risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...
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Risikodiskurs<br />
Der Nachteil ist aber offensichtlich. Die verantwortlichen Akteure verfolgen ihre eigenen Interes-<br />
sen, und die divergierenden Motive erschweren eine Konsensbildung in der Planung. Der Vorteil<br />
eines integrativen Ansatzes wäre eine optimierte Abstimmung der Arbeiten, so dass alle Akteure<br />
die Resultate verstehen und beurteilen können. Zudem können frühzeitig Wissensdefizite ausgeräumt<br />
und Bedürfnisse hinsichtlich erforderlicher Informationen <strong>von</strong> den Beteiligten artikuliert<br />
werden. Hier ist auch die Wissenschaft aufgefordert, allgemeinverständliche Ergebnisse ihrer Ri-<br />
sikobetrachtungen zu liefern.<br />
Der integrative Ansatz hat aber auch Grenzen. So kann die Partizipation 12 <strong>von</strong> disziplinfremden<br />
Akteuren den Planungs- bzw. Untersuchungsprozess aufgrund unüberwindbarer Dissensen be-<br />
hindern oder sogar zum Erliegen bringen. Eine methodische Trennung der Segmente unter Nut-<br />
zung der disziplinspezifischen Kenntnisse scheint daher sinnvoll. Das schließt allerdings eine<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Artikulation der disziplinären Bedürfnisse (z.B. an<br />
Informationen) sowie eine kritische Beurteilung der Techniken aller Beteiligten im Rahmen eines<br />
methodischen Optimierungsprozesses nicht aus. Diese positiven Synergieeffekte sollten zukünftig<br />
identifiziert und genutzt werden.<br />
Die Erläuterungen zeigen, dass das Ziel eines integrativen Konzeptes nicht die Auflösung der<br />
Segmente, sondern eine bessere Kommunikation und Kooperation zwischen den Teilbereichen ist<br />
(vgl. HOLLENSTEIN, 1997).<br />
Im Folgenden werden die Akteure und Instrumente sowie die Prozesse, Einflüsse und Resultate<br />
einer integralen Risikobetrachtung kurz dargestellt.<br />
Das Konzept hat seine Gültigkeit nicht nur für die Betrachtung <strong>von</strong> Naturgefahren, sondern ist<br />
auch auf andere Risikotypen anzuwenden. Zudem bietet es allen Beteiligten die Möglichkeit, sich<br />
gängigen Begriffsdefinitionen zu nähern und zu bedienen. Es ist darüber hinaus die Basis für die<br />
vorliegende Arbeit, da hiermit die verschiedenen Verfahren und Arbeitsschritte einer Risikobetrachtung<br />
sowie die interdisziplinären Zusammenhänge verfolgt und dargestellt werden können.<br />
Zentrales Element des Konzeptes ist ein Kooperations-Netzwerk, in dem die Akteure zusammen-<br />
kommen. Hier können Informationen, Bedürfnisse und Ziele hinsichtlich der identifizierten Risiken<br />
artikuliert, ausgetauscht und aufeinander abgestimmt werden.<br />
Als Akteure wirken hier u. a. politische Meinungsträger, Wissenschaftler, privatwirtschaftliche<br />
Unternehmen, Behörden, Interessensverbände sowie die potenziell betroffenen Bürger und die<br />
Medien. Da hier teilweise sehr unterschiedliche und divergierende ökologische, wirtschaftliche<br />
und soziale Interessen in Einklang gebracht werden müssen, kommt der Risikokommunikation<br />
im Konfliktlösungsprozess eine besondere Bedeutung zu (s. Kap. 5.1.3.1).<br />
Dieser partizipative Ansatz, etabliert sich im öffentlichen Planungsprozess zunehmend. Hierbei<br />
geht der Begriff über seine Bedeutung als Bürgerbeteiligung hinaus und umfasst vielmehr die<br />
Berücksichtigung aller Interessen bei der Analyse, Bewertung und dem Management <strong>von</strong> Risiken.<br />
12 Partizipation ist hier nicht nur die Beteiligung der Öffentlichkeit an Planungsprozessen, sondern auch die Involvierung <strong>von</strong> Fach-<br />
leuten anderer Disziplinen im methodischen Arbeitsprozess.