesundheit der<br />

Verbraucher haben. Die entsprechenden<br />

Richtlinien zur<br />

„guten Herstellungspraxis“<br />

werden durch die Europäische<br />

Kommission, durch die<br />

amerikanische FDA (Food<br />

and Drug Administration)<br />

und durch das Pharmaceutical<br />

Inspection Co-Operation<br />

Scheme (PIC/S) erstellt.<br />

Die Einhaltung dieser GMP-<br />

Richtlinien wird durch die<br />

jeweilige Länderbehörde<br />

kontrolliert, die auch für die<br />

Erteilung und Aufrechterhaltung<br />

der Herstellungserlaubnis<br />

zuständig sind.<br />

Herstellungserlaubnis<br />

Wer Wirkstoffe, Arzneimittel,<br />

Testseren, Testantigene<br />

oder andere zur Herstellung<br />

von Arzneimitteln bestimmte<br />

Stoffe menschlicher Herkunft<br />

gewerbs- oder berufsmäßig<br />

herstellt, bedarf einer<br />

Erlaubnis nach § 13 Arzneimittelgesetz<br />

(AMG) der zuständigen<br />

Landesbehörde.<br />

Ein Verzeichnis der deutschen<br />

Landesbehörden ist zu<br />

finden auf der Internetseite<br />

www.zlg.de.<br />

QP – Qualified Person<br />

Die Sachkundige Person<br />

(engl. Qualified Person) ist ein<br />

Begriff aus dem europäischen<br />

Arzneimittelrecht. Die rechtliche<br />

Grundlagen in Deutschland<br />

ist § 15 des AMG. Sie ist<br />

verantwortlich für die Einhaltung<br />

der entsprechenden<br />

arzneimittelrechtlichen Vorschriften<br />

über Herstellung,<br />

Prüfung, und Freigabe vor<br />

Inverkehrbringen eines Arzneimittels.<br />

Die Sachkundige<br />

Person ist ebenfalls verantwortlich<br />

für die lückenlose<br />

Dokumentation der Einhaltung<br />

der gesetzlichen Vorschriften.<br />

Schlauchbeutel-Blister<br />

Der Schlauchbeutelblister<br />

ist ein Endlosschlauch von<br />

individuell in Anzahl und<br />

Beschriftung hergestellten<br />

Tütchen, in der die Arzneimittel<br />

maschinell verpackt<br />

werden. Getrennt durch eine<br />

Abtrennungsperforation, leistet<br />

diese Form der Verblisterung<br />

einen maßgeblichen<br />

Beitrag zur Therapiesicherheit.<br />

So können beliebig viele<br />

Tütchen hergestellt werden,<br />

welche zusätzlich in chronologischer<br />

Reihenfolge abgepackt<br />

werden und mit dem<br />

Namen des Patienten, dem<br />

Einnahmezeitpunkt und Informationen<br />

über die Medikation<br />

bedruckt sind.<br />

Reinraum<br />

In Komformität mit den GMP-<br />

Richtlinien muss die Verblisterung<br />

in einem sogenannten<br />

Reinraum stattfinden.<br />

Ein Reinraum kennzeichnet<br />

sich durch konstante Temperaturen,<br />

regulierte Luftfeuchtigkeit<br />

und Partikelanzahl<br />

aus. Nur eine sehr geringe<br />

Anzahl luftgetragener Partikel<br />

gewährleistet die „Reinheit“<br />

des Raumes und damit<br />

auch die der dort zu verblisternden<br />

Arzneimittel.<br />

Verschiedene Verfahren werden<br />

verwendet um dies zu<br />

gewährleisten, u.a. die Verwendung<br />

entsprechender<br />

Schutzkleidung und eine<br />

Verteilung der Arbeitsstätten,<br />

die dem chronologischen Ablauf<br />

des Produktionsprozesses<br />

entsprechen, um Umfälle<br />

zu vermeiden.<br />

Tablettenfotos<br />

(foto-optische Kontrolle)<br />

Nach der individuellen Verblisterung<br />

durch den Apotheker<br />

werden alle Schlauchbeutel<br />

auf Millimeterpapier<br />

fotografiert. Dies dient vor<br />

allem der sicheren Identifizierung<br />

der einzelnen Pillen,<br />

etwa für das Pflegepersonal.<br />

Da bei einer individuellen<br />

Verblisterung keine gesonderte<br />

Tablettenverpackung<br />

existiert, die einzelne Medikamente<br />

klar trennt, stellt<br />

das jeweilige Foto sicher,<br />

dass das Pflegepersonal dann<br />

in der Lage ist Tabletten vor<br />

der Einnahme eindeutig zu<br />

identifizieren. Gerade bei<br />

Tabletten die sich äußerlich<br />

stark ähneln, gewährleistet<br />

dieses Verfahren die Arzneimittelsicherheit.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 69<br />

