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risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...

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Naturgefahren<br />

einem Versagen der Schutzmaßnahmen oder in ungeschützten Küstenniederungen zu einer Über-<br />

flutungskatastrophe führen können. Die MÜNCHENER RÜCKVERSICHERUNGS-GESELLSCHAFT nennt<br />

für ein solches Ereignis an der Nordseeküste ein Schadensvolumen <strong>von</strong> ca. 31 Mrd. € und für die<br />

Ostseeküste eine Schadenserwartung <strong>von</strong> ca. 2,6 Mrd. € (ebd., 1999: 6).<br />

Wenn auch die erläuterte Schadenszunahme durch extreme Naturereignisse zu einem großen Teil<br />

auf einen sozioökonomischen Wandel zurückzuführen ist, so konstatiert die Wissenschaft zu-<br />

nehmend eine Veränderung auch in den Häufigkeiten und Intensitäten der auslösenden Ereig-<br />

nisse als Ursache für den ansteigenden Trend bei den Naturkatastrophen. Insbesondere mögliche<br />

Klimaänderungen könnten ein Grund für eine solche Entwicklung sein (s. Kap. 3.4).<br />

Von der Zunahme der Anzahl und des Ausmaßes <strong>von</strong> Naturkatastrophen sind nicht alle Regio-<br />

nen der Erde und nicht alle gesellschaftlichen Gruppen in den betroffenen Räumen gleichstark<br />

betroffen. Die Unterschiede manifestieren sich in den differenten Vulnerabilitäten der betrachte-<br />

ten Kollektive.<br />

3.3 Naturgefahren und Vulnerabilität<br />

Der Begriff der Vulnerabilität beschreibt im Allgemeinen die Verletzlichkeit oder Verwundbarkeit<br />

eines Objektes gegenüber einem Risiko und ist somit ein Maß für die Empfindlichkeit und Kapa-<br />

zität mit bestimmten physischen Ereignisstärken fertig zu werden. Bis heute ist es nicht gelungen,<br />

eine einheitliche Definition, geschweige denn ein Konzept der Vulnerabilität wissenschaftlich zu<br />

etablieren. 6 So formuliert CUTTER (1996: 530) „Vulnerability still means different things to different<br />

people“. Im Zusammenhang mit Naturkatastrophen wird der Vulnerabilitätsbegriff erstmals bei<br />

O’KEEFE et al. (1976) verwendet. Sie stellen die sozioökonomischen Faktoren als Determinanten<br />

der Schwäche in den Vordergrund ihrer Definition. Dieses Konzept wurde dann in den 80er Jahren<br />

unter einer stärkeren Berücksichtigung sozialer Aspekte weiterentwickelt.<br />

SUSMAN et al. (1983) bezeichnen die Vulnerabilität als den Grad, in welchem verschiedene Teile<br />

der Gesellschaft verschiedenartig einem Risiko ausgesetzt sind. Verletzlichkeit setzt also eine gesellschaftlich<br />

differenzierte Unfähigkeit voraus, mit möglichen Stresssituationen umzugehen<br />

(vgl. BLAIKIE et al., 1994; HOLLENSTEIN, 1997; PANKHURST, 1984). In dieser Perspektive wird der<br />

Begriff der Vulnerabilität auch als soziale Verwundbarkeit bezeichnet, die definiert wird als<br />

Wahrscheinlichkeit, mit welcher Kollektive schwerwiegende Einschränkungen ihres Wohlerge-<br />

hens erfahren.<br />

Die Vulnerabilität resultiert aus verschiedenen Parametern. Während die ereigniszentrierte Risi-<br />

koforschung den Fokus der Betrachtung auf die Veränderungen der natürlichen bzw. gesell-<br />

schaftlichen Umwelt innerhalb eines Zeitraums legt, so bestimmen doch zusätzlich auch Faktoren<br />

wie Ressourcen, Konsum und Einkommen die Potenz eines Haushalts und dementsprechend<br />

seine Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen (VAN DILLEN, 2002: 144).<br />

6 Zu den verschiedenen Vulnerabilitätsaspekten und -definitionen vergleiche SCHLUCHTER (2002) und WEICHSELGARTNER (2001).

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