Risikofreudige Amerikaner vertrauen stärker auf Aktien Während die Vermögen reicher Amerikaner zu 22 Prozent in Wertpapieren angelegt sind, macht der Aktienanteil in Europa lediglich acht Prozent aus. Dafür sind kurzfristige Anlagen in Europa mehr als doppelt so stark gewichtet. Quellen: Europa – Deutsche Bundesbank, USA – Federal Reserve Europa 12% Anlagefonds 8% Obligationen 8% Wertpapiere 33% Vorsorge 34% Kurzfristige Anlagen 5% Andere USA 22% Wertpapiere 16% Anlagefonds 35% Vorsorge 7% Obligationen 14% Kurzfristige Anlagen 6% Andere 58 Credit Suisse Bulletin 6-<strong>02</strong>
WEALTH MANAGEMENT PLANNING Das grosse Geld trotzt der steifen Börsenbrise Die Kurskorrekturen an den Finanzmärkten konnten dem Wohlstand der Reichsten dieser Welt nichts anhaben. In einigen Regionen hat sich lediglich die Zunahme der Vermögen etwas verlangsamt. Ungebremst zugelegt haben die Reichen in Südamerika und Asien. Christine Frey, Equity Research Europe Foto: Stephen Swintek/Stone, Martin Stollenwerk Der weltweite Reichtum von Privatkunden mit einem Vermögen von über einer Million US-Dollar, den so genannten High Networth Individuals, wird per Ende 2001 auf unglaubliche 26,2 Billionen US-Dollar 1) geschätzt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Wachstum von drei Prozent. In einem Jahr mit deutlich negativen Aktienmärkten ist das ein erstaunlicher Wert. Zumal einzelne Sektoren, wie zum Beispiel Technologie, Medien oder Telekom, den Investoren und natürlich auch dem Management der betroffenen Unternehmen nahezu einen kompletten Wertverlust brachten. Allerdings wurden bei dieser Vermögenserhebung auch Immobilien einbezogen. Ein differenzierter Blick auf die einzelnen Regionen zeigt jedoch enorme Unterschiede. Das Vermögen der Ultrareichen wuchs in den USA lediglich um 1,7 Prozent. Bei den Europäern stagnierte es gar mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent. Dagegen verzeichnete Südamerika ein starkes Wachstum von acht Prozent und das Vermögen der Reichen in Asien wuchs um 7,1 Prozent. Ein Blick auf die Verteilung zeigt, dass 29 Prozent oder 7,6 Billionen US-Dollar des weltweiten Reichtums der High Networth Individuals im letzten Jahr von Amerikanern stammten. Die Europäer bringen es gar auf 32 Prozent oder 8,4 Billionen US-Dollar. Das Vermögen der gesamten europäischen Bevölkerung ist von 1997 bis 2001 im Durchschnitt um rund sechs Prozent pro Jahr gestiegen. Per 2000 wurde kurzfristig der höchste Vermögensstand in Europa gemessen, bevor 2001 ein moderater Rückgang von zwei Prozent einsetzte. In den USA sanken die gesamten Vermögen auf Grund der höheren Aktienquote vor allem auch im Pensionsbereich um deutlich höhere sechs «Die Reichtumsschere öffnet sich wieder weiter.» Christine Frey, Equity Research Europe Prozent. Der Vergleich beider Vermögensentwicklungen zeigt: Die Schere zwischen den Reichen und dem Durchschnitt hat sich weltweit wieder weiter aufgetan. Per Ende 2001 verzeichneten die kumulierten Vermögen aller Privatpersonen in Europa 12,7 Billionen Euro. Die Amerikaner wiesen zum selben Zeitpunkt ein Vermögen von 29,2 Billionen Euro aus. Das ergibt in den USA pro Kopf 105 000 Euro. Dagegen kommen die Europäer lediglich auf ein Durchschnittsvermögen von 41 000 Euro. Doch der Vergleich hinkt. Während in den USA die privaten Pensionspläne zum Vermögen dazugezählt werden, bleiben die staatlichen Pensionspläne in Europa unberücksichtigt. US-Investoren sind risikofreudiger Vergleicht man die Zusammensetzung von amerikanischen Vermögensanlagen mit derjenigen der Europäer, so sind bei den Aktienanteilen und den Depositen die grössten Unterschiede anzutreffen. Dies hat in den USA im vergangenen Jahr auch zur stärkeren Korrektur geführt. Dort verfügt ein durchschnittliches Vermögenspaket über 22 Prozent Aktien. Dem stehen acht Prozent In China spriesst der neue Reichtum In Asien sind die Unterschiede zwischen Reich und Arm weltweit am stärksten ausgeprägt. Der Ungleichheitsindex der Weltbank – er setzt das Vermögen der reichsten 20 Prozent der Bevölkerung in Relation zu demjenigen der untersten 20 Prozent – weist für China im Jahr 2001 einen Ungleichheitsindex von 7,9 aus. Zum Vergleich: In Malaysia sind es 12,3 und in Singapore 8,5. Doch während Experten in Singapore und Malaysia, ähnlich wie in Europa, in den nächsten Jahren lediglich eine geringfügige Vergrösserung des Ungleichheitsindexes sehen, öffnet sich in China die Vermögensschere in rasantem Tempo. Geht man von einem Wachstum des Ungleichheitsindexes auf 8,5 in diesem Jahr und auf 9,0 im nächsten aus, so würde sich das Vermögen der reichsten 20 Prozent Chinesen – was immerhin rund 255 Millionen Menschen entspricht – in diesem Jahr um 14 Prozent und im kommenden Jahr um 13 Prozent erhöhen. Das reichste Topprozent – das rund 13 Millionen Menschen umfasst – würde so 20<strong>02</strong> um 22,9 Prozent reicher und im nächsten Jahr um 19,9 Prozent. Dagegen nimmt sich das Vermögenswachstum der reichen Europäer im vergangenen Jahr mit 0,1 Prozent und das der Amerikaner mit 1,7 Prozent sehr bescheiden aus. Und selbst im gesamten asiatischen Raum waren es lediglich 7,1 Prozent. 1) Quelle: «World Wealth Report» von Cap Gemini Ernst & Young / Merrill Lynch Credit Suisse Bulletin 6-<strong>02</strong> 59