Medikamente richtig nehmen<br />

Viele Pflegebedürftige<br />

müssen zu Hause regelmäßig<br />

Medikamente einnehmen.<br />

Damit diese ihre Wirkung<br />

zuverlässig entfalten können,<br />

muss einiges beachtet<br />

werden. Mit dem Arzt oder<br />

Apotheker ist über die Einnahme<br />

aller Medikamente<br />

genau zu sprechen, damit<br />

alle Neben- und Wechselwirkungen<br />

bekannt sind. Bestimmte<br />

Lebensmittel, wie<br />

Milchprodukte, hemmen<br />

teilweise die Wirkung bestimmter<br />

Medikamente. Deshalb<br />

muss mit der Einnahme<br />

der Medikamente nach dem<br />

Genuss dieser Lebensmittel<br />

einige Zeit gewartet werden.<br />

Der behandelnde Arzt<br />

kann genau mitteilen, worauf<br />

geachtet werden muss.<br />

Auf leeren Magen eingenommen,<br />

wirken manche Arzneimittel<br />

schneller. Bei anderen<br />

kann die Nahrung die empfindliche<br />

Magenschleimhaut<br />

vor möglichen Schäden<br />

durch das Medikament schützen.<br />

Ob ein Medikament vor,<br />

während oder nach dem Essen<br />

eingenommen werden<br />

soll, lässt sich dem Beipackzettel<br />

entnehmen oder auch<br />

durch das Gespräch mit dem<br />

Arzt oder Apotheker herausfinden.<br />

Wurde die Einnahme<br />

eines Medikaments vergessen,<br />

sollte man auf keinen<br />

Fall die doppelte Dosis nehmen<br />

oder verabreichen, sondern<br />

im Beipackzettel nachlesen,<br />

wie in der Situation zu<br />

handeln ist, oder beim Arzt<br />

oder Apotheker nachfragen.<br />

Tabletten, Kapseln und Dragees<br />

sollten mit einem Glas<br />

Wasser eingenommen werden.<br />

Leitungswasser reicht<br />

aus. Gerade älteren Menschen<br />

fällt es schwer, bei einer Vielzahl<br />

von Medikamenten den<br />

Überblick zu behalten. Hier<br />

hilft eine Kunststoffbox, in<br />

der Medikamente für eine<br />

ganze Woche vorsortiert<br />

werden. Gleichzeitig können<br />

die Angehörigen sehen, ob<br />

die Medikamente auch wirklich<br />

genommen wurden.<br />

Am besten bewahrt man stets<br />

die Umverpackung und die<br />

Packungsbeilage von den Medikamenten<br />

auf. Hier stehen<br />

alle wichtigen Informationen<br />

zur Anwendung, Lagerung<br />

und Haltbarkeit.<br />

Medikamente sollten<br />

kontrolliert eingenommen<br />

werden. FOTO: DAK-GESUNDHEIT


SEITE 68<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Einmaleins des Verblisterns<br />

