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Ãœber 130 Microsoft Certified Solution Provider im Profil ... - ITwelzel.biz

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KOLUMNE<br />

Der VBS-Wurm<br />

„I love you“ hat<br />

weltweit Milliardenschädenangerichtet:<br />

Wir haben<br />

dennoch gute<br />

Gründe, dem<br />

Virenprogrammierer<br />

nicht allzu böse<br />

zu sein.<br />

8 Windows 2000 Magazin 6/2000<br />

DIALOG<br />

Kolumne<br />

Verhängnisvolle<br />

Liebe<br />

Auch wir wurden von<br />

ihm he<strong>im</strong>gesucht –<br />

dem berühmten Liebesbrief<br />

mit dem fatalen Inhalt.<br />

Schneller als jeder andere<br />

Virus vor ihm konnte<br />

sich „I love You“ weltweit<br />

verbreiten. In unserer Firma<br />

dauerte es keine zehn Minuten,<br />

bis die meisten PCs von<br />

ihm infiziert waren – trotz<br />

Virenschutz auf dem Mail-<br />

Server und den Clients. Von<br />

da an ging es nur noch um<br />

Schadensbegrenzung und<br />

Aufräumarbeiten. Auf etlichen<br />

Rechnern erwies sich<br />

das Zurückspielen eines<br />

Backups als der vernünftigste<br />

Weg.<br />

Warum wir noch einmal<br />

mit einem blauen Auge davongekommen<br />

sind. Blödsinn,<br />

denken Sie? „I love<br />

You“ war schließlich der Viren-GAU.<br />

Denken Sie noch<br />

einmal nach, was der Virus<br />

tatsächlich auf den Systemen<br />

anrichtet. Sicherlich, er vervielfältigt<br />

sich automatisch<br />

von Frank-Martin Binder<br />

und nutzt dazu <strong>Microsoft</strong>-<br />

Outlook. Der darüber hinaus<br />

gehende Schaden hält sich<br />

jedoch in Grenzen. Alle jpg-<br />

Grafikdateien werden mit<br />

dem Virus überschrieben und<br />

Musikdateien <strong>im</strong> mp3-Format<br />

versteckt. In den seltensten<br />

Fällen dürften damit geschäftskritische<br />

Daten zerstört<br />

worden sein. Technische<br />

Gründe für diesen begrenzten<br />

Schaden gibt es nicht, genauso<br />

gut hätte „I love you“<br />

Datenbanken, Spreadsheets<br />

oder Textdokumente mit seinem<br />

Virus-Code überschreiben<br />

können. Man könnte<br />

beinahe den Eindruck gewinnen,<br />

„I love you“ war eher als<br />

ernste Warnung denn als<br />

echter Schädling gedacht.<br />

Warum die Trittbrettfahrer<br />

besser schweigen sollten. Offenbar<br />

ist es unvermeidlich:<br />

Jede Katastrophe bringt Trittbrettfahrer<br />

hervor, die aus<br />

dem Unglück der anderen ihren<br />

Profit schlagen wollen. „I<br />

love you“ macht hierbei keine<br />

Ausnahme. An der Spitze<br />

natürlich die Hersteller von<br />

Antiviren-Software. Dabei<br />

hätten sie allen Grund, sorgfältig<br />

ihre Hausaufgaben zu<br />

erledigen und ansonsten voller<br />

Scham <strong>im</strong> Boden zu versinken.<br />

Denn „I love you“<br />

war der GAU für die Antiviren-Branche.<br />

Keine Vorwarnung<br />

kam von ihnen, und<br />

keiner der bekannten Hersteller<br />

war in der Lage, den Virus<br />

zu erkennen. Die Updates<br />

der Virendatenbanken kamen<br />

erst, als es in den meisten<br />

Firmen schon zu spät war.<br />

Als nächstes hatten die<br />

Unix- und Linux-Anbieter<br />

sowie die Hersteller alternativer<br />

Mail-Software Oberwasser:<br />

„Mit unseren Pro-<br />

dukten wäre das nicht passiert!<br />

Monokulturen sind<br />

eben anfälliger für Schädlingsbefall.“<br />

Natürlich hat<br />

das Argument einiges für<br />

sich, dennoch sollten die<br />

fraglichen Akteure ihren<br />

Kopf lieber unten halten, allzu<br />

leicht könnten sie sonst<br />

das Opfer des nächsten Angriffs<br />

sein. Es wäre verwunderlich,<br />

wenn alle Linux-Anwender,<br />

die in den letzten<br />

