risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...
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2.2 Risikoterminologie<br />
Risikodiskurs<br />
Da in der Risiko- und Naturgefahrenforschung ein Dissens hinsichtlich der Begriffsdefinitionen<br />
und Methoden zur Betrachtung <strong>von</strong> Risiken besteht, sollen im Folgenden die elementaren Termini<br />
und ihre Bedeutung für die Arbeit definiert werden. Hiermit sollen Missverständnisse im wissen-<br />
schaftlichen Kommunikationsprozess verhindert und das Verständnis der Arbeit erleichtert wer-<br />
den. Die Terminologie unterliegt einer naturwissenschaftlichen Orientierung (weitere Begriffe,<br />
s. Glossar).<br />
Gefahr<br />
Gefahren sind natürliche oder anthropogen induzierte singuläre, sequenzielle oder kombinierte<br />
Ereignisse, Zustände, Prozesse oder Handlungen, die potenziell einen Schaden oder Verlust für<br />
die Umwelt bzw. den Menschen und seine Güter bewirken können. Hinsichtlich künftiger Schäden<br />
besteht hierbei Unsicherheit. Ist die Gefahrenquelle eine natürliche, so spricht man <strong>von</strong> Natur-<br />
gefahr. Die Kombination <strong>von</strong> Gefahr (Intensität) und Häufigkeit bzw. Wahrscheinlichkeit des<br />
Auftretens der Gefahrenquelle bestimmt die Gefährdung. Das Zusammenwirken verschiedener<br />
Gefährdungen bezeichnet ein Gefährdungsbild. Gefahrenexposition tritt auf, wenn ein Element einer<br />
Gefahr ausgesetzt wird (vgl. Kap. 2.1).<br />
Risiko<br />
Risiko ist die qualitative oder quantitative Charakterisierung eines möglichen Schadens oder<br />
Verlustes als Konsequenz aus natürlichen oder anthropogen induzierten Interaktionen zwischen<br />
Ereignissen, Zuständen, Prozessen oder Handlungen und potenziell vulnerablen Risikoelementen.<br />
Hinsichtlich künftiger Schäden besteht hierbei Unsicherheit. Die Existenz eines Risikos setzt die<br />
nutzenorientierte Entscheidung voraus, sich einer potenziell schädigenden Situation auszusetzen<br />
und steht somit im Kontext zum soziokulturellen System des Risikobetrachters. 1 Die technischnaturwissenschaftliche<br />
und versicherungswissenschaftliche Definition sieht das Risiko als<br />
Kombination aus Verletzlichkeit (Vulnerabilität) der Risikoelemente in einem spezifischen Raum<br />
und der Gefährdung durch die Gefahrenelemente (Intensität und Auftretenswahrscheinlichkeit)<br />
als Basis für Entscheidungen bei Unsicherheit. Das Risiko beschreibt dann eine Schadenswahrscheinlichkeit<br />
(vgl. Kap. 2.1).<br />
Vulnerabilität<br />
Die zu erwartende Schädigung an den Risikoelementen in einem spezifischen Raum als mögliche<br />
Konsequenz bei Eintritt der spezifischen Gefahrensituation unter Berücksichtigung der Widerstandsfähigkeit<br />
des Systems. 2 Der Grad der Schadenserwartung lässt sich als absoluter Wert z.B.<br />
monetär oder als relativer Wert auf einer Skala <strong>von</strong> 0 (kein Schaden) bis 1 (Totalschaden) ausdrü-<br />
cken.<br />
1 SMITH (2001: 56) differenziert weiter freiwillig und unfreiwillig eingegangene Risiken. Einige Naturrisiken (z.B. Erdbeben) sind<br />
demnach unfreiwillige Risiken. Dagegen spricht, dass Menschen nicht zwangsläufig in <strong>von</strong> Naturgefahren bedrohten Räumen<br />
leben müssen.<br />
2 Vulnerabilität wird auch definiert als ein Zustand der Verletzlichkeit, der aus physischen, ökonomischen, sozialen und umwelt-<br />
relevanten Prozessen und Rahmenbedingungen resultiert (vgl. ISDR, 2002: 24).