Die Tablettenverpackung als Unikat für jeden einzelnen Patienten<br />

Verblisterung<br />

Unter patientenindividueller<br />

Arzneimittelverblisterung<br />

(PAV) versteht man das Verpacken<br />

von Arzneimitteln<br />

in Einheiten, die auf die tageszeitliche<br />

Abfolge der Einnahme<br />

abgestimmt sind. So<br />

werden die Arzneimittel in<br />

eine Blistertüte / Blisternapf<br />

verpackt, die an einem bestimmten<br />

Termin einzunehmen<br />

sind.<br />

GMP-Richtlinien<br />

GMP steht für „Good Manufacturing<br />

Practice“ und<br />

meint die „gute Herstellungspraxis“.<br />

Die GMP-Richtlinien<br />

sind der Standard zur Qualitätssicherung<br />

von Produktionsabläufen<br />

und der dafür<br />

notwendigen Produktionsumgebung.<br />

In der Herstellung<br />

von Arzneimittel kann<br />

eine Abweichung von den<br />

Qualitätsrichtlinien einen<br />

unmittelbaren Einfluss auf<br />

die Produktqualität und damit<br />

auf die Gesundheit der<br />

Verbraucher haben. Die entsprechenden<br />

Richtlinien zur<br />

„guten Herstellungspraxis“<br />

werden durch die Europäische<br />

Kommission, durch die<br />

amerikanische FDA (Food<br />

and Drug Administration)<br />

und durch das Pharmaceutical<br />

Inspection Co-Operation<br />

Scheme (PIC/S) erstellt.<br />

Die Einhaltung dieser GMP-<br />

Richtlinien wird durch die<br />

jeweilige Länderbehörde<br />

kontrolliert, die auch für die<br />

Erteilung und Aufrechterhaltung<br />

der Herstellungserlaubnis<br />

zuständig sind.<br />

Herstellungserlaubnis<br />

Wer Wirkstoffe, Arzneimittel,<br />

Testseren, Testantigene<br />

oder andere zur Herstellung<br />

von Arzneimitteln bestimmte<br />

Stoffe menschlicher Herkunft<br />

gewerbs- oder berufsmäßig<br />

herstellt, bedarf einer<br />

Erlaubnis nach § 13 Arzneimittelgesetz<br />

(AMG) der zuständigen<br />

Landesbehörde.<br />

Ein Verzeichnis der deutschen<br />

Landesbehörden ist zu<br />

finden auf der Internetseite<br />

www.zlg.de.<br />

QP – Qualified Person<br />

Die Sachkundige Person<br />

(engl. Qualified Person) ist ein<br />

Begriff aus dem europäischen<br />

Arzneimittelrecht. Die rechtliche<br />

Grundlagen in Deutschland<br />

ist § 15 des AMG. Sie ist<br />

verantwortlich für die Einhaltung<br />

der entsprechenden<br />

arzneimittelrechtlichen Vorschriften<br />

über Herstellung,<br />

Prüfung, und Freigabe vor<br />

Inverkehrbringen eines Arzneimittels.<br />

Die Sachkundige<br />

Person ist ebenfalls verantwortlich<br />

für die lückenlose<br />

Dokumentation der Einhaltung<br />

der gesetzlichen Vorschriften.<br />

Schlauchbeutel-Blister<br />

Der Schlauchbeutelblister<br />

ist ein Endlosschlauch von<br />

individuell in Anzahl und<br />

Beschriftung hergestellten<br />

Tütchen, in der die Arzneimittel<br />

maschinell verpackt<br />

werden. Getrennt durch eine<br />

Abtrennungsperforation, leistet<br />

diese Form der Verblisterung<br />

einen maßgeblichen<br />

Beitrag zur Therapiesicherheit.<br />

So können beliebig viele<br />

Tütchen hergestellt werden,<br />

welche zusätzlich in chronologischer<br />

Reihenfolge abgepackt<br />

werden und mit dem<br />

Namen des Patienten, dem<br />

Einnahmezeitpunkt und Informationen<br />

über die Medikation<br />

bedruckt sind.<br />

Reinraum<br />

In Komformität mit den GMP-<br />

Richtlinien muss die Verblisterung<br />

in einem sogenannten<br />

Reinraum stattfinden.<br />

Ein Reinraum kennzeichnet<br />

sich durch konstante Temperaturen,<br />

regulierte Luftfeuchtigkeit<br />

und Partikelanzahl<br />

aus. Nur eine sehr geringe<br />

Anzahl luftgetragener Partikel<br />

gewährleistet die „Reinheit“<br />

des Raumes und damit<br />

auch die der dort zu verblisternden<br />

Arzneimittel.<br />

Verschiedene Verfahren werden<br />

verwendet um dies zu<br />

gewährleisten, u.a. die Verwendung<br />

entsprechender<br />

Schutzkleidung und eine<br />

Verteilung der Arbeitsstätten,<br />

die dem chronologischen Ablauf<br />

des Produktionsprozesses<br />

entsprechen, um Umfälle<br />

zu vermeiden.<br />

Tablettenfotos<br />

(foto-optische Kontrolle)<br />

Nach der individuellen Verblisterung<br />

durch den Apotheker<br />

werden alle Schlauchbeutel<br />

auf Millimeterpapier<br />

fotografiert. Dies dient vor<br />

allem der sicheren Identifizierung<br />

der einzelnen Pillen,<br />

etwa für das Pflegepersonal.<br />

Da bei einer individuellen<br />

Verblisterung keine gesonderte<br />

Tablettenverpackung<br />

existiert, die einzelne Medikamente<br />

klar trennt, stellt<br />

das jeweilige Foto sicher,<br />

dass das Pflegepersonal dann<br />

in der Lage ist Tabletten vor<br />

der Einnahme eindeutig zu<br />

identifizieren. Gerade bei<br />

Tabletten die sich äußerlich<br />

stark ähneln, gewährleistet<br />

dieses Verfahren die Arzneimittelsicherheit.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 69<br />

Medikamente richtig nehmen<br />

Viele Pflegebedürftige<br />

müssen zu Hause regelmäßig<br />

Medikamente einnehmen.<br />

Damit diese ihre Wirkung<br />

zuverlässig entfalten können,<br />

muss einiges beachtet<br />

werden. Mit dem Arzt oder<br />

Apotheker ist über die Einnahme<br />

aller Medikamente<br />

genau zu sprechen, damit<br />

alle Neben- und Wechselwirkungen<br />

bekannt sind. Bestimmte<br />

Lebensmittel, wie<br />

Milchprodukte, hemmen<br />

teilweise die Wirkung bestimmter<br />

Medikamente. Deshalb<br />

muss mit der Einnahme<br />

der Medikamente nach dem<br />

Genuss dieser Lebensmittel<br />

einige Zeit gewartet werden.<br />

Der behandelnde Arzt<br />

kann genau mitteilen, worauf<br />

geachtet werden muss.<br />

Auf leeren Magen eingenommen,<br />

wirken manche Arzneimittel<br />

schneller. Bei anderen<br />

kann die Nahrung die empfindliche<br />

Magenschleimhaut<br />

vor möglichen Schäden<br />

durch das Medikament schützen.<br />

Ob ein Medikament vor,<br />

während oder nach dem Essen<br />

eingenommen werden<br />

soll, lässt sich dem Beipackzettel<br />

entnehmen oder auch<br />

durch das Gespräch mit dem<br />

Arzt oder Apotheker herausfinden.<br />

Wurde die Einnahme<br />

eines Medikaments vergessen,<br />

sollte man auf keinen<br />

Fall die doppelte Dosis nehmen<br />

oder verabreichen, sondern<br />

im Beipackzettel nachlesen,<br />

wie in der Situation zu<br />

handeln ist, oder beim Arzt<br />

oder Apotheker nachfragen.<br />

Tabletten, Kapseln und Dragees<br />

sollten mit einem Glas<br />

Wasser eingenommen werden.<br />

Leitungswasser reicht<br />

aus. Gerade älteren Menschen<br />

fällt es schwer, bei einer Vielzahl<br />

von Medikamenten den<br />

Überblick zu behalten. Hier<br />

hilft eine Kunststoffbox, in<br />

der Medikamente für eine<br />

ganze Woche vorsortiert<br />

werden. Gleichzeitig können<br />

die Angehörigen sehen, ob<br />

die Medikamente auch wirklich<br />

genommen wurden.<br />

Am besten bewahrt man stets<br />

die Umverpackung und die<br />

Packungsbeilage von den Medikamenten<br />

auf. Hier stehen<br />

alle wichtigen Informationen<br />

zur Anwendung, Lagerung<br />

und Haltbarkeit.<br />

Medikamente sollten<br />

kontrolliert eingenommen<br />

werden. FOTO: DAK-GESUNDHEIT


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 71<br />

Raus aus dem Stimmungstief<br />

Ernährung, Licht und Bewegung können das psychische Befinden beeinflussen<br />

Gesundheit<br />

Für Personen mit depressiven Verstimmungen kann der Kontakt zu positiv gestimmten<br />

