risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...
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Zusammenfassung<br />
• Wie kann das Risiko <strong>von</strong> Naturgefahren insbesondere das <strong>von</strong> Sturmfluten quantitativ bzw. qualitativ<br />
analysiert werden?<br />
Die schädigenden Wirkungen natürlicher Prozesse können mit einer naturwissenschaftlichen Risiko-<br />
analyse auf der Basis <strong>von</strong> Beobachtung, Modellierung und Szenariobildung realitätsnah qualitativ<br />
und quantitativ beschrieben werden. In der vorliegenden Arbeit wird ein modulares Analyseverfahren<br />
vorgestellt, welches die Arbeitsschritte der Systemabgrenzung und -beschreibung, der Analyse<br />
der Gefährdung und der Vulnerabilität sowie der abschließenden Risikoabschätzung und -darstellung<br />
umfasst. Zudem werden die wichtigsten Instrumente der Risikoanalyse erläutert, <strong>von</strong> denen ins-<br />
besondere die zur Erweiterung der erforderlichen Datenbasis zukünftig eine stärkere Berücksich-<br />
tigung finden sollten (z.B. logische Bäume, Fuzzy-Logik, Delphi-Befragungen).<br />
Darüber hinaus werden für die Abschätzung des Sturmflutrisikos spezifische Methoden und<br />
Modelle entwickelt und exemplarisch an der Gemeinde St. Peter-Ording an der Nordseeküste<br />
Schleswig-Holsteins angewendet. Mit der Gefährdungsanalyse wird hierbei die Form, die Intensität<br />
und die räumliche Ausprägung, sowie die Wahrscheinlichkeit bzw. Häufigkeit <strong>von</strong> Sturmfluten<br />
ermittelt. Dabei ist festzustellen, dass sowohl deskriptive statistische als auch induktive probabilistische<br />
Methoden Schwächen bei der Ereignisabschätzung aufweisen. Mit der Vulnerabilitätsana-<br />
lyse lassen sich dann auf der Basis verschiedener Ereignisszenarien die möglichen Sturmflutschä-<br />
den im Untersuchungsraum evaluieren. Um die Schäden zu ermitteln, wurde eine mikroskalige<br />
Methode entwickelt, mit der die gefährdeten Elemente in einem hohen Detailgrad bewertet<br />
werden können. Hierbei wird in einem ersten Schritt eine Wertermittlung zur Inventarisierung und<br />
Bewertung des vorhandenen Schadenspotenzials durchgeführt. Für den Untersuchungsraum<br />
St. Peter-Ording wurden innerhalb des potenziellen Überflutungsgebietes (ca. 4 000 ha) Gesamt-<br />
werte <strong>von</strong> ca. 2,1 Mrd. Euro ermittelt.<br />
Anschließend lässt sich mit einer Schadensschätzung die Schadenserwartung für verschiedene Ereig-<br />
nisszenarien unter Berücksichtigung bestehender Schutzmaßnahmen ermitteln. Im Fokusgebiet<br />
wurden für ein Beispielszenario maximale Schäden <strong>von</strong> ca. 70 Mio. Euro berechnet.<br />
Mit den Erkenntnissen der Gefährdungsanalyse und der Vulnerabilitätsanalyse ließ sich dann das<br />
Risiko berechnen als Produkt aus der Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses und der Scha-<br />
denserwartung. In St. Peter-Ording wurde für das Beispielszenario ein jährliches Risiko <strong>von</strong><br />
ca. 170 000 Euro ermittelt.<br />
Abschließend wurden die Ergebnisse ausgewertet und kartographisch in Rasterkarten visualisiert.<br />
Welche Formen der Ergebnisdarstellung als Basis z.B. für raumplanerische Maßnahmen oder für<br />
die Information der Bevölkerung am besten geeignet sind, ist zukünftig noch zu klären.<br />
• Wie werden Risiken <strong>von</strong> Naturgefahren insbesondere die <strong>von</strong> Sturmfluten gesellschaftlich wahrgenommen<br />
und wie lässt sich die Akzeptanz der Risiken ermitteln?<br />
Die formal-normative, die psychologisch-kognitive und die soziologisch-kulturelle Risikoforschung<br />
haben unterschiedliche Methoden zur Ermittlung der Risikoakzeptanz hervorgebracht.<br />
Diese sind aber mit zum Teil erheblichen methodischen und konzeptionellen Mängeln belastet. So<br />
ist es bis heute nicht gelungen einen allseits anerkannten Weg zur Ermittlung der Akzeptanz <strong>von</strong><br />
Risiken zu entwickeln. Es wird gezeigt, dass es aber gegenwärtig möglich ist, die Risikowahrnehmung<br />
und -bewertung mit Methoden der empirischen Sozialforschung zu beschreiben.