bull_02_06_Perspektive
Credit Suisse bulletin, 2002/06
Credit Suisse bulletin, 2002/06
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PERSPEKTIVE<br />
Quelle der Charts: GfS-Forschungsinstitut, Politik und Staat, Bern, Sorgen-Barometer/Spezialteil «<strong>Perspektive</strong>n», Oktober 20<strong>02</strong> (N = 1010)<br />
dass dann die Impfung gegen Aids sowie<br />
umweltfreundliche, abgasfreie Autos Realität<br />
sein werden. Dagegen scheint die<br />
Science-Fiction-Euphorie der Siebzigerjahre<br />
Weiterführende Informationen und Grafiken<br />
zur Bulletin-Befragung «<strong>Perspektive</strong>n» finden Sie<br />
unter www.emagazine.ch<br />
für die Besiedlung des Weltalls endgültig<br />
verflogen. Für 79 Prozent ist das «eher» bis<br />
«sehr unwahrscheinlich». Als wenig erfolgversprechend<br />
werden auch emanzipatorische<br />
Verbesserungen innerhalb der katholischen<br />
Kirche erachtet. Nur gerade zwei Prozent erachtet<br />
die Wahrscheinlichkeit einer Päpstin<br />
innerhalb der nächsten 25 Jahre als hoch.<br />
Informatik ist trotz allem zukunftsträchtig<br />
Bei den wirtschaftlichen <strong>Perspektive</strong>n scheint<br />
der Schweizer Glaube an den Siegeszug<br />
moderner Technologien unerschütterlich.<br />
Trotz New-Economy-Disaster sehen 71 Prozent<br />
der Befragten die Aussichten der Informatik<br />
in zehn Jahren als «eher» bis «sehr optimistisch».<br />
Bei der Telekommunikation sind<br />
es zuversichtliche 68 Prozent. Dagegen sind<br />
die Schweizer zurzeit auf Börse und Aktien<br />
nicht gut zu sprechen: 19 Prozent sehen ihre<br />
Zukunft «sehr pessimistisch», 38 Prozent<br />
«eher pessimistisch». Immerhin 27 Prozent<br />
sehen über einen Zeithorizont von zehn<br />
Jahren eine eher optimistische <strong>Perspektive</strong>.<br />
Mit leichtem Hang zum Optimismus schneiden<br />
die Banken ab. Dort stehen 51 Prozent<br />
optimistische Einschätzungen 45 Prozent<br />
pessimistischen gegenüber.<br />
Junge sind optimistischer als Alte<br />
Bulletin wollte zudem wissen, wie die<br />
Schweizerinnen und Schweizer ihre persönliche<br />
Situation heute im Vergleich zu morgen,<br />
aber auch zu gestern einschätzen. Gefragt<br />
Die Schweiz gehört in zehn Jahren der EU an<br />
«Wie sieht die Schweiz in zehn Jahren aus?» Zweiklassenmedizin, Tabak-Werbeverbot,<br />
EU-Mitgliedschaft und gut gehütetes Bankgeheimnis gelten als wahrscheinlich.<br />
Zweiklassenmedizin<br />
Mitgliedschaft in der EU<br />
Werbeverbot für Zigaretten<br />
Einführung einer Berufsarmee<br />
Fall der Zauberformel<br />
Abschaffung des<br />
Bankgeheimnisses<br />
Impfung gegen AIDS<br />
Autos, die sauber ganz ohne<br />
Benzin oder Diesel fahren<br />
Durchschnittliche Lebenserwartung<br />
von 100 Jahren<br />
Vergnügen in virtuellen<br />
Welten<br />
Roboter, die den Haushalt<br />
erledigen<br />
Designerbabys<br />
Besiedlung des Weltalls<br />
Ernennung einer Päpstin<br />
2<br />
10<br />
11<br />
12<br />
3 15 3<br />
12<br />
16<br />
15<br />
19 49 2 20<br />
8 20 7<br />
5<br />
22<br />
25<br />
sehr wahrscheinlich<br />
eher wahrscheinlich<br />
25 44 2 20<br />
14<br />