Menschen ein Ausweg aus der Isolation sein.<br />

FOTO: DJD/PILZSHOP.DE/GETTY<br />

Den Anforderungen in Job<br />

und Familie locker gerecht<br />

werden und den stressigen<br />

Alltag mit einem Lächeln<br />

meistern? Das kann nur eine<br />

wahre Frohnatur. Berufliche<br />

Überlastung, finanzielle Nöte<br />

oder Zukunftsängste können<br />

auf Dauer auch gefestigte<br />

Persönlichkeiten aus der<br />

Bahn werfen. Die Betroffenen<br />

fühlen sich zunehmend<br />

überfordert, klagen über Erschöpfung,<br />

Kopfschmerzen<br />

und Schlafprobleme.<br />

Im täglichen Leben fehlen<br />

der Antrieb und die Freude<br />

an dem, was man tut oder<br />

erlebt. Ein solches Seelentief<br />

über einen eingeschränkten<br />

Zeitraum wird als depressive<br />

Verstimmung bezeichnet.<br />

Jeder Mensch kann hin und<br />

wieder „depressiv verstimmt“<br />

sein. Hält der Zustand der Niedergeschlagenheit<br />

allerdings<br />

mehrere Wochen an, sollte<br />

ärztlicher Rat eingeholt werden,<br />

um ein Abgleiten in eine<br />

Depression zu verhindern.<br />

Eine gesunde und ausgewogene<br />

Ernährung versorgt<br />

den Körper mit lebenswichtigen<br />

Nährstoffen, die sich<br />

auch auf das Nervensystem,<br />

das Hormonsystem und den<br />

Hirnstoffwechsel positiv auswirken<br />

und für gute Stimmung<br />

sorgen können.<br />

Als natürliche Unterstützung<br />

bei depressiven Verstimmungen<br />

können beispielsweise<br />

Vitalpilze helfen.<br />

So soll etwa der Reishi beruhigend<br />

und entspannend auf<br />

das vegetative Nervensystem<br />

wirken. Der Cordyceps kann<br />

den Hormonspiegel positiv<br />

beeinflussen und die Seelenlage<br />

und das Allgemeinbefinden<br />

verbessern.<br />

Heilpraktiker empfehlen<br />

den Vitalpilz Hericium als<br />

ausgleichend und nervenstärkend.<br />

Daher kann er gut<br />

bei Stimmungsschwankungen<br />

eingesetzt werden.<br />

Reishi, Cordyceps, Hericium<br />

und Co. sind beispielsweise<br />

unter www.pilzshop.de<br />

erhältlich.<br />

Ein Stimmungstief lässt<br />

sich auch durch Licht und<br />

Bewegung lindern. Sportliche<br />

Aktivität im Freien führt<br />

dem Körper Sauerstoff zu<br />

und setzt Endorphine, also<br />

Glückshormone, frei. Bewegung<br />

bei Wind und Wetter<br />

weckt die Lebensgeister, das<br />

Sonnenlicht lässt den Serotoninspiegel<br />

ansteigen, was die<br />

Laune ebenfalls bessert.<br />

Tipp für Naschkatzen: Sie<br />

sollten sich mit einem Stück<br />

dunkler Schokolade belohnen,<br />

sie gilt als süßer Stimmungsaufheller.<br />

Der Cordyceps kann den Hormonspiegel positiv beeinflussen<br />

und die Seelenlage verbessern.<br />

FOTO: DJD/PILZSHOP.DE<br />

Heilpraktiker empfehlen den Vitalpilz Hericium als ausgleichend<br />

und nervenstärkend.<br />

FOTO: DJD/PILZSHOP.DE


SEITE 72<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Trauer<br />

Der Tod als<br />

Tabuthema<br />

Den Abschied gut vorbereiten und<br />

Zwist in der Familie vermeiden<br />

Wer sich mit dem eigenen Tod beschäftigt, wird zwangsläufig an<br />

die Menschen denken, die ihm besonders am Herzen liegen. Wie<br />

geht es wohl ohne ihn weiter?<br />

FOTO: DJD/LV 1871/THX<br />

Der Herbst ist für viele Menschen<br />

eine Zeit des Nachdenkens<br />

und Reflektierens.<br />

Wer sich dabei auch mit<br />

dem eigenen Tod beschäftigt,<br />

wird zwangsläufig an<br />

die Menschen denken, die<br />

ihm besonders am Herzen<br />

liegen. Wie geht es wohl für<br />

sie weiter, wenn man selbst<br />

nicht mehr da ist? Das Reden<br />

über den Tod ist in vielen Familien<br />

allerdings tabu. „In<br />

der Familie sollte man jedoch<br />

offen darüber sprechen“, rät<br />

Beate Fuchs vom Verbraucherportal<br />

Ratgeberzentrale.de.<br />

Denn ein Trauerfall<br />

bringe beispielsweise hohe<br />

wirtschaftliche Belastungen<br />

mit sich. Allein für eine Bestattung<br />

würden schnell 5000<br />

bis 10 000 Euro anfallen, die<br />

man einplanen sollte.<br />

Die Vorsorge etwa mit einer<br />

Sterbegeldversicherung kann<br />

aus zwei Gründen sinnvoll<br />

sein. Sie schafft zu Lebzeiten<br />

die finanziellen Voraussetzungen,<br />

um die eigenen


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 73<br />

Die Vorsorge mit einer Sterbegeldversicherung entlastet die Hinterbliebenen - moralisch und finanziell.<br />

FOTO: DJD/LV 1871/GETTY<br />

Vorstellungen vom letzten<br />

Weg zu verwirklichen. Vor<br />

allem aber entlastet sie die<br />

Hinterbliebenen – moralisch<br />

und finanziell. Mögliche Unstimmigkeiten<br />

und Streitigkeiten<br />

lassen sich auf diese<br />

Weise vermeiden. Der Markt<br />

der Sterbegeldanbieter ist<br />

groß, und entsprechend<br />

unterschiedlich sind die Konditionen.<br />

Bei renommierten<br />

Anbietern wie der LV 1871<br />

findet keine Gesundheitsprüfung<br />

statt, es werden<br />

keine ärztlichen Gutachten<br />

eingeholt, keine Krankheit<br />

wird ausgeschlossen. Die<br />

Wartezeit beträgt nur sechs<br />

Monate. Die Staffelung der<br />

Versicherungsleistung im Todesfall<br />

ist abhängig vom Eintrittsalter.<br />

Nach spätestens<br />

drei <strong>Jahre</strong>n besteht voller Versicherungsschutz.<br />

Bei Unfalltod<br />

entfallen Wartezeit und<br />

Staffelung ganz. Mehr Infos<br />

gibt es unter www.lv1871.de/<br />

sterbegeld. Die Leistung wird<br />

wahlweise an die Hinterbliebenen<br />

oder an den ausgewählten<br />

Bestatter ausgezahlt.<br />

Je früher man sich um den<br />

Abschluss einer Sterbegeldversicherung<br />

kümmert, desto<br />

geringer ist der monatliche<br />

Aufwand. Denn die Beitragszahlung<br />

wird bei einem früheren<br />

Eintritt in den Vertrag<br />

auf einen längeren Zeitraum<br />

aufgeteilt. Aber auch im Alter<br />

ist es noch möglich, eine<br />

Sterbegeld-Police abzuschließen<br />

- bei dem Münchner Versicherer<br />

beispielsweise ist das<br />

bis 90 <strong>Jahre</strong> möglich.<br />

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Wie geht es wohl für die anderen weiter, wenn man selbst nicht<br />

