bull_02_06_Perspektive
Credit Suisse bulletin, 2002/06
Credit Suisse bulletin, 2002/06
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PERSPEKTIVE<br />
Froh zu sein, bedarf es wenig<br />
Die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer sehen sich als Optimisten.<br />
Doch gilt es, ein detaillierteres Bild der persönlichen, aber auch der gesellschaftspolitischen Zukunft<br />
zu malen, so verdüstert sich der Blick. Daniel Huber, Redaktion Bulletin<br />
Foto: Philippe Ramette «Socles à réflexion»/Alain Ramette/Courtesy Galerie Xippas, Paris<br />
Wirtschaftsflaute, steigende Arbeitslosigkeit<br />
und unsichere Weltpolitik vermögen<br />
spontan die <strong>Perspektive</strong>n der Schweizerinnen<br />
und Schweizer nicht zu trüben. Auf die<br />
Frage «Bezeichnen Sie sich selber als Optimisten<br />
oder als Pessimisten?», stufen sich<br />
51 Prozent spontan als Optimisten ein. Nur<br />
gerade jeder Zehnte lässt sich zum Pessimisten<br />
abstempeln. 38 Prozent sehen sich<br />
irgendwo dazwischen, gewissermassen als<br />
Umwelt<br />
Arbeitslosigkeit/<br />
Wirtschaftsfragen<br />
Soziale Fragen/Gesundheit<br />
Anderes/keine Angabe<br />
Kultur und Werte<br />
Globale Probleme/3. Welt<br />
Krieg<br />
Migration/Kriminalität/<br />
Sicherheit<br />
Finanzen/Schulden<br />
Basis: inhaltliche Nennung<br />
3%<br />
6%<br />
7%<br />
7%<br />
8%<br />
10%<br />
Realisten. Dies ist eines der Ergebnisse der<br />
repräsentativen Umfrage, die das Bulletin<br />
zusammen mit dem GfS-Forschungsinstitut<br />
diesen Herbst in der Schweiz durchgeführt<br />
hat. Bulletin wollte wissen, wie kritisch<br />
respektive optimistisch oder pessimistisch die<br />
Schweizerinnen und Schweizer in die Zukunft<br />
blicken, welche <strong>Perspektive</strong>n sie haben.<br />
Befragt wurden insgesamt 1010 Personen<br />
über 18 Jahre.<br />
Prognosen werden mit Vorsicht genossen<br />
Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer misstraut Prognosen. Am ehesten<br />
ernst genommen werden Einschätzungen von Konjunkturforschern.<br />
Konjunkturforscher<br />
Wahlvorhersagen<br />
in der Politik<br />
Astrologen<br />
Wahrsager, z.B. Tarot-<br />
Karten oder Pendel<br />
3 28<br />
1 23 9<br />
2<br />
1 5 4<br />
12 3<br />
sehr ernst<br />
eher ernst<br />
17<br />
9<br />
24<br />
15%<br />
32<br />
32<br />
weiss nicht/keine Antwort<br />
eher nicht ernst<br />
20%<br />
24%<br />
28<br />
35<br />
59<br />
73<br />
in %<br />
überhaupt<br />
nicht ernst<br />
Umweltprobleme als grösste Erblast<br />
«Worunter wird die nächste Generationen am meisten zu leiden haben, was wir heute<br />
auf dieser Welt verursachen?»<br />
Optimistische <strong>Perspektive</strong>n für die Schweiz<br />
In Bezug auf die Entwicklung der Schweiz als<br />
Ganzes geben sich Herr und Frau Schweizer<br />
zuversichtlich. Fast drei Viertel oder 73 Prozent<br />
der Befragten sehen den nächsten zehn<br />
Jahren «optimistisch» (60 Prozent) oder<br />
sogar «sehr optimistisch» (13 Prozent) entgegen.<br />
Damit liegt die Schweiz im internationalen<br />
Vergleich klar vorne. Ebenfalls gut<br />
positioniert ist Deutschland auf Platz zwei mit<br />
insgesamt 67 Prozent optimistischen Stimmen.<br />
Dagegen sind die Einschätzungen<br />
gegenüber der Entwicklung der EU mit<br />
lediglich 51 positiven Voten bereits recht<br />
gemischt. Die USA ist auf der Optimismus-<br />
Skala noch hinter Asien erst auf Platz vier<br />
klassiert. Für Lukas Golder, GfS-Projektleiter<br />
der Umfrage, ist das eine klare Folge<br />
der gegenwärtigen Unsicherheiten rund um<br />
die Irak-Krise. Gar mehrheitlich pessimistisch<br />
fallen die <strong>Perspektive</strong>n für Russland,<br />
Südamerika und Afrika aus.<br />
Umweltprobleme als grösste Erblast<br />
Gefragt wurde auch ganz generell nach der<br />
gravierendsten Erblast, die wir heute zum<br />
Leid unserer Kinder verursachen. Bei dieser<br />
offenen Frage nennen die Schweizer am<br />
häufigsten Probleme rund um die Umwelt,<br />
gefolgt von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsproblemen.<br />
Die hohe Gewichtung der Umweltprobleme<br />
erstaunt. Zumal in der tagtäglichen<br />
Berichterstattung und damit auch in<br />
unserer Wahrnehmung Waldsterben, Ozonloch<br />
oder Klimaerwärmung seit den Achtzigerjahren<br />
immer weiter in den Hintergrund<br />
gerückt sind und an Dringlichkeit zu verlieren<br />
scheinen. Das zeigen auch die Resultate<br />
der im Auftrag des Bulletin alljährlich<br />
durchgeführten repräsentativen Sorgenbarometer-Umfrage.<br />
Dazu Lukas Golder: «Seit<br />
1988 stellen wir dort eine kontinuierliche<br />
Credit Suisse Bulletin 6-<strong>02</strong> 19