Jahren auf die alternative<br />

Plattform umgestiegen sind,<br />

das notwendige Know-how<br />

mitbrächten, ihre Systeme<br />

wasserdicht zu machen.<br />

Der unnötigste Trittbrettfahrer-Beitrag<br />

kam allerdings<br />

von Bill Gates h<strong>im</strong>self, der<br />

auf der Website des T<strong>im</strong>e<br />

Magazine die Meinung vertrat,<br />

sollte <strong>Microsoft</strong> aufgespalten<br />

werden, werde es für<br />

die Anwender viel schwieriger,<br />

ihre Systeme gegen Angriffe<br />

wie den „I love You“-<br />

Virus zu schützen.<br />

Welche Lehren man aus<br />

dem Liebes-GAU ziehen sollte.<br />

Die erste und wichtigste<br />

Lehre aus „I love You“ hat etwas<br />

mit der Einstellung zu<br />

tun. Jeder Mitarbeiter einer<br />

Firma muss sich über mögliche<br />

Sicherheitsrisiken <strong>im</strong><br />

Klaren sein und sein Verhalten<br />

danach ausrichten. Dass<br />

massenhaft dubiose Liebesbrief-Attachments<br />

in der E-<br />

Mail geöffnet werden, lässt<br />

auf massive Aufklärungsdefizite<br />

in den Firmen schließen.<br />

Die EDV-Abteilungen<br />

sind gut beraten, „I love You“<br />

als Warnschuss zu begreifen<br />

und nicht nur ihre Technik,<br />

sondern auch die firmenweiten<br />

Verhaltensregeln und Arbeitsanweisungen<br />

auf den<br />

Stand der Zeit zu bringen.<br />

Als zweite Lehre aus „I<br />

love you“ sollte man die Tugend<br />

der Bescheidenheit wieder<br />

zu Ehren kommen lassen.<br />

Es ist nicht <strong>im</strong>mer die beste<br />

Idee, jedes technische G<strong>im</strong>mick<br />

als Segen zu betrachten.<br />

Muss wirklich auf jedem<br />

Arbeitsplatzrechner Active<br />

Scripting und Windows<br />

Scripting Host verfügbar<br />

sein, die sich in diesem Fall<br />

als Sicherheitslücke entpuppt<br />

haben? Vielleicht klingt der<br />

Gedanke ziemlich altbacken:<br />

Aber eine reine Text-E-Mail<br />

ist abolut virensicher...<br />

Und schließlich sollten wir<br />

Anwender <strong>Microsoft</strong> stärker<br />

in die Pflicht nehmen. Sicher,<br />

es wäre nicht fair, Micosoft<br />

für „I love you“ verantwortlich<br />

zu machen. Den Virus<br />

hat schließlich jemand anderes<br />

geschrieben. Aber er hat<br />

sich eben die <strong>Microsoft</strong>-typischen<br />

Schwächen zunutze<br />

gemacht. In der Vergangenheit<br />

entschied sich <strong>Microsoft</strong><br />

<strong>im</strong> Zweifelsfall <strong>im</strong>mer für ein<br />

Mehr an Funktionalität, auch<br />

wenn das eine oder andere<br />

Sicherheitsrisiko damit einher<br />

ging. Auf diese Weise<br />

entstand eine Betriebssystem-Messaging-Office-Kombination,<br />

die von Haus aus<br />

offen angelegt war. Wer mehr<br />

Sicherheit wolle, könne das<br />

System ja restriktiver konfigurieren,<br />

so die <strong>Microsoft</strong>-<br />

Argumentation. Vor allem <strong>im</strong><br />

Unternehmenseinsatz ist jedoch<br />

ein grundsätzlicher<br />

Wandel dieser Denke vonnöten:<br />

Das System sollte prinzipiell<br />

sicher sein, und es<br />

sollte dem Systemadministrator<br />

überlassen sein, die<br />

Richtlinien je nach Bedarf<br />

und unter Berücksichtigung<br />

der Risiken zu öffnen.<br />

Denken Sie einmal darüber<br />

nach, ob wir dem Programmierer<br />

des Liebesbriefs vielleicht<br />

doch ein wenig zu<br />

Dank verpflichtet sind. Dafür,<br />

dass er nicht mehr Schaden<br />

angerichtet hat und dass er<br />

mehr als deutlich aufgezeigt<br />

hat, wo sich die Achillesferse<br />

unserer multi-vernetzten<br />

Systeme befindet. (fbi)<br />

www.win2000mag.de

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