mehr da ist? Das Reden über den Tod sollte innerhalb der<br />

Familie kein Tabu sein.<br />

FOTO: DJD/LV 1871/THX


SEITE 74<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Nachlass<br />

Nachlass ohne Streit<br />

Mehr als die Hälfte der Deutschen hat kein Testament –<br />

konkrete Hilfe bieten Rechtsschutzversicherer<br />

Sich auf die gesetzliche Erbfolge zu verlassen, ist nicht immer<br />

sinnvoll.<br />

FOTO: © FOTODO - FOTOLIA.COM<br />

Deutschland ist ein Land<br />

der Erben. Ob Geld, Häuser<br />

oder Grundstücke:<br />

Bis 2024 werden nach Schätzungen<br />

des Deutschen Instituts<br />

für Altersvorsorge<br />

(DIA) 3,1 Billionen Euro an<br />

Privatvermögen vermacht.<br />

Mehr als die Hälfte der<br />

Bundesbürger hat jedoch<br />

bislang kein Testament<br />

verfasst – die Beschäftigung<br />

mit dem Thema ist<br />

den meisten unangenehm.<br />

„Dabei könnte eine Nachlassregelung<br />

in vielen Fällen<br />

verhindern, dass sich Familien<br />

streiten”, betont Johannes<br />

Goth, Vorstand der Deutschen<br />

Anwaltshotline AG.<br />

Sich auf die gesetzliche<br />

Erbfolge zu verlassen,<br />

ist nicht immer sinnvoll.<br />

Ohne Testament etwa erbt<br />

eine Ehefrau beim Tod ihres<br />

Mannes in der Regel nur die<br />

Hälfte des Vermögens, den<br />

Rest erhalten die Kinder.<br />

Unter Umständen müsste<br />

die Ehefrau beispielsweise<br />

das mit dem Verstorbenen<br />

erworbene Haus<br />

verkaufen, damit sie ihre<br />

Kinder auszahlen kann.<br />

Soll die Frau Alleinerbin<br />

werden, ist ein Testament<br />

nötig. Das gilt auch, wenn<br />

Kinder untereinander nicht


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 75<br />

Mit einem rechtssicheren Testament kann man Streitigkeiten in der Familie vermeiden.<br />

FOTO: DJD/DEVK<br />

gleichgestellt werden sollen,<br />

etwa weil eines bereits vorab<br />

einenGeldbetragerhaltenhat.<br />

Wer sein Erbe einer gemeinnützigen<br />

Organisation<br />

vermachen möchte,<br />

Nichtverwandte berücksichtigen<br />

oder Personen vom<br />

Erbe ausschließen will, muss<br />

seinen „letzten Willen“ ebenfalls<br />

schriftlich festhalten.<br />

Ein rechtlich unanfechtbares<br />

Testament zu verfassen, ist<br />

komplex – viele fühlen sich<br />

damit überfordert. Konkrete<br />

Hilfe bieten Rechtsschutzversicherer<br />

wie die DEVK.<br />

Ihren neuen Online-Service<br />

in Kooperation mit der<br />

Deutschen Anwaltshotline<br />

AG können alle Versicherten<br />

nutzen, die seit Januar 2016<br />

eine DEVK-Rechtsschutzversicherung<br />

mit Premium-Schutz<br />

vereinbart oder ihren Vertrag<br />

darauf umgestellt haben.<br />

Ein Dokumenten-Assistent<br />

auf der Homepage führt<br />

Schritt für Schritt durch die<br />

Formulare. Sind alle Fragen<br />

beantwortet, erstellt das<br />

Programm das individuelle<br />

Testament. Sobald es handschriftlich<br />

abgeschrieben<br />

und unterzeichnet ist, wird<br />

es rechtsgültig. Wer möchte,<br />

kann sich zudem kostenlos<br />

telefonisch von einem unabhängigen<br />

Anwalt beraten lassen<br />

– ohne Selbstbeteiligung.


SEITE 76<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Die Wahl des Bestatters<br />

