risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...
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Naturgefahren<br />
Zu den Problemen des Indikatorenansatzes kommt noch der Mangel an zuverlässigen Informati-<br />
onen und Katastrophenberichten (SMITH, 2001: 29). So evaluieren z.B. Versicherungen oftmals nur<br />
den Anteil der <strong>von</strong> ihnen versicherten Schäden. Außerdem erlauben die quantitativen Katastro-<br />
phenbetrachtungen keine Rückschlüsse auf die Potenz der geschädigten Gesellschaft<br />
(vgl. ISDR, 2002: 34f).<br />
Ein extremes Sturmflutereignis könnte in Norddeutschland katastrophale Schäden zur Folge ha-<br />
ben, die aber wahrscheinlich nach einer gewissen Zeit durch die zur Verfügung stehenden Res-<br />
sourcen wieder kompensiert werden könnten. In Bangladesch hingegen, könnte eine ähnliche<br />
Beeinträchtigung, wegen der geringeren ökonomischen Potenz, eine wesentlich größere Auswirkung<br />
auf das sozioökonomische System haben.<br />
Die Erläuterungen zu möglichen Katastrophen durch natürliche Extremereignisse haben gezeigt,<br />
dass diese nur in der anthropogenen sozioökonomischen Sphäre relevant sind und dass hier aufgrund<br />
unterschiedlicher Vulnerabilitäten in verschiedenen Räumen und Gesellschaften sehr diffe-<br />
rente Auswirkungen möglich sind. Zudem werden Katastrophen sehr subjektiv bewertet, und<br />
ihre Folgen werden unterschiedlich dokumentiert und aufbereitet. Dieses ist im Folgenden bei der<br />
Betrachtung möglicher Schadenstrends zu berücksichtigen.<br />
Auswertungen <strong>von</strong> Naturkatastrophen der jüngeren Vergangenheit zeigen einen signifikanten<br />
Anstieg sowohl der Anzahl der Katastrophen als auch der Schadensbelastungen seit den 70er Jah-<br />
ren (vgl. BRYANT, 1991; BURTON et al., 1993; ISDR, 2002; MÜNCHENER RÜCKVERSICHERUNGS-<br />
GESELLSCHAFT, 1999b; SMITH, 2001). Vergleicht man frühere Dekaden mit jüngeren Auswertun-<br />
gen, so geschieht dieses aber mit der Einschränkung, dass das Monitoring und die Erfassungs-<br />
methoden ständig verbessert wurden und die globale Kommunikation dazu beigetragen hat, dass<br />
die Meldungen <strong>von</strong> Katastrophen zugenommen haben (SMITH, 2001: 39).<br />
Doch betrachtet man die Entwicklung vor diesem Hintergrund, so zeigt sich trotzdem eine expandierende<br />
Entwicklung der Naturkatastrophen und ihrer Auswirkungen.<br />
Die MÜNCHENER RÜCKVERSICHERUNGS-GESELLSCHAFT wertet regelmäßig die Schadensdaten auf<br />
globaler und nationaler Ebene aus (vgl. ebd., 1999: 2002). In der Abbildung 3.5 ist die Anzahl großer<br />
Naturkatastrophen 4 weltweit und in Deutschland sowie die mit diesen im Zusammenhang<br />
stehenden volkswirtschaftlichen Schäden dargestellt. Im Zeitraum <strong>von</strong> 1950 bis 2001 führten eine<br />
Anzahl <strong>von</strong> 244 solcher Ereignisse weltweit zu einer volkswirtschaftlichen Gesamtschadensbe-<br />
lastung <strong>von</strong> ca. 1 150 Mrd. US $ (in Werten <strong>von</strong> 2001). Hierbei ist eindeutig eine Zunahme der<br />
Ereigniszahlen und der Folgen zu erkennen. Weitere Quellen, die auf anderen Katastrophendefi-<br />
nitionen und Klassifizierungen basieren, unterstützen trotz einiger Differenzen diesen globalen<br />
Aufwärtstrend (vgl. SMITH, 2001: 39ff).<br />
Der ansteigende Trend bei den Ereigniszahlen könnte auf eine Zunahme der natürlichen Extrem -<br />
ereignisse zurückzuführen sein. Dieser resultiert aber auch indirekt aus der starken Zunahme der<br />
volkswirtschaftlichen Schäden.<br />
4 Die MÜNCHENER RÜCKVERSICHERUNGS-GESELLSCHAFT definiert als große Naturkatastrophen solche, die die Selbsthilfefähigkeit der<br />
betroffenen Regionen deutlich übersteigen und überregionale oder internationale Hilfe erfordern (1999b: 41).