26 5<br />
24 2<br />
26<br />
7 23 11<br />
34 2<br />
23<br />
31 11<br />
34 4<br />
36<br />
45 8<br />
In 25 Jahren gibt es einen Impfstoff gegen AIDS<br />
Während AIDS-Impfstoff und abgasfreie Autos in 25 Jahren als wahrscheinlich gelten,<br />
werden Siedlungen im All und der ersten Päpstin wenig Chancen zugestanden.<br />
26<br />
40 2<br />
31<br />
31<br />
36<br />
37<br />
weiss nicht/keine Antwort<br />
eher unwahrscheinlich<br />
33<br />
28<br />
22<br />
22<br />
31<br />
24<br />
5<br />
7<br />
9<br />
16<br />
11<br />
22<br />
10<br />
10<br />
21<br />
27<br />
26<br />
34<br />
43<br />
58<br />
in %<br />
sehr<br />
unwahrscheinlich<br />
wurde: Wie geht es Ihnen heute im Vergleich<br />
zu vor zehn Jahren, finanziell und in Bezug auf<br />
ihre Lebensqualität insgesamt? Und welche<br />
Entwicklung erwartet Sie für die nächsten<br />
zehn Jahre? Nur ein Viertel der Schweizer<br />
erwartet für die Zukunft eine eher positive<br />
Entwicklung ihrer Lebensqualität und ihrer<br />
finanziellen Situation. 46 Prozent (finanzielle<br />
Situation) und 50 Prozent (Lebensqualität)<br />
gehen in den nächsten zehn Jahren vom<br />
Status quo aus. 18 respektive 17 Prozent<br />
erwarten gar eine tendenzielle Verschlechterung.<br />
Diese <strong>Perspektive</strong>n fallen angesichts<br />
von 51 Prozent bekennenden Optimisten<br />
überraschend pessimistisch aus. Offenbar<br />
macht eine eher negative Einschätzung<br />
der Zukunftsperspektiven noch niemanden<br />
automatisch zum Pessimisten.<br />
Die Untersuchung zeigt auch, dass sich<br />
mit wachsender Lebenserfahrung die <strong>Perspektive</strong>n<br />
verändern. Verklärtes Wunschdenken<br />
macht nüchternem Realismus Platz.<br />
Jedenfalls beträgt bei den 18- bis 39-Jährigen<br />
der Anteil der Optimisten, die in zehn<br />
Jahren eine bessere finanzielle Situation<br />
erwarten 46 Prozent, während es bei den<br />
über 39-Jährigen nur 14 Prozent sind. Bei<br />
der Einschätzung der künftigen Lebensqualität<br />
schwinden die Hoffnungen ebenfalls<br />
mit wachsendem Alter. Bei den Jüngeren<br />
glauben 37 Prozent an eine Verbesserung,<br />
während es bei den Älteren lediglich 15 Prozent<br />
sind. Auch bei der Wahrnehmung von<br />
<strong>Perspektive</strong>n scheint letztendlich alles eine<br />
Frage der <strong>Perspektive</strong> zu sein.<br />
❙<br />
Schlussthesen<br />
Für GfS-Projektleiter Lukas Golder ergeben<br />
sich aus der Bulletin-Umfrage zum Thema<br />
<strong>Perspektive</strong>n fünf Thesen.<br />
These 1 | Die aktuelle Wirtschaftslage<br />
vermag das Grundvertrauen in die Wirtschaft<br />
nicht zu erschüttern.<br />
These 2 | Mangelndes Vertrauen in die<br />
Problemlösungskompetenz der Politik ist<br />
Ursache schlechter politischer <strong>Perspektive</strong>n.<br />
These 3 | Umweltverschmutzung ist die<br />
schlimmste <strong>Perspektive</strong>.<br />
These 4 | Zukunftsdenken ist ungewohnt. Es<br />
gibt deshalb keine einheitliche Grundhaltung<br />
der Zukunft gegenüber.<br />
These 5 | Die Zukunft ist eine Projektion aus<br />
der Gegenwart.<br />
Credit Suisse Bulletin 6-<strong>02</strong> 21