Ein Trauerfall ist für die Familie,<br />

Freunde und Bekannte<br />

ein emotional einschneidendes<br />

Ereignis. Bevor irgendetwas<br />

in die Wege geleitet wird,<br />

muss ein Arzt eine Todesbescheinigung<br />

ausstellen. Verstirbt<br />

ein Mensch zu Hause,<br />

sind es die Angehörigen, die<br />

den Arzt herbeirufen. Tritt<br />

der Todesfall beispielsweise<br />

in einem Pflegeheim, Krankenhaus<br />

oder Hospiz ein,<br />

wird über diese Institution<br />

der Arzt bestellt. Verstorbene<br />

Menschen dürfen bis zu<br />

36 Stunden zu Hause bleiben,<br />

mit Ausnahmegenehmigung<br />

noch länger.<br />

Einzelheiten regeln die<br />

Gesetze der jeweiligen Bundesländer.<br />

In einem Todesfall<br />

fehlt aufgrund der Trauer<br />

Der Friedhof als Ort der Trauer und Erinnerung.<br />

FOTO: BDB<br />

oft die Kraft, die weiteren<br />

Entscheidungen zu treffen.<br />

Deshalb ist es wichtig, in dieser<br />

schweren Zeit einen Bestatter<br />

an der Seite zu haben,<br />

der kompetent bei den nächsten<br />

Schritten berät und mit<br />

dem man sich versteht. Bei<br />

der Wahl des Bestatters sollte<br />

man darauf achten, sich<br />

gut aufgehoben zu fühlen.<br />

Arbeitet der Bestatter transparent<br />

und nimmt die Wünsche<br />

ernst? Gibt es die Möglichkeit,<br />

den Abschied selbst<br />

mitzugestalten, die Musik<br />

auszuwählen? Darf man die<br />

Urne selber kaufen? Es ist<br />

hilfreich, mehrere Angebote<br />

einzuholen und in Ruhe zu<br />

vergleichen.<br />

Der Bundesverband Deutscher<br />

Bestatter (BDB) hat ein<br />

eigenes Qualitätssiegel herausgegeben.<br />

Bestatter, die<br />

eine bestimmte berufliche<br />

und persönliche Qualifikation<br />

nachgewiesen haben,<br />

dürfen dieses „Markenzeichen“<br />

führen. Es ist hilfreich,<br />

sich über die eigenen<br />

Bedürfnisse klar zu werden<br />

und anschließend in Ruhe<br />

ein Bestattungsunternehmen<br />

auszuwählen.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 77<br />

In Würde<br />

zusammen<br />

Angemessener Rahmen der Bestattung<br />

Die Trauerfeier bildet den<br />

würdevollen Rahmen einer<br />

Bestattung. Hier kommen<br />

Familie, Freunde, Bekannte<br />

oder Kollegen zusammen,<br />

um an den Verstorbenen zu<br />

gedenken. In Deutschland<br />

wird in der Regel eine Erdbestattung<br />

durchgeführt. Bei<br />

einer Beerdigung wird der<br />

Leichnam des Verstorbenen<br />

in einem Sarg beigesetzt. Die<br />

Erdbestattung folgt dabei<br />

einem gewissen Ablauf, bei<br />

dem bestimmte Punkte frei<br />

gestaltet werden können. In<br />

der Regel wird die Trauerfeier<br />

bereits durch den Bestatter<br />

organisiert. Dieser ist verantwortlich<br />

für die Hygiene und<br />

die genaue Einhaltung der<br />

gesetzlichen Bestimmungen.<br />

Wer die Feier selbst organisieren<br />

möchte, sollte auf jeden<br />

Fall Rücksprache mit dem<br />

Bestattungsunternehmer halten.<br />

Der Bestatter kann dafür<br />

sorgen, dass die Trauerhalle<br />

mit den Lieblingsblumen,<br />

mit den persönlichen Gegenständen<br />

oder einem Bild des<br />

Verstorbenen geschmückt<br />

wird. Auf der Trauerfeier<br />

kann auch die Lieblingsmusik<br />

des Verstorbenen gespielt<br />

werden. Vor der Beisetzung<br />

spricht in der Regel ein<br />

Trauerredner über den Werdegang<br />

des Verstorbenen und<br />

spricht den Angehörigen und<br />

Anwesenden seinen Trost<br />

aus. Im Anschluss daran wird<br />

der Sarg ins Grab gelassen<br />

und mit Erde bedeckt. Die<br />

Anwesenden können dann<br />

Blumen oder kleine Erinnerungsstücke<br />

ins Grab werfen.<br />

Für viele Trauergäste bildet<br />

der so genannte Leichenschmaus<br />

den würdevollen<br />

Abschluss der Trauerfeier. In<br />

einem Restaurant oder in den<br />

Räumen der Angehörigen<br />

kommen die Trauernden erneut<br />

zusammen, um an den<br />

Verstorbenen zu gedenken.<br />

Der Trauerkranz gehört dazu.<br />

FOTO: BDB<br />

Höhepunkt der Beisetzung<br />

Die Trauerrede ist einer<br />

der Höhepunkte auf einer<br />

Beisetzung. Mit der Trauerrede<br />

soll an den verstorbenen<br />

Menschen erinnert und<br />

den Angehörigen und Versammelten<br />

Trost gespendet<br />

werden. Doch es ist nicht einfach<br />

für Angehörige in einer<br />

solchen hoch emotionalen<br />

Situation die richtigen Worte<br />

zu finden.<br />

Wer die Trauerrede hält,<br />

sollte einige Zeit für die Vorbereitung<br />

der Trauerrede<br />

einplanen, um sich intensiv<br />

mit dem Verstorbenen zu beschäftigen<br />

und ein Gespür<br />

für den Menschen und sein<br />

Die Trauerrede will gut<br />

durchdacht sein.<br />

FOTO: BDB<br />

Leben, seine Wünsche und<br />

Träume zu bekommen. Gut<br />

ist es, mit den engsten Verwandten<br />

oder Freunden über<br />

den Inhalt der Trauerrede<br />

während der Vorbereitung<br />

zu sprechen. Oft gibt es spezielle<br />

Dankesmomente oder<br />

Geschichten, die während der<br />

Rede erwähnt werden sollen.<br />

Wer war der Verstorbene?<br />

Welche Charaktermerkmale<br />

zeichneten ihn aus? Diese<br />

Punkte können gut mit einem<br />

Erlebnis verknüpft werden.<br />

Bei einer würdevollen Trauerrede<br />

werden zu Beginn die<br />

engsten Angehörigen und anschließend<br />

die übrige Trauergemeinde<br />

begrüßt. Denkbar<br />

ist auch ein Zitat oder ein<br />

einleitender Trauerspruch.<br />

Es sollte auf den Werdegang,<br />

spezielle Charaktermerkmale<br />

und auf die Leistungen und<br />

Verdienste des Verstorbenen<br />

eingegangen und diese ausreichend<br />

gewürdigt werden.<br />

Gut ist es auch, kleine Anekdoten<br />

zu erzählen.<br />

Zum Abschluss bietet es<br />

sich an, einen Leitsatz zu sagen,<br />

wie der Verstorbene im<br />

Gedächtnis behalten werden<br />

soll und das Ganze mit einem<br />

Zitat zu beenden. Die Trauerrede<br />

kann eine Person aus der<br />

Trauergemeinde halten, aber<br />

auch ein religiöser oder weltlicher<br />

professioneller Trauerredner.<br />

Unterstützung bei der<br />

Wahl nach einem geeigneten<br />

Redner bieten die Bestattungsunternehmen.


SEITE 78<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Trauer<br />

Der richtige<br />

Schmuck<br />

Blumen gehören bei der Trauer dazu<br />

Ein mit Blumen geschmücktes Grab.<br />

FOTO: KERSTIN GERNIG<br />

Der Sarg oder die Urne<br />

wird zur Trauerfeier in<br />

Deutschland üblicherweise<br />

mit Blumen geschmückt.<br />

Das so genannte Bukett,<br />

welches direkt auf dem Sarg<br />

oder der Urne liegt, wird<br />

in der Regel von den Angehörigen<br />

ausgewählt. Bei<br />

der Wahl eines passenden<br />

Buketts unterstützt der Bestatter<br />

oder die Angehörigen<br />

bestellen die gewünschten<br />

Blumen bei einem Floristen.<br />

Häufig werden Lilien, Rosen,<br />

Calla. Nelken oder Vergissmeinnicht<br />

gewählt. Von der<br />

übrigen Trauergemeinde<br />

werden zusätzlich Kränze<br />

oder Sträuße aufgestellt. Der<br />

Trauerkranz als Kreis ohne<br />

Anfang und Ende symbolisiert<br />

dabei die Ewigkeit und<br />

gilt als Zeichen für ein Leben<br />

nach dem Tod. Die Kränze<br />

und Sträuße haben in der Regel<br />

eine breite Schleife. Auf<br />

der einen Seite der Schleife<br />

ist ein Abschiedsgruß aufgedruckt,<br />

auf der anderen<br />

Seite steht der Name des Absenders.<br />

Kränze und Sträuße<br />

kann man auch direkt zur<br />

Trauerhalle liefern lassen.


SEITE 80<br />

RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

Grabpflege<br />

Verträge zu Lebzeiten abschließen<br />

Wenn ein Mensch stirbt,<br />

stellt sich die Frage, wer<br />

sich um das Grab kümmert.<br />

Oft wohnen Familien nicht<br />

mehr am selben Ort oder<br />

es fehlt schlicht die Zeit zur<br />

Grabpflege. Eine Alternative<br />

sind daher Verträge über<br />

eine Dauergrabpflege, die<br />

bereits zu Lebzeiten abgeschlossen<br />

werden. In diesen<br />

Verträgen verpflichtet sich<br />

eine Gärtnerei oder ein Bestattungsunternehmen,<br />

das<br />

Grab über eine bestimmte<br />

Dauer und in einem festgelegten<br />

Umfang zu pflegen.<br />

Die Kosten für diese Dienstleistung<br />

werden bereits zu<br />

Lebzeiten bezahlt. Dabei<br />

wird die Summe auf ein<br />

Treuhandkonto eingezahlt<br />

oder treuhänderisch einem<br />

Dienstleister zur Verfügung<br />

gestellt und erst bei Eintritt<br />

des Todesfalles zur Grabpflege<br />

ausgezahlt. Wichtig dabei<br />

ist, genau zu definieren, wie<br />

die Grabpflege aussehen soll.<br />

Hierbei ist entscheidend,<br />

ob das Grab nur mit einer<br />

Grabplatte oder ob es mit<br />

Erde bedeckt ist, die regelmäßig<br />

bepflanzt werden<br />

muss. Vereinbart werden<br />

kann beispielsweise, wie das<br />

Grab an bestimmten Feiertagen<br />

auszusehen hat oder<br />

ob die Grabstelle lediglich<br />

sauber gehalten werden soll.<br />

Soll nur der Gießservice genutzt<br />

werden oder ist gewünscht,<br />

dass die Grabstelle<br />

mit saisonal wechselnden Bepflanzungen<br />

gestaltet wird?<br />

Welche Bepflanzungen sind<br />

überhaupt möglich? Über<br />

Einzelheiten und die verschiedenen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten<br />

geben Friedhofsgärtnereien<br />

und die örtlichen<br />

Treuhandgesellschaften für<br />

die Dauergrabpflege Auskunft.<br />

Friedhofsgärtner übernehmen die Grabpflege.<br />

FOTO: BDF, BONN<br />

Neue Trends aus der Bestattungsbranche<br />

Die Bestattungskultur<br />

unterliegt auch in Deutschland<br />

dem Zeitgeist und gesellschaftlichen<br />

Veränderungen.<br />

Der Trend geht immer<br />

stärker zu Urnenbestattung.<br />

Das wirkt sich auch auf die<br />

Herstellung der Urnen aus. So<br />

sind bei Särgen oder Urnen<br />

zunehmend umweltfreundliche<br />

Naturmaterialien gefragt<br />

wie Filz, Weidengeflechte<br />

oder biologisch abbaubarer<br />

Kunststoff. Auch bei der<br />

Sterbewäsche geht der Trend<br />

hin zur Verwendung von Naturmaterialien<br />

wie Leinen<br />

oder Baumwolle.<br />

Verbrauchsarme Leichenwagen<br />

sowie saubere<br />

Krematorien runden das<br />

Bild ab. Grundsätzlich gibt<br />

es zwei Bestattungsarten<br />

in Deutschland, die Erdund<br />

die Feuerbestattung.<br />

Daraus ergeben sich dann<br />

weitere Möglichkeiten der<br />

Beisetzung, wie eine Seebestattung,<br />

eine Bestattung in<br />

Waldarealen oder ein Reihengrab.<br />

Eine Seebestattung<br />

ist die Beisetzung der sterblichen<br />

Überreste eines Menschen<br />

in einer Urne auf dem<br />

offenen Meer. In Deutschland<br />

Die Bestattung unterliegt dem Wandel der Zeit.<br />

FOTO: BDF, BONN<br />

kommen hierfür die Ostsee<br />

oder die Nordsee in Frage.<br />

Die Seebestattung wird von<br />

einem qualifizierten Seebestatter<br />

durchgeführt. Die<br />

Beisetzung erfolgt dann<br />

nach seemännischen Gepflogenheiten.<br />

Bei einer Seebestattung<br />

wird die Flagge des<br />

Schiffes auf Halbmast gesetzt.<br />

Die Trauergäste können<br />

zusätzlich Blumen oder<br />

Blumenkränze dem Meer<br />

übergeben. Hierbei ist zu beachten,<br />

dass nur natürliche<br />

Materialien verwendet werden<br />

dürfen. Metallgestecke,<br />

Kunststoff oder Stofftiere<br />

sind nicht erlaubt.<br />

Es gibt auch die Möglichkeit<br />

einer stillen Seebestattung.<br />

Diese findet ohne Angehörige<br />

und ohne festen<br />

Termin statt. Der Kapitän<br />

des Schiffes übergibt die Urne<br />

dem Meer. In der Regel werden<br />

bei einer stillen Seebestattung<br />

mehrere Urnen pro<br />

Fahrt im Meer beigesetzt. Im<br />

Anschluss an die Seebestattung<br />

erhalten die Angehörigen<br />

die genauen Positionsdaten<br />

der Beisetzung und in<br />

der Regel einen Auszug aus<br />

dem Schiffstagebuch.


