bull_02_06_Perspektive
Credit Suisse bulletin, 2002/06
Credit Suisse bulletin, 2002/06
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tung in einem Masse steigen, dass es auch<br />
konsumwirksam wird. Neben den globalen<br />
Unsicherheitsfaktoren (Irak-Krise, Aktienmärkte)<br />
belastet die Arbeitsmarktsituation<br />
die Kauflust der europäischen Verbraucher.<br />
Vor diesem Hintergrund präsentiert sich der<br />
europäische Investitionsausblick in einem<br />
gedämpften Licht. Mit den jüngsten krisengetriebenen<br />
Restrukturierungen hat sich<br />
zwar die Rentabilität der Unternehmen verbessert.<br />
Eine spürbare, wachstumsrelevante<br />
Ausweitung der Investitionen bedingt hingegen<br />
einen stabilen Konsum- und/oder<br />
Exportaufschwung, der jedoch auf sich warten<br />
lässt.<br />
Aktienmärkte: Gefangen im Seitwärtstrend<br />
Anstoss an einem mageren Wachstum dürften<br />
nicht nur die Konsumenten nehmen. Auch<br />
die Finanzmärkte werden – eine kleine<br />
Jahresendfeier nicht ausgeschlossen – das<br />
nächste Jahr wohl eher mit nüchternen Konjunkturerwartungen<br />
angehen. Das Warten<br />
auf den konjunkturellen Durchbruch sollte<br />
sich am deutlichsten in richtungslosen Aktienmärkten<br />
niederschlagen, die aus ihrem allgemeinen<br />
Seitwärtstrend nicht ausbrechen<br />
können. Etwas gelassener dürfte man diesen<br />
Entwicklungen auf den internationalen<br />
Zinsmärkten entgegensehen. In einem solch<br />
«Alle Hoffnungen der EU<br />
richten sich auf<br />
die Binnenwirtschaft.»<br />
Anja Hochberg, Head Fixed Income & Forex Research<br />
impulsarmen Umfeld werden die wichtigsten<br />
Notenbanken eher expansive Zinssignale<br />
aussenden. Auch am Kapitalmarkt ist grosse<br />
Zinsangst unbegründet: Mässiges Wachstum<br />
und eine tiefe Teuerung lassen die<br />
Zinsen auf tiefem Niveau pendeln.<br />
Anja Hochberg<br />
Telefon 01 333 52 <strong>06</strong>, anja.hochberg@credit-suisse.ch<br />
Europa rappelt sich nur mühsam auf<br />
Stimmungsumfragen der EU belegen: Der europäische Konjunkturaufschwung<br />
ist vorerst gestoppt. Auf den Verbrauchern lastet neben den globalen<br />
Risiken und der Finanzmarktsituation auch noch die schlechte Lage auf dem<br />
Arbeitsmarkt. Quelle: Europäische Kommission, Credit Suisse<br />
Geschäftsklima<br />
(Industrie)<br />
Verbrauchervertrauen<br />
(Konsumenten)<br />
87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 <strong>02</strong><br />
Index<br />
(Stimmung)<br />
10<br />
0<br />
–10<br />
–20<br />
–30<br />
–40<br />
Schweizer Ausblick<br />
Semya Ayoubi, Ökonomin Branchenanalyse<br />
Die Schweiz kann sich diesem internationalen<br />
Konjunkturumfeld nicht entziehen.<br />
Das hiesige Wirtschaftswachstum hat sich<br />
im Verlauf dieses Jahres merklich abgeschwächt<br />
und wird im Jahresdurchschnitt<br />
voraussichtlich stagnieren.<br />
Gegenwärtig wird die Wirtschaft vom privaten<br />
Konsum sowie den Bauinvestitionen<br />
getragen. Beide Komponenten sind jedoch<br />
im gegenwärtigen Zeitpunkt keine starke<br />
beziehungsweise anhaltende Stütze. So wird<br />
sich der private Konsum angesichts bescheidener<br />
Lohnzuwächse und geringerer Arbeitsplatzsicherheit<br />
mit einer Zunahme um 0,8<br />
Prozent voraussichtlich auch 2003 verhalten<br />
entwickeln. Die Bauinvestitionen werden<br />
2003 kaum mehr einen Wachstumsbeitrag<br />
leisten. Die Investitionen in die grossen Infrastrukturprojekte<br />
haben 20<strong>02</strong> ihren Zenit<br />
erreicht, der Gewerbebau dürfte stark abnehmen.<br />
Diese Lücke wird wohl nicht nahtlos<br />
vom Mehrfamilienhausbau geschlossen werden,<br />
so dass die Bauinvestitionen 2003 real<br />
um ein Prozent sinken dürften.<br />
Die geringeren Ausrüstungsinvestitionen<br />
lesen sich im Kontext mit dem globalen Konjunkturumfeld<br />
und der geringeren Exportgüternachfrage.<br />
In Erwartung, dass sich ab<br />
2003 der Konjunkturhimmel in der EU und<br />
den USA aufhellen wird, ist ab der zweiten<br />
Jahreshälfte 2003 mit steigenden Exporten<br />
zu rechnen. Auch die inländischen Investitionen<br />
zur Erneuerung von Produktionsanlagen<br />
und zur Rationalisierung der Prozesse würden<br />
dann von tiefem Niveau aus wieder stark<br />
ansteigen und im Jahresdurchschnitt um<br />
4,4 Prozent zulegen.<br />
Krise deckt strukturelle Schwächen auf<br />
Insgesamt dürfte die Schweizer Wirtschaft<br />
ab dem zweiten Halbjahr 2003 wieder Tritt<br />
fassen und im Jahresdurchschnitt real um<br />
1,2 Prozent wachsen.<br />
Ein Blick auf die Schweizer Branchen<br />
zeigt ein stark unterschiedliches Bild. Dies ist<br />
jedoch nicht allein auf die aktuelle Nachfragesituation<br />
zurückzuführen. In Krisensituationen<br />
treten üblicherweise auch strukturelle<br />
Schwächen in umso schärferen Konturen zu<br />
Tage. So ist das Gastgewerbe wohl von der<br />
Reisemüdigkeit der in- und ausländischen<br />
Gäste betroffen, und auch der Geschäfts-<br />
50 Credit Suisse Bulletin 6-<strong>02</strong>