RATGEBER 4. LEBENSPHASE<br />

SEITE 81<br />

Juwel statt Grabstein<br />

Am Ende des <strong>Jahre</strong>s und<br />

dabei vor allem im November<br />

mit seinen vielen stillen<br />

Gedenktagen wird oft derjenigen<br />

gedacht, die uns nahestehen,<br />

aber von uns gehen<br />

mussten. Noch bis vor einigen<br />

<strong>Jahre</strong>n gehörte der Gang<br />

zum Friedhof an Allerseelen<br />

zu den festen Ritualen in<br />

vielen Familien. Aber auch<br />

Erinnerungsdiamanten<br />

FOTO: DJD/ALGORDANZA<br />

hier wird ein Wandel in der<br />

Bestattungskultur deutlich<br />

spürbar. Denn das klassische<br />

Erdbegräbnis ist immer weniger<br />

gefragt. Zum einen hat<br />

ihm die Feuerbestattung den<br />

Rang abgelaufen, zum anderen<br />

entscheiden sich immer<br />

mehr Deutsche für die<br />

Verstreuung der Asche oder<br />

eine Beisetzung im Wald.<br />

Eine besondere Form der Reminiszenz<br />

an einen lieben<br />

Verstorbenen ist der Erinnerungsdiamant.Er<br />

wurde<br />

vor über zehn <strong>Jahre</strong>n in der<br />

Schweiz erfunden. Die Firma<br />

Algordanza stellt seitdem aus<br />

der Asche des Verstorbenen<br />

Diamanten, also Edelsteine<br />

her. Zunächst wird der Verstorbene<br />

in Deutschland<br />

durch den lokalen Bestatter<br />

eingeäschert, dann wird<br />

die Urne in ein Labor in die<br />

Schweiz gesendet. In einem<br />

mehrwöchigen Verfahren<br />

wird bei hoher Temperatur<br />

und unter hohem Druck der<br />

Kohlenstoff aus der Kremationsasche<br />

zu einem Rohdiamanten<br />

umgewandelt<br />

und danach in Handarbeit<br />

geschliffen. „Die synthetischen<br />

Diamanten entstehen<br />

ausschließlich aus dem<br />

Kohlenstoff der Kremationsasche“,<br />

so Céline Lenz vom<br />

Anbieter. Ein synthetischer<br />

Diamant wachse zwar im Labor,<br />

weise aber dieselben physikalischen,<br />

chemischen und<br />

optischen Eigenschaften auf<br />

wie ein natürlicher Diamant.<br />

Er sei also kein Imitat, kein<br />

Zirkonia oder anderes Material.<br />

Was kostet diese Erinnerungsform?<br />

Wie viel Asche<br />

ist nötig und was passiert mit<br />

der restlichen Asche?<br />

IMPRESSUM<br />

Verleger<br />

Nordkurier Mediengruppe GmbH & Co. KG<br />

Friedrich-Engels-Ring 29<br />

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Die Verlagsbeilage erscheint am 8.11.2016 im<br />

Nordkurier und am 9.11.2016 in einer Teilauflage<br />

des AK – Anzeigenkurier mit Lokalfuchs.


Seite 82<br />

Ratgeber 4. Lebensphase<br />

Der Wegweiser zu qualifizierten Bestattern<br />

Immer mehr Geschäfte werden<br />

heutzutage im Internet<br />

abgewickelt - selbst in einem<br />

so sensiblen Bereich wie dem<br />

Bestattungswesen. Schon in<br />

wenigen <strong>Jahre</strong>n dürften bis<br />

zu 20 Prozent der Aufträge<br />

online zustande kommen,<br />

schätzen Experten. Nur wie<br />

finden die Angehörigen einen<br />

qualifizierten und damit seriösen<br />

Ansprechpartner vor<br />

Ort? Der Bundesverband<br />

Deutscher Bestatter (BDB)<br />

bietet dazu nun auf www.bestatter.de<br />

einen neuen Wegweiser<br />

an. Dort hilft der BDB<br />

bei der Suche nach einem<br />

ortsnahen Bestatter, dem<br />

man vertrauen kann. Die Reihenfolge<br />

des Suchergebnisses<br />

wird allein durch die Eingabe<br />

des Ortes, der Postleitzahl<br />

und des gewünschten Radius<br />

bestimmt. Auf dem Portal<br />

werden zudem keine Vermittlungsprovisionen<br />

fällig.<br />

„Preisvergleiche sind zwar<br />

für Verbraucher per se nicht<br />

grundsätzlich schlecht“,<br />

sagt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer<br />

des Kuratoriums<br />

Deutsche Bestattungskultur.<br />

„Doch man muss<br />

sich klar darüber sein, dass<br />

es immer auch starke regionale<br />

Unterschiede gibt – besonders<br />

was die Friedhöfe, die<br />

Grabpflege und andere Angebote<br />

angeht. Und die kennen<br />

regionale Bestatter einfach<br />

besser. Die Ergebnisliste<br />

zeigt zudem die Leistungen<br />

der verschiedenen ortsnahen<br />

Institute wie etwa das Qualitätssiegel<br />

„Markenzeichen“<br />

oder das Vorhandensein von<br />

Abschiedsräumen. Einige<br />

grundlegende Fragen zur<br />

gewünschten Bestattungsart,<br />

dem Bestattungsort, der<br />

Trauerfeier und besonderen<br />

Wünschen schaffen die Basis<br />

für die anschließende Anfrage,<br />

ohne dass der Trauernde<br />

schon einen verbindlichen<br />

Auftrag erteilt. Spätestens 48<br />

Stunden nach Abschicken der<br />

Anfrage erhält der Suchende<br />

maximal drei unverbindliche<br />

Angebote von Bestattungsunternehmen<br />

der ausgewählten<br />

Region. Nach der<br />

Neues Onlineportal hilft bei<br />

der Bestattersuche. FOTO: DJD/BDB<br />

ersten Kontaktaufnahme per<br />

Internet ist eine persönliche<br />

Beratung unverzichtbar, um<br />

die Angehörigen bestmöglich<br />

zu betreuen. Am Ende steht<br />

ein seriöser vergleichbarer<br />

Kostenvoranschlag des Bestatters,<br />

so dass die Hinterbliebenen<br />

genau wissen, was<br />

auf sie